BAUKULTUR 4_2013 fassadenBAUKULTUR

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

2013

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Schwerpunkt Geb채udeh체lle

AIV Stuttgart Jahreshauptversammlung 2013

Oldenburgischer AIV Besichtigung des FAMOversums

BAUKULTUR

fassaden


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editorial

BAUKULTUR 4_2013

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LIEBE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN, VEREHRTE LESER UND FREUNDE DER BAUKULTUR,

Umfragen renommierter Demoskopen belegen den Trend, viele nehmen ihn wahr und für etliche ist er zwischenzeitlich zu einem Reizwort geworden: die Energiewende. Ursprünglich Positives hat sich ins Gegenteil verkehrt: zu abstrakt, zu unkonkret, zu kompliziert. Gerade bei der Energieeffizienz ist nicht zuletzt durch die Aktivitäten der planenden und bauenden Berufe Bewegung in die Diskussion gekommen. Bedauerlicherweise jedoch passiert vieles unkoordiniert und kontraproduktiv. Oftmals entscheiden Schnittstellen über Wohl oder Wehe von Vorhaben in einer Dimension wie bei der Energiewende. Allein die Tatsache, dass ca. 40 % des Primärenergieverbrauchs auf den Betrieb des Gebäudebestandes zurückzuführen sind, verdeutlicht den Einfluss der gebauten Umwelt und ihr Potenzial. Mit der vorliegenden Ausgabe unserer BAUKULTUR thematisieren wir ein weiteres Mal das Gesicht der Architektur, zweifellos Bestandteil der angesprochenen Schnittstellen. Jede Gebäudehülle steht in vielfältigen Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung. Neben der zunächst naheliegenden unmittelbar ästhetischen Wahrnehmung geht es auch um die technischen Aspekte. Wie bietet ein Gebäude Schutz, Komfort und Behaglichkeit? Welche Wechselwirkungen entfalten Hülle oder Fassade mit ihrer Umgebung, was wird aus der Umwelt aufgenommen, was wieder dorthin abgegeben? In Ausgabe 2_2013 hatten wir uns ausführlicher mit den Zusammenhängen befasst. Wichtig ist aber auch die städtebauliche Wirkung, die Einbindung ins Orts- oder Stadtbild. Mit Stadtentwicklungspolitik befasst sich der DAI seit geraumer Zeit intensiv. Hier geht es um öffentliche Förderprogramme und ihre Finanzausstattung in den kommenden Jahren, beginnend beim Stadtumbau über Fragen der Städtebauförderung und der Nachbesserungen bis hin zur sozialen Stadt. Im Juni fand der „7. Bundeskongress nationaler Stadtentwicklung“ in Mannheim und Ludwigshafen statt. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Editorials lässt sich nicht auf die Ergebnisse vorgreifen. Wichtig wird auch künftig einer der Diskussionspunkte sein: Wer treibt die Stadtentwicklung voran? Sind es eher privatwirtschaftlich orientierte Akteure oder ehemals öffentliche oder halböffentliche Konzerne, sind es große Wohnungsbaugesellschaften oder bleibt die Entwicklungs- und Planungskompetenz auch weiterhin konsequent bei den Trägern einer demokratischen Planungshoheit gebündelt? Seit geraumer Zeit bezieht der DAI immer wieder Stellung gegen den Abbau von Fachkompetenz in der

öffentlichen Bauverwaltung. Letzten Endes geht es auch um die Frage der kommunalpolitischen Kontrolle und Selbstverwaltung, ein hohes Gut in der Systematik unseres Staates. Hier kann die weitere Entwicklung die planenden und bauenden Berufe nicht kalt lassen. Davon können Städte wie Stuttgart, Berlin oder Hamburg ein Lied singen, in denen Großprojekte massiv in die Kritik geraten sind. Stets sind die ersten „Tatverdächtigen“ dort die Planer und Architekten, denen schnell und umfassend die Schuld zugeschoben wird. Dabei liegt die Ursache der Fehlentwicklungen doch wohl offenkundig in erster Linie in der Komplexität solcher Vorhaben. Zu viele planende Einheiten, zu viele ausführende Gewerke, zu komplizierte technische Zusammenhänge müssen koordiniert und aufeinander abgestimmt werden, unter unklaren finanziellen Rahmenbedingungen, höchstem Zeitdruck und mit lautstarker politischer Begleitmusik. Gesellen sich dazu noch widerstreitende Interessen verschiedener Bauherrenvertreter, sind Konflikte bis hin zum Scheitern vorprogrammiert. Dankenswerterweise hat die Bundesregierung das Thema nun aufgegriffen und eine „Reformkommission Bau von Großprojekten“ einberufen. Ob sich hieraus plausible und praktikable neue Ansätze ergeben, ist derzeit nicht auszumachen, umso wichtiger ist eine flankierende Begleitung dieses Prozesses für unsere Berufsstände. Unabhängig von Wahl- oder Legislaturperioden müssen wir Kontinuität in der Planung und Umsetzung solcher Großprojekte anmahnen, entsprechende Strukturen schaffen und vor allem gemeinsam in der Öffentlichkeit dafür werben, dass einmal getroffene Entscheidungen auch zu akzeptieren sind. Wie Sie sehen, liegen breit gefächerte Diskussions- und Tätigkeitsfelder vor uns, der DAI wird hier auch weiterhin im Sinne der planenden und bauenden Berufe tätig sein. Gerne kommt das gesamte Präsidium dazu auch mit Ihnen direkt ins Gespräch, z. B. bei unserem DAI Tag vom 27.–29.9.2013 in Koblenz, zu dem ich Sie erneut herzlich einlade. Herzlichst Ihr

Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart DAI Präsident


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DAI in deutschland

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DAI Tag 2013 in Koblenz Am Heftende der vorliegenden Ausgabe der BAUKULTUR finden Sie das Programm und das Anmeldeformular zum DAI Tag 2013 in Koblenz (27.– 29.9.2013). Der DAI und der AIV Koblenz freuen sich auf ihre Gäste.

Kiel

Pinneberg

Neuer DAI Kooperationspartner Seit April 2013 gehört der Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. (FVHF) zu den Kooperationspartnern des DAI. Im FVHF haben sich Hersteller und Verarbeiter sowie planende und beratende Ingenieure zusammen geschlossen. Zu den Zielen des Fachverbandes gehört es, die bauphysikalisch und architektonisch anspruchsvolle Ausführung und Gestaltung von Fassaden zu fördern. Seine Aufgabe sieht der FVHF darin, die Vorteile der vorgehängten hinterlüfteten Fassade zu kommunizieren.

Osnabrück

Dortmund

Düsseldorf

Wiesbaden Aschaffenburg Mainz

Mannheim

Saar

Folgen Sie dem DAI im Netz:

Nürnberg

Freiburg

www.dai.org www.facebook.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein kein DAI Mitgliedsverein

www.twitter.com/baukultur

DAI Mitgliedsverein mit Textbeitrag in der vorliegenden Ausgabe

DAI MITGLIEDSVEREINE AIV Aschaffenburg AIV Aschersleben-Staßfurt AIV Bad Hersfeld AIV Bielefeld AIV Braunschweig AIV Frankfurt AIV Hamburg AIV Hanau AIV Hannover AIV Hildesheim AIV Ulm

AIV Karlsruhe AIV Koblenz AIV KölnBonn AIV Konstanz AIV Leipzig AIV Magdeburg AIV Marburg AIV Mark-Sauerland Hagen AIV Mecklenburg-Strelitz AIV Schweinfurt AIV Stuttgart

AIV Wetterau AIV Würzburg AIV zu Berlin Dortmunder AIV Mittelrheinischer AIV Darmstadt Münchener AIV Münsterländer AIV Oldenburgischer AIV Ruhrländischer AIV zu Essen Schwäbischer AIV Augsburg


inhalt

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Editorial Christian Baumgart DAI in Deutschland Inhalt

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Nachrichten Kolumne Bundesstiftung Baukultur Wettbewerbe + Auszeichnungen Jubiläum

12–13

DAI Mitglied im Blickpunkt Jürgen Fissler, AIV zu Berlin

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DAI aktuell Aus dem Präsidium

14–15 14 15

DAI regional AIV Stuttgart: Jahreshauptversammlung 2013 Oldenburgischer AIV: Besichtigung des FAMOversums

16–34 16–17 18–19 20–21 22–23 24–25 26–27 28–29 30–31 32–34

Schwerpunkt Gebäudehülle Tagungsbericht zum 14. Deutschen Fassadentag® Interview mit dem Fassadenkünstler Christian Awe Erweiterungsbau des Fraunhofer-Instituts ISC in Würzburg Algenhaus in Hamburg Neue Synagoge in Ulm Musiktheater in Linz Schulsanierung in Gnarrenburg Forschungspavillon in Stuttgart Experimentelle Tragsicherheitsanalyse von Fassaden

35–44

Advertorials

45–46 45 46

DAI Tag 2013 Programm Anmeldeformular

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Titel: Algenhaus in Hamburg, Fassadendetail (Foto: IBA Hamburg GmbH / Johannes Arlt)

Autoren | Vorschau | Impressum

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nachrichten

Ornamente der Fassade Abwechselnd gefeiert und verurteilt, zugleich historisch rückgebunden wie zukunftsweisend, ist das Ornament eine wesentliche und nicht selten unterschätzte Vokabel der Architektursprache. Dieses Buch fächert den Ornamentdiskurs seit dem 19. Jahrhundert aus kulturhistorischer Sicht auf und nutzt ihn als Hintergrund für eine umfassende Darstellung und Analyse gegenwärtiger Ornamenttheorie und -praxis. Zahlreiche Beispiele veranschaulichen nicht nur das große Spektrum ornamentaler Erscheinungsformen, sondern zeigen auch deren kommunikative Qualität und ästhetische Faszination. Damit ist dieser Beitrag zur Ornamentdebatte im 21. Jahrhundert in seiner Verbindung von Architektur-, Kunst- und Kulturgeschichte wegweisend. Uta Caspary: Ornamente der Fassade in der europäischen Architektur seit den 1990er Jahren, Jovis Verlag, Berlin 2013. www.jovis.de Energieeffiziente Fenster und Verglasungen Fenster und Fenstersysteme haben sich von der einfachen Gebäudekomponente zum Hightech-Bauteil gemausert. Das neue BINE-Fachbuch „Energieeffiziente Fenster und Verglasungen“ stellt ein breites Spektrum von Funktionen und Gestaltungsspielräumen vor. Dabei konzentrieren sich die Autoren darauf, wie sich die vielfältigen Anforderungen an Fenster optimieren lassen: Im Winter wenig Raumwärme rausaber viel Solar wärme reinlassen, im Som-

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mer den Wärmeeintrag begrenzen und möglichst viel Tageslicht ins Innere leiten. Das Buch bietet einen Überblick zu Planung, Gestaltung, Wärmeschutz, Bautechnik sowie innovativem Sonnenschutz und Lichtlenkung. Andreas Wagner et al.: Energieeffiziente Fenster und Verglasungen, BINE Informationsdienst, Karlsruhe 2013. www.bine.info Musiktheater Linz Das Musiktheater Linz wurde im April 2013 eröffnet (vgl. Beitrag S. 26–27 in der vorliegenden Ausgabe der BAUKULTUR). Es besticht durch seine gelungene Einbindung und seine rationale Architektur. Wie bereits im Wettbewerbsbeitrag formuliert, sollte ein „Wohnzimmer für die Stadt“ geschaffen werden. Der Bildband erzählt die Entstehungsge schichte des Musiktheaters – eine Ko o p e r a tion von Terry Pawson, Wettbewerbssieger, und ArchitekturConsult / archinauten, Ausführungsplanung. ArchitekturConsult ZT GmbH (Hrsg.): Opera House - Musiktheater Linz, Terry Pawson & ArchitekturConsult/archinauten, Callwey Verlag, München 2013. Neues Fassadensystem Um großformatige Fassaden- und Glasflächen an Gebäuden künftig auch für die Wärmeund Tageslichtversorgung zu nutzen, hat das Institut für Baukonstruktion an der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie ein neues Fassadensystem entwickelt. Es erfüllt drei Funktionen: Über leistungsfähige integrierte Vakuumröhrenkollektoren trägt es zur Wärmeversorgung des Gebäudes bei. Diese Wärme kann zur Warmwasserversorgung, Heizungsunterstützung und zur thermischen Kühlung eingesetzt werden. Das System ist so konstruiert, dass die Räume semitransparent mit Tageslicht ausgeleuchtet werden. Weiterhin tragen die neuen Fassadenelemente auch zum Sonnenschutz in den Innenräumen bei. Das

kann den Kühlbedarf eines Gebäudes um bis zu 90 % senken. Das neue System wurde bereits mit mehreren Preisen für Technik und Design ausgezeichnet. Das BINE-Projektinfo „Fassa-

denkollektoren mit Durchblick“ stellt das Forschungsprojekt und eine erste Pilotanlage vor. www.bine.info Hinter den Kulissen Noch bis 1.9.2013 zeigt das Architekturmuseum Frankfurt die Ausstellung „Bollinger Grohmann – Hinter den Kulissen“. Durch das Büro Bollinger + Grohmann Ingenieure errichtete Bauten wie die Europäische Zentralbank in Frankfurt, das Rolex Learning Center der EPFL in Lausanne oder das Louvre-Museum im französischen Lens wären nicht möglich ohne die Ingenieure „hinter den Kulissen“. Prof. Dr. Klaus Bollinger und Prof. Manfred Grohmann sind Tragwerksplaner, die ihr Büro vor 30 Jahren in Frankfurt am Main gegründet haben. Seither arbeiten sie und ihr Team mit vielen internationalen Architekturbüros zusammen, so z. B. mit Coop Himmelb(l)au, Renzo Piano und Zaha Hadid. Konstruktion und Gestaltung, Weiterentwicklung und Stärkung des Entwurfs sowie dessen Umsetzung auf der Baustelle stehen im Mittelpunkt der Arbeit. Die Ausstellung zeigt jene Prozesse, die normalerweise hinter den Bauzäunen verborgen bleiben. Wöchentlich findet ein umfang-

Europäische Zentralbank in Frankfurt, geplant von Coop Himmelb(l)au (Foto: Bollinger + Grohmann / Enrico Santifaller)

reiches Begleitprogramm mit Führungen und Vorträgen statt. Prof. Manfred Grohmann ist Mitglied im AIV Frankfurt. www.dam-online.de


kolumne

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Die Bundesstiftung Baukultur stellt ihre Arbeit vor

DREI THEMEN FÜR DIE BUNDESSTIFTUNG BAUKULTUR Wohnen und gemischte Quartiere, öffentlicher Raum und Infrastruktur sowie die Optimierung von Verfahrensqualität – so lauten die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte der Bundesstiftung. Gemeinsam mit dem Stiftungsratsvorsitzenden Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und Stadtentwicklung, gab der neue Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Reiner Nagel, im Rahmen eines Pressegespräches am 16.5.2013 in Potsdam einen Ausblick auf das Programm der nächsten 5 Jahre, das auch auf eine Profilierung und eine bessere Wahrnehmung der Stiftung ziele: „Nach der Aufbauphase der ersten 5 Jahre ist nun die Zeit der Konsolidierung für die Bundesstiftung gekommen. Die Konzentration auf Schwerpunktthemen ist dafür ein wesentlicher Schritt“, so Rainer Bomba. Zu den zukünftigen Themen der Bundesstiftung Baukultur sagte Reiner Nagel: „Ich schlage die Fokussierung auf drei Arbeitsschwerpunkte vor: Wohnen und gemischte Quartiere, öffentlicher Raum und Infrastruktur sowie die Optimierung der Verfahrensqualität, d. h. die Frage nach der „Planung der Planung“.“ Es sei wichtig, neben den ökonomischen, technisch-funktionalen und sozialen Aspekten vor allem eine qualitätsvolle Baukultur zu sichern. Nagel unterstrich: „Es ist nicht egal, wie Wohnungsbau aussieht. Im Gegenzug generiert Baukultur echte Mehrwerte.“ Die Optimierung eines integrierten und interdisziplinären Planungsansatzes und der Dialog mit der Immobilien- und Bauwirtschaft seien notwendig für lebendige, nutzungsgemischte Quartiere und bezahl- aber auch finanzierbaren Wohnungsbau, der die Qualität von Baukultur sicherstelle. Das Thema öffentlicher Raum und Infrastruktur will Nagel weiter vertiefen. Denn: „Der demografische, aber auch der

rechts Der Architekt und Stadtplaner Reiner Nagel ist seit Mai 2013 neuer Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur (Foto: Till Budde, Berlin, für die Bundesstiftung Baukultur)

Klimawandel führen zu neuen Anforderungen für den öffentlichen Raum“, so Nagel. „Hier wird für viele Bürger das Thema von Baukultur-Qualität am leichtesten erfahrbar.“ Das dritte Thema, die Optimierung von Verfahrensqualität, sei auch ein mögliches Integral der ersten beiden Schwerpunkte. Aus der Perspektive von Reiner Nagel sollte baukulturelle Qualität immer in Abhängigkeit von durchdachten, strukturierten, offenen und integrierten Verfahren entstehen mit dem Angebot zur Einbindung von allgemeiner und betroffener Öffentlichkeit. Eine besondere Bedeutung will Reiner Nagel dem so genannten „Bericht der Baukultur“ als Instrument zur Sensibilisierung von Politik, Verwaltung und Fachöffentlichkeit für baukulturelle Themen zukommen lassen, der 2014 erstmalig unter seiner Leitung erscheinen soll. Die öffentliche Wahrnehmung der Bundesstiftung Baukultur will Nagel weiter stärken, denkbar seien in Zukunft z. B. Kooperationen mit den öffentlich-rechtlichen Medien oder die Entwicklung so genannter „Schaufenster der Baukultur“, z. B. in Berlin oder anderen von der Öffentlichkeit stark frequentierten Orten. Darüber hinaus sei Reiner Nagel die Stärkung des Netzwerkes ein oberstes Anliegen. Anneke Holz Weitere Informationen: www.bundesstiftung-baukultur.de


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wettbewerbe + auszeichnungen

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Konzerthaus und Konferenzzentrum „Harpa“ in Reykjavik (Alle Fotos: www.harpa.is)

MIES-VAN-DER-ROHE-PREIS 2013 Der Mies-van-der-Rohe-Preis wird von der Mies-van-derRohe-Stiftung und der Europa-Kommission seit 1987 alle zwei Jahre vergeben. Er wird vom Kulturprogramm der Europäischen Union in Zusammenarbeit mit der Mies-van-derRohe-Stiftung finanziert. Für den diesjährigen Preis wurden insgesamt 335 Projekte aus 37 europäischen Ländern vorgeschlagen. Der Gewinner wurde von einer internationalen Jury ausgewählt. Dotiert ist der Mies-van-der-Rohe-Preis mit 60.000 Euro. Die diesjährige Verleihung fand Anfang Juni 2013 im Mies-van-der-Rohe-Pavillon in Barcelona statt. Poetisches Farb- und Lichtspiel Ausgezeichnet wurde das am Osthafen von Reykjavík errichtete Konzerthaus und Konferenzzentrum „Harpa“. Das 28.000 m² große Gebäude bietet Platz für 4 Musik- und Konferenzsäle. Geplant wurde es von Henning Larsen Architects und Batteríið Architects in Zusammenarbeit mit Studio Ólafur Eliasson. Licht und Transparenz sind die Schlüsselthemen des Entwurfs. Die Südfassade besteht aus mehr als 1.000 stapelbaren wabenartigen Modulen aus Glas und Stahl. Die übrigen Fassaden und das Dach sind aus Querschnitten dieser dreidimensionalen Elemente aufgebaut. An verschiedenen Stellen wurde dichroitisches Glas mit Farbeffektbeschichtung sowie unterschiedlich reflektierenden Schichten verwendet. Dieses Farbeffektglas lässt bestimmte Wellenbereiche des Lichts durch, andere werden reflektiert, sodass sich je nach Witterung und Blickwinkel die Farbe des Glases ändert. Verursacht wird dieses lebendige Farbspiel durch Interferenzschichten, festhaftende Metalloxidschichten, die im Tauchbeschichtungsverfahren auf eine Glasplatte aufgebracht werden. www.miesarch.com www.henninglarsen.com www.schollglas.com

oben und unten In Anlehnung an die kristallinen Basaltsäulen, die das Landschaftsbild von Island prägen, weisen die Fassaden Formen auf, die an Kaleidoskopbilder erinnern


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wettbewerbe + auszeichnungen

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Der von der Stadt Essen und der Messe Essen GmbH gestiftete DEUBAU-Preis für junge Architektinnen und Architekten wird alle zwei Jahre an Projekte verliehen, die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft übernehmen und sich für eine menschenwürdige Umwelt einsetzen. Er ist mit 15.000 Euro dotiert. In diesem Jahr wird der DEUBAU-Preis bereits zum 25. Mal verliehen. Beteiligt hatten sich 50 Teilnehmer mit Projekten im In- und Ausland.

