Nr 7 / Juli_August 2017
notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
Zürcher Kirche an Weltausstellung und Kirchentag /
Jubiläum mit Ausstrahlung Seite 8
Seite 6
Brücken bauen in Nahost
Gut für die Gesellschaft?
Wie HEKS im Libanon hilft
Die Kirchen zeigen auf, was sie für die Allgemeinheit tun
Editorial / Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserin, lieber Leser Stellen Sie sich vor, Sie haben Gäste. Sie bewirten sie liebevoll, tragen währschaftes Essen auf, schenken kühle Getränke nach. Sie sorgen für gute Gespräche am Tisch, haben ein offenes Ohr für das, was Ihre Gäste bewegt. Sie machen Mut, wenn von Sorgen und Ängsten die Rede ist. Sie freuen sich mit, wenn gescherzt und gelacht wird. Sie verabreden sich alsbald für ein nächstes Treffen – und präsentieren beim Abschied an der Haustüre freudestrahlend, was der Besuch gekostet hat: Materialkosten: Fr. 72.50 plus Arbeitsaufwand (Freundschaftstarif): Fr. 208.– (6,5 Std. à 32 Fr.). Unschön. Und unüblich. Niemand käme auf die Idee, seinen Gästen vorzu-
«Zeigen, was wir geleistet haben.» rechnen, was ihnen eben geboten wurde, um dann gönnerhaft zu verkünden, sie hätten nichts zu bezahlen. Sie mögen nur bitte zur Kenntnis nehmen, was da an Leistungen an ihnen vollbracht wurde. Das Szenario kam mir in den Sinn, als ich die Studie «Kirchliche Tätigkeiten mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung im Kanton Zürich» zu lesen bekam. (Erfahren Sie mehr darüber im Bericht ab Seite 6.) Die Studie zeigt auf 169 eng bedruckten Seiten und mit «zig» Diagrammen, was die Landeskirche mit ihren Kirchgemeinden während eines Jahres geleistet hat, was das gekostet hat und 2
wem es zu Gute gekommen ist. Letzteres ist für diese Studie, die von Kanton und Kirchen initiiert, von der Universität durchgeführt und mit kniffliger Arbeit von kirchlichen Mitarbeitenden alimentiert wurde, von entscheidender Bedeutung. In dieser Buchhaltung zählt nämlich nur, was für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung ist – dies, weil der Kanton Zürich die Kirchen jährlich mit grossen Beträgen unterstützt. Er hat deshalb das Recht zu wissen, was die Kirche damit unternimmt. All die Leistungen zusammenzutragen und haarklein abzurechnen, war keine leichte Übung. Die Resultate indes sind wertvoll. Sie sorgen für Transparenz, nach innen und nach aussen: Wir haben es Schwarz auf Weiss, was wir tun, und was wir erreichen (und nicht nur, was wir hätten erreichen wollen!). Das hilft, bei einer realistischen Selbsteinschätzung, gibt Klarheit über Wünschbares und Machbares und über das, was wir als Kirche uns in Zukunft zu tun vornehmen. Gegenüber der Öffentlichkeit zeigt die Studie ein Weiteres: Die Kirchen erbringen einen beachtlichen Mehrwert im Vergleich zur Investition, die der Kanton tätigt. Darauf dürfen wir auch ein wenig stolz sein. Die Gäste und Zaungäste mögen es uns also verzeihen, wenn wir für einmal etwas ungastlich unsere Leistungsbuchhaltung herumzeigen. Danach – und nach erholsamen Sommerferien (eher ohne gesamtgesellschaftliche Bedeutung) machen wir uns wieder freudig und gastfreundlich an die Arbeit. Christian Schenk Redaktor «notabene»
Aktuell
Nachrichten 3–5 Best of «diesseits.ch»
Was im Blog zu reden gibt 5 Schwerpunkte
Studie: Was die Kirche leistet 6–7
HEKS: Brücken bauen in Nahost 8–9
Reformierte Spurensuche in Berlin 10 – 12 Rubriken
Themen und Termine 12 – 14
Porträt: Kirchenlieder tanzen 15
Impressum / Die kleine Predigt 16
Im August macht das «notabene» wie üblich Sommerpause. Die nächste Nummer finden Sie Anfang September wieder in Ihrem Briefkasten.
notabene
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Drei Fusionen bestätigt rod. An ihrer Sitzung vom 13. Juni hiess die Kirchensynode die drei geplanten Vereinigungen der Kirchgemeinden Horgen-Hirzel, Dübendorf-Schwerzenbach und Schönenberg-Hütten einstimmig gut. Die Fusionsvorhaben entsprechen dem Wunsch der beteiligten Kirchgemeinden und liegen auf der Linie, wie sie das Projekt KirchGemeindePlus verfolgt. Entsprechend hob Kirchenratspräsident Michel Müller hervor, dass Kooperationsvorhaben von Kirchgemeinden für andere Gemeinden vorbildlich wirkten und in die Gesellschaft ausstrahlten. Zudem schafften Fusionen geschichtliche Kontinuitäten, indem betreffende Gemeinden nicht selten in früheren Zeiten vereint gewesen seien. Im Fall von Horgen und Hirzel wurde die gemeinsame Zeit vor exakt 400 Jahren beendet. Dübendorf und Schwerzenbach bildeten bis ins Jahr 1970 eine einzige Gemeinde.
Rechnung 2016 /
5 Mio. im Plus sch. An ihrer Sitzung vom 4. Juli (nach Redaktionsschluss) befand die Kirchensynode über die Jahresrechnung 2016 der Zentralkasse. Diese schliesst mit einem Ertragsüberschuss von rund 5,029 Mio. Franken. Budgetiert war ein Ertragsüberschuss von rund 412 000 Franken. Zum besseren Betriebsergebnis führten unter anderem Unterschreitungen beim Personalaufwand (1,726 Mio.), bei den Sachkosten (869 000) und bei den Beiträgen (1,055 Mio.). Der Ertragsüberschuss wird dem Eigenkapital zugewiesen. Dies entspricht den finanzpolitischen Grundsätzen des Kirchenrates. Das Organisationskapital beträgt per Ende 2016 nun knapp 32,3 Mio. Franken. notabene
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Kirchensynode / Grünes
Licht für den Umbau im Kloster Kappel Foto: Kloster Kappel
Kirchensynode /
rod. Im Zentrum der Synodesitzung vom 13. Juni stand das Bauvorhaben im Kloster Kappel. Der Kirchenrat beantragte der Kirchensynode einen Kredit über 3,07 Mio. Franken für die Aufwertung des Klosterareals. Diese beinhaltet, das aus den achtziger Jahren stammende Flachdach über der Küche zu sanieren, eine Terrasse mit 80 Sitzplätzen zu erstellen und das Gartenkonzept neu zu fassen. Die Bauvorhaben erfolgen in Abstimmung auf das im Jahr 2011 lancierte Gesamtprojekt «Revitalisierung und Entwicklung Kloster Kappel». Dieses zielt auf eine Neuorganisation der gesamten Anlage und beinhaltet eine Wiederbelebung der Klostergärten. Da der Verein Kloster Kappel – bestehend aus den 13 Kirchgemeinden des Bezirks Affoltern sowie der Zürcher Landeskirche – als Eigentümer das ganze Projekt nicht allein stemmen kann, wird er den kantonalen Lotteriefonds bis Ende Jahr um Unterstützung in Höhe von 12 Mio. Franken ersuchen.
