P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M
TOURISMUSMAGAZIN • #6/18 • DEZEMBER 2018
DAS URLAUBS ERLEBNIS
Wie man es darstellt, vermittelt und vermarktet
d n i s Wir
D
K
Massarbe
Premium-Qualität aus Österreich & Übersee
W e lt
f e p .. ru fung
Individuell zugeschnitten und vorbereitet
B est e a u s ler
Sortiert nach Fett und Marmorierung
as
al
r
ei
ter aller
ss e n
Garantiert 20 Tage gereift
eis
la
M
. d n Ri
it
Unsere bestens ausgebildeten Metzgermeister beraten Sie gerne und persönlich. Wir sind Eurogast
Almauer
Grissemann Interex Kärntner Legro
Kiennast Landmarkt Pilz & Kiennast Riedhart Sinnesberger
Speckbacher Zuegg
3
EDITORIAL
BEGEISTERTER BOTSCHAFTER TIROLS
© TIROL WERBUNG
T
irol hat mich ein Leben lang fasziniert und begeistert. Dieses Bekenntnis gilt vor allem, wenn ich heute auf fast 24 Jahre als Tirol Werber zurückblicken darf. Es waren bewegte und bewegende Zeiten, in denen sich Tirols Tourismuswirtschaft enorm entwickelt hat und ihre führende Position im Alpenraum festigen konnte. Warum das möglich wurde? Weil es unseren engagierten Gastgebern tatsächlich seit Jahrzehnten gelingt, ein Leistungsversprechen einzuhalten, das bei fast allen Tirol-Urlaubern größte Zufriedenheit auslöst. Das vielleicht schönste Kompliment in diesem Zusammenhang macht sich die Tiroler Bevölkerung übrigens selbst: Denn der Großteil der Österreich-Urlauber in Tirol sind seit geraumer Zeit die Tirolerinnen und Tiroler selbst! Diese Überzeugung unserer Leute für das eigene Land schafft auch die Basis, auf der moderne Tourismuskommunikation heute überhaupt wirken kann. Platte Werbebotschaften sind längst passé. Glaubwürdigkeit und Authentizität sind so gefragt wie nie. Wer hier irreführt, wird bereits vor der Anreise enttarnt. Und auch wenn sich die Kanäle enorm verändert haben – die wirksamste Werbung bleiben persönliche Begeisterung und Erlebnisse, die im Freundes- und Bekanntenkreis weitergegeben werden. Vielleicht habe ich auch deshalb in meiner Zeit als Tirol Werber Veranstaltungen in unterschiedlichsten Facetten so forciert – weil das eben gelebte
GLAUBWÜRDIGKEIT UND AUTHENTIZITÄT SIND SO GEFRAGT WIE NIE.
Werbung für unser Land ist und viel Multiplikation unserer Begeisterung sowie unsere Verbundenheit mit der Region direkt an die Menschen vermittelt. Von den ersten zauberhaften Auftritten Tirols mit dem Cirque du Soleil; Tirol-Berge, die unseren Ruf als Platz für Weltmeister und als führendes Sport- und Tourismusland untermauerten; oder die Uraufführung des wunderbaren „Tirol Concerto“ von Philip Glass, das zur musikalischen Grundlage unseres legendären Adlerflug-Spots mit den Bildern von Georg Riha wurde – die Liste ließe sich lange fortsetzen. Das Echo, das wir dafür in der ganzen Welt erhielten, löst auch noch in der Nachbetrachtung große Freude aus. Sie gipfelt in der Erinnerung an die Begeisterung, die ganz Tirol zuletzt bei der RadWM erfasste, welche bekanntlich ebenfalls unsere TW-Initiative ins Land bringen und perfekte Werbebilder und prägende -geschichten rund um den Globus liefern konnte. Es sind genau diese Spitzenleistungen, diese außergewöhnlichen Momente, die die Marke Tirol weltweit so anziehend und attraktiv werden ließen. Dabei geht es nicht um flüchtige Augenblicke, sondern um nachhaltige Effekte, die in der Vernetzung verschiedener Höchstleistungen aus unterschiedlichen Branchen künftig noch stärker werden können. Dafür brauchen wir aber auch weiterhin Freiräume für Innovationen, Mut, außergewöhnliche Projekte zu realisieren, den Weitblick, zusammenzuführen, was zusammengehört, und Scharfsinn, um in Kombination von Stärken im wahrsten Sinne des Wortes für unser Land wert-zu-schöpfen und langfristig positive Effekte für den gesamten Lebensraum zu erzielen. So können wir unser Tirol als hervorragende Region im alpenländischen Kulturraum weiterentwickeln. Wenn bald meine Aufgabenfelder in der neuen Tirol Holding künftig noch facettenreicher sind und neue große Herausforderungen mit sich bringen – meine ganz persönliche Begeisterung für Tirol und seine guten Leute wird dieselben bleiben!
JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER TIROL WERBUNG
4
INHALTSVERZEICHNIS S A I S ON
URLAUBSERLEBNISSE 10
6 Action und Authentizität Was ist ein Urlaubserlebnis? Versuch einer Definition
10 Urlaub mit Locals
Seit einem Jahr bietet Airbnb „Entdeckungen“ an. Was steckt dahinter?
„Der Austausch ist wesentlich persönlicher und authen tischer als das Angebot von Konkurrenten.“
26 Eine Frage
der Präsentation Kommuniziert der Tiroler Tourismus seine Urlaubserlebnisse richtig?
ALEX ANDER SCHWARZ, GESCHÄF TSFÜHRER VON AIRBNB DEUTSCHL AND
14 Touristen sind die
anderen Warum viele Menschen heute lieber als „Einheimische“ unterwegs sind
18 Ausstieg aus dem Alltag Welche Urlaubserlebnisse suchen Gäste in Tirol?
22 Balance zwischen
analog und digital Über die Stärken und Schwächen traditioneller Vermittlungskanäle
„Moderne Technologien erlauben uns, Menschen maßgeschneiderte Erlebnisse anzubieten.“ TOBIAS SCHROT T, GRÜNDER VON GIGGLE
28 An den Schnitt-Stellen
Um mit Erlebnissen verfügbar zu sein, braucht es einen gemeinsamen Datenstandard.
14
INHALT
38
AUS DER REDAKTION
Erlebnisse
W Magazin 32 Profile
Wer kommt, wer geht, wer wechselt
33 Gemeinsame
Kraftanstrengung Kommentar von LH Günther Platter
34 „Durch neue Projekte entsteht Energie“ Zum Abschied blickt Josef Margreiter zurück und in die Zukunft.
38 Neue Wege
© SCHUTTERSTOCK.COM (2), AIRBNB, AIRBNB/GASTGEBER APISH, GIGGLE GMBH
gegen die Krise Wie eine Initiative den Fachkräftemangel lindern will
41 Leben und leben lassen
Gastkommentar von Tirols neuem WK-Präsident Christoph Walser
42 Altes Handwerk,
moderne Technik Das neue Mobiliar der Tirol Werbung
44 Einfach orientiert
Worauf es bei Info- und Orientierungssystemen in Skigebieten ankommt
48 Kommentare 50 Nachgefragt
bei Bernhard Riml
IMPRESSUM SAISON Tourismusmagazin, Nr. 6/2018 (70. Jahrgang) SAISON Abohotline: 0512/58 6020 oder saison@target-group.at Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Tirol Werbung, Maria-T heresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • Mit der Produktion beauftragt: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • Chefredakteur: Matthias Krapf, MA • Redaktion: Daniel Feichtner, Mag. Susanne Gurschler, Mag. Stefan Kröll, Mag. Simon Leitner, Rebecca Müller, BA, Mag. Florian Neuner, Esther Pirchner, Lisa Schwarzenauer, MA • Autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf • Fotografen: Franz Oss, Axel Springer • Grafik: Marco Lösch, BA • Illustrationen: Monika Cichoń • Anzeigenverkauf: Walter Mair, w.mair@target-group.at • Anschrift Verlag: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at Geschäftsführung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner, Matthias Krapf, MA Druck: NP Druck Gesellschaft m.b.H., St. Pölten Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL https://saison.tirol/info/impressum abgerufen werden.
enn sich in Zeiten der Plattformökonomie ein großer Anbieter eines Themas annimmt, sollten beim Rest der Branche die Alarmglocken schrillen. Seit etwa einem Jahr bietet Airbnb sogenannte Entdeckungen (Experiences) an – buchbare Aktivitäten vom Surfen bei Sonnenuntergang über den Stadtbummel mit einem Einheimischen bis hin zum Kuchenbacken –, die Gästen bei ihrem Aufenthalt in fremder Umgebung besondere und besonders authentische Eindrücke vermitteln sollen. Die Idee dahinter ist klar: Der Unterkunftsvermittler aus San Francisco will sich in der touristischen Wertschöpfungskette breit machen, möchte sich zu einer „End-to-End-Reiseplattform“ entwickeln, die möglichst die gesamte Customer Journey abbildet, wie Redakteurin Lisa-Maria Schwarzenauer in ihrem Beitrag schreibt. Schwarzenauer hatte im Zuge der Recherchen ihre eigene „Airbnb Entdeckung“. Sie begleitete den Anbieter einer „Food Tour durch Innsbruck“ – ganze vier Stunden lang, und kam damit sogar in den Genuss einer verkürzten Runde. Die kulinarische Tour könne auch schon einmal sieben Stunden dauern. Ein gänzlich anders gelagertes Erlebnis hatte Redakteur Daniel Feichtner. Er testete bei der Transkription eines Interviews mit dem Historiker Valentin Groebner, der sich mit Reisen und der Sehnsucht nach dem Authentischen beschäftigt, eine Software mit künstlicher Intelligenz. Das Ergebnis, so Feichtner, sei überraschend gut, jedenfalls deutlich besser als beim letzten Test vor einem halben Jahr. Auch wenn sich die Zahl an KI-Anwendungen, die technikbegeisterte SAISON-Redakteure demnächst einsetzen werden, sicher in Grenzen halten wird, ist klar: Das Thema Technologie und ihr Nutzen für den Tourismus wird uns in unseren sechs Ausgaben im kommenden Jahr sicher öfter beschäftigen. Und weil wir schon bei 2019 sind: Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein erfolgreiches Jahr und eine tolle SAISON. Eine angenehme Lektüre wünscht die Redaktion.
5
URL AUBSERLEBNISSE
AU NCTI O N D AUTHENTIZITÄT Was ist ein (Urlaubs-)Erlebnis? Eine Grenzerfahrung, sagt Jochen Schweizer, der Erlebnisse verkauft. Eine Begegnung, bei der Grenzen verschwimmen, sagt Ambros Gasser, der Individualität für Reisende – nicht Urlauber – anbietet. Text: Rebecca Müller
E
in Erlebnis ist laut Duden ein „von jemandem als in einer bestimmten Weise beeindruckend erlebtes Geschehen“. „Beim Erleben geht es vor allem darum, sich selbst zu spüren, intensiv zu erfahren und das Gefühl zu haben, seinen Weg selbst zu bestimmen“, sagt Jochen Schweizer, ehemaliger Stuntman und Gründer des gleichnamigen Unternehmens, das sich auf das Verschenken von Erlebnisgutscheinen spezialisiert hat. Prinzipiell, glaubt Schweizer, sei ein Erlebnis individuell und subjektiv – es hänge also von jedem Einzelnen ab, was er als Erlebnis empfinde. Das Bedürfnis nach Erlebnissen hat für Schweizer mit der Suche nach einem Sinn zu tun: „In Zeiten des Postmaterialismus müssen sich die meisten Menschen keine Sorgen um die Grundlagen ihrer Existenz machen, sondern sind auf der Suche nach Sinn und neuen Erfahrungen.“ Den Trend, dass für Menschen
nicht nur mehr das Reiseziel an sich im Fokus steht, sondern auch die Aktivitäten vor Ort, beobachtet Schweizer schon lange. Haitauchen in Kapstadt, Höhlenschnorcheln auf Mallorca oder Base Flying in Berlin – das Erleben sei ein zentraler Punkt der Reise.
RAUS AUS DER KOMFORTZONE
Der ehemalige Leistungssportler Jochen Schweizer, der auch als Mitbegründer der Bungee-Szene in Deutschland gilt, hat Mitte der 1980er die Event- und Werbeagentur Kajak Sports Productions gegründet, aus der später die Jochen Schweizer GmbH wurde. Aktuell bietet die Firma auf ihrer Webseite über 2.500 Erlebnisse an – von Städtetrips über Alpaka-Wanderungen bis hin zu „Hubschrauber selber fliegen“. Initialzündung für seine Firma, die sich mittlerweile mit My Days zusammengetan hat und zu einem Großteil von der
© ASI REISEN, GABO
6
URL AUBSERLEBNISSE
„BEIM ERLEBEN GEHT ES VOR ALLEM DARUM, SICH SELBST ZU SPÜREN, INTENSIV ZU ERFAHREN UND DAS GEFÜHL ZU HABEN, SEINEN WEG SELBST ZU BESTIMMEN.“ JOCHEN SCHWEIZER, UNTERNEHMER
DIE ACTION GMBH
ProSiebenSat.1-Gruppe übernommen wurde, war seine Leidenschaft, andere Menschen aus ihrer Komfortzone zu holen, erzählt Jochen Schweizer: „Stellen Sie sich vor, Sie haben Höhenangst und wir verbringen einen halben Tag miteinander, an dessen Ende ich Sie dazu bringe, mit mir Fallschirm zu springen. Dann gehen Sie über eine Grenze, über die Sie, wenn Sie mir nicht begegnet wären, nie gegangen wären.“ Und genau das würden seine Unternehmen hunderttausenden Menschen ermöglichen – außergewöhnliche Dinge zu erleben und persönliche Grenzen zu überschreiten. Nach den Trends in Sachen Urlaub gefragt, erkennt Jochen Schweizer nicht nur die Wünsche vieler Reisender nach mehr Individualität und authentischen Erlebnissen vor Ort, er glaubt auch, dass der „Urlaub daheim“ in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Auch hier gelte es deshalb, Attraktionen
Die Jochen Schweizer GmbH bietet aktuell über 2.500 Erlebnisse an, betreibt 45 Jochen Schweizer Shops in Deutschland, Österreich und der Schweiz und beschäftigt aktuell 250 Mitarbeiter. Die Erlebnisgutscheine werden auch über zahlreiche Handelspartner vertrieben. 2017 wurde die Jochen Schweizer Arena in Taufkirchen bei München eröffnet. www.jochen-schweizer.at
zu schaffen – für Einheimische: „Heutzutage ist oft nicht mehr die Entfernung des Reiseziels entscheidend, sondern was wir vor Ort erleben.“ Er selbst hat dieser Idee mit der Jochen Schweizer Arena Rechnung getragen: einer Freizeiteinrichtung südlich von München, die Erlebnisse wie Wellenreiten und Fliegen im Windkanal beherbergt.
EINHEIMISCHE SIND DIE EXPERTEN
Während Jochen Schweizers Definition von Erlebnissen also durchaus actionreich ausfällt, versteht Ambros Gasser ein Erlebnis als eine Begegnung mit der Destination – mit der Kultur und vor allem den Menschen vor Ort. Ambros Gasser ist Betreiber der beiden Firmen ASI Reisen und WeDesignTrips. →
7
URL AUBSERLEBNISSE
In der Jochen Schweizer Arena findet das Erlebnis unter anderem im Windkanal statt.
„INDIVIDUELL ZU BUCHEN BEDEUTET NICHT, DASS 1.000 MENSCHEN 1.000 VERSCHIE DENE TRIPS BUCHEN.“ AMBROS GASSER, BETREIBER VON ASI REISEN UND WEDESIGNTRIPS
ASI Reisen bietet individuelle Urlaube mit lokalen Reiseexperten vor Ort an, mittlerweile umfasst das Netzwerk 80 Länder weltweit. Aus diesem Netzwerk heraus ist auch die Idee zu WeDesignTrips entstanden – auch hier können individuelle Reisepakete gebucht werden, die sich vor allem durch Insidertipps und authentische Erlebnisse auszeichnen. Wenn Gasser privat einen Urlaub plant, beginnt er die Reiseplanung nämlich stets mit einer E-Mail an einen seiner lokalen Reiseführer vor Ort und fragt nach Insidertipps. Nicht zuletzt, um Massen an Touristen und allzu breit getrampelten Pfaden aus dem Weg zu gehen. „Und irgendwann dachte ich mir: Die Partner sind da – warum sollen nicht auch andere von dem ASI-Netzwerk profitieren?“, beschreibt Gasser die Geburtsstunde von WeDesignTrips.
REISEN STATT URLAUBMACHEN
Das Wort Urlaub verwendet Ambros Gasser nicht, zumindest nicht für die Angebote, die Reisende über seine beiden Unternehmen buchen können. Urlaub sei für ihn passiv: „Mit Urlaub verbinde ich einen All-inclusive-Club, am Strand liegen und nichts tun – Relaxen als einziges Motiv.“ Reisen hingegen
berühre Herz und Hirn. Die Menschen, die eine Reise bei Ambros Gasser buchen, wollen sich seiner Erfahrung nach auch nicht als Touristen fühlen. Sie seien auf der Suche nach einer Erfahrung, bei der die Grenzen zwischen Gästen und Einheimischen verschwimmen. „Zu einem gewissen Maß kennen wir das alle – spätestens beim Essen im Urlaub wollen wir da essen, wo man auch auf Einheimische trifft. Weil man da weiß, dass es schmeckt“, nennt Gasser ein Beispiel. Reisende wollen den Einheimischen auf Augenhöhe begegnen, sich wie ein Teil von ihnen und der Destination fühlen.
