notabene 9/2015

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Nr 2015 Nr 99 November / November 2015

notabene Zeitschrift Zeitschriftfür fürdie dieMitarbeitenden Mitarbeitendender derZürcher ZürcherLandeskirche Landeskirche

Seelsorge auf dem letzten Wegstück Palliative Care /

Seiten 11

Seite 12

Erkennt man uns?

Liebe Mühe mit Distanzierten

Kirche und Corporate Design

Warum sich die Kirche so schwertut mit Fernbeziehungen 1


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Aktuell

Nachrichten

Liebe Leserin, lieber Leser

3–5 Dass sich Erwachsene darüber austauschen, wie sie dereinst sterben möchten – und wie ganz sicher nicht –, kam mir als Kind und Heranwachsender immer sehr fremd und beängstigend vor. Wenn solche Themen bei meinem Grosseltern in der Stube nach einem Jass oder in der Küche beim Bohnen rüsten zur Sprache kamen, dann verstand ich nie, warum man etwas so unsagbar Trauriges wie den eigenen Tod oder den unserer Liebsten einfach so hemmungslos in die Gesprächsrunde werfen konnte und organisatorisch in den Griff zu kriegen versuchte. Auch befremdete mich, wie

Menschen aus dem Leben weiss ich, wie froh man ist, Pläne, Wünsche und Ängste Angehöriger auf dem letzten Stück des Lebensweges zu kennen – erst recht, wenn man in die Lage kommt, für diese Menschen unendlich schwere Entscheidungen treffen zu müssen. Es ist mir mittlerweile auch bewusst, wie wichtig und beruhigend es für einen selbst sein kann, diese Fragen aufgeworfen und so weit als möglich und im Austausch mit anderen Menschen besprochen zu haben. Um solch wichtige Fragen am Ende des Lebens geht es auch in der Reportage über die Spitalseelsorgerin Claudia Graf und die Rolle der Kirche im Bereich Palliative Care (ab Seite 8). Die Pfarrerin ist für Schwerkranke und Sterbende da – tagtäglich. Sie begleitet Angehörige und sorgt im hektischen Spitalalltag dafür, dass für Menschen am Lebensende neben der medizinischen Pflege auch Raum bleibt, das Leid, die Ängste und Hoffnungen mit anderen Menschen zu teilen. Die Pfarrerin hält all dies mit aus. Sie steht Patienten, Angehörigen und auch dem Pflegepersonal mit ihrem grossen Erfahrungsschatz zur Seite und ist auch dann vor Ort, wenn es ernst wird mit all jenen letzten Fragen und Entscheidungen, die man damals noch eher theoretisch im Kreis der Familie am Stubentisch besprochen hat.

«Die Spitalpfarrerin ist für Schwerkranke und Sterbende da – tagtäglich.» routiniert vor allem ältere Erwachsene angesichts der Tragik des Themas scheinbare Belanglosigkeiten wie der Frage nach dem Dessert beim Leidmahl (Caramelköpfli oder doch besser Fruchtsalat?) oder dem besten Anbieter für die Grabpflege verhandeln konnten. Für mich mag – und muss – ich solche Pläne noch immer nicht schmieden. Schaudern tuts mich allerdings längst nicht mehr, wenn im Familien- oder Freundeskreis die Gästeliste der Beerdigung besprochen, die Patientenverfügung aktualisiert oder die Frage nach Sterbebegleitung, Schmerztherapie oder Sterbehilfe diskutiert wird. Im Gegenteil: Nach dem Abschied von lieben 2

Christian Schenk Redaktor «notabene»

Leserbriefe

Braucht Gott ein Opfer? 4–5 Kolumne «Stadtfuchs & Landei»

Erntedank ganz ländlich 5 Schwerpunkte

Palliative Care: Seelsorge an der Grenze des Lebens 6–9

Erkennt man uns? Corporate Identity bei der Kirche 10

Pfarrstellenabbau – ein schmerzhafter Prozess 11

Liebe Mühe mit den Distanzierten 12 Rubriken

Themen und Termine 13 – 14

Stellenmarkt 14

Porträt: Salsa fürs Leben 15

Impressum / Bischof zeichnet 16 notabene

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Budget 2016 und Finanzplan / Motoren

weiter

drosseln sch. Für die Herbst- und Wintersession legt der Kirchenrat der Kirchensynode das Budget 2016 und den Finanzplan bis 2020 vor. Die prognostizierte Tendenz ist klar: Die Erträge der Landeskirche sinken leicht, aber stetig. Entsprechend ist der Kirchenrat darauf bedacht, die Motoren in den kommenden Jahren weiter zu drosseln. Gleichzeitig will er das Eigenkapital weiter stärken. Für 2016 ist noch ein leichter Ertragsüberschuss von 412 000 Franken budgetiert. Dieses Ergebnis wird bei einem Zentralkassenbeitragssatz von 3,2 (2015: 3,15) erreicht. Damit ergeben sich Beiträge der Kirchgemeinden mit einem Volumen von rund 65 Millionen. Als Staatsbeiträge fliessen der Landeskirche bis 2019 jährlich 26,8 Millionen zu. Ab 2020, wenn die Staatsbeiträge anhand der Mitgliederzahlen neu ermittelt werden, sinken diese voraussichtlich auf 25,7 Millionen Franken. Auch die Steu-

ererträge der Kirchgemeinden dürften wegen des Mitgliederrückgangs bis dahin kontinuierlich zurückgehen. Der Kirchenrat reagiert auf den Mitgliederrückgang mit der Anpassung der Pfarrstellen (siehe Beitrag Seite 10) und einer Reduktion der Stellen der Gesamtkirchlichen Dienste. Die Belastung der Gemeinden soll mit einem gleichbleibenden Zentralkassenbeitragssatz nicht zunehmen und bei rund 30 Prozent der Nettosteuereinnahmen bleiben. Die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform III sind im Finanzplan noch nicht ausgewiesen: Die Einschätzungen von Bund und Kanton über mögliche Ausfälle sind noch zu unbestimmt, weil die definitive Ausgestaltung der Reform noch aussteht. Bei einer Reduktion der Gewinnsteuern der juristischen Personen wäre auch die Kirche entsprechend betroffen.

Kirchenrat / Ressorts

GKD / Neue

sind verteilt

beitende

mo. Die Ressortverteilung im neuen Kirchenrat ergab keine Überraschungen. Die beiden neuen Mitglieder des Kirchenrates übernehmen die Ressorts der abtretenden: Katharina Kull-Benz besetzt also das Ressort «Finanzen und Infrastruktur», Esther Straub bearbeitet das Ressort «Kirche und Gesellschaft». Die Bisherigen behalten demnach ihre Ressorts. Kirchenratspräsident Michel Müller: «Kirchliche Identität und Beziehungen», Andrea Marco Bianca: «Mitgliedschaft und Lebenswelten», Thomas Plaz-Lutz: «Bildung und Theologie», Daniel Reuter: «Gemeinde und Region», Bernhard Egg: «Diakonie und Soziales». Andrea Marco Bianca und Daniel Reuter sind zudem zu Vizepräsidenten des Kirchenrates ernannt worden.

kom. Mit Markus Beile und Diana Abzieher beginnen ab Januar 2016 im Bereich Konfirmationsarbeit und junge Erwachsene zwei neue Mitarbeitende ihren Dienst bei den Gesamtkirchlichen Diensten. Sie übernehmen Arbeits- und Themenbereiche, die bisher von Barbara Schleuniger gepflegt wurden. Markus Beile ist Pfarrer in Allensbach, Diana Abzieher ist ausgebildete Diakonin. Einen Wechsel gibt es auch im Bereich Gemeindeentwicklung: Matthias Bachmann (bisher Marketing Theologiestudium und Nachwuchsförderung) übernimmt die Nachfolge von Andreas Jakob als Bereichsleiter «Gemeindeentwicklung». Er wird auch Projektbeauftragter «KirchGemeindePlus». Das Pensum beträgt 100 Stellenprozent.

