PILOT Magazin, Ausgabe 6, Sommer/Herbst 2017

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Schutzgebühr 3,00 € Ausgabe 6 | Sommer-Herbst 2017

MAGAZIN DER ZENTRIFUGE

D BY ROBOTS E N IG S E D K C RU ASHION - 3D D F E R U T U F OFFENHEIT: STADT 2025 T P U A H R U LT U NDE KUNST - K E H C S R O F 0 5 HORIZONTE 20


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Druck positiv


Liebe Leserinnen und Leser, die Ihnen vorliegende sechste Ausgabe der Zentrifuge Magazins PILOT widmet sich dem Thema „Offenheit“. Studierende der Technischen Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm haben sich erneut auf Anregung der Zentrifuge mit einem Schwerpunktthema befasst. Während des Wintersemesters 2016/17 sind im Fach „Verbale Kommunikation“ bei Prof. Max Ackermann Interviews, Reportagen und Textcollagen entstanden – unter anderem eine Zitat­sammlung, ein Interview zur Produktion der Zukunft in der Region, ein Bericht über die Servicemanufaktur „JOSEPHS“ und je ein Artikel zu 3D-Druck und Future Fashion. Die Zentrifuge selbst versucht ihrer­seits den Begriff „Offenheit“ zu umkreisen, präsentiert ein Interview zum Digitalen Gründer­­zentrum ZOLLHOF, berichtet über den aktuellen Stand zentrifugaler Projekte wie Engineering 2050 oder HORIZONTE 2050 und wendet sich auch der Kulturhauptstadtbewerbung zu … mit einer kritischen Haltung, was die wertvolle Mitarbeit von Künstlern und Kreativen bei diesem Prozess betrifft. Ein Artikel von Moritz Ortegel befasst sich mit der „Metropol­region Nürnberg – eine netzwerkaffine ‚Heimat für Kreative‘?“ Besonders freut uns, dass unsere Grafikerin Ramona Obermann weitere Design-Studierende der TH motivieren konnte, speziell für diese Ausgabe Illustrationen zu schaffen. Ganz herzlichen Dank – wir hoffen sehr, dass diese Ausgabe viele Leser findet, die diese Arbeit(en)zu schätzen wissen.Die redaktionelle Kooperation in dieser Ausgabe mit bayernkreativ, dem Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft, bestätigt die Relevanz eines kreativwirtschaftlichen Magazin-Projekts wie PILOT für die Region und fördert die Sichtbarkeit und Wirksamkeit künstlerischer und kreativer Perspektiven und Leistungen. Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Michael Schels

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Lexikon der Offenheit Was bedeutet dieser Begriff? - Eine Umfrage

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Designed by Robots? Die Produktion der Zukunft - auch in der Region

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Was leistet ein digitales Gründerzentrum? Interview mit dem Zollhof-Geschäftsführer Benjamin Bauer

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Von Bechern und Brüsten Kunst und Wirtschaft - passt das zusammen?

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Das JOSEPHS Von Hockenheimern, plantCubes, thinktainern und vorsichtigen Besuchern

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Kreativ sein und erfolgreich wirtschaften bayernkreativ berät Kultur- und Kreativschaffende

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3D-Druck Einblicke und Ausblicke

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Future Fashion Zwischen Ozeanmüll und Microchips

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Offenheit kommt aus dem Herzen Ein Essay von Michael Schels

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Nürnberg Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025

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Vorischt vor der Partizipationsfalle! Künstler und Kreative: Verschenkt eure Ideen und Kreativität nicht!

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Die Metropolregion Nürnberg Eine netzwerkaffine „Heimat für Kreative”?

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Zentrifuge Veranstaltungen, Infos und Termine

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Impressum

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LEXIKON DER „OFFENHEIT“ WAS BEDEUTET DIESER BEGRIFF? EINE UMFRAGE Offen sein? Für was oder wen? - Manchmal sind Begriffe schwer zu fassen: weil sie sich wandeln und jeder etwas anderes versteht. Wir leben in rasanten Zeiten. Vieles verändert sich - und das in einem erstaunlichen Tempo. Neuerungen beeinflussen Strukturen und zerstören alte Gewissheiten. Manche sind verunsichert. Anderswo spürt man Optimismus und beobachtet vielversprechende Entwicklungen. Das Ende ist offen. - Aber was heißt überhaupt „Offenheit“? Für unseren Alltag, für uns als Individuen oder als Gesellschaft? Danach fragten wir Vertreter unterschiedlicher Disziplinen ...

„Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein. Und doch steht für mich Offenheit für Bewegung. Dafür, dass Energie fließen kann, dass Kommunikation und Austausch möglich sind.” Malte Burdekat, Medienmacher und Soziologe

„Für Geschichte muss man offen sein und über den sogenannten Tellerrand hinausblicken. Auch in der Kunstge­ schichte gab es einen Punkt, an dem man sich notgedrungen öffnen musste. Durch die Prägungen der Medien, der Werbung, des Fernsehens und des Films sowie der heute hinzukommenden Digitalität.” Prof. Dr. Christoph Schaden, Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler

„Open Source Software ermöglicht Offenheit. In einer Zeit, in der man alle möglichen Daten tracken kann, herrscht ein großes Bedürfnis nach Vertrauen. Danach, dass meine Daten sicher sind.“ Prof. Dr.-Ing. Felix Freiling, Experte für IT-Sicherheit

Offenheit ist also relativ. Schon weil jeder Mensch seine eigene Geschichte und seinen eigenen Standpunkt hat. Im Grunde hat jeder sein ganz per­sönliches „Lexikon der Offenheit“ und darin ganz eigene Bilder und Wörter, die er damit verbindet, und die ihm – aus verschiedenen Gründen – wichtig sind.

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Zitat-Collage von Laura Kniesel, Marion Hartnagel und Melanie Bellgardt mit Illustrationen von Simona Leyzerovich


EIN MEDIENMACHER UND SOZIOLOGE: MALTE BURDEKAT Altbewährtes Ich gehe altbekannte Wege. Ich habe alte Kontakte und bin gleichzeitig offen für neue Eindrücke. Immer dann, wenn sie mich interessieren.

Freiheit Wenn ich von einer Gemeinschaft oder einem Staat Sicherheit erwarte, muss ich immer ein Stück Freiheit dafür aufgeben.

Chaos Oh ja - grenzenlose Offenheit: Wir heben alle Gesetze auf. Wir reißen alle Mauern nieder. Wir sprechen alles aus, was wir denken und werfen unsere Klamotten weg. Wir machen das Private öffentlich. - Ich vermute mal, dass das ins Chaos führt.

Geheimnis Es gibt das Bedürfnis nach Geheimnissen, nach Intimsphäre. Es ist in der zwischen­menschlichen Kommunikation wichtig, bestimmte Dinge nicht zu sagen. Also: nicht immer offen zu sein.

Dynamik Wir haben Entwicklungen und dyna­mische Prozesse; Veränderungen und Dinge, die konstant bleiben. Einige sind offen dafür und freunden sich damit an, andere lehnen sie erst einmal ab.

Innovation Die meisten Innovationen müssen auf etwas Vorhandenes aufbauen. Nehmen wir an, man hätte noch nicht einmal das Rad erfunden und Sie kämen mit einem Elektroauto daher. Dann werden Sie den Eindruck haben, dass alle anderen dafür nicht sonderlich offen sind.

Interpretation In Kunst und Kultur gibt es eher eine Offenheit für Neues. Wenn eine Filme­­macherin im Kino lediglich eine blaue Leinwand zeigt, ist der Interpretationsraum riesig. Internet Erstens: Es kann keiner kontrollieren und jeder kann machen, was er will. Zweitens: Im Internet kann man alles kontrollieren; es ist alles nachvollziehbar. Dass beides auf seine Weise wahr ist, irritiert. Soziale Netzwerke Wenn ich mich in Social Media unsichtbar machen will, habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich bin wirklich weg und halte mich raus. Oder: Ich stelle so viel von mir ins Netz, dass man mich gar nicht mehr erkennt.

EIN INFORMATIKER UND EXPERTE FÜR IT-SICHERHEIT: FELIX FREILING Daten Wir gehen sehr offen mit unseren Daten um. So darf man nicht der Illusion er­liegen, dass zum Beispiel Suchanfragen irgendwann verschwinden. Unternehmen wie Google wissen über das eigene Leben besser Bescheid als man selbst. Und Such­anfragen geben preis, welchen Gedanken man verfolgt hat und woran man interessiert war. Medienkompetenz Man muss sich bewusst darüber sein, mit welcher Anwendung man interagiert und was die Intention des Unternehmens ist, das dahinter steht. Warum zum Bei­spiel werden so viele Online Services kostenlos angeboten? „There ain‘t no such thing as a free lunch.“

Politik Man gibt Unternehmen wie Google eine große Macht über einen selbst. Wahrscheinlich wird sich erst in ein paar Jahren herausstellen, was das für unsere Gesellschaft bedeutet. Werden beispielsweise kommerzielle Unter­nehmen bestimmen, wer Schlüssel­ positionen besetzt? Privatheit „Kreativität braucht auch Privatheit.” Die Theorie der Privatheit besagt, dass man sich nur unbeobachtet traut, Dinge zu tun, die der herrschenden Meinung entgegenstehen. Das heißt: Privatheit bietet den Freiraum, von etablierten Bahnen abzuweichen, letztlich für Innovation.

Überwachung Studien zeigen, dass Überwachung angepasstes Verhalten fördert – und kein kreatives. Die Erneuerung der Gesellschaft ist somit ganz entscheidend davon abhängig, dass man Privatheit hat und sich nicht überwacht fühlt. Transparenz Software sollte transparent sein und für die Verbesserung der Gesellschaft eingesetzt werden. So soll beispielsweise Open Source ermöglichen, dass man die Welt ein Stück weit besser verstehen kann. Und: Wir müssen unsere Systeme so bauen, dass die Privatsphäre geschützt bleibt.

EIN KUNSTHISTORIKER UND BILD­WISSENSCHAFTLER: CHRISTOPH SCHADEN Freiraum „Die Malerei ist tot, es lebe die Fotografie!“, so lautet ein gängiger Topos aus früheren Zeiten. Damals hat sich das neue Medium von der Malerei befreit. Und zugleich gab es erste Maler, die sich ihr Thema selbst wählten, um sich Freiräume zu eröffnen. Ein Medium erfindet sich neu, weil ein anderes aufkommt und das Alte in Frage stellt. Digitalität Mit der Digitalität befinden wir uns in

Paradies und Hölle zugleich. Alle können alles - zum Beispiel Fotografieren. Was unvorstellbar war, wenn man noch analog groß geworden ist, mit komplexen Kameras und Entwicklern und dergleichen mehr. Jetzt sind wir in digitalen Welten unterwegs. Das Internet übernimmt sehr viele Dinge. Und wir passen uns unaufhörlich an. Identität Der Schutz der Identität begrenzt die Offenheit. Eine Identität kann verunsichert

werden, wenn sie das, was von außen kommt, nicht als Bereicherung empfindet oder als neue Perspektive, sondern nur als Bedrohung. Zukunft “Wir müssen kämpfen!” – Für die gesellschaftlichen Werte, die wir vertreten. Da müssen wir dran bleiben! Ich sehe Offenheit sehr politisch. Sehen Sie sich so ein Jahr wie 2016 an. Da bin ich sprachlos. Und meine Hoffnung liegt auf der jungen Generation, die anders denkt.

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„DESIGNED BY ROBOTS”? DIE PRODUKTION DER ZUKUNFT AUCH IN DER REGION

Werden im Jahr 2050 selbstlernende Maschinen eigenständig Produkte entwickeln? Und welche Auswirkungen wird das auf die Arbeitswelt und speziell auf die Region haben? Darüber sprach mit uns Ronald Künneth, stellvertretender Bereichsleiter für Innovation und Umwelt bei der Industrie und Handelskammer Nürnberg. Nach der ersten Industrialisierung durch die Mechanik und die Kraft von Wasser und Dampf, folgte eine zweite, die Massenproduktion durch Elektrizität und Fließbänder. Dann kamen Elektronik und Automatisierung - und jetzt schließlich

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die Welt des Digitalen: „Industrie 4.0“ soll ja der nächste Schritt sein. So kann man immer neue Daten gewinnen, vieles miteinander vernetzen und aufeinander beziehen, auch simulieren oder virtualisieren. - Inwiefern aber betrifft das die Metropolregion Nürnberg oder eine Region wie Mittelfranken? Wir sind eine klassische Anbieterregion in den Bereichen Maschinenbau, Informationstechnik und Automatisierungstechnik. Hier müssen wir unsere Weltmarktführer sowie unsere mittelständischen Partner wettbewerbsfähig halten. Und das geht nicht mit Produk-

ten und Geschäftsideen von gestern. Die Innovationszyklen werden immer kürzer und wir dürfen nicht Gefahr laufen, dass amerikanische IT-Riesen uns vor sich her treiben. Ganz ehrlich: Bei unseren Mitgliedsunternehmen herrscht oft Ratlosigkeit beim Thema Industrie 4.0. Adidas, Schaeffler und Siemens brauchen unsere Unterstützung nicht, aber der Mittelstand schon. Denn der ist bislang nur Zaungast. Hier ist es unsere Aufgabe, die Unternehmen aufzuklären. Glauben Sie, dass viele Unternehmen noch mit der Industrie 3.0 beschäftigt sind? So dass neuere Entwicklungen für