INDIVIDUELL UND MASSGESCHNEIDERT
In dieser Art des individuellen Urlaubs sieht Ambros Gasser jedenfalls die Zukunft des Reisens: „Der Meinung bin ich unbedingt. Allerdings bedeutet individuell zu reisen nicht, dass 1.000 Gäste 1.000 verschiedene Trips buchen.“ Vielmehr ginge es um die Möglichkeit, maßgeschneiderte Pakete schnüren zu können, die eben besondere Urlaubserlebnisse – abseits vom Massentourismus – ermöglichen. „Das bedeutet nicht, dass man nicht den Machu Picchu sehen will, aber eben vielleicht nicht zu den Stoßzeiten. Man will vielleicht wie alle
© ASI REISEN (2), JOCHEN-SCHWEIZER-ARENA.DE / MARTIN RIED
8
XXXXX
LADESTATION auf gut österreichisch.
Der perfekte Durstlöscher nach sportlichen Aktivitäten und für zwischendurch: Edelweiss Alkoholfrei ist reich an Kohlenhydraten, Mineralien und Vitaminen – und damit ideal, um Ihre Batterien wieder aufzuladen. Genießen Sie den vollen Weizenbier-Geschmack ohne Alkohol! In der Begegnung mit der Natur begegnet man oft auch sich selbst – glaubt man bei ASI Reisen und WeDesignTrips.
anderen auch wandern gehen, aber nicht auf der 08/15-Route.“ Neben dieser Individualität glaubt Gasser noch an eine weitere Entwicklung, die seiner Meinung nach das Reisen in Zukunft wesentlich prägen wird – die Technologie. „Wir werden unsere Trips bald fast nur noch über das Smartphone buchen und das mit einer Technik, die sich nicht anfühlen wird wie Technik.“ Gasser meint Systeme, die intuitiv zu handhaben sind und das Reisen bzw. die Reiseplanung wieder ein Stück einfacher machen sollen, indem sie Reisetypen erkennen und Angebote ausspucken, die auch zu den Reisetypen passen. Maßgeschneiderte Erlebnisse und Begegnungen vor Ort – wenn gewünscht – inklusive.
DIE INDIVIDUALISTEN
ASI Reisen wurde vor 50 Jahren von Prof. Hannes Gasser als AlpinSchule Innsbruck, ein Zwei-Mann-Betrieb, gegründet. In den 1970er-Jahren ging man mit organisierten Reisen auf Korsika, Mallorca und Madeira erstmals über die heimi schen Grenzen hinaus. Heute hat ASI 80 Länder im Programm. Ambros Gasser leitet das Unternehmen in zweiter Generation und gründete WeDesignTrips. Auch hier setzt man auf lokale Experten vor Ort – an Destinationen von Argentinien bis Vietnam –, die Reisen für Individualisten zusammenstellen. www.asi-reisen.de www.wedesigntrips.com
9
URL AUBSERLEBNISSE
U R L A U B MI T
LOCALS
In Kapstadt surfen oder in Berlin mit einem Hunderudel spazieren – auch das ist mittlerweile mit Airbnb möglich.
Seit knapp einem Jahr bietet die Reiseplattform Airbnb Nutzern die Möglichkeit, neben einer Unterkunft sogenannte Ent deckungen zu buchen. Damit sollen Reisende authentische Urlaubserlebnisse erleben können, die Touristen normaler weise verwehrt bleiben. Text: Lisa Schwarzenauer
E
s ist kein Geheimnis, dass Airbnb vorhat, in nicht allzu ferner Zukunft seinen Nutzern das Rundum-sorglos-Paket traditioneller Reiseveranstalter zu bieten – und das natürlich abseits des Mainstreams, was von dem kalifornischen Unternehmen gerne und oft betont wird. Airbnb will für authentische Erlebnisse stehen und „Reisen wieder magisch machen“, wie CEO Brian Chesky beim Launch von Airbnb Trips im November 2016 erklärte. Entdeckungen sind nur ein Teil dieses neuen Unternehmenszweiges: Man findet schon komplette Reiseführer für Städte wie New York, Paris, Melbourne und São Paulo auf Webseite und App, und bald sollen auch Flüge und andere Services folgen. Das Ziel ist, Airbnb zu einer End-to-End-Reiseplattform zu machen, damit Nutzer ihre komplette Reiseplanung darüber abwickeln können.
DAS KONZEPT
Das Grundkonzept von Airbnb Entdeckungen (im englischsprachigen Raum heißt das Service Airbnb Experiences) ist simpel: Lokale Experten bieten verschiedene Aktivitäten an, die Airbnb-Nutzer mit einem Klick sofort buchen können. Airbnb übernimmt die Abrechnung und den Support, gibt Tipps für die Vermarktung, stellt wöchentliche Performance-Statistiken bereit und bietet einen Markt mit Millionen von potenziellen Kunden, wofür 20 Prozent des Buchungspreises als Provision einbehalten werden. (Im Vergleich dazu: Bei Übernachtungen liegt diese bei nur 3 Prozent.) Eine Ausnahme sind gemeinnützige Entdeckungen, bei denen 100 Prozent des Erlöses an die Organisation gehen, die sie veranstaltet. Das Buchen von Entdeckungen ist prinzipiell für jeden
© AIRBNB, AIRBNB/GASTGEBER APISH, AIRBNB/GASTGEBER THOMAS
10
URL AUBSERLEBNISSE
„ DER AUSTAUSCH IST WESENTLICH PERSÖNLICHER UND AUTHENTISCHER ALS DAS ANGEBOT VON KONKURRENTEN.“ ALEX ANDER SCHWARZ, GESCHÄFTSFÜHRER VON AIRBNB DEUTSCHL AND
Nutzer möglich und funktioniert gleich wie bei einer Unterkunft. Gastgeber können angeben, für welches Alter sich eine Entdeckung eignet und wie viel körperliche Tätigkeit die Aktivität verlangt, und sie können bestimmte Buchungen auch ablehnen – zum Beispiel, wenn der Gast nicht über ein verifiziertes Nutzer-Profil verfügt. Theoretisch kann es sich bei Entdeckungen um alles handeln,
was ein besonderes Urlaubserlebnis verspricht, ob Stadtspaziergang, Kochkurs, Kunst-Workshop oder Yogastunde. Diese Aktivitäten sollen aber mehr als ein einfacher Zeitvertreib sein: Sie sollen es dem Gast ermöglichen, für ein paar Stunden in die Welt des Gastgebers einzutauchen und einen Ort nicht als Tourist, sondern durch die Augen eines Einheimischen zu erleben.
11
STRENGE QUALITÄTSKONTROLLE
Damit das so gut wie möglich gewährleistet werden kann, muss jede Entdeckung über die Webseite eingereicht werden und ein strenges Aufnahmeverfahren bestehen. Als Qualitätskriterien gelten laut Webseite Gastfreundschaft, Fachkenntnisse und die Möglichkeit, Insider-Einblicke zu gewähren. Airbnb zufolge haben bereits mehr als 100.000 Menschen Entdeckungen eingereicht, nur knapp 15.000 davon haben es wirklich auf die Plattform geschafft. „Das nehmen sie wirklich sehr ernst“, bestätigt auch Kurt Reindl, der auf Airbnb eine Food Tour durch Innsbruck anbietet. „Ich habe bei meiner Bewerbung einfach die Information von meiner Webseite hineinkopiert, das wurde dann →
匀匀氀氀攀猀Ⰰ 猀瀀爀甀搀攀氀渀搀攀猀 甀渀搀 欀漀挀栀攀渀搀攀猀 吀爀椀渀欀眀愀猀猀攀爀 瀀攀爀 䬀渀漀瀀昀搀爀甀挀欀⸀ 䄀氀氀攀 䤀渀昀漀猀 甀渀琀攀爀 眀眀眀⸀眀愀猀猀攀爀欀愀椀猀攀爀⸀愀琀 䐀愀猀 娀椀瀀 䠀礀搀爀漀吀愀瀀글 吀爀椀渀欀眀愀猀猀攀爀猀礀猀琀攀洀 洀愀挀栀琀 搀攀渀 䬀愀甀昀 瘀漀渀 圀愀猀猀攀爀昀氀愀猀挀栀攀渀 ﰀ戀攀爀昀氀ﰀ猀猀椀最⸀ 䐀愀猀 匀礀猀琀攀洀 氀椀攀昀攀爀琀 欀漀挀栀攀渀搀攀猀Ⰰ 最攀欀ﰀ栀氀琀攀猀 甀渀搀 洀椀琀 䬀漀栀氀攀渀猀甀爀攀 瘀攀爀猀攀琀稀琀攀猀 圀愀猀猀攀爀 甀渀搀 椀猀琀 漀瀀琀椀洀愀氀 昀ﰀ爀 搀椀攀 䜀攀琀爀渀欀攀稀甀戀攀爀攀椀琀甀渀最 椀渀 匀倀䄀ⴀ 甀渀搀 圀攀氀氀渀攀猀猀ⴀ 戀攀爀攀椀挀栀攀渀Ⰰ 䘀爀ﰀ栀猀琀ﰀ挀欀猀琀栀攀欀攀渀 愀戀攀爀 愀甀挀栀 昀ﰀ爀 洀漀搀攀爀渀攀 䈀ﰀ爀漀欀ﰀ挀栀攀渀 甀渀搀 䜀攀眀攀爀戀攀最攀戀甀搀攀 猀漀眀椀攀 倀爀椀瘀愀琀栀甀猀攀爀 最攀攀椀最渀攀琀⸀ 圀愀猀猀攀爀䬀愀椀猀攀爀 椀猀琀 攀椀渀 倀爀漀搀甀欀琀 搀攀爀 匀挀栀愀渀欀猀攀爀瘀椀挀攀 倀攀攀爀 䜀洀戀䠀 甀渀搀 漀ϻ稀椀攀氀氀攀爀 嘀攀爀琀爀椀攀戀猀瀀愀爀琀渀攀爀⸀
URL AUBSERLEBNISSE
sofort abgelehnt mit der Begründung, dass diese Entdeckung es nicht wert wäre, auf Airbnb angeboten zu werden.“ Das hat Reindl geärgert. „Gerade deshalb habe ich es gleich noch einmal probiert, dieses Mal aber ganz genau beschrieben, was ich meinen Gästen Besonderes bieten kann, zum Beispiel einen Blick hinter die Kulissen einer traditionsreichen Bäckerei in der Altstadt. Da hat es dann funktioniert.“ Hat eine Entdeckung diese Hürde genommen, muss sie sich auf der Webseite erneut beweisen: Wenn die Durchschnittsbewertung unter 4,7 fällt, es häufiger nur mittelmäßige Bewertungen gibt oder einfach keine Nachfrage besteht, kann Airbnb diese wieder von der Seite nehmen.
RECHTE UND PFLICHTEN
Anbieter einer Entdeckung müssen auch gewisse zusätzliche Regeln einhalten, betont der Geschäftsführer von Airbnb Deutschland, Alexander Schwarz: „Es gibt eine breite Palette von Entdeckungen und somit auch eine breite Palette von verschiedenen eventuell geltenden Steuern und Gebühren. Wir unterstützen Gastgeber dabei, diese Regeln zu verstehen und einzuhalten. So veröffentlichen wir beispielsweise nützliche Informationen
AIRBNB IN ÖSTERREICH 2017 haben 770.000 Gäste – die meisten aus Deutschland, den USA und Österreich – mit Airbnb in Österreich übernachtet (im Vergleich: 2017 österreichweit insgesamt 43 Mio. Ankünfte). Kritik an der Plattform kommt indes von Branchenvertretern, die unter anderem eine Ungleichbehandlung im Wettbewerb orten und daher klare Spielregeln fordern. Außerdem gebe es einen Abfluss der Wertschöpfung ins Ausland, der durch Angebote wie Airbnb Experiences noch verstärkt werde.
Airbnb Entdeckungen ermöglichen es Gastgebern, ihre Interessen und Talente mit Gästen zu teilen.
darüber, welche lokalen Steuern anwendbar sein könnten, und ermutigen die Gastgeber, einen Steuerberater zu konsultieren.“ Ähnliches gilt für die mögliche Pflicht, für bestimmte Tätigkeiten ein Gewerbe anzumelden – auch hier finden sich auf der Webseite für jedes Land Informationen und Hinweise, sich im Zweifelsfall an Spezialisten zu wenden. Österreichische Gastgeber werden beispielsweise darauf hingewiesen, dass man eine besondere Gewerbeberechtigung benötigt, um Fremdenführungen anbieten zu dürfen. Ob und wie die Einhaltung von Airbnb selbst kontrolliert wird, ist allerdings unklar.
WARUM AIRBNB?
Davon abgesehen, dass Airbnb schon alleine durch den hohen Bekanntheitsgrad interessant für potenzielle Gastgeber ist, die häufig auch schon Erfahrung mit der Plattform haben, schätzen die Nutzer laut Schwarz die Möglichkeit, ihre Hobbys und Leidenschaften ganz einfach mit anderen teilen zu können. Diese zwischenmenschliche Komponente nennt er auch als Hauptunterscheidungsmerkmal zu ähnlichen Angeboten wie GetYourGuide
und Google Trips: „Entdeckungen auf Airbnb verbinden Menschen. Denken Sie an einen Pariser, der Ihnen das Geigenbauen näherbringt, oder an einen Italiener, der seit Jahrzehnten in Florenz lebt und Sie in den besten Wald führt, um Trüffel zu suchen. Der Austausch ist wesentlich persönlicher und authentischer als das Angebot von Konkurrenten.“ Dieses Versprechen von Authentizität und besonderen, über klassischen Tourismus hinausgehenden Erlebnissen scheint anzukommen: 2016 wurde mit 500 Entdeckungen in zwölf Städten gestartet, mittlerweile werden rund 15.000 Entdeckungen in mehr als 1.000 Städten angeboten – und das Angebot wächst aufgrund des großen Interesses ständig weiter.
ÖSTERREICHISCHE ENTDECKUNGEN
Mit Wien ist im März 2018 auch Österreich in das Portfolio aufgenommen worden, seit Juni ist das Angebot in ganz Österreich verfügbar. Der Großteil der rund 160 aktiven Entdeckungen befindet sich wenig überraschend in der Bundeshauptstadt, und österreichweit wurden in dieser relativ kurzen Zeit bereits 5.000 Buchungen gezählt.
© AIRBNB / GASTGEBER MARY ELLEN
12
URL AUBSERLEBNISSE
Während man in Wien so ziemlich alles von Kaffeehaustouren, Joggen mit Ein heimischen und Schmuck-Workshops bis hin zu Stadtspaziergängen mit Obdachlosen und ehemaligen Drogenabhängigen buchen kann, gibt es in Tirol im Moment nur fünf aktive Entdeckungen: „Innsbruck Bike Adventures“, „Spaziergang mit Kälbern“, „Entdecke und lebe wie ein Einheimischer im Ötztal“, „Create Your Own Snow Adventure Video“ und die von Reindl angebotene „Eat Like a Local: Innsbruck Food Tour“. Er habe durch einen Artikel in der „Zeit“ von Airbnb Entdeckungen erfahren, erzählt Reindl, der seine Food Tour unter anderem auch auf einer eigenen Webseite und auf Get YourGuide anbietet. „Ich bin kein Fan von Airbnb, das gebe ich ehrlich zu, aber man muss einfach alle Kanäle nutzen.“ Obwohl noch kein Gast direkt über Airbnb gebucht
ÄHNLICHE ANGEBOTE
Google Trips ist eine kostenlose Reiseplanungs-App, die automatisch Aktivitäten am Urlaubsort vorschlägt und auch alle relevanten Reisedetails wie Flüge und Hotelreservierungen bereithält. GetYourGuide bietet ähnlich wie Airbnb Entdeckungen verschiedene Urlaubserlebnisse wie Stadtführungen und Kochkurse an. Mit dem Start-up Yilu arbeitet auch die Lufhansa an einer End-to-End-Reiseplattform, die von Flug und Unterkunft bis hin zu Restaurantreservierung und Aktivitäten alles in einem vereint.
13
hat, ist er sicher, dass er ohne die Plattform wesentlich weniger Buchungen hätte: „Es kontaktieren mich immer wieder Leute über meine Webseite, die sagen, Sie hätten die Tour auf Airbnb gefunden, würden aber lieber direkt bei mir buchen.“ Von Airbnb bereitgestellte Statistiken bestätigen, dass die Tour tatsächlich sehr oft angeklickt wird – im November an die 100-mal wöchentlich – weshalb Reindl den Auftritt dort trotz fehlender Direktbuchungen als Erfolg bewertet. Während andere es durch das Anbieten von Entdeckungen laut Airbnb schon in die Selbstständigkeit geschafft haben, lohnen sich Airbnb Entdeckungen für Reindl und vermutlich viele andere bis jetzt also hauptsächlich indirekt. Es bleibt abzuwarten, wie gut das Angebot letztendlich wirklich fußfassen wird in Tirol – Potenzial hat es aber zweifelsohne.
...so schmeckt Tirol!