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Mitar-

KirchGemeindePlus /

Kirchensynode stellt die Weichen sch. Die Kirchensynode fasst an ihren Sitzungen vom 24. November und 1. Dezember wegweisende Beschlüsse zum Prozess KirchGemeindePlus. Auf der Traktandenliste stehen Antwort und Bericht des Kirchenrates zu zwei Postulaten, die inhaltlich direkt den Prozess zur Strukturänderung der Landeskirche betreffen. Das eine fordert eine Klärung in Bezug auf die Grösse der zukünftigen Kirchgemeinden. Das andere stellt Fragen zu einer kantonalen Bewirtschaftung der Liegenschaften und Vermögenswerte der Landeskirche. Dass der Kirchenrat darauf mit einem ausführlichen Bericht antwortet, begründet er unter anderem wie folgt: «Das Thema KirchGemeindePlus ist für die Kirchensynode zentral. Letztlich entscheidet sie über die Zusammenlegung von Kirchgemeinden, und sie bewilligt das Budget für diesen Entwicklungsprozess der Kirche.» Darum solle das Kirchenparlament die Möglichkeit erhalten, sich mit dem bisher Erreichten auseinanderzusetzen und zur Weiterführung Stellung zu nehmen. Stimmt die Kirchensynode dem Bericht zu, bekommt der Prozess noch mehr Fahrt: Bereits bis Sommer 2016 sollen die Konturen der neuen Kirchgemeinden skizziert und ein Jahr später von der Kirchensynode definitiv beschlossen werden. Geht es nach den Plänen des Kirchenrates, sollen die künftigen Kirchgemeinden zu «Rahmenorganisationen» werden, die zwar ihren institutionellen Charakter behalten, aber offen werden für Bewegungen und Profilbildungen. Der territoriale Bezugsrahmen würde bleiben, aber massiv vergrössert. Der Kirchenrat geht, davon aus, dass man am Ende des Prozesses von 35 bis 40 Kirchgemeinden (statt der heute 177) rechnen könne. Traktanden und Synodegeschäfte auf: www.zh.ref.ch/kirchensynode

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Datenerhebung angelaufen mo. Anfang Oktober ist die angekündigte Erhebung der Leistungen in den Kirchgemeinden und den Gesamtkirchlichen Diensten angelaufen. Die Erhebung gehört zu einer umfassenden Studie, welche die Kirchen und der Kanton im Blick auf das nächste Tätigkeitsprogramm beim Institut für Politikwissenschaft der Uni Zürich in Auftrag gegeben haben (vgl. notabene 5 und 7/2015). Das Kirchengesetz verpflichtet die Kirchen, zum Erhalt der Kostenbeiträge des Staates Tätigkeitsprogramme einzureichen. Diese Programme müssen auch die Leistungen der Kirchgemeinden umfassen, weil die Angebote der GKD allein nicht den beanspruchten Umfang erreichen. Dass der Versand an die Kirchgemeinden erst knapp vor den Herbstferien erfolgt ist, war nicht so geplant und in der Tat ungünstig. Die Zeit hat für die meisten Gemeinden nicht mehr gereicht, die Erfassung noch vor den Ferien intern zu organisieren. Zurzeit sind aus diesem und anderen Gründen flankierende Massnahmen in Abklärung, die baldmöglichst kommuniziert werden.

Kirchgemeinden /

Verein der Präsidien gegründet Am 23. Oktober haben 24 Präsidenten und Präsidentinnen von Zürcher Kirchgemeinden den Verein der reformierten Kirchgemeindepräsidien im Kanton Zürich (VKPZ) gegründet. Damit ist ein institutionalisiertes Forum geschaffen worden, das laut Statuten den Austausch zwischen den Präsidien ermöglicht, die Unterstützung in ihrer Funktion und der Meinungsbildung bei Angelegenheiten der Landeskirche bezweckt. Zum Präsidenten des Vereins ist Flurin Wahl aus Rafz gewählt worden. Kontakt: ref-praesidium@shinternet.ch

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Leserbrief / Kann

das Christentum auf Opfer gründen?

«notabene» 7/15: «Über Brot wird nicht gesprochen» Aus der Antike übernehme ich gerne den Spruch von Sokrates «Sprich, damit ich dich sehe!» als Ermutigung für mich als Pfarrerin, die reformierte Bekenntnisfreiheit nicht zu einer Bekenntnislosigkeit werden zu lassen. Die Sühneopfertheologie lasse ich gerne zurück. Denn: Hat Gott seinen Sohn qualvoll am Kreuz sterben lassen, damit wir uns von der Sünde erlöst fühlen? Kann das Christentum als Religion der Liebe wirklich auf einem Opfer gründen und darin seinen Sinn haben? Die Verknüpfung von Liebe mit Gewalt ist unheilvoll. Sie widerspiegelt zudem Werte patriarchaler Familienordnungen und hat damit bis in unsere Zeit hinein auch traditionelles weibliches Rollenverhalten theologisch legitimiert: Hingabe und Selbstaufopferung bis zu Selbstverleugnung. Nicht umsonst hat die feministische Theologie sie hinterfragt, wenn sie als Befreiungstheologie von den seelischen und leiblichen Erfahrungen der Menschen ausgeht und diese neu deutet, damit heilsames Zusammenleben gelingt und befreiendes Handeln ermöglicht wird: für Frauen, Männer und Kinder gleichermassen. Glauben ist nicht ein Fürwahrhalten von dogmatischen Aussagen, sondern vielmehr eine Beziehungsgeschehen, wie es sich auch in Jesu Heilungsgeschichten zeigt. Es gilt, auch gerade in der Seelsorge, heranzurücken an das pralle, schöne, aber auch leidvolle Leben von Menschen. Eine solche Theologie weiss um den «Seufzer der Schöpfung», verliert aber nicht den Blick für die kleinen Auferstehungserfahrungen in der Alltäglichkeit des Lebens. Oder in den Worten der Dichterin Marie Luise Kaschnitz: «Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tag / Mit unserem lebendigen Haar / mit unserer atmenden Haut.» Esther Gisler Fischer, Pfrn.

Foto: Peter Morger

Tätigkeitsprogramm /

Grundfragen des Glaubens: Die von Irene Gysel geforderte Diskussion wird von der «notabene»-Leserschaft rege geführt.

Leserbrief / Rückfall

hinter das Gottesbild Jesu «notabene 8/15». Dominique von Orelli fragt in seinem Leserbrief nach der Veranlassung bei Irene Gysel, weshalb sie die Sühneopfer-Deutung des Kreuzestodes Jesu aus der Kirche entfernen wolle. Nun, dafür gibt es gute – theologische – Gründe. Die Vorstellung, dass Gott ein Sühneopfer braucht, um dem Menschen Schuld vergeben zu können, findet sich tatsächlich in der Bibel. Sie ist nicht nur ein Bild aus der Antike (und des Judentums), sondern auch fast aller heidnischen Religionen, wie wir seit René Girard wissen. Und ein Rückfall hinter das Gottesbild Jesu. Sein Tod am Kreuz bleibt Zentrum der Kirche, offenbart jedoch etwas ganz Anderes: die Grösse der Liebe Gottes, der seine Liebe zum Menschen auch dann nicht zurückzieht, notabene

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wenn dieser Gottes Bote ans Kreuz nagelt. Der Justizmord an Jesus, der Verkörperung dieser Liebe, offenbart gleichzeitig die Abgründe des Menschen, dessen Finsternis das göttliche Licht vertreibt. Die Umdeutung dieses Geschehens in ein Gott «wohlgefälliges und allgenugsames Sühneopfer» macht aus Gott einen Buchhalter, dessen Liebe und Vergebung an Bedingungen gebunden ist. Sie ist – theologisch auf den Punkt gebracht – eine Blasphemie: Sie verdunkelt den Gott Jesu Christi und führt die Menschen auf ihrer Gottsuche in die Irre. So lange die Kirche dieses heidnische Gottesbild nicht aufgibt (so die Diagnose des katholischen Theologen Eugen Biser in seiner «Einweisung ins Christentum»), werden sich die Kirchen weiter entleeren, weil die Menschen

spüren, dass Jesus einen ganz anderen Gott als seinen – und unser aller – Vater in seinem Leben und in seiner Verkündigung verkörperte. Das Entfernen der Sühneopfer-Vorstellung, die uns jeglicher Verantwortung entbindet, ergibt alles andere als eine «Schönwetter-Seelsorge» – im Gegenteil: Sie offenbart sowohl die unermesslich bedingungslose Liebe Gottes wie die tiefsten Abgründe der Menschen, die von dieser Liebe unterfangen sind. Diese Frohbotschaft gilt es unter den antik-mittelalterlich-kirchlichen Umdeutungen freizulegen und in ihrer Radikalität wieder zu entdecken! Irene Gysel sei Dank für ihren Mut, dieses heisse Eisen anlässlich ihres Rücktritts aus dem Kirchenrat nochmals angesprochen zu haben. Samuel Jakob, Gontenschwil

Leserbrief / Was

heisst eigentlich evangelikal? «notabene» 7/15: «Über Brot wird nicht gesprochen» Im Interview sagt Irene Gysel, dass «unsere Kirche von aussen zusehends als evangelikal wahrgenommen» werde. Mit dem Begriff «evangelikal» ist das so eine Sache. Er ist Kampfbegriff für die einen und Schimpfwort für die anderen. Ich will den Begriff weder im einen noch im anderen Sinn verstehen. Ich verstehe darunter das Ur-Evangelische, das sich bemüht, die direkte Linie zur Neu-Entdeckung der Bibel in der Reformationszeit aufrechtzuerhalten. Was die Direktheit des Redens und Ringens über genuine Glaubensfragen angeht, stehen wir in der Tradition von Emil Brunner. Was die Auslegung der Bibel angeht, sind wir der Glaubwürdigkeit der biblischen Texte verpflichtet. Dazu gehört die historische Einordnung und Erforschung der Bibel. Persönlich stehe ich in der Traditionslinie einer historischen Exegese der Bibel, die sich nicht dazu aufspielt, über den Bibeltext zu herrschen. Was die Einzigartigkeit Jesu Christi angeht, sind für mich die deutschen Theologen Wolfhart Pannenberg oder

