Zucker 21

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ZUCKER MAG SONNE, MOND UND STERNE

Free Art Magazin Issue 21

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INHALT 04 Jonathan Falk 06 Philipp Machgut 08 Sladge Nexus 10 Katharina Roeber 12 Hijo 14 Lorenz Bethmann 18 Elisabeth Wolf

Idee/Layout/Einband: Jonathan Falk & Elisabeth Wolf, Leipzig Kontakt: zucker.mag@web.de


Stern von Jonathan Falk

Nackt und leer wie junge Sterne – Lieb‘ mich, doch erhitz‘ dich nicht. Ein rotes Licht, groß wie ein Köpfchen, reicht um dir glühend zu geben jenen Plan des weißen Zwergs zu Vernichtung, Wut und Chaos. So sind wir nichts – zu guter Letzt atomisiert ein schwarzes Loch.

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„Wenn mir doch nur das Rezept wieder einfallen würde…“ Jay bemängelte wieder einmal seine Unzulänglichkeiten. „Schau, so wird es dieses Mal etwas anderes. Das ist nichts Schlimmes.“ „Wohl!“ antwortete Jay. „Die Kruste darf nicht wieder platzen! Und vor allem brauchen wir Gleichgewicht, das heißt: Mehr Eisen, weniger Wasser.“ „Das werden diesmal echte Erfahrungen!“ „Wie bleibst du über die Äonen nur so optimistisch?“ „Ich lasse dir die Zeit, Jay.“ „Du weißt genau, dass es keine gibt. Die Zeit ist mein Job, genau wie die Sterne, mach‘ dich also nicht über meine Sorgen lustig…“

Du brauchst einen richtigen Mann, einen kräftigen, mutigen, warmen Stereotypen. Einen Häuslebauer, einen, der Geld nach Hause bringt, mit Sternen um die klaren Augen, einen ohne Loch im Dachstuhl, der klar sieht. Einen Mann mit Ambitionen, einen mit Potenz und Wille zum Abschluss. Einen Milchbart mit Verständnis. Einen Führer, stark in Partnerschaft und überall, mit Sternen um die großen Augen, keinen Mann aus Zucker.

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Philipp Machgut Phantasmagorum 06


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Sladge Nexus into the universe 09


S.A.G.*, wie es war von Katharina Roeber

Zehn Sterne, die Schnuppe waren, aber nicht egal, jagten über das Firmament und versprachen Entstehen und Vergehen… einen kurzen Moment lang lichtes Verwehen. Und parallel im Uhrzeigersinn binnen Sekunden Zeitfenster putzen, durch Raumtüren hüpfen, die Kanäle nutzen, um Wünsche an das Licht zu knüpfen. Zehn Gedanken, die wohl bedacht waren, doch bodenlos, fielen in die Nacht und versanken im Kosmos, Menschen zugeleitet, die das Herz begleitet, unendlich bloß und uneitel. Und konvergent mit den Himmelslinien schwebt stringent Bestimmung im Raum, verwebt die Zeit das Licht mit dem Sinn, kommt kaum umhin, dem nicht zu dienen.

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Zehn Anliegen, die absolut groß waren, obwohl relativ gediegen, im Epos des Weltalls – dem inneren Spiegel – werden und versiegen die Herde zeitlebens, kehren nie wieder und sind nie vergebens. Mentale Schlieren im gänzlichen Chaos wie zehn fahle Zeugen in Bangenverhüllung: das, was bedeutet – all wahre Erfüllung – jäh maßlos an die Zeit zu verlieren. * Sternenanblicksgefühl 11


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Hijo stars 13


Sterne

von Lorenz Bethmann

WEIL ES MIR IM GRUNDE EGAL IST, WAS IRGENDWO ANDERS AUF DER WELT PASSIERT. MIR PASSIERT AUCH VIEL. UND ES IST NICHT IMMER GERECHT, WILL ICH DAMIT SAGEN. VERSTEHST DU, WAS ICH MEINE?.... NA WENN NICHT - AUCH EGAL.

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Weil es mir im Grunde egal ist, was irgendwo anders auf der Welt passiert. Mir passiert auch viel. Und es ist nicht immer gerecht, will ich damit sagen. Verstehst Du, was ich meine?.... Na wenn nicht - auch egal. Nächste Woche gehts ja eh wieder um etwas anderes und die Zeiger drehen sich weiter. Wenn irgendwer behaupten würde, dass alles allen egal ist, also es nichts gibt, was nicht mindestens einem egal ist und dadurch alles egal ist, ich meine, wenn man das jetzt aufrechnet. So alles auf alle gerechnet. Oder durch alle. Wie die einzelnen Schaltkreise eines riesigen Computers, der aus uns allen besteht. Der große Algorithmus, weißt Du. Direkt poetisch. Und wenn man jetzt Gegeneinander subtrahiert und addiert und das Ganze mal der weltverhassten Traurigkeit des Einzelnen und vielleicht noch durch die unnötigen Kadaver rechnet. Dann – ja, was?! Nichts kommt da raus! Muss ja. Is ja mal null. Weiß ja jeder. Und da kommst Du mir natürlich gerade recht. Ich glaub Dir ja, dass Du durch Bilder im Internet scrollst und den Zorn der Gerechten bekommst. Naja und dann frage ich Dich natürlich: Warum? Und Du sagst na is doch klar, bist Du irre und so weiter, aber ich habe mich falsch ausgedrückt 15


