Credo: Nachhaltig Kirche leben

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Das Magazin für Mitarbeitende der Katholischen Kirche im Kanton Zürich

5á (WYPS

Jubla Mit den Kleinen ganz gross Seite 4

Gespräch Feyna Hartmann’s Grüner Güggel Seite 6

Frühling im Altersheim Seite 15

Nachhaltig Kirche leben

Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Kirche. Ab Seite 6

April 2022

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Editorial

Das katholische Öko-ABC Für ein Kirchenalphabet der Nachhaltigkeit brauchen Sie einiges an A wie Ausdauer oder K wie Kreativität, oder ein gutes Nachschlagewerk wie das Internet. Beim einen oder anderen Begriff lässt sich fragen, was er für die konkrete Nachhaltigkeitspraxis bedeutet: L wie Laudatò si – was will mir das im Alltag sagen? G wie Grüner Güggel – was hat der Hahn bei der katholischen Kirche verloren?

Stephanie Huber Umweltbeauftragte der Kirchgemeinde Dübendorf und Kantonsrätin GLP. -V[V! @]LZ 9V[O

«Kirche nachhaltig leben» ist Schwerpunkt für die laufende Legislatur des Synodalrats. Ganz so schnell und glatt geht das wohl nicht. Was es dafür braucht, ist nicht zuletzt K wie Kommunikation. Die lokalen Umweltteams müssen den Pfarreiangehörigen das Umweltengagement immer wieder in Erinnerung rufen. Das Nachschlagewerk sind in diesem Fall die guten B wie Beispiele von anderen Kirchgemeinden. Die Kantonalkirche geht mit einem wichtigen V wie Vorbild voraus und zeigt mit ihrer Unterstützung den Engagierten in den Kirchgemeinden, dass sie nicht alleine sind und dass ihr B wie Bestreben anerkannt wird. Zum Schluss komme ich zum D wie Dank: Sie als Mitarbeitende und Mitwirkende der Katholischen Kirche im Kanton Zürich spielen für das nachhaltige Engagement eine grosse Rolle. Dafür danke ich Ihnen herzlich und wünsche Ihnen mit dieser Lektüre viel F wie Freude und A wie Anregung! Stephanie Huber

3 Momentum

Gebet für den Frieden 4 Aktuell

Jubla plant grösstes Tschi-ei-ei 10-11 Fokus

Das katholische Öko-ABC 12 Engagiert

Corona-Film «Ver_Luscht» 13 Unsere Kirche

HGU-Mutter mit Pralinen-Pracht 14 Perspektiven

DFA mit Projekt «50plus» 15 Seelen-Nahrung

Frühlingserwachen 16 Ausläuten

Antonius wirkt Wunder in Egg Impressum credo credo erscheint vierteljährlich und NLO[ HU 4P[HYILP [LUKL Behördenmitglieder und Freiwillige der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. 5á (WYPS www.zhkath.ch/credo credo@zhkath.ch (\ÅHNL! ˕ ,_WS Gestaltung +LUPZ :JO^HYa A YPJO

*YLKV 5á

Herausgeberin Katholische Kirche im Kanton Zürich Kommunikationsstelle Hirschengraben 66 A YPJO Druck und Papier :[HɈLS 4LKPLU (. Zürich )HSHUJL7\Y! OLYNLZ[LSS[ H\Z 9LJ`JSPUNfasern und mit dem Umweltlabel «Blauer ,UNLS® aLY[PÄaPLY[


Momentum

Möge aus Gebet der Friede keimen

>V NLTLPUZHT NLIL[L[ ^PYK RHUU KLY -YPLKL UL\ ^HJOZLU .LPZ[SPJOL ]LYZJOPLKLULY VY[OVKV_LU 2PYJOLU PU A YPJO beten am 27. März in Einsiedeln gemeinsam für den Frieden a^PZJOLU KLY <RYHPUL \UK 9\ZZSHUK 0T )PSK! +LY \RYHPUPZJOL 7YPLZ[LY =SHKPTPY :^`Z[\U ]VU KLY 9\ZZPZJO 6Y[OVKV_LU 2PYJOL ,YaWYPLZ[LY )YHUPTPY 7L[RV]PJ und Erzpriester Miroslav Simijonovic von der Serbisch6Y[OVKV_LU 2PYJOL ,YaWYPLZ[LY 9VTPJH ,UVP\ ]VU KLY 9\TpUPZJO 6Y[OVKV_LU 2PYJOL +PHRVU +HUPLS :JOpYLY ]VU KLY 9\ZZPZJO 6Y[OVKV_LU 2PYJOL >LP[LY IL[LPSPN[LU ZPJO noch Erzpriester Shnork Tchekidjan von der Armenischen Kirche und Abt Isodoros von der Koptischen Kirche am gemeinsamen Friedensgebet. -V[V! 9HWOHLS 9H\JO RH[O JO

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Aktuell

Zahlen & Fakten

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Scharen bieten im Kanton Zürich Freizeitspass und Lebensschule an.

«Wir planen einen Anlass, den es so noch nie gab.» Jungwacht Blauring (Jubla) stehen mittendrin in der Vorbereitung des Grossanlasses «Jubla Trubla – sonen Zirkus» vom 4. bis 6. Juni in Andelfingen. Gespräch: Aschi Rutz

1’800

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene geniessen zusammen Freizeit ohne Leistungsdruck. Corina Ledergerber und Moritz Ruckstuhl leiten das 25-köpfige OK-Team -V[V! ;VIPHZ ,NNLY

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Lager bilden jährlich den Höhepunkt der Jubla-Scharen.

3’000’000

Stunden ehrenamtliches Engagement werden schweizweit von der Jubla jährlich geleistet.

