Nr 9 / November 2017
notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
Grosses Kino für die Kirchen Filmfestival /
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Abschied von der Kanzel?
Gut aufgestellt
Wie Pfarrerinnen und Pfarrer ihren «Ruhestand» gestalten
Wie sich grosse Kirchgemeinden organisieren
Editorial / Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserin, lieber Leser Gibt es bei Ihnen auch Momente, in denen Sie kurz nachrechnen, wie viele Jahre noch fehlen bis zur Pensionierung? Mir passiert das zum Glück nicht allzu oft, und wenn, dann am ehesten am Montag Morgen nach einem verlorenen Nahkampf um den letzten Sitzplatz in der S-Bahn. Am Bürotisch und nach dem ersten Schwatz beim Kaffeeautomaten sind diese Gedankenspiele und Rechnereien meist verschwunden. Letzthin hielten sich die Träumereien nach dem unbeschwerten Rentnerdasein und einem nie endenden Wochenende hartnäckiger. Das lag erstens daran, dass ich von Berufes wegen einige Ge-
«Jahre zählen bis zur Pensionierung.» spräche zu führen hatte mit Menschen, die den Schritt ins nachberufliche Leben bereits getan haben – und zweitens, dass diese mir vor allem die Sonnenseite ihrer Lebensphase überzeugend und fast schon schamlos freudig in mein Notizbuch diktierten: Vom Privileg, selber bestimmen zu können, wie man die Tage und Wochen plant, schwärmten sie; von der Freude, regelmässig mit der Wander-
gruppe loszuziehen; von der Möglichkeit, dem Hobby auf der Bühne oder im Garten genügend Platz einzuräumen; vom Glück, mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen zu dürfen. Und da sass ich nun und versuchte, das alles zu einen Artikel zu verweben, wohl wissend, dass sich ein Loblied auf das Rentnerdasein vielleicht nicht sonderlich gut macht in einer Zeitschrift, die hauptsächlich an Mitarbeitende geht. Fakt ist, dass ich mit Menschen gesprochen habe, die allesamt die nachberufliche Lebensphase zu gestalten und nach Möglichkeit zu geniessen wissen. Fakt ist aber auch, dass alle – und auch das teilten sie mir freudig und überzeugend mit – in irgendeiner Form und mit unterschiedlicher Dosierung ihrem ehemaligen Beruf und dem Engagement in der Kirche aus freien Stücken weiterhin treu geblieben sind. Und das wiederum wirft ja auch kein allzu schlechtes Licht auf das Arbeitsumfeld, in dem wir Aktiven uns noch einige Jahre zu bewegen haben.
Aktuell
Nachrichten 3–4 Best of «diesseits.ch»
Zugfahren mit Zwingli 5 Schwerpunkte
Gut gerüstet: Organisationsmodelle für Kirchgemeinden 6–7
Verstörend gut: Kirche am Filmfestival 8–9
Spielend in den Ruhestand: Pfarrer nach der Pensionierung 10 – 12 Rubriken
Themen und Termine 12 – 14
Christian Schenk Redaktor «notabene» – Zeitschrift für Mitarbeitende (dies- und jenseits der Pensionierung)
Porträt: Diakonie mit Yoga und Pilates 15
Impressum / Die kleine Predigt 16
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Kirchenrat präsentiert Budget 2018 / Noch
einmal mehr Steuererträge und ein positives Gesamtergebnis sch. Die Steuereinnahmen der Kirchgemeinden legen noch einmal zu. Deren Beiträge fallen bei unverändertem Zentralkassenbeitragssatz um knapp 2 Mio. Franken höher aus als im letzten Jahr und speisen die Zentralkasse der Landeskirche mit gut 69 Mio. Franken. Knapp 27 Mio. Franken fliessen der Landeskirche ausserdem durch Staatsbeiträge zu. Diese Zahlen gehen aus dem Budget der Zentralkasse der Landeskirche 2018 hervor, über das die Kirchensynode an ihrer nächsten Sitzung am 28. November abstimmt. Insgesamt ist ein Ertragsüberschuss von 865 000 Franken budgetiert. Auf der Aufwandseite ist der Personalaufwand der gewichtigste Posten. Er beträgt 85,6 Mio. Franken und beinhaltet Pfarrstellen in Gemeinden und Institutionen (64,4 Mio. Franken) und
übrige Mitarbeitende der Gesamtkirchlichen Dienste (21,2 Mio. Franken). Darin eingerechnet ist ein Stufenanstieg, aber wiederum kein Teuerungsausgleich. Gegenüber dem Vorjahresbudget erhöht sich der Personalaufwand minim um 159 000 Franken. Die Sachkosten sinken gegenüber dem Vorjahresbudget um eine Million auf 8,5 Mio Franken. Auch die Beiträge fallen insgesamt kleiner aus. Wieder im Budget eingestellt sind Prozessbeiträge für KirchGemeindePlus und Entschuldungsbeiträge. Der Kirchensynode wird ein separater Kreditantrag für die Entschuldungsbeiträge vorgelegt. Zusammen mit dem Budget präsentiert der Kirchenrat jeweils auch einen Finanzplan, der über das kommende Jahr hinaus die finanzielle Entwicklung
der Landeskirche abzuschätzen versucht. Bei den Steuereinnahmen, die 2018 nochmals steigen, prognostiziert der Finanzplan ab 2019 rückläufige Zahlen. Er verweist auf den jährlichen Verlust von durchschnittlich 5000 Mitgliedern. Ebenfalls rückläufig sind damit die Staatsbeiträge. Ab 2020, dem geplanten Umsetzungszeitpunkt der Steuervorlage 17 (vorher Unternehmenssteuerreform III), wird mit einem zusätzlichen Rückgang der Steuereinnahmen von 7,5 % (25 % der Steuererträge juristischer Personen) gerechnet. Der Finanzbericht weist darauf hin, dass diese Prognose bei Vorliegen genauerer Analysen wieder angepasst werden muss.
Reformation / Mit
Woche der Religionen /
dem Handy auf Zwinglis Spuren
Milchsuppe am Unisspital
zac. Wie kann die Reformation heute interpretiert werden und zwar so, dass sie auch jüngere Zielgruppen anspricht? Eine neue App bietet eine moderne Anleitung zur Reformation an und zwar mit einem interaktiven Stadtrundgang auf Zwinglis Spuren. Die App (www.bux-app.ch) kann im Apple Store gratis heruntergeladen werden. Die 90-minütige Zwingli-Route bewegt sich nicht durch die bekannten Reformationsstätten im Zürcher Niederdorf, sondern fängt beim Orell FüssliVerlag in Wiedikon an und endet beim Museum Haus Konstruktiv. Das hat seine Gründe. Unterwegs können sich die Nutzerinnen und Nutzer fünf Protestbotschaften anhören, die Zwingli persönlich an sie richtet. Auf der Tour begegnen sie zudem dem ehemaligen Bundesrat Moritz Leuenberger, der Prorektorin der Universität Zürich Gabriele
sch. In der Woche der Religionen setzte das Zürcher Universitätsspital (USZ) ein aussergewöhnliches Zeichen für gutes interreligiöses Zusammenleben. Spitalseelsorge, Gastronomie und Spitaldirektion luden am 7. November gemeinsam zu einer «Kappeler Milchsuppe». In den Genuss der Gratissuppe kamen Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und Besucher der USZ-Bistros. Das Miteinander aller Religionen in der Welt beschäftige heute viele, schrieben die Seelsorgenden im Vorfeld. Mit der Aktion wolle man zeigen, dass es auch heute möglich sei, mit unterschiedlichen Religionen gemeinsam zu essen und in Frieden miteinander zu leben. 36 Prozent der Mitarbeitenden am USZ sind Nicht-Schweizer. Sie kommen aus 82 Nationen und haben dementsprechend viele unterschiedliche Religionszugehörigkeiten.
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Bux-App und From...-App als Türöffner zur Geschichte und Spiritualität der Rerformierten.
