Ausgabe 4_2021: fassadenBAUKULTUR

Page 1

BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

2021

4

Schwerpunkte Innovative Fassadenlösungen Gebäudehülle

AIV zu Berlin-Brandenburg Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“

BAUKULTUR

fassaden


NATUR FASER FASSADE

Vorteile der NATUR-FASER-FASSADE mit 4 mm Fugenbild • Abstand Oberkante Gelände ≥ 40 mm • max. Spannweite der Paneele 800 mm, Tragprofile 1.000 mm • ohne sichtbare Befestigung, Paneele werden nur eingerastet • Belüftungsöffnungen können vernachlässigt werden • Dämmstoffe bis 260 mm möglich • Ausgleich der Bauwerksunebenheiten bis 38 mm • Brandsperren und Kleintierschutz mittels Aluminium L-Profil • drei verschiedene Paneel-Breiten – 80 mm / 160 mm / 240 mm • Laibung und Sturz unsichtbar befestigt • Gebäudeecken mit Eckleisten im Dekor

www.megawood.com/fassade

Das hinterlüftete, offene und patentierte „Cradle to Cradle™ Gold“-zertifizierte Fassadensystem überzeugt durch Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Optik und einfache Montage. Die werkseitig in Deutschland entwickelten und hergestellten Komponenten sind optimal aufeinander abgestimmt und ermöglichen den Verbau bis in den Spritzwasserbereich. Außer der horizontalen Paneel-Montage lassen sich diese auch vertikal und miteinander kombiniert montieren. Der neu entwickelte „Distanz Schuh“ ermöglicht den Paneel-Stoß formschlüssig zwischen den Tragprofilen, mit dem Ergebnis einer Verschnitt reduzierten, flexibleren und schnelleren Montage. Mit 65 mm Aufbauhöhe lässt sich das System direkt auch z. B. auf Holz montieren. Das handliche Paneel-Format ermöglicht die Montage durch eine Person sowie gutes Handling, auch im Überkopfbereich. Das patentierte Rastsystem ermöglicht die schraubenlose Paneel-Montage. Das Ergebnis ist eine pflegeleichte, langlebige

Fassade mit minimalem Fugenbild, die mit einer natürlichen und harmonischen Optik sowie der Nachhaltigkeit für Generationen überzeugt. megawood® Produkte erfüllen Kriterien für nachhaltiges Bauen und Green Building:

Projektdaten Projekt: Fassadensystem und Deckenverkleidung in Halle (Westfalen) Bauherr: Versorgungstechnik Stüve GmbH Gesamtfläche Fassade: 516 m2 Gesamtfläche Deckenverkleidung: 84 m2 Paneel: KARREE 240 in Varia Grau Unterkonstruktion: Edelstahl / Aluminium Dämmung: 160 mm Mineralwolle Eckleiste: 40 x 40 in Varia Grau Fertigstellung: Dezember 2020


editorial

BAUKULTUR 4_2021

3

LIEBE LESERINNEN UND LESER, VEREHRTE FREUNDE DER BAUKULTUR, Ohne Boden keine Stadt, kein Land, kein Lebensraum – auch kein Fliegen und kein Schwimmen. Ohne Boden sind wir nichts, und doch kümmern wir uns nicht richtig um diese Daseinsgrundlage, soweit es über den Horizont des von uns beanspruchten Bodens hinausgeht. Dies möchte das Bündnis Bodenwende ändern – völlig zu Recht! Das Bündnis Bodenwende wurde auf Anregung der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung im Jahr 2020 geschaffen. Seine Kernbotschaft lautet: „Der Boden, seine Verfügbarkeit und Nutzung spielen eine zentrale Rolle bei den großen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte: sozialer Zusammenhalt, angemessene Wohnraumversorgung, gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land, gerechtere Vermögensverteilung, wirksamer Klimaschutz und Klimaanpassung, Erhaltung der Biodiversität, sichere und nachhaltige Nahrungsmittelproduktion, Bewältigung von Pandemien.“ Diese Liste könnte noch verlängert werden: Abwehr weiterer Pandemien, Ausbau nachhaltiger Infrastruktur, Rückbau der autogerechten Stadt und Landschaft, Neugestaltung von Straßen und Plätzen usw. Warum ist dabei der Boden so wichtig? Er ist die Voraussetzung jeder nachhaltigen Politik. Die europäische Stadt war seit Beginn ihrer Existenz mit der entscheidenden Frage konfrontiert: Wie soll das Eigentum am Boden zwischen der öffentlichen Hand und den einzelnen Bürgern verteilt werden, und welche Auflagen sind für das private Eigentum erforderlich? Dazu kam die Frage, wie denn das private Eigentum überhaupt ausgestaltet werden und was konkret unter öffentlicher Hand verstanden werden soll. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden in Deutschland grundsätzlich drei Lösungen gefunden: der privatwirtschaftliche Städtebau, der kommunalwirtschaftliche Städtebau und der staatswirtschaftliche Städtebau. Vor dem Ersten Weltkrieg herrschte der privatwirtschaftliche Städtebau, der der Privatinitiative aber keineswegs völlige Freiheit ließ, sondern etwa hinsichtlich der Breite von Straßen, der Höhe von Gebäuden und der Verdichtung von Baublöcken Grenzen setzte, wenn vielfach auch unzureichende. Diese unzureichenden Grenzen, die wiederum den Interessenlagen derer entsprach, die in den Kommunen und dem Zentralstaat das Sagen hatten, führte zu einer ersten großen Protestbewegung, die sich unter dem Label einer (städtischen) Bodenreform versammelte. In dieser Zeit erreichte die Debatte um die städtische Bodenrente ein außerordentlich hohes Niveau. Nach dem Ersten Weltkrieg war es vorbei mit dem privatwirtschaftlichen Städtebau, nun kam die

große Zeit der Kommunen, des kommunalwirtschaftlichen Städtebaus. Dieser betraf den Wohnungsbau und die Wohnungsbestandspolitik, aber auch große Teile der städtischen Infrastruktur: Verkehr, Energieversorgung, Krankenwesen, Messewesen, Wasserver- und entsorgung usw. Voraussetzung dafür war eine aktive Bodenvorratspolitik. Das bedeutete auf der anderen Seite auch: Für den privaten Sektor gab es ebenfalls Aktionsfelder, etwa bei der Warenversorgung und vor allem bei der Industrieproduktion. Diese kommunale Blütezeit brach mit der Weltwirtschaftskrise zusammen und wurde 1933 dann vollständig beseitigt. Nun setzte sich der staatswirtschaftliche Städtebau durch, der die Ausschaltung der kommunalen Autonomie und den Aufbau zentralstaatlicher Baubehörden voraussetzte. Was oft vergessen wird: Nicht der kommunalwirtschaftliche, sondern erst der staatswirtschaftliche Städtebau nahm größere Teile des privaten Eigentums in Besitz – durch Enteignung unterschiedlichster Art. Dies galt bekanntlich auch für den Städtebau der DDR. Bodenpolitik ist keine isolierte Politik, sie setzt Akteure und Ziele voraus. Sie erhält ihren Sinn erst durch ein gesellschaftspolitisch begründetes städtebauliches Programm. Heute stellt sich erneut die Frage: Welcher Typus des Städtebaus ist angesichts der jetzigen und künftig absehbaren Herausforderungen angemessen? Eigentlich gibt es nur eine Antwort: ein neuer, weiterentwickelter kommunalwirtschaftlicher Städtebau. Mit einer aktiven Bodenvorratspolitik, einer klaren Trennung der Aufgabenfelder der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft und einer eindeutigen, verständlichen, der Nachhaltigkeit einschließlich des sozialen Zusammenhalts verpflichteten Rahmensetzung für die Privatinitiative. Dazu gehören u.a. eine Abschöpfung leistungsloser Bodenpreissteigerungen, eine Ausschaltung von Share Deals, eine erleichterte Anwendung des Erbbaurechts, eine maximale Transparenz des – kommunal gesteuerten – Bodenmarktes, eine Orientierung auf Umbau statt Abriss, eine aktive Begrenzung des Flächenverbrauchs. Mit einer Bodenwende kann die europäische Stadt in eine nachhaltige Zukunft geführt werden. Ihr

Prof. Dr. Harald Bodenschatz Stadtplaner und Sozialwissenschaftler


4

DAI bundesweit

BAUKULTUR 4_2021

Kiel

Pinneberg

DAI Tag 2021 Im letzten Jahr musste der DAI Tag in Aschaffenburg aufgrund der Corona-Pandemie leider entfallen. Umso erfreulicher ist es daher, dass er vom 24.–26.9.2021 als Präsenzveranstaltung nachgeholt werden kann. Auf dem Programm stehen die Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur und die Jubiläumsfeier anlässlich der Gründung des DAI vor 150 Jahren. Der DAI und der AIV Aschaffenburg freuen sich auf ihre Gäste!

Berlin-Brandenburg

Osnabrück

Leipzig Düsseldorf

Oberhessen

Wiesbaden

www.dai.org/veranstaltungen

Aschaffenburg Bamberg

Mainz

Saar

Folgen Sie dem DAI im Netz:

Mannheim

Nürnberg

www.dai.org www.facebook.com/baukultur www.twitter.com/baukultur www.instagram.com/ baukultur_dai/

DAI Mitgliedsverein

www.linkedin.com/ company/baukulturplus

kein DAI Mitgliedsverein DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Karlsruhe AIV Koblenz

AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Marburg AIV Mark Sauerland AIV Oberhessen AIV Schweinfurt AIV Stuttgart AIV Ulm AIV Würzburg

AIV zu Berlin-Brandenburg AIV zu Magdeburg Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

BAUKULTUR 4_2021

18

24

22

3 4 5 6–8 6 7 8 9 9

Rubriken Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wirtschaft + Recht DAI aktuell Aus dem Präsidium

10–11 10–11

DAI regional AIV zu Berlin-Brandenburg: Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“

12–26 12–13 14–15 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25 26

Schwerpunkte: Innovative Fassadenlösungen | Gebäudehülle 3deluxe: Bürogebäude in Karlsruhe BAID Architekten: Wohnhaus in Hamburg Pool Leber Architekten: Wohn- und Geschäftshaus in München Behnisch Architekten: Studentisches Wohnen in Regensburg noa* network of architecture: Hotelerweiterung in Südtirol Alvisi Kirimoto Architects: Musikakademie in Camerino David Chipperfield Architects: Kunsthaus in Zürich Atelier ST: Ausstellungshaus in Göttingen

27–38 27 28 29 30–31 32 33 34 35 36 37 38

Advertorials | Anzeigen Hering Bau GmbH & Co. KG: Hier geht man doch gerne zur Vorlesung Kebony AS: Wetterbeständig und umweltfreundlich NATURinFORM GmbH: Raffiniertes Fassadenspiel seele holding GmbH: Die Sonne über die Fassade lenken EuroLam GmbH: Höhere Sicherheit durch Lamellenfenster Deppe Backstein-Keramik GmbH: Roter Monolith Bockhorner Klinkerziegelei Uhlhorn GmbH & Co. KG: Erdig im Ursprung Girnghuber GmbH: Kontinuität für die Kunst Schlagmann Poroton GmbH & Co. KG: Fassadendämmung mit Ziegeln FVHF: Best of Deutscher Fassadenpreis für VHF Rieder Sales GmbH: Betonfassade in Weltraumschwarz

39

Titel: Apfelhotel in Südtirol von noa* network of architecture (Foto: Alex Filz)

Editorial Prof. Dr. Harald Bodenschatz DAI bundesweit Inhalt

Autoren | Vorschau | Impressum

5


6

nachrichten

BAUKULTUR 4_2021

Heinz Bienefeld: Haus Babanek in Brühl, 1991– 1995 (Foto: Constantin Meyer, 2021)

Centro Cultural in São Paulo (Foto: © Ciro Miguel 2018)

Heinz Bienefeld Vor allem im Rheinland schuf der aus Krefeld stammende Architekt Heinz Bienefeld (1926–1995) zahlreiche Sakralbauten und Wohnhäuser. Besonderen Wert legte er dabei auf Details und Materialität. Als Werkzeug zur Formfindung diente ihm das Modell. Aus Plastilin formte Bienefeld Architekturskulpturen, anhand derer sich seine Ideen zu Gebäuden entwickeln konnten. In der Ausstellung „Antike Radikal – Häuser und Kirchen von Heinz Bienefeld“ zeigt das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt (DAM) noch bis zum 26.9.2021 eine Auswahl seiner Bauten und Projekte www.dam-online.de

Access for all Die brasilianische Metropole São Paulo tätigt seit Jahrzehnten erhebliche Investitionen in neue architektonische Infrastrukturen, um die räumliche Enge der Megacity zu kompensieren und dem wachsenden Bedarf nach öffentlichen Räumen für Kultur, Erholung und Sport gerecht zu werden. Die noch bis zum 8.8.2021 laufende Ausstellung „Access for All“ im Schweizerischen Architekturmuseum Basel bietet eine frische Perspektive auf die moderne Architektur Brasiliens und beleuchtet eine städtische Baukultur, in der sich Architektur nicht nur der Stadt zuwendet, sondern sie aktiv mitgestaltet. www.sam-basel.org

Christa Petroff-Bohne: Hotel- und Tafelgeräte, Entwurf 1959–1962, Herstellung VEB Auer Besteck- und Silberwarenwerke, Chromnickelstahl (Foto: © Georg Eckelt)

Schönheit der Form. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) widmet sich vom 9.7.–24.10.2021 dem Werk von Christa Petroff-Bohne, die zu den wichtigsten deutschen Designerinnen der 1950er und 1960er Jahre zählt. Als Professorin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee beeinflusste sie nicht nur Generationen von Studierenden. Ihre Entwürfe für die Industrie brachten seinerzeit eine zeitgemäße Formgebung in die Alltagskultur der jungen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). www.mkg-hamburg.de

Boden für Alle Im Architekturzentrum Wien ist noch bis zum 19.7.2021 die Ausstellung „Boden für Alle“ zu sehen. Sie stellt sich der Frage, ob der bisherige Umgang mit der Ressource

Taiwan acts! Nach dem verheerenden Erdbeben am 21.9.1999 haben sich in Taiwan zahlreiche Architekturinitiativen entwickelt, die die soziale Rolle des

70 Jahre Kunst am Bau Sowohl der Deutsche Bundestag als auch die Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) haben 1950 beschlossen, bildende Künstler bei