DEUBAU-PREIS 2014 Keine Siedlung, sondern ein Stück Stadt Der DEUBAU-Preis 2014 geht an Anne Kaestle und Dan Schürch, Duplex Architekten AG, Zürich/Düsseldorf, in Arbeitsgemeinschaft mit Sabine Frei und Kornelia Gysel, Futurafrosch GmbH. Die Preisträger entwickelten für das Zürcher Hunzikerareal, die Industriebrache eines ehemaligen Betonwerks, insgesamt 450 Wohnungen, Läden, Restaurants, Arbeits- und Künstlerateliers, eine Kinderkrippe, eine Schule und eine Gästepension. Das Ziel des Projekts: „Keine Siedlung, sondern ein Stück Stadt“. Mit dem Grundtypus des Villenblocks, einer stadtvillenartigen Bebauung, wird durch Gegenüberstellungen, Versätze und geometrische Sonderformen eine Neuinterpretation urbaner Raumsequenzen erreicht, die vom öffentlichen Außenraum über die gemeinschaftlichen Räume bis in die privaten Wohnungen hinein reicht. Das Vorhaben wird seit Juni 2013 realisiert und soll bis spätestens 2015 fertiggestellt sein. Die 14-köpfige Fachjury – hierunter DAI Präsident Prof. Christian Baumgart und DAI Vizepräsident Gerd Schnitzspahn – überzeugte das Projekt, weil es mit innovativen Baukörpern Stadtraum und baulichen Kontext zugleich entwickelt und einen komplexen Ort entstehen lässt, der „zum Identitätsträger für einen wachsenden und sich verändernden Stadtteil werden kann.“ unten und rechts Die Bebauung des Zürcher Hunzikerareals reagiert mit klaren Raumkanten auf den städtebaulichen Kontext – und wirkt ins Quartiersinnere hinein mit vielgestaltigen Raumsequenzen und Platzbildungen

Zwei Anerkennungen Die Jury sprach zwei weiteren Finalisten ihre ausdrückliche Anerkennung aus: Franz Reschke, Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin, für „Orte der jüdischen Geschichte – Synagogenplatz“ in Lviv, Ukraine, und Dominikus Stark, Dominikus Stark Architekten, München, für „Education Center Nyanza“ in Nyanza, Ruanda. Preisverleihung und Ausstellung Verliehen wird der DEUBAU-Preis 2014 am 16.10.2013 in Essen. Die Arbeiten aller 14 DEUBAU-Preis-Finalisten werden während der DEUBAUKOM, der wichtigsten Baufachmesse in Westdeutschland und den Benelux-Ländern, vom 15.–18.1.2014 in der Messe Essen ausgestellt. www.deubaukom.de www.deubau-preis.de


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jubiläum

Yona Friedman: Weitgespannte Blocks

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Yona Friedman: Raumstadt „Paris Spatiale“

HOMMAGE AN YONA FRIEDMAN UND KENZO TANGE Die Jubiläen der Architekten Yona Friedman (geb. 1923) und Kenzo Tange (1913–2005) lassen Erinnerungen an die Entwicklung der Architekturtheorie in den 1960er und 1970er Jahren aufkommen. Ihre utopischen Projekte waren der Versuch einer Antwort auf den Problemfall „Stadtzentrum“ mit steigender Nachfrage nach Bauflächen, rapide steigenden Bodenpreisen, der Entmischung städtischer Nutzung und der Trennung von Stadtteilen durch Verkehrsschneisen. Die Themen lauteten Bevölkerungsexplosion, Ökologie, Lärm und Luftverschmutzung.

Futuristisch: Die Skizzen von Yona Friedman Um 1957/58 hatte Yona Friedman sein Konzept der „mobilen Architektur“ vorgelegt. Damit meinte er nicht die Beweglichkeit der ganzen Konstruktion, sondern dass bestimmte Bauelemente für den wechselnden Bedarf der Bewohner abbaubar sein sollten. Sein Bausystem beruhte auf „weit gespannten Blocks“ (blocks à l‘enjambée) von 6 Stockwerken, Brücken, deren Konstruktion sich aus einem dreidimensionalen Raumfachwerk aus Tetraedern zusammensetzte. Diese Struktur sollte 18–25 m hoch werden, mit Stützen im Abstand von 60–100 m, die Raum für Fahrstühle, Treppen, Strom-, Telefon- und Wasserleitungen boten. Das Konzept ist den weit gespannten Flugzeughallen von Konrad Wachsmann ebenso ähnlich wie den historischen überbauten Brücken in Venedig, Florenz, London und Paris oder auch Le Corbusiers Projekt für Algier von 1930–38. Wegen seiner Dimensionen ist das Projekt „Paris Spatiale“ als Raumstadt besonders bemerkenswert. Nach Friedmans Vorstellungen sollten über die bestehenden bebauten Quartiere ganze Stadtteile von mehreren km Länge und mehreren 100 m Breite bei einer Höhenstaffelung bis 20 m und einer Höhe von mindestens 40 m über Grund errichtet werden. Das Prinzip war die Vervielfältigung der Fläche mit Hilfe einer höher gestaffelten Ebene, die sich wie eine Tischdecke darüber ausbreiten sollte. Friedman verfolgte diese Raumstadtidee bei verschiedenen Projekten: z. B. bei der Brückenstadt über den Ärmelkanal mit Eckard Schulze-Fielitz, der Überbauung der Themse in London, der Ausdehnung des Geschäftszentrums von Monaco, dem Bau eines Kulturzentrums in Venedig oder der Raumstadt über den Hudson

River in New York. Typisch für seine Projekte sind Skizzen, die fast ausschließlich auf der unverbindlichen Stufe einer Idee bleiben. Sein bewusster Abstand von jeder maßstäblichen Bauzeichnung verstärkte den futuristischen Charakter seiner Planungen.

Megastruktural: Die Projekte von Kenzo Tange In den Jahren 1959–1974 entstanden mehrere utopische Projekte mit megastrukturalem Charakter, wie z. B. Constant‘s New Babylon, die schwimmende Stadt von Kikutake, die Hafenerweiterung in Tokio von Tange, Tokios Pylonenstadt von Isozaki, die Trichterhäuser von Jonas, die Stadtkrater von Chanéac, Archigram oder Frei Otto‘s Ideenskizzen für abgehängte Häuser. Megastrukturprojekte wurden ab 1965 an manchen Architekturschulen bearbeitet. Ausgeführt wurden nur wenige, wie z. B. das Cumbernauld Stadtzentrum (1960), das Brunswick Centre in London (1962) oder das Shopping Centre in der neuen Stadt Runcorn (1967). Kenzo Tange war im Gegensatz zu Yona Friedman ein bauender und planender Architekt, als er 1960 ein Projekt für die Erweiterung von Tokio vorgeschlagen hat mit dem Ziel der Schaffung von Bauland und der Überführung der konzentrischen Stadtstruktur in eine lineare Ordnung. Die Zentralachse, das wichtigste Glied in Tanges Planung, sollte die Stadtmitte mit der Erweiterung verbinden. Ihre Anbindung erfolgte durch ein geplantes Ringverkehrssystem oberhalb der Stadtmitte, das 40 m über der Erde und 50 m über der Bucht aufgehängt werden sollte. Um ca. 3 Mio. m² Raum für Regierungsgebäude, Verwaltung, Banken, Kaufhäuser und


jubiläum

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Yona Friedman: Überbauung des Husdon River in New York

rechts Kenzo Tange: Plan zur Erweiterung von Tokio, 1960

Kulturzentren zu erhalten, wurden Plattformen geplant, die 150–250 m hoch über dem Wasser (der Bucht von Tokio) gelegen hätten. Die Höhe des öffentlichen Raumes unter den Gebäuden hätte ca. 40 m betragen und die Spannweite zwischen den Stützen 200 m. Wohngebiete sollten entweder auf trocken gelegtem Land oder auf Plattformen liegen, die direkt auf im Meeresboden verankerten Pfeilern ruhen. Hier war auch die gesamte Infrastruktur geplant. Anders als andere Utopisten hat Tange dieses Projekt mit maßstäblichen Bauzeichnungen und Modellen ausgearbeitet und die Baukosten errechnet. Es wurde nicht realisiert, aber es zeigte Alternativideen zu anderen städtebaulichen Konzepten. Die utopischen Megastrukturprojekte waren Kinder des Funktionalismus, spiegelten aber auch die Zeitumstände wider. Sie sollten technische Lösungen gegen die Wohnungsnot in Zeiten von Bevölkerungsexplosion und knappem Bauland bringen. Yona Friedman widmete sich lebenslang diesen Utopien. Miron Mislin

LITERATUR R. Bahnham: Megastructures, London 1976. L. Busbea: Topologies – The Urban Utopia in France, 1960–70, Cambridge Mass. 2007. F. Choay: Urbanisme, utopies et réalités, Paris 1965. J. Dahinden: Stadtstrukturen von morgen, Stuttgart 1971. Y. Friedman: Machbare Utopien, Frankfurt a. M. 1977. M. Mislin: Verkehrsflächenüberbauungen I,II, in: TIS, H. 4,5, 1981. M. Ragon: Wo leben wir morgen? München 1963. M. Ragon: L‘Homme et les Villes, Paris 1975. D. Rouillard: Superarchitecture, le futur de l‘architecture 1950–70, Paris 2004. L. Schaur (Hrsg.): Stadt und Utopie, Berlin 1982. R. Schmid: Das Ende der Städte? Stuttgart 1968.

Yona Friedman: 7 Brücken verbinden 4 Kontinente

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DAI blickpunkt

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DAI MITGLIED IM BLICKPUNKT Jürgen Fissler Prof. a. D. Dr.-Ing. Architekt Mitglied im AIV zu Berlin

FEA Consult Gesellschaft von Architekten und Ingenieuren mbH Bismarckstraße 101 10625 Berlin-Charlottenburg www.fea-consult.de www.fissler-ernst.de Hans-Christof Ernst und Jürgen Fissler (Alle Fotos: Fissler + Ernst Architekten)

Zur Person 1972–1977 Studium der Architektur an der TU Berlin; Dipl.-Ing. 1977–1978 Angestellter Architekt im Architekturbüro Prof. Rolf Gutbrod in Berlin 1978–1983 Wissenschaftlicher Assistent von Prof. Wagner an der TU Berlin 1979–1982 Freier Mitarbeiter im Architekturbüro Prof. Rolf Gutbrod in Berlin 1979 Gründung des ersten eigenen Büros Architektur + Design 1982 Forschungsaufenthalt an der „Bartlett School for Architecture and Planning“ des University College London Promotion zum Dr.-Ing. an der Technischen Universität Berlin 1989 Partnerschaft mit Dipl.-Ing. Architekt Hans-Christof Ernst Bürogründung FISSLER + ERNST ARCHITEKTEN 1989–1993 1. Vorsitzender des AIV zu Berlin 1993 Professur an der TU Berlin, Fachgebiete „Technischer Ausbau und Entwerfen“ 1995–1998 DAI Präsident in Bonn/Berlin 1998–2002 Vorstandsmitglied im Deutschen Architekturzentrum (DAZ) 2003 Gründung der FEA Consult Gesellschaft von Architekten und Ingenieuren mbH

Einfamilienhaus, Berlin

Wohnungsbau Voltastraße, Frankfurt a.M. (oben) GASAG-Zentrale, Berlin (unten)

Zum Büro Mitarbeiter • zur Zeit 10 Personen Qualitätssicherung • Projektleiter-Struktur mit Benennung eines erfahrenen Projektleiters für die gesamte Projektbearbeitung • Regelmäßige Teilnahme an Schulungen, Seminaren und Fachmessen • Abonnements aktueller Fachzeitschriften bzw. Baufachliteratur • Abonnements von Aktualisierungen für Normen, Gesetze, technische Regeln Technische Ausstattung • EDV-/CAD-Netzwerk-Anlage mit insgesamt 20 Bildschirmarbeitsplätzen • Software, z.B. CAD-Software Nemetschek Allplan, Adobe Photoshop, Indesign, Illustrator, MS Office-Programme


DAI blickpunkt

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Das erste Büro wurde 1979 von Jürgen Fissler gegründet und wird seit 1989 in Partnerschaft mit Hans-Christof Ernst weitergeführt. Die strukturelle Organisation des Büros unterlag nach der Wiedervereinigung einem starken Wandel und orientiert sich heute an der Verbindung von Erfahrung, Persönlichkeit und Prozessorientierung, um den jeweiligen Bauherrn zeitgemäße kreative Lösungen anzubieten. Das Büroprofil zeichnet sich vor allem durch Vielfältigkeit in den Gestaltungs-, Planungs- oder Bauaufgaben in der sowohl theoretischen, planerischen als auch baulichen Umsetzung aus. Innerhalb des Werkverzeichnisses finden sich in dieser Konsequenz Arbeiten aus dem Bereich des Produkt- und Industriedesigns oder der Innenraumgestaltung bis hin zu umfangreichen Neubaumaßnahmen sowohl in

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aber auch außerhalb Berlins als auch zum Teil im Ausland. Die Nutzungsvielfalt, insbesondere der Neubauplanungen, reicht von Wohnungsbauten über Büro- und Ladengebäude, Bauten im Sozialbereich wie Kindertagesstätten, einer Feuerwehrleitzentrale oder kirchlichen Einrichtungen bis hin zu Bauten des Gesundheitswesens. Der Planungsprozess besteht dem Selbstverständnis des Büros folgend aus der Koordination aller Fachdisziplinen gleichrangig neben der Betreuung und Überwachung des Bauablaufs. Auch Ausführungsplanungen von Entwürfen anderer Büros werden auf Bauherrnwunsch erbracht. Um die kreative Qualität beständig zu fordern und die eigenen Positionen zu überprüfen, nimmt das Büro an Wettbewerben teil. In jeder neuen Aufgabe liegt eine neue Herausforderung.

S+F Werbeagentur, Berlin

Medienzentrum Johannishof, Berlin

Robert-Reinick-Grundschule, Berlin

S+F Werbeagentur, Berlin (oben) Lynar-Grundschule, Berlin (unten)

Medienzentrum Johannishof, Berlin (oben) Labor Biochemie, TU Berlin (unten)

Zahnarztpraxis, Berlin (oben) Hörsaal H 101, TU Berlin (unten)


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DAI aktuell | DAI regional

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AUS DEM PRÄSIDIUM DAI Präsidiumssitzung Zu einer weiteren Arbeitssitzung traf sich das DAI Präsidium am 13.5.2013 in der Berliner Geschäftsstelle des Verbandes. Schwerpunkt der Erörterungen waren die Vorbereitungen für den diesjährigen DAI Tag am 27.-29.9.2013 in Koblenz. Aus diesem Anlass war der Koblenzer AIV Vorsitzende Alexander von Canal zu Gast. Das Programm und das Anmeldeformular zum DAI Tag 2013 finden Sie am Heftende der vorliegenden Ausgabe der BAUKULTUR, ebenso online unter www.dai.org. Gerne können Sie sich heute schon anmelden. Im Rahmen des diesjährigen DAI Tages wird der DAI Literaturpreis 2013 verliehen. Der designierte Preisträger Gerhard Matzig hat es dem Auslober überlassen, die Laudatio zu vergeben. Darum wurden auf der Sitzung mehrere Optionen diskutiert. Darüber hinaus standen aber auch Fragen rund um das Sponsoring, das Einladungsmanagement sowie die Kommunikation im Vorfeld der Veranstaltung an. DAI Regionaltreffen West Das zweite diesjährige DAI Regionaltreffen fand am 24.5.2013 auf Einladung des wiederbegründeten Dortmunder AIV (daiv) im Harenberg-Congress-Center in Dortmund statt. Fast alle AIVe der Region West waren vertreten. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die zukünftige Zusammenarbeit der Architekten- und Ingenieurvereine der Region West. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass der Austausch innerhalb der Region höchst sinnvoll und effizient ist. Zum einen geht es dabei um Absprachen bei möglichen Veranstaltungen und Exkursionen. Zum anderen hat jeder AIV Erfahrungen mit Aktivitäten insbesondere mit Blick auf die Nachwuchsgewinnung. Nach einer zweistündigen, inhaltlichen Debatte und Aussprache hatte die Vorsitzende des

DAI Präsidiumssitzung am 13.5.2013 in Berlin

DAI Regionaltreffen West am 24.5.2013 in Dortmund

Dortmunder AIV, Barbara Breitenbach, noch eine Führung im benachbarten „Dortmunder U“ organisiert. Die frühere Dortmunder Union-Brauerei wurde anlässlich der RUHR.2010 vom Büro Gerber Architekten zu einer Kunst- und Begegnungsstätte umgebaut. Udo Sonnenberg

AIV Stuttgart

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG 2013 Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des AIV Stuttgart konnte der 1. Vorsitzende Gerd Schnitzspahn auf ein ereignisreiches Jahr 2012 zurückblicken. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand die Ausrichtung des DAI Tages 2012 verbunden mit einem Festakt anlässlich des 170-jährigen Jubiläums des AIV Stuttgart. Mit einem guten Dutzend weiterer Veranstaltungen – hervorzuheben sind die 5-tägige Architektur- und Weinreise nach Bilbao und ins Baskenland sowie die Teilnahme zahlreicher Mitglieder an der DAI Fachexkursion nach Vietnam und Kambodscha – wurde den fast 200 Mitgliedern des AIV Stuttgart eine breite Palette von Besichtigungen, Führungen und Fachvorträgen angeboten. Der Jahreshauptversammlung vorgeschaltet war ein Rückblick von Gerd Schnitzspahn über seine 22-Jährige Amtszeit als 1. Vorsitzender des AIV Stuttgart. In Bild und Ton ließ er die zahlreichen Aktivitäten des Vereins Revue passieren.

