Nr 3 / April 2015
notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
Und immer wieder fliehen Die Flüchtlingstragödie orientalischer Christen Seite 11
Seite 7
Türen und Herzen öffnen
Werbegschänkli von der Kirche
Wie Kirchgemeinden Flüchtlinge willkommen heissen
Wie sinnvoll sind Give-aways? Welche Bhaltis kommen gut an? 1
Editorial / Inhaltsverzeichnis
Liebe Leserin, lieber Leser Sie kennen die verzweifelte Lage der Menschen in Syrien und im Irak wohl aus den täglichen Nachrichten, die uns in den letzten Monaten aus dieser Region immer wieder erreicht haben. Sie lesen davon auch in dieser Nummer des «notabene». Seit die Zürcher Landeskirche vor sechs Jahren damit begann, Kontakte mit Vertretern christlicher Kirchen und Hilfsorganisationen im Nordirak, in Syrien und der Südtürkei zu knüpfen, erreichen uns die Nachrichten von Verfolgung und Vertreibung zehn- und hunderttausender Christen
zu erzählen. Das allein ist ein erstes Zeichen von Anteilnahme und immer wieder auch ein Anstoss dafür, zu überdenken, wie wir den Menschen begegnen, die nach einer Flucht und einer gefährlichen Odyssee auch bei uns in der Schweiz ankommen. Dass ihnen hier nicht vorab Misstrauen («Sind das wirklich echte Flüchtlinge?») oder ängstliche Ablehnung («Wir können doch nicht alle aufnehmen!») entgegenschlägt, dafür sorgen seit Jahren auch zahlreiche Kirchgemeinden. Sie engagieren sich mit kleinen Gesten oder grösseren Projekten dafür, dass Flüchtlingen das Ankommen in der Fremde erleichtert wird; dass hie und da eine Türe für sie aufgeht bei der schwierigen Suche nach Kontakt, nach Wohnungen oder Arbeit; dass sie auf Verständnis und Anerkennung ihrer Not zählen können. Neben der Pflege dieser Willkommenskultur haben Kirchgemeinden und weitere Institutionen dazu beigetragen, dass in den letzten Monaten und Jahren beträchtliche Summen an Hilfsgeldern zusammenkamen, die den Menschen in den Krisengebieten und Flüchtlingslagern vor Ort das Überleben ermöglichen – und ihre Hoffnung auf eine Rückkehr und auf Frieden in ihrer Heimat aufrecht erhalten. Auch von diesen Lichtblicken und Hoffnungsstreifen soll in diesem Heft und in der Zeit nach Ostern die Rede sein.
«Dafür sorgen, dass für Flüchtlinge da und dort eine Türe aufgeht.» und Jesiden im Irak nicht nur über die Medien, sondern auch ganz direkt über persönliche Kontakte. Die Flüchtlinge, die man in den Medien wegen ihrer schieren Masse oft nur noch als «Wellen» beschreibt, erhalten so plötzlich ein Gesicht und eine Stimme, die man kennt. Von ihnen weiss man, wo sie wohnten, welche Pläne und Träume sie für die Zukunft hegten. Und von ihnen erfährt man nun, dass nicht nur ihre Pläne, sondern auch ihre Häuser in Trümmern liegen und sie Hals über Kopf ihre Dörfer verlassen mussten. Wenn wir hier vom Schicksal dieser Menschen berichten, dann darum, weil es wichtig ist, ihre Geschichte und ihre Not wahrzunehmen und anderen davon 2
Christian Schenk Redaktor «notabene»
Aktuell
Nachrichten 3–6 Kolumne «Stadtfuchs–Landei»
Bäume pflanzen in Bonstetten 5 Kleines Abc der Theologie
P wie Psalmen 6 Schwerpunkte
Gute Geschichten erzählen – Katechetinnen habens drauf 6
Give-aways und Bhaltis mit Mehrwert 7
Nur noch fliehen – vom Exodus der Christen in Syrien und im Irak 8 – 11 Rubriken
Themen und Termine 12 – 14
Stellenmarkt 14
Porträt: Pfarrer und Töffmech 15
Impressum / Bischof zeichnet 16 notabene
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Kirchensynode / Parlamente
für grosse
Kirchgemeinden mo. Das Zürcher Gemeindegesetz sieht für die politischen Gemeinden mit mindestens 2000 Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit vor, anstelle der Gemeindeversammlung ein Gemeindeparlament einzurichten. Für die Kirchgemeinden fehlt diese Möglichkeit im Kirchengesetz. Die Einführung eines Kirchgemeindeparlamentes wurde während der Erarbeitung des Kirchengesetzes vor zehn Jahren aufgrund der damaligen Situation gar nicht in Erwägung gezogen. In der Zwischenzeit hat sich die Kirchenlandschaft verändert. Im September 2014 entschieden die reformierten Stimmberechtigten in der Stadt Zürich, die bisherigen 33 Kirchgemeinden des
Stadtverbandes zu einer einzigen Kirchgemeinde zusammenzuführen. Damit wird eine Kirchgemeinde mit rund 80 000 stimmberechtigten Mitgliedern entstehen. Aufgrund des Projekts «KirchGemeindePlus», das die Zusammenlegung von Kirchgemeinden anstrebt, werden sich zudem in den kommenden Jahren weitere Kirchgemeinden mit über 10 000 Mitgliedern bilden. Mitgliederstarke Gemeinden stossen bei der Durchführung einer Gemeindeversammlung aber an Grenzen. Wird die Versammlung hingegen nur von einer kleinen Minderheit der Stimmberechtigten besucht, so liegt mangelnde Repräsentativität der Versammlung vor. Insgesamt ist deshalb bei den grösseren
Budget 2015 / Kirchenrat
will beim Sparen keine Hau-Ruck-Übungen sch. Der Kirchenrat will nachhaltig sparen, aber auf «Hau-Ruck-Übungen» für das Budget 2015 verzichten. Dies sagte der mit dem Finanzressort betraute Kirchenrat Fritz Oesch am 24. März vor der Kirchensynode. In einer längeren Mitteilung ohne nachfolgende Diskussion zeigte Oesch auf, wie der Kirchenrat den von der Kirchensynode auferlegten Sparauftrag umsetzen und gleichzeitig das Eigenkapital stärken will. Für das laufende Jahr zeigte er erwartete Einsparungen auf verschiedenen Positionen auf: Beim Personalaufwand bezifferte er sie auf gut eine Million Franken, «ohne dass zum jetzigen Zeitpunkt weitere Kündigungen ausgesprochen werden müssen». Die Einsparung sei eine Folge der «Verdichtung», die bei den Gesamtkirchlichen Diensten mit der Umstrukturierung bewirkt wurde. Weitere Stellenprozente werden durch interne Besetzungen und Rochaden sozialverträglich abgebaut und Lohnmassnahmen nur hälftig realisiert. Vereinzelt notabene
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resultiert kurzfristig auch aus verzögerter Wiederbesetzung von bewilligten Stellen eine Einsparung. Beim Sachaufwand wird mit einer Einsparung von rund 400 000 Franken gerechnet. Bei den Beiträgen in der Kompetenz des Kirchenrates sowie durch eine beabsichtigte Änderung des Reglements für Baubeiträge können rund 800 000 Franken eingespart werden. Grössere Erlöse im Bereich von 800 000 Franken prognostizierte der Kirchenrat ausserdem beim Betrieb des Klosters Kappel. Unter diesen Annahmen steuert man für das Jahr 2015 auf eine ausgeglichene Rechnung zu. Man verfehlt damit aber das von der Kirchensynode im Dezember 2014 aufgestockte Sparziel und den budgetierten Überschuss von einer Million Franken. Weitere Informationen und allenfalls einen Antrag des Kirchenrates stellte Fritz Oesch für die Kirchensynode vom 30. Juni in Aussicht.
