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BLICKPUNKT KULTUR
B l i c k p u n k t Kul tu r
Virginia Köpfli, , Hünenberg, Kantonsrätin SP Kanton Zug
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«Zum Wort Kultur kommen mir viele Sachen in den Sinn. Auf der einen Seite sehe ich die klassische Kultur, wie der Besuch eines Konzertes oder einer Ausstellung. Aber auch die Auseinandersetzung mit sich selber und mit anderen spielt eine Rolle. Durch mein Studium der Islamwissenschaften werde ich mit anderen Kulturen konfrontiert und kann sie auf mich wirken lassen. Ich finde es wichtig, sich auf fremde Kulturen einzulassen und sich einzuordnen. Dabei soll man sich auch hinterfragen und sich selber den Spiegel vorhalten.
Normalerweise gehe ich oft in Ausstellungen. Dabei sind mir Kunst und historische Themen sehr wichtig. Im Weiteren finde ich Diskussionsrunden immer spannend. Wenn es mir die Zeit zulässt, kommt ein Konzertbesuch dazu. In der aktuellen Zeit, wenn Kultur nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, merke ich, wie wichtig Kultur für mich ist – und für unsere Gesellschaft. Kultur sollte einen höheren Stellenwert erhalten.
Wir neigen oft dazu, allem einen monetären Wert zu geben. Kultur passiert leider oft unentgeltlich. Unsere Gesellschaft erkennt den Wert von Kultur nicht und gibt ihr auch zu wenig Wertschätzung. Wenn alles gut läuft, kommt die Kultur noch on top. Doch Kultur ist für alle Menschen wichtig – sei es als Konsument oder Produzent. Die Krise zeigt die Probleme in der Absicherung von Kulturschaffenden sehr gut. Leider ein Umstand, den es vorher schon gab und die Lage von vielen Leuten noch verschärft. Wir müssen dieses Problem in der Politik angehen.
Der Frauenstreik im Jahr bleibt mir als prägendes kulturelles Ereignis in Erinnerung. Es war nicht einfach nur eine Demonstration, bei welcher die Teilnehmenden mit Plakaten durch die Strassen liefen. Der Anlass war eine Inszenierung mit sehr kreativen Inputs von zahlreichen Kunstschaffenden. Dadurch hat der Frauenstreik so viel Gewicht erhalten. In Zug gab es verschiedene Darbietungen auf den Strassen, Musik wurde gespielt und Poetry Slams waren zu hören. Es war ein tolles Gefühl, wie alles ineinandergegriffen hat. So viele Leute haben ihre kreativen Ideen einfliessen lassen, und alles hat sich zu einer wundervollen Einheit verbunden.»
KUNSTPAUSE ZUG, NADINE SCHRICK UND SAM HELLER
Ein Werk, bei dem sich ein zweiter Blick lohnt
«Kann man ein einziges Lieblingswerk haben? Man hat doch auch nicht nur einen ultimativen Lieblingssong. Nein, man hat einen für traurige Momente, einen für fröhliche Stunden, einen, den man immer mit den besten Freunden hört, und aus jeder Musiksparte sowieso einen anderen. So geht es uns auch mit den Kunstwerken. Wir haben uns hinsichtlich der nächsten Kunstpause dafür entschieden, zusammen ein Werk auszusuchen. Obwohl es für uns natürlich an jeder Kunstpause mehrere Lieblingswerke gibt.
Klassischer Stil bewusst eingesetzt
Einer unserer Favoriten ist Yann Kébé mit seinem Werk «Unverborgen». Dieses Bild scheint in vielen Hinsichten sehr klassisch – aber nur auf den ersten Blick. Gemalt wurde das Ölbild auf Leinwand. Seine Masse sind weder überdimensioniert, noch ist es besonders klein. Sogar der Malstil und die Strichführung sind irgendwie klassisch. Inhaltlich zeigt es Männer und eine Frau, die tanzt – das kennt das geschulte Museumsauge doch schon von irgendwoher. Erst jetzt, wenn die grauen Zellen zu arbeiten anfangen, bemerkt der Betrachtende, dass inhaltlich aber auch wirklich gar nichts mehr klassisch an dem Werk ist.