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Helmut Thielicke unverzichtbare Orientierungspunkte. Intellektuell gut durchdacht werden diese «evangelikalen» Positionen momentan durch den Oxforder Systematiker Allister McGrath. Allgemein ist zu sagen, dass wir grosse Vorbehalte haben gegenüber einer Theologie und einer kirchlichen Praxis, die primär nach den Erscheinungsformen des Religiösen Ausschau hält; so als müssten wir als Kirche die religiösen Sensibilitäten und Erwartungen der Gegenwart «bedienen». Lässt man sich davon leiten, wird alles verfälscht: Man stellt sich nicht mehr die Frage nach Gott, sondern nur noch die Frage nach den gegenwärtigen Erwartungen an Gott. Es geht dann nicht mehr um Gott, der mir als ein persönliches Du gegenübersteht, sondern um zeitgenössisch verantwortbare (oder gar politisch korrekte) Vorstellungen von Gott. Ich bleibe jedoch bei jenem schlichten Vertrauen, dass unser Gottesbild bei der Bibel und der christlichen Tradition besser aufgehoben ist als in unsern zeitgemässen Entwürfen von Gott. Willi Honegger, Pfr.

Landei & Stadtfuchs Erntedank – typisch Land? Nicht, dass Städter nicht auch dankbar wären für die Nahrung, die es in ihrer Nähe ja sicher noch in internationalerer und grösserer Auswahl gibt als bei uns. Aber letztlich ist in der Stadt die Nahrung bei Grossverteilern oder allenfalls noch Quartierlädelis zu finden. Wohingegen bei uns die Nahrung auf den Feldern vor unserer Haustüre wächst. So kann man bei uns Kartoffeln, Äpfel, Eier, Joghurt, Schnaps, Most, Brot, Fleisch von auf Bonstetter Wiesen weidenden Hochlandrindern direkt auf einem unserer nicht mehr ganz so vielen Buurehööf bzw. im Hof- oder Buurelädeli kaufen: von hier und selbst gemacht. Weil wir direkt sehen, ob viel oder wenig an den Bäumen und auf den Feldern wächst, das im Herbst geerntet werden kann, wissen wir ganz praktisch, dass Nahrung keine Selbstverständlichkeit ist. Deshalb feiern viele Landeier im Herbst Erntedank-Gottesdienste; oft auf einem Hof. Wenns bereits herbstlich kalt ist, eben im Wintermantel. Bei uns spielt der Musikverein, die Minichile-Chind machen mit, und anschliessend beginnt das Herbstfest. Neben Essbarem rund um Apfel & Chürbis gibt es Handwerkliches und Spielerisches: MoschtchruegStoosse und Markus Müller live an der grossen Mostpresse: Er zeigt, wie aus Äpfeln Saft gepresst wird, der dann pasteurisiert als Süessmoscht serviert oder auch zu Chlöpfmoscht vergoren (seine Spezialität) wird. Schade, dass ich Ihnen hier kein Müschterli mitliefern kann. Pfrn. Susanne Sauder

Als Seelsorger stehen sie mitten im Leben: sie als Dorfpfarrerin von Bonstetten, er als Stadtpfarrer in Neumünster in Zürich. In dieser Kolumne erzählen Susanne Sauder und Res Peter abwechselnd, wie das Kirchenleben dies- und jenseits des Uetlibergs so spielt. 5


Foto: Dorothee Degen

Am Krankenbett begegnet Spitalseelsorgerin Claudia Graf täglich den Fragen an den Grenzen des Lebens.

Schwerpunkt Palliative Care /

Begleiten auf dem letzten Wegstück Die Menschen am Lebensende pflegen und begleiten, gehört seit jeher zu den Kernaufgaben der Kirche. Heute gewinnt die Seelsorge auf dem letzten Wegstück im Rahmen von Palliative Care in Spitälern zusätzlich an Bedeutung. Claudia Graf, Spitalpfarrerin in Bülach, erzählt, was es heisst, für Sterbende und Angehörige da zu sein. Von Dorothee Degen-Zimmermann

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In der Eingangshalle des Spitals Bülach wiegt eine junge Frau zärtlich ihr Neugeborenes. Der Wagen, der die beiden nach Hause bringt, fährt eben vor. Täglich werden hier Kinder geboren. Und täglich wird gestorben. Die ganze Bandbreite des Lebens. Das ist das Arbeitsfeld der Spitalseelsorgerin Claudia Graf (44). Seit eineinhalb Jahren arbeitet die reformierte Pfarrerin hier, davor hat sie im Kantonsspital Luzern während sieben Jahren u.a. beim Aufbau der dortigen Palliativabteilung mitgearbeitet. Auch hier in Bülach kümmert sich die Seelsorgerin hauptsächlich um Sterbende und Menschen in schwierigen Situationen. notabene

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Zuhören «Patienten erzählen mir aus ihrer Sicht ihre Krankengeschichte – was ihnen widerfahren ist, woran sie leiden. Es scheint ein grosses Bedürfnis zu sein, in einem ganzheitlichen Sinn verstanden zu werden, nicht nur medizinisch-technisch. Manchmal finde ich mich in der Rolle derjenigen, die übersetzen hilft zwischen Patient und Behandlungsteam, in beiden Richtungen. Dann sage ich zum Beispiel dem zuständigen Arzt, er möge das der Patientin noch einmal erklären.» Im wöchentlichen Seelsorgerapport erfährt Claudia Graf die Sicht der Pflegenden, die am nächsten dran sind bei den Leuten. Auch am interdisziplinären notabene

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Rapport nimmt sie teil. «Ich habe mir angewöhnt, immer wieder zu fragen: Weiss das die Patientin? Wissen das die Angehörigen? Etwas zu verstehen

«Ich gehe ins Krankenzimmer und stelle mich vor. Was dann geschieht, ist offen.» und zu internalisieren, ist ein längerer Prozess. Ich bringe meine Sichtweise ein ins Gespräch. Es ist gar nicht so einfach, unter den verschiedenen Berufsgruppen eine gemeinsame Sprache zu finden.»

Angst und Hoffnung Am Krankenbett begegnet Claudia Graf den Fragen an den Grenzen des Lebens. Da ist die grosse Enttäuschung, dass alle Therapien nichts gefruchtet haben. Da ist die Angst, die grosse Ungewissheit: Was für

Foto: Maren Beßler / pixelio

Jetzt führt sie mich auf die Palliativabteilung. Ein normaler Spitalkorridor, geschlossene Türen links und rechts, es ist ruhig. Ein Aufenthaltsraum mit Kaffeemaschine. Ich stelle mir vor, dass hier in langen Nächten gewacht, gewartet – und auch geweint wird. Das Spital Bülach führt seit 2012 eine Palliativabteilung mit acht Betten. Manche Patienten bleiben nur kurz und gehen danach wieder nach Hause. Andere werden in eine Pflegeinstitution verlegt. Und viele sterben auf der Abteilung. Claudia Graf und ihre katholische Kollegin Tanja Haas sind im Dienst der Kirchen für Menschen auf allen Abteilungen da, aber sie haben ihren gemeinsamen Schwerpunkt auf der Palliativabteilung. Viele Patientinnen und Patienten lernen sie erst in ihrer letzten Lebensphase kennen. «Es ist ganz unterschiedlich, wie ich mit ihnen in Kontakt komme. Ich gehe ins Krankenzimmer und stelle mich vor. Was dann geschieht, ist offen. Manchmal ist ein Gespräch nicht erwünscht. Oder der sterbende Mensch hat keine Kräfte mehr für einen neuen Kontakt. Davor habe ich grossen Respekt.» Oft folgt Claudia Graf dem Hinweis einer Pflegefachfrau: Da ist Frau A., sie braucht jemanden, mit dem sie reden kann. Oder die Pfarrerin einer benachbarten Gemeinde ruft an. Sie ist in Kontakt mit Familie B., der Vater wird demnächst in die Palliativabteilung eintreten.

