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Nr 7 / September 2017

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Zum Dank-, Buss- und Bettag /

Beten – nur noch heimlich? Seite 6

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Keine Verschnaufpause in der Flüchtlingsarbeit

Kirche und Kino

Der lange Weg zur Integration

Die Kirchen am Zürcher Filmfestival


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Dieses Editorial wäre anders herausgekommen – oder gar nicht –, hätte nicht meine Mutter just in dem Moment angerufen, als ich nach den ersten Zeilen ins Stocken geraten war. Der Magnolienbaum sollte zurückgeschnitten werden, aus der Form geraten sei er, sagte sie am Telefon, und ob ich nicht einmal Zeit hätte, mich darum zu kümmern. Klar – und wie! Ich hätte am liebsten

«Vom Beten und Bäumeschneiden.» gleich damit losgelegt, weil ich gern auf Bäume steige, weil ich gern mit Baumschere und Säge hantiere, weil ich genau wüsste, wo anfangen und wo aufhören. Eben das war mir bei diesem Editorial nicht klar. Nur dass es ums Beten ging, weil bald Bettag war und weil dazu ein spannender Artikel im Heft stehen würde (ab Seite 10). Beten geht mir nicht mehr so leicht von der Hand wie damals, als meine Mutter es mir beibrachte und als jener Magnolienbaum in unserem Garten noch so klein war, dass seine Äste noch niemanden zu tragen vermochten. Heute schwirren mir, wenn ich mich wieder einmal zum Händefalten durchgerungen habe, viele Fragen durch den

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Kopf. Fragen zum Gegenüber, zur Anwendung und Dosierung, zu Wirkung und Relevanz, die ich als erwachsener Mensch erst geklärt haben möchte, bevor ich loslege. Und weil das eben sehr grosse Fragen sind, Fragen, die allesamt komplizierte Antworten wie auf einem langen, kleinbedruckten Beipackzettel nach sich ziehen, kann es sein, dass das Beten dann auf der Strecke bleibt. Wie also soll ich da in einem Editorial übers Beten schreiben, ohne mich heillos zu verheddern? Eben das habe ich meiner Mutter mit einem kurzen Seufzer am Telefon noch mitgeteilt. Und dann passierte auf der anderen Seite der Leitung das, was mir beim Thema Magnolienbaumschneiden widerfahren war: Sie hätte am liebsten gleich losgelegt. Sie hätte gewusst, wo anfangen. Sie hätte sich nicht verstiegen, sie kannte die Werkzeuge, sie wusste sie aus langer Praxis zu nutzten und getraute sich was. «Beten ist wie telefonieren», sagte meine Mutter kurz und bündig. Damit etwas passiere, müsse man halt einfach anrufen, fragen, bitten, danken und dann auch zuhören, was auf der anderen Seite der Leitung passiert. Und – ob ichs glaube oder nicht – da passiere auch etwas. Voilà.

Aktuell

Nachrichten 3–5 Best of «diesseits.ch»

Was im Blog zu reden gibt 5 Schwerpunkte

Keine Entwarnung in der Flüchtlingshilfe 6–7

Fresh Expression: Kirche in neuen Gefässen 8–9

Beten: Verbannt in die Privatsphäre 10 – 12 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Im Gespräch: Kirchen am Zürcher Filmfestival 15

Impressum / Die kleine Predigt 16

Christian Schenk Redaktor «notabene»

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Reformationsjubiläum / Reformationsbotschaft sch. In den Wochen rund um den kommenden Reformationssonntag macht das Reformationsjubiläum mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen in einer breiten Öffentlichkeit von sich reden. Auf nationaler Ebene startet am 23. Oktober die grosse Öffentlichkeitskampagne, an der sich auch Zürcher Kirchgemeinden beteiligen. Mitte September erhalten alle Kirchgemeinden dazu ein Basispaket an Werbematerialien. Dazu gehören Plakate, Tragtaschen, Postkarten. Mit dem Slogan «quer denken, frei handeln, neu glauben» soll möglichst jeder Haushalt in der Schweiz mit den Botschaften der Reformation in Kontakt kommen. Auch ein schweizweiter Plakataushang und Verteilaktionen in Bahnhöfen sorgen für eine grosse Streuung, damit auch distanzierte Mitglieder und eine interessierte Öffentlichkeit vom 500. Geburtstag der Reformation erfahren. Im Kanton Zürich sind es u. a.die Kirchgemeinden Dübendorf, Pfäffikon und Horgen, die an den Bahnhöfen «Like-it-Guetzliförmchen» und Postkarten als Giveaways verteilen.

Thesenanschlag und Festival Die Kirchgemeinde Horgen lädt die Horgnerinnen und Horgner zudem zu einem elektronischen Thesenanschlag ein. Die Bevölkerung soll sich in einem kurzen Satz dazu äussern, was sie über ihre Kirche denkt und von ihr erwartet. Diese Thesen werden dann auf einem

Bildschirm über der Kirchentüre sichtbar gemacht. Vom 3. bis 5. November findet am rechten oberen Zürichsee ein Reformationsfestival der sechs reformierten Kirchgemeinden Oetwil am See, Meilen, Uetikon, Stäfa, Männedorf und Hombrechtikon statt. Alle sechs Gemeinden feiern den Reformationssonntag gemeinsam mit einem Festgottesdienst in Männedorf und anschliessenden Veranstaltungen unter dem Titel «Aufstehen» in allen Gemeinden. «Die Ermutigung zum aufrechten Gang, das Einstehen für Menschen am Rand, das Aufwachen in einer veränderten Zeit, die Hoffnung der Auferstehung und die Freude der Reformierten über das Beständige und das Neue» – ist die Botschaft, die zum Jubiläum an die Menschen weitergegeben werden soll. Auch hier spielt ein Thesenanschlag eine Rolle. Zum Festival gehören ausserdem ein Markt anno 1517, die Kappeler Milchsuppe (mit Dessert!), Orgelkonzerte, Podien und ein ReformationsTanzball.

Musical und Festliturgie Eine musikalische Umsetzung des Jubiläums plant die Kirchgemeinde Zürich Enge. Dort findet die Premiere des Musicals «Der letzte Stich» statt. Das Singspiel erzählt die Geschichte einer promi-

KirchGemeindePlus / Beiträge sve. Die überarbeiteten Leitlinien für Kostenbeiträge an KirchGemeindePlusProjekte stehen zum Download bereit. Abgestimmt auf den Projektfortschritt trägt der Kirchenrat auf drei Arten bei: vor einem Zusammenschluss mit einer Anschubfinanzierung und danach mit einem Zusammenschlussbeitrag sowie notabene

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auf vielen Kanälen

nent besetzten Jassrunde (mit Luther, Zwingli und Calvin) und wurde eigens auf das Jubiläum hin komponiert. Autor ist der Männedorfer Pfarrer Achim Kuhn. Das Musical ist Teil der Reformationsjubiläums-Kampagne der Landeskirche, wird aber ökumenisch mitgetragen. Es kommt später in Horgen, Adliswil, Uster, Männedorf und weiteren Gemeinden auf die Bühne. In vielen Gemeinden wird am Reformationssonntag selbst, am 5. November, eine gemeinsame Liturgie gefeiert, die der SEK für seine Mitgliedskirchen gestaltet hat. Die Zürcher Landeskirche nimmt diesen Impuls auf und feiert am 5. November um 17 Uhr einen landeskirchlichen Festgottesdienst in der Pauluskirche in Zürich. www.reformationsmusical.ch www.reformationsfestival-aufstehen.ch www.kampagne.ref-500.ch www.zhref.ch/refjubilaeum

für Zusammenschlüsse

einem Integrationsbeitrag, der Massnahmen zum Zusammenwachsen in der neuen Kirchgemeinde unterstützt. Insgesamt stehen bis Ende 2023 2,5 Millionen Franken bereit. Konkretes zu den Beitragsarten inklusive Gesuchsformulare finden Sie in den Leitlinien, aufgeschaltet im Internet. Die Gesuche kön-

nen Sie per Email schicken an: info@ kirchgemeindeplus.ch. Bei Fragen rufen Sie gerne zu üblichen Bürozeiten an: 0800 444 333. www.kirchgemeindeplus.ch/support/ projektbeitraege-leitlinien-2017