Siegert, der Poetry Slammerin Olga Lakritz und anderen Persönlichkeiten. Bereits seit Anfang 2017 erhältlich ist die «from…»-App. Die Applikation «für reformierte Frömmigkeit» ist ein Projekt des Reformierten Bundes in Deutschland und der Reformierten Kirche Zürich. Sie ist kürzlich vom Schweizerischen Protestantischen Volksbund als innovatives Projekt prämiert worden. Im Menü lassen sich Bilder, Bibeltexte, Psalmen, Gebete und Provokationen anklicken.
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Kirchensynode / Kirchenrat
klärt offene Fragen zu
KirchGemeindePlus sch. Wie viel kostet KirchGemeindePlus? Wie gestaltet sich künftig die Zusammenarbeit innerhalb der grösseren Gemeinden? Welche Anpassungen sind beim Pfarramt angedacht? Vor knapp zwei Jahren beauftragte die Kirchensynode den Kirchenrat, zu offenen Fragen zum Prozess KirchGemeindePlus Stellung zu nehmen und für mehr Klarheit zu sorgen. Sie überwies dafür eine Motion mit einer zehn Punkte umfassenden Liste. Jetzt liegt die Antwort des Kirchenrates vor. Sie liefert zu allen Punkten Erklärungen und verweist auf die Schritte, die seit der Überweisung der Motion getan worden sind und die in den kommenden Jahren zu bewältigen sind. Die Kirchensynode behandelt die Motionsantwort an ihrer Sitzung vom 16. Januar.
12,5 Mio. Franken in 12 Jahren Zur Kostenfrage gibt der Kirchenrat einen detaillierten Überblick und weist interne Kosten mit Personal- und Sachaufwand und Unterstützungs- und Entschuldungsbeiträge an Kirchgemeinden gesondert aus. Der Kirchenrat rechnet im Zeitraum von 2012 bis 2023 mit einem Total von 6,25 Mio. Franken bei den internen Kosten. Davon entfallen knapp 4,8 Mio. Franken auf Leistungen der Mitarbeitenden der Gesamtkirchlichen Dienste. Dies entspricht rund 2,7 Vollzeitstellen auf die gesamte Projektdauer von zwölf Jahren gerechnet. Die übrigen Kosten sind Sachkosten. Im Personalaufwand sind sowohl die Leistungen der Mitarbeitenden der Abteilung Kirchenentwicklung wie auch die geschätzten Stunden des Projektteams enthalten, das sich aus weiteren Mitarbeitenden der Gesamtkirchlichen Dienste zusammensetzt. Für das Projekt KirchGemeindePlus wurden zu verschiedenen Zeitpunkten im Rahmen des bewilligten Stellenplans insgesamt drei Stellen eigens eingerichtet: Für diese Stellen erfolgten Verschiebungen innerhalb des Stellenplans. Der Stellenetat der Gesamtkirchlichen Dienste wurde 4
für KirchGemeindePlus nicht erhöht. Ein zweiter Kostenblock ergibt sich aus Unterstützungs- und Entschuldungsbeiträgen an einzelne KirchGemeindePlus-Projekte von Kirchgemeinden. Hier rechnet der Kirchenrat mit einer Gesamtsumme von maximal 6,3 Mio. Franken.
Zusammenarbeit in Gemeinden Wie sich fusionierte Kirchgemeinden künftig intern organisieren sollen, ist ebenfalls Thema der Motionsantwort. Vorgesehen sind zwei Grundvarianten, die in einem Ende September publizierten Leitfaden detailliert ausgearbeitet worden sind (lesen Sie dazu den Bericht ab Seite 6). Um neue Formen der Gemeinschaftsbildung zu ermöglichen, schlägt der Kirchenrat im Rahmen der Vernehmlassung der Teilrevision der Kirchenordnung in Artikel 155 ausserdem folgenden Passus vor: «Die Kirchgemeinden fördern unterschiedliche Formen des kirchlichen Lebens und unterstützen entsprechende Initiativen von Mitgliedern. Sie stellen die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung.»
einer Kirchgemeinde auf Pfarrstellen Kriterien einführt werden, die innovativen Kirchgemeinden zusätzliche Stellenprozente zumessen. • Motionsantwort im Volltext auf www.zhref.ch/kirchensynode (unter «Geschäfte der Kirchensynode») • Alle Unterlagen zur Teilrevision der Kirchenordnung unter: www.zhref.ch/vernehmlassung
«Beobachter» /
Sieber erhält «Prix Courage»
Anpassungen beim Pfarramt Anpassungen sind auch im Gemeindepfarramt und bei den Pfarrwahlen vorgesehen. Bei den Pfarrbestätigungswahlen sollen stille Wahlen wieder eingeführt werden. Hierzu verweist der Kirchenrat auf die Teilrevision der Kirchenordnung, die diese Frage ebenso klären wird wie die Frage nach dem Pfarrstellenquorum. Der Kirchenrat schreibt dazu in der Motion: «Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen der Teilrevision der Kirchenordnung das heutige Pfarrstellenquorum angehoben und dem faktischen Quorum von zurzeit einer vollen Pfarrstelle pro 1650 Mitglieder angenähert wird.» Zugleich soll die Unterscheidung zwischen Ergänzungspfarrstellen und ordentlichen Pfarrstellen aufgegeben werden. Zusätzlich zum Quorum sollen bei der Bemessung des Anspruchs
ref.ch Der Zürcher Pfarrer Ernst Sieber wird vom «Beobachter» für sein Lebenswerk mit dem «Prix-Courage-LifetimeAward» geehrt. Die mit 10 000 Franken dotierte Spezialauszeichnung wird am 17. November in Zürich verliehen. Pfarrer Ernst Sieber, mit Bild prominent auch auf dem Cover der September-Ausgabe des «Beobachters», sei mit seinem Durchhaltewillen und Einsatz für die Schwächeren in der Gesellschaft ein Vorbild in Sachen Zivilcourage, heisst es in einer Mitteilung der Zeitschrift. Der 90-Jährige sei sein ganzes Leben vom Wunsch getrieben gewesen, für andere da zu sein. Siebers Motto dabei habe gelautet: «Taten statt Worte». www.beobachter.ch
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Predigtpreis /
Prämierte Predigten
Best of Blog /
Eintauchen auf diesseits.ch sch. Thomas Muggli-Stokholm, Pfarrer in Bubikon, erhält den deutschen ökumenischen Predigtpreis 2017. Er ist der erste Schweizer Pfarrer seit Kurt Marti, der die ökumenische Auszeichnung erhält. Die Jury prämierte eine Karfreitagspredigt von Thomas Muggli. Sie werfe eine andere Sicht auf den Jünger Judas, der nicht allein am Tod Jesu schuldig sei: «Sein Verrat gehört zu der Passion Jesu wie das Urteil des Pilatus, die aufgebrachte Menge Jerusalems und die strengen jüdischen Priester seiner Zeit. Während die Jünger Jesu fliehen, stellt sich Judas der Obrigkeit und will den Lohn für den Verrat nicht für sich behalten.» Thomas Muggli-Stokholm ermögliche damit seinen Predigthörern einen anderen Zugang zu Karfreitag jenseits einer blossen systematisch-theologischen Reflexion und traditionellen Auslegung von Matthäus 27, 3-10. Die Preise werden zum 18. Mal am 22. November in der Bonner Schlosskirche vergeben. Die Jury ist überkonfessionell zusammengesetzt und wird geleitet vom Bonner praktischen Theologen Reinhard Schmidt-Rost. Im November wurde auch der Schweizer Predigtpreis verliehen. Der Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund verlieh ihn Philipp Roth (reformiert, Basel-Stadt), Alessandro Esposito (Waldenserkirche, Italien) und Erich Häring (katholisch, Thurgau). Publiziert werden die drei prämierten Predigten und zehn weitere nominierte. Darunter auch eine Predigt des Zürcher Theologen Ralph Kunz. www.predigtpreis.de www.kirchenbund.ch
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Mit Zwingli im Zug von Michael Mente Ich sitze viel im Zug. Immer wieder ergeben sich spannende Begegnungen. Ich würde gerne einmal Zwingli gegenübersitzen und mich mit ihm über die Eisenbahn unterhalten. Ich bin überzeugt, er hätte ein GA und würde gerne Bahn fahren. Vermutlich deshalb, weil er erkannt hat, dass die Schweizer Eisenbahnen seinen Ideen mehr Vorschub geleistet haben, als man sich dessen bewusst ist. Die Reformation und ihre Folgen hat die Schweiz genauso auf ihre Weise zu dem gemacht, was sie heute ist, wie die Eisenbahn seit dem 19. Jahrhundert. Ich habe Zwingli erzählt, dass wir (wieder einmal) Reformationsjubiläum feiern und ihm erklärt, unter welchen Vorzeichen dies zum 500. Mal geschieht. Zwar hat er eingeworfen, was er schon
«Die Eisenbahnen sind die Reformatoren des 19. Jahrhunderts.» einmal gesagt hat: «Vor dem Herrn bezeuge ich: Wenn dann meine Schriften einmal von allen gelesen wären, so wünschte ich, mein Name geriete allenthalten wieder in Vergessenheit.» Das hat aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Und als ich ihm erklärt habe, was in den letzten Jahrhunderten geschehen war, wurde er stiller. Ganz ohne Köpfe geht es eben auch bei den Reformierten nicht, aber es braucht trotzdem das kritische Köpfchen des selber denkenden Protestanten, das zu durchschauen versucht, was Geschichtsschreibung ist und was Geschichte (und deren Übersetzung ins Hier und Heute) sein könnte.