Mehr Engagement für Palliative Care sch/dd. Unter Palliative Care versteht man die ganzheitliche Versorgung, Pflege und Begleitung von Menschen am Lebensende. Sie steht auf vier Säulen: medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung. Spiritual Care meint die Wahrnehmung der spirituellen, geistigen Not von Menschen am Lebensende und ihre Begleitung. 2014 haben die reformierte und die katholische Kirche des Kantons Zürich beschlossen, gemeinsam einen Schwerpunkt im Bereich Palliative Care zu setzen. In seinem Bericht wies der Kirchenrat darauf hin, dass sich in den letzten Jahren in der Gesellschaft ein neuer Umgang mit Sterben und Tod abgezeichnet hat. Er würdigte die Errungenschaften der modernen Medizin, wies aber auch auf deren Grenzen hin, wenn es darum geht, der Individualität und dem Schicksal eines einzelnen Menschen am Ende seines Lebens gerecht zu werden: «Die Kirche ist einem inklusiven Menschenbild verpflichtet, in welchem auch leidende Menschen aufgehoben sind. Diese Sicht des Menschen steht im Gegensatz zu einem Menschenbild, das Autonomie und Unabhängigkeit verabsolutiert.» Der Kirchenrat formulierte dazu insgesamt 17 Massnahmen, unter anderem in der Aus- und Weiterbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern und von Freiwilligen. Zudem unterstützt der Kirchenrat im Rahmen eines Forschungs-Engagements eine Stiftungsprofessur an der Universität Zürich. Die Professur, seit Ende September besetzt von Simon Peng-Keller, leistet mit Lehraufträgen an der Theologischen und an der Medizinischen Fakultät einen Beitrag dafür, dass christliche Theologie und Spiritualität in den nationalen Forschungsprojekten wahrgenommen wird und dass sich die künftige Pfarr- und Ärzteschaft in Palliative Care auskennt. www.zh.ref.ch/handlungsfelder/ds/palliative-care

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«Es tat gut, darüber zu reden» Eine Angehörige erzählt /

Foto: Maren Beßler / pixelio

Im Mai 2015 musste Monika Bauer* (55) von ihrem Mann Abschied nehmen. Fast fünf Jahre lang hat er gegen seinen Krebs gekämpft, sie hat ihn dabei immer begleitet und unterstützt. Die letzten Wochen hat er auf der Palliativabteilung im Spital Bülach verbracht.

Schmerzen kommen auf mich zu? Wie sterbe ich? Was passiert mit meinem Körper? Und was ist jenseits der Schwelle? Aber auch die Sorge um die Angehörigen: Wie wird meine Partnerin ohne mich zurechtkommen? «In der Welt habt ihr Angst. Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden», ist ein Schlüsselwort für die Seelsorgerin. «Die Angst gehört zum Menschsein. Und doch bin ich auch immer wieder beschenkt und beeindruckt, wenn ich – meist ohne Worte – etwas von dieser Gewissheit oder Getrostheit spüre.»

Beglückende Momente Die Angehörigen hat Claudia Graf ebenso im Blick wie die Kranken: «Manchmal spreche ich einen Ehepartner direkt an und sage ihm, dass ich auch für ihn da sei.» Gerade auch im Blick auf die Angehörigen ist die Vernetzung wichtig. Haben sie tragfähige Beziehungen im Verwandten- und Freundeskreis? Bestehen Kontakte zur lokalen Kirchgemeinde? Abdankungen hält Claudia Graf nicht: «Diese gehören in den Rahmen der Kirchgemeinde. Ich schaffe gern Kontakte. Als Kirchenfrau bringe ich mein ganzes kirchliches Netzwerk mit. Das ist ein Plus gegenüber ausschliesslich psychologischer Betreuung.» Wer täglich mit Sterben und Tod konfrontiert ist, braucht einen pfleglichen Umgang mit sich selbst. Claudia Graf 8

«Ich bin froh, dass wir diese acht Wochen hatten. Ich konnte Markus* zu jeder Tages- und Nachtzeit besuchen und schlief fast immer bei ihm. Die Pflegenden waren achtsam und gaben sich grosse Mühe. Vorher hatte ich ihn selbst gepflegt, nun war ich nicht mehr dafür verantwortlich. Das war eine Erleichterung. Ich konnte noch vieles möglich machen. Zwei- oder dreimal nahm ich ihn im Rollstuhl heim, und einmal brachte meine Schwester ein feines Essen mit und wir deckten den Tisch wunderschön, mit einem weissen Tischtuch. Über das Sterben konnte ich mit meinem Mann nicht reden. Mit der Seelsorgerin wollte er keinen Kontakt, auch mit der Gemeindepfarrerin nicht. Die Abdankung war kein Thema, er wollte sich nicht damit konfrontieren, er hat wirklich bis zum Schluss gekämpft. Für mich war das schwierig, es wäre so entlastend gewesen. Es war gut, dass ich mit Frau Graf darüber reden konnte. Ich erzählte ihr, wie es für mich war, als ich meine Eltern verlor. Und von meinen Vorstellungen, was nachher sein würde. Es war schön, darüber zu reden. Man konnte sich im Spital zum Gespräch treffen, ganz unkompliziert. Ich wusste, dass sie auch mit den Ärzten und Pflegenden im Kontakt stand und dort meine Bedenken und Ängste einbringen konnte. Ich hatte befürchtet, dass man Markus noch einmal verlegen könnte. Kurz vor seinem Tod haben wir noch einen Spitalgottesdienst besucht, mein Mann, mein Sohn und ich. Frau Graf hat über die Hoffnung gepredigt, das war total schön! Die Abdankungsfeier hielt ein Gemeindepfarrer, sie war sehr berührend, die Kirche war übervoll. Nachher fiel ich in eine totale Erschöpfung. Zuvor hatte sich alles um meinen Mann und um die Krank-heit gedreht, das war unser Projekt. Und nun sah ich plötzlich keine Ziele mehr. Frau Graf hat mir noch einige Male geschrieben und wir haben uns hin und wieder getroffen.» *Namen geändert / Aufgezeichnet von dd

nennt drei Punkte: das Eingebundensein im Team mit der Kollegin und anderen Mitarbeitenden, ausreichende Pausen, um Abstand zu gewinnen, und eine bewusst gepflegte Spiritualität. Ihren Beruf empfindet sie trotz der Schwere als Privileg. «Ich erlebe ganz viele beglü-

ckende Momente, ein Strahlen auf einem Gesicht, ein Gespräch, in dem Zuversicht aufleuchtet, ein Lachen – ja, auch das. Ich vertraue darauf, dass Gott immer da ist, auch in der Angst und an den Grenzen.»

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Foto: Dorothee Degen

Eine Antwort auf Exit? Palliative Care /

Regula Gasser ist Pflegefachfrau, Psychologin, Theologin und Projektleiterin Seelsorge im Bereich Palliative Care in der Zürcher Landeskirche. Von Dorothee Degen-Zimmermann

Ja. Wenn Schwerkranke die Gewissheit haben, dass sie umfassend begleitet und unterstützt werden, tritt der Todeswunsch oft in den Hintergrund. Die Medizin hat in der Linderung von Schmerzen und anderen Symptomen sehr grosse Fortschritte gemacht. Ich schliesse aber nicht aus, dass es Situationen gibt, wo das Leiden und die Schmerzen so gross und unkontrollierbar sind, dass jemand sagt, ich halte das nicht mehr aus. Ich finde es wichtig, dass die Kirche auch dann nahe beim leidenden Menschen ist,

Ich denke, dass mit dem Wort Würde häufig leichtfertig umgegangen wird. Dem hält die Theologie zu Recht die unverlierbare Würde des Menschseins entgegen. Und auf der anderen Seite erleben Patienten im hektischen Pflegealltag, wie mit ihnen umgegangen wird. Da kann vielleicht jemand die Ausscheidungen nicht mehr kontrollieren und wird vom gestressten Personal schnell abgefertigt. Dann mag schon das Gefühl aufkommen, ich verliere meine Würde. Sie haben bis vor zehn Jahren selber als Pflegefachfrau gearbeitet. Hat die Hektik seither zugenommen?

Ja, mit der Einführung der Fallpauschale 2011 ist die Aufenthaltsdauer der Patienten in den Akutspitälern kürzer geworden. Die häufigen Wechsel der Patienten verursachen einen hohen Aufwand und viel Bürokratie. Der Fokus ist auf die Behandlung körperlicher Symptome gerichtet. Dadurch ist das, was wir früher ganzheitliche Medizin nannten, aus dem Blickfeld geraten. Das wollen wir mit Spiritual Care – im Rahmen der Palliativpflege – wieder zurückholen. Wir müssen dabei auch die Bedürfnisse des Pflegepersonals und der Ärzteschaft im Auge behalten, die unter sehr grossem Zeitdruck stehen. Sinnfragen beschäftigen nicht nur die Patienten, sie sind auch bei den Fachpersonen angekommen.

«Eine moralisch rigide Haltung hilft nicht weiter.» dass sie mit diesem Konflikt umzugehen weiss. Eine moralisch rigide Haltung hilft nicht weiter. Es sind komplexe ethische Fragen, die auf die Kirche und überhaupt auf die Gesellschaft zukommen. Was bedeuten Autonomie und Selbstbestimmung? Was sind unsere Werte als Gesellschaft, die wir leben möchten? In diesem Zusammenhang ist viel vom Verlust der Würde die Rede. notabene

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Auch Schwerkranke bleiben meist nicht lange im Akutspital. Sie werden in eine andere Institution verlegt oder gehen wenn möglich nach Hause. Im Spital ist die Seelsorge etabliert. Wie steht es im ambulanten Bereich?