Rege Debatte – deutliches Ja Der Synode werde das Messer an den Hals gesetzt, sagte anfänglich Gerold Gassmann, Winterthur Mattenbach, Präsident der vorberatenden Kommission, hinsichtlich der Komplexität der Vorlage und des Minderheitsantrags von Hans Rüttimann, Rickenbach. Dieser knüpfte die Genehmigung des Bauvorhabens an den Vorbehalt, dass der Verein Kloster Kappel zustimme und gleichzeitig das Revitalisierungsprojekt zustandekomme. Ohne Letzteres sei das landeskirchliche Projekt unverantwort-
lich, argumentierte Rüttimann. Margrit Hugentobler, Präsidentin der Finanzkommission, räumte ein, das Projekt sei in der Tat hochkomplex und zeitintensiv, insgesamt jedoch überzeugend. Die Frage, ob die Investition der nachhaltigen Ertragssicherung der Anlage diene, könne die Finanzkommission nach gründlicher Abklärung bejahen. Auch Kirchenrätin Katharina Kull sprach von einer einmaligen Chance, um die Attraktivität der Anlage im Sinn der Landeskirche langfristig zu stärken. Kull warnte gar, ein Nein würde das Gesamtvorhaben gefährden, da der Lotteriefonds eine Eigenleistung fordere. Ob der Kantonsrat diesen Betrag gutheisse, sei allerdings noch offen. Im Namen der Liberalen lehnte UrsChristoph Dieterle, Uster, den Minderheitsantrag ab, da der Lotteriefonds-Betrag in die Kompetenz des Kantons falle und die Planungssicherheit dadurch in Frage gestellt sei. Theddy Probst, Wildberg, zeigte sich angesichts der mit dem Projekt verbundenen Sachzwänge irritiert und fragte, ob die drei Millionen Franken nicht eher für Gemeindeaufbau statt Infrastruktur zu verwenden seien. Auch über die Gestaltung der Gärten, die Grösse der Terrasse und die Notwendigkeit von Pro Specie Rara wurde diskutiert. Einige emotionale Voten provozierte zudem die kurze Diskussion über die geplante Mauer. Schliesslich wurde der Minderheitsantrag mit 73 Nein zu 27 Ja bei 5 Enthaltungen abgelehnt. Das Bauvorhaben wurde mit 82 Ja gegen 10 Nein bei 13 Enthaltungen angenommen. 3
Recht, ein anderer
Foto: Bfa
zu werden
Brot für alle setzt sich ein für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.
sch. In seinem diesjährigen Bettagswort rückt der Kirchenrat das Engagement und die Mitverantwortung in der Gesellschaft ins Zentrum. Alle, die Verantwortung tragen, seien befähigt und aufgerufen, sich einzubringen und dafür zu sorgen, «dass der Raum für Hoffnung offen gehalten wird». Dabei sollten Menschen sich nicht darauf beschränken lassen, was man ihnen zutraut oder eben nicht. «Christsein bedeutet das Recht, ein anderer zu werden» – so hat es die Theologin Dorothee Sölle einmal ausgedrückt. Ebenso wenig wie man sich kein fixes Bild von Gott machen soll, hätten auch Menschen das Recht, sich anders zeigen zu dürfen und nicht auf irgendein Bild festgenagelt zu werden, schreibt der Kirchenrat. In vielen Kirchgemeinden setzten sich deshalb Menschen dafür ein, dass Begegnungen zwischen Personen ganz unterschiedlicher Herkunft und Generation stattfinden können. «Lebendige Beziehungen weichen dabei starre Bilder auf. Manche Menschen
Leserbrief / Theologie
www.zhref.ch/bettag
Kollekte für Fairness im Kleiderhandel Die diesjährige Bettagskollekte geht an Brot für alle und an sein Projekt «Faire Lieferketten». Das Hilfswerk sorgt zusammen mit der Stiftung Fair Wear dafür, dass grundlegende Arbeitsrechte bei der Produktion von Kleidern in Entwicklungsländern eingeführt und gewahrt werden. www.brotfueralle.ch
ist gefragt!
«notabene» 4/17: Weiterbildung Es gehe darum, stärker hinzuhören auf das, was die Gemeinden brauchen; gefragt seien Weiterbildungen im Bereich Spiritualität wie geistliches Führen und Leiten, spirituelles Begleiten, Pilgerwesen, Exerzitien usw., heisst es da. Und das zur Zeit des Reformationsjubiläums! Zu all diesen «Bedürfnissen» hat sich Zwingli wahrhaftig deutlich genug 4
entdecken ganz neue Fähigkeiten in sich oder können endlich eine Seite zeigen, die bis jetzt noch niemand wahrgenommen hat.» Im Recht, ein anderer zu werden, bewähre sich überdies nicht nur die Freiheit, sich zu entwickeln, sondern auch der Freiraum, neu anfangen zu dürfen und – im Kleinen und im Grossen – Verantwortung zu übernehmen. «Dass sich der Blick dabei auf diejenigen richtet, die Zuwendung und Hilfe benötigen, geschieht fast von selbst.»
kritisch geäussert. Ihm ging es doch in erster Linie darum, die Botschaft des Evangeliums durch das Wort zu verkündigen. Wie wir dies heute sinnvoll tun können, darauf müsste sich die Kirche besinnen. Oder anders gesagt: Auch heute muss es um das «sola gratia» gehen! Theologie ist gefragt! Heidi Profos, pens.Pfrn., Winterthur
Dargebotene Hand /
Männer besser verstehen rod. Wer die Nummer 143 der Dargebotenen Hand wählt, ist meist weiblich – wie auch das beratende Gegenüber. Bei den Ratsuchenden am Telefon (26%), im Internet (23%) und bei den Freiwilligen (27%) sind die Männer mit einem Viertel klar untervertreten. Der Umgang mit Männern bildet daher Schwerpunktthema im Jahresbericht 2016. «Männer leiden oft lange vor sich hin. Oft so lange, bis ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt.» Dies ist eine Erkenntnis der Freiwilligen aus den 6046 Kontakten mit männlichen Gegenübern im Berichtsjahr. Dass sich im gleichen Zeitraum dreimal mehr Frauen meldeten, hat Stellenleiter Tony Styger bewogen, sich eingehend mit der Männerwelt auseinanderzusetzen. In einer spezifischen Weiterbildung erarbeitete das Team Ansätze, um Männer besser zu verstehen und wirkungsvoller zu beraten. Männer können in Gesprächen besser erreicht werden, wenn man ihre spezifische Lebenswelt anerkennt – dies eine Erkenntnis. So öffnen sie sich eher, wenn zuerst «ihre» traditionellen Themen wie etwa Sport angesprochen werden. In schwierigen Situationen ist es zudem nicht ihr primäres Bedürfnis zu reden und dabei allfällige Schwächen zu thematisieren, vielmehr wollen sie ihre Situation analysieren und erforschen, wie sie richtig handeln sollen. Die Dargebotene Hand Zürich wird massgeblich mitgetragen von der reformierten und katholischen Kirche. www.zuerich.143.ch Tel. 143: Männer lassen sich seltener helfen. Foto: Die Dargebotene Hand Zürich
Bettag 2017 / Das
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Stadt Zürich /
Fusion nimmt nächste Hürde
Best of Blog /
Eintauchen auf diesseits.ch kra. Im Mai und Juni haben alle 33 Kirchgemeinden der Stadt Zürich und Oberengstringen über den Zusammenschlussvertrag zur geplanten Fusion abgestimmt. 30 Mal lautete das Ergebnis Ja. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde damit weit übertroffen. Über 75 Prozent der Stimmenden befürworteten den Vertrag. Das positive Votum bestätigt den Grundsatzentscheid aus dem Jahr 2014, bei dem die Stadtzürcher Reformierten sich an der Urne für den Zusammenschluss aussprachen. Nun muss die Landeskirche den Vertrag noch genehmigen, was voraussichtlich an der Kirchensynode im Herbst 2017 geschieht. Die Struktur und die Organisation der reformierten Kirchgemeinde Zürich sollen zu einem späteren Zeitpunkt geregelt werden.