Baugrund zu verkaufen (Foto: © Johann Jaritz, Wikimedia Commons, lizensiert unter CC BY-SA 4.0; Collage: Christina Kirchmair)

BMT Architects X BMT Eco-Housing, The Urban Mountain III, Taiwan 2014-2019 (Foto: © BMT Architects)

Hannes Schulz-Tattenpach: „Aufsteigender Phönix“ am Eingangsbereich des Bundeshauses in Bonn, 1953 (Foto: BBR / Cordia Schlegelmilch)

Boden und Erdoberfläche angesichts der drohenden Klimakatastrophe und steigender Wohnungspreise noch tragbar ist. Wie wird Grünland zu Bauland? Wieso steigt der Preis für Grund und Boden? Was hat das alles mit unseren Lebensträumen zu tun? Fallstudien und Begriffserklärungen bringen Licht in das Dickicht der Zuständigkeiten. Ländervergleiche veranschaulichen Stärken und Schwächen, Best-PracticeBeispiele zeigen Alternativen. www.azw.at

Bauens im eigenen Land zum Thema machen. Dazu gehören z. B. die Maßnahmen zur Verbesserung der urbanen Struktur von Yilan, aber auch Kulturbauten, Infrastruktur und Wohnbauten an anderen Orten auf der Insel. Die Ausstellung “Taiwan Acts!” im Architekturmuseum der TU München zeigt vom 8.7.–3.10.2021 eine engagierte Kultur des Bauens und Planens. Präsentiert werden Projekte von Architekten, die in Europa bislang kaum bekannt sind. www.architekturmuseum.de

staatlichen Baumaßnahmen zu beteiligen und einen festen Anteil der Bausumme bei Neubauten und Instandsetzungen für Kunst vorzusehen. Viele dieser Kunstwerke sind wegen ihrer Lage auf Bundesliegenschaften für den Großteil der Bevölkerung unzugänglich und damit auch kaum bekannt. Die Wanderausstellung „70 Jahre Kunst am Bau“ tourt noch bis Oktober 2021 durch Deutschland und ist derzeit in Rostock zu sehen. www.bbr.bund.de


kolumne

BAUKULTUR 4_2021

7

DIE FÜNFTE FASSADE – AUS DEN AUGEN, AUS DEM SINN? Gut gestaltete Fassaden prägen das Stadtbild und sind visuelle Kommunikatoren einer gelungenen Stadtgestaltung. Von hohen Gebäuden aus kommt die Aufsicht auf das Dach hinzu, die fünfte Fassade. Als Gebäudehülle muss die Fassade allseitig betrachtet werden und sollte somit auch die Dachfläche einbeziehen. Sie bietet ein hohes baukulturelles Potenzial, das leider noch zu wenig genutzt wird. Warum? Hohe Planungsanforderungen bestehen schließlich überall. Während Flachdächer nach wie vor mit der Herausforderung der Wasserdichtigkeit kämpfen, versuchen geneigte oder gefaltete Dächer sich zunehmend in ihrer ästhetischen Gestaltung hervorzuheben und gleichzeitig in die Umgebung einzubetten. Ein gelungenes Zusammenspiel aus Materialität, Struktur und Farbigkeit ist ausschlaggebend, damit ein sichtbarer Mehrwert für die Stadt entsteht. So wurde beispielsweise das preisgekrönte, monolithisch erscheinende Kirchenzentrum in Poing zur „skulpturalen Stadtkrone“. Mehr Nutzungsoptionen bietet das flache oder flach geneigte, begehbare Dach. Hier schlummern ökologische, ökonomische und soziokulturell wertvolle Flächenpotenziale. Bei steigender Bodenknappheit, Stichwort „Bodengold“, ist jeder ungenutzte Quadratmeter schlichtweg eine Verschwendung wertvoller Nutzfläche. Diese gilt es zu aktivieren und in den privaten oder sogar öffentlichen Raum einzubinden. Grundsätzlich gibt es drei Optionen, die teilweise miteinander konkurrieren. Das Gründach ist die wohl häufigste Option und eine ökologisch sinnvolle Ausführung einer fünften Fassade: Ausgleich für versiegelte Bodenflächen und Regenrückhaltung, häufig gefördert und in der Aufsicht schöner als eine kahle Bitumenbahn. Optimieren lässt sich ein Gründach-Konzept durch den Zugang für Bewohner und Anlieger, als Aufenthalt oder zum „Urban Farming“. Das Gärtnern und private (Land-)Wirtschaften oberhalb der Traufe sind gerade bei Baugemeinschaften etabliert und allgemein beliebt. Weniger lebendig, aber ökonomisch und ökologisch ebenfalls zu berücksichtigen, sind Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen. Die fünfte Fassade als Energieerzeugerin ist ein

rechts Dachterrasse des Kaufhauses „Salling“ in Aarhus (Foto: © Bundesstiftung Baukultur)

auch stadtweit quantitativ durchgerechnetes Konzept, das häufig Gegenstand der politischen Debatte ist. Hier liegt in der Verbindung mit Nah- oder Fernwärme ein hoher betrieblicher Nutzen – schöner oder besser werden Dachaufsichten und ihr räumliches Nutzungsangebot allerdings nicht. Das Dach als vollwertige und räumlich gestaltete Nutzfläche ist die dritte Option, die zunehmend ins Bewusstsein tritt. Denn die fünfte Fassade bietet hier die Möglichkeiten für die auf das Dach projizierte Bodenfläche. Schlüssel einer erfolgreichen Dachnutzung ist die leichte Zugänglichkeit für Bewohner oder die Öffentlichkeit – zu Sportflächen, Parkanlagen, Spielplätzen oder Aussichtsorten auf dem Dach. Eine hohe Dichte gelungener Dachflächenkonzepte bietet Aarhus. Dänemarks zweitgrößte Stadt hat es verstanden, ein erfolgreiches Stadtbild zu gestalten und für jedermann erfahrbar zu machen. So lädt das Kaufhausdach „Salling Rooftop“ zum Kaffeetrinken und Entspannen oberhalb der Einkaufsstraße ein, das ARoS Kunstmuseum eröffnet den Rundumblick im Regenbogenpanorama und die „Bruuns Galleri“ bietet einen öffentlichen Minigolfplatz auf oberster Ebene. Auch bei geneigten Dachflächen sind die Dänen vorne, wie das aus dem Boden herauswachsende Museum Moesgård MO-MU oder das Wohnhausensemble „Eisberg“ verdeutlichen. Es wird also Zeit, die Möglichkeiten der fünften Fassade neu zu entdecken, denn die Dachfläche bietet mehr, als Abstellfläche für Haustechnik zu sein. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, und unsere Dächer bieten, im wahrsten Sinne des Wortes, Luft nach oben. Maike Groschek www.bundesstiftung-baukultur.de


8

wirtschaft + recht

BAUKULTUR 4_2021

§§ Die in Berlin, München, Frankfurt und Wien ansässige Kanzlei Zirngibl Rechtsanwälte Partnerschaft mbB ist Premiumpartner des DAI. Zu ihren bundesweiten Arbeitsschwerpunkten zählen das Immobilien-, Bau- sowie das Vergaberecht.

NEUES AUS DEM... ...Bau- und Architektenrecht

...Vergaberecht

Hält das in § 4 Abs. 7 VOB/B enthaltene Kündigungsrecht wegen Mängeln vor Abnahme einer AGB-Kontrolle stand?

OLG München zu den Dokumentationspflichten des Auftraggebers

Auftraggeber (AG) und Auftragnehmer (AN) schließen einen Bauvertrag. Die VOB/B wird vom Auftraggeber gestellt. Wegen unwesentlicher Mängel setzt der AG dem AN eine Mangelbeseitigungsfrist mit Kündigungsandrohung. Nach fruchtlosem Fristablauf kündigt der AG außerordentlich. Der AN verlangt die „große Kündigungsvergütung“ mit dem Argument, der AG habe ihn wegen der Unwirksamkeit des § 4 Abs. 7 VOB/B „frei“ gekündigt. Zu Recht?

Eine neue Entscheidung des OLG München (Beschluss vom 26.02.2021 – Verg 14/20) zeigt auf, wie wichtig die nachvollziehbare Dokumentation der Angebotsauswertung durch den Auftraggeber ist. Bedient sich der Auftraggeber bei der Wertung der Angebote eines aus Preis und qualitativen Aspekten zusammengesetzten Kriterienkatalogs, muss er seine für die Zuschlagserteilung maßgeblichen Erwägungen in allen Schritten so eingehend dokumentieren, dass nachvollziehbar ist, welche konkreten qualitativen Eigenschaften der Angebote mit welchem Gewicht in die Benotung eingegangen sind. Auch wenn dem Auftraggeber bei der Bewertung und Benotung ein Beurteilungsspielraum zusteht, sind seine diesbezüglichen Bewertungsentscheidungen insbesondere auch daraufhin überprüfbar, ob die jeweiligen Noten im Vergleich ohne Benachteiligung des einen oder anderen Bieters plausibel vergeben wurden.

Diese Thematik war jüngst durch das OLG Koblenz (Urteil vom 28.07.2020 – 4 U 1282/17) zu bewerten. Das Gericht hält § 4 Abs. 7 VOB/B für wirksam. Einen Eingriff in die bis zur Abnahme bestehende Dispositionsfreiheit des AN sieht das Gericht nicht, da der AN weiterhin über das „wie“ der Mangelbeseitigung entscheiden könne. Die zeitliche Einschränkung der Dispositionsfreiheit werde durch die vom AG zu setzende „angemessene Frist“ begrenzt. Letztlich gebe auch das BGB-Werkvertragsrecht (als gesetzliches Leitbild) dem AG Möglichkeiten zur vorzeitigen Auflösung des Vertrags im Erfüllungsstadium an die Hand – etwa die außerordentliche Kündigung aus wichtigem Grund gemäß § 648a BGB oder das Rücktrittsrecht gemäß § 323 Abs. 1 BGB. Vor diesem Hintergrund wäre der AN im eingangs geschilderten Fall nur zur „kleinen Kündigungsvergütung“ berechtigt. Die Entscheidung des OLG Koblenz hinterlässt Zweifel. Die Regelung des § 4 Abs. 7 VOB/B lässt es zu, dass der AG wegen unwesentlicher Mängel den ganzen Vertrag kündigt, wenngleich ihn dieselben unwesentlichen Mängel nicht berechtigen würden, die Abnahme zu verweigern. Sachgerecht dürfte es sein, die Kündigungsmöglichkeit vor Abnahme auf wesentliche Mängel zu beschränken.

In dem der Entscheidung zugrundeliegenden Fall rügte der unterlegene Bieter mehrere Punktabzüge in der Bewertung seines Angebots. Zwar wies das OLG München den Nachprüfungsantrag des unterlegenen Bieters zurück, dennoch befasste sich die Nachprüfungsinstanz ausführlich mit den vorgenommenen Punktebewertungen und überprüfte, ob die Wertung der Angebote vergaberechtskonform erfolgte. Die Entscheidung verdeutlicht, wie wichtig eine vollständige und in sich schlüssige Dokumentation des Vergabeverfahrens ist. Erweist sich die Vergabedokumentation im Nachprüfungsverfahren als unvollständig und lassen sich die Bewertungsentscheidungen des Auftraggebers nicht mehr nachvollziehen und überprüfen, droht die Zurückversetzung des Vergabeverfahrens. Rechtsanwältin Sarah Lisa Bohn

Rechtsanwalt Lukas Ritter, LL.M. (TCD)

Ansprechpartner Berlin: RA Lars Robbe Tel.: 030–880331–231, Mail: l.robbe@zl-legal.de, www.zl-legal.de Ansprechpartner München: RA Dr. Ulrich May Tel.: 089–29050–231, Mail: u.may@zl-legal.de, www.zl-legal.de


DAI aktuell

BAUKULTUR 4_2021

9

AUS DEM PRÄSIDIUM Diese Ausgabe erreicht Sie, wenn die 19. Legislaturperiode im Deutschen Bundestag de facto beendet ist. Die letzte offizielle Sitzungswoche war Ende Juni. Das bedeutet, bundespolitisch befinden wir uns in keiner Sommerpause, sondern tief im Wahlkampf. Das zeichnete sich bereits viel früher ab. Die seitens der planenden und bauenden Berufe verfassten und verschickten Wahlprüfsteine für die Parteien harrten bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch ihrer Beantwortung. Sobald Antworten vorliegen, werden wir diese auf unseren bekannten Kanälen – zuvorderst auf unserer Web-Seite unter www.dai.org – veröffentlichen. Die schon länger geführten Diskussionen werden sich fortsetzen und zum Teil intensiviert werden müssen. Wie kann das Planen und Bauen noch stärker zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit beitragen? Kreislaufwirtschaft und energieeffiziente Gebäude werden weiter an Bedeutung zunehmen. Zwar wurde vor kurzem das Baulandmobilisierungsgesetz auf Bundesebene verabschiedet, Bauland bleibt aber weiterhin Mangelware, und gerade in den Ballungsgebieten braucht es andere Konzepte für eine zukunftsfähige Wohnraumbeschaffung. Darum unterstützt der DAI auch das neu gegründete „Bündnis Bodenwende“. Wir haben die entsprechenden Wahlprüfsteine mit unterzeichnet und im April dazu eine Presseverlautbarung veröffentlicht.