Dafür sind eigentlich die Pfarrpersonen in den Kirchgemeinden zuständig. Wobei man sagen muss, es haben nicht alle die Ressourcen dafür, zudem ist die Begleitung von Schwerkranken nicht jedem gegeben. Viele Patienten haben auch keinen Kontakt zu ihrer Kirchgemeinde. Wir arbeiten daran, in den Regionen Menschen, die an Spiritual Care interessiert sind – Gemeindediakoninnen, Pfarrpersonen und Freiwillige – mit bestehenden Institutionen und Netzwerken zusammenzubringen: Spitex und Onko-Spitex, PC Team Zürcher Oberland, das Netz Palliative Care Zürich Unterland, Lighthouse und andere.

Kontakt: regula.gasser@zh.ref.ch Tel.044 258 91 53

Foto: Maren Beßler / pixelio

Wenn von selbstbestimmtem Sterben die Rede ist, denken die meisten an aktive Sterbehilfe von Organisationen wie Exit oder Dignitas. Ist die Palliative Care eine Antwort darauf?

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Pfarrstellen /

Rückbau fair gestalten Die Zuteilung von Pfarrstellen für die Amtsdauer 2016 bis 2020 ist nach einem mehrmonatigen Prozess abgeschlossen – im Zeichen von Kürzungen ein schwieriger Weg. Ein Rückblick und ein Kommentar. Von Kirchenratsschreiber Walter Lüssi

Die Kirche hat noch wenig Erfahrung mit der Zuteilung von Pfarrstellen. Erst zum zweiten Mal liegt die Verantwortung ganz bei ihr. Vorher, in finanziell weniger angespannter Zeit, war der Kanton zuständig. Die kirchliche Gesetzgebung verlangt einen Prozess, der alle Beteiligten über Monate beschäftigt und von Kürzungen betroffene Pfarrpersonen über lange Zeit verunsichert hat. Es war beeindruckend zu sehen, mit wie viel Engagement in vielen Kirchgemeinden an der Zukunft unserer Kirche gearbeitet wird. Die Kommunikation stellte Kirchenrat und Projektgruppe

wortlich sind, oftmals anders gesehen. Die vielen Gespräche waren wichtig. Sie haben beiden Seiten die Chance geboten, die unterschiedlichen Sichtweisen zumindest verständlich zu machen. Dadurch, dass Ergänzungspfarrstellen nicht durch einen zentral gesteuerten Automatismus, sondern aufgrund von Gesuchen zugeteilt wurden, liegt heute wertvolles Material über die Arbeit in den Kirchgemeinden, ihre Schwerpunkte und die zugrundeliegenden Konzepte vor. Es bildet weit über den jetzt abgeschlossenen Zuteilungsprozess hinaus wertvolle Grundlagen für die Gemeindeentwicklung vor Ort und für die Weiterentwicklung unserer Kirche insgesamt. Auf Seiten der Projektgruppe ist ein Themenspeicher entstanden, in den Erfahrungen aus dem Prozess eingeflossen sind. Sie müssen in die Diskussionen im Rahmen von KirchGemeindePlus aufgenommen werden. So können auf eine veränderte Kirchenlandschaft hin und auf die übernächste Amtsdauer nötige gesetzliche Anpassungen und Vereinfachungen des Prozesses vorgenommen werden.

«Von jedem Entscheid sind Pfarrpersonen und oft Familien betroffen.» vor grosse Herausforderungen. Einerseits werden die Stellenprozente den Kirchgemeinden zugeteilt. Andererseits sind von jedem Entscheid einzelne Pfarrpersonen und oft auch ihre Familien, manchmal ganz existenziell, betroffen. Mit einem Härtefallfonds kann nur in einschneidenden Situationen notdürftig Unterstützung angeboten werden. Und auch die beste Kommunikation kann, wenn Kürzungsentscheide ins Haus stehen, Enttäuschungen nicht verhindern. Dabei kommt dem Kirchenrat zwar ein Ermessensspielraum zu. Dieser ist jedoch weit weniger gross ist, als dies von einzelnen Kirchgemeinden für ihre spezielle Situation erwartet wurde oder wünschbar gewesen wäre. Was aus der Gesamtverantwortung der Landeskirche richtig und im Vergleich der Gemeindesituationen als fair erschien, wurde aus der Perspektive jener, die für ihre Kirchgemeinde verant10

So lief der Zuteilungsprozess • Im Januar orientiert der Kirchenrat die Kirchgemeinden über den Prozess der Pfarrstellenzuteilung. • Im März publiziert das Statistische Amt des Kantons Zürich die Mitgliederzahlen. Sie bilden die Voraussetzung für die Zuteilung der ordentlichen Stellenprozente. Gemäss diesen Zahlen hat die Zürcher Kirche Ende des letzten Jahres 450 537 Mitglieder. 2010 waren es noch 472 970. • Aus der Gesamtzahl der Mitglieder und dem so genannten mittleren Quorum ergibt sich eine Streichung von rund 13 Pfarrstellen gegenüber

der laufenden Amtsperiode, was dem Mitgliederschwund von rund 22 000 Mitgliedern entspricht. • Der Kirchenrat teilt den Kirchgemeinden diese Überlegungen mit und lädt sie zu Informationsveranstaltungen ein. Gleichzeitig erfolgt die Zuteilung der ordentlichen Pfarrstellen. Auf diese haben die Kirchgemeinden aufgrund der kirchlichen Gesetzgebung Anspruch. Kürzungen von Stellenprozenten bezogen auf einzelne Kirchgemeinden hat der Kirchenrat bis zu diesem Zeitpunkt keine beschlossen. Kirchgemeinden, die Pfarrstellenprozente für Ergänzungspfarrstellen erhalten wollen, stellen ein Gesuch. • Von 174 Kirchgemeinden reichen 92 Kirchgemeinden und drei Kirchgemeinschaften ein Gesuch ein. Diese werden von einer Projektgruppe unter Leitung des Kirchenratsschreibers bearbeitet. Zudem führen der Kirchenratspräsident und der Kirchenratsschreiber Gespräche mit der Dekanenschaft. • Am 30. Juni bewilligt die Kirchensynode den Rahmenkredit 2016–2020 für Ergänzungspfarrstellen in der Höhe von 29,9 Millionen Franken. • Ab Ende Juni befasst sich der Kirchenrat mit den Gesuchen und stellt die Beschlüsse den Kirchgemeinden vor der Sommerpause zu. Um schwierige Kürzungsentscheide nicht allein per Schreiben zu übermitteln, führt der Kirchenratsschreiber gegen 50 Telefongespräche. Mit Verantwortlichen von 22 Kirchgemeinden will der Kirchenrat noch einmal zusammensitzen, um den Entscheid allenfalls anzupassen. • 25 Kirchgemeinden und 1 Kirchgemeinschaft erheben Einsprache gegen den Zuteilungsentscheid. Bei schwierigen personelle Situationen werden bis Anfang September 27 Gespräche mit Verantwortlichen von Kirchgemeinden geführt. • An seiner Sitzung vom 16. September befasst sich der Kirchenrat mit den Einsprachen und beschliesst definitiv die Zuteilung. Drei Kirchgemeinden reichen Rekurs ein. • Insgesamt werden den Kirchgemeinden 228.2 ordentliche und 40.5 Ergänzungspfarrstellen zugeteilt. Dazu kommen 2.6 auf zwei Jahre befristete Projekt-Ergänzungspfarrstellen. • Die Kirchenpflegen führen Gespräche mit den zu wählenden Pfarrerinnen und Pfarrern aufgrund der Stellenzuteilung. Ihr Antrag an die Stimmberechtigten muss bis am 1. November vorliegen.