Rollenbilder werden hinterfragt
Denn die im Vordergrund stehende Frau im roten Kleid tanzt vor drei nackten Männern. Angelehnt an Ferdinand Hodlers «Fröhliche Frau» kann Kébés Gemälde als kritischer Kommentar zur Rolle der Schweiz und Europa in der Zeitspanne vom Kolonialismus bis heute gesehen werden. Den Tanz, er steht dabei symbolisch für Afrika, möchte er dem Kontinent mit dem Gemälde zurückgeben. Gleichzeitig werfen die drei sitzenden Figuren das Thema Ausbeutung auf. Ihre Nacktheit dreht den Spiess jedoch um, und es stellt sich die Frage, wer nun wirklich entblösst ist? Hinterfragt werden in diesem Bild zudem die Geschlechterrollen. Um die Allegorie zu verstärken, wurden die Figuren vereinfacht und maskenhaft gemalt. Damit hat Yann Kébé ein Bild geschaffen, das zwar auf den ersten Blick sehr klassisch daherkam, uns aber auf den zweiten Blick sehr überrascht hat. Wunderbar.» 4 kunstpause.ch
«Unverborgen» von
Yann Kébé
Öl auf Leinwand
Das Kurationsteam der Kunstpause hat sich für das Gemälde von Yann Kébé entschieden. (Bild PD)
Ausstellungskuratorin und Museumspädagogin Ursina Zweifel spricht gerne über ihr Lieblingswerk. (Bild Res Eichenberger)
MUSEUM FÜR URGESCHICHTE(N) ZUG, URSINA ZWEIFEL
Mit Bildern in die Vergangenheit
«Eines meiner Lieblingswerke in der aktuellen Sonderausstellung ‹Bildergeschichten› zeigt die Rückkehr eines jungen Kriegers in der späten Eisenzeit (. Jahrhundert v. Chr.). Er wird von zwei Veteranen begrüsst, die sich zu seinen Ehren in Rüstung geworfen haben. Zwei Frauen im Hintergrund hören zu, was der junge Mann erzählt. Die jüngere der beiden ist schwanger –vielleicht wird der Krieger Vater?
Verbildlichte Vergangenheit
Die Szene stammt aus der Feder von Dani Pelagatti und Anita Dettwiler (Bunterhund-Illustration). Es handelt sich um ein sogenanntes Lebensbild, also um die Darstellung einer urgeschichtlichen Szene aufgrund von archäologischen Ergebnissen. In der Ausstellung stehen die aktuellen Lebensbilder jeweils einem historischen Bild gegenüber. Hier ist es das Gemälde ‹Les romains passant sous le joug› von Charles Gleyre (). Es zeigt einen Sieg der Helvetier über die römische Armee in einer mythisch überhöhten Weise. Demgegenüber zeigt unser Lebensbild, dass das Verhältnis zwischen Römern und Kelten komplexer war. Während die alten Krieger gegen die Römer kämpften, war der jüngere Söldner in der römischen Armee.
Realitäten zur Diskussion stellen
Das Bild rückt die Menschen und ihre persönlichen Geschichten ins Zentrum. Wir wollten den Krieg nicht glorifizieren, sondern mit den Kriegsverletzungen der Veteranen auch auf die Gewalt hinweisen. Und besonders mir war es ein Anliegen, Frauen mit im Bild zu haben. Diese spielten eine umso wichtigere Rolle, wenn die Männer im Krieg waren. Mit der Schwangerschaft der jüngeren Frau setzen wir ausserdem einen Kontrast zum kriegerischen Thema und verleihen der Geschichte eine weitere Dimension.
Bilder schaffen Zugang
Es ist genau diese Lebensnähe mit viel Spielraum zur eigenen Interpretation, die mich als Archäologin immer wieder berührt. Ein Lebensbild ist darum mehr als einfach ein Abbild einer archäologisch wahrscheinlichen Realität. Es ermöglicht eine emotionale Verbindung zu den Menschen im Bild über Zeit und Raum hinweg.» 4 urgeschichte-zug.ch
«Lebensbild» illustriert von
Dani Pelagatti und Anita
Dettwiler
Illustration einer urgeschichtlichen Szene
MUSEUM BURG ZUG, REGULA HAUSER
Eine reisende Skulptur zu Gast
«Ein Schneemann, der nie schmilzt – wer hat sich das nicht auch schon gewünscht? Ein solcher steht anlässlich der Wechselausstellung ‹Schnee war gestern – in den Voralpen› im Hof des Museums Burg Zug und ist noch bis am . August dort zu bestaunen. Auf die Idee, im Aussenraum des Museums einen Schneemann aus weissem Marmor zu platzieren, brachte uns einer seiner grossen Brüder (Gitschen /, Bundesamt für Kultur und Kanton Uri), der vor dem Haus für Kunst Uri in Altdorf steht.
Vietnamesischer Schnee?