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Fortschritt in der Ökumene / Wieder

ein theologischer Streitpunkt weniger

Neu im kirchlichen Dienst /

sch. Seit dem 5. Juli ist die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) Mitunterzeichnerin der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Damit haben sich die weltweit über 220 reformierten Kirchen – inklusive der Schweizerischen – der Erklärung angeschlossen, die Katholiken und Lutheraner bereits 1999 erarbeitet haben. Das Dokument beseitigt einen der entscheidenden theologischen Streitpunkte des Reformationszeitalters: die Frage nach der Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Die fundamental unterschiedlichen theologischen Positionen der römischen Kirche des 16. Jahrhunderts und diejenige der Reformatoren – allen voran Martin Luthers – gehörten zu den grössten Streitpunkten, die letztlich zur Spaltung der Kirche führten. Die Rechtfertigungslehre geht davon aus, dass Menschen naturgemäss nie dem Anspruch gerecht werden, den Gott an sie stellt. Die Reformatoren betonten in Abgrenzung zur römisch-katholischen Auffassung, dass man diesem Anspruch nicht durch gute Taten gerecht werden kann, sondern dass man auf Gottes Gnade vertrauen müsse und ganz auf sie angewiesen sei. Brisant war die Frage, weil sie zahlreiche kirchliche Handlungen und geforderte Bussleistungen der römischen Kirche in Frage

kom. Im Grossmünster Zürich ordinierte Kirchenratspräsident Michel Müller am 27. August vier Pfarrerinnen und Pfarrer. Ordiniert wurden Chatrina Gaudenz, Michael Pfenninger, Isabelle Schär-Nicklaus und Benjamin Wildberger. Die bisherigen Vikarinnen und Vikare verpflichteten sich mit ihrem Ordinationsgelübde, ihren Dienst «im Gehorsam gegenüber Jesus Christus durch ihr Leben zu bezeugen». Die Ordination berechtigt sie, sich in einer Kirchgemeinde wählen zu lassen. Fünf Tage später fand im Fraumünster die Beauftragungsfeier für neue Mitarbeitende in den Bereichen Katechetik, Kirchenmusik und Sozialdiakonie statt. Beauftragt als Katechetinnen wurden: Astrid Abel, Claudine Ackermann, Angelika Günther-Dörge, Barbara Hefti, Barbara Hofer, Corina Nicoli Picenoni, Ursina Peter, Karin Wälli, Sandra WeyBarth, Christin Weyl, Prisca Wintsch. Als Musikerinnen und Musiker beauftragt wurden: Frédéric Champion, Nikoleta Kocheva, Natasa Zizakov, Theophil Handschin, Zrinka Durut, Vaidas Alaune, Katrin Müller Rüegg. Für den sozialdiakonischen Dienst wurden Thomas Gut und Daniel Gerber beauftragt.

Kirchenbund / SEK

Gemeinsame Erklärung im Volltext auf www.zhref.ch/themen/beziehungen

Rechtfertigung in der Zürcher Reformation Während bei Luther die Frage nach der Rechtfertigung Ausgangs- und Angelpunkt seiner Theologie war, spielte sie beim Zürcher Reformator eine wichtige, aber etwas weniger zentrale Rolle. Das Thema taucht in Zwinglis Schriften aber immer wieder auf: «Der Mensch weysst, dass im zuo Gott kummen nit möglich ist, er sye denn guot und unschuldig.» Mehr lesen im «Zwingli-Lexion» auf www.zhref.ch

nutzt Ausstrahlung des Grossmünsters

kom. Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, wird neu assoziierter Pfarrer am Grossmünster. Dies vermeldete die Kirchgemeinde in einem Communiqué. Assoziierter Grossmünsterpfarrer bezeichnet dabei ein Mitdenken im Pfarramt – ohne Anstellungsverhältnis und Entscheidungsbefugnisse. Gottfried Locher wird gelegentlich in Got4

stellte. Die gemeinsame Erklärung besagt heute, dass die gegenseitigen Verdammungen und Lehrverurteilungen aus der Reformationszeit aufgehoben und nicht mehr kirchentrennend sind. Bei der Unterzeichnung und dem Festgottestdienst in Wittenberg war auch eine Schweizer Delegation mit der Zürcher Pfarrerin und Reformationsbotschafterin Catherine McMillan vor Ort. Sie kommentierte die verspätete Mitunterzeichnung der Reformierten mit «jetzt endlich auch» und hob die zusätzlich formulierte Ergänzung der Rechtfertigung für Gerechtigkeit in der Welt heraus.

Ordination und Beauftragung

tesdiensten oder Veranstaltungen des Grossmünsters mitwirken. Hintergrund der Regelung ist die Bedeutung des Grossmünsters als Mutterkirche der schweizerischen Reformation und als Ort der Repräsentation. Pfarrkonvent und Kirchgemeinde des Grossmünsters und SEK sind übereingekommen, dass sich die reformatorische, nationale und internationale Bedeutung des Gross-

münsters auch auf personeller Ebene zeigen sollte. «Die Abstimmung des kirchlichen und repräsentativen Handelns mit dem SEK ist in Bezug auf das Grossmünster nicht nur sinnvoll, sondern auch angezeigt», heisst es im Communiqué.

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Leserbriefe /

Die andere Wahrheit

Best of Blog /

Eintauchen auf diesseits.ch «notabene» 5/17: «Die Gemeinden der Zukunft nehmen Formen an» Im «notabene» konnte man lesen, wie gut das Projekt KirchGemeindePlus unterwegs sei: «Die Gemeinden der Zukunft nehmen Formen an.» Leider wird von offizieller Seite konsequent verschwiegen, dass das Projekt KirchGemeindePlus auf breite Ablehnung stösst. Wer sich die Mühe nimmt, die 44-seitige Auswertung der Vernehmlassung zu lesen, stösst im Bericht auf Abbildung 6 und folgende Passage: «Die Abbildung zeigt bei allen Akteuren eine relativ starke Ablehnung des Reformplan-Entwurfs. 26 % sämtlicher Vertretungen der Kirchgemeinden sprechen sich für den Reformplan aus. Die überwiegende Mehrheit lehnt ihn ab…» Fazit: Nur eine verschwindende Minderheit ist mit dem Reformplan einverstanden, die grosse Mehrheit lehnt ihn ab. Es ist an der Zeit, dass der Kirchenrat und die Projektverantwortlichen diese Tatsache zur Kenntnis nehmen und, auch im Hinblick auf die Revision der Kirchenordnung, die notwendigen Schlüsse ziehen. Ernst Schmid, Eglisau

Theologie auch in Gedichten «notabene» 6/17: «Theologie ist gefragt» Die Worte des Evangeliums müssen doch Fleisch werden, liebe Frau Pfrn. Profos! Sich einfach immer nur auf Zwingli zu beziehen, kanns ja wohl da nicht sein. «Ecclesia semper reformanda et mutanda», rufe ich Ihnen da gerne kreativ erweitert zu. Gerade Theologinnen aus dem Weltsüden zeigen uns dies, indem sie ihren Lebens- und Erfahrungshorizont einbringen. So schreibt die amerikanisch-chinesische Theologin Kwok Puy Lan: «Wir müssen die Möglichkeit erlauben, Theologie in Gedichten, Liedern, Geschichten, Tänzen, Ritualen und sogar Schlafliedern zu betreiben» (in Fabella, Virginia; Lee Park, Sun Ai. We Dare to Dream). Pfrn. Esther Gisler Fischer, Zürich notabene

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Unsichtbar auf Zeit von Anke Ramöller Meine Familie hat eine intensive HarryPotter-Woche hinter sich und alle Filme hintereinander geschaut – nicht zum ersten Mal. Nach anfänglichem Widerstand, den ich nur einige Jahre durchgehalten habe, schaue ich jetzt mit Vergnügen und Anteilnahme den Episoden zu. Und ich bin immer wieder überrascht davon, wie viele religiöse Züge in die Konfrontation von Harry Potter, Hermine Granger, Ron Weasley und mit dem, dessen Name nicht genannt werden darf, eingewoben sind. Dieses Mal haben es mir die «Heiligtümer des Todes» besonders angetan. Darin wird ein Märchen erzählt. Drei Brüder zaubern eine Brücke, um nicht in einem Fluss umzukommen. Der Tod ist empört, denn der Fluss war für ihn der Garant, dass die Menschen sterben müssen. Der Tod will sich aber diese Menschenkinder nicht entgehen lassen. Und so stellt er ihnen je einen Wunsch frei. Natürlich versuchen sie, einen Wunsch zu finden, mit dem sie den Tod besiegen können. Zwei der drei Brüder sind blind für die Realitäten. Der Älteste wünscht sich einen Zauberstab, mit dem er unbesiegbar ist. Auf diese Weise hofft er, auch den Tod übertrumpfen zu können. Am Ende kommt er dadurch um, dass ein anderer ihn aus Neid auf diesen Zauberstab tötet. Der Mittlere wünscht sich einen Stein, mit dem er Tote, so die Liebste, auferwecken kann. Die Auferweckte findet sich jedoch in der Welt der Lebenden nicht mehr zurecht und verlässt sie freiwillig. Das hält ihr Lebensgefährte nicht aus und nimmt sich selbst das Leben. Lediglich der Jüngste versteht das Ge-