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Jubla Zürich plant für Anfang Juni ein grosses Freudenfest mit rund 1000 Teilnehmenden. Was gibt’s zu feiern? Ein Fest während dreier Tage entspricht einem langgehegten Wunsch, die verschiedenen Scharen im Kanton stärker zu vernetzen sowie den Leitenden und Ehemaligen für ihr Engagement zu danken. Der Anlass verspricht uns allen Lebensfreu(n)de und ein nachhaltiges Gemeinschaftsgefühl. Wo liegt für das 25-köpfige OK-Komitee die grösste Herausforderung? Wir planen ein Fest, das es in dieser Dimension noch nie gab und können nicht auf Erfahrungen aufbauen. Zudem mussten wir 2020 den Grossanlass zwei Monate vor dem Start stoppen, zwei Drittel des aktuellen OK-Teams sind neu. Was erwartet die Kinder und Jugendlichen während dreier Tage auf einem Gelände mit einer Fläche von rund 20’000 Quadratmetern?

Es wird ein vielfältiges Programm mit Theater, Musik, Geländespielen, Shows und rund 55 Ateliers. Einer der Höhepunkte wird natürlich auch der anvisierte Rekord sein. Ihr wollt das grösste Tschi-ei-ei (Kreistanz) aufführen. Wie sieht das aus? Genau wissen wir das auch noch nicht, hat es doch bisher noch kein Tschi-ei-ei dieser Dimension gegeben. Klar ist, dass wir den Rekord in mehreren Kreisen anvisieren. Kann die Jubla für das Jubla Trubla noch Unterstützung brauchen? Wir haben bereits im Vorfeld des Anlasses breite Unterstützung erfahren, auch finanziell durch die Kantonalkirche und diverse Pfarreien. Was wir gerne noch in Anspruch nehmen, sind Helfende beim Auf- und Abbau der Infrastruktur sowie in der Küche.

Kontakt: info@grossanlass2020.ch


Aktuell

MännedorfUetikon

Pizza mit Gott und Mozzarella Ein Dauerbrenner in Männedorf-Uetikon ist der Pizzagottesdienst, den die katholische und reformierte Kirchgemeinde seit mehr als 10 Jahren einmal im Monat anbieten. «Die jungen Leute aus der 1.-3. Sekundarstufe kommen in Gruppen – oder auch einmal allein», so Katharina Küng, Jugendarbeiterin der Pfarrei Männedorf-Uetikon. «Die meisten kennen sich hier aus dem Dorf sowieso. Da macht es auch Sinn, dass sie gemeinsam Gottesdienst mit einem Thema aus ihrem Alltag feiern.» Das Vorbereitungsteam mit Seelsorgenden und Jugendarbeitenden beider Konfessionen sucht nach den Themen, die dann unterschiedlich aufbereitet werden: mit einem Spiel, einem filmischen Input oder einem passenden Text. Fester Bestandteil der Feiern sind die Fürbitten, die im Stillen mit dem Anzünden von Teelichtern von jedem Teilnehmenden vorgebracht werden. Immer schliesst der Gottesdienst mit einem gemeinsamen «Vater unser».

Pizzagottesdienst Zwischen 20 und 30 Jugendliche kommen zum Pizzagottesdienst ins Franziskus-Zentrum in Uetikon am See. Wer nach Gottesdienst und Pizza noch mag, bleibt im Pfarreizentrum zum gemeinsamen Spielvergnügen. Pizzabäcker Ältere Jugendliche aus der Pfarrei bereiten während des Gottesdienstes die Pizza vor. Auch der Pfarrer ist schon als Pizzaiolo eingesprungen. Pizza-Esser Die katholischen Jugendlichen können mit dem Besuch des Gottesdienstes Punkte für die Firmvorbereitung sammeln.

Wir begrüssen Martin Stewen =PRHY PU :[ 7L[LY \UK 7H\S A YPJO ist seit 14. März neues 4P[NSPLK KLZ :`UVKHSYH[Z und verantwortlich für das 9LZZVY[ 4PNYHU[LUZLLSZVYNL Kevin Ischi ist seit 1. Februar Projektleiter NachhaltigRLP[ KLZ :`UVKHSYH[LZ Andes Andrew Bill leitet seit 1. Februar das AKJ 6ILYSHUK Igor Lukenda hat am 1. März die Leitung der Behindertenseelsorge übernommen. Norbert Nagy wird ab 1. Mai neuer Leiter des QLUZLP[Z PT =PHK\R[ Nicole Büchel ist seit 1. Januar Kommunikationsverantwortliche für das Bistum Chur.

Wir gratulieren Raphael Meyer ist seit 4pYa =PaLWYpZPKLU[ KLZ :`UVKHSYH[Z \UK OH[ PU KPLZLY -\UR[PVU +HUPLS 6[[O abgelöst. Dominique Anderes >LITHZ[LY MLPLY[ HT 4HP ZLPU QpOYPNLZ Dienstjubiläum. Beat Röösli 4P[[LSZJO\Sseelsorger und GefängUPZZLLSZVYNLY MLPLY[L HT 4pYa ZLPU QpOYPNLZ Dienstjubliläum. Kerstin Willems 7VSPaLPZLLSZVYNLYPU \UK Josef Sowinski :LLSZVYNLY PT :WP[HS /PYZSHUKLU MLPLYU HT 4HP POY QpOYPNLZ Dienstjubiläum.

David Taljat :SV^LULUZLLSZVYNLY MLPLY[ HT 1\SP ZLPU 20 jähriges Dienstjubiläum. Claudia Tognon 3LP[LYPU 9LJO[ZKPLUZ[ 2PYJONLTLPUKLU MLPLY[ HT 4pYa POY 10jähriges Dienstjubliläum. Gertrud Schuster 3LP[LYPU H P -HJOZ[LSSL M Y 9LSPNPVUZWpKHNVNPR MLPLY[L HT -LIY\HY POY QpOYPNLZ Dienstjubiläum.

