BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.
2017
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Schwerpunkt Bauen mit Beton
AIV Hamburg Bauwerke des Jahres 2015
AIV Oberhessen Förderpreis 2016
Münsterländer AIV Studienreise nach Kopenhagen
BAUKULTUR
beton
Beton? Natürlich.
Natürlich temperierend. :LPU NYV LZ [OLYTPZJOLZ :WLPJOLY]LYT NLU THJO[ )L[VU a\ LPULT PKLHSLU )H\Z[VɈ 0T :VTTLY ISLPI[ (\ LU^pYTL ^LP[LZ[NLOLUK KYH\ LU \UK PT >PU[LY ^PYK 0UULU^pYTL PT 9H\T NLOHS[LU :V LU[Z[LO[ LPU HUNLULOTLZ 9H\TRSPTH +PLZL RSPTH YLN\SPLYLUKL >PYR\UN RHUU THU TP[ /PSML KLY ZV NLUHUU[LU )L[VURLYUHR[P]PLY\UN UVJO LɉaPLU[LY NLZ[HS[LU /PLY LYMHOYLU :PL TLOY! www.beton.org / temperierend oder QR-Code einscannen
editorial
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LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, alles erdenklich Gute für das neue Jahr 2017, Gesundheit, beruflichen Erfolg und Wohlergehen. Das zurückliegende Jahr hat uns vor Augen geführt, dass viele Dinge gar nicht mehr so selbstverständlich sind, wie wir das lange geglaubt haben. Die Europäische Union ist auf eine extrem harte Probe gestellt worden: Die nach wie vor schwelende Krise in Griechenland, Krieg im benachbarten Nahen und Mittleren Osten, immer wieder harte Debatten mit der Türkei, Brexit, Referendum in Italien und die Präsidentenwahl in Österreich. Das nun begonnene Jahr wird uns politisch nicht weniger beschäftigen mit Präsidentschaftswahlen in Frankreich, Parlamentswahlen in den Niederlanden, Landtagswahlen u. a. in Nordrhein-Westfalen oder im Herbst die Bundestagswahl. Hierfür haben wir bereits so genannte Wahlprüfsteine im Berliner Gesprächskreis der Kammern und Verbände abgestimmt. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand noch nicht fest, ob der Wahltag sogar mit unserem DAI Tag vom 22.–24.9.2017 in Münster zusammenfällt. Dazu lesen Sie im Heft weitere Hinweise – auch im Nachgang des DAI Tages 2016 in Aschersleben. Eine im Übrigen sehr gelungene Veranstaltung, deren Eindrücke Sie auf unserer Web-Seite unter www.dai.org finden. Wir haben im Plenum der Mitgliederversammlung eine Erklärung zur Vergaberechtsreform abgegeben, die wir öffentlich vorgestellt haben und die unsere Mitglieder für ihre Vereinsarbeit nutzen können. Auf den DAI Tag in Münster möchte ich an dieser Stelle prominent hinweisen. Zum einen sind die Vorbereitungen sehr weit fortgeschritten. Zum anderen fällt der Verbandstag zusammen mit der nur alle 10 Jahre in Münster stattfindenden internationalen Skulpturenausstellung. Unter www.skulpturprojekte.de können Sie sich umfassend informieren. Das heißt für uns, dass in der Stadt viel los sein wird. Tragen Sie darum bitte rechtzeitig Sorge für Anmeldung und Unterkunft. Die Baukultur beschäftigt uns weiterhin sehr. Viele unserer Kollegen konnten neue Impulse beim Konvent der Baukultur Anfang November in Potsdam mitnehmen. 10 Jahre Bundesstiftung Baukultur haben viele Akzente gesetzt. Dennoch bleibt viel zu tun. Nur einmal eine Zahl im Vergleich: Der Förderverein Bundesstiftung Baukultur konnte jüngst das 1.000 Mitglied aufnehmen. Der ADAC hat knapp 19 Mio. Mitglieder. Das soll uns nicht schrecken, macht aber deutlich, wie viel theoretisch noch zu tun bleibt. Wann wird Architektur zu Baukultur? Da ist umfassende Kommunikation erforderlich. Allerdings liefert die Architektur selbst auch Anlass für die Kommunikation: Ein Gebäude
braucht Würde und Angemessenheit hinsichtlich der Nutzung und des Erscheinungsbildes. Die unmittelbare Umgebung und Nachbarschaft spielen eine Rolle. Hat man sich in der „Phase Null“, wie die Bundesstiftung Baukultur es nennt, auch mit Anrainern ausgetauscht oder stellt man diese nur vor vollendete Tatsachen? Wie integriert sich das geplante und dann gebaute Objekt? Nimmt es die Bezüge auf, die vorhanden sind, sich aber nicht sofort jedem auf den ersten Blick erschließen? Wie ist die Gestalt eines Gebäudes? Stimmen Proportionen, Farben, Materialien? Das ist heute mehr denn je wichtig. Menschen erwarten in Gebäuden offene, helle und kommunikationsfreundliche Räume, die sie sich auf natürliche Weise erschließen können. Wer die oft dunklen und tageslichtfernen Gänge in mitunter 100 Jahre alten öffentlichen Gebäuden kennt, weiß, wovon ich schreibe. Diese Themen zu transportieren und vor allem auch der jüngeren Generation zu vermitteln, ist die zentrale Aufgabe aller Architektur- und idealerweise Baukulturschaffenden. Von Baukultur sollten wir nur dann sprechen, wenn diese genannten Aspekte angemessen berücksichtigt wurden. Aber Baukultur ist nicht nur ein Thema für große Städte, Ballungszentren oder gar Eliten. Wir sind froh, dass der Baukulturbericht 2016/17 – der zweite seiner Art mit parlamentarischem Durchlauf – ländliche Räume wie auch die vielen kleineren Städte und Gemeinden im Land behandelt. Für den Zusammenhalt der Bevölkerung ist es immens wichtig, dass die Großstädter nicht abheben und die Bewohner ländlicher Gegenden sich nicht abgehängt fühlen. Denn dann kommt es genau zu dem Phänomen, das wir gerade vielfach politisch erleben: „Denen da oben zeigen wir‘s jetzt mal!“ Fraglos liegt ein spannendes Jahr vor uns. Persönlich wünsche ich Ihnen – das kann man nicht oft genug wiederholen – in erster Linie Gesundheit und Wohlergehen. Das ist und bleibt das wichtigste. Weiterhin freue ich mich, wenn Sie dem DAI und der BAUKULTUR gewogen bleiben und uns unterstützen, weiterhin für die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe einzutreten. Baukultur hat viel Zukunft, und wir sind alle aufgerufen, diese zu gestalten. Herzlichst Ihr
Prof. Christian Baumgart DAI Präsident
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DAI in deutschland
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Kiel
Pinneberg
DAI Ehrenpräsident Hans-Martin Schutte feierte seinen 80. Geburtstag
Osnabrück
Dortmund
Ende August 2016 feierte DAI Ehrenpräsident Hans-Martin Schutte seinen 80. Geburtstag. Eine Würdigung seines Schaffens lesen Sie auf Seite 10 dieser Ausgabe. Das DAI Präsidium wünscht Hans-Martin Schutte auf diesem Wege nochmals alles Gute und setzt weiterhin auf seine wertvollen Hinweise für die Verbandsarbeit!
Düsseldorf
Oberhessen
Wiesbaden Aschaffenburg Bamberg
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Saar
Nürnberg
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DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein
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DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe
DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe
AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg
AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oberrheinischer AIV Freiburg Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg
inhalt
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Rubriken Nachrichten Wirtschaft + Recht Kolumne Bundesstiftung Baukultur
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DAI aktuell Aus dem Präsidium Großer DAI Preis für Baukultur 2016
14–17 14–15 16 16–17
DAI regional AIV Hamburg: Bauwerke des Jahres 2015 AIV Oberhessen: Förderpreis 2016 Münsterländer AIV: Studienreise nach Kopenhagen
18–35 18–19 20–21 22–23 24–25 26–27 28–29 30–31 32 34–35
Schwerpunkt: Bauen mit Beton Neue U-Bahn-Linie in Düsseldorf Pfarrheim in Ingolstadt Weingut in Würzburg Bürogebäude in Besigheim Wohn- und Geschäftshaus in Ulm Erweiterung des Kunstmuseums in Chur Seminargebäude in Gießen Umgestaltung eines Verwaltungsgebäudes in München Massive Wohnbauplatte
36–46 36–37 38–39 40 41 42 43 44 45 46
Advertorials | Anzeigen Hering Bau GmbH & Co. KG: Maßgefertigter Architekturbeton Concrete Rudolph GmbH: Das Green Code Konzept feco Innenausbausysteme GmbH: Furnier ergänzt Beton Liapor GmbH & Co. KG: Warmes angenehmes Ambiente Rieder Smart Elements GmbH: Lösungen für Gebäudehüllen HeidelbergCement AG: Ökologische Ästhetik Jäger Betonwerk GmbH & Co.KG: Lüftungsschächte aus Betonfertigteilen Kann GmbH: Edel samtiges Pflaster KLB Klimaleichtblock GmbH: Fester Beton füllt den Stein
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Titel: Weinkeller des Weinguts am Stein in Würzburg (Foto: IZB/Falk)
Editorial Christian Baumgart DAI in Deutschland Inhalt
Autoren | Vorschau | Impressum
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nachrichten
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austausch in den Mittelpunkt und informiert in einer Ausstellung über Produkte und Dienstleistungen rund um die Betoninstandsetzung. www.lib-nrw.de BAU 2017 Die BAU 2017 geht vom 16.–21.1.2017 in München mit 4 Leitthemen an den Start: „Intelligente Fassade“, „Digital Planen, Bauen und Betreiben“, „Vernetzte Gebäude“ und „Bauen und Wohnen 2020“. Im Forum „Architekt und Industrie im Dialog“ diskutieren Architekten gemeinsam mit Industrievertretern die neuesten Produktentwicklungen und Trends. Im Forum „Zukunft des Bauens“ werden Projekte internationaler Architekten präsentiert. Diverse Sonderschauen und ein umfangreiches Rahmenprogramm bieten Einblicke in eine große Themenvielfalt. www.bau-muenchen.com Technik des Sichtbetons Den aktuellen technischen Stand bei der Planung und Ausführung von Sichtbetonflächen beleuchtet die vom InformationsZentrum Beton vorgelegte, überarbeitete Ausgabe des Handb u c h s „Te c h n i k des Sichtb e t o n s“. Angesichts der aktuellen Entwicklung in der Praxis wurde das Buch, das in den Vorausgaben nur die Herstellung glatt geschalter Sichtbetonflächen behandelt hat, in der Neuauflage um andere Arten der Flächengestaltung erweitert. Damit gewinnt u. a. die Fertigteilbauweise thematisch an Raum und Aktualität. Martin Peck, Diethelm Bosold, Thomas Bose: Technik des Sichtbetons, Düsseldorf 2015. www.betonshop.de Betoninstandhaltung Die Landesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken NRW e.V. veranstaltet am 9.2.2017 in Dortmund das Symposium „Betoninstandhaltung heute für die Zukunft“. Es stellt den Erfahrungs-
Concrete Design Competition Im Rahmen des für das Studienjahr 2016/17 ausgelobten Wettbewerbs werden unter dem Thema „surface“ Ideen zur Gestaltung von Betonoberflächen gesucht. Surface steht dabei für die räumliche Begrenzung als gestaltprägendes Element jeder plastischen Form, für die Vermittlung zwischen einem Körper und seiner Umgebung, für Innen und Außen. Eingereicht werden können Objekte, Bauteile und Gebäudeentwürfe, aber auch stadtund landschaftsplanerische Projekte. Zugelassen sind Studierende der Fachbereiche Architektur, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung, Gestaltung und verwandter Disziplinen an deutschen Hochschulen; außerdem Absolventen, deren Abschluss nicht länger als ein Jahr zurückliegt. Abgabetermin ist der 12.6.2017. www.beton.org Die Betonkanu-Regatta 2017 findet am 9.6.2017 auf der Regattastrecke Fühlinger See in Köln statt. Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Betonund Bootsbautechnik, sportlichem Wettkampf und vor allem viel Spaß. Die Teilnehmer kommen von Fachhochschulen, Universitäten und anderen Institutionen, an denen Betontechnik gelehrt wird. Vor dem Wettkampf muss ein Kanu aus Beton gebaut werden, das robust und wasserundurchlässig ist und den harten Bedingungen eines Rennens standhält. Alle Informationen über die Teilnahmebedingungen, die Regeln für den Bau, Wettkampfbestimmungen, Beurteilungskriterien und Preise gibt es in der Ausschreibung. www.betonkanu-regatta.de Architects Darling Award Im November erhielt die Facebookseite des InformationsZentrums Beton (facebook. com/beton.org) erneut den Architects Darling Award Gold in der Kategorie „Beste Social Media Präsenz im Bauwesen“. Die Gewinner der 23 ProduktAwards sowie der 9 Jury-Awards wurden von ca. 1.600 Architekten und Planern in einer groß angelegten Befragung der Heinze Marktforschung gewählt.
BIG - Bjarke Ingels Group: Dänischer Pavillon, Weltausstellung Shanghai 2010 (Foto: © Iwan Baan)
Das große Engagement des InformationsZentrums Beton in den sozialen Netzwerken zahlt sich aus: Den Meldungen folgen mittlerweile über 15.000 Betonfans. www.beton.org The Brutalist Playground Die Architektur des Brutalismus ist eine in den 1950er Jahren in Großbritannien begründete, umstrittene Tendenz der Nachkriegsmoderne, die mit expressiven Gebäudeformationen aus rohen und schweren Materialien eine kompromisslose Formensprache hervorgebracht hat. Im ganzen Land entstanden
damals von Beton geprägte Großsiedlungen mit teils eigenwillig gestalteten Kinderspielplätzen, welche diese Ausstellung wiederentdeckt. Sie ist vom 14.1.–16.4.2017 im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen. www.design-museum.de Ausstellung Bjarke Ingels Group Die Ausstellung „Hot to Cold. An Odyssey of Architectural Adaptation“ im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt nimmt den Besucher mit auf
Wohnhochhaus „VIA 57 West“ von BIG - Bjarke Ingels Group (Foto: © Kirsten Bucher)
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die Reise von den heißesten bis zu den kältesten Orten der Welt und zeigt, auf welche Weise die Entwürfe der Bjarke Ingels Group aus Kopenhagen von den jeweiligen kulturellen und klimatischen Kontexten geprägt werden. Unter klimatisch extremen Bedingungen dient die Architektur in erster Linie dem Schutz vor Hitze oder Kälte, in gemäßigter Umgebung gibt es Spielraum für kulturelle, programmatische und politische Einflussfaktoren auf die Gestaltung der Gebäude. Noch bis 12.2.2017 werden 60 der jüngeren Projekte von BIG präsentiert. www.dam-online.de Ausstellung Best Highrises Alle zwei Jahre wird der Internationale Hochhaus Preis an ein herausragendes Gebäude vergeben, das sich durch besondere Ästhetik, zukunftsweisende Gestaltung, aber auch innovative Technik und Wirtschaftlichkeit auszeichnet. Aus über 1.500 Hochhäusern weltweit hat das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt 30 herausragende Bauten nominiert, aus denen 5 Finalisten und schließlich das Gewinnergebäude, das Wohnhochhaus „VIA 57 West“ in New York, gewählt wurden. Die Ausstellung stellt noch bis zum 15.1.2017 alle nominierten Bauten vor. www.dam-online.de Dieter Rams. Modular World Dieter Rams ist einer der einflussreichsten deutschen Designer der letzten Jahrzehnte. Seine Entwürfe für die Firma Braun sind legendär, seine Thesen über Design heute aktueller denn je. Noch bis 12.3.2017 präsentiert das Vitra Design Museum in Weil am Rhein eine Ausstellung über sein Werk, darunter vor allem Möbelentwürfe. Ergänzt wird die Schau durch historisches Bildmaterial und ein Video-Interview, in dem Rams seine Gestaltungsphilosophie erläutert. www.design-museum.de Peter Cook Retrospektive Bis zum 12.2.2017 zeigt die Tchoban Foundation – Museum für Architekturzeichnung – in Berlin eine Wechselausstellung zum Schaffen von Peter Cook. Die Retrospektive ist dem zeichnerischen Werk des britischen Architekten gewidmet, der 2016 seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Sie bietet Einblick in sein Werk von 1968 bis heute, von Archigram bis CRAB, von Plug-In City bis Hid-
DIALOG Klaus W. König
Peter Cook: Veg House, Stage 5, 2001, Druck, koloriert mit Aquarell (Foto: © Peter Cook)
den City. Peter Cook gilt als einer der führenden Köpfe von Archigram. www.tchoban-foundation.de Vortragsreihe 12+12 Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst präsentiert bis 18.10.2017 die Vortragsreihe „12+12“ zu ausgewählten zeitgenössischen Sakralbauten in Deutschland nach 2000. Der Titel 12+12 verweist auf das inhaltliche Konzept: In 12 Monaten stellen 12 Architekten jeweils ein realisiertes Projekt aus dem Sakralbau wie auch ein weiteres Bauwerk von der Antike bis zur Gegenwart vor, das für ihre Arbeitsweise richtungsweisend ist. Die Veranstaltung erfolgt in Kooperation mit dem BDA Bayern und dem Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung an der Fakultät für Architektur der TU München. www.bda-bund.de Archipendium 2017 Auch im kommenden Jahr erscheint der Architekturkalender Archipendium als einzigartige Zusammenstellung zeitgenössischer Baukultur. Jedes einzelne der 365 Kalenderblätter liefert alle wesentlichen Informationen zu jeweils einem Architekturprojekt in Wort, Bild, Plan und Grundriss. Arbeiten von jungen Büros werden ebenso dargestellt wie Bauwerke renommierter Architekten. Die Mischung der weltweit ansässigen Architekturbüros erzeugt einen umfassenden Überblick über das aktuelle Baugeschehen. www.archipendium.com
Constanze A. Petrow
LIEBLINGSPLÄTZE ZWISCHEN EMOTION UND FUNKTION Was Menschen von moderner Stadtplanung erwarten.
Stefan Forster
JETZT ONLINE REGISTRIEREN 30. MÄRZ 2017 UNION HALLE IN FRANKFURT Vier Top-Referenten, eine renommierte Location in Frankfurt und interessante Gespräche warten auf Sie. Sichern Sie sich jetzt online Ihre Teilnahme auf www.kann.de/dialog. Alle weiteren Informationen zum KANN DIALOG erhalten Sie auf unserer Website oder per Mail an dialog@kann.de.
Jochen Schweizer
www.kann.de
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wirtschaft + recht
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§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.
NEUES AUS DEM... ...Immobilien- und Baurecht
...Vergaberecht
Vereinbarung einer Baukostenobergrenze deckelt auch durchsetzbaren Honoraranspruch des Architekten!
Die produktspezifische Ausschreibung ist erlaubt, wenn sie sachlich gerechtfertigt ist!