und frage nochmal: Wofür? Und Du tust ganz verduzt, aber dennoch liegt es auf der Hand – was hast Du denn davon? Was kommt denn danach? So richtig zeitlich, meine ich? Erst bist Du ganz erbost und wackelst mit den Fingern und hebst die Stimme und dann wirst Du wieder ruhig und es ist genau was passiert? Haben wir nicht alle ein wenig genickt und haben gemeinsam den Kopf geschüttelt, als wollten wir die Bilder von unserer Iris werfen, die Fliehkräfte uns die Ideen aus dem Kopf drängen lassen?! Vielleicht habe ich auch nur versucht, mir Deine Worte aus dem Ohr zu pulen. Zurück zum Rechenbeispiel, ach ist jetzt auch egal, ich bin eh betrunken und lass das jetzt so, auch wenn es Dir nicht aufgeht. Letztendlich sind mir meine Gedanken auch wichtiger als Deine und vice-versa. Mal null, macht das. Und Du stehst auf, gehst zu den anderen und ich wieder allein am Tresen und der Barkeeper guckt schon so blöde, als ob er Mitleid mit mir hätte und ich weiß genau, worauf er hinaus will. Is doch alles Quatsch, wird alles nur benutzt und sich gegenseitig aufs Brot geschmiert und zur Kontrolle schauen sie, ob man es auch verspeist und tun noch so, als wären sie nicht ohnmächtig und Hin- und Hergeschubste. Freiheit. Frechheit. Einem noch die eigene Brille aufsetzen wollen. Das ist nicht meine Stärke, sag ich da immer und freue mich als einziger über die Doppeldeutigkeit. 16


Das ist alles mal null. Jetzt sitzt Du ja auch wieder da drüben und alle nicken und bekräftigen sich und sind engagiert. Weil sie sich alle so sehr sorgen, dass sie Schilder malen und uninformierte Gespräche über Menschen führen, die sie niemals kennenlernen werden und morgen gehen sie wieder zur Arbeit, in die Schule, aufs Amt, zur Uni und alles ist wie zuvor, nur sie ein kleines Stückchen besser und wissen, mit wem sie es zu tun haben. Und immer noch guckt der Barkeeper mich so blöde an und scheint Mitleid zu haben. Dabei bin ich doch der einzige, der es geblickt hat. Alles ist allen egal. Weil wir ja so geil sind. Morgen wirst Du auch wieder so tun, als hättenwir uns niemals unterhalten. Weil Du ja so geil bist. Und so engagiert. Und gut. Das sagen Deine Freunde sicher auch. Mit denen Du jetzt da drüben sitzt und mich anguckst, als hätten wir niemals gesprochen. Aber das ist für mich mal null, verstehst Du?! Wir sind alle Stars und schauen auf uns herab. Und nichts kommt dabei raus. Das weiß doch jeder. Da führ‘ ich lieber Selbstgespräche. Und guck mich nicht so mitleidig an. Ach, egal.

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O.T von Elisabeth Wolf, 2001

Es hat einmal ein wunderbarer Mensch; Mein Herz Mit einer Tr채ne ber체hrt. Sie hat mein Dasein ersch체ttert Und das Tiefste meines Herzens Zu meinen Augen gemacht.

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Dies ist die dritte von drei Ausgaben im Themenkreis „Sonne, Mond und Sterne“, Erscheinungsdatum 1. Oktober 2013, Zucker Magazin, Leipzig, Ausgabe 21. Die erste von drei Ausgaben im Themenkreis „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“ erscheint am 1. Januar 2014. Redaktionsschluss ist der 30. November. Wir danken allen teilnehmenden Künstlern! ZUCKER ist ein 2008 gegründetes Magazin. Die Redaktion präsentiert regelmäßig, thematische Arbeiten aus verschiedenen, künstlerischen Bereichen. Das Magazin erscheint vierteljährlich als PDF im Internet. Unser digitales Archiv und Netzwerk erreicht man unter: issuu.com/zucker oder facebook.com/zucker.mag Wer das Magazin künstlerisch, organisatorisch oder in Sachen Bekanntheit unterstützen möchte, wende sich an die oben genannte Adresse. Wir freuen uns über jede Zuschrift. Außerdem danke ich allen Lesern für Ihr stetes Interesse am Projekt.

ISSN 2191-6985

Jonathan Falk, Herausgeber



A star was born.


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