bene nota Zeitschrift f端r die Mitarbeitenden der Z端rcher Landeskirche Nummer 9 November 2011
Letzte Ehre, aber kein Kult Vom reformierten Umgang mit den Toten
AKTUELL
E D I T O R I A L / I N H A LT
Liebe Leserin, lieber Leser Rahmschnitzel mit Nüdeli garniert mit schiedlich die Gepflogenheiten rund einer Erbs-Rüebli-Mischung zum Lei- um das Sterben nur schon innerhalb chenmahl: Meine Grossmutter hatte Europas sind. Und er weiss sie zu deuschon Jahre vor ihrem Tod festgelegt, ten: Friedhöfe beispielsweise erzählen was bei ihrer Beerdigung auf den Tisch in ihrer Beschaffenheit viel über die kommen wird. Währschaft, klar, und Vorstellung vom Tod, sie spiegeln Weltum Himmelswillen nicht zu knapp. Na- bilder und Werthaltungen. Matthias türlich hatte sie auch vorgemerkt, wer Krieg ruft auch in Erinnerung, was die zur Trauerfeier geladen sei, dass man Reformatoren sich damals gedacht hatsich nach der Abdankung im Säli des ten, als sie das «gleissende BrimboriRestaurants Bahnhof treffe, und dass um» rund ums Sterben aus der Kirche die Trauernden doch bitte das örtliche verbannten und die Toten in aller Haus für Behinderte unterstützen und Schlichtheit auf dem Friedhof begruauf den unnötigen ben. Die gleichförmiTrauerflor verzichten gen Grabsteine in Reih «Meine Grossmutter und Glied auf reformögen. Für Grabstein und Bepflanzung lahatte schon Jahre vor miert geprägten Gottesgen Offerten bereit sprechen bis ihrem Tod festgelegt, äckern und dazu die Bitte, das heute davon, dass alwas bei ihrer Grab bescheiden und len Menschen die gleipflegeleicht (Immerche Würde und die Beerdigung auf den grün) zu gestalten. gleiche Hoffnung geTisch kommt.» Die Wünsche wurschenkt ist. Und dass den ihr fast alle erfüllt. sich an der letzten RuEs war der ganz persönlich gestaltete hestätte niemand mehr besonders herletzte Abschied meiner Grossmutter – vorzutun hat. Vor Gott und vor dem Tod auch wenn er in der Art gang und gäbe sind alle gleich. war und keine der kirchlichen und geMeine Grossmutter hätte daran nicht setzlichen Auflagen ritzte, die den Um- rütteln wollen. Gott bewahre! Da war gang mit den Toten regeln. Aber eben sie durch und durch reformiert. Aber auch das war ganz in ihrem Sinn. ein wenig muss sie die Gleichmacherei Ich hab damals nicht begriffen, dass des Todes dennoch gefuchst haben. Jeman sich um solche Dinge bei Lebzei- denfalls hat sie mit der Detailplanung ten überhaupt kümmern mag. Man ihrer Trauerfeier noch die letzte Mögkann die Organisation rund um die ei- lichkeit genutzt, um zu zeigen, dass es gene Beerdigung getrost auch den Pro- bei diesem Abschied noch einmal um fis und den Hinterbliebenen überlas- sie ganz persönlich ging und darum, sen. Die fragen sich dann in aller Regel was ihr im Leben wichtig war. auch, wie man dem Verstorbenen am Trotzig ist das wohl, aber auch zuehesten gerecht wird. Oder sie tun das, tiefst menschlich. Und so war sie halt, was man bei so einem Abschied im All- meine Grossmutter, und mir deshalb gemeinen halt macht. Und das ist dann noch einmal ungleich nahe, als mir – bewusst oder unbewusst – stark von dann im Restaurant Bahnhof der Teller der Konfession geprägt und vom gesell- mit Rahmschnitzel, den Nudeln und der schaftlichen Umfeld, in dem man lebt Erbs-Rüebli-Garnitur gereicht wurde. und stirbt. Matthias Krieg weist in seinem Artikel Christian Schenk (ab Seite 8) darauf hin, wie unter- Redaktor «notabene»
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Stadtverband: Verdichten und profilieren 25 Jahre Asylberatung Festlicher Behördentag Lesen und lounchen Werte gefragt: Kirchenpflegetagungen 2012 3–5
BIBLISCHE AHAERLEBNISSE «Was liegt an mir?» 5 VORBILD UND VERLÄNGERTER ARM DER OBRIGKEIT Einblicke in die Geschichte des Dekanenamtes 6–7 G O T T E S A C K E R S TAT T T O T E N S TA D T Vom Umgang der Reformierten mit den Toten 8 – 10 THEMEN UND TERMINE Hinweise und Veranstaltungen 11 – 13 KREUZ UND QUER DURCH ZÜRICH Grenzerfahrungen in Feuerthalen 14
M O N AT S A G E N D A Pfarrstellen und -wahlen 15 DENKZETTEL Illustration, Impressum 16
nota bene
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Kirchenrat konstituiert sich neu
AKTUELL Einen grösseren Umbau erfährt hingegen das bisherige Ressort Gemeindedienste von Andrea Marco Bianca, das in ein Ressort Gemeindeentwicklung, geleitet von Kirchenrat Bianca, und in ein Ressort Diakonie aufgeteilt wird. Letzteres übernimmt der neu in den Kirchenrat gewählte Bernhard Egg. Das Ressort Werke und Beiträge entfällt: Der Bereich Hilfswerke und Missionen wechselt ins Ressort Diakonie; das Kloster Kappel und die Beiträge werden den Finanzen zugeschlagen. Stabsaufgaben, Personalverantwortung und Projekte bleiben bei Kirchenratsschreiber Alfred Frühauf.
Budget 2012 vor der Kirchensynode
Gemeinden zur Kasse gebeten sch. Die Kirchensynode hat an der kommenden Sitzung vornehmlich Finanzfragen zu behandeln. Haupttraktandum am 22. November ist das Budget der Zentralkasse für das Jahr 2012. Der Kirchenrat beantragt darin einen Zentralkassenbeitragssatz von 3.00. Daraus ergeben sich Beiträge der Kirchgemeinden in der Höhe von rund 62 Millionen Franken. Die durchschnittliche Belastung einer Kirchgemeinde beträgt damit knapp 29 Prozent der Nettosteuereinnahmen. Vor allem finanzstarke Gemeinden müssen markant tiefer in die Kasse greifen. Der Kirnota bene
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chenrat will deshalb an den eingeleiteten Sparmassnahmen festhalten. Zu bewältigen sind auch neue Ausgaben: Die BVK verlangt für ihre Sanierung ab Mitte 2012 zusätzliche Mittel (2,5 Prozent der Lohnsumme). Zusätzliche Kosten entstehen der Landeskirche auch durch Aufsichts- und Rechtsprechungsfunktionen, die die Bezirkskirchenpflegen neu wahrnehmen müssen. Kostenpflichtig wird künftig auch die Nutzung des Ratshauses. Das Kirchenparlament muss dazu einen jährlich wiederkehrenden Verpflichtungskredit von 72 000 Franken sprechen.
Neue Zuständigkeiten
(im Bild von o. l.): • Michel Müller-Zwygart, Präsidialressort • Irene Gysel-Nef, Vizepräsidium, Ressort Seelsorge • Andrea Marco Bianca, Ressort Gemeindeentwicklung • Daniel Reuter, Ressort Bildung • Thomas Plaz, Ressort Katechetik • Fritz Oesch, Ressort Finanzen • Bernhard Egg, Ressort Diakonie • Alfred Frühauf, Kirchenratsschreiber, Stabsaufgaben und Projekte
Fotomontage: Daniel Lienhard
mo. Nach der Erneuerungswahl vom 20. September hat sich der Kirchenrat am 5. Oktober für die Amtsdauer 2011–2015 neu konstituiert. Nicht zur Debatte stand dabei das Präsidium: Kirchenratspräsident Michel Müller war direkt von der Kirchesynode im Amt bestätigt worden. Er ist verantwortlich für Theologie, Personal, Kommunikation sowie Beziehungen zu Staat und Kirchen. Zur neuen Vizepräsidentin bestimmte der Kirchenrat Irene Gysel-Nef. Der Kirchenrat hat die Neukonstituierung zum Anlass genommen, eine Anpassung bei der Ressortstruktur vorzunehmen. Die Verantwortungsbereiche werden stärker auf die vier Handlungsfelder abgestimmt, wie sie die neue Kirchordnung vorgibt: Verkündigung und Gottesdienst, Diakonie und Seelsorge, Bildung und Spiritualität, Gemeindeaufbau und Leitung. Die einzelnen Änderungen greifen je nach Ressort unterschiedlich tief. Das Präsidialressort bleibt grundsätzlich gleich, wobei die Verantwortung für das Handlungsfeld Verkündigung und Gottesdienst stärker hier gebündelt wird. Ebenfalls im Wesentlichen gleich bleibt das Finanzressort, das wie erwartet vom neu in den Kirchenrat gewählten Fritz Oesch übernommen wird. Erhalten bleiben mit kleineren, auch sprachlichen Anpassungen das Ressort Seelsorge von Irene Gysel-Nef, das Ressort Katechetik von Thomas Plaz und das Ressort Bildung von Daniel Reuter.