Der Schneemann ist zweieinhalb Meter hoch und fünf Tonnen schwer. Er besteht aus drei grossen Kugeln, deren Oberfläche sanft gewellt ist. Seine weisse Nase erinnert an ein übergrosses, farbloses Rüebli. Der Marmor fühlt sich kühl an und glitzert, als ob er Einschlüsse aus Schneekristallen enthielte. Die Oberflächenstruktur des Schneemanns nimmt Bezug auf die weiss getünchte Fassade des Burgturms, dessen untere Hälfte aus unbehauenen Steinen besteht. Diese Burgmauer scheint den Künstlern beim Behauen des Marmorblocks als Vorbild gedient zu haben. Doch er wurde von einer Steinhauerfamilie aus Da Nang in Vietnam erschaffen. Von dort aus begab sich ‹Reality Hacking No. › im Sommer auf Weltreise und landete schliesslich wieder in der Schweiz. Der reisende Schneemann ist für die Ewigkeit gemacht und wird in einer schneearmen Zukunft an Winterfreuden früherer Zeiten erinnern. Mich lässt diese übergrosse Figur an meine kindliche Freude denken, als ich im nächtlich verschneiten Garten meinen ersten Schneemann baute.
Der Künstler irritiert im öffentlichen Raum
Peter Regli (*) wuchs im Kanton Uri auf und studierte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Seit stellt er mit temporären und oft anonymen Interventionen im öffentlichen Raum herkömmliche Auffassungen von Realität auf den Kopf. ‹Reality Hacking› umfasst inzwischen fast Installationen auf der ganzen Welt, darunter zahlreiche Schneemänner.» 4 burgzug.ch
Vermittlerin, Werk und Museum. (Bild PD)
«Travelling Snowman, Werknummer RH No. 256» von Peter Regli Marmor, 250 x 125 x 115 cm, 5000 kg, 2007, Privatsammlung
KUNSTWERKSTATT AN DER LORZE, CHAM, SANDRA BUCHELI
Grenzen einer Person
«Die französische Künstlerin Sophie Calle findet im Juni auf der Strasse ein abgenutztes Adressbuch, das Pierre D. gehört. Sie nimmt es an sich, kopiert es und sendet das Original an den Besitzer. Die Idee zum Kunstwerk ‹Das Adressbuch› ist geboren. Sophie Calle beschliesst, die im Büchlein verzeichneten Personen anzurufen, zu treffen und sie nach ihrer Beziehung zu Pierre D. zu befragen. Die Identität von Pierre D. nimmt innerhalb dieses Diskurses jeden Tag etwas mehr Form an, sie wird von aussen rekonstruiert. In der Zeitung ‹Libération› schreibt Calle eine Kolumne, in der sie ihre Auseinandersetzung mit dem Adressbuch dokumentiert.
Irritation als künstlerische Technik
Calle erzählt keine Geschichten, sondern sie produziert sie, so wie man Dokumente herstellt, um erlebte Augenblicke und Dinge zu bezeugen. Die Geschichten, die sie umsetzt, haben die Besonderheit, dass die Kunst und die Wirklichkeit dafür Pate gestanden haben. Ihre Texte integrieren reelle und fiktive, subjektive und objektive Aspekte und das bis zu einem Punkt, an dem es unsinnig wird zu versuchen, deren Anteile auseinanderzuhalten. Sophie Calle hört nicht auf, das eine mit dem anderen in einem instabilen Gleichgewicht zu assoziieren. Die Irritation mischt sich ein: Sie erfindet ihr Leben und das der anderen – und beweist es. So konstruiert Calle eine geheimnisvolle Atmosphäre, als ob es um die Auflösung eines Rätsels ginge. Sie macht das Spiel mit, das Publikum lässt sich auf das Spiel ein, in Erwartung einer Auflösung oder einer Enthüllung. Aber nichts offenbart sich – ausser den Beziehungen der Zuschauenden mit dem, was sie in den Notizen lesen, und der Position, die sie zu diesen ‹Zeugnissen› einnehmen. Sophie Calle provoziert ein Unbehagen zwischen dem Sehen und dem Interpretieren. Die Arbeiten von Sophie Calle reizen die Auslegung. Diese wahren oder falschen Geschichten verführen uns. Es geht darum, etwas Unsichtbarem eine äussere, lesbare Gestalt zu geben.»