KRAPFEN SCHLUTZKRAPFEN KNÖDEL Hergestellt in Tirol
dengg krapfen & knödel manufaktur GmbH • Innsbrucker Str. 11 • 6060 Hall in Tirol Nähere Infos unter: www.dengg.info • Mo - Fr: 8:00 - 17:00
URL AUBSERLEBNISSE
TOURISTEN SIND
D IE A ND ER EN
© SHUTTERSTOCK.COM
14
15 DREI ...
DORFSTELLE ALDRANS Hochwertiger Neubau in begehrter Lage Drei bis vier Zimmer, circa 86 bis 155 qm Repräsentative, zeitlose Architektur Winter- und Sommerparadies für Sportler und Naturbegeisterte Fertigstellung Herbst 2019
Urlaube werden immer kürzer. Zugleich wünschen sich Gäste immer intensivere Erfahrungen. Luxus ist mittlerweile kein Status mehr. Stattdessen wünschen sich Touristen zusehends das Echte, Unverfälschte, wie es eigentlich nur Einheimische erleben können.
Ihr Kontakt: stephanie.mark@zima.at
ZWEI ...
Text: Daniel Feichtner
BRANDJOCHBLICK VÖLS 39 Eigentumswohnungen auf 3 Wohnhäuser aufgeteilt Zwei bis vier Zimmer, circa 50 bis 104 qm Zentrale Lage in Völs Nur 4 Fahrminuten nach Innsbruck Umgeben von Naherholungsgebieten
SELBSTBILD
Doch während Destinationen um Touristen buhlen, wollen diese gar keine sein – und sich schon gar nicht so fühlen. Das zeigt die Entwicklung der Angebote: Kost und Logis sind keine Zugpferde mehr. Stattdessen stehen Erlebnisse ganz oben auf der Wunschliste von Gästen – individualisiert, anders und abseits der vielzitierten, ausgetrampelten Pfade. Touristen suchen das Neue, das Unbekannte →
EINS ...
MINKUSWIESE SCHWAZ Modernes Wohnkonzept in begehrter Lage von Schwaz Zwei bis vier Zimmer, circa 50 bis 110 qm Großzügige Loggien und Terrassen mit Privatgärten Nach Süden und Westen ausgerichtete Wohnhäuser Fertigstellung 1. Bauabschnitt im Herbst 2019 Ihr Kontakt: stephanie.mark@zima.at
DEINS! © FXXXX
R
eisende gibt es seit Menschengedenken. Touristen dagegen – zumindest im engeren Sinn – sind eine relativ neue Entwicklung. Sie haben vor etwa 150 Jahren begonnen, die Welt zu erobern. Erst waren es einige Wohlsituierte, die sich aufmachten, Länder nah und fern zu erkunden. Inzwischen ist Reisen aber ebenso billig wie einfach. Und so bilden heute die Massen, die oft die Einwohnerzahl ihrer gut erschlossenen Destinationen um ein Vielfaches übertrumpfen, das Rückgrat der weltweit drittgrößten Industrie. Und das Wachstum der Tourismusbranche ist weiterhin ungebremst.
Ihr Kontakt: nicole.moser@zima.at
ZIMA Wohn- und Projektmanagement GmbH 6020 Innsbruck, Leopoldstraße 1/4 | +43 (512) 34 81 78 innsbruck@zima.at | zima.at/wohnen/tirol/
URL AUBSERLEBNISSE
„DAS VERMEINTLICH EINFACHE LEBEN LOCKT. EINFACH DESHALB, WEIL ES ANDERS IST UND VON AUSSEN BETRACHTET WENIGER KOMPLEX. UND WEIL ES EIN WECHSEL AUF ZEIT IST. DAS IST DAS ENTSCHEIDENDE: DAS ERLEBNIS IST REVERSIBEL.“ VALENTIN GROEBNER, HISTORIKER
und das noch nicht Erlebte – Orte und Erfahrungen, die „echt“ und unverdorben sind. „Dabei geht es um Intensität – gewissermaßen einen selbst verabreichten Kulturschock“, meint Valentin Groebner. Der Historiker befasst sich in seinem Buch „Retroland“ mit dem Thema Geschichtstourismus und der Authentizität, auf die Touristen aus sind. Denn Alltag und Routine stumpfen ab. Daraus auszubrechen ist das höchste Ziel des Reisenden. Das gelingt ihm nur, wenn er sich neuen Eindrücken aussetzt. Und diese erreichen nur das Höchstmaß der Intensität, wenn sie als „echt“ empfunden werden.
SICH SELBST IM WEG
Dabei begegnen ihm Hürden – und eine davon ist nicht zuletzt er selbst. „Touristen haben die Tendenz, Touristen zu verachten“, diagnostiziert der Autor. „Selbst will man dementsprechend keiner sein: Man sieht sich als Reisender, der individuell erlebt. Touristische Herdentiere, das sind die anderen.“ So ist jeder Tourist ein Stück weit in seinem eigenen Film unterwegs, in dem er die Hauptrolle übernimmt: die des Abenteurers, des Entdeckers. Dieser Selbstinszenierung stehen andere im Weg. Und das ist nichts Neues. Schon Ende des 19. Jahrhunderts beklagten sich Schriftsteller über andere Reisende, erzählt
VALENTIN GROEBNER
Retroland: Geschichtstourismus und die Sehnsucht nach dem Authentischen, S. Fischer (2018), 224 Seiten. In seinem aktuellen Buch setzt sich Valentin Groebner mit der Faszination von Reisen an historische Stätten auseinander. Dahinter sieht er das wahre Bedürfnis der Touristen: die Suche nach den eigenen Ursprüngen, dem Authentischen und Unverfälschten.
Groebner: „Und da sieht man, die gehen sich gegenseitig auf die Nerven. Sie merken: Nicht nur ich habe Möglichkeiten, sondern auch andere – und denen will ich dort gar nicht so gerne begegnen.“ Denn Touristen bringen Vertrautes mit in die Fremde, nach der gesucht wird. Und das rüttelt an der Illusion der geglückten Flucht vor dem Alltag und der eigenen Herkunft.
TOURISTISCHES THEATER
Allerdings sind nicht nur andere Gäste dem Unbekannten und der Intensität im Weg. Auch die Natur des Tourismus selbst wird zur Hürde: Eine der weltweit größten Dienstleistungsindustrien lebt nicht zuletzt davon, zu verschleiern, dass sie Dienstleistungen bietet. Anstelle von Konsumenten eines Produkts wollen sich die Touristen als Gäste sehen. „Das ist ein menschlich verständliches Bedürfnis“, sagt Groebner. So ist Tourismus bis zu einem bestimmten Grad immer ein Theaterspiel. Früher war das oft ein Wechsel nach oben – man konnte wenige Wochen „reich“ sein. Leben, ohne zu arbeiten. Aber es gab und gibt auch den gegenläufigen Trend – heute mehr denn je. „Das vermeintlich einfache Leben lockt“, so Groebner. „Einfach deshalb, weil es anders ist und von außen betrachtet weniger komplex. Und weil es ein Wechsel auf Zeit ist. Das ist das Entscheidende: Das Erlebnis ist re-
© SHUTTERSTOCK.COM, PEDRAZETTI, S. FISCHER, SUHRKAMP
16
URL AUBSERLEBNISSE
17
MARCO D’ERAMO
Die Welt im Selfie. Eine Besichtigung des touristischen Zeitalters, Suhrkamp (2018), 362 Seiten.
versibel.“ Wäre der Wechsel permanent, würden sich die Komplexitäten ebenso erschließen wie die Routinen anstelle des Neuen treten – und damit ginge die Intensität verloren.
Auf eine Besichtigungstour durch das „touristische Zeitalter“ begibt sich der italienische Autor und Journalist Marco d’Eramo. Dabei erörtert er nicht nur die „touristische Perspektive“, sondern auch, welche Spuren die Besuchermassen in ihren Destinationen hinterlassen.
ZEICHEN DER ZEIT
xion erreicht, das der selbst-verordneten Illusion im Wege steht. Zusätzlich angetrieben durch die Möglichkeiten, die eigene Erfahrung digital und in Echtzeit zu teilen –, und sich nicht zuletzt anhand der eigenen Erlebnisse zu definieren – nimmt die größte Sehnsucht des Touristen zusehends zu: keiner zu sein.
Ansprechpartner: Herr Martin Larch Tel.: 0664/60456784 oder per Mail an martin.larch@hoertnagl.at
Paar excellence
www.hoertnagl.at
Was hinter diesem Bedürfnis steckt, lässt sich bestenfalls vermuten. Fakt ist: für die meisten Touristen hat Reisen seinen Status als Privileg eingebüßt – zu leistbar und zu einfach ist es mittlerweile. Damit ist die reine Tätigkeit auch keine exklusive Erfahrung mehr. Zugleich sind die Konsumenten touristischer Angebote mit deren zunehmender Masse nicht nur kritischer. Sie haben auch ein Maß an Selbstrefle-
Hörtnagl ist seit vielen Jahren verlässlicher Partner und Lieferant feinster Wurstwaren für Hotellerie und Gastronomie in Tirol.
www.facebook.com/Andrae.Hoertnagl
18
URL AUBSERLEBNISSE
A U S AUS S T I E G DEM ALLTAG Gäste wünschen sich in ihrem Urlaub vor allem solche Erlebnisse, die möglichst wenig mit ihrem alltäglichen Leben zu tun haben. Was das Tiroler Erlebnisangebot auszeichnet und welche Rolle es bei der Wahl der Urlaubsdestination spielt.
Text: Simon Leitner
diese Art von Gästen und deren gesteigerte Erwartungen zurückzuführen. Welche Art von Erlebnissen Touristen in ihrem Tirol-Urlaub suchen, hängt letztendlich von vielen verschiedenen Faktoren ab: Jahreszeit und Destination sind in diesem Zusammenhang beispielsweise ebenso zu nennen wie auch das Alter, der soziale Kontext oder die Interessen und Vorlieben der jeweiligen Person. Das maßgebliche Kriterium ist dabei jedoch ein anderes, wie Hannes Winkler, Gründer und langjähriger Geschäftsführer von Travel Partner, erklärt: „Vor allen Dingen geht es um einen Ausstieg aus dem Alltag, um das, was man
zuhause nicht hat – je weiter etwas von meinem alltäglichen Leben entfernt ist, desto höher ist auch der Erlebnisfaktor.“ Für einen unter Dauerstress stehenden Manager aus London, der den Großteil seines Tages im Büro und der U-Bahn verbringt, kann folglich bereits ein simpler Ausflug in die Tiroler Natur ein eindrückliches Erlebnis bedeuten.
DER BERG RUFT
Im Erlebnisangebot Tirols stellen generell die Berge sowohl im Winter als auch im Sommer das größte touristische Kapital dar. Allerdings muss man sie dafür auch konsumierbar machen, indem man
© PRIVAT, TVB PITZTAL
R
uhe und Erholung – das ist es, was viele Menschen in ihrem Urlaub zu finden hoffen. Ihnen geht es vorwiegend darum, sich eine Zeitlang von den Strapazen des Alltags erholen und neue Kraft tanken zu können. Anderen ist das allerdings längst nicht mehr genug: Sie möchten auch während ihrer begrenzten Zeit fern der Heimat etwas Außergewöhnliches erleben, neue Erfahrungen sammeln und möglichst viele Eindrücke von dem Ort mit nach Hause nehmen, an dem sie sich gerade befinden. Dass Urlaubserlebnisse auch im heimischen Tourismus eine immer größere Rolle spielen, ist nicht zuletzt auf
19
URL AUBSERLEBNISSE
WAS LOCKT GÄSTE NACH TIROL?
HANNES WINKLER, GRÜNDER UND L ANGJÄHRIGER GESCHÄFTSFÜHRER VON TRAVEL PARTNER
IM WINTER Wintersport angebot
79 %
Berge
79 %
Attraktivität des Skigebiets
59 %
Schneesicherheit
44 %
Landschaft und Natur
34 %
gute Erfahrungen in der Vergangenheit
Naturerfahrungen mit inszenierter Unterhaltung kombiniert und entsprechende Angebote schafft – das Spektrum dabei reicht von geführten Schneeschuhwanderungen oder Klettertouren über diverse Shows und Vorführungen auf der Piste bis hin zu besonderer Kulinarik in extremer Höhe. „Vor allem was die Gastronomie betrifft, hat sich in den letzten Jahren unheimlich viel im Land getan“, meint Winkler. „Die exklusiven Küchen am Berg weisen einen hohen Erlebniswert auf.“
SICHER UND BEQUEM
In Ski- und Wandergebieten tragen insbesondere die Bergbahnen der jeweiligen Regionen mit Events aller Art dazu bei, dass die Berge erlebbar und damit im Idealfall das ganze Jahr hindurch ein attraktives Ziel für Touristen bleiben. Essenziell ist jedoch, dass die Attraktionen zum Standort und dessen Besonderheiten passen, nur dann werden sie auch angenommen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle kommt dabei auch dem Faktor Convenience zu. Denn ungeachtet der Besonderheiten des jeweiligen Erlebnisses sollte die Ausübung desselben für die Gäste mit keinen allzu großen Ärgernissen – wie beispielsweise einer strapaziösen Anreise oder langen Wartezeiten – verbunden sein. Darüber hinaus müssen für das Erlebnis sichere Rahmenbedingungen, ohne unerwartete Gefahren und Risiken für die Urlauber, gewährleistet werden.
URLAUBSERLEBNIS VS. ERLEBNISURLAUB
Ein umfangreiches Erlebnisangebot gewinnt zwar auch in Tirol stetig an touristischer Relevanz, stellt für Gäste in den meisten Fällen jedoch trotzdem nicht das ausschlaggebende oder zumindest nicht das alleinige Kriterium für die Wahl einer Urlaubsdestination dar. „Wichtig ist, dass das Umfeld passt – die Unterkunft, die Versorgung und nicht zuletzt das Image einer Region. Mit Attraktionen allein sind keine Touristen ins Land zu locken“, ist Winkler überzeugt. Dementsprechend berücksichtigen Gäste bei der Planung ihrer Ferien immer mehrere Aspekte, wobei sich die Gewichtung letztlich von Fall zu Fall unterscheiden kann: Manche Menschen suchen sich erst eine Region aus und schauen sich dann nach passenden Erlebnissen um, andere wiederum treffen eine Vorauswahl auf Basis dessen, was sie in ihrem Urlaub unternehmen und erleben wollen. Unabhängig davon wenden Gäste bei der Suche nach Erlebnissen im Grunde jedoch meist dieselben Methoden an: Ideen und Inspiration finden sie heutzutage in erster Linie über redaktionelle Geschichten und Blogposts auf Reise-Webseiten, konkrete Erlebnisangebote schließlich entweder auf den Homepages der jeweiligen Anbieter bzw. Tourismusverbände oder dezidierten Plattformen, auf denen sich Erlebnisse direkt buchen
31 %
Ruhe
27 %
Gastfreundschaft
26 %
gute Erreich barkeit/Nähe
24 %
Qualität Hotel/ Unterkunft
22 %
IM SOMMER Berge
72 %
Landschaft und Natur
71 %
Angebot an Wanderwegen
51 %
Ruhe
44 %
Gastfreundschaft
42 %
gute Erfahrungen in der Vergangenheit
35 %
Qualität der Unterkunft
33 %
gute Luft/gesundes Klima
32 %
regionale Speisen/ Getränke
27 %
Vielfalt und Qualität des touristischen Angebots
24 %
QUELLE: T-MONA-GÄSTEBEFRAGUNG
„Wichtig ist, dass das Umfeld passt – die Unterkunft, die Versorgung und nicht zuletzt das Image einer Region. Mit Attraktionen allein sind keine Touristen ins Land zu locken.“
lassen. Die Anzahl solcher Plattformen ist in jüngster Zeit sprunghaft gestiegen, was als Beweis dafür gelten mag, wie präsent sich das Thema Erlebnisse derzeit im Tourismus ausnimmt.
20
E N T G E LT L I C HE E IN S C H A LT U N G
Alles andere als Zukunftsmusik: Registrierkassensysteme, die alle Stücke spielen Der Funktionsumfang PC-basierender Kassen geht schon lange weit über das Kassieren und Bonieren hinaus. Seit über 30 Jahren begeistert Firma Wötzer mit innovativen Kassenlösungen. So nun auch mit mehreren Software-Neuerungen:
© AXEL SPRINGER
MODUL KUNDENKARTEN
Mag. (FH) Melanie Wötzer, Wötzer GmbH
MODUL KASSENBUCH
SaleGrip® unterstützt Sie bei der Führung des gesetzlich vorgeschriebenen Kassenbuches. Alle Ein- und Auszahlungen werden bei Buchung in der Kasse erfasst und direkt an Ihren Steuerberater übermittelt.
SaleGrip® hilft Ihnen beim aktiven Marketing und bei der Kundenbindung! Mit aufladbaren Kundenkarten werden Bonierungen vom Guthaben am Kundenkonto abgebucht. Nach Verbrauch des Guthabens kann die Karte an der Kasse wieder aufgeladen werden. Dadurch sparen Sie Zeit beim Kassieren und verringern das Risiko von Zahlungsausfällen.
KÜCHENMONITOR
Die perfekte Hilfe in der Küche! Besonders zu Stoßzeiten schafft der Küchenmonitor Ordnung und Übersicht. Alle Bestellungen werden einfachst auf einem
Schnell. Smart. Flexibel. Und die Kasse klingelt wieder. Jetzt auf die richtige Kassen-Software umsteigen. Sie haben Fragen? Rufen Sie uns ganz einfach an: 0512.34 70 620 Mehr Infos unter: www.salegrip.at Computerkassen Wötzer GmbH, 6020 Innsbruck, Knollerstraße 5 T +43.512.34 70 620, E office@woetzer.at, W www.woetzer.at
Bildschirm dargestellt. Priorisieren oder beenden Sie Bestellungen direkt am Monitor selbst. Jeder Koch hat für seine Station den perfekten Überblick! Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! In diesem Sinne wurden in SaleGrip® zusätzliche Berichte integriert. Kontaktieren Sie noch heute die Experten von Computerkassen Wötzer! KONTAKT Computerkassen Wötzer GmbH Knollerstraße 5, 6020 Innsbruck Tel.: 0512/34 70 620 office@woetzer.at www.woetzer.at
E N T G E LT L I C HE E IN S C H A LT U N G
1. 2.