Nach der Erstattung des Jahres- und Kassenberichts sowie dem Bericht der Kassenprüfer erfolgte die einstimmige Entlastung des Vorstands für die in 2012 geleistete Arbeit. Da der 1. Vorsitzende sein Ausscheiden aus dem Vorstand im Vorfeld bereits angekündigt hatte, wurde den Mitgliedern ein neues Vorstandsteam präsentiert, das einstimmig wie folgt bestätigt wurde: 1. Vorsitzender: Hans-Günther Friedrich (Architekt) 2. Vorsitzender: Arne Rüdenauer (Architekt) 3. Vorsitzende: Prof. Dr. Kathy Meiss (Bauingenieurin) Schatzmeister: Dieter Peschke (Bauingenieur) Die Geschäftsführung und Leitung der Geschäftsstelle wird wie bisher von Manfred Lehr wahrgenommen. Als Beiräte


DAI regional

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wurden berufen und bestätigt: Michael Balz, Murat Korkmazyürek, Prof. Dr. Irmgard Lochner, Jürgen Topper und Jens Walko. Die Kassenprüfung erfolgt wie bisher durch Lothar Förstner und Dietrich Löser. Für das Jahr 2013 sind folgende weitere Aktivitäten geplant: Eine 3-tägige Architekturreise nach Vorarlberg im Mai/Juni 2013, eine weitere Veranstaltung im Rahmen „Baukultur macht Schule“ mit Schülern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Stuttgart-Sillenbuch, die Vorbereitung eines neuen Ideenwettbewerbs für Architektur- und Ingenieurstudenten (Durchführung 2014) und die Teilnahme am DAI Tag in Koblenz vom 27.-29.9.2013. Zum Abschluss der Jahreshauptversammlung dankte der neue 1. Vorsitzende Günther Friedrich dem ausgeschiedenen 1. Vorsitzenden Gerd Schnitzspahn für die 22-jährige

Der neue Vorstand des AIV Stuttgart (v.l.n.r.): Dieter Peschke, Kathy Meiss, Hans-Günther Friedrich, Arne Rüdenauer

Führung des Vereins und würdigte seine zahlreichen Verdienste. Er ernannte Gerd Schnitzspahn – im Namen des neuen Vorstands – zum Ehrenvorsitzenden und überreichte ihm eine Urkunde sowie einen Gutschein für eine hochkarätige Veranstaltung. Manfred Lehr

Oldenburgischer AIV

BESICHTIGUNG DES FAMOVERSUMS Anfang 2013 wurde am Oldenburger Osthafen das neue Verwaltungs- und Logistikzentrum der FAMO GmbH & Co. KG, das FAMOversum, fertig gestellt. Das Großhandelsunternehmen für Elektro und Sanitär mit heute über 770 Mitarbeitern an rund 40 Standorten deutschlandweit wurde 1932 gegründet und seitdem kontinuierlich erweitert. Als die Entwicklungsmöglichkeiten an den verschiedenen Standorten in der Stadt Oldenburg nicht mehr gegeben waren, errichtete das Unternehmen auf einem 56.000 m² großen Gewerbegrundstück einen Neubau. Seit Baubeginn 2011 entstanden auf dem Gelände in unmittelbarer Nähe der Hunte 20.000 m² Gewerbebauten, darunter 14.400 m² modernste Lagerhallen sowie Ausstellungsflächen und ein Bürotrakt, der räumliche Optionen für weitere Unternehmensentwicklungen bietet. Die Investitionssumme beträgt rund 25 Mio. Euro. Am 11.4.2013 haben Mitglieder des Oldenburgischen AIV das FAMOversum einschließlich der neuen Ausstellung für Bad, Licht und Wärme auf über 1.300 m² Ausstellungsfläche besichtigt. Neben der herkömmlichen Badeinrichtung oder dem raffinierten Mini-Bad auf engstem Raum finden Handwerker und Endverbraucher hier modernste Haus-, Elektround Sanitärtechnik, häufig elektronisch gesteuert: Heizung und Beleuchtung lassen sich von unterwegs einschalten. Der Kühlschrank meldet, wenn die letzte Tiefkühlpizza entnommen wurde und schickt einen entsprechenden Einkaufszettel an den Drucker oder aufs Handy. Im Bad passt sich die Lichtfarbe an die Stimmung des Benutzers an, Musik erklingt, und im Spiegel zeigt ein Bildschirm die neuesten Informationen via Internet. Zukunft auch in der eigenen Gebäudetechnik: Umfangreiche Dämmung, ein Wärmedämmverbundsystem,

3-fach Verglasung und spezielle Tore senken den Energieverbrauch auf ein absolutes Minimum. Geheizt wird mit einer Wärmepumpenanlage, die warmes – alternativ im Sommer zwecks Kühlung kaltes – Wasser durch 50 km Fußbodenheizung im Gebäude schickt. Damit diese komplexen Anlagen am Ende optimal funktionieren, der Brandschutz stimmt, und der Bau allen Erfordernissen einer modernen Betriebsführung entspricht, übergab das Unternehmen die Bauleitung an das Ingenieurbüro Denker und Mahlstedt, eines der erfahrensten Büros in Oldenburg. Der Neubau ist zweifellos ein Paradebeispiel unter den Oldenburger Gewerbebauten. Anja-Maria Gieselmann

Lagerhalle des Unternehmens FAMO am Osthafen in Oldenburg (Foto: Manfred Jelken)


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Architekt Christian Simons erläuterte die Relevanz von Fassaden im Corporate Design (Foto: FVHF/Günter Krämmer)

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Ingenieur Stephan Engelsmann beschrieb die Ergebnisse seiner interdisziplinären Forschungsarbeit (Foto: FVHF/Günter Krämmer)

Einen lebhaften Einblick in die Arbeitsweise seines Büros gab Architekt Hans-Peter Ritzer (Foto: FVHF/Günter Krämmer)

MEHRWERT IST MEHR WERT

Tagungsbericht zum 14. Deutschen Fassadentag® Nutzergesteuerte Technologien, selbsttragende Fassadenstrukturen und innovative Energieprinzipien – diese und viele weitere Ziele steckten renommierte Referenten zur Frage „Fassade der Zukunft: Mehr-Wert oder nur Dämm-Wert?“ Über 100 Gäste aus Planung, Forschung, Bauindustrie und dem Kreis der Fachverarbeiter folgten am 15.5.2013 der Einladung nach Heidelberg zum 14. Deutschen Fassadentag®. Lebhafte Vorträge illustrierten anschaulich die Innovationskraft von Prototypen und Projekten. Fassade der Zukunft Das Motto „Fassade der Zukunft“ begleitet den Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (FVHF) durch das Jubiläumsjahr 2013, in dem er sein 20-jähriges Bestehen feiert. An die einleitende Podiumsdiskussion des Fachverbandes auf der BAU 2013 knüpfte nun der 14. Deutsche Fassadentag® an. Während im Januar die Ansprüche an künftige Fassaden zur Diskussion standen, drehten sich die Vorträge diesmal um innovative Lösungen, um diesen Anforderungen zu begegnen. Einen Einblick in ihre Errungenschaften in Praxis und Forschung gaben der Architekt Christian Simons vom Büro Schneider + Schumacher, der Bauingenieur Prof. Dr. Stephan Engelsmann vom Büro Engelsmann Peters Beratende Ingenieure und der Architekt Hans-Peter Ritzer von Bogevischs Buero. Der Nutzer und die Fassade „Mehrwert“, so Christian Simons, „entsteht vor allem durch Gestaltung.“ Den Zuhörern brachte er die Arbeitsweise der Architekten Schneider + Schumacher anhand von drei Gewerbebauten näher. Passgenaue, individuelle Lösungen, um die Gebäudehülle zu optimie-

ren, schaffen die Planer, in dem sie bereits existierende Bauteile neu kombinieren. Die Rolle der Fassade für die Unternehmenskommunikation strich Christian Simons ebenso hervor, wie eine zentrale Fragestellung beim Entwurf: „Wie kann der Benutzer bei hochtechnisierten Lösungen trotzdem noch eingreifen?“ Interdisziplinäre Forschung und Anwendung Die Wechselwirkung zwischen Tragstruktur und Gebäudehülle beleuchtete der anschließende Vortrag von Prof. Dr. Stephan Engelsmann. „Strukturen materialisieren Architektur“, so der Tragwerksplaner, der damit auch sein Ziel definierte: Elegante, leichte Konstruktionen für den jeweiligen Kontext zu schaffen. Als wichtigste Voraussetzung für die Projekte und Studien, die Stephan Engelsmann dem Publikum vorstellte, strich er Interdisziplinarität hervor. In der intensiven Zusammenarbeit von Forschern und Planern mit der Industrie und mit ausführenden Unternehmen entstünden wertvolle Symbiosen. Ein zentrales Forschungsfeld des Ingenieurs sind Fassadenkonstruktionen, die Tragstruktur und Hülle miteinander vereinen. Diese selbsttragen-

den Faltwerke bieten durch intelligente Anordnung vielfältige Strukturen bei wenig Materialverbrauch. Für künftige Fassaden prognostizierte Stephan Engelsmann parametrisiert geplante und gefertigte Systeme, die eine individuelle Optik bieten, aber strukturell Standardlösungen darstellen. Fassaden, die Räume prägen Kooperation über Disziplinen hinaus und das Testen von Bauteilen im Maßstab 1:1 – diese Inhalte verbanden sich im dritten Vortrag. Der Münchner Architekt Hans-Peter Ritzer stellte zwei VHFProjekte vor: In enger Zusammenarbeit mit Energie-Fachplanern entstand in Ingolstadt eine mehrfach preisgekrönte Wohnsiedlung mit innovativen Energiekonzepten. Den Nutzern bietet das Ensemble vielfältige Freiräume und Aufenthaltsqualitäten. Zur guten Energiebilanz und zu den abwechslungsreichen Räumen trägt auch die vorgehängte hinterlüftete Fassade mit ihrer Lattung aus Lärchenholz bei, die vor Blicken schützt, Schatten spendet, als Geländer und als Gestaltungselement dient. Für den Fassadenentwurf des Gewerbehofes München-Laim testeten die Architekten ihre Gestaltungsidee „am eigenen Leib“: Sie befestigten ein


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OFFENE RÄUME Glas-Faltwände von Solarlux schaffen weltweit außergewöhnliche Wohnkonzepte mit maximaler Offenheit. Aufgefaltet über die gesamte Fensterfront erweitern sie den Lebensraum grenzenlos ins Freie. Überzeugen sie sich von unseren hochwertigen, energieeffizienten sowie mehrfach im Design prämierten Verglasungen!

Eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Lärchenholzlatten prägt das differenzierte Erscheinungsbild einer Wohnsiedlung in Ingolstadt (Foto: Bogevischs Buero)

Mock-up der Fassade aus Industrieglas vor den Fenstern ihres Büros und erkannten so, dass das milchige Glas für helles, blendfreies Licht sorgt. Vorgehängt und hinterlüftet montiert dient die Glasfassade darüber hinaus als Witterungsschutz und Schalldämmung. Innovation und Qualität durch Einsatz Mit dem Thema des Fassadentages eröffnete Moderator Jan R. Krause die anschließende Diskussion mit den Referenten und bat um eine Gewichtung der Qualitäten Mehrwert und Dämmwert. Die gesetzlich festgelegten Energie-Standards seien wichtig, waren sich die Architekten einig. Beide appellierten aber, die langfristige Entwicklung der Dämmmaßnahmen bei den Entwürfen mitzudenken. Einen Mehrwert bieten Fassaden dann, wenn sie langlebig, demontierbar und damit nachhaltig sind. Hans-Peter Ritzer stellte fest, dass „VHF-Projekte einfach sehr

schön altern“ und so Baukultur auch für künftige Generationen sichern. Als Wunsch an die Hersteller formulierte Stephan Engelsmann mehr Offenheit und Unterstützung von Experimenten und Prototypen. Planungsbüros könnten so noch stärker zu Laboren werden, die neue Ideen testen. Christian Simons betonte, wie wichtig es sei, Dimensionen und Stofflichkeit am realen Objekt – beispielsweise bei Fassadenelementen – zu prüfen: „Ausdenken geht nicht ohne Ausprobieren.“ In Anbetracht der gestalterischen, technischen und wirtschaftlichen Qualitäten der vorgehängten hinterlüfteten Fassade zog Hans-Peter Ritzer zum Abschluss des 14. Deutschen Fassadentages® sein persönliches Resümee: „Eine VHF-Fassade macht mehr Arbeit – auch in der Planung – aber sie ist es wert.“ Ronald Winterfeld

DER FVHF IM PROFIL Im Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. (FVHF), Berlin, haben sich seit 1993 Hersteller und Verarbeiter sowie planende und beratende Ingenieure zusammengeschlossen. Zu den Zielen des FVHF gehört es, die bauphysikalisch und architektonisch anspruchsvolle Ausführung und Gestaltung von Fassaden im Neubau und bei der Modernisierung von Bestandsgebäuden zu fördern. Seine Aufgabe sieht der FVHF darin, die Vorteile der vorgehängten hinterlüfteten Fassade bei Planern, Behörden, Verbänden und Bauherren zu kommunizieren. Für Fragen zur Fassadenplanung stehen Mitarbeiter des FVHF als herstellerneutrale, kompetente Berater bereit. Der FVHF ist außerordentliches Mitglied im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Seit April 2013 gehört der FVHF zu den DAI Kooperationspartnern. www.fvhf.de

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NICHT NUR NETTE FARBEN AN DER WAND Interview mit dem Fassadenkünstler Christian Awe

Früher hat er illegal Häuserwände besprüht, jetzt ist er einer der erfolgreichsten Künstler Berlins: Christian Awe hat an der Universität der Künste in Berlin studiert und war Schüler von Georg Baselitz und Meisterschüler bei Daniel Richter. Er malt farbintensiv auf PVC und Leinwand – oder auf Fassaden. Seine Werke sind in Miami, Istanbul, Perm und Berlin zu sehen. Marion Uhrig-Lammersen sprach mit ihm in Berlin. Nach einer europaweiten Ausschreibung hatte die Wohnungsbaugesellschaft HoWoGe 2012 Ihnen den Auftrag erteilt, den 500 m² großen Giebel einer Plattenbau-Fassade gegenüber der ehemaligen DDR-Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg zu gestalten. Was interessiert Sie an der Fassadenmalerei? Fassadenmalerei wird oft nur als eine Art Gestaltung oder Dekoration wahrgenommen. Aber ich widme mich wirklich der Kunst an der Fassade. Sie will Menschen miteinander verknüpfen, Kommunikation in den Bezirk bringen und nicht nur nette Farben auf die Wand. Bei meiner Fassadenkunst gehe ich immer auf den Ort und seine Geschichte ein. So war es auch bei dem Wohngebäude in der Frankfurter Allee, früher Straße der Befreiung, gegenüber der ehemaligen StasiZentrale. 1945 ist die Rote Armee hier in Berlin eingefahren im Kampf gegen Hitler. Das ist übrigens der Grund, warum ich Blau für das Bild gewählt habe. Blau ist die Farbe der Freiheit, die Farbe des Denkens, die Farbe der Sehnsucht und auch die Farbe der Romantik, durchzogen von Rot-Orange-

Tönen wie Blutadern, die Kraft, Energie und die Kreativität der Stadt widerspiegeln. Warum lassen Sie die Bewohner an Ihren Projekten mitwirken? Ich will den Menschen nicht nur etwas vor die Nase setzen. In Berlin integrierte ich sie, indem ich eine offene Werkstatt vor Ort eingerichtet und die Nachbarschaft zum Mitmachen eingeladen habe. Nicht direkt an der Wand – das ging natürlich aus Sicherheitsgründen nicht – sondern ich habe mit ihnen Schablonen gemalt, geschnitten und die besten Schablonen an der Wand integriert. So konnte ich den Leuten nachher sagen – hör zu, deine Schablone hängt 10 m hoch, 3 m nach rechts. Und somit hat das Bild auch unglaubliche Akzeptanz in der Nachbarschaft erreicht. Es war so wunderbar, einer gewissen Skepsis am Anfang gegenüber zu stehen und dann den unglaublichen Stolz der Hausbewohner auf „ihr“ Bild zu erleben. Ich fand es einfach schön, etwas für die Gesellschaft dort zu tun.