Der Bundesgerichtshof hatte über eine Honorarklage einer Architektin zu entscheiden. Die Beklagte baute ein Betriebsgebäude zu einem Geschäfts- und Wohnhaus um. Die klagende Architektin wurde mit den erforderlichen Architektenleistungen beauftragt. Bei ihrer Honorarermittlung nach den Mindestsätzen der HOAI legte die Architektin die tatsächlich angefallenen anrechenbaren Kosten zugrunde. Die Beklagte verteidigte sich mit dem Einwand, die Parteien hätten eine Baukostenobergrenze vereinbart, welche durch Verschulden der Architektin erheblich überschritten worden sei. Aus diesem Grund seien der Honorarberechnung der Architektin Baukosten maximal in Höhe der zwischen den Vertragsparteien vereinbarten Kostenobergrenze als anrechenbare Kosten zugrunde zu legen.
Die Vergabekammer Sachsen hat mit Beschluss vom 30.08.2016 (1/SVK/016-16) dargestellt, unter welchen Voraussetzungen die produktspezifische Ausschreibung erlaubt ist.
In seiner Entscheidung vom 06.10.2016 (VII ZR 185/13) führte der Bundesgerichtshof zunächst aus, dass die Beklagte die Vereinbarung einer Baukostenobergrenze und deren Überschreitung beweisen müsse. Sollte ihr dies jedoch gelingen, entspräche die Planungsleistung der Architektin nicht der vereinbarten Beschaffenheit. Bei einer verschuldeten Überschreitung der vereinbarten Baukostenobergrenze stünde der Beklagten ein Schadenersatzanspruch nach §§ 634 Nr.4, 280 Abs. 1 BGB zu. Ein Teil des Schadens sei die Differenz zwischen dem Honorar der Architektin, welches ihr bei Einhaltung der Baukostenobergrenze zugestanden hätte und dem Honorar, welches ihr nun nach den Mindestsätzen der HOAI bei Ansatz der die Baukostenobergrenze überschreitenden anrechenbaren Kosten zustehe. Die Architektin verhielte sich nach Auffassung des Gerichts treuwidrig im Sinne des § 242 BGB, wenn sie die ihr nach den Mindestsätzen der HOAI zustehende Differenz durchsetzen wolle, obwohl sie verpflichtet wäre, das Erlangte im Rahmen des Schadenersatzanspruches sofort wieder herauszugeben (dolo-agit-Einwand).
Die Vergabekammer Sachsen stellt zunächst fest, dass die Auswahl des Beschaffungsgegenstandes der Bestimmungsfreiheit des Auftraggebers unterliegt und dem eigentlichen Vergabeverfahren vorgelagert ist. Das freie Leistungsbestimmungsrecht des Auftraggebers wird allerdings durch den vergaberechtlichen Grundsatz der produktneutralen Ausschreibung beschränkt. Der Auftraggeber darf ausnahmsweise dann von diesem Grundsatz abweichen, wenn die Bestimmung durch den Auftragsgegenstand sachlich gerechtfertigt ist, vom Auftraggeber dafür nachvollziehbare objektive und auftragsbezogene Gründe angegeben worden sind und die Bestimmung folglich willkürfrei getroffen wurde. Die angegebenen Gründe müssen tatsächlich vorhanden sein, und die Bestimmung des Produktes darf andere Wirtschaftsteilnehmer nicht diskriminieren. Außerdem müssen die Gründe, die den Auftraggeber zur Produktspezifizierung bewegen, dokumentiert werden. Im vorliegenden Fall hat die Vergabekammer entschieden, dass keine ausreichende individuelle Begründung für alle produktspezifisch ausgeschriebenen Artikel vorliegt. Es kann auch keinen begründungsfreien, pauschalen, prozentualen Toleranzbereich einer im Übrigen gerechtfertigten produktspezifischen Gesamtvergabe geben. Dies würde in die Zukunft gedacht Missbrauchsfälle produzieren und außer Acht lassen, dass eine den Wettbewerb begrenzende Festlegung des Auftraggebers nur in Ausnahmefällen erfolgen darf. Rechtsanwältin Aline Karrakchou, LL.M.
Im Ergebnis verwies der Bundesgerichtshof den Rechtsstreit an das OLG Jena zur Beweisaufnahme über die strittige Vereinbarung der Baukostenobergrenze zurück. Die Entscheidung verdeutlicht einen weiteren Grund für den Auftraggeber, stets eine Baukostenobergrenze verbindlich vorzugeben, denn so kann auch der Honoraranspruch des Architekten gedeckelt werden. Rechtsanwalt Andreas Labicki Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe, Tel.: 030–880331–231, Fax: 030–880331–100, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May, Tel.: 089–29050–231, Fax: 089–29050–290, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de
kolumne
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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor
BAUKULTURBERICHT 2016/17
Baukultur in Deutschland – Herausforderungen und Chancen in Stadt und Land Es wird derzeit so viel gebaut wie selten zuvor. Masse zählt, Klasse scheint weniger wichtig zu sein. Reagieren wir also nur auf aktuelle Bedarfe und bauen schlicht Häuser und Straßen oder gestalten wir unsere Zukunft durch Städtebau und Stadtbaukunst? Wie steht es um die Baukultur in Deutschland – 10 Jahre nach Gründung der Bundesstiftung Baukultur? Antworten und Perspektiven bot der Konvent der Baukultur 2016, den die Bundesstiftung vom 3.–5.11.2016 in Potsdam veranstaltet hat. Alle zwei Jahre veranstaltet die Bundesstiftung einen Konvent der Baukultur. Er ist Plattform für eine öffentliche Standortbestimmung der Baukultur in Deutschland und bietet Gelegenheit, sich mit Bauschaffenden und Entscheidungsträgern aus Politik, Planung, Wirtschaft, Kultur und Medien auszutauschen und baukulturelle Leistungen zu würdigen. Basislager der Baukultur Den Ausgangspunkt zum Konvent 2016 bildeten 6 offene Foren im Basislager der Baukultur, das sich der „Baukultur im Spannungsfeld gesellschaftlicher Herausforderungen“ widmete. Der Themenrahmen spannte sich vom Klimawandel und grenzüberschreitenden Kooperationen über Bauwirtschaft, Bildungslandschaft und Baukulturvermittlung bis hin zum ersten bundesweiten Treffen von Gestaltungsbeiräten. Das Basislager sei Versorgungs- und Regenerationsstation für beabsichtigte neue Unternehmungen, stellte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, in seiner Begrüßungsrede die Motivation des Auftaktes heraus, mit dem sich die Konventsberufenen und Gäste mit einem inhaltlichen Fundament gesellschaftlich relevanter Themen für die drei Konventstage rüsten konnten. 10 Jahre Bundesstiftung Baukultur Im Rahmen des Konvents 2016 wurde das 10-jährige Jubiläum zur gesetzlichen Errichtung der Bundesstiftung Baukultur in Potsdam gefeiert. „Heute ist die Bundesstiftung ein wichtiger Partner in allen baukulturellen Fragen. Sie wird in der Öffentlichkeit und in der Fachwelt als kompetenter Partner wahrgenommen“, betonte Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks in ihrer Festrede.
rechts Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, eröffnet den Konvent der Baukultur 2016 in Potsdam (Foto: Till Budde für die Bundesstiftung Baukultur)
Konventswahlen und Bericht der Baukultur 2016/17 Am 4.11.2016 gaben die Konventsberufenden in einer anonymen Wahl ihre Stimmen für die neuen Stiftungsrats- und Beiratsmitglieder der Bundesstiftung Baukultur ab. Die Vertreter des Konvents in den Stiftungsgremien spiegeln die unterschiedlichen im Konvent vertretenen Erfahrungsbereiche wider. Alle Konventsmitglieder treten darüber hinaus als „Botschafter der Baukultur“ deutschlandweit unterstützend auf. Danach stellte Reiner Nagel den Baukulturbericht erstmalig der Öffentlichkeit vor. Deutschland ist ein Land der Klein- und Mittelstädte und der ländlichen Räume. Doch welche Perspektiven haben diese Orte angesichts des derzeitigen Booms der Metropolen? Neben einem Blick auf die von Zuwanderung und Wohnungsmangel geprägten Ballungsräume sucht der Baukulturbericht 2016/17 „Stadt und Land“ daher nach baukulturellen Leitbildern für die Räume abseits der Großstädte. Nach der Vorstellung des Baukulturberichts diskutierten die Konventsbesucher an 12 Werkstatttischen die Handlungsempfehlungen des neuen Berichts und machten erste Vorschläge für dessen Umsetzung. Rahmenprogramm Im Rahmenprogramm wurde die Fotoausstellung „Perspektive.Land.Stadt“ in Kooperation mit architekturbild e.V. in Potsdam eröffnet. Der Kulturabend „Stadt der Zukunft: Land in Sicht“ in Kooperation mit dem Hans Otto Theater lieferte einen weiteren Perspektivwechsel mit künstlerischen Mitteln auf die Themen des Konvents. Und abschließend wurden Exkursionen ins Berliner Umland geboten. Mathias Schnell www.bundesstiftung-baukultur.de/veranstaltungen/35-november-potsdam
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DAI aktuell
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AUS DEM PRÄSIDIUM Hans-Martin Schutte 80 Jahre Am 24.8.2016 vollendete DAI Ehrenpräsident Hans-Martin Schutte sein 80. Lebensjahr. Geboren in Fürstenwalde, lebte die Familie bedingt durch die beruflichen Versetzungen des Vaters – Beamter der Wasserstraßenverwaltung – in Potsdam, Cuxhaven und seit 1950 in Oldenburg, wo Hans-Martin Schutte 1956 das Abitur ablegte. Nach dem Wehrdienst studierte Schutte an der Technischen Hochschule Hannover Bauingenieurwesen und absolvierte anschließend die Referendarausbildung. 1966 trat er in den Dienst seiner Heimatstadt Oldenburg. 1975 wurde Hans-Martin Schutte hier zum Stadtbaurat gewählt. Diese Aufgabe hat er nach zweimaliger Wiederwahl 26 Jahre lang wahrgenommen. Von 1974–2000 war Hans-Martin Schutte Vorsitzender des Architekten- und Ingenieurvereins Oldenburg, der 1871 zu den 14 Gründungsmitgliedern des DAI gehörte. Dem DAI ist Hans-Martin Schutte seit über drei Jahrzehnten verbunden. Er war DAI Präsident, DAI Vizepräsident und zeitweilig auch DAI Geschäftsführer. Auf dem DAI Tag in München hat die Mitgliederversammlung beschlossen, ihn zum DAI Ehrenpräsidenten zu wählen.
DAI Aktivitäten 2017 Nach dem DAI Tag im September in Aschersleben fand Ende Oktober 2016 ein weiteres DAI Regionaltreffen statt, dieses Mal in der Region „Mitte“ in Frankfurt am Main auf Einladung von Axel Bienhaus, dem Vorsitzenden des AIV Frankfurt. Zusammen mit Vertretern aus den AIVen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wurden u. a. aktuelle Entwicklungen in der Berufspolitik sowie mit Blick auf die DAI Mitgliedsvereine diskutiert. Zudem wurde auf bereits vorgeplante Aktivitäten des DAI für das Jahr 2017 hingewiesen. Diese hat das DAI Präsidium in einer Telefonkonferenz Anfang November vertieft:
Neben diversen Messebesuchen und Regionaltreffen wird der DAI Tag in Münster vom 22.–24.9.2017 eine besondere Rolle spielen. Wegen der parallel in Münster stattfindenden internationalen Skulpturenausstellung bitten die Organisatoren um frühzeitige Buchungen. Alle Informationen stehen auf der Web-Seite des DAI unter www.dai.org zur Verfügung. Die Internationale Fachexkursion 2017 soll im Herbst zu den gewohnten Terminen nach Südafrika führen. Auch hier finden Sie bereits online alle notwendigen Hinweise. Udo Sonnenberg
GROSSER DAI PREIS FÜR BAUKULTUR 2016 Der Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine DAI hat das Stuttgarter Architektenpaar Prof. Arno Lederer und Jórunn Ragnarsdóttir mit dem Großen DAI Preis für Baukultur 2016 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Verbandstagung am 24.9.2016 in Aschersleben statt. Die Danksagung von Prof. Arno Lederer auf die Laudatio von Prof. Ralf Niebergall geben wir hier in gekürzter Form wieder. Die vollständige Version ist auf der DAI WebSeite unter www.dai.org zu finden. Lieber Herr Niebergall, so schön hat noch nie jemand über unsere Arbeit gesprochen. Ihre Laudatio ist für uns ein Labsal. Vielen Dank. Lieber Herr Prof. Baumgart, lieber Herr Michelmann, sehr geehrte Damen und Herren, zur Reihe der großen Architekten und Ingenieure, die mit dem Großen DAI Preis für Baukultur bislang ausgezeichnet wurden, zu gehören, ist für uns eine große Ehre. Es ist, ja es wird vermutlich die höchste Auszeichnung sein, mit der
unsere Arbeit ausgezeichnet wird. Und das betrifft nicht nur uns beide, die hier stehen, sondern das gesamte Büro, Marc Oei ebenso wie die Geschäftsführerin und alle Mitarbeiter. Dafür sind wir Ihnen außerordentlich dankbar. Das besondere daran ist, dass wir beide als Partner, die seit über 33 Jahren zusammenarbeiten, den Preis erhalten dürfen. Zur erwähnten Reihe großer Namen tritt nun der einer Frau hinzu. Das ist ein gutes Zeichen für die Zunft der Architekten und Ingenieure, aber auch für die Gesellschaft insgesamt. [...] Natürlich: Neben der Freude über die Auszeichnung beschäftigt uns die Frage, „Warum gerade wir“? Gibt es doch in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen,
DAI aktuell
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rechts Das Architektenpaar Jórunn Ragnarsdóttir und Arno Lederer erhält im Rahmen des DAI Tages in Aschersleben den Großen DAI Preis für Baukultur 2016 (v.l.n.r.): Andreas Michelmann, Jórunn Ragnarsdóttir, Arno Lederer, Prof. Ralf Niebergall, Prof. Christian Baumgart
die ebenso wie wir mehr oder weniger erfolgreich versuchen, unsere Orte, ihre Straßen und Plätze, mit Gebäuden zu ergänzen, die den öffentlichen Raum als eine res publica betrachten, also als eine Sache, die der Gemeinschaft dient. Wir umschreiben das gerne mit den Worten: „Wer ein Innen baut, baut auch ein Außen, oder das Äußere unserer Wohnungen ist das Innere der Stadt“. Aus dieser Einsicht haben wir unsere Arbeit unter das Motto gestellt: Zuerst die Stadt, dann das Haus. Und so ist u. a. auch dieses Bildungszentrum in Aschersleben entstanden. [...] Die Architekten haben in den letzten 100 Jahren nicht gerne über Schönheit gesprochen. Man hat sich geradezu gewunden, diesen nicht quantifizierbaren Wert auf das Bauen anzuwenden. Funktion, Zweck und Ökonomie haben berechenbare Eigenschaften. Schönheit ergebe sich als Folge einer in sich geschlossenen, wissenschaftlich-technischen Berechnungsmethode quasi von selbst. Schönheit billigte man den Maschinen zu, vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als den Leistungen, die wir eher den Ingenieuren zuschreiben. Nicht umsonst kehren die Formen der Flug- und Fahrapparate in der Immobilie wieder, deren Eigenschaft, so der Widerspruch, den Gegensatz zu dem Mobilen darstellt. [...] Bis heute huldigt ein Teil der Architektur dieser wissenschaftlich-technischen Auffassung, ohne den Widerspruch, der darin steckt, sehen zu wollen. Noch immer faszinieren Baukörper oder Fassaden die Menschen, die so atemberaubend aussehen, als hätten sie keine Probleme mit der Schwerkraft und seien Vorboten für einen Traum, der die Besiedelung des Weltraums zum Inhalt hat. Diese Architektur distanziert sich für jeden sichtbar zu dem, was bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch Gültigkeit hatte: Das Weiterbauen nach den vitruvianischen Regeln, die über viele Jahrhunderte die Kontinuität des Bauens bestimmt hatten. Zwar konnte auch der einigermaßen gebildete Bürger den Unterschied von Stilepochen ausmachen, [...] aber alles baute auf dem Kanon der „Baukunst in 5 Jahrtausenden“ auf, wie Hans Koepf seine vielgelesene Architekturgeschichte übertitelte. Der Bruch, der der Grund für die großen Auseinandersetzungen ist, die die Architekturtheorie und -kritik beschäftigt, nämlich, ob er richtig war oder ob wir zu einer Baukunst zurückkehren sollten, wie sie vor dem Bruch durch die Moderne der Maßstab war, hat unmittelbar mit dem Namen dieses Vereins zu tun, dem wir unsere Auszeichnung heute verdanken: Mit dem Begriff des Architekten, wie er seit dem
Altertum gehandelt wird, und dem des Ingenieurs, der sich erst im 18. Jahrhundert, vor allem aber im 19. Jahrhundert herausentwickelt hatte. Beim ersten Architekten, den uns die Geschichte nennt, handelt es sich um Imhotep, der für den ägyptischen König Djoser 2600 v. Chr. die bekannte Stufenpyramide errichtete. Auch Daidalos, diese etwas schillernde Sagenfigur der Griechen, benutzten Architekturzünfte gerne als Leitfigur. Und schließlich natürlich Vitruv, der römische Architekturschreiber, von dem manche sagen, er selbst sei ein eher mittelmäßiger Architekt gewesen. Vielleicht trug dies [...] dazu bei, dass er den Architekten als einen Menschen beschrieb, der von allem etwas, aber nie über dieses Etwas genau Bescheid wisse. „Wem die Natur so viel Geschicklichkeit, Scharfsinn und Gedächtnis gegeben hat, dass er Geometrie [...] samt den anderen Wissenschaften aus dem Grunde erlenen kann, der bleibt nicht beim Baukünstler stehen; sondern wird ein Mathematiker [...].“ Wäre Vitruv ein Kind der beiden letzten Jahrhunderte, wir könnten annehmen, er hätte den Ingenieur an Stelle des Mathematikers gesetzt. So richtig entsteht der Beruf des Ingenieurs [...] erst mit der Industrialisierung. Die Vitruvs, Albertis oder Schinkels fehlen in der Ingenieurgeschichte. Vielleicht ist es auch die Beschäftigung und Ausbildung der systematischen und theoretischen Bearbeitung technischer Fragestellungen und Lösungen, die weniger Anlass zu ästhetisch-philosophischen Auseinandersetzungen ermöglicht. Vielleicht ist es auch diese Zielgerichtetheit, der Umgang mit Zahlen und Fakten, die den Interpretationen und Glaubensfragen keinen Raum geben. Ingenieure sind Menschen der Moderne, Architekten dem Typ nach Menschen der Vormoderne. Dem unaufhaltbaren Siegeszug von Naturwissenschaften und Technik hatte die Architektur nichts entgegenzusetzen. Vielleicht versuchte sie sich deshalb ihrerseits vom Erfolg der Ingenieure leiten zu lassen, der sich auf dem Begriff des Fortschritts, dessen Merkmal eine stetige Verbesserung versprach, gründete. Dabei bedeutet das Wort Fortschritt nicht grundsätzlich, dass die Dinge besser werden. Sie ändern sich nur. [...] Zunächst aber [...] ist der Ingenieur das Gegenteil des wort- und zeichen- und formgewandten Schwadroneurs, der sich anfangs noch in der Kunst sehr wohl fühlte. Dem Ingenieur vertraut man, dem Architekten kann man bestenfalls glauben. [...]