3.
1. Aktivkohle-Anschwemmfilter und Silberionen entfernen Schmutz und Partikel größer 0,5 Mikrometer. 2. Wellwasser Aktivator-Edelstahlgehäuse gefüllt mit ausgesuchten Kristallen 3. Mechanischer Bakterienfilter mit Trenngrenze 0,1 Mikrometer Bakterienzurückhaltung: ›99,99999 % ›LOG7
Veredelt in Tirol Mit den drei Editionen Gastro, Home und Business bietet wellwasser® die optimale Anlage für sauberes, gesundes und gesichertes Wasser.
W
asser ist das wertvollste Lebensmittel! Auch wenn unser Wasser jeden Tiroler Wasserversorger in einwandfreier Qualität verlässt, verliert es diese oftmals auf dem Weg zum Glas – aufgrund älterer, undichter Leitungen, längerer Standzeit des Wassers oder unsauberer Anschlüsse. Die Wellwasser Technology GmbH hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, frisches und sauberes
Wasser in unbegrenzter Menge zur Verfügung zu stellen – direkt aus dem Hahn gezapft. Dafür wurde von Wellwasser Technology die Hightech Wasseraufbereitungsanlage (HTWAA) entwickelt.
GESUNDHEIT IM FOKUS
Für Geschäftsführer Dietmar Meraner ist auch der Gesundheitsaspekt entscheidend: „Im Zeitalter eines nicht mehr
© WELLWASSER (3)
„ Wellwasser ist Regionalität, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, lebt Gastfreundschaft und ist ein Stück Heimat.“ DIETMAR MERANER, GESCHÄFTSFÜHRER, WELLWASSER TECHNOLOGY GMBH
überschaubaren Markts an Nahrungs ergänzungsmitteln ist eine Rückbesinnung auf die reine Ausgangssubstanz Wasser wichtig. Zum Beispiel liefern wir mit unseren wellwasser® Trinkbrunnen für Schulen und Kindergärten einen wertvollen Beitrag zur gesunden Ernährung in der Entwicklungsphase unserer Kinder. Meine Vision ist es, Tirol neben Tourismus und Sport auch in puncto Wasser zur Nummer eins zu machen.“ KONTAKT Wellwasser Technology GmbH Stadlweg 23, 6020 Innsbruck Tel.: 0512 / 560966, Mobil: 0664 / 1007746 E-Mail: office@wellwasser-technology.com www.wellwasser.com
21
URL AUBSERLEBNISSE
BAL ANCE Z W I S C HEN
ANALOG & DIGITAL Der Gast sucht individuelle Urlaubserlebnisse, er sucht Authentizität. Den Anbietern stehen dafür einige bewährte Vermittlungskanäle zur Verfügung. Es gilt, ihre Schwächen zu kennen und ihre Stärken gezielt zu nutzen. Text: Susanne Gurschler
© BIRGIT KÖLL
22
URL AUBSERLEBNISSE
W
er die klassische Frühstückszeitung für verschnarcht hält, unterschlägt deren Qualitäten oder schöpft sie nicht aus. Hier erhält der Gast kompakt Antworten auf für ihn aktuell wichtige Fragen: Wo könnte es hingehen? Wie komme ich da hin? Wie wird das Wetter? Aus welchen Veranstaltungen kann ich wählen? Dazu das eine oder andere interessante Häppchen aus der Region, ein Spruch, das Porträt eines besonderen örtlichen Anbieters samt Gutschein, Infos zur Menüplanung, und alles noch mit persönlicher Anrede. Das ist Mehrwert, den Gäste zu schätzen wissen. Es gibt eine Reihe von – analogen wie digitalen – Kanälen, über die Anbieter bereits traditionell Urlaubserlebnisse vermitteln (können). Deren Vorzüge und Nachteile zu kennen, bedeutet, sie richtig einzusetzen. Schon vorweg: Es ist eine Mischung aus digitalen und analogen Angeboten, die für den Kunden ein rundum gutes Service bedeuten. Und: Der – positiv empfundene – Austausch mit den Gastgebern, mit Menschen vor Ort ist nicht zu toppen.
KLASSISCH ANALOG
Natürlich: Die Frühstückszeitung sollte pfiffig geschrieben und ansprechend gestaltet sein. Und sie sollte mit überraschenden Details aufwarten. Womit schon ein Punkt angesprochen ist, der speziell kleinere Beherbergungsbetriebe vor Herausforderungen stellt: Es braucht Zeit und Ressourcen dafür. Aber: Betriebe mit ähnlicher Kundenstruktur können sich zusammentun,
„Gäste sollen sich auf allen Ebenen persönlich angesprochen fühlen, im Zentrum steht, das Konsumerlebnis zu optimieren.“ MIKE PETERS, INSTITUT FÜR STRATEGISCHES MANAGEMENT, MARKETING UND TOURISMUS
sie abwechselnd oder gemeinsam mit Inhalten füllen. „Wichtig ist die individuelle Note. Der Gast will sich persönlich angesprochen fühlen“, betont Mike Peters, Professor am Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck. Es geht darum, Angebote auf die Bedürfnisse und Interessen der Kunden abzustimmen. Der positive, direkte Kundenkontakt ist nach wie vor ein Garant dafür, dass das Urlaubserlebnis lange nachwirkt und den Gast zum Wiederkommen motiviert. Zentrale Stelle dafür: die Rezeption. Hier können Urlaubserlebnisse im persönlichen Gespräch vermittelt werden. Dafür müssen die Mitarbeiter die Destination gut kennen – die Besonderheiten der Region, die Eigenheiten der Menschen, die speziellen Angebote, die es hier gibt. Nur so können sie glaubhaft Informationen und Tipps geben. Wenn sich die Mitarbeiter mit der Destination identifizieren, dann ist nicht relevant, woher sie kommen. Kümmert sich der
Gastgeber persönlich um die Gäste, sucht den Kontakt und nennt Geheimtipps, besondere Schmankerln, wirkt sich das positiv auf das Urlaubserlebnis aus.
GESPRÄCH SUCHEN
Im Projektendbericht „Bleibt alles anders? Tourismus 2025“, den das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft 2017 veröffentlichte, wird eine verstärkte persönliche Kundenbindung als Gegentrend zur digitalen Kommunikation konstatiert. Leisten könnten diese die Personalressourcen, die durch Automatisierung (etwa bei der Anmeldung) frei werden. „Eine Kundenkartei, in der festgehalten wird, welche Vorlieben und welche Interessen der Gast hat, hilft nicht nur, passgenauere Angebote zu schnüren, sondern gibt dem Gast das Gefühl des Willkommenseins und der individuellen Betreuung“, erläutert Peters. Mittlerweile gibt es einige Softwarelösungen, die Informationen zusammenführen. Damit lassen sich persönliche Erlebnispakete schnüren. →
23
24
URL AUBSERLEBNISSE
GESCHICHTE ERZÄHLEN
Der Gegenpol zur alle Lebensbereiche umfassenden Digitalisierung und der damit verbundenen Beschleunigung ist das „analoge Urlaubserlebnis“. Dieses beruht auf zwei Säulen: Authentizität und Emotionen. Als Quelle dafür dienen die „traditionellen, vielfältigen Kulturund Naturlandschaften in Österreich mit entsprechend themenfokussierten Angebotspaketen, regionale und von klein strukturierten Betrieben erzeugte Lebensmittel und freundschaftliche Begegnungen mit Einheimischen“, heißt es im Projektendbericht. Ein klarer Vorteil, den familiengeführte Tourismusunternehmen analog (Frühstückszeitung, Imagebroschüre usw.) und digital (Homepage, Blog usw.) vermitteln können: Sie haben eine Geschichte, sie haben Tradition, sind dadurch unverwechselbar und greifbar. Große Ketten mit standardisierten Abläufen können das nicht leisten. Daher raten Fachleute wie Peters dazu, die Geschichte des eigenen Unternehmens ansprechend verpackt auf den unterschiedlichen Vermittlungskanälen zu spielen, denn diese Unverwechselbarkeit trägt zum Urlaubserlebnis bei. Broschüren zeigen ebenfalls Wirkung. „Schön gestaltet, schaffen sie handfeste Wertigkeit“, unterstreicht Peters. Mit dem Gäste-Fernsehen lassen sich Botschaften in Wort und Bild vermitteln, lokale Infos gut streuen. Sowohl für größere als auch für kleinere Unternehmen ist es eine relativ kostengünstige Variante, um Urlaubserlebnisse an die Kunden zu bringen. Eine personalisierte Ansprache erhöht – wie in allen anderen Bereichen – den Effekt. Reiseführer spielen zwar eine immer geringere Rolle, sie werden aber nach wie vor gern verschenkt. In Kombination mit
VOR- UND NACHTEILE EINIGER KLASSISCHER KANÄLE IM ÜBERBLICK REZEPTION direkter Kundenkontakt individuelle Betreuung starke Kundenbindung intensive Schulung des Personals Nachwirkungen schlechter Beratung nur vor Ort GÄSTEZEITUNG kompakte Infos/Mehrwert Personalisierung Digital Detox Aufwand Kosten TRAVELBLOGS hohe Authentizität emotionale Darstellung positive Vermittlung Influencer betreuungsintensiv Kosten Organisation/Unterkunft Aktualität SOZIALE MEDIEN hohe Aktualität Storytelling in Wort und Bild Authentizität verstärken das Erleben betreuungsintensiv potenzieren etwaige Imageschäden Gefahr des Kontrollverlusts trendabhängig
einem eBook (oder einer entsprechenden App) bieten sie den Reisenden Mehrwert. Und: Ihre Glaubwürdigkeit ist sehr hoch. Gerade in anderen Kulturkreisen, bei Menschen aus ferneren Ländern – wie etwa dem asiatischen Raum – sind Reiseführer sehr beliebt. Sie dienen der Vorinformation über Land und Leute, Gebräuche und Sitten. Im Urlaubsort selbst nutzen die Gäste eher die digitalen Services, da die Angaben in den Reiseführern nicht immer aktuell sind und das Format gern sperrig ist.
EMOTIONEN VERSTÄRKEN
Travelblogs ersetzen, gerade bei jüngeren Leuten, mittlerweile den klassischen Reiseführer. Influencer einzuladen ist daher eine gute Methode, einen Ort, eine Destination aus persönlicher Sicht zu präsentieren. Um eine positive Message zu erzielen, ist es wichtig, die Stationen und Gesprächspartner sensibel auszuwählen – und die Reiseblogger umfassend zu betreuen. Die User wollen authentische, spannende und „ehrliche“ Reisebeschreibungen. Wenn Destinationen etwas machen, dann muss es authentisch sein. Tourismusexperte Peters nennt ein Beispiel: „In manch einer Community wirkt es weitaus stärker, wenn Nutzer posten, wie sie durch den Tiefschnee pflügen, als wenn Tourismusverbände oder Seilbahnunternehmen eigene Bilder oder Videos hochladen.“ Klar ist: Touristiker sollten heute weniger den reinen Aufenthalt vermarkten, mehr das Erlebnis Urlaub. Reisende wollen unvergessliche Momente erleben. Alle Kanäle, die es ermöglichen, Erlebnisse, Bilder und Atmosphären mittels Storytelling zu vermitteln, sollten genutzt werden. Videos oder Blogbeiträge wecken das Interesse anvisierter Zielgruppen.
URL AUBSERLEBNISSE
Gut gemacht, bieten sie bereits Unterhaltung, wecken positive Emotionen, die in Erinnerung bleiben. Der Gast will frei zwischen den Angeboten wählen, individuell erleben, das aber spätestens danach mit anderen teilen. Anbieter können hier Plattformen zur Verfügung stellen (etwa auf Facebook oder Instagram), dadurch das positive Gefühl verstärken und die individuelle Erfahrung des Gastes für sich nutzen. Ein Mehrwert für die (anderen) User muss aber immer dabei sein. Die Sozialen Medien bieten viele Möglichkeiten, sind aber auch eine große Herausforderung: Sie müssen betreut und User-Beiträge rasch bearbeitet werden. Größere Betriebe benötigen längst einen Social-Media-Experten, kleinere
müssen ein bis zwei Stunden täglich investieren. Schlecht betreute Homepages, Facebook-Seiten oder Instagram-Accounts schaffen negatives Image. Soziale Interaktion ist ebenso wichtig – für den User müssen erkennbar Personen dahinterstehen. Der Aufwand lohnt sich: „Erhalten die Kunden die Möglichkeit, ihre Erlebnisse mit der Community zu teilen – via Livestream zum Beispiel –, intensiviert das den Erlebnisfaktor und bindet positiv“, erläutert Peters.
ERLEBEN OPTIMIEREN
Der Projektendbericht „Bleibt alles anders? Tourismus 2025“ zeichnet eine Entwicklung in zwei – gegensätzliche – Richtungen: Einerseits wächst der preissensible Massentourismus, andererseits
der Qualitätstourismus. In beiden Segmenten gilt es – je nach eigener Kundenstruktur –, individuelle Wünsche zu erfüllen. Pauschal- und All-inclusive-Angebote sollten so angelegt sein, dass Interessierte den eigenen Wünschen entsprechend Bausteine kombinieren können. „Gäste sollen sich auf allen Ebenen persönlich angesprochen fühlen, im Zentrum steht, das Konsumerlebnis zu optimieren“, so Peters. Wenn es um Urlaubserlebnisse geht, geht es immer auch um eine Balance zwischen analogen und digitalen Angeboten. Kunden leben im Digitalen, sie suchen es. Gleichzeitig wollen sie aber analog ein authentisches Erlebnis. Die klassischen Kanäle bieten hier eine Vielzahl an Möglichkeiten. Es gilt, sie gezielt zu nutzen und mit Herzblut zu betreuen.
Welcoming Winter
Die glitzernde Winterlandschaft breitet sich vor Ihnen aus und das Knirschen des Schnees unter Ihren Füßen ist alles, was Sie hören. Atmen Sie die klare Luft und genießen Sie die Einkehr. Koch alpin ist marktführender Schneeschuhanbieter und bietet Ihnen für Ihr einzigartiges Naturerlebnis das passende Verleihmodell zu besten Konditionen.
T +43 (0) 5223/45594 mail: office@kochalpin.at www.kochalpin.at
25
26
URL AUBSERLEBNISSE
EINE FRAGE DER
PRÄSENTATION Tirol hat ein umfangreiches Angebot an unterschiedlichsten Urlaubs erlebnissen vorzuweisen. Was deren Kommunikation betrifft, gibt es allerdings noch einiges an Aufhol bedarf für die hiesigen Anbieter.
Moderne Technologien spielen in der Erlebniskommunikation eine maßgebliche Rolle.
Text: Simon Leitner
D
ie Erkenntnis, dass Urlaubserlebnisse insbesondere bei jungen Gästen zunehmend an Bedeutung gewinnen, ist mittlerweile auch im Tiroler Tourismus angekommen. Immer mehr Betriebe springen auf diesen Zug auf und bieten entsprechende Angebote. „Es gibt in unserem Land eine Vielzahl von einzigartigen Erlebnissen“, meint auch Tobias Schrott. „Allerdings wissen viele Anbieter noch nicht, auf welch hochwertige und emotionale Weise man diese kommunizieren kann.“ Schrott ist Gründer und Geschäftsführer von Giggle, einer Plattform, die sich einer ansprechenden Präsentation von Urlaubserlebnissen ver-
schrieben hat. Damit können interessierte Anbieter – von Tourismusverbänden über Hotels bis hin zu Privatpersonen – ihre Attraktionen vorstellen und verwalten (lassen).
MASSGESCHNEIDERTE MÖGLICHKEITEN
Der Unternehmer zeigt sich überzeugt davon, dass beinahe alles zu einem Urlaubserlebnis werden bzw. man alles als solches verkaufen kann: „Vieles von dem, was wir heutzutage im touristischen Kontext sehen, sind tatsächlich Erlebnisse. Nur werden sie sowohl vonseiten der Gäste als auch von den Anbietern selbst mitunter nicht als solche erkannt und vor allem nicht als solche kommuniziert.“ Auch einfache
XXXX
27
Digitaler Reiseführer „ MODERNE TECHNOLOGIEN ERLAUBEN UNS, MENSCHEN MASSGESCHNEIDERTE ERLEBNISSE ANZUBIETEN UND DIESE AUF HÖCHSTEM LEVEL ZU PRÄSENTIEREN.“
Der TVB Mayrhofen-Hippach arbeitet derzeit an einer digitalen Plattform, mit der Erlebnisdienstleister ihr Angebot wirksam präsen tieren und buchbar machen können. Der Start soll noch diesen Monat erfolgen.