In den zurückliegenden Monaten hat sich im Präsidium viel um die Jubiläumsschrift „150 Jahre DAI“ gedreht. Wir haben mehrfach Mitglieder, Freunde und Weggefährten des DAI gebeten, sich hier einzubringen. Viele haben das getan, und das Kompendium wächst. Vorbestellungen zum Subskriptionspreis können auch jetzt noch getätigt werden. Allerdings sind die Vorbereitungen mit Blick auf die Drucklegung weit fortgeschritten. Ende Juni gab es eine weitere Präsidiumssitzung. Erstmalig seit Februar 2020 hat das Gremium wieder in Präsenz getagt. Die nunmehr gelernten Online-Formate sollen aber ergänzend bestehen bleiben. Bei der Sitzung wurden die bereits angesprochenen Themen ausführlich behandelt. Es standen der Jahresabschluss 2020, die Finanzplanung 2022 und natürlich auch der DAI Tag auf der Agenda, der merklich näher rückt. In Aschaffenburg sind die Kollegen für Ende September gerüstet, und auch die Verleihung des Großen DAI Preises für Baukultur an das Architekten-Ehepaar Prof. Ernst Ulrich Scheffler und Brigitte Scheffler aus Frankfurt am Main soll wie geplant stattfinden. Die Anmeldung auf der DAI Web-Seite ist seit Anfang Juni wieder freigeschaltet. Udo Sonnenberg

ͣ ŽŶŶĞĐƟŶŐ ŵŝŶĚƐ͕ ĐƌĞĂƟŶŐ ƚŚĞ ĨƵƚƵƌĞ͞

/ &ĂĐŚĞdžŬƵƌƐŝŽŶ njƵƌ yWK ϮϬϮϬ* ƵďĂŝ Ϭϲ͘ϭϭ͘ ʹ ϭϯ͘ϭϭ͘ϮϬϮϭ ͬ ϮϬ͘ϭϭ͘ ʹ Ϯϳ͘ϭϭ͘ϮϬϮϭ ͬ Ϭϱ͘ϬϮ͘ ʹ ϭϮ͘ϬϮ͘ϮϬϮϮ „Gedanken verbinden, die Zukunft gestalten“ – unter diesem Motto treffen sich die Länder dieser Welt in Dubai. Vom 01. Oktober 2021 bis zum 31. März 2022 öffnet die EXPO ihre Tore erstmalig in einem arabischen Land. Innovationen werden vorgestellt, Ideen geteilt und Zusammenarbeit gefördert. Weltausstellungen bringen seit jeher Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur aller teilnehmenden Länder sowie Millionen von Besucher*innen zusammen, um sich über die Herausforderungen der Gegenwart auszutauschen und gemeinsam die Zukunft zu entwickeln. %IN &EST DES MENSCHLICHEN %RkNDERGEISTSÜ Neben dem Besuch der EXPO unter der Führung eines vor Ort lebenden und arbeitenden Architekten sowie exklusiven VIP-Zugang zu ausgewählten Pavillons auf der Weltausstellung werden an zwei weiteren Fachtagen in Dubai und Abu Dhabi unter der Führung der Guiding Architects die städtebaulichen und architektonischen Highlights der Region unterhaltsam und informativ auf hohem fachlichen Niveau präsentiert * Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde die EXPO 2020 auf den Zeitraum 01.10.2021 bis 31.03.2022 verschoben.

ĞƚĂŝůůŝĞƌƚĞ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶ ĞƌŚĂůƚĞŶ ^ŝĞ ƵŶƚĞƌ͗ ǁǁǁ͘ĚĂŝ͘ŽƌŐͬǀĞƌĂŶƐƚĂůƚƵŶŐĞŶͬǀĞƌďĂŶĚƐƚĞƌŵŝŶĞ Diese Fachexkursion des DAI wird organisiert und durchgeführt vom Reiseveranstalter: INTERCONTACT ͻ Tel.: 02642 2009-0 ͻ info@ic-gruppenreisen.de ͻ www.ic-verbandsreisen.de


10

DAI regional

BAUKULTUR 4_2021

Eröffnung der Ausstellung „Unvollendete Metropole“ am 30.9.2020 im Garten des Kronprinzenpalais in Berlin (Foto: Till Budde)

AIV zu Berlin-Brandenburg

JETZT DIE ZUKUNFT GESTALTEN! Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“

Berlin und Brandenburg müssen sich mit allen ihren Potenzialen, über die sie heute verfügen, den großen Herausforderungen der Zukunft stellen und den Lockdown als Chance verstehen, um jetzt die Zukunft zu gestalten. Das fordert der AIV zu Berlin-Brandenburg zusammen mit zehn weiteren Verbänden in seinem Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“ und fasst diese Forderungen dabei in 14 Punkten zusammen. Der AIV zu Berlin-Brandenburg tritt dabei für einen Paradigmenwechsel in Richtung nachhaltige Stadtentwicklung und Städtebau ein, der neuen Schwung und mehr Dynamik erhalten muss. Dabei heißen die Themen Klima, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, sozialer Zusammenhalt, Digitalisierung, Ernährungs- und Verkehrswende, Zentrenvielfalt, Länderkooperation und politische Verfasstheit. Alles das sollte sich in einem resilienten und schönen Städtebau wiederfinden. Das Städtebau-Manifest ist ein Ergebnis des durch den AIV Berlin-Brandenburg und seine Partner realisierten Projekts „Unvollendete Metropole“ und verarbeitet die Erfahrungen und Ergebnisse der Ausstellung „100 Jahre Groß-Berlin“, des Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070, der rund 40 Metropolengespräche und des Magazins BB2070, das die Metropolengespräche begleitet. Es richtet sich in erster Linie an Vertreter der Politik, die für Weichenstellungen zuständig und verantwortlich sind, aber auch an die Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft.

Die Metropolregion Berlin-Brandenburg hat wie keine andere der elf deutschen Metropolräume eine nach wie vor konsistente Raumstruktur. Mit einer Konzentration und Konsolidierung baulicher und infrastruktureller Entwicklung auf den Siedlungsstern, einer Neubewertung des polyzentralen Städtenetzes von Stadt und Land und einer Aufwertung der Lebensräume in Quartieren spricht sich das StädtebauManifest für eine neue, zielgerichtete Dynamik der regionalen Kooperation aus, exemplarisch in Berlin-Brandenburg, aber auch bundesweit. Das Manifest versteht sich als Beitrag für die Diskussion um die städtebauliche Zukunft von Berlin und Brandenburg, die nicht getrennt voneinander entwickelt werden können. Die 14 Punkte des Städtebau-Manifestes lauten: • • • •

Den Siedlungsstern zum Strahlen bringen! Zentren aller Art stärken und ausbauen! Sozial und funktional vielfältige Wohnviertel erhalten und schaffen! Den öffentlichen Schienenverkehr vermehren!


BAUKULTUR 4_2021

POROTON®-T6,5®, -T7®, -S8® und -S9®

• •

lli g

m

iwi

e

Das Manifest ist unter www.unvollendete-metropole.de veröffentlicht. Martina Rozok

rti

fi z

i e u t r a l e r Z rd T

ieru

n g g em . T N- Stan

da

a m

Ze

an

Kli

TÜV NORD CERT GmbH F re

n, Emissionen ve rm eid e

K li

n

re spa e i g er

ch Kompensation dur

Detaillierte Informationen dazu und über unsere Aktivitäten für Artenschutz, Regionalität und Biodiversität finden Sie unter: schlagmann.de/klimaneutraleziegel

n

Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Kurator „Unvollendete Metropole“ Tobias Nöfer, Vorsitzender des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg e.V. Dr. Christian Strauß, Leiter der Lenkungsgruppe der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin/Brandenburg/ Mecklenburg-Vorpommern der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft Julia Dahlhaus und Hans-Joachim Paap, Vorsitzende und stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, Landesverband Berlin e.V. Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur Aljoscha Hofmann, Generalsekretär des Council for European Urbanism Deutschland e.V. Dr. Friedemann Kunst, Vorsitzender der Landesgruppe Berlin-Brandenburg der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung Tim Heide, Vorsitzender des Deutschen Werkbunds Berlin Dr. Thomas Flierl, Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung Matthias von Popowski, Geschäftsstelle des Kommunalen Nachbarschaftsforums Berlin-Brandenburg e.V. Stefan Richter, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin Ingolf Berger, Annemarie Schnerrer, Dr. Christian Strauß, Thomas Thurn, Sprecher der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V.

In enger Zusammenarbeit mit Klimaschutz-Experten haben wir eine 3-Säulen-Strategie entwickelt. Mit den Maßnahmen dieser Strategie sind unsere TopProdukte, die perlitgefüllten POROTON®-T6,5® und -T7® sowie POROTON®-S8® und -S9® die ersten klimaneutralen Ziegel.

sc hu tzp roje k

te

eu Er n

ar eE ne rgie n eins etzen

Schlagmann Poroton ist der führende Anbieter von Mauerziegeln in Süddeutschland. Wir wollen als Marktführer auch in puncto Nachhaltigkeit unserer Verantwortung gerecht werden.

el

Wichtig ist aber nicht nur der Inhalt des Manifestes, sondern auch, wie es zustande gekommen ist. Ab August 2020 wurde ein erster Entwurf in mehreren Stufen diskutiert, verändert und schließlich beschlossen. Eingebunden waren insgesamt elf Verbände, die sich in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg für Planung, Städtebau und Gestaltung engagieren. Sie alle haben das Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“ unterzeichnet – ein einzigartiger Vorgang. Die Unterzeichner sind:

020

C

eg

-C

• •

DIE ERSTEN KLIMA NEUTRALEN ZIEGEL

N

Hauptstraßen und Hauptplätze urban gestalten! Grün- und Freiräume sichern, pflegen und vermehren! Reines Wasser einschenken! Neue Großprojekte sorgfältig mit der vorhandenen Stadt vernetzen! Den kommunalwirtschaftlichen Städtebau neu konzipieren! Die Hauptstadtrolle ernst nehmen! Den Austausch mit anderen Hauptstädten und Metropolen intensivieren! Das Verhältnis zwischen den Bezirken und dem Senat optimieren! Das Verhältnis zwischen Berlin und Brandenburg robust und dauerhaft weiterentwickeln! Demokratische Zusammenarbeit besser justieren!

E

• • • •

b er


12

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

VOM SMARTPHONE INSPIRIERT Bürogebäude in Karlsruhe

Ein Gebäude ist intelligent, wenn es auf die Bedürfnisse der Benutzer und die äußeren Einflüsse reagieren kann. Im besten Fall erhöht es den Komfort bei gleichzeitiger Optimierung der Energieeffizienz. Beides haben die Architekten von 3deluxe mit dem FC Campus in Karlsruhe zur Gänze umgesetzt. Bauherr und Nutzer ist die Karlsruher FC Gruppe. Das Ingenieurbüro mit über 300 Mitarbeitern arbeitet sowohl für Porsche als auch an innovativen Krankenhauskonzepten. Der Gebäudeentwurf sollte daher Innovation, Nachhaltigkeit, Effizienz und signifikantes Design vereinen. Mit diesem Ziel entwickelten die Planer einen Komplex aus zwei gegeneinander verdrehten Würfeln auf einer schwebenden Grundplatte, unter der eine offene Tiefgarage untergebracht ist. Da Würfel das baulich ökonomischste Verhältnis von Außenfläche zu Volumen bilden, stellen sie das unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten optimal effiziente Gebäudevolumen dar. Hinter der Gebäudehülle befinden sich großzügige und offen konzeptionierte Büroetagen. Kommunikative Gemeinschaftsbereiche und konzentrierte Arbeitsbereiche wechseln miteinander ab. Auf Innenwände wurde weitgehend verzichtet. Die Möblierung ist leicht und transparent, die Ausblicke in die Landschaft sind weitgehend unverstellt. Intelligente Fassade Draußen lassen die organisch geformten, geschossübergreifenden Fensterflächen die Kuben zu einem skulpturalen Gesamtbild verschmelzen und machen es möglich, die offenen Büroinnenräume von allen Seiten gut zu belichten. Damit es trotz der großen Glasflächen niemals zu heiß wird, setzt die Fassade auf eine im Glasaufbau integrierte intelligente Technologie, die normalerweise in Apple Smartphones verbaut wird – und in dieser Dimension noch nie zuvor realisiert wurde: Integrierte interaktive Flüssigkristalle ermögli-

chen eine sensorgesteuerte Reduktion des Licht- und Wärmeeintrags in das Gebäude, ohne dabei die freie Durchsicht zu beeinträchtigen. Trotz großflächiger Verglasung ohne bauliche Verschattungselemente muss das Gebäude daher auch im Hochsommer kaum gekühlt werden. Smarte Architektur Zusätzlich zur intelligenten Fassade sorgen moderne Heizund Kühldecken in den Büros für ein angenehmes Raumklima. Notwendige Kälte und Wärme werden über Geothermie mit 24 Sonden in 130 m Tiefe generiert. Strom wird mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert, womit das Gebäude zu einem Nullenergiehaus wird. Jenseits der notwendigen Haustechnik verfügt der Neubau noch über weitere smarte und nachhaltige Features: Über eine eigens vom Bauherrn entwickelte App steuern die Mitarbeiter so ziemlich alles im Haus: Sie können ihren Lunch aus der hauseigenen Foodbar auswählen oder sich in der Pause durch die umgebenden Grünanlagen navigieren lassen. Zur Plastikvermeidung wird Wasser aus dem eigenen Trinkbrunnen zur Verfügung gestellt. Der Teppich besteht aus recycelten Fischernetzen und Plastikflaschen. Artenschutz und Umweltfreundlichkeit Auch draußen begegnet der FC Campus der natürlichen Umwelt mit Umsicht und Respekt. Da sich das Gebäudeensemble zwischen Gewerbegebiet, Autobahnzubringer und einem kleinen Baum-Wiesen-Biotop mit Bachlauf befindet,


fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

13

Die organisch geformten, geschossübergreifenden Fensterflächen verbinden die Kuben zu einem skulpturalen Gesamtbild

links In das Glas integrierte interaktive Flüssigkristalle ermöglichen eine sensorgesteuerte Reduktion des Licht- und Wärmeeintrags in das Gebäude, ohne die freie Durchsicht zu beeinträchtigen

nisten viele Vögel in der Umgebung. Um Vogelschlag in der großflächigen Übereckverglasung zu vermeiden, entwickelten die Architekten mit der Schweizer Vogelwarte Sempach ein feines, semitransparentes Pattern, das auf die Verglasung aufgedruckt wurde. Es wird von den Vögeln wahrgenommen, gewährleistet aber gleichzeitig den ungestörten Ausblick. Das Licht im Außenbereich wurde als insektenfreundliche LED-Beleuchtung mit niedriger Lichtpunkthöhe und fokussierter Beleuchtung auf die Flächen konzipiert,

Die Überdachung verbindet optisch die beiden Baukörper und schützt gleichzeitig den Zugang zur Tiefgarage

ohne Lichtemission in die Umwelt. Auf inszenatorische Beleuchtung der Vegetation oder Baukörper wurde verzichtet. Auf dem gesamten Gelände und in der Tiefgarage sind die versiegelten Flächen auf das Minimum der Fahrbahnen und Fußwege reduziert. 3deluxe

Lamellenfenster von EuroLam sind die intelligenten, innovativen und funktionellen Fassadenlösungen für die natürliche Be- und Entlüftung, Einbruchhemmung und Entrauchung von Gebäuden im öffentlichen, gewerblichen und privaten Raum.