sie noch in weiter Ferne liegen? Bei Industrie 4.0 ist das Problem, dass jeder etwas anderes darunter versteht. Viele Unternehmen sind sogar noch auf dem Stand der Industrie 2.0. Aber wenn Sie den Produktmanagern Glauben schenken, haben alle schon Industrie 4.0 umgesetzt. Die verkaufen Ihnen dann einen Koffer, den können Sie nehmen, auspacken und dann haben Sie eine Industrie-4.0-Standard-Lösung. Das ist natürlich Quatsch. Das ist nur Marketing. Aber darunter leidet der Begriff. Systeme, mit denen man die Produktion über­greifend steuern kann, gehören zur Industrie 3.0. Das hat noch nichts mit Vernetzung, Selbstorganisation oder lernenden Systemen zu tun. Eine konkrete Technologie der Industrie 4.0 ist die Künstliche Intelligenz. Können Sie uns ein Beispiel geben, wie das den Produktionsablauf der Zukunft verändern kann? Haben Sie verfolgt, wie Google‘s AlphaGo-System den koreanischen GoChampion geschlagen hat? Gewonnen hat es durch „Deep Reinforcement Learning“, ein Konstrukt aus verschiedenen maschinellen Lernverfahren. Vorher hat es immer wieder gegen sich selbst gespielt; Versuch und Irrtum mit einer Belohnungskurve. Wenn Sie so eine intelligente Maschine mal loslassen, ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für die Produktentwicklung. Schon heute verfügt man über Daten aus dem gesamten Lebenszyklus von Produkten. Wenn Sie die einer Künstlichen Intelligenz einspeisen, kann sie unzählige neue Modelle entwickeln. Deshalb wird die Zukunft des Engineerings im Maschinellen liegen. Also wird es in der Zukunft Fabriken geben, die ganz autonom Produkte herstellen – und vorher sogar entwerfen? Wird der Mensch denn völlig überflüssig? Da muss man aufpassen. Der Mensch wird nicht ersetzt werden. Und das hat verschiedene Gründe. So gibt es zum Beispiel beim Reinforcement Learning

einen gravierenden Nachteil: Es ist intransparent. Wenn Sie einen klassischen Algorithmus erstellen, können Sie genau verfolgen, wie der Computer arbeitet. Wenn Fehler auftreten, wissen Sie genau, wo sie liegen. Das geht bei einer Künstlichen Intelligenz nicht mehr. Da entsteht eine neue Art von Unsicherheit. Deshalb wird die Maschine auf absehbare Zeit nur als Assistenzsystem fungieren. Man braucht immer einen Entwickler, der die Verantwortung übernimmt Außerdem können die Maschinen nur einzelne Aufgaben erfüllen. Wenn mehrere kombiniert werden sollen, gibt es schon ein Problem. Ich kann eine Maschine in diesen Raum stellen, die alle Personen erkennen und unser Gespräch summarisch zusammenfassen könnte. Aber noch würde sie nicht verstehen, über was wir sprechen, wer wir sind und worüber wir reden. Dafür bräuchte sie Millionen an Trainings­beispielen. Im Bereich Engineering braucht man viel Kreativität, weil man möglichst viele Kundenwünsche berücksichtigen will. Das packt die Maschine noch nicht. Und: Wenn man die Kreativität des Menschen mit der Kreativität einer Maschine vergleicht, versteht man besser, wo die Besonderheit des Menschen liegt. Es kommen also ganz neue Anforde­ rungen auf die Wirtschaft zu. Sehen Sie das als Chance für die Region? Wird es zum Beispiel zu mehr Unternehmensgründungen im Bereich Industrie 4.0 kommen? Wir kämpfen darum, dass es hier mehr Startups gibt. Die Existenzgründerzahlen sind deutschlandweit rückläufig, aber genau diese IT-Themen schreien nach innovativen Unternehmen. Die Eintrittsschwelle ist niedrig: Die Tools, die Google, IBM , Microsoft und Co. zu maschinellem Lernen zur Verfügung stellen, sind kostenlos und frei zugänglich. Und man kann alles mögliche damit machen. Aber was davon ist sinnvoll? Google selbst hat dafür noch keine Geschäftsmodelle. Je komplexer die Systeme werden, desto arbeitsteiliger muss man vorgehen

und das kann kein Unternehmen mehr alleine leisten. Deshalb unterstützt die IHK auch ein neues digitales Gründerzentrum, hier in Nürnberg-Zollhof. Die IHK und die großen Unternehmen handeln also bereits mit einem Blick auf die Zukunft. Denkt die Politik da mit? Die denkt schon mit, aber ... in Deutschland ... Waren Sie mal in Japan? Wenn Sie da über das Land fahren, haben Sie überall schnellste Internetanschlüsse. Dann gehen Sie mal nach Tennenlohe. Im großen Institut der FraunhoferGesellschaft haben Sie einen guten Empfang, draußen nicht. Das ist eine Schande! Die Arbeitswelt wird sich stark verändern. Das könnte kleinere Unternehmen überfordern. Werden die sich auf bewährtes Handwerk zurückbesinnen? Solche Gegenbewegungen finden heute bereits statt. Jeder Trend hat auch einen Gegentrend. Natürlich gibt es ein Bedürfnis nach individuellen und hochwertigen Produkten. Und wenn sie der Mensch besser herstellen kann, warum nicht? Ich sehe das ja bei mir selbst: Ich bin bereit, beim kleinen Bäcker ein bisschen mehr Geld auf den Tisch zu legen. Das ist dann handgemacht und schmeckt richtig gut. Das sind zwar Nischenmärkte, aber es geht. Haben wir Sie also richtig verstanden, dass jeder Unternehmer, unabhängig davon, wie viele Mitarbeiter er hat oder wie groß sein Umsatz ist, über die Zukunft seiner Produktion nachdenken sollte? Betrifft das wirklich alle? Ja, auch für einen kleinen Unternehmer ist eine kritische Selbstreflexion notwendig: Welche neuen Technologien können meine Probleme lösen? Oder welche können meine bisherigen Erfolgsmodelle aushebeln? Wir möchten verhindern, dass die Unternehmen überrollt werden, weil sie sich nicht rechtzeitig damit befasst haben. Genau das ist unsere Aufgabe. Ein Interview von Jeff Chi, Florian Fait und Matthias Schöllhorn mit einer Illustration von Lisa Espach 9


WAS LEISTET EIN DIGITALES GRÜNDERZENTRUM? INTERVIEW MIT ZOLLHOF-GESCHÄFTSFÜHRER BENJAMIN BAUER

Der ZOLLHOF hat Anfang 2017 die Arbeit aufgenommen - was sind denn eigentlich eure Aufgaben? Wir sind der neue Hub für Tech Startups und Digital Innovators in Nürnberg. Wir unterstützen Tech Startups beim Aufbau ihres Unternehmens, z.B. indem wir aktiv mitarbeiten (mit Informatikern, Designern oder Vertrieblern) oder zeigen, wie man einen Investor überzeugt oder den ersten großen Auftrag sichert. Auf der anderen Seite arbeiten wir eng mit unseren Digital Innovators, Unternehmen aus der Region, zusammen und geben ihnen direkten Zugang zu unseren Startups und digitalen Talenten. Wir möchten junge Startups mit erfahrenen Unternehmen zusammenbringen, damit beide von der Erfahrung des anderen profitieren können. Zusätzlich sehen wir uns als Schnittstelle der Hochschulen, um mehr Hightech Ausgründungen hervorzubringen. Hier gibt es viel

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Potential, das bisher ungenutzt bleibt. Wie schätzt du die digitale Gründerszene in Nürnberg ein - bestimmt siehst du hier große Potenziale. Worin liegen deiner Meinung nach die Stärken der hiesigen Szene im Vergleich zu anderen digitalen Gründerstandorten? Nürnberg bzw. die Region Franken hat eine sehr aktive Gründerszene – viele bekannte Startups sind hier entstanden und entstehen hier. Zum Beispiel kommen Schwergewichte wie Hotel.de, CortalConsors, Stayfriends, jDownloader oder der Postillon aus der Region. Andererseits entstehen gerade sehr viele techniklastige Startups im Bereich Internet of Things, Augmented Reality oder Digital Health. Auf die Auszeichnung der Bundesregierung „Digital Health Hub“ zusammen mit dem Medical Valley sind wir natürlich besonders stolz. Positiv ist sicher, dass man leichter und günstiger gute Mitarbeiter findet als

in Städten wie Berlin oder München. Verbesserungsbedarf sehe ich vor allem darin, bestehende Erfolge noch öfter zu kommunizieren. Nur wenige wissen, was für erfolgreiche Startups hier aktiv sind und dass Nürnberg und Umgebung definitiv ein fester Bestandteil der deutschen Gründerszene sind. Ihr agiert ja momentan noch an einem Übergangsbüro. Wie sieht die Arbeit im ZOLLHOF in der entwickelten Form aus und welche Vision für die digitale Gründerszene verbindest du damit? Wir arbeiten aktuell mit sieben Mitarbeitern an der Vision, eine feste Adresse für Tech Startups und Digital Innovators in Deutschland zu werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass es mehr Standorte in Deutschland für Startups geben wird und die Qualität außerhalb der globalen Zentren wie Berlin oder München enorm zunehmen wird. Wir werden dazu beitra-


gen, dass mehr Startups gegründet werden und sich mehr Startups hier ansiedeln. Die Kultur- und Kreativwirtschaft hat ja auch in Nürnberg schon einiges bewegt, sicher gibt es auch hier noch viel Entwicklungspotenziale. In welchem Verhältnis steht der ZOLLHOF zur Kreativ­wirtschaft? Im Gegensatz zu unseren Kollegen vom Coworking Nürnberg mieten bei uns z.B. keine Freelancer, sondern nur Start­ up-Unternehmen. Trotzdem hat die Kultur- und Kreativwirtschaft einen festen Platz in unserem Startup-Programm. So arbeiten wir z.B. mit (Produkt-)Designern, Informatikern oder Textern zusammen, die für unsere Startups Aufträge erledigen. Wir wollen hier in Zukunft noch viel öfter für Freelancer den direkten Kontakt zu potentiellen Kunden herstellen oder selbst als Auftraggeber in Erscheinung treten. Ein Projekt wie den ZOLLHOF auf die Beine zu stellen und nachhaltig zu ent­wickeln, erfordert sicher sehr viel Geschick. Du agierst ja dabei wie ein Fisch im Wasser, scheinst dich also ganz in deinem Element zu fühlen. Wie kamst du zu dieser Arbeit, d.h., was ist eigentlich dein beruflicher Hintergrund? Ein Projekt wie den ZOLLHOF innerhalb weniger Wochen aus dem Boden zu stampfen, ist eine sehr ambitionierte Aufgabe und braucht den Rückhalt eines engagierten Teams. Beim Team achte ich darauf, nur Personen anzustellen, die selbst Unternehmer sind, d.h. ein eigenes Startup aufgebaut haben oder für Startups oder Investoren gearbeitet

haben. Mitarbeiter im ZOLLHOF haben im Silicon Valley, bei Rocket Internet oder für ihre eigenen Unternehmen gearbeitet. Wir sehen uns selbst als Startups und agieren dementsprechend schnell. Zu meiner Person: Ich bin schon seit Schulzeiten in der Startupszene aktiv, damals noch bei einem Konkurrenten von StudiVZ an der WHU in Vallendar. Im Studium habe ich dann das Startup UniCoach (Education-Technology, u.a. bekannt aus der WirtschaftsWoche, Gründerszene. de, etc.) aufgebaut, dessen Software an mehr als 30 Hochschulen in Deutschland eingesetzt wird. Parallel dazu habe ich in Berlin den mittlerweile größten Verband für studentische Gründer aufgebaut. Wir gehören inzwischen zum Bundesverband Deutscher Startups und haben aktuell 7000 Mitglieder an 55 Standorten. Ich komme also aus der Gründerszene und kann die tägliche Achterbahnfahrt vieler Gründer sehr gut nachvollziehen. Nürnberg bewirbt sich als Kulturhauptstadt. Kannst du dir bei diesem Prozess einen Beitrag des ZOLLHOFs vorstellen und wenn ja, wie könnte dieser aussehen? Wenn wir hier einen sinnvollen Beitrag leisten können, tun wir das natürlich gerne. Wir waren schon auf einer Infoveranstaltung und verfolgen den Prozess aktiv mit. Zu einer gelebten Kulturszene gehört auch eine aktive Gründerszene – von daher sehe ich viel Potential, mit dem ZOLLHOF die Bewerbung zu unterstützen.

Benjamin Bauer, Geschäftsführer Zollhof

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VON BECHERN UND BRÜSTEN KUNST UND WIRTSCHAFT PASST DAS ZUSAMMEN? Es mag noch nicht so aussehen, aber in Zukunft gehen Kunst und Wirtschaft Hand in Hand. Eine kleine Treppe führt uns hinunter in das Atelier des Künstlers Ignazio Tola. Regale voller Kunstwerke verdecken den Blick auf die Wände. Wir riechen Brennholz und feuchten Ton. „Was ist das erste Trinkgefäß jedes Menschen?“, fragt Tola uns und lächelt verschmitzt. Keiner weiß die Antwort. Ein Becher, eine Pfütze, die hohle Hand? Tola zeigt auf ein Objekt: die weibliche Brust. Er hat sie aus Ton gefertigt. Was ein Trinkgefäß ist, scheint klar zu sein. Doch wann denken wir weiter? Und was versperrt uns den Zugang zu anderen Denkweisen? ANTIKE AKTUELL Kunst, Technik und Produktion ...die Griechen vereinten all das in einem Wort: „Téchne“. Einst fasste dieser Begriff alles Wissen zusammen, das Handwerk und Produktion bereicherte. Und diese Methoden, Lösungen zu finden, können heute noch hilfreich sein. Wie konnten sich Kunst, Technik und Produktion nur so entfremden? Der Renaissance-Mensch Leonardo DaVinci war noch Universalgelehrter. Er war Erfinder, Maler und Bildhauer, Architekt und Anatom. Er verband künstlerische Disziplinen mit technischen und verkaufte seine Leistungen. Doch heute werden Kunst und Wirtschaft eher als Widersprüche oder Gegenpole angesehen. Schon in der Schule sind diese Bereiche

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streng voneinander getrennt, erst recht in Studium und Beruf. Ursula Bertram ist Professorin für interdisziplinäres Arbeiten am Institut für Kunst und Materielle Kultur. Sie kennt das Problem und sagt: Schon nach wenigen Semestern des Studiums sind sich Abiturienten einer Klasse fremd. DAS GEGENTEIL VOM FROSCH. Doch vergangenen Epochen nachzutrauern, wäre unangebracht: Denn viele Unternehmen arbeiten auch heute mit Künstlern zusammen – und empfinden das keineswegs als Widerspruch. Was sich dann oft seltsam anhört, sind Ergebnisse einer bewährten Kreativtechnik: des Querdenkens – und allesamt haben sie ökonomische Auswirkungen. Schließlich wurden bereits Krankenpfleger und Schwestern eines krisengeschüttelten Hospitals in die Situation von Kranken versetzt, Auszubildende zu Schauspielern gemacht und eine Fliege in den Wellnessurlaub geschickt, und das ausgerechnet von einem Insektenvernichter. Querdenken ist ein Wechsel der Perspektive, ein Um-die-Ecke-schauen und ein Verlassen der Komfortzone. Es heißt, Altes auf den Prüfstand zu stellen - und Neuem die Türen zu öffnen. Doch im Grunde ist es kein komplizierter Prozess. Nur eine Frage: Was wäre das Gegenteil von einem Frosch? Ist es ein Elefant? Kann es ein Warmblüter sein? Manche meinen sogar, es sei ein Stein. Jede Antwort hat ihre Berechtigung. Man lernt aus jeder Begründung. Und alles kann neue Perspektiven eröffnen. Wichtig ist vor allem eins: Es gibt weder richtig noch falsch. Aber diese Kreativtechniken setzten ein wenig Mut, Offenheit und Vertrauen voraus. Und oft sind zu solchen Gedankenflügen weder Mitarbeiter, noch Führungskräfte bereit. Hans Ulrich Obrist ist einer der einflussreichsten Personen der internationalen Kunstszene, einer der wichtigsten Ausstellungskuratoren und Leiter der Serpentine Gallery in London. Und Obrist meint, „jedes Unternehmen und jede Regierung einer größeren Stadt sollte einen Künstler im Beratungsboard haben“. Diese Ansichten finden Anklang, zum Beispiel bei „Tillt“ und ihren Kunden. Die schwedische Agentur hat bereits 600 künstlerische Interventionen initiiert, eine davon in Göteborg, im Sahlgrenska Hospital.