schenk des Todes so zu nutzen, dass es ihm dienen kann. Er hat sich einen Umhang gewünscht, der ihn unsichtbar machen kann, so dass der Tod nicht in der Lage ist, ihn zu finden. Erst als die Zeit dem Jüngsten gekommen zu sein scheint, schenkt er den Umhang seinem Sohn. Die drei Jugendlichen Harry, Hermine und Ron sind, als Hermine diese Geschichte vorliest, in extremer Gefahr. Und so scheinen die drei der Überwältigung durch das Böse schutzlos ausgeliefert. Einen Umhang, der sie unsichtbar macht, hat Harry Potter schon ganz früh bekommen. Jetzt kann ihnen dieses magische Ding allerdings nicht mehr helfen. Hermine, die ebenfalls eine grosse Zauberin zu werden verspricht, appariert in der drohenden Gefahr mit ihren beiden Freunden. Die drei können sich dem Bösen entziehen. Apparieren ist etwas, das alle in Hogwarts gelernt haben und das die drei erst im Alter von 17 Jahren tun dürfen. Es gibt kein endgültiges Entkommen, aber es gibt die fürsorgliche Geste, die das, was uns selbst beschützt hat, an die eigenen Kinder weitergibt. Der Umhang ist ein Zeichen für diese Geste. Auch der Zauber des Apparierens ist gewissermassen die nächste Stufe für die erwachsen gewordenen Jugendlichen. Es ist etwas, das sie selbst initiieren und handhaben können. Die Autorin J. K. Rowling ist grossartig darin, die verschiedenen Stadien der Kindheit in einfachen Darstellungen einer Zauberwelt sinnenfällig zu machen. Sie lässt Jugendliche Gewissheit erfahren, dass sie beschützt sind, wenn auch nicht unverletzlich...

«Harry Potter ist nicht so schlicht, wie gedacht.»

Weiterlesen und mitdiskutieren auf: www.diesseits.ch

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«Wir brauchen einen langen Atem» Flüchtlingshilfe /

Unzählige Freiwillige stehen seit Beginn der Flüchtlingskrise vor zwei Jahren in Unterstützungsprojekten im Einsatz. Ihr Engagement wird es noch lange brauchen, sagt Ivana Mehr, Beauftragte der Landeskirche für Migration. Von Christian Schenk

Vor zwei Jahren war das Thema Flüchtlinge omnipräsent – entsprechend gross war die Solidarität. Wie schätzen Sie die Lage heute ein?

2015 konnten Hilfswerke und Kirchen in der Tat auf die Unterstützung vieler neuer Freiwilliger zählen, die sich in dieser Krisensituation engagieren wollten. Das waren oft auch Leute, die der Kirche nicht nahestanden, die aber wahrnahmen, dass die Kirchgemeinde an ihrem Ort in der Flüchtlingsarbeit aktiv und ein verlässlicher Partner ist. Rund die Hälfte der Kirchgemeinden im Kanton hat – oft in ökumenischer Zusammenarbeit und mit weiteren Partnern – Initiativen in der Flüchtlingsarbeit aufgebaut, Deutschkurse und Treffpunkte organisiert, Wohnraum zur Verfügung gestellt und Freizeitangebote geschaffen. Hält dieses Engagement an?

Ja, es läuft weiter und ist gefragt. In der Stadt Zürich kommen – um nur ein Beispiel zu nennen – auch heute 100 bis 150 Personen an einem Tag in einen Deutschkurs beim Offenen St. Jakob. Rund 40 Freiwillige stehen da im Einsatz. Aber mittlerweile ist es in der Tat so, dass der Zulauf an Freiwilligen zurückgeht. Nach der Welle der Solidarität kippt in den Medien die Diskussion hin zur Frage, ob die Geflüchteten denn überhaupt alle integrierbar seien. Dafür Unterstützung zu geben, ist zugegeben schwieriger, als Nothilfe zu leisten. Ausserdem ist auch eine andere Art der Unterstützung gefordert. Welche?

Neben den klassischen Treffpunkten 6

sind an einigen Orten «Tandems» entstanden – Angebote, bei denen Freiwillige Flüchtlinge individueller begleiten. Hier erweitern diese ihr soziales Netz. Daraus wächst vielleicht die Möglichkeit für ein Praktikum, für einen Job. Dieses Engagement ist wichtig, bedarf aber einer sorgfältigen Begleitung durch die Kirchgemeinde. Die Kirche mit ihren Freiwilligen wird also auch in Zukunft gefragt sein. Wir brauchen einen langen Atem. Inwieweit ist es Aufgabe der Kirche, diese Integrationsarbeit zu leisten?

Das zivile Engagement ist wichtig für die Integration. Das kann der Staat nicht alleine leisten. Hier ist die Kirche mit ihren Freiwilligen stark. Man muss Zeit haben für die Leute. Die Kirche sendet mit ihrem Engagement auch ein Signal. Sie leistet Angebote, die eine Offenheit für die Geflüchteten signalisie-

«Die Kirche signalisiert Offenheit für Geflüchtete.»

die Flüchtlinge nicht konfrontiert mit ihren Belastungen. Sie sind einfach Mensch. Die Kirche leistet nicht nur Hilfe, sie bezieht auch politisch Stellung (siehe Kasten). Wie wichtig ist das für Sie und für die, die sich engagieren?

Es ist ein mutiges Zeichen der Solidarität, und es unterstützt das, was die Kirchgemeinden in der Flüchtlingsarbeit bereits leisten. Es ist ein Zeichen der Solidarität mit Menschen, die in die Schweiz gekommen sind, weil sie schutzbedürftig sind, weil sie zurzeit und wohl für mehrere Jahre nicht in ihre Heimat zurückkehren können. Diese Menschen will die Kirche unterstützen, und dafür setzt sie sich auch politisch ein. Hat der Abstimmungsausgang Auswirkungen auf die Arbeit der Kirche?

ren. Die Kirche ist ein Ort, wo Menschen willkommen sind, die sonst kaum Anschlussmöglichkeiten haben und die nicht in den Genuss von Integrationsmassnahmen der öffentlichen Hand kommen. Das grosse Plus der kirchlichen Arbeit ist, dass wir ein kleines Stückchen Normalität schaffen. Die menschlichen Begegnungen stehen im Vordergrund. Für ein paar Stunden sind

Wenn die Sozialhilfe tatsächlich gestrichen würde, kämen wohl viele Geflüchtete auf die Angebote der Kirche zurück – weil ihnen sonst nicht mehr viel bliebe. Das könnte eine Überforderung sein für die Kirche, eine Verlagerung staatlicher Aufgaben auf die Kirche. Was bedeutet es für die Flüchtlinge, wenn sie mit Menschen aus der Kirche notabene

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Foto: Cathrine McMillan

Abstimmung über Sozialhilfegesetz: Kirchen empfehlen ein Nein

«Café Welcome» in Dübendorf: Nur ein Beispiel von vielen, wie Kirchgemeinden Flüchtlingshilfe und Integrationsarbeit leisten.

in Kontakt kommen? Kann die unterschiedliche Religionszugehörigkeit zum Problem werden?

Ich höre oft, dass Flüchtlinge sehr interessiert sind, auch über Religion zu sprechen. Es ist vielfach auch für Muslime kein Problem, wenn Menschen der Kir-

che an sie herantreten. Es findet ein Austausch statt. Religion – auch wenn sie verschieden ist – kann ein verbindendes Element sein. Für viele Flüchtlinge ist es fast schwieriger einzuordnen, wenn Menschen sich hier keiner Religion zugehörig fühlen.

Fachbereich Migration Ivana Mehr unterstützt Kirchgemeinden beim Engagement für geflüchtete Menschen. Sie bietet den Kirchgemeinden eine Plattform für Austausch und Vernetzung und bietet Weiterbildungsangebote für Freiwillige und Mitarbeitende. Ivana Mehr betreut den Fachbereich seit dem 1. März mit einem Pensum von 60 Prozent. Sie studierte vergleichende Religionswissenschaften, Islamwissenschaften und Philosophie und bringt mehrjährige Berufserfahrung in interkulturellen Praxisfeldern mit.