Zweifel in Zürich-Nord Eine ablehnende Haltung zum Zusammenschlussvertrag nahmen die Kirchgemeinden Hirzenbach, Oerlikon und Witikon ein. Das Ergebnis aus Saatlen fehlt noch. Dort muss die Abstimmung wegen eines Verfahrensfehlers wiederholt werden. Damit zeichnet sich in ZürichNord ein schwieriger Prozess auf dem Weg zur Fusion ab. Denn die drei Kirchgemeinden Hirzenbach, Oerlikon und Saatlen sollen später in einem gemeinsamen Kirchenkreis aufgehen. So oder so bleibt der Zeitplan bis zur Fusion ambitioniert, heisst es im Communiqué des Stadtverbandes. Als Nächstes gelte es, eine neue Kirchgemeindeordnung zu erstellen, über die voraussichtlich Ende 2018 abgestimmt werden soll. Die zukünftige reformierte Kirchgemeinde Zürich betritt dabei Neuland, allein schon aufgrund ihrer Grösse. Mit über 80 000 Mitgliedern wird sie zur zahlenmässig grössten Kirchgemeinde der Schweiz. www.kirchenreform-zh.ch
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Begeistert von Friederike Osthof Ich muss noch klein gewesen sein. In meiner Erinnerung lag das Fensterbrett knapp über meiner Nasenspitze. Wir waren ins Kinderzimmer verbannt, damit meine Eltern in Ruhe ihren Mittagsschlaf halten konnten. Plötzlich hatte ich eine Idee. Das ganze Kinderzimmer geriet in Bewegung; jeder Stuhl, jede Puppe, jedes Klötzchen bekamen Sinn und Bedeutung. Begeistert erklärte ich meinen Schwestern, wie das Spiel ablaufen würde. Doch so schnell wie die Idee gekommen war, verschwand sie wieder. Die Spielsachen schauten mich mutlos an, ich sass auf dem Boden und schaute ratlos zurück. Die Sinnlosigkeit des Lebens hatte mich überfallen; vermutlich habe ich meine kleinen Schwestern mit meiner Traurigkeit angesteckt. Wie schön wären Ideen, die begeistern, ohne daran einzubrechen. Wie wunderbar, den Wind unter den Flügeln zu spüren, der trägt. Ideen sind gefragt wie nie. Ideen, um die Menschen zu erreichen, um die christliche Tradition zu vermitteln, um die Kirche zu retten. Ideen für Massnahmen und Veranstaltungen, die wie Leuchttürme in den Medienhimmel ragen, damit endlich wieder einleuchtet, welcher Reichtum hier verborgen liegt. So eine Leuchtturm-Geschichte wird in der Bibel erzählt. «Auf, wir wollen eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, und uns so einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.» Die Turmbauer zu Babel hatten eine gute Idee und die Mittel, sie zu realisieren. Alle waren einverstanden, alle waren begeistert, alle haben mitge-
holfen. Und am Ende ist das eingetreten, was sie verhindern wollten: Alle waren über die ganze Erde zerstreut und haben sich nicht mehr verstanden. Die Pfingstgeschichte ist die Fortsetzung und Antwort auf die TurmbauGeschichte. Angezogen durch ein himmlisches Brausen kommen Menschen aus allen Völkern der Erde zusammen. Die, die zerstreut waren, sammeln sich und verstehen die, die reden. Warum hat es dieses Mal geklappt? Keiner hatte eine Leuchtturm-Idee. Es gab keinen Zweck, der erreicht werden sollte. Es hatte Platz für das Pfingstwunder: Die einen haben von dem erzählt, was sie begeistert. Die anderen haben sie verstanden. Das Brausen verdichtet sich im Bild: «Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jeden von ihnen liess eine sich nieder.» Ideen bleiben gefragt. Wenn sie mich ereilen, bin ich noch immer begeistert. Ich liebe die Leichtigkeit und Lebendigkeit, in die sie mich versetzen. Wenn sie ausblieben, wäre mein Leben ärmer. Aber ich gehe heute anders mit ihnen um. Wenn Ideen-Funke und Begeisterung nicht überspringen, ist etwas schiefgelaufen. Entweder war die Idee nicht gut, oder sie kommt später und anders wieder. Aber nichts schöner, als wenn man sich gegenseitig ansteckt. Wenn es eine kleine, verschworene Truppe gibt, die miteinander unterwegs ist. Wenn man sich gemeinsam für eine Sache einsetzt, am gleichen Strick zieht und sich aufeinander verlassen kann. So etwas zu erleben, ist für mich Glück...
«Pfingsten und die Turmbauer zu Babel.»
Weiterlesen und mitdiskutieren auf: www.diesseits.ch
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Studie schafft Klarheit /
Was die Kirche leistet
Die Kirchen sind dem Kanton Zürich Millionen wert. Jedes Jahr unterstützt er Leistungen, die die Kirchen für die ganze Gesellschaft erbringen. Ob und wie sie das tun, zeigt eine umfangreiche Studie. Von Christian Schenk
Dazu haben die beiden Kirchen und die Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich 2015 eine Studie in Auftrag gegeben. Von Oktober 2015 bis September 2016 wurden die Tätigkeiten der Kirchen mit ihren Kirchgemeinden erfasst und auf ihre gesamtgesellschaftliche Bedeutung hin geprüft. Dies im Hinblick auf die nächste Beitragsperiode von 2020 bis 2025, für die das Kantonsparlament die Kostenbeiträge an die Kirchen erneut bemessen und bewilligen muss. Die Ergebnisse der Studie, verfasst vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich, wurden der Öffentlichkeit Ende Juni erstmals präsentiert. Die Studie zeigt, dass insgesamt 12,6 Prozent der Tätigkeiten der Reformier6
Was zählt für die Gesellschaft? Hinter den simplen Zahlen der Schlussbilanz stehen einerseits aufwändige Erfassungs- und Auswertungsaufgaben von über 86 000 Angeboten von 310 reformierten und katholischen Kirchgemeinden und Fachstellen. Andererseits steckt hinter der Quantifizierung ein
strenges Definitionsraster dafür, was als Tätigkeit mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung gezählt werden darf. «Kirchliche Tätigkeiten gelten als gesamtgesellschaftlich bedeutsam, wenn sie sich an alle Menschen unabhängig von ihrer Kirchen- oder Religionszugehörigkeit richten, wenn sie für alle unter den gleichen Bedingungen zugänglich sind und wenn sie auch tatsächlich Nicht-Mitglieder der beiden Kirchen anteilsmässig so erreichen, wie diese in der Bevölkerung vertreten sind.» Ein Bespiel: Um vollumfänglich als gesellschaftlich bedeutsam zu gelten, reicht es nicht, wenn eine Kirchgemeinde eine Seniorenreise auch für Nichtmitglieder ausschreibt und durchführt, aber tatsächlich nur einzelne Nichtmitglieder zur Mitreise zu motivieren vermag. Die Studie stützt sich demnach nicht nur auf die Intention, sondern nimmt das Erreichte als Richtschnur. Die Frage, ob auch kultische Tätigkeiten (zum Beispiel Gottesdienste und katechetische Angebote) von gesamtgesell-
Mittagstisch in der Ladenkirche: Ein Angebot, das nicht nur die Kirchenmitglieder erreicht. Foto: sch
Staatsbeiträge gerechtfertigt
ten Landeskirche als «gesamtgesellschaftlich bedeutsam» gewertet werden können. Die Landeskirche hat dafür 35,4 Millionen Franken investiert – weit mehr also als den Kostenbeitrag des Kantons von 27,3 Millionen. Einen ähnlichen Mehrwert weist auch die Römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich aus (25,9 Mio. zu 22,7 Mio). Die Befunde zeigen – so steht es in den Empfehlungen der Studie –, dass die beiden Kirchen Tätigkeiten erbracht haben, die «die staatlichen Kostenbeiträge mehr oder weniger deutlich rechtfertigen». Folglich sei auch die heutige Praxis grundsätzlich beizubehalten.
Foto: sch
Wenn eine Kirchgemeinde Deutschkurse für Flüchtlinge erteilt, wenn sie sozial schwache Menschen unterstützt oder wenn sie ihre Kirche für Konzerte zur Verfügung stellt, dann kommt dies nicht nur den Kirchenmitgliedern zu Gute. Die Kirche erbringt dann Leistungen, die für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung sind. Es sind diese Tätigkeiten der Kirchen, namentlich in den Bereichen Bildung, Soziales und Kultur, die der Kanton Zürich finanziell mitzutragen bereit ist. 50 Millionen Franken fliessen so jährlich an die Kirchen. Der Verteilschlüssel ergibt sich anhand der Mitgliederzahlen: 27,3 Millionen gehen an die Reformierte Landeskirche, 22,7 Millionen an die Römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich. Die Kirchen können die mit staatlichen Geldern unterstützten Tätigkeiten selber definieren und durchführen. Sie sind aber verpflichtet zu zeigen, wie sie die Mittel verwenden.
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Jahresbericht /
Wozu ist Kirche da?
schaftlicher Bedeutung sein können, ist schwierig zu beantworten und politisch umstritten. Die Macher der Studie beantworten sie so, dass kultische Tätigkeiten von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung sein können, «wenn sie staatliche Leistungen ersetzen oder die allgemeine Bevölkerung die Nutzniesserin der Angebote ist». Entsprechend dieser engen Definition finden in der Studie nur wenige der kultischen Tätigkeiten der Kirchen Anerkennung: 1,2 Prozentpunkte der als gesamtgesellschaftlich bedeutsam ausgewiesenen Tätigkeiten der Landeskirche sind demnach dem kultischen Bereich zuzuordnen.