100 STUNDEN IN DER NOTAUFNAHME Es war sicher der sonderbarste Arbeitstag für die Mitarbeiter der Notaufnahme. Sie schoben die Betten nicht durch die Gänge, sie lagen darauf. Dieser seltsame Umstand war der Künstlerin Malin Bellmann zu verdanken. Sie wurde von Tillt engagiert, dem Hospital zu helfen. Denn es hatte schwer zu kämpfen: mit unzufriedenen Patienten, einer schlechten Arbeitsatmosphäre und einer hohen Fluktuation unter den Mitarbeitern. Und der Ruf der Notaufnahme war miserabel. Die Intervention der Künstlerin war so schlicht wie außergewöhnlich: Bellmann machte die Mitarbeiter des Krankenhauses selbst zu Patienten. Eine Stunde musste jeder Mitarbeiter auf einem Krankenbett im Gang der Notaufnahme verbringen. Jetzt musste nicht mehr darüber nachgedacht werden, was schiefläuft. Jeder hatte es selbst erlebt. „Der kausale Zusammenhang zwischen der künstlerischen Intervention und dem Zugewinn an Qualität ist offensichtlich“, meint Anneli Kranz vom Krankenhausmanagement. Durch neue Werte, durch Zusammenhalt und Offenheit, können sie jetzt eine weitaus bessere Versorgung anbieten. Doch nicht nur in Schweden funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wirtschaft. Die nächsten Beispiele handeln von deutschen Unternehmen. KEIN VERSTECKEN Hinter den Kulissen: Nervös tänzeln die angehenden Verkäufer und Manager einer Drogerie-Kette durch den Back­ stage-Bereich. In bunten Kostümen und mit geschminkten Gesichtern warten sie darauf, dass das Saallicht ausgeht und ihr Stück beginnt. Alle Plätze sind belegt, denn die heutige Aufführung, ist ungewöhnlich. Wir präsentieren: Die Auszubildenden der dm-drogerie markt GmbH & Co. KG! In einem achttägigen Theaterworkshop, geleitet von zwei Schauspielern, studierten die Lehrlinge „Der Struwwelpeter“ ein. Bei dem Programm „Abenteuer Kultur“ sollen sie an ihre Grenzen gehen und so lernen, besser mit ungewohnten Situationen und Problemen umzugehen. Durch das Schauspiel gewannen die Lehrlinge an Selbstvertrauen. „Es fällt mir jetzt leichter, auf Kunden zuzu-

gehen und auch im Team neue Vorschläge einzubringen“, sagt Elena Clos, Drogistin in Ausbildung. So leicht und spielerisch vermittelt die Kunst neue Fähigkeiten. EINE FLIEGE IM WELLNESSURLAUB Fliegen im Wellnessurlaub? Diese Künstler-Idee ist nun wirklich verrückt. Oder? Hans-Dietrich Reckhaus bekämpft Insekten mit Ungezieferspray, Fliegenfängern, Mottenpapier, Ameisenpulver und zeigte sich offen: „Früher war ich ein überzeugter Hersteller von Bioziden, von Giften also. Über den Nutzen von Insekten und wie sie zum Überleben der Menschheit beitragen, habe ich vor dem Wandel nie nachgedacht.“ Doch jetzt ist er stolz auf das Erreichte. Denn er entwickelte nicht nur ein neues Umweltbewusstsein, sondern auch ein neues Geschäftsmodell. Und wie kam das? Für eine neue Fliegenfalle brauchte Reckhaus eine Marketing-Kampagne. Der Unternehmer wandte sich an Patrik Riklin, einen Schweizer Konzept- und Aktionskünstler. Doch der war ratlos: „Das Produkt ist schlecht! Biozide sind schlecht. Wir können nichts dafür tun.“ Einen Ausweg sah der Künstler dennoch. Sollte Reckhaus bereit sein, Fliegen auch einmal etwas Gutes zu tun, wäre eine Zusammenarbeit möglich. Das Unternehmen ließ sich darauf ein und tat, was niemand erwartete: Es schickte eine Fliege in den Wellnessurlaub, mit Zuckerlösung und Milchpulver. Und Reckhaus änderte seine Sichtweise und erkannte, dass auch ein Biozid-Hersteller, nachhaltig denken kann. Er kam auf „Insect Respect“, eine Art Selbstverpflichtung zum ökologischen Handeln. Denn: Wer ein Produkt mit diesem Gütesiegel kauft, zahlt einen Obolus, der dazu verwendet wird, Ausgleich für den Schaden zu schaffen, den ein Mittel zur Insektenvertilgung anrichtet. Im Herbst 2015 eröffnete Reckhaus schließlich ein 500 Quadratmeter großes Insekten-Biotop. Die Aufmerksamkeit war riesig, Medien und Journalisten interessierten sich dafür. Und jetzt bringt der Mittelständler – mit rund 20 Millionen Euro Umsatz pro Jahr - umweltneutrale Bekämpfungsprodukte auf den Markt und will sich in Zukunft vielleicht nur noch um die Vermarktung seines Gütesiegels kümmern und nicht mehr um Gift.

Eine Reportage von Nicole Pietruschka, Marco Kratzer, Sebastian Kelbel und Felix Krause. Mit einer Illustration von Pia Salzer. 13


DAS JOSEPHS VON HOCKENHEIMERN, PLANTCUBES, THINKTAINERN UND VORSICHTIGEN BESUCHERN

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Sofas, Stifte und Post-Its: Hier wird getüftelt und geschrieben. So lädt das offene Innovationslabor JOSEPHS jeden ein, einfach mal hereinzukommen, aktiv zu werden und zu kommentieren, was gezeigt wird. Zentral in der Nürnberger Innenstadt und doch leicht versteckt, ein wenig abseits der großen Einkaufsmeile, liegt es, zwischen dem Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft und dem Polizeipräsidium Mittelfranken. Mit einem Café direkt im Eingangsbereich wirkt es einladend: das JOSEPHS. Und kaum hat man die Räume betreten, sieht man große Sofas. Stifte liegen herum und überall kleben bunte Post-Its mit Notizen. SERVICE-MANUFAKTUR UND INNOVATIONSLABOR Die Macher des JOSEPHS bezeichnen es gern als „Service-Manufaktur“ oder„offenes Innovationslabor“. Aufgeteilt in vier Bereiche – wie „Denkfabrik“,„Werkstatt“, „Genusswelt“ und „Gadget-Shop“ – lockt es interessierte Passanten, aktiv zu werden. Doch aktiv in welchem Sinn? Hier sollen Besucher etwas entdecken, es ausprobieren, testen, damit herumbasteln, es diskutieren und kommentieren. Für viele ist das ungewohnt, vielleicht sogar befremdlich. Aber wer hierher kommt, darf und soll mutig sein. Mutig darin, ein ehrliches Statement abzugeben. Denn genau das möchte das JOSEPHS erreichen. NÄHER AM KUNDEN – SCHON BEI DER ENTWICKLUNG DER PRODUKTE Das JOSEPHS wurde von einer Arbeitsgruppe der Fraunhofer-Gesellschaft ins Leben gerufen, die sich mit Supply-Chain-Services beschäftigt. In den Wirtschaftswissenschaften meint das „Informationen entlang der Wertschöpfungskette“, auch „Erfolg durch Daten“ oder - wie in diesem Fall durch eine frühzeitige Auseinandersetzung mit potentiellen Kunden. So bietet das JOSEPHS vielen Unternehmen die Chance, neue Produkte und Dienstleistungen möglichen Kunden zu präsentieren. Durch Feedback erhoffen sie sich, ihre Innovationen verbessern zu können, noch bevor sie auf den Markt kommen. Neben dem Test-Angebot bietet die Service-Manufak-

tur JOSEPHS auch zahlreiche Infoabende, Vorträge und Workshops. Alle Veranstaltungen sind thematisch weit gefächert, aber immer zukunftsorientiert. Dies spricht vor allem Neugierige und Technikfans an, letztlich: kreative Köpfe. Doch das JOSEPHS versucht auch kommende Generationen mit einzubinden. Da ja gerade Kinder auf die verrücktesten Ideen kommen, bietet es auch Schul-Workshops an. Oder: Eine Kinder-Uni, die zusammen mit dem Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg entwickelt wurde. Das lädt kleine Tüftler zum spielerischen Experimentieren ein. Hier können Kinder gemeinsam mit Mitarbeitern Konzepte erarbeiten. An Beispielen aus der Praxis lernen sie, wie Kreativität und Technik zusammenwirken und was Dienstleistungen bedeuten, für die Wirtschaft der Gegenwart wie der Zukunft. HOCKENHEIMER, PLANTCUBE UND THINKTAINER Neben all dem ist das eigentliche Zentrum des JOSEPHS die Themenwelt, die sich alle drei Monate ändert. Hier werden Produkte junger Start Ups und bereits etablierter Unternehmen vorgestellt. Verschiedene „Forschungsinseln“ präsentieren ein aktuelles Thema, gerade ist es: Wohnen, Leben und Arbeiten. Isabelle Kallenborn, Mitarbeiterin des JOSEPHS, schildert, wie sich Besucher mit den neuartigen Angeboten auseinandersetzen. Oft, so Kallenborn, werde erst einmal gerätselt, worum es sich bei den Objekten handele und wofür sie eigentlich da seien. „Wir haben zum Beispiel im Thema Wohnen das Coburger Designkollektiv njustudio mit seinen ungewöhnlichen Möbelstücken“, erklärt uns Frau Kallenborn. Produktnamen wie „Stromer“, der Coffeetable „Mellow“ oder „Hockenheimer“ erinnern an IKEA- Klassiker. Und doch sind diese Möbel anders. So besteht etwa der „Hockenheimer“ im Grunde aus alten Magazinen, die in jeder Wohnung oft ungenutzt herumliegen. Mit zwei Gürteln und einem Kissen schafft man sich schnell eine neue Sitzgelegenheit aus Altpapier – und nur ein paar Handgriffe später kann man wieder schmökern. Die nächste Innovation, die wir uns ansehen, ist der „plantCube“. Auf den ersten Blick erinnert er an einen weißen Kühlschrank,

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vielleicht auch einen Backofen. Allerdings steckt viel mehr hinter diesem kastenförmigen Ding. Entwickelt wurde er von einem „Vertical Farming“-Start Up aus München, das sich „agrilution“ nennt. Wichtig ist den Herstellern - nach eigenen Aussagen - die nachhaltige und gesunde Ernährung der Weltbevölkerung oder die Lösung ökologischer Probleme. Ihr „plantCube – A smart garden for your home“, ist denn auch eine Art Gewächshaus für zuhause. So bekommen wir frische Pflanzen auch in der Stadt – unbelastet von Schadstoffen oder Pestiziden. Der „thinktainer“ ist ein Produkt des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Und es berührt gleich alle aktuelle Themen des JOSEPHS auf einmal, nämlich: „Wohnen, Leben und Arbeiten“. Ein thinktainer ist zunächst einmal ein eher unscheinbarer, weißer Tisch, der erst beim Aufklappen sein volles Potenzial offenbart. Denn darin finden sich, platzsparend eingebaut, ein Display mit integrierter LED-Beleuchtung und eine Magnetwand, um wichtige

Notizen befestigen zu können. Das sind nur zwei der praktischen Eigenschaften, die dieses Möbelstück so besonders machen. Geschlossen: kann man ihn als ganz normalen Tisch nutzen, zum Leben oder Wohnen. Geöffnet: als kreativen Arbeitsplatz, passend für jeden Haushalt. Und dann beschreibt uns Isabelle Kallenborn noch, dass Besucher des JOSEPHS angesichts solcher Neuheiten oft viel zu vorsichtig wären. Sie trauten sich kaum, die außergewöhnlichen Produkte auch einmal auszuprobieren, schließlich wolle keiner etwas kaputt machen. Diese Form der Zurückhaltung sei, so Frau Kallenborns, eine typisch deutsche Eigenschaft. Dabei besteht das Konzept des JOSEPHS doch gerade darin, dass Besucher ihre Hemmschwelle überwinden, alles anfassen, Dinge ausprobieren und schließlich bewerten. Oft genug funktioniert das ja. Und im besten Fall macht es die Dinge besser, jetzt oder in der Zukunft. Eine Reportage von Jane Dubrikow, Sarah Klostermeier und Kim Schrickel mit einer llustration von Lea Hald

SCHON IM ERSTEN JOB EIGENVERANTWORTLICH FORSCHEN GEHT NICHT.