Lamellenfenster · Sonderkonstruktionen · NRWG

Fotos: Sascha Jahnke

info@eurolam.de www.eurolam.de www.shop.eurolam.de Fon +49 (0) 36462 33 88 0


14

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

HISTORISCHES KLEID Wohnhaus in Hamburg

Nahe dem Alsterufer haben BAID Architekten aus Hamburg insgesamt 42 hochwertige Wohneinheiten realisiert, davon sechs als geförderter Wohnungsbau. Das Bauwerk mit seinen neun Etagen ist als Hochhaus eingestuft. Premiere für die Hansestadt war die aufwendige Translozierung der Fassade des Vorgängerbaus: Sie wurde in Teile geschnitten, eingelagert, aufbereitet und dem Neubau später passgenau vorgeblendet. Ehemals befanden sich auf dem 1.200 m² großen Grundstück in Hamburg-Rotherbaum zwei aneinander gebaute Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert, deren Architekten Hugo Stammann und Gustav Zinnow das Hamburger Stadtbild mit zahlreichen weiteren Bauten entscheidend mitgeprägt haben. Zwar standen die beiden Gebäude nicht unter Denkmalschutz, dennoch waren sich Architekten und Bauherr einig, dass die historischen Fassaden erhalten werden sollen, um für den Standort und die Be- und Anwohner weiterhin eine identitätsstiftende Rolle spielen zu können. Dieser Argumentation konnte auch die Stadt folgen und hat dem Entwurf, alt und neu zu vereinen, zugestimmt. Erhaltung der Bestandsfassade Zur Translozierung wurde die historische zweischalige Fassade aus Vollziegelmauerwerk etagenweise in bis zu 21 m lange und 5 m hohe Teile geschnitten, abtransportiert, eingelagert und aufgearbeitet. Der Wiederaufbau erfolgte erst nach der Fertigstellung des Neubaus. Neubau Hinter der historischen Fassade entwickelte BAID einen Neubau, der eine innerstädtische Nachverdichtung mit deutlich mehr Wohnraum als zuvor generiert. Es entstanden insge-

samt 42 weitestgehend barrierefreie Stadtwohnungen mit einer sehr hohen Aufenthaltsqualität, darunter kompakte Appartements mit 40 m² Wohnfläche und familiengerechte Wohnungen zwischen 120 und 200 m² Wohnfläche. Das Penthouse in den obersten beiden Stockwerken bietet rund 300 m² mit einem Rundumblick über die ganze Stadt. Großzügige Verglasungen mit teils gebogenen Scheiben sowie Terrassen mit Glasbrüstungen lassen über alle Etagen hinweg viel Tageslicht in den Innenraum. Die straßenseitigen Wohneinheiten starten erhaben auf Hochparterreniveau. Ihre großzügigen Geschosshöhen sind an die historische Fassade angepasst. Hofseitig erstrecken sich neun Vollgeschosse, was den Neubau als Hochhaus einstuft und mit besonderen Anforderungen an die Sicherheit und die haustechnische Ausstattung verbunden ist. Die in Splitlevel organisierte Innenraumstruktur erlaubt im Erdgeschoss einen ebenerdigen Zugang zum Garten. Kontrastierende Dachaufstockung Weithin sichtbares Erkennungszeichen ist die Aufstockung. Mit ihrer dynamisch geschwungenen Linienführung und einer leichten Glas-Aluminium-Fassade hebt sie sich vom historischen Bestand ab, ohne diesen zu dominieren. Durch die Rückstaffelung tritt sie oberhalb der historischen Fassade


fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

oben Inmitten der hochherrschaftlichen Wohnbebauung nahe der Hamburger Alster entstand hinter einer erhaltenswerten historischen Fassade ein moderner Neubau mit hanseatisch anmutender Dachaufstockung

angemessen zurück. Zum Teil ist die unregelmäßig gefaltete und begrünte Dachlandschaft begehbar und formt die Terrassen aus. Design für alle Sechs der Wohneinheiten wurden als geförderter Wohnungsbau mit Mietbindung errichtet. Sie wurden gleichwertig mit den anderen Wohnungen konzipiert und unterscheiden sich beim Ausbau nicht. Neben der Architektur gestaltete BAID federführend auch die Innenarchitektur von sieben Wohneinheiten. Besonderer Blickfang sind die Wandverkleidungen aus Marmor im Küchenbereich und als Kaminmöbel. Dank der unterschiedlichen Wohnebenen erstreckt sich die Marmorfläche teilweise deckenhoch auf bis zu 5,50 m Höhe. Als Fußbodenbelag dient in einzelnen Wohnungen ein langlebiger Parkettboden aus geölter Vogeseneiche. Auch der großzügige Eingangsbereich des Hauses ist von durablen und hochwertigen Materialien wie Naturstein, dunklem Holz und Bronzeprofilen geprägt. Damit verweist das Gebäude auf die Architektur hochherrschaftlicher Hamburger Gebäude der Vergangenheit – und ist dabei gleichzeitig in der Neuzeit angekommen. Rainer Häupl Fotos: Martin Haag

rechts Die Wohnungen verfügen über eine hochwertige Innenausstattung aus langlebigen Materialien

15


16

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

Die Loggien und Balkone der Dachaufstockung lassen abwechslungsreiche Innen- und Außenbezüge entstehen

BEWEGTE DACHLANDSCHAFT

Aufstockung eines Wohn- und Geschäftshauses in München Wohnraum in der Münchner Innenstadt ist wertvoll. Daher sind Dachaufstockungen ein naheliegender Ansatz, zusätzliche Wohnfläche zu schaffen. Wie bei vielen Bestandsgebäuden stand aber auch bei dem Wohn- und Geschäftshaus in der Münchner Maxvorstadt das knapp bemessene Tragwerk einer Aufstockung im Wege. Pool Leber Architekten fanden jedoch eine Lösung, wie knapp 350 m² zusätzliche Wohnfläche gewonnen werden konnten. Aus eins mach drei Da das Büro- und Wohngebäude aus den 1980er Jahren in den Fundamenten kaum Reserven für die Dachaufstockung hatte, ließen Pool Leber Architekten das oberste StahlbetonTerrassengeschoss abtragen und setzten stattdessen einen 2,5-geschossigen Neubau auf den Bestand. Sie wählten dafür einen gewichtoptimierten Holzmassivbau aus Brettsperrholz mit hinterlüfteter Stahlfassade und Brandwänden aus Sichtbeton. Die hierfür erforderlichen Brandschutzauflagen und Befreiungen umfassten im 4. Obergeschoss eine komplette K2 60 Kapselung – eine komplette brandschutztechnisch wirksame Bekleidung, die den Baustoff Holz für mindestens 60 Minuten vor Entzündung, Verkohlung und anderen Schäden schützen soll, wenn etwa die direkt hinter der Bekleidung gemessene Temperatur 270°C beträgt. Für die beiden kleineren Wohneinheiten im 4. Obergeschoss und die große Wohneinheit, welche vom 4. Obergeschoss bis ins Dach reicht, waren aufwendige Schottungen und zusätzliche Rettungswege notwendig. Das gesamte Brandschutzkonzept wurde mit einer gutachterlichen Betreuung erarbeitet und umgesetzt. Velux Wohn- und Ausstiegsfenster mit KlappSchwing-Funktion dienen dabei zum Teil als Notausstieg und können auch vom Kaminkehrer als Austritt genutzt werden.

Ausblicke in alle Himmelsrichtungen Im Zuge der Aufstockung wurden nicht nur fast zwei zusätzliche Geschosse gewonnen, sondern mit dem Wechsel vom Flach- zum Satteldach – mit Flachdacheinschnitten für Terrassen – auch eine neue Dachform gewählt. Die bewegte Dachlandschaft mit schräg vorspringenden Erkern, Balkonen und eingeschnittenen Terrassen formt das Dach nun zu einer Gesamtskulptur mit spannenden Innenräumen und Blickachsen, die von innen nach außen und wieder nach innen führen. So konnten die Architekten neben der hochwertigen Erweiterung der Innenräume auch den Wunsch des Bauherrn nach großzügigen Außenräumen und Terrassen mit Ausblicken in alle Himmelsrichtungen erfüllen. Die Belichtung und die Öffnung des Dachraums zum Außenraum realisierten sie durch ein bewegtes Fensterband, dessen Skulpturalität durch die sich aufweitenden und verjüngenden Sturz- und Brüstungsbänder geprägt ist, die auch die Terrassen und Balkone in den Gesamtkörper mit einbeziehen. Beruhigende, helle Atmosphäre Während nach Süden zum Hof das Thema des terrassierten Daches und des Dachgartens verfolgt wird, schließt das Gebäude nach Norden zur Straße ruhig und stimmig an die


BAUKULTUR 4_2021

fassadenBAUKULTUR

17

oben Im 5. Obergeschoss wurde in doppelter Etagenhöhe eine Galerie von Westen nach Osten als verbindendes Element eingezogen unten Der Kontrast zwischen den Holzrahmen der Velux Dachfenster und den schwarzen Stahlrahmen des Raumteilers erhöht die optische Raumtiefe

oben Decken aus massivem Brettsperrholz und Sichtbetonwände mit rauer Bretterschalung verleihen den Räumen eine helle Atmosphäre unten Das Velux Dachfenster ermöglicht sowohl die Querlüftung durch den ganzen Raum als auch von der Galerie den Ausblick auf die Stadt

bestehende Architektur der 1980er Jahre an. Hier werden die Räume mit ihren weit nach unten reichenden Dachflächen durch Velux Dachfenster belichtet und belüftet. Bei Bedarf können Bewohner diese über Rollos verdunkeln. Das Stehfalzraster des Daches und der darunter anschließenden Fassade ist auf die Breiten der Velux Dachfenster abgestimmt. Es bindet diese, ebenso wie die Fassadenfenster, wie selbstverständlich in den Rhythmus der als Deckung gewählten Blechbahnen ein. Die diffuse Belichtung von oben schafft in den nördlich gelegenen Bereichen der Wohnungen eine ruhige, helle Atmosphäre. Die von der Nord- bis zur Südseite reichenden Räume bringen ein interessantes Spannungsfeld aus gleißendem Südlicht und sanftem Nordlicht hervor. Zudem lässt sich dank des Velux Dachfensters auf

der Südseite sehr effektiv querlüften. Von der Galerie ermöglicht es darüber hinaus einen hervorragenden Ausblick auf die Stadtkulisse und erzeugt in der Tiefe des Raumes einen durch den Lauf der Sonne bewegten Lichtfleck als belebendes Element. In den Bädern setzen die Architekten auf Dachfenster in Kombination mit Velux Smart Ventilation, einem Fensterlüfter, der für kontinuierlichen Luftaustausch sorgt und dabei 81 % der Wärme aus der Abluft zurückgewinnt und zum Erwärmen der einströmenden Frischluft nutzt. Der Abtransport der feuchten Luft ist damit zuverlässig sichergestellt. Barbara Nauerz Fotos: Brigida González/Velux Deutschland GmbH


18

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

MUT ZUR FARBE

Studentisches Wohnen in Regensburg Das Areal der ehemaligen Nibelungenkaserne in Regensburg mit seinen denkmalgeschützten Bauten zeichnet sich durch ausgedehnte Grünflächen und einen schönen alten Baumbestand aus. In zentrumsnaher Lage und direkter Nachbarschaft zur Hochschule, zur Universität und zum Universitätsklinikum haben Behnisch Architekten hier eine Wohnanlage für insgesamt 204 Studierende errichtet, die behutsam auf die naturräumliche Situation reagiert. Das langgestreckte, fünfgeschossige Gebäude rückt mit seinen verschwenkten Baukörperfluchten und Staffelungen in der Höhe auf der Ostseite von der großen bestehenden Eiche ab und lässt eine besondere Eingangssituation entstehen, während die Nordwestseite zusätzlichen Raum für qualitativ hochwertige Aufenthaltsbereiche im Freien bietet. Verbindung von Straße, Haus und Grün Zentraler Entwurfsgedanke ist die Verbindung zwischen der Straße im Süden, dem Haus und dem Grünzug im Norden. Ein neu angelegter, öffentlicher Fußweg bildet die Haupterschließung und mündet in eine breite, einladende Treppenanlage nahe des Eingangsbereichs, die hinunterführt in einen geschützten Hof und als Tribüne für unterschiedlichste Zwecke genutzt werden kann. Die öffentlichen Gemeinschaftsbereiche des Gartengeschosses sorgen hier mit Sitzgelegenheiten, einem Grillplatz und weiteren Aufenthaltsmöglichkeiten im Innen- und Außenbereich dafür, dass sich studentisches Leben und Treiben frei entfalten kann. Grüne Inseln sind in die Wiesen eingebettet – ein Ort, an dem sich Studierende aus der ganzen Welt zum Gespräch treffen und das Areal mit Leben füllen.

rechts Die schräg eingerückten Fensterelemente dienen dem Sicht- und Sonnenschutz, verhindern aber dennoch nicht die Kommunikation

Gemeinschaftsbereiche Die Erschließungsbereiche öffnen sich um einen zentralen, geschosseübergreifenden Innenhof, der eine natürliche Belichtung und Belüftung ermöglicht und Raum für Begegnungen schafft. Hier reflektiert die Fassade mit den geschlossenen Elementen das Tages- und Sonnenlicht auf die jeweils gegenüberliegende Flurseite, während sie in den unteren Geschossen zunehmend transparenter wird. Unterschiedliche Farbtöne an Boden und Wand sowie Schrift- und Grafikakzente erleichtern die Orientierung im Gebäude.