© GIGGLE GMBH (3)
TOBIAS SCHROTT, GRÜNDER VON GIGGLE
und (vermeintlich) alltägliche Aktivitäten wie eine geführte Wanderung, eine Weinverkostung oder auch ein Saunaaufguss können zu außergewöhnlichen individuellen Erlebnissen werden – Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie entsprechend vermarktet werden. Und hier sieht Schrott noch viel Potenzial: „Moderne Technologien erlauben uns, Menschen maßgeschneiderte Erlebnisse anzubieten und diese auf höchstem Level zu präsentieren. Bisher wurde im Tiroler Tourismus allerdings verabsäumt, von diesen vielfältigen Möglichkeiten auch Gebrauch zu machen.“ Obwohl das Internet das wichtigste Medium in der Erlebniskommunikation ist, wird nämlich ein Großteil des Angebots im Land momentan noch immer direkt vor Ort, in den jeweiligen Hotels, Betrieben und Tourismusverbänden, präsentiert. Und bei den wenigen Erlebnissen, die man online findet, handle es sich Schrott zufolge meist um sogenannten toten Content: „Heutzutage reicht es einfach nicht mehr aus, auf meine Webseite zu schreiben, dass ich im Hotel eine Sauna habe oder man auf Anfrage einen regionalen Hiking-Guide engagieren kann. Man muss die Informationen mit tollem Bild- und Videomaterial und nicht zuletzt auch der Persönlichkeit des jeweiligen Anbieters verknüpfen.“
ECHT UND IN ECHTZEIT
Wie ein Erlebnis am besten präsentiert werden kann, hängt stark von dessen Eigenheiten und der jeweiligen Zielgruppe ab. Grundsätzlich gilt es aber, eine Bildsprache zu verwenden, die dazu in der Lage ist, potenzielle Gäste zu begeistern. Die Schlagworte dabei sind Emotionalität, Individualität und Authentizität. Weitere wichtige Punkte zeitgerechter Erlebniskommunikation stellen Buchung und Bewertung dar: Zum einen müssen Attraktionen einfach und jederzeit buchbar sein – das heißt nicht nur vor, sondern insbesondere auch während des Aufenthaltes; zum anderen sollte für Interessierte auf Anhieb ersichtlich sein, wie andere Gäste das jeweilige Erlebnis bewertet haben, denn die Meinung anderer Reisender ist von großer Bedeutung für die Urlauber von heute. Dass Erlebnisse auch künftig an Relevanz bei Gästen gewinnen werden, steht für Schrott außer Frage. Für Anbieter gehe es nun darum, sich in diesem Bereich zukunftsfit zu machen. „Ich sehe hier großes Potenzial für Tirol“, sagt Schrott. „Das Erlebnisangebot ist nämlich ideal, um die Stärken des Landes erfahr- und damit auch sichtbar zu machen. Und davon können schließlich alle Akteure im heimischen Tourismus profitieren.“
Mit myZillertal.app möchte der TVB Mayr hofen-Hippach Anbietern ein Werkzeug in die Hand geben, mit dem sie ihr Erlebnisangebot direkt vermarkten können. „Erlebnisse online zu finden und zu buchen ist derzeit ein Mega trend“, erklärt Andreas Lackner, Geschäfts führer des Tourismusverbandes. „Wir wollten neben der Vermarktung auf externen Platt formen ein unabhängiges Modell entwickeln, das dann auch in Tirol skalierbar ist.“ Angebot für alle Die Technologie von myZillertal.app soll nicht nur Leistungsträgern aus der Region, sondern aus ganz Tirol zugutekommen und ist sowohl an Gäste als auch an Einheimische gerichtet. Denn der Umstand, dass Erlebnisse grundsätzlich nicht an die Buchung von Unterkünften gebunden und damit nicht nur für Urlauber interessant sind, berge Lackner zufolge großes Potenzial: „Um dieses jedoch voll nutzen zu können, braucht es eine lokale Lösung – und genau die bieten wir mit unserem digitalen Reiseführer an.“ Um auf der Plattform Aufnahme zu finden, müssen die Angebote der jeweiligen Anbieter nicht nur in Echtzeit buchbar sein, sondern auch bestimmte Qualitätsstandards erfüllen. Dazu gehören in erster Linie hochwertige Bilder und Geschichten, die eine alltägliche Aktivität erst zu einem Erlebnis werden lassen. Genau das, so Lackner, sei nämlich letztendlich das Ziel, das man mit myZillertal.app verfolge: „Uns geht es darum, auch scheinbar profane Attraktionen in den Fokus zu rücken und sie somit für Menschen interessant zu machen.“
28
URL AUBSERLEBNISSE
AN DEN
SCHNITTSTELLEN
Die Digitalisierung führt im Tourismus zu einem immer dichter werdenden System, das die Steuerung und Lenkung von Angebot und Nachfrage sowie von Preis und Umsatzstrom ermöglicht. Wer nicht dabei ist, dem entgeht am Ende die Buchung. Text: Patricio Hetfleisch
W
enn du in Berlin feststeckst, weil alle Flüge storniert wurden, finden wir einen Flug, um dich nach Hause zu bringen“, behauptet Avi Meir, Mitgründer des Travel-Start-ups Travel Perk. Gegründet 2015 in Barcelona, ermöglicht das Unternehmen, Businesstrips einfacher zu verwalten. Meir ist kein Unbekannter. Vor Travel Perk hat er mit Hotel Ninjas bereits ein erfolgreiches Start-up gegründet und den Exit geschafft – Booking.com hat zugeschlagen. Solche Geschichten hört man in der Szene derzeit öfters. Junge Entrepre-
neurs steigen in den Ring und verändern die Reisebranche, gründen Start-ups, verkaufen sie weiter, gründen neue Start-ups – und eröffnen neue Chancen.
WACHSTUMSMOTOR
Die Reise- und Tourismusbranche trägt maßgeblich zur positiven Entwicklung der weltweiten Wirtschaftsleistung bei. Schon jetzt liefert sie erstaunliche 10,4 Prozent des globalen BIP, sichert jeden zehnten Job weltweit und wächst überdurchschnittlich mit rund 4,5 Prozent jährlich, berichtet der World Travel & Tourism Council. Bis 2028 werden so die jährlichen Reiseinves-
titionen von 815 Milliarden auf 1.236,7 Milliarden Euro steigen. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch der technologische Wandel, der immer mehr zum Wachstumsmotor wird. Und Travel Perk zeigt vor, wie es geht: Das Start-up nimmt sich eines Problems an – und bietet eine smarte Lösung. Wer regelmäßig geschäftlich unterwegs ist, weiß, dass Businessreisen zu organisieren ganz schön aufwändig sein kann. Flüge, Hotels, Mietautos, Restaurants – all das sollte im besten Fall vorab, inklusive Meetingräumen und Transferzeiten gebucht und bestätigt sein. Ergeben sich Verschiebungen, müssen alle Parameter entsprechend angepasst werden. Das kostet Zeit und meistens auch Geld. Meirs Unternehmen vereinfacht die Planung und Abrechnung dramatisch. 1.000 Unternehmen nutzen die Lösung nach nur drei Jahren am Markt, und Meirs Team fordert inzwischen etablierte Anbieter im Travel Management heraus, darunter Amex GBT, Concur oder Egenicia.
URL AUBSERLEBNISSE
DICHTER WERDENDES SYSTEM
Aber wie schaffen es solche Start-ups, in Märkte einzudringen, die von den Schwergewichten einer Milliarden-Industrie abgesteckt zu sein scheinen? Datenstandards und offene Schnittstellen machen es möglich. Die Bereitstellung von spezialisierten und integrierten Reisedienstleistungen über eine einzige Vertriebsplattform ist ein Schlüsseltrend in der Branche, der durch etablierte Anbieter ermöglicht wird, die ihre Daten-Schnittstellen (APIs) öffnen, um den Zugriff auf ihre umfangreichen Inhalte und Funktionen zu ermöglichen. Flugdaten kommen von den drei großen Global Delivery Systemanbietern (GDS) Amadeus, Sabre und Travelport, die gemeinsam 90 Prozent der weltweiten Flugticket-Buchungen abwickeln. Hotelzimmer liefern Channel- und Connectivity-Manager wie Dhisco, DerbySoft oder SiteConnect. Inhalte wie Fotos, Beschreibungen und Bewertungen kommen von Giata, Leonardo und TripAdvisor. OTAs (Online-Reisebüros) wie Expedia
und Priceline sowie Bedbanks („Bettenbanken“) wie JackTravel und Hotelbeds vervollständigen das Hospitality-Bild, während Google, Uber, Rentalcars und Cartrawler die Vorort-Mobilität planbar machen. Travel Packages, Gastronomie, Tickets für Museen und Touren oder Guides? Alles per Schnittstelle in Echtzeit strukturiert abrufbar und vor allem buchbar verfügbar. Talentierte Entwickler können heute oft mühelos auf bestens dokumentierte Testdaten zugreifen und Anwendungen bauen. Ein komplexes Netzwerk aus Daten und Anbietern spannt sich – seit die Öffnung der APIs der Großen im Geschäft zum Businessmodell geworden ist – zu einem immer dichter werdenden System, das die Steuerung und Lenkung von Angebot und Nachfrage, von Preis und Umsatzstrom ermöglicht. Dazu kommen oft noch Open Linked Data von Behörden und öffentlichen Institutionen. Entwicklern werden kostenfreie Zugänge mit ausführlichen Dokumentationen und Beispielen – sehr oft auch fix fertige funktionale Module – angeboten.
schaft bereitzustellen." Eine 1.000-Milliarden-Dollar-Chance, die ergriffen werden will. Aber nicht allerorts verläuft die Digitalisierung – und auch die Öffnung der „Daten-Schatztruhen“ – gleichermaßen schnell. Die anfänglich große Reserviertheit in Tirol gegenüber Online-Reisebüros wie Booking.com oder Expedia hat sich teilweise entspannt. Allerdings ist die Sichtbarkeit des Tiroler Angebots – von Unterkunft bis hin zu Erlebnissen und Aktivitäten – auf den internationalen Datenhighways und damit am Ende des Tages auch die Verfügbarkeit für den Kunden nicht immer optimal, vor allem in den Nebensaisonen. Teilweise liegt das auch daran, dass offene Schnittstellen mit kostenlosen Testmöglichkeiten in der Applikationslandschaft der hiesigen Tourismusindustrie manchmal schlicht fehlen. OTAs können das zwar mit aufwändigen Präsenzen vor Ort kompensieren, wie zum Beispiel auch die jüngste Eröffnung eines Expedia-Büros in Innsbruck für Tirol, Südtirol, Österreich und die Schweiz zeigt. Den innovativen Start-ups der Travel-Branche kann das aber nicht gelingen. Dem Tourismus in Tirol entgehen dadurch Chancen, die durch die Innovationskraft der Digitalisierung entstehen, aufgrund mangelnder Sichtbarkeit des Angebots. Die ist im internationalen Wettbewerb aber das Um und Auf. Schließlich geht es nicht nur um die Aufmerksamkeit, sondern in letzter Konsequenz auch um die Buchung der Reisenden.
NICHT ALLERORTS VERLÄUFT DIE DIGITALISIERUNG – UND AUCH DIE ÖFFNUNG DER „DATEN-SCHATZTRUHEN“ – GLEICHERMASSEN SCHNELL.
SICHTBARKEIT DES ANGEBOTS
Es ist also kein Zufall und vermutlich auch nicht verwegen, wenn das Weltwirtschaftsforum in einem Report im Jänner 2017 festhält: „Die Digitalisierung ist eine aufregende Chance für das Ökosystem Luftfahrt, Reisen und Tourismus, mit dem Potenzial, im nächsten Jahrzehnt etwa eine Billion US-Dollar (ca. 880 Milliarden Euro, Anm. d. Red.) für die Industrie und die breitere Gesell-
29
30
MAGAZIN FÜNF EDELWEISS FÜR OETZ Lukas Scheiber, Marketingvorstand Ötztal Tourismus, PRO7-Moderator Stefan Gödde und Oliver Schwarz, Geschäftsführer Ötztal Tourismus
TOTAL DIGITAL Beim Change Summit in Obergurgl/ Hochgurgl drehte sich alles um das Thema „Digital total – der alpine Lebensraum von morgen“.
Renommierte Experten diskutierten Ende November im Top Mountain Crosspoint in Hochgurgl über den durch die Digitalisierung verursachten Wandel in Wirtschaft, Tourismus, Handel und Kommunikation. Input lieferten die Meteorologen Corinna Borau und Alexander Hildebrand, Digitalisierungsexpertin Katharina Schüller, SPIEGEL-Korrespondent und Bestseller-Autor Thomas Schulz, die Forschungsleiterin des Schweizer Gottlieb-Duttweiler-Instituts Karin Frick und Medienmacher Kai Diekmann. Organisiert wurde die Veranstaltung unter anderem von Ötztal Tourismus, und der Kooperationspartner wetter.com präsentierte ein Big-Data-Projekt, das zeigen soll, wie Klima-, Temperaturund Wetterszenarien Konsum und Urlaubsentscheidungen beeinflussen.
Bei der Übergabe der Auszeichnung, v. l. n. r.: Florian Phleps (Tirol Werbung), Hansjörg Falkner (Bgm. von Oetz), Daniela Schöpf und Oliver Schwarz (Ötztal Tourismus), Anton Habicher (Land Tirol), Hans Maurer, Simone Maurer-Schuler und Gerhard Schuler (Appartement Maurer), Theresia Rainer und Bernadette Strobl (Tiroler Privatvermieter Verband), Andreas Sonnweber und Roswitha Sonnweber (Reaß’nhof)
Der Privatvermieter Verband Tirol vergab erstmals fünf Edelweiß, die es für exzellente Mitgliedsbetriebe gibt, an das Appartement Maurer in Oetz. Bis dato waren vier Edelweiß die Königsklasse unter den privat vermieteten Ferienwohnungen und Appartements. Um fünf Edelweiß zu erhalten, muss alles stimmen: eine Ausstattung, die keine Wünsche offenlässt; eine echte Wohlfühlatmosphäre – und gelebte Gastfreundschaft, die von Herzen kommt. Erfüllt sehen die Verantwortlichen diese Kriterien im Appartement Maurer in Oetz. Bernadette Strobl und Theresia Rainer vom Privatvermieter Verband übergaben den Preis Mitte November gemeinsam mit Vertretern der Tirol Werbung, des Landes Tirol, Ötztal Tourismus und der Gemeinde Oetz. Gastgeberin Simone Maurer freute sich sehr: „Das fünfte Edelweiß ist eine wundervolle Bestätigung für unser Tun.“
MAGA ZIN
BERG.WELTEN-
PREISE VERLIEHEN Zum 13. Mal kürte die Tirol Werbung die besten Geschichten und Bilder rund um das Thema Berg.
MARKTREISE NACH BELGIEN Eine Delegation besuchte Tirols sechstwichtigsten Herkunftsmarkt Belgien, um Kontakte zu knüpfen und das Land näher zu erkunden.
Die Tiroler Abordnung knüpfte wertvolle Kontakte in Belgien.
© TIROLER PRIVATVERMIETER VERBAND/MARKUS KRAPF, APA/BIRGIT PICHLER, BIRGIT-CATHRIN DUVAL, TIROL WERBUNG/JARISCH MANFRED, LAND TIROL, TIROL WERBUNG/CHARLY SCHWARZ
Birgit-Cathrin Duval überzeugte die Jury mit ihrem Bild vom Inspiration Point im Ivvavik Nationalpark, Yukon, Kanada.
Aus über 80 Einreichungen in den Kategorien Wort, Bild, Multimedia und Jungjournalist – allesamt im Jahr 2017 erschienen – kürte eine Jury die Sieger des heurigen Reisejournalismuspreises Berg.Welten. Im Rahmen eines stimmungsvollen Abends, zu dem Innsbruck Tourismus ins neue Haus der Musik geladen hatte, wurden die Auszeichnungen an die Preisträger der Kategorien Wort (Mathias Plüss), JungjournalistIn (Alexandra Rojkov) und Bild (Birgit-Cathrin Duval) überreicht. Alle Texte zum Nachlesen gibt es unter www.bergwelten.com|Lp|berg-welten-journalismuspreis.
Mehr als 50 Touristiker und Wirtschaftspartner machten Ende Oktober eine Studienreise nach Belgien, die von Land Tirol, Wirtschaftskammer Tirol, Feratel, Tiroler Sparkasse und Tirol Werbung organisiert worden war. Um vor Ort ein nachhaltiges Netzwerk aufzubauen, standen unter anderem einige Treffen mit belgischen Reiseveranstaltern und Journalisten sowie ein Empfang im gemeinsamen Büro der Europaregion Tirol auf dem Programm.
BLOGGER AUF LANGLAUFSKIERN Zur Bewerbung der Nordischen Ski-WM Seefeld 2019 und des Tiroler Langlaufangebots werden Social-Media-Influencer in die Loipe geschickt. Sieben Blogger bereiten sich gemeinsam mit einem Profitrainer auf den Koasalauf in St. Johann in Tirol im Februar 2019 vor. Das Besondere: Alle Teilnehmer sind Anfänger, einige standen noch nie auf Langlaufskiern. In den Social-Media-Kanälen wird unter dem Hashtag #nordicteamtirol von dieser Aktion berichtet. Damit bewerben Tirol Werbung und die Partnerregionen – Olympiaregion Seefeld, Osttirol, Paznaun-Ischgl, Tannheimer Tal sowie Kitzbüheler Alpen – die Nordische Ski-WM 2019 in Seefeld sowie das Tiroler Langlaufangebot.