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links Christian Awe bei der Gestaltung der Pädagogischen Universität in Perm (Foto: Gushchin)

Wie reagieren Sie, wenn man Sie als Sprüher oder Kleckser bezeichnet? Ich reagiere etwas allergisch, wenn man mich als GraffitiSprüher oder Streetart-Künstler bezeichnet. Auch wenn es mein Ursprung ist. Ich habe mit 11 Jahren angefangen, auf Berliner Wänden zu malen, illegal – habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich mir mehr Zeit wünsche, mich künstlerisch damit auseinanderzusetzen. Deshalb habe ich auch Kunst studiert. Ich sehe mich als Künstler, der vermehrt auf der Straße arbeitet, weil Kunst und Kultur nichts Elitäres sind. Ich versuche, Kunst aus den Galerien heraus zu holen und damit vielleicht eine Hemmschwelle zu brechen. Ich versuche, die Kultur an die Haustür der Menschen zu bringen. Wie haltbar ist ein Kunstwerk an der Fassade? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Befindet sich die Malerei auf der Sonnenseite, bleicht sie schneller aus. Liegt sie auf der Regenseite oder an einer befahrenen Straße, setzt sich Schmutz ab. Ich schätze, dass meine Fassadenkunst zwischen 10 und 15 Jahre hält. Das liegt auch an einer neu entwickelten Farbe mit bestmöglichen Pigmenten. Ich möchte leuchtende und glänzende Farben haben. Gold und Silbertöne – das gab es bisher nicht. Muss die Fassade vor dem Farbauftrag verputzt werden? Das ist pauschal nicht zu beurteilen. Kunst sollte zur Umgebung passen oder gerade nicht. Bei einer ungedämmten Brandmauer kann es schön sein, die Ziegelstruktur zu erhalten und vielleicht temporäre Lösungen zu finden, Beklebungen oder Bemalungen, um vielleicht auch die Narben der Stadt zu zeigen. Kunst kann etwas erhöhen, Kunst kann etwas umgestalten oder neu definieren, charakterisieren. Aber im Idealfall stärkt sie einfach das, was da ist. Bevorzugen Sie kleine oder große Flächen? Ich male gerne groß: 2 x 4 m ist ein wunderbares Format für eine Leinwand. Draußen zu arbeiten, ist natürlich etwas anderes. Ich habe angefangen, dort erst zu sprühen, dann wurden die Bilder größer, im letzten Jahr waren es 150 m², ca. 11 x 14 m. In der russischen Stadt Perm habe ich den Preis des Bürgermeisters gewonnen und die Pädagogische Universität bemalt. In Berlin habe ich wirklich meinen Horizont gesprengt mit 495 m², 33 x 15 m. Das erforderte eine sehr konkrete Planung. Man steht so nahe an der Wand, man kann nichts mehr sehen, man verliert das Gefühl für das Größenverhältnis. Man kann nicht nur mit einer Hebebühne arbeiten, sondern braucht tatsächlich ein Gerüst. Worin lag der Reiz der Fassade in Perm? In Russland sollte das Wandbild die Studenten dazu bewegen, auf ihre Universität stolz zu sein. Es ist eine Art kreativer Funke. Das Bild heißt „Egnite“ (loslegen, losblitzen, losgehen). Das funktionierte gut, sie sind wirklich stolz darauf, und mittlerweile ist die Wand so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt geworden.

Christian Awe in Berlin (Foto: Marion Uhrig-Lammersen)

Das Wohngebäude in der Frankfurter Allee in Berlin-Lichtenberg wurde 2012 durch den Fassadenkünstler Christian Awe künstlerisch umgestaltet (Foto: Dombrowski)

Was wünschen Sie sich als nächstes Projekt? Mein Fassadenbild in Lichtenberg kam so gut an, dass ich vom Land Berlin den nächsten Auftrag bekommen habe. Derzeit plane ich, das Kulturhaus Karlshorst künstlerisch in Szene zu setzen. Und das zweite Gebäude ist wieder in Lichtenberg. Ein Neubau mit ca. 150 m² Fläche wird diesen Sommer fertig sein. Künstlerische Ambitionen? Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne Flugzeuge und Schiffe gestalten. Sollte es mehr Fassadenmalerei geben? Ich unterscheide stark zwischen Gestaltung und künstlerischer Bemalung. Ich freue mich über alles, was Farbe ist im Generellen. Mir ist jede Farbe, gestalterische Lösung lieber als keine. Ich würde mir wünschen, dass tatsächlich mehr Bauherrn den Mut haben, Künstler für den Prozess der Fassadengestaltung mit ins Boot zu holen und ihren Visionen gemeinsam Ausdruck zu verleihen.


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GESCHWUNGENES GLAS

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oben links Die geschwungene Fassade des 4-geschossigen Neubaus orientiert sich am kurvigen Verlauf der Straße (Rendering: Zaha Hadid Architects)

Erweiterungsbau des Fraunhofer-Instituts ISC in Würzburg Für das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg ist Anfang Mai 2013 nach knapp drei Jahren Bauzeit ein neues Labor- und Technikumsgebäude eröffnet worden. Der Entwurf für das so genannte Technikum III stammt vom Londoner Architekturbüro Zaha Hadid LTD. Finanziert wurde der Bau vom Bund und dem Land Bayern sowie aus dem EFRE-Fonds der EU. Modernste Technik Die komplexe Architektur umfasst eine ungewöhnliche Fassade aus geschwungenem Glas. In einigen der Glaselemente wurde eine neuartige Glasbruchsensorik integriert – eine Eigenentwicklung des Fraunhofer ISC, die so in Langzeittests überführt wird. Ziel ist, ein Frühwarnsystem für moderne Glasfassaden umzusetzen, das auch Risse an optisch schwer zugänglichen Stellen frühzeitig erkennt. Glasfassade Die Fassade besteht aus 800 m² weißopaken, zylindrisch und asphärisch gebogenen Gläsern sowie aus 2.600 m² planen Gläsern. Die asphärischen Formen mit Biegeradien von teils < 250 mm wurden prinzipiell mit Floatglas realisiert. Für die plane Verglasung hingegen kam im Überkopfbereich und im betretbaren Bereich ein Verbundsicherheitsglas (VSG) aus teilvorgespanntem Glas (TVG) zum Einsatz. Für die Vertikalverglasung wurde ein monolithisches Einscheibensicherheitsglas (ESG) gewählt. Die Glasabmessungen betragen im gebogenen bzw. horizontalen Bereich bis zu 1,5 m x 2,6 m und im vertikalen Bereich bis zu 1,5 m x 3,7 m. Glasbeschichtung Die unterschiedlichen Scheibenaufbauten bedingten verschiedene Beschichtungsverfahren, die in ihrem optischen Erscheinungsbild aufeinander abgestimmt wurden. Die planen teilvorgespannten Gläser und die Einscheibensicherheitsgläser wurden klassisch im keramischen Siebdruckverfahren beschichtet. Die asphärisch gebogenen Floatgläser sind mit einer opaken Folie laminiert. Um hier einen gleichmäßigen Farbeindruck zu erreichen, beträgt die Glasstärke vor der farbgebenden Schicht gleichmäßige 10 mm. Da bei den gebogenen Einfachgläsern weder ein keramischer Siebdruck noch eine Folie verwendet werden konnte, bestand hier die Lösung in einer Flüssigkunststoffbeschichtung auf

Polyurethanharzbasis. Voraussetzung dafür waren sehr gute Haftungseigenschaften, opake Farbeigenschaften, Verträglichkeit zu den mit der Beschichtung in Kontakt kommenden unterschiedlichen Materialien und das Splitterschutzverhalten bei Bruch der Verglasung. Glasbefestigung Die Gläser sind mittels rückseitig tragend aufgeklebter Adapterrahmen an der zum Teil gebogenen Unterkonstruktion angeschlossen und mit dem Rohbau verbunden. Die Glasoberfläche ist dabei als wasserführende Schicht konzipiert und somit komplett flächenbündig und ohne sichtbare äußere Befestigung am gesamten Gebäude ausgeführt. Die Nachweise für die nicht geregelten Glasprodukte und deren tragende Verklebungen wurden im Rahmen einer Zustimmung im Einzelfall (ZiE) erbracht. Die Dimensionierung der Glasdicken, der Klebstofftiefen und -breiten sowie der Unterkonstruktion wurde über die FiniteElemente-Methode ermittelt. Die Verklebungsfugen und die Befestigungsschienen konnten individuell an die statischen Erfordernisse angepasst und optimiert werden. Konstruktiv sind die Glasscheiben linienförmig mit Aluminium-Profilen an der Unterkonstruktion befestigt. Die Verbindung zwischen den Aluminium-Profilen und den Verglasungseinheiten erfolgte über tragende Silikonverklebungen. Dabei wurden die Scheiben in jeder Einbausituation oberhalb 8 m Einbauhöhe durch mindestens zwei unabhängige Klebefugen in zwei Ebenen befestigt. Insgesamt enthält die Fassade rund 700 gebogene Gläser, von denen 500 unterschiedliche Formen aufweisen. Durch die verhältnismäßig geringe Anzahl von Glasfugen und durch die hohe Passgenauigkeit der Gläser konnte eine insgesamt klare homogene Fassadenoptik geschaffen werden. Andreas Gumprecht, Oliver Lahr


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oben und rechts Das Technikum III des Fraunhofer-Instituts ISC in Würzburg wurde Anfang Mai 2013 eröffnet (Alle Fotos: © K. Heyer für Fraunhofer ISC)

PROJEKTDATEN Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der Angewandten Forschung, München Planung: Zaha Hadid Architects, London Fassadenplanung: Werner Sobek Stuttgart GmbH & Co. KG, Stuttgart Verglasung der opaken Fassade: Roschmann Konstruktionen aus Stahl und Glas GmbH, Gersthofen

VOLTARLUX ®. Solararchitektur für Mensch und Umwelt. Photovoltaik als Designelement für Fassade und Lichtdach: • Gestalterisch attraktive Verbindung von Photovoltaik und Glasarchitektur • Semitransparente Varianten für angenehme, natürliche Beleuchtung und Sonnenschutz im Innenraum • Aufbau als Mehrscheiben-Isolierglas für höchste Energieeffizienz in der Gebäudehülle

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LEBENDE BIOHAUT Algenhaus in Hamburg

Das BIQ gehört zu den Modellen der „Smart Material Houses“, mit denen die IBA Hamburg neue Baustoffe und ihre intelligente Anwendung zeigt. Es ist weltweit das erste Gebäude mit einer Bioreaktorfassade als Teil eines ganzheitlich regenerativen Energiekonzepts. In plattenförmigen, mit Wasser gefüllten Glaselementen werden Mikroalgen gezüchtet, die Biomasse und Wärme produzieren. Flexibles Wohnen Das BIQ ging aus einem IBA-Architekturwettbewerb hervor, bei dem sich das Team SPLITTERWERK aus Graz mit seinem Entwurf durchgesetzt hat. Es beherbergt 15 Wohnungen, von denen zwei nach dem Wohnkonzept „Wohnen on demand“ angelegt sind. Hierbei können Funktionen wechselnd oder gleichzeitig einer neutralen Zone zugeschaltet werden. Sind z. B. Bad, Küche oder Schlafraum in Einbaumöbeln untergebracht und zugeklappt, werden diese Räume neutral. Das Erscheinungsbild der Wohnung verändert sich mit dem Tagesverlauf und dem Wohnalltag der Nutzer. Bioreaktorfassade Während die beiden Fassaden nach Nordwesten und Nordosten als grellgrüne Putzfassaden ausgeführt sind, funktionieren die beiden Algenfassaden nach Südwesten und Südosten als Bioreaktorfassaden. Hierzu sind auf der der Sonne zugewandten Vorderseite lichtdurchlässige, plattenförmige Kollektoren angebracht, in deren Hohlraum das für

die Algenzucht notwendige Kulturmedium zirkuliert. Ihnen vorgespannte Scheiben schützen die Kollektoren vor Wärmeverlusten und wirken so als thermische Isolation sowie gleichzeitig als Schallschutz. Für die optimale Ausnutzung der Sonnenstrahlen wird vorderseitig reflexionsfreies Weißglas verwendet. Die im BIQ genutzten 3 m hohen und 60 cm breiten Elemente werden zu Clustern zusammengeschaltet und über getrennte Kreisläufe versorgt. Die dafür erforderlichen Zu- und Ableitungen verlaufen entlang der Ränder eines jeden Clusters bzw. sind in einem 30 cm breiten Zwischenraum zwischen Außenwand und Bioreaktor integriert. Über den Wasserkreislauf werden die Algen kontinuierlich mit den Nährstoffen Stickstoff und Phosphor sowie mit CO2 versorgt. Eine ständige Durchmischung des Wassers im Kollektor erfolgt durch große Luftblasen. Mithilfe der Sonnenkraft vermehren sich die Algen dann, bis sie schließlich zur Ernte in den Technikraum im Inneren des BIQ weitergeleitet werden. Die Mikroalgen werden von dem Kulturmedium getrennt, woraus ein dicker Brei aus Algenbiomasse


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links und oben In den wassergefüllten Glaselementen der BIQ-Fassade entsteht einerseits solarthermische Energie, andererseits erzeugen Mikroalgen durch Photosynthese Biomasse

rechts Das äußere Erscheinungsbild des BIQ ist geprägt vom Kontrast der nach Süden orientierten Bioreaktorfassaden und der nach Norden orientierten grellgrünen Putzfassaden

entsteht. Das Kulturmedium wird in den Kreislauf zurückgespeist, und die Biomasse fließt in einen Sammelbehälter, wo sie bei 50 C. für einige Tage zwischengelagert werden kann. In einer externen Biogasanlage werden die Kleinstpflanzen für die Gewinnung von Biogas weiter genutzt. Das BIQ verfügt über 200 m² Algenfassade. Bei einem Ertrag von 15 g Trockenmasse pro m² und Tag kann bei der Umwandlung von Biomasse in Biogas ein Nettoenergiegewinn von ca. 4.500 kWh pro Jahr erzielt werden. Eine 4-köpfige Familie verbraucht im Vergleich hierzu im Jahr ca. 4.000 kWh. Die Algenfassade könnte so den gesamten Haushalt der Familie mit Biostrom versorgen. Energiekonzept Darüber hinaus gewinnt die Fassade Energie, in dem sie das nicht von den Algen genutzte Licht absorbiert und wie in einer solarthermischen Anlage Wärme produziert. Dazu wird die Wärme in die hauseigene Energiezentrale ausgekoppelt und entweder zum direkten Verbrauch für Warmwasser und Heizung verwendet oder im Erdboden zwischengespeichert. Aufgrund ihrer hybriden Funktionalität ermöglicht die Fassade, verschiedene Prozesse regenerativer Energiegewinnung miteinander zu vernetzen und zu einem Kreislaufsystem zu vereinen: Solarthermie, Geothermie, Biomasse und eine Brennstoffzelle ergeben drei speicherbare Energieträger in

Form von Wärme, Strom und Biogas. Die BIQ-Fassade ist noch mehr als ein intelligenter Energieproduzent. Wie eine konventionelle Fassade dient sie gleichzeitig als Schallschutz, isoliert Wärme wie Kälte und sorgt für Beschattung bei starker Sonneneinstrahlung. www.iba-hamburg.de www.biq-wilhelmsburg.de Alle Fotos: IBA Hamburg GmbH / Johannes Arlt

PROJEKTDATEN Bauzeit: 1.12.2011 – 31.3.2013 BGF: ca. 1.600 m² Initiatoren: IBA Hamburg GmbH, Hamburg; Otto Wulff Bauunternehmung GmbH, Hamburg Idee, Konzept & Urheberschaft: SPLITTERWERK, Label für Bildende Kunst, Graz; Arup Deutschland GmbH; B+G Ingenieure, Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt; Immosolar GmbH, Hamburg; Strategic Science Consult GmbH, Hamburg Planung: Arup GmbH, Berlin; sprenger von der lippe; Technisches Büro der Otto Wulff Bauunternehmung GmbH


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Abgesehen von dem markanten Eckfenster hält sich die Fassade der auf dem Ulmer Weinhof errichteten Synagoge dezent zurück (Foto: Yohan Zerdoun)

SOLITÄR IM STADTRAUM Neue Synagoge in Ulm

Im Jahr 2009 initiierte die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs K.d.ö.R. (IRGW) gemeinsam mit der Stadt Ulm einen Wettbewerb für den Neubau eines Gemeindezentrums mit Synagoge. Die Wahl der Jury fiel einstimmig auf den Entwurf von kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH (ksg) aus Köln. Im Dezember 2012 wurde das Gebäude fertig gestellt. Städtebauliche Aspekte Das von der Stadt Ulm mitten auf dem Ulmer Weinhof zur Verfügung gestellte Grundstück liegt nur einen Steinwurf von der ehemaligen, in der Pogromnacht 1938 zerstörten Synagoge entfernt. Damit bereichert die neue Synagoge diese hochsensible Stelle im Stadtraum, ohne ihr ihren einzigartigen Charakter zu nehmen. Der kompakte Quader, der frei auf dem Platz steht, fasst Synagoge und Gemeindezentrum zusammen. Der Solitär wirkt, als wäre er von seiner ehemaligen Position aus einen Schritt nach vorne getreten und habe sich seinen Standort zurück erobert. Das quaderförmige Gebäude misst 24 m in der Breite und 16 m in der Tiefe und ist mit 17 m Höhe deutlich niedriger als das nahe gelegene Schwörhaus.