Aussensicht auf die Kirche Neben der Definition und Zählung der kirchlichen Tätigkeiten gibt der knapp 170-seitige Studienbericht auch darüber Auskunft, wie die kirchlichen Tätigkeiten wahrgenommen werden. Dazu wurden die Gemeindeschreiber und Gemeindeschreiberinnen der politischen
Gemeinden und die Bevölkerung mittels Telefoninterviews befragt. Auch diese Aussensicht auf die Kirche findet Eingang in die Studie. Und sie zeigt eine überwiegend positive Wahrnehmung: Es besteht «ein klares Bedürfnis» nach kirchlichen Angeboten wie Seelsorge, Gottesdienst oder Messe, Möglichkeit der freiwilligen Mitarbeit und Ökumene und Dialog zwischen den Religionen. Die politischen Gemeinden erachten die kirchlichen Angebote als «gut sichtbar und deren Nutzen nicht nur für die Kirchenmitglieder, sondern auch für NichtMitglieder beachtlich». Eine gute Anerkennung ist auch aus der Bevölkerungsumfrage ablesbar. Und ausserdem konkrete Erwartungen: «Aus der Sicht der Befragten sollten die Kirchen die staatlichen Gelder prioritär für soziale Angebote, namentlich für Seelsorge, Begegnungsangebote sowie Sozialberatung und -leistungen, einsetzen.» Infos: www.zhref.ch/kirchenstudie
Foto: Gion Pfander
Konzerte in der Kirche: Auch kulturelle Leistungen rechtfertigen Beiträge des Staates.
sch. Was die Landeskirche leistet, das zeigt sie alljährlich in ihrem Jahresbericht. Am 4. Juli ist der Bericht für das Jahr 2016 samt Jahresrechnung der Kirchensynode vorgelegt worden. Im Herbst wird auch der Kantonsrat davon Kenntnis nehmen. Auf knapp 100 Seiten zeigt der Bericht die Fülle und Bandbreite des kirchlichen Handelns in den Bereichen Verkündigung und Gottesdienst, Diakonie und Seelsorge, Bildung und Spiritualität sowie Gemeindeaufbau und Leitung. Der Jahresbericht ruft beispielsweise in Erinnerung, wie gross das Engagement in der Flüchtlingsarbeit war und ist, das zahlreiche Zürcher Kirchgemeinden zu einem Schwerpunkt in ihrem Wirken gemacht haben. Er zeigt, wie Pfarrerinnen und Pfarrer neue Wege beim Taufgottesdienst gehen, um jungen Eltern den Zugang zur Kirche zu erleichtern. Oder er weist auf die Vielfalt der seelsorgerlichen Angebote in Spitälern, am Flughafen oder in den Gefängnissen hin. Kirchenratspräsident Michel Müller schreibt in seinem Vorwort, die Kirche erlange Glaubwürdigkeit dadurch, dass Wort und Tat übereinstimmten. «Kirche muss und darf sich bezüglich der Qualität ihrer Dienste auch fragen lassen, ob gut gearbeitet wird.» Angesichts anhaltender Kirchenaustritte könne diese Frage Mitarbeitende und Behörden bisweilen aber auch zum Zweifeln oder Verzweifeln bringen. Jenseits der puren Rechenschaftslegung weist der Kirchenratspräsident auch auf etwas hin, was Kirche von anderen Unternehmen und Organisationen unterscheidet – das Beten: «Das Gebet ist der allererste und der letzte Dienst, den wir als Kirche aneinander und füreinander leisten können.» Den Jahresbericht herunterladen auf: www.zhref.ch/organisation/landeskirche/ jahresbericht
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HEKS /
Brücken bauen in Nahost
HEKS leistet im krisengeschüttelten Nahen Osten seit langem Nothilfe. Jetzt setzt das Hilfswerk der evangelischen Kirchen auch auf die Unterstützung lokaler Kirchen. Ob und wie das funktioniert, erklärt HEKS-Projektbeauftragter Matthias Herren. Interview: Delf Bucher
Matthias Herren, humanitäre Hilfe leistet HEKS schon lange in Nahost. Jetzt kommt die kirchliche Zusammenarbeit dazu. Was ist der Unterschied?
Bei der humanitären Hilfe stehen die Menschen in existenzieller Not als Folge von gewalttätigen Konflikten oder Naturkatastrophen im Zentrum. Diese Hilfe wendet sich unterschiedslos an alle. Der Glaube oder die Volkszugehörigkeit darf keine Rolle spielen. Also kommt die Hilfe jenen zu, die am stärksten von einer Not betroffen sind?
Genau. Dagegen geht es bei der kirchlichen Zusammenarbeit darum, dass wir reformierte Partnerkirchen unterstützen, um Sinnvolles in der Gesellschaft zu bewirken. Dabei profitieren auch Notleidende der unterschiedlichsten Gruppen von sozialen Projekten. Gleichzeitig aber stärken wir die gesellschaftliche Relevanz der Partnerkirchen. HEKS hat sich Zeit gelassen mit sei-
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nem Engagement. Warum kommt die Hilfe so spät?
Im Gegensatz zur humanitären Hilfe, mit der wir sofort begonnen haben, benötigte es viel Zeit, die geeigneten kirchlichen Partner vor Ort zu finden und konkrete Projekte zu entwickeln. Der Anstoss kam vom SEK. Die ersten Kontakte fanden im Frühjahr 2014 statt. Gab es Schwierigkeiten, diese Projekte im Libanon oder in Syrien aufzugleisen?
Es hat einige Monate gebraucht, bis unsere künftigen Projektpartner die Stossrichtung der kirchlichen Zusammenarbeit verstanden haben. Zuerst dachten sie, dass sie nun noch mehr Nahrungsmittelpakete in Syrien verteilen können. Dabei ist die kirchliche Zusammenarbeit langfristig geplant und nicht auf die Kriegs- und Krisenzeit beschränkt. Langfristigkeit ist ein Kriterium bei der kirchlichen Zusammenarbeit?
Ja, stabile, jahrzehntelange Beziehungen zeichnen zum Beispiel auch unsere Zusammenarbeit mit den reformierten Partnern in Osteuropa aus. Welche Partner kamen in Frage?
Das wichtigste Kriterium ist, dass die Kirchen eine Vision haben, wie sie sich sinnvoll in der Gesellschaft einbringen wollen. Das zweite Kriterium ist, ob sie in der Lage sind, solche Projekte nach unseren Standards durchzuführen. Da geht es um das Begleiten der Projekte und um finanzielle Transparenz. Das stelle ich mir nun in Syrien schwierig vor...
Eine Koordinationsstelle in Beirut steht in regelmässigem Kontakt mit unseren syrischen Partnern und verfolgt, wie die Projekte umgesetzt werden. Was die Finanzen angeht, führen auch die Kirchgemeinden in Syrien eine Buchhaltung und belegen ihre Ausgaben mit Quittungen. Warum hat sich HEKS entschieden, die Minderheit der Minderheit zu unterstützen, statt der grossen armenisch-apostolischen oder orthodoxen Kirchen?
Die reformierten Kirchen im Reformationsland Schweiz fühlen sich zur Solidarität mit den nächsten Verwandten in ihrer Kirchenfamilie verpflichtet. Das sind oft die kleinen protestantischen Kirchen. Die orthodoxe und die katholinotabene
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Fotos: Delf Bucher
HEKS-Hilfe für Libanon
Die landeskirchliche Hilfe für die orientalischen Christen
Der Kleinstaat am Mittelmeer mit 4 Millionen Einwohnern beherbergt zurzeit rund 1,3 Millionen Flüchtlinge. Das stellt das Land sowie die Flüchtlinge vor grosse Herausforderungen. HEKS stärkt neben der seit vier Jahren laufenden Nothilfe in einer Pilotphase mit unterschiedlichen Projekten die christliche Präsenz im Libanon und in Syrien. In Zusammenarbeit mit protestantischen Kirchen, die dem Fellowship of Middle East Evangelical Churches (FMEEC) angehören, will HEKS das kirchliche Leben in den Gemeinden fördern, die soziale Verantwortung der Kirchen für die gesamte Bevölkerung stärken sowie sie zu einem Dialog der Religionsgemeinschaften in Syrien ermutigen.
phd. 2009 hat der Kirchenrat beschlossen, sich verstärkt für die orientalischen Christen einzusetzen, denn die Kirche habe eine besondere Verantwortung für Christen, die wegen ihres Glaubens in Bedrängnis sind oder verfolgt werden. Um entsprechend helfen zu können, wurde ein Sammelkonto eingerichtet. Rund zwei Millionen Franken sind seither zusammengekommen. Damit wurden und werden – in ökumenischer Verbundenheit – schwerpunktmässig die syrisch-orthodoxen Christen im Irak, in Syrien und in der Türkei unterstützt.
