AB Magazine Extra - Aufschwung Bozen 1/2021

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EXTRA Kulturquartier In Sachen Musik hat Bozen die Nase vorn S. 8–9

Aufschwung Bozen Extra - IP | Oktober 2021, 1. Ausgabe

MAGAZINE

Die Kulturmeile für Bozen Der Virgl als Ausgangspunkt S. 16

Aufschwung Bozen

Die neue Perspektive im Zentrum von Bozen


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WAS BISHER WAR

IDEENWETTBEWERB

2014

2015

MARKTSONDIERUNG

ERWERB EINES JUWELS

Snøhetta geht als Gewinner hervor

SIGNA gewinnt mit 100/100 Punkten

Ankauf wird definitiv

2016

2018

38 HEKTAR AM VIRGL

2019

HERBERGSSUCHE

Vorvertrag für Ankauf

Marktforschung des Landes für den neuen Ötzi-Standort

VORWORT

Der Virgl: Die Zeit ist jetzt reif! Es ist genau 45 Jahre her: 1976 wurde die frühere Virgl-

das Archäologiemuseum, dazu viel Grünflächen mit

Seilbahn stillgelegt – sie war nicht mehr finanzierbar.

Lehrpfaden, Picknickplätzen, Raum zum Sporteln, zur

Damit begann der Niedergang des Virgl, dieses belieb-

Erholung und Entspannung.

ten Bozner Hausbergs im Zentrum von Bozen: Hotel und Gasthaus schlossen wegen zu geringen Zulaufs

Am 9.9. haben wir unser Projekt bei der Vergabeagentur

ihre Tore, vor rund 20 Jahren

des Landes offiziell eingereicht und den Medien vor-

musste auch der Tennisclub

gestellt; seither erleben wir sehr viel Zuspruch und

aufgeben.

Positivität aus der Bevölkerung und von verschiedenen Interessensvertretern. Der Virgl wird als Teil des Zen-

Seither verfallen die Gebäude,

trums zum neuen Erlebnis und Ausgangspunkt für die

das 38 Hektar große Privat-

Stadt – und macht Bozen und ganz Südtirol attraktiver.

grundstück ist unzugänglich. Mehrere Versuche früherer

Die Boznerinnen und Bozner haben sich die Aufwer-

Eigentümer zur Revitalisierung

tung des Virgl verdient. Ein gediegener, anregender

scheiterten. Ein Trauerspiel, das nun bald 5 Jahrzehnte

und spannender Ort, der auch für neue Gäste ein

andauert.

Anziehungspunkt wird: damit Bozen nicht mehr den

Heinz Peter Hager

Schlechtwettertourismus erleben muss, sondern – der Nun ist die Zeit reif für den Neustart! Seit 2014 arbei-

Landeshauptstadt würdig! – zur echten Destination

tet SIGNA am Projekt Viva Virgolo, dem Projekt zur

wird, auf die Einheimische und Gäste stolz sind.

Neuerschließung per Seilbahn: qualitätsvoll, für die Bürgerinnen und Bürger attraktiv und damit nachhaltig

Nun sind Verwaltung und Politik am Zug. Läuft alles

tragfähig – ohne öffentliche Gelder zu beanspruchen.

nach Plan, werden wir schon im Sommer 2026 das

Das war nicht einfach, weil eine Seilbahn Geld kostet.

Eröffnungskonzert erleben. Darauf freue ich mich be-

Aber das Ergebnis dieser Arbeit kann sich sehen lassen

sonders!

– wir haben uns inhaltlich stark am Konzept orientiert, das 2012 unter der Federführung von Gemeinderat Rudi Benedikter von der Gemeinde beschlossen wurde und „Natur und Kultur“ ins Zentrum stellte. Genau das sieht unser Projekt vor: ein Konzerthaus, das Natur- und

Herzlichst, Ihr

2021

PPP-PROJEKT

Einreichung des Projekts


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ZUKUNFT BEGINNT JETZT

Technische Prüfung

6-9 Monate 2021

Eröffnung

Ausschreibung und Zuschlag

Sommer 2026

6-8 Monate 2022 Landesregierung

1-3 Monate

2023

2024

2025

Realisierung

40 Monate

DER NEUE VIRGL IM ÜBERBLICK

Bozen erhält seine grüne Terrasse zurück 24 Aktenordner mit fast 3.000 Blatt Papier, fein säuberlich

gen im Freien; weiters das Archäologiemu-

angeordnet auf einem fahrbaren Bürowagen: So präsen-

seum mit dem Iceman Ötzi sowie das Natur-

tierte sich am 9.9.2021 Heinz Peter Hager mit einigen

museum. „Wir können hier ein Raumangebot

Technikern und Beratern im Büro der Vergabeagentur

schaffen, das nicht nur den Bedürfnissen der

des Landes – jener Stelle bei der Landesverwaltung, wel-

Museen bzw. der Konzertveranstalter ent-

che für PPP-Projekte zuständig ist. Anschließend gaben

gegenkommt, sondern vor allem auch den

Hager und der PPP-Experte Prof. Arch. Enrico Nigris eine

Anforderungen, die sich aus der Corona-Pan-

Pressekonferenz.

demie ergeben“, betont Hager.