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Prof. Ralf Niebergall, Präsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt und Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer, hält die Laudatio
DAI Preisträger Prof. Arno Lederer bei seiner Dankesrede
Dass Architektur eigentlich nichts mit Kunst zu tun hat, schreibt Adolf Loos unserem Berufsstand 1921 ins Stammbuch: „Die Architektur gehört nicht unter die Künste. Nur ein ganz kleiner Teil der Architektur gehört der Kunst an: das Grabmal und das Denkmal. Alles, was einem Zweck dient, ist aus dem Reiche der Kunst auszuschließen!“ Seitdem argumentieren die Architekten, gestützt auf ihre vermeintliche Theorie, außerhalb künstlerischer Inhalte. Vermeintlich belegbar werden ihre Formschöpfungen durch quantifizierbare Werte, die Funktion, die Ökonomie und die Technik betreffend, untermauert. Hilflos gegenüber den fundierten Beweisführungen der Ingenieure, die sich in allen diesen Feldern als Spezialisten und damit verlässliche Partner des Bauens von Stadt und Haus etabliert haben. So kommt es letztendlich zum Fakt, dass [...] zum Beispiel die Nebenkosten beim Bauen seit den 1980er-Jahren um teilweise über 30 % gestiegen sind. [...] Und auch die Baukosten sind in den vergangenen 20 Jahren um über 40 % gestiegen, wie eine große Tageszeitung [...] herausfand. Sie [...] sieht den Grund im zunehmenden technischen Anspruch, der u. a. an die Ihnen allen bekannten Themen, wie z. B. Brandschutz, Kostenoptimierung oder Energieeinsparung und an unzählige andere Fachgebiete, gestellt wird.
den Homo Faber, was so viel bedeutet wie der „machende Mensch“, dem Homo Ludens gegenüber, wie ihn Schiller in seinen Briefen zur ästhetischen Erziehung beschreibt. [...]
Allzu häufig wird in Preisgerichten der Vorwurf erhoben, die Funktion sei doch viel wichtiger als die Architektur. Damit sind die Kosten, die Einhaltung von Vorschriften und Gesetzen und alle anderen Bedingungen gemeint, die in langen Zahlenwerten und Organigrammen aufgeführt sind. So, als Spezialist auf das Designen der Dinge reduziert, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die Kritik an der Unwirtlichkeit unserer Städte [...] noch lange nicht überwunden ist und [...] eher noch zugenommen hat. Es gibt [...] sicher genügend Häuser, die bestens funktionieren, die beste Messwerte haben und bei denen man sich fragt, warum niemand so recht drin wohnen will. Warum wohl? Weil ein Haus eben doch keine Maschine ist. [...] Thema des Homo Faber, jenes großen Romans von Max Frisch, ist das Schicksal des Ingenieurs Walter Faber, der lediglich den Zahlen und dem technischen Fortschritt glaubend als Mensch kläglich versagt. Die Vorstellung, die Welt sei durch Technik zu retten, ist absurd, genauso wie der Kunst alleine das auch nicht gelingen wird. Frisch stellt
Es stellt sich [...] die Frage, wie wir, bezogen auf das Bauen mit dem Erbe der Moderne umgehen wollen. Tatsächlich bewundern noch heute viele Architekten und Ingenieure den Mut und die Visionen der frühen Moderne. Etwa die Zeichnungen von Ludwig Hilberseimer oder die Schriften von Hannes Meyer. „Das neue Haus ist […] ein Industrieprodukt und als solches ist es ein Werk der Spezialisten. Der Architekt war Künstler und wird ein Spezialist der Organisation.“ Man braucht nicht dreimal raten, auf welchen Rechnern dieses Thema, also das der Organisation, heute bearbeitet wird: auf jeden Fall kaum in den Architekturbüros selbst. Wenn wir die an einer Planung beteiligten Ingenieure und Facharchitekten zu Besprechungen einladen, sitzt eine Runde von oft bis zu 20 und mehr Personen zusammen, die versuchen, aus der babylonischen Sprachverwirrung zu einem für alle gemeinsamen Nenner zu kommen. Ähnlich geht es bei den Ämtern von Land und Stadt oder bei privaten Baugesellschaften zu. Die eigentliche Kunst der Architektur besteht in der Fähigkeit, jenseits der Vielzahl der einzelnen Sparten, die mit Müssens-, Sollens- und Wollensbekundungen je nach Durchsetzungsstärke ihren Part zum Nichtgelingen von Architektur beitragen, eine Lösung zu finden, die einigermaßen dem Anspruch gerecht wird, den Sie im DAI mit dem Begriff der Baukultur überschreiben. Baukultur bedeutet aber ein Denken in gesamtheitlichen Zusammenhängen. Sie kann nur durch Menschen verbessert werden, die im vitruvianischen Sinn, wie wir eingangs sagten, von allem etwas, aber nie über dieses Etwas genau Bescheid wissen. Spezialisten sind der Feind der Baukultur. Sie gehört in die Hände von Generalisten. Alberti [...] schreibt im 9. Band seiner Zehn Bücher über die Baukunst u. a. über „Ernst und die Schwierigkeit des Architektenberufs: Eine große Sache ist die Architektur, und es kommt nicht allen zu, eine so gewaltige Sache in die Hand zu nehmen. Einen hohen Geist, unermüdlichen Fleiß, höchste Gelehrsamkeit und größte Erfahrung muss jener besitzen und vor allem eine ernste und gründliche Urteilskraft und Einsicht haben, der es wagt, sich Architekt zu nennen. [...]
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bringen. Oder, wie Alberti sagt, die Fähigkeit „in Gedanken und Gefühl“ einen Plan zu entwickeln, zeichne gute Architekten aus.
Der Bronzekubus, der den Großen DAI Preis für Baukultur symbolisiert, stammt von dem Berliner Künstler Emanuel Scharfenberg (1932–2006)
Denn gebaut zu haben, ist ein Ding der Notwendigkeit; passend gebaut zu haben, ist sowohl von der Notwendigkeit als von der Nützlichkeit abhängig. Jedoch so gebaut zu haben, dass es die Vornehmen billigen, die Bescheidenen aber nicht von sich weisen, das geht nur von der Erfahrung eines gebildeten, wohlberatenen und sehr überlegten Künstlers aus.“ Doch, wir benötigen weiterhin Spezialisten. Aber wir müssen, wollen wir unsere gebaute Umwelt verbessern, ein spartenübergreifendes Denken und Fühlen, wenn Sie so wollen, das Modell der Vormoderne mit dem der Moderne in Einklang
Und wenn wir zum Schluss kommen, es sei, nein es ist das Gefühl, das uns für die Stadt, für das Haus und seine Räume abhanden gekommen ist, dann ist es, über die Zahlen hinaus, genau dieses Gefühl, das uns in der Architektur leitet. Insofern deckt sich unsere Vorstellung mit jener von Jörg Schlaich, der anlässlich seiner Ehrung durch den Großen DAI Preis für Baukultur seinem Vortrag den Titel gab: „Baukunst ist unteilbar“. Der Verein, dem wir die heutige Auszeichnung verdanken, nennt sich „Architekten- und Ingenieurverein“. Bis heute dachten wir, es handele sich um zwei Berufe, die sich da zusammenfinden. Aber man könnte den Namen auch anders lesen, nämlich dass sich darin Menschen zusammenfinden, die Architekt und Ingenieur in einer Person sind. ps. Wir beide haben unser Architekturstudium als diplomierte Ingenieure beendet. Arno Lederer und Jórunn Ragnarsdóttir
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AIV Hamburg
BAUWERKE DES JAHRES 2015 Seit 1979 vergibt der AIV Hamburg die Auszeichnung „Bauwerk des Jahres“. Damit stehen in jedem Jahr vorbildliche Gebäude und städtbauliche Anlagen, deren herausragende Qualität das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Architekten, Ingenieuren und Bauherrn ist, im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Ende Oktober 2016 verlieh der AIV Hamburg die Auszeichnungen „Bauwerk des Jahres 2015“. Die hier gekürzt veröffentlichten Laudationes sind vollständig auf der Web-Seite des AIV Hamburg unter www.aivhh.de/auszeichnungen zu finden.
Kunst- und Mediencampus Finkenau Bauherr: BWFG Hochschulamt, Referat Bau Planung: Gerber Architekten, Dortmund Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht, Hamburg Der Campus Finkenau hat ein neues Hochschulgebäude erhalten, dessen Entwurf in einem vorangestellten Wettbewerb 2009 mit dem 1. Preis bedacht worden war und am Ufer des Eilbekkanals Lehr- und Arbeitsräume, Ton-, Lichtund Videostudios, eine öffentliche Bibliothek, ein Café und eine Mensa für 2.000 Studenten aufnimmt. Das Konzept erscheint simpel: Zwei Raumachsen, in einem klar konturierten Baukörper miteinander verschränkt und gebunden, und dieser dann in die beiden Fluchten des bestehenden Gebäudes eingereiht. Das ist wohltuend, schließt das Campusgelände ab und wird mit einem Hof belohnt, den sich Alt- und Neubauten teilen und dem sich das Erdgeschoss des Neubaus zuwendet. Auch bei der Wahl des Materials hat man sich nicht weit vom Bestand entfernt. Jedoch wird der Backstein nicht – wie bei seinem ehrwürdigen Nachbarn – in ein Netz aus hellen Fugen und flächenbündigen Sprossenfenstern eingewebt. Sein schnörkelloser Einsatz hebt seine Ursprünglichkeit hervor, formt die geschlossen wirkenden Kubaturen zu einem stringenten Monolithen. Hier überzieht der rostrote Ziegel alles: Fassaden, Mauerbrüstungen, Treppen, Rampen und
den ganzen Boden, der sich oberhalb der Mensa über die großzügige Außenterrasse erstreckt. Erst auf der Rückseite wähnt man die Quelle der Inspiration: Dort steht himmelwärts und kerzengrade ein Konus, der alles überragt: Der alte Schornstein des früheren Kesselhauses, der hier ein Stillleben aus Ziegelrot anführt. Die Terrasse bildet einen zentralen Treffpunkt, der sich als Raumkontinuum nach innen mit Erschließungshalle, Café und Ausstellungsfläche bis zur Mensa vollverglast fortsetzt. Nach außen neigt sich das steinerne Tableau über Rampen dem Erdboden zu. Hier, wo der massive Block weitläufig über die Magistrale des Kanals blickt, hat der Campus nun seinen gemeinschaftlichen Schwerpunkt. Dass der weit auskragende, 3-geschossig schwebende Kubus aus Bibliothek und Laboren nach über 5 m doch noch auf ein paar Stützen aufgelagert ist, übersieht man zunächst, und auch beim genaueren Hinsehen fragt man sich: Wie ist das eigentlich alles da oben hingekommen, und warum bleibt es dort – jetzt, wo die vielleicht „5.000“ Drehsteifen entfernt wurden? Peter Olbert
Gymnasium Hoheluft Bauherr: SBH Schulbau Hamburg Planung: BIWERMAU Architekten BDA, LP 1–5 Tragwerksplanung: WTM Engineers, Hamburg (bis LPH 4), Erfurth + Mathes, Leipzig (ab LPH 5) Durch den Neubau des Gymnasiums Hoheluft entstand auf einer BGF von ca. 8.200 m2 Raum für 700 Schüler. In unmittelbarer Nähe des sanierten, denkmalgeschützten Bestandsschulgebäudes an der Christian-Förster-Straße erstreckt sich der L-förmige Gebäudekomplex bis zur Troplowitzstraße und stärkt dort mit dem Sporthallentrakt den nördlichen Blockrand in Kombination mit einer angenehm proportionierten Vorplatzsituation im Straßenraum. Die komprimierten Baumassen werden geschickt um den Innenhof gruppiert und bilden in Verbindung mit dem Bestandsschulgebäude im Süden ein gelungenes U-förmiges Gesamtensemble. Das äußere Erscheinungsbild ist durch helle Ziegelfassaden mit hellen Putzflächen und dunkel abgesetzten Metalloberflächen der Fensterrahmen geprägt und vermittelt einen hochwertigen Gesamteindruck. Die Erdgeschosszone zum
Innenhof erhält den Nutzungen entsprechend eine größere Gebäudetiefe und ist großzügig verglast. Für die Klassenräume in den Obergeschossen hingegen wurde eine rhythmisch ausgewogene Lochfensterfassade gewählt. Die klare städtebauliche Konzeption wird im Inneren des Gebäudekomplexes konsequent fortgeführt. Der Haupteingang liegt im mittleren Bereich des Schulhofes. Durch Anordnung innenliegender Glasflächen werden Quereinblicke in die angrenzenden Funktionen der flexibel nutzbaren Aula und des Ganztagsbereiches ermöglicht. In den Obergeschossen reihen sich unterschiedlich einsehbare Unterrichts- und Differenzierungsräume sowie Fachklassen in einer sinnfälligen 2-Bund-Struktur aneinander. Die Verbindungsflure werden von der Struktur des Tragwerks in Form von wandartigen Stützenpaaren rhythmisch gegliedert.
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Kunst- und Mediencampus Finkenau (Foto: H.G. Esch, © Gerber Architekten)
Gymnasium Hoheluft (Foto: © BIWERMAU architekten, Michael Biwer)
Durch verschiebbare Wandelemente können Räume in Teilbereichen zusammengeschaltet werden. Die architektonische Umsetzung folgt dem pädagogischen Konzept der Schule und definiert ein klares Selbstverständnis eines modernen Lernumfeldes. Der leicht laborhafte Charakter der Innenräume lässt den naturwissenschaftlichtechnischen Schwerpunkt der Schule erahnen.
Die Struktur des sichtbaren Gebäudetragwerks wird konsequent mit der Raumstruktur überlagert und tritt in Form ordnender Elemente wie Stützen, Wandscheiben und Unterzügen in Erscheinung. Auch im Hinblick auf städtebauliche und denkmalpflegerische Belange überzeugt das Ergebnis. Dominik Reh
Kultur- und Stadtteilzentrum Zinnschmelze Bauherr: FHH, Bezirksamt Nord; Bauherrenvertreter: BIG Städtebau Hamburg Planung: LRW Architekten und Stadtplaner, Loosen, Rüschoff + Winkler PartG mBb Fachplanung: Statik/ Wärmeschutz/ Brandschutz: Weber Poll Ingenieurbüro für Bauwesen Das selbstverwaltete Stadtteil-Kulturzentrum Zinnschmelze bietet Platz für unterschiedliche Aktivitäten auf engstem Raum: Gastrobereich, Tanzsäle mit Schwingboden und Toiletten, Theater mit Bühnenraum, Garderobe und Foyer, Partykeller mit Lichteffekten, guter Akustik, Sitzungsräume mit Tageslicht und Teeküche und einiges mehr. Im verbundenen Altbau gibt es das Restaurant LüttLiv, das kleine Leben. Der Altbau der Zinnschmelze wurde 1876 erbaut und mehrfach umgebaut und saniert. Er diente bereits als Kulturzentrum, als 2010 der Wettbewerbsentwurf des Büros Loosen, Rüschoff + Winkler Architekten dem bestehenden, denkmalgeschützten Backsteingebäude einen Baukörper aus dunkelbraunem Kupfer in derselben Kubatur gegenüberstellt. Das Kupfer zieht sich als Hülle über Dach und Fassade. Im Volumen klein gehalten und halb eingegraben blieb viel Raum für die beiden Plätze, den Marktplatz Richtung Bahnhof und den ruhigeren zur Trude und dem Kanal. So entstand der Garten auf der einen Seite, ein echter Abschluss für den Marktplatz auf der anderen. Das Projekt scheint 1:1 umgesetzt, der anvisierte architektonische Ausdruck erreicht. Das mag banal erscheinen, ist es aber nicht. Die Ingenieurleistungen für Tragwerksplanung und Haustechnik wurden nach dem gemeinsam gewonnenen Wettbewerb neu ausgeschrieben, was zeitliche Verzögerungen und einen Wechsel im Planungsteam nach sich zog. Der Platz, auf dem sich das Projekt befindet, wurde dank Fördermitteln neu gestaltet, die aber in bestimmten Zeiträumen verwendet werden müssen, was dazu führte, dass hier erst der Boden erneuert wurde und anschließend das
Loch für die Baustelle der Zinnschmelze entstand. Die Baustelleneinrichtung war dann ziemlich kompliziert. Durch die Verzögerungen ergaben sich Preisveränderungen und damit verbunden finanzielle Nöte. Es schien, als ob auf vielen Ebenen diesem Projekt unermüdlich neue Steine in den Weg gelegt würden. Die Beteiligten haben sich immer wieder auf neue Situationen eingestellt und für die Sache mitgekämpft, das StadtteilKulturzentrum sozusagen den Widrigkeiten zum Trotz durchgetragen. Die „Realisierung des Wettbewerbs-Renderings“ unter diesen Umständen ist eine echte Leistung, die ihre verdiente Würdigung erfährt. Tina Unruh
Kultur- und Stadtteilzentrum Zinnschmelze (Foto: © Felix Borkenau)
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AIV Oberhessen
FÖRDERPREIS 2016 Der AIV Oberhessen wurde 2004 als AIV Wetterau gegründet und zählt mittlerweile rund 50 Mitglieder. In diesem Jahr wurde erstmals der „Förderpreis AIV Oberhessen“ für hervorragende Abschlussarbeiten von Masterstudenten der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen vergeben. Einbeziehung des Nachwuchses Den Förderpreis in Höhe von je 300 Euro hat der Verein in diesem Jahr erstmals ausgelobt. Lothar Schmidt, Vorsitzender des AIV Oberhessen und geschäftsführender Gesellschafter der Pfeiffer & Schmidt Ingenieurgesellschaft, erklärte die Beweggründe: „Es ist uns wichtig, Studenten bzw. Absolventen von Anfang an zu unterstützen. Unser Verein lebt von neuen Ideen und Ansätzen sowie dem Austausch. Den Nachwuchs mit einzubeziehen, ist uns ein besonderes Anliegen.“
Diese Problematik wurde bisher nur von wenigen Ingenieuren untersucht. In der Masterthesis wurde experimentell und rechnerisch aufgezeigt, wie es zu Brandüberschlägen kommt und wie lange dies dauert. „Die Versuche und Berechnungen decken sich sehr genau mit unseren langjährigen Erfahrungen, wie Brände funktionieren“, erklärte Lothar Schmidt. Annika Schmidt
Auszeichnung Fachbereich Architektur Für die Bewertung der Architekturarbeiten bezog die Jury des AIV Oberhessen Kriterien wie die städtebauliche Einbindung, die Gesamtgestaltung, den Detaillierungsgrad, die Grundriss- und Schnittdarstellung sowie das Layout der Arbeit mit ein. In allen Bewertungskriterien konnte die Masterthesis von Alishia Weisenborn überzeugen, die sich mit dem Entwurf der neuen Universitätsbibliothek Bonn befasst hatte. Ottmar Lich, stellvertretender Vorsitzender des AIV Oberhessen, lobte neben der städtebaulichen Idee vor allem auch die hohe Praxistauglichkeit der Arbeit. Auszeichnung Fachbereich Bauingenieurwesen Für den Bereich Bauingenieurwesen wurde ein abgewandeltes Bewertungsschema angesetzt. Wichtig waren hier die Einführung in das Thema, die Herangehensweise, die wissenschaftlichen Aspekte der Arbeit, die Darstellung der Ergebnisse sowie eine schlüssige Zusammenfassung und ein ansprechendes Layout. Der Preis ging an Tim Obermeier, der mit seiner Arbeit über die Auswirkungen von Brandüberschlägen an der Gebäudefassade überzeugen konnte.