politischen Gemeinden eine Entwicklung weg von der Versammlungs- hin zur Parlamentsdemokratie festzustellen. Dieser Trend spricht dafür, den Kirchgemeinden in der Gemeindeorganisation dieselben Möglichkeiten zu gewähren wie den politischen Gemeinden. Andrea Widmer Graf, Zürich Wollishofen, und weitere Synodale gaben zwar zu bedenken, die Details seien noch zu wenig bekannt und die Folgen eines Parlamentes für das kirchliche Leben unabsehbar. Dennoch beauftragte die Kirchensynode den Kirchenrat, dem Regierungsrat einen entsprechenden Antrag zu unterbreiten. Die kirchlichen Verantwortungsträger in der Stadt Zürich verfolgen das ambitionierte Ziel, bereits ab 1. Januar 2019 in einer neuen Struktur arbeiten zu können. Laufende Geschäfte der Kirchensynode: www.zh.ref.ch/kirchensynode
Amtlich / Rechts-
mittel online bm. Seit kurzem ist eine Handreichung zu den Rechtsmitteln und den Rechtsmittelbelehrungen bei Anordnungen der Kirchgemeinde und der Kirchenpflege im Internet greifbar. Einleitend wird dargelegt, dass Entscheide der Kirchgemeinde und der Kirchenpflege amtlich zu publizieren und mit einer Rechtsmittelbelehrung zu versehen sind, damit sie in Rechtskraft erwachsen können. Anschliessend werden die Rechtsmittel gegen Beschlüsse der Kirchenpflege und der Kirchgemeinde an der Urne oder in der Kirchgemeindeversammlung erläutert. Diesbezüglich gilt es zwischen Rechtsmitteln gegen Wahlbeschlüsse und gegen Sachentscheidungen zu unterscheiden. Ein gesonderter Abschnitt widmet sich dem Rechtsschutz bei Pfarrwahlen. Eine schematische Darstellung zeichnet den Rechtsweg bei Gemeindebeschwerden und bei Rekursen in Stimmrechtssachen nach. Für alle Rechtsmittel finden sich im Anhang Textvorlagen. www.zh.ref.ch/rechtsmittel 3
Frauen kandidieren für den Kirchenrat
sch. Für die Erneuerungswahlen des Kirchenrates vom 15. September haben die Religiös-soziale und die Liberale Fraktion die Nomination ihrer Kandidatinnen Anfang März öffentlich gemacht. Die Religiös-soziale Fraktion portiert Pfarrerin und Vizedekanin Esther Straub als Nachfolgerin der zurücktretenden Kirchenrätin Irene Gysel. Für die Nachfolge des ebenfalls zurücktretenden Fritz Oesch, Kirchenrat im Finanzressort, schlägt die Liberale Fraktion Katharina Kull-Benz vor. Beide Kandidatinnen sind aktive Politikerinnen: Esther Straub ist SP-Gemeinderätin in der Stadt Zürich. Katharina Kull ist FDP-Kantonsrätin und Gemeindepräsidentin von Zollikon. Thomas Mauer, Präsident der Liberalen Fraktion, attestiert der Kandidatin seiner Fraktion grosse politische Erfahrung und ein weites Netzwerk. Ihre Fachkompetenz befähige sie, das frei werdende Finanzressort zu übernehmen. Matthias Reuter, Präsident der Religiös-sozialen Fraktion, betont, man habe in einem mehrstufigen Verfahren diejenige Kandidatin ausgewählt, die am besten religiös-soziale Anliegen vertritt und als Kirchenrätin der Landeskirche wertvolle Impulse gibt. Straub verfüge über ein breites Netzwerk im kirchlichen und politischen Bereich und habe den Erweis erbracht, über die Parteigrenzen hinaus tragfähige und sachorientierte Lösungen zu erarbeiten.
Fotos: zVg
Kirchenrat / Zwei
Für die Religiös-Sozialen: Esther Straub
Für die Liberalen: Katharina Kull
Esther Straub (geb. 1970) hat in Zürich und Paris Theologie studiert. Nach dem Vikariat in Benken arbeitete sie als Assistentin am Zürcher Lehrstuhl für Neues Testament und begleitete die Übersetzungsarbeiten an der Zürcher Bibel aus feministischer Perspektive. Sie promovierte mit einer preisgekrönten Arbeit zum Johannesevangelium. Esther Straub ist gewählte Pfarrerin in der Pfarrunion ZürichSaatlen/Schwamendingen mit Schwerpunkt Jugendarbeit. Seit sieben Jahren nimmt sie als Vizedekanin der Stadt Zürich kirchliche Führungsverantwortung wahr. Seit 2006 politisiert sie im Zürcher Gemeinderat, war Mitglied der Geschäftsprüfungskommission und ist aktuell Mitglied der Finanzkommission. Sie ist teilzeitarbeitende Pfarrerin und Mutter von drei schulpflichtigen Kindern.
Katharina Kull-Benz (geb. 1954) wuchs am Zürichsee auf, absolvierte das Gymnasium in Zürich und studierte an der HSG in St. Gallen Betriebswirtschaft mit Vertiefungsgebiet Personalwesen und Betriebspsychologie. Sie besitzt ausserdem den eidg. anerkannten Ausweis als Haushalt-Lehrmeisterin. Nach Assistenzen an der Universität war die Mutter von zwei erwachsenen Kindern u. a. Mitglied der Geschäftsleitung und Vizepräsidentin des Stiftungsrates des Spitals Schweiz. Pflegerinnenschule, Zürich. Sie ist Mitglied im leitenden Ausschuss und im Stiftungsrat des Diakoniewerks Neumünster und im Stiftungsrat des Instituts für Verwaltungsmanagement an der ZHAW sowie im leitenden Ausschuss des Verbandes der kantonalen Gemeindepräsidenten.
Zu viele Pfarrer oder zu wenig Frauen im Kirchenrat? Zu reden gab im Vorfeld die Tatsache, dass bei einer Wahl von Esther Straub die Pfarrpersonen in der Exekutive in der Mehrheit wären. Mit Thomas Plaz, Andrea Marco Bianca und Kirchenratspräsident Michel Müller sitzen bereits drei Pfarrer im Kirchenrat. Sie alle stellen sich für eine weitere Amtszeit zur Verfügung, ebenso wie die bisherigen Kirchenräte, Daniel Reuter und Bernhard Egg. Eine Sitzbeschränkung für Pfarrpersonen im Kirchenrat sieht die Kirchenordnung allerdings nicht vor. Eine Motion, eingereicht von Willi Ho4
negger, wollte eben diese Beschränkung der Anzahl Pfarrpersonen im Kirchenrat in der Kirchenordnung festschreiben. Sie wurde von der Kirchensynode an ihrer letzten Sitzung vom 24. März abgelehnt. Das Kirchenparlament legt sich für kommende Kirchenratswahlen also weiterhin keine Beschränkungen auf. Dieses Argument führten zahlreiche Synodale während der Debatte gegen die Überweisung der Motion ins Feld. Die Liberale Fraktion hingegen trug den Vorstoss des evangelisch-kirchlichen Motionärs geschlossen mit. Das trug
der Motion immerhin 39 Ja-Stimmen ein. Die Nein-Stimmen stammten aus den Reihen des Synodalvereins und der Religiös-sozialen Fraktion, deren Kandidatin vom Vorstoss indirekt betroffen gewesen wäre. Für die Religiös-soziale Fraktion stand nie die Frage nach einem Quorum im Zentrum, sondern die Tatsache, dass mit Esther Straub, fünfzig Jahre nach Einführung der Frauenordination, «wieder eine Pfarrerin in den Kirchenrat gewählt werden kann». Und dass die Frauen in der Exekutive nicht mehr nur mit einem Sitz vertreten sind. notabene
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Leserbrief / Guter
Draht zu Kontaktlosen in der Spitalseelsorge «notabene» 2/15: Den Kontakt nicht abreissen lassen Das Projekt «Lebenslang Mitglied bleiben» trifft für mich einen ganz wichtigen Nerv und ist fast schon überfällig. Wenn ich die Resultate der Kirchensteuerinitiative vom letzten Mai betrachte, wird offensichtlich, wie viele nicht-praktizierende Mitglieder wir haben und auch pflegen müssen. Ich kann verstehen, dass das Projekt vor allem auf Kirchgemeinden ausgerichtet ist. Ich frage mich aber, ob auch ein Mitglied eines Spitalpfarramts der Projektgruppe angehört? Wenn es Pfarrpersonen gibt, die genau an diese Gruppe der «kontaktlosen Kirchenmitglieder» herankommen, sobald sie hospitalisiert ist, dann wir! Die
der Kirchenmusik
Illustration: Daniel Lienhard
cantars / Festival
ganz kurz / unter
uns
sch. Wenn das Leben zu kompliziert wird, hilft immer noch der Fussball. Logik und Regelwerk dieses Spiels sind an Einfachheit nicht zu überbieten und machen es zu einer universell verständlichen Metapher. Wenn während einer Sitzung der Kirchensynode also wieder einmal kollektives Stirnrunzeln um sich greift und bis auf ein paar gestählte Rechtsgelehrte niemand mehr so genau weiss, ob man einem Geschäft nun eben zugestimmt hat, indem man nicht dagegen gestimmt hat und ob es denn nicht doch noch möglich wäre, darüber abzustimmen, obwohl man es nun doch eben grad verabschiedet hat, dann kann man froh sein, wenn einer der Synodalen die Worte findet, um das Rätsel in allgemein verständlicher Fussballsprache aufzulösen: «Nein, das Resultat gilt, die Tore darf man während eines Spiels nicht verschieben.» Voilà. Das leuchtete nun selbst jenen ein, die ein Eigentor geschossen hatten, obwohl sie doch dachten, das Spiel sei noch gar nicht angepfiffen.