Wir verabschieden Stefanie Scharnitzki ehemalige Kommunikationsverantwortliche der 2PYJONLTLPUKL >PU[LY[O\Y hat im neuen Jahr eine neue Kommunikationsaufgabe beim Tierspital Zürich übernommen. Claudia Krummenacher langjährige Sekretärin der 92A NLO[ ,UKL (WYPS PU KLU 9\OLZ[HUK Lisa Palm :[LSS]LY[YL[LUKL Leiterin der Spital- und 2SPUPRZLLSZVYNL NLO[ ,UKL 4HP PU KLU 9\OLZ[HUK Meinrad Furrer )LH\M[YHNter für Spiritualität im Projekt 2PYJOL \YIHU ^PYK HI 1. Juni neuer Teamleiter in der Peterskapelle Luzern.

Wir trauern Paul Betschard ]VU bis 2019 Direktor der Freien 2H[OVSPZJOLU :JO\SLU PZ[ am 1. Februar verstorben.

«credo» braucht Ihre Mithilfe! Eine Bitte an die Kirchenpflegen und Pfarreiverantwortlichen: Senden Sie uns bitte die Adressen Ihrer Mitarbeitenden, aber auch jener wichtigen Freiwilligen in der Pfarrei, die an «credo» interessiert sind. Kontaktadresse: credo@zhkath.ch

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-V[V! *SH\KPH Baumberger/oeku

Drei Mal kräht der Hahn fürs Klima Gespräch mit Feyna Hartman, Vize-Präsidentin des Vereins oeku «Kirchen für die Umwelt» und Initiantin des «Grüner Güggel» in Meilen Interview: Aschi Rutz

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Seit den grossen Klimademos ist Nachhaltigkeit ein Thema für die breite Öffentlichkeit geworden, auch in den Kirchen. Den Verein oeku gibt es aber schon seit 1986. Was war Auslöser für dessen Gründung? oeku geht auf die Umweltbewegung der 80er Jahre zurück, nachdem der Club of Rome 1972 den Bericht «Die Grenzen des Wachstums» herausgegeben hatte. In den Kirchen entstand damals der ökumenische Prozess Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung (GFS). Die oeku ist ein »Kind« dieser Bewegung. Welches waren die wichtigsten Meilensteine des Vereins? Aus den Anfängen des Vereins als Bewegung für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung entstand 1993 bereits die Schöpfungszeit, welche in der Charta Oecumenica 2001 allen Kirchen empfohlen wurde. Bis heute widmet sich die Schöpfungszeit zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober speziell dem Schutz der Umwelt. Seit 2015 ist oeku schweizweit mit dem Umweltmanagement-Label «Grüner Güggel» unterwegs, und seit letztem Jahr sind wir mit einer 50%-Stelle in der Westschweiz präsent. Der Verein zählt heute rund 290 Kollektiv- und 340 Einzelmitglieder. Da ist mit Blick auf die Anzahl Kirchgemeinden in der Schweiz noch viel Luft nach oben. Absolut. Während die Einzelmitgliedschaften abnehmen, schliessen sich der oeku immer mehr Kirchgemeinden an und vernetzen sich so. Für diese scheint unser kostenloses Tool, das Grüne Datenkonto, sowie das Umweltmanagement «Grüner Güggel», attraktiv zu sein. Nachhaltigkeit, Klimawandel sind wichtige Themen der politischen Agenda. Was macht Ihnen mit Blick auf die Ökologie am meisten zu schaffen? Für mich ist klar, dass individuelle Anstrengungen zwar wichtig sind, aber nicht ausreichen. Die Materie und Zusammenhänge sind so komplex, dass wir systemisch denken

müssen. Ich sehe aber, dass das kollektive Bewusstsein und der unabdingbare politische Wille noch eher klein sind. Und obwohl uns die Zeit davonrennt, sind die Umweltanliegen von der Pandemie und neuerdings dem Krieg in der Ukraine in den Hintergrund gedrängt worden. Nimmt der Verein auch auf die Politik Einfluss? Wo macht die oeku seinen Einfluss geltend? Ja, sicher. Wir betreiben vor allem politische Meinungsbildung, bringen uns bei den Kirchgemeinden und Pfarreien und bei der Evangelisch-Reformierten Kirche Schweiz EKS und der Kommission Justitia et Pax der Schweizer Bischofskonferenz ein. Wir sind in den Medien präsent und geben Stellungnahmen zu Abstimmungen ab. Können Sie uns dazu ein Beispiel geben? Wir haben uns in der Öffentlichkeit klar für die CO2-Abgabe ausgesprochen, ebenso für die Konzernverantwortungsinitiative, was nicht überall verstanden wurde. Eigentliche politische Lobbyarbeit kennt oeku aber kaum. Sie engagieren sich seit vielen Jahren in Ihrer Kirchgemeinde für Nachhaltigkeit. Wie sind Sie dazu gekommen? Meine Familie machte Ende der 90er Jahre mit beim «Global Action Plan», einem weltweiten Netzwerk, welches Menschen befähigen wollte, einen wirklich nachhaltigen Lebensstil umzusetzen. Wir wollten dieses Programm rund um Mobilität, Essen, Abfall usw. aus dem Privatrahmen in die Kirchgemeinde tragen. Zusammen mit dem damaligen sehr aktiven Pfarrer gründeten wir in Meilen Anfang 2000 das «Bistro Ethique»; in diesem Format wurden umwelt- und sozialethische Diskussionen und gutes Essen angeboten. Wie lassen sich Menschen für ein nachhaltiges Handeln gewinnen? Mit gutem Beispiel voranzugehen und der direkte Kontakt sind das Wichtigste. Es braucht viel Überzeugungsarbeit. Die Exponentinnen und

Exponenten in der Kirchgemeinde müssen das Anliegen aktiv mittragen. Immer wieder informieren, praktische Vorschläge, konkrete Hilfen, Gemeinde-Aktionen und-Reisen: All dies ist harte Knochenarbeit. Ihre Kirchgemeinde Meilen gehörte schweizweit zu den ersten mit dem Label «Grüner Güggel» zertifizierten Gemeinden. Wie geht das? Ich war seit 2010 Mitglied in der Kirchenpflege und Umweltbeauftragte der Kirchgemeinde. Die Idee reifte, das in Deutschland für Kirchgemeinden entwickelte UmweltmanagementSystem «Grüner Hahn» in der Ge-