Ottmar Lich, stellvertretender Vorsitzender des AIV Oberhessen (links) und Lothar Schmidt, Vorsitzender des AIV Oberhessen (rechts) überreichen die Urkunden an Alishia Weisenborn, Förderpreis Architektur (2.v.l.) und Tim Obermeier, Förderpreis Bauingenieurwesen (3.v.l.) (Foto: Markus Blatt)
Münsterländer AIV
STUDIENREISE NACH KOPENHAGEN Vom 15.–20.9.2016 reisten 24 Mitglieder des Münsterländer AIV nach Kopenhagen. Der dänische Reiseführer hatte das umfangreiche Besichtigungsprogramm sehr gut auf die architekturgeprägten Wünsche der Teilnehmer abgestimmt. Höhepunkte der Reise waren der Besuch des Museums Ordrupgaard mit einem Erweiterungsbau von Zaha Hadid, das Museum Louisiana in Humlebæk sowie die eindrucksvolle Umgestaltung des alten Werftgeländes in Helsingör mit dem neuen Marinemuseum des Architekten Bjarke Ingels (BIG).
Reiseteilnehmer des Münsterländer AIV in Kopenhagen
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Ein Ausflug führte die Gruppe nach Örestad, der modernen Stadterweiterung auf der Kopenhagen vorgelagerten Insel Amager. Zu besichtigen waren hier zukunftsweisende Wohnbauprojekte, die Neubauten von Danmark Radio (DR) mit dem Konzertsaal von Jean Nouvel sowie das Gymnasium Örestad. Im Kontrast dazu stand anschließend noch die Besichtigung von Dragör, einem in unmittelbarer Nähe zu Örestad gelegenen, gesamt unter Denkmalschutz stehenden, ehemaligen Fischerdorf. Am letzten Reisetag besichtigte die Gruppe Wohnviertel, die nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg erbaut wurden und Kopenhagen wie ein Gürtel umgeben. Nach dem Besuch des ehemaligen Freihafens mit dem Möbelhaus Paustian von Jörn Utzon endete der Tag mit einem Stadtspaziergang durch Kopenhagen. Jörg und Phyllis Frohn
rechts oben Konzerthaus des Dänischen Rundfunks in Kopenhagen rechts Innovativer Wohnungsbau in Kopenhagen
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RÄUMLICHES KONTINUUM Neue U-Bahn-Linie in Düsseldorf
oben U-Bahn-Station Schadowstraße: Als Verbindung zwischen Gleis und Straße bilden die Haltestellen individuell gestaltete Schnitträume
Das einprägsame Strukturbild eines Wandreliefs begleitet die Fahrgäste der neuen Wehrhahn-Linie in Düsseldorf durch alle Stationen. Und es verdeutlicht die konzeptionelle Idee des räumlichen Kontinuums. Für das Relief wurden rund 4.000 m2 Wandfläche aus tausenden Betonsteinplatten unterschiedlichster Formate hergestellt. Kunst-Linie Nach 15-jähriger Bauzeit ist die Wehrhahn-Linie im Februar 2016 erfolgreich an den Start gegangen. Die Idee der „Kunst-Linie“ geht zurück auf die Kreativkooperation des Darmstädter Büros netzwerkarchitekten und der Berliner Künstlerin Heike Klussmann. Gefordert war, ein funktionales Ingenieurbauwerk zu entwickeln. Gleichzeitig sollten an den Stationen einladende Orte mit attraktiver Raumkunst entstehen. Dafür ersannen die Planer die Raumwelt „Kontinuum und Schnitt“: eine horizontale Gleisstrecke, die sich an den Haltestellen aufweitet und unterbrochen wird durch vertikale Einschnitte – als Verbindung zwischen Straße und Gleis. Im Gegensatz zu den individuell gestalteten Schnitträumen der Zugänge wird das Kontinuum durch eine reliefartige Netzstruktur als optische Verbindung zwischen
den Stationen geprägt. Das Kontinuum windet sich gleich einer riesigen Schlange durch das Erdreich und weitet sich an den jeweiligen Stationen, um dann seinen unterirdischen Weg als eine Art wandfüllende Zeichnung fortzusetzen. Die Rauten, die sich wie gigantische Schuppen durch die Tunnel ziehen, dehnen und verengen sich systematisch. Durch die Bauteilfugen der Betonrauten und die Variation der Formate entstand eine dynamische Raumwirkung. Präzise Fertigung Um diesen Effekt durchgängig zu erzeugen, wurden 4.000 m2 Wandverkleidung aus Betonwerkstein in mehr als 2.700 verschiedenen Plattenformaten hergestellt. Letztendlich waren es dann 6.700 einzelne Rauten, die an den Wänden der Wehrhahn-Linie angebracht wurden – allesamt ohne rechten
oben U-Bahn-Station Pempelforterstraße unten U-Bahn-Station Graf-Adolf-Platz
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U-Bahn-Station Graf-Adolf-Platz: Wie gigantische Schuppen ziehen sich die Rauten durch den Tunnel und dehnen und verengen sich systematisch
Winkel. Neben der Formatvielfalt war die produktionstechnische Herausforderung, besonders ebenmäßige Flächen, spitze Winkel und präzise Kanten zu schaffen. Sichtbetonfertigteile werden meist im Schalungsverfahren hergestellt, das jedoch nur zur Fertigung großer Stückzahlen gleicher Elemente geeignet ist. Herstellung unter Hochdruck Daher wurden die Rauten für das Kontinuum als Rohtafeln im Vakuum-FilterPress-Verfahren produziert, anschließend zugeschnitten und auf Fuge gefräst. Diese Vorgehensweise garantiert hoch verdichtete, blasenfreie Rohplatten. Möglich sind Rezepturen mit 16 mm Größtkorn bis zu feinkörnigem Beton mit nur 3 mm Korngröße. Dafür wird grauer oder weißer Zement mit Wasser, Farbpigmenten und mineralischen Gesteinskörnungen als Zuschlag vermischt. Die Betonsteinplatten wurden in einer Größe von 244x123 cm und einer Stärke von 3–18 cm produziert und im Produktionsprozess einem Pressdruck von 3.000 t ausgesetzt. Nach dem Aushärten wurden die Rohlinge an der Rückseite kalibriert und anschließend an der Oberfläche plangefräst. Nach der weiteren Erhärtung im Rohplattenlager wurden sie in verle-
gefertige Formate geschnitten. Betonwerksteinplatten sind im Außenbereich sicher einsetzbar, mit Graffitischutz versehen und frost-tausalz-beständig nach DIN EN 1339. Planung und Logistik Nicht die Platten an sich machen das Kunstwerk von Heike Klussmann aus, sondern die Fugen dazwischen erzeugen die Gestaltung und den Gesamteindruck. Dies erforderte eine definierte Breite und einen optischen Fugenverschluss, damit man nicht hindurchsehen kann, falls der Betrachter direkt vor der Wand steht. Die Lösung war ein überlappendes System aus Boden- und Deckelfalzen mit engen Maßtoleranzen. Eine weitere Herausforderung während des gesamten Verlaufs bestand in der Sicherstellung möglichst maximaler Farbkonstanz. Das Büro netzwerkarchitekten und die ausführenden Unternehmen hatten die gesamte Wandverkleidung komplett digital und maschinenkompatibel geplant. Aus diesen Daten Betonwerksteinplatten zu produzieren, den Überblick zu behalten, dabei keine zu verwechseln und alles nachzuverfolgen, war eine planerische und logistische Meisterleistung. Ute Latzke
PROJEKTDATEN Bauherr: Landeshauptstadt Düsseldorf Planung: netzwerkarchitekten GmbH, Darmstadt, und Prof. Heike Klussmann, Berlin Betonwerksteinplatten: Schwab-Stein GmbH Betonsteinwerk, Horb-Dettingen Fassadenbau: VHB Vereinigte Holzbaubetriebe, Memmingen
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Sichtbeton, Glas und Holz prägen das Pfarrheim Herz Jesu in Ingolstadt (Alle Fotos: Florian Holzherr)
GEERDETE BESCHEIDENHEIT Pfarrheim in Ingolstadt
An Sakralbauten aus Beton scheiden sich die Geister: Was auf die einen zu nüchtern und zweckmäßig wirkt, ist für andere Ästhetik in Vollendung. Der Entwurf des neuen Pfarrheims Herz Jesu in Ingolstadt von bodensteiner · fest architekten stadtplaner vereint diese beiden Aspekte gekonnt: Sichtbeton, Glas und Holz verleihen dem minimalistischen Gebäude Eleganz, Anmut und eine geerdete Bescheidenheit. Ort mit Atmosphäre Die Architekten haben mit dem neuen Pfarrheim einen Ort mit besonderer Atmosphäre geschaffen. Das Gebäude strahlt dem Kontext entsprechend Weite, Geborgenheit und eine meditative Ruhe aus. Es ersetzt den in der Nachkriegszeit als Notkirche errichteten und später als Pfarrheim genutzten Vorgängerbau. Der denkmalgeschützten Kirche von 1963 – ebenfalls ein Betonbau – steht nun ein klarer, moderner und minimalistischer Baukörper zur Seite, der sich mit seiner Materialität und dem Flachdach ganz bewusst von der Architektur der umgebenden Einfamilienhäuser absetzt, ohne sie jedoch zu dominieren.
Figur-Grund-Prinzip Das entlang der Straßenseite gesetzte Gebäude zeigt sich offen und einladend: Die auffallend breite Fensterfront des Pfarrsaals gewährt Ein- und Ausblicke. Wandartige Träger sorgen für einen unverstellten Blick. Auf der oberen Etage unterbrechen ebenfalls großzügige Fensterflächen die grauen Sichtbetonflächen. Gestaltungsprinzip sind die zum Teil über Eck angeordneten Öffnungen, welche die Fassade nach dem Figur-Grund-Prinzip gliedern. Im kleinen Saal im Obergeschoss wiederholt sich die Übereckverglasung vertikal in Form einer Überkopfverglasung. Beim Figur-Grund-Prinzip bemüht sich das Gehirn, den Vordergrund (Figur)
aus seinem flächigen oder räumlichen Umfeld (Hintergrund) optisch herauszulösen und zu erkennen. Was als Figur und Grund wahrgenommen wird, variiert bei unterschiedlichen Betrachtern. Flexibles Raumkonzept Mobile Trennwände reduzieren den Flächen- und Raumbedarf. Der Pfarrsaal lässt sich je nach Auslastung erweitern oder verkleinern. Die dem Saal vorgelagerte Terrasse erweitert bei schönem Wetter den Raum nach außen. Das flexible Nutzungskonzept passt sich den unterschiedlichen Veranstaltungssituationen und den heutzutage oftmals schwankenden Mitgliederzahlen an. Das Erdgeschoss beherbergt neben
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rechts Die breite Fensterfront des Pfarrsaals gewährt Ein- und Ausblicke
dem Foyer, Sanitär- und Nebenräumen einen Saal mit Küche und Veranstaltungstechnik, das Obergeschoss einen kleinen Saal, zwei Gruppenräume und die Technikzentrale. Energiekonzept Das Gebäude wird über einen GasBrennwertkessel mit Wärmerückgewinnung beheizt und ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Die Zuluft wird im Saal über Weitwurfdüsen, in den Gruppenräumen über Bodenkanäle eingeblasen. Die Absaugung im Saal erfolgt über eine Fuge an der Wand-Holzverkleidung bzw. wird in den Gruppenräumen über Deckenauslässe abgeführt. Das Flachdach ist für die Installation von Photovoltaikelementen vorgerüstet. Ziel war, die Technik so einfach und selbsterklärend wie möglich zu gestalten, um auch externen Nutzern die Bedienung zu erleichtern. Betonarbeiten Das Gebäude ist als Stahlbeton-Massivbau ohne Unterkellerung konzipiert. Für die Sichtbetonwände wurde Transportbeton der Festigkeitsklasse C25/30 verbaut. Als Trägerschalung kam eine schwach saugende Schalhaut der Schalhautklasse SHK3 gemäß DBV Merkblatt Sichtbeton zum Einsatz. Die Oberflächenqualität wurde als SB3 ausgeschrieben. Die Rezeptur mit Kalksteinmehl für den hellgrauen Sichtbeton haben die Architekten vorgegeben und in mehreren Schritten bemustert. Die Realisierung von Sichtbetongebäuden erfordert eine frühzeitige und umsichtige Planung in Abstimmung insbesondere mit der Haustechnik. Die größte Herausforderung waren hier die in die Decke eingelegten Lüftungslei-
tungen in Kombination mit den Leuchteneinbautöpfen. Beide waren aufgrund konventioneller Bauteilstärken eng auf die Deckenbewehrung abzustimmen. Baustoff mit Patina So umfangreich die Vorarbeiten bei einem Projekt sein mögen, für die Architekten überwiegen Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit von Beton auch im Hinblick auf Farbe, Struktur, Fügung und Form. Während Gebrauchsspuren auf homogenen Flächen vor allem stö-
rend wirken, werden sie auf Betonwänden Teil der Patina. Auf die Feinabstimmung der eingesetzten Materialien und Farben legten die Architekten großen Wert. Wichtig war, dass der Zusammenklang stimmt. Bei diesem Projekt war es die Kombination des Betons mit dem Eichenparkett, dem silbergrauen Eichenfurnier und dem Schwarzstahl der Einbauten, die zusammen eine besondere Ausstrahlung entwickeln.
PROJEKTDATEN
links Wandintegrierte Garderobenklapphaken reduzieren den Flächen- und Raumbedarf
Bauherr: Kirchenstiftung Herz Jesu Ingolstadt mit Diözesanbauamt Eichstätt Planung: bodensteiner · fest architekten stadtplaner bda, München Tragwerksplanung: Haushofer Ingenieure GmbH, Markt Schwaben Fachplanung: meac, München; Ingenieure Bamberger GmbH & Co. KG, Pfünz Rohbau: Schiebel Bauunternehmung, Gaimersheim
Ute Latzke
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BETON ZUM BAUEN... UND ZUR AUSLESE Weingut in Würzburg
Zum 125-jährigen Jubiläum hat das Weingut am Stein in Würzburg einen neuen Weinkeller in Betrieb genommen. Das Büro Hofmann Keicher Ring Architekten realisierte die Kellererweiterung mit einem reduzierten Materialmix in Sichtbeton und als raffinierte Konstruktion. Jedoch wurde mit Beton nicht nur gebaut: In den geformten Betoneiern reifen edle Weine heran. Architektur mit Tradition Schon vor rund 10 Jahren setzte das vom Würzburger Büro Hofmann Keicher Ring Architekten geplante „WeinWerk“ mit seiner prägnanten Verkleidung aus vertikalen Eichenholzbalken einen Akzent neben das traditionelle, für die Gegend typische Bestandsgebäude. Da lag es nahe, die geplante Kellererweiterung für den neuen Steinkeller vom selben Büro realisieren zu lassen. Sichtbeton als gestalterisches Element Der Neubau ist als Stahlbetonkonstruktion realisiert, alle sichtbaren Außenbauteile des Kellers sind mit Natursteinen verkleidet. In dem etwa 365 m2 großen Innenraum ist Sichtbeton als gestalterisches Element erlebbar. Die Kellerräume sind abgestimmt auf die Produktion, den biologisch-dynamischen Anbau und die Präsentation der Weinherstellung im Weingut. Ein dreieckiges Oberlicht stellt die Verbindung zum Außenraum her. Es bringt Tageslicht unter die Erde und gibt Besuchern Einblick in die Herstellung. Gleichzeitig wirkt sich die kosmische Energie durch das Oberlicht in Kombination mit der durch den offenen Kellerboden strömenden irdischen Energie positiv auf den Reifeprozess des Weins aus.
Rückhalt durch Anker und Stahlbeton Die größte Herausforderung bestand darin, dass der Keller unter das alte Bestandsgebäude und in den Steinberg „geschoben“ werden sollte. Zur Standsicherheit mussten daher das alte Weingut und in Teilbereichen auch die Weinbergsmauer an den Grundstücksgrenzen mit 25 etwa 8 m langen Bodennägeln sowie zusätzlichen Gurtträgern aus Stahl gesichert werden. Insgesamt 80 temporär rückverankerte Unterfangungskörper in zwei Lagen nahmen den Erddruck der angrenzenden Straße und Wege auf. Der bestehende Keller wurde als Auflager und zur Weiterleitung der vertikalen und horizontalen Lasten genutzt. Hierzu wurden die Fundamente teilweise nachgegründet. Gegen die Unterfangungskörper wurden Stahlbetonwände einseitig geschalt. Auf die neuen Grenzwände und die bestehenden Kellerwände ist eine befahrbare Stahlbetondecke in einer mittleren Stärke von 40 cm betoniert worden – in der Festigkeitsklasse C25/30 und mit entsprechender Expositionsklasse. Bei der Decke wurde ein erhöhter Wassereindringwiderstand verwendet und zur Resistenz gegen Tausalze eine Abdichtung nach DIN 18195-5 als Schutzschicht mit Gussasphalt angelegt.
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links In den aus Sand, Wasser, Kies und ein wenig Zement geformten Betoneiern reifen hochprämierte Weine
Da das Innere des Kellers als Sichtbetonwände und -decken mit makelloser Oberfläche gestaltet werden sollte, wurden sämtliche Zuleitungen und Installationen für Elektronik sowie Heizung, Lüftung und Sanitär noch vor Beginn der Baumaßnahmen detailliert geplant und vor dem Betonieren komplett in die Schalung eingelegt.