notabene
Mehrheit meiner Krankenbesuche erfolgt bei bekennenden Nicht-Kirchgängern. Sie fühlen sich aber dennoch ihrer Kirche verbunden und schätzen den Besuch im Spital sehr. Wir Spitalseelsorgende können aus unserer Erfahrung einiges dazu beitragen, wie solche Menschen ticken; welche kirchliche Vorstellungen und Erwartungen sie haben und welche Zeichen sie von ihrer Kirchgemeinde schätzen würden. Das im Interview angesprochene Umdenken vom «Fordern, wie andere sein sollen» zum «Wertschätzen, wie andere auf ihre Weise sind», haben wir in der Spitalseelsorge längst vollzogen. Pfrn. Barbara Oberholzer, Universitätsspital Zürich
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sch. Seit März bis Anfang Juni finden im Rahmen des Kirchenklangfestes «cantars» in verschiedenen Kantonen 36 kirchenmusikalische Konzerttage statt. In 440 Programmpunkten wirken über 12 000 Laien und Profis, Kinder und Jugendlichen mit und präsentieren die Vielfalt der Kirchenmusik und der Kirchenkultur einer breiten Öffentlichkeit. Im Kanton Zürich erklingt «cantars» in Winterthur, Uster und Zürich. Veranstalter dieses Grossevents ist der Schweizerische Katholische Kirchenmusikverband SKMV in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Kirchengesangsbund SKGB. Gegen 50 kirchliche und kirchenmusikalische Verbände, Organisationen und Institutionen engagieren sich für dieses Festival. Im Rahmen von «cantars» findet auch der Kirchenmusiktag des Zürcher Kirchenmusikerverbands ZKMV statt (29. Mai). Info: www.cantars.org ww.zkmv.ch
Landei &
Stadtfuchs
Landeier mögen naiver sein als Stadtfüchse. Aber auch Naivität hat ihre Vorteile. So kann man sich Dinge erlauben, die man Stadtfüchsen vielleicht nicht so ohne weiteres abnimmt. Den Landeiern hingegen schon. Weil man förmlich riecht, dass es echt vom Land kommt. Einer unserer Kirchenpfleger hat dies mit grossem Erfolg ausprobiert. Nach den sich häufenden Schreckensmeldungen über effektiv oder möglicherweise religiös motivierte Gewalt, lancierte er kurzerhand folgende Idee: Unter dem Titel «Hände reichen statt Fäuste ballen» sollten wir drei abrahamitischen Religionen – Christen, Muslime und Juden – am 15. März eine Feier abhalten, um ein Zeichen gegen Gewalt, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus zu setzen. Seine engagierte Art wirkt hoch-ansteckend: Imam, Rabbiner und Pfarrerin finden sich alsbald; die ZeichenSetzung leuchtet mehr als nur ein, und des Kirchenpflegers FacebookVernetztheit trägt das ihre zur Verbreitung bei. Auch einige Politigrössen unseres Kantons sagen ihre Teilnahme zu. Um die jüdischen, muslimischen und christlichen Friedensworte sicht- und fruchtbar werden zu lassen, beschliessen wir ausserdem, im Chilegarte gemeinsam drei Fruchtbäume zu pflanzen – entsprechend der ursprünglichen Bedeutung von Bonstetten als (Frucht-)Baum-Stetten. Den Ertrag von Apfel-, Birnen- und Pflaumenbaum hoffen wir in späteren Jahren untereinander zu teilen. Wir sind gespannt, welche Art von Erkenntnis uns diese Früchte bescheren! Pfrn. Susanne Sauder Als Seelsorger stehen sie mitten im Leben: sie als Dorfpfarrerin von Bonstetten im Säuliamt, er als Stadtpfarrer in Neumünster in Zürich. Wie ticken die Dörfler? Wie trendy sind Landeier und wie geerdet die Cityaner? In dieser Kolumne erzählen Susanne Sauder und Res Peter abwechselnd, wie das Kirchenleben dies- und jenseits des Uetlibergs so spielt. 5
Erzählen Sie uns Ihre Geschichte! Projekt Erzählbuch /
Kleines
gie der Theolo P wie Psalmen Psalmen sind poetische Gespräche mit Gott. Sie finden sich in der ganzen Bibel und besonders im Psalter, der Sammlung von 150 «Lobpreisungen», wie sie auf hebräisch heissen. Reiche Bilder (Ps 1,3; 17,8; 18,30; 27,10) wirken wie spontan geäusserte Rede an Gott oder über Gott. Die Lesenden können sich in konkreten Lebenssituationen mit Psalmworten identifizieren. Die betenden Gedichte sprechen vielfältige Emotionen an. Freude und Bedrohung, Angst und Dank, Hoffnung und Rachegelüste, Zorn und Vertrauen zeigen, dass Betende ausnahmslos mit allem, was das Leben ausmacht, zu Gott sprechen können. Selbst Gott-Verlassenheit wird vor Gott zum Thema. Sie sind zeitlose Anregungen für das eigene Gebet; sie lassen sich 1:1 übernehmen, wo eigene Worte fehlen; helfen, eigene Worte zu finden; bieten einen Rahmen für eigene Worte. Der Psalter ist redaktionell kunstvoll komponiert. So folgt etwa auf den Verzweiflungs- und Sterbepsalm 22 («Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?»), der auf geradezu paradoxe Weise den als abwesend erlebten Gott ganz vertraulich anspricht, der berühmte Vertrauenspsalm 23 («Der Herr ist mein Hirte»): Zuversicht folgt der Klage. Es käme auf den Versuch an, was das Sprechen von Psalmen, deren Worte wir uns anschliessen, mit uns macht. Pfrn. Angela Wäffler-Boveland
T wie Theologiekurs? Mit dem Abc der Theologie öffnen Angela Wäffler und Sabine Stückelberger ein Fensterchen zur Welt der Bibel und Theologie. Möchten Sie mehr Einblick? Der «Evangelische Theologiekurs» vermittelt fundiertes Grundwissen zur Theologie. Infos auf www.zh.ref.ch/eb-th
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Die Landeskirche sucht gut erzählte Bibelgeschichten für minichile, 3. Klass-Unti und den Club 4. Die besten werden in einem Erzählbuch veröffentlicht. sch. Geschichten sind das Herzstück des kirchlichen Unterrichts. Wem es gelingt, Geschichten spannend und berührend zu erzählen, der hat die Aufmerksamkeit der Kinder. Die Kunst, gute Geschichten – vor allem auch aus der Bibel – zu erzählen, spielt deshalb auch in der Ausbildung der Katechetinnen und Katecheten und in den Unterrichtshilfen der Kirche eine wichtige Rolle. Um dieser Kunst zu neuen Blüten zu verhelfen, startet die Landeskirche das Projekt «Erzählbuch». Sie lädt Katechetinnen und Katecheten, Pfarrpersonen und alle, die im Unterricht tätig sind, dazu ein, selber (Bibel-)Geschichten zu verfassen und einzureichen. Die Vorgaben: Biblische Geschichten können nacherzählt oder in ein neues und überraschendes Setting gestellt werden. Willkommen sind Geschichten zu den Themenfeldern der Zürcher Lehrmittel für
minichile «Wir gehören zusammen», den 3. Klass-Unti «Wir leben Kirche» und den Club 4 «Wir entdecken die Bibel». Die selbst kreierten Geschichten sollen stufengerecht und lebensnah erzählt, nicht länger als 9000 Zeichen lang und in Hochdeutsch formuliert sein. Die schönsten Geschichten werden von einer Jury ausgewählt, von Fachpersonen lektoriert und bis 2016 zu einem Erzählbuch zusammengestellt. «Geschichten von Gott, von Glaubenswegen und der Kirche müssen immer wieder neu erzählt werden, damit Kinder aus ihnen Hoffnung und Kraft schöpfen können», schreibt das Projektleitungsteam und hofft auf zahlreiche Einsendungen. Erzählbuch: Senden Sie Ihre Geschichten bis zum 16. August an: dorothea.meyer@ zh.ref.ch. www.rpg-zh.ch/erzaehlbuch
Wie baut man eine gute Geschichte? Drei Fragen an Dorothea Meyer-Liedholz, Theologin und Fachfrau für Lehrmittel im kirchlichen Unterricht. Was sind die Zutaten einer Geschichte, die Kinder zu fesseln vermag?
Vorspeise: Ein Einstieg, der neugierig macht und in die Geschichte hineinzieht. Hauptgang: Eine interessante Handlung, die bei den Kindern Gefühle und Erfahrungen anspricht und Identifikation ermöglicht, gewürzt mit ausdrucksstarken Charakteren, Phantasie und einer Prise Humor. Dessert: Ein Abschluss, der die Geschichte zu einem befriedigenden oder überraschenden Ende bringt und Raum zum Weiterdenken lässt. Wie frei darf man sein, biblische Geschichten auszuschmücken?