«Für mich ist klar, dass individuelle Anstrengungen zwar wichtig sind, aber nicht ausreichen.» Feyna Hartman meinde zu installieren. Eine solche Zertifizierung mit festgeschriebenen Abläufen ist sinnvoll, weil Ziele und Massnahmen überprüfbar sind. Wer sind die wichtigsten Partner, wenn man als Gruppe das Thema Umwelt in der Kirche vorantreiben will? Wir sicherten uns bei der Kirchenpflege die finanzielle und ideelle Unterstützung, holten Pfarrerschaft und Sigrist ins Boot und installierten eine Umweltgruppe mit Kirchenmitgliedern. Die Liegenschaftsverantwortliche und der Sigrist sind die entscheidenden Personen, müssen sie doch die beschlossenen Massnahmen umsetzen.

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-VR\Z! 2PYJOL \UK 5HJOOHS[PNRLP[ Stichwort «Grüner Güggel»: Für was steht das Label? Es bezieht sich auf die Ankündigung Jesu’, dass Petrus ihn dreimal verleugnen werde. Als das geschah, krähte der Hahn. Es ist der Warnruf, die Schöpfung zu pflegen und zu erhalten. Die Schöpfung bewahren bedeutet denn auch mehr als technokratische Massnahmen in den Bereichen Energie, Wasser, Abfall und Biodiversität. Es geht auch um ethisches Wirtschaften, faire Produkte, Bienenhotels und Spiritualität. Das Umweltbarometer in der Kirchgemeinde soll aufzeigen, welche konkreten Schritte die Umwelt schützen.

«Kirchen könnten ihr Potential zusammenlegen und fokussieren» Wie lässt sich der Wert eines Umweltmanagements über die Jahre aufzeigen und eine Gemeinde über eine längere Zeit motivieren? Das ist tatsächlich nicht einfach, vor allem auch, weil wir in der Schweiz noch wenig Erfahrung damit haben. Eine erste Zertifizierung oder die Re-Zertifizierung des Labels mag die Menschen noch bei der Stange halten, aber nachher wird es schwierig. Ich bin überzeugt, dass wir dranbleiben müssen mit regelmässigen Treffen und attraktiven Events. Die Notwendigkeit von Netto Null wird ankommen. Punktuelles Handeln reicht nicht. Wir müssen unsere Netzwerke

Feyna Hartman-van Voorst vader PU KLU Niederlanden geboren und dort aufgewachsen. Studium der Landschaftsarchitektur in den USA und den Niederlanden. Arbeitete bis zur Einwanderung in die Schweiz 1991 als Landschaftsar-

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ausbauen und so ein immer stärkeres Bewusstsein schaffen. All dies darf aber nicht Stückwerk in einzelnen Kirchgemeinden bleiben. Schweizweit sind erst 40 Kirchgemeinden mit dem Label «Grüner Güggel»zertifiziert. Woran liegt das? Der Aufwand ist nicht gering. Es braucht aktive Menschen in der Kirchgemeinde, ohne die geht nichts. Zusätzlich sind aber auch starke Multiplikatoren wie zum Beispiel die Kantonalkirchen, aber auch die EKS und die Bischofskonferenz gefordert. Was erwarten Sie konkret von den Landeskirchen im Kanton Zürich? Ich habe den Eindruck, dass die Zürcher Landeskirchen die Chance verpasst haben, die Bewahrung der Schöpfung zu einem ökumenischen Anliegen zu machen. Sowohl Kirchenrat als auch Synodalrat haben sich das Ziel einer klimaneutralen Kirche auf die Fahnen geschrieben, treten aber nicht gemeinsam auf und sprechen sich strategisch nicht ab. Sie könnten zusammen vermehrt Treffen für den Austausch der Kirchgemeinden organisieren oder ihr finanzielles Potential zusammenlegen und fokussieren. Warum dem nicht so ist, weiss ich nicht. Was unternehmen Sie, mehr Kirchgemeinden vom Label «Grüner Güggel» zu überzeugen? Wir von der oeku haben 2021 den Web-Auftritt komplett erneuert, um alle Informationen, Dokumente und konkreten Hilfestellungen übersichtlich zu vereinen. Zudem sind wir überzeugt, dass unser Lehrgang für Umweltberaterinnen und Umweltberater die Kirchgemeinden noch stärker befähigt, sich auf einen Umweltmanagement-Prozess einzulassen. Die beste Werbung sind aber die Kirchgemeinden, die die Zertifizierung bereits erreicht haben und über die berichtet wird.

chitektin. Freiwilliges Engagement in der Gemeinde Meilen. Zwischen 2010 und 2022 Mitglied der YLMVYTPLY[LU 2PYJONLTLPUKL 4LPSLU :LP[ =PaL 7YpZPKLU[PU KLZ =LYLPUZ VLR\

Verein oeku und Label «Grüner Güggel» Der 1986 gegründete gemeinnützige Verein «oeku Kirchen für die Umwelt» mit Sitz in Bern setzt sich für Nachhaltigkeit und umweltbewusstes Handeln in Kirchgemeinden, Pfarreien und kirchlichen Institutionen in der Schweiz ein. Als ökumenische Organisation mit rund 290 Kollektiv- und 340 Einzelmitgliedern nimmt sie die Verantwortung für die Schöpfung in Gottesdiensten und im täglichen Leben wahr. Die oeku berät Kirchgemeinden in Umweltfragen, bietet Aus- und Weiterbildungen an, ist Zertifizierungsstelle für das Umweltlabel «Grüner Güggel», gibt Publikationen heraus und bringt eine theologisch-ethische Sicht in die Umweltpolitik ein.