In Libanon sind rund 54 Prozent der Bevölkerung Muslime und 40 Prozent Christen. Beide Religionsgruppen sind wiederum in viele Konfessionen unterteilt (Factsheet HEKS). www.heks.ch Frühfranzösisch auch im Libanon: Armenisch-syrische Flüchtlingskinder im Nachhilfeunterricht.
sche Kirche haben ihre eigenen, oft stärkeren Netzwerke. Rücken die christlichen Kirchen angesichts von Bürgerkrieg und islamistischem Terror nicht enger zusammen?
Leider nicht. Seit dem Ausbruch des Krieges orientieren sich die Menschen immer stärker an ihrer Religionsgemeinschaft. Angehörigen einer anderen religiösen Gruppe begegnen sie hingegen oft mit Misstrauen. Auch unter Christen
«Auch unter Christen ist die Abgrenzung stärker geworden.» ist die konfessionelle Abgrenzung stärker geworden. Das heisst wohl: Es ist schwierig, Projekte zu entwickeln, die über Religionsund Konfessionsgrenzen hinausgehen?
Ja. Allerdings haben die protestantischen Kirchen auch Vorteile. Weil sie notabene
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Der langjährige Projektpartner im Nordirak ist das einheimische Hilfswerk CAPNI, das 1993 vom assyrischen Pfarrer Emanuel Youkhana gegründet wurde. CAPNI setzt sich unter anderem mit mobilen Kliniken, Kindergärten und Schulen für die vielen christlichen Binnenflüchtlinge ein. Hauptpartner in der Türkei ist das Kloster Mor Gabriel, das im Turabdin unweit der Grenze zu Syrien liegt. Vor dem Genozid von 1915 war dies das Hauptsiedlungsgebiet der assyrischen Christen in Mesopotamien. Heute leben noch etwa 3000 Christen in dieser vorwiegend kurdischen Region, die heute von Ankara aus praktisch zwangsverwaltet wird. Mor Gabriel ist eines der ältesten Klöster der Welt und auch heute ein spirituelles Zentrum mit grosser Ausstrahlung. Die Landeskirche unterstützt u.a. den Ausbildungsfonds des Klosters für Jugendliche sowie die Religionslehrer, die in den umliegenden Dörfern die Kinder in der aramäischen Schrift und Sprache unterrichten und sie in die syrisch-orthodoxe Liturgie einführen. Aus dem Spezialfonds werden aber auch Projekte zugunsten der bedrängten Jesiden oder eine Traumaschule für syrische Flüchtlingskinder in Jordanien unterstützt. Sammelkonto: PC 80-2020-8 oder IBAN: CH35 0900 0000 8000 2020 8; Ev.-ref. Landeskirche, 8001 Zürich, Vermerk: 200510 – Bedrängte Christen
klein sind und wenig Macht haben, sind sie besser als andere in der Lage, Brücken zu bauen. So sind beispielsweise zwei Drittel der Schüler der protestantischen Privatschulen in Syrien Muslime. Unterstützt HEKS solche Schulen?
Wir planen, zehn kirchliche Schulen in Syrien mit einem Stipendienprogramm zu unterstützen. Aber die kirchlichen Angebote wie Sonntagsschulen und Ferienprogramme richten sich nur an christliche Kinder und Jugendliche?
Das ist so. Aber sie gehen weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Viele orthodoxe und maronitische Kinder beteiligen sich ebenfalls daran. Im Libanon bietet HEKS auch ein Schulergänzungsprogramm an. Weshalb?
Viele Flüchtlingskinder haben oft jahrelang keinen Unterricht mehr besucht und bekunden deshalb Schwierigkeiten, dem libanesischen Schulsystem zu folgen. Dazu kommt, dass im Libanon Englisch einen hohen Stellenwert hat. Naturwissenschaftliche Fächer und Ma-
thematik werden in dieser Sprache unterrichtet. Wird die kirchliche Zusammenarbeit nach der Pilotphase weitergehen?
Wir werden die Pilotphase im September 2017 auswerten und zusammen mit dem SEK entscheiden, ob wir die kirchliche Zusammenarbeit definitiv auf den Nahen Osten ausweiten. Werden die HEKS-Projekte die Kirchen so stärken, dass das Christentum in Nahost überlebt?
Unsere Arbeit ist nicht einer Nostalgie verpflichtet. Für uns steht etwas anderes im Zentrum: Christen können ein stückweit ein Katalysator sein zwischen den anderen, sehr viel mächtigeren muslimischen Gruppen. Für einen Frieden in der Region ist es unerlässlich, dass verschiedene Gruppen konfliktfrei miteinander und nebeneinander existieren können.
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Deutscher Evangelischer Kirchentag /
Zürich – Genf – Berlin retour Was hat Berlin mit der Schweizer Reformation zu tun? Ziemlich viel – und nicht nur, wenn gerade Kirchentag ist. Auf den Spuren von Zwingli und Calvin in der Deutschen Hauptstadt. Text und Fotos: Vera Rüttimann
Der Gendarmenmarkt mit der Französischen Friedrichstadtkirche und dem gegenüberliegenden Deutschen Dom gilt vielen als schönster Platz Berlins. Die beiden Turmbauten und der ganze Platz wurden einst nach dem Vorbild der römischen Piazza del Popolo erbaut. Hier, zu Füssen der Hugenottenkirche, befand sich zum Kirchentag in Berlin diesen Frühsommer das «ReformHaus», der Begegnungsort für Reformierte. Ein hoch frequentierter Hotspot, an dem es fast rund um die Uhr Podiumsdiskussionen, Interviews und Kultur in einem entspannten Ambiente gab. Die Leute strömten zum «Hugenotten-Café», zum «Waldenser-Zentrum» und zur «ReformierBar», einem Angebot der Reformierten Kirchen in der Schweiz, massgeblich mitgestaltet von der Zürcher Landeskirche. Auf Info10
Tafeln wurde dort über Zwingli und Calvin informiert. Meike Waechter, Pfarrerin an der Französischen Friedrichstadtkirche, sagt: «Die Schweizer Reformierten zeigten am Berliner Kirchentag eindrucksvoll Präsenz.» Und das hat in Berlin durchaus Tradition…
Zürcher Bibel in Berlin Meike Waechter betritt die Französische Friedrichstadtkirche. In den Bücherablagen liegen die Zürcher Bibel und Bücher des Schweizer Theologen Karl Barth aus. Ohne kirchengeschichtliches Bewusstsein mag da manch ein Gast sich fragen: Was hat diese Kirche in Berlin mit der Schweiz gemein? Die Pfarrerin kommt in solchen Situationen auf Johannes Calvin zu sprechen. In ihrer Gemeinde sei der Genfer Refor-
mator sehr wohl bekannt. Für die anderen Kirchenbesucher liegt im Foyer ein Faltblatt bereit, das einige Eckdaten vom Leben und Wirken Calvins vermerkt und auch, wie dessen Kirchenlehre und -reform von der Schweiz via Frankreich bis nach Berlin gelangte: Calvins Lehre breitete sich in Frankreich aus, obwohl das katholische Königshaus die Protestanten verfolgen liess. Um 1560, erfährt der Leser, entstand die Bezeichnung «Hugenotten» (abgeleitet vermutlich vom Wort «Eidgenossen»). Diese erhielten im Edikt von Nantes die Religionsfreiheit. Dieses Edikt wurde 1685 von Ludwig XIV aufgehoben und der Protestantismus in Frankreich verboten. Viele Hugenotten flohen damals ins Ausland, wo sie reformierte Gemeinden gründeten, so auch in Brandenburg und Berlin (siehe Kasnotabene
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Buntes Treiben am Evangelischen Kirchentag: am Gendarmenmarkt (links) und bei der Gerüstkirche in Kreuzberg (rechts).