Fotos: Tula Roy / Reto Schlatter / kid
Kirchenrat reformiert seine Ressorts
Die Landeskirche zahlt im Rathaus künftig 72 000 Franken Miete.
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Zürcher Stadtverband treibt Reformen voran
AKTUELL
Verdichten und profilieren
sch. Zu viel Struktur für zu wenig Leute. Die Diagnose ist unbestritten und längst bekannt. Die 34 Kirchgemeinden der Stadt Zürich und ihr Verband können nicht mehr weitermachen wie bis anhin. Vor 40 Jahren zählten die Zürcher Reformierten 266 000 Mitglieder. Heute sind es noch 96 000. Die Gemeindestruktur und die Zahl der Liegenschaften sind aber immer noch die gleichen. «Wir wollen nicht nur denkmalgeschützte Häuser unterhalten, und wir wollen, dass unsere Programme grössere Resonanz erhalten», sagt Rolf
Walther, Präsident des Verbandes der stadtzürcherischen ev.-ref. Kirchgemeinden, und fordert deshalb den Kultur- und Strukturwandel. Wie der vonstatten gehen kann und wohin er führen soll, darüber informierte der Stadtverband am 28. Oktober. In seinem Schlussbericht zur «Gebietsreform» – einem von sechs Teilprojekten der 2009 angestossenen Reform – stellten die Verantwortlichen fünf Modelle vor, wie die Stadtzürcher Kirche der Zukunft aufgebaut sein könnte: Die Bandbreite reicht dabei vom Status quo bis zur maximalen Zentralisierung zur Grosskirche mit Kleinfilialen. Die Extremvarianten schliesst die Reformkommission aus. In die Vernehmlassung gehen demnach drei Modelle: zwei, die am Prinzip der Ortsgemeinden festhalten (allerdings in kleinerer Anzahl mit grösseren Territorien) und einer Variante mit ei-
ner gesamtstädtischen Kirchgemeinde mit verschiedenen Profilgemeinden. Bei der Profilierung spielen dann die Lebensmilieus eine entscheidende Rolle. Auf diese will die Kirche in jedem Fall eingehen. Eine Studie zu diesem Thema wird der Öffentlichkeit am 23. November vorgestellt. Es gelte bei allen Strukturreformen eines nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich, «kirchliches Leben zu entdecken», sagte Roland Diethelm, Leiter des Teilprojektes. Und das spielt sich eben zum Grossteil nicht mehr dort ab, wo die reformierten Kirchen traditionell verwurzelt sind. Das Wort haben jetzt die Behörden, Mitarbeitenden und die reformierten Kirchenmitglieder. Im Sommer 2012 sollen die Vernehmlassung abgeschlossen sein und die Projekte antragsreif vorliegen.
Kirchenpflege-Forum 2012
Bibliothek h50
Beratung für Asylsuchende
Festlicher Behördentag
Lesen und lounchen
Recht schaffen für Flüchtlinge
sj. Seit 2006 finden jährlich die regionalen Impuls- und Erfahrungsaustausch-Treffen der Kirchenpflegen mit Ressort-Verantwortung in den vier Handlungsfeldern statt. Seit 2010 heisst dieses Gefäss ‚Kirchenpflege-Forum’. Der Kirchenrat hat im Januar beschlossen, anstelle der regionalen und spezifischen Zusammenkünfte im Jahr 2012 das Kirchenpflege-Forum als einen grossen, zentralen und auch festlichen Behördentag zu planen. Und dazu alle Mitglieder der 179 Kirchenpflegen einzuladen, insbesondere auch die Verwaltungs-Ressorts. Der Tag soll die Identität der Behörde Kirchenpflege in unserer Kirche stärken – ähnlich wie die Pfarrkonferenz im März 2007 in Winterthur für die Pfarrschaft. Zur Zeit wird das Programm ausgearbeitet. Der 8. September 2012 soll jedoch bereits jetzt in der Agenda der Kirchenpflegenden vorgemerkt werden. Als eine weitere Station auf dem Weg zum grossen Reformationsjubiläum 2019.
kid. Die Bibliothek der Landeskirche am Hirschengraben 50 lädt zum Verweilen ein: Seit Beginn des Schuljahres ist im hinteren Bereich der Bibliothek eine gemütliche Sitzecke eingerichtet. Wer nicht nur in Eile Bücher ausleihen oder zurückbringen will, sondern sich im Lesestoff bereits an Ort und Stelle vertiefen will, kann es sich auf Sofa und Sesseln gemütlich machen. Auch an kleine Besucher/-innen ist gedacht: Bücher und Spiele vertreiben die Zeit, während Mutter oder Vater sich nach Unterrichtsmaterial umschaut. Ausserdem stehen weiterhin drei Arbeitsplätze an Tischen zur Verfügung. www.bibliothekenderkirchen.ch
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www.reform-stadtverband-zh.ch
sch. Vor 25 Jahren wurde die von den beiden Landeskirchen und ihren Hilfswerken getragene Zürcher Beratungsstelle für Asylsuchende (ZBA) gegründet. Seit einem Vierteljahrhundert werden hier Menschen beraten, welche die Heimat verlassen mussten und in der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Schweiz Schutz vor Verfolgung suchen. Ein sechsköpfiges Team beantwortet den Schutzsuchenden Rechtsfragen, nimmt eine Chancenbeurteilung vor und bietet Hilfe bei sozialen Problemen an. Im Jahr 2010 führte die ZBA insgesamt 3442 Beratungen. In Einzelfällen übernimmt die ZBA Rechtsvertretung en und führt Beschwerde gegen Behördenentscheide. 2010 hat sie in 211 Fällen Recht bekommen. Die ZBA sei «kein wohltätiger Haufen von Idealisten, die allen Menschen die Niederlassung in der Schweiz ermöglichen wollen», heisst es im Jahresbericht. Es gehe um realistische Einschätzung der Lage und auch um das Akzeptieren von Entscheiden, die die Rückkehr bedeuteten. www.zbasyl.ch nota bene
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Kirchenpflegetagungen 2012
Werte gefragt
Biblische
st. Kaum jemand ist gegen Werte wie Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit oder Toleranz. Kontroversen entstehen dort, wo es um die konkreten Fragen des Lebens geht, wenn Werte ausgelegt und gegeneinander abgewogen werden müssen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für eine Kirchgemeinde? Was tun, wenn Gerechtigkeit und Freiheit nicht im gleichen Mass zu haben sind? Wo stösst Toleranz an Grenzen? An den Kirchenpflegetagungen 2012 stehen diese Fragen im Vordergrund. Politik, Schule, Wirtschaft, Sport, Medien und Medizin sind von christlichen Werten geprägt und fordern die Kirche auf, diese weiterzuentwickeln und in die heutige Zeit zu übersetzen. Von der Kirche erwarten Menschen Orientierung. Diese Erwartung stellt eine Chance dar. Tagung für Gemeindeteams
Die Kirchenpflegetagungen 2012 dienen dieser Verständigung. Zugleich vermitteln sie Denkanstösse und Anregungen für die Praxis. Sie zeigen, wie Werte in verschiedenen Feldern kirchlichen Handelns Bedeutung gewinnen können, indem sie in der Gemeinde reflektiert (Bildung), gelebt (Diakonie), vor Gott gebracht (Gottesdienst) und gewährleistet (Leitung) werden.