BAUKULTUR 4_2021

oben Das kräftige Gelb, Orange und Grün der opaken Glaspaneele bezieht sich auf die Farbigkeit der umgebenden Natur

Wohnräume Die Wohneinheiten mit insgesamt 138 Einzelappartements und Wohnungen für insgesamt 25 Wohngemeinschaften sind im Gegensatz zu den farbbetonten Gemeinschaftsflächen warm und haptisch gestaltet und mit Balkon, Einbauküche, Badezelle und Holzmöbeln ausgestattet. Seitlich der Fensterrahmen wurden platzsparend so genannte Netzrohre montiert, die als Heizkörper der Lufterwärmung dienen. Geschützt durch eine Holzverkleidung sorgen sie für ein angenehmes, warmes Raumklima. Eine integrierte Lüftung stellt die kontrollierte Frischluftversorgung, optimale Luftqualität und thermischen Komfort sicher. Balkonfassade Das farbige Licht- und Schattenspiel der Balkone bestimmt das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes. Die markante

fassadenBAUKULTUR

19

oben Die Farbtöne der Fassade sind in den Fluren geschossweise aufgenommen und dienen dort der Orientierung

Farbgebung der geschlossenen Glaspaneele ist an den Gedanken der jahreszeitlichen Laubfärbung der umliegenden Bäume angelehnt. Durch die Schrägstellung der Fassade wird die Sicht auf den Balkon des Nachbarn verhindert und zugleich ein baulicher Sonnenschutz geschaffen. Die durchgehenden Handläufe und die mit einem Edelstahlnetz gefüllten Brüstungen stärken die transparente Erscheinung und gliedern zusammen mit den hellen Deckenstirnbändern die Fassade horizontal. Behnisch Architekten Fotos: David Matthiessen unten Der zentrale Lichthof sorgt für die Belichtung und Belüftung der innenliegenden Erschließungsflure


20

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

FAST WIE BEI ADAM UND EVA Hotelerweiterung in Südtirol

Im Jahr 2014 hatte das Büro noa* network of architecture aus Bozen/Berlin den Wettbewerb für den Ausbau des Apfelhotels in der Südtiroler Ortschaft Saltaus gewonnen. Seither wurde das Projekt mehrfach erweitert. Den jüngsten Part stellen 18 Gästesuiten und ein Wellnessbereich dar. Wein, Natur und natürlich Apfelbäume: So sieht die Landschaft rings um den Torgglerhof aus, die dem Apfelhotel ihren Namen gegeben hat. Das Haupthaus steht dort schon seit vielen Jahren. Seit 2016 bekam es immer mehr Zuwachs. Zunächst wurde der alte Stadel entkernt und umfunktioniert. Hinter seiner originalen Fassade werden seither im unteren Geschoss eigene Schmankerl produziert, darüber sind Gästezimmer untergebracht. Parallel dazu wurde die Apfelsauna realisiert, eine großzügige Wellness- und Erholungslandschaft, die 2020 weiter ausgebaut wurde. Zudem entstanden 18 neue Gästesuiten, die sich in die vorhandene Struktur eingliedern und eine ländliche Sprache sprechen. Sprudelnde Lebenslust Der neue Wellnessbereich verbirgt sich unter einem Hügel und wird dadurch Teil der Landschaft. Auf der Südseite verschwindet die Fassade aus Glas und Stahl hinter einem grünen Filter. Die Metallpergola, an der künftig duftender Jasmin hochklettern wird, läuft mit Überstand nach oben in den freien Himmel aus und erinnert damit an die Tragestrukturen, die im modernen Apfelanbau eingesetzt werden.

rechts Der neue Wellnessbereich verbirgt sich unter einem Hügel und wird dadurch Teil der Landschaft

Drinnen befindet sich eine großzügige Lounge mit zentralem Trinkbrunnen aus Naturstein und offenem Kamin, von dem aus die Duschen, Umkleiden, Beauty- und Massageräume zu erreichen sind. Im Obergeschoss sind eine Saunalounge, ein Ruheraum sowie die finnische Sauna und das Dampfbad selbst angeordnet. Eine Terrasse mit Outdoordusche lädt zum Erfrischen ein. Der Ruheraum profitiert von einem herrlichen Ausblick ins Freie. Über eine geschwungene Freitreppe, die wiederum von Sichtbetonschalen flankiert ist, gelangt man zur nahegelegenen Apfelsauna im Garten.


BAUKULTUR 4_2021

fassadenBAUKULTUR

21

links Mit ihren dunklen Fassaden knüpfen die Gartensuiten an die Architektur der ortstypischen Stadelgebäude an

Orte zum Aufblühen Im Osten des Ensembles reihen sich die neuen Gartensuiten aneinander, drei eigenständige Gebäude mit insgesamt 18 Gästezimmern auf drei Etagen. Mit ihren Satteldächern nehmen sie die Architektursprache der Umgebung auf und vereinen durch ihre Fassadengestaltung Tradition und Moderne. Die Außenhülle wurde bewusst dunkel gehalten, um an die charakteristischen Stadelgebäude anzuknüpfen. Ein vorgehängtes Pattern aus Holzrauten – als Transformation klassischer Holzverstrebungen – verleiht den drei Gebäuden einen unverkennbaren modernen Charakter. Im Erdgeschoss und im Obergeschoss gibt es jeweils vier großzügige Gästezimmer sowie zwei außenliegende Suiten mit separaten Schlafkojen, die durch die große Anzahl von Fenstern über Eck eine Art Panoramablick in die idyllische Landschaft erlauben. Im Dachgiebel ist jeweils eine Schlafgalerie untergebracht. Die Galerien sind über eine interne Treppe erreichbar, die zugleich als stufenförmiges Mobiliar Platz für Stauraum und Ablagen bietet. Wo alles begann Auch das Haupthaus mit dem Restaurant wurde in der jüngsten Erweiterungsphase um Pavillons ergänzt, die sich sozusagen in den Garten hinausschieben. Dabei entstanden zwei Bereiche: Die geschlossenen, beheizbaren Pergolen und die offenen Pergolen mit Beschattungsmöglichkeit, die sich um eine Art „Piazza“ gruppieren. Die Konstruktion aus graubraunem, pulverbeschichtetem Aluminium bildet einen Kontrast zur Putz- und Holzfassade des Bestandsbaus und harmoniert mit dem Bodenbelag aus warmgrauem Feinsteinzeug. Das Konzept der Restauranterweiterung basiert auf dem Prinzip von drei unterschiedlich hohen Raumboxen. Die Ausstattung orientiert sich dabei durchgehend am Erscheinungsbild eines modernen Wintergartens. Die Decke greift diese Stimmung auf und bildet die Basis für ein so genanntes horizontales Regal, auf dem nicht nur Pflanzen, sondern auch die Beleuchtung flexibel verhängt werden können. Der

Am Beginn des Passeier Tales in der Nähe von Meran befindet sich der Torgglerhof, dessen Wurzeln im klassischen Apfelanbau liegen

Das Restaurant wurde über unterschiedlich Raumboxen erweitert, die sich am Erscheinungsbild eines modernen Wintergartens orientieren

offene Raum wird durch offene, raumhohe Regale gegliedert, die nicht nur als Raumteiler fungieren, sondern auch als Bibliothek, in der die Gäste sich mit Lesestoff versorgen können, wenn die Natur sie einmal nicht nach draußen lockt. noa* Fotos: Alex Filz unten Der Eingang zum Wellnessbereich liegt in einer geschwungenen Sichtbetonschale, in der ein Portal aus Altholz die Aufmerksamkeit auf sich zieht


22

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

rechts Sonne, Mond und Sterne oder vielleicht auch ganz einfach Noten – die kreisrunden Fassadenöffnungen lassen viele Assoziationen zu, wenn sie unter dem Abendhimmel zu leuchten beginnen

Im Jahr 2016 hatte ein schweres Erdbeben viele Städte in Mittelitalien schwer beschädigt. Auch die Musikakademie der Universitätsstadt Camerino war der Naturkatastrophe zum Opfer gefallen. In nur 150 Arbeitstagen ist nun eine von Alvisi Kirimoto Architects entwickelte neue Akademie errichtet worden. Initiiert wurde das Projekt von Harcome-Studio in Zusammenarbeit mit der AndreaBocelli-Stiftung und dem Ingenieur Paolo Bianchi.

GANZ SCHÖN SCHRÄG Musikakademie in Camerino

Der zweigeschossige Neubau befindet sich am Rande eines Wohngebiets, das etwas unterhalb der Altstadt von Camerino liegt. Über einen kleinen Vorplatz mit flachen Treppenstufen und Stützmauern aus Sichtbeton gelangen Schüler, Mitarbeiter und Gäste direkt zum Auditorium im Erdgeschoss des insgesamt 600 m² Fläche bietenden Gebäudes. Metallpaneele wie Wolken Das Obergeschoss ist mit perforierten weißen Metallpaneelen umhüllt, wobei die leichte Neigung der Fassade auf die hangartige Umgebung verweist. Von weitem verwandeln die unterschiedlich großen Perforierungen die Außenhaut optisch in ein Abbild der vorbeiziehenden – mal dichten, mal

dünnen – Wolkenfelder, sodass das Gebäude im Kontext mit dem Himmel verschwimmt. Aus der Nähe präsentiert sich die Nordfassade als große „Kiste“. Hier hängen die Paneele deutlich über dem Boden. Die beiden Seitenansichten zeichnen die Neigung des Geländes nach. Im Süden ist die Metallhülle unterbrochen: Hier ist das Erdgeschoss verglast, sodass die Gäste aus dem Auditorium freien Blick auf das historische Zentrum von Camerino haben. Achtung Aufnahme Im Obergeschoss reihen sich ein Büro und die Unterrichtsräume aneinander, die durch die Metallfassade hindurch optimale Ausblicke in den Himmel erlauben. Die einzelnen


fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

23

oben Die perforierte, aufgelöste Fassadenhaut ist von der Materialität der Wolken inspiriert, durch die Schrägstellung des Gebäudes wird der Blick Richtung Himmel gelenkt

Räume sind zwischen 14 und mehr als 22 m² groß. Die beiden größten Räume sind als Aufnahmestudios ausgebaut und entsprechend eingerichtet. Spezielle mikroperforierte Holzpaneele an den Wänden optimieren ihre Akustik. Insgesamt bietet die Musikakademie Platz für rund 160 Schüler, die hier täglich unterrichtet werden. Holz, Beton und viel Orange Das Auditorium ist durch das Zusammenspiel verschiedener Materialien geprägt. Eichenholz dient als Material für die Bühne und für die Wand- und Deckenpaneele in verschiedenen Formen. Beton definiert die Hauptflächen. Am Boden ist Steinzeug verlegt. Die vollständig transparente Rückwand

verbindet das Auditorium direkt mit dem Foyer und erweitert die Raumwahrnehmung. Eine orangefarbene Treppe verbindet die beiden Geschosse, wobei sich dieser Farbton auch im Obergeschoss fortsetzt: Der Boden des Verteilerflurs, die Zugangstüren zu den Unterrichtsräumen und auch eine Wand sind in einem kräftigen Orangeton gehalten. In den Unterrichtsräumen laden Holztafeln die Schüler ein, sie mit Partituren oder Musikkompositionen zu personalisieren und so jedem Raum Individualität zu verleihen. Übergeordnetes Ziel Der Neubau von Alvisi Kirimoto ist das ganze Jahr über geöffnet und wird von der Gemeinde nicht nur zur Unterrichtszwecken genutzt, sondern steht auch für Konferenzen, Veranstaltungen, Studienaktivitäten und Workshops zur Verfügung. So präsentiert sich die Akademie als lehrreiche und innovative Musikschmiede mit dem übergeordneten Ziel, Camerino auch jenseits seiner Stadtgrenzen eine bedeutende Rolle zu verleihen. Christine Ryll Fotos: © Marco Cappelletti

links Die Ausstattung der Innenräume ist auf eine optimale Akustik und Schalldämmung ausgelegt – und auf eine freundliche und Kreativität fördernde Atmosphäre


24

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

rechts Der im Frühjahr 2021 fertig gestellte Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich präsentiert sich als kompakter Kubus aus hellem Jura-Kalkstein

KUNST IM QUARTETT David Chipperfield Architects Berlin haben das Kunsthaus Zürich um ein neues Ausstellungshaus erweitert. Mit nunmehr vier Gebäuden – dem Moser-Bau 1910, dem Pfister-Bau 1958, dem Müller-Bau 1976 und nun dem ChipperfieldBau 2020 – hat sich das Kunsthaus Zürich zum größten Kunstmuseum der Schweiz gewandelt. Der Erweiterungsbau beherbergt die Sammlungen der Klassischen Moderne, die Sammlung Bührle, Wechselausstellungen sowie Kunst ab 1960. Basierend auf dem 2007 veröffentlichten Masterplan „Central Campus“ bilden die vier Museumsbauten gemeinsam mit dem an der Ostseite des Heimplatzes gelegenen Schauspielhaus ein „Tor der Künste“ als stadträumlichen Auftakt der „Hochschul-Meile“. In Richtung Norden reihen sich von hier aus die großen Solitärbauten der Universitäten Zürichs wie an einer Perlenkette auf. Städtebauliche Setzung Für den Erweiterungsbau sah das städtebauliche Konzept ein klares Volumen vor. Die Gebäudeform orientiert sich an der nördlich gelegenen, 1842 erbauten alten Kantonsschule, die in ihrer architektonischen Klarheit den stadträumlichen Rahmen definiert. Durch die städtebauliche Setzung entstehen zwei neue Stadträume – im Süden der

rechts Im Bereich der Fensteröffnungen wechselt das Material der Lisenen von Naturstein zu Betonwerkstein

„Stadtplatz“ als ein zu vier Seiten baulich gefasster Raum und im Norden der „Garten der Kunst“ als offener und durchlässiger Naturraum. Eine weitläufige, die gesamte Gebäudetiefe durchmessende Eingangshalle verbindet die beiden neuen Stadträume miteinander. Gleichzeitig fungiert sie in ihrer niederschwelligen, freien Zugänglichkeit als öffentliches Bindeglied zwischen Institution und Stadt. Eine unter dem Platz verlaufende Besucherpassage koppelt das neue Gebäude an das bestehende Kunsthaus und bewirkt über diese Verknüpfung die institutionelle Einheit.

Fassade aus Naturstein Der architektonische Ausdruck des Neubaus orientiert sich am Vorbild traditioneller Natursteinfassaden, wie sie am bestehenden Kunsthaus und in vielen bedeutenden öffentlichen Gebäuden Zürichs vorzufinden sind. Der Erweiterungsbau gliedert sich damit in eine Baukultur ein, die Zeugnis einer aufgeklärten Zivilgesellschaft ist. Die großflächigen Fassaden werden durch feingliedrige Lisenen in einem gleichmäßigen Raster rhythmisiert. Die Fassaden sind aus Schweizer JuraKalkstein mit gesägten Oberflächen


fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

25

oben Der „Garten der Kunst“ verwandelt den Grünraum in eine vom Verkehr abgeschirmte Ruhezone und bildet die ideale Kulisse für Skulpturen

gefertigt, in handwerklicher Qualität bearbeitet und massiv aufgemauert. Die Farbnuancen des Natursteins verleihen den Fassaden eine lebendige Tiefenwirkung. Im Bereich der Fenster ändert sich das Material der Lisenen von Naturstein zu Betonwerkstein. Dieser Wechsel ist Ausdruck der statischen Erfordernisse der hinter den Lisenen liegenden Öffnungen, die sie in voller Höhe überspannen. Die horizontalen Gesimse bestehen ebenfalls aus Betonwerkstein. Sie beziehen sich auf die inneren Geschosshöhen und geben dem Haus Maßstab.

