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Erzdiozöse sorgt für Wasserkraft renaissance nahe der Festung

ERZDIÖZESE SALZBURG SORGT FÜR WASSERKRAFT-RENAISSANCE IN DER FESTUNGSGASSE

Einen seit über 60 Jahren stillgelegten Wasserkraftstandort am Almkanal direkt unterhalb der Festung Hohensalzburg hat die Erzdiözese Salzburg im heurigen Frühjahr wiederbelebt. Mit dem Einbau einer Durchström-Turbine können nun alljährlich rund 120.000 kWh Ökostrom gewonnen werden, die unter anderem zum Laden der E-Autos des diözesanen Fuhrparks dienen. Der nicht für den Eigenbedarf benötigte Strom wird ins öffentliche Verteilnetz eingespeist. Die komplette elektromechanische Ausstattung des neuen Kleinwasserkraftwerks in der Festungsgasse lieferte der oberösterreichische Branchenspezialist Danner Wasserkraft GmbH. Rund 500.000 Euro investierte die Erzdiözese in das vom Land Salzburg im Rahmen der Klima- und Energiestrategie „Salzburg 2050“ massiv unterstützte Projekt am Fuß der Festung.

Als eines der ältesten urbanen Wasserversorgungssysteme Mitteleuropas wird der Salzburger Almkanal in der Landeshauptstadt seit Jahrhunderten für unterschiedliche Zwecke genutzt. Etwa zur Trinkwasserversorgung, aber auch für wirtschaftliche Zwecke wie den Betrieb von Mühlen oder Schmieden mittels Wasserrädern. Mit der Einführung der Elektrizität um die Jahrhundertwende wurde eine Vielzahl der hydromechanischen Anlagen entlang des Almkanals schrittweise für die Stromgewinnung umgebaut. Die ersten Abschnitte des im Laufe der Zeit stetig weiter ausgebauten Kanalnetzwerks entstanden nach urkundlichen Aufzeichnungen bereits im 8. Jahrhundert. Im inneren Stadtbereich teilt sich der Almkanal fächerförmig in sieben Arme auf, die großteils unterirdisch Richtung Salzach fließen. Dazu zählt auch der fast zur Gänze im Mönchsberg verborgene Stiftsarmstollen. Dieser gabelt sich im Bereich der Talstation der Festungsbahn in zwei separate Kanäle: den St. Peter Arm und den Kapitalarm. Beim St. Peter-Arm wurde 2007 ein oberschlächtiges Wasserrad eingebaut, das zur Stromgewinnung für die Stiftsbäckerei St. Peter dient. Gleich in unmittelbarer Nähe hat die Erzdiözese Salzburg am Kapitelarm im heurigen Frühjahr nun ihr erstes Wasserkraftwerk fertiggestellt.

Projektleiterin Zita-Maria Huber vom Bauamt der Erzdiözese Salzburg und Umweltreferentin Kathrin Muttenthaler (v.l.) bei der Montage der Turbine für das neue Kleinwasserkraftwerk am Almkanal Anfang März. Foto: EDS

SONDERBUDGET FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN

Mit Klimaprojekten wie diesem ist man bei der Erzdiözese Salzburg fest entschlossen, für den Umweltschutz einzutreten, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung. Dabei beruft man sich auf die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015, in der die Sorge um die Ökologie und die Zukunft von Menschen und Erde im Mittelpunkt steht. „Dieser gemeinsamen Sorge sehen wir uns verpflichtet – gerade im Hinblick auf jene, die nach uns kommen. So wollen wir als Erzdiözese auch weiterhin Verantwortung übernehmen“, so Erzbischof Franz Lackner. In jüngster Zeit wurden bei der Erzdiözese eine ganze Reihe von entsprechenden Initiativen und Maßnahmen ergriffen, etwa durch die Nutzung von Photovoltaik, die Anschaffung von E-Autos, Energieberatungen und nun die Inbetriebnahme eines eigenen Wasserkraftwerks. „Wir investieren seit 2019 jährlich eine Million Euro als Sonderbudget im Rahmen der Klimastrategie in nachhaltige Energien. Das entspricht ca. 20 Prozent des diözesanen Baubudgets“, sagt Cornelius Inama, Finanzkammerdirektor der Erzdiözese Salzburg.

Die Erzdiözese Salzburg will die verantwortungsvolle Nutzung erneuerbarer Energieformen im Geiste der Schöpfungsverantwortung weiter vorantreiben. Foto: zek

Der Feinrechen hält Laub und Geschwemmsel vor dem Eintritt in die horizontal angeströmte Turbine fern. Der oberösterreichische Branchenexperte Danner Wasserkraft GmbH lieferte das gesamte elektromechanische Equipment der Anlage.