Durch praxis- und projektbezogene Arbeit hast Du auch schon im Studium bei uns beste Chancen, Dich weiter zu entwickeln. www.iis.fraunhofer.de

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KREATIV SEIN UND ERFOLGREICH WIRTSCHAFTEN BAYERNKREATIV BERÄT KULTUR- UND KREATIVSCHAFFENDE

Kreative denken anders. Sie suchen Lö­­sungen abseits ausgetretener Pfade, betreten dabei immer wieder spannendes Neuland und haben ausgeprägte Sensoren für neue Trends. Kein Wunder also, dass Architekten, Designer, Musiker, Künstler oder Games-Entwickler regelmäßig Impulse und Initialzündungen für neue Entwicklungen liefern, die das Leben der Menschen verbessern und die Produkte und Märkte vieler Branchen bereichern. bayernkreativ – das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft – berät Kultur- und Kreativschaffende an 20 Standorten in ganz Bayern, damit sie ihre krea-­­ tiven Ideen und Leistungen auch wirtschaftlich besser umsetzen können. Denn viele Kultur- und Kreativwirtschaffende sind freiberuflich, projektweise oder als Kleinst- und Kleinunternehmer tätig und stehen vor der Herausforderung, ihre Leistungen auch angemessen zu vermarkten. Der bayernkreativTAG ist bayernkreativs

Orientierungsberatung. Bei den rund ein­ stündigen individuellen Gespräche beant worten die Experten von bayernkreativ alle Fragen rund um das passende Geschäftsmodell, wirksame Kundenakquise, geeignete Netzwerke und mögliche Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten. Bei der Workshop-Reihe bayernkreativMITEINANDER erarbeiten die Teilnehmer im Kollegenkreis mit einem Experten von bayernkreativ und einem erfahrenen Kreativunternehmer Lösungen, die sie sofort in ihrem praktischen Arbeitsalltag anwenden können – zum Beispiel für die Vorbereitung auf einen erfolgreichen Pitch vor Kunden und Investoren, für die Erschließung kreativer Vermarktungswege und für die Entdeckung geeigneter Vertriebskanäle. Das Format bayernkreativSPRECHSTUNDE bietet „Erste Hilfe“ bei Fragen, die vielen Kultur- und Kreativschaffenden auf den Nägeln brennen; aktuell zu Rechtsfragen wie Urheber- und Nutzungs­recht, zur Absicherung und Versicherung und zum

Lieblingsthema aller Kreativen: Buch­haltung und Steuern. Mit dem Programm bayernkreativVERNETZT unterstützt bayernkreativ Freiberufler, Selbstständige, Projektemacher und Kleinstunternehmen aus allen elf Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft dabei, ihre Ideen in erfolgreiche Geschäftsmodelle umzusetzen und zur Produkt- oder Marktreife zu bringen. Dazu arbeitet bayernkreativ mit Partnern wie den bayerischen Industrie- und Handels­­kammern, den bayerischen Handwerkskammern, den CommClubs Bayern, der Fraunhofer Gesellschaft und dem Netzwerk von Bayern Innovativ zusammen. Das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft setzt seine ganze Energie daran, die Perspektiven von Kreativen und ihrer Vorhaben zu verbessern. Weil die Mitarbeiter von bayernkreativ selbst aus der Kreativbranche kommen, ist ihnen die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft ein persönliches Anliegen.

Das Bayerische Zentrum für Kulturund Kreativwirtschaft bayernkreativ berät Kultur- und Kreativschaffende in individuellen kostenfreien Beratungsge­ sprächen und Workshops an 20 Stand­orten in ganz Bayern. bayernkreativ ist Kooperations­ partner für Institutionen, Netzwerke und Initiativen, um die Wirtschafts- und Innovationskraft der über 40.000 bayerischen Kultur- und Kreativ­ unternehmen zu stärken und sie untereinander sowie mit anderen Branchen der bayerischen Wirtschaft zu vernetzen. bayernkreativ ist eine Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie und ein Geschäftsbereich der Bayern Innovativ GmbH. Die Angebote des Bayerischen Zentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft richten sich an freiberuflich und projektweise Tätige ebenso wie an Gründer und Kleinst- und Kleinunternehmen aus den Bereichen Architektur, Design, Musik-, Film- und Rundfunkwirtschaft, Kunst- und Buchmarkt, Software- und Games-Industrie, Darstellende Künste sowie Presse- und Werbemarkt. Weitere Informationen www.bayern-kreativ.de www.facebook.com/bayernkreativ

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3D-DRUCK

EINBLICKE UND AUSBLICKE Produkte aus dem Drucker? Verschiedene Verfahren werden schon jetzt eingesetzt, versprechen aber noch mehr. – Ist das der Weg zur Industrie der Zukunft? Schon heute werden die Weichen für die Fertigung der Zukunft gestellt. Doch welche Chancen gibt es und welche Hindernisse müssen noch überwunden werden? Auf diese Fragen weiß David Schäfer Antworten. Er ist Senior Project Manager bei der FIT AG und Experte für den Druck in 3D. In welchen Anwendungsgebieten wird der 3D-Druck heute schon eingesetzt? Das Potential des 3D-Drucks wird in den seltensten Fällen voll ausgenutzt. Jedoch wird er bereits in der Luftfahrt, speziell beim Leichtbau sowie für Implantate in der Medizin eingesetzt. Wir produzieren branchenübergreifend, aber vornehmlich Prototypen in geringen Stückzahlen. Unsere Kunden vergleichen das dann mit ihren konventionell hergestellten Bauteilen, um sich mit der neuen Technik vertraut zu machen. Wäre technisch gesehen denn eine Massenfertigung möglich? Mit dem 3D-Druck in Serienproduktion zu gehen, macht zum jetzigen Zeitpunkt nur wenig Sinn, da die Kosten um ein Vielfaches höher sind als in der konventionellen Pro­duktion. Aber der 3D-Druck bietet viele Chancen für neue Produkte, die sich grund-­­ legend von den jetzigen unterscheiden werden. Heutige Bauteile haben ein ferti­ gungs­orientiertes Design, das sich nach einer bestimmten Herstellungsmethode und deren Konstruktionsvorschriften richtet. Im 3D-Druck produzierte Teile haben dagegen ein funktionsorientiertes Design, das nicht so stark an ein Produktions­

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verfahren gebunden ist. Aber was heißt das eigentlich: „funktionsorientiertes Design“? Und was ändert sich damit? Bringt das auch öko­nomische Vorteile? Beim 3D-Druck wird gezielt das produziert, was tatsächlich benötigt wird. Filigrane Bau­teile, die für andere Technologien zu komplex sind, kommen dem 3D-Druck sehr entgegen. Und durch ein neues Produkt­ design ist die Herstellung viel ressourcen­schonender. Das muss man sich so vor­ stellen: Wenn aus einem Block ein Bauteil herausgefräst wird, ist das ein subtraktives Verfahren. Es wird etwas vom Ausgangs­material entfernt, was letztlich mehr Material vebraucht und Abfall erzeugt. Der 3D-Druck hat also seine eigenen Möglichkeiten. Doch müssen nicht auch spezielle Materialien dafür entwickelt werden? Man muss neue Materialien immer auch verarbeiten können. Wenn Sie mit Pulver drucken, sind die Anforderungen bezüglich Kornform und Verteilung von Korngrößen sehr hoch. Da sind für eine weiter reichende Verwendung erst einmal Studien und Tests erforderlich. Heute druckt man schon mit Glas oder Schokolade. Da gibt es „thermoplas­tische Kunststoffe“ oder „Photopoly­ mere“. Manches ist schlagfest, manches biegsam, manches transparent, vieles „bio-zertifiziert“. Aber bei welchen Materialien sehen Sie ein besonders hohes Potential? Man muss sich generell von den Materialien lösen. Stattdessen muss man bei konventionellen Bauteilen hinterfragen, warum gerade dieses Material verwendet

wird und kein anderes. Solche Entscheidungen werden oft aus der Historie heraus getroffen. Zum Beispiel wird der Prototyp eines Stahl-Bauteils angefragt. Und dann stellen wir fest, dass sich Titan dafür viel besser eignen würde. Die Kunden wenden dann ein, Titan sei zu teuer und zu schwie­rig zu verarbeiten. Doch das stimmt so nicht, denn im 3D-Druck ist Titan günstiger und leichter zu verarbeiten als Edelstahl. Sie müssen also zeigen, was der 3D-Druck kann – und müssen Unternehmen von neuen Materialien und Herangehensweisen überzeugen. Absolut richtig. Das ist die größte Herausforderung. Denn durch einen Umstieg ver­­ändert sich der gesamte Prozess. 3D-Druck ist eine neue Grundlagentechnologie. Da kann man nicht einfach wie bei einer Bohr­maschine von einem Holz­bohrer auf einen Steinbohrer wechseln. Die ganze Funktions­weise ist grundlegend anders. Doch beson-­ ders im Maschinenbau ist man alteingesessen und eher konventionell eingestellt, da bedarf es viel Überzeugungsarbeit. Und in den Unternehmen müssen neue Abteilungen mit Experten ge­schaffen werden, damit diese neue Technologie auch verstanden und schließlich etabliert werden kann. Das ist natürlich ein großer Aufwand für die Firmen, da geht es um Geld und Strukturen. Und noch schreckt das viele ab. Denn es ist keineswegs so einfach, wie es die Medien oft darstellen: „Ja, wenn Sie eine Datei haben, dann macht der 3D-Drucker alles weitere.“ Für diese Technologie wäre das ein komplett falscher Ansatz. Das geht ja noch weiter: Verbrauchern wird ja sogar suggeriert, dass jeder


mit einem 3D-Drucker auch zuhause schnell und einfach Produkte herstellen könne. Aber wird man in der Zukunft 3D-Druck wirklich in privaten Haushalten verwenden? Schöne Frage! Die Vorstellung, dass sich jeder einen 3D-Drucker in die Wohnung stellt und alles Erdenkliche damit drucken kann, ist eindeutig ein Hype. Wir leben in der Amazon-Gesellschaft: Der Kunde will sich nicht tagelang mit der Herstellung eines Produkts befassen. Er will eine Auswahl verschiedener Produkte, aus denen er sich eines aussuchen kann und das dann innerhalb von 24 Stunden geliefert wird. Dagegen muss man sich beim 3D-Druck mit den Geräten, den Materialien und der Software auskennen. Ich habe auch einen 3D-Drucker zuhause und selbst ich als Experte brauche oft mehrere Versuche, bis ein ordentliches Produkt entsteht. Man kann außerdem nicht erwarten, dass ein Consumer-Gerät, für 500 oder 1000 Euro, dieselbe Qualität bringt wie eine Industrieanlage, die zum Beispiel in unserer Firma deutlich über eine 1 Million Euro kostet. Für Hobbyisten, wie etwa Modellbauer, ist der 3D-Druck sicherlich schon heute interessant. Ich bezweifle aber, dass in jedem Haushalt ein 3D-Drucker stehen wird. Zumindest nicht in den nächsten zehn Jahren. Wenn wir schon bei Prognosen sind: Wird der 3D-Druck irgendwann alle konventionellen Techniken ersetzen? Nein, der 3D-Druck wird keineswegs alle anderen Verfahren von Produktion und

Herstellung ersetzen. Er wird nur in den Bereichen vorkommen, in denen er auch wirklich sinnvoll ist. Einen VW Golf zum Beispiel könnte man schon jetzt ganz im 3D-Druck-Verfahren produzieren. Aber wirt­schaftlich wäre das nicht. Es würde ewig dauern. Und es würde die Kosten extrem erhöhen. Und niemand zahlt diesen Betrag, nur weil das Auto dann aus einem 3D-Drucker kommt. Durch den herrschen­den Hype wird einem eingeflüstert, dass der 3D-Druck über die letzten Jahre ständig weiterentwickelt wurde und jetzt eine völlig ausgereifte Technik sei. Doch so wird unter-­ schätzt, dass diese Technologie erst am Anfang steht. Wir sind immer noch dabei, Prozesse zu entwickeln und die Anlagen in Richtung Serien­produktion auszubauen. Lassen Sie uns nochmal zusammen­ fassen: Wo liegt Ihrer Meinung nach die Zukunft des 3D-Drucks? Ich sehe die Verwendung nicht bei Produkten für den Endverbraucher, ich sehe sie in der Industrie. Dort erleichtert sie die Montage. 3D-Druck hilft bei ergonomischen Werkzeugen, im Sondermaschinenbau und generell dort, wo geringe Stückzahlen hergestellt werden. Und ich denke, unsere wichtigste und schwierigste Aufgabe ist es, für diese Technologie die richtigen Produkte zu finden.

Ein Interview von Lisa Hummel und Richard Lück mit einer Illustrationen von Jonas Eberle

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FUTURE FASHION ZWISCHEN OZEANMÜLL UND MICROCHIPS

Oberteile, die aufleuchten, wenn man Angst hat. Kleider, die Seifenblasen in die Luft schicken. Oder Handtaschen, die TwitterMeldungen zeigen. Hört sich an, als würde man über einen Science Fiction-Film spre­ chen. Ist aber Gegenwart. Was ist „Future Fashion“? Wann bezeichnet man Mode als futuristisch? Wenn sie mehr Technik aufweist als der Star Wars-Droide R2-D2? Oder wenn sie intelligent hergestellt wurde? Ohne Technik ist Kleidung nämlich längst nicht mehr zu denken. Vielleicht ist Mode ja schon lange futuristisch und wir haben nur keinen Blick mehr dafür. Anouk Wipprecht kommt aus den Niederlanden. Sie arbeitet als Modedesignerin und beschäftigt sich vor allem mit

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Technologie. Ihre Schnittmuster entwickelt sie nicht mit Stift und Papier, sondern in einem Programm für dreidimensionale Werkstücke. So kann sie ihre Mode mit einem 3D-Drucker ausdrucken und anschließend mit Microchips versehen. Diese Chips programmiert sie dann. WENN MODE KOMMUNIZIERT Wipprechts Meinung nach ist Mode eine besondere Form des Ausdrucks, die uns – je nachdem – Persönlichkeit, Professionalität oder Gefühle zeigen kann. Warum also nicht in digitalen Zeiten diese Art von Kommunikation nutzen? In den Kleidern der Designerin sehen Models aus wie Cyborgs. Die Stücke reagieren auf den

Nutzer, genauer: auf dessen Blutdruck und Körpertemperatur. Einige leuchten auf. Zum Beispiel wenn man Angst verspürt. So lässt Kleidung die Umgebung wissen, wie man sich fühlt. Eine andere Art, mit Hilfe von Mode zu kommunizieren, hat das Modelabel „Cutecircuit“ erfunden. Da gibt es T-Shirts, die die Umarmung einer anderen Person simulieren. Anhand einer App werden Daten wie Wärme und der von einer Umarmung ausgeübte Druck gemessen und anschließend an die Kleidungsstücke übertragen. Ideal für Fernbeziehungen. Denn so kann man die Berührung einer geliebten Person spüren, obwohl sie weit weg ist. Wem das zu intim ist, kann sich auch Kleider oder Handtaschen kaufen, bei denen LED Lampen in den Stoff eingewo-


Smoke Dress von Anouk Wipprecht

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Future Craft 4D Product Hero von adidas

ben sind. Mit einer dazugehörigen App lassen sich soziale Netzwerke wie Twitter damit verbinden. So werden Meldungen und Muster direkt am Körper angezeigt.

es schon, aber noch sehr unausgereift.“

WER WILL WEARABLES?