Räumliche Vielfalt Die innere Organisation basiert auf dem Gedanken eines „Hauses der Räume“. Seinen Ausdruck findet er in der unterschiedlichen Gestaltung der Räume in Bezug auf ihre Größe, Orientierung, Materialität und Belichtung, die ihnen einen je eigenen Charakter verleiht und damit räumliche Vielfalt schafft. Im Erdgeschoss ordnen sich um die zentrale Eingangshalle herum alle öffentlichen Funktionen wie Café, Festsaal, Museumsshop und Museumspädagogik an. Die beiden Obergeschosse sind der Kunst vorbehalten. Unterschiedlich

große Ausstellungssäle stellen mit ihrer zurückhaltenden Materialität und viel Tageslicht – Seitenlicht im ersten und Oberlicht im zweiten Geschoss – das unmittelbare Kunsterlebnis ins Zentrum des Museumsbesuchs. David Chipperfield Architects Berlin Fotos: © Noshe unten In den Innenräumen sind Sichtbeton, Marmor, Eichenparkett und Messing die vorherrschenden Materialien


26

fassadenBAUKULTUR

BAUKULTUR 4_2021

rechts Direktor des im März 2021 eröffneten Göttinger Kunsthauses ist der Verleger Gerhard Steidl: So erklärt sich die besondere Haptik der Fassade, die an gestapelte Druckbögen denken lässt (Alle Fotos: Simone Bossi)

PAPIERNE HAUT

Ausstellungshaus in Göttingen Das von der Atelier ST Gesellschaft von Architekten mbH entworfene Kunsthaus Göttingen ist nicht nur Impulsgeber für das neue Kunstquartier (KuQua). Der Neubau vervollständigt auch das räumlich kleinteilige Gefüge der Altstadt. Die Schwerpunkte der gezeigten Wechselausstellungen liegen auf Fotografie, neuen Medien und Arbeiten auf Papier. Die auskragenden Geschosse des Neubaus stärken die städtebauliche Einbindung in die umgebende Fachwerkstruktur und maximieren gleichzeitig die Ausstellungsfläche. Mit seiner zeitgenössischen Erscheinungsform und den wenigen, metallisch-schimmernden Öffnungen verweist das Gebäude auf seine Funktion als moderner Bildungsort.

unten Das neue Ausstellungsgebäude markiert sich deutlich als ein Haus der Kunst im kleinmaßstäblichen Stadtraum

Markante Putzstruktur Die lineare Struktur der Fassade erinnert an gestapeltes Papier und verweist somit auf die Exponate – Arbeiten auf Papier, die in diesem Haus vornehmlich gezeigt werden. Erreicht wurde sie unter Anwendung der historischen Handwerkstechnik des gekämmten Modellierputzes. Mittels einer speziell angefertigten Schablone mit unregelmäßigen Vertiefungsrillen wurde der weiche, natürliche Mineralputz geschossweise behutsam aufgekämmt – ein Verweis auf ähnliche Oberflächen der historischen Umgebungsbauten.

Flexible Nutzbarkeit Die Ausstellungsräume werden unabhängig von natürlichem Tageslicht mit einem fein austarierten Kunstlichtsystem bespielt. Wenige Fenster bieten gezielte Ausblicke in den Stadtraum und können mittels Schiebewandkonstruktionen komplett verschlossen werden. Im Dachgeschoss können in großen, natürlich belichteten Räumen Vorträge und Veranstaltungen stattfinden. Für diese Zwecke wurde die Westseite des Daches als eingeschnittene Terrasse mit raumhoher Schiebeverglasung konzipiert. Atelier ST


advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

27

HIER GEHT MAN DOCH GERNE ZUR VORLESUNG Um den Studierenden weitere Möglichkeiten zum Arbeiten anzubieten und eine angenehme Lernatmosphäre zu schaffen, benötigte die Technische Hochschule Mittelhessen mehr Platz. Aus diesem Grund wurde HERING Architectural Concrete mit dem Bau von drei neuen Seminargebäuden beauftragt. Um der äußeren Erscheinung einen individuellen Charakter zu verleihen, wurden an den beiden kleineren Gebäuden insgesamt 36 großformatige, hell gefärbte Fassadenplatten auf einer Gesamtfläche von 560 m²

angebracht. Glasfronten durchfluten die kompletten Etagen mit Tageslicht. Für das größere Gebäude wählte man hingegen weiß gestrahlten Architekturbeton. Hier wurden insgesamt 218 Platten auf einer Fläche von 1.300 m²

verbaut. Ein gelungener Schritt in die Zukunft für die THM Gießen und ein moderner, einladender Hochschulstandort für Mittelhessen. www.hering-ac.com


28

advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

Mit den beiden Strandhäusern in Großbritannien haben die Architekten Walker & Martin einen nahtlosen Übergang zwischen Natur und Gebäudestruktur geschaffen, in der sich die Sanftheit der Dünen widerspiegelt (Foto: © Urban Front)

WETTERBESTÄNDIG UND UMWELTFREUNDLICH Fassaden aus Holz erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Wichtig dabei: Sie sollten mindestens 30 Jahre halten. Zudem sollten für eine langfristige Planung umfangreiche und häufige Wartungsarbeiten vermieden werden – das geht mit den pflegeleichten Hölzern von Kebony. Herausforderung Klimawandel An stark bewitterten Standorten ist der Einsatz von imprägniertem Holz empfehlenswert, das auf anspruchsvolles Klima ausgelegt ist. Darüber hinaus sollte für eine neue Holzfassade nachhaltiges Holzmaterial verwendet werden. „Der Klimawandel ist wohl die größte gesellschaftliche Herausforderung der Zukunft. Da ist natürlich die Eigenschaft von Holz als CO2-Speicher hervorzuheben“, sagt Dr. Thomas Uibel, Holzbauprofessor an der FH Aachen. Ein Kubikmeter Nadelholz speichert ca. 918 kg Kohlenstoffdioxid. Haltbares Kebony Mit Blick auf die Umwelt ist Kebony also eine gute Wahl. Durch ein patentiertes Verfahren wird FSC-zertifiziertes Kiefernholz zum haltbaren Kebony. Der Veredelungsprozess beruht darauf, dass das Holz mit einer Flüssigkeit auf der Basis von Furfurylalkohol, einem organischen und ungiftigen Nebenprodukt aus der Landwirtschaft, behandelt wird. Hierbei entsteht ein Material, das gegenüber beanspruchenden Wetterverhältnissen, wie z. B. der hohen Luftfeuchtigkeit von tropischem Klima oder nassen und kalten Wintern, sowie gegenüber biologischer Zersetzung extrem beständig und zugleich umweltfreundlich ist. Diese Eigenschaften gehen auch mit der Zeit nicht verloren. Stattdessen entwickelt das Holz eine natürliche silbergraue Farbe, die im Laufe der Jahre schöner wird. rechts Das Studentenwohnheim in Trondheim ist mit mehreren Preisen für Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden (Foto: © MDH Arkitekter)

Zwei Varianten Kebony ist ein pflegeleichtes Material, das abgesehen von normaler Reinigung keine weitere Behandlung benötigt. Es ist in zwei Varianten erhältlich: Kebony Clear ist nahezu astfrei und erzeugt eine elegante, moderne Optik, Kebony Character mit sichtbaren Ästen ist dagegen ideal für einen rustikalen, romantischen Stil. Fachgerechte Montage Fassadenelemente und Terrassendielen aus Kebony sind im Holzfachhandel erhältlich. Mit dem Kebony PRO Team für Fassade wird derzeit eine Reihe von Betrieben für die fachgerechte Montage geschult. www.kebony.de


advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

29

links Der charakteristische Material- und Farbmix der Fassade spiegelt sich im Grau der Felsen und im Braun der Erde der Tessiner Landschaft wider

RAFFINIERTES FASSADENSPIEL Unaufdringlich und mit geradliniger Architektur fügt sich die 2020 fertig gestellte Ferienresidenz „Buca 10“ in das beschauliche Tessiner Centovalli-Tal ein. Besonderen Wert legte der Bauherr auf die Verwendung hochwertiger Materialien sowohl für die Fassade als auch für den Innenausbau. Einheitliche Materialität Den Anforderungen des Bauherrn nach einem Gebäude mit feiner Strukturierung, das nicht massiv wirken soll, folgte eine filigrane Lösung, die das Gebäude in 11 aneinandergereihte Einheiten auffächert. In Anlehnung an die für den Norden des Tessins charakteristischen Trockensteinmauern wurden die Pfeiler zwischen den Einheiten mit anthrazitfarbenem Maggia-Granit verkleidet. Für die Fassadenverkleidung hingegen konnten die Architekten den Bauherrn schnell von der Pflegeleichtigkeit und Witterungsbeständigkeit des Holzverbundwerkstoffs „Die Kompakte“ von NATURinFORM überzeugen. Auch auf den Terrassen wurde schließlich „Die Kompakte“ in Braun aus dem Dielen-Portfolio des fränkischen Herstellers verlegt. Für den Schweizer Architekt Roger Bauer war die einheitliche Materialität von Fassaden und Böden im Außenbereich ein Glücksfall, zumal sie für Ruhe und Harmonie im gesamten Ensemble sorgt.

Klimaschutz und Ressourcenschonung Für die als klimaneutral zertifizierte Herstellung der Holzverbundwerkstoffe greift der Hersteller ausschließlich auf Holzfasern aus heimischer, PEFC-zertifizierter Forstwirtschaft zurück. Die Dielen sind zu 100 % recycelbar. Nach der Verwendung werden diese vom Unternehmen nach einer Prüfung zurückgenommen und wieder dem Fertigungsprozess zugeführt. Alle Fotos: NATURinFORM, kellerfotografie.de

Lebendige Patina Die Farben des Holzverbundwerkstoffs „reifen“ in den ersten Monaten nach der Verlegung nach und bekommen – wie Echtholz – eine schöne Patina. Diesen Effekt bewirken die Holzfasern, die anders als bei Holz von den lichtechten Farbanteilen im hochwertigen Kunststoff in Schach gehalten werden. Auf diese Weise bleibt der gewählte Farbton dauerhaft erhalten und wird lediglich durch Patinareflexe angereichert.

www.naturinform.de

unten Auf der Gartenseite kam die Diele „Die Kompakte“ sowohl als Verkleidung für die Geschossdecken als auch als Belag für die Terrassen zum Einsatz


30

advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

DIE SONNE ÜBER DIE FASSADE LENKEN Glasfassaden bieten hervorragende Aussichten, müssen aber gleichzeitig Sonnenlicht und solare Energie abschirmen, um Behaglichkeit im Gebäudeinneren zu schaffen. Sonnenschutz für Gebäudehüllen ist in allen Klimazonen unverzichtbar. Mit dem Fassadensystem ISOshade® von seele lässt sich der Eintrag an natürlichem Licht maximieren und gleichzeitig eine individuelle Beschattung erreichen. Glasfassaden sind ein integraler Bestandteil der modernen Architektur. Eine von Tageslicht geprägte, offene Architektur erzeugt ein einmaliges Raumerlebnis, bedeutet aber eine immense Herausforderung in puncto Sonnenschutz. Innenliegende Verschattungen sind in der Regel nicht effektiv genug, denn sie schirmen nur das Sonnenlicht ab, die solare Energie ist aber bereits im Gebäude. Außenliegende Sonnenschutzsysteme blockieren thermische Energie frühzeitig, sind aber anfällig für Witterungseinflüsse. Oft stört ihre Ausführung auch die Optik der homogenen Gebäudehülle. Kompakte Sonnenschutzfassade Lösung bieten Fassaden mit integriertem Sonnenschutz. Ein in den Scheibenzwischenraum integrierter und vor Witterung und Schmutz geschützter Raffstore/Markise schirmt überschüssige Sonnenenergie je nach Jahreszeit und Klimazone direkt im Zwischenraum ab. Mit ISOshade® liefert Fassadenspezialist seele eine solch kompakte Sonnenschutzfassade. rechts Durch die verstellbaren Lamellen lassen sich der Licht- und Energieeintrag komfortabel steuern (Foto: © seele / BECKER LACOUR)

Diözesanmuseum St. Afra Ein Paradebeispiel in der Anwendung ist das Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg. Das Museum begrüßt seine Gäste mit einer großzügigen ISOshade® -Fassade. Im Inneren liefert sie natürliches Tageslicht für die Besucher und


advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

31

links Im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg bietet das Fassadensystem ISOshade® variablen Sonnenschutz, um die in Sonderausstellungen gezeigten Exponate vor Licht zu schützen, während der übrigen Zeiten aber genügend Licht in den verglasten Raum zu lenken (Foto: © seele / BECKER LACOUR)

effektiven Sonnenschutz für die lichtempfindlichen Exponate. Konzipiert wurde die Fassade von Schrammel Architekten Stadtplaner PartGmbB in durchgängiger Ganzglasoptik. Drei ISOshade® -Elemente mit Maßen von 2,2 x 6,7 m spannen durchgängig vom Boden bis zur Decke und sind am Kopfsowie am Fußpunkt befestigt. Die vertikalen Fugen sind versiegelt und tragen zur homogenen Optik bei. Aufgebaut sind die Elemente als 3-fach Isolierverglasung und einem Scheibenzwischenraum mit integrierter Sonnenschutzanlage. Das Element ähnelt einem Isolierglas und lässt sich wie solches handhaben. Entscheidenden Vorteil liefert der wartungsfreie Druckausgleich: Ein speziell entwickeltes Druckausgleichsystem reguliert Klimalasten und Druckunterschiede infolge von Temperaturschwankungen und reduziert den Feuchteeintrag auf ein Minimum. Trockenmittel im Rahmenverbund verhindert Kondensat im Zwischenraum.