Mir kam in den Sinn, dass es auch symbolisch eine interessante Fügung war, das Zürcher Jubiläum im Januar 2017 im Zürcher Hauptbahnhof zu starten. Von hier aus begannen viele Aufbrüche. Und nach Zwingli folgten nicht nur weitere Reformatoren, die eine Bewegung festigten, die von Zürich aus in die ganze Welt vorstiess; auch die Eisenbahn, die in Zürich 1847 erstmals losgefahren ist, sollte reformatorisch geprägtem Gedankengut 300 Jahre später noch einmal ganz gehörig Vorschub leisten. Wer sagt denn, dass ein Kopf-Bahnhof ein Endbahnhof ist! Wie ich darauf komme? – Einer der grossen – reformierten – «EisenbahnBarone», Adolf Guyer-Zeller, hält 1871 eine Rede mit einem Satz, der aufhorchen lässt: «Die Eisenbahnen sind die Reformatoren des 19. Jahrhunderts. Sie haben die Menschen einander viel näher gebracht als die Weisen. Die technischen Errungenschaften können uns nicht mehr entrissen werden, während die sog. geistigen Wahrheiten nur so lange wahr bleiben, bis wieder ein Anderer kommt u. das Gegentheil lehrt.» Klar, hier schimmert eine Technologie- und Fortschrittsgläubigkeit durch, die ebenso an das 19. Jahrhundert gebunden ist wie die Zwingli-Statue. Und lassen wir einmal beiseite, dass GuyerZellers Reformation eine unverkennbar säkulare Angelegenheit ist. Spannend ist doch, dass sich im frühen Eisenbahnbau Investoren, Unternehmer und Politiker – denken wir an die Namen Alfred Escher oder eben Guyer-Zeller – engagiert haben, deren liberale Gesinnung reformiert geprägten Städten entsprungen ist... Weiterlesen und mitdiskutieren auf: www.diesseits.ch
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Gut gerüstet für neue Schritte
Organisationsmodelle /
Präzises Kartenmaterial, Kompass, Regenjacke, geländegängige Schuhe: Wer diese Materialien vorbereitet und ausgelegt hat, verfügt bereits über gutes Rüstzeug für eine Expedition. Aufbrechen muss man dann natürlich immer noch selbst. – Dieses Bild lässt sich auf Kirchgemeinden übertragen: Um die Expedition zu territorial grösseren und mitgliederstärkeren Einheiten mit mehreren lebendigen Zentren anzutreten, benötigen sie geeignete Materialien, also Strukturen und Arbeitsweisen: Sie müssen ihre Gemeindeorganisation anpassen. Der nun von der Abteilung Kirchenentwicklung erarbeitete Leitfaden für Organisationsmodelle für Kirchgemeinden zeigt Wege auf, die Gemeindeorganisation so zu gestalten, dass sich das kirchliche Leben unter den neuen Rahmenbedingungen entfalten kann und dass das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Gremien und Organen möglichst reibungsarm und dynamisch funktioniert. Zwei Modelle werden ausgeführt: das Geschäftsleitungsmodell und das Kom6
missionsmodell (siehe Grafik). Diese Modelle unterscheiden sich durch die Organisation der mittleren Ebene, die zwischen der Gemeindeleitung (bestehend aus Kirchenpflege, Pfarr- und Gemeindekonvent) und den Teams mit operativer Orientierung liegt. Diese mittlere Ebene und ihre Varianten mit Geschäftsleitung mit Kirchgemeindeschreiberfunktion oder Kommissionen und Geschäftsstelle werden im Leitfaden in Bezug auf Aufgaben und Arbeitsweise detailliert beschrieben.
Operativ und strategisch Die Gemeindeleitung besteht in beiden Modellen aus der Kirchenpflege, unterstützt und beraten vom Pfarrkonvent und vom Gemeindekonvent. Das Verhältnis dieser drei Gremien untereinander folgt in beiden Organisationsmodellen weiterhin dem Grundsatz der Zuordnung. Die Modelle bieten für Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger die Chance, sich künftig von operativen Tätigkeiten
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sch. Wenn Kirchgemeinnden zu grösseren und regionalen Einheiten zusammenwachsen, ruft das nach einer Anpassung ihrer Organisation. Ein neuer Leitfaden zeigt Modelle, die das Zusammenspiel erleichtern und das Gemeindeleben fördern.
ihres jeweiligen Verantwortungsbereichs zu entlasten und mehr Zeit für die gemeinsam getragene Gesamtverantwortung zu gewinnen. Das setzt voraus, dass entweder eine Geschäftsleitung (inklusive Kirchgemeindeschreiber-Funktion) oder Kommissionen mitsamt einer Geschäftsstelle eingesetzt sind, an welche die Kirchenpflege operative Tätigkeiten delegieren kann.
Welches Modell wählen? Für welches der Modelle sich Kirchgemeinden entscheiden, müssen sie selbst klären. Denn dies hängt auch damit zusammen, wie sich eine Kirchgemeinde inhaltlich ausrichtet, ob sie auf einzelne Handlungsfelder, auf kirchliche Orte oder auf kirchliche Formen fokussiert und wie sie den Menschen in ihrer Gemeinde begegnen möchte. Der Leitfaden schliesst mit einer Reihe von Pluspunkten des organisatorischen Umbaus. Dabei stehen die Gestaltung der Vielfalt des Gemeindelebens, die Profilierung verschiedener kirchlicher notabene
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Geschäftsleitungsmodell
Mit «lebensRÄUMLICHER Orientierung» werden kirchliche Orte bezeichnet, die territorial gefasst sind. Mit «lebensWELTLICHER Orientierung» werden kirchliche Orte und Formen bezeichnet, die eine bestimmte Zielgruppe, ein bestimmtes Milieu ansprechen.
Kommissionsmodell
strategische Orientierung operative Orientierung Grundsatz der Zuordnung
Orte und Formen und die Nähe zu den Menschen und deren Beteiligung am Gemeindeleben an erster Stelle. Auch wirtschaftliche Argumente und Entwicklungsperspektiven für Mitarbeitende und Behördenmitglieder werden an dieser Stelle betont.