Kurse für Freiwillige in Flüchtlingsprojekten Freiwillige steigen oft mit Begeisterung in ihre Aufgabe ein, doch bei manchen macht sich nach einiger Zeit Verunsicherung bemerkbar. Mit einer guten Einführung und Begleitung der Freiwilligen kann einer solchen Entwicklung vorgebeugt werden. In Zusammenarbeit mit Caritas bietet die Landeskirche Kirchgemeinden vor Ort kostenlose Einführungs- und Weiterbildungskurse für Freiwillige an.

Impulstag Migration Arbeitsintegration von Flüchtlingen – dieses Jahr in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Flüchtlinge von Caritas. Es werden Fakten, aktuelle Entwicklungen auf nationaler und kantonaler Ebene sowie innovative Projekte vorgestellt und besprochen. 5. Oktober. Kontakt: ivana.mehr@zh.ref.ch, 044 258 92 39 www.zhref.ch/themen/migration

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Am 24. September entscheidet das Zürcher Stimmvolk über eine Änderung des Sozialhilfegesetzes: Vorläufig aufgenommene Personen sollen künftig keine Sozialhilfe mehr erhalten, sondern nur noch nach den deutlich tieferen Ansätzen der Asylfürsorge unterstützt werden. Obschon sich die Zürcher Stimmberechtigten 2011 deutlich dafür ausgesprochen haben, dass Personen mit F-Ausweis Sozialhilfe erhalten sollen, hat der Kantonsrat entschieden, diese Regelung rückgängig zu machen. Dank des Gemeindereferendums kann das Zürcher Stimmvolk erneut darüber abstimmen. Die Reformierte und die Katholische Kirche im Kanton Zürich unterstützen das Referendum und sprechen sich für die Beibehaltung der Sozialhilfe für vorläufig aufgenommene Personen aus. Vorläufig aufgenommene Personen haben einen vergleichbaren Schutzbedarf wie anerkannte Flüchtlinge und sie bleiben langfristig in der Schweiz. Eine frühe sprachliche, berufliche und soziale Integration ist der einzige Weg, diese Menschen so rasch wie möglich in den Arbeitsmarkt einzugliedern und ihnen eine Perspektive zu bieten, schreiben die Kirchen in ihrer Stellungnahme und verweisen auf ihr grosses Engagement in den Kirchgemeinden und Pfarreien. Wenn der Kanton jetzt die Rahmenbedingungen für vorläufig Aufgenommene deutlich verschlechtere, könnten die Kirchen diese Lücke nicht einfach füllen. «Im Gedächtnis der Mahlgemeinschaft Jesu leben die Kirchen eine Vision der Gastfreundlichkeit», schreiben die Kirchen. «Im Blick auf die vorläufig Aufgenommenen bedeutet das Förderung der Gaben statt Verweigerung der Arbeitsintegration und Gastfreundschaft statt Desintegration.» Stellungnahme im Volltext: www.zhref.ch

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Erfrischend neue Kirche: Cover des Buches über «Fresh Expressions of Church» von Sabrina Müller (TVZ, 2016).

Kirche in neuen Gefässen Fresh Expressions /

Die Bewegung Fresh Expressions versucht, mit neuen Formen kirchliche Gemeinschaft in verschiedene Milieus zu tragen. Kirche 3.0 in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche? Oder eher alter Wein in neuen Schläuchen? Von Madeleine Stäubli-Roduner Encuentro en Español – unter diesem Label trifft sich innerhalb der Reformierten Kirche Rapperswil-Jona eine Gruppe spanisch sprechender Personen monatlich zum Gottesdienst und zweimal im Monat zur gemeinsamen Bibellektüre. Initiantin und Leiterin des Encuentro ist die in Kuba aufgewachsene Pfarrerin Lisset Schmitt-Martinez aus Jona. Schauplatzwechsel: eine Art Starbucks-Filiale in der einstigen Klosterkirche einer englischen Stadt. Junge und ältere Leute aus der Region treffen sich hier regelmässig zum Singen, Beten und Reden. Ihr Miteinander ist «klösterlich», nicht aufgrund einer monastischen Lebensform, sondern weil sie sich die gesellschaftlich relevante Frage stellen: «Wie sollen wir heute leben, als Kirche, Gemeinschaft und Individuen?» Beide Gefässe, das Encuentro und das britische Klostercafé, verdienen das Label «Fresh Expressions of Church»: So heissen in England kontextsensible, innovative Bewegungen, die ergänzend zu 8

kirchlichen Einheitsmodellen ein Eigenleben beginnen. Dort, wo Kirchenräume halb leer bleiben, macht sich die Kirche selber auf den Weg, sucht junge oder kirchenferne oder gezeichnete Menschen in ihren Nischen auf und lebt mit ihnen gemeinschaftlich, partizipativ, integrativ.

viel freie Zeit darin investiert und eine Dissertation zum Thema verfasst. Als Stärke der Bewegung nennt die Leiterin des fx-Netzwerks Schweiz ihre Integrationsleistung: «Wir finden zu einem nie gekannten Miteinander von Menschen unterschiedlicher Denominationen.»

Kirche mit Sendungsauftrag Erfolgsrezept? Ein echtes oder vermeintliches Erfolgsrezept gegen leere Kirchen? Notwendige pluralistische Formen in einer pluralistischen Gesellschaft? Kirche 3.0 in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche? Oder doch eher alter Wein in neuen Schläuchen und eine Spaltung, die der ohnehin grassierenden gesellschaftlichen Segmentierung Vorschub leistet? «Wir waren von Anfang an ökumenisch unterwegs, mit katholischen und freikirchlichen Aktiven», sagt Fresh Expressions-Pionierin Sabrina Müller, die die Bewegung vor sechs Jahren in der Schweiz mitinitiiert hat. Seither hat sie

Die weltweite ökumenische Laienbewegung beziehe sich auf den einst verpönten, seit den 50-er Jahren jedoch massiv weiterentwickelten Dialog über Mission als Sendungsauftrag der Kirche. In diesem verstehe sich Mission als «ein Hingehen, Zuhören und Wahrnehmen, wo Gott in anderen Menschen am Werk ist», sagt die Forscherin am Zentrum für Kirchenentwicklung der Universität Zürich. Daher sei es zentral, dass Initianten überall als Erstes den Sozialraum wahrnehmen, das «Listening» pflegen und danach kontextuelle Bewegungen begründen. Wenn sich zwei ChrischonaPastoren in Diessenhofen TG während notabene

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Aufbruch gegen serbelnde Kirchen Vor über 20 Jahren rief die anglikanische Kirche in England angesichts serbelnder Kirchgemeinden das Aufbruchsprojekt Fresh Expressions of Church, kurz fx, ins Leben. Es definiert sich als neue Form von Glaubensgemeinschaft für Menschen ohne Bezug zur Kirche. Dabei sind die Ränder unscharf. Nicht Struktur oder Etikette zählt, sondern der Inhalt, nicht die Zugehörigkeit, sondern die Ausrichtung auf ein Zentrum, nicht Aktivismus, sondern Spiritualität und Gemeinschaft. In den letzten Jahren wurde laut Sabrina Müller viel Energie in die Nachhaltigkeit gesteckt; neun von zehn fx-Projekten überleben. Ähnliche Initiativen sind die «Emergent church» in den USA oder die «Kleinen christlichen Gemeinschaften» der katholischen Kirche. Die Evangelisch-methodistische Kirche führte diese Pionierarbeit als erste in der Schweiz ein. In der Spurgruppe des fx-Netzwerks Schweiz wirken Personen aus der reformierten und katholischen Kirche, von EMK, IGW (Institut für Gemeindebau und Weltmission, Zürich) und Chrischona. Die Spurgruppe organisiert ein- bis zweimal jährlich Impulstage für Vernetzung und Austausch und begleitet entstehende fx-Projekte. Die Aus- und Weiterbildungsstelle A+W der Deutschschweizer Landeskirchen führt seit sechs Jahren fx-Studienreisen für Vikare und Pfarrpersonen nach England durch. Der Impulstag findet jeweils am ersten Samstag im November statt. www.freshexpressions.ch

eineinhalb Jahren im Dorf umhören, die lokalen Bedürfnisse erfragen und dann eine Plattform für Arbeitslose aufbauen, entsteht Kirche in neuer Form. Es kann ein multikulturelles Café oder eine Metalchurch sein – «wenn drei Personen zusammenkommen, ist es Kirche», sagt Sabrina Müller. «Eine Suppenküche kann Kirche sein, wenn sie eine kirchliche Ausrichtung hat.»