Fotos: Vera Rüttimann
Hugenotten in Berlin Ungefähr 20 000 Hugenotten flohen im 17. Jahrhundert nach Brandenburg-Preussen. Rechtliche Grundlage für den verstärkten Zuzug der Hugenotten war das Edikt von Potsdam, das Friedrich Wilhelm 1685 unterzeichnete. Der Kurfürst begründete die Aufnahme der Hugenotten mit Mitleid für seine bedrängten Glaubensbrüder. Das brandenburgische Fürstenhaus der Hohenzollern gehörte seit 1613 der calvinistischen Glaubensrichtung an, anders als die grosse Mehrzahl seiner lutherisch-protestantischen Untertanen. Für die Aufnahme der Hugenotten sprachen auch politische und wirtschaftliche Argumente. Mehr lesen auf: wikipedia.org/ wiki/Hugenotten_in_Berlin
Auf Visite: die Zürcher Reformationsbotschafter Catherine McMillan und Christoph Sigrist.
Treffpunkt «ReformierBar»: Gäste und Gastgeber Matthias Krieg auf dem Zwinglihocker.
ten). Davon zeugt bie heute auch die Französische Friedrichstadtkirche, welche die Hugenotten zwischen 1701 und 1705 erbauten.
Stadtteil Wedding eine Wohnung beziehen. Die Pedrolis lernten mit der Communauté protestande francophone de Berlin eine Gemeinde mit bewegter Geschichte kennen: Nach dem Abzug der Alliierten aus Berlin 1994 wollten die im nun wieder vereinten Berlin verbliebenen Gemeindeglieder weiterhin französischsprachige Gottesdienste feiern. 1997 schlossen sie sich der Französischen Kirche zu Berlin an. Neben der Communauté protestante wird die Französische Friedrichstadtkirche noch von der französisch-reformierten Hugenottengemeinde und der Ortsgemeinde, der Evangelischen Kirchengemeinde in der Friedrichstadt, genutzt.
Communauté protestante
Posieren vor der «ReformierBar»: Christine Pedroli und Pfarrerin Meike Waechter.
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Die kirchliche Schweizer Präsenz ist nicht nur ein Stück Geschichte. Sie lebt weiter: Seit vielen Jahren zieht es immer wieder reformierte Pfarrer aus der Schweiz auf die Pfarrstelle der französisch sprachigen Gemeinde der Friedrichstadtkirche. Meist sind es pensionierte Pfarrer, die ihre Erfahrungen hier einbringen. «Daraus entstehen für uns vielfältige Beziehungen zur reformierten Kirche in die Schweiz», sagt Meike Waechter. Marco Pedroli und seine Frau Christine wirkten zwei Jahre an der Hauptkirche für Berliner Reformierte. Ende Juni zog das Ehepaar wieder zurück in die Schweiz. «Mit einem Koffer voller schöner Erinnerungen und neuen Freundschaften», sagt Christine Pedroli. Sie hatten wie ihre Vorgänger ehrenamtlich gearbeitet, konnten jedoch im Berliner
Jung und multikulturell Christine Pedroli erinnert sich gerne an die Sonntagsgottesdienste in dieser Kirche: «Besonders mochte ich die A-Cappella-Gesänge während des Gottesdienstes, zu dem viele afrikanische Christen beitragen.» Zwei Drittel der Gemeindeglieder stammen aus Afrika. Darunter sind viele Leute, die einst zum 11
Foto: © SEK/Cornelia Kirsch
Studium nach Berlin kamen und hier sesshaft wurden und Familien gründeten. Da immer neue Zuzüger kommen, verjüngt sich die Gemeinde ständig, weshalb Marco Pedroli viele Hochzeiten und Taufen feiern konnte. Neben den Gottesdiensten erinnert sich das Ehepaar besonders gern an die Familienausflüge mit der Gemeinde, an denen sich Reformierte afrikanischer, deutscher, schweizerischer und französischer Prägung begegneten. Christine Pedroli: «Ich schätze diese multikulturelle Atmosphäre, die viel frischen Wind bringt.» Im Georges-Casalis-Saal der Kirche bewirtete Christine Pedroli am Kirchentag mit anderen Freiwilligen die Besucher des «ReformHauses» – darunter etliche aus der Schweiz. Christine Pedroli sagt: «Berliner Reformierte und Reformierte aus Zürich konnten sich hier auf wunderbare Weise begegnen und ei-
Weltausstellung in Wittenberg kom. Seit Mai bis zum 10. September 2017 findet in Wittenberg im Rahmen des Reformationsjubiläums die Weltausstellung «Tore der Freiheit» statt. Zusammen mit dem Schweizerischen Kirchenbund beteiligt sich auch die Zürcher Landeskirche. Zürcher Präsenz an der Weltausstellung in Wittenberg: Kirchenrat Andrea Bianca an der Druckerpresse im Schweizer Pavillon.
niges übereinander erfahren.» Pfarrerin Meike Waechter ergänzt: «Bislang sind wir mit unserer Gemeinde nie in die Schweiz gefahren. Das wollen wir gerne einmal nachholen. Wer Calvin und Zwingli, die wichtigsten Reformatoren neben Luther, verstehen möchte, muss nach Genf und Zürich reisen.»
Der Schweizer Pavillon «Prophezey» erinnert an Menschen, Momente, Objekte und Orte der Schweizer Reformation. Im Mittelpunkt stehen die Zürcher Bibel und die Druckerpresse Froschauers. Im Gelände unterwegs ist auch ein kleiner, dreirädriger Piaggio-Transporter unter dem Titel «Mission Zwingli». Als rollende Litfasssäule verweist das Gefährt darauf, dass die Feierlichkeiten mit über vierzig kulturellen Projekten bis 2018 in Zürich weitergehen. www.r2017.org
Themen und Termine Kirchen der deutschsprachigen Schweiz, das Kompetenzzentrum für Liturgik der Uni Bern, die Fachstelle A+W und die kantonale Gottesdienstfachstellen gemeinsam. 1. September, 9 bis 17.30 Uhr Reformiertes Kirchenzentrum Zug Anmeldung: www.gottesdienst-ref.ch/agenda
Regionales Networking und Public Relations Grundsätze des Networking und der PR kennen lernen und für die eigene Arbeit nutzbar machen. Leitung: Simone Strohm 13. September, 17.30 bis 20.30 Uhr, Hirschengraben 7, Zürich Anmeldung: 044 258 92 76 annemarie.huber@zh.ref.ch
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Kontaktadresse: Barbara Morf Meneghin wegbegleitung.zuerich@zh.ref.ch www.zhref.ch/wegbegleitung
www.engagiert.jetzt Auf www.engagiert.jetzt werden Projekte und Institutionen vorgestellt, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Wer sich in diesem Bereich engagieren will, kann hier Einsatzmöglichkeiten finden. Initianten von Projekten haben ihrerseits die Möglichkeit, über diese Webseite Helferinnen und Helfer zu finden. Die Webseite wurde von plattform f und HEKS aufgebaut und ist ein Teil der Kampagne «Farbe bekennen».
Informationsabend: 23. August, 19.30 bis 21 Uhr Hirschengraben 7, Zürich
Foto: Peter Hürlimann
Foto: flickr.com/zhrefch
Foto: flickr.com/zhrefch
Reformiert feiern – Spiel mit Wort und Musik! Die «Werkstatt Gottesdienst und Musik» verspricht Pfarrerinnen, Kirchenmusikern und weiteren Interessierten vielfältige Impulse für die Gottesdienstpraxis. In Referaten, Kurzimpulsen und Workshops werden die fünf Schritte des Gottesdienstes entfaltet, von der Sammlung bis zum Segen. Den praxisorientierten, interdisziplinären Liturgietag veranstalten die Liturgie- und Gesangbuchkonferenz der evang.-ref.
Wegbegleitung: Informationsabend für Freiwillige Das Projekt bietet eine Chance, sich für Menschen in schwieriger Lage einzusetzen. Freiwillige begleiten Menschen in Alltagsfragen und Krisensituationen mit dem Ziel, «Hilfe zur Selbsthilfe» anzubieten. Freiwillige werden durch einen vierteiligen Einführungskurs auf ihre Aufgabe vorbereitet. Wegbegleitung ist ein kostenloses Angebot, das unabhängig von Religionszugehörigkeit oder Herkunft in Anspruch genommen werden kann.
Foto: www.heks.ch
Kurse & Weiterbildungen
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lingsfamilie, der Sie ein paar unbeschwerte Tage ermöglichen möchten? Die Kosten betragen Fr. 300 für Erwachsene und Fr. 200 für Kinder.