Beim Umweltlabel «Grüner Güggel» handelt es sich um ein Umweltmanagementsystem, das Kirchgemeinden bei der Verbesserung ihrer Umweltleistung hilft. Es dient der Optimierung des Ressourcenverbrauchs, spart Betriebskosten und wirkt langfristig und motivierend über die Gemeindegrenzen hinaus.

Der Weg zum Zertifikat Grüner Güggel erfolgt in zehn Schritten: Ein Umweltteam macht eine Bestandesaufnahme und erarbeitet in einem Umweltprogramm die wichtigsten Massnahmen. Klare Abläufe und Verantwortlichkeiten stellen sicher, dass Umweltfragen regelmässig bearbeitet werden.


Der neue «Mister Nachhaltigkeit» stellt sich vor Ich bin Kevin Ischi (30) und startete am ersten Februar beim Synodalrat als Projektleiter Nachhaltigkeit. Die Bewahrung der Schöpfung ist mir eine Herzensangelegenheit. Nicht nur, weil mich als Biologe und Umwelthistoriker die Vielfalt der Natur und das Verhältnis zwischen Mensch und Natur faszinieren, sondern weil ich als Teil einer weltweiten, christlichen Gemeinschaft auch einen Beitrag zu weltweiter Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit leisten möchte. Mit den Arbeitsfeldern in den Kirchgemeinden kenne ich mich aus. Bis Ende März war ich Koordinator kirchlicher Partnerschaften bei Mission 21 und arbeitete zuvor bei der reformierten Landeskirche Bern-Jura-Solothurn. Privat engagiere ich mich im Vorstand des WWF Zürich.

-V[V! a=N

Ich freue mich über die konkreten Pläne im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie der katholischen Kirche im Kanton Zürich. Die Kirche steht nicht abseits, sondern ist Teil der Lösung.

sprechperson für Nachhaltigkeit begleite ich Sie gerne bei Ihren Anliegen oder bringe Sie mit Experten in Kontakt.

Mein Arbeitsplatz ist am Hirschengraben 66, erreichbar bin ich telefoZentral ist für mich nisch unter 044 266 12 38 zu Beginn die Treibhaus- oder über die Mailadresse gasbilanzierung, also das nachhaltigkeit@zhkath.ch. Messen des ökologischen Fussabdrucks. Nur so lassen sich die wichtigsten Mehr Biodiversität Massnahmen eruieren. In vielen Kirchgemeinden Sie fragen sich, wie Klimawandel und der Verlust der Biodiverlaufen bereits Projekte für sität zusammenhängen, was das eine nachhaltige Zukunft. für uns bedeutet und was wir tun Einige sind bereits mit können? Dann merken Sie sich schon heute den 28. September dem Grünen Güggel zertivor. Dann sind Sie herzlich zur fiziert. Dass die Kantonalökumenischen Impulsveranstalkirche dieses Engagement tung eingeladen. mit Förderbeiträgen unterstützt, das motiviert!

Mein erster Eindruck vom kirchlichen EngageSehr gerne stehe ich ment zur Nachhaltigkeit? Kirchgemeinden und PfarAls Kirche können wir reien mit Rat und Tat zur noch einiges beitragen. Seite. Als zentrale An-

Dossier zur Nachhaltigkeit der Katholischen Kirche im Kanton Zürich

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Das katholische Öko-Alphabet Was mit Artenschutz beginnt, erhält am Schluss ein Zertifikat. Dazwischen steht die ganze Vielfalt kirchlichen Umwelt-Engagements.

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airtrade: Für Papst Franziskus gehören zu einer ganzheitlichen Ökologie der Einsatz für die Würde aller Menschen und der Umweltschutz sowie die Bekämpfung struktureller Ursachen der Armut.

G

rüner Güggel: Mit diesem kirchlichen Label bietet der Verein oeku ein Umweltmanagementsystem an, das den Kirchgemeinden bei der Verbesserung ihrer Umweltleistung hilft.

Die katholische und reformierte Kirchgemeinde Hinwil haben in ihren Kirchtürmen für Turmdohlen und MHSRLU QL HJO[ 5PZ[O OSLU LPUNLYPJO[L[ ,Z ISLPI[ VɈLU VI LZ a^LP H\[VUVTL 2VSVUPLU VKLY LPUL R\TLUPZJOL .Y\WWL NLILU ^PYK& -V[V! ;PTV 9 LKL

A

rtenschutz: Die Türme der katholischen und reformierten Kirche in Hinwil bieten insgesamt acht Nistkästen für Dohlen an, die auf der Liste der gefährdeten Vögel stehen.

E

uro-Solarpreis: Für ihre vorbildliche Nutzung des solaren Potenzials hat die Kirchgemeinde Egg 2019 in Luxemburg den europäischen Solarpreis der EUROSOLAR erhalten.

H

appy Planet Index (HPI): Der Index misst, wie glücklich und nachhaltig die Menschen eines Landes leben. Unter den europäischen Ländern belegte die Schweiz 2021 den Spitzenplatz auf Rang 4.

I

schi Kevin: Er ist der neue Mister Nachhaltigkeit des Synodalrats und steht den Kirchgemeinden in allen ökologischen Belangen mit Rat und Tat zur Seite.

B

iodiversität: In Pfungen steht ein Spielplatz aus Robinienholz und Stricken, eingebunden in eine Wiese, welche nur zweimal pro Jahr gemäht wird.

C

O2-Bilanz: Die 74 katholischen Kirchgemeinden im Kanton Zürich sind eingeladen, in den kommenden Monaten eine CO2-Bilanz zu erstellen.

D

rucken: Das Magazin credo und der Jahresbericht der Katholischen Kirche im Kanton Zürich werden auf Papier der Marke BalancePur gedruckt – hergestellt aus 100 Prozent Recyclingfasern und mit dem Umweltlabel «Blauer Engel» zertifiziert.