Die zweischichtige Fassade des vor rund 10 Jahren errichteten „WeinWerks“ aus vertikalen Eichenholzbalken und grünem Glas greift die Struktur und Farbigkeit der umgebenden Weinberge auf
Außenanlagen Zusätzlich zum Kellerneubau wurde auch der Hof umgestaltet. Eine großzügige Treppe öffnet die Anlage zum Weinberg hin, wodurch das Weingut für Besucher und Kunden wesentlich einfacher zugänglich ist. Außerdem wird die vorhandene Grundstücksfläche dadurch optimal ausgenutzt. Fortschrittliche Weinkultur Beton spielte bei der Architektur und Gestaltung, insbesondere aber bei der Herstellung der Weine eine entscheidende Rolle: Jene, mit den besonders mineralischen, fast salzig anmutenden Terroirkomponenten und ungewohnten Aromen stammen aus den Betoneiern. 2008 wurden die ersten beiden angeschafft, was in der Branche zunächst auf Skepsis stieß. Doch schon bald kürte das Deutsche Weininstitut (DWI) das Weingut am Stein als „einen der 12 Höhepunkte der modernen, fortschrittlichen deutschen Weinkultur“. Mittlerweile stehen 7 Betoneier im neuen Weinkeller. Beeindruckend wirken die mannshohen, nach dem Goldenen Schnitt hergestellten Gefäße. Sie fassen jeweils etwa 1.700 l. Die Behälterform und die Materialität spielen eine große Rolle: Einerseits kann sich der Wein während der Gärphase und bei der Lagerung in einem eiförmigen Fass ohne Kanten und Ecken fließend bewegen, Ablagerungen werden ausgeschlossen. Gleichzeitig dringt die optimale Menge an Sauerstoff durch die feinporige Betonwand an den Wein. All das befördert das Wachstum der Hefen bei Gärbeginn und eine Polymerisierung und Stabilisierung des Weines bei der Reifung. Bevor die Winzer das Wagnis eingingen, in den Ausbau des Kellers und die Anschaffung weiterer Betoneier zu Kosten von jeweils 7000 Euro zu investieren, hatten sie die Weinherstellung im ersten, 2008 aus Frankreich importieren Betonei ausgiebig getestet. Die gefürchtete chemische Reaktion des Weines mit dem Beton – und damit eine Beeinträchtigung von Geschmack und Qualität – konnte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach der 7-monatigen Lagerphase nicht feststellen. Eigentlich nicht wirklich überraschend, denn das Betonei besteht ja nur aus Sand, Wasser, Kies und ein wenig Zement. Es reift darin u.a. ein einzigartig würziger „Silvaner“ mit viel Profil, der möglicherweise im Edelstahltank oder Holzfass nicht mit der gleichen mineralischen Spannung ausgefallen wäre. Ute Latzke Alle Fotos: InformationsZentrum Beton/Falk
Die sichtbaren Außenbauteile des neuen Weinkellers sind mit Natursteinen verkleidet
Ein großes dreieckiges Oberlicht stellt die architektonische Verbindung zum Außenraum her und gibt Besuchern Einblick in die Herstellung
PROJEKTDATEN Bauherr: Weingut am Stein, Ludwig Knoll, Würzburg Planung: Hofmann Keicher Ring Architekten, Würzburg Tragwerksplanung: Starz Ingenieure, Würzburg Betonarbeiten: Bauunternehmen Liebstückel GmbH, Karlstadt
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BETON ALS VISITENKARTE Bürogebäude in Besigheim
Im Juli 2016 hat die Karl Köhler GmbH, ein in Besigheim ansässiges Bauunternehmen, ein neues Bürogebäude eingeweiht. Es bietet Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz, ist mit einem einzigartigen Energiekonzept ausgestattet und dient gleichzeitig als Aushängeschild des Unternehmens. Als Architekturbüro war das Büro Wittfoht Architekten aus Stuttgart beauftragt. Die Tragswerksplanung stammt vom Büro Helber + Ruff aus Ludwigsburg. Foyer als Blickfang Der Neubau präsentiert sich als scharfkantiger Kubus mit eingelassenen Panoramafenstern. Blickfang des Gebäudes ist jedoch das 2-geschossige Foyer. Dort können Mitarbeiter ins Gespräch kommen, aber auch z. B. Schulungen veranstaltet werden. Infrastrukturelle und statische Basis bilden zwei innenliegende Stahlbetonkerne, deren Umschließungswände zu den angrenzenden Räumen hin grob gespitzt und im Inneren glatt geschalt sind. Die charakteristische Farbigkeit rührt von einem speziellen Beton her, der mit Juragestein als Zuschlagstoff hergestellt wurde. Die Planer hatten sich bewusst für Sichtbeton entschieden, um im Gebäude unterschiedliche Texturen erzeugen und besonders differenzierte visuelle und haptische Eindrücke erzielen zu können. oben Panoramafenster sorgen für tageslichtdurchflutete Büroräume unten Firmenlogo aus transluzentem Beton
Firmenlogo aus transluzentem Beton Im Eingangsbereich ist das Firmenlogo in die Betonwand integriert. Es ist als Platte in transluzentem Beton ausgeführt und leuchtet in der Dämmerung. Dieser Effekt entsteht durch 7.189 Lichtleitfasern unterschiedlicher Dicke. Diese sind einzeln in eine Neoprenmatrize eingesteckt und gebündelt. Die Wand wird von der Rückseite aus mit LED beleuchtet, die Lichtleitfasern geben das Licht an die Sichtseite weiter und erzeugen den gewünschten Effekt. Herstellung der Sichtbetonfassade Eine Herausforderung aus schalungstechnischer Sicht war der Bau der Sichtbetonfassade. Baulich ist sie horizontal vor der eigentlichen Tragkonstruktion des Gebäudes gelagert. So können Verformungen infolge von Temperaturänderungen zwängungsfrei abgeleitet werden. Über die Bauwerkshöhe war die Fassade in drei Betonierabschnitte unterteilt. Grund hierfür waren die Oberflächen der Gesimse, die mit einem Innengefälle versehen sind und das anfallende Regenwasser nach innen abführen. Dieses Innengefälle machte
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links Die Wandoberflächen im Foyer sind teils grob gespitzt, teils glatt geschalt
das Schalen besonders aufwändig, da die einzelnen Schalplatten nicht wie sonst üblich im rechten Winkel aufeinander stießen, sondern in spitzen Winkelmaßen. Selbst bei geringsten Toleranzen hätte an diesen Stellen Zementleim austreten können, der die späteren Sichtbetonoberflächen verunstaltet hätte. Daher hat die firmeneigene Arbeitsvorbereitung alle Schalungsplatten berechnet, gezeichnet und anschließend auf einer CNC-Schneidemaschine zugeschnitten. Auf diese Weise konnten die Fertigungstoleranzen auf das technisch mögliche Minimum reduziert werden. Innenliegende Entwässerung Durch die mit Innengefälle versehenen Gesimse läuft das Regenwasser nun nach innen ab und nicht entlang der Fassade. Hierfür wurde ein aufwendiges Entwässerungssystem in der Dämmebene zwischen Betonfassade und Eichenholzfenstern integriert. Neben der Schonung der Fassadenoberfläche hat eine solche Bauweise noch einen Vorteil: Der Blick auf die Außenfassade wird nicht durch störende Abdeckungen, Rinnen und Fallrohre getrübt.
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Stabilisierung des Untergrunds Aufgrund der Flussnähe – anstehende Neckarkiese und Verwitterungszone des Muschelkalks – musste das Fundament zusätzlich stabilisiert werden. Für die Standsicherheit sorgen 120 Gussrammpfähle, die ein Bagger mit hydraulischem Schnellschlaghammer 15 m in den Untergrund getrieben hat. Parallel zum Rammvorgang wurde flüssiger Beton in das Pfahlinnere gepresst. Dieser trat am Pfahlfuß durch eine Öffnung aus, stieg nach oben und legte sich außen um den gerammten Pfahl. Auf diese Weise bildete sich eine Betonummantelung in einer Stärke von mehreren Zentimetern um den Pfahl und stabilisierte das Konstrukt. Energiekonzept In insgesamt 96 dieser Pfähle ist ein Röhrensystem mit einem zirkulierenden Wärmeträgermedium (Wasser-GlykolGemisch) integriert, d. h. 1.440 m wurden als Energiepfähle thermisch aktiviert. Das Gemisch entzieht dem Untergrund in den Wintermonaten Wärme und in den Sommermonaten Kälte und speist damit eine gasgetriebene Wärmepumpe. Die Energiepfahlanlage erfüllt damit eine doppelte Funktion: Sie stellt den Büroneubau auf ein festes Fundament und versorgt das Haus mit Wärme und Kälte. Georg Haiber Alle Fotos: Dietmar Strauß
Bauelemente | Manufaktur | Sportanlagen
Barfuß im Winter Betondecke wärmt Boden, Wände, Möbel Die Green Code Klimadecke schafft vier Wände zum Wohnfühlen: Im Winter wärmt sie, im Sommer kühlt sie – sanft und gleichmäßig. Effektiver als eine Fußbodenheizung temperiert sie alle Objekte und Oberflächen direkt, ohne warme oder kalte Luft. Das macht den Raum umso behaglicher und spart wertvolle Energie.
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rechts Unbehandelte Vollholzfenster aus goldbraunem Lärchenholz bilden einen schönen Kontrast zu den grauen Betonoberflächen
WARM UND WEICH
Wohn- und Geschäftshaus in Ulm Im Zuge der Stadtreparatur entstand in Ulm ein Wohn- und Geschäftshaus nach Plänen des Büros hochstrasser.architekten, das moderne Architektur gekonnt mit der traditionellen Bauweise der Stadt verbindet. Das Erdgeschoss des Gebäudes wurde monolithisch aus leichtem Dämmbeton hochgezogen. Bei der Herstellung und Verarbeitung des bislang wenig erforschten Materials galt es, große Herausforderungen zu meistern. Belebung des Stadtkerns Der Fertigstellung des Gebäudes im Herbst 2015 ging 5 Jahre zuvor ein Bewerbungsverfahren der Stadt Ulm voraus, mit dessen 1. Preis das Büro hochstrasser.architekten ausgezeichnet worden ist. Das Planungskonzept bezieht sich auf die historische Stadtbebauung, interpretiert diese aber behutsam neu: Das klare, einfache, ästhetische Gebäude fügt sich harmonisch in den Bestand ein und wertet den angrenzenden Stadtraum optisch und mit einer zusätzlichen öffentlichen Nutzung auf. Dämmbeton als Herausforderung Als die Architekten erstmals auf das Material Dämmbeton gestoßen waren, waren sie von der angenehmen weichen, fast warmen Haptik überrascht. Dämmbeton verfügt u. a. wegen des beigemischten Glasschaumschotters über ideale Wärmedämmeigenschaften und ermöglicht monolithisches Bauen aus einem Guss. Er ist diffusionsoffen und sorgt somit für ein angenehmes Raumklima. Der Einsatz des Materials erwies sich jedoch schwieriger als erwartet. Dämmbeton ist bislang nur wenig erprobt, was zahlreiche Gutachten, Materialprüfungen und Zulassungen im Einzelfall erforderte. Außerdem war die Haftungsfrage problematisch. Die Suche nach einem Betonwerk, das bereit war, den Dämmbeton in der gewünschten Zusammensetzung und in so geringer Menge herzustellen, war nicht einfach. Für den Neubau waren um die 80 m³ erforderlich. Dennoch blieb der Produktionsaufwand überschaubar. Zunächst musste die perfekte Mischung aus Zement, Glasschaumschotter, Wasser, Fasern, Fließmitteln und Verzögerern erarbeitet werden.
Herstellung mit Komplikationen Die Herstellung war anspruchsvoll: Die Fließeigenschaften waren weder über die Konsistenzmessung in der Betonmischanlage noch über optische Kontrolle abschätzbar. Jede Charge musste beprobt und per Ausbreitmaß überprüft werden, um gegebenenfalls Korrekturen einzuleiten. Da die Gesteinskörnung als eine Fraktion von 0–32 mm angeliefert wurde, bestand die Gefahr der Entmischung im Förderprozess. Durch sein geringes Gewicht und den hohen Bewehrungsanteil ist der Beton schlecht geflossen. Bei der Erstellung einer Probewand blieb ein Innenrüttler in der Bewehrung stecken. Bei einer Wand im Erdgeschoss traten ebenfalls Verarbeitungsprobleme auf, sodass sie wieder abgerissen werden musste. Daraufhin waren Mitarbeiter bei jedem Betonierabschnitt vor Ort und haben Qualität und Verarbeitung sensibel nachjustiert. Der zweite Versuch funktionierte durch den massiven Einsatz von auf den Schalungswänden montierten Außenrüttlern. An den Wänden der oberen Stockwerke kamen Innen- und Außenrüttler zum Einsatz, was zu einer guten Verteilung und Verdichtung führte. Trotz Rüttelgassen waren einige Brüstungen sowie Aussparungen und Fensteröffnungen nicht vollständig verfüllt. Hier wurde der Dämmbeton nachträglich per Hand eingebaut. Baukonstruktive Details Die Erdgeschosswände sind konzipiert als fugenlose Konstruktion aus monolithischem Dämmbeton mit Glasschaumschotter aus Recyclingglas als Zuschlag. In den oberen Geschossen wurden die Wände zweischalig mit Kerndämmung hergestellt. Die verwendete Dämmung besteht aus recyclingfähigem diffusionsoffenem EPS in WLG 0.029.
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oben und rechts Die offenen Lunker lockern die Wandoberflächen auf und erzeugen einen lebendigen, geerdeten Charakter
Der monolithisch in einem Zug gegossene Wandaufbau besteht aus einer inneren Tragschale mit 16 cm, einer diffusionsoffenen EPS-Dämmung mit 16 cm und äußerer Vorsatzschale mit 12 cm Stärke. Der gesamte Aufbau mit 44 cm Dicke hat einen U-Wert unter 0,15 W/m²K und erreicht damit Passivhausstandard. Da es für den Einbau von Bauteilen im porösen Dämmbeton keine zugelassenen Verbindungsmittel gibt und damit eine rechtssichere Lastaufnahme ausgeschlossen ist, wurden die Geschossdecken und Wände im Aufzugsschacht und Treppenhaus konventionell betoniert. Auch die weiteren Lasten durch ein Dach aus Beton wären zu groß geworden. Deshalb wurde für das Satteldach eine eigens für dieses Projekt besandete Dachbahn auf einen klassischen Holzdachstuhl montiert. Geerdeter Charakter Das Haus wirkt wie ein gegossener Monolith. Die offenen Lunker lockern die Wandoberflächen auf und erzeugen einen lebendigen, geerdeten Charakter. Unbehandelte Vollholzfenster aus goldbraunem Lärchenholz und die organische Eingangsfassade aus Metalllamellen bilden dazu einen schönen Farbkontrast. Im gesamten Gebäude ist Fußbodenheizung verlegt, die bislang kaum genutzt wurde, da die offenporige, eher weiche Oberfläche wie eine Klimaanlage funktioniert. Und die Wände absorbieren den Schall. Es hat rund 5 Jahre gedauert hat, bis das Gebäude bezugsfertig war. Im Ergebnis hat sich das Experiment aber gelohnt, auch wenn das System insgesamt noch robuster werden muss. Ute Latzke
PROJEKTDATEN Bauherr: Adrian Hochstrasser, Ulm Planung: hochstrasser.architekten BDA DWB, Ulm Tragwerksplanung: Ingenieurbüro KIessling GmbH, Ulm Betonherstellung: Schwenk Beton Alb-Donau GmbH & Co.KG, Neu-Ulm Technologieträger: MISAPOR AG, CH – Landquart
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Ein netzartiges Flachrelief aus vorgeformten perlgrauen Betonelementen umhüllt die Fassaden
ARCHITEKTONISCHER DIALOG Erweiterung des Kunstmuseums in Chur
Mit der Erweiterung der historischen Villa Planta in Chur wurde ein Gebäude mit starkem Charakter und zugleich schlichter, kompakter Struktur geschaffen. Ein abstraktes Flachrelief aus Beton unterstreicht die Eigenständigkeit des Baus. Für den Entwurf verantwortlich waren das Studio Barozzi Veiga aus Barcelona und als Subplaner Schwander & Sutter Architekten aus Chur. Erweiterung des öffentlichen Raums Mit der Planung eines stark minimierten Gebäudevolumens haben die Architekten einen neuen öffentlichen Raum geschaffen, der sich ebenso in das Museum integrieren lässt wie die Grünanlagen der historischen Villa Planta. Die Verlegung der Ausstellungsräume in die unteren Geschosse hat ermöglicht, den für das Projekt geeigneten Maßstab und das passende Verhältnis zu finden. Damit gelang es, dem Gebäude einen eigenständigen Charakter zu verleihen, der den öffentlichen Raum erweitert und den baulichen Zusammenhalt zwischen den angrenzenden Bauten verbessert. Kontinuum der Gebäude Der Erweiterungsbau stellt seine Eigenständigkeit zur Schau, ist dabei aber nicht losgelöst von seinem Umfeld. Beabsichtigt war, ein Kontinuum zwischen der historischen Villa und ihrer Erweiterung zu schaffen. Der architektonische Dialog zwischen den Gebäuden basiert auf der Balance ihrer klassischen Strukturen, die einen Bezug zur palladianischen Formensprache der Villa Planta aufweisen. Um den Zusammenhalt der gesamten Anlage zu gewährleisten, ist das neue Gebäude genau wie die Villa ein Zentralbau, der sich der Symmetrie bedient. Dieses Kriterium der Raumgestaltung auf den Erweiterungsbau auszuweiten, erlaubt die Interaktion zwischen Villa und Neubau, die als eine Einheit verstanden werden können.
Ornamentale Gestaltung Auch über die Ornamentik wird ein Dialog zur historischen Villa hergestellt. Orientalische Einflüsse bestimmen die Architektur der Villa Planta und sorgen für eine gewisse Unabhängigkeit vom städtebaulichen Umfeld. Dieses Prinzip sollte auch den Erweiterungsbau auszeichnen, weshalb die Ornamentik auf seine Fassadenkomposition übertragen wurde. Der kompositorische Aufbau der Fassaden und die ornamentale Gestaltung des äußeren Volumens betonen die Ausdrucksstärke des Gebäudes ebenso wie seine Eigenständigkeit gegenüber der Villa. Das Fassadenmotiv, ein abstraktes Flachrelief bestehend aus vorgeformten perlgrauen Betonelementen, das an die orientalischen Motive der Villa erinnert, umhüllt die gesamten Außenfassaden und unterstreicht die Eigenständigkeit des Baus. Es handelt sich um eine selbsttragende Fassade mit Hinterlüftung. Planung, Produktion, Lieferung und Montage erfolgten durch die Sulser AG. Zum Einsatz kamen 168 Elemente mit Gewichten zwischen 140 kg und 15 t. Entscheidend war eine hohe Präzision in horizontaler und vertikaler Richtung. Die Oberfläche der Fassadenelemente wurde schalungsglatt mit einer Wabenmatrize hergestellt, einer sehr speziellen Matrizenform mit drei verschiedenen Geometrietypen. Beim Beton handelt es sich um eine Mischung aus Jurakalk und Weißzement. Die Fensterelemente bestehen allseitig aus Sichtbeton. Alle Eckelemente sind aus einem Guss hergestellt.