Infos: 077 406 11 91 andreas.koenig@plattform-f.ch www.engagiert.jetzt
People-Stories aus der Kirche Die Teilnehmenden erkennen, welche Botschaften und Persönlichkeiten aus ihren Kirchgemeinden für Medienschaffende interessant sind. Sie bereiten Informationen und Geschichten aus dem Gemeindeleben so auf, dass sie bei der Leserschaft ankommen. Leitung: Christian Schenk
13. bis 18. August Anmeldung: 044 366 68 09 p.alldis@caritas-zuerich.ch Falls Sie das Projekt finanziell unterstützen möchten: Verein Solidaritätsnetz Zürich, Ferienlager, Postkonto 61-105995-1, IBAN CH29 0900 0000 6110 5995 1 Foto: Michael Meier
Zmorge Treff für Frauen Mit Frühstück und Referat. Leitung: Hanna Meister und Friedrun Hanhart, Evangelischer Frauenbund Zürich
28. September, 9 bis 13 Uhr Hirschengraben 7, Zürich Anmeldung: 044 258 92 76 annemarie.huber@zh.ref.ch
Markus Amrein als Niklaus von Flüe, bekannt aus der SRF-Dokufiction «Die Schweizer».
26. August und 30. September. 9 bis 11 Uhr Hotel Krone, Marktgasse 49,
Migration als Herausforderung. Dem Fremden nahe kommen Menschen und Kulturen sind derzeit in Bewegung. Migration fordert heraus. Fremdes fasziniert und ängstigt zugleich. Mario Erdheim wird als EthnoPsychoanalytiker über das spannungsvolle Verhältnis von Eigenem und Fremdem referieren. Praxisorientierte Workshops zeigen ermutigende Beispiele und inspirieren zu eigenen Projekten.
14 bis 17 Uhr Brahmsstrasse 32, Zürich
Platzreservation unter www.klosterkappel.ch
www.vefz.ch
16. September, 20 Uhr Weitere Aufführungen: Freitag, 22. September, 20 Uhr und Sonntag, 8. Oktober, 17 Uhr
Spiel «Reformation in der Schweiz» Das Spiel vermittelt Wissen über historische Wegmarken und theologische Themen der Schweizer Reformation. Da sowohl Teams als auch Einzelpersonen gegeneinander antreten können, eignet sich das Spiel für kleine Gruppen und für Klassen mit 25 Schülerinnen und Schülern. Die Spieldauer von etwa 15 bis 35 Minuten erlaubt den Einsatz in Einzellektionen.
wird, erhält seit Zwinglis Zeiten den Titel verbi divini minister, ist Dienerin oder Diener des göttlichen Worts. Wer Pfarrerin oder Pfarrer ist, interpretiert das Wort Gottes, leitet an zu verstehen, wie das Wort Fleisch wird und das Fleisch wieder Wort. Ordnationsgottesdienst mit Kirchenratspräsident Michel Müller.
Ordination 2017 «Das Wort wird Fleisch, das Fleisch wird Wort.» Mit einem Bild der Skulptur des Katalanen Jaume Plensa, die auf dem Börsenplatz von Bordeaux stand, lädt der Kirchenrat zur diesjährigen Ordination ein. Bibeltext für die Predigt: Verstehst du, was du da liest? Wie könnte ich, wenn niemand mich anleitet? Wer ordiniert
Infos: Ursula Lievenbrück, PH Freiburg : 026 305 72 37 relimedia Zürch: 044 552 26 61,
Foto: ZVG
www.relimedia.ch
Foto: ZVG
Foto: mission21
Niklaus von Flüe hat während Jahren um seine innere und äussere Berufung gerungen. Das Stück widmet sich der zunehmenden Zerrissenheit Niklaus von Flües zwischen der äusseren Lebensaufgabe als Mann und Vater, Berufsmann und öffentlichem Amtsträger und dem inneren Ruf seiner Seele. Das Stück «Der Ranft-Ruf» wird die originalen Texte Niklaus von Flües in der Klosterkirche zum Klingen bringen und seine grossen Visionen in Klang-Sprache und Klang-Musik umsetzen.
7. September und 7. Dezember
Ferienlager für Flüchtlingsfamilien In Zusammenarbeit mit dem Solidaritätsnetz Zürich, der Katholischen Kirche sowie Caritas bietet die Reformierte Kirche zum dritten Mal in Folge ein Ferienlager für Flüchtlingsfamilien an. Kennen Sie eine Flücht-
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Musiktheater «Der Ranft-Ruf»
www.vefz.ch
Gesprächsnachmittage für verwitwete Frauen Leitung Heidi Hofer und Sandra Riklin, Evangelischer Frauenbund Zürich
30. September, 9.30 bis 16.30 Uhr Mission 21, Basel Infos und Anmeldung unter www.mission-21.org/horizonte detlef.lienau@mission-21.org 061 260 23 35
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Winterthur
27. August, 16 Uhr Grossmünster Zürich
Foto: flickr.com/zhrefch
Veranstaltungen
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Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 info@klosterkappel.ch www.klosterkappel.ch
«AugenBlick»: ein Sonntag mit Bruder Klaus Im mobilen Pavillon, der auf seiner Tournee in Kappel Halt macht, erfahren die Besucher mehr zum Leben und Wirken von Niklaus von Flüe und können einen «AugenBlick» ungestört mit ihm teilen. Der Themensonntag beginnt um 9.30 Uhr mit dem Regionalgottesdienst in der Kirche Kappel. Predigt: Pfr. Christoph Hürlimann 6. August
Kloster Nacht mit «Radbild–Klängen» «...gib mich ganz zu eigen dir» (Niklaus von Flüe). Die Klosterkirche im Kerzenlicht – Singen – Feiern – Hören – Gehen durch die Nacht – Stille – dem Tag entgegengehen – Morgenlob. Das ist die Kappeler KlosterNacht. In diesem Jahr bereichert das Trio Arte Rumori die Nacht mit den «Radbild-Klängen» und vertont das Meditationsbild von Bruder Klaus mit besinnlichen Klangbildern. 25. / 26. August Eintritt frei / Kollekte Detailprogramm erhältlich
Musik und Wort «Violoncello und Akkordeon im Dialog»: Daniela Roos und Ina Callejas widmen sich Meisterwerken von J. S. Bach, C. Ph. E. Bach, L. Boccherini, G. Donizetti, C. M. v. Weber und F. Mendelssohn Bartholdy. Die beiden Musikerinnen des Duo Escarlata kreieren mit ihrer aussergewöhnlichen Instrumentenkombination eine überraschende Klangwelt. Lesungen: Pfr. Markus Sahli.
Klang zu Hause sein. Leitung: Christof Menzi 18. bis 20. August
Heilend berühren Die Kraft unserer Hände Leitung: Roswita und Ernst Timm 26. bis 27. August
«Achtsam sprechen – kraftvoll schweigen» Mit Anselm Grün auf dem Weg zu bewusster Sprache. Leitung: Eva Woodtli Wiggenhauser 1. bis 3. September
Hagios – Gesungenes Gebet Seminar mit Gesang und Kontemplation. Leitung: Helge Burggrabe 8. bis 10. September
Pilgertipp
Buchtipp: Schicksalsjahre des jungen Zwingli rod. «Lieber Ueli, Ich habe mir erzählen lassen, dass du im Grunde immer noch der Bauernjunge aus dem Toggenburg bist und nicht viel von Titeln hältst» – geradezu hemdsärmlig spricht Dänu Wisler den Reformator Ulrich Zwingli an, dem er seinen kurzen Bildungsroman widmet. Die Biographie nähert sich dem Wildhauser Kämpfer nicht intellektuell oder theologisch, sondern bildstark und bodenständig. In seinder Kindheit vermittelt ihm der kräuterliebende Höhlenmensch Johannes seine Weisheiten: «Es gibt Kriege, die müssen ausgefochten werden», denn besser als die Knechtschaft sei der Tod. Aus Ueli, dem Bub aus den Bergen, wird ein Mann von Welt, der 1515 mit seinem alten Freund in einem Kriegsheer nach Mailand zieht und Leid, Kampf und Tod miterlebt. Dabei erkennt er: «Was nützt es, Griechisch zu können und die grossen Humanisten studiert zu haben? Den Krieg konnte er damit nicht abwenden. Humanist zu sein oder ein grosser Mensch, das ist zweierlei. Für eine lächerliche Tasche mit einer Flöte drin schickte er seinen Freund in den Tod». Das sind bildstarke, dramatische Momente aus Zwinglis Leben, die ein Stück Schweizer Reformationsgeschichte als packendes Drama neu erzählen. Dänu Wisler: Im Schatten der sieben Fürsten – Schicksalsjahre des jungen Zwingli. Edition Schürch, 2017. 76 Seiten, Fr. 24.80.