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Die Kirchgemeinde Dübendorf WSHU[ ILPT 7MHYYLPaLU[Y\T PU -pSSHUKLU LPUL \TMHZZLUKL :HUPLY\UN KLY Gebäudehülle sowie den Bau einer Erdsonden-Wärmepumpenheizung und einer Solaranlage. Bereits realiZPLY[ PZ[ LPUL IPVKP]LYZPÄaPLY[L >PLZL -V[V! a=N


J K

ugend: youngcaritas bietet unter dem Motto «Faires Lager» einen Leitfaden für nachhaltige Jugendlager.

irche und Klima: Es ist erklärtes Legislaturziel des Synodalrats für die Jahre 2019-2023, in naher Zukunft eine klimaneutrale Kirche zu werden.

L

audato si’: Die Enzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahre 2015 ist ein Aufruf zu einem weltweiten Umdenken beim Klimaschutz und bei der sozialen Ungerechtigkeit.

P Q

hotovoltaik: Acht der 23 katholischen Stadtzürcher und viele weitere Kirchgemeinden produzieren bereits jetzt Solarstrom auf Dächern ihrer Liegenschaften.

uellwasser: In Psalmen des Alten Testaments wird das Quellwasser zum Erhalt des Lebens für Mensch und Tier gepreist, das Fruchtbarkeit und Wachstum ermöglicht. Der Weltwassertag findet jeweils am 22. März statt.

R

epair Café: Im Kanton Zürich lässt das erste katholische Repair Café noch auf sich warten …

V

erantwortung: Für Christen ist die Verantwortung und das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung Ausdruck ihres Glaubens an Gott als den Schöpfer.

W

ärmepumpe: An der Kirchgemeindeversammlung in Dübendorf haben die Stimmberechtigten einen Baukredit in der Höhe von 2,4 Millionen Franken bewilligt. Unter anderem soll eine Erdsonden-Wärmepumpenheizung installiert werden.

X

-Faktor: Der Faktor X bezeichnet die Maßeinheit, um die unser Ressourcenverbrauch verringert werden muss, um eine bessere Energiebilanz zu erreichen.

Mehr Leben und Qualität im Garten der Kirchgemeinde Pfungen! .YVZZL =PLSMHS[ HU ;PLYLU \UK 7ÅHUaLU ]LYIPUKLUKLY :WPLSWSH[a M Y KPL 2SLPULU -V[V! @]L[[L 5L\LUZJO^HUKLY

Y

M

Z

arkt: Jeweils am ersten Freitagabend im Monat (Start am 6. Mai) bietet der öffentliche «Fiirabigmärt» der katholischen Kirchgemeinde Hinwil an 12 bis 15 Ständen Produkte an, die sich an den Werten regional, saisonal und ökologisch orientieren.

N

achhaltigkeit: Die Katholische Kirche im Kanton Zürich fördert auf dem Weg zu einer nachhaltigen Kirche in den Kirchgemeinden und Pfarreien den achtsamen Umgang mit der Schöpfung.

O

eku: Der seit 1986 wirkende ökumenische Verein setzt sich für nachhaltiges und umweltbewusstes Handeln in Kirchgemeinden ein.

S T

econdhand: Caritas Zürich betreibt in den Städten Zürich und Winterthur drei Secondhand-Kleiderläden.

sop: Das Ysopkraut wird nach der Lehre der heiligen Hildegard von Bingen (1098-1179) einem heiteren Gemüt und dem allgemeinen Wohlbefinden zugeordnet.

ertifikat: Die Zertifizierung einer Kirchgemeinde führt über zehn Schritte und erfolgt durch den Verein oeku.

reibhausgase: Kohlendioxid (CO2) ist das schädlichste der Treibhausgase und die Ursache für mehr als drei Viertel Anteil der vom Menschen verursachten Erderwärmung. Hier setzt die CO2-Bilanzierung der Kirchgemeinden an.

U

mweltmanagementsystem: Das bekannteste Umweltmanagementsystem (UMS) ist ISO 14001. Das UMS «Grüner Güggel» unterstützt die Kirchgemeinden bei ihren ökologischen Anstrengungen.

In der Kirchgemeinde Affoltern am Albis produaPLYLU ZLP[ 1\SP 4VK\SL LPULY 7=( QpOYSPJO » 2>O +\YJOH\Z KLURIHY KHZZ OPLY ZJOVU bald Besucher des Pfarreizentrums ihr Elektroauto mit «Energie von oben» laden können. -V[V! :[LMHU 5VJRL (SZVUH

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Engagiert

Corona bittet zum Tanz Tina Mantel

Tina Mantel ist Tänzerin und Choreographin und hat zusammen mit Raphael Zürcher den Film «Ver_Luscht» für das Corona-Manifest produziert. -V[V! 0ULZ :JO UL

Über meine Männer-Tanzgruppe kennen ich den christkatholischen Pfarrer Lars Simpson. Ihm war es ein Anliegen, rund um das Corona-Manifest der Kirchen auch Kunstschaffende einzubeziehen, und so kam er mit dieser Idee auf mich zu. Erstmal dachte ich: Oh je, Corona und Tanz und das noch im Grossmünster! Corona war für mich Stillstand, Krankheit und Schwäche. Tanz braucht einen Raum, in dem die Körper der Tänzer gut gesehen werden können – und zwar ganz. Der Körper ist ja unser Instrument. Es fehlt eine Bühne, der Fussboden ist kalt und hart und die Anfrage kam zudem sehr kurzfristig. Wenn eine neue Choreografie entwickelt und einstudiert werden muss, dauert das selbst bei einem kurzen Tanzstück im Minimum vier Wochen. Dann kam ich auf die Idee, einen Film zu machen, der Corona-Betroffene zu Wort kommen und einen Tänzer und