Gerade wird auch die Herstellung von Mode revolutioniert. Denn der 3D-Druck ermöglicht schnelle und effiziente Anfertigungen und vor allem maßgeschneiderte. „3D-Druck ist definitiv ein spannendes Thema, das uns beschäftigt, jedoch nicht allein um der Technologie willen, es muss auch immer eine Relevanz für den Konsumenten haben“, sagt der Brand Strategy Director von adidas, Alexander Unger. „Uns geht es darum, Produkte besser, zum Beispiel leichter zu machen, um den speziellen Bedürfnissen von Athleten gerecht zu werden. Stichwort: „Designed to purpose“.“ 3-Druck: Im Idealfall bedeutet das auch, dass es dabei wenig bis keinen Ausschuss gibt, also Zero-Waste-Fashion. Denn immer relevanter wird die Nachhaltigkeit

Tragbare Technologie, wie zum Beispiel die Apple-Watch, werden „Wearables“ genannt, abgeleitet aus dem englischen „to wear“, was „tragen“ bedeutet. Die Kombination aus Technik, die unser Leben vereinfachen soll, mit Kleidern und Accessoires, die wir ohnehin schon tragen, lässt einen Menschen sehr futuristisch wirken. Aber: Wollen wir das überhaupt? „Ich bin mir ziemlich sicher, dass noch viele Wearables entstehen werden“, meint Apple-Mitarbeiter Adem Hancer, B.Sc. Produktion und Automatisierung. „Denn ich glaube, dass alles digitalisiert wird, vor allem in Sachen Gesundheit, Mobilität und Kommunikation. Vieles davon gibt

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KLEIDER UND SCHUHE AUS DEM DRUCKER

eines Kleidungsstückes, vom Ressourcenverbrauch bis zum ökologischen Fußabdruck. Konsumenten möchten wissen, wie Stoffe zusammengesetzt sind, woher sie kommen, wie sie verarbeitet werden und was mit ihnen geschieht. NACHHALTIGKEIT adidas hat unter dem Namen Futurecraft einige Projekte gestartet, unter anderem mit AMSilk, einer Firma für Biotech. So entstand ein Schuh, dessen Obermaterial aus einer proteinbasierten Faser besteht, die sich am Ende eines Lebenszyklus und nach Zugabe eines speziell dafür entwickelten Enzyms, komplett in Wasser auflösen kann. Man könnte, so heißt es, das Wasser sogar trinken. Das Wissen, wie ein Kleidungsstück entsteht, rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Und von Synergien könnten viele profitieren.„Stichwort Müllproblem: derzeit treiben schätzungsweise zweihun-


dert Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Ozeanen“, erklärt Alexander Unger von adidas. „Um das mal greifbarer zu machen: das entspricht in etwa dem 70-fachen Gewicht der gesamten noch verbleibenden Population der Buckelwale“. Mit „Parley for the Oceans“, einer Organisation zum Schutz der Weltmeere, versucht das Unternehmen nun der Verschmutzung durch Plastik entgegenzuwirken. Gemeinsam entwickeln sie Schuhe, die weitgehend aus recycelten Plastikabfällen aus dem Meer bestehen. Auch große Vereine wie der FC Bayern und Real Madrid spielten schon in Jerseys aus diesem Material. INNOVATION IN DER MODE „Da draußen gibt es unglaublich viele gute Ideen, von denen wir nur sehr wenige wirklich kennen“, meint Unger. „Unter dem Begriff Open Source stellen wir uns die Frage, wie können wir Kreativität fördern,

im physischen wie auch im digitalen Raum, um rechtzeitig von diesen Ideen zu hören und davon zu profitieren. Dieses Jahr eröffnen wir in Brooklyn eine Creator Farm. Dort können Kreative einfach mal vorbeischauen, ihre Ideen auf den Tisch werfen oder mit uns an neuen arbeiten, Feedback einsammeln oder sich inspirieren lassen. Open Source ist ein auf Kollaboration basierendes Innovationsmodell. Wir versuchen Ideen zu entwickeln mit Partnern, Athleten, Experten … aber eben auch mit Konsumenten.“ Wir haben demnach als Konsument viel mehr Ein­ fluss als wir denken. Daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir in der nächsten Zeit mehr als nur Mode tragen werden, vielleicht ja Gefühlsverstärker, Kommunikationsgeräte oder Müllvermeider. Eine Reportage von Joseph Lanzinger und Shila Rastizadeh

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OFFENHEIT KOMMT AUS DEM HERZEN

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Offenheit ist definitionsgemäß die Eigenschaft, sich unbefangen und bereitwillig mit jemanden oder etwas auseinanderzusetzen bzw. vorbehaltlos ehrlich zu kommunizieren und zu agieren. Es geht bei der Offenheit also darum, unbefangen, bereitwillig, vorbehaltlos und ehrlich miteinander umzugehen. Wie kommen wir dazu, eine solche naive, wenn nicht gar gefährlich dumme Haltung einzunehmen? Müssten wir nicht eher davon ausgehen, dass wir einander nur mit größter Vorsicht, wenn nicht gar mit realistischem, also größtmöglichem Misstrauen zu begegnen haben? „Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein“, heißt es scherzhaft-ironisch – dementsprechend stehen wir der Offenheit vorwiegend skeptisch gegenüber und bleiben sicherheitshalber verschlossen, halten uns bedeckt und schauen, wie wir es am besten anstellen können, uns nicht über den Tisch ziehen zu lassen bzw. wie wir auf kalkulierte Weise den bestmöglichen Vorteil für uns herausholen können… wir sind ja schließlich nicht blöd. Auf diese Weise mögen wir zwar schlau respektive „dicht“ sein, doch haben wir uns so in unseren Vorbehalten verloren und leben am Leben vorbei. Erst umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wer im Austausch mit anderen nichts für sich „herausholen“ will und seinem Gegenüber vorbehaltlos begegnet, mag zwar naiv wirken und leicht den Kürzeren ziehen – doch „gewinnt“ ein solch selbstloser Mensch am Ende doch alles: Er gibt sich bedingungslos dem Augenblick hin und schafft damit das Bestmögliche … zur Verwunderung derer, die ihn oder sie leicht übervorteilen könnten und mit größter Bewunderung derer, die spüren, welch einem in unserer materiellen Welt so seltenen, wertvollen Wesen sie gegenüber stehen. Offenheit bedeutet, das schlichte Kalkül zu überwinden und in der Gegenwärtig­keit über sich hinaus zu wachsen. Offenheit bedeutet Großzügigkeit, sie kommt aus einer schenkenden Haltung, die über den eigenen Vorteil hinaus das Bestmögliche will. Dieses ist eine Sache des Herzens: Denke nicht, fühle. Kalkuliere nicht, gehe im Geschehen auf, gib dich hin. Erfahre die Paradoxie, dass du dich erst findest, wenn du dich verlierst. Schaue, was ist und lass los, was du siehst. Diese Selbst-Verlorenheit schafft den Raum für eine Identität, die immer schon in uns angelegt ist. Wir entfalten und erst wirklich, wenn wir nicht mehr in Konventionen denken – wie könnte das besser gelingen, als wenn

wir unser kleinliches Ego überwinden und darauf vertrauen, dass der wahre Reichtum ein Reichtum des Herzens ist? Eine kleine Offenheits-Übung: Gehe in die Natur – es kann der Baum vor deinem Haus sein oder der Park in der Stadt oder ein Tier, das dich unvermittelt anblickt. Vielleicht ist es auch „nur“ ein Summen, ein Leuchten oder ein Hauch. Schließe die Augen und höre und fühle in dich hinein. Achte auf deine innere Stimme – sie wird zu dir sprechen – nicht in Worten, sondern in Bildern, in Klängen und in Gefühlen. Nimm wahr, was dir im Augenblick begegnet und sei dankbar für diesen Moment. Nimm dieses Erlebnis in dein Herz auf und trage diese Geschehen mit dir. Erachte es als einen Samen, der von nun an stetig in dir wächst. Erlebe dich als ein geistiges Wesen in der Natur und fühle dich eins mit allen anderen geistigen Wesen – dem Wind, der Sonne, den Wolken, den Pflanzen, den Tieren und Menschen. Lass alles los, was dich davon abhält, ein lebendiger Mensch zu sein. Verzage nicht. Öffne dich und lerne, deine kosmische Existenz wahrzunehmen. Diese ist sprachlos und ewig und trägt dich in all deiner Einsamkeit. Sei mutig und wage dankbar den Sprung ins Unbekannte, das dich seit jeher umfängt und dich jeden Moment liebend frei gibt! Die hier gemeinte Offenheit ist natürlich keine des Verrats oder der vorschnellen, leichtfertigen Mitteilung. Offene Menschen können durchaus auch verschwiegen sein – sie öffnen sich eher mit dem Herzen als mit dem Mund und wissen sehr genau, wem sie sich in bestimmten Situationen besser nicht öffnen und wann und warum sie etwas für sich behalten. Offene Menschen sind zumeist auch eher schweigsam. Leichtfertige oder eitle Plaudereien meiden sie. Sie schöpfen aus inneren Welten und nehmen im Äußeren dessen innere Qualitäten wahr. Sie definieren sich nicht über Besitz, Geld oder Konsum. Offene Menschen sind geistige Wesen. Sie töten nicht und lassen nicht töten – wie denn auch, da sie alles Lebendige lieben. Offene Menschen sind schön, man kann sie an ihren leuchtenden Augen und ihrem Lächeln erkennen. Oder an ihrem entschiedenen „Nein“, da sie sich allem und jedem/r verweigern, das oder der/die das Leben nicht ehrt. Ein Essay von Michael Schels mit einer Illustration von Jessica Bauer

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NÜRNBERG KULTURHAUPTSTADT 2025

„Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“ sagt das geflügelte Wort und so trifft es wohl auch für das große Thema „Nürnberg Kulturhauptstadt 2025“ zu. Am 14.12.2016 beschloss der Stadtrat die Bewerbung für Nürnberg. Ende 2016 planten auch Magdeburg, Mannheim, Kassel, Chemnitz, Hildesheim, Dresden und Leipzig eine Bewerbung. Slowenien kann auch eine Stadt als Kulturhauptstadt 2025 bewerben. Anfang 2016 entstand bereits die Initiative Pro NUE2025 aus dem „Creative Monday“ und dem Verein zur Förderung der Kultur und Kreativwirtschaft heraus, die inzwischen 200 Mitglieder umfasst. In dieser Gruppe, bestehend auch aus kleineren, bereichsorientierten Untergruppen, trifft man sich regelmäßig und macht sich Gedanken zur Durchführung und Begleitung des Prozesses bis hin zur Ideenfindung und Umsetzung. Die Bewegung behandelt verschiedene Kulturbegriffe, z.B. die Hochkultur, Subkultur, Multikultur, Erinnerungskultur, Identifikationskultur sowie Alltagskultur, um hier nur einige wiederzugeben. Warum nun die Bewerbung zur Kulturhauptstadt? Diese Bewerbung ist eine Chance, um den Blick auf die Zukunft zu richten. Wie wollen wir 2025 in Nürnberg leben, Nürnberg erleben. Der Initiative ist es wichtig, mit den Menschen unserer Stadt gemeinsam zu überlegen und sie mit in den Prozess einzubinden. Unabhängig der Bewerbung wird man sich den Anforderungen der sich verändernden Gesellschaft stellen müssen, z.B. der Zuwanderung, den Spannungsfeldern, der Vergangenheit und einer positiven Identifikation im europäischen Kontext. Dabei soll es entsprechend unserem Verständnis um einen weiten Kulturbegriff gehen, der auch Defizite benennt, an ihnen arbeitet und sich konstruktiv damit auseinandersetzt. Auch die Zentrifuge plant, sich kreativ mit einem Projekt einzubringen. 2017 startete in Nürnberg die Bewerbungsphase mit drei Informationsabenden unter dem Titel:

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PACK MER´S KULTURHAUPTSTADT NÜRNBERG 2025, auf denen Oberbürger­ meister Dr. Ulrich Maly und Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner das Vorhaben vorstellten und anschließend mit dem Publikum diskutierten. Eine andere Veranstaltungsreihe fand im Künstlerhaus statt, wo z.B. der Veranstalter Medienladen e.V. einlud zur Diskussion über Partizipation der Bürger, Kulturszene und Kreativwirtschaft bei der Bewerbung und Programmerstellung. Austausch und Anregungen mit den teilnehmenden Bürgern waren auf allen Veranstaltungen erwünscht. Einig war man sich, dass man viele der entstehenden Ideen so oder so realisieren wolle. Zur „Blauen Nacht“ am 6. Mai wurde das frisch eingerichtete Bewerbungsbüro für die Kulturhauptstadt in der Spitalgasse 1 mit der Kunstaktion „Kinderlabor für Gedanken“ eröffnet. Dazu waren Kinder ab 5 oder 6 Jahren eingeladen, ihre Botschaften auf die Scheiben des Bewerbungsbüros zu schreiben (s. Fotos). Wie geht es weiter im Prozess der Bewerbung Nürnberg Kulturhauptstadt 2025? Diese Frage betrifft natürlich das Bewerbungsbüro und die Stadtverwaltung, deren Aussagen und Aktivitäten mit vielen Links unter www.nue2025.de aufgerufen werden können. Die fünf Themenschwerpunkte sind: Europa - Quo vadis?, Digitalisierung des Alltags, Migration-Heimat-Diversity, zukunftsgerichtete Erinnerungskultur und Zukunft der Arbeit. In diesem Beitrag möchten wir euch einladen, an diesem spannenden Prozess mitzuwirken. Wir können und sollten uns alle mit unseren Gedanken, Ideen und Aktionen einbringen. Wir erlebten die bisherige Auseinander­ setzung mit dem Thema inhaltlich bereich­ernd und interessant, auch als Beitrag engagierter Bürger mit dem Interesse am Prozess der Veränderung und der Möglich-­ keit, selbst zu gestalten. Ein Text von Angela von Randow und Patrizia Arrigo-Daumenlang


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VORSICHT VOR DER PARTZIPATIONSFALLE KÜNSTLER UND KREATIVE: VERSCHENKT EURE IDEEN UND EURE KREATIVITÄT NICHT!