Die Kirchenpflegetagungen werden im Durchschnitt von über 700 Personen aus 100 Kirchgemeinden besucht. Sie richten sich nicht nur an Kirchenpflegen, sondern auch an Pfarrpersonen, Mitarbeitende in den Bereichen Diakonie, Kirchenmusik, Sekretariat, Erwachsenenbildung, Kinder-, Jugend-, Alters- und Familienarbeit, an Sigristen und Sigristinnen, Mitarbeitende der Gesamtkirchlichen Dienste sowie Mitglieder der Bezirkskirchenpflegen und der Kirchensynode. Die Kirchenpflegetagungen dienen dem ganzen Team einer Kirchgemeinde als Erfahrungsaustausch, der inhaltlichen Weiterbildung und der strategischen Arbeit an zukunftsorientierten Projekten der Landeskirche. Sie lassen auch Raum für Gespräche untereinander und über die eigene Gemeinde hinaus sowie zum gemütlichen Beisammensein. Kirchenpflegetagungen 2012 in Boldern finden an sieben Wochenenden von Januar bis März statt. Infos: www.kirchenpflegetagungen.ch
Ortswechsel 2013
Der Kirchenrat hat entschieden, die Tagungen 2013 im Kloster Kappel durchzuführen. Das landeskirchliche Haus eignet sich sowohl vom Platz als auch von der Atmosphäre her für diese Tagungen. Das Kloster Kappel ist ein Ort, wo Bildung und Spiritualität und Gastlichkeit gelebt wird. Das Team des Klosters Kappel ist von Anfang an in die Vorbereitung der Tagungen mit einbezogen. Bewährtes soll beibehalten, die erweiterten Möglichkeiten des neuen Tagungsortes aber auch genutzt werden. Thematisch werden sich die Tagungen 2013 zentralen Fragen der Diakonie widmen.
Aha-Erlebnisse
«Was liegt an mir und was an dir?» Johannes 2,4 «Was hat das mit dir und mir zu tun?» wehrt Jesus den Hinweis seiner Mutter ab, der Wein sei alle (Joh 2,4). Diese hält daraufhin die Bediensteten an, alles zu tun, «was immer er euch sagt». Das ist unlogisch. Warum sollte sie das tun, wenn Jesus sich nicht einmischen will? Im griechischen Text heisst es: «Was mir und dir?» Das fehlende Verb muss in der Übersetzung also deutend ergänzt werden. Wo der Satz sonst vorkommt (Mk 5,7; 1 Kön 17,18), ist die Übersetzung noch abweisender: «Was habe ich mit dir zu schaffen?» Die Vermutung drängt sich auf, dass die traditionelle Übersetzung auf einem Irrtum beruhen könnte. Vielmehr könnte der Satz auch eine lösungsorientierte Rückfrage sein: «Was liegt bei dir und was bei mir (um diesen Mangel zu beheben)?» Wenn die Mutter Jesus so versteht, ist es folgerichtig, dass sie tut, was an ihr liegt: Als Autoritätsperson instruiert sie die Bediensteten, auch paradoxe Aufträge Jesu auszuführen. Dann kann Jesus tun, was sein Anteil ist. Jesus tut das Wunder nicht allein. Es wird als Teamwork möglich. «Was liegt an mir und was an dir?» Das ist die Frage, die sich zwischen Jesus Christus und uns immer wieder neu stellt. Probieren Sie aus, ob sich auch die anderen Bibelstellen ändern, wenn Sie sie neu «übersetzen»! Angela Wäffler-Boveland, Pfarrerin und Leiterin Fachstelle Erwachsenenbildung und Theologie. Neugierig geworden? «Biblische Aha-Erlebnisse» gibts im nächsten «notabene» oder direkt in den Begleitwerken bibel(plus) zur Zürcher Bibel: www.tvz-verlag.ch
Wo gehts lang? Wertedebatte an den Kirchenpflegetagungen 2012.
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AKTUELL
Die Kirchenpflegetagungen 2012 lancieren die grosse Wertedebatte. Das Interesse bei Behörden und Mitarbeitenden ist gross. Die Tagungen sind bereits wieder fast ausgebucht.
Einblicke in die Geschichte des Dekanenamtes
Vorbild und verlängerter Arm der Obrigkeit Dekane, die Vorsteher der Pfarrer eines Kapitels, gibt es in der Zürcher Kirche seit der Reformation. Wenn die neue Kirchenordnung dem Amt jetzt wieder mehr Gewicht verleiht, findet dies durchaus Parallelen in der frühen Geschichte der reformierten Kirche. Der Historiker Michael Mente bringt sie ans Licht.
D E K A N AT
Michael Mente* Mit dem Entscheid, das Dekanenamt zu stärken, knüpft der Kirchenrat seit der Teilrevision der Kirchenordnung von 2006 an eine Tradition der Zürcher Reformation an. Bis zum Ende des Ancien Régime, also während fast dreier Jahrhunderte, wurden den Dekanen – ordinierte Frauen waren noch längst nicht im Amt – profilierte Führungskompetenzen zugestanden. Sichtbar wurde dies erstmals in der «Prädikanten- und Synodalordnung» von 1532. Die von Heinrich Bullinger geschaffene Kirchenverfassung ordnete nicht nur die inneren Strukturen der Kirche, sondern regelte auch die Beziehungen zwischen Kirche und Obrigkeit im Sinne eines Staatskirchenmodells nachhaltig. Zur Durchsetzung der reformatorischen, kirchlichen und damals «staatlichen» Ziele kam den Pfarrämtern eine Schlüsselfunktion zu. Es lag daher im Interesse der Kirchenführung und der Obrigkeit, den Klerus in eine disziplinierte Körperschaft zu verwandeln, die der neuen Ordnung diente. Seelsorger und Amtsträger
Die Synode wurde zum Hauptwerkzeug von Bullingers Autorität. Er formte das Kirchenparlament zum zentralen Leitungsorgan, das der Pfarrschaft den nötigen Rückhalt sowie die erforderliche Legitimation gab. Das ist wichtig, weil die Pfarrer zu dieser Zeit eben nicht nur Seelsorger, sondern Amtsträger im Auftrag der Obrigkeit waren. Die Synode wiederum setzte anknüpfend an die katholische Tradition nun reformierte Dekane ein, die in ihrem Auftrag Leitungsfunktionen in zunächst acht Kapiteln übernahmen. Auch die Einteilung des Kirchengebiets in Kapitel war schon in der katholischen Kirche üblich. Unter einem Kapitel verstehen wir heute die versammelte Pfarrschaft eines Bezirks, wobei die jeweilige Zugehörig6
keit der Pfarrpersonen in der Kirchenordnung geregelt ist. Dass sich die reformierten Kapitel im Kantonsgebiet an die politischen Bezirke anpassen, ist eine vergleichsweise jüngere Begebenheit des modernen Verfassungsstaates seit 1831. Zensuren für die Pfarrer
Wie heute wurden Pfarrer in ihren Kirchgemeinden von den Dekanen im Auftrag der Kirche in ihr Amt eingesetzt. Vor allem oblagen den Dekanen die Aufsicht und die Visitation. Dekane waren befugt, in aufsuchenden Visitationen gründliche Untersuchungen über die Predigtarbeit, das Studium der Pfarrer, ihren Lebenswandel und die Verhältnisse in den Kirchgemeinden durchzuführen. Sie konnten in eigener Regie Anordnungen treffen, Ziele kontrollieren und bei Bedarf der Synode berichten. Immer kamen jedoch auch das Gespräch und die Anleitung in der Ausübung des Amtes und damit Elemente des Beurteilungs- und Fördergespräches zum Tragen, die ebenso seelsorgliche wie fachliche Elemente in sich trugen. Dass die Visitation der Dekane zu einem effizienten Leitungsinstrument wurde, lag darin begründet, dass ein Hauptgeschäft der zweimal jährlich stattfindenden Synode aus der sogenannten Zensur bestand. Bei diesem Traktandum ging es darum, jeden Pfarrer einzeln «auszustellen» und in seinen Leistungen zu beurteilen. Dieses Zeugnis konnte über das berufliche Sein oder Nichtsein und weitere Konsequenzen, aber auch Begünstigungen entscheiden. Bullinger war die Vorbildwirkung der Kirchenoberen ein wichtiges Anliegen. Wie der Antistes, also der Kirchenratspräsident avant la lettre, wurden die Dekane in ihrer Eigenschaft als Pfarrer ebenfalls, noch vor den Mitgliedern
ihres Kapitels, von der Synode «zensiert». Damit betonte man ihre gemeinsame Verantwortung und ihre Vorbildfunktion innerhalb der Pfarrschaft. Ein Dekan hatte somit wie heute die Rolle des primus inter pares, also des Ersten unter Gleichen, inne: Die Synode übertrug den Dekanen die Leitung der Kapitel, die sie auch nach aussen und in der Synode zu vertreten hatten. Gewählt wurden sie zwar von der Synodeversammlung; der «Däche» konnte sich dennoch auf das Vertrauen der Kollegen abstützen, zumal die Synode damals eine reine Pfarrerversammlung war, die ihre Wahl aufgrund der Vorschläge des Kapitels vornahm. «Entmachtung» im 19. Jahrhundert
Mit der Einführung der Bezirkskirchenpflege, der vergrösserten Gemeindeautonomie und der Reorganisation der Synode wurden die Dekane seit dem 19. Jh. zunehmend ihrer Leitungsfunktionen enthoben. Die Kirchenordnung von 1967 trennt über die Unvereinbarkeit der Ämter den Dekan und Vizedekan von der Bezirkskirchenpflege. Die Aufsichts- und Visitationsaufgaben dieses Gremiums wurden bis zur Kirchenordnung von 2009 laufend ausgebaut. Von einer eigentlichen Leitungsfunktion der Dekaninnen und Dekane kann deshalb bis 2006 nicht mehr gesprochen werden. Diese beschränkte sich neben der Vermittlungs-, Beratungs- und Seelsorgefunktion im Wesentlichen auf das Leiten der Kapitelsversammlung bzw. auf das Vertreten der Kapitel nach aussen. Neue Leitungsaufgaben
Die neue Kirchenordnung von 2009 wiederum betont die Leitungsaufgabe der Dekaninnen und Dekane in ihrem Kapitel. Das gilt etwa für die Bereiche nota bene
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Bild: Schweizerisches Trachten-Cabinet (Kupferstich um 1750), aus G. Schmid: Die Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich, 1954.
sch. 2008 hat der Kirchenrat die Aufwertung des Dekanenamtes und der Präsidien der Diakonatskapitel beschlossen und in einer Pilotphase mit verschiedenen Massnahmen vorangetrieben. In der kommenden Synodesitzung vom 22. November legt er dem Kirchenparlament dazu einen Bericht vor. Dieser zeigt ermutigende Ergebnisse im Bereich der Konfliktprävention, der Corporate Identity und der Wissenssicherung. Er zeigt aber auch Schulungsdefizite im Bereich Führung des Pfarramtes (Projekt- und Krisenmanagement, Kommunikation und Selbstmanagement). Der Bericht legt auch Rechenschaft ab über die Kosten für die Entlastungs- und Funktionszulagen für die Aufgaben des Dekanenamtes. Sie liegen im Rahmen von jährlich 160 000 Franken. Vergleichbare Ziele setzt der Kirchenrat auch bei der Förderung der Präsidien der Diakonatskapitel. Beratung, Förderung der Zusammenarbeit der Sozialdiakone und Sozialdiakoninnen und Vermittlung bei Spannungen sind Aufgaben der Präsidien der Diakonatskapitel. Der Bericht schliesst mit der Erkenntnis, dass mit dem Abschluss der Pilotphase auf Ende Jahr das Ziel der Bemühungen nicht erreicht sei. Die Pilotphase habe aber gezeigt, dass sich das Engagement auf dem begonnenen Weg lohne.
Aus dem Pflichtenheft «Pfarrerherren» (hier aus dem 18. Jh.) waren nicht nur Seelsorger, sondern auch Amtsträger im Auftrag der Obrigkeit. Kontrolliert wurden sie dabei von den Dekanen.
Pfarreinsatz und Amtseinführung neugewählter Pfarrerinnen und Pfarrer. Sichtbare Teile der Stärkung des Amtes sind die zugesicherte Entlastung und die Funktionsentschädigung. Dass der Stellenwert wieder wächst, wird auch dadurch sichtbar, dass neugewählte Dekaninnen und Dekane künftig in einem Gottesdienst vom Kirchenrat eingesetzt werden. Der Leitungsbegriff erfährt eine Vertiefung über die Führungsinstrumente, die dem Dekan, der Dekanin durch den Kirchenrat neu übertragen werden. Darunter fällt insbesondere das Führen eines Fachgesprächs mit den Mitgliedern des Kapitels. Dekaninnen und Dekane vertreten den Kirchenrat in ihrem Bezirk und sind verantwortlich für die Begleitung und Beratung sowie der Förderung des pfarramtlichen Dienstes nota bene
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und der übergemeindlichen Zusammenarbeit. Sie vermitteln bei Spannungen, haben die Kompetenz, Anweisungen zu erteilen und dem Kirchenrat Bericht zu erstatten. Mit dieser Aufwertung wurden mit Blick auf eine fast 500jährige Tradition des reformierten Dekanenamtes im Kanton Zürich zukunftsweisende Akzente gesetzt.
* Michael Mente, Dr. phil., ist Historiker und Mitarbeiter des Kirchenratsschreibers. Eine ausführliche Darstellung von M. Mente zur Entwicklung des Dekanenamtes erscheint im Frühjahr 2012 in der Zeitschriftenreihe «Zwingliana».
Dekane und Dekaninnen sind gemäss Art. 192 KO zuständig für: • Installation von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie deren Einführung in die besonderen Verhältnisse ihrer Gemeinde und der Landeskirche • Begleitung, Beratung und Förderung der Mitglieder des Pfarrkapitels • in Zusammenarbeit mit der Bezirkskirchenpflege Vermittlung bei Spannungen • Förderung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern des Pfarrkapitels • Vertretung des Kirchenrates im Pfarrkapitel und im Bezirk in Belangen des Pfarramtes • Vertretung der Anliegen des Pfarrkapitels in der Dekanenkonferenz • Berichterstattung an den Kirchenrat
Infos im Web: www.zh.ref.ch/organisation/bezirke/ dekanninen-und-dekane
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D E K A N AT
Aufwertung des Dekanenamtes
Vom reformierten Umgang mit den Toten
Gottesacker statt Totenstadt
Von Matthias Krieg*
Reformierte Sprache
In der Epoche der Reformation sprachen die Zürcher von Reinigung. In einem ungeheuren Kraftakt der Ausnüchterung, der andernorts in der Schweiz
zum Bildersturm eskalierte, hatten sie den Raum der Kirche von allem gereinigt, das erstens ohne Bedeutung war für das Predigen und Hören des Worts, zweitens Menschen davon ablenken konnte, drittens sich zwischen sie und Gott schob, viertens sich an seine Stelle setzte. All das musste raus. Im ausgehenden Mittelalter gab es derlei in Hülle und Fülle: das glänzende und gleissende Brimborium, die Menge der Devotionalien, der ganze fromme Plunder, der sich in Jahrhunderten angesammelt hatte, aus Frömmigkeit und Geschäftssinn, aus Lebensangst und Selbstherrlichkeit. Reformierte wollten keine Rumpelkammer des Vergangenen, sondern den leeren Kirchenraum, der bereit ist, Gottes Geist und Gottes Wort zu empfangen, wenn sie sich er-
Foto: Gion Pfander / refbild.ch
Ich mag Friedhöfe. Besonders die unbekannten in fremden Ländern. Sie erzählen Geschichten. Von Menschen, die dort begraben liegen, von Menschen, die dort ihre Toten besuchen. Von Haltungen und Einstellungen, von Begängnissen und Denkweisen, von den Weltbildern der Regionen und Epochen erzählen sie. Wo der Mensch zur Ruhe kommt, gibt er sein Wesen preis. Ich mag Friedhöfe, in welcher Gestalt auch immer. Sie gehören zur Lebenskultur. Sie sprechen deren Sprache.
Der Friedhof als Stadt der Toten. Die Gräber zeigen, wozu es einer gebracht hat: Friedhof Cassibile, Sizilien.
eignen. Raum für das mögliche Wort, Empfangshalle des Kommenden sollte die Kirche sein. Allein zur Ehre Gottes – Soli Deo Gloria. Keine Toten in reformierten Kirchen
Foto: B. Taubitz / PIXELIO
K U LT U R D E R B E S TAT T U N G
Tote in der Kirche aufzubahren, war bis anhin in reformierten Kirchen verboten. In der neuen Zürcher Kirchenordnung fehlt das Verbot, doch einen neuen Totenkult will man damit mitnichten einläuten. Wie gehen Reformierte mit ihren Toten um? Und warum sehen reformiert geprägte Friedhöfe so anders aus als die monumentalen Totenstädte im katholischen Süden?
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Dass Särge nicht in Kirchen aufgebahrt werden sollten, gehört wohl in diese Gedankenwelt. Der Gefahr sollte gewehrt werden, dass da plötzlich ein Mensch gerühmt wird. Dass dies möglich ist, zeigen bis heute die Grablegungen von Fürsten und Würdenträgern in nichtreformierten Kirchen. Auch sollte nicht vergangenes Leben den Raum erfüllen, der für die Verheissung offen bleibt. Dass dies dennoch auch bei Reformierten möglich ist, zeigt gelegentlich ein überbordender Lebenslauf. Heiligsprechungen und Heiliggespronota bene
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«Der reformiert gestimmte Friedhof ist der Gottesacker. In ihn sät Gott den Samen der Unvergänglichkeit aus.» Friedhof Schosshalden bei Bern.
chene gibt es in reformierten Kirchen jedoch nicht. Auch nicht indirekt. Die neue Kirchenordnung verzichtet inzwischen auf ein ausdrückliches Sargverbot im Kirchenraum (siehe Kasten Seite 11). Eine erste Neuerung. Was nicht verboten ist, könnte als erlaubt gedeutet werden. Eine erste Frage. Demos auf Gräbern?
Kürzlich ging die Liberalisierung der Zürcher Friedhofsordnung durch die Presse (vergl. Tagesanzeiger vom 29. Juli 2011). Ein Journalist von Radio Zürichsee rief mich an, was denn die Kirche davon halte. Erwartet hatte er wohl kirchliche Empörung und moralische Verurteilung. Er bekam sie nicht. Dafür schilderte ich ihm die reformierte Vorstellung vom Friedhof im Unterschied etwa zur katholischen, die man in Südeuropa anschaulich studieren kann. Er nota bene
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fand das sehr interessant, aber die Sendung hatte keine Zeit für Vertiefungen und die Frage, welche Vorstellungen hinter der alten Verordnung stand. Ihre Botschaft war, dass man jetzt darf, was bis anhin verboten war. Wie schön!
«Wie wohl wird das Grab eines Formel-1-Fans aussehen? Wie das eines Schwingerkönigs? Jedes Grab ein Sonderfall.» Immerhin stimmte er zu, dass die Verantwortliche für die Friedhofs- und Grabmalkulur im Bestattungsamt wohl den Vorstellungen ausgeliefert sein werde, die aus der Postmoderne auf sie zukommen werden: Jedes Grab ein Sonderfall! Wie wohl wird das Grab ei-
nes Formel-1-Fans aussehen? Wie das eines Schwingerkönigs? Oder das einer Miss Schweiz? Es werden sich Pilgerorte bilden. Jahrestage werden dort begangen werden. Events werden gewissen Toten die Ruhe rauben. Der liberalen Friedhofsfrau ist viel Spass zu wünschen mit der Regelung der Sonderfälle! Was nicht mehr beschränkt ist, wird sich mit Lust entfalten. Wir auch? Eine zweite Frage. Reformierter Friedhof
Die alte Friedhofsordnung vermied alle Sonderfälle und untersagte nahezu alle Abweichungen. Dahinter steckt kein moralischer Puritanismus, sondern eine reformierte Vorstellung vom Friedhof, mit der man sich unterschied. Der Unterschied macht Sinn, auch wenn man in guten Treuen eine andere Vorstellung haben kann. 9
Foto: Kathrin Frischemeyer / PIXELIO
K U LT U R D E R B E S TAT T U N G
In Südeuropa ist der Friedhof die Nekropolis, die Stadt der Toten: Im Tod wird sichtbar, wozu einer es im Leben gebracht hat. Ist es viel, so hat er ein prachtvolles Haus an der Hauptstrasse, kunstvoll gestaltet und der ganzen Familie und ihren Generationen gewidmet. War es weniger, wohnt er in einer Seitenstrasse ohne Allee. War es nichts, erhält er am Rand der Totenstadt, nämlich im sozialen Wohnungsbau, eine Sargkammer in einem mehrstöckigen Bau mit Leiter. Der Blick geht zurück auf vergangenes Leben. Der Tod ist dessen Bilanz. Der Tote legt sich zu seinen Vätern, wie es früher hiess (Gn 25,8). Er ruht im Mausoleum der Grossfamilie. Die Vorstellung hat alttestamentliche Bezüge. Friedhöfe in reformiert geprägten Regionen, so auch in Schottland oder in Neuengland, sehen ganz anders aus: Im Extremfall mäht derselbe Rasenmäher über alle Gräber, und nur der Name auf dem Kreuz zeigt Unterschiede an. Die Vorstellung ist neutestamentlich, blickt nach vorn und betont den Anfang: Der reformiert gestimmte Friedhof ist der Gottesacker. In ihn sät Gott, während die Gemeinde den Toten ins Grab legt, den Samen der Unvergänglichkeit aus (1Kor 15,35–49). Weil aber Samen, solange sie noch nicht aufgegangen sind, alle gleich aussehen, und weil vor dem Schöpfer, der auch der Erhalter und Neuschöpfer ist, alle Geschöpfe gleich sind, soll der reformierte Friedhof nicht die Unterschiedlichkeit gelebten Lebens zeigen, sondern die allen gleicherweise geschenkte Würde und Hoffnung. Der reformierte Friedhof hat eine eschatologische Ausrichtung: Er zeigt Gottes Versprechen von Leben. Es geht weiter und ist nicht zu Ende; eine Vorstellung, bei der der Glaube die Hauptrolle spielt.
«Vergangenes Leben soll nicht den Raum erfüllen, der für die Verheissung offen bleibt.» In reformierten Kirchen soll das Aufbahren von Särgen die Ausnahme bleiben, auch wenn das ausdrückliche Verbot wegfällt.
Aufbahrung von Särgen in der Kirche: Nicht verboten, nicht erwünscht Die Kirchenordnung von 1967 hielt ausdrücklich fest, dass in der Kirche keine Särge aufgebahrt werden dürfen. Dies galt sinngemäss auch für die Urne mit der Asche einer verstorbenen Person. Eine vergleichbare Bestimmung findet sich in der neuen Kirchenordnung nicht mehr. Ist damit nun ein Kulturwechsel im Umgang mit den Toten erlaubt oder sogar gewünscht? Mitnichten: Der Kirchenrat hält fest, dass das Aufbahren von Särgen bzw. das Aufstellen von Urnen in der Kirche nun nicht dem freien, situativen Entscheid der Kirchenpflegen und Pfarrämter überlassen sei. Aufgrund dieses sogenannten qualifizierten Schweigens des Gesetzgebers besteht für die Kirchgemeinden weder Anlass noch eine rechtliche Grundlage, um ihre bisherige Praxis hinsichtlich des Verbots des Aufbahrens von Särgen bzw. Aufstellens von Urnen zu ändern. Das frühere Verbot bzw. die heutige Praxis entsprechen dem evangelisch-reformierten Verständnis der Abdankung. Diese dient nicht der Huldigung der verstorbenen Person, sondern ist ein Abschiednehmen unter dem Gesichtspunkt der Hoffnung. Mit dem Verzicht auf eine Regelung in der Kirchenordnung sollte den Kirchgemeinden lediglich die Möglichkeit eröffnet werden, in Berücksichtigung des örtlichen Gebrauchs oder in Ausnahmefällen bzw. aus seelsorglichen Gründen vom Grundsatz abzuweichen. Der Kirchenrat ersucht die Kirchenpflegen und Pfarrämter daher, ihre Praxis in Bezug auf das Aufbahren von Särgen bzw. Aufstellen von Urnen in der Kirche im Sinn der vorstehenden Ausführungen zu gestalten. Die Kirchgemeinden sind gebeten, darüber auch die kommunalen Zivilstands- und Bestattungsämter zu informieren.
Was nun?
Die liberale Fachfrau im Zürcher BestattungSamt ist von Vorstellungen unbeleckt. Dafür wird sie die Vorstellung der Postmoderne vom selbstinszenierten Abgang mit Sicherheit zu spüren bekommen. Mag sich ihre Liberalität dabei bewähren. Die Presse hatte für einen Tag ihre Story. Sie sucht längst anderswo nach Empörung und Moralisierung. Ich denke, es lohnt sich, Vorstellungen zu kennen und zu berücksichtigen. 10
In ihnen reden die Mütter und Väter vor uns. Manch Humanes und Gerechtes steckt da drin. Wer Sinn für Vorstellungen entwickelt, wird kaum nach neuen Verordnungen rufen. Ob nun Särge in Kirchen aufgebahrt werden dürfen oder nicht, ob Grabgestaltung reglementiert werden soll oder nicht: Die Ebene dieses Entweder-Oder liegt weit unter dem Niveau der Vorstellungen, die unsere Alten hatten, gleich ob sie Nekropolen bauten oder Gottesäcker pflügten. Wer
Gesetze abschafft oder fordert, verändert wenig. Wer Bilder und Bezüge entdeckt, gewinnt, vor allem fürs Leben. * Matthias Krieg, Theologischer Sekretär des Kirchenrats Buchtipp: Matthias Krieg: Die Reformierten – Suchbilder einer Identität. TVZ, 2003. 480 Seiten, Fr. 48.–. (Zum Thema Seite 32ff).
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Hinweise und Veranstaltungen
Themen und Termine
Hochschulgottesdienst zum Semesterthema «beten»
Bilder vom guten Leben Gleichnisse Jesu mit Darstellungen aus der Kunst. Eine «WerkstattBibel» im Januar/Februar 2012.
Diakonie aktuell: Familie – eine «species rara»?
Predigt «danken» (Lukas 17,11-19): Prof. Dr. Ralph Kunz, Universität Zürich. Nadine Schwarz: Performance/ Videoinstallation Sonntag, 13. November, 11 Uhr, Predigerkirche, anschliessend Apéro. Weiterer Hochschulgottesdienst zum Thema «loben» am 4. Dezember. www.hochschulforum.ch
50 Jahre Schweizer Landeshymne Jubiläumskonzerte des Singkreis Bäretswil-Bauma. Aus Anlass des Jubiläums der Schweizer Nationalhymne finden vom 12. bis 20. November Konzerte statt, bei der die Messe mit dem Schweizerpsalm gesungen wird. Der Singkreis Bäretswil-Bauma, Solisten und ein Ad hoc-Orchester, insgesamt 100 Mitwirkende, freuen sich auf die Konzerte im Berner Münster, im Zürcher Fraumünster, in der Jesuitenkirche Luzern und in Bäretswil. Prominente Persönlichkeiten werden die Nationalhymne in Ansprachen würdigen. Das Konzert im Fraumünster Zürich findet am 18. November, 20 Uhr, statt. Gastredner ist Pfarrer Ernst Sieber. Infos: www.schweizerpsalm.ch
Was hält Familien zusammen? Welche Veränderungen in den Familiensystemen sind beobachtbar? Wie kann die Kirche Familien in ihrer Vielfalt im Alltag unterstützen? Aktuelle kirchliche Projekte aus der Arbeit mit Familien werden vorgestellt. Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone erhalten aus Perspektive der Soziologie einen neuen Blick auf die Familien. Leitung: Vreni Burkhard, Peter Dettwiler, Barbara Schleuniger, Peter Wilhelm, Urs Woodtli. 28. November, 18.15 bis 20 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: ruth.schuler@zh.ref.ch, Tel. 044 285 92 88.
Bildung & Spiritualität Aus dem eigenen Handeln lernen Selbstmanagement für Frauen. Leitung: Doris Zindel-Rudin. 26. Januar. Hirschengraben 7, Zürich. Kurskosten: Fr. 150.–. Anmeldung: Fachstelle Frauen & Männer, Sara Ejiro, frauenarbeit@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83.
Informieren – delegieren – motivieren
Diakonie & Seelsorge Lebensspuren entdecken Weiterbildung für Freiwillige und Besuchsdienste. Unter welchen Gesichtspunkten kann man ein Leben sinnvoller-
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Führungskurs für Frauen. Bewusstes und gezieltes Informieren, Delegieren und Motivieren schafft Zeit und Raum für die Hauptaufgaben. Leitung: Doris Zindel-Rudin. 5. bis 6. Juni 2012, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Fr. 260.–. Anmeldung: frauenarbeit@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83.
Jesus hat in bestimmten Situationen Geschichten erzählt. Manchmal ganz kurze und einfache, wie zum Beispiel von einer Frau, die ein Geldstück verliert und sucht. Manchmal sind es längere Geschichten, in denen Menschen oft anders reagieren als wir es erwarten würden. Was haben diese 2000 Jahre alten Geschichten heute für eine Bedeutung? Wie können wir sie als Geschichten für unser Leben verstehen? Immer wieder sind diese Geschichten von Künstlern dargestellt und damit interpretiert worden. Diese Bilder aus verschiedenen Jahrhunderten helfen uns, manches an den Texten neu zu verstehen. Leitung: Katharina Funk, Brigitte Schäfer. 17. / 24. / 31. Januar und 7. Februar 2012, jeweils 13.30 bis 16.30 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. www.zh.ref.ch/eb-th
Schwierige (Telefon-)Gespräche führen Der praxisorientierte Gesprächsführungskurs richtet sich an administrative MitarbeiterInnen, die regelmässig mit Menschen im Kontakt stehen, dies vorwiegend am Telefon und die in kirchlichen Institutionen, im Sozial- oder Gesundheitswesen arbeiten. Sie erfahren, dass nicht alle Gespräche gleich befriedigend verlaufen. Dabei fragt man sich: Welche Voraussetzungen braucht es für ein gelingendes Gespräch? Wie kann man besser mit verzweifelten oder verärgerten Menschen umgehen? Wie kann man kompetenter reagieren, wenn Menschen Druck machen oder mehr Zeit möchten, als einem zur Verfügung steht? Antworten darauf gibt es in einem dreiteiligen Kurs. Die Teilnehmenden profitieren von der langjährigen Erfahrung der
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THEMEN UND TERMINE
Verkündigung & Gottesdienst
weise betrachten? Was macht eine Persönlichkeit aus? Die Teilnehmenden lernen das Modell der Grunddimensionen von Lebensgeschichten kennen. Leitung: Ingeborg Baumgartner. 21., 28. November und 5. Dezember, 9 bis 12 Uhr. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel: 044 258 92 56, freiwilligenarbeit@zh.ref.ch. www.zh.ref.ch/freiwillig
Hinweise und Veranstaltungen
Dargebotenen Hand – Tel 143. 16. / 23. / 30. Januar 2012. Weitere Kursreihen im April und Juni. Alle Informationen: www.zuerich.143.ch oder Tel. 043 244 80 80.
Ist der israelisch-palästinensische Konflikt lösbar?
THEMEN UND TERMINE
Hindernisse auf dem Weg zum Frieden aus der Sicht von Michel Bollag. 23. November, 19.30 Uhr. Ref. Kirchgemeindehaus, Zürich Höngg, Ackersteinstrasse 186, Zürich. Infos: www.refhoengg.ch
Mütter der Bibel – Kinder der Bibel
Konzert und Meditation mit Margot Kässmann und Hans-Jürgen Hufeisen. Adventszeit ist Ankunftszeit. Sie ist Anlass für einen Konzertdialog, der das Bild der Mutter ins Zentrum der Betrachtung stellt. Wer sind die Mütter der Bibel? Margot Kässmänn, Bischöfin und ehemalige Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland, und der Komponist und Musiker HansJürgen Hufeisen haben sie aufgespürt und erzählen ihre Geschichten. 16. Dezember, 19.30 Uhr, im Berner Münster und am 17. Dezember, 11 Uhr, im Grossmünster Zürich.
Gymnasium Unterstrass
stützte Gymnasium bietet eine breite Allgemeinbildung. Sport, Tanz und Bewegung, Religion und Pädagogik/Psychologie, Musik und Bildnerisches Gestalten, Bühnen- und Musikprojekte haben ihren festen Platz neben den allgemeinen Schulfächern. Ab der zweiten Klasse wählen die Schüler Bildnerisches Gestalten oder Musik oder Philosophie/Pädagogik/Psychologie als Schwerpunktfach. Im vierten Jahr stehen diverse Ergänzungsfächer zur Wahl. Folgende Informationsveranstaltungen laden zum Kennenlernen ein:
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Bücher & Medien
• Schnuppermorgen für Schülerinnen und Schüler: 29. November, 7.50 bis 12.20 Uhr. • Informationsabende für Eltern und Schüler: 1. Dezember und 17. Januar 2012, 19.30 bis 21.30 Uhr. • Tag der offenen Tür für alle: 20. Januar 2012, 7.50 bis 16.30 Uhr. • Alle Infos: Gymnasium Unterstrass, Seminarstrasse 29, 8057 Zürich, Tel. 043 255 13 33. www.unterstrass.edu
Gemeindeaufbau & Leitung Bestseller des 16. Jahrhunderts Werben für die Kirche Öffentlichkeitsarbeit in Kirchgemeinden und kirchlichen Institutionen. Wie können Kirchgemeinden oder Pfarreien Erkenntnisse aus der «weltlichen» Öffentlichkeitsarbeit zeitgemäss nutzen? Mit welchen Mitteln erreicht man neue, jüngere Zielgruppen? Wie verschafft man der eigenen Institution einen modernen und glaubwürdigen Auftritt? Leitung: Nicole Zeiter (dipl. PR-Beraterin SPRV). 12. Januar, 13.30 bis 18 Uhr; 13. Januar, 9 bis 16.30 Uhr; 26. Januar, 13.30 bis 21 Uhr; 27. Januar, 9 bis 16.30 Uhr. Kursort: Hirschengraben 50, Zürich. Fr. 550.–. Anmeldung und Infos auf: www.paulus-akademie.ch
Ist die Kirche noch zu retten?
Kurzgymnasium im Anschluss an die 2./3. Sekundarklasse bzw. das 10. Schuljahr. Mit dem musischen Profil und einzig im Kanton Zürich mit dem Profil Philosophie/Pädagogik/Psychologie. Das von der Landeskirche unter-
vor. Leitung und Moderation: Béatrice Acklin Zimmermann, Paulus-Akademie Zürich, Pfr. Brigitte Becker, Evang. Tagungs- und Studienzentrum Boldern. Freitag, 25. November, 18 bis 19.30 Uhr. Kulturhaus Helferei, Breitingersaal, Kirchgasse 13, Zürich.
Warum die Kirche an Vertrauen verliert? Vortrag und Gespräch. In seiner provokanten Streitschrift «Kirchendämmerung» analysiert Friedrich Wilhelm Graf in scharfzüngiger Art die Fehlentwicklungen in den beiden Volkskirchen. Diesen wirft er Selbstherrlichkeit, Trivialisierung der christlichen Botschaft, autoritären Moralismus und politreligiösen Populismus
sch. Fast 500 Jahre hat die Froschauer-Bibel des Grossmünsters auf dem Buckel. Kürzlich wurde das kostbare Werk, von Zwingli übersetzt und 1531 in Zürich gedruckt, umfassend restauriert. Grund genug, der Entstehung und Verbreitung dieser kunstvoll kolorierten Ausgabe der Zürcher Bibel nachzuforschen. Die Ergebnisse sind spannend, allein schon die Begleitgeschichten, die die Restauratoren zu erzählen wissen: 3-D-Effekt der Holzschnitte, Speisereste zwischen den Buchdeckeln, Verschlimmbesserungen vorheriger Restauratoren. Bemerkenswert auch die Verbreitung dieser frühen Ausgaben bis nach Übersee und ihre Beliebtheit in frühen Täufergemeinden. Erhellend ist zudem die Beschreibung der bahnbrechenden Umgestaltung des Gottesdienstes der Reformationszeit, in der die Bibel und ihre Auslegung ins Zentrum rückt. Im Mittelpunkt steht die Forschauer-Bibel denn auch heute noch im Chor des Grossmünsters. Christoph Sigrist (Hg.): Die Zürcher Bibel von 1531. Entstehung, Verbreitung und Wirkung. TVZ, 2011. 171 Seiten, Fr. 28.90. ISBN: 978-3-29017579-5.
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Hinweise und Veranstaltungen
Kloster Kappel
boldern!
Segnen und Heilen
2012 – Globale Transformation
Wochenende zur Vertiefung der Gabe des Segnens und Heilens. Vreni Schaer und Matthias Weiss. 18. bis 20. November.
Kunstvolle Weihnachtsnummer von «frauen forum» Die international bekannten Basler Künstlerinnen Claudia und Julia Müller gestalten Weihnachtsbilder für die kleine evangelische Zeitschrift «frauen forum». Die Collage des Basler Künstlerduos wird von der Zeitschrift als Doppelkunstkarte angeboten. Der Engel mit Strohstern findet sich auf dem Titelblatt des Weihnachtshefts von «frauen forum» wieder, das als Adventskalender gestaltet ist und mit Texten, Gedichten und Geschichten durch den Dezember führt. Die Zeitschrift «frauen forum» wurde 1939 als «Unser Blatt» von den Evangelischen Frauenhilfen gegründet. Heute ist sie die einzige reformierte Frauenzeitschrift der Schweiz und erscheint achtmal im Jahr. Die Doppelkunstkarte kann für Fr. 3.– (A6 oder A5), das als Adventskalender gestaltete Weihnachtsheft (mit Kunstkarte A6) für Fr. 8.– bestellt werden: Geschäftsstelle «frauen forum». Margrit Holstein, Hagenbachstrasse 7, 4052 Basel. Tel. 061 311 06 73. www.zeitschrift-frauenforum.ch
Kappeler Bekenntnis. Christof Nikolaus Schröder. 18. bis 20. November.
Wo finde ich jemanden zum Reden… Oasentage mit Stille, Gespräch, Meditation, Gebet und Feier. Ulrike und Wolfgang J. Bittner. 20. bis 21. November.
Maria, Josef und das Hirtenvolk Schwarzenberger Krippenfiguren erarbeiten. Verena Hohl. 25. bis 27. November.
Oh du fröhliches Warten Bibel mit Leib und Seele. Bruno Fluder und Brigitte Schäfer. 25. bis 27. November.
Das Licht bewirten Kontemplation. Peter Wild. 26. bis 27. November.
Buchvernissage der Ausstellung «eisbilder» Gedichte und Fotografien von Helena Aeschbacher-Sinecká. Musikalische Umrahmung: Anna Buczek Merz, Cembalo. 27. November, 15.30 Uhr.
Musik und Wort Absolut Trio. Werke von Ravel und Haas. 27. November, 17.15 Uhr.
Die Zukunft der Menschheit: Tagung der reformierten und der katholischen Arbeitsgruppe «Neue religiöse Bewegungen» in Zusammenarbeit mit Boldern. Wie gehen wir mit den Ankündigungen des nahen Weltendes oder einer globalen Transformation um, angesichts eines wieder einmal konkret genannten Datums? Der 20. Dezember 2012, den der Maya-Kalender für den finalen Umbruch unserer Welt voraussieht, löst Ängste, Fragen, Hoffnung aus. Welche Antworten gibt es innerhalb der christlichen Religion? Welche Antworten können wir von wissenschaftlicher Seite erwarten? Leitung: Walter Lüssi. Referenten: Arnold Benz, Dieter Broers, Matthias Pöhlmann, Erich von Däniken. 25. und 26. November. Boldern.
Fremde beheimaten – Neuentdeckungen in der Bibel Mit den neuen Bibelübersetzungen ins alte Land der Bibel. Leitung: Brigitte Becker. 28. November, 19. Januar und 7. Februar 2012. Jeweils 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich.
Junge Bilder vom Alter Mit Kreistänzen das Leben feiern Rita Kaelin-Rota. 28. November.
Bibelkoffer in neuer Gestalt Die Bibelkoffer sind neu nach den Unterrichtssequenzen in vier Pakete aufgeteilt und stehen nun in tragbarer und geeigneter Ausführung für die wöchentlichen Lektionen zur Ausleihe bereit. Aufgrund des grosses Interesses empfiehlt sich eine Reservation: bibliothek@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 73. www.bibliothekenderkirchen.ch
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Im Spiegel der Madonna Maria für die eigene Spiritualität entdecken. Angela Römer. 2. bis 4. Dezember.
Infos: Tel. 044 921 71 71 www.boldern.ch
Impulstagung zu Alters- und Generationenfragen. Unsere Sicht des Alters und das «gefühlte Alter» entscheiden, wie wir mit Altersbildern in unserer Gesellschaft umgehen. Die Impulstagung will Mut machen, sich mit jungen Bildern vom Alter auseinanderzusetzen. Leitung: Walter Lüssi. 2. bis 3. Dezember. Boldern. Infos: Tel. 044 764 88 10 www.klosterkappel.ch
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THEMEN UND TERMINE
Leben und Tod in wundersamem Zweikampf
Kreuz & Quer durch den Kanton
Grenzerfahrungen
sch. 9 Franken 70 kostet ein Halbpreisbillett von Zürich nach Feuerthalen. Und das ist gut investiertes Geld. Dafür kriegt man 53 Minuten klimatisierte Zugsfahrt, zwei Rheinüberquerungen, eine knapp 10 km lange Deutschlandreise ohne Zollformalitäten und einen Kalenderfotoblick auf den Munot. Entsprechend zufrieden steigt man am Bahnhof von Feuerthalen aus. Dort gibt’s für Eingeweihte als Zugabe gleich noch eine Attraktion, die passend unterstreicht, dass man quasi im hohen Norden angekommen ist: Neben den Gleisen steht ein stattliches Gebäude mit hohen Rundbogenfenstern, das um 1900 als Kappelle preussischer Lutheraner gebaut worden ist. Die kleine, norddeutsche Glaubensgemeinschaft, die sie genutzt hat, ist schon längst weitergezogen und hat ausser dem Kirchenbau im Dorf kaum Spuren hinterlassen. Das kirchliche Leben in der 3400-Seelengemeinde gestalten heute die fast gleich grossen katholischen und reformierten Kirchgemeinden. Und das in vielen Belangen gemeinsam, wie Hanni Oberhänsli-Frischknecht, reformierte Kirchenpflegspräsidentin, versichert. «Wir geben uns gegenseitig Gastrecht, wenn an den Kirchen gebaut oder renoviert wird.» Die beiden Kirchenbehörden tauschten sich auch regelmässig aus, um ökumenische Veran-
staltungen zu planen. Eine davon hat in der Kirchenlandschaft wohl weit über den Kanton hinaus Seltenheitswert: In Feuerthalen, im Dorfteil Langwiesen, feiert man einmal im Jahr im Hochsommer einen Badi-Gottesdienst. Ob denn da die Gottesdienstgemeinde in Badehosen und Bikini feiert, will man wissen und erntet von Hanni Oberhänsli ein Schmunzeln und den Hinweis, dass der Gottesdienst in der Flussbadi Langwiesen eine lange Tradition geniesse und dass sich die Gäste erst nach der Feier in Schwimmmontur werfen. Es gebe allerdings schon Besucher, die diesen Moment kaum erwarten könnten. Kunststück, wenn der Rhein einen Steinwurf entfernt vorbeirauscht. Der Rhein und Feuerthalen. Das ge-
hört sowieso seit ehedem zusammen. Der Strom war als Transportweg jahrhundertelang die Wirtschaftsader der Region. Und Feuerthalen entstand exakt an der Furt, die man durchquerte, um nach Schaffhausen zu gelangen. Seit dem 13. Jahrhundert verbinden Brücken die beiden Kantone. Entsprechend nahe zugewandt ist man in Feuerthalen
auch der Munotstadt. Das kulturelle Angebot von Schaffhausen locke ebenso wie das kirchliche, sagt Hanni Oberhänsli. Und das gilt nicht erst seit heute. Bereits 1581 erteilte der Rat von Zürich den Feuerthalern offiziell die Erlaubnis, die Predigt auch in Schaffhausen zu besuchen. Wenn man heute in Feuerthalen kirchliche Aktivitäten plane, müsse man nicht mit dem Angebot der Stadt konkurrieren wollen, sondern auf die eigenen, dörflichen Stärken setzen. In Feuerthalen zählt man auf Nähe und Überschaubarkeit, auf gute Vernetzung mit der Gemeinde und den Vereinen und auf ein Kirchlein mit dem Charme und der Kraft von über sechs Jahrhunderten Geschichte. Und diese Geschichte, die sich am Nordkap der Zürcher Landeskirche abspielt, schreibt die Gemeinde lebhaft weiter.
Badi-Gottesdient: In Feuerthalen ist man eng mit dem Rhein verbunden.
Kirchlein mit dem Charme von mehr als einem halben Jahrtausend Geschichte.
Beste Aussicht auf den Munot: Blick aus dem Kirchgemeindehaus.
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«Seit 1581 ist es den Feuerthalern erlaubt, die Predigt auch in Schaffhausen zu hören.»
Fotos: sch
GEMEINDELEBEN
Von Feuerthalen bis Hütten, von Niederweningen bis Fischenthal. Mit der Rubrik «Kreuz & Quer» starten wir eine Tour de Zurich der kirchlichen Art. Wir besuchen Zürcher Kirchgemeinden und treffen Menschen, die uns von ihrem Gemeindeleben erzählen. Wir starten in Feuerthalen, der nördlichsten Gemeinde des Kantons.
Im hohen Norden von Zürich: Die Grenzgemeinde Feuerthalen am Rhein.
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9/2011
Monatsagenda der Zürcher Landeskirche
Wann, was, wo ... Montag, 21. November
Nacht der Lichter Taizé-Gebet. 17.15 bis 22 Uhr. Grossmünster, Zürich.
Lebensspuren entdecken 21., 28. November und 5. Dezember, 9 bis 12 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich.
Das Jesusgewand Theaterstück mit dem Zürcher Mimenchor. 20 bis 21.30 Uhr. Kirche St. Peter, Zürich. Sonntag, 13. November Hochschulgottesdienst Semesterthema «beten» 11 Uhr, Predigerkirche, Zürich. Montag, 14. November Frischer Wind im Liederblätterwald Eltern-Kind-Singen. 9.15 bis 11.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Dienstag, 15. November Mitgefühl als Kraftquelle 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Freitag, 18. November 50 Jahre Landeshymne Jubiläumskonzert des Singkreises Bäretswil-Bauma. 20 Uhr. Fraumünster, Zürich. Sonntag, 20. November Leben und Tod in wundersamem Zweikampf 18. bis 20. November. Kloster Kappel.
Excellence: Menschen, die etwas bewegen 18.15 bis 20 Uhr. Münsterhof 8, Zürich. Mittwoch, 23. November Ist der israelisch-palästinensische Konflikt lösbar? 19.30 Uhr. Ref. Kirchgemeindehaus, Höngg, Ackersteinstrasse 186, Zürich. Beurteilungs- und Fördergespräch 18.15 bis 21.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.
25. bis 27. November. Kloster Kappel.
18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich.
Oh du fröhliches Warten Bibel mit Leib und Seele. 25. bis 27. November. Kloster Kappel.
Dienstag, 29. November
Samstag, 26. November Das Licht bewirten 26. bis 27. November. Kloster Kappel. Sonntag, 27. November Vernissage «eisbilder» Helena Aeschbacher-Sinecká. 15.30 Uhr. Kloster Kappel. Musik und Wort 17.15 Uhr. Kloster Kappel. Montag, 28. November
Freitag, 25. November 2012 – Globale Transformation 25. bis 26. November. Boldern. Symboldidaktik 25. November und 2. Dezember, 8.30 bis 16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Ist die Kirche noch zu retten? 18 bis 19.30 Uhr. Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13, Zürich. Maria, Josef, Hirtenvolk Krippenfiguren erarbeiten.
Das Kreuz mit dem Kreuz Kontroverse um den Sühnetod Jesu. 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Diakonie aktuell: Familie – eine «species rara»? 18.15 bis 20 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Film: Water Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik. 18.15 bis 21 Uhr. Theologische Fakultät, Kirchgasse 9, Zürich.
Schnuppermorgen Gymnasium Unterstrass 7.50 bis 12.20 Uhr. Seminarstrasse 29, Zürich. Mittwoch, 30. November Kirchgemeinden mit administrativer Leitung Podiumsveranstaltung. 19 bis 22 Uhr. Kirchgemeindehaus, Bahnhofstr. 37, Dübendorf. Donnerstag, 1. Dezember Informationsabend Gymnasium Unterstrass 19.30 Uhr. Seminarstrasse 29, Zürich. Freitag, 2. Dezember Im Spiegel der Madonna 2. bis 4. Dezember. Kloster Kappel. Junge Bilder vom Alter Impulstagung zu Alters- und Generationenfragen. 2. bis 3. Dezember. Boldern. Sonntag, 4. Dezember Hochschulgottesdienst Semesterthema «beten» 11 Uhr, Predigerkirche, Zürich.
Fremde beheimaten – Neuentdeckungen in der Bibel
Alle Kurse und Events auf: www.zh.ref.ch
Offene Pfarrstellen Buch am Irchel, 70% Dällikon Dietlikon, Ergänzungspfarrstelle, 60% Dorf, 70% Dübendorf Ellikon an der Thur, 70% Fehraltorf, Ergänzungspfarrstelle, 50% Fehraltorf Hausen am Albis Hombrechtikon Mönchaltorf Niederhasli-Niederglatt
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01.08.09 11.04.11 01.08.11 01.09.11 01.10.11 01.05.11 01.05.11 01.09.11 01.03.12 01.07.10 01.09.11 01.09.11
Niederweningen 01.02.10 Ottenbach 01.10.12 Regensdorf 01.10.10 Seuzach 01.09.11 Thalwil 01.05.11 Urdorf 01.03.11 Uster 01.04.12 Uster, Ergänzungspfarrstelle, 100% 01.07.11 Wallisellen, Ergänzungspfarrstelle, 50% 01.03.11 Winterthur Seen 01.01.11 Zürich Albisrieden, Ergänzungspfarrstelle, 50% 01.09.11
Zürich Affoltern, Ergänzungspfarrstelle, 80% 01.04.11 Zürich Altstetten 01.01.12 Zürich Enge, Ergänzungspfarrstelle, 50% 01.06.11 Zürich Industriequartier, Ergänzungspfarrstelle, 50% 01.09.11 Zürich Industriequartier 01.09.11 Zürich Unterstrass, Ergänzungspfarrstelle, 30% 01.09.11
Pfarrwahl Vogel Anne-Marie per 01.10.11 in Küsnacht
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PERSONELLES / AGENDA
Samstag, 12. November
notabene-Denkzettel
«notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch) Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch/notabene notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13
Herausgeber Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Kirchlicher Informationsdienst kid Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 6900 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli/August und Dezember/Januar. Nächste Ausgaben Nr. 10/2011 (Dezember/Januar, Woche 50) Nr. 1/2012 (Februar, Woche 7) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats
Titelbild: Kathrin Frischemeyer / PIXELIO
Absender: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich
Adressberichtigung melden an: Ev.-ref. Landeskirche, Zentrale Dienste Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich
Impressum
P. P.
8001 Zürich
Eine Illustration von Daniel Lienhard, Illustrator, Zürich.