Vor bald 50 Jahren endete am Virgl eine große Ära:

Öffentliches bleibt öffentlich, privat wird öf-

Mit der Stilllegung der Seilbahn verlor Bozen einen

fentlich – das Projekt VivaVirgolo ist als PPP-

beliebten Treffpunkt für die Boznerinnen und Bozner,

Projekt angelegt: mit öffentlichem Nutzen und

für Sportler (Olympiasieger Klaus Dibiasi trainierte

klarer Definition der Rollen und Spielregeln

hier, der Tennisclub galt als der mitgliederstärkste

zwischen der öffentlichen Verwaltung und

weitum), für Tanzfreunde (es gab einen Ballsaal und

dem privaten Investor (siehe Bericht S. 18).

eine Diskothek), für kulinarische Genießer und auch für Urlauber (es gab ein Restaurant und eine Pension). Heute haben Spaziergänger und Wanderer nur mehr an Wochenenden eine einzige Möglichkeit zur Einkehr: Der Wendlandthof ist der einzige noch geöffnete Gastbetrieb. Das SIGNA Projekt ermöglicht einen Neubeginn und erschließt die Terrasse von Bozen neu: Eine Umlaufbahn bringt, ausgehend vom Verdiplatz, die Menschen in nur 72 Sekunden vom Talboden auf die 190 Meter höher gelegene Bergstation (bis zu 1.800 Personen pro Stunde können befördert werden) – eine Plattform mit Aussicht auf die Altstadt und das gesamte Gemeindegebiet. „Der Virgl wird so zum Ausgangspunkt, um die ganze Stadt neu zu entdecken“, sagt Hager. Oben gibt es weitläufige Grünflächen mit Spazier- und Wandermöglichkeiten für die ganze Familie – mit Picknickplätzen ebenso wie einem Bienenlehrpfad, einem Hundeparkour und Raum für Sport und Spiel. Gastronomiebetriebe laden zur Einkehr ein. Das Kulturquartier umfasst ein Konzerthaus mit zwei Konzertsälen und einem Theater auch für Aufführun-

Von der Talstation auf den Virgl: 72 Sekunden

Abgabe PPP-Projekt

2026


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Glorreiches GESTERN

Miserables HEUTE

FRÜHER UND HEUTE

Luftseilbahn damals - 1956

Seit jeher bebaut und genutzt Ruinen der früheren Seilbahn-Bergstation, eines Hotels und Restaurants und diverser Sporteinrichtungen sind heute stumme Zeugen davon, dass hier einst das volle Leben herrschte – bis 1976 mit Stilllegung der Seilbahn der Niedergang eintrat. Viele Zeitgenossen waren nie am Virgl – manche behaupten gar, es handle sich um unberührte Natur. Aber das war der Virgl wohl nie. Erste Spuren von Besiedelung reichen ins frühe Mittelalter zurück; sieben Kirchen sollen hier im Lauf der Zeit gebaut worden sein – heute gibt es deren noch zwei. Die wahre Blütezeit begann 1907, als der Virgl mit einer Standseilbahn erschlossen wurde und auf der „Virglwarte“ gespeist wurde. Die Standseilbahn wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und so entstand 1957 eine Luftseilbahn – und damit auf der Bergkuppe das, was heute noch in Ruinenform zu sehen ist. SIGNA will dem Virgl neues Leben einhauchen – als attraktiven, qualitätsvollen Ort für Einheimische und Gäste zur Naherholung und kulturellen Bereicherung. Sehen Sie hier, was der Virgl von morgen zu bieten hat: www.vivavirgolo.it

Standseilbahn - 1907


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Der Virgl ist eine Müllhalde geworden. Er war zur Wende zum 20. Jhd. sogar besser erschlossen und genutzt als jetzt.

Heute: alles kaputt

Grandioses MORGEN

Manfred Klotz, Kommentar auf Salto.bz am 16.09.21

Unzugänglich und verfallen

Das neu gestaltete Museumsquartier bringt neuen Glanz für Bozen und Südtirol


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STIMMEN AUS DER BEVÖLKERUNG

Soll der Virgl requalifiziert werden? Stellungnahme Walter Eschgfäller (Auszug) „Die Touristen will man „aussperren“, weil zu viele kommen. Aber auf der anderen Seite will man händeringend das Ötzi Museum im Zentrum behalten, damit die Besucher weiterhin stundenlang im Regen stehen oder sich in den wenigen attraktiven Straßen der Stadt, sich auf die Füße treten. Da nimmt man sogar einen mit Steuergeld finanzierten Umbau bzw. eine Adaptierung eines alten Hauses in der Altstadt in Kauf, in dem man später eh wieder zu wenig Platz hat. Wie man es nun auch vom Haydn Orchester hört, das auch lieber eine angedachte Konzerthalle am Virgl beziehen möchte. Die Naherholungszone Virgl – seit den 50/60 Jahren ein Treffpunkt für die Bozner High Society, hat die Gemeinde Bozen über Jahrzehnte vernachlässigt und zu einem Müllberg verkommen lassen. Man macht sich nicht mal die Mühe den herumliegenden Müll mal einzusammeln. Gute Angebote wurden abgelehnt, sogar der lokalen Firma THUN verweigerte man eine Umgestaltung. Dafür hat man einen Koordinator für den Virgl ernannt, der auch keine Anzeichen einer Sanierung gemacht hat. Nur Bla bla bla…. Wahrscheinlich gehört Müll auch in die grüne Landschaft.“