Anstoss aus der Kirchensynode Die Ausarbeitung der jetzt vorliegenden Organisationsmodelle wurde im Juli 2016 von der Kirchensynode angestossen. Sie erteilte dem Kirchenrat den Auftrag, solche Modelle zu konkretisieren. Die ersten Entwürfe wurden der Kirchensynode am 10. Januar 2017 vorgelegt. Sie entstanden nicht auf dem Reissbrett, sondern bauen auf dem auf, was sich in grösseren Kirchgemeinden der Zürcher Landeskirche bereits benotabene
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währt hat. Sie ergänzen die Weiterentwicklung der inhaltlichen Ausrichtung in den Kirchgemeinden, indem sie eine Unterstützung bieten, das kirchliche Leben zu strukturieren. Der Kirchenrat hält fest, dass «die verbindlichen Basiselemente der Organisationsmodelle in die Teilrevision der Kirchenordnung so einfliessen, dass den Kirchgemeinden eine grosse Gestaltungsfreiheit verbleibt». Die Teilrevision der Kirchenordnung tritt voraussichtlich 2019 in Kraft. Vorgesehen ist darin auch eine Übergangsfrist. Die Kirchgemeinden sollen ab dann drei Jahre Zeit haben, ihre Kirchgemeindeordnung anzupassen. Aufbrechen und erste Schritte wagen kann man aber bereits jetzt.
Hilfe beim Umsetzen Der Leitfaden steht auf www.kirchgemeindeplus.ch zum Download bereit. Für die konkrete Umsetzung der Organisationsmodelle stehen den Kirchgemeinden die Mitarbeitenden des Projektbüros KirchGemeindePlus zur Seite. Tel. 0800 444 333.
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Verstörend gut
Die Kirchen zeichnen am Filmfestival «Blue My Mind» von Lisa Brühlmann aus. Die bildgewaltige Auseinandersetzung mit den Konflikten von Jugendlichen verstört – und rüttelt auch die Kirchen auf. Von Madeleine Stäubli-Roduner
Film und Religion Kirche und Kino – die Verbindung im Rahmen eines kirchlichen Filmpreises ist in Zürich erstmalig. Ökumenische Jurys hingegen gibt es bereits seit langem auf über 30 Festivals, von Cannes bis Locarno. Religion gehöre ganz genuin zum Film, sagt Filmprofessorin und Jurymitglied Daria Pezzoli-Olgiati. Denn der Film sei ein Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Gesellschaft – und an diesem Ort bewegten sich Kirchen auch. Wenn sie an der Reflexion über die Welt teilhaben wollten, sei die Beschäftigung mit dieser Kunstform in8
spirierend. Die reformierte und katholische Kirche im Kanton Zürich haben die Kraft dieser Verbindung erkannt und ihre Präsenz am diesjährigen Zurich Film Festival mit dem neuartigen eigenen Filmpreis bekräftigt.
«Wenn Jugendlichen die Luft zum Atmen fehlt.» Die Aufgabe der ökumenischen Jury war nicht leicht: Sie nahm sich vor, einen Film auszuwählen, dessen Relevanz in
Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen überzeugt, der mit universeller Perspektive christliche Verantwortung thematisiert und dabei von künstlerischer Qualität zeugt. Diesen Kriterien entsprachen einige Beiträge aus der Wettbewerbsreihe; in die Haare seien sie sich deswegen jedoch nicht geraten, schmunzelte die Zürcher Filmemacherin Lisa Blatter an der Preisverleihung. Neben ihr sassen in der Jury die Filmprofessorin Daria Pezzoli-Olgiati, Zeno Cavigelli, Synodalrat der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, Bernhard Egg, Kirchenrat der reformierten Landeskirche, und Charles Martig, Di-
Ökumenische Jury und Preisträgerinnen: V. l. Bernhard Egg, Daria Pezzoli, Preisträgerin Lisa Brühlmann, Charles Martig, Schauspielerin Zoë Pastelle, Zeno Cavigelli, Lisa Blatter. Fotos: Manuela Matt, Zürich
Gelächter hallt durch die verdunkelten Räume im Sihlcity, Prosecco-Gläser klirren, die Gäste haben sich in den Fauteuils gemütlich eingerichtet. Auf einer Leinwand reihen sich Sequenzen aus Filmen, darunter ein junges Mädchen, das eine Schnapsflasche an den Mund setzt. Der dazugehörige Trailer des Jugenddramas lässt Gelächter und Gläserklirren verstummen. «Blue My Mind», so der Titel des Films, setzt den von Exzessen geprägten Alltag einer Gruppe von Zürcher Jugendlichen verstörend ins Bild. Für ihren Spielfilm erhält die 36-jährige Zürcher Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Brühlmann an diesem Abend den ökumenischen Filmpreis der Kirchen des Kantons Zürich.
Fotos: Manuela Matt, Zürich
Kirche am Zürcher Filmfestival /
notabene
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Zwingli-Film: Im Februar beginnen Dreharbeiten
«Im ersten Moment überrascht vom Preis der Kirchen.» Regisseurin Lisa Brühlmann (ganz rechts) und Gäste an der Verleihung des ökumenischen Filmpreises.
rektor des Katholischen Medienzentrums Zürich. Besonders aufgefallen sei der Film «Impreza – Das Fest» von Alexandra Wesolowski, der ein intimes Porträt einer polnischen Mittelschichtsfamilie zeichnet und die Fragwürdigkeit der westlichen Werte offenbart. Auch «Free Lunch Society», ein Film über die Debatte zum Grundeinkommen, habe den Anspruch auf politischen Diskurs unterstrichen, so die Jury.
Drama des Erwachsenwerdens Zum Sieger erkor sie jedoch «Blue My Mind», dessen realistische Darstellung von Ichverlust und Gefühlsarmut, Gewalt, Sex und Exzessen unter Teenagern unter die Haut geht. Es überzeugte die Jury, dass Lisa Brühlmann mutig der Frage nachgehe, warum Jugendlichen die Luft zum Atmen fehle. Das Drama über das Erwachsenwerden in einer kalten, kaum Halt bietenden Gesellschaft erweitert die Innenschau der Protagonistin mit Elementen des magischen Realismus und gleitet ins Fantastische. Der Regisseurin, welche in ihrem Erstlingswerk die Grenzen des Genres sprengt, gelingt laut Jury ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft. Zuerst sei sie vom Preis der Kirchen überrascht gewesen, bekannte Regisseurin Lisa Brühlmann später im Radiobeitrag auf SRF 2 Kultur. Denn ihr Film sei brutal, roh und manchmal verstönotabene
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rend, sie schone die Figur überhaupt nicht. Dann habe sie erkannt, dass ihr Werk durchaus christliche Motive enthält. Ihre Hauptfigur fühle sich nicht zugehörig und nicht geliebt, erfahre aber trotz konfliktträchtiger Beziehungen Vergebung und Nächstenliebe. Zudem stelle sie mit ihrem Werk die Frage, ob es in unserer Gesellschaft einen Platz gebe für Menschen, die anders sind. Dass der Film irritiert und verstört, hat Juror Charles Martig gefallen, wie er auf Radio SRF 2 Kultur erklärt. Das Nicht-Zuhause-Sein in einer Welt, die sich plötzlich ganz fremd anfühlt und das Suchen nach einem Weg, wie man aus diesem Konflikt herausfindet, dies hat ihn überzeugt. Die Kirchen müssten sich angesichts der Exzesse unter Jugendlichen fragen, warum sie nicht attraktiver sind für suchende junge Menschen. Die schmerzhaften filmischen Einblicke in ein sehr nahes und reales Milieu, in dem Gefühlskälte quält und Missstände zum Himmel schreien, fordern Kirchen und Gesellschaft gleichermassen heraus.