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Illustration: Daniel Lienhard

Erscheinungsbild – Corporate Design /

Erkennt man uns? Bei all ihrer Vielfalt soll die reformierte Kirche erkennbar sein. Dazu trägt das Erscheinungsbild bei, das die Zürcher Landeskirche vor vier Jahren eingeführt hat. Bis auf ein paar Nachzügler setzen heute alle Kirchgemeinden auf das landeskirchliche Corporate Design. Von Christian Schenk

Angenommen, eine Familie zieht von Kloten nach Veltheim. Wahrlich keine Weltreise – und doch läuft am neuen Ort vieles anders. Man muss die lokalen Eigenheiten kennen lernen, die Einkaufsmöglichkeiten prüfen und herausfinden, ob das musikalische Talent für den hiesigen Musikverein ausreicht. Auch die neue kirchliche Heimat will erkundet sein. Auch da ist einiges anders, eigen, neu. Und doch erkennen die Ex-Klotener – wenn sie denn reformiert sind – auf den ersten Blick, wenn Post von ihrer neuen Kirchgemeinde kommt, wenn ihre Kirche mit einem Flyer zur Podiumsdiskussion oder zum Konzert einlädt oder eine Wanderwoche für Senioren ausschreibt. Verantwortlich für die schnelle Wiedererkennung ist das einheitliche Erscheinungsbild der Zürcher Landeskirche, das vor vier Jahren eingeführt und seither von immer mehr Gemeinden übernommen wurde. Die Wortmarke – mit eigenem Schriftzug und mit dem «Kirchenblau» machen deutlich, wer der Absender ist, nämlich die «reformierte kirche» – und zwar jene vor Ort. Das Erscheinungsbild mit dem Ortsnamen benennt die Kirche, hebt sie ab von den anderen Kirchen, schafft den lokalen Bezug in einem grösseren Ganzen. «Entscheidend ist, dass die reformierte Kirche vor Ort für alle erkennbar ist», sagt Simone Strohm, Kommunikationsfachfrau der Landeskirche und Verantnotabene

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wortliche für die Umsetzung des Corporate Design. Auch wer die Angebote und Aktionen der reformierten Kirche nicht oder selten nutze, erkenne sofort den Absender auf Flyer und Plakaten. Die Leute wissen so, wozu die reformierte Kirche einlädt und wie vielfältig sich die Kirche engagiert, die sie mit den Kirchensteuern mittragen. Die Argumente überzeugen. Von den 177 Zürcher Kirchengemeinden haben bis auf ein knappes Dutzend das per Kirchenordnung für verbindlich erklärte Erscheinungsbild lange vor Ablauf der Einführungsfrist 2016 eingeführt.

Überzeugen und umsetzen Was es bedeutet, als Kirchgemeinde das Corporate Design einzuführen und einzuhalten, weiss Karin Barz Dieterle. Sie hat die Umstellung als Leiterin des Sekretariats der Kirchgemeinde Winterthur Veltheim zusammen mit der InfoKommission 2012 in Angriff genommen und in Zusammenarbeit mit der Kirchenpflege und der Mitarbeiterschaft innerhalb eines guten Jahres umgesetzt. Ausgangspunkt war die Gestaltung der eigenen Wortmarke und die Diskussion darüber, ob man sie mit oder ohne hergebrachtem Logo gestalten will. Unterstützung, Vorschläge und Vorlagen erhielt Karin Barz Dieterle von der Abteilung Kommunikation der Landeskirche. Die Veltemer entschlossen sich

schliesslich für die reine Wortmarke. Seither ziert sie die Flyer, Plakate, Briefschaften, den Zeitungskopf der Beilage zum «reformiert.» und das Eingangsportal zur Website. Die Schriften sind gemäss den Vorgaben und dem Leitfaden vereinheitlicht und erscheinen in Neuer Helvetica, Arial oder Times. «Mich hat die Umstellung auf das Erscheinungsbild der Kirche auf Anhieb überzeugt», sagt Karin Barz Dieterle. Man wisse ja aus der Wirtschaft um die Wirksamkeit und Wichtigkeit eines unverwechselbaren Brands. Entsprechend motiviert habe sie das Projekt angepackt. Sie verhehlt allerdings nicht, dass es auch Widerstände gab, Mitarbeitende, die sich mit den Vorgaben nicht anfreunden wollten. Das gelte es auszuhalten. Sie versuche es den Mitarbeitenden möglichst leicht zu machen, indem sie die nötigen Vorlagen leicht zugänglich macht und auf die vielfältigen Gestaltungsvarianten hinweist, die das Corporate Design bereithält.

Und wenn wir fusionieren? Was aber, wenn die Kirchgemeinden in naher Zukunft eine Fusion ins Auge fassen und neue Namen tragen? War dann die ganze Arbeit umsonst oder beginnt sie gleich wieder von vorn? Im Gegenteil: Da die Gemeinden die gleiche gestalterische Grundlage haben, geht das gemeinsame Kommunizieren nach Aussen reibungslos. Die modular aufgebaute Wortmarke, die leicht angepasst oder erweitert werden kann, hilft dabei. Doppelnamen wie «reformierte kirche uster und greifensee» sind schnell umgesetzt. Regionale Gemeindezusammenschlüsse, wie sie beispielsweise im Furttal anvisiert werden, lassen sich ebenfalls leicht als Wortmarke integrieren: «reformierte kirche furttal» ist dann die passende und verbindende Wortmarke. Beratung und Unterstützung leisten die Gesamtkirchlichen Dienste – auf dass die Zürcher Kirchgemeinden auch in ihren neuen Strukturen und Wirkungsräumen gut erkennbar bleiben. Materialien und Vorlagen finden Sie unter: www.zh.ref.ch/erscheinungsbild Beratung: simone.strohm@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 15

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Unsere liebe Mühe mit den Distanzierten Tagung /

Beliebt sind sie nicht, die Distanzierten. In der Kirche ist das nicht anders als in der übrigen Welt. Warum das so ist und wie man das ändern könnte – eine Tagung sucht nach Antworten. Von Stefan Grotefeld Kontakta

Als Mitarbeitende der Kirche und Behördenmitglieder schätzen wir Menschen, die sich begeistern lassen. Wir wünschen uns Gemeindeglieder, die am Sonntag in den Gottesdienst kommen, die im Kirchenchor mitsingen, als Freiwillige zur Verfügung stehen und ihre Kinder in den Konfunti schicken. Distanzierte tun das nicht – oder nur gelegentlich. Zwar gibt es unter ihnen manche, die es gut finden, dass die Kirche sich für Alte, Kranke und andere Menschen in Not einsetzt. Selber sind sie nicht in Not. Deshalb brauchen sie die Kirche nicht. Kirche ist in ihren Augen Kirche für andere. Dass die Kirche auch ihnen etwas zu bieten hätte, erkennen sie nicht. Und die Kirche? Wie soll die sich verhalten? – Die einen empfehlen ihr, sich nicht allzu sehr um Distanzierte zu be-

«Wollen wir aus lauen Christen engagierte Gläubige machen?» mühen. Schliesslich habe schon die Bibel nicht viel übrig gehabt für all die «Lauen» (Offenbarung 3,16). Und auch aus strategischen Gründen sei es klüger, sich auf das Kerngeschäft und die Pflege des treuen Kundenstammes zu konzentrieren. In den Augen der anderen wäre dies hingegen fatal. Sie verweisen auf den kirchlichen Öffentlichkeitsauftrag, warnen vor einer Kirche, die sich von der Welt abschottet, und deren treuer Kundenstamm zu einer ebenso bedrohten Spezies werden könnte wie das asiatische Nashorn. Die Zürcher Landeskirche hat sich für den zweiten Weg entschieden. Sie ver12

steht sich als «Volkskirche», die «ihren Dienst in Offenheit gegenüber der ganzen Gesellschaft» leisten will (KO Art. 5). Auch deshalb wurde im Zuge der Restrukturierung der Gesamtkirchlichen Dienste die Abteilung Lebenswelten geschaffen. Diese soll mit ihren Angeboten Menschen mit grösserer Distanz zur Kirche eine andere Nähe ermöglichen und dazu beitragen, das Evangelium nach aussen zu kommunizieren und die Kirche im Gespräch zu halten mit anderen Teilen der Gesellschaft.

Freundliche Zurückhaltung Um diesen Auftrag erfüllen zu können, müssen wir uns über verschiedene Fragen im Klaren sein. So sollten wir wissen, mit wem wir es eigentlich zu tun haben. Denn natürlich gibt es die Distanzierten nicht. Vielmehr existieren unterschiedliche Spielarten von Distanz. Sie reichen von freundlicher Zurückhaltung bis zu expliziter Ablehnung. Hinzu kommt, dass diese Spielarten mit verschiedenen Lebensweisen verbunden sind. Wer also sind die Distanzierten? Wie leben und denken sie, was interessiert sie in religiöser und anderer Hinsicht? Anhaltspunkte liefert uns die 2012 erschienene Lebenswelten-Studie.

Haben Distanzierte ein Defizit? Wenn wir uns an distanzierte Kirchenmitglieder und Nichtmitglieder wenden, sollten wir eine Vorstellung davon haben, welches Ziel wir dabei verfolgen. Geht es uns darum, Kirchensteuerzahlerinnen und -zahler zu halten bzw. zu gewinnen? Gilt es, passive Mitglieder in aktive zu verwandeln? Wollen wir aus «lauen» Christen engagierte Gläubige

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machen? Oder gehen wir davon aus, dass den Distanzierten theologisch betrachtet nichts Defizitäres anhaftet? Verfolgen wir eine Sendung oder sind wir in der Begegnung mit Distanzierten «auf Empfang»? Und wenn die Antwort «beides» lautet, wie verträgt sich dann das eine mit dem anderen?