4kubeis.ch
«Das Adressbuch» von
Sophie Calle
Deutsche Ausgabe der gesammelten Kolumnen,
«Das Adressbuch», Verlag
Suhrkamp, Band 1510 Sandra Bucheli gefällt die Irritation. (Bild PD)
Friederike Müller neben ihrem Lieblingswerk: Die Videoarbeit von Aleksandra Signer. (Bild PD)
KUNSTHAUS ZUG, FRIEDERIKE MÜLLER
Werk weckt eigene Erinnerungen
«In der aktuellen Ausstellung ‹ZuZug aus Osteuropa. Positionen der Sammlung› werden zum ersten Mal grössere Werkgruppen mittelund osteuropäischer Kunstschaffender mehrerer Generationen aus der eigenen Sammlung gezeigt. Eine besondere Entdeckung für mich ist die Videoarbeit von Aleksandra Signer, sie heisst ‹Krampnitz›. Krampnitz ist ein Ortsteil von Potsdam und ein ehemaliges Kasernengelände. Seit , nach dem Abzug der sowjetischen Truppen, ist das Areal verlassen.
Eindrücke festgehalten
kam die aus Polen stammende Künstlerin Aleksandra Signer mit ihrem Mann Roman Signer und einigen Kunstschaffenden zu diesem Ort, um ihn für eine Gruppenausstellung zu erkunden. Ich folge also beim Betrachten des Videos Aleksandra Signers Rundgang über das Gelände an einem heiteren Sommertag. Es ist ihr Blick auf Details, der mich fasziniert und der die Atmosphäre der ersten Jahre nach der Wende so anschaulich einfängt: Abblätternde Farbe, aber noch ist das Gesicht Lenins in strahlenden Farben erkennbar.
Erinnerung durch fremde Augen sehen
Schaut man länger zu (die Videoarbeit dauert Minuten), entdeckt man Personen, hört Geräusche, Gegenstände fallen oder verfangen sich. Jedes Mal wenn ich wieder vor das Video trete und ein paar Momente zuschaue, entdecke ich etwas Neues und fühle mich in die Zeit Anfang der er-Jahre zurückversetzt, als ich selbst viel in Ostdeutschland unterwegs war. In einem persönlichen Gespräch erzählte mir Aleksandra Signer, dass sie das Video damals mit ihrer neuen Kamera gedreht hat. Die Technik des Geräts war ihr noch nicht so vertraut, aber sie hatte Spass daran, einfach auszuprobieren und zu filmen. Es sind Momente wie dieses Gespräch, die meine Arbeit im Kunsthaus Zug zu etwas Besonderem machen.» 4 kunsthauszug.ch
«Krampnitz» von
Aleksandra Signer
Videoarbeit, 19’ 14’’, 1994,
Kunsthaus Zug GALERIE BILLING BILD, GABY BILLING
Eine Säule regt zum Denken an
«Der wuchtige Pneuturm besteht aus sieben aufeinander geschichteten Traktorpneus und steht auf einem Stück Rasen vor der kantonalen Motorfahrzeugkontrolle. Die Pneus sind genau so übereinandergelegt, dass das Muster des Profils aneinander anschliesst. Durch das Ornamentale erinnert die Skulptur an die Überreste einer Tempelsäule. Von nahe betrachtet, wird sichtbar, dass die Oberfläche der alten Pneus glänzt und in den Regenbogenfarben schimmert. Eugen Jans (, Künstler aus Zug) hat die Pneus in harter Arbeit – der Gummi gibt nach –mit einem Meissel bearbeitet. Nach dieser Bearbeitung erinnert die Oberfläche des Gummis einerseits an Holz, andererseits durch den Glanz und die oszillierenden Farben an das Ursprungsmaterial Öl.
Verschiebung des Alltäglichen
Diese Skulptur ist eine meiner liebsten Arbeiten, weil sie mir ermöglicht, Schönheit in einem abgenutzten Gebrauchsgegenstand zu entdecken. Durch die geschickte Platzierung bei der Motorfahrzeugkontrolle und vor dem Einkaufszentrum Zugerland ermöglicht das kantonale Amt für Kultur allen Vorbeifahrenden weitere Assoziationen – sei es zur fossilen Energie, zur Schönheit des Autos, zur Vergänglichkeit von Tempeln und Kulturen, zu den landwirtschaftlichen Wurzeln Steinhausens. Die Skulptur von Eugen Jans beinhaltet alles, was ich mir von Kunst wünsche; Ästhetik und die Möglichkeit, gedankliche Reisen zu unternehmen.» 4 billingbild.ch
«Pneuturm» von Eugen Jans
Skulptur bei der Motorfahrzeugkontrolle, Steinhausen
Der «Pneuturm». (Bild Eugen Jans, Ausschnitt)
Matthias Moos vom Atelier 63 zeigt hier, welches Kunstwerk es ihm angetan hat. (Bild Samuel Hegetschweiler)
ATELIER 63, ZUG, MATTHIAS MOOS
Die Gegner aus der Kindheit vereint
«Derzeit ist mein absolutes Lieblingskunstwerk ‹Anonymous Enemy Procession› des britischen Künstlers Ian Gouldstone. Vor mir sehe ich einen kleinen Fernseher aus den er-Jahren. Auf dem winzigen, flimmernden Bildschirm bewegen sich Heerscharen von Figuren aus alten Videospielen von links nach rechts. Darunter befinden sich unterschiedlichste Charaktere, die nur eines gemeinsam haben: Sie sind allesamt Handlanger-Feinde aus Superhelden-Franchise-Videogames.
