108 JAHRESBERICHT 2021
INTERVIEW
«Den Blick verändern auf das scheinbar Unscheinbare» Ihre Fotoserie «Achtsamkeit» schenkt diesem Jahresbericht ein Gesicht: Schwester Veronika Ebnöthers Bilder sind durch eine besondere Sicht auf die Welt und die Menschen geprägt. Im Gespräch erläutert sie, warum für sie ein Millimeter wichtiger ist als ein Meter. Schwester Veronika, was ist ein gutes Foto? Eines, das beim Betrachten Emotionen auslöst, das inspiriert und berührt, das mich in meinem eigenen Lebensprozess weiterbringt. Sie sind eine katholische Schwester und Fotografin, eine seltene Kombination. Seit wann fotografieren Sie? Ich hatte in meinem Leben ein einschneidendes Erlebnis und habe mich deshalb für ein ganzes Jahr völlig von allem zurückgezogen. Das war 2012. Nach diesem Jahr spürte ich, dass ich den Menschen auf eine ästhetische Art von der Schönheit Gottes erzählen möchte. Die Fotografie lag mir da am nächsten. Ich bezeichne mich aber nicht als «Fotografin», ich habe auch keine Ausbildung darin. Ich fotografiere einfach gern.
Schwester Veronika Ebnöther (48) ist in Rüschlikon (ZH) aufgewachsen. Sie lebt nicht in einer klösterlichen Gemeinschaft, sondern als «Gottgeweihte Jungfrau» in freiwilliger Ehelosigkeit mitten in der Welt und will so Gott und der Kirche dienen. Schwester Veronika arbeitet seit 2014 als Gefängnisseelsorgerin in den Justizvollzugsanstalten Realta und Cazis Tignez (GR). Foto: Selbstporträt Schwester Veronika Ebnöther
IH-2021-RZ.indd 108
12.05.22 10:59