Priestertum aller Glaubenden Vier grundlegende Merkmale kennzeichnen eine Fresh Expression: Sie richtet sich an Menschen ohne Bezug zur Kirche (missional), sie taucht in ein bestimmtes Milieu ein (kontextuell), sie lädt diese Menschen ein in die Nachfolge Gottes (lebensverändernd) und sie hat das Potenzial, eine vitale Form von Gemeinde zu werden (gemeindebildend). Für Sabrina Müller steht fest: «Als Kirche mitten in die Gesellschaft zu gehen und dort die Bedürfnisse der Menschen aufzunehmen, das ist kein neues Prinzip, nein. Aber es ist neu, dies alles Kirche zu nennen.» Neu sei zudem das «Zusammenspiel von Laien und Theologinnen wie Theologen», wobei Letztere «das Priestertum aller Glaubenden fördern». notabene

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Auch Thomas Schaufelberger, Leiter der Abteilung Kirchenentwicklung der Zürcher Landeskirche und Mitbegründer des fx-Netzwerks, beobachtet, wie da und dort neuartige Formen von Kirche entstehen. Was bei Fresh Expressions radikaler sei: die Befähigung von verantwortlichen Nichttheologinnen und -theologen und eben das Bekenntnis: «this is my church» – diese Suppenküche oder dieser Jugendtreff ist meine Kirche. Es gehe aber nicht darum, eine Alternative zu bestehenden Formen aufzubauen oder mit immer weniger Personal immer neue Angebote aus dem Boden zu stampfen, sondern zwischen dienstleistungsorientierter Kirche und Beteiligungskirche einen dritten Weg zu finden, sagt er.

Kirche im Aufbruch Diesem dritten Weg entspreche auch der Reformprozess KirchGemeindePlus, da er sich nicht nur als Struktur-, sondern auch als Aufbruchsprojekt verstehe, sagt Schaufelberger. Er ermutige, die klassischen parochialen Kirchgemeindeformen mit ihrem Service Public weiterzuentwickeln und zu ergänzen mit regionalen, kontext- und laienorientierten Bewegungen. Damit würden auch

Kirche neu gestalten: Kirche für Künstler in Glasgow (oben) und eine «Fresh-Ex-Gruppe» in London.

die Jugendlichen erreicht, die in ihrer jeweiligen «Community» einen Beitrag leisten wollten, um in der Welt etwas zu verändern. Sie sollen ermutigt werden, Gefässe zu initiieren, Kirche selber zu gestalten und ihre eigenen spirituellen Formen zu finden. Um solche Erneuerungen zu initiieren, seien Regionalisierungen möglich, aber nicht zwingend, entgegnet Sabrina Müller. Sowohl regionale wie auch parochiale Strukturen könnten neuartige Bewegungen begünstigen, das zeige etwa das Encuentro innerhalb der Kirchgemeinde Rapperswil-Jona. Auch sie ortet das Potenzial nicht in einer strukturellen Erneuerung allein, sondern in der Offenheit der Kirche gegenüber der Frage: Wie können wir im jeweiligen Kontext Kirche sein? Ob man der Landeskirche diesen innovativen Schub überhaupt zutraut, fragt sich Schaufelberger. Er nimmt die Gelassenheit der anglikanischen Kirche zum Vorbild. «Create, don’t clone», lautet das britische Motto. Demnach gibt es keine fertigen Rezepte zum Nachahmen. Die Landeskirche könne die neuen Ausdrucksformen auch nicht züchten, sagt Schaufelberger, aber «ein Gewächshaus bereitstellen und das kreative Klima für Wachstum schaffen». 9


Wo hat Beten noch Platz? Zum Bettag /

In der Schweiz wurde das Beten aus dem gesellschaftlichen Leben weitgehend verdrängt – verschwunden ist es deswegen aber nicht. Von Madeleine Stäubli-Roduner

Dicht gedrängt stehen die Menschen in einem Halbkreis vor dem Unispital Zürich, mit Hüten und langen Mänteln, ausgerüstet mit Liedheften: Zürcher Bettag im Jahr 1965. Mit Gesang auf der Wiese wurde damals der Bettag begangen. Er blickt auf eine lange Tradition zurück: In spätmittelalterlichen Zeiten wurde die Bevölkerung bei Seuchen oder Kriegsgefahr zum Gebet aufgerufen. Im Jahr 1639 führten die reformierten Orte, verschont vom Dreissigjährigen Krieg, zum Dank einen jährlichen Bettag ein; aufgrund der drohenden Revolution wurde 1796 der erste gesamteidgenössische Bettag abgehalten.

Verordnetes Beten Tempi passati? Ja und nein. Staatliche Aufforderungen haben beim Beten nichts mehr auszurichten, gemeinsam die Hände zu falten gehört nicht mehr zu den gesellschaftlich organisierten Ritualen. Doch das Sich-Sammeln vor Gott ist nicht sang- und klanglos aus dem öffentlichen Leben verschwunden und seine Relevanz ist in kirchlichen Kreisen ungebrochen. So ertönte im Herbst 2012 ein Gebetsruf aus dem Bundeshaus, den eine überkonfessionelle Gruppe von 94 National- und 19 Ständerätinnen und -räten unterzeichnet hatte, um den Bettag zu beleben und seine Bedeutung in Erinnerung zu rufen. Die Bevölkerung solle an diesem «Nachdenktag» danken für den Wohlstand des Landes, beten, dass Gott den Menschen im Land beistehe und Busse tun über persönliches und kollektives Fehlverhalten, schrieben die Räte. Auch andere Institutionen rufen heute noch offiziell zur Fürbitte auf. Die Gruppe Acat, Christen gegen Folter, 10

lädt jeweils am 26. Juni, dem Internationalen Tag zur Unterstützung von Folteropfern, zur Kampagne der Nächtlichen Gebetswache, in der Teilnehmende für je zehn Opfer einstehen. Anders als in der Schweiz geniesst die öffentliche Anrufung Gottes in manchen Ländern noch immer einen hohen Stellenwert, ja, ist sogar fest etabliert. So wird etwa an der Inaugurationsfeier des US-amerikanischen Präsidenten vor Millionen Fernsehzuschauern gebetet. Auch in vielen afrikanischen Ländern gehört die Andacht selbstverständlich in die Öffentlichkeit. Gemeinschaftliches Essen, ein neuer Arbeitstag oder eine Veranstaltung wird häufig betend begonnen und abgeschlossen, oft in grösseren Gruppen. Eine katholische Religionslehrerin berichtet von ihren Erfahrungen in einem sozialen Projekt in Simbabwe: «Ob Kinder in der Schule oder Erwachsene, jeder fühlt sich geehrt, ein Gebet für die Gemeinschaft sprechen zu dürfen.»

Beten als Revolte Die Andacht als offizielles Element einer politischen Feier oder als erstrebenswertes Exklusivrecht – davon ist die Schweizer Öffentlichkeit weit entfernt. Vielen Menschen ist nicht mehr präsent, dass in zahlreichen christlichen Gottesdiensten und – besonders ausgeprägt – in Freikirchen und in Klöstern auch heute noch regelmässig, ja, täglich, zum Gott der Bibel gesprochen, gerufen und gesungen wird, und zwar als zentrales Merkmal eines lebendigen Glaubens. So hält etwa Kirchenratspräsident Michel Müller in seinem Vorwort zum Jahresbericht 2016 der Zürcher Landeskirche fest: «Das Gebet ist der allererste und der letzte Dienst, den wir als Kirche an-

einander und füreinander leisten können.» Für Kirchenferne dagegen ist Beten zur marginalisierten, intimen Privatangelegenheit geworden, über die ebenso ungern gesprochen wird wie über den Stand des Bankkontos. Die Hinwendung zu Gott scheint in einer leistungsorientierten Welt des Habens, Erlebens und Tuns kaum mehr Platz zu finden. Beten? Zu nahe liegt das Smartphone, zu drängend der Ruf eines Arbeitstages, zu gähnend die Leere der stillen Zeit. Dass die geistliche Sammlung aber nicht kraft- oder bedeutungslos sein muss, sondern im Gegenteil viel Potenzial birgt, verdeutlicht etwa die deutsche Theologin, Lyrikerin und Friedensaktivistin Dorothee Sölle (1929 – 2003). Sie war überzeugt: «Beten heisst, grosse Wünsche haben: nach Gerechtigkeit, nach dem Sieg über das Unrecht, nach Glück und Heil, nach einem menschenwürdigen Leben…» Durch eine neue Form des «Ora et labora» müssten die Menschen daran mitwirken, dass die Welt gerechter werde. «Beten ist Revolte.» Wer bete, sage nicht: «So ist es und Amen.» Er sage: «So ist es! Und das und das soll geändert werden!» Es bedeute, mit Gott zu ringen, ihn zu nötigen. Der gesellschaftliche Bedeutungsverlust des Betens darf demnach nicht dazu verleiten, dessen fortwirkende individuelle und soziale Tiefendimension und Implikationen zu unterschätzen.