Kirchen und Kino – das Zusammenspiel funktioniert auch bei der Produktion des «Zwingli-Films». Anfang 2018 beginnen die Dreharbeiten zum Spielfilm, dessen Realisation die Zürcher Landeskirche mit angestossen hat und finanziell mitträgt («notabene» 9 / 2016). «Die Dreharbeiten werden innerhalb von sieben Wochen ab Februar 2018 stattfinden», sagte Filmproduzentin Anne Walser im Vorfeld des Zürcher Filmfestivals gegenüber dem Portal «persönlich. com». Es sei ein sehr ambitiöses Projekt, Zürich im Mittelalter darstellen zu wollen. Drehorte sind neben Zürich auch Stein am Rhein, dessen mittelalterliche Altstadt als Kulisse dient. Entsprechend hoch sind die Kosten für den historischen Film. Die Produzenten, die C-Films AG in Zürich, gehen von Kosten in der Höhe von über 5 Millionen Franken aus, sehen den Film aber dafür auch als eines der grössten Filmevente der Schweizer Filmgeschichte. Mit dem Schweizer Max Simonischek als Zwingli (bekannt aus: «Die göttliche Ordnung», «Akte Grüninger») und Marthe Keller als Zwinglis Frau Anna Reinhart («Homo Faber») in den Hauptrollen ist der Film prominent besetzt. Regie führt der Schweizer Filmemacher Stefan Haupt («Der Kreis»). Das Drehbuch wurde von Simone Schmid («Der Bestatter») verfasst. Anfang 2019 soll der Film in den Kinos anlaufen, just zum Zeitpunkt, in dem sich der Amtsantritt des Reformators am Grossmünster zum 500. Mal jährt. Auch wenn die Produktion bereits läuft und gut 4,5 Millionen der Kosten gesichert sind, suchen die Macher weiter nach Unterstützung. Ins Leben gerufen wurde deshalb auch der Zwingli-Film-Freundeskreis. Infos auf: www.zwingli-film.ch
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Mehr Zeit für die Bühne: Pfarrer Andres Boller (roter Frack) und Nina Meier bei der Probe des Helfereitheaters. Regie führt mit Hans Strub ein ebenfalls emeritierter Berufskollege.
Pfarrer sein nach der Pensionierung /
Spielend in den Ruhestand Wie geht man als Pfarrer in Rente? Kann man den Talar endgültig an den Nagel hängen, oder zieht es einen immer wieder mal auf die Kanzel? Pfarrerinnen und Pfarrer jenseits der 65 erzählen. Text und Fotos: Christian Schenk
Im November ist wieder grosses Wiedersehen. Dann treffen sich auf Einladung des Kirchenrats die Zürcher Pfarrerinnen und Pfarrer im Ruhestand zum gemeinsamen Nachtessen. Emeritiert – nicht pensioniert – heisst die korrekte Bezeichnung für Pfarrpersonen im Ruhestand – und das deutet auch schon an, dass das mit der Pensionierung in diesem Berufsstand so seine Eigenheiten hat. Die Berufung hörte ja mit dem gesetzlich verordneten Pensionsalter nicht einfach auf, der Wunsch, in irgendeiner Weise kirchlich engagiert zu bleiben, womöglich ebenso wenig. Bei Andres Boller ist das durchaus so. Auch zehn Jahre nach seiner Pensionierung und seiner letzten Pfarrstelle am St. Peter in Zürich zieht es ihn immer wieder mal auf eine Kanzel. Gerade diesen Monat springt er einige Male bei Absenzen seiner aktiven Kollegen in 10
Wädenswil in die Bresche. Dann und wann hilft er auf Anfrage auch in anderen Kirchgemeinden aus, und manchmal auch ganz spontan, wenn Not am Mann ist: Wie damals, als ein Pfarrkollege einen Tag vor dem Konfirmationsgottesdienst krankheitshalber ausfiel. Er könne sich gut auf so etwas einstellen, sagt der Pfarrer und ehemalige Zürcher Kirchenrat, «so eine Aufgabe hat ihren eigenen Reiz», meint er und schmunzelt. Da stehe man dann am Abend vor einer Schar junger Menschen, die man zum ersten Mal begegnet und am nächsten Tag bereits konfirmieren soll.
Bühne statt Kanzel Hier hilft die langjährige Berufserfahrung, aber auch der Mut zur Improvisation. Ob bei Letzterem auch die Bühnenerfahrung von Andres Boller ins
Spiel kommt? Die hat der Pfarrer und passionierte Laienschauspieler jedenfalls genügend. Seit seiner Jugendzeit und bis heute spielt er gern Theater, schreibt Stücke, tritt mit den «Chilemüüs» auch als Kabarettist auf. Für diese Liebe zur Bühne bleibt im beruflichen Ruhestand viel mehr Zeit. Andres Boller nutzt sie intensiv. Er eilt noch am selben Tag nach dem Interview nach Zürich in die Probe des «Helfereitheaters». Das Ensemble steht mit dem nächsten Stück kurz vor der Premiere. Andres Boller nimmt dabei das Publikum mit ins 18. Jahrhundert und spielt als Pfarrer Johann Caspar Lavater eine grosse historische Rolle. Regie führt – das nur nebenbei – mit Hans Strub ein ebenfalls vielfach engagierter Pfarrer im Ruhestand.
Den Jungen Platz machen? Joachim Reichert, auch er emeritierter Pfarrer, nutzt seine nachberufliche Zeit anders. Der ehemalige Pfarrer von Laufen am Rheinfall hält heute bewusst mehr Freiraum für sich offen und nimmt mehr Abstand zu seinem Beruf im Pfarramt, das er bis 2010 zusammen mit seiner Frau Regula ausgeübt hatte. Von der Kanzel habe er sich seither endgültig verabschiedet, er lehne auch Anfragen für Abdankungen oder Hochzeiten ab. Um seelsorgerische Anliegen kümmere er sich hingegen weiterhin. Ebenfalls engagiert ist er ehrenamtlich in der Gemeinnützigen Gesellschaft in seinem Benotabene
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Pfarrer spielt Pfarrer: Andres Boller in der Rolle von Johann Caspar Lavater. Ist Loslassen vom Pfarramt doch nicht so einfach?
zirk und in der Rekurskommission der Landeskirche. Die Entwicklung der Zürcher Landeskirche verfolge er als ehemaliges Mitglied der Kirchensynode durchaus mit Interesse. Aber bei kirchenpolitischen Fragen mische er sich heute nicht mehr ein, «halte sMaul», wie er mit süddeutschem Akzent lachend erklärt. Zum nachberuflichen Engagement von Pfarrerinnen und Pfarrern findet er: «Aushelfen ist in Ordnung.» Aber man müsse als Ruheständler auch mal loslassen können und den Jungen, mit ihren neuen Ideen und ihrer neuen Theologie, Platz machen.
Erfahrung und Gelassenheit Emeritierte Pfarrer, die den Jungen im Weg stehen? Rudi Neuberth, Pfarrer und Beauftragter für die Personalführung der Zürcher Pfarrschaft, winkt ab. Immer noch gehen deutlich mehr Pfarrpersonen in Rente, als neu Ordinierte ins Pfarramt einsteigen – Tendenz steigend (siehe Kasten). Man könne deshalb im Gegenteil sehr froh sein darüber, dass Pfarrerinnen und Pfarrer auch nach 65 noch bereit seien, Stellvertretungen und Einzelvertretungen zu übernehmen. «Gerade auch dank der Emeritierten ist es uns möglich, auch bei kurzfristigen Absenzen und Ausfällen von aktiven Pfarrpersonen schnell zu reagieren und den Service in den meisten Fällen aufrechtzuerhalten.» Rund hundert Pfarrerinnen und Pfarrer jenseits der 65 sind in der Zürcher notabene
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Landeskirche derzeit bereit, bei Bedarf einzuspringen. «Sie bringen unglaublich viel Erfahrung und eine grosse Portion an Gelassenheit mit ein», sagt Rudi Neuberth. Gerade bei Spannungen in Kirchgemeinden könne diese Eigenschaft sehr wertvoll sein, sagt Neuberth. Wie Pfarrerinnen und Pfarrer ihr Potenzial nach der aktiven Berufszeit weiter nutzen können, das klärt der Personalverantwortliche bei Laufbahngesprächen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern, die auf ihren Ruhestand zugehen. Er empfiehlt, diese Lebensphase beizeiten zu planen, die finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten zu klären, insbesondere auch beim Wunsch nach einer frühzeitigen Pensionierung.