Energieeffizienz Die nach dem ISOshade® -Prinzip gefertigten Fassadenelemente werden entsprechend vorherrschender Bedingungen (Klima, Standort) und Performance-Anforderungen konfiguriert. Im Diözesanmuseum St. Afra liefert eine DreischeibenWärmeschutzisolierverglasung den geforderten Ug-Wert von 0,6 W/(m²K), im Zwischenraum bietet ein variabel steuerbarer Raffstore individuelle Lichtlenkung, und die außenseitige Prallscheibe ist als Verbundsicherheitsscheibe mit einbruchhemmender Funktion ausgelegt. Der integrierte Raffstore lässt sich witterungsunabhängig bewegen. Selbst bei Schneefall oder stärkerem Wind lässt sich die Anlage justieren, und störende Geräusche durch die Lamellen entfallen. Damit liefert ISOshade® ein für die Exponate geeignetes Raumklima, kombiniert mit effizientem Blendschutz, ohne zu komplex oder überdimensioniert zu wirken.

Funktion und Design Dank des einfachen Aufbaus eignet sich die ISOshade® Sonnenschutzfassade für nahezu alle Gebäudetypen. Eingangsbereiche von Bürogebäuden, Lobbys, Retail Stores, Museen oder Privathäusern sind typische Anwendungsgebiete von ISOshade®. Das Element ist als Pfosten-RiegelSystem, Elementfassade oder Ganzglas-Lösung ausführbar. Neben Glasaufbau und Format ist der Sonnenschutz im Zwischenraum wählbar. Verstellbare Lamellen, semitransparente UV-beständige Stoffe oder Lichtlenk-Raffstoren können je nach Bedürfnis oder Design integriert werden. Umfangreiche Tests stellen die Verträglichkeit der Materialien sicher. Eine Integration in die Gebäude- oder Haustechnik ist uneingeschränkt möglich, so lässt sich der Sonnenschutz sogar bequem und individuell per App bedienen. Über eine Revisionsklappe, die typischerweise unter einer abgehängten Decke „versteckt“ wird, ist der Sonnenschutz für Wartungszwecke zugänglich. Zudem ist das Element gemäß Bundesförderung für effiziente Gebäude/Einzelmaßnahmen (BEG EM) förderfähig.

Lichtspiele im Museum „Mit ISOshade® können wir nicht nur die erforderlichen Temperatur- und Luftfeuchtewerte innerhalb der Ausstellungsräume konstant halten, sondern dank variablem Sonnenschutz die in Sonderausstellungen gezeigten Exponate vor Licht zu schützen. Während der übrigen Zeiten kommt genügend Licht in den Innenraum, um vor allem das Bronzeportal des Augsburger Domes angemessen zu präsentieren“, so Museumsleiterin Melanie Thierbach. www.seele.com

unten Aufbau eines ISOshade® -Elementes mit Wartungsklappe und außenliegendem Sonnenschutzmotor (Foto: © seele)


32

advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

links Lamellenfenster werten Gebäude durch ihre elegante Optik architektonisch auf, zeichnen sich durch Langlebigkeit aus und sorgen aufgrund ihrer automatischen Regulierbarkeit für ein gesundes Raumklima

Einbruchsicheres System Die Sicherheit von Fenstern und Türen ist für Planer und Bauunternehmer ein wichtiger Aspekt. Eine der wichtigsten Normen zur statischen, dynamischen und manuellen Belastung von Einbruchsversuchen stellt die DIN EN 1627-30 dar. Diese definiert die Widerstandsklassen, Widerstandszeiten sowie die Vorgehensweise des Einbruchs. Damit ist bei der Widerstandsklasse RC2 schon ein guter Einbruchschutz gewährleistet. So muss bei der RC2-Klassifizierung ein Lamellenfenster unter Zuhilfenahme einfacher Hebelwerkzeuge, wie z. B. Schraubendreher, Zange oder Keile, über eine Dauer von drei Minuten Widerstand leisten können. Bei der Widerstandsklasse RC3 hingegen muss ein Lamellenfenster einem Einbruch mit einem weiteren Hilfsmittel über die Dauer von fünf Minuten standhalten können.

HÖHERE SICHERHEIT DURCH LAMELLENFENSTER 81 % aller Einbruchsversuche erfolgen über das Fenster. Aus diesem Grund rückt das Thema Sicherheit für viele Bauherren zunehmend in den Vordergrund, gerade im Hinblick auf Einbrüche in Unternehmen, welche aufgrund von Vandalismus und Zerstörung wichtiger Daten existenzgefährdend sein können. Dabei gibt es einige technische Vorkehrungen, die zu treffen sind, damit es gar nicht erst zum Ernstfall kommt. unten Testreihe zur Prüfung von durchschusshemmendem Glas, wobei das Geschoss das Glas nicht durchdringen darf

Durchschusshemmendes System Ein weiterer Aspekt für die Sicherheit in Gebäuden ist das durchschusshemmende Lamellenfenstersystem nach DIN EN 1522/23 (Gesamtkonstruktion) in Verbindung mit DI EN 1063 (Glas). Gemäß der europäischen Norm werden die Widerstandsklassen FB 1 bis FB 7 unterschieden, wovon FB 7 die höchste Stufe darstellt. Für die Prüfung wird das Lamellenfenstersystem zunächst in einem Rahmen befestigt. Danach erfolgt der Beschuss, bei dem das Geschoss das Element nicht durchdringen darf. Um einen funktionsfähigen Schutz vor Schüssen zu gewährleisten, müssen alle Komponenten eines Fensters aufeinander abgestimmt und durchschusssicher sein. Dazu zählen neben der Verglasung auch die Rahmenprofile, Sicherheitsbeschläge, das Befestigungsmaterial und der Baukörper. In den einzelnen Klassen werden die Testelemente aus verschiedenen Entfernungen mit unterschiedlichen Waffen, Kalibern und Geschossenergien beschossen. Je höher die Klasse, desto massiver sind der Beschuss und infolgedessen die Anforderungen an die Konstruktion. Lamellenfenstersystem GuardAir Das Unternehmen EuroLam bietet ein hochisoliertes Lamellenfenstersystem mit dem Namen GuardAir an. Das weltweit einzige Lamellenfenster mit der Zertifizierung in der Widerstandsklasse FB6 besticht durch eine flächenbündige Ganzglasoptik außen und einer selbsthemmenden Verriegelungstechnik. Es besteht aus einer oder mehreren übereinander liegenden Lamellen, die oben gelagert sind und sich komplett nach außen öffnen lassen. Es wird standardmäßig mit einem Öffnungswinkel von 80° ausgeliefert. Dabei ist das GuardAir mit einer minimalen Breite von 700 mm und einer maximalen Breite von 2500 mm erhältlich. Zusätzlich ist es ebenfalls mit der Widerstandsklasse RC2 zertifiziert. www.eurolam.de


advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

33

Skulpturale Ein- und Unterschnitte verdeutlichen die Hierarchie der unterschiedlichen Zugänge (Alle Fotos: Christian Richters)

Die Homogenität der Fassade wird durch die rote Verfugung unterstrichen

Holz und Sichtbeton prägen den Innenraum

ROTER MONOLITH Nach Plänen von kleyer.koblitz.letzel.freivogel.architekten ist in Berlin-Schönefeld eine neue Kindertagesstätte entstanden. Der plastische Baukörper bietet nahezu 500 Kindern Platz zum Toben und Vergnügen, aber auch um die tägliche Mittagsmahlzeit zu sich zu nehmen. Der wassergestrichene Backstein, der dem Baukörper eine bewegte und sinnliche Außenhülle verleiht, stammt von der Klinkermanufaktur Deppe Backstein aus Uelsen. Die Herausforderung lag nicht etwa in der Umsetzung des für eine Kita ungewöhnlich großen Raumprogramms, sondern vielmehr in der Platzierung des Baukörpers auf dem geometrisch anspruchsvollen und verhältnismäßig kleinen Grundstück. Auf diese Anforderungen reagiert der Entwurf mit einem verblüffend einfachen Konzept. So nimmt das Erdgeschoss die Mensa mit Speisesaal und Großküche auf, flankiert von Verwaltungsflächen und an der Fassade aufgefädelten Krippenräumen. So kompakt die Räume im Erdgeschoss angeordnet sind, so offen und licht stellt sich die Organisation des Obergeschosses dar, in dem die erdgeschossige Mensa als Luftvolumen zu einem großen und geschützten Innenhof als artifizieller Spielplatz transformiert wurde. Von einem umlaufenden Erschließungs- und Spielgang werden auch hier die an der Fassade liegenden Nutzungen erschlossen. Harte Schale, weicher Kern Die vorwiegend mit Holz ausgebaute Innenraumwelt kontrastiert mit der robusten, roten Backsteinfassade, wodurch das Gebäude eine haptische Qualität erhält. „Die Umge-

bung steht exemplarisch für alle erdenklichen Bausünden der vergangenen 20 Jahre. Mit dem großen Volumen und der gewählten Backsteinfassade wollten wir einen wertigen und robusten Baukörper implementieren. Der Backstein ermöglichte uns dabei, eine äußerst plastische Optik zu generieren“, begründet Architekt Alexander Elgin Koblitz, Gesellschafter bei kklf.architekten, die Wahl des Fassadenmaterials. Die Körperhaftigkeit und Plastizität des Baukörpers wird durch die innenseitig bündig liegenden Fenster und dadurch ungewöhnlich tiefen Laibungen besonders betont. Im Verbund mit skulpturalen Ein- und Unterschnitten im Erdgeschoss, welche in ihrer Ausprägung die Hierarchie der unterschiedlichen Zugänge deutlich macht, wurde eine vergleichsweise hohe Skulpturalität des Baukörpers erzielt. Die Homogenität der Fassade wird durch eine rote Verfugung erreicht. Ein profiliertes Reliefmauerwerk im Sockel und in den obergeschossigen Brüstungsbereichen belebt das Erscheinungsbild, ohne den monolithischen Gesamteindruck zu mindern. www.deppe-backstein.de


34

advertorial | anzeige

Das Büro- und Geschäftshaus „Brickfields“ beherbergt auf einer Fläche von 5.400 m2 fast 100 Büros unterschiedlichster Größe

BAUKULTUR 4_2021

Das rund 100 m lange Grundstück erstreckt sich parallel zu den Hochbahngleisen (Alle Fotos: David Grandorge)

ERDIG IM URSPRUNG UND VON WARMER AUSSTRAHLUNG In einem denkmalgeschützten Gebiet im Osten von London ist das Büro- und Geschäftshaus „Brickfields“ entstanden. Dem Büro Witherford Watson Mann Architects ist es gelungen, den Baukörper so in die bestehende Stadtstruktur zu integrieren, dass es selbstverständlich wirkt. Hierzu trägt auch das gewählte Fassadenmaterial maßgeblich bei. Das purpurbraune Mauerwerk wurde mit Strangpressklinkern der Bockhorner Klinkerziegelei errichtet. Über ihre Farbigkeit und Massivität, aber auch durch ihre Akzente stellt die Fassade Bezüge zur hanseatischen Backsteinarchitektur her. Während sich die Längsseiten rhythmisch und repetitiv darstellen, kommen die Giebel figurativ und nahezu verspielt daher. Rund 500.000 Backsteine der Bockhorner Klinkerziegelei wurden hierfür im klassischen englischen Format mit 215 mm Länge, 102 mm Breite und 65 mm Höhe produziert und von Hand verlegt. Das purpurbraune Klinkerkleid ist selbsttragend, die ungelochten Vollsteine kommen im wahrsten Sinne des Wortes zum Tragen. Geradlinige Struktur Der eigens für diesen Entwurf anfertigte Strangpressklinker wurde im Mauerwerksverband „English Garden Wall“ als Fußsortierung verlegt. Auf drei Reihen, bestehend aus Läufern, folgt stets eine Reihe Kopfmauerwerk. Eine Auflockerung erfährt die geradlinige Struktur unterhalb der Fenster, die im Muster eines Korbgeflechts gemauert sind, sowie im

Bereich des Eingangs – hier werden alle Öffnungen durch hohe Ziegelblöcke eingerahmt. Ferner kommen zwei abgewinkelte Gebäudeecken mit gestuften Rippen der Tradition hanseatischer Gotik nach. Sondersortierung Sieben Sondersteine wurden entwickelt und produziert, um die aufwendigen Geometrien entstehen zu lassen. „Den Sichtseiten der Formsteine dieselbe Struktur zu verleihen wie den übrigen Klinkern, war besonders schwierig“, erklärt Ernst Buchow, Geschäftsführer der Bockhorner Klinkerziegelei. Der Sondersortierungsmix besteht aus zwei unterschiedlichen Bränden mit einem Mischverhältnis von 70 zu 30. „Bis wir den gewünschten purpurbraunen Farbton entwickelt hatten, haben wir lange getestet“, erläutert Buchow. Über die gezielte Reduktion von Sauerstoff während des Brennvorgangs wurde eine anteilige Eisenumwandlung ausgelöst, welche die besondere Farbigkeit hervorruft. „Wir bauen den Ton hier vor Ort lediglich bis zu einem Meter tief ab, weil wir in diesen Schichten eine besonders hohe Qualität der Zusammensetzung vorfinden. Eine Tatsache, die sicher auch dazu beiträgt, dass wir eine ganz besondere Nuancierung erzielen können“, fügt Buchow hinzu. Facettenreiches Farbenspiel Schließlich ist eine Fassade entstanden, die je nach Sonnenstand und Lichteinfall ein facettenreiches Farbenspiel entwickelt, das von kalt bis warm, von erdig bis glänzend variiert und dem monumentalen Baukörper die Tiefe verwitterter Bestände, zugleich eine ungewöhnliche Dynamik verleiht. „Backsteine sind Teil der Seele dieses Gebäudes: hart und erdig im Ursprung, aber mit einer gewissen Wärme – so wie die Londoner“, ergänzt Architekt William Mann. www.bockhorner.de


advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

35

rechts Die haptische Optik des gebrochenen Klinkersteins, der leicht gedreht verbaut wurde, verleiht der Fassade Lebendigkeit und lässt den Schriftzug mit seiner glatten Oberfläche prägnant hervortreten (Alle Fotos: Jörg Seiler)