Kirche vom Rand her denken Wenn wir versuchen, die Kirche im Gespräch zu halten mit anderen Teilen der Gesellschaft, dann brauchen wir ein Bild von der Rolle der Kirche in der Gesellschaft, an dem wir uns orientieren. Gern spricht man heute von «öffentlicher Kirche». Doch was verbirgt sich hinter diesem Schlagwort? Wofür steht das viel beschworene «prophetische Wächteramt» und welche Agenda verfolgen wir, wenn wir die Kirche als zivilgesellschaftlichen Akteur bezeichnen? Last but not least müssen wir lernen, was es heisst, Kirche vom Rand her zu denken und aufmerksam für Menschen jenseits der Kerngemeinde zu sein. Wie macht man das? Wo gibt es Beispiele gelingender Praxis? Antworten auf zumindest einige dieser vielen Fragen erhoffen wir uns von einer Tagung, die wir zusammen mit dem Zentrum für Kirchenentwicklung der Universität Zürich durchführen.

Tagung: Lebenswelten auf Distanz 20. November, 9 bis 18 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: brigitte. langhart@zh.ref.ch, Tel: 044 258 92 56. www.zh.ref.ch/auf-distanz

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Themen und Termine Verkündigung & Gottesdienst

Bildung & Spiritualität

Gedenkfeier für verstorbene Kinder Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde, welche um ein verstorbenes Kind trauern, sind zu dieser überkonfessionellen Gedenkfeier eingeladen. «Trauer und Schmerz werden uns verbinden und lassen uns Hoffnung spüren, dass es aus dem Trauertal einen Weg heraus gibt. Die gestalteten Symbole auf dem Weg, nehmen das Thema Engel auf und ermuntern die Trauernden, ihre schwere Last einem Engel anzuvertrauen. Die Kerzen, die wir für jedes Kind anzünden werden zu einem eindrücklichen Ritual: ihr Licht soll für immer scheinen und Kraft und Lebensmut schenken.»

Bedingungsloses Grundeinkommen? Im Rahmen des «Zukunftsdialog Religion und Gesellschaft» debattieren Adolf Muschg, Jeannette Behringer, Torsten Meireis und Abt Urban Federer über Arbeit, Lohn und Bedingungslosigkeit aus christlichkultureller Perspektive. Moderation: Christine Stark, Redaktorin SRF.

15. November, 17 Uhr. Kirche Liebfrauen, Zürich. www.gedenkfeierzuerich.ch

Sprechen und Auftreten im Gottesdienst Die Teilnehmenden erhalten eine lebendige Beziehung zur eigenen Stimme und zu vorzulesenden Texten. Leitung: Dorothée Reize (Schauspielerin). 16. und 30. Januar, 9 bis 12.30 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: esther.lingg@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 34

Diakonie & Seelsorge Familien und Kirche in Beziehung Intervision. Die Teilnehmenden erhalten Impulse und entdecken Handlungsoptionen für ihre Tätigkeit im Schwerpunkt «Familie und Generationen». Leitung: Gerda Zbinden. 1. Dezember, 15.30 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 66

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25. November, 18 bis 20 Uhr. «Au Premier» im HB Zürich. www.zukunft.ch

Landesrecht versus Völkerrecht? Podium. Die Volksinitiative «Schweizer Recht statt fremde Richter» stellt die Bedeutung der Europäischen Menschenrechtskonvention zum Schutz der Grundrechte in Frage. Welches Verständnis von Demokratie und Menschenrechten weist die Initiative aus? U.a. mit Prof. Helen Keller, Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Eine Kooperation mit G2W und dem Europa-Institut der Universität Zürich. 26. November, 18.30 bis 21 Uhr, Universität Zürich, Rämistrasse 71

Sendepause – Ein Tag in der Stille Sendepause ist eine Einladung, einen Tag lang abzuschalten und still zu werden. Der Tag lädt Sie ein, mit uns praktisch zu üben und den Austausch darüber zu pflegen. Leitung: Brigitte Becker, Wanda Wolfensberger. 5. Dezember, 9 bis 17 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: petra.huettner@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 80

Das Gymnasium Unterstrass kennenlernen Kurzgymnasium im Anschluss an die 2./3. Sekundarklasse bzw. das 10. Schuljahr. Das

Ausbildung zum Pilgerbegleiter, zur Pilgerbegleiterin Pilgern ist ein Verwandlungsweg. Pilgerbegleiterinnen und Pilgerbegleiter können durch eine geeignete Gestaltung der Tage diesen spirituellen Wandlungs- und Reifungsprozess anregen und unterstützen. Die Lehrgänge für Pilgerbegleiterinnen und Pilgerbegleiter bestehen aus drei Wochenendmodulen und einer Projektarbeit. Sie machen vertraut mit den Besonderheiten des Pilgerns in einer Gruppe. Der Kurs richtet sich an pilgererfahrene Frauen und Männer, Wander- und Naturführerinnen, an kirchliche Mitarbeitende und an Menschen, die in der Jugend-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit tätig sind. Start 13.05.2016: Leitung: Andreas Bruderer, Leiter Pilgerzentrum St. Jakob Zürich und Marianne Lauener-Rolli, Pilgerbegleiterin EJW, Erwachsenenbildnerin. Infos: andreas.bruderer@zh.ref.ch, Tel. 044 242 89 15.

Gymnasium mit dem musischen Profil und – einzig im Kanton Zürich – mit dem Profil Philosophie/Pädagogik/Psychologie. • 24. November: Schnuppermorgen für Schülerinnen und Schüler •26. November und 6. Januar: Informationsabende für Eltern •15. Januar: Tag der offenen Tür für alle Seminarstrasse 29, Zürich, Tel. 043 255 13 33 www.unterstrass.edu

Gemeindeaufbau & Leitung KirchenpflegePräsidienstamm Austausch, Impulse, Unterstützung. Die Präsidentinnen und Präsidenten werden in ihren Leitungs-, Planungs- und Koordinationsaufgaben begleitet und unterstützt. Leitung: Peter Wilhelm. 12. November, jeweils 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50,

Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Von & für Gemeinden Weihnachtsgeschichte, die herausfordert! Ein Angebot für Kirchgemeinden und alle Interessierten. Das Forumtheater «act-back» bietet interaktive, improvisierte Theateraufführungen zum Thema Weihnachten an. Dabei ist die Gruppe interessiert an dem, was unter der Oberfläche der tausendmal gehörten Weihnachtsgeschichte wimmelt. Denn «act-back» geht davon aus, dass die Weihnachtsgeschichte voller verborgener Ereignisse, Schicksale und Identifikationspunkte ist. Diese will das Forumtheater mit Ernsthaftigkeit, aber ohne falsche Scheu darstellen, um sie neu erlebbar zu machen. www.forumtheater-act-back.ch

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Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

Schweigen und hören Vertiefung in kontemplative Stille. Elisa-Maria Jodl. 19. bis 22. November

Tannzapfen, Ast und Stern Schmücken im Advent. Jovanna Zollinger. 21. bis 22. November

Auf den Flügeln des Atems – auf den Flügeln des Klangs Ein Wochenende für meditativheilendes Atmen und Mantrasingen. Ruth Rufer. 27. bis 29. November

Vernissage «Kappeler Psalter» Gedichte von Helena Aeschbacher–Sineckà, Fotografien von Daniel Lienhard. 29. November, 15.30 Uhr Ausstellung: bis 11. Januar

Musik und Wort – Ensemble Galakonzerte Regula Baumann, Blockflöte; Rudolf Fritsche, Gramorimba; David Sourlier, Cello; und die Organistin Minako Matsuura spielen bekannte und unbekannte Stücke – arrangiert für ein aussergewöhnliches Steininstrument. 29. November, 17.15 Uhr

KlosterTage im Advent «Blüh auf, gefroner Christ!». Für alle, die im Advent Zeit finden wollen für die Vorbereitung auf Weihnachten, z. B. in kreativen Atelierangeboten oder auf individuelle Weise. Leitung: Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny, Pfr. Markus Sahli.

5. bis 6. Dezember

Adventszauber im Kloster Kappel Das Kloster Kappel lädt mit einem abwechslungsreichen Programm für die ganze Familie zur Feier des 2. Advents ein: mit Offenem Singen; Verpflegungsmöglichkeiten; Geschichten hören, Adventsgesteck binden, Lebkuchen verzieren, Bienenwachskerzen ziehen, Sterne kleben. 6. Dezember

Inmitten der Nacht Musikalisch-spirituelle Tage mit Gesang, Ritual und Stille. Helge Burggrabe. 11. bis 13. Dezember

Shibashi Qi Gong – Meditation in Bewegung Den Baum der Stille pflanzen. Barbara Lehner. 11. bis 13. Dezember

KlosterTage zu Weihnachten «Denn gross bis zum Himmel ist deine Güte …» (Ps 57,11a). Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft verbringen möchten. Pfrn. Elisabeth WyssJenny, Pfr. Markus Sahli.