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Eine klare, reduzierte Formensprache bestimmt die Innenräume und ermöglicht eine flexible Nutzung
Eine großzügige Treppe führt in die Ausstellungsräume, die sich in den Untergeschossen befinden
Ausstellungsbereiche Im Erweiterungsbau ist die klassische Raumordnung nicht einfach als strenges Gefüge zu verstehen, vielmehr bringt sie dank der vereinfachten Struktur sehr flexible Räumlichkeiten hervor. Das innere Funktionsschema baut auf zwei vertikalen parallelen Baukernen auf, die auch die Tragstruktur des Gebäudes bilden. Das Foyer ist ein weiter offener Raum, der auf direkte Weise mit der Villa Planta in Verbindung steht. Im äußeren Baukörper sind der Projektraum, die Kunstvermittlung und die Werkstätten der Museumstechnik
untergebracht. Eine großzügige Treppe führt zu den Ausstellungsräumen in den Untergeschossen. Im 1. Untergeschoss wird die Sammlung in einer Raumfolge von gut proportionierten Sälen präsentiert. Für die Wechelausstellungen im 2. Untergeschoss hingegen besteht der Ausstellungsbereich aus einem einzigen großen Raum, der eine flexible modulare Gestaltung ermöglicht. Barozzi Veiga
BAUSTOFF LEBEN
Fotos: Simon Menges
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rechts Die Fensterprofile greifen in ihrer Anordnung das feingliedrige Bild der Betonfertigteilfassade auf (Alle Fotos: Hans Jürgen Landes)
PRÄZISES FUGENBILD Seminargebäude in Gießen
Der Auftakt zur Campusentwicklung Philosophikum der Justus-Liebig-Universität in Gießen ist gemacht: Die pbr Planungsbüro Rohling AG stellte im April 2016 das erste Seminargebäude auf dem geplanten Campus fertig und legte damit den ersten wichtigen Meilenstein für die Entwicklung des geistes- und kulturwissenschaftlichen Campus der Zukunft. Campus der Zukunft Innerhalb des Masterplans zur Umgestaltung des Universitätscampus Philosophikum ist beabsichtigt, in den kommenden Jahren eine Achse mit 5 neuen Gebäuden zu realisieren und den bestehenden Campus zu erneuern. Ziel aller Planungen ist die Entwicklung eines integrierten Universitätscampus neuen Typus, der sich im laufenden Betrieb und unter Nutzung der bestehenden Qualitäten umsetzen lässt und über Gießen hinaus als vorbildlicher Hochschulstandort Beachtung findet. Klare Strukturen Das neue Lehrgebäude präsentiert sich als klares Rechteckvolumen. Großformatige, hell gefärbte Betonfertigteilplatten, einbrennlackiertes Aluminium und Glas bestimmen die äußere Erscheinung. Um der Fassade einen individuellen Charakter zu verleihen, wurden die Betonfertigteilplatten über eine horizontale Teilung im Geschossdeckenverlauf gegliedert. In dieser Form erscheint der häufig kühl wirkende Werkstoff Beton als glatte und warme Oberfläche. Auf den Betrachter wirkt er großformatig im Gefach und fein gegliedert im Detail zugleich. Offene Ausstrahlung Die Öffnung des Gebäudes in Richtung des zukünftigen Campusplatzes erfolgt über eine großflächige, leicht eingerückte Glasfassade. Sie reicht über drei Geschosse und lässt nicht nur vielfältige Ein- und Ausblicke zu, sondern schafft auch einen Gegen-
part zum Werkstoff Beton. Gleichzeitig kennzeichnet sie den Eingangsbereich. Die Nord-West-Fassade im Bereich der Seminarräume ist durch großflächige, gleichmäßig angeordnete Fenster strukturiert. Durch eine im Beton ausgebildete, dreiseitig umlaufende Fasche erfährt sie eine zusätzliche feine Gliederung. Montage der Betonfertigteilfassade Um dem Wunsch des Bauherrn nach einem nachhaltigen Gebäude und einer individuellen äußeren Erscheinung sowie den Vorgaben des Masterplans nach einer mineralischen Fassade Rechnung zu tragen, entschieden sich die Architekten für eine Betonfertigteilfassade. Mit der Herstellung der großformatigen, vorgehängten Betonplatten war die Firma Fuchs Fertigteilwerke GmbH beauftragt. Die Montage erfolgte am Ortbeton-Rohbau. Über spezielle Ankersysteme, die bereits im Fertigteilwerk einbetoniert waren, wurde die Tragfähigkeit gesichert. Voraussetzung für diese Fassadenkonstruktion war die Berücksichtigung aller auftretenden Lasten von der Planungsphase bis in die Konstruktionsphase. Noch vor Ort wurde das Tragwerk durch einen Statiker immer wieder überprüft. Um trotz der Rohbautoleranzen ein gleichbleibendes und möglichst sauberes Fugenbild zu erzielen, war es notwendig, die 12 cm starken Fertigteilplatten vor Anbringung genau auszurichten, was durch die Größe und das enorme Gewicht eine große Herausforderung darstellte. Zusätzliche Ausleger am Gerüst waren notwendig, um der Bau-
firma ausreichende Nähe zum Rohbau zu verschaffen, aber auch genügend Platz zum Ausjustieren der Platten zu bieten. Kein einfaches Unterfangen, da die Dämmschicht 22 cm betragen musste, um den Zielwert des Hessischen Modells „Energieeffizientes Landesgebäude“ zu erreichen. Weiterhin mussten 4 cm als Luftschicht und für Rohbautoleranzen einkalkuliert werden. Etwa 5 bis 7 Betonplatten konnten auf diese Weise pro Tag an den Rohbau angebracht werden. unten Der Haupteingang öffnet sich zum Campus hin, Sitzgelegenheiten fördern die Kommunikation
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DESIGN BIS INS DETAIL Architekturbeton & Fassaden
Innere Organisation Der Neubau mit einer Nutzfläche von 1.420 m² zeichnet sich durch eine klare, dreigeteilte Struktur aus. Über den verglasten Haupteingang erreicht man das Foyer, das in Teilbereichen zweigeschossig ausgebildet und über eine Galerie verbunden ist. Auf diese Weise bietet es größtmögliche Offenheit und Transparenz, sodass ein guter Kommunikationsfluss unter den Studierenden und Mitarbeitern gewährleistet wird.
Der an das Foyer angeschlossene zentrale Flurbereich erleichtert die Orientierung. Er gliedert den Neubau in die Seminarraumspange im Westen und die Erschließungs- und Nebenraumspange im Osten. Neben zwei Vortragsräumen im Erdgeschoss, in dem 100 Personen Platz finden, befinden sich 8 weitere Seminarräume für 60 Personen in den restlichen drei Geschossen. Die Haupterschließung erfolgt über eine einläufige Treppe. Joachim Deck
unten Die in den Erschließungszonen großflächig verglaste Fassade erleichtert die Orientierung im Gebäude
oben Hell gefärbte Betonfertigteilplatten, Aluminium und Glas bestimmen das äußere Erscheinungsbild
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Das massive Erscheinungsbild korrespondiert mit der historischen Villenbebauung der Nachbarschaft
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Plastisch geformte Betonfertigteile erzeugen ein lebendiges Fassadenbild
GROSSMASSSTÄBLICHE TIEFENSCHICHTUNG Umgestaltung eines Verwaltungsgebäudes in München
Der Bavariaring in München ist als Teil des geschützten Ensembles Wiesenviertel geprägt von einer offenen Bebauung durch großmaßstäbliche, repräsentative Stadtvillen. Ein 1976 fertig gestelltes Wohn- und Verwaltungsgebäude von Kurt Ackermann sollte erneuert und modernisiert werden. Den 1. Preis des 2012 ausgelobten Wettbewerbs gewann Andreas Ferstl als verantwortlicher Partner im Büro Muck Petzet und Partner Architekten. An der neu gestalteten Fassade spielen faserbewehrte Betonfertigteile die entscheidende Rolle. Industrielle Rasterstruktur Gegenstand des Wettbewerbs waren die Erneuerung der Fassade und die Modernisierung der Bürogeschosse unter Beibehaltung des 2004 erneuerten Gebäudedachs und der Wohnungsgrundrisse in den oberen Geschossen. Das Bestandsgebäude von Ackermann und Partner ist die Interpretation einer Villa im Sinne der gemäßigten Moderne. Großmaßstäbliche, industriell geprägte Glasflächen mit einer feinmaschigen Rasterstruktur bestimmten die Fassade. Eingliederung in die Umgebung Die Neugestaltung führt diese Ansätze – aus heutiger Sicht – weiter: Die Rasterung blieb als Grundsystem des Hauses präsent, die Öffnungsanteile wurden jedoch deutlich verringert. Das Haus erhielt ein wesentlich massiveres Erscheinungsbild und wurde damit stärker der historischen Umgebung mit ihren Lochfassaden angenähert. Die Fassade erhielt in Analogie zu den repräsentativen Bauten der Nachbarschaft eine architektonische Gliederung und Tiefenschichtung. Faserbewehrter Beton Die Fassade besteht aus geschosshohen, räumlich geknickten Fertigteilen aus Faserbeton und Fensterkonstruktionen aus Aluminium. Aufgrund der Faserbewehrung konnten die Betonfertigteile in relativ dünner Wandung hergestellt werden. Das sparte Gewicht, sodass sie direkt am Bestand befestigt werden konnten. Die Tiefenschichtung zwischen der außen liegenden Betonstruktur und den zurück gesetzten Fensteröffnungen wurde zu einem spielerischen Wechsel unterschiedlicher Formate und Fensterpositionen genutzt. Die verschiedenen Nutzungen Konferenzgeschoss, Bürogeschosse und Wohnungen drücken sich durch subtile Unterschiede in den Öffnungsformaten aus.
Innere Organisation Die neue Grundrissorganisation der Bürogeschosse, bestehend aus offenen und geschlossenen Zonen, bringt Tageslicht bis in die Tiefe und macht den trapezförmigen Grundriss des Gebäudes erlebbar. Das ehemals als Lager genutzte Erdgeschoss wurde zum Konferenzbereich umgebaut. Über ein speziell entwickeltes Vorhangsystem lässt sich der Raum in nahezu jede Konfiguration aufteilen. Die Vorhangpakete bestehen aus doppelt gehängtem, schwerem, schalldämmendem Textil und werden manuell über ein Schienensystem in die gewünschte Position gebracht. Andreas Ferstl
unten Über schwere Textilvorhänge lässt sich der Konferenzbereich individuell zonieren
BIM BIM Prozesse im Bau einführen und anwenden ΖPPHU PHKU %DXYRUKDEHQ ZHUGHQ QDFK GHP %Ζ0 6WDQGDUG %XLOGLQJ ΖQIRUPDWLRQ 0RGHOLQJ 6WDQGDUG DEJHZLFNHOW 'LH %Ζ0 6WDQGDUGV VLQG ]ZDU GHȴ QLHUW ZDV LP %DXJHZHUEH DEHU RIW IHKOW LVW GLH SUDNWLVFKH $QZHQGEDUNHLW EH]RJHQ DXI GLH HLJHQHQ $UEHLWVSUR]HVVH 'HU (LQVDW] %Ζ0 I¦KLJHU 6RIWZDUH JDUDQWLHUW QRFK QLFKW GDV %Ζ0 NRQIRUPH $UEHLWHQ
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rechts Das neue Wohn- und Geschäftshaus in Ochtrup (Alle Fotos: Saint-Gobain Rigips GmbH)
MASSIVE WOHNBAUPLATTE In der münsterländischen Stadt Ochtrup wird moderner Wohnraum dringend benötigt. Ein neu errichtetes Wohn- und Geschäftshaus zog schon während der Rohbauphase großes Interesse auf sich. Seine zentrale Lage sowie die attraktiven Grundrisse und die außergewöhnliche Erschließung der einzelnen Wohnungen sorgten frühzeitig für zahlreiche Anfragen. Im Inneren des Gebäudes kam eine materialtechnische Innovation zum Einsatz. Perfekt im Zeitplan Insgesamt 27 Wohneinheiten zwischen 45 und 130 m2 im 1. und 2. Obergeschoss sowie im Dachgeschoss sind über ein ausgeklügeltes Steg- und Brückensystem im glasüberdachten Innenhof erschlossen. Die rund 930 m2 im Erdgeschoss dienen als Verkaufsfläche. Im Frühjahr 2016 startete der Innenausbau. Aus Sicht des verantwortlichen Architekturbüros schmiegel & denne lag man durchgehend perfekt im Zeitplan. Ende April wurde die offizielle Musterwohnung eröffnet. Erster Ansprechpartner für viele Mieter, wenn es etwa um die Errichtung von Einbauschränken oder die Umsetzung individueller Wohnideen ging, war die Tischlerei Dirk Coßmann, deren Team maßgeblich für den trockenen Innenausbau des gesamten Gebäudes verantwortlich war. Innovatives Trennwandsystem Auf Vorschlag der Tischlerei setzten die Investoren und Planer auf ein inno-
vatives System für den Wohnbau. Die Trennwände waren zunächst als klassische Ständerwände mit Mineralwolledämmung und einer beidseitigen, doppellagigen Beplankung aus normalen Gipsplatten in 2 x 12,5 mm ausgeschrieben. Parallel hatte das Ausbauteam allerdings die Gelegenheit, „Habito“ von Rigips kennenzulernen. Diese 12,5 mm dicke Platte wurde Anfang 2016 als massive Wohnbauplatte auf den Markt gebracht. Nach bislang gesammelten Erfahrungen trifft die Beschreibung zu: Die Platte lässt sich schnell und einfach verarbeiten, ähnlich einer regulären Hartgipsplatte, ist dabei aber rund 5-mal härter als beispielsweise verputzter Porenbeton. Lohnende Investition Dank des massiven Charakters der neuen Platte reichte bereits die einfache Beplankung des Ständerwerks, um eine wesentlich stabilere Gesamtkonstruktion als ursprünglich geplant zu erstellen. Insgesamt wurden rund
2.500 m2 Wandfläche errichtet. Durch den schmaleren Wandaufbau ergab sich ein Netto-Zugewinn an zu vermietender Wohnfläche von 25 m2, woraus sich nach heutigem, ortsüblichem Quadratmeterpreis zusätzliche Mieteinnahmen von rund 2.500 Euro pro Jahr erzielen lassen. Aus Sicht des Fachhandwerkers kommen noch weitere Vorteile hinzu: Durch den Wegfall der zweiten Beplankungslage wird der Baufortschritt deutlich gestrafft. Die in dieser Art beplankten Wände übersteigen die Leistungswerte von Massivwänden etwa in puncto Oberflächenhärte und Schallschutz erheblich, bieten darüber hinaus aber die entscheidenden Vorteile des klassischen Trockenbaus: Wände und Grundrisse lassen sich flexibel und schnell unten Einseitig angeritzt kann die massive Wohnbauplatte „Rigips Habito“ gebrochen und mit einem Kantenhobel nachbearbeitet werden
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rechts Die einzelnen Wohnungen werden über ein Steg- und Brückensystem im Gebäudekern erschlossen
anpassen, wochenlange Austrocknungszeiten wie etwa bei gemauerten Wänden entfallen komplett. Unkomplizierte Montage Trotz des massiven Charakters ist „Habito“ leichter als Gipsfasersysteme und gleichzeitig denkbar einfach zu verarbeiten. Ganze Platten werden z. B. nur einseitig mit einem Cuttermesser angeritzt und können dann sauber an der gewünschten Kante gebrochen werden. Für den Zuschnitt an Randbereichen wird eine Kreissäge mit Staubabsaugung verwendet. Die Platten sind durch Schnellbauschrauben mit dem CW-Ständerwerk verschraubt. An den UA-Profilen etwa im Bereich der Türrahmen erfolgt die Montage am besten durch normale Trockenbauschrauben mit Bohrspitze. Als Schraubwerkzeuge eignen sich sowohl Akku-Impulsschrauber als auch kabelgebundene Trockenbauschrauber. Die Verarbeitung ist in beiden Fällen unproblematisch. unten Die massive Wohnbauplatte „Rigips Habito“ ist 5-mal härter als Porenbeton, lässt sich aber bearbeiten wie eine normale Hartgipsplatte
Die mit „Rigips Habito“ beplankten Wände übersteigen die Leistungswerte von Massivwänden in Bezug auf Oberflächenhärte und Schallschutz erheblich
Hohe Belastbarkeit Als Vorteile für die Mieter gelten hoher Schallschutz, mehr Wohnfläche, gutes Raumklima dank des nachhaltigen Baustoffes Gips und vor allem die hohe Belastbarkeit der Innenwände. Eine einzelne Schraube, ohne Dübel mit einem einfachen Schraubendreher angebracht, trägt Gewichte von bis zu 30 kg. Schwere Regale, Flachbild-
schirme oder Küchenschränke können ohne Dübel oder zusätzliche Konstruktionen wie Traversen befestigt werden. Gleichzeitig sind die Wände dank der robusten Plattenoberflächen dauerhaft geschützt vor mechanischen Einwirkungen etwa durch Stuhllehnen oder schwereres Kinderspielzeug. www.rigips-habito.de
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Büro- und Laborgebäude SkyLabs in Heidelberg: Für den Sockelbereich an der Außenfassade kamen anthrazitfarbene betoShell® -Elemente zum Einsatz, um einen gestalterischen Akzent zu setzen (Foto: Dirk Wilhelmy)
Die Marke Hering Architectural Concrete vereint intelligente, von passionierten Ingenieuren und Handwerkern maßgeblich mit- und weiterentwickelte Materialkonzepte des Werkstoffs Beton mit jahrzehntelanger Erfahrung in gestaltungsfokussiertem Betonfassadenbau. Alle Produkte können bei Neubauten und Sanierungen angewendet werden sowohl für die Fassade als auch zur Verkleidung von Dächern, Dachuntersichten oder als Bodenbelag. Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten Neben der technologischen Komponente steht die Ästhetik im Fokus neuer Produktentwicklungen. Farbige Zuschläge und Pigmente in der Betonrezeptur bieten in Kombination mit unterschiedlichen Oberflächenbearbeitungsverfahren nahezu unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten. In den vergangenen Jahren wurde die Gestaltungsvielfalt von Architekturbeton um innovative Bearbeitungstechniken ergänzt: vom Fotobeton über Reliefbeton und Matrizenschaltechnik bis hin zu Sichtbetonfassaden mit Glaszuschlägen und lichtreflektierendem Beton.
Fakultät Erziehungswissenschaften der Hochschule in Nijmegen (Foto: Ben Vulkers)
Nachhaltiges Bauen mit Textilbeton Bereits in den 1990er Jahren entwickelte Hering Bau die dünnwandige Fassadenplatte betoShell®. Sie besteht aus Textilbeton, einem zementgebundenen, mineralischen Verbundwerkstoff, bei dem 2- oder 3-dimensionale Glas- oder Carbongelege als Bewehrungsmaterial eingesetzt werden. Durch die textile Bewehrung und die spezielle Betonrezeptur werden extrem hohe Biege-, Zug- und Schlagfestigkeiten erreicht. Ein weiterer Vorteil von Textilbeton ist, dass an der Oberfläche keine Einzelfasern austreten und daher der Gestaltungsspielraum erheblich größer ist als bei Faserbeton.