Auf dem Hugenotten- und Waldenserpfad 12. Etappe: Dotzigen-Solothurn 15. und 17. Juli
13. Etappe: Solothurn-Aarwangen 29. und 31. Juli
14. Etappe: Aarwangen-Oftringen
Bildungstipp: Studienreise nach Kamerun
bilungkirche.ch, das Weiterbildungsportal für Pfarrer/ innen und Sozialdiakone/innen empfiehlt monatlich eine Weiterbildung aus ihrem vielseitigen Kursangebot.
12. und 14. August
15. Etappe: Oftringen-Aarau
12. bis 13. August
Pilgern für Trauernde «Wieder auf die Füsse kommen». Auf dem Harzer Klosterweg in Deutschland. Leitung: Michael Schaar, Regula Würth
Kamerun ist ein Land voller Herausforderungen und Chancen. Rasante Veränderungen stellen das soziale Netz der Familien, das Zusammenleben von Christen und Muslimen und den Zusammenhalt der französisch- und englischsprachigen Landesteile auf die Probe. Eine A+W Studienreise führt im Winter 2018 in Kameruns Westen, wo die Teilnehmenden das bunte Leben der Presbyterianische Kirche (PCC) entdecken. Sie ist heute die grösste protestantische Kirche in West-Kamerun. Ihre Dynamik zeigt sich in Frauen- und Männergruppen, in der Jugendarbeit und vielen Chören. Die PCC gestaltet das Schulwesen, die Berufsbildung und das Gesundheitswesen tatkräftig mit. Langjährige Beziehungen zwischen der PCC und Mission 21 erlauben auf der Studienreise persönliche Begegnungen und Einblicke in das Leben und in Projekte der Kirche. Die zweiwöchige Reise lässt die Teilnehmenden Themen, die auch die hiesige Kirche beschäftigen, mit neuen Augen sehen.
Singen – Klang – Spiritualität Der Stimme Gehör schaffen. Im
1. bis 7. September Es sind noch wenige Plätze frei. www.jakobspilger.ch
27. Januar bis 8. Februar 2018. Die Reise startet in Buea und führt über vier Städte nach Limbe. Anmeldefrist ist der 30. 9.2017. www.bildungkirche.ch
27. August, 17.15 Uhr Eintritt frei/Kollekte
Kräuterapotheke Heilpflanzen aus Garten, Wald und Wiese. Leitung: Chrischta Ganz und Katrin Hänsli
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26. und 28. August Abfahrts- und Besammlungszeiten auf www.jakobspilger.ch
Feier des Jakobstages 25. Juli, 18 Uhr Kirche Offener St. Jakob am Stauffacher, Zürich
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Damit Singen bewegt Porträt /
Populär oder klassisch? Für Kirchenmusiker Jochen Kaiser steht die Stilfrage nicht an erster Stelle. Hauptsache die Musik bewegt. Text und Fotos: Christian Schenk Kirchenlieder lassen sich auch tanzen: Jochen Kaiser, Beauftragter der Landeskirche für Musik und Gemeindeentwicklung, machts vor.
«Nun jauchzet dem Herren…», singt die Gruppe aus dem Stand. Aber das reicht heute Abend nicht. Die Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger sind aufgefordert, den Rhythmus zu klatschen und später gar eine kurze Schrittfolge dazu zu tanzen. Keine leichte Übung, gibt Jochen Kaiser zu. Er leitet die Gruppe an, lässt nicht locker, als es am Anfang noch etwas harzt, muntert auf, hält das Tempo aufrecht und die Menschen in Bewegung. Die Gruppe, bunt zusammengewürfelt aus verschiedenen Kirchgemeinden des Kantons, erlebt heute eine Kostprobe von dem, was dem Kirchenmusiker und neuen Mitarbeitenden der Landeskirche für Musik und Gemeindeentwicklung wichtig ist. Rhythmus, Tempo, Bewegung, Gemeinschaft. All das schwingt mit, wenn der promovierte Kirchenmusiker und Liturgiewissenschaftler Menschen beim Musizieren anleitet. Natürlich, das heute Erprobte könne man nicht eins zu eins im nächsten Gottesdienst einplanen. Da gelte es, behutsam und schrittweise vorzugehen. Aber die Haltung dahinter, das erklärt Jochen Kaiser später in einem Gespräch, sei ihm wichtig. «Mit der Musik drücken wir Emotionen aus. Und ja: auch den Glauben.» Und das gehe nicht, wenn man dazu immer zusammengekauert auf der Kirchenbank sitze. Was aber singt man in der Kirche? Wie viel Popmusik darf es sein, wie viel Klassik oder Gospel? All diese Stilrichnotabene
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tungen sollen möglich sein, findet der 46-jährige gebürtige Deutsche. Als eines der ersten kirchenmusikalischen Erlebnisse in der Schweiz habe er auch eine Jodelmesse erlebt. Viel wichtiger aber als die Frage nach Repertoire und Stil sei für ihn die Frage nach dem Wie. Das Ureigene der Kirchenmusik sei doch das Singen und Feiern in Gemeinschaft. Das alles habe mit Bewegung zu tun, mit Aufstehen, manchmal auch mit Meditation und Stille. «Damit geben wir dem Ausdruck, wie wir uns fühlen, was uns wichtig ist, wofür wir stehen, was wir glauben.»
Wie klingt Kirche? Wie klingt denn die Zürcher Kirche heute? Die Frage, die letzthin der «Tages-Anzeiger» aufgeworfen hatte, beantwortet der eben erst zugezogene Kirchenmusiker positiv. «Sie klingt gut, und in den verschiedenen Kirchgemeinden natürlich sehr unterschiedlich.» Fakt sei auch, dass die Kirchenmusik überall eine Schlüsselrolle spiele bei der Frage nach dem Gemeindeaufbau, bei der Suche nach dem Zugang zu Menschen, die die Kirche heute nicht mehr erreiche. Andererseits könne die Kirche bereits heute auf eine grosse Treue und ein unerschöpfliches Engagement jener Kirchenmitglieder zählen, die in all den verschiedenen Kirchenchören und
Bands musizierten. Dass die Musik auch eine Schlüsselrolle bei den Kindern spiele, davon ist Jochen Kaiser überzeugt. Auch dort, bei den Angeboten rund um das Singen und Feiern mit den Kleinsten und ihren Eltern, sollte seiner Meinung nach das Engagement der Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker noch verstärkt werden. An diesen Themen will Jochen Kaiser in seiner Funktion in der Landeskirche arbeiten und die Kirchgemeinden und die dort engagierten Musikerinnen, Chorleiter und Ressortverantwortlichen in ihrer Arbeit unterstützen. Damit das Singen und die Musik die Kirche bewegt.
Musikalische Weiterbildungsangebote • «Du, meine Seele, singe, jubilate everybody». Neue Anleitungen zum Singen mit der Gemeinde • «Liebster Jesus, wir sind hier» oder «Danke für diesen guten Morgen»? Liedauswahl im Gottesdienst • Musik und Singen als emotionaler Glaubensausdruck. Wann und wodurch wird Musik zu religiöser Musik? Hat jede Musik das Potenzial, als religiös erlebt zu werden? Alle Infos und weitere Angebote auf: www.zhref.ch/angebote/musik Kontakt: jochen.kaiser@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 94
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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG
Autorinnen und Autoren Madeleine Stäubli-Roduner (rod), Philippe Dätwyler (phd), Fabian Kramer (kra), Delf Bucher Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare. Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli und Dezember. Nächste Ausgabe Nr. 7/2017 (September, Woche 35) Nr. 8/2017 (Oktober, Woche 39) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web: www.zhref.ch / notabene
Titelbild Bunt und fröhlich - der Kirchentag in Berlin. Auch die Zürcher Kirche feierte mit und zeigt bis im September Präsenz an der Weltausstellung in Wittenberg. Foto: Vera Rüttimann
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Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8024 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13