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Foto: Stefan Arend, epd-bild.de

Öffentliches Beten wird seltener. Verordnen lässt es sich schon gar nicht mehr. Gebet am Kirchentag 2017.

«Möglicherweise wird mehr gebetet, als wir meinen» rod. Noch 1965 versammelte sich die Bevölkerung auf der Wiese zum gemeinsamen Bettags-Zeremoniell. Wie hat sich der Stellenwert des Betens seither in der Schweiz gewandelt?

Das öffentliche Gebet – mit anderen Worten der Gottesdienst – hat heute sicher nicht mehr denselben Stellenwert wie vor fünfzig Jahren. Zahlreiche Studien belegen einen generellen Bedeutungsschwund. Wie man den Schwund deuten soll – ob es sich um eine unumkehrbare Entwicklung handelt oder und ob der Bedeutungsverlust weiter fortschreitet –, ist umstritten. In der Theorie lassen sich zwei Brennpunkte der Diskussion ausmachen: Die Individualisierungsthese betont eine Verlagerung religiöser Praktiken ins Private, die Säkularisierungsthese betont den Verlust kollektiver Formen. Welche Bedeutung hat denn das Beten heute noch in unserer Gesellschaft?

So allgemein ist das schwierig zu beantworten, weil die Gesellschaft eine Grösse ist, die sich in ganz unterschiedlichen sozialen Formationen aufschlüsselt. Reden wir von der Generation, die als Kinder den Krieg erlebt hat oder von den notabene

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Babyboomern? Welches lebensweltliche Milieu ist im Blick? Macht das Geschlecht einen Unterschied oder die Konfession? Wenn unter «Gesellschaft» so etwas wie Öffentlichkeit zu verstehen ist, wie ich sie durch die Massenmedien wahrnehme oder wenn ich das Alltagsleben beobachte, meine ich zu sehen, dass das Beten kaum einen Stellenwert hat. Weder in der Schule, noch im Gericht noch im Flugzeug wird gebetet. Aber was heisst das schon? Ob die Chirurgin betet, bevor sie das Skalpell in die Hand nimmt, weiss ich ja nicht… Möglicherweise wird mehr gebetet, als wir meinen. Ich wäre deshalb zurückhaltend mit allzu forschen Thesen. Schränken wir den Fokus ein: Welche Bedeutung hat Beten innerhalb der reformierten Kirche?

Ob als Einzelner oder als Gruppe oder als Gemeinde im Gottesdienst: Beten will geübt werden. Wenn man es nicht übt, verliert es an Bedeutung. Ob die Reformierten dem Beten eine grosse Bedeutung beimessen? Ich würde sagen: eine zu kleine. Dabei finde ich es jedoch wichtig zu unterscheiden zwischen dem Zutrauen in eine Praktik und dem Gott-

Foto: zVg

Theologe Ralph Kunz /

Ralph Kunz ist Professor für praktische Theologie an der Universität Zürich.

vertrauen, das sich in einem aktiven Gebetsleben zeigen kann. Ich habe den Eindruck, in anderen Kirchen wird mehr und inniger gebetet als in meiner. Ob das Gottvertrauen grösser ist? Möglicherweise. Ob das mit der reformierten Tradition oder Konfession zu tun hat? Nein, hat es nicht. Wir sind aber – im Vergleich auch zu anderen Reformierten weltweit – religiös ziemlich abgebrüht. Ausschlaggebend dafür ist unsere Geschichte im Herzen des aufgeklärten Europa. Hat sich mit der wachsenden Distanz zum christlichen Glauben auch die Konnotation des Rituals «Gebet» gewandelt? Beten ja, aber vielleicht buddhistisch, esoterisch oder einfach als Meditation ohne Gott?

Ja, das ist sicher der Fall. Mit der Individualisierung ist immer auch eine Pluralisierung verbunden. Das Verständnis, wie Beten praktiziert wird, hat sich geweitet, verflüssigt und vielleicht auch verflüchtigt. Wenn man das Beten im Sinne der Bibel versteht, ist eine Medita11


tion ohne Gott schlicht und ergreifend kein Gebet – so wenig wie der Waldspaziergang oder die andächtige Betrachtung des Sonnenuntergangs. Ich bin da eher für klare Begriffe und Differenzen. Warum sollen wir denn überhaupt noch beten, theologisch, spirituell oder gesellschaftlich gesehen?

Wenn das Gebet der Akt ist, in dem Gott mit mir verkehrt, stellt sich mir die Frage ein wenig anders: Warum sollen wir heute nicht beten? Haben wir weniger Anlass dazu als unsere Vorfahren? Gesellschaftlich gesehen ist die Verweltlichung gewisser Funktionen eindeutig als ein Fortschritt zu sehen. Dass wir nicht bei jeder Handlung einen priesterlichen Segen brauchen, entlastet den Alltag. Die Konzentration der rituellen Handlungen auf bestimmte Zeiten ist aber eine uralte Sache. Die jüdischchristliche Religion ist in dieser Hinsicht ziemlich pragmatisch. Spirituell entscheidender ist die Frage, in welcher Haltung wir beten: aus Freude an Gott,

«Betet die Chirurgin, bevor sie das Skalpell in die Hand nimmt?» aus Dankbarkeit und im Vertrauen auf Gottes Gegenwart. Die Theologische Fakultät hat sich in diesem Sommer im Kloster Kappel an einem internationalen ökumenischen Kongress mit dem Thema «Beten ohne Unterlass» auseinandergesetzt. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?

Dass die Theologie der Spiritualität noch ein grosses Potenzial hat und sich viele Fragen aus der Perspektive eines aktiv gelebten Gebetslebens neu, facettenreicher und spannungsvoller stellen. Und – wie alle, die im Kloster Kappel dann und wann die Tagzeiten mitbeten, wissen – «Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere Kraft, Halleluja.»

Und was bedeutet Ihnen Beten als Theologieprofessor und persönlich?

Viel.

Zum Bettag • Die Bettagsbotschaft des Kirchenrates und Informationen zur Bettagskollekte im «notabene» 6 / 17 und auf www.zhref.ch/bettag • Das Buch zum Thema: Eva-Maria Faber, Daniel Kosch (Hg.): Dem Bettag eine Zukunft bereiten. Geschichte, Aktualität und Potenzial eines Feiertags. TVZ, 2017. 260 Seiten, Fr. 24.80

Ein Gebet voraus Unter diesem Titel gestalten Christen aus der ganzen Schweiz zum dritten Mal einen nationalen Anlass zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Patronat: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) und Freikirchen-Verbands (VFG). 16. September, 10.15 Uhr Grosse Schanze, Bern www.bettag-jeunefederal.com

Themen und Termine Stratus – Anwendung und Auswertung Workshop für Liegenschaftenund Finanzverantwortliche. Mit dem Liegenschaftsverwaltungssystem «Stratus» erhält man den Überblick über den baulichen Zustand des Gebäudebestandes. Leitung: Bernhard Neyer, Daniel Schrepfer u.a.

Neu an Bord – Neu in der Zürcher Landeskirche Einführungstagung für alle, die erstmals in einer Zürcher Kirchgemeinde oder in den Gesamtkirchlichen Diensten arbeiten.

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Schön unscharf PlayingArts-Atelier für Menschen, die sich zum Spiel mit der Kunst verlocken lassen wollen. Werkstatttag zum Experimentieren im Umgang mit Unschärfe in Bildern. 7. Oktober, 10 bis 16 Uhr Kirchgemeindehaus Johanneskirche, Limmatstrasse 114, Zürich Anmeldung: brigitte.becker@zh.ref.ch

Sechs Kurstage zwischen Oktober 2017 und April 2018 in verschiedenen Kirchgemeinden der Deutschschweiz Anmeldung: www.oeku.ch www.grüner-güggel.ch

6. Oktober, 14 bis 17. 30 Uhr oder 18 bis 21.30 Uhr; weitere Daten: 3. und 27. November, 18 bis 21.30 Uhr; 30. November, 14 bis 17.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung bis 22. September: www.vpk-zh.ch (Bildung)

4. Oktober, 8.45 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung bis 13. September www.zhref.ch/kurse, Kurs A1756 Auskunft: 044 258 91 26 susanne.gehrig@zh.ref.ch

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Neuer Lehrgang «Kirchliches Umweltmanagement» Der Verein «oeku – Kirche und Umwelt» bildet in einem Lehrgang kirchliche Umweltberatende aus. Der Lehrgang richtet sich unter anderem an Personen, die Kirchgemeinden zum Zertifikat Grüner Güggel führen wollen.