Foto: zek Foto: zek

STANDORT FÜR WASSERKRAFT WIEDERBELEBT

Bei der Errichtung des ersten Kleinwasserkraftwerks der Erzdiözese wurde ein 1960 stillgelegter Standort direkt unterhalb der Festung wiederbelebt. Dabei stellte die bauliche Umsetzung in mehrerlei Hinsicht eine Herausforderung dar, berichtet Projektleiterin Zita-Maria Huber vom Bauamt der Erzdiözese: „Die Bauarbeiten mussten innerhalb eines knappen Zeitfensters von nur drei Wochen während der traditionellen Almabkehr im September durchgeführt werden. In diesem Zeitraum wird der Kanal alljährlich für Reinigungs- und Instandhaltungszwecke abgesperrt und komplett entleert, wodurch die Arbeiten weitestgehend im Trockenen durchgeführt werden konnten.“ Die Projektleiterin führt weiter aus, dass der Raum, in dem der Maschinensatz platziert wurde, einer umfassenden baulichen Adaption bedurfte. Erschwert wurde dies durch den engen Zugang zum Maschinenraum und die generell begrenzten Platzverhältnisse. Die Sohle des Raums musste für den Einbau des Turbinen-Saugrohrs um ca. einen halben Meter vertieft werden. Eine Stahlbetondecke und andere Betonteile wurden in Würfel zerschnitten und die Einzelteile im Anschluss mithilfe eines Seilzugs ins Freie befördert.

TURBINE VOM WASSERKRAFTALLROUNDER

Als Lieferant für das elektromechanische Equipment der neuen Ökostromanlage wurde der Branchenexperte Danner Wasserkraft GmbH aus dem oberösterreichischen Almtal beauftragt. Dieser fertigte eine maßgeschneiderte Durchström-Turbine für eine Ausbauwassermenge von 460 l/s und eine Bruttofallhöhe von 4,6 m. Das einzellig aufgebaute Laufrad der Maschine mit einem Durchmesser von 400 mm gewährleistet konstruktionsbedingt eine effektive Stromproduktion über ein breites Betriebsspektrum hinweg. Bei vollem Wasserdargebot erreicht die horizontal angeströmte Turbine eine Engpassleistung von 14 kW. Um Platz zu sparen, wurde der Asynchrongenerator direkt über der Turbine situiert. Kraftübertragung und Drehzahlerhöhung werden mittels Flachriementrieb sichergestellt. Der Leistungsumfang beinhaltete alle üblichen Stahlwasserbaukomponenten wie Feinrechen, Einlauf- und Grundablassschütz. Darüber hinaus wurden die Wasserfassung, Druckleitung und Unterkonstruktion aus Stahl geliefert. Komplettiert wurde die Lieferung der Oberösterreicher durch die elektro- und leittechnische Ausstattung des Kraftwerks, die einen sicheren und vollautomatischen Anlagenbetrieb gewährleistet.

BEITRAG ZUM ERREICHEN DER KLIMAZIELE 2050

Die Inbetriebnahme des neuen Wasserkraftwerks erfolgte kurz nach Abschluss der finalen Montagarbeiten im heurigen März. Mit der erzeugten Energie im Ausmaß von jährlich rund 120.000 kWh kann die Erzdiözese mit Leichtigkeit den Strombedarf mehrerer Gebäude in der Altstadt abdecken. Auch der aus einigen E-Autos bestehende kirchliche Fahrzeugpark wird mit nachhaltig produziertem Strom geladen. Die überschüssige Energie wird über eine Trafostation ins öffentliche Netz der Salzburg AG eingespeist. Neben dem Einbau der Wasserkraftanlage wurden die Bauarbeiten zusätzlich für die Realisierung einer Gebäudekühlung genutzt. Die Entnahme des Kühlwassers erfolgt dabei vom Einlaufbecken der Kraftwerksanlage. Kathrin Muttenthaler vom Umweltreferat der Erzdiözese zeigt sich hocherfreut über die Projektfertigstellung: „Es ist uns wichtig, dass die Erzdiözese Salzburg im Geiste der Schöpfungsverantwortung mit vielen einzelnen Schritten ihre Energiebilanz verbessert. Die Energiegewinnung durch Wasserkraft ist hier ein wichtiges Instrument zur Erreichung der Klimaziele, die sich die Erzdiözese bis 2050 gesteckt hat.“

Technische Daten

• Ausbauwassermenge: 460 l/s • Bruttofallhöhe: 4,6 m • Turbine: Durchström-Turbine • Drehzahl: 200 U/min • Ø Laufrad: 400 mm • Engpassleistung: 14 kW • Riemenübersetzung: 1:3,91 • Generator: Asynchron • Spannung: 400 V • Jahresarbeit: ca. 120.000 kWh

Foto: zek

Der schmale Zugang zum Maschinenraum befindet sich rechts hinter der Bauabsperrung in der Festungsgasse.

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