Die Stadt Nürnberg ruft im Rahmen des Bewerbungsverfahrens zur Kulturhauptstadt 2025 zur Partizipation auf. Das hört sich erstmal ganz gut an – wow, wir sind zur Partizipation aufgerufen! Wir dürfen mitmachen! Im Prinzip ist Partizipation ja etwas Positives, man kann sich an einem öffentlichen Prozess beteiligen, Stadt mitgestalten etc… Für „einfache“ Bürger,

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die ihr Brot anderweitig verdienen, mag das eine tolle Sache sein, doch für Kreative und Menschen, die vor kreativen Ideen nur so sprudeln und davon auch leben (wollen), ist das ein gefährliches Terrain: Bring deine Ideen ein und die Stadt macht damit, was sie will. Vorsicht ist also geboten – wenn Frau Prof. Lehner, die Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, „ihr“ „Künstlerprekariat“

zur Partizipation aufruft, dann kann damit nur gemeint sein: „Gebt uns eure Ideen, verschenkt uns euch wie gehabt und seid dankbar, wenn ihr dafür ein paar Almosen bekommt. Im Grunde brauchen wir euch eh nicht, denn eins ist jetzt schon klar: das große Geld bekommen etablierte Agenturen und Künstler, die wie üblich aus Renommeegründen von weither eingekauft


Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt birgt eine große Chance für die hiesigen Künstler und Kreativen: Sich endlich einmal – und das möglichst dauerhaft – nicht mehr unter Wert verkaufen.

werden. Hauptsache kein Risiko eingehen.“ Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt birgt eine große Chance für die hiesigen Künstler und Kreativen: Sich endlich einmal – und das möglichst dauerhaft – nicht mehr unter Wert verkaufen. Haltet eure Ideen zurück, bringt euch in diesen Prozess nicht ein – wartet so lange, bis die Stadt ein Budget freigibt, mit dem sie euch, eure Ideen und Projekte endlich angemessen bezahlt. Bei einem millionenschweren Etat sollten für die hiesige freie Künstler- und Kreativ­ szene mindestens 500.000 EUR herausspringen – jährlich! Ich plädiere für einen Fördertopf für die freie Szene ab 2018 bis mindestens 2030. Dieser Fördertopf sollte Projektförderungen und Honorare für kreative/künstlerische Leistungen enthalten, die im Umfang von je mindestens 5.000 EUR bis hin zu 50.000 EUR ausgezahlt werden. Unkompliziert und ohne bürokratische Hürden. Einfache Projektskizze, Kalkulation und abschließende Dokumentation müssen genügen (der vom Wirtschaftsreferat Nürnberg schon einmal aufgesetzte, jedoch schon nach zwei Jahren wieder stornierte Fördertopf für die Nürnberger Kultur- und Kreativwirtschaft war hier vorbildlich, doch leider viel zu kurz und zu knapp bemessen). Es wäre im Prinzip ganz einfach: Künstler und Kreative, die sich bereit erklären, beim Kulturhauptstadtprozess mitzuwirken, werden mit mindestes 80 EUR / Stunde netto vergütet (ähnlich honoriert wie Politiker und städtische Angestellte, die ja Kraft ihres Amtes immer schon bezahlt dabei sitzen). Wer also zu einem Meeting der Stadt geht, seine Zeit zur Verfügung stellt um mitzudenken und um seine/ihre Ideen einzubringen, stellt anschließend eine

entsprechende Rechnung an das Kulturreferat, die dann prompt zu bezahlen ist. Wer nicht bezahlt wird, verweigert seine/ihre weitere Mitarbeit. So viel Courage muss sein! Fordert eine angemessene Bezahlung gleich von Anfang an, sonst wird das mit der Kulturhauptstadtbewerbung ablaufen wie eh und je: Die Künstler und Kreativen vor Ort gehen leer aus und andere, die wissen, wie´s geht, pumpen sich die Taschen voll. Künstler und Kreative in Nürnberg: Verweigert euch diesem Prozess, bis die Stadt euch ein akzeptables Angebot macht. Wendet das Blatt – wenn nicht jetzt, wann dann? Selbstredend betrifft dieser Aufruf ausschließlich die Künstler und Kreativen, die von ihrer Arbeit auch leben (wollen). Wer sich als kreativer, sozialer, gutwilliger und sonstwie engagierter Bürger in diesem Prozess einbringen will, kann das liebend gerne auch kostenlos und ehrenamtlich tun. Doch ich bin mir sicher: Ohne angemessen ein­ gebundene – und das heißt auch würdig vergütete – Künstler und Kreative vor Ort wird Nürnberg den Titel Kulturhauptstadt zu Recht nicht verdienen. Die etablierten Kunstinstitutionen und städtischen Events allein machen das Kraut nicht fett. Aber mit angemessen eingebundenen und auch ehrlich bezahlten Künstlern und Kreativen vor Ort, d.h. mit einer starken Aufwertung der Freien Szene weit über 2025 hinaus kann Nürnberg eine für Europa vorbildliche Stadt werden, weil sie verstanden hat, wie man schöpferische Qualitäten fördert! Ein Text von Michael Schels mit einer Illustration von Johannes Anselm Hartmann

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DIE METROPOLREGION NÜRNBERG EINE NETZWERKAFFINE „HEIMAT FÜR KREATIVE“?

Dieser Text basiert auf einer Promotionsarbeit von Moritz Ortegel, die unter dem Titel „„Heimat für Kreative!“: Übersetzungen der „Kreativitätsskripte“ in den lokal-spezifischen Kontext der Europäischen Metropolregion Nürnberg“, am Institut für Geographie der FAU Erlangen-Nürnberg geschrieben wird. Der Autor Moritz Ortegel hat für das Magazin PILOT und für den Zentrifuge Weblog On-Index.de folgende Essenz daraus erstellt: ‚Kreativität‘ zu fördern gehört heute zum Standardrepertoire der Stadt- und Regionalentwicklung. Insofern überrascht es wenig, dass auch die Europäische Metropolregion Nürnberg „Heimat für Kreative“ werden und die sog. Kultur- und Kreativwirtschaft fördern will. Offenheit, Diversität und Toleranz gelten in der wissenschaftlichen Debatte als wichtige Elemente, die eine Stadt und Region attraktiv für ‚Kreative‘ machen und ein Umfeld schaffen, in dem Kreativität zu einer positiven Entwicklung beiträgt. Wie aber soll dieses Umfeld gefördert werden? Ein zentraler Baustein, der von allen – egal, ob Kreativszene Auf AEG und in Nürnberg, Wirtschaft oder Politik und Verwaltung der Metropolregion – ins Spiel gebracht wird, ist das ‚Netzwerken‘. Wenn man aber genauer hinsieht, stellt sich die Frage, wer hier eigentlich mit wem wie vernetzt werden soll. Hierzu gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen und Umsetzungen, die im

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folgenden näher betrachtet werden sollen: Es existieren mindestens drei Vorstellungen von Kreativität parallel in der Metropolregion, die auf unterschiedliche Akteure und Öffentlichkeiten zielen und unterschiedliche Formen des Netzwerkens nahe legen. Die oft spontanen und netzwerkaffinen freien und subkulturellen Szenen schaffen sich entsprechende Orte und Situationen, sei es Auf AEG, in der Quelle, bei Ausstellungseröffnungen, in Szenekneipen, in offenen Werkstätten oder bei Netzwerkevents wie dem Creative Monday. Netzwerken gilt als zentrale Ressource, die Experimentierräume öffnet und die projektbasierte Arbeitsweise der Kulturund Kreativwirtschaftsszenen auszeichnet. Kreativität ist dieser Vorstellung nach ein Effekt der freien und subkulturellen Szenen und Netzwerken läuft eher kleinteilig auf Ebene von Nachbarschaften und an szenespezifischen Orten im informellen Umfeld ab. Parallel dazu existieren Vorstellungen

von Kreativität im Sinne technologischer Innovation und als Teil soziokultureller Aktivitäten. Die drei Vorstellungen überlappen sich teils und/oder widersprechen sich. Ich möchte diese parallel existierenden Varianten, aber auch Hindernisse für ihr Gelingen am Beispiel metropolitaner Politik und alltäglicher Prozesse Auf AEG beleuchten, um diese zu verstehen und so Grundlagen für neue und offene Verbindungen herzustellen. NETZWERKEN AUS SICHT EINER TECHNOLOGIEORIENTIERTEN METROPOLREGION Werfen wir zunächst einen Blick auf die politische Ebene der Metropolregion. Dies ist interessant, weil ‚Selbstverständlichkeiten‘ der metropolitanen ‚Netzwerkpolitik‘ Einfluss auf die Entwicklungsmöglichkeiten Auf AEG haben. Netzwerken gilt den politischen Akteuren der Metropolregion


als zentrale Strategie, um eine positive Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft und damit der Region anzuschieben. Entsprechend heißt es, dass bestimmte als innovativ bewertete Aktivitäten und Orte, wie der von der Zentrifuge initiierte Creative Monday oder das Kulturzentrum Z-Bau oder neue, netzwerkorientierte Arbeitsformen in Co-Working Spaces, gefördert werden sollen. Hinzu kommen Messen, Festivals, Kreativzentren und Symposien mit runden Tischen, die die materiellen und symbolischen Ressourcen bereitstellen sollen, um das Bewusstsein und die Sichtbarkeit zu verbessern sowie Kommunikation und Netzwerken zu fördern. Die offiziellen Dokumente und Förderinstrumente wie Symposien zeigen, dass die von den politischen Akteuren der Metropolregion bevorzugten Formen des Netzwerkens stärker institutionalisiert, formeller und großformatiger angelegt und informelle und kleinteilige Netzwerkaktivitäten nahezu unsichtbar sind. „HEIMAT FÜR KREATIVE” Warum sind diese Formen des Netzwerkens im Kontext der Metropolregion eigentlich so überzeugend? Wenn wir uns Vorgängerpolitiken der Stadt- und Regionalentwicklung in der Region Nürnberg ansehen, fallen einige Ähnlichkeiten mit der aktuellen Vision „Heimat für Kreative“ auf. Das Netzwerken zwischen Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen galt schon lange vor der Ausrichtung auf Kreativität als wichtige Strategie regionaler Politiken. Wenn wir uns die sog. wissensintensiven und innovativen Dienstleister ansehen, die eine wichtige Rolle in den etablierten High-Tech-Clusterpolitiken einnehmen, wird klar, dass sich diese als ‚Vorgänger‘ der Kultur- und Kreativwirtschaft verstehen lassen. Die Logik zielt auf die Vernetzung ‚traditioneller‘ und ‚neuer und innovativer‘ Firmen mit technologieorientierten Forschungs- und Bildungseinrichtungen entlang etablierter Wertschöpfungsketten der ‚High-Tech-Region Nürnberg‘. In der Summe sind die politischen Maßnahmen eher auf ganze Kreativindustrien und das Netzwerken zwischen Firmen und Institutionen ausgerichtet als auf kreative Individuen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die damals entwickelten eher institutionalisierten, formellen und großformatigen Formen des Netzwerkens heute ebenso für die Kulturund Kreativwirtschaft als vielversprechend. Es ist organisatorisch, finanziell und ideell weniger aufwendig auf etablierten, ‚erfolgreichen‘ Strukturen und Denkwei-

sen aufzubauen, die Kreativität eher als technologische Innovation verstehen. VIELFALT DES (NICHT-)NETZWERKENS AUF AEG Um der Vielfalt des Netzwerkens und der politischen Instrumente auf die Spur zu kommen, ist ein Blick jenseits der politischen Ebene Auf AEG hilfreich. Meine Interviewpartner*innen beschreiben Auf AEG als Ort mit einer guten Mischung aus Netzwerken, Kollaboration und Inspiration, aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Netzwerken läuft meist projektbasiert wie die Planung und Durchführung des überregionalen Events „Offen Auf AEG“. Neben auf Netzwerken spezialisierten Institutionen, wie bis 2014 der Zentrifuge, sind auch das Kultur- und Freizeitamt der Stadt Nürnberg (KUF) und der einflussreiche Investor MIB in Netzwerkaktivitäten ‚verstrickt‘. Die Vernetzung der unterschiedlichsten Bereiche gilt als zentrale Aufgabe, um die Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft zu heben. Nichtsdestotrotz bleibt es umstritten, ob die Ansage „creating communities“ von MIB zutrifft oder nicht. Auf dem Gelände gibt es viele neue Orte und Veranstaltungen, die spontanes, informelles und kleinteiliges Netzwerken ermöglichen und Auf AEG lebendiger und einladender machen, wie das Café Pforte, die Rösterei, neue, dynamische Ateliers und Ausstellungen. Gerade die ehemalige Barriere der Werkspforte wurde als Café zu einem Treffpunkt aller Gruppen auf dem Gelände. Insgesamt kommt in den Interviews von allen Seiten viel Lob für Auf AEG, die kooperativen Arbeitsbedingungen, ein „Wir-Gefühl“ und die spannenden Möglichkeiten Freiräume zu erobern und zu bespielen. AUFBRUCHSTIMMUNG VERFLOGEN Nichtsdestotrotz sind der Pioniergeist und die Aufbruchsstimmung verflogen, nachdem wegen der erfolgten Sanierungen zunehmend weniger Räume zur freien Gestaltung und Aneignung übrig sind. Der Mangel an Freiräumen gilt als generelles Problem in Nürnberg. Hinzu kommt, dass sich die umtriebige Netzwerkplattform Zentrifuge wegen mangelnder Unterstützung und Lärmschutzstreitigkeiten ideell und ökonomisch gezwungen sah das Gelände zu verlassen. Darüber hinaus gibt es weitere ideelle, materielle und atmosphärische Hindernisse für Netzwerken Auf AEG, z.B. in den „Künstlerhäusern“ 74 und 75. Wenn aus familiären oder beruflichen Gründen häufig nur wenige Leute gleichzei-