31
32
MAGA ZIN
PROFILE
TRAUER
UM ROBERT BARTH Am 10. November ist Robert Barth, ehemaliger Landesdirektor des ORF Tirol, im Alter von 56 Jahren verstorben. Der gebürtige Oberösterreicher arbeitete seit den 1980ern für den Öffentlichen Rundfunk. Von 2000 bis 2006 war er Intendant bzw. Direktor des ORF Tirol. In dieser Funktion gründete er die Tiroler Online-Redaktion und das „kulturhaus tirol“. Zuvor war Robert Barth als Sportreporter bei Großereignissen wie Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften für Ö3 und Radio Tirol im Einsatz. 1995 wurde er Marketingleiter des ORF Tirol. Robert Barth engagierte sich auch sozial, war Mitbegründer der jährlichen Benefizgala von RollOn Austria und setzte sich bei einer großen ORF Tirol Spendeninitiative für Hochwasser-Opfer im Jahr 2005 ein. Auch den heimischen Tourismus hat er – als Mitbegründer des TirolBerg – wesentlich geprägt.
(FAST) ALLES BEIM ALTEN
Keine wesentlichen Änderungen hat die Wahl beim TVB Hohe Salve gebracht. Weil nur ein Wahlvorschlag eingebracht wurde, waren die Kandidaten automatisch gewählt. Mit Friedl Eberl, Wolfgang Schönlechner und Hans-Peter Oberhauser zogen drei neue Mitglieder in den Aufsichtsrat ein. Keinen Wechsel gab es im Vorstand – im Bild, v. li.: AR-Vorsitzender Balthasar Sieberer, 2. Obmann-Stv. Marco Pilotto, Obmann Johann Osl, 1. Obmann-Stv. Anton Pletzer und ARV-Stv. Josef Schipflinger.
© SILVIA SEEBACHER, ERICH SPIESS, TVB PAZNAUN – ISCHGL, FRANZ OSS
PARTH ÜBERGIBT ZEPTER 36 Jahre lang war Hannes Parth Chef der Silvrettaseilbahn AG in Ischgl, bereits seit 1987 als Vorstand. Der 62-Jährige verlässt das Unternehmen mit Jahresende – neuer Vorstand wird Günther Zangerl. Hannes Parth hat in seiner Zeit als Seilbahnmanager zahlreiche Innovationen umgesetzt und verantwortete insgesamt 40 Seilbahnen – wie die neue kuppelbare Design-6er-Sesselbahn Gampen E4 inklusive SB-Restaurant, die heuer in Betrieb geht.
NEUER GESCHÄFTS FÜHRER FÜR DIE TIROL WERBUNG Der bisherige Prokurist Florian Phleps wird mit 1. Jänner Nachfolger von Josef Margreiter als Geschäftsführer der Tirol Werbung. Phleps ging beim Hearing Anfang Dezember als Erstgereihter hervor. „Mit dem neuen Geschäftsführer bleibt die Kontinuität in der Tirol Werbung gewahrt“, erklärte Tourismusreferent LH Günther Platter.
MAGA ZIN
KOMMENTAR
TIROLS TOURISMUSREFERENT LH GÜNTHER PLAT TER
GEMEINSAME KRAFTANSTRENGUNG
D
ie Wintersaison ist angelaufen und damit zeigt sich wieder einmal, wie dringend unsere Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte benötigt. Eine Vielzahl der heimischen Betriebe steht vor dem Problem, zu wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der nötigen Qualifikation zu finden. Nicht nur, aber vor allem in Tirol – der bedeutendsten Tourismusregion Österreichs – stellt der Fachkräftemangel ein ernstzunehmendes Problem dar: Dieser schwächt nämlich nicht nur die touristischen Betriebe in unserem Land, sondern die gesamte Tiroler Wirtschaft empfindlich in ihrer Leistungsfähigkeit. Umso wichtiger ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik, Wirtschaft und den heimischen Betrieben, um dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel gezielt entgegenzuwirken. Das Land Tirol setzt gemeinsam mit der Fachkräfteplattform auf ein Paket zur Attraktivierung der Lehrberufe für unsere junge Generation. Es geht aber durchaus auch darum, Anreize für eine Lehre nach der Matura zu schaffen und eine flexiblere Gestaltung der Lehre zu ermöglichen.
© AXEL SPRINGER
AUCH UNTERNEHMER GEFORDERT
Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels müssen aber nicht nur durch die öffentliche Hand, sondern auch durch unsere Tiroler Unternehmerinnen und Unternehmer selbst erfolgen. Dabei
Der Fachkräftemangel schwächt nicht nur die touristischen Betriebe, sondern die gesamte Tiroler Wirtschaft. sind es insbesondere Anreize in der Gestaltung des beruflichen Alltags sowie Verbesserungen der allgemeinen Rahmenbedingungen, die für eine größere Zahl an dringend benötigten Fachkräften sorgen könnten. Aber auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine attraktive Entlohnung sind wichtige Voraussetzungen, qualifiziertes Personal zu finden und dauerhaft zu halten. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften die aktuellen Herausforderungen für unseren Tourismus- und Wirtschaftsstandort bestmöglich meistern und voller Optimismus ins neue Jahr blicken können. In diesem Sinne wünsche ich allen Tirolerinnen und Tirolern eine erholsame und besinnliche Weihnachtszeit im Kreise der Familie und für 2019 einen guten Start sowie auch sonst alles erdenklich Gute!
33
MAGA ZIN
INTERVIEW
„ DURCH NEUE PROJEK TE ENTSTEHT ENERGIE“ Nach fast 24 Jahren an der Spitze der Tirol Werbung übernimmt Josef Margreiter mit Anfang kommenden Jahres die Geschäftsführung der Tirol Holding. Zeit, um Bilanz zu ziehen und einen Ausblick auf die neue Aufgabe zu werfen. Das Gespräch führten Florian Neuner und Stefan Kröll.
Wie hat sich die Tirol Werbung in dieser Zeit verändert? In 24 Jahren gibt es viel Wandel. Das liegt in der Natur einer erfolgreichen Unternehmung in einem sehr dynamischen Umfeld. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Veränderungen? Neben sehr vielen laufenden Anpassungen waren es drei große Reformen, die das Haus in meiner Zeit geprägt haben. Zum Start meiner Tätigkeit war ich mit zahlreichen Abgängen erfahrener Mitarbeiter konfrontiert. Außerdem erlebte der Tourismus eine ungewohnte Rezession. Bereits anhaltend im Sommer und dann noch aufgrund grüner Weih-
nachten ohne technische Beschneiung – es war eine echte Krisenzeit. Bankdirektoren gingen in meinem Büro ein und aus, weil sie unsicher waren, ob die Branche wirtschaftlich überhaupt noch große Zukunft hat. Wie haben Sie die Banken beruhigt? Wir haben uns neu aufgestellt. Oberstes Ziel waren Nachfragesteigerung und Verkaufsförderung für Tirols Tourismus. Daher haben wir Vermarktungsgruppen zu den verschiedenen Themen gegründet wie die Gletschergruppe, Gruppo Italia oder die Familiennester. Das hat gereicht? Keineswegs, aber es waren wichtige Impulse. Natürlich war es eine gemeinschaftliche Leistung der gesamten Branche. Die Bergbahnen, die Destinationen und die Betriebe haben in dieser Zeit enorme Innovations- und Investitionskraft bewiesen. Und wir konnten auf dieser Basis erfolgreiche Marketingoffensiven starten, um zielgruppenspezifisch unser Klientel in den zentralen Herkunftsmärkten anzusprechen. Das weitsichtige Forcieren der neuen Informationstechnologie fällt ebenfalls in die damalige Zeit. Stichwort Tiscover.
© FRANZ OSS
Herr Margreiter, nach fast einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Tirol Werbung verlassen Sie das Unternehmen – wie fühlt sich das an? JOSEF MARGREITER: Es schwingt schon etwas Wehmut mit, nach so langer Zeit Abschied zu nehmen, zumal ich mit Leib und Seele Tirol Werber bin. Auf der anderen Seite freue ich mich sehr auf meine neue Aufgabe. Es ist ein aufregendes Gefühl, nochmals ein neues Kapitel aufzuschlagen. Außerdem ist es keine Trennung im eigentlichen Sinn. Die Tirol Werbung ist ein wichtiger Teil der Tirol Holding.
SAISON:
34
MAGA ZIN
„Der notwendige Wandel von einem traditionellen Marke tingunternehmen zu einem modernen Kommunikations unternehmen wurde recht zeitig eingeleitet – so bleiben wir am Puls der Zeit.“
Über die Entwicklung und zunehmend auf die Marke Tirol setzt und den Verkauf von Tiscover gibt es unterschiedliche alle wesentlichen Teile JOSEF MARGREITER Meinungen. Wir waren unseres Lebensraumes mit dieser Onlineplattgut integriert werden form Mitte der 1990er-Jahre absolute wollen. Damit findet zusammen, was Pioniere und im Tourismus mit Abstand zusammengehört. Als Geschäftsführer die Nummer eins in Europa. Rund 20.000 der Tirol Holding werde ich alles daranUnterkünfte hatten das System zu seiner setzen, unter dieser Marke nicht nur die besten Zeit verwendet und allein in Tirol touristischen Synergien, sondern auch wurden zehntausend Touristiker in die jene im Zusammenspiel mit Standortneue Onlinewelt eingeschult. Die recht- agentur und Agrarmarketing Tirol sowie zeitige Privatisierung war – auch finanzi- weiteren Dienstleistern zur Stärkung ell – ein Erfolg, der seinesgleichen sucht, unserer Wettbewerbsfähigkeit zu heben. selbst wenn manche Branchenvertreter das nach wie vor anders einschätzen. Wer Bleibt noch eine dritte große Veränderung. heute die Macht von Booking.com und Die hat erst vor kurzem begonnen, Co. sieht, stellt fest, dass der Verkauf von als wir die Tirol Werbung nach Tiscover die einzig richtige Entscheidung der Logik eines Mediahauses war. Mit dieser Konkurrenz hätten wir ausgerichtet haben. Damit ist das Unternehmen gut niemals mithalten können. für die Herausforderungen Was war die zweite Reform? Im Zuge der Fu- der Zukunft aufgestellt und sionierung der Tiroler Tourismusverbän- wir reagieren konsequent de sind aus 257 kleinen Einheiten ganz auf die Veränderungen, die nach unseren Vorstellungen im Strate- sich gerade im Bereich der gieplan „Tiroler Weg“ wenige Große und Kommunikation durch Mittlere geworden. Dadurch haben alle die digitale Revolution deutlich an Professionalität und Selbst- ergeben. Der notwendige bewusstsein gewonnen. Die Bildung bzw. Wandel von einem traStärkung einer eigenen Regionsmarke ditionellen Marketingrückte rasch in den Mittelpunkt und unternehmen zu einem gleichzeitig wurde der Wert der gemein- modernen Kommunisamen Marke Tirol vernachlässigt. k at ionsunter nehmen wurde rechtzeitig einWie haben Sie darauf reagiert? Mit einem geleitet – so bleiben wir konsequenten Management der Marke am Puls der Zeit. Tirol und ihrer Anschlussfähigkeit. Dazu zählte auch die Weiterentwicklung Ihre Bilanz fällt also durchvon der Tourismusmarke zur Standort- wegs positiv aus, oder marke. Es war eine schwierige Zeit, weil blendet man weniger Erprofessionelles Markenmanagement folgreiches besser aus? In damals bei weitem nicht so verstanden den fast 24 Jahren meiner wurde wie heute. Wir haben uns aber Geschäftsführung ist uns nicht beirren lassen. Daher freut es mich, viel gelungen. Von der Gründass der Tourismus mittlerweile wieder dung des TirolBergs über die
35
36
ZUR PERSON
Josef Margreiter (Jahrgang 1962) ist seit 1. März 1995 Geschäftsführer der Tirol Werbung. Die strategische Entwicklung, Führung und Etablierung der Marke Tirol fand in dieser Zeit ebenso internationale Beachtung wie viele große Events, Angebotsinitiativen und Pionierleistungen. Mit Anfang 2019 übernimmt der Kundler die Geschäfts führung der Lebensraum Tirol 4.0 GmbH, welche die Tirol Werbung, Standortagentur Tirol und Agrarmarketing Tirol unter einem Dach vereint. Margreiter ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern.
Haben Sie derartige Rückschläge getroffen? Selbstverständlich ist es schade, aber man darf sich davon nicht beirren lassen. Viel schwerer ist der Umgang mit Krisen, die menschliches Leid auslösen. Mit Abstand am prägendsten war für mich der Lawinenwinter im Jahr 1999. Diese Ereignisse haben mich persönlich sehr gefordert. Aber auch das Misstrauensumfeld im Land gegenüber der Tirol Werbung Anfang der 2000er-Jahre war keine einfache Zeit. Wie haben Sie das bewältigt? Am besten ist, wenn du dich ehestmöglich mit Leidenschaft neuen Ideen und Projekten widmest. Dadurch entsteht viel Energie, die Negatives verdrängt. Außerdem habe ich mir immer Kraft und Erholung bei der Bewegung in der Natur holen können.
Das Berg- und Skitourengehen ist mir als Ausgleich besonders wichtig. An erster Stelle stand und steht aber immer die Familie. Sie war mein großer Rückhalt, obwohl sie viel entbehren musste. Hat Ihre Familie diese Entbehrungen immer mitgetragen? Die Chance, die Geschäftsführung der Tirol Werbung zu über-
„Es ist politisch weit sichtig, dass Landes hauptmann Günther Platter mit der Lebensraum Tirol 4.0 GmbH als Holding diese Chance zur Bündelung der Kräfte eröffnet hat.“ JOSEF MARGREITER
nehmen, kam in jungen Jahren sehr überraschend. Ich musste mich über ein Wochenende entscheiden. Ich war zu dieser Zeit selbstständig, wir führten ein aufstrebendes Unternehmen an zwei Standorten und meine Frau war mit unserem dritten Kind in der Hoffnung. Dennoch haben wir uns gemeinsam
entschlossen, dass ich diese Möglichkeit ergreife, nicht wirklich wissend, welcher Aufwand tatsächlich dahintersteckt. Zum Glück haben meine Familie und insbesondere meine Frau und unsere vier Kinder mein Engagement immer mitgetragen. Umgekehrt war es mir auch wichtig, selbst nach langen Abenden von entlegenen Veranstaltungen nach Hause zu kommen. Derartige Dauerbelastungen können aber sicher nicht ganz spurlos vorüberziehen. Trotz der großen Beanspruchung gab’s all die Jahre fast keine Krankenstände. Ausnahme war ein Bandscheibenvorfall nach Sotschi 2014 sowie aktuell ein Stimmbandproblem. Meine Mutter hat einmal gesagt: Der Josef ist Tag und Nacht im Einsatz, aber er hat halt viel Freude dabei. Und genauso ist’s auch: Ich habe mich wirklich maximal für unser Heimatland engagiert und mich immer voll Freude mit meiner Aufgabe identifiziert. Wie geht’s jetzt weiter? Es ist politisch weitsichtig, dass Landeshauptmann Günther Platter mit der Lebensraum Tirol 4.0 GmbH als Holding diese Chance zur Bündelung der Kräfte eröffnet hat. Ich freue mich darauf, die Marke Tirol für den gesamten Standort weiterzuentwickeln und führen zu dürfen. In den vergangenen Jahren wurde diese vorwiegend vom Tourismus aufgebaut. Die neue Tirol Holding bietet große
© FRANZ OSS
Etablierung erfolgreicher Geschäftsfelder wie den Tirol Shop, die Cine Tirol und das Convention Bureau Tirol bis hin zur Eroberung neuer, wertschöpfungsstarker Märkte. Aber natürlich geht nicht alles auf, was man sich vornimmt. Mit der Gäste Service Tirol hatten wir beispielsweise schon alle Vorarbeiten für eine landesweite Gästekarte erledigt. Knapp vor der Einführung ist die Karte allerdings an den Interventionen einiger wichtiger Leitbetriebe gescheitert. Daher haben wir heute keine tirolweite Lösung, sondern wenig kompatible Regionalkarten.
MAGA ZIN
Chancen zur stärkeren Profilierung aus einer Hand, die Spitzenleistungen unseres Landes zu koordinieren, unter der beliebten Marke Tirol zu bündeln und damit für unseren Lebensraum zusätzliche Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Was bedeutet das konkret für Tirol Werbung, Standortagentur und Agrarmarketing? Die Tirol Werbung ist nach der jüngsten Reform in Richtung Mediahaus gut unterwegs, um für den gesamten Standort als Haus der Kommunikation zu funktionieren. Wir haben mit den Themen Sport bzw. Kultur neue Ressorts gestartet, denen noch weitere folgen können. Gleichzeitig bleiben die Tourismusförderung und das Kommunikationsprogramm
W
der Marke Tirol die zentralen Aufgaben der Tirol Werbung. Die Standortagentur Tirol soll fokussiert auf die Forschung und Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts ausgerichtet bleiben. Kerntätigkeit der Agrarmarketing Tirol wird es weiterhin sein, die Spitzenqualitäten aus der regionalen Lebensmittelproduktion mit höherer Wertschöpfung und bedarfsgerechter am Heimmarkt zu positionieren. Was wollen Sie Ihrem Nachfolger mitgeben? Es ist eine sehr herausfordernde und zugleich beglückende Aufgabe, den erfolgreichen Weg der Tiroler Tourismuswirtschaft federführend mitgestalten zu können. Dabei braucht es auch künftig
37
ein hohes Maß an Sensibilität, um auf den enormen Wandel unserer Zeit angemessen zu reagieren und gleichzeitig die Interessen unserer Partner so weit möglich zu berücksichtigen. Ein Fokus wird auch dem Erzielen von mehr Wertschöpfung und der Positionierung einer hochwertigen Landwirtschaft bzw. alpinen Kulinarik gelten. Mich persönlich wird auch bei meinen neuen Herausforderungen ein Leitsatz begleiten, der in Stein graviert immer in der Mitte meines runden Besprechungstisches präsent war: „Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.“ Vielen Dank für das Gespräch.