Rücktritt planen und aktiv bleiben Die Personalführung Pfarrschaft der Zürcher Landeskirche berät in Laufbahnfragen auch rund um die Pensionierung. Kontakt: rudi.neuberth@zh.ref.ch Telefon 044 258 92 60
PensionierungsVorbereitungskurs Zwischen Abschied und Neubeginn – von der beruflichen in die nachberufliche Zukunft. Ein Angebot der Reformierten Kirchen Bern-JuraSolothurn. Vorbereitungstreffen: 29. August 2018, 18 bis 21 Uhr, Haus der Kirche, Bern. Unterwegs auf (Pilger)Wegen im Val Müstair / Südtirol: 29. Oktober bis 2. November 2018 www.refbejuso.ch/bildungsangebote
Mehr Zeit für den Garten Pfarrerin Regula Reichert hat ihren Ruhestand zusammen mit ihrem Mann vor sieben Jahren vorzeitig angetreten. Auch schwere gesundheitliche Probleme hätten diesen Entscheid bei ihnen beiden reifen lassen. «Für mich persönlich war es aber wichtig, mein Engagement nicht sofort auf Null herunterzufahren», sagt Regula Reichert. In den ersten Jahren nach ihrem Rücktritt hat die Pfarrerin von Laufen und langjährige Dekanin im Bezirk Andelfingen auch längere Stellvertretungen übernommen. Bis heute macht sie auch Einzelvertretungen. Ebenfalls weitergezogen hat sie ihr Engagement bei der «Kommission für entwicklungsorientierte Eignungsabklärung für angehende Pfarrerinnen und Pfarrer». In diesem Gremium bereitete Regula Reichert lange Jahre bis gegen Ende ihrer Berufslaufbahn die nachrückende Pfarrgeneration auf ihr Amt vor. Vor zwei Jahren endete nun auch diese Aufgabe. Seither trifft man Regula Reichert wieder öfter bei der Gartenarbeit mit Hacke und Gartenschere an, oder man begegnet ihr beim wieder neu intensivierten Sportprogramm mit Wanderschuhen oder Walkingstöcken. «Wir haben auch mehr Zeit füreinander, für die Pflege von Freundschaften und für Reisen», sagt Regula Reichert und verabschiedet sich mit dem Hinweis, man sei eben dabei, für die nächste Reise die Koffer zu packen.
Pensionierungswelle auffangen In 15 bis 20 Jahren werden in der Deutschschweiz rund zwei Drittel der amtierenden reformierten Pfarrerinnen und Pfarrer pensioniert sein. Von dieser Prognose gehen die Ausbildungsverantwortlichen der evangelisch-reformierten Pfarrerinnen und Pfarrer (Konkordat) aus. Unter anderem um diesen Rückgang aufzufangen, startete 2015 der erste Studiengang für Quereinsteiger. 34 Studierende zwischen 30 und 55 Jahren schlugen damals den Weg Richtung Pfarramt ein. Im Herbstsemester 2018 beginnt die zweite Auflage des Studiengangs für Spätberufene an den Theologischen Fakultäten Basel und Zürich. www.theologiestudium.ch/quest
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Theater zum Leben von Bruder Klaus Von Liebe wegen – ringen, ruhen, raten. Szenen zum Leben des Söldners, Ratsherrn, Bauern und Asketen Niklaus von Flüe (1417 – 1487) mit Laienschauspielern aus Gossau ZH und Umgebung unter der Regie von Hansjörg Steiner.
Themen und Termine Leitung: Pfarrerin Anemone Eglin 20. Januar, 14 bis 18 Uhr Offener St. Jakob, Kirchgemeindehaus Stauffacherstrasse 8 / 10, Kleiner Saal. Anmeldung: michael.schaar@zh.ref.ch
Reihe «AndersLesen» Jahreslosung 2018 «Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst (Off. 21,6).» Wenn etwas gratis zu haben ist, verliert es schnell an Wert. Beim Trinkwasser besteht diese Gefahr nicht – es ist vielmehr eine politische Frage, ob sauberes Wasser überhaupt etwas kosten darf. In der Jahreslosung 2018 wird das Wasser des Lebens umsonst verheissen. Die Teilnehmenden erkunden gemeinsam die Vielschichtigkeit dieser Zusage.
Jeden Samstag, 10 bis 13 Uhr Offener St. Jakob, Zürich
Biblische Miniaturen In 60 Minuten die Bibel entdecken. Lernen Sie grosse biblische Worte in ihrem literarischen und theologischen Kontext kennen. Leitung: Angela Wäffler-Boveland, Detlef Hecking 25. Januar, 1. / 22. März, 12. April, 25. Mai, 18 bis 21 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung: wtb@ref.ch 044 258 92 17, www.wtb.ref.ch
Kappeler Kirchentagung 2018: «Kirche leiten» Wie kann Leitung im Alltag der Kirchgemeinde mit seinen Höhen und Tiefen verantwortungsvoll wahrgenommen werden? Prägen Sie die Kultur der Leitung in unserer Kirche mit, indem Sie Ihre Sicht und Erfahrungen einbringen.
Salon um Sechs Wie unabhängig können Schweizer Verleger heute agieren? Müsste die Medienlandschaft in der Schweiz reformiert werden? Gast: Daniel Puntas Bernet, Chefredaktor «Reportagen» 21. November, 18 bis 20 Uhr Hirschli, Hirschengraben 7, Zürich hirschli.net/events
Lichtspektakel im Zeichen der Reformation Rendez-vous Bundesplatz, die siebte Ausgabe des Licht- und Tonspektakels von Starlight Events, steht dieses Jahr im Zeichen des Reformationsjubiläums. Die 25-minütige Show unter dem Titel «Reset» erzählt mit Licht und Klang auf der Fassade des Bundeshauses die grandiose Geschichte eines Neuanfangs, eines Kampfes um Glauben und Mächte.
Anmeldungen und Termine: www.fraumuenster.ch www.grossmuenster.ch www.zh-reformation.ch 078 657 29 31
Foto: ZVG
Jeweils in der reformierten Kir-
Foto: ZVG
Foto: ZVG
18. November, 17.30 Uhr Reformierte Kirche Oberglatt www.kircheoberglatt.ch
«500 Jahre» Zürich und die Reformation Das Grossmünster und das Fraumünster bieten neu öffentliche Führungen zu vier Themenschwerpunkten an: Reformationsführung: vom Chorherrenstift und Frauenkloster zur reformierten Pfarrkirche / Fenster im reformierten Kirchenraum: Chagall, Polke und Giacometti / Bildersturm? Vom Umgang mit Bildern in der reformierten Kirche / Krypten und andere verborgene Räume.
Ein Theater, das nie stattfindet Die Kirchgemeinde Wildberg lädt mit einem Theaterstück zum Mitfeiern des 500-JahrJubiläums des Zürcher Reformators ein. Mit den Mitgliedern der Kirchenpflege und weiteren Theaterfans inszeniert Pfarrer Theddy Probst ein von der Präsidentin geschriebenes Theaterstück, welches das Leben Huldrych Zwinglis historisch darstellt und es mit humorvollem Lokalkolorit umrahmt.
Workshop im Händeauflegen Grundlegende Einführung in die Praxis des Händeauflegens sowie ein Einblick in die biblisch-christliche Tradition.
Themenabend in 50 kulturhistorischen Bildern Das 16. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs. Die Ideen der Reformatoren fielen auf fruchtbaren Boden. Roman Bont führt durch das Leben und Wirken von Huldrych Zwingli. Musikalisch wird der Vortrag mit historischen Musikinstrumenten umrahmt.