tig vor Ort sind, lässt es sich schwer netzwerken. Zudem ist Interaktion hier stark an persönliche Freundeskreise und weniger an professionelle Netzwerke geknüpft. Außerdem schaffen bauliche Strukturen und Verhaltensweisen Netzwerkbarrieren. Auf den Gängen zu den Ateliers gibt es keine Fenster oder sonstige kommunikative Elemente. Zudem halten die meisten Künstler*innen ihre Türen geschlossen. So entsteht ein Gefühl der Abgeschlossenheit. Gerade die engen Gänge zu den Ateliers wurden in den Interviews als „unkommunikativ“ beschrieben. Der dunkle Teppich und die Sterilität der ehemaligen AEG-Büros sorgen für eine „deprimierende“ Atmosphäre, die keine Kommunikation, Freundlichkeit oder gute Gefühle hervorbringt. Entsprechend verschwinden viele schnell in ihren Ateliers. Treffpunkte wie regelmäßige, gemeinsame Mittagessen oder ähnliches bleiben mangels Zeit meist temporäre Erscheinungen. Gleichzeitig lässt sich die materielle Situation wegen Vorschriften zum Brandschutz und zu Fluchtwegen kaum verbessern. Echte Treffpunkte, außer den Vorräumen des Treppenhauses, gibt es im Gebäude nicht. KÜNSTLER TICKEN ANDERS Eine weitere Dimension, die wir nicht unterschätzen sollten, wenn es um die Frage des Netzwerkens geht, ist jene des Selbstverständnisses bzw. der Identität der beteiligten Akteure. Viele Firmen und Institutionen Auf AEG sind zurückhaltend, was das Netzwerken betrifft, da sie auf ihre bspw. wissenschaftlich-technologische Arbeit fokussiert sind und sich keine Überlappungen mit Kreativen und Künstler*innen vorstellen können. Die Künstler*innen werden in den Interviews als „autonom denkende und handelnde Wesen“, die „anders ticken“ beschrieben. Sie selbst identifizieren sich als „Außenseiter“, welche die meiste Zeit ganz „alleine“ konzentriert an ihrem Werk arbeiten und ebenfalls keine Phantasie zur Zusammenarbeit entwickeln. In der Konsequenz werden die „Künstlerhäuser“ zu „unseren“ und die auf der anderen Seite teils sogar zu „fremden“ Gebäuden. Um die die ‚verschiedenen Welten‘ ins Gespräch zu bringen, bräuchte es eine Art Übersetzungsstelle. Erschwerend kommt hinzu, dass sich eine räumlich begründete, geradezu identitätsstiftende Trennung in ein Nord- und ein Südgelände etabliert hat. Diese basiert u.a. auf der baulichen Trennung durch die Muggenhofer Straße. Die Trennung verstärkt sich durch die Struktur der beiden Areale. Die Interviewpartner*innen beschreiben

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Archiskulpturen im Atelier von Alexander Seiler Auf AEG

das Südgelände als lebendiger, da es mehr Innenhöfe, Mieter, Läden, Restaurants und Cafés gibt. Inzwischen ist die Galerie 76 mit einem Café allerdings zum Treffpunkt auf dem Nordareal geworden. Im Norden gab es lange Zeit aber vor allem Parkplätze, wenig Treffpunkte und folglich wenig Laufkundschaft. Gerade die Ateliers sind größtenteils auf dem Nordgelände und einige Künstler*innen sprechen von Südareal als „großem Bruder“ und beschreiben die eigene Situation als Isolation „vom ganzen Spaß“ auf der anderen Seite. Andere kommentieren die Situation ähnlich: „Des Nordareal is gefühlt sowieso auch wirklich ´n paar Kilometer weg“. Dies zeigt sich auch im geringen Austausch mit dem KUF, das noch keine Veranstaltungen auf dem Nordareal durchgeführt hat. Die geringe Interaktion verweist auf das Verständnis des KUF von Kreativität als Teil soziokultureller Aktivitäten, die mit ihren Veranstaltungen stärker auf den Austausch mit Bürger*innen als mit Kreativen ausgerichtet sind. ZUGANGSBARRIEREN Der Blick aus der soziokulturellen Perspektive verdeutlicht weitere soziomaterielle Hindernisse für den Austausch. Zu Beginn

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der Revitalisierung Auf AEG war die Pforte eine hohe Hürde mit Pförtner, Schlagbaum und Passierschein. Eine „bizarre“ und „groteske“ Situation für niederschwellige, soziokulturelle Arbeit. Besucher*innen haben wegen der Unübersichtlichkeit sowie der unzureichenden Beleuchtung und Beschilderung des Geländes häufig Probleme Veranstaltungen zu finden. Die Künstler*innen verschlossen nach Einbrüchen zudem ihre Türen. Besucher*innen scheinen gerade das wenig einladende und „hässliche“ Nordgelände ungern zu betreten. Die von AEG geerbte, industrielle Büroarchitektur war einfach nicht repräsentativ und einladend geplant. Hinzu kommen Vorstellungen über das Gelände, die Auf AEG und die Bürger*innen ebenfalls eher voneinander trennen. Zum einen ist die materielle und symbolische Wahrung von Betriebsgeheimnissen zu nennen. Gebäude der Tech-Fak und Industrie-Unternehmen, die für Kreativität als technologische Innovation stehen, sind mit Kameras und abweisenden Schildern bestückt. Die Erinnerung an das private AEG-Firmengelände verstärkt das Gefühl, hier nichts zu suchen zu haben. Ergänzt wird dieses Bild heute durch die Wahrnehmung des Geländes als Ort der Künstler.

In der Summe scheinen viele Bürger*innen noch nicht verinnerlicht zu haben, dass Auf AEG auch für sie ein Teil des Stadtteils sein könnte. Abseits von Veranstaltungen bleibt die Laufkundschaft für kulturelle und kreative Angebote aus, da das Gelände als eher abgeschlossen gilt. Eine der wichtigen Ausnahmen, die diese Muster aufbricht, ist alljährlich Offen Auf AEG. Die Veranstaltung lockt viele ehemalige AEGler und neue Besuchergruppen auf das Gelände, die sich ansonsten nur bedingt willkommen fühlen. Es gibt Möglichkeiten sich in entspannter Atmosphäre die Entwicklungen des Geländes anzuschauen und mit den Kreativen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Abseits dieser Events überwiegt jedoch das Image eines ‚geheimnisvollen und abgeschlossenen Ortes‘, der mit der Muggenhofer Nachbarschaft wenig zu tun hat. Alles in allem existieren sehr unterschiedliche Vorstellungen, Umsetzungen, Zielgruppen und Instrumente zum Thema Netzwerken parallel: spontanes, informelles und kleinteiliges Netzwerken z.B. Auf AEG, Netzwerken im Sinne lang eingespielter formeller und großformatiger Arrangements von Seiten der Metropolregion, aber auch einige Hindernisse für das


Netzwerken, wie architektonische Aspekte, fehlende Netzwerk-Orte und teils separierende Identitäten. „Creating communities“ ist daher eher als Prozess mit Hindernissen zu begreifen. OFFENHEIT UND ÜBERSETZUNGEN KÖNNEN VIELFÄLTIGE ‚PARALLELWELTEN‘ INS GESPRÄCH BRINGEN Trotz der genannten Probleme haben sich einige informellere und inzwischen geschätzte Netzwerkpraktiken und -orte in der Metropolregion und Auf AEG etabliert wie Coworking Spaces oder die Veranstaltungen Offen Auf AEG und Creative Monday. Auf AEG gilt als wichtiger Nukleus in diesem Zusammenhang. Orte dieser Qualität gilt es grundsätzlich zu erhalten und weitere zu öffnen. Sollen aber die unterschiedlichen Perspektiven auf ‚Netzwerken‘ und ‚Kreativität‘, vor allem die Dominanz der Lesart als technologische Innovation, das Netzwerken nicht erschweren, brauchen wir mehr intellektuelle und praktische Offenheit und Beweglichkeit: Wir müssen die ‚Anderen‘ verstehen wollen! Dafür braucht es vor allem Freiräume, Orte und Veranstaltungen, an denen zwischen diesen teils unterschiedlichen Wel-

ten übersetzt wird und wo neue kreative Verbindungen entstehen können. Professionelle öffentliche, intermediäre und private ‚Grenzgänger*innen‘ und ‚Übersetzer*innen‘ können hier nicht schaden! Außerdem sollte das Design dieser Orte unbedingt berücksichtigt werden. Offenheit und langfristig gute ideelle und materielle Rahmenbedingungen für unterschiedlichste, inklusive Varianten des Netzwerkens herzustellen, bleibt eine der dringlichsten politischen Aufgaben in der Metropolregion.

Dieser Text basiert auf dem Artikel „“Creative city” policy mobilities as transformation of dispositives – arrangements of “networking” in the European Metropolitan Region of Nuremberg” von Moritz Ortegel (nachzulesen unter: http://www.geogr-helv.net/72/157/2017/), sowie seiner Arbeit im von der Staedtler Stiftung finanzierten Projekt „„Heimat für Kreative!“: Übersetzungen der Idee kreativer Stadt- und Regionalentwicklung in den spezifisch lokalen Kontext der Europäischen Metropolregion Nürnberg“ und seinem laufenden Dissertationsprojekt (nachzulesen unter: http://www.geographie. nat.uni-erlangen.de/personen/moritz-ortegel/), die beide am Lehrstuhl für Kulturgeographie des Instituts für Geographie der FAU Erlangen Nürnberg von Prof. Dr. Georg Glasze betreut werden.

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WARUM HELFEN WIR?

DIE VERANSTALTUNGSREIHE HORIZONTE 2050 LUD MENSCHEN AUS VERSCHIEDENEN LEBENSWELTEN EIN, ÜBER DAS HELFEN NACHZUDENKEN

Wieso bietet man einer älteren Dame in der U-Bahn seinen Platz an? Was treibt uns an, ein Ehrenamt zu übernehmen, zu spenden oder gar humanitäre Hilfe in Krisengebieten zu leisten? Diesen Fragen gingen die Initiatoren von Horizonte2050 am 15. Februar 2017 in der Nürnberger Villa Leon nach. Bereits zum zweiten Mal hatte die Ko­ operation „Partner für eine Welt“ der katholischen Hilfswerke und Zentrifuge e.V. zu Horizonte 2050 eingeladen. Eine Veranstaltung, bei der Menschen aus unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten eine unkomplizierte und offene Begegnungs- und Austauschplattform geboten wird. „Gemeinsames Handeln in der Welt“ – mit Blick auf unsere unmittelbare und mittelbare Zukunft bis ins Jahr 2050 ist das zentrale Thema der Reihe. Im Fokus an diesem Abend stand die Frage: „Warum helfen wir?“ Zum Einstieg gab es drei verschiedene Impulsgeber. Drei Menschen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Talente helfen. „WIR ARBEITEN OHNE HONORAR“ Am Anfang sei es in erster Linie um Musik, um Literatur, um Poesie und Religion gegangen, meint Karlheinz Busch. Als der Gründer und Manager des Bamberger Streichquartetts gemeinsam mit Schauspieler Martin Neubauer in Bamberg vor 15 Jahren die Meditationsreihe „Kultur der Stille“ ins Leben rief, stand jedoch schnell fest: „Dieses Herzensprojekt soll für alle zugänglich sein.“ Eintritt wollten beide nicht verlangen. „Wir arbeiten ohne Hono-

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rar“, erklärt der ehemalige Cellist der Bamberger Symphoniker ganz nebenbei. Dafür bitten sie um Spenden. Das Geld geht an verschiedene Stellen, etwa das Frauenhaus Bamberg. „Es sind keine gewaltigen Summen, vielleicht 200-300 Euro, aber trotzdem freut man sich dort sehr über eine solche Zuwendung“, meint Busch. Für ihn, so erklärt er, sei es immer ein beidseitiger Gewinn. Als Musiker fände er in seiner „Kultur der Stille“ eine ganz besondere Ausdrucksform und als Mensch das gute Gefühl, mit seinem Talent konkret zu helfen. NACHBARSCHAFTSHILFE MIT AUSZEICHNUNG „Ihr seid willkommen!“. Dieses Credo begleitet Ise Jelden-Hägel mindestens 30 Stunden in der Woche. Die pensionierte Gymnasiallehrerin ist seit 25 Jahren in der Flüchtlingsarbeit tätig. Zunächst war sie Sprecherin der „Bürgerinitiative für gute Nachbarschaft mit Flüchtlingen“ während des Jugoslawienkriegs, dann Nachhilfe­ lehrerin und Bildungscoach für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Seit 2015 ist sie Initiatorin und Koordinatorin des Helferkreises der Gemeinschaftsunterkunft Solgerstraße. Eine Gruppe ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, die mit dem Ehrenamtspreis der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern (ELKB) ausgezeichnet wurde. Mit mehr als 35 aktiven Mitgliedern organisiert Jelden-Hägel ein breites Angebot, begonnen bei der Vermittlung von Deutschkursen, Hilfe beider Suche nach günstigen Wohnungen, Krippenplätzen oder Ärzten bis hin zur Begleitung bei Behördengängen.