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eine Tänzerin auftreten liess. Da passte dann wiederum die Wortlosigkeit des Tanzes, so fand ich es angemessen. Ausgangspunkt blieb das Corona-Manifest. Es war schwer, Betroffene zu finden, die über die Erkrankung reden möchten. Manche waren noch zu dicht dran, andere hatten es überstanden und wollten eigentlich nicht mehr darüber reden. Schlussendlich haben wir Menschen gefunden, die wie wir alle betroffen waren. Die eher normalen Erfahrungen erschienen uns dann genauso relevant wie die ganz schweren. Zum Beispiel die junge Frau, die gemobbt wurde, weil sie Corona in die WG gebracht hatte. Es hat mich gereizt, einen Film zur Corona-Zeit zu machen. Die meisten der Tanzszenen haben wir dann in meiner Wohnung gedreht – selbst im beengten Trockenkeller mit einer einzeln aufgehängten Winterjacke. Dieses

starke Bild ergab der Zufall, der Tanz mit der Winterjacke war dann improvisiert. Insgesamt sind die Tanzszenen innerhalb von drei Tagen entstanden. Im Film geht es ja eben nicht um Zertifikate oder Impfungen, sondern um die ganz menschlichen Erfahrungen, die wir alle während der CoronaPandemie geteilt haben, bei denen wir wieder in einen Dialog des Verständnisses kommen. Nun scheint alles vorbei, aber ich hoffe sehr, dass der Film zu dieser Verständigung einlädt.

Der Film «Ver_Luscht» ist bei Relimedia inklusive Begleitmaterial erhältlich. www.tinamanteltanz.ch


Unsere Kirche

Buchtipp «Der Fluch» von Wolfgang Wettstein Wenn ein ehemaliger «Kassensturz»-Redaktionsleiter unter die Krimiautoren geht, liegt ein sorgfältig recherchierter Roman auf der Hand. Wolfgang Wettstein (60) ist Journalist, studiert in Zürich Theologie und lotet in seinem dritten Krimi um den philosophischen Rechtsmediziner Sokrates menschliche und theologische Abgründe aus. Und die machen auch nicht Halt vor einer theologischen Fakultät. Ein ausführliches Interview mit dem Autor Wolfgang Wettstein finden Sie auf www.zhkath.ch. 2022, 346 Seiten, 12.5 x 20.0 cm, Paperback ISBN 978-3-290-18445-2, CHF 29.80 Theologischer Verlag Zürich TVZ

Hörtipp Hörschatz – Damit die Stimme bleibt! Eine Hörschatz-Audiobiografie ist als Geschenk für minderjährige Kinder von Familien gedacht, in denen ein Elternteil mit einer unheilbaren Erkrankung konfrontiert ist. Sie soll dem erkrankten Menschen die Möglichkeit einer Rückschau auf das unerwartet verkürzte Leben geben, die sie den minderjährigen Kindern als kostbare Erinnerung hinterlassen können. Der Verein Hörschatz wurde 2020 gegründet und ermöglicht betroffenen Familien die Finanzierung einer Audiobiografie. www.hoerschatz.ch

Rebecca Fitterer kreiert verführerische Pralinen. -V[V! 9LUt -P[[LYLY

Mein Hobby HGU-Mutter Rebecca Fitterer mischt kreativ Schoggi mit Aromen und Gewürzen. «In die verführerische Welt der Pralinen und Truffes hat mich meine Grossmutter eingeführt. Meistens vor Weihnachten gebe ich mich während einer Woche der Planung von Kreationen, dem Einkauf der Zutaten, dem Ausprobieren und Produzieren sowie dem Verpacken und Verschicken von Pralinen und Truffes hin. Mitte Februar habe ich zusätzlich für einen guten Zweck Pralinen hergestellt. Vor allem meine Familie, Freunde und Arbeitskolleginnen kommen in den Genuss meiner Kreationen. Ist die Pandemie endlich vorbei, dürfen sich auch meine Kinder im Heimgruppen-Unterricht (HGU) auf eine süsse Überraschung freuen. Zu meinen persönlichen Favoriten zählen die Pralinen mit Mandel-Nougat & geröstetem Sesam sowie Mokka-Kaffeelikör.» Pflegen auch Sie ein spezielles Hobby oder kennen Sie eine Kollegin, einen Kollegen, der davon erzählen möchte? Schreiben Sie uns auf credo@zhkath.ch

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Perspektiven

Projekt «50 plus» für Langzeitarbeitslose vor unsicherer Zukunft

Martin Mennen, Leiter DFA und Projektverantwortlicher des Projekts «50plus». -V[V! /HUZQ YN :[\[a

Das Projekt «50plus» will ältere Langzeitarbeitslose wirkungsvoll unterstützen. Es wurde in der DFA Winterthur entwickelt und zwischen 2017 und 2019 getestet. Es richtet sich an Langzeiterwerbslose über 50 mit erschwerten Bedingungen, wieder im ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. In der Testphase konnten 30 ältere Langzeiterwerbslose bei ihrem Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt unterstützt werden. Über dieses Programm ist übrigens auch der Layouter Denis Schwarz zu uns gestossen, der dieses Magazin credo gestaltet. Aufgrund der ermutigenden Resultate hat die DFA entschieden, 50plus

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in den Jahren 2020 bis 2022 als kantonsweites und komplementäres Angebot zur «staatlichen Grundversorgung» an allen drei Standorten anzubieten. Die Finanzierung erfolgt wie in der Testphase über Drittmittel von Förderstiftungen. Mit den zugesagten rund 350'000 Franken finanziert DFA zur Zeit drei Job-Coaches über die gesamte Projektlaufzeit. Aktuell werden rund 30 betroffene Stellensuchende betreut. Ob das Projekt über das Jahr 2022 hinaus fortgeführt wird, hängt einerseits davon ab, wie sich der Arbeitsmarkt für ältere Stellensuchende entwickelt und ob der Staat niederschwellige Angebote machen kann. An-

dererseits müssen für eine Anschlussperiode wieder in ausreichendem Masse Fördermittel bei Stiftungen generiert werden. Menschen, denen das Angebot helfen könnte, wird es auch in Zukunft geben.