AUCH IMMER DIE REISE HINGEHT
Mehr Platz für jede Herausforderung. Kletterausrüstung oder Wochenendeinkauf – dank 430 Litern Kofferraumvolumen findet im SX4 S-CROSS beides genügend Platz. Erleben Sie mehr Raum, mehr smarte Details und mehr Sicherheit – egal, ob auf einer verschneiten Bergstraße oder am Weg in die Stadt. Bestimmen Sie Ihr Ziel – mit dem Suzuki SX4 S-CROSS, schon ab € 17.990,–*. Mehr auf www.suzuki.at
Verbrauch „kombiniert“: 5,3-6,2 l/100km, CO2-Emission: 120-141 g/km** * Unverbindlich empfohlener Richtpreis inkl. 20% MwSt. und NoVA sowie inkl. der Maximalbeträge für § 6a NoVAG – Ökologisierungsgesetz. ** WLTP-geprüft, auf NEFZ zurückgerechnet. Druckfehler, Irrtümer und Änderungen vorbehalten. Symbolfoto. Mehr Informationen auf www.suzuki.at oder bei Ihrem Suzuki Händler.
Innsbruck 0512 - 3336-0 Vomp 05242 - 64200-0 Wörgl 05332 - 73711-0 Telfs-Pfaffenhofen (ab 2019) www.autopark.at
Auto Burger • Niederndorf 05373 - 61327 05672 - 62017 05337 - 64828 05246 - 6956 05226 - 2661 05282 - 5746 05372 - 64740 05285 - 8154
Auto Gertl • Kramsach AH Hecher • Achenkirch Autohaus Hofer • Neustift Autohaus Larl • Stumm Autozentrum Kufstein Autohaus Mayrhofen
38
MAGA ZIN
NEUE WEGE
GEGEN
DIE KRISE
Wie junge Erwachsene aus Österreich und Spanien dem Tourismus und anderen betroffenen Branchen aus der Facharbeiterkrise helfen sollen Text: Lisa Schwarzenauer
D
er Fachkräftemangel ist unbestreitbar eine der größten Herausforderungen für Touristiker. Mit verkürzten Lehrzeiten und internationalen Kooperationen soll schon ab 2019 mehr Nachwuchs für die Branche gewonnen werden. Einer der Ansätze ist, Maturanten, Schul- und Studienabbrecher über 18 in das Lehrlingssystem zu integrieren. Um hier einen besonderen Anreiz zu schaffen, soll die Lehrzeit kürzer und die Vergütung höher sein als in der herkömmlichen Ausbildungsvariante, so Alois Rainer, Hotelier und Obmann der Fachgruppe Gastronomie der WK Tirol. „Wir sind gerade in der Endphase der Ausarbeitung und hoffen, dass wir dann im Frühjahr oder im Herbst nächsten Jahres gleich damit starten können.“ Genaue Details dazu soll es Anfang nächsten Jahres geben.
UNTERSTÜTZUNG AUS EUROPA
Diese Initiative alleine wird aber wohl kaum reichen, um in naher Zukunft eine wirkliche Entspannung der Situation zu erreichen. Ein Unternehmen aus der Steiermark will deshalb mit dem Projekt „Talents for Europe“ qualifizierten Nachwuchs aus den Bereichen Gastronomie, Metall-, Elektro- und Sanitärtechnik aus anderen EU-Ländern nach Österreich holen. „Der Grund für den Fachkräftemangel ist in erster Linie die demografische Entwicklung. Die geburtenstarken Babyboomer gehen in den nächsten zehn, 15 Jahren in Pension, und die Nachwuchsjahrgänge sind relativ schwach. Das erzeugt natürlich Druck, und zwar in allen Branchen“, sagt Hannes Missethon vom Unternehmen Talenteentwicklung Missethon, die „Talents for Europe“ als Antwort auf die
MAGA ZIN
39
„ DAS ZIEL IST NATÜRLICH, DASS DIE BETRIEBE DIE FACHKRÄFTE LANGFRISTIG BEHALTEN.“ HANNES MISSETHON, „TALENTS FOR EUROPE“
SPANISCH-ÖSTERREICHISCHE KOOPERATION
men, ist die Chance, glaube ich, auch gut, dass sie nach den zwei Jahren in Österreich bleiben wollen.“
RECRUITING TRIFFT SCHÜLERAUSTAUSCH
Momentan werden die ersten spanischen Jugendlichen mit intensivem Sprachunterricht Fündig geworden ist man in Spanien, wo die auf ihren Aufenthalt in Österreich vorbereitet, der nicht nur die Integration und den ArbeitsGeburtenzahlen vergleichsweise stabil sind. In einem ersten Schritt wurde überlegt, wie man alltag, sondern auch die Berufsschule erleichdie sehr verschiedenen Bildungssysteme in tern soll. „Es wird alles von uns organisiert, Spanien und Österreich klug verwas die größtmögliche Sicherheit knüpfen kann: Im Vergleich zum für die Betriebe und auch für die österreichischen Lehrlingssystem jungen Leute und deren Eltern DER TOURISTISCHE in Spanien bietet. Wir bereiten ist die Ausbildung der Fachkräfte in Spanien sehr theorielastig – ARBEITSMARKT IN TIROL sie ein Jahr lang vor, organisieSeit 2010 ist die Zahl der wenn man dort beispielsweise ren die Reise, klären alle Fragen Arbeitsplätze im Tourismus Koch werden will, muss man mit den Betrieben. Dadurch ist UM 17 % GESTIEGEN. zehn Jahre Pflichtschule plus das sozusagen eine Mischung zwei Jahre an einer Fachschule aus Sprachkurs, Recruiting und absolvieren. „Um diesen Mangel Schüleraustausch“, so Missethon. 26.327 unselbstständig an Praxis auszugleichen, holen In Tirol ist das Interesse Beschäftigte, 4.801 an „Talents for Europe“ erwarwir Abgänger von den Fachschudavon unter 25 len und integrieren sie bei uns in tungsgemäß groß – neben dem generellen Nachwuchsmangel das zweite Lehrjahr. Sie schließen Wintersaison 2018/19: dann ganz normal mit der Lehrkomme hier nämlich die Nähe zu im Oktober noch mehr als Deutschland verschärfend dazu, abschlussprüfung ab“, erklärt 3.000 Stellen offen Missethon. so Missethon: „In Deutschland Es wurde bereits eine Grupist der Fachkräftemangel noch pe von Partnerbetrieben in Tirol, dramatischer als bei uns, weshalb Fast 25 % aller Vollzeitarbeitsplätze Oberösterreich und der Steierin Tirol auch das Abwerben von sind von der Tourismus- und mark zusammengestellt, zudem Fachkräften zunimmt. Da ist ein Freizeitwirtschaft abhängig. hat man die ersten Fachkräfte an Kampf um die Talente entbrannt.“ spanischen Fachschulen rekru Wie Missethon sieht auch Rainer großes Potenzial in dem tiert. Das habe sehr gut funktioniert, erzählt Missethon. Das Interesse an den Projekt und hat im Bezirk Schwaz eine Pilotregion initiiert, die 25 bis 30 spanische Lehrlinge Schulen sei groß, wohl auch wegen der nach wie vor hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spaaufnehmen will. Insgesamt sollen im Herbst 2019 dann rund 80 junge Spanier nach Tirol nien. „Das Ziel ist natürlich, dass die Betriebe kommen, um besonders in der Gastronomiedie Fachkräfte langfristig behalten. Und wenn die jungen Leute zuhause keine Arbeit bekombranche für Entlastung zu sorgen.
Ab Herbst 2019 sollen junge Spanier besonders in der Gastronomiebranche für Entlastung sorgen.
© SHUTTERSTOCK.COM, PRIVAT
Arbeitsmarktkrise ins Leben gerufen hat. „Wir glauben, dass wir diese geburtenschwachen Jahrgänge ergänzen müssen mit jungen Leuten aus Europa, sofern sie noch verfügbar sind.“
impalawolfmitbiss
40
THEMA
Zuhause ist es am Schรถnsten
HOLZBAU MAIER GmbH & Co KG | Gewerbestraร e 171 | 5733 Bramberg | Austria | Tel. +43/(0)6566/72 64 | www.maier.at
MAGA ZIN
GASTKOMMENTAR
LEBEN UND LEBEN LASSEN von Christoph Walser
E ZUR PERSON
© FRANZ OSS
Christoph Walser ist seit November Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer. Er ist Chef eines mittelständischen Unternehmens im Bereich Transport und Logistik (CWA) und seit 2016 Bürgermeister von Thaur. Im letzten Jahr hat der Vater von vier Kindern gemeinsam mit seiner Frau Yvonne das Innsbrucker Traditionsunternehmen Betten Rudigier übernommen.
in Schwerpunkt dieser Ausgabe lautet: Urlaubserlebnisse. Danke dafür! Wir neigen nämlich dazu, den Tourismus vor lauter Zahlen, Daten und Fakten komplett nüchtern zu diskutieren und ihm den emotionalen Zauber zu nehmen. Natürlich sind Nächtigungszahlen, Pistenkilometer und Wertschöpfung wichtig – aber letztlich geht es darum, den Urlaub für unsere Gäste zu einem Erlebnis zu machen. Und da haben wir in Tirol einen riesigen Vorteil: Unsere Städte und Dörfer, Täler und Berge sind kein Disneyland – sie sind echt. Dass in einer intakten Umwelt das Kapital des Tiroler Tourismus liegt, weiß auch die überwiegende Anzahl der Touristiker. Und die wenigen, die es manchmal vergessen, müssen wir daran erinnern. Natürlich dürfen wir vor lauter Emotionalität die Grundlagen nicht aus den Augen verlieren. Der Weg zu mehr Qualität, den die Branche und das Land eingeschlagen haben, ist absolut richtig. Die Tiroler Tourismusbetriebe haben keine Schleuderpreise nötig – sie können stolz darauf sein, im Premiumsegment daheim zu sein. Eine ebenso wichtige Grundlage liegt in den Arbeitskräften – die in allen Branchen fehlen, aber im Tourismus ganz besonders. Umso wichtiger ist die aktuelle Fachkräfte-Initiative der Tiroler Hotellerie und Gastronomie mit den Fachgruppenobleuten Mario Gerber und Alois Rainer.
Damit der Tourismus nachhaltig eine stabile Säule unseres Landes bleibt, müssen alle Seiten das Ihre beitragen.
Damit der Tourismus nachhaltig eine stabile Säule unseres Landes bleibt, müssen alle Seiten das Ihre beitragen. Der eine oder andere Touristiker sollte auf übermotivierten Aktionismus verzichten und Schneekanonen und Bagger erst dann auffahren, wenn auch der Hausverstand Ja sagt. Der eine oder andere Einheimische sollte sich seine Kritik über den Tourismus ersparen und kurz nachdenken, wie öd viele Seitentäler ohne diesen Tiroler Wohlstandsmotor wären und wie viele Arbeitsplätze fehlen würden. Und der eine oder andere Gast würde sich und den Tirolern einen guten Dienst erweisen, wenn er beim Preisvergleich statt auf den letzten Cent auch auf die Qualität achtet. Leben und leben lassen – das ist generell ein kluges Motto. Für den Tourismus als Dienstleistungsbranche mit jeder Menge Herzblut gilt das ganz besonders.
41
42
MAGA ZIN
ALTES HANDWERK, MODERNE TECHNIK
1 2
3
4
Mit dem „Tirol Mobiliar“ bringt die Tirol Werbung das Land als atmosphärischen Raum auf Messen, Märkte und Sportevents. Jedes Detail vom Material über die Form bis hin zu alten Handwerkstechniken hat hier mit Tirol zu tun. Text: Esther Pirchner
1 Präsentationsmöbel und Counter 2 In einem Relief reihen sich an der Rückwand die Bergspitzen aus Pappel-Furnierholz aneinander. 3 Jedes Detail muss stimmen – bis hin zum bedruckten Filz der Stühle. 4 Zinken verwendet man im Möbelbau, als elegante Eckverbindung harmonieren sie mit dem zurückhaltenden Design der Möbel.
MAGA ZIN
43
W
ie packt man ein Land, seinen Duft, seine setzung dieser Möbel. Die Materialien sind mit der Ausstrahlung und seine Traditionen in Region verbunden: Kernesche (statt der weichen ein Mobiliar? Und kann man mit diesem Zirbe), Stahl, Wollfilz, Leder, Wolle. Sie stehen für Mobiliar dann auch all diese Eigenschaf- den Kontrast von weich und hart, hell und dunkel, ten und Stimmungen an einen anderen Ort mitneh- kalt und warm. „In die Planung ist zudem sehr viel men? Genau das sollte möglich sein, wenn die Tirol technisches Know-how und altes Tischlerhandwerk Werbung die Urlaubsregion auf Messen präsentiert, eingeflossen“, erzählt Janine Hofmann. auf Märkten einen Stand auf Traditionelle Holzverbaut oder bei einem Sportevent arbeitung traf hier auf movor Ort ist: Die Sehnsucht nach derne Technik. Es kamen drei althergebrachte VerTirol sollte an den jeweiligen Orten nicht allein durch schöbindungen zum Einsatz: Gratleisten werden angene Bilder oder Prospekte im wohl durchdachten Corporate bracht, um ein Verziehen des Holzes zu verhindern. Design geweckt werden, sonDie Zinkung ist eine alte dern schon durch die Möbel, JANINE HOFMANN, ihre Materialien und Formen, Eckverbindung, die so perLEITERIN DER DESIGN-ABTEILUNG DER TIROL WERBUNG ihren Geruch und ihre Haptik. fekt ineinandergreift, dass sie traditionell nicht nur EIN MOBILIAR WIE TIROL bei Bänken oder Stühlen zum Einsatz kam, sondern Tirol ist ein Land der Gegensätze: weich und hart, sogar Häusern und Stadeln zu stabilen Wänden dunkel und hell, kalt und warm, Berg und Tal, Tra- verhalf. Und schließlich besann man sich bei der dition und Moderne. Man setzt auf Handwerk und Gestaltung der Hocker auf den von Lodenmänteln digitale Technik, pflegt Traditionen und lässt die bekannten Knebelverschluss, bei dem ein länglicher Welt gerne ein, man ist gelassen, aktiv, sportlich, Holz- oder Hornteil durch eine (Leder-)Schlaufe geabenteuerlustig, gerne zu Hause, bei jeder Gelegen- steckt wird. heit draußen … All das sollte, so Janine Hofmann, Leiterin der Design-Abteilung der Tirol Werbung, ANALOG UND DIGITAL in der Corporate Architecture enthalten sein, die Beim Tirol Mobiliar werden diese alten Techniken in Zusammenarbeit mit dem Innsbrucker Studio mit modernen Mitteln umgesetzt oder neu interdes norwegischen Architekturbüros Snøhetta ent- pretiert. Gefräst wurde mit CNC-Maschinen, und der Knebelverschluss fixiert die Sitzauflagen aus wickelt wurde. Die ersten erfolgreichen Anwendungen für die- Tiroler Filz. Das passt gut zur Funktion der Möbel: Sie sollen ses Prinzip waren die Neugestaltung von Tirol Berg und Tirol Shop am Innsbrucker Burggraben: unter analog wirken – etwa durch den Duft aus Duftboxen anderem mit Zirbenholz und Möbeln, in denen die mit Zirbenrosen –, aber auch digitale Funktionen Tiroler Produkte gut präsentiert werden können, die aufnehmen können, etwa (Anschlüsse für) Laptops aber vor allem auch an einem Ort bleiben können. und Tablets, und das alles mit gut verborgenen Kabeln. Nicht zuletzt muss alles in Standard-Flightcases verpackbar sein und anhand von Handbüchern oder ROBUST, CHIC, TRANSPORTABEL Für kurze mobile Einsätze brauchte es hingegen ein Videos einfach zusammengebaut und wieder zerlegt Mobiliar, das robust und transportabel sein sollte werden können. und die Strapazen von intensiver Nutzung, häufigem Auf- und Abbau, Verpackung und Transport BEGEHRTE STÜCKE möglichst lange unbeschadet überstehen sollte. Vor Seine ersten großen Auftritte hatte das Messemobidiesem Hintergrund entstand 2018 das Tirol Mobi- liar bei der Kletter-WM und der Rad-WM im Sommer liar – ebenfalls im Design von Snøhetta, erstellt aber 2018 – und bewährte sich in allen Punkten: Der einin Zusammenarbeit mit der Tischlerei Erlacher, die fache Zusammenbau, die hohe Funktionalität und das ansprechende Design fanden bei den Nutzern über eine Ausschreibung zum Projekt stieß. ebenso großen Anklang wie bei den Besuchern. So wie bei diesen Ereignissen wird es – wenn 2019 die GRATE, ZINKEN, KNEBEL Tatsächlich fand alles, was Tirol und seine Atmo- Möbel wie geplant ständig im Einsatz sind – auch sphäre ausmacht, Eingang in Entwurf und Um- sicherlich weiterhin viel Begeisterung geben.