16. November, 19.30 Uhr Reformierte Kirche Uster
Veranstaltungen
19. / 20. Januar, 26. / 27. Januar, 2. / 3. März, 9. / 10. März, 6. / 7. April, Kloster Kappel Anmeldung: 044 764 88 08, kirchentagung@klosterkappel.ch www.zh.ref.ch/kirchentagung
18. November, 20 Uhr Reformierte Kirche Gossau ZH 19. November, 10 Uhr, im Rahmen des Gottesdienstes www.refgossau.ch
Wybsbilder: Der Einfluss der Reformation auf die Frauenrolle Auftakt der Veranstaltungsreihe «Frauen in der Reformation». Bedeutete die Reformation für die Situation der Frauen eine Verbesserung oder Verschlechterung? Der Priesterzölibat wurde aufgehoben und somit die Ehe aufgewertet. Die Reformation betonte entsprechend die Rolle der Frau als bescheidene und hingebungsvolle Ehefrau und Mutter. Ein Gesprächsabend mit Pfrn. Catherine McMillan und Barbara Hutzl-Ronge. Moderation: Pfrn. Silvia Trüssel
Gespräch, Begegnung und Händeauflegen Zuhören – Händeauflegen – Segen empfangen
9. oder 11. Januar, jeweils 18 bis 21 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: wtb@ref.ch 044 258 92 17, www.wtb.ref.ch
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che der Kirchgemeinden: 3. November, 20 Uhr, Wildberg 11. November 20 Uhr, Pfäffikon 12. November, 17 Uhr, Kollbrunn 18. November, 19.30 Uhr Turbenthal. 1. Dezember, 20 Uhr, Hittnau
Foto: © Starlight Events/Casa Magica
Kurse & Weiterbildungen
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bis 25. November täglich 19 und 20.30 Uhr Do bis Sa auch um 21.30 Uhr Bundesplatz Bern
25. November
Krippenfiguren und Engel aus Ton Weihnachtliche Figuren – Individuell gestaltet. Leitung: Myrta Arnold
Luzerner Adventsgespräche zur Verfassung: Glaubensund Gewissensfreiheit Das Thema der diesjährigen Adventsgespräche sind aktuelle Entwicklungen im Bereich der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Grundlagenreferate zum Verhältnis von Religion, Metaphysik und Recht, zur bundesgerichtlichen Rechtsprechung und zu den Grundsätzen der Anerkennung von Religionsgemeinschaften.
25. bis 26. November
Musik und Wort «Erinnern – Träumen – Staunen»: Noëlle Grüebler (Violine) und André Briel (Klavier) 26. November, 17.15 Uhr
30. November bis 2. Dezember sowie 7. bis 9. Dezember
Konzerte der Kantorei Illnau-Effretikon Die Kantorei führt das «Magnificat» von C.P.E. Bach und das «Gloria» von A. Vivaldi auf, zusammen mit der Sinfonietta Zürich und den Solisten Beatrice Stark-Tanner (Sopran), Schoschana Kobelt (Alt), Zacharie Fogal (Tenor) und Richard Helm (Bass). Leitung: João Tiago Santos
Adventliches Fondue-Essen im Kreuzgang Anschliessend Weihnachtsgeschichten mit Markus Amrein, Schauspieler (30. Nov.) resp. Andrea Jost, Schauspielerin (7. Dez.)
10. Dezember, 17 Uhr Reformierte Kirche Effretikon 21. Januar 2018, 17 Uhr, Eglise française, Schanzengasse 25, Zürich. www.kantorei-ilef.ch
Mehr Zeit mit Zen Leitung: Hans-Peter Dür
Kloster Kappel
3. Dezember, 15.30 Uhr
Das Geheimnis zufriedener Paare ist das Gespräch Kommunikationskurs für Paare Leitung: Susanne Bohmeyer und Clemens Plewnia
Adventszauber Mit Angeboten für die ganze Familie: offenes Singen, Adventsgesteck binden, werken mit der Buchbinderin, Lebkuchen verzieren etc.
24. bis 26. November
10. Dezember
Wie soll mit religiösen Geschlechterrollen in säkularen Zusammenhängen in Gesellschaft, Schule und Arbeitsalltag umgegangen werden? Wie können Konflikte reduziert und konstruktive Potenziale von Religion wirksam werden? Mit Ahmad Mansour: Integration der «Generation Allah» Amira Hafner-Al Jabaji: Geschlechterrollen im Islam – Gleichstellung oder Unterordnung? Fachtagung von Mission 21 5. März 2018, 9 bis 17 Uhr, Missionsstrasse 21, Basel Anmeldung : www.mission-21.org/fachtagung 061 260 23 35, detlef.lienau@mission-21.org
1. bis 3. Dezember
Retrospektive Ueli Antonietti Vernissage der Ausstellung. Aquarelle und Skizzen von Hausen am Albis und Umgebung.
Pilgertipp
Abschluss des Tagespilgern 2017 in der Anna-Kapelle in Schaffhausen
Pilgerzentrum St. Jakob Zürich www.jakobspilger.ch
18. / 20. November
Winterpilgern mit Schneeschuhen Leitung: Pfr. Karl Flückiger
Auf dem Hugenotten- und Waldenserpfad 21. Etappe: Rüdlingen – Schaffhausen
Foto: flickr.com/zhrefch
Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch
Foto: flickr.com/zhrefch
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Unser Verständnis von Frauen- und Männerrollen ist religiös und kulturell geprägt. Interkulturelle Unterschiede spielen eine Rolle in der Verteilung von Macht, in der Einschätzung von Nähe und Distanz. Konstruktivistische Genderverständnisse, die individualisieren, treffen auf starke Familienverbünde.
30. November, 19 Uhr 7. Dezember, 19 Uhr Vorgängig um 18 Uhr Abendmahlsfeier
Weihnachtsgestecke Schmücken im Advent Leitung: Jovanna Zollinger
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Geschlechter-Rollen in den Religionen
24. / 25. November Anmeldung notwendig
Foto: flickr.com/zhrefch
30. November, 8.45 bis 17.15 Uhr 1. Dezember, 9.30 bis 12.30 Uhr Anmeldung: 041 41 229 54 38 isabel.keiser@unilu.ch
Foto: Mission 21
Kloster-Tage im Advent Für alle, die im Advent Zeit finden wollen für die Vorbereitung auf Weihnachten, z. B. in kreativen Atelierangeboten oder auf individuelle Weise.
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Pilger-Novemberforum 2017 In der pilgerfreien Zeit widmen sich Interessierte verschiedene Themen rund um das Pilgern: jeweil 19 Uhr Apéro und Büchertisch, 19.30 Vortrag Kirchgemeindehaus ZürichAussersihl, Stauffacherstrasse 8, Zürich Themen:
Der Pilgerweg Loccum-Volkenroda mit Amélie zu Dohna, Hannover
Silvesterpilgern: «Dem neuen Jahr entgegen gehen» Beginn mit einem Gottesdienst um 16 Uhr am Silvesternachmittag in der Kirche Offener St. Jakob, Zürich. Anschliesend gemeinsame Fahrt nach Winterthur. 20 Kilometer ab Winterthur bis Rüdlingen, mit Übernachtung. 31. Dezember / 1. Januar Anmeldung notwendig
9. November
Der Jerusalem-Weg mit Georg Rössler, Jerusalem 23. November
Strassenexerzitien – eine grundlegende Einführung mit Pater Christian Herwartz, Berlin 30. November Praxistag am 2. Dezember Anmeldung notwendig
Pilgern statt Shoppen: Auf dem Weg nach Bethlehem Mit Eva Ebel, PHZH Zürich, und Pfr. Michael Schaar 8. bis 10. Dezember Anmeldung notwendig
Buchtipp: Wie Promis sich versöhnen sch. Wenn Sepp Blatter oder Christoph Blocher sich zum Thema Vergebung äussern, lässt das aufhorchen. Nicht nur weil sie prominent sind. Sondern weil man um die Konflikte weiss, die sie ausgefochten haben und man annehmen kann, dass sie folglich auch zu den möglichen Wegen zur Versöhnung etwas zu sagen haben. Davon weiss man trotz Prominenz im Allgemeinen weniger. Pfarrer und Autor Achim Kuhn hat sie beide und über zwanzig weitere Persönlichkeiten dazu gebracht, darüber zu schreiben. Entstanden ist ein faszinierendes Buch, gespickt mit oft sehr persönlichen Geschichten von Konflikten und Verletzungen, die die angefragten Menschen bei sich erlebt oder erduldet haben und die sie auf ganz unterschiedliche Weise zum Thema der Versöhnung nachdenken lassen. Unter den Autorinnen und Autoren sind mit Leni Altwegg, Andrea Marco Bianca, Matthias Krieg, Jürgen Moltmann, Christoph Sigrist und Noa Zenger die reformierten Theologen (v. a. zürcherischer Provenienz) eindeutig in der Mehrzahl. Aber auch ihre Zugänge und Schlussfolgerungen sind alles andere als monochrom. Die Vielfalt erweitern Naturwissenschaftler, Psychologinnen, ein Kardinal, ein Schiedsrichter, Juristen und Publizistinnen. Achim Kuhn (Hg.): Kann ich damit leben? Prominente über Konflikt und Versöhnung. TVZ, 2017. 321 Seiten, Fr. 29.80.