Die kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit DFA wird von der katholischen und reformierten Kirche getragen. Sie bietet ihre Angebote – Hilfe bei der Stellensuche, Sozial- und Rechtsberatung – in Uster, Winterthur und Zürich an. Die DFA betreibt seit 2019 ein «Mentoring-Programm für Stellensuchende». Dafür sucht sie Freiwillige, die bereit sind, eine stellensuchende Person in ihren Bewerbungsbemühungen individuell zu unterstützen. www.dfa.ch


Seelen-Nahrung

Frühlingserwachen Von Susanne Altoè

Susanne Altoè ist Seelsorgerin im Gesundheitszentrum Dielsdorf und im PalliativCare-Team des Spitals (ɈVS[LYU H (

«Haben Sie Zeit?» Herr Kersch sitzt im Stübli und winkt mich zu sich. Es ist fast ein Jahr her, seit seine Ehefrau nach 67 gemeinsamen Jahren verstorben ist. Heute wirkt Herr Kersch verändert. Keine Tränen, keine Schwere. Unruhig rutscht er auf dem Sessel hin und her. «Ich weiss nicht, ob Sie das verstehen …» sagt er schliesslich. «Ich… ich habe da so ein ganz komisches Gefühl.» Besorgnis steigt in mir auf. Der Tod seiner Frau hatte den Hochbetagten in tiefe Trauer und Sinnlosigkeit gestürzt, und manchmal war es mir gewesen, als hätte der Lebensmut ihn ganz verlassen. Spürte er etwa selbst «Bruder Tod» anklopfen? «Wissen Sie, da ist doch vor ein paar Wochen Frau Liewen ins freie Zimmer vorne rechts eingezogen.» - «Macht Ihnen etwas Sorgen diesbezüglich?» Ich denke an die Spannungen, die manchmal in der unfreiwilligen Lebensgemeinschaft im Heim entstehen. «Nicht direkt», sagt Herr Kersch. Steigt ihm da tatsächlich eine leichte Röte in die Wangen, oder bilde ich mir das nur ein? Herr Kersch holt tief Luft: «Wissen Sie, Frau Liewen ist auch allein. Ihr Mann ist schon lange tot. Wir haben darüber gesprochen.» «Das hat Ihnen beiden gutgetan?» - «Eigentlich kann man mir ihr über alles sprechen, sie versteht einen einfach», fährt Herr Kersch fort, ohne meine Frage zu beantworten, «sie ist eine sehr liebe Frau.» Ich nicke. «Es ist doch komisch, finden Sie nicht? Ich meine, wir kennen uns ja eigentlich nicht. Und ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste!» Jetzt endlich wird mir klar, um was es hier geht! «Und jetzt haben Sie ein ganz komisches Gefühl, sagten Sie?» «Ja.» - Ich gebe mir keine Mühe, mein Lächeln zu unterdrücken. «Aber ist es auch ein bitzeli ein schönes Gefühl?» Herr Kersch lächelt. Jetzt ist die frische Farbe seiner sonst so blassen Haut unverkennbar. «Was meinen Sie, ob so eine Freundschaft in unserem Alter noch erlaubt ist?» - «Möchten Sie diese Frage bei Gelegenheit der Frau Liewen stellen?» Herr Kersch atmet tief und strahlt. «Gut!» Wir nehmen Abschied. Mit leichtem Schritt gehe ich durch die Stationen. Später am Tag, als ich einen Moment Atem zu holen suche, öffne ich das Fenster weit und atme die Sonne ein. Mein Blick wandert über den blühenden Garten. Bei der Wiese steht Herr Kersch. Die eine Hand am Rollator, mit der anderen pflückt er Gänseblümchen.

April 2022

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Ausläuten

Egg: Der heilige Antonius wirkt wahre Wunder Text: André Füglister, ehemaliger Synodalrat

Pilgerort am Pfannenstiel: Antoniuskirche in Egg. -V[V! (UKYt - NSPZ[LY

Seit hundert Jahren ist der heilige Antonius als Patron auch in einer Gebetsstätte aus einheimischem Holz unterhalb des Pfannenstils beheimatet. Mitten in einer anders bekennenden Bevölkerung, aber abseits der Stadt geduldet, von einem dankbaren Anhänger gefördert, hat er in der Folge viele Tausend Pilger aus der innerschweizerischen und italienischen Migration bei sich versammelt. Als gelehrter Augustiner Chorherr war er im 13. Jahrhundert vom portugiesischen Coimbra aufgebrochen, schloss sich dem heiligen Franziskus an und wurde zum mitreissen-

den Prediger und hilfreichen Seelsorger jugendlich dargestellte Familienpafür das Volk im Raum Padua. Als ein tron eben diesen noch beibringt. Ein widerborstiger Ehemann sich sträub- Handschlag vielleicht mit jenen, die te, das ihm geborene Söhnchen anzu- sola scriptura glauben, und jedenfalls erkennen, soll der Säugling in Gegen- eine Mahnung, dass Wissenschaft und wart des Heiligen mit klaren Worten Volksnähe sich nicht ausschliessen! seinen Vater in Pflicht genommen haDas Buch und die ‘Nachhilben; auch eine Vision des Jesuskindes fe für das Gedächtnis’ machten Antoist in die frommen Darstellungen ein- nius zum Nothelfer für Prüflinge und geflossen. Für einen Bücherdieb hat er für Leute mit Erinnerungsschwierigso eindringlich gebetet, dass dieser um- keiten. Dem Vernehmen nach werden gehend den Band zurückbrachte. die verbreiteten ‘Antoniuskässeli’ recht Gemessen am obligaten Mo- ordentlich gefüllt: Die mit der Spende tivprogramm fehlte in Egg der besag- verbundene Entkrampfung und der te Psalter, und es ist ein trefflicher Ein- Heilige wirken zusammen eben oft ein fall, dass auf dem Jubiläumsbanner der Wunder!


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