Glasfaserbewehrte Fassadenplatte betoShell® (Foto: Hering Bau)
Karstadt-Parkhaus in Bad Homburg (Foto: David Hollnack)
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MASSGEFERTIGTER ARCHITEKTURBETON ALS HOCHWERTIGE GEBÄUDEHÜLLE
Die Definition von Ästhetik mittels intelligenter Möglichkeiten des Betons umzusetzen in Fassaden ist eine Intention von Hering Architectural Concrete. Zum anderen bieten wir einen konkreten Mehrwert © Margot Gottschling
an, weil wir mit unseren Innovationen und Entwicklungen immer wieder der Frage des nachhaltigen Bauens nachgehen. Dies bezeugen mittlerweile zahlreiche Referenzen, wie beispielsweise das Stammhaus der WDR mediagroup in Köln oder das Probenhaus des Balletts am Rhein in Düsseldorf.
© Marcus Bredt
Hering Bau GmbH & Co. KG Neuländer 1 | D - 57299 Burbach T +49 2736 27-312 F +49 2736 27-256 E info@hering-ac.com W www.hering-ac.com
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DAS GREEN CODE KONZEPT
Nachhaltig bauen und Wohnfühlklima schaffen Bei Betonfertigteilen denken wir gewöhnlich an Roboter, die Schalungen präzise nach CAD-Plan verlegen und technische Komponenten darin integrieren. Oder wir stellen uns eine Baustelle vor, auf der fertige Bauelemente Schlag auf Schlag vom Sattelzug gehoben und platziert werden. Aber welches Raumklima erwartet uns in dem fertigen Gebäude? An dieser Stelle knüpft Green Code an: Mit der Effizienz des Betonfertigteilbaus werden Bauelemente maßgeschneidert, die ein behagliches und gesundes Raumklima schaffen. Die Green Code Bauelemente Bei der Green Code Thermowand liegt die Dämmung zwischen zwei Betonschalen – geschützt vor Feuer, Verwitterung und mechanischer Beschädigung. Je nach statischer Anforderung sind Wandstärken von 30–50 cm möglich. Die Dämmung ist in Material und Dicke variabel und erreicht U-Werte bis zu 0,11 W/(m²K). Es geht äußerst wenig Energie über die Wände verloren, und Passivhausstandard wird bei Bedarf nicht nur erreicht, sondern übertroffen. Kein Heizkörper stört das Raumkonzept: Die Räume werden über Klimadecken temperiert. Dabei handelt es sich um Elementdecken mit integrierten Rohrregistern zum Heizen und Kühlen. Im Heizbetrieb fließt warmes Wasser durch die Register, nur wenige Grad über der Raumtemperatur. Trotzdem ist die Reaktionszeit kurz, da die Register nah an der Oberfläche liegen und durch Dämmkörper thermisch optimal vom übrigen Deckenquerschnitt getrennt sind. Dadurch wird die Energie maximal nach unten gerichtet. Was hat die Klimadecke mit der Sonne gemein? Beide übertragen ihre Energie in Form von Wärmestrahlen auf kühlere Objekte. Diese Strahlen durchdringen die Luft,
ohne sie aufzuheizen. Erst wenn die Strahlen auf einen festen Körper treffen, geben sie die Wärme an diesen ab. So leitet die Klimadecke ihre Wärme in jeden Winkel des Raumes und heizt direkt Boden, Wände, Fenster und Möbel. Folglich sind alle Flächen im Raum höher temperiert als die Luft. Das hat gleich mehrere Vorteile: Menschen empfinden den Raum als angenehm warm, obwohl die Luft bis zu 3 °C kühler sein kann als beim Heizen über Konvektion. Da man die Luft nicht unnötig mitheizt, sinkt der Energieverbrauch erheblich, und es geht weniger Wärme beim Lüften verloren. Und was für ein gesundes Raumklima ganz entscheidend ist: Die Luft beginnt nicht zu zirkulieren. Warum ist das so wichtig? Warme Wände und Decken halten die Luft sauber Eine Fußbodenheizung erreicht nur ca. 50 % Strahlungsanteil, und ein Heizkörper verteilt seine Wärme gar zum überwiegenden Teil über Konvektion. Diese Heizsysteme erwärmen die Luft. Die warme Luft steigt auf, kühlt sich an den kalten Flächen der Decke, Wände und Fenster ab und sinkt wieder. Die zirkulierende Luft verursacht unangenehmen Zug und wirbelt Staub und Milben auf. Wo liegt der Unterschied beim Heizen mit Wärmestrahlung? Die Klimadecke wärmt
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oben und links Ehinger Volksbank: Klimadecke mit Reapor-Schallabsorbern für optimierte Raumakustik
Green Code ist die Kombination von behaglicher Raumtemperatur, gesunder Atemluft und angenehmer Akustik
oben In die Decke integrierte Schallabsorber: hinten in der Rohdecke, mittig mit Grundierung und vorne fertig mit Akustikspachtel
nicht die Luft, sondern feste Körper. Die kühlere Raumluft erwärmt sich zwar an diesen Körpern, aber viel sanfter als an einer Heizquelle, und entsprechend gemächlich steigt sie auf. Oben angekommen kann sie sich an den warmen Oberflächen nicht wieder abkühlen. Das bremst die Bewegung zusätzlich, und die Luftumwälzung erfolgt im Zeitlupentempo. Der Staub bleibt am Boden, und die Atemluft bleibt sauber. Klimaanlage überflüssig – im Sommer kühlt die Decke In Gebäuden mit hohen Dämmstandards und großzügiger Verglasung ist auch die sommerliche Kühlung entscheidend für ein angenehmes Raumklima. Im Kühlbetrieb fließt kaltes Wasser durch die Rohrregister. Die Wärmestrahlung aus dem Raum und die aufsteigende warme Luft erwärmen die Decke. Das Wasser führt die Wärme ab und kühlt damit den gesamten Raum – gleichmäßig und ohne die kalte Zugluft einer Klimaanlage. Volksbank setzt auf akustisch optimierte Büros Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik ermittelte ungeeignete Raumakustik als eine wesentliche Stressursache am Arbeitsplatz. Die Kurzfassung: Falsche Nachhallzeiten führen zu akustischer Reizüberflutung und diese wiederum zu Unzufriedenheit, mehr Fehlern und erhöhtem Krankenstand. Daher hat die Ehinger Volksbank ihre Klimadecke zusätzlich mit Schallabsorbern ausgestattet, um den Hall zu reduzieren und angenehme, produktive Arbeitsbedingungen zu schaffen. Bei der Vorfertigung wurden Heiz- und Kühlregister,
Dämmkörper, Lüftung, Elektrik und Schallabsorber in die Decke integriert. Trotzdem beträgt ihre Gesamtstärke gerade einmal 35 cm. Eine Ortbeton-Konstruktion mit abgehängter Decke hätte bei gleichem Funktionsumfang nahezu die doppelte Aufbauhöhe. Die Rohrregister sind in Zonen eingeteilt und getrennt regulierbar. Die Schallabsorber bestehen aus dem Blähglasgranulat Reapor und werden bereits bei der Vorfertigung in die Deckenoberfläche eingelassen. Die Heiz- und Kühlleistung der Decke wird dadurch nicht beeinträchtigt. Akustik-Ingenieure berechneten im Vorfeld die ideale Anzahl und Anordnung der Reapor-Körper, um den Raum akustisch auf seine Verwendung zu optimieren. Für eine einheitlich weiße Deckenoberfläche wurde anschließend ein spezieller Akustikspachtel aufgetragen, der den Schall bis zu den Absorbern durchdringen lässt. Green Code Wohnfühlklima Green Code ist die Kombination von behaglicher Raumtemperatur, gesunder Atemluft und angenehmer Akustik. Alles in einem nachhaltigen System und mit sämtlichen Vorteilen des Betonfertigteilbaus. www.concrete-rudolph.de
Die CONCRETE Rudolph GmbH präsentiert ihre Produkte auf der BAU 2017, Halle A2, Stand 326 A.
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rechts Die Bürotrennwände sind als Schrank- und Regalwände im Wechsel mit Glaselementen konzipiert (Alle Fotos: Nikolay Kazakov)
FURNIER ERGÄNZT BETON Der Betonfertigteilhersteller Andernacher Bimswerk GmbH & Co. KG (ABI) setzte beim Neubau seines Verwaltungsgebäudes auf Systemtrennwände und -schränke der Karlsruher Unternehmensgruppe feco-Feederle. Für die Planung des repräsentativen Bürogebäudes erhielt das Büro Planfaktur Architekten & Ingenieure aus Montabaur den Auftrag. Minimalistischer Baukörper Der Neubau besteht aus zwei eingeschossigen Büroriegeln, die zusammen mit der Eingangshalle einen U-förmigen Baukörper bilden. Das als Querriegel ausgebildete Obergeschoss greift über die Bürotrakte. Die Fassade ist in Sichtbeton mit ABI Thermo-Sandwichelementen aus eigener Produktion gestaltet. Durch die Reduktion auf ein stehendes Fensterformat entstand ein minimalistischer Baukörper, der die Leistungsfähigkeit des Betonfertigteilherstellers demonstriert. Angenehme Arbeitsatmosphäre Den hohen Qualitätsanspruch des Betonfertigteilherstellers setzt feco-Feederle bei der Ausführung der feco-Systemschrank- und Glaswände im Innenausbau fort. Mit Eichenfurnier belegte Wände ergänzen harmonisch die durch kühlen Sichtbeton dominierten Innenräume und schaffen durch den warmen, natürlichen Werkstoff eine angenehme Arbeitsatmosphäre. feco-Feederle verarbeitet in der eigenen Produktion die Echtholzfurniere und kann so durch die Auswahl der Holzstämme die gestalterischen Vorstellungen eines schlichten Furnierbildes sicherstellen. Die Bürotrennwände sind als Schrank- und Regalwände im Wechsel mit GlasTürelementen mit Oberlicht und Glasseitenteilen konzipiert. Dadurch werden die Mittelflure rhythmisch mit natürlichem Licht akzentuiert und optisch verkürzt. Maximale Transparenz Da das Gebäude mit betonkerntemperierten Decken ausgestattet ist, sind die Schrankfronten mit akustisch wirksamen mikroperforierten Oberflächen im Raster 3 mm mit einem Lochdurchmesser von nur 1 mm realisiert, um die Raumakustik in der schallharten Umgebung zu optimieren. Das
hochwertige, natürliche Furnierbild sorgt dabei für eine harmonische Wahrnehmung ohne das als Moiré-Effekt bezeichnete optische Flimmern. Schalldämmung für höchste Diskretionsansprüche Da aufgrund der betonkerntemperierten Sichtbetondecke die Luft nicht in einer Abhangdecke geführt wird, erfolgt diese verdeckt über die Deckenanschlussprofile der Systemschränke. Fecoair-Überströmelemente stellen dabei die Schalldämmung sicher. Die Systemtrennwände bieten als Nurglaskonstruktion fecoplan ohne vertikale Ständerprofile mit 12 mm Einscheibensicherheitsglas und einem Schalldämmprüfwert Rw,P= 37 dB in Kombination mit Ganz-Glastüren der Schallschutzklasse 1, Rw,P= 32 dB, maximale Transparenz. Räume mit erhöhten Schalldämmanforderungen werden mit der wandbündigen Doppelverglasung fecofix und Alurahmen-Glas-Türelementen mit Rw,P= 42 dB hohen Diskretionsansprüchen gerecht. Die Symbiose aus optimal verarbeitetem Sichtbeton und hochwertigen Systemtrennwänden schafft ein Arbeitsumfeld, das Raum für Teamarbeit, Konzentration, Kommunikation und Inspiration bietet. Damit hat sich ABI für die Zukunft ideal positioniert. www.feco.de unten links und Mitte Das Gebäude zeigt die Leistungsfähigkeit des Betonfertigteilherstellers unten rechts Mikroperforierte Oberflächen optimieren die Raumakustik
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Die Sichtbetonoptik wurde bei den Fassaden mittels einer horizontalen Brettschalung umgesetzt (Fotos: Sven Paustian)
WARMES ANGENEHMES AMBIENTE Mit ihrem neuen Büro- und Wohnhaus in Saarbrücken errichtete die FLOSUNDK architektur+urbanistik GmbH ein innovatives Stadthaus mit einem Höchstmaß an Natürlichkeit, Nutzungskomfort, Energieeffizienz und Ökologie. Dafür sorgt die monolithische Bauweise aus Liapor-Leichtbeton. Stadthaus neu interpretiert Ein schlichter Kubus, der kontrastreich und dennoch in sich stimmig wirkt – so präsentiert sich das neue Büro- und Wohnhaus am Mügelsberg in Saarbrücken. Der 5-geschossige Flachdachbau setzt dabei nicht nur für sich, sondern auch im städtebaulichen Kontext neue Maßstäbe: „Uns ging es darum, mit dem Gebäude ein echtes Stadthaus zu schaffen, das in sich das kombinierte Wohnen und Arbeiten ermöglicht und so ein rund um die Uhr belebtes Objekt darstellt. Damit wird es im städtebaulichen Kontext zu einem Teil der Stadt, das nicht nur zu bestimmten Zeiten, sondern eben immer funktioniert“, erklärt Architekt Jens Stahnke von der FLOSUNDK architektur+urbanistik GmbH. Klare Entscheidung für Liapor-Leichtbeton Errichtet wurde das Gebäude aus Liapor-Leichtbeton in Sichtbetonoptik in einer Wandstärke von 50 cm. „Wir wollten zeigen, dass sich mit dem Liapor-Leichtbeton als einfachem, natürlichem Material ein Höchstmaß an Wohn- und Nutzungskomfort schaffen lässt – mit exklusivem Raumklima und einer besonderen Materialehrlichkeit“, so Jens Stahnke. Daneben ließ sich in der vorliegenden Wandstärke und mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,36 W/mK auch die geforderte Wärmedämmung gemäß der geltenden EnEV 2014 umsetzen, und zwar ganz bewusst und wie geplant ohne zusätzliches Wärmedämmverbundsystem. Nicht zuletzt überzeugte der Liapor-Leichtbeton auch unter ökologischen Gesichtspunkten: „Wichtig waren uns auch die Umweltverträglichkeit des Baustoffs und die entsprechende Recyclingfähigkeit des
Materials“, so der Architekt. „Und hier sprach alles für den verwendeten Liapor-Leichtbeton, der von der Herstellung bis zur Entsorgung besonders umweltgerecht ist.“ Individuelle Gestaltungsoptik Die Sichtbetonoptik wurde bei den Außenwänden mittels einer horizontalen Brettschalung umgesetzt, während die Betonage des Innenbereichs mit besonders glatten, großformatigen Schaltafeln erfolgte. Damit sollte die Leistungsfähigkeit des Materials aufgezeigt und demonstriert werden, welch unterschiedliche Optiken realisierbar sind. Besonderes Augenmerk wurde in jedem Bereich auf ein besonders einheitliches Erscheinungsbild gelegt. Insgesamt kamen rund 170 m³ eines LC12/13 zum Einsatz. Die Rezeptur wurde in enger Zusammenarbeit von Liapor und der Dyckerhoff Beton GmbH & Co. KG in Saarbrücken entwickelt, die den LiaporLeichtbeton herstellte und lieferte. Den Einbau übernahm die Z-Bau Bauunternehmung GmbH in Friedrichsthal. Erwartungen übertroffen Das neue Büro- und Wohnhaus wurde im September 2016 in Betrieb genommen. „Das Ergebnis hat unsere Erwartungen übertroffen“, resümiert Jens Stahnke. „Die Sichtbeton-Oberflächen sind unglaublich lebendig und sorgen für ein überaus warmes, angenehmes Ambiente.“ www.liapor.com Liapor auf der BAU 2017 in München: Halle A2, Stand 329
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Durch die Verformbarkeit der dünnen Betonplatten als formparts entstehen imposante Lamellen mit komplexen Geometrien
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Das CILSE unterstreicht die individuelle und kohärente architektonische Identität des Universitätscampus in Boston
LÖSUNGEN FÜR GEBÄUDEHÜLLEN Seit beinahe 60 Jahren ist das österreichische Familienunternehmen Rieder auf die Herstellung von Betonbauteilen spezialisiert. Vor über einem Jahrzehnt begann die Herstellung von Fassadenverkleidungen aus Glasfaserbeton unter dem Markennamen fibreC. Die Erweiterung der Produktpalette ging mit einer bedeutenden Entwicklung des Unternehmens einher – weg vom reinen Plattenproduzenten hin zum Lösungsanbieter für Gebäudehüllen. So bietet Rieder nicht nur ästhetische Fassadenmaterialien mit besonderem Charakter, sondern auch monolithische Formteile mit individuellen Befestigungsmethoden, Elementunterkonstruktionen, Vormontagen und Logistikkonzepte. Mehrwert, Effizienz und Intelligenz Wichtige Themenschwerpunkte auf der Messe BAU 2017 sind Mehrwert, Effizienz und Intelligenz von Gebäudehüllen. Vor allem die vielfältigen Serviceleistungen sowie die Entwicklungsarbeit im Hintergrund sollen sichtbar und erlebbar gemacht werden. Die gesamtheitliche Lösung für Gebäudehüllen als R2R-Prozess – Rendering to Realisation – umfasst Designausarbeitung, Fassadenoptimierung, statische Berechnungen, Befestigungsmethoden, Mock-ups und Prototyping, Elementunterkonstruktionen, Vormontagen und Logistikkonzepte. Geformter Beton veredelt Glasfassade Durch schlanke formparts mit integriertem Befestigungssystem wurde erstmals die Verwendung von Beton für ElementFassaden am neuen „Center for Integrated Life Sciences and Engineering“ (CILSE) der Universität Boston realisiert. Je nach Blickwinkel wirkt die Fassade durch die herauskragenden Betonlamellen transparent und opak zugleich. Fassade als Aushängeschild Das CILSE bietet einer breiten Palette an Forschungsmodalitäten Raum. Eine reine Glasfassade erschien dem Team von Payette Architekten als zu kommerziell für den urbanen Campus angesichts der Entwicklungen im nahen Umfeld. Das CILSE sollte die individuelle und kohärente architektonische Identität des Campus unterstreichen. Durch die Verwendung von Glasfaserbeton konnte dieses Ziel erreicht werden. fibreC Glasfaserbeton von Rieder ist nur 13 mm dünn und kann als großformatige concrete skin Paneele eingesetzt werden. Durch die Verformbarkeit der