Innere Organisation Alle Nutzungen von Gemeindezentrum und Synagoge sind in dem glatten Baukörper, der gänzlich ohne Vor- und Rücksprünge auskommt, zusammengefügt: ein Foyer im Erdgeschoss, eine unterirdische Mikwe, ein Versammlungssaal im 1. Obergeschoss, Schul- und Verwaltungsräume im 2. Obergeschoss. Darüber liegt, geborgen in einem nicht einsehbaren Innenhof, die Kindertagesstätte mit Außenspielfläche. Die Spielfläche ist gleichzeitig das Dach des Sakralraumes. Gebetssaal Im Inneren sind alle Räume orthogonal organisiert, mit Ausnahme des Gebetssaals als eigentlicher Synagoge. In einer Drehung um die einzige freistehende Innenstütze des Gebäudes erstreckt sich die Längsachse des Sakralraumes


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rechts Die Perforation der Fassade bildet nach außen die Synagoge ab und umspielt innen den Thoraschrein (Fotos: Yohan Zerdoun)

in die Raumdiagonale, die in ihrer Ausrichtung eine übergeordnete religiöse Bedeutung hat: Sie zielt geographisch exakt nach Jerusalem, dem geistigen und religiösen Zentrum des Judentums. Der Gebetsraum bietet 125 Personen Platz, 40 davon befinden sich auf der Frauenempore. Die Sitzbänke stammen aus Israel. Die Wände sind bis 3,00 m Höhe mit Holztafeln auf einer Holzunterkonstruktion verkleidet und darüber mit einem hellen Akustikputz versehen. Durch die diagonale Raumausrichtung ergibt sich im Sakralraum ein Eckfenster, das mit dem Motiv des Davidsternes als Raumfachwerk spielt. Anhand von über 600 einzelnen Fenstern entsteht in der Synagoge ein vielfach illuminierter Raum mit Schwerpunkt in dessen geistigem Zentrum, dem Thoraschrein. In der Dämmerung wird das Motiv durch die Innenbeleuchtung auch nach außen wirksam und macht damit auf einfache Weise die Funktion des Bauwerkes deutlich. Fassadengestaltung Abgesehen von dem großformatigen Eckfenster hält sich das Gebäude dezent zurück. In den funktional notwendigen Bereichen durchbrechen Fensteröffnungen die sonst weithin geschlossene Natursteinfassade. Erst im Bereich des Sakralraumes ist der Naturstein so aufgelöst, dass durch eine Perforation der Fassade Licht in die Synagoge eindringt und diese zugleich nach außen hin abbildet. Die Stahlbetonkonstruktion ist von einer Fassade aus Dietfurter Kalkstein umschlossen. Die vorgehängte Natursteinverkleidung mit geschliffener Oberfläche und geschlossenen Fugen mit farblich abgestimmtem Mörtel besteht aus großformatigen Kalksteinplatten in Maßen bis 1,20 x 0,90 m. Die Platten sind mit versetzten Fugen und in unterschiedlichen Höhenformaten montiert. Das Eckfenster der Synagoge misst 2,00 x 4,20 x 8,50 m. Die darunter liegende Tragkonstruktion aus Stahl besteht aus einem Flachgitter mit dreieckigen Feldern. Diese Drei-

eckskonstruktion erwies sich als besonders belastbar, sodass die Konstruktionstiefe deutlich verringert werden konnte. Ein Davidstern der perforierten Fassade besteht aus 6 Dreiecken mit einer Seitenlänge von ca. 19 cm und einem regelmäßigen Sechseck mit einer Höhe von 50 cm. Die Perforation des Kalksteines wurde mit einem Hochdruck-Wasserstrahl hergestellt. Natalie Bräuninger

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UMLAUFENDER VORHANG Musiktheater in Linz

Das im Frühjahr 2013 fertig gestellte Musiktheater der Stadt Linz hat nicht nur als Spielstätte wesentliche Bedeutung für das Kulturleben in Österreich und über die Landesgrenzen hinaus, sondern erzeugt durch seine Architektur und Platzierung auch eine neue städtebauliche Qualität. Der Bau sollte mehr sein als ein reines Opernhaus. Er sollte ein „neues Wohnzimmer“ für die Stadt werden. Entwurf und Ausführung Ausschlaggebend für die Entscheidung, den Beitrag von Terry Pawson Architects aus London zum Siegerprojekt des europaweiten Wettbewerbs zu wählen, waren neben der gelungenen Anbindung des Theaters an die Stadt der starke Bezug zu Volksgarten und Landstraße und die zeitlose Ästhetik des Gebäudes. Pawsons Konzept bezog sich in Form, Höhenentwicklung und Sichtbezügen konsequent auf den Standort und macht den Bau in diesem Sinne authentisch und unverwechselbar. Die Errichtergesellschaft Musiktheater Linz GmbH beauftragte für die gesamte Ausführungs- und Innenraumplanung das Wiener Büro ArchitekturConsult ZT GmbH gemeinsam mit dem Linzer Büro archinauten – Architekten Dworschak+Mühlbachler ZT GmbH. 2009 wurde mit dem Bau begonnen, wobei abgesehen von Adaptierungen nach Nutzererfordernissen Pawsons Entwurf im Wesentlichen unverändert blieb. In der Detailausführung ist die Handschrift der österreichischen Architekten unverkennbar. Gebäudestruktur Die Eingangsfront als Schauseite des Musiktheaters ist vom Linzer Stadtzentrum aus sichtbar und – durch eine Loggia gerahmt und über drei Geschosse verglast – von überschaubarer Dimensionierung. Die enorme Längenausdehnung des Gebäudekomplexes, der sich über zwei Häuserblocks erstreckt, ist aus diesem Blickwinkel nicht wahrnehmbar. Süd- und Ostfassade gehen in einer Rundung ineinander über und haben eine Gesamtlänge von 200 m. Um die gestalterische Idee eines „umlaufenden Vorhangs“ an der Fassade umzusetzen, ist den eigentlichen Gebäudemauern ein Stahlbetonfachwerk vorgelagert. Durch dessen vertikale Rasterung und das unregelmäßige Wechselspiel zwischen offenen und ausgefachten Feldern wird Spannung erzeugt und gleichsam die Länge der Fassade entschärft. Fensteröffnungen konnten nach Bedarf gesetzt werden, ohne den Duktus zu beeinträchtigen.

Raumstruktur In der Größe des neuen Linzer Opernhauses liegt auch seine Effizienz, da neben dem Bühnen- und Zuschauerraum sämtliche Produktionswerkstätten, Depots, Probenräume und Nebenbühnen unter einem Dach bzw. hinter der Vorhangfassade vereint sind. Die unterschiedlichen Bauteile sind dabei schalltechnisch völlig voneinander getrennt, um die parallele Nutzung ihrer jeweiligen Funktion entsprechend zu gewährleisten. Den Kern des Gebäudes bildet die im Durchmesser 32 m große Transport-Drehbühne mit Annexräumen und Zuschauerraum. Südostseitig liegen Werkstätten und Büros, nordseitig die Künstlergarderoben und Probenräume sowie mit einem Glasdach versehene Lichthöfe. Eine breit angelegte Treppe führt von der Eingangshalle ein halbes Stockwerk hinauf, wo sich der Raum bis zu einer Oberlichtverglasung erweitert, und weiter in das Hauptfoyer im ersten Stock, das durch die raumhohe Glasfassade visuell bis in den Grünraum des Parks erweitert wird. Von hier aus wird das Auditorium erschlossen. Der Zuschauerraum selbst ist als Rangtheater konzipiert, um von allen 970 (bis maximal 1180) Plätzen aus optimale Sicht auf die Bühne zu gewährleisten. Fassadengestaltung Formal zeichnet sich das Musiktheater Linz durch eine zeitlose Moderne klassizistischer Prägung aus. Wie eine doppelte Kolonnade zieht sich die orthogonale Struktur aus weißen Betonfertigteilen als metaphorisch umlaufender Vorhang schützend rund ums Haus. Mit diesem architektonischen Kunstgriff einer äußeren Schicht, die begrenzend und gleichzeitig durchlässig ist, wird das Gebäude dem Anspruch gerecht, als Kulturinstitution mit dem Stadtgeschehen vernetzt zu sein. Dort, wo Fassadenfelder geschlossen werden sollten, sind Platten aus gespaltenem römischem Travertin eingelegt. Die bruchraue beige Oberfläche sorgt für eine weiche Textur gegenüber dem glatten weißen Fachwerk aus Stahlbeton. Alle hinter dem „steinernen Vorhang“ liegenden


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rechts Die bruchraue Oberfläche der Travertinplatten sorgt für eine weiche Textur gegenüber dem glatten Fachwerk aus Stahlbeton (Alle Fotos: Helmut Lackner)

Teile, die auf das Innere des Gebäudes verweisen, sind mit einer Schicht aus vorpatiniertem Messing belegt und bilden mit den dunklen Fensterrahmen eine formale Einheit. Das aufgesetzte oberste Geschoss ist mit weißen vorgefertigten Betonplatten versehen, die gerillt und an der Oberfläche rau belassen sind. Die Glasfassade an der Eingangsfront hat ebenfalls vertikale Lamellen. Neben der erwünschten gestalterischen Wirkung nach außen dienen die wie Schwerter vor die Fassade gesetzten Elemente aus Lochblech im ausgeklappten Zustand auch als Sonnenschutz. Innenraumgestaltung Der freundliche Farbton der Travertinplatten und die dunkle Färbung der Messingpatina werden als formale Elemente auch im Inneren des Opernhauses eingesetzt. Der Bodenbelag im Eingangsfoyer, ein geschliffener heller Untersberger Marmor, zieht sich auch über die Treppen. Die Wände sind aus Holz in einem dunklen, leicht rötlichen Farbton: Gedämpftes Akazienholz wird in Lamellenform als semitransparenter Raumteiler eingesetzt und teilweise den Wänden und der Decke vorgeblendet. Die Materialien ziehen sich bis ins Auditorium, die Schale aus matten Holzoberflächen wird dort allerdings durch die Balkons kontrastiert, die golden schimmern. Treppen zur inneren Erschließung der Ränge sind durch einen transparenten Raumteiler abgetrennt. Schmal dimensionierte, goldene Metallstäbe, vertikal vom Boden bis zur Decke gespannt, erzielen die Wirkung eines Perlenvorhangs. Somit findet sich auch hier ein „Vorhang“, der sich als gestalterisches Leitmotiv von der Fassade bis in das Herzstück des Musiktheaters, das Auditorium, zieht. ArchitekturConsult – communications

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BEI TAGESLICHT BETRACHTET Schulsanierung in Gnarrenburg

Schweres Erbe Als in den 1970er Jahren in der norddeutschen Gemeinde Gnarrenburg das alte Schulhaus mit der Aufnahme der geburtenstarken Jahrgänge aus den Nähten zu platzen drohte und sich kein Platz für einen Anbau fand, entschied sich die Kommune notgedrungen für einen Neubau am Ortsrand. Seit der Eröffnung dieser Außenstelle verteilen sich die Schüler der Oste-Hamme-Schule auf zwei Standorte. Die ClusterStruktur des Neubaus unterscheidet sich bis heute grundlegend von dem klassischen zweibündigen Altbau im Ortskern: Die Klassenräume gruppieren sich entlang der Fassade um einen großzügig ausgelegten Gebäudekern. Dieses Grundrisskonzept ermöglicht es, sowohl die Klassenräume im Obergeschoss als auch die verschiedenen Funktionsräume (Biologie, Physik, Chemie etc.) sowie das Lehrerzimmer im Erdgeschoss optimal mit Tageslicht zu versorgen, was das konzentrierte Lernen nachweislich fördert. Allerdings um den Preis, dass die Flurzonen und die Aula als innenliegende und zentrale Aufenthaltsbereiche nur über verhältnismäßig kleinformatige Oberlichter Tageslicht erhalten. Der Wechsel von den hellen Klassenräumen in die düsteren Flurzonen und das schummrige Entrée provozierten alsbald eine bedrückende Stimmung, verstärkt durch die dunkle Farbgebung mit schweren Braun- und Orangetönen, der mit Kunstlicht nur unzureichend zu begegnen war.

Modernisierungskonzept Auch von außen präsentierte sich das Schulgebäude als typisches Kind der 1970er Jahre: Die graue Waschbetonfassade mit den braunen Aluminiumfenstern passte längst nicht mehr in das Bild heutiger Schulen, in denen helle Farben, Glas und warme Oberflächen dominieren. Abgesehen von der tristen Atmosphäre hatte der Zahn der Zeit erheblich an der Substanz genagt: Fenster waren defekt, Oberlichter nahezu blind und so sehr veralgt, dass kaum mehr Tageslicht ins Gebäudeinnere drang. Mit dem Investitionspakt 2008 eröffnete sich für die Gemeinde Gnarrenburg schließlich die Chance für die längst überfällige Modernisierung. Das Konzept sah vor, die dringendsten energetischen Schwachstellen des Gebäudes zu beseitigen. Dazu gehörten der Austausch des alten Gaskessels durch eine moderne Pelletanlage, die Erneuerung der Fenster und Oberlichter sowie ursprünglich die Dämmung des Kriechkellers. Auf Anraten des Architekten Torsten Stelling wurde vor dem Einreichen des Förderantrags untersucht, ob sich die in dem Investitionspakt festgeschriebenen Zielvorgaben nicht auch mit einer neuen Fassade erreichen ließen, anstatt die Fördergelder im Kriechkeller zu versenken. Die Berechnungen bestätigten die Vermutung, wonach der Zuschuss in Höhe von 66,6 % der Baukosten auch mit einer gedämmten Fassade gesichert blieb, weil der geforderte Neubaustandard gemäß EnEV-Referenzmodell


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links und oben Die Oste-Hamme-Schule in Gnarrenburg nach der Sanierung: VELUX-Flachdachfenster und Fassadenfenster verwandelten die einst düsteren Flurzonen sowie die Aula in ungewohnt lichtdurchflutete Lern- und Aufenthaltsbereiche rechts Die Modernisierung der Schule ist gelungen, ohne die charakteristischen Stilmerkmale der originalen 1970er Jahre-Architektur zu leugnen

auch über diesen Weg erreichbar war. Die Waschbetonelemente zu dämmen und mit terrakottafarbenen HPL-Platten zu bekleiden anstatt sich des Kriechkellers anzunehmen, kam am Ende der Fassade auch optisch zugute. Helle Lerninseln Auch durch den Einbau der neuen Oberlichter konnte der Innenbereich der Schule sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss erheblich aufwertet werden. Die insgesamt 41 VELUX-Flachdachfenster verwandelten die düsteren Flurzonen und die Aula in lichtdurchflutete Lern- und Aufenthaltsbereiche, die von den Schülern nun sehr gerne als Rückzugsbereich für das konzentrierte Arbeiten in Gruppen, für das Erledigen von Hausaufgaben oder einfach nur zum Erholen während der Pausen genutzt werden. Die festverglasten Oberlichter schaufeln selbst an trüben Tagen erstaunlich viel Tageslicht in das Gebäudeinnere und übertreffen in puncto Wärmeschutz die neuen, ebenfalls 2-fach verglasten Fenster an der Fassade: Mit einem U-Wert von 0,72 W/m2K erreichen die Oberlichter einen nahezu doppelt so guten Wärmeschutz (Uw-Wert der Fenster: 1,3 W/m2K). Im Gegensatz zu den ausgedienten Vorläufern setzen sich die neuen Oberlichter aus zwei Komponenten zusammen: einer dämmenden Isolierglasscheibe (innenseitig VSG) und einer Kuppel aus Acrylglas, die den Witterungsschutz sicherstellt und im Falle einer Beschädigung schnell und kostengünstig ausgetauscht werden kann. Dies gab neben der hervorragenden Wärmedämmung den Ausschlag, sich für VELUX-Flachdachfenster zu entscheiden. Deren zweischaliger Aufbau reduziert überdies

lästige Regengeräusche und erhöht im Gegenzug den Einbruchsschutz – eine Produkteigenschaft, die für den Dachfensterhersteller zunächst ein Alleinstellungsmerkmal war, als er 2009 sein Flachdach-Fensterprogramm einführte. Am angenehmsten empfinden jedoch Schüler und Lehrer das so lange ersehnte Tageslicht und die angenehme Atmosphäre in den nun hell gestrichenen Kernzonen, in denen die düstere Stimmung vergangener Tage längst in Vergessenheit geraten ist. Nicht zu vergessen, dass das Kunstlicht nun länger ausgeschaltet bleiben kann, was neben dem solaren Wärmeeintrag über die Fenster und Oberlichter zusätzlich Energie einspart. Gelungene Realisierung Das Beispiel der Oste-Hamme-Schule zeigt, wie wenig es braucht, um einer über Jahre vernachlässigten Schule eine zeitgemäße Hülle zu verpassen, ohne den Architekturstil der 1970er Jahre zu verleugnen. Dass die 1,2 Mio. Euro für die Modernisierung gut angelegt sind, belegen die halbierten jährlichen Energiekosten ebenso wie die zufriedenen Gesichter der Schüler und Lehrer, die sich mit ihrer Schule endlich wieder identifizieren können und nun viel motivierter ans Werk gehen. Indes darf man nicht übersehen, dass die Gemeinde Gnarrenburg nur dank der massiven Finanzspritze von Land und Bund in der Lage war, die lange aufgeschobene Aufgabe zu stemmen. Astrid Unger (Alle Fotos: VELUX Deutschland GmbH)


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Der im November 2012 errichtete temporäre Pavillon wurde inzwischen planmäßig wieder abgebaut (Alle Fotos: ICD/ITKE)

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Das Material besteht aus einem Mischlaminat aus Epoxidharz und einem Faseranteil von 70% Glasfaser und 30% Kohlenstofffaser

LEICHT

Forschungspavillon in Stuttgart Das Institut für Computerbasiertes Entwerfen (ICD) und das Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) der Universität Stuttgart entwickelten einen Versuchsbau aus faserbasiertem Verbundmaterial. Die Integration modernster Entwurfs-, Simulations- und Fertigungsmethoden ermöglichte dabei nicht nur die Entwicklung eines neuen Repertoires an architektonischen Möglichkeiten, sondern auch eine extrem leichte Konstruktion. Biologisches Vorbild Das Außenskelett des Amerikanischen Hummers diente aufgrund seiner lokalen Materialausdifferenzierung als biologisches Vorbild. Sein Exoskelett (Cuticula) setzt sich aus einem weicheren Teil, der Endocuticula, und dem harten Teil, der Exocuticula, zusammen. Die Cuticula ist ein Sekretionsprodukt, in dem Chitinfibrillen in einer Proteinmatrix eingebettet werden, wobei die Lage und Ausrichtung der Fasern maßgeblich für die Ausdifferenzierung der Materialeigenschaften gemäß lokalen Anforderungen ist. Die Chitinfasern werden schichtweise in die Matrix eingelagert und bilden dabei unidirektionale Einzelschichten. Diese Einzelschichten sind in den Bereichen spiralförmig (helikoidal) geschichtet, in denen ein ungerichteter Lastabtrag gefordert ist. Eine derartige Faseranordnung ermöglicht eine gleichmäßige Lastabtragung in alle Richtungen. In den Bereichen, in denen eine gerichtete Beanspruchung vorherrscht, gehen die Fasern in einen unidirektionalen Schichtaufbau über. Aufgrund dieser materiellen Ausdifferenzierung der Schale entsteht eine hochangepasste und leistungsfähige Struktur. Dieses morphologische Grundprinzip der lokal angepassten Faserorientierung wurde abstrahiert und bei dem Formgenerierungs-, Materialauslegungs- und Herstellungsprozess des Pavillons angewendet. Transfer des Bildungsprinzips Der Pavillon besteht aus einem Faserverbundsystem, bei dem in Harz getränkte Glas- und Kohlenstofffasern kontinuierlich von einem Roboter abgelegt wurden. Bei existierenden Faserablegeverfahren in anderen Industrien werden die Fasern in der Regel auf eine separat gefertigte Positivform abgelegt. Die Notwendigkeit einer umfassenden Positivform ist für eine Anwendung im Bauwesen jedoch ungeeignet, weshalb hier der Ansatz verfolgt wurde, den Formenbau auf ein Minimum zu reduzieren. Die Fasern wurden daher über einen leichten, linearen Stahlrahmen auf definierte Punkte abgelegt, sodass die Fasern zwischen den Ablagepunkten

gerade spannen. Aus der Geradenschar der vorgespannten Glasfasern entstanden diejenigen Flächen, die die charakteristische, doppelt gekrümmte Form des Forschungspavillons ergaben. Auf diese zunächst aus Glasfasern gewickelten hyperbolisch-paraboloiden Flächen wurden in nachfolgenden Wicklungen die statisch wirksamen Carbon- und Glasfasern abgelegt. Digitale Planung und robotische Fertigung Voraussetzung für die Realisierung innerhalb kürzester Entwicklungszeit war eine geschlossene digitale Kette vom Entwurfsmodell über Finite-Elemente-Simulationen, Materialversuche bis hin zur Maschinenansteuerung. Formgenerierung, Material- und Tragwerksplanung wurden unmittelbar im Entwurfsprozess integriert, wodurch die komplexe Wechselwirkung von Form, Material, Struktur und Herstellungstechnik als integraler Bestandteil für den biomimetischen Entwurfsprozess genutzt werden konnten. Die direkte Kopplung von Geometrie und FE-Simulationen in computerbasierten Modellen erlaubt dabei die Erzeugung und vergleichende Analyse zahlreicher Varianten. Parallel dazu wurden die Materialeigenschaften des Verbundwerkstoffes durch Versuche ermittelt und die Ergebnisse in der Formgenerierung und in der Material-Formoptimierung berücksichtigt. Durch eine anschließende gradientenbasierte Schichtoptimierung war es möglich, einen hocheffizienten Materialaufbau bei minimalem Materialeinsatz zu entwickeln. Die robotische Fertigung des Versuchsbaus erfolgte direkt auf der Baustelle in einer eigens errichteten, wetterfesten Fertigungsumgebung. Dabei kam ein 6-achsiger Industrieroboter, durch eine siebte externe Achse erweitert, zum Einsatz. Durch den auf einer 2 m hohen Konsole montierten und dadurch mit einer Reichweite und Arbeitshöhe von jeweils ca. 4 m ausgestatteten Roboter wurden die Fasern schließlich auf das von der siebten robotischen Achse in einer kreisförmigen Bewegung angetriebene, temporäre