© SHUTTERSTOCK.COM, TIROL WERBUNG/DAVID SCHREYER (4)
„Tirol ist ein Land der Gegensätze. Das spiegelt sich in den Möbeln wider.“
DAS MOBILIAR
· 13 Counter · 2 Stehtische · 17 Barhocker · 4 Lamellenwand-Elemente · 2 Marendtische mit 4 Bänken · 2 Präsentationsmöbel mit je 3 Duftboxen, 1 Tablethalterung, 6 Magazinhalterungen · 4 Hocker · 4 Hocker mit Stauraum · 5 Planenhocker
DIE MATERIALIEN
· Massivholz Kernesche · Stahlblech pulverbeschichtet · Leder · Filz · Kunststoffgewebe (Außenbereich) · Schafwolle
MAGA ZIN
EINFACH ORIENTIERT Tiroler Skigebiete wachsen über Jahrzehnte und mit ihnen der Schilderwald ihrer Leitsysteme. Neue Info- und Orientierungssysteme können dem abhelfen, wie das Beispiel des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn zeigt. Text: Esther Pirchner
© SHUTTERSTOCK.COM, XXXX
44
Der online Stellenmarkt für Lehrberufe „Man muss das System aufbauen, als hätte es noch keines gegeben. Die Positionierung der Schilder müssen Personen von außen vorschlagen.“
Ü B E R 400 OFFE N E N LLE L E H RST E
SEBASTIAN SCHWAIGER, MARKETINGLEITER SKICIRCUS
S
kigebietserweiterungen und -zusammenlegungen, der Bau neuer Lifte und Bahnen sind in Tirol gang und gäbe. Wo eine neue Piste dazukommt, werden neue Schilder aufgestellt, wo Skigebiete zusammengelegt werden, müssen bestehende Leitsysteme miteinander in Einklang gebracht werden. Sebastian Schwaiger, Marketingleiter des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn, fasst die Situation zusammen: „Wir haben in den letzten Jahren Millionen in neue Bahnen und das Beschneiungssystem investiert und dachten: Wir müssen das Pistenleitsystem genauso professionell angehen.“ Eine gute Orientierung sei für das Sicherheitsgefühl der Gäste wichtig. Sie müssen sich in allen Teilen eines Skigebiets zurechtfinden und wissen, wann und wie sie wieder an „ihrer“ Talstation ankommen.
„ANALOG FIRST“
Über das Designforum Wei sraum, das sich viel mit Orientierungssystemen beschäftigt, schrieb der Skicircus 2017 einen geladenen Wettbewerb aus, der von einer Jury aus je fünf Fachjuroren und fünf Fachleuten des Skicircus bewertet wurde. Die wichtigsten Vorgaben waren größtmögliche Einfachheit und, im Dienste →
1/1 AD TGP
Präsentieren Sie Ihren Ausbildungsbetrieb auf Tirols Lehrlingsplattform www.karrieremitlehre.tirol
Nähere Infos erhalten Sie unter Wolfgang Mayr · Tel. 0512/58 6020-2191 verkauf@target-group.at
46
MAGA ZIN
Der aktuelle Schilderwald wurde von motasdesign aufgenommen und muss 2019/20 weichen.
Alles Wichtige in knapper Form: Pistennummern und -schwierigkeit, erreichbare Bahnen, Abfahrten und Orte, Gastronomie und Parkplätze sind nach dem Prinzip Straßenverkehr gestaltet.
Große und kleine Piktogramme unterscheiden sich, um gut erkennbar zu sein. Statt vieler Männchen gibt eine Zahl Auskunft über Sesselliftkapazitäten.
Formen – Kreis, Quadrat, Sechseck – geben zusätzlich zur Farbe Auskunft über Schwierigkeitsgrade der Pisten.
der Funktionalität im Hochgebirge, „analog first“. „Digitales“, sagt Schwaiger, „ist nur ein Plus.“ Unter den fünf hervorragenden Einreichungen konnte sich das Kemater Gestaltungsbüro motasdesign von Christian Lunger und Markus Scheiber durchsetzen – weil es gerade diese beiden Kriterien am besten erfüllte.
alle Schilder im Skigebiet aufnahm und testete, welche Farben durch Skibrillen unterscheidbar sind und welche nicht. Der Schilderplan wurde anschließend mit den Spezialisten des Skicircus abgestimmt, die klassischen Pistenfarben Blau, Rot, Schwarz stehen nach wie vor für leicht, mittel und schwer, für eine bessere Sichtbarkeit wurden sie aber aufgehellt.
DEN VERKEHR REGELN
VON A NACH B
Die Spezialisten für Leitsysteme gingen das Projekt wie ein Verkehrsleitsystem an. „Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Pisten beträgt laut einer ÖSV-Studie 45 Stundenkilometer“, weiß Markus Scheiber, „die Schnellsten sind mit 90, vereinzelt sogar mit 120 unterwegs.“ Dem Schilderwildwuchs sollte mit einer starken Reduktion begegnet werden. „Wenn man das Leitsystem nicht braucht, soll man es nicht sehen“, sagt Schwaiger, „und wenn man es braucht, muss es da sein.“ Jeder, der an einem Schild vorbeioder durch ein Portal hindurchfährt, muss also in jeder Geschwindigkeit wahrnehmen können, was darauf steht. Zugleich soll ihn nichts vom Wichtigen ablenken. Darum wurde auf jegliches Logobranding verzichtet, LED-Anzeigen bleiben Warnhinweisen oder anderen wichtigen Nachrichten z. B. über Wetter und Windsperren vorbehalten.
GUTE SICHTBARKEIT
Die angestrebte Reduktion führte in der Vorbereitung dazu, dass motasdesign
Eine wesentliche Änderung betrifft die Einführung eines alphanumerischen Systems. Einheimische können sich wie eh und je an den traditionellen Flurnamen orientieren. Aber die Einteilung in Zonen und die Benennung mit einer Kombination aus Buchstaben und Zahlen erleichtert es allen auf der Piste, immer genau zu wissen, wo im Gebiet sie sich gerade befinden und wann sie sich aufmachen müssen, wenn sie rechtzeitig am Ausgangspunkt sein wollen. Dazu trägt auch bei, dass – wie auf einer Autobahn – zuerst das nächstgelegene Fernziel angegeben ist und erst an diesem die weiterführenden Verbindungen, ähnlich wie es zum Beispiel in Sölden bereits vor einigen Jahren gemacht wurde.
BIS INS DETAIL
Dazu kommen viele Details, die die Lesbarkeit und Erkennbarkeit erleichtern, etwa die Wahl der Schrift, Groß-/Kleinschreibung, Gestaltung von Pfeilen und Piktogrammen oder die zusätzliche Kennzeichnung der farbigen Pistenschilder mit einem runden,
MAGA ZIN
„Wir wollen mit dem neu entwickelten Pistenleitsystem internationale Standards setzen, die auch in anderen Skigebieten anwendbar sind.“ CHRISTIAN LUNGER (LI.) UND MARKUS SCHEIBER, MOTASDESIGN
quadratischen oder sechseckigen Rahmen. Die behördliche Beschilderung konnte zusammengefasst und auf den Portalen untergebracht werden. Selbst die Farben der großen Panoramakarten wurden überarbeitet. Wie gut das System funktioniert,
wird in der Saison 2018/19 mit Prototypen der Portale und Schilder bei zwei neuen Bahnen getestet. Im Sommer werden Adaptierungen vorgenommen und ab 2019/20 soll der „Verkehr“ auf der Piste schließlich perfekt und neu geregelt sein.
Gut für Ihre Gäste:
Gut für Ihre Immobilien:
INFO
www.fieberbrunn.com www.motasdesign.com
47
MAGA ZIN
KOMMENTARE
ZUM CHILLEN FÄHRT MAN IN DIE PROVINZ! Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
D
er gutsituierte Bürger, der etwas auf sich hält, ist in seiner Ausformung als Tourist eine zwiespältige Figur. Einerseits betrachtet er seine Mitmenschen erst dann als vollwertig, wenn sie darauf verweisen können, zumindest einmal in New York, mehrmals in Paris oder in L.A. schon fast zu Hause gewesen zu sein. Andererseits schlägt er, geradezu angewidert von klassenkämpferischem Ekel, einen großen Bogen um die aus seiner Sicht von Hausmeistern besiedelten Meeresstrände, um sich in einer einsamen Bucht mit einem Schäufelchen statt Klo und einem Rucksack statt viergängigem Menü in Einsamkeit mit den feinstofflichen Kräften des Universums zu vereinigen. Ich musste ziemlich alt werden, um einzusehen, dass ich, zumindest touristisch, kein gutsituierter Bürger bin. Ich bin eine Landpomeranze! Die Natureinsamkeit am griechischen Strand brauch ich nicht. Die habe ich, als Tiroler höchst privilegiert, zehn Minuten vor meiner Haustür in den Bergen! Und zwecks Sommerfrische liege ich, frei von massentouristischer Allergie, am liebsten an einem der Adriastrände, wohin ich übrigens gleich lang brauche wie Arthur Schnitzler nach Reichenau an der Rax. Komplizierter wird es bei jenen Weltstädten, bei denen ich erst gar nicht bestreiten möchte, dass
man sie als Zentren großartiger politischer, kultureller und geistiger Entwicklungen erlebt haben sollte. Dennoch fühle ich mich von ihnen mit ihren unendlich vielen Bewohnern, mit ihrer unendlich komplizierten Infrastruktur, mit ihrem unausgesprochenen Verbot, seinen Mitmenschen in die Augen zu schauen, mit ihren zu vielen schrägen Typen, mit ihrem Multikulti, aber auch von den Massen anderer Touristen und den Schlangen vor den Museen und Palästen komplett überfordert. Der Erholungs- und Belehrungswert eines Aufenthalts steht in keinem Verhältnis zum Stress, der damit verursacht wird. Kleine Städte in der Provinz sind mir viel lieber! Städte wie Bruneck! Wie Lienz! Wie Portogruaro! Wie Feltre! Wie Treviso oder wie Klagenfurt! Dort fühle ich mich wohl. Dort kann ich mich entspannen. Dort ist alles übersichtlich, die Geschäfte trotzdem oft originell, die Museen erschlagen mich nicht, die Baudenkmäler sind nicht von Massen umlagert, die Leute insgesamt weniger gehetzt. Warum gelten immer nur Metropolen als attraktiv? Warum nicht auch einmal Hall, Schwaz, Imst, Kitzbühel, Kufstein oder, wie schon gesagt, Lienz? Dort ist es zwar nicht so abenteuerlich, dafür kann man sich erholen. Zum Chillen fährt man eben in die Provinz!
Der Erholungsund Belehrungswert eines Aufenthalts steht in keinem Verhältnis zum Stress, der damit verursacht wird.
© BÖHM, DANIELA MATEJSCHEK
48
MAGA ZIN
DIE BESTE ZEIT
Ernst Molden lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Eben veröffentlichte er sein neues Album „Dei Schwesda waand“ (bader molden recordings).
A
nfang November waren wir in unserem Dorf, Herbstferien. Wir waren länger nicht mehr dort, das ist halt grad so, größer gewordene Kinder streben in verschiedene Richtungen. Ich bin eher konziliant, was Ziele gemeinsamen Wegfahrens angeht, aber diesmal war mein Entschluss wie aus Erz: Wir fahren nach Tirol, in die Berge, ins Haus meiner Mama, in unser Dorf. Spät im Herbst ist für mich dort die beste Zeit. Die Situation ist wie folgt: Auf den im besten Fall von einer schwächelnden Sonne beschienenen Wiesen liegt wie eine Glasur der Kuhmist. Alles hat zu, und das ist gut, weil offen würde es mich stören. Die Luft ist glasklar und der Himmel tief wie ein Brunnen. Die Lärchen werden kurz hintereinander gelbgrün, gelb, orange, dann gold. Man kann wandern, durch bunte Bergahorne, an den kalten Bächen entlang, deren Ufer noch den leicht modernden Abgang des Sommers atmen. Am Abend nisten sich rote Farben und bronzefarbener Abglanz im Himmel und auf den Bergen ein, und es wird frisch. Man lässt den Kachelofen ja nicht ausgehen. Und nur zu ausgesuchten Gelegenheiten geht man hinaus, steigt zu einem nahen Hof auf und macht für gar nicht wenig Geld den Bauern in einem so unterhaltsamen wie erbitterten Diskurs die drittletzte Flasche Vogelbeer abspenstig. Bei solchen und ähnlichen Gelegenheiten hört man dann, wie der Sommer war. Und dabei hört man natürlich immer vom Großen Kongress. Der Große Kongress kommt seit siebzig Jahren jeden August aus der ganzen Welt ins Dorf. Er versammelt Staats- und Geschäftsleute, Wissenschaftler und ein paar Künstler. Er pickt im Sommer als Marke an unserem Dorf, so wie das Dorf als Marke an ihm pickt. Ich habe viele
Ich habe viele Kindersommer unter dem Kongress und seiner lautstark tönenden Selbstvergewisserung und Wichtigmacherei gelitten.
Kindersommer unter dem Kongress und seiner lautstark tönenden Selbstvergewisserung und Wichtigmacherei gelitten. Als junger Erwachsener habe ich mir abgewöhnt, im Sommer ins Dorf zu kommen. Ich lernte (eben!) den November zu schätzen. Aber man hört halt die Geschichten. Von den wichtigsten Besuchern und ihren Vorlieben. Von rotgesichtigen Ministern, von Schnäpsen, von Würdelosigkeiten, die folgen, wenn man Schnäpse nicht verträgt. Von den größten Anlässen und den kleinsten Fehltritten. Mich erreichten diese Erzählungen immer so wie unterhaltsame Moritaten, wie ein schräges Epos aus einer erfundenen Gegenwelt. Wenn ich im November im Dorf bin, ist das Dorf halt ein Dorf. Mit Kühen, die letzte Tage draußen verbringen. Mit Kindern, die in die Schule gehen. Mit Leuten, die Arbeiten verrichten, die halt sein müssen. Aber dieser abgehobene Kirtag im August? Echt? Der war auch? Schwer vorzustellen. Vom Joch kommen drei Raben und suchen sich Plätze in der kommenden Nacht. Rauchfahnen ziehen aus den Schornsteinen. Auf den Kuhmist fällt als weitere Glasur ein bisschen Schnee. Es ist alles sehr, sehr gut.
49
NACHGEFRAG T
1 5 F R A G E N A N ...
BERNHARD RIML DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Wörthersee, Bahamas, Barcelona MEIN PERSÖNLICHER LIEBLINGSSPORT IST: Der Sport ist mit 70 sehr eingeschränkt, aber ich nehme an Oldtimerrallyes teil.
LETZTER URLAUB (WO UND WANN): Viele Jahre am Wörthersee, zuletzt im August 2018
DER NÄCHSTE GROSSE SPORTTREND WIRD (SEIN): Alles, was in der Natur möglich ist
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS SIND: Gepflegtes Land, hohe Sicherheit, faire Preispolitik DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS SIND: Dass man immer mehr und in kürzester Zeit haben will DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Ein super Angebot an Sport und Freizeitmöglichkeiten übers ganze Jahr DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Die „Handschlagqualität“ geht zunehmend verloren.
ZUR PERSON
Bernhard Riml betreibt fünf Sportartikelgeschäfte in Sölden, am Giggijoch und auf dem Rettenbach- und Tiefenbach-Gletscher. Er ist Obmann vom Ötztal Tourismus (Obergurgl bis Haiming), Geschäftsführer der Freizeit Arena, Aufsichtsrat bei der Raika, Vizepräsident beim Ski Weltcup Sölden, langjähriger Obmann des Skiclub Sölden und war viele Jahre Gemeinderat.
DIE BESTE IDEE IM TOURISMUS DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Elements 007 am Gaislachkogl in Sölden TOURISMUS UND POLITIK MÜSSEN: Zusammen arbeiten HANNIBAL BEDEUTET FÜR SÖLDEN: Eine einzigartige Darbietung, Aufzeigen, dass wir auch für Kultur etwas übrig haben KULTUR UND SPORT VERBINDET: Leidenschaft
DAS SKIFAHREN WIRD AUCH IN ZUKUNFT RELEVANT BLEIBEN, WEIL: Es nichts Schöneres gibt, Bewegung in verschneiter Natur, Sonne, frische Luft, Geselligkeit beim Après-Ski DAS SPORTGERÄT, DAS DIE MEISTEN TIROLER ZUHAUSE HABEN IST: Ski und Rad NUR EIN BETÄTIGUNGSFELD IST MIR ZU WENIG, WEIL: Mitzugestalten, nützlich zu sein hat mir zeitlebens Freude bereitet und Erfolg beschert.
© ILLUSTRATION: MONIKA CICHOŃ
50
THE 8 Symbolfoto
DAS NEUE BMW 8er COUPÉ
Unterberger Denzel Innsbruck Griesauweg 32, 6020 Innsbruck Telefon 0512/33435 info@unterberger-denzel.bmw.at www.unterberger-denzel.bmw.at
Unterberger St.Johann Anichweg 1, 6380 St. Johann/T. Telefon 05352/62389 office.stj@unterberger.bmw.at www.unterberger.cc
Unterberger Kufstein Endach 32, 6330 Kufstein Telefon 05372/6945 info@unterberger.cc www.unterberger.cc
BMW 8er Coupé: von 235 kW (390 PS) bis 320 kW (530 PS), Kraftstoffverbrauch gesamt von 6,1 bis 9,8 l/100 km, CO2-Emissionen von 160 bis 224 g CO2 / km.