3., 10. und 17. Dezember, 19 Uhr

In mir die ganze Schöpfung Mit Maria den eigenen Weg entdecken. Angela Römer. 4. bis 6. Dezember

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Desirée von Grünigen: Die Geschichte meiner Grossmutter Azaduhi. BdO, 2015. Deutsch/ Englische Fassung, 100 Seiten, Fr. 15.–. ISBN 978-3-7347-7974-9. Bestellen bei: désirée.vongruenigen@uzh.ch

nachtsheftes von «frauen forum». Nichts Herrliches eigentlich. Aber der Seher, der im unteren Teil dargestellt ist, erkennt in dieser Szene das Wunder. Die Liestaler Künstlerin Elisabeth Stalder hat Verheissung und Erfüllung zusammengebracht und die Texte mit ihren Illustrationen bereichert. Der Inhalt des Heftes befasst sich mit den Erfüllungszitaten im Weihnachtsbericht von Matthäus und mit anderen prophetischen Aussagen in der Bibel. Gedichte, Lebensweisheiten und Geschichten von heute deuten die frohe Botschaft für unsere Zeit. www.zeitschrift-frauenforum.ch

23. bis 26. Dezember

Musik und Wort – Les musiciens du Roy Heidi-Maria Makkonen & Olivia Schenkel, Barockviolinen; Christian Hieronymi, Barockcello; Yvonne Ritter, Cembalo: Werke von Corelli, Platti, Biber und Händel. 25. Dezember, 17.15 Uhr

3. bis 5. Dezember und 17. bis 19. Dezember

Adventliches Fondue-Essen Im Kreuzgang des Klosters. Vorgängig um 18 Uhr musikalisch-adventliche Abendmahlsfeier.

schen Volkes in einem kleinen Büchlein. Entstanden ist ein persönliches und bewegendes Mosaik der Erinnerungen an ihre Vorfahren, an ihre Grossmutter Azaduhi und deren Halbschwester Nazeli. Letztere überlebte als siebenjähriges Mädchen das Massaker wie durch ein Wunder.

Tanzwochenende zum Weihnachtsoratorium von J.S. Bach Wie soll ich dich empfangen. Annekäthi Aerni.

Lesetipp: «frauen forum» zg. «Was die Seher prophezeit, ist erfüllt in Herrlichkeit» – so singen wir an Weihnachten. Diese «Herrlichkeit»: ein Mann, eine Frau, ein Neugeborenes, Esel, Ochse, Schafe zeigt der obere Teil im Titelbild des Weih-

Lesetipp: Die Blume, die eine Nelke ist sch. Hundert Jahre sind seit dem Völkermord an den Armenieren vergangen. Die Erinnerungen an die schrecklichen Ereignisse von 1915 sind auch bei den heutigen Nachkommen der Überlebenden lebendig. Verbunden damit ist das Warten auf die Anerkennung der Tatsachen und eine Entschuldigung der türkischen Regierung. Auch die junge Zürcher Autorin hofft darauf. Die Tochter einer armenischen Mutter und eines Schweizer Vaters hat die einzelnen Bruchstücke der Erzählungen in ihrer eigenen Familie im Rahmen ihrer Maturaarbeit gesammelt und präsentiert sie zusammen mit kurzen Passagen zur Geschichte des armeni-

Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13 Bachs, 60% 1.03.15 Bäretswil, 50% 1.04.15 Bülach 1.11.14 Dietikon 1.05.15 Dübendorf 1.09.15 Hinwil 1.04.15 Maur 1.01.15 Neftenbach, 50%, EPS* 1.08.15 Opfikon, 80% 1.11.13 Otelfingen 1.11.14 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS 1.07.12 Schlatt, 70% 1.04.15 Wald 1.02.16 Wetzikon 1.05.15 Winterthur Seen 1.01.15 Winterthur Stadt Winterthur Veltheim Zürich Affoltern

1.07.16 1.10.15 1.10.15

Zürich Aussersihl, EPS 1.07.14 Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Industriequartier, 50%, EPS 1.09.11 Zürich Matthäus, 80% 1.08.13 Zürich Oberstrass 1.05.16 Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12 Zürich Wollishofen, 20%, EPS 15.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stelle

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Porträt /

Salsa fürs Leben

Im Tanz steckt so vieles, was froh macht, sagt Pascale Rondez. Seit dem Teenageralter tankt die Pfarrein Lebensfreude auf dem Parkett. Derzeit vor allem zu Salsa-Rhythmen. Text und Foto: Viviane Schwizer Im festlich-schwarzen Outfit, mit Tanzschuhen, modischem Ohrschmuck und vorfreudig-strahlenden Augen steht Pascale Rondez im Trainingsraum des Tanzcenters SalsaRica in Zürich-West. Kaum setzt die Musik ein, wirbelt sie zusammen mit Tanzlehrer Patrick Hirzel über das glänzende Parkett. An einem Abend der Woche ist die Gemeindepfarrerin von Maur im trendigen Lokal zu Gast, um im Tanzkurs dazuzulernen und zusammen mit anderen Kursteilnehmenden den Salsa Cubana zu tanzen.

Im Moment leben «Tanzen ist ein grosses Flow-Erlebnis», erzählt Pfarrerin Pascale Rondez. «Beim Tanzen kommt vieles zusammen, das froh macht: Musik, Bewegung, die Interaktion mit verschiedenen Menschen, die Begegnung zwischen Mann und Frau.» Dass sie als Frau für einmal die Führung abgeben darf, sei sehr schön. Auch Humor und Dynamik gehörten zum Salsa als einem extrovertierten Tanz. Es gehe über die Grundschritte hinaus um das kreative Gestalten der Interaktion von zwei Menschen. «Es fasziniert mich, dass es im Salsa mehr Figuren gibt, als man sich je merken kann», sagt sie. Fantasie und Variation seien keine Grenzen gesetzt, so dass

hohe Aufmerksamkeit erforderlich sei. Das lasse einen ganz im Moment sein. Die Salsa-Begeisterte tanzt «nur» hobbymässig. «Auftritte überlasse ich professionellen Tanzpaaren», schmunzelt sie. Dass Tanz zu den Ursprüngen menschlicher Kultur und Religion gehöre, zeigten etwa Felsenmalereien. Auch im Gottesdienst erfahre man als Gemeinde in der Musik und beim gemeinsamen Singen, was es heisst, sich von einer Melodie tragen zu lassen. Und am Sommerfest der Kirchgemeinde Maur wurde getanzt bis in die Nacht – auch dies sei doch Ausdruck christlicher Lebenskunst.

Mimik, Gestik und Worte «Tanzen ist für mich körperliche und seelische Regeneration in einem spannenden und intensiven Beruf», sagt Pascale Rondez. In der Seelsorge begegnet sie oft auch leidenden oder trauernden Menschen, die sie in der Suche nach einem gangbaren Weg begleitet und unterstützt. Hier, aber auch in der alltäglichen Begegnung, wird, wie beim Tanzen, vieles über Mimik und Gestik kommuniziert. Zugleich hat das Wort einen hohen Stellenwert im Leben der Theologin. Pascale Rondez promovierte über die Bildworte Jesu. Bevor sie vor anderthalb

Jahren die Pfarrstelle Forch in Maur antrat, arbeitete Pascale Rondez als Hochschulpfarrerin der Zürcher Landeskirche. Sie arbeite gerne projektorientiert, etwa im Schnittbereich von Kunst und Kirche. Regelmässig schreibt sie für «Bart – das Magazin für Kunst und Gott», wo sie auch Redaktionsmitglied ist.

Aufmerksam sein Im Laufe des Gesprächs redet Pascale Rondez von ihren tiefen Überzeugungen und Hoffnungen. Ihr Amt versteht die Theologin als «aufmerksam in der Welt sein»: Sie will wahrnehmen, was ist, und mitgestalten, was werden könnte. Glaube und Hoffnung sind für sie zentral. Glauben heisst für sie, lebendig zu sein und «zu sehen, was sich vor uns auftut im Leben und wozu wir gerufen sind in einer zerrissenen Welt». Kirche sei kein Selbstzweck, sagt sie. Von den Menschen in den Gemeinden und andernorts getragen, ist sie dazu gerufen, Gottes befreiendes Handeln weiterzuerzählen und zu feiern – daran sei alles Tun und Reformieren zu messen. Die Pfarrerin, die im Beruf auch Leidvolles erfährt, ermutigt zur Würdigung des Schönen und Gelingenden. Musik und Tanz in allen Variationen gehören für sie dazu.

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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8001 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren Nicolas Mori (mo), Dorothee Degen-Zimmermann (dd). Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 9 / 2015 (November, Woche 47) Nr. 10 / 2015 (Dezember/Januar, Woche 50) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web www.zh.ref.ch / notabene

Titelbild: An der Grenze des Lebens (Themenbild). Was vermag Palliative Care? Schwerpunktthema ab Seite 6. Foto: segovax_pixelio.de

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Nach fünf Jahren Umsetzungsfrist präsentieren sich bis Mitte 2016 alle Kirchgemeinden im Corporate Design der Landeskirche. Warum das ein Grund zur Freude ist, lesen Sie ab Seite 11.


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