Nostalgie und geschickte Eingriffe
‹Anonymous Enemy Procession› hat eine hypnotische Wirkung. Die sich ständig verändernde Parade von schillernden Figuren wiederholt sich nie und katapultiert mich zurück in meine Kindheit, in der Röhrenbildfernseher und bitVideokonsolen State-of-the-Art-Technologie waren. Dabei schafft es das Werk, gleichzeitig nostalgische Gefühle auszulösen und trotzdem auf einer Metaebene zu bleiben. Für sein Werk benutzt Ian Gouldstone grafische Animationsdaten, die aus mehreren verschiedenen Retro-Videospielen extrahiert wurden. In den originalen Spielen laufen die Feinde von rechts nach links über den Bildschirm und werden vom Spieler angegriffen. Gouldstone hat diese Struktur umgedreht und lässt die Feinde als Kollektiv ohne Zwischenfälle in die gleiche Richtung laufen, in die sich normalerweise der Spieler bewegt. Meine Rolle als Spieler – die im Normalfall darin besteht, mich durch unzählige Hindernisse zu kämpfen – wird aufgelöst, und ich werde in die Position des Betrachtenden verbannt. Ian Gouldstone kenne ich aus meiner Studiumzeit in London, wo er bis heute lebt und arbeitet. Dabei liest sich seine Biografie so spannend wie seine Werke. So ist er unter anderem BAFTAGewinner (British Academy of Film and Television Arts), hat das australische Spielekollektiv Pachinko Pictures gegründet, hat Abschlüsse von Harvard, RCA (Royal College of Art) und Goldsmiths und war im MIT (Massachusetts Institute of Technology) Media Lab involviert.
Kunstwerk in Baar zu sehen
Sein Werk ‹Anonymous Enemy Procession› wird von der Kunstpause und von der Gemeinde Baar zwischen dem . März und August in der Kunstkabine in Baar ausgestellt.»
4atelier-63.ch
«Anonymous Enemy
Procession» von
Ian Gouldstone
Video gezeigt in altem
Fernseher
Zuger Kulturschaffende Ausschreibung für Atelier-Aufenthalt in Buenos Aires
Die Stadt Zug und die Städtekonferenz Kultur (SKK) geben einer Zugerin oder einem Zuger Gelegenheit, anfangs Januar bis Ende Juni 2022 während sechs Monaten in Buenos Aires (Argentinien) zu arbeiten. Bewerben können sich professionelle Kulturschaffende, Kulturvermittler*innen und Kulturveranstalter*innen aller Sparten.
Bedingungen: Bürgerrecht, Wohnsitz oder Arbeitsort in der Stadt Zug oder zu einem früheren Zeitpunkt während mindestens zehn Jahren Wohnsitz resp. Arbeitsort in der Stadt Zug.
Die Mitgliedstädte der SKK betreiben gemeinsam ein Atelierhaus in Kairo (Ägypten), Genua (Italien), Belgrad (Serbien) und Buenos Aires (Argentinien) und stellen es Schweizer Kulturschaffenden für jeweils drei Monate bis zu einem halben Jahr zur Verfügung. Für Buenos Aires richtet die Stadt ein Stipendium von Fr. 8‘000.– aus, die SKK unterstützt den Aufenthalt mit zusätzlichen Fr. 2‘000.–. Das Wohnatelier in Buenos Aires liegt im Hafenquartier La Boca. Von Januar bis Juni 2022 werden dort ebenfalls zwei Kulturschaffende aus Renens und Yverdon-les-Bains leben.
Informationen über das Atelier: www.stadtzug.ch / auslandatelier, www.skk-cvc.ch, Instagram @casa_suiza_ de_la_boca, Tel. 058 728 90 50, kultur@stadtzug.ch
Bewerbungsdossiers im PDF-Format (Motivationsschreiben, Lebenslauf, Leistungsausweis, Dokumentationen, geplantes Projekt) sind bis spätestens Dienstag, 20. April 2021, bei der Abteilung Kultur der Stadt Zug online unter kultur@stadtzug.ch einzureichen. Die Stipendiat*innen werden von der Kulturkommission der Stadt Zug juriert.