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FĂźr die Konstruktion des Pavillons diente das AuĂ&#x;enskelett des Amerikanischen Hummers aufgrund seiner lokalen Materialausdifferenzierung als biologisches Vorbild

Die Abstraktion des bionischen Prinzips des Hummers und die technische Umsetzung in einem robotisch gefertigten Glas- und Kohlefaserverbundsystem ermÜglichen eine neuartige und leistungsfähige Tragkonstruktion und Tektonik fßr die Architektur

StahlgerĂźst abgelegt. Die Faserablage erfolgte dabei im mit Harz getränkten Zustand. Dieser Aufbau ermĂśglichte es, eine Struktur von ca. 8 m Durchmesser und 3,5 m HĂśhe aus mehr als 60 km Faserlänge kontinuierlich zu wickeln. Nach Abschluss des robotischen Faserwickelprozesses und dem anschlieĂ&#x;enden Tempern des Faser-Harz-Verbundes konnte das temporäre StahlgerĂźst wieder zerlegt und entnommen

werden. Die verbleibende, gerade einmal 4 mm dĂźnne Schale bildet eine vollautomatisch hergestellte, jedoch lokal ausdifferenzierte Struktur. Der semitransparente Pavillon wiegt trotz seiner beachtlichen GrĂśĂ&#x;e weniger als ca. 320 kg. www.icd.uni-stuttgart.de www.itke.uni-stuttgart.de

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prov. Riegel horizontale Lagerung HEB 140

Profil 60 x 60 x 2,9

Profil 70 x70 x 3,2

EXPERIMENTELLE TRAGSICHERHEITSANALYSE VON FASSADEN

eingeklebte Gewindestangen Konsole mit Hydraulikpresse Bohrung horizontale Lasteinleitung

Stb. Brüstung (Wetterschale) vertikale Lasteinleitung

Die energetische Ertüchtigung von Gebäuden ist besonders wirtschaftlich, wenn die Bestandsfassaden in das Sanierungskonzept integriert werden können. Dabei ist die experimentelle Zustandsbewertung eine gute Alternative zum rechnerischen Nachweis – mit bemerkenswerten Ergebnissen. Der folgende Artikel ist die überarbeitete Kurzfassung eines Berichtes, der 2010 im „Sonderheft Fassadentechnik“ [1] erschienen ist. Einführung Bei Sanierungen, Umbauten oder Aufstockungen im Bestand stellt sich immer wieder die Frage nach der Tragsicherheit der bestehenden Baukonstruktionen für die neue Belastungssituation. Bleibt die Altfassade erhalten, sind nicht nur Einwirkungen aus der zusätzlichen Wärmedämmung, sondern auch die aktuellen Lastansätze der DIN 1055 zu berücksichtigen [2]. Zudem lässt sich der gegenwärtige bauliche Zustand nur selten zutreffend beurteilen. Insbesondere bei Sandwich-Konstruktionen aus den 1960er und 1970er Jahren mangelt es oft an aussagekräftigen Ausführungsunterlagen und zuverlässigen Angaben über Verankerungs- und Befestigungselemente. Eine Alternative zur Berechnung ist die experimentelle Tragsicherheitsbewertung, bei der entweder wesentliche Parameter für einen rechnerischen Nachweis ermittelt oder die Tragsicherheit direkt am Bauwerk durch Versuche nachgewiesen werden. Methodik Bei einem Belastungsversuch eines Bauteils stehen Sicherheit und Dauerhaftigkeit im Vordergrund. Daher werden die Belastung geregelt sowie hydraulisch im Kräftekreislauf erzeugt und die Reaktionen der Bauteile zeitgleich analysiert. Die individuellen Lösungen sind daher selbstsichernd und ermöglichen variable, flexibel einsetzbare Versuchsaufbauten. Mit mobilem Belastungsgerät werden jene Lasten inkl. Sicherheitsanteilen auf dem Bauteil erzeugt, die es später tragen soll. Messgeräte an den entscheidenden Stellen sorgen für zuverlässige Ergebnisse, damit der aktuelle

Zustand beurteilt und eine Beschädigung ausgeschlossen werden kann. Das grundsätzliche Potenzial von Belastungsversuchen ist groß, das tatsächliche Tragverhalten oft besser als erwartet. Abbildung 1 visualisiert dieses Ergebnis mit dem vergrößerten Tortenstück der „veränderlichen Einwirkungen P“. Belastungsversuche kontrollieren nicht nur die Tragsicherheit, sie liefern auch Informationen z. B. über Durchbiegung, Rissbreitenveränderung oder Dehnung und somit über die Gebrauchstauglichkeit. Eine Dauerbelastung überprüft das konstante Tragverhalten für den aktuellen Bauzustand über die Zeit. Er muss gegebenenfalls regelmäßig kontrolliert werden oder mit geeigneten Maßnahmen für den Restnutzungszeitraum erhalten bleiben. Bei Fassaden erfüllt dies oft die wiederhergestellte Wetterschale einer neuen Außenhülle. Belastungsversuche sind legalisiert: Zahlreiche Vorschriften enthalten entsprechende Hinweise, wie z. B. die „Richtlinie für Belastungsversuche an Betonbauwerken“ des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton [3].

Abb. 1: Potenzial von Belastungsversuchen


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Abb. 2: Schadensbild und Verstärkung am Anschlusspunkt der Fassade

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Abb. 4: Erzeugung der Vertikallasten (F V,Ziel) gegen Totlast (Betonblöcke)

links Abb. 3: Querschnitt des Versuchsaufbaus

Anwendungsbeispiel Waschbeton-Fassade Die Waschbeton-Vorsatzschalen des Schulzentrums Eversten sollten mit einer neuen Wärmedämmung und einem vorgehängten System aus Faserzement-Platten versehen werden. Durch mehrere Aufschlüsse waren bereits korrodierte Anschlusspunkte gefunden worden, an denen die Vorsatzschalen an den Stahlbetonstützen eingehängt waren (Abbildung 2). Teilweise waren in der Vergangenheit schon Stahlwinkel zur Verstärkung montiert worden. Zudem wurde ersichtlich, dass der untere Rand nicht, wie in der Statik angesetzt, vollflächig kraftschlüssig, sondern nur durch zwei Dollen gehalten war. Der Nachweis ausreichender Tragsicherheit mit einer 4-Punkt-Lagerung, von denen zwei korrodiert waren, ließ sich nicht führen. Es bestand Handlungsbedarf. Alternativ zu einer Demontage aller Fassadenelemente wurde erwogen, die bestehende Tragstruktur in das neue

Wärmedämmsystem einzubeziehen. Geplant war eine Verstärkung durch liegende U-240-Träger, die von Stütze zu Stütze spannen und zur Aufnahme der vertikalen Lasten aus den neuen Fensterelementen und zur Horizontallagerung der Brüstungsplatte dienen. Wegen der zu erwartenden Verformung des U-Profils war davon auszugehen, dass ein Teil der Lasten auch in die Brüstungsplatte eingeleitet würde. Eine FE-Vergleichsberechnung bezifferte diesen Wert auf ca. 60% des Fenster-Eigengewichts. Nachdem das Sanierungskonzept gefunden war, fehlte nur noch der Nachweis, dass die Waschbeton-Vorsatzschalen auch für die neuen Belastungen tragsicher waren. Für die Belastungsversuche an einer Stichprobe war die Ertüchtigung bereits provisorisch mit HEB-140-Trägern an mehreren Brüstungen vorweggenommen worden (Abbildung 3). Es waren Nachweise für Einwirkungen in horizontaler sowie vertikaler Richtung zu erbringen, die einzeln und kombi-


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Abb. 5: Lastverteilung und -einleitung am Brüstungselement

niert geführt werden mussten. Die vertikalen Versuchslasten (zusätzliches Eigengewicht; F V,Ziel ≤ 12 kN) konnten über eine hydraulische Zugvorrichtung ins Bauteil eingeleitet werden, die als Gegenkraft Ballast am Boden nutzte (Abbildung 4). Zur Nachbildung der horizontalen Beanspruchungen aus Wind wurde die Stahlbetondeckenplatte als Rückverankerungsbasis aktiviert (Abbildung 3), sodass an der zu untersuchenden Plattenfläche Winddruck und Windsog simuliert werden konnten (we,D = +0,95 kN/m² mit FH,D,Ziel ≤ 14 kN; we,A = –1,33 kN/m² mit FH,Z,Ziel ≤ 20 kN). Das zu testende Sandwichelement bekam eine mittige Bohrung und die Lastresultierende wurde über Traversen auf 8 Einleitungspunkte so verteilt, dass eine Flächenlast-äquivalente Beanspruchung entstand (Abbildung 5). Die Last konnte bei allen untersuchten Sandwichelementen bis zur Ziellast aufgebracht werden, ohne dass ein zuvor festgelegtes Abbruchkriterium verletzt wurde. Das Verformungsverhalten war nahezu ideal-linear-elastisch, bei einer maximalen Verformung von f ≤ 1,0 mm (horizontal und vertikal). Ein zusätzlicher Sensor direkt an den Befestigungspunkten (Dollen) zeigte bei einigen Stellen Schlupf an, was das Ergebnis jedoch nicht negativ beeinflusste. Somit waren sowohl Tragsicherheit als auch Gebrauchstauglichkeit der bestehenden Fassaden für die geplante Sanierung erfolgreich nachgewiesen. Dauerhaftigkeit wurde durch die neue Wetterschale vor den alten Elementen wiederhergestellt. Um die Übertragung der Ergebnisse auf ungeprüfte Bereiche gleicher Bauart zu ermöglichen, überprüfte das Büro Wurpts-Wolf-Bächle durch Aufschlüsse, dass die Verankerung der restlichen Elemente nach dem gleichen Prinzip ausgebildet war.

Zusammenfassung und Ausblick Die Erfahrungen haben gezeigt, dass durch den Einsatz moderner Belastungs- und Messtechnik Tragreserven auch an Fassadenkonstruktionen zerstörungsfrei erschlossen werden können, die durch eine statische Nachrechnung allein nicht nachweisbar wären. Mögliche Zuwächse der zulässigen Verkehrslasten liegen dabei zwischen 30 % und 50 %, können aber auch in Einzelfällen über 100 % betragen. Die betroffenen Fassadenflächen konnten erhalten bleiben. Die experimentelle Tragsicherheitsanalyse hat demnach großes Einsparpotenzial beim Planen im Bestand. Marc Gutermann, Dennis Kahl

PROJEKTBETEILIGTE Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Oldenburg Eigenbetrieb Gebäudewirtschaft und Hochbau der Stadt Oldenburg Gökel + Henckel Architekten BDA, Oldenburg LITERATUR [1] M. Gutermann, D. Kahl: Was trägt die Fassade? Belastungsversuche zeigen, was dahinter steckt!, in: Ernst & Sohn Special 2010, Innovative Fassadentechnik, S. 21–29. [2] DIN 1055: Einwirkungen auf Tragwerke, Beuth Verlag, Berlin. [3] DAfStb (Hrsg.): Richtlinie für Belastungsversuche an Massivbauwerken (09.00), Beuth Verlag, Berlin.


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ENERGIEEFFIZIENTE FASSADENLÖSUNGEN EcoCommercial Building Programm Die Fassade muss weit mehr leisten als ein Gebäude hübsch zu verpacken. Hier treffen unterschiedlichste Anforderungen auf engem Raum zusammen: Neben der Ästhetik soll sie zahlreiche Kriterien erfüllen – wie Wärmedämmung, Sonnenschutz, optimale Raumnutzung sowie Schall- und Brandschutz. Um den hohen Anforderungen in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht gerecht zu werden, ist die Wahl und Kombination der vielfältigen Materiallösungen entscheidend. Das von Bayer MaterialScience initiierte EcoCommercial Building Programm (ECB) bringt innovative Maßnahmen sinnvoll zusammen und bietet Architekten, Projektentwicklern, aber auch Bauunternehmern öffentlicher und gewerblicher Gebäude umfassende Unterstützung und Expertise bei der Planung und Umsetzung energieeffizienter Bauprojekte. Integrierte Energie- und Materialkonzepte Die Fassade ist die Schnittstelle zwischen Innen und Außen. Nach außen hat sie eine gestalterische Funktion und übernimmt darüber hinaus wichtige funktionale Aufgaben wie Wärmedämmung sowie Schall- und Witterungsschutz. Zudem bestehen oft baurechtliche oder nutzungsbedingte Anforderungen an den Brandschutz. Nach innen soll sie hingegen für Raumkomfort und das Wohlbefinden des Nutzers sorgen sowie den Energiehaushalt des Gebäudes positiv beeinflussen. Für die Planung neuer sowie die Sanierung bestehender Fassaden stehen heute ökonomische und ökologische Fragestellungen im Vordergrund. Fassaden sollen zudem für den langfristigen Werterhalt der Immobilie sorgen. Dabei ist das EcoCommercial Building Programm mit seinem Partnernetzwerk aus Material- und Planungsexperten ein kompetenter Ansprechpartner. Effiziente Fassadendämmung mit Polyurethan Die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) fordert bei Alt- und Neubauten eine bessere Energiebilanz ein. Die Hauptleistung zur wirkungsvollen Energieeinsparung übernimmt dabei die Dämmung der Gebäudehülle. Hochleistungs-Dämmsysteme auf Basis von PU-Hartschäumen sind besonders geeignet, um eine energie- und ressourceneffiziente Gebäudehülle zu realisieren. Das Material kann je nach Anwendungsbereich Lambda-Bemessungswerte von bis zu 0,024 W/(mK) erreichen. Im Vergleich zu anderen etablierten Dämmstoffen wie Mineralwolle oder PolystyrolHartschaum erzielt das Material eine über 30 % höhere Dämmleistung oder entsprechend schlankere Aufbauten. Mit diesen Eigenschaften lassen sich leichtere Rohstoff- und damit auch kostensparende Baukonstruktionen realisieren. Gleichzeitig ergibt sich eine hohe architektonische Gestaltungsfreiheit, die vielseitige Verwendungen ermöglicht – sei

An der Fassade treffen unterschiedlichste Anforderungen auf engem Raum zusammen: Neben der Ästhetik soll sie Kriterien wie Wärmedämmung, Sonnenschutz, optimale Raumnutzung sowie Schall- und Brandschutz erfüllen (Foto: Kingspan Insulation)

Bei Fassaden stehen heute ökonomische und ökologische Fragestellungen im Vordergrund. Das ECB Programm bietet umfassende Unterstützung und Expertise bei der Planung und Umsetzung energieeffizienter Bauprojekte (Foto: Bayer MaterialScience AG)

Eine bruchsichere Alternative zu Glas für vorgehängte und transparente Fassadenverkleidungen ist der Werkstoff Polycarbonat. Bayer MaterialScience hat hierfür die Makrolon® multi UV Stegplatten entwickelt (Foto: Bayer MaterialScience AG)

es für Metall-Verbundelemente, Wärmedämm-Verbundsysteme oder vorgehängte hinterlüftete Fassaden. Kompetente Ansprechpartner im ECB-Netzwerk für die energieeffiziente Gebäudedämmung mit Polyurethan-Hartschaum sind neben Bayer MaterialScience die Unternehmen Kingspan Insulation, Linzmeier, Puren und Recticel. www.materialscience.bayer.com www.ecocommercial-building-network.com/de


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BAUKULTUR 4_2013

Variantenreiche Farbnuancen beleben den Stadtraum an der Breiten Straße in Berlin-Spandau

FARBIGE STADTBILDPFLEGE Das Farbgestaltungs-Projekt für die gemeinnützige Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag umfasst 5 Gebäude in der Breiten Straße und 4 Gebäude am Lindenufer als Teil der Spandauer Altstadt. Aufgrund der hohen städtebaulichen Bedeutung wurde mit der Farbplanung die Berliner Architektin und Farbgestalterin Katrin Klettnig beauftragt. Farbkonzept Die zeittypischen Geschosswohnungsbauten aus den 1980er Jahren sind als Einzelhäuser angelegt und nehmen mit ihrer differenzierten Fassadengestaltung im Sinne der Postmoderne Bezug zum städtebaulichen Erbe vor Ort. Grundanliegen des Farbentwurfs war es, den Einzelhauscharakter farblich herauszuarbeiten und gleichzeitig eine harmonische Ensemblewirkung der Straßenzüge zu realisieren. Jeder der Baukörper erhält durch eine eigene Farbe Identität und trägt mit seiner spezifischen Gestaltung zur Identität des Stadtraums bei. Die Grundfarbtöne der einzelnen Häuser sind in etwa derselben Helligkeitsstufe angelegt, fein abgestimmte Farbnuancen dienen der Illustration der Strukturen und Gestaltungselemente. Ausgeführt wurde die anspruchsvolle Fassadengestaltung mit dem mineralischen Beschichtungssystem Soldalit der Firma KEIMFARBEN. Der Bauherr hatte sich ganz bewusst für Silikatfarben aus dem Hause KEIM entschieden. Mineralische Farben wirken nuancenreich vielschichtig, erinnern an natürliche und gewachsene Materialstrukturen und schmeicheln dadurch dem Blick des Betrach-

ters. Doch KEIM Soldalit überzeugt nicht nur in Sachen Ästhetik, sondern auch durch bauphysikalische Vorzüge: Die Fassadenfarbe ist wasserabweisend, hoch diffusionsfähig, lichtecht, UV-stabil und extrem witterungsbeständig bei minimaler Verschmutzungsneigung. Gestaltung Breite Straße Die klassisch anmutenden Fassaden der Breiten Straße 2 und 4 sind in einem wärmeren und einem kühleren Grünton angelegt, die vorstehenden Treppenhäuser durch Aufhellungen betont und mit einem frischen Grün als Akzentfarbe dekorativ belebt. Die Häuser Nr. 6 und 8 sind farblich im Wechselspiel passiver Sand- und aktiver Rottöne aufgefächert, die in ihrer Vielfarbigkeit die Tektonik der Gebäude betonen. Haus Nr. 11 ist in einem kräftigen Gelbton angelegt, der den Straßenzug akzentuiert und zugleich die verschattete Bausituation der Hofseite „aufsonnt“. Die warmtonig wirkende Farbgebung der Hoffassaden wird durch das frische, helle Frühlingsgrün der Balkongeländer vervollständigt, das die Grundfarbstimmung ergänzt und abrundet.