Ausschmücken einer biblischen Geschichte ist wunderbar und hilft, in die Geschichte einzutauchen. Doch darf die Phantasie nicht ausufern und dem Sinn der Geschichte zuwiderlaufen. Was sind Ablöscher beim Erzählen? Womit vergrault oder verliert man die kleinen Zuhörer und Zuhörerinnen?
Langeweile und sachliches Informieren sowie Klischees und Kitsch verderben eine Geschichte! Gutes Erzählen hingegen ist die Kunst der Präsenz. Sie braucht vom Erzählenden eine gehörige Portion Mut, in die Figuren der Geschichte einzusteigen, mit Worten und Stimmlagen zu spielen, mit den Heldinnen und Helden mitzufiebern und die Reaktionen der Kinder im Erzählen aufzunehmen. notabene
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Kirche und Werbung /
Bhaltis mit Mehrwert
Kugelschreiber, Tragtaschen und Postkarten: Mancherorts bringt auch die Kirche Give-aways unter die Leute. Was ist sinnvoll? Was kommt an? Von Christian Schenk
Die Bank offeriert einen Kugelschreiber, beim «Sternen» gibts Zündhölzli und bei der Dorfmetzgerei ein Wursträdli. Dass Firmen, Vereine und Veranstalter mit kleinen Geschenken auf sich und ihr Angebot aufmerksam machen, ist jedem Kind vertraut und durchaus willkommen. Im Marketing spricht man von Give-aways oder Streuartikeln, im Volksmund etwas sympathischer von Bhaltis. Vorausgesetzt Qualität und Dosierung stimmen, kommen solche Aufmerksamkeiten bei den Menschen gut an und halten die Erinnerung an den Absender auf sympathische Weise wach. Ist es also nicht auch für eine Kirchgemeinde eine Option, sich auf diese Art bei den Menschen in Erinnerung zu rufen? Fakt ist: Viele Kirchgemeinden nutzen heute solche Werbemittel, haben Tragtaschen, Post-it-Zettel oder Postkarten mit eigenem Logo oder Web-Adresse in ihrem Denk-an-mich-Sortiment und bringen sie bei speziellen Gelegenheiten unter die Leute.
Persönlich und durchdacht Simone Strohm, Fachfrau für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche, findet das grundsätzlich sinnvoll. Sie rät aber dazu, vor dem Einsatz und vor der Bestellung Ziel, Zielgruppe, Wirkung und Abgabeort genau zu definieren. Wie bei anderen Kommunikationsmassnahmen gelte es, konzeptionell vorzugehen – auch um eine Investition zu rechtfertigen. Präsenz zu zeigen, Sympathie für die Kirche zu stärken und Neugier auf mehr Informationen zu wecken; das könnten dann die erwünschten und auch erzielten Effekte sein. «Am besten wirkt die Abgabe eines notabene
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kleinen Präsents bei einer persönlichen Begegnung», sagt Simone Strohm: an einem Messestand, an einem Dorffest, bei der persönlichen Begrüssung von Neuzuzügern oder bei einer Dankeschön-Aktion für freiwillig Engagierte. Weniger gute Erfahrungen mache man mit dem Versand von Give-Aways: Weil zu unpersönlich, erinnern sie schnell an Spendenaktionen, die ungefragt ins Haus flattern und bei den Beschenkten für mehr Ärger als Sympathie sorgen. Einen schlechten Effekt erzielen auch minderwertige und nutzlose Artikel.
Fotos: sch
Werbung geht auch durch den Magen: Zältlibox und Reformations-Tasse.
Saatgut und Hoffnungsmacher Wenn es gut ankommen und trotzdem nicht viel kosten soll, ist Kreativität gefragt. Positive Beispiele hierfür gibt es einige: In Laufen am Rheinfall verteilten die Pfarrpersonen während einer Standaktion Tüten mit Sonnenblumensamen – eine gelungene Aktion in einer Gemeinde, in der viele einen Garten haben. In Dübendorf sind eigens gedruckte Stofftaschen im Umlauf – praktisch und ökologisch vertretbar. In Bülach verbreiteten in der Adventszeit Zündholzschachteln mit der Aufschrift «Licht für Dich» Hoffnung, und in Wollishofen fungieren Bleistifte mit der aufgedruckten Web-Adresse als alltagstaugliche Gedankenstütze an die Kirchgemeinde. Bei Geschenken für Neuzuzüger dürfe man gern auch etwas grosszügiger budgetieren, findet Simone Strohm: ein Memoryspiel mit Bildern der Gemeinde, Honig aus der Region oder ein «Willkommens-Tröpfli» sind Beispiele aus dem Geschenk-Repertoire Zürcher Kirchgemeinden. Beim Einkauf sind lokale Anbieter und soziale Institutionen
Mausmatte oder Memorystick mit Webadresse und vielversprechendem Aufdruck «safed», «gesichert» oder «gerettet».
zu bevorzugen und auf ökologische Aspekte zu achten. Bei guter Auswahl und persönlicher Übergabe sind Give-aways also auch für die Kirche ein geeignetes Kommunikationsinstrument, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen für ihre Solidarität zu danken und die reformierte Kirche als Absender zahlreicher Angebote, aber auch ihre Botschaften und Werte bekannter zu machen. Weitere Infos: www.zh.ref.ch/kommunikation www.benevolshop.ch, www.zueriwerk.ch
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Irak und Syrien /
Nur noch fliehen
Seit sechs Jahren engagiert sich die Zürcher Landeskirche für bedrängte Christen im Nahen Osten. Trotz ermutigender Zusammenarbeit und wachsender Solidarität – so gross wie heute war die Not der Christen im Irak und in Syrien noch nie. Von Christian Schenk
Es war 2009, als der Kirchenrat und die Kirchensynode beschlossen, der Not bedrängter Christen in der Welt stärkere Beachtung zu schenken und das Engagement insbesondere für die Christen im Nahen Osten zu verstärken. Im Irak verliessen damals die letzten US-amerikanischen Kampftruppen das Land und überliessen es einer Regierung, die nicht die Kraft besass, ihre Bevölkerung zu schützen. Stark betroffen von der zunehmenden Unsicherheit und den gezielten Attacken: die religiösen und ethnischen Minderheiten im Land, besonders auch die Christen. Sie, die 8
hier im Nahen Osten seit Jahrhunderten beheimatet sind, wurden zum Ziel von Terrorangriffen und flohen deshalb in den folgenden Jahren zu Hunderttausenden aus dem Land oder in den von Kurden autonom regierten Norden des Iraks. In dieser Situation knüpfte die Zürcher Landeskirche erste Kontakte zu Hilfsorganisationen und Vertretern christlicher Kirchen im Nordirak und unterstützte zusammen mit den Evangelischen und Lutherischen Kirchen in Württemberg und Bayern lokale Hilfsund Aufbauprogramme («notabene» be-
richtete darüber in einer Sondernummer 2010). Ziel war damals, den Christen in ihrer Heimat im Irak eine Zukunft zu geben, die Traumata der vergangenen Kriege zu überwinden und Bildungsprojekte mitzutragen, die der ganzen irakischen Bevölkerung zu Gute kommen. Unterstützung erhielten Kindergärten, Bildungszentren für Frauen, kleinere Druckereien und Kliniken zur Behandlung der von Krieg und Gewalt traumatisierten Menschen. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Hilfsorganisationen (Capni und Jiyang-Foundation for Human Rights) zeigte gute Resultate und notabene
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und die Niniveh-Ebene im Sommer 2014 mit der Vertreibung von über 200 000 Christen und Jesiden; und Ende Februar 2015 die Attacken auf christliche Dörfer im angrenzenden Nordosten von Syrien.
Not- statt Aufbauhilfe Durften die Hilfsanstrengungen vor fünf Jahren noch auf Wiederaufbau und Stabilisierung im Irak zielen, geht es in den letzten Monaten nur noch um das pure Überleben der Flüchtlinge, sagt Philippe Dätwyler, der die Hilfe der Zürcher Landeskirche für den Nahen Osten koordiniert. Den vertriebenen Christen aus der Niniveh-Ebene und der Region Mossul und den Jesiden aus dem SinjarGebiet, die Hals über Kopf in die Gebiete um Dokuk fliehen mussten, bleibt nur die Hoffnung darauf, dereinst wieder in ihre Gebiete zurückkehren zu können – oder sonst endgültig auszuwandern. Eine Rückkehr in ihre Heimat sei für sie nur möglich, wenn die Miliz des IS dauerhaft zurückgedrängt und die Uno eine internationale Schutzzone einrichten würde. Wann und ob man überhaupt auf eine Rückkehr in Sicherheit hoffen kann, das kann im Moment niemand abschätzen. Emanuel Youkhana, Erzdiakon der Assyrischen Kirche des Ostens und Leiter des Hilfswerks Capni, schreibt in einem Lagebericht Anfang März, angesichts der Massaker des IS an den Assyrischen
Fotos: Capni
Christen und der systematischen Zerstörung ihrer Kultur frage er sich, ob es für sie eine Zukunft gäbe: «Es liegt jenseits unserer Möglichkeiten als kleine Minderheit. Es ist die moralische Pflicht der zivilisierten Welt, dafür zu sorgen. Die Möglichkeit hätte sie. Ob sie sie wahrnimmt?»