dünnen Betonplatten als formparts entstehen imposante Betonlamellen mit komplexen Geometrien. In einer großen Auswahl von Farben und Texturen harmoniert Glasfaserbeton gut mit anderen Materialien. So ließ sich die Herausforderung bewältigen, einen 9-stöckigen Block mit zwei gegensätzlichen Fassadentypologien zu realisieren. Integriertes Montagesystem An den beiden Seiten, an denen das CILSE an den öffentlichen Raum angrenzt, ziert ein vertikales Muster von 10 cm breiten formparts eine Fläche von hoch reflektierenden Glasflächen. Tatsächlich sind diese Betonlamellen kontinuierlich geformte U-förmige Glasfaserbetonelemente, die von der Vorhangwand über ein ausgeklügeltes System von vormontierten mechanischen Verankerungen gestützt werden. Mit der Entwicklung eines eigenen Befestigungssystems machte Rieder die Montage der 1.300 U-Formteile aus Glasfaserbeton möglich. Durch Vormontage der Befestigungsanker ist eine schnelle und witterungsunabhängige Montage bauseits garantiert. Die Formteile wurden einfach an die Unterkonstruktion eingehängt und feinjustiert. Durch das geringe Gewicht der dünnen Elemente sowie die hohen Spannweiten von bis zu 4,25 m war weniger Material an Unterkonstruktion erforderlich. Daher bieten formparts eine wirtschaftliche Lösung für die gesamte Gebäudehülle. Rieder Smart Elements GmbH Mühlenweg 22 A – 5751 Maishofen www.rieder.cc
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rechts Das neue Umweltbildungszentrum in Mainz (Visualisierung: Ries + Ries Architekten Ingenieure GmbH)
ÖKOLOGISCHE ÄSTHETIK Das neue Umweltbildungszentrum in Mainz ist Vorbild dafür, wie ökologisch korrektes Bauen Hand in Hand mit einem zeitgemäßen Erscheinungsbild gehen kann. Hier kam R-Beton, ein Beton mit rezyklierter Gesteinskörnung von Heidelberger Beton, zum Einsatz. Wie ökologisch Architektur sein kann, zeigt das neue Umweltbildungszentrum (UBZ) in Mainz. „Von der Wiege bis zur Bahre – ein Gebäudeleben beginnt mit der Rohstoffgewinnung und endet beim Recycling oder auf der Deponie“, so Holger Ries vom planenden Architekturbüro Ries + Ries aus Budenheim. „Unser Ansatz war es, ein Gebäude zu schaffen, das nachfolgenden Generationen nicht zur Belastung wird, indem wir Baustoffe und Materialien verwenden, die biologisch abbaubar oder unproblematisch zu entsorgen sind.“ Das UBZ ist ein modernes barrierefreies Schulungsgebäude mit einer anregenden und informativen „Bio- und Restabfall-Erlebniswelt“ sowie viel Platz für Veranstaltungen zu den Themen Umwelt, Natur und nachhaltigem Bauen. Das besondere an dem Gebäude ist, dass es selbst auch rezykliert ist. Die Entsorgungsbetriebe der Stadt Mainz als Bauherr forderten einen Beton, der unter anteiliger Verwendung von rezyklierter Gesteinskörnung (RC-Körnung) hergestellt wird. Heidelberger Beton lieferte für den innovativen Neubau rund 650 m³ R-Beton der Güte C25/30, dessen Gesteinskörnungsfraktion mit Größtkorn 2/8 mm aus einem fachgerecht aufbereiteten Altbeton besteht. Geliefert wurden die insgesamt 360 t des Recycling-Materials von der Firma Scherer und Kohl aus Ludwigshafen. Mit der Baufirma Gemünden konnte zudem ein Partner gefunden werden, der sich auf das ambitionierte Vorhaben, R-Beton zu verwenden, einließ und damit gute Erfahrungen machte. „Prinzipiell lässt sich der R-Beton genauso verarbeiten wie ein gewöhnlicher Beton“, erklärt Bodo Wollny, Betontechnologe von der Heidelberger Beton GmbH. „Der Wasseranspruch ist bei gebrochenem Betonsplitt etwas höher. Dies wird bei der Betonrezeptur berücksichtigt und baustellenoptimiert eingestellt.“
Werkstoff der nächsten Generation: R-Beton mit rezyklierter Gesteinskörnung (HeidelbergCement AG/ Steffen Fuchs)
Besonders ist auch die Idee der Architektur des UBZ: Eine minimalistische Kubatur, die sich in die örtlichen Gegebenheiten am Hang einbindet, die die ökologische Nutzung des Gebäudes unterstreicht und – fast bescheiden – sich der Funktion des Zentrums unterordnet. Das Innere des zweigeschossigen Baus ist dabei in den repräsentativen Tageslichtbereichen in Sichtbeton der Klasse SB3 gestaltet. „In Teilbereichen ein erhöhter Schalungsaufwand“, wie Martin Habes, verantwortlicher Architekt des UBZ von Ries und Ries Architekten, festhält. „Doch wir wollten den Beton sehen, ihn roh lassen, um das Gebäude auch relativ einfach wieder rückbauen zu können. Sämtliche Installationen wurden aus diesem Grund funktional und sauber mit Trassen auf Putz, also sichtbar, an den Betonwänden und -decken aufgebracht.“ Das innovative und ökologische Konzept des UBZ zieht sich bei der Gestaltung und Auswahl der Materialien und Technik wie ein roter Faden durch das Gebäude. Davon zeugen etwa die Holzfenster oder das regenerative Energiekonzept mit Luft-Wasser-Wärmepumpe und Photovoltaikanlage. Mit einer 50 %-igen Unterschreitung des EnEV-Anforderungswertes für Neubauten wird das Gebäude im Bereich der thermischen Hülle sowie der Haustechnik in Anlehnung an den Passivhausstandard ausgeführt. Dazu zählt die 30 cm starke Wärmedämmung aus Mineralwolle, die auf den 25 cm dicken Stahlbetonwänden liegt. HeidelbergCement AG Berliner Straße 6 69120 Heidelberg www.heidelbergcement.de
Prinzipiell lässt sich der R-Beton genauso verarbeiten wie ein gewöhnlicher Beton (HeidelbergCement AG/ Steffen Fuchs)
Die repräsentativen Tageslichtbereiche sind in Sichtbeton der Klasse SB3 gestaltet (HeidelbergCement AG/ Steffen Fuchs)
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LÜFTUNGSSCHÄCHTE AUS BETONFERTIGTEILEN Die Verwendung von individuell gefertigten Betonfertigteilschächten des Typs SAS der Firma Jäger Beton für die Frischluft- und Lichtversorgung von Tiefgaragen und Tiefgeschossen ist ein zunehmend wichtiger Faktor in der Kalkulation von Großobjekten und die Vorausetzung für wirtschaftliche Bauabläufe – so auch beim Wohnprojekt „Central & Park“ der BPD Immobilienentwicklung GmbH aus Frankfurt. Europaviertel in Frankfurt In Frankfurt entsteht auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs seit einigen Jahren ein neuer Stadtteil: das Europaviertel. Das Areal hat eine Größe von ca. 95 ha. Die Entwicklung des Areals integriert weitläufige Parks und Grünflächen in einen neuen Stadtteil mit hoher Lebensqualität. Nach der Fertigstellung sollen dort rund 30.000 Menschen arbeiten und nach derzeitigem Stand annährend 15.000 Menschen wohnen. Wohnquartier Central & Park Auf einem ca. 30.000 m² großen Teilstück des neuen Stadtviertels entstand das Wohnquartier Central & Park mit insgesamt 25 3- bis 6-geschossigen Mehrfamilienhäusern mit rund 360 Wohnungen. Verantwortlich für die Entwürfe der Häuser waren das Darmstädter Architekturbüro Planquadrat und die Frankfurter Büros Landes und Partner sowie Arctec. Sämtliche Freiflächen wurden intensiv durchgrünt, um ein homogenes Ganzes zu schaffen. Der Großteil dieser Grünflächen wurde als intensive Dachbegrünung der insgesamt 5 zum Central & Park gehörigen Tiefgaragen realisiert.
Die in Form, Größe und Höhe werksseitig gefertigten Unikate sind die wirtschaftliche Lösung, um Kosten bei Arbeit und Schalung einzusparen
Entlüftung der Tiefgeschosse Die Entlüftung der Tiefgeschosse erfolgt über Entlüftungskanäle durch die Tiefgaragen, deren Decken zu den begrünten Innenhoflagen ausgebildet sind. Die Entlüftungskanäle wurden vom Bauunternehmen Hochbau Engel deshalb durch Deckenausschnitte bei den Tiefgaragen im oberirdischen Bereich an die individuellen, unterschiedlich breiten Lüftungsschächte angeschlossen. Die 53 teilweise montagefertigen Elemente für die Lüftungsschächte sowie weitere 93 WU-Lichtschächte hatten ein Gesamtgewicht von über 600 t. Die unterschiedlich großen Bauteile mit Breiten bis zu 555 cm und Höhen bis 290 cm wurden Just-in-Time mit Spezialtransportern angeliefert. Das schwerste Fertigteil hatte immerhin ein Gewicht von 5,5 t. Maßgenaue Fertigung Durch die maßgenaue Fertigung auf modernsten Anlagen bilden SAS-Schächte nach der Montage zusammen mit dem Baukörper eine solide und sichere Einheit. Die Schächte werden als Standardgrößen bis zu einer lichten Breite von 555 cm und einem lichten Wandabstand bis zu 220 cm hergestellt. Je nach statischen Anforderungen liegen die Regelwanddicken zwischen 6,5 und 20 cm. Die Bauhöhen der Einzelelemente sind im Rastermaß von 5 cm möglich. Die Einzelelement-Höhe richtet sich nach der Transport- und Krankapazität. Aussparungen, Notausstiege und verschiedene Abschlussprofile sind ebenfalls möglich. Ab Werk sind die Schächte mit verzinkten Stahl- oder Edelstahlaufhängesystemen ausgestattet, auch für Befestigungen auf Dämmung bis zu 300 mm. Insgesamt lieferte Jäger Beton 180 Lichtschächte und rund 70 SAS-Entlüftungsschächte für das neue Europaviertel an namhafte Bauunternehmen, u.a. Ed. Züblin AG, Weisenburger Bau GmbH, Max Bögl und die d&b Bau GmbH.
www.jaeger-beton.de
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Einladend und offen präsentiert sich das Casino am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
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Die Betonbänke und Beete auf dem Vorplatz spiegeln das gestalterische Prinzip der schräg stehenden Betonstützen wider
EDEL SAMTIGES PFLASTER Das neue Casino auf dem Campus-Nord des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), konzipiert durch das Düsseldorfer Architekturbüro BM + P, überzeugt durch seine schlichte Eleganz. Das gilt auch für die Außenanlage und die angrenzenden Pflasterflächen. Hier kam ein Betonsteinpflaster zum Einsatz, das sich durch seine samtige Oberfläche auszeichnet.
Das Vanity-Pflaster wurde rund um das Gebäude im Läuferverband verlegt
Gläsern und lichtdurchflutet Der großflächig verglaste Neubau beherbergt ein Betriebsrestaurant, eine Cafeteria mit angeschlossenem Shop und einen Gästebereich. Eingebettet in Rasenflächen und umgeben von Baumbestand setzt er einen bewussten Kontrast zu seiner natürlichen Umgebung. Den Rohbau bildet ein Skelett aus schräg stehenden Betonstützen, die wie stilisierte Bäume anmuten. Das Gebäude bietet eine Nutzfläche von 3.595 m². Elegant und zweckmäßig Die bewusst schlicht gehaltene Außenanlage korrespondiert mit der Geradlinigkeit des Baukörpers. Die gesamte Fläche wurde mit dem Gestaltungspflaster Vanity von Kann in den Farben Dunkelgrau, Hellgrau und Weiß befestigt. Seine elegante Oberfläche mit dezentem Glimmer passt gut zur Architektur des Stahlbetonbaus. An der Eingangsseite ist das Pflaster im Fußgängerbereich im Format 30 x 15 x 8 cm in Hellgrau, auf der Fahrspur im selben Format in 14 cm Dicke eingebaut. Über Eck schließt sich eine Terrasse an, für die Vanity in denselben Abmessungen zum Einsatz kam. Im Anschluss an die Terrasse zieht sich die Pflasterung um das Gebäude herum und an der gesamten Längsseite entlang. Hier verläuft ein Fußweg, der farblich abgegrenzt in weißem Pflaster ausgeführt ist. An der Gebäuderückseite im Bereich der Gastronomie-Anlieferung kam das Pflaster ebenfalls zum Einsatz. Die Verlegung erfolgte jeweils im Läuferverband. Edel und samtig Die außergewöhnliche Oberfläche von Vanity entsteht durch die Bearbeitung mit speziellen Bürsten, die die verwendeten Natursteinkörnungen sichtbar machen und zugleich glätten, wodurch ein edel anmutender Belag mit samtiger Oberfläche
Gestalterisch abgesetzt von der Hauptfläche ist der öffentliche Fußweg entlang der Straße mit weißem Pflaster befestigt
entsteht. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die Farben Hellgrau, Dunkelgrau, Anthrazit und Hellbeige. Vanity ist in 4 verschiedenen Abmessungen erhältlich. Je nach Kombination lassen sich unterschiedliche Flächenbilder realisieren. Passend zum Pflaster sind auch Terrassenplatten sowie Stufen und ein Mauersystem erhältlich. Somit ergeben sich für die Produkte aus der Vanity-Familie Einsatzmöglichkeiten im öffentlichen und im privaten Bereich. Aufgrund seiner Ausstattung mit dem Kanntec10-Verschiebeschutz eignet sich das Pflaster außerdem zur Befestigung von Fußgängerzonen mit Lieferverkehr oder Promenaden. KANN GmbH Baustoffwerke Bendorfer Straße 56170 Bendorf-Mülhofen www.kann.de
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BAUKULTUR 1_2017
FESTER BETON FÜLLT DEN STEIN Mit Schalungssteinen lassen sich vielfältige Bauprojekte realisieren. Die Beliebtheit des Wandbaustoffes ist dabei auf seine einfache Verarbeitung zurückzuführen. Wichtig sind jedoch eine korrekte Schalungsplanung und Bauausführung. Der richtigen Vorgehensweise widmet der Hersteller KLB-Klimaleichtblock deshalb nun eine eigene Broschüre. Hierin findet sich ab sofort alles Wissenswerte rund um die korrekte Verarbeitung von Schalungssteinen aus Normal- und Leichtbeton. Besondere Beachtung findet dabei der Hochbau. Verarbeitung von Schalungssteinen Eine Wand ist nur so gut wie ihre Ausführung. In der neuen KLB-Broschüre finden sich daher Anleitungen zu wichtigen Grundlagen wie Versetzweise, Bewehrung oder Verfüllen. Themen wie Wandecken, korrekte Anschlüsse sowie Innen- und Außenputz werden ebenfalls beleuchtet. Anwendungsbeispiele machen deutlich, dass Schalungssteine mittlerweile auch im Hochbau eine tragende Rolle spielen: Festigkeit und Schallschutz sowie Wirtschaftlichkeit überzeugen hier insbesondere im mehrgeschossigen Wohnungsbau. Stein auf Stein – Beton hinein Wie bei jedem Wandaufbau sollte auch hier ein ebener Untergrund gewährleistet sein. Mittels Kimmschicht können so Undichtheiten am Übergang zur Schalungswand vermieden werden. Dazu empfiehlt es sich, die erste Schicht der Steine nach Höhe und Flucht mit Normalmauermörtel der Mörtelgruppe III anzulegen. Weitere Schichten werden anschließend trocken im Verband versetzt, wobei die Kammern der Schalungssteine durchgehende Füllkanäle bilden müssen. Indem diese Kanäle anschließend mit Ortbeton gefüllt werden, entsteht eine wärmedämmende Mantelbetonwand. Die gute Wärmedämmung ist hierbei auf die porige Struktur der LeichtbetonSchale zurückzuführen. Demgegenüber leiten sich erhöhter Schallschutz und höchste Tragfähigkeit vom Betonkern ab. Vor Beginn der Betonierarbeiten sollten Anwender die Schalungssteine vornässen. Ihre Verfüllung erfolgt dann entweder nach halber Geschosshöhe oder spätestens nach einer Höhe von 1,80 m.
Eine Bewehrung entsteht mittels vertikaler Betonstabstähle in den Arbeitsfugen: Je Meter Wandlänge sollten dabei mindestens zwei Steckeisen mit einem Durchmesser von 8 mm angeordnet werden. Diese dürfen nicht weniger als 20 cm tief in die Betonschichten hineinreichen. Der Beton selbst ist gemäß der jeweiligen Zulassung zu verdichten, entsprechende DIN-Angaben sind ebenfalls in der Verarbeitungsrichtlinie vermerkt. Während des Verfüllens gilt es zu beachten, dass ein freier Fall des Betons nur bis zu einer Höhe von 2 m möglich ist. Andernfalls hat das Betonieren der Schalungssteine über Schüttrohre oder Betonierschläuche zu erfolgen. Sowohl Betonförderung als auch Verarbeitung und Nachbehandlung der Schalungssteine sollten dabei stets von Fachleuten ausgeführt werden, die in die Handhabung des KLB-Schalungssystems eingewiesen wurden. Ist der eingebrachte Beton ausgehärtet, kann eine Decke aufgelegt werden. Außenwände aus KLB-Schalungssteinen müssen zudem vor Witterungseinflüssen geschützt werden. Wichtig ist hier, Stoßbereiche dauerhaft zu überbrücken. Eine gängige Schutzmaßnahme ist Putz, wobei Außen- und Innenputz DIN 18550 entsprechen sollten. Die porige Oberfläche der LeichtbetonSteine gewährleistet dabei eine optimale Verkrallung des Putzes. Anwendung (auch) im Hochbau Im zweiten Teil der Broschüre geht der Hersteller auf eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten für Schalungssteine ein. Ob konstruktiver Hochbau oder Garten- und Landschaftsbau, freistehende Wände, Stützwände, Keller-
außenwände oder auch Pools – die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Schalungssteine selbst. Weitere Einzelheiten zu den Bemessungsansätzen und ergänzende Details sind in einer zweiten Broschüre mit dem Titel „KLB-Schalungssteine, Bauen mit System: einfach, sicher, wirtschaftlich“ enthalten. Beide Broschüren können per Fax (02632–2577770) oder per E-Mail (info@klb.de) beim Hersteller angefordert werden. www.klb.de unten Aufbau einer freistehenden Mantelbetonwand (Grafik: KLB Klimaleichtblock)
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BAUKULTUR 1_2017
Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 39. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.400 54 100 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dipl.-Ing. Alexander von Canal (Veranstaltungen und Mitgliederbetreuung)
Vorschau Ausgabe 2_2017 >> klimaBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Prof. Christian Baumgart DAI Präsident Berufsmäßiger Stadtrat und Stadtbaurat der Stadt Würzburg www.dai.org
Arno Lederer Jórunn Ragnarsdóttir LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten Stuttgart www.archlro.de
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Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1.10.2016. Druck Benedict Press, Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.
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BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Januar 2017 | Ausgabe 1 | ISSN 1862-9571
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