Kirchgemeinde wohin? Als Zielsetzungen dieses Seminars kennen Sie die Hintergründe und Zusammenhänge

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Kurse & Weiterbildungen

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Veranstaltungen Basiswissen Christentum: Gleichnisse Jesu im Lukasevangelium An drei Abenden wird nach einer Einführung über ein Gleichnis diskutiert: «Der barmherzige Samariter», «Der bittende Freund», «Das Senfkorn und der Sauerteig». Leitung: Daniel Frei 6. / 13. / 20. September, 19.30 Uhr Ref. Kirchgemeindehaus Horgen www.refhorgen.ch/erwachsene

Frauen aus fünf Religionen feiern an fünf Abenden Priesterinnen, Pfarrerinnen, Lehrerinnen und Meditationslehrerinnen gestalten in der dritten September-Woche an je einem Abend eine Liturgie oder ein Ritual ihrer Religion. 13. / 14. / 15. September, 19 Uhr 16. / 17. September, 18 Uhr St. Anna-Kapelle St. Annagasse 11, Zürich

Kann ich damit leben? Prominente über Konflikt und Versöhnung. Podiumsgespräch und Vernissage des neuen Buches von Pfarrer Achim Kuhn. Leitung: Luzi Bernet. Lesung: Manuel Löwensberg. Diskussion: Pasqualina Perrig-Chiello, Noa Zenger, Yves Kugelmann

Sharing Economy, auch Ökonomie des Teilens genannt, gilt als neues Konzept, das eine Antwort auf Krisenerscheinungen des kapitalistischen Wirtschaftens gibt. Doch entwickeln sich längst verschiedene Verständnisse – solidarische und individualistische Ansätze:

28. Oktober, 9 bis 16 Uhr Markuskirche Bern Anmeldung bis 20. Oktober unter www.lkf.ch/events

Zauberwort Sharing Economy? Entwicklung und Motive Dr. Constantin Schön, Universität Zürich Sharing Economy – Innovationen auf dem Gebiet der Mobilität: Dr. Hans-Jörg Dohrmann, VR-Präsident sharoo ag, CEO m-way ag

Brückenschlag In Zusammenhang mit dem Kunstprojekt «Schattenwurf Zwingli» findet an Allerheiligen im Grossmünster die musikalische Meditation mit Abt Urban Federer und Pater Theo Flury aus dem Kloster Einsiedeln sowie dem Grossmünsterorganisten Andreas Jost statt. Anschliessend Lichtinstallation von Gerry Hofstetter.

Solidarische Landwirtschaft – kooperative Ökonomie jenseits des Marktes?: Lukas Peter, Universität Zürich / Genossenschaft basimilch Anschliessend Podiumsdiskussion und Apéro. Oktober, 18.30 bis 21 Uhr Jenseits im Viadukt, Viaduktstrasse 65, Zürich Anmeldung an: e.lipp@paulusakademie.ch. 043 336 70 30

1. November, Grossmünster www.schattenwurfzwingli.ch

Ewig leben oder ewiges Leben? Über die Sehnsucht der Menschen nach Unsterblichkeit. Eine Veranstaltung im Rahmen der Themenreihe «fragwürdig». Leitung: Béatrice Acklin Zimmermann, Friederike Osthof

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Edith Bodmer-Götte, Dietmar Max Burger, Daniela JerusalemStucki. Das Cabaret Chilemüüs von Pfr. Andres Boller kann für Anlässe gebucht werden.

Hagios-Liedernacht zum Lauschen, Innehalten und Mitsingen mit Helge Burggrabe.

Info: 044 761 98 67 ebodmer@bluemail.ch

Uraufführung «Der RanftRuf» Das Jubiläumsjahr von Niklaus von Flüe erlebt mit dem Musiktheater «Ranft-Ruf» einen weiteren Höhepunkt. Die Uraufführung findet in der Klosterkirche von Kappel am Albis statt. Aufführungen am:

8. November, 18.30 bis 20 Uhr Wasserkirche, Zürich info@paulusakademie.ch Tel. 043 336 70 30

Kloster Kappel

«Eusere Güggel, dä isch tot?» D’Chilemüüs probed d’Musig fürs Reformationsjubiläum. Mitwirkende: Andres Boller,

Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 info@klosterkappel.ch www.klosterkappel.ch

Foto: ZVG

Foto: Buchcover TVZ

27. September, 19.30 Uhr Offene Kirche St. Jakob, am Stauffacher, Zürich

Tagung «Sharing Economy»

9. September, 20 bis 23 Uhr

16. September, 20 Uhr 22. September, 20 Uhr 8. Oktober, 17 Uhr

Foto: Michael Meier

23. / 30. November 2017 und 11. Januar 2018, 18 bis 21.30 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung bis 1. November: schulung@vpk-zh.ch

Tagung: Leiten mit Inspiration Angesichts grosser Strukturänderungen in einigen Kantonalkirchen fragen viele nach geistlicher Orientierung. Damit beides nicht auseinander bricht, das Handeln Gottes und das Handeln der Menschen, gehört es zur Kernaufgabe geistlicher Leitung, die Verbindung zu Gott und zu den Menschen zu pflegen. Die Tagung vermittelt Impulse zum Führungsstil im kirchlichen Leben für Kirchenbehörden, für Pfarrpersonen und andere Angestellte sowie freiwillig Engagierte.

Foto: https://nextrends.swissnexsanfrancisco.org

von strategischen Zukunftsentwicklungsprozessen für reformierte Kirchgemeinden. Leitung: Bernhard Neyer, Hannes Hinnen u.a.

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Auf dem Weg zur ganzheitlichen Gesundheit Einführungskurs in die Fussreflexzonen-Therapie. Leitung: Angela Croce 16. bis 17. September

«Bruder Klaus hat wohl gewirkt…» Tagung zum Dank-, Buss- und Bettag. Das vermittelnde Wirken von Bruder Klaus beim Stanser Verkommnis gibt ein anschauliches Bild der politischen und sozialen Probleme in der Eidgenossenschaft des 15. Jahrhunderts. Nach einem Referat über Geschichte und Bedeutung des Stanser Verkommnisses beleuchtet die Podiumsdiskussion aktkuelle Aspekte schweizerischer Innenpolitik und fragt nach den Erfahrungen heutiger Politikerinnen und Politiker. Referat: Carl Bossard Leitung: Pfr. Markus Sahli

Schattenwurf Zwingli auf dem Schlachtfeld Licht- statt Schlachtfeld: Gerry Hofstetter setzt dieses Motto mit Hilfe der Kappeler Feuerwehr auf dem ehemaligen Schlachtfeld beim Zwinglidenkmal um. Die Lichtkunst ist eingebettet in eine ökumenische Vesper mit Milchsuppe als Zeichen des Friedens.

20. bis 22. Oktober

sch. Das diesjährige Jubiläum von Niklaus von Flüe beschert auch einem vergessenen Schweizer Erfolgsautor des letzten Jahrhunderts ein kleines Revival. Heinrich Federer (1866 bis 1928), Priester aus Obwalden und vor allem in den katholischen Landesteilen ein höchst populärer Autor und Bestsellerlieferant, widmete einige seiner Werke dem Einsiedler und Nationalheiligen. Vier dieser virtuos geschriebenen Erzählungen sind jetzt als Hörbuch erschienen. Die Sprache Federers versprüht den Geist seiner Zeit und seines Milieus, ist aber ungeheuer plastisch und lebendig, so dass sie auch heutige Zuhörer in ihren Bann zu ziehen vermag. Dazu trägt auch der Schauspieler Bodo Krumwiede massgeblich bei, der die Geschichten aus der Ranftschlucht packend vorträgt.

Pilgertipp

Hörbuch «Der Fürchtemacher». Bruder-Klaus-Erzählungen von Heinrich Federer, gesprochen von Bodo Krumwiede. 152 Minuten. Zu beziehen auf www.audiamo.com. 9.95 Euro.