Doch neben den üblichen Hilfeleistungen verfügt die Unterkunft in der Solgerstraße dank großer Solidarität und dem Engagement von Jelden-Hägel auch über Mutter-Kind-Kurse, Sport- und Schwimmkurse und einen spendengetragenen „Umsonst-Laden“ mit kostenloser Kleidung, Küchen- und Wohnutensilien. Selbst Ärzte und Juristen konnten ins Boot geholt werden. Das Besondere an der Unterkunft sei, dass es sich um reine Nachbarschaftshilfe handle, so Jelden-Hägel. Zwar unterstütze die Kirche das Projekt finanziell, aber „es sind Menschen aus dem Stadtteil, die sich um ihre neuen Nachbarn kümmern und versuchen, sie zu integrieren“. Die Hilfe sei mehr oder weniger ein Vollzeit-Job, meint sie mit einem Lächeln, aber es tue gut, sein Können sinnvoll zu investieren. Bereits als Jugendliche fühlte sie sich berufen, zu helfen - für sie eine Frage der Ethik und Nächstenliebe. Das Engagement fordert ihr viel ab und lässt auch die Familie nicht unverschont. Mehrmals an diesem Abend klingelt das Telefon. Einer ihrer Schützlinge braucht Hilfe. Da müsse sich jetzt ihr Mann drum kümmern, erklärt sie. KAMPF GEGEN DAS WEGSCHAUEN Hilfe auf einer anderen Ebene leistet Andrij Waskowycz. Seine Hilfe ist Beruf und Berufung. Er ist Präsident der Caritas Ukraine. Einem Land, das gerade vor einer großen humanitären Katastrophe steht. Mehr als 10 000 Tote und über 25 000 Verletzte hat die Ukraine in den letzten beiden Jahren zu beklagen. Tausende Menschen sind obdachlos. Die Infrastruktur ist in weiten


Teilen zerstört. Über eine Million Menschen sind auf der Flucht. Die Arbeit in diesemGebiet sei teilweise lebensgefährlich und mit den begrenzten Mitteln, die er zur Verfügung hat, kaum zu stemmen, berichtet Waskowycz. Dennoch erlebe er sehr große Solidarität. „Ich kann nicht verstehen, dass man in einem reichen Land wie Deutschland so große Probleme mit Flüchtlingen hat. In der Ukraine sind die Menschen viel ärmer, trotzdem haben sie geholfen, haben Flüchtlinge bei sich aufgenommen

und ihr Essen geteilt“, betont er. Hilfe vom ukrainischen Staat sei keine zu erwarten, deshalb seien die Hilfsorganisationen und Kirchen auf sich gestellt, so Waskowycz. Trotz weniger Mittel versucht die Caritas vor Ort Angebote für Jugendliche und Straßenkinder aufrecht zu erhalten, Krankenpflege zu ermöglichen und Konten für stark Bedürftige einzurichten. „Das Schlimmste“, klagt Waskowycz, „ist das Gefühl, dass die Welt wegschaut“. Hier den Blick zu öffnen, sei eines seiner Hauptanliegen.

HELFEN IST GAR NICHT SO EINFACH Nach den Impulsen sollten auch die Besucher zu Wort kommen. In kleinen Gruppen diskutierten und reflektierten sie zum Thema Helfen. Was war meine erste Begegnung mit dem Helfen? Was ist gute Hilfe? Welche Motive treiben uns an? Gegen Ende konnte jeder äußern, was ihm von diesem Abend haften geblieben ist. Die Antworten waren sehr verschieden. „Mitgefühl und Nächstenliebe gehören zum Menschsein“, meint einer. Eine Besucherin – Hebamme von Beruf - gibt zu bedenken, dass es wichtig sei, Hilfe niemals aufzuzwingen und immer respektvoll zu bleiben. „Helfen ist gar nicht so einfach. Manchmal will man lieber weitergehen. Aber wenn man stehenbleibt, tut es einfach gut“, fasst es ein weiterer Besucher zusammen. „Hilfe und Solidarität schaffen ein gutes Miteinander, das ist für beide Seiten ein Gewinn“, findet eine Teilnehmerin und trifft damit den Ton des Abends. Dieser Artikel erschien auf http://aktuelles-und-medien.stadtkirche-nuernberg.de und erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Stadtkirche Nürnberg. www.horizonte2050.weebly.com Ein Text von Tanja Haydn mit einer Illustration von Helena Ravenne

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FORSCHENDE KUNST FORSCHUNG MIT MITTELN UND AUS PERSPEKTIVEN DER KUNST

„Forschende Kunst“ ist ein grenzüberschreitendes, ästhetisch und gesellschaftlich ambitioniertes Projekt der Zentrifuge. Mit Partnern aus Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft arbeitet die Zentrifuge über einen längeren Zeitraum heraus, wie „Neues“ durch die Kunst in die Welt kommt - und zwar geschieht dies auf fundamental andere Weise als durch herkömmliche, rein betriebswirtschaftliche bzw. unternehmerische oder serviceorientierte Denkweisen. Die Modellierung und Anwendung dieses „ästhetischen Prozesses” fördert interdisziplinäres Arbeiten in innovativer und ganzheitlicher Absicht. THESEN ZUR FORSCHENDEN KUNST: • Kunst ist forschend, sofern sie nach Erkenntnis strebt und sich um Objektivität bemüht. • Forschung ist künstlerisch, sofern sie seelisches Geschehen in Erkenntnis­ prozesse reintegriert. • „Forschende Kunst“ ermöglicht eine erweiterte, ganzheitliche Sicht auf Erkenntnisse, Ziele, Verfahren und Ergebnisse. • „Forschende Kunst“ ist interdisziplinär, da sich das Projekt auch anderen Wissens­bereichen öffnet und mit diesen in Austausch tritt. • „Forschende Kunst“ vertritt ein Welt­ verständnis, das den subjektiven Horizont übersteigt. • „Forschende Kunst“ erkundet neue Räume der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens und Handelns. • „Forschende Kunst“ ist engagierte Kunst, da sie sich in einem größeren, gemeinwohl­orientierten Zusammenhang versteht und in diesem entfaltet. • „Forschende Kunst“ ist innovativ, da sie Neu-Konfigurationen der Wirklichkeit erzeugt. www.forschende-kunst.de

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ENGINEERING 2050 WORKSHOP: CYBER ENGINEERING OBJECTS [CEOs]

Der VDI Bezirksverein Bayern Nordost und der VDE-Bezirksvereins Nordbayern e.V. bringen gemeinsam mit der Zentrifuge Ingenieure, Künstler und Kreative zusammen und schaffen so einen Austausch zwischen einem zweckbestimmten technischen Raum und einem eher unbestimmten, zweckfreien Kreativraum. Aus dieser inspirierenden Begegnung entstand das Projekt „Engineering 2050“ mit dem Ziel, eine Plattform für offene, interdisziplinäre und zukunftsweisende Engineeringprozesse zu schaffen. Im Workshop CYBER ENGINEERING OBJECTS näherten sich 40 Teilnehmer der Konzeption von Cyber Engineering Objects (CEOs) an. Entsprechend der ganzheitlichen, integrativen Projektphilosophie von Engineering 2050 waren Prozess- und Automatisierungsentwickler ebenso eingebunden wie Ingenieure unterschiedlichster Fachrichtungen sowie Wissenschaftler, Organisationsentwickler, Philosophen, Pädagogen und Künstler (Ignazio Tola begleitete den Workshop mit einer interaktiven Installation). Impuls­ vorträge kamen von Dipl.-Ing. Stefan Stretz (Schanzenbräu), der Engineering am Beispiel e­ iner Brauerei verdeutlichte, von Klaus Indefrey (Siemens), der visionäre Entwicklungen im Anlagenbau aufzeigte, wie sie

teilweise schon heute umgesetzt werden sowie von Prof. Dr. Stefanie Voigt (Business Aesthetics Academy), die deutlich machte, dass Kunst, Geisteswissenschaften und Ästhetik ebenso wie ein umfassendes Verständnis von Bewusstsein elementar sind für eine technologische Entwicklung der Zukunft. Anschließend leitete Frank Wolter zum Workshop „Cyber Engineering Objects“ über, indem er wesentliche Elemente aufzeigte, die diesen Begriff ausmachen. Der Begriff Cyber Engineering Objects wurde aus dem Engineering 2050 Projekt heraus geprägt - er steht für eine ganzheitliche Entwicklung der Produktion der Zukunft. CEOs decken alle Aspekte des Engineerings ab - ganzheitlich, offen, skalierbar und einfach. Bei dem Workshop stellten sich die Teilnehmer aus verschiedenen Anwender- bzw. Nutzer­perspektiven die Frage, wie man CEOs definieren kann, welche Funktionen sie haben und wie sie ein Engineering der Zukunft ermöglichen bzw. prägen. Auf Grundlage der Ergebnisse dieses Workshops soll im nächsten Schritt ein CEO Prototyp entstehen. Am 18. November 2017 findet dazu ein Hackathon statt – nähere Informationen und Anmeldung ab September 2017 unter: www.engineering2050.de

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AKTUELLE PROJEKTE DER ZENTRIFUGE Seit ihrem Wegzug von Auf AEG im August 2014 hat die Zentrifuge keinen festen Ort mehr. Zwischenzeitlich war sie übergangsweise zu Gast in der Weinerei, im Z-Bau und im Café Fernweh. Seit Mai 2016 finden Projekttreffen im Restaurant Johan im Zumikon oder in der Galerie 76 Auf AEG statt. Weiterhin ist die Zentrifuge in unterschiedlichen Projekten aktiv, so wirkt Nina Metz im Team des CreativeMonday mit und sorgt mit Otmar Potjans für regelmäßige Beiträge auf Radio Z (Z-Zeit). Die Projekte Forschende Kunst, der Noworkingspace, „Was wäre wenn...“ , HORIZONTE 2050 sowie die Kooperation mit EGINEERING 2050 werden fortgeführt, hier werden gegenwärtig Möglichkeiten geprüft und Projektteams zusammen gestellt. Wer Interesse daran hat, an bestehenden Projekten mitzuarbeiten oder neue Projekte zu initiieren, ist herzlich willkommen! Am besten eine kurze Email an info@zentrifuge-nuernberg.de – wir laden Sie/ dich dann zu unseren Treffen ein. Aktuelle Infos, Termine und Projekte unter: www.facebook.com/zentrifuge www.zentrifuge-nuernberg.de

PILOT UND ON-INDEX.DE

PUBLIKATIONEN Die Zentrifuge hat im Laufe der letzten Jahre mehr als 20 Publikationen herausgegeben – seien dies Kunstkataloge, Magazine oder Projektdokumentationen. Ein Großteil davon kann auch Online nachgelesen werden: www.issuu.com/zentrifuge. Am liebsten ist es uns natürlich, wenn wir unsere Publikationen auch drucken können – dies gelingt leider mangels finanzieller Mittel nicht immer. Wir freuen uns deshalb sehr über Institutionen und Unternehmen, die unsere Arbeit mit einer Anzeige unterstützen möchten. Interessierte wenden sich bitte an Michael Schels: ms@zentrifuge.nuernberg.de

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Im Magazin PILOT stellt die Zentrifuge künstlerisch und kreativ arbeitende Akteure und Initiativen vor und berichtet über aktuelle Projekte und Veranstaltungen aus dem kreativwirtschaftlichen Umfeld. Redaktionell kooperiert die Zentrifuge mit der Technischen Hochschule Nürnberg, Fachbereich Verbale Kommunikation (Prof. Max Ackermann) sowie mit bayernkreativ. PILOT erscheint ein- bis zweimal jährlich und wendet sich an kulturell und kreativwirtschaflich Interessierte im Großraum Nürnberg. Alle PILOT Ausgaben sind auch online abrufbar unter www. issu.com/zentrifuge. Einzelne Artikel erscheinen auch online auf dem Kreativblog der Zentrifuge unter www.on-index.de.


NOWORKINGSPACE Der Noworkingspace ist der offene Begegnungsraum der Zentrifuge, in dessen Rahmen wir uns mit unseren Gästen zu künstlerischen, kreativen und ästhetischen Aspekten des Lebens und Arbeitens austauschen. Zudem finden im Rahmen des Noworkingspace Veranstaltungen wie "Was wäre, wenn...", künstlerische Performances, Vorträge oder Filme mit Diskussion statt. www.noworkingspace.de

CREATIVEMONDAY Das ca. alle drei Monate stattffindende Netzwerktreffen für Künstler und Kreative aus Nürnberg und der Umgebung wird mittlerweile im Wechsel im Neuen Museum Nürnberg, in der Kulturwerkstatt Auf AEG und im Z-Bau veranstaltet. Die Zentrifuge ist als Initiator dieser Veranstaltung nach wie vor im Orgateam mit vertreten - seitens der Zentrifuge ist Nina Metz (E-Mail: mail@ninametz.de) im Team dabei. Nina ist neben Markus Teschner eine der ModeratorInnen und AnsprechpartnerInnen für Kreative und Künstler, die beim CreativeMonday ihre Arbeit bzw. ein Projekt präsentieren möchten. Wendet euch gerne an sie, wenn ihr eine Präsentation beim CreativeMonday halten möchtet. www.creativemonday.de

ms@zentrifuge-nuernberg.de www.zentrifuge-nuernberg.de www.facebook.com/zentrifuge www.facebook.com/ zentrifugemagazinpilot Vereinssitz: Nürnberg, VR 200589 Vorstand: Michael Schels, Otmar Potjans und Angela von Randow Bankverbindung: Sparkasse Nürnberg IBAN: DE97760501010010253904 BIC: SSKNDE77XXX

Die Zentrifuge ist jeden fünften Montag eines Monats (sofern dieser einen fünften Monat hat) zu Gast bei Radio Z auf 95,8 MHz: In der Sendung "Z-Zeit" (20-21 Uhr) bringen wir Projekte aus der ZentrifugeCommunity und der Kreativszene zu Gehör. Dazu laden Patrizia Arrigo-Daumenlang, Nina Metz und Otmar Potjans Künstler und engagierte Men­schen ein und sprechen mit ihnen über deren Arbeit und Projekte.

PILOT – Magazin der Zentrifuge Ausgabe 6 Sommer-Herbst 2017

Seite 8: Lisa Espach

Eine Kooperation des Zentrifuge e.V. mit der Technischen Hochschule Nürnberg, Fachbereich Verbale Kommunikation, Prof. Max Ackermann und bayernkreativ, dem Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft.

Seite 12: Pia Salzer

Seite 10/11: Tomasz Skibicki Seite 14: Lea Hald Seite 17: Vanessa Mund Seite 18/19: Jonas Eberle Seite 20/21: Michiel Kivits

Redaktion: V.i.S.d.P.:Michael Schels Texte (Zentrifuge): Michael Schels Gestaltung/Layout: Ramona Obermann

Seite 22/23: adidas

Bildnachweise:

Seite 29: Johannes Anselm Hartmann

Seite 1/2: Ramona Obermann

Seite 30-33: Moritz Ortegel

Seite 3/4: freepik.com

Seite 35: Helena Ravenne

Seite 6: Simona Leyzerovich/freepik.com

Seite 36-39: freepik.com

Seite 24: Jessica Bauer Seite 27: Angela von Randow

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IMPRESSUM

Zentrifuge e.V. c/o Michael Schels Adam-Klein-Str. 112 90431 Nürnberg

Z-ZEIT AUF RADIO Z


SIE MÖCHTEN IM MAGAZIN PILOT KÜNFTIG EINE ANZEIGE SCHALTEN? SPRECHEN SIE UNS AN! MICHAEL SCHELS MS@ZENTRIFUGE-NUERNBERG.DE


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