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„Bestimmend für eine farbige Gestaltung ist nicht nur die Architektur selbst, wichtiger Bezugspunkt ist immer auch der städtebauliche oder landschaftliche Kontext.“ (Katrin Klettnig)

Gebäude Lindenufer 38

Gestaltung Lindenufer Die Gebäude am Lindenufer sind mit ihren differenzierten First- und Traufhöhen, den farbigen Fensterrahmen und keramischen Zierelementen deutlich im Geist der Postmoderne gestaltet. Die Farbplanung inszeniert jedes einzelne Haus mit seinen unterschiedlichen architektonischen Bauteilen. „Im Grunde genommen sind die Häuser am Lindenufer rot, blau, gelb und grün“, so die Farbgestalterin. „Was in der reinen Aufzählung ein buntes Erscheinungsbild vermuten ließe, ergibt jedoch durch die Vergrauung der Farbtöne ein farbiges und in sich stimmiges Gesamterscheinungsbild, bei dem jedes Gebäude seinen Charakter bereichernd einbringt. Durch die farbige Akzentuierung sind die gebauten Strukturen atmosphärisch besser wahrnehmbar und nachvollziehbar.“ Die aufgehellten Farbfassungen der Fensterfaschen des roten Hauses Nr. 38 harmonisieren das Verhältnis von Fassadenfläche zu Fenstern und binden zugleich die Keramikelemente optisch ein. Bei Haus Nr. 36 wurden die halbrund hervorgehobenen Fassadenteile mit einer aufgehellten Farbnuance des blauen Grundtons begleitet und durch Farbstreifen in die Fassade eingebunden. Die Mittelachse ist mit türkisfarbenen Akzenten betont. Der vergraute Sandton des gelben Hauses Nr. 34 fasst den zurückgesetzten, in einem warmen Sandton ausgeführten Mittelteil des Gebäudes, der die verschatteten Flächen deutlich aufhellt. Die Balkone sind im hellsten Ton der Farbfamilie angelegt und verbinden sich zu einer Farbkomposition mit freundlichem Charakter. Die Fenster des grünen Hauses Nr. 32 werden geschossweise kleiner, was durch gleich große, aufgehellte Faschen und kühlgrüne Farbfelder darunter hervorgehoben wird. Die in einem lichten Grünton gefassten Loggien mit ihren blauen Fensterrahmen und den zartblauen Balkongeländern verleihen der Fassade einen frischen Farbeindruck und runden die Farbkomposition ab. Insgesamt ist durch die Farbgestaltung eine deutliche Aufwertung der Gebäude gelungen. Die einzelnen Farbtöne stehen in komplexer Verbindung zum Ganzen und beleben die Straßenzüge durch ihre harmonischen Farbrhythmen. Die stimmige Gesamtwirkung ist wesentlich für die Identifikation der Bewohner und lässt zugleich Ortsidentität entstehen.

Gebäude Lindenufer 36

Gebäude Lindenufer 36 vor der Sanierung

Keimfarben GmbH Keimstraße 16 86420 Diedorf www.keimfarben.de

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BAUKULTUR 4_2013

VON GRAUER MONOTONIE ZU DEZENTER VIELFALT Am Rande des Frankfurter Stadtteils Bockenheim stehen zwei denkmalgeschützte Wohntürme aus den 1970er Jahren, die bis vor kurzem einen wenig attraktiven Anblick boten – der Sichtbeton begann bereits zu bröckeln. Mit einem neuen Fassadenkonzept hat das Darmstädter Architekturbüro am Woog die beiden Hochhäuser nun subtil verjüngt, ohne ihren ursprünglichen Charakter zu verleugnen. Dank vorgehängter Greycolour und Fullcolour Fassadentafeln aus Faserzement ließen sich die Türme in bewohntem Zustand umbauen. Fertigteilästhetik Die beiden Hochhäuser werden als Studierendenwohnheime genutzt. Ihr Architekt, Paul Friedrich Posenenske (1919– 2004), ein Vertreter der hessischen Nachkriegsmoderne, hatte sie nach ähnlichen Grundsätzen entworfen. Was die Türme verband, war die Fertigteilästhetik der frühen 1970er Jahre, die das Prinzip der seriellen Herstellung zum gestalterischen Thema machte. Unterschiede fanden sich in der Fassadengestaltung. Das eine Gebäude, bereits 1970 bezogen, zeigte horizontal durchlaufende Fensterbänder, die sich mit vorgehängten Betonbrüstungen abwechselten. Beim Nachbargebäude, 1974 fertig gestellt, kam die Großtafelbauweise zum Einsatz, die an die typischen Plattenbauten der ehemaligen DDR erinnert. Geschosshohe Betonscheiben mit je zwei Fensteröffnungen bildeten eine Lochfassade. Nach rund 40 Jahren Standzeit bedurfte es allerdings einer grundlegenden Sanierung. Die Betonfertigteile mussten wieder ordnungsgemäß befestigt und an vielen Stellen die notwendige Überdeckung der Bewehrung (wieder-)hergestellt werden. Als absehbar war, dass die notwendigen neuen Zuganker, Verdübelungen und Gewindestangen die Betonteile stark verunstalten würden, schlugen die Architekten eine komplette Neukonzeption der Fassaden vor, die auch den Wärmeschutz verbessert. Denn die Betonelemente wiesen – typisch für ihre Entstehungszeit – eine Kerndämmung von nur 2 bis 4 cm auf.

Gliederung und Plastizität Die neue Verkleidung der Hochhäuser lässt sie, bei zusätzlicher 10 cm Dämmung, schlanker aussehen. Bei beiden Gebäuden setzt sich der Grundriss jeweils aus zwei zueinander verschobenen Rechtecken zusammen, die sich in der Gebäudeansicht als eigene Körper abzeichnen und in der Höhe je um ein Geschoss unterscheiden. Waren diese beiden Körper eines Turms bisher einheitlich gestaltet, zeichnen sie sich nun durch unterschiedliche Farben aus: Der eine trägt Grau, der andere Weiß. Dadurch wird jeder Turm deutlich in zwei Teile gegliedert, was ihn in der Fernansicht beinahe wie zwei eigenständige Gebäude wirken lässt, die dadurch schlanker erscheinen. Gleichzeitig verstärkt die neue Hülle die Plastizität der Fassaden. Bei dem einen Gebäude betont sie das Zusammenspiel aus leicht nach vorne stehenden Brüstungen und zurück springenden Fensterbändern. Weil die Fensterrahmen nun nicht mehr weiß, sondern anthrazit beschichtet sind, scheinen sie optisch nach hinten zu weichen und unterstützen auf diese Weise die Tiefenwirkung. Beim Nachbargebäude lässt sich die Stärke des neu aufgebrachten Dämmpakets an den tiefen Laibungen der Lochfassade ablesen. Diese sind durch farbige Gestaltung besonders betont. Die ehemals recht flächige und sperrig wirkende Fassade bekommt einen heiteren, spielerischen Charakter.


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links und oben 700 Studierende leben im Wohnheim Ginnheimer Landstraße in FrankfurtBockenheim, teils in Wohngemeinschaften, teils in Einzelapartments (Alle Fotos: Christoph Kraneburg)

Vorgehängte Faserzementplatten Für die Umsetzung des neuen Erscheinungsbilds kam nur eine Leichtbaulösung in Frage, weil die vorhandene Konstruktion keine nennenswerten statischen Lastreserven mehr bot. Statt sich für ein Wärmedämmverbundsystem zu entscheiden, fanden die Architekten verschiedene Gründe, die für eine vorgehängte Fassade aus Greycolour und Fullcolour Faserzementplatten sprachen: Geringerer Wartungsaufwand, kleinere Veralgungsgefahr, höhere Stoßfestigkeit, vor allem aber die Möglichkeit einer nahezu witterungsunabhängigen Montage, die einen zügigen Bauablauf sicherstellte – ein entscheidender Vorteil, da die Häuser in bewohntem Zustand umgebaut werden mussten. Ganz nebenbei lassen sich die Greycolour und Fullcolour Faserzementplatten auch als eine Referenz an das ursprüngliche Fassadenmaterial auffassen: Faserzement hat eine optische Ähnlichkeit mit Beton. Als elementierte Bauteile greifen sie das gestalterische Hauptthema der Hochhäuser, die Fertigteilbauweise, auf, um sie mit anderen Mitteln fortzuschreiben. Fugen im Fokus Große Sorgfalt verwendeten die Architekten auf das Fugenbild und vor allem auf die Lochfassaden. Zum einen zeichnen die weiß, gelb, rot und grau durchgefärbten Faserzementplatten das Fugenraster der alten Platten nach, nicht nur aus technischen, sondern auch aus konzeptionellen Gründen. Zum anderen wird dieses Raster durch ein zusätzliches Fugennetz überlagert, welches unterschiedliche kleinere Plattenformate erzeugt. So rahmen einmal rechteckige Fugen die Fenster, ein anderes Mal L-förmige oder das L rahmt den rechten Fensterrand und ein anderes Mal den linken. Auf diese Weise erhalten die Fassaden eine differenziertere, variantenreichere Gliederung.

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„Bei gutem Wetter ist das Dach meine Terrasse, es gibt Tage, wo ich diesen Block gar nicht erst verlasse“ (Reim aus einem Rap-Song eines Bewohners)

Farbkonzept Auf Wunsch des Stadtplanungs- und Denkmalamtes wurden die Fassadenflächen sehr zurückhaltend gestaltet. Das Grau und Weiß der Hauptfassaden nimmt sich im Stadtbild zurück. Ein paar frohe Farben sollten jedoch darauf hinweisen, dass in den beiden Türmen junge Menschen wohnen. So betont an den Schmalseiten der Baukörper ein sattes Gelb die Balkonbrüstungen oder die Treppenhauskerne, die etwas aus der Hauptfassade hervorstehen. Ansonsten beschränken sich die farbigen Töne ausschließlich auf die Fenster. Aus der Ferne betrachtet dominieren zunächst der dezente Weiß- und der Grauton das Erscheinungsbild. Je näher man herantritt, desto farbiger werden die Fassaden. Mit jedem Schritt ändert sich der Betrachtungswinkel, und die farbigen Laibungen und Stürze der Fenster werden immer stärker sichtbar. Fern- und Nahwirkung unterscheiden sich deutlich. Technische Umsetzung Wichtig war eine dauerhafte Lösung, um die Wartungskosten möglichst niedrig zu halten. Deshalb wurden keine Anstriche verwendet, sondern durchgefärbte Faserzementplatten von FibreCem. Die unvermeidlichen Kratzer, z. B. im Erdgeschoss, fallen bei diesen Fassadenelementen kaum auf. Bei den gelben und roten Platten für die Laibungen konnte man auf Standardfarben des Herstellers zugreifen. Das gewünschte Orange wurde eine Spezialanfertigung. Christian Schönwetter FibreCem Deutschland GmbH Lohmener Straße 15 01833 Porschendorf www.fibrecem.de


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Neuapostolische Kirche in Staufen (Planung: Hegi Koch Kolb + Partner Architekten AG, Wohlen/Schweiz)

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Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilmenau (Planung: Staab Architekten, Berlin)

ÄSTHETISCHE GEBÄUDEHÜLLEN Mit Platten aus faserverstärktem Kunststoff werden vorgehängte, hinterlüftete Fassaden zu Leitbildern designorientierten Bauens. So verleihen LAMILUX Fassadenplatten funktionalen Bauten einen großen optischen Reiz und verwandeln sie in attraktive, repräsentative Architektur. Reizvolle Hinterleuchtungseffekte LAMILUX fertigt die Fassadenplatten in einer breiten Variantenvielfalt: Die vielen Möglichkeiten in puncto Farbgebung und Plattenmaße schaffen jenen kreativen Freiraum, Fassadenansichten in vielen Facetten zu realisieren. Farb-LichtEffekte lassen sich durch die Hinterleuchtung von transluzenten Fassadenplatten, z. B. durch Leuchtdioden-Systeme (LED), erzielen. Durch die Fasern und deren Gelegestruktur ergibt sich ein weiches, harmonisch gestreutes Licht. Bei weißem Licht erstrahlt die Fassade in ihrer eigenen Farbgebung. Bei farbiger Hinterleuchtung treten hingegen die Grundfarben der Fassadenplatten optisch in den Hintergrund, sodass die Fassade nahezu in der Farbe der LEDs erstrahlt. Und durch in ihrer Leuchtfarbe veränderbare Schalt-LEDs kann der gesamte Farbeindruck eines Gebäudes binnen weniger Augenblicke verändert und damit flexibel variiert werden.

LAMILUX Zentrale Verwaltung (Planung: Thies Architekten, Hof)

Farbenvielfalt LAMILUX produziert die 5,0 mm starken Fassadenplatten aus faserverstärktem Kunststoff von transluzent bis komplett durchgefärbt. Dabei sind alle Farbtöne der RAL- und NCS-Skala sowie individuelle Farbgebungen möglich. Aufgrund des technologisch hochentwickelten Produktionsprozesses der Platten – LAMILUX ist in Europa marktführender Hersteller faserverstärkter Kunststoffe – überzeugen die Fassadenplatten durch eine sehr homogene, ausgeglichene Farbgebung und Materiallanglebigkeit. Ästhetik und Design • Farbgebung von transluzent bis komplett durchgefärbt • Realisierung reizvoller Hinterleuchtungseffekte, kontrastreicher Farbenspiele oder ruhiger, farbgleicher Fassadenflächen • Wandelbare Fassadenoptik durch schaltbare LED-Farbkompositionen • Edle, glänzende Oberflächenstruktur • Kreativer Gestaltungsfreiraum durch unterschiedliche Elementmaße und geringes Plattengewicht • Vielfältige standardisierte und individuelle Farbtöne Effizienz und Funktion • Schnelle Umsetzung vorgehängter, hinterlüfteter Fassaden auf filigraner Unterkonstruktion • Energetische Effizienz durch geringe Wärmeleitfähigkeit • Robust und sehr widerstandsfähig bei frontaler Krafteinwirkung und Hagelschlag • Langanhaltende UV- und Witterungsbeständigkeit durch Gelcoat-Oberflächenversiegelung • DIBt-Zulassung in der Brandschutzklasse B2 • Einfache Materialbearbeitung • Leicht zu säubern und zu polieren www.lamilux.com


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rechts Der neue Erweiterungsbau des Maximilianeums erfüllt Passivhaus-Standard (Foto: Moeding/ St. Müller-Naumann)

Der im Jahr 2012 durch das Berliner Architekturbüro Léon Wohlhage Wernik fertig gestellte Erweiterungsbau des Bayerischen Landtags in München präsentiert sich als letztes Passstück zwischen Maximilianeum (Friedrich Bürklein, 1857–1874), nördlichem Erweiterungsflügel (Helmut Gebhard, 1965) und Anbau (Volker Staab und Jürgen Pleuser, 1994). Dabei schafft der Neubau mit seiner klaren Figur und körperlichen Präsenz einen eigenständigen Abschluss. Präzise eingepasst, gestalterisch zurückhaltend – so fügt er sich mit einer Fassade aus Keramikplatten und unprätentiöser Geometrie in das Ensemble.

ZURÜCKHALTENDE GROSSZÜGIGKEIT – ELEGANT INTEGRIERT Im Einklang mit dem Denkmal Der beschränkte Platz auf dem Grundstück erforderte einen kompakten Baukörper. Material, Farbe und Textur der Fassade, hier modern interpretiert in Gestalt einer vorgehängten und hinterlüfteten Keramikbekleidung, aber auch die Fensterhöhen und Öffnungstiefen sind dem Bestand entlehnt, um so einen harmonischen Übergang und ein nachhaltig gültiges Zusammenspiel innerhalb des historischen Ensembles zu entwickeln. Vorgehängte keramische Fassade Die Konstruktion der Fassade spiegelt die gestalterische Idee und die Angemessenheit innerhalb des historischen Umfeldes wieder, berücksichtigt aber zugleich die wirtschaftlichen und technischen, und hier insbesondere die nachhaltig energetischen Erfordernisse. Die hochwärmegedämmten Fassaden sind mit profilierten Keramikplatten bekleidet und erzeugen, in Verbindung mit der fassadenbündigen Verglasung, die skulpturale Präsenz des Baukörpers. In der Gesamtansicht wechseln sich die vertikalen Fensterelemente mit den großen Keramikfeldern ab. In der Nahansicht hebt die Fassade zusätzlich ihr horizontal gegliedertes Relief hervor. Die Platten wurden speziell für dieses Objekt von der Moeding Keramikfassaden GmbH in Marklkofen entwickelt und geliefert. Zwei unterschiedlich breite Relieffugen, angeordnet im wechselnden Rhythmus auf der Plattenoberfläche, lassen, trotz Einfarbigkeit des keramischen Materials (terracotta-beige), ein zufällig wirkendes, lebendiges und nuanciertes Bild entstehen; ihr Schattenwurf lässt die Fassade plastisch erscheinen. Unterstützt wird dieser Effekt durch die Verwendung von Keramikplatten in drei verschiedenen Höhen (20, 50 und 80 cm), die in scheinbar willkürlicher Abfolge über die Fläche verteilt worden sind. Montiert sind die Platten, die je nach konstruktiven Vorgaben in Längen von 80 bis 185 cm gefertigt und geliefert wur-

den, mit dem von MOEDING entwickelten Rapid-System auf einer Aluminium-Unterkonstruktion, d.h. die Durchführung der Gewerke „Unterkonstruktion“ (einschließlich Plattenhalter) und „Einhängen der Platten“ konnte unabhängig voneinander und damit zeitsparend erfolgen. Die 22 cm starke Wärmedämmung ist dabei zwischen den vertikalen Grundprofilen der Unterkonstruktion angeordnet. Ebenso wie bei den früheren Erweiterungsbauten des Maximilianeums wird auch hier deutlich, wie gestalterische Zurücknahme und architektonische Eigenständigkeit in der unmittelbaren Nachbarschaft eines monumentalen Denkmals gedanklich möglich und architektonisch machbar sind. www.moeding.de unten Die Fassade aus profilierten Keramikplatten orientiert sich in Material, Farbe und Textur am historischen Bestand (Foto: Moeding / St. Müller-Naumann)


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Das Holz-Glas-Verbundelement übernimmt durch die dauerhaft kraftschlüssige Klebeverbindung mit Holzkoppelleisten eine statische Funktion

EINE LÖSUNG, DIE TRÄGT Natürlichkeit, Energieeffizienz und bauliche Flexibilität: UNIGLAS© | FACADE vereint diese Vorteile jetzt in einem innovativen Fassadenkonzept. Der Verbund aus Holz und Glas ermöglicht den Einsatz eleganter und naturverbundener Materialien und erfüllt zugleich höchste Ansprüche an Vielseitigkeit und Umweltverträglichkeit. Verbund aus Holz und Glas Bisher wurden Structural-Glazing-Fassaden ausschließlich mit Aluminiumskeletten realisiert. Nunmehr lassen sich derartige Glasfassaden auch in umweltschonender Holzbauweise umsetzen. Hierdurch sinkt die CO2-Bilanz der Fassadenlösung um bis zu 43 %. Der Verzicht auf eine Sekundärkonstruktion aus Metall sorgt auch für verbesserte Wärmedämmung. Zudem überzeugt das Holz-Glas-Verbundelement (HGV) nicht zuletzt durch seine Ästhetik, denn aus der durchgängig flächenbündigen Verarbeitung und dem Verzicht auf Rahmen ergibt sich ein exklusives Erscheinungsbild. Dabei kann die einzigartige Konstruktion zugleich gebäudeaussteifend wirken, da das Glas eine tragende Funktion übernimmt. Möglich wird dies durch eine dauerhaft kraftschlüssige Klebeverbindung mit den Holzkoppelleisten.