7. Oktober

Der gregorianische Choral im Spiegel der Reformation «Da pacem, Domine! – Verleih uns Frieden Herr!» Leitung: Christof Nikolaus Schröder 13. bis 15. Oktober

Der Weg der Stimme Meditation mit gregorianischen Gesängen. Leitung: Dana Gita Stratil

17. September

Musik und Wort – «Silence – ein Lob der Stille» Die Komposition von Peter Roth spannt den Bogen vom Gregorianischen Choral zu Jazzballaden und vom Mantra zum Zäuerli. Sie verbindet Texte der Mystikerinnen und Mystiker Hildegard von Bingen, Dschelaluddin Rumi, Angelus Silesius und Dorothee Sölle. 17. September, 17.15 Uhr

Reduktion und Eigentliches Vernissage der Bilderausstellung von Marcus Watta 24. September, 15.30 Uhr Aussstellung bis 7. November, 8 bis 22 Uhr

Bildungstipp: Gewalt in der Bibel

Pilgerzentrum St. Jakob Zürich www.jakobspilger.ch

Auf dem Hugenottenund Waldenserpfad 16. Etappe: Aarau – Brugg 9. und 11. September

17. Etappe: Brugg – Killwangen

Musik und Wort – A cappella Chor Zürich «cantus gloriosus». Chormusik a cappella von der Renaissance bis heute. Lesung: Pfr. Christof Menzi 24. September, 17.15 Uhr

Meditative Kreistänze Leitung: Annekäthi Aerni 25. September

Zeichnen als Weg geschärfter Wahrnehmung Frische Erfahrungen im Umgang mit dem ursprünglichsten gestalterischen Mittel. Leitung: Marcus Watta

Medientipp: Bruder Klaus im Ohr

23. und 25. September Abfahrts- und Besammlungszeiten auf www.jakobspilger.ch

Pilgergottesdienst zum Abschluss der Pilgersaison «Dank für die Erquickung auf dem Weg». Predigt: Pilgerpfarrer Michael Schaar. Musik: Pilger-Projektchor unter der Leitung von Kantor und Organist Sacha Rüegg 22. Oktober, 10 Uhr Kirche Offener St. Jakob, Zürich

Von Kains Mord an Abel bis zu den Gerichtstexten der Johannesoffenbarung werden in der Bibel zahlreiche Gewalttaten geschildert, die heutige Leser und Leserinnen erschaudern lassen. Wie können diese Texte heute verstanden werden? Wie in Predigt, Unterricht und Seelsorge einfliessen? Im Seminar «Gewalt in der Bibel» lernen die Teilnehmenden moderne Zugänge zu Gewalttexten der Bibel kennen und können diese für ihr eigenes Arbeitsfeld erproben. Sie sind befähigt, die Gewalttexte der Bibel vor ihren jeweiligen Hintergründen einzuordnen und für die theologische und exegetische Arbeit fruchtbar zu machen. Dabei geht es weder darum, biblische Texte zu beschönigen noch sie schamhaft auszublenden. Vielmehr wird die in den meisten dieser Texte enthaltene Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit hervorgehoben. Das Seminar «Gewalt in der Bibel: Verstehen, ohne zu beschönigen – gegenwärtige Zugänge zu Gewalttexten der Bibel» dauert vom 5. bis 7. März 2018 und richtet sich an Pfarrpersonen, Religionslehrer, Katechetinnen und all jene, die biblische Texte auslegen. Anmeldung: www.bildungkirche.ch

30. September bis 1. Oktober

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«Religion gehört zum Film»

Foto: ZFF, Filmvorführung 2016

Filmfestival /

Daria Pezzoli-Olgiati, Religionswissenschaftlerin und Jurymitglied am Zürcher Filmfestival, über Religion im Film, die Macht der Bilder und eine Frau aus dem Mittelalter, die einen Erfolg auf der Leinwand verdient hätte. Interview: Christian Schenk

Erstmals mischen die Kirchen am Zürcher Filmfestival mit und vergeben einen eigenen Preis. Wie muss ein Film gemacht sein, der einer kirchlichen Jury gefällt?

Ausschlaggebend ist für die Jury die künstlerische Qualität. Dann sollen die Filme eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen des Lebens, der Menschlichkeit und der Menschenrechte bieten. Die Filme sollen uns etwas zu sagen haben, eine universale Perspektive vertreten und im biblischen Sinn eine Zusage zur Welt enthalten. Geht es um Ernsthaftigkeit und Tiefgang oder haben auch lustige Filme eine Chance?

Alle Produktionen können für uns interessant sein! Man kann gute Komödien machen, die viel über den Menschen aussagen. Themen wie Liebe, Eifersucht, interkulturelle Missverständnisse oder interreligiöse Begegnungen können sehr humorvoll erzählt werden. Mit dem Preis zeigen die Kirchen, dass ihnen gutes Filmschaffen etwas wert ist. Was steckt hinter dieser Haltung?

Der Film war immer ein wichtiger Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft. Wenn die Kirchen also teilhaben wollen an der Reflexion über die Welt, in der wir leben, über Glaubensfragen und Religion, die im Kino aufgeworfen werden, ist die Beschäftigung mit dieser Kunstform zentral und inspirierend. Heute prägen audiovisuelle Medien gesellschaftliche Kommunikation grundlegend und der Film ist ein wichtiger Teil davon. Ein Beispiel: Wir sind permanent mit Bildern von Menschenmassen auf Booten oder in Zentren als Illustrationen von Migration notabene

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konfrontiert. Diese oft entwürdigenden Darstellungen haben Auswirkungen, wie wir mit dem Thema umgehen. Sie prägen normative Vorstellungen über Menschen auf der Flucht. Zahlreiche Autoren- und Dokumentarfilme antworten kritisch auf diese Bilder und präsentieren alternative Sichten auf Migranten als Menschen mit Würde und einer eigenen Biographie. Werke von Mano Khalil und Samir sind gute schweizerische Beispiele dazu. Kirchen und Religionen waren immer auch Stofflieferanten. Was macht sie für Filmemacher attraktiv?

Das Kino hat seit Beginn biblische Themen, insbesondere das Leben und die Passion Jesu, bearbeitet. Erstens, weil dies Themen sind, die alle kennen. Und zweitens wegen ihrer religiösen und kulturellen Bedeutsamkeit. Als neues Medium war der Film darauf angewiesen, sich mit ernsthaften Fragen zu etablieren. Damit zeigte das Kino, dass es solche Themen einem grossen Publikum vermitteln kann. Wohl auch deshalb bemühten sich die Kirchen früh darum, den Film zu nutzen, zu prägen und zu unterstützen. Kirchliche Filmbüros entwickelten Strategien der ästhetischen und moralischen Bewertung. Gerade dabei gab es auch viele Reibungspunkte zwischen Filmschaffenden und der Kirche ...

Einige Filme wurden im kirchlichen Rahmen in der Tat sehr kontrovers debattiert: «Je vous salue, Marie» oder «The Last Temptation of Christ» sind passende Illustrationen dazu. Luther kam vor ein paar Jahren in die Kinos, 2019 zieht Zwingli nach. Welche Figur aus der Kirchengeschichte hätten

Sie gern einmal auf der Leinwand?

Christine de Pizan hätte ein grosses Publikum verdient und gäbe Stoff für einen starken Film. Sie war eine Gelehrte aus dem 14. Jahrhundert, geboren in Venedig. Ihr Vater war Astronom und Arzt. Mit ihm gelangte sie an den französischen Königshof. Dort wurde sie selber zu einer ankerkannten Schriftstellerin und Intellektuellen, die sich in kritischer Weise mit der Philosophie- und der Religionsgeschichte auseinandersetzte und dabei die gesellschaftliche und religiöse Gleichstellung von Frauen einforderte. Erlebt die Religion derzeit ein Revival auf den Leinwänden? Oder war sie gar nie weg?

Sie war nie weg. Religion gehört ganz genuin zum Film. Auch wenn nicht immer explizit oder plakativ davon die Rede ist. Religiöse Dimensionen werden sichtbar, wenn Figuren auf der Suche nach Orientierung und Identität sind, im Kampf von Gut gegen Böse, bei Themen wie dem Tod. Auch die dunklen Seiten der Religion fliessen ein.

Daria PezzoliOlgiati, ist Professorin für Religionswissenschaft und Religionsgeschichte an der Evangelischtheologischen Fakultät der Universität München. Film und Religion gehört zu ihren Forschungsschwerpunkten. www.media-religion.org Der Filmpreis der Kirchen ist mit 5000 Franken dotiert und wird am 5. Oktober im Rahmen des 13. Zurich Film Festival (28. September bis 8. Oktober) übergeben. www.zff.com

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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Autorinnen und Autoren Madeleine Stäubli-Roduner (rod), Svenja Espenhorst (sve) Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare. Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli und Dezember. Nächste Ausgabe Nr. 8/2017 (Oktober, Woche 40) Nr. 9/2017 (November, Woche 44) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web: www.zhref.ch / notabene

Titelbild Mädchen beim Gebet an einem Kindergottesdienst in Niedersachsen (Themenbild). Fotos: Jens Schulze, epd-bild

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Hirschengraben 7, 8024 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Hirschengraben 7, Postfach 673, 8024 Zürich

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8024 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13


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