KONTINUITÄT FÜR DIE KUNST „Als wäre er schon immer da gewesen“ – so beschreiben die Architekten Herzog & de Meuron den neuen Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle (MKM) am Duisburger Innenhafen. Handgefertigte Klinker von GIMA für Fassade und Schriftzug nehmen die Materialität des angrenzenden Speichergebäudes auf und folgen dem Charakter alter Backsteinbauten am Hafenbecken. Für den Erweiterungsbau kam der Klinker Breno FKS in den Abmessungen 280 x 115 x 144 mm zum Einsatz, der mittig gebrochen verarbeitet wurde und der Fassade ihre unverwechselbare Struktur verleiht. Die Abkürzung FKS in der Farbbezeichnung steht dabei für Fußsortierung, Kohlebrand und Salzglasur. Aufwändige Fassadendetails Bis zur finalen Entscheidung gab es einen langjährigen Entwicklungsprozess. Nach ersten Bemusterungen im Baseler Büro der Architekten und späteren Besuchen im niederbayerischen Werk von GIMA konnten mithilfe großformatiger Musterwände die perfekten Klinker ausgewählt werden. Die besondere Komplexität bestand bei dieser Fassade vor allem darin, das gewünschte Farbspiel nicht nur außen, sondern – durch die mittige Bruchkante – auch im Klinkerinneren zu erreichen. Entstanden ist eine imposante Ziegelfassade mit langen vertikalen Fensteröffnungen und besonderen Details wie der abgesetzte Schriftzug „Küppersmühle“ an dem geschrenkten Mauerwerk der Ostfassade. Allein hierfür

wurden knapp 1.000 Klinker in millimetergenauer Planung handgeschliffen und verbaut. Für einige Letter mussten sogar mehrere, teils einzigartige Formsteine produziert werden, um Bögen wie den im „R“ legen zu können. Bei GIMA werden derartige Sonderformen stets in einem Stück produziert und nicht nachträglich geklebt. Anders als für die restliche Fassade wurden diese Klinker nicht mit einer bruchrauen, sondern mit einer glatten Oberfläche verbaut. Dadurch setzen sie sich wunderbar von dem lebendigen Fassadenbild aus gebrochenen Klinkern ab. Ab Sommer 2021 sind die rund 1.500 Kunstwerke, zu denen Werke von Anselm Kiefer oder Gerhard Richter zählen, für die Öffentlichkeit wieder zugänglich. Mit dem Erweiterungsbau der Küppersmühle hat die Sammlung nicht nur an Ausstellungsfläche dazu gewonnen. Es ist auch ein Ort entstanden, der sich durch die Gestaltung konsequent und harmonisch in den Baubestand am Duisburger Hafenbecken einfügt. www.gima-ziegel.de


36

advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

rechts Die keramische Wärmedämmfassade Poroton-WDF dient als perfekter Untergrund für die kunstvolle Sgraffito-Fassade in der Münchner Innenstadt (Foto: Michael Heinrich)

FASSADENDÄMMUNG MIT ZIEGELN Ein 2020 in der Münchener Innenstadt fertig gestelltes Geschäftshaus besticht durch seine ganz nach historischem Vorbild gefertigte Sgraffito-Fassade. Die dahinter liegende Ziegel-Dämmfassade von Schlagmann Poroton dient als perfekte Grundlage für die Ornamentik und zugleich als nachhaltige Dämmung für das in Stahlbeton errichtete Gebäude. Der Neubau beherbergt auf 1000 m² die „FC Bayern World“, dazu ein Hotel mit 30 Zimmern und eine Gastronomie. Eine historische Zeichnung des Hauses aus dem Jahr 1872 diente als Vorbild für das in Sgraffito-Technik aufgebrachte Putzrelief. Sgraffito ist ein aufwändiges Verfahren, wobei traditionell meist mit einer Kratztechnik und verschiedenfarbigen Putzschichten gearbeitet wird. Hier wurden bis zu drei eingefärbte Putzschichten aufgetragen, zusätzlich mit einer computergestützten Folientechnik gearbeitet und abschließend gekratzt. Dahinter befinden sich 18 cm Poroton-WDF-180 von Schlagmann. Das Planer-Team von Hetfleisch + Leppert Architekten aus München entschied sich gezielt aus vielerlei Gründen dafür: „Die Ziegeldämmung ist ein dauerhafter und vergleichsweise neutraler Untergrund, der sehr vielfältig weiterbearbeitet werden kann, anders als viele andere Dämmsysteme. Damit bot das Material ideale Voraussetzungen für die gewünschte Sgraffito-Fassadengestaltung,“ erläutert Architekt Joachim Leppert. Auch Nachhaltigkeit und Klimaneutralität der Ziegel haben überzeugt. Die Wärmedämmfassade (WDF) kann im Falle eines Rückbaus komplett recycelt werden. Mineralische Dämmung für Neubauten Obwohl die WDF von Schlagmann zuerst zur energetischen Sanierung von Bestandsfassaden gedacht war, hat sie sich mittlerweile als überzeugende Dämmung von Betongebäuden erprobt. Als rein mineralischer Baustoff erweist sich die Dämmschicht aus Ziegeln als ideale Ergänzung zum mineralischen Beton. Die massive, perlitgefüllte Ziegelschale ist robust und langlebig – und bietet damit überzeugende Vorteile gegenüber den auf dem Markt befindlichen DämmAlternativen. Ein aus Beton oder Ziegeln erstelltes Gebäude wird wirksam aufgewertet, die Instandhaltungskosten der Gebäudehülle bleiben dauerhaft niedrig. Überzeugende Vorteile, auch aus ökologischer Sicht Auch aus ökologischer Sicht verhält sich eine Wärmedämmfassade vorbildlich, denn sie enthält weder Schadstoffe noch rechts Neben den Standardformaten können Sonderbauteile unterschiedlichster Zuschnitte gefertigt werden

gibt sie Ausdünstungen ab oder verursacht Auswaschungen. Poroton-WDF ist ein klimaneutral produzierter Baustoff aus reinen Naturmaterialien; überzeugt als eine Dämmung, die so lange hält wie das Gebäude, das sie umhüllt. Nach einer langen Nutzungsdauer kann sie problemlos entsorgt werden. Zertifikate wie der Blaue Engel sowie Prüfungen durch den TÜV Nord, natureplus sowie das eco-Institut bestätigen die überragenden Qualitäten hinsichtlich Nachhaltigkeit, Klimaneutralität und Wohngesundheit. Bauphysikalische Qualitäten und Vorteile Die wärmedämmende, nicht brennbare Poroton-WDF beeindruckt mit ihren bauphysikalischen Qualitäten: Dank der Baustoffklasse A2–s1,d0 sind keine Brandriegel erforderlich, und somit erhält die Fassade einen homogenen Charakter. Darüber hinaus ist die Wärmedämmfassade unempfindlich und ausgleichend bei Feuchtigkeit. Sie ist flexibel einsetzbar und lässt sich beim Bau einfach verarbeiten. Anschließend kann sie mit allen marktüblichen Lösungen und Befestigungen für Fassaden kombiniert werden. www.schlagmann.de


advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

37

Das Recyclinghaus Hannover von CITYFÖRSTER architecture+urbanism wurde beim Deutschen Fassadenpreis 2020 für VHF mit einem Sonderpreis honoriert: Als experimentelles Wohnhaus und Prototyp testet es die Möglichkeiten und Potenziale verschiedenster Arten von Recycling im Reallabor und zeigt einen kreislauforientierten und ressourcenschonenden Planungsansatz auf (Foto: Olaf Mahlstedt)

BEST OF DEUTSCHER FASSADENPREIS FÜR VORGEHÄNGTE HINTERLÜFTETE FASSADEN (VHF) Ästhetisch, intelligent, nachhaltig – unter diesen Aspekten stellt der Fachverband für vorgehängte hinterlüftete Fassade e.V. (FVHF) in seiner neuen Broschüre „Gestaltung – VHF ON TOP“ über 20 Lösungen vor, die in den vergangenen Jahren zum „Deutschen Fassadenpreis für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF)“ eingereicht wurden. Die Projekte zeigen, dass VHF mit ihren modernen Materialien, ausgereiften technischen Lösungen und innovativen Montagetechnologien vielseitige konstruktive und gestalterische Möglichkeiten bieten. Gestaltung, Innovation, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Technik sind die Auswahlkriterien für den seit 1999 alle zwei Jahre verliehenen Architekturpreis. Zusätzlich wird Wert auf Prägnanz, auf die „Schönheit“ der Arbeiten, auf Materialqualität und Dauerhaftigkeit gelegt, so der Juryvorsitzende Reiner Nagel von der Bundesstiftung Baukultur. Die Zahl und die Qualität der eingereichten Projekte, die in die Rubriken „Öffentlicher Bau“, „Gewerbebau“ und „Wohnbau“ unterteilt sind, sowie die positive Resonanz verweisen auf das hohe Ansehen der Auszeichnung. Denken in Systemen Die Bauart der vorgehängten hinterlüfteten Fassade (VHF) kombiniert höchste technische Qualitäten mit den Anforderungen an ästhetische, intelligente und nachhaltige Fassaden. Seit immer stärker ins Bewusstsein dringt, dass Energie und Ressourcen

begrenzt und kostbar sind, rücken nachhaltige Parameter noch stärker in den Fokus: Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit sind Elemente des neuen „Denkens in Systemen“. Ideen und Vielfalt Moderne VHF sind langlebig, wiederverwendbar und recyclingfähig. Ihre Elemente sind leicht austauschbar. Die Bauartkomponenten sind sortenrein demontierbar und können in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden – entweder durch direkte Wiederverwendung an anderen Fassaden, Rückführung in den ursprünglichen Produktionsprozess oder als Sekundärrohstoff für andere Anwendungsbereiche. www.fvhf.de

unten Die Broschüre „Gestaltung – VHF ON TOP“ zeigt ausgewählte Beiträge zum Deutschen Fassadenpreis für VHF und steht auf der Web-Seite des FVHF zum Download bereit


38

advertorial | anzeige

BAUKULTUR 4_2021

BETONFASSADE IN WELTRAUMSCHWARZ Dort, wo sich die Büros des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt befinden, darf man sich Assoziationen zum Universum und dem Weltraum erlauben. Zugegebenermaßen eher zufällig passt das anmutige Weltraumschwarz der Fassade wie maßgeschneidert für den Hauptmieter des Bonner Bürokomplexes. Mit Absicht individuell auf die Bedürfnisse der Architektur zugeschnitten wurden hingegen die scharfkantigen Formteile aus Glasfaserbeton hergestellt. formparts.fab in liquid black des österreichischen Betonherstellers Rieder verleihen der Fassade in Kombination mit Elementen aus Kupfer ihre auffallende Optik. Netz aus Beton und Kupfer Das 2020 im Auftrag der Münchener Immobiliengesellschaft Fondara fertig gestellte Gebäude wurde von Chapman Taylor Architekten geplant. Mit einfallsreichen Materialien und einer kreativen Interpretation der Farben fügt sich der Neubau unaufgeregt an das ebenfalls dunkel gehaltene Nebengebäude. Die Lisenen aus Beton und Kupfer verleihen dem Bürokomplex ein attraktives Relief an der ansonsten geradlinig gehaltenen Fassade. „Für die monolithisch anmutende Fassadenausbildung mit reliefartiger Struktur haben wir mit formparts.fab von Rieder das geeignete Produkt gefunden. Die vielseitigen Möglichkeiten zu Formgebung in Verbindung mit der gewichtssparenden, geringen Materialstärke waren hier ausschlaggebend“, erklärt Hendrik Wirths, Projektleiter bei Chapman Taylor Architekten in Düsseldorf.

Haptische Wirkung In jedem zweiten Achsfeld sind geschosshohe kupferfarbene Elemente angeordnet. Diese verspringen von Geschoss zu Geschoss um je ein Feld und bilden so eine gitterartig anmutende Netzstruktur. Die Architekten konnten mit dem Einsatz der Formteile formparts.fab von Rieder einerseits eine außergewöhnliche haptische Wirkung erzielen und außerdem viele technische Vorteile mit visuellen Vorgaben kombinieren. Die Elemente aus 13 mm dünnem Glasfaserbeton können individuell und maßgeschneidert in vielen Farben, Oberflächen, Texturen und Formen bis zu 7 m lang produziert werden. So gelang auch ein müheloser Übergang zu den Kupferelementen. Der Kontrast in der Farbgebung und der haptische Unterschied zwischen den glänzenden Kupferlisenen und den rauen Elementen aus Glasfaserbeton von Rieder in der Oberflächenausprägung ferro erzeugt einen zusätzlichen Spannungsbogen an der eigentlich einfach gehaltenen Grundstruktur der Außenhülle. Chapman Taylor schaffen es so, durch eine raffiniert gewählte aufgesetzte Struktur weder Fensterfläche noch Raum zugunsten des Fassadendesigns zu verlieren. Die Kombination von Farben, Materialitäten und die Aufteilung der Lisenen an der Achse erzeugen ein spannendes, herausstechendes Bild. Rieder Sales GmbH Glemmerstraße 21 A – 5751 Maishofen www.rieder.cc links Die raue Haptik der Betonelemente und der zurückhaltende Glanz der Kupferelemente geben dem Komplex etwas Erhabenes und Zeitloses


autoren | vorschau | impressum

BAUKULTUR 4_2021

39

Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 43. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle Albrechtstraße 13, Aufgang A 10117 Berlin Telefon: +49 (0)30.214 731 74 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Präsident) Dipl.-Ing. Dagmar Schierholz (Vizepräsidentin) Dipl.-Ing. Sven Frederic Andres (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Zur Leiten 11 95517 Emtmannsberg (Lkr. Bayreuth) Telefon: +49 (0)9209.91 86 240 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: kuballa@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: kuballa@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion Dipl.-Ing. Christine Ryll E-Mail: ryll@vbk-verlag.de Anzeigen Dipl.-BW (FH) Ines Moritz E-Mail: moritz@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 15 vom 1.10.2020. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Vorschau Ausgabe 5_2021 >> jubiläumsBAUKULTUR

Autoren dieser Ausgabe Prof. Dr. Harald Bodenschatz Stadtplaner und Sozialwissenschaftler harald.bodenschatz.berlin Sarah Lisa Bohn ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de Maike Groschek Bundesstiftung Baukultur Vorstandsreferentin Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de Rainer Häupl bering*kopal Büro für Kommunikation www.bering-kopal.de

DAI Kooperationspartner

Barbara Nauerz Velux Deutschland GmbH Abteilung Architektur und Planung www.velux.de Lukas Ritter ZIRNGIBL Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Berlin www.zl-legal.de Martina Rozok Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin Pressesprecherin www.aiv-berlin-brandenburg.de Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Juli 2021 | Ausgabe 4 | ISSN 1862-9571

DAI Premiumpartner

DAI Förderpartner


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.