Bildungstipp: Christliche Spiritualität im Fokus Die globalisierte Berufswelt ist multikulturell. Menschen kommen in Kontakt mit gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen, die ihnen fremd sind. Traditionelle religiöse Überzeugungen lösen sich mehr und mehr auf. An ihre Stelle treten individualisierte Auffassungen von Spiritualität. Der CAS Studiengang Spiritualität stellt die christliche Spiritualität in den Fokus. Die Teilnehmenden setzen sich mit den theologischen und philosophischen Voraussetzungen und den Entwicklungen christlicher Spiritualität auseinander. Auf Basis der Kontemplation wird die eigene Spiritualität, sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht vertieft. Der CAS befähigt dazu, den eigenen spirituellen Übungsweg selbstverantwortlich zu gehen, in der Berufspraxis zu verankern und dabei die Erfahrungen dieses Lernweges kritisch zu reflektieren. Der Studiengang CAS Spiritualität wird gemeinsam von A+W Aus- und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer und der Theologischen Fakultät der Uni Zürich durchgeführt. Der CAS umfasst 18 Präsenztage in vier Modulen. Das erste Modul startet am 24. September 2018, das letzte endet am 17. Januar 2020. Anmeldefrist ist der 17. Januar 2018. www.bildungkirche.ch/spiritualitaet
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Buchtipp: Himmlisches und Irdisches rod. Ein Stück Prosa oder Poesie aus der Weltliteratur, eine fotografische Reiseerinnerung und ein essayartiger Text – diese drei Elemente fügen sich jeweils zu einer der 51 Inspirationen, die Matthias Krieg in seiner zweiten Sammlung von Wochentexten herausgegeben hat. Entstanden ist ein reichhaltiger Bildband, dessen Erkenntnisse über Gott und die Menschen ungeahnte Tiefen menschlichen Lebens und Leidens eröffnen. Lebensklug, erfahrungsstark, ja, fast ideentrunken reist Matthias Krieg in Wort und Bild durch Länder, Zeiten und Biografien, vermittelt Historisches, Mythologisches und Literaturgeschichtliches, evoziert Stimmungen und Fantasien. Jede Inspiration birgt eine ihr eigene Stimmung und verknüpft Themen assoziativ oder stringent zu einer bunten Kette. «Die Versfüsse tanzten im grauen Hinterhof», schreibt er oder «Im Jammertal der entseelten Welt bringt kein Himmelsstrahl mehr Licht». Matthias Krieg verbindet Himmlisches und Irdisches, zaubert ein Panoptikum an Lebensthemen aufs Papier. Besonders stark wird er dort, wo er von seinem eigenen Glauben spricht: «Der Versöhner ist mein Freund geworden. Einer, der bleibt, wenn alle gehen.» Matthias Krieg, Blickwinkel, Inspiration 53-104, Theologischer Verlag Zürich 2017. 116 Seiten, Fr. 29.80. Vernissage mit Suppe, Jazz und Worten: 13. November, 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.
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Porträt /
Kirche, die fit hält
Kirche ist oft Kopfsache. Nicht so in der Kirchgemeinde Zürich Unterstrass. Dort sorgt Sozialdiakonin Sarita Ranjitkar auch für das körperliche Wohl der Menschen. Text und Foto: Viviane Schwizer
Gym fit, Yoga, Tai Chi, Pilates und Aquafit: Gleich fünf verschiedene Gesundheitskurse bietet die Kirchgemeinde Zürich Unterstrass an. Organisiert werden sie von der Sozialdiakonin Sarita Ranjitkar, die für die Erwachsenen- und Altersarbeit zuständig ist. Rund 100 Frauen und Männer nehmen wöchentlich an den Angeboten teil. Es sind vorwiegend ältere Menschen, etwa zwei Drittel von ihnen sind Frauen. Sie schätzen den guten Unterricht von Fachpersonen, die moderaten Preise für die Angebote und den Zusammenhalt in der Gruppe. Gemeinsam bewegen und Sport treiben verbindet – auch bei der Themenreihe «Masterplan Gutes-ÄlterWerden»: Die mehrteilige Veranstaltung thematisiert körperliche, psychische, kognitive oder spirituelle Fragen des Älterwerdens und lädt zweimal monatlich verschiedene Referenten zur Diskussion.
Gesund und selbständig Die aus Nepal stammende Sozialdiakonin findet, dass Gesundheitskurse in der Kirchgemeinde beheimatet sein sollen. Sie stützt sich dabei auch auf das Diakoniekonzept der Landeskirche, in dem die Förderung von «Gesundheit und Wohlnotabene
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ergehen» als eines der drei Kernthemen in der Diakoniearbeit genannt wird. Unterstützt sieht sie sich in ihrer Arbeit zugunsten von älteren Menschen auch von Ortspfarrer Roland Wuillemin. Sarita Ranjitkar erläutert: «Präventive Unterstützung ist Diakonie.» Es gehe darum, gesund und mobil zu bleiben. Viele ältere Menschen wünschten sich, möglichst lange zu Hause bleiben zu können. Das sei nur möglich, wenn die Selbständigkeit einigermassen erhalten bleibe. Es sei darum hilfreich, wenn die Leute weiterhin selber kochen und Treppen steigen könnten. Die Sozialdiakonin ist überzeugt, dass die Gesundheitskurse diesem Ziel dienen.
Wie in Kathmandu Ein weiterer Schwerpunkt in ihrer Arbeit ist für Sarita Ranjitkar das Fördern von Gemeinschaft, was für sie eine primäre Aufgabe der Kirche ist. Sie sieht sich als Brückenbauerin zwischen den Generationen. Dabei helfe ihr ihre nepalesische Herkunft. Sie sagt: «Bei uns in Kathmandu leben Grosseltern, Eltern und Kinder meistens im gleichen Haushalt, was das Verständnis füreinander weckt.» Bei Gesprächen mit älteren Menschen in der Kirchgemeinde erzählt
Für körperliche und seelische Balance: Yoga im Kirchgemeindehaus Zürich Unterstrass.
sie oft von ihrer Heimat und dem Leben dort, was häufig ein «Aha-Erlebnis» auslöse.
Tanzen und lernen Sarita Ranjitkar freut sich, dass auch das für alle offene «Pianocafé» und das Angebot «Thé Dansant» für Seniorinnen und Senioren auf Anklang stossen. Die Gäste können dabei in den Räumen des Kirchgemeindehauses einen stimmungsvollen Nachmittag geniessen oder einen gediegenen Abend mit viel Bewegung und Lebensfreude erleben. Dieses Angebot wird von der reformierten, katholischen und christkatholischen Kirche überkonfessionell getragen. Willkommen sind zu allen Anlässen aber sowohl Leute aus der Kirchgemeinde wie Auswärtige. Nach der Religionsoder Konfessionszugehörigkeit wird bei den Angeboten nicht gefragt. Auch wenn Zürich Unterstrass viele sportliche Angebote bereithält, finden auch «Sportmuffel» Angebote, die ihnen entsprechen. Zur Auswahl stehen etwa der Compi-Treff Unterstrass, die Nähund Flickstube oder Bildvorträge oder Unterhaltungsnachmittage. Auch hier sorgt die Kirchgemeinde für Gemeinschaft und eine gute Balance. 15
AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG
«notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8024 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13
Autorinnen und Autoren Madeleine Stäubli-Roduner (rod), Luca Zacchei (zac) Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare. Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli und Dezember. Nächste Ausgabe Nr. 10/2017 (Dezember / Januar, Woche 48) Nr. 1/2018 (Februar, Woche 6) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web: www.zhref.ch / notabene
Titelbild Film im Fokus: Schauspielerin Zoë Pastelle an der Preisverleihung der Kirchen am Zürcher Filmfestival. Foto: Manuela Matt, Zürich
Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Hirschengraben 7, 8024 Zürich
Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Hirschengraben 7, Postfach 673, 8024 Zürich
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