Vielseitige Effizienz Die Effizienz des Verbundes beschränkt sich nicht auf gute Dämmwerte. Dank vorgefertigter Fassadenelemente bietet das System hohe Kostensicherheit. Bauzeit und Montagerisiken werden entscheidend verringert. Die Kombination aus Holz und Glas, die raumhoch angebracht wird, verleiht allen Fassaden Eleganz, ob Neu- oder Altbau. Einzelne Elemente mit Glaskantenlängen von 1,0 bis 3,5 m ermöglichen große unterbrechungsfreie Flächen. Statische Funktion Fassaden sind unterschiedlichsten Lasten ausgesetzt. Bei UNIGLAS© | FACADE kann das Glas bei Gebäuden bis zu zwei Geschossen und 7 m Traufhöhe zur Gebäudeaussteifung herangezogen und somit auf optisch störende Windverbände verzichtet werden. Die Klebeverbindung zwischen Holz und Glas sorgt dafür, dass die Tragstruktur allen statischen Erfordernissen gerecht wird. UNIGLAS© | FACADE Holz-Glas-Verbundelemente sind in Anlehnung an ETAG 002 für Structural Sealant Glazing Systeme (SSG) geprüft. Glasdetails

Unkomplizierte Umsetzung UNIGLAS© | FACADE wird modernsten Ansprüchen an nachhaltiges, ökologisches Bauen gerecht. Mit UNIGLAS© | FACADE lassen sich sowohl absturzsichernde Festverglasungen realisieren wie auch Öffnungsflügel und Fenstertüren integrieren. Das HGV eignet sich somit für alle Bauvorhaben. Die vorgefertigte Konstruktion gewährleistet einfache Montage und unkomplizierte Umsetzung bei folgenden Daten: • • • • •

Wärmedämmung von UCW bis 0,7 W/m²K CO2-Werte um bis zu 43 % reduziert (gegenüber Aluminiumprofilen) Senkung des Primärenergiebedarfes von 407 kWh/m² auf 209 kWh/m² (im Vergleich zu Aluminiumprofilen) Umweltfreundliche Reparatur durch einfachen Austausch von Einzelelementen Einsatz von Holz als nachwachsendem Rohstoff

• • • •

Glasspezifikation: Einzelscheiben des UNIGLAS© | FACADE Holz-Glas-Verbundelements aus UNIGLAS© | SAFE ESG-H Breiten-Höhenverhältnis B/H = 1:1 bis 2:1 liegend oder stehend Maximale Länge 3,5 m der längeren Glaskante Minimale Länge 1,0 m der kürzeren Glaskante

UNIGLAS GmbH & Co. KG Robert-Bosch-Straße 10 56410 Montabaur www.uniglas.net


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ERFOLGREICHE SYSTEME FÜR DEN HOLZRAHMENBAU Der Fassadenbau mit Holzrahmen- oder Metallständer-Konstruktionen stellt ganz spezifische Anforderungen an die Planung und Ausführung. So müssen die Holzkonstruktion und die Wärmedämmung vor Regen und Flugschnee, aber auch vor Verschmutzung und Insektenbefall geschützt werden. Dies gilt besonders bei Fassadenbekleidungen mit offenen Fugen. Perfekt aufeinander abgestimmte Komponenten – von der Fassadenbahn über leistungsfähige Dampfbremsen bis hin zu speziellen Klebebändern – ermöglichen bauphysikalisch sichere Konstruktionen und vermeiden zugleich Energieverluste und unnötige Kosten. Spezielle Dämmschutzbahnen Die diffusionsoffene Dämmschutzbahn DELTA®-FASSADE S PLUS wurde speziell für die Fassadengestaltung mit offenen Fugen von bis zu 50 mm Breite entwickelt und ist für Holzund Metallständerbau-Konstruktionen geeignet. Das reißfeste und dampfdurchlässige Vlies mit seiner wasserdichten und speziell UV-stabilisierten Beschichtung schützt die Konstruktion von außen, lässt Restfeuchte aus der Fassadenkonstruktion aber auf direktem Wege nach außen entweichen. Eine Oberflächenkondensation wird verhindert. Durch aufkaschierte Klebezonen am oberen und unteren Bahnenrand können die Überlappungsbereiche gleich beim Verlegen verklebt werden, sodass schon während der Bauphase eine wind- und wasserdichte Schutzhaut besteht. Für die Verklebung von Querstößen steht das ebenfalls UV-stabilisierte Klebeband DELTA®-TAPE-FAS zur Verfügung. Ein spezielles Eckenformteil erleichtert die sichere Ausbildung von kritischen Details im Bereich von Fensteröffnungen.

reduziert werden. Die hochleistungsfähige Dampfbremse DELTA®-LUXX sorgt für eine schnelle Austrocknung eingeschlossener Feuchtigkeit und stoppt zugleich Zugluft von innen. Mit einem sd-Wert von ca. 2 m wirkt sie feuchteregulierend und lässt die Wand „atmen“. Das verlegefreundliche Material gibt es auch in der Großbreite von 3 m, was die Vorkonfektionierung von Fassadenbauelementen besonders wirtschaftlich macht.

Feuchtigkeit von innen Auch innere Einflussfaktoren können die Wärmedämmung schädigen. Durch die Verlegung einer Luft- und Dampfsperre oder einer Dampfbremse kann dieses Risiko deutlich

Dörken GmbH & Co. KG Wetterstraße 58 58313 Herdecke www.doerken.de

Durch aufkaschierte Klebezonen am oberen und unteren Bahnenrand können Überlappungsbereiche gleich beim Verlegen verklebt werden

Die dampfdurchlässige Dämmschutzbahn DELTA®-FASSADE S PLUS lässt Restfeuchte aus der Fassadenkonstruktion nach außen entweichen

Fachgerechte Detailausbildung Über Risse, Fugen und offene Bahnenüberlappungen kann ebenfalls Feuchtigkeit in die Holzständerkonstruktionen gelangen. Mit dem DELTA®-MULTIBAND für den Innen- und Außenbereich lassen sich Überlappungen, Durchdringungen und kleinere Risse auch ohne Schneidewerkzeug einfach und schnell abdichten. In einer Breite von 100 mm ist das dehnfähige und flexible Klebeband aus Polyolefinfolie auch für komplexe Details geeignet.


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INTEGRATIV UND ENERGIEEFFIZIENT

BAUKULTUR 4_2013

Das Rut-Bahlsen-Zentrum in Hannover wurde im Juni 2012 in Betrieb genommen

Im Juni 2012 wurde das Rut-Bahlsen-Zentrum im Hannoverschen Heideviertel eröffnet. Dabei handelt es sich um eine integrative Kindertagesstätte für rund 80 behinderte und nichtbehinderte Kinder. Angeschlossen ist eine Beratungsstelle, in der Fachkräfte Kinder und Eltern betreuen und unterstützen. Der 1.200 m² große Neubau mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 3,7 Mio. Euro wurde zu einem Großteil durch die Rut- und KlausBahlsen-Stiftung finanziert. Land und Stadt teilten sich die restlichen Baukosten zu nahezu gleichen teilen. Träger der neuen Kita ist die Stadt Hannover, die Stiftung beteiligt sich 5 Jahre lang mit jeweils 100.000 Euro an den Betriebskosten. Die 1.164 m² beheizte Fläche mit einem Wärmebedarf von 16 kW umfasst Aufenthalts- und Büroräume. Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über Fernwärme. Zur Wärmeübergabe sind sowohl konventionelle Heizkörper sowie Deckenstrahlplatten installiert, letztere dienen auch der Raumkühlung. Die Wärmeverteilung in den Heizkreisen der Heizkörper übernimmt das Dezentrale Pumpensystem. Die Heizkreise für die Geniax-Installation sind hydraulisch entkoppelt. Die Deckenstrahlplatten werden über separate Flächenheizkreise versorgt, die durch eine zentrale Hocheffizienzpumpe Wilo-Stratos beschickt werden. Über ein BACnet-Modul ist das Dezentrale Pumpensystem auf die Gebäudeautomation der Kita aufgeschaltet, sodass die Betriebsparameter der Anlage auch fernüberwacht werden können.

Die Einzelraumregelung durch das Dezentrale Pumpensystem bietet Komfort und Energieeinsparung in einem System vereint

Fachplaner Manfred Lorek ist überzeugt: „Den Einsatz von Wilo-Geniax im Neubau der Kita habe ich den Projektverantwortlichen während der Planungsphase als Alternative zu dem bereits geplanten konventionellen Heizungssystem vorgeschlagen. Die Gelegenheit, das System in der Praxis zu erproben, fand Zustimmung. Besonders der Wegfall des manuellen hydraulischen Abgleichs spricht für das System. Denn ohne hydraulischen Abgleich arbeitet die Anlage generell extrem ineffizient. Wenn das Dezentrale Pumpensystem den hydraulischen Abgleich quasi nebenbei durchführt, ist das schon ein enormer Vorteil, sowohl unter Komfort- als auch Kostenaspekten.“ WILO SE Nortkirchenstraße 100 44263 Dortmund www.wilo.com

Wilo-Geniax kommt dank seiner Reaktionsschnelligkeit und Regelgenauigkeit den steigenden Komfortansprüchen vieler Verbraucher entgegen


DAI Tag 2013 Programm )UHLWDJ 6HSWHPEHU 16:00 bis 18:00 Uhr DAI Präsidiumssitzung und Sitzung des DAI Verbandsrates Veranstaltungsort: Torhaus am Kastorplatz 5 (BĂźro von Canal) 20:00 BegrĂźĂ&#x;ungsabend und gemeinsames Abendessen im Restaurant im Blumenhof (Selbstzahler)

6DPVWDJ 6HSWHPEHU 09:30 bis 11:30 Uhr DAI Mitgliederversammlung, Wahlen und StaffelĂźbergabe mit Vortrag Veranstaltungsort: Rhein-Mosel-Halle - Rheinsaal ab 12:00 Uhr „get together“ mit Snack 9HUDQVWDOWXQJVRUW 5KHLQ 0RVHO +DOOH )R\HU DXFK $XVVWHOOXQJVĂ€lFKH GHU 3DUWQHU XQG 6SRQVRUHQ

14:00 bis 18:00 Uhr Vortrag BUGA 2011 | „Konzeptrealisierung“, Referent Stephan Lenzen *HPHLQVDPHU 6WDGWUXQGJDQJ 6FKORVV 5KHLQXIHU $OWVWDGW =HQWUDOSODW] PLW %HVLFKWLJXQJ GHV Ă„)RUXP &RQĂ€XHQWHVÂł ab 19:00 Uhr Sektempfang Veranstaltungsort: Rhein-Mosel-Halle 19:30 bis 24:00 Uhr Festakt: GruĂ&#x;worte OberbĂźrgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-GĂśttig, 9HUOHLKXQJ '$, /LWHUDWXUSUHLV DQ GHQ $XWRU -RXUQDOLVW XQG $UFKLWHNWXUNULWLNHU 'LSO ,QJ *HUKDUG 0DW]LJ Festveranstaltung mit Abendessen Veranstaltungsort: Rhein-Mosel-Halle

6RQQWDJ 6HSWHPEHU 10:00 Uhr Treffen im Foyer der Rhein-Mosel-Halle zum gemeinsamen Spaziergang am Rheinufer mit Seilbahnfahrt zur Festung Ehrenbreitstein, dort: FrĂźhschoppen im Kuppelsaal und MĂśglichkeit zur Besichtigung der Festungsanlage und ihrer Einrichtungen. 13:30 Uhr: Ende der Veranstaltung und Verabschiedung

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Wir planen das. Wir bauen das.

DAI Geschäftsfßhrung | c/o KEC | Salzufer 8 | 10587 Berlin Tel. 030 - 400 541 00 | Telefax 030 - 21 47 31 82 | kontakt@dai.org | www.dai.org


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+LQZHLVH ]XU 5HLVHDQPHOGXQJ Bitte fßllen Sie die Anmeldung vollständig und deutlich lesbar aus und kreuzen evtl. Zusatzleistungen an. Geben Sie unbedingt auch Ihre Telefon-/Fax-Nr. fßr evtl. Rßckfragen an. %LWWH  EHUZHLVHQ 6LH GLH 7HLOQDKPHEHWUlJH DXI GDV .RQWR GHV $,9 .REOHQ] Sparkasse Koblenz, BLZ 570 501 20, Kto.-Nr. 1 22 78, Stichwort: DAI Tag 2013

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$,9 .REOHQ] c/o Architekt Dipl.-Ing. Alexander von Canal Torhaus am Kastorplatz 5 56068 Koblenz

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Hotelvorschläge: LELV .REOHQ] &LW\ 5L]]DVWUD‰H .REOHQ] =LPPHU VLQG ELV DEUXIEHUHLW 6WLFKZRUW '$, 7DJ 7 ) H PDLO EHDWH SHWU\#YRQFDQDO GH CON7(/ .REOHQ] 3DVWRU .OHLQ 6WUD‰H .REOHQ] 5DXHQWDO =LPPHU ELV DEUXIEHUHLW 6WLFKZRUW '$, 7DJ

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BAUKULTUR 4_2013

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Impressum BAUKULTUR – Zeitschrift des DAI 35. Jahrgang ISSN 1862-9571 Herausgeber DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. DAI Geschäftsstelle c/o KEC Planungsgesellschaft mbH Salzufer 8 10587 Berlin Telefon: +49 (0)30.400 54 100 Telefax: +49 (0)30.21 47 31 82 E-Mail: kontakt@dai.org www.dai.org DAI Geschäftsführung Udo Sonnenberg M.A. E-Mail: sonnenberg@dai.org DAI Präsidium Prof. Dipl-Ing. Christian Baumgart (Präsident) Dipl.-Ing. Gerd Schnitzspahn (Vizepräsident) Dipl.-Ing. Arnold Ernst (Schatzmeister) Marion Uhrig-Lammersen (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) Dr.-Ing. Wolfgang Echelmeyer (Veranstaltungen und Mitgliederbetreuung) Verlag, Gestaltung, Anzeigenverwaltung VBK Verlag S. Kuballa Verlag für Bau + Kultur Adolf-von-Groß-Str. 15 95445 Bayreuth Telefon: +49 (0)921.99 00 51 53 Telefax: +49 (0)3212.45 26 570 E-Mail: info@vbk-verlag.de www.vbk-verlag.de Chefredaktion Susanne Kuballa M.A. E-Mail: baukultur@dai.org Anschrift wie Verlag Redaktion + Anzeigen Dipl.-Ing. Sylvia Jung E-Mail: jung@vbk-verlag.de Christina Ahr M.A. E-Mail: ahr@vbk-verlag.de Gültig ist Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1.10.2012. Druck Benedict Press Vier-Türme GmbH Abtei Münsterschwarzach www.benedictpress.de Der Bezug der Zeitschrift ist im DAI Mitgliedsbeitrag enthalten.

Druckauflage: 5.000 Exemplare (IVW I/2013)

Vorschau Ausgabe 5_2013 >> koblenzerBAUKULTUR Autoren dieser Ausgabe Prof. Christian Baumgart DAI Präsident Stadt Würzburg Berufsmäßiger Stadtrat und Stadtbaurat www.dai.org

Anneke Holz Bundesstiftung Baukultur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Potsdam www.bundesstiftung-baukultur.de

Natalie Bräuninger kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH Köln www.ksg-architekten.de

Manfred Lehr AIV Stuttgart, Geschäftsführer www.aiv-stuttgart.de

Prof. a.D. Dr. Jürgen Fissler AIV zu Berlin, Mitglied FEA Consult GmbH Berlin www.fea-consult.de www.fissler-ernst.de Anja-Maria Gieselmann Oldenburgischer AIV, Mitglied www.aiv-oldenburg.de Andreas Gumprecht Oliver Lahr Roschmann Konstruktionen aus Stahl und Glas GmbH www.roschmann-group.com Prof. Dr. Marc Gutermann Oldenburgischer AIV, Mitglied Hochschule Bremen Institut für Experimentelle Statik www.hs-bremen.de/ifes

DAI Kooperationspartner

Prof. a.D. Dr. Miron Mislin Bauhistoriker Berlin Udo Sonnenberg DAI Geschäftsführer elfnullelf® Unternehmensberatung Berlin www.dai.org Marion Uhrig-Lammersen DAI Präsidiumsmitglied Medientraining – PR – Wirtschaftsmediation Berlin www.dai.org Astrid Unger Velux Deutschland GmbH Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.velux.de Ronald Winterfeld Fachverband FVHF e.V., Geschäftsführer www.fvhf.de


BAUKULTUR | Zeitschrift des DAI | Juli 2013 | Ausgabe 4 | ISSN 1862-9571

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