Das Nötigste zum Überleben So konzentriert sich das Hilfswerk Capni derzeit auf die Nothilfe, versorgt vertriebene Jesiden und Christen in der Region um Dohuk mit dem Notwendigsten des täglichen Bedarfs. Dazu gehört unter anderem eine grosse Lieferung an Teppichen, die den Flüchtlingsfamilien abgegeben werden, damit sie nicht mehr auf dem nackten Boden oder auf Kartonunterlagen leben und schlafen müssen. Unterstützung erhält Capni dieser Tage durch eine neuerliche Überweisung von Sammelgeldern der Zürcher Landeskirche. Insgesamt 260 000 Franken fliessen vom Sammelkonto «Bedrängte Christen» in den nächsten Tagen in verschiedene Projekte zur Linderung der Not der Menschen in dieser Krisenregion. 170 000 Franken gehen direkt an Capni. Gelder erhalten auch ein Hilfswerk für Traumatherapie vor Ort und Flüchtlings- und Ausbildungsprojekte für Assyrische Christen in Syrien und in der angrenzenden Türkei. 20 000 Fran-
Hals über Kopf geflüchtet: Familien aus dem Dorf Tel Tammar. Massenexodus: Die Dörfer der Assyrischen Christen am Khabur-Fluss wurden im Februar Ziel der Angriffe der IS.
nährte die Hoffnung, einen Beitrag zum Frieden in der Region zu leisten und den Exodus der Christen zu bremsen.
Angriff auf Christen und Jesiden Es sollte anders kommen: Teile des Nordiraks und Nordsyriens, die einst ein sicherer Hafen für Flüchtlinge waren, drohen heute selber im Chaos der Gewalt zu versinken und sind den verheerenden Angriffen der selbst ernannten Gotteskrieger des «Islamischen Staates» ausgeliefert. Jüngste Beispiele: der Übergriff der IS-Milizen auf Mossul notabene
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«Kann man je wieder auf eine Rückkehr hoffen?» 9
ken gehen an HEKS, das in der Region um Suleymania zusammen mit «Christian Aid» Soforthilfe für Kriegsflüchtlinge leistet und jüngst selbst 250 000 Franken für die Hilfe im Nordirak gesprochen hat.
Die seit Jahren wachsende Hilfsbereitschaft ist immerhin ein kleiner Lichtblick. In den letzten vier Jahren hat die Zürcher Landeskirche Projekte in Irak, Syrien und der Türkei mit rund einer Million Franken unterstützt und damit besonders auch die Not der Christen im Nahen Osten gelindert. «Die Bevölkerung ist durch die Medienberichte über die Gräuel der IS-Milizen stark betroffen. Sie nimmt Kenntnis von der grenzenlosen Brutalität, von Vertreibung, Versklavung, Verfolgung von Menschen nur aufgrund ihres anderen Glaubens.» So erklärt sich Philippe Dätwyler die wachsende Solidarität. Es reife ebenfalls die Erkenntnis, dass an diesem Konfliktherd der Begriff «Christenverfolgung» keine alarmistische Übertreibung, sondern traurige Realität sei. Dass die Landeskirche nun wieder Hilfsgelder sprechen kann, verdankt man den Initiativen und Sammelaktio-
Werden Christen bevorzugt? Der Kirchenrat hielt in seinem Bericht zur Hilfe für bedrängte Christen 2009 fest, dass sich die Kirche grundsätzlich für alle Menschen einsetzen soll, die unmenschlicher Behandlung ausgesetzt sind oder unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. «Ihr Einsatz für Menschenrechte und Religionsfreiheit ist unteilbar. Er gilt allen Menschen – unabhängig davon, welcher Religion sie angehören.» Zugleich habe die Kirche eine besondere Verantwortung für Glaubensbrüder und -schwestern, die sich in Not befinden. Die Zürcher Landeskirche unterstützt darum Projekte, die bedrängten Christen helfen und dazu beitragen, dass Menschen mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit friedlich zusammenleben können. www.zh.ref.ch/bedraengte-christen
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Fotos: Capni
Die Solidarität wächst
«Christenverfolgung ist hier traurige Realität.» Die Stadt Hassake im Nordosten Syriens: Wohnort vieler Syrisch-orthodoxer Christen und vorübergehender Fluchtpunkt für die Verfolgten. Im Bild: Tor zur Armenisch-orthodoxen Kirche.
nen zahlreicher Zürcher Kirchgemeinden, Stiftungen, Institutionen und Einzelspenden. Unterstützung kommt auch vom SEK und aus anderen Landeskirchen, namentlich aus dem Thurgau, aus St. Gallen und dem Aargau. Philippe Dätwyler glaubt, dass die Solidarität
weiterhin anhält. Der Bedarf bleibt unvermindert gross. Auf die dringend benötigte internationale Hilfe und Einflussnahme hin zu einem dauerhaften Frieden in der Krisenregion kann man derweil nur hoffen.
Begegnung mit orientalischen Christen in der Schweiz
Tagung zur Flüchtlingskatastrophe in Syrien und Irak
Syrisch-orthodoxe Christinnen und Christen in der Schweiz haben ihr Zentrum im Kloster St. Avgin in Arth. Ein Tag der Begegnung gibt Einblick in ihr Leben hier in der Schweiz und informiert über die schwierige Situation der christlichen Kirchen in Syrien, der Osttürkei (Tur Abdin) und im Nordirak.
Zum Internationalen Flüchtlingstag veranstaltet die Zürcher Landeskirche in Zusammenarbeit mit der Paulusakademie, dem Institut G2W, der Syrisch-orthodoxen Kirche Schweiz und der Schweizerischen Flüchtlingshilfe SFH eine Tagung zur Flüchtlingskatastrophe in Syrien und Irak und lotet Hintergründe der Konflikte und Hilfsmöglichkeiten aus. Es berichten unter anderen: Kurt Pelda (Kriegsreporter), Guido Steinberg (Islamwissenschafter), Lamya Kaddor (Autorin), Emanuel Youkhana (Erzdiakon und Geschäftsführer von Capni), Beat Meiner (Generalsekretär SFH).
6. Juni, 10 bis 16 Uhr. Klosterstrasse 10, 6415 Arth. Anmeldung: www.zh.ref.ch/kurse
Spenden und Kollekten Sammelkonto der Landeskirche: PC-Konto 80-2020-8, Evangelischreformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Vermerk 200 511 «Bedrängte Christen»
20. Juni, 10 bis 17 Uhr. Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich
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Aktion Flucht.Punkt /
«Herzen und Türen öffnen»
Das Flüchtlingsdrama spielt nicht nur in fernen Ländern. Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und anderen Kriegsgebieten suchen in der Schweiz Schutz und eine Bleibe. Gefordert ist auch die Kirche. Die Aktion «Flucht.Punkt» dient als Türöffner.
sch. Die Kirchgemeinde Zürich Neumünster macht ernst. Seit Mitte März beherbergt sie zwei Flüchtlingsfamilien aus Eritrea in der ehemaligen Sigristenwohnung. Mitte April zieht zusätzlich eine sechsköpfige Familie aus Syrien ins ehemalige Kirchgemeindehaus. Organisatorisch betreut werden die neuen Bewohnerinnen und Bewohner durch die Asyl-Organisation Zürich (AOZ), die auch Mieterin der Wohnungen ist. Gleichzeitig helfen Freiwillige aus der Kirchgemeinde, den Familien die Integration im Quartier zu erleichtern. Für zwei Jahre sollen die anerkannten Flüchtlinge im denkmalgeschützten Gebäude im Seefeld eine Bleibe finden. Danach wird die Liegenschaft umgebaut. Für Flüchtlinge, insbesondere für Fami-
gen. Dazu wünscht er sich auch ein mutiges Vorangehen des Kirchenrates.
Resolution des SEK das Engagement der Kirche für Flüchtlinge.
Aktion der Zürcher Kirche
Was kann die Kirche tun?
In eben diese Richtung zielt Gabriela Bregenzer, Fachfrau der Landeskirche für das Thema Migration: «Aktion Flucht.Punkt – Kirchgemeinden heissen Flüchtlinge willkommen», so nennt sie die Aktion, die in diesem Frühjahr mit einem Kickoff-Tag am 8. Mai in Bewegung kommen soll. Ziel ist es, Kirchgemeinden dabei zu unterstützen, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen und eine Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen zu signalisieren – genau so, wie es die Kirchgemeinde Neumünster vormacht. «Wir wollen ein Zeichen der Solidarität setzen gegen die verbreitete Ablehnung von Flüchtlingen. Wir wollen Türen und Herzen öffnen», sagt Gabriela Bregenzer. Das sei bitter nötig, wenn man sich das Schicksal dieser Menschen und die Dimensionen des Flüchtlingsdramas bewusst mache. Weltweit befinden sich über 50 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie seit dem letzten Weltkrieg nicht mehr. Der Krieg in Syrien und Irak ist einer von vielen Brennpunkten der Gewalt, die die Menschen dazu zwingt, in anderen Ländern Schutz zu suchen (siehe Artikel Seite 9). Da gelte es, nicht mit Abwehr zu reagieren, sondern anzuerkennen, dass man es mit Menschen in Not zu tun habe, sagt Gabriela Bregenzer. Ihre Aktion kann dabei auf breite kirchliche Unterstützung zählen: Eine Interpellations-Antwort des Zürcher Kirchenrates mit der selben Stossrichtung ist für die Juni-Sitzung der Kirchensynode traktandiert, und auf schweizerischer Ebene stütz eine im Nobember 2014 verabschiedete
Um eine Willkommenskultur für Flüchtlinge zu pflegen, sieht Gabriela Bregenzer verschiedene Möglichkeiten. Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ist eine davon. Kirchgemeinden können ebenso zur Integration im Arbeitsleben Beiträge leisten oder soziale Kontakte fördern: einen Treffpunkt organisieren, Ferien für Kinder ermöglichen, Aufgabenhilfe anbieten oder eine Flüchtlingsfamilie nur schon einmal zu einem Nachtessen einladen. Einige Kirchgemeinden machen dies bereits vor. Weitere sollen in den nächsten Monaten und Jahren folgen. Gabriela Bregenzer bietet die nötige Hilfe und Beratungen an – auch im Fall von Konflikten. Wichtig sei in jedem Fall eine offene Informationspolitik, ebenso die Vernetzung mit anderen Kirchgemeinden und die Kooperation mit den zuständigen Behörden. Die Tagung von 8. Mai bietet mit den dort eingeladenen Fachpersonen der zuständigen kantonalen Behörden in dieser Beziehung bereits konkrete Anknüpfungspunkte. Bei allen Herausforderungen, die die Flüchtlingsarbeit mit sich bringen mag, erinnert Gabriela Bregenzer gern auch daran, wie segensreich diese Aufgabe eigentlich sein kann. Ein Wort aus dem Hebräerbrief bringt es für sie auf den Punkt: «Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.»
«Die Kirchgemeinde Zürich Neumünster öffnet ihre Türen für Flüchtlinge.» lien, sei es sehr schwierig, eine bezahlbare Unterkunft zu finden, sagt Kirchgemeindepräsident Ueli Schwarzmann. «Mit der Vermietung unserer Wohnungen leisten wir einen Beitrag, um die Situation zu entschärfen.»
Zeichen der Solidarität Das ist die eine Seite der Begründung: «Wir wollen damit auch ein Zeichen setzen und sind der Überzeugung, dass die Kirche in der Flüchtlingsfrage Akzente setzen muss.» Dass seine Kirchgemeinde einige Wohnungsplätze zur Verfügung stelle, sei nun noch keine Revolution, schon eher ein Tropfen auf den heissen Stein, räumt der Kirchenpflegepräsident ein. Aber wenn es gelinge, andere Kirchgemeinden zu ähnlichen Schritten zu motivieren, könne man etwas bewenotabene
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Impulstag Migration: «Aktion Flucht.Punkt» 8. Mai, 9.30 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: monika.hein@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 37. Infos: www.zh.ref.ch/a-z (Stichwort «Migration)
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Themen und Termine
Verkündigung & Gottesdienst
Behördenmitgliedern, Mitarbeitenden und Freiwilligen der Kirchgemeinden, die sich für Migrantinnen und Migranten engagieren. Leitung: Gabriela Bregenzer.
der Gemeinwesen-Diakonie gearbeitet. In Projektarbeiten werden Erfahrungen und neues Wissen konkretisiert und in der
5. Mai und 12. Mai, 8.30 bis 16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 93 katechetik@zh.ref.ch
8. Mai, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: monika.hein@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 37
Lebensgeschichten – Besuchsdiensttagungen Was ist Biographie-Arbeit? Wie können wir selber an unseren Lebensgeschichten arbeiten? Welche Erkenntnisse gewinnen wir daraus für die Arbeit im Besuchsdienst? Leitung: Silvia Nigg Morger. 1915 – 2015: Gedenkfeier zum Genozid an den Armeniern Mit Musik von Gomidas, dem Begründer der modernen klassischen Musik Armeniens. Ansprachen (unter anderem durch Kirchenrat Fritz Oesch) und ein Requiem für die Opfer des Genozids an den Armenieren nach dem armenischen Ritus. 25. April, 19.15 Uhr. Fraumünster, Zürich
Diakonie & Seelsorge «Ihr Völker alle, klatscht in die Hände» – 50 Jahre AGCK Zürich Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen im Kanton Zürich feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Festanlass und kulturellen Beiträgen der Mitgliedskirchen. 15. April, 19 Uhr. Saal der Griechisch-orthodoxen Gemeinde Hl. Dimitrios, Rousseaustrasse 17, Zürich. Anmeldung und Infos: www.zh.agck.ch
Impulstag Migration Der Impulstag dient der Vernetzung und Weiterbildung von
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17. Juni, 9 bis 16 Uhr. Helferei, Kirchgasse 13, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66
Aufbau und Gestaltung eines interkulturellen Treffpunkts Erfahrungsaustausch für Kirchgemeinden. Führt Ihre Kirchgemeinde einen Treffpunkt für Migrantinnen und Migranten? Möchten Sie einen solchen ins Leben rufen? Wie lässt sich ein solcher realisieren? Leitung: Gabriela Bregenzer. 18. Juni,13.45 bis 16.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: gabriela.bregenzer@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 39
CAS Diakonie – Soziale Arbeit in der Kirche Der Lehrgang bietet kirchliche und theologische Grundlagen zur Diakonie, die mit Methoden und Theorien der sozialen Arbeit verbunden werden. Er erweitert die diakonische Kompetenz mit Kenntnissen zum biblischen Erbe, zur christlichen Geschichte und zur spirituellen Dimension in der Arbeit mit den verschiedenen Zielgruppen und Milieus. Die eigene persönliche Haltung als Sozialdiakonin oder Sozialdiakon wird so weiter entwickelt und gestärkt. Im Lehrgang wird praxisbezogen und vernetzt unter dem Fokus
tungsmöglichkeiten der Elternarbeit und des Elterneinbezugs kennen und gestalten. Leitung: Jessica Stürmer-Terdenge, Andreas Manig.
Gemeinde umgesetzt. Leitung: Urs Woodtli Stebler, Urs Frey (ZHAW), Pfr. Christoph Sigrist. August 2015 bis September 2016. Infoveranstaltung: 15. April. Beratung: urs.woodtli@zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 59
Bildung & Spiritualität www.7wochen.ch Damit sich die Auferstehung entfalten kann… Während sieben Wochen geben Mitarbeitende der Erwachsenenbildung der Evangelisch-reformierten Kirchen (wtb) auf der Webseite www.7wochen.ch Impulse für die Zeit nach Ostern. «Was alles anders wird aus der Perspektive der Auferstehung, wie verschieden die Bibel davon erzählt, was in Bildern von ihr zu entdecken ist, wie Tod und Leben neu zusammenhängen», diesen Fragen geht das Team von wtb bis Pfingstsonntag jeden Tag neu nach. Eltern und Familie im rpg Eltern einladend ansprechen: Die Teilnehmenden lernen verschiedene Formen und Gestal-
Seminar Erwachsenenbildung (SVEB) Erwachsenenbildung ist eine der Formen, wie Kirche Menschen heute erreichen und zur Mitarbeit motivieren kann. Das Seminar bietet eine qualifizierte, eidgenössisch anerkannte, methodisch-didaktische Weiterbildung für die Erwachsenenbildung (SVEB 1) in kirchlichen Arbeitsfeldern. Im Zentrum der zertifizierten Weiterbildung, die ab August startet, steht die Weiterentwicklung persönlicher, sozialer und fachlicher Kompetenzen. Infoabend: 18. Juni, 19 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Kontakt: jessica.stuermer@zh.ref. ch, Tel. 044 258 92 91, Infos: www.zh.ref.ch/kurse
Interreligiöser Dialog jenseits politischer Interessen Diskussionsabend zum Leitfaden für den interreligiösen Dialog. Podiumsgespräch mit Rifa’at Lenzin, Islamwissenschaftlerin, Ruth Gellis, Israelitische Cultusgemeinde Zürich, und Hanna Kandal, reformierte Pfarrerin der Kirchgemeinden Saatlen und Schwamendingen. Moderation: Virginia Suter Reich und Mirjam Läubli. 6. Mai, 19 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Infos und Anmeldung: www.forum-der-religionen.ch
Gesprächsnachmittag für verwitwete Frauen «Nachem Räge schynt d‘Sunne.» In der Natur erleben wir es: die Sonne kommt immer zurück. Leitung: Heidi Hofer Schweingruber. 16. April, 14 bis 17 Uhr. «Oase» der Siedlung Brahmshof,
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Frauentreff: Die Kellnerin und das Zivilgesetzbuch Das bewegte Leben der Lina Huber-Weissert (1851–1910). Referentin: Verena E. Müller, Historikerin, Zürich. 25. April, 9 bis 11 Uhr. Restaurant Krone, Marktgasse 49, Winterthur. www.vefz.ch
Schnurgerade – gerne krumm Der Kurs lädt ein, die Spuren des Lebens nachzuzeichnen. Eingeladen sind Menschen, die Lust haben am Gestalten. Wer selbst in der Biografiearbeit tätig ist, kann hier eine neue Methode ausprobieren. Leitung: Brigitte Becker. 5., 12. und 19. Mai, jeweils 19 bis 21 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Petra Hüttner, Tel. 044 258 92 80, petra.huettner@ zh.ref.ch
Wie steht es um den (guten) Ruf der Kirchen? Öffentliche Fachtagung zur Reputation der Kirchen: Wie steht es um den Ruf und das Ansehen der Schweizer Kirchen in der Öffentlichkeit? Welche Folgen haben die Skandale der jüngeren Vergangenheit auf katholischer Seite? Wie steht es um das oft vermisste reformierte Profil? Ausgehend von einer Reputationsstudie des SPI St. Gallen und der Uni Zürich wird an einer Fachtagung nach Antworten gesucht. 11. Mai, 9.20 bis 15.45 Uhr. Zentrum 66, Hirschengraben 66, Zürich. Infos und Anmeldung: www.kirchenreputation.ch
Gemeindeaufbau & Leitung ZusammenWachsen, auch mit Freiwilligen Freiwilligengewinnung unter dem Aspekt von KirchGemeindePlus. Neue Freiwillige zu gewinnen, ist eine Herausforderung, welche Kompetenzen in verschiedenen Bereichen erfordert. Unter dem Aspekt von KirchGemeindePlus gilt es dabei zudem, die Zusammenarnotabene
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beitsfrage und den gemeinsamen Auftritt zu beachten. Leitung: Fränzi Dürst, Simone Strohm. 7. Mai, 9 bis 13 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 34, freiwilligenarbeit@ zh.ref.ch
Lebensweltorientierte Öffentlichkeitsarbeit Was ist anders, was ist neu, wovon können wir uns verabschieden? Wie kommunizieren Sie so, dass Ihre Botschaft in unterschiedlichen Lebenswelten verstanden und beachtet wird? Was bedeutet es, von der Orientierung am Sender konsequent umzustellen auf die Orientierung am Empfänger? Unterschiedliche Lebenswelten nutzen verschiedene Kommunikationsinstrumente in ihrem Alltag. Um sie zu erreichen, gilt es, sie dort wahrzunehmen, wo sie sind, und ihnen in ihren Gewohnheiten entgegenzukommen. Leitung: Erik Senz (www.ref.ch), Matthias Krieg. 22. Mai, 9 bis 16 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: annemarie.huber@zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40
Von & für Gemeinden Brandauer liest Bonhoeffer Zum 70. Todestag von Dietrich Bonhoeffer präsentiert das Zürcher Kammerorchester eine konzertante Lesung mit dem Schauspieler Klaus Maria Brandauer und dem Starviolinisten Daniel Hope. Die Briefe Bonhoeffers, die dieser während der Haft in den Jahren vor seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten verfasst hat, zeugen von grosser Charakterfestigkeit, Weisheit und Zuversicht. Durch die Verschmelzung von Sprache und Musik bewegen Bonhoeffers Aufzeichnungen umso mehr.
Foto: zVg
Brahmsstrasse 32, Zürich. www.vefz.ch
Dienstagsvesper in Zürich West – Zwiegespräch von Musik und Wort Das Zwiegespräch von Musik und Wort, Klängen und Texten, das leise Klingen einiger Orgelpfeifen und die Stille einer Gruppe von Menschen bieten einen wunderschönen Resonanzraum, um sich selbst zu hören. Neben Psalmworten ertönt in der musikalischen Vesper der Johanneskirche abwechslungsweise Chor- und Orgelmusik, was die Chance bietet, eine Fülle an Kirchenmusik aller Epochen und Stile für Chor und Orgel zu hören. Das Zusammenspiel von Musik und Wort bietet auch Gelegenheit, die Psalmen für sich zu entdecken, deren Lesung im Dialog mit der Musik ein fester Bestandteil der Dienstagsvesper ist. Leitung: Tobias Willi, Organist. Eine Kooperation der Reformierten Kirche Zürich Industriequartier und der ZHdK. 21. April, 5. Mai, 19. Mai, 2. Juni, 16. Juni, 30. Juni, 7. Juli, jeweils 18 Uhr. Johanneskirche. Limmatstrasse 114, Zürich, Infos: tobias.willi@zh.ref.ch. www.kirche-industrie.ch
KlangKirche Zürich» und die Reformierte Kirche Wollishofen laden zu einem Schwerpunkttag zum Thema «Johann Hus – Allein die Wahrheit» ein. In der reformierten Kirche «Auf der Egg» in Zürich Wollishofen erklingt in diesem Rahmen das Oratorium «Johann Hus» von Carl Loewe (1796 – 1869) mit der Aargauer Kantorei, dem Collegium Vocale Grossmünster, «La Chapelle Ancienne» (Orchester mit historischen Instrumenten) und Vokalsolisten, geleitet von Kantor Daniel Schmid.
24. April, 18.30 Uhr und 21 Uhr. Schauspielhaus Zürich, Pfauen. billettkasse@zko.ch, www.zko.ch
19. April. Kirche auf der Egg, Wollishofen. 10 Uhr: Musikgottesdienst «Allein die Wahrheit»; 15.45 Uhr: Öffentliche Vorprobe; 17 Uhr: Konzert. www.kunstklangkirche.org
Jan-Hus-Oratorium in der KunstKlangKirche Der «Freundeskreis Kunst-
Frauen-Zmorge in Thalwil Mehr als nur ein Frühstück. Frauen treffen sich zweimal im
Jahr an einem Samstagmorgen zu einem Zmorge und einem anschliessenden Vortrag. Dieses mal zum Thema «Freundinnen: Was Frauen aneinander haben». Referentin: Lotti Schum-Zutter. Das überkonfessionelle Angebot fördert die Beheimatung in Gemeinde und Nachbargemeinden. 9. Mai, 9 bis 11.30 Uhr (zweiter Termin am 31. Oktober). Serata, Tischenloostrasse 55, Thalwil. Anmeldung: sekretariat@kirchethalwil.ch www.kirche-thalwil.ch
Pilgersternwanderung in der Johannisnacht In der (beinahe) kürzesten Nacht unterwegs zum längsten Tag. Eine Pilgersternwanderung ins Kloster Kappel. Eingeladen zur Pilgersternwanderung sind Einzelpersonen und Paare sowie Familien mit Kindern ab ca. zehn Jahren. Sie erwartet je nach Ausgangsort 13
Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch
eine vier- bis siebenstündige Pilgerwanderung durch die Nacht mit Einstimmung in die Pilgernacht, Besinnungsstationen, Schweigezeiten, dem Johannisfeuer und einem feinen Zmorge im Kloster Kappel. Eine ökumenische Veranstaltung der Kirchen Affoltern am Albis, Muri, Oberrieden, Pilgerzentrum St. Jakob Zürich-Aussersihl, Zug und des Klosters Kappel. 20. bis 21. Juni. Ab Zürich: Kirche Offener St. Jakob am Stauffacher. Besammlung und Einstimmung 20.30 Uhr. Marschzeit: ca. sieben Stunden. Leitung: Andreas Bruderer, Tel. 044 242 89 15; andreas. bruderer@zh.ref.ch
«Timeout statt burnout» Auszeit und Erholungskompetenz für Männer. Christoph Walser. 24. bis 25. April
Mehr Zeit mit Zen Achtsamkeit, Konzentration und Beruhigung der Emotionen. Hans-Peter Dür.
17. Mai, 11 Uhr: Predigerkirche, Zähringerplatz 6, Zürich
24. Mai, 17.15 Uhr
Yoga & Singen Befreie Dich durch Yoga und Singen. Angela Croce und Bettina Keller. 5. bis 7. Juni
24. bis 26. April
Musik und Wort «Kling gleich der hellsten Nachtigall»: Susanne Ehrhardt, Blockflöte und Klarinette; Andreas Schlegel, Laute, und Jürg Tobler, Orgel, spielen Werke von Mozart, van Eyck, Couperin, Daquin, Ortiz, Castello und Vivaldi. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei. Kollekte. 26. April, 17.15 Uhr
Tanzender Jesuit Ein Christ in der Tradition der indischen Tanzkunst. In der Bewegung des Körpers Gott begegnen. Das sind Facetten von Pater Saju George, dem Jesuiten aus Kalkutta. In Begleitung indischer Musiker tritt der professionelle Tänzer im Mai auch im Rahmen eines Gottesdienstes in der Predigerkirche in Zürich auf: «Von der Freude als Ausdruck gelebter Spiritualität». Mit Christian Döhring, Orgel, Pfrn. Renate von Ballmoos.
Musik und Wort Collegium Vocale und Collegium Musicum Grossmünster Zürich unter der Leitung von Daniel Schmid: «Lutherische Messe F-Dur», BWV 233, Kantate «Dazu ist erschienen der Sohn Gottes», BWV 40. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei/Kollekte.
Tomatentage Verkauf von Tomatensetzlingen in der gewohnten Kappeler BioQualität im Garten des Klosters Kappel. 1. bis 2. Mai
Abendrundgang durch den Klostergarten «Rund um die Tomate» mit Christine Schmid, Gartenbauing. HTL, Leiterin Garten (wie jeden 1. Freitag im Monat (April bis Oktober). 1. Mai, 17 Uhr
Quellen meiner Kraft Wege zur eigenen Stärke und Lebensenergie. Denise Hürlimann und Sonja Bredel. 9. bis 10. Mai
Frühling voller Blüten ist Kreistänze laden zum Gestalten, Verweilen und Feiern ein. Rita Kaelin. 11. Mai
Chortage Auffahrt 2015 Vier Tage Chormusik in Zusammenarbeit mit dem Kantorat Grossmünster und dem Schweizerischen Kirchengesangsbund SKGB. Daniel Schmid und Markus J. Frey.
Buchtipp: Pastors Kinder sch. Es muss eine besondere Prägung hinterlassen, wenn man in einem Pfarrhaushalt aufwächst. Die Liste namhafter Persönlichkeiten, die aus einer Pfarrfamilie stammen, ist seit je her eindrücklich lang. Der Leipziger Theologe und Pfarrer Ekkehard Vollbach hat die Lebensgeschichten von über zwei Dutzend Pfarrerskindern aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert gesammelt. Einige von ihnen sind – wie zum Beispiel Friedrich Nietzsche oder Turnvater Friedrich Ludwig Jahn – bestens bekannt. Andere Pfarrerskinder können mit deren Popularität nicht ganz konkurrieren, warten aber mit mindestens so besonderen Lebensläufen und Errungenschaften auf. Wussten Sie beispielsweise, dass der Erfinder der Kühl-
schränke, der Entdecker des Koffeins oder Deutschlands erste Zahnärztin ebenfalls aus einem Pfarrhaus stammten? Zu schade, dass der Autor in seinem Werk nur deutsche Pfarrerskinder versammelt – und die namhaften Schweizer dieser Spezies ausser Acht gelassen hat. Da gäbe es bis in die jüngste Vergangenheit und Gegenwart mit Dürrenmatt, Blocher oder Leuenberger noch einiges mehr zu erzählen. Ekkehard Vollbach: Pastors Kinder, Müllers Vieh. Biographien berühmter Pfarrerskinder. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, 2014. 287 Seiten, Fr. 29.90.
Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13 Bachs 1.03.15 Bäretswil, 50% 1.04.15 Bülach 1.11.14 Dietikon 1.05.15 Dürnten 1.11.14 Maschwanden 1.09.14 Maur 1.01.15 Otelfingen 1.11.14 Opfikon, 80% 1.11.13 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS* 1.07.12 Schlatt, 70% 1.04.15 Volketswil 1.09.14 Weisslingen 1.09.14 Winterthur Mattenbach 1.04.16 Winterthur Seen 1.01.15 Winterthur Wülflingen 1.07.15 Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14 Zürich Matthäus, 80% 1.08.13 Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Industriequartier, 50%, EPS 1.09.11 Zürich SaatlenSchwamendingen 1.07.15 Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12 Zürich Wollishofen 1.12.15 Zürich Wollishofen, 50%, EPS 15.08.13 *Ergänzungspfarrstelle
Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stelle
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«Ich bin auch ein Töffmech» Porträt /
Drehbank statt Kanzel. Wie Pfarrer Werner Schneebeli beim Chlüttere Abschalten und alte Vespas in Schuss bringen kann. Text und Bild: Viviane Schwizer Pfarrer mit Flair für Mechanik: «Ich liebe das Scheppern der alten Drehbank.»
«Wissen Sie, Herr Pfarrer, Sie haben eben auch einmal etwas Normales gearbeitet», sagt ein Mann bei einem Besuch zu Werner Schneebeli anerkennend. Mit «normal» sei Fahrrad- und Motorradmechaniker gemeint, sagt der heutige Gemeindepfarrer von Affoltern am Albis. Er sei mittlerweile schon seit knapp zwanzig Jahren Pfarrer im Dorf, aber den Draht zu seinem Erstberuf habe er nie ganz verloren. Als ursprünglicher «Töffmechaniker» schätze er bis heute das Bodenständige und Handwerkliche. Und eben diese Erfahrung öffnet ihm viele Türen. In manchen Gesprächen schlägt er einen Bogen vom ganz Alltäglichen hin zu Fragen des Glaubens. «Zweiradtheologie» nennt er das dann und illustriert seine Haltung mit einer Episode einer Abdankungsfeier, die er für einen regional bekannten Zweiradmechaniker halten musste. Klar für ihn, dass er da als Requisit auf ein altes Velorad zurückgriff.
Beziehungsarbeit Werner Schneebeli, 53, verheiratet und Vater dreier erwachsener Kinder, ist zu 80 Prozent als Gemeindepfarrer in Afnotabene
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foltern tätig. In einem Zusatzpensum amtet er als Dekan. Als solcher kümmert er sich um die Leitung und Betreuung des Pfarrkollegenteams im Bezirk und begleitet als Ausbildner künftige Pfarrerinnen und Pfarrer. Wenn alles gut läuft, bleibt ihm neben all diesen Aufgaben noch ein Nachmittag pro Woche zum «Chlüttere» in seiner Werkstatt. Für ihn der perfekte Ausgleich zum Pfarramt. «Dort ist fast alles Beziehungsarbeit. Menschen erwarten Aufmerksamkeit, Begleitung und Stärkung». Er versuche immer wieder neu und unmittelbar für Menschen da zu sein und gemäss seiner Überzeugung «das Licht des Evangeliums in Lebenssituationen hineinstrahlen zu lassen – und zwar in alle», präzisiert er.
Rückzug in die Werkstatt Die ständige Beziehungsarbeit koste Kraft, lauge manchmal aus, gesteht der Seelsorger offen. Umso mehr schätzt er es, sich in seiner Werkstatt ganz für sich alleine in mechanische Arbeiten zu vertiefen. Dort könne er alles Belastendes vergessen. «Mein Lieblingsplatz ist bei der mehr als hundertjährigen Drehbank.
Sie wird noch mit Transmissionsriemen aus Leder angetrieben.» Er liebe schon den scheppernden Ton der alten Maschine und bewundere, dass sie nach dieser langen Zeit noch funktioniere. Mit ihr zu arbeiten, sei einfach nur Genuss. Der Pfarrer erarbeitet in der Werkstatt teilweise Spezialanfertigungen aus Metall für seine Frau, die ein Kreativatelier führt. Auch Restaurationen im 120 Jahre alten Pfarrhaus stehen immer wieder an. Mit Freude repariert er auch alte Töffs. Er erzählt von einer 50-jährigen Vespa und einem Velo-Solex und freut sich, wenn er die Gefährte wieder fahrtüchtig hinkriegt. «Die neusten Motorräder oder Roller sind nicht so mein Ding», sagt der Mech-Pfarrer. Er kümmere sich lieber um «exotische Aussenseiter». Diese Vorliebe gelte übrigens nicht nur im TöffBereich, sondern auch im Pfarramt: «Auch hier bin ich gerne mit schrägen Vögeln im Kontakt.» Von diesen besonderen Menschen könne er immer ganz viel lernen.
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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG
Autorinnen und Autoren Christian Schenk (sch), Nicolas Mori (mo), Simone Strohm (st), Barbara Mathis (bm). Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 4 / 2015 (Mai, Woche 20) Nr. 5 / 2015 (Juni, Woche 24) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web www.zh.ref.ch / notabene
Titelbild: Flüchtlinge in Syrien aus dem christlichen Dorf Tel Tammar. Foto: zVg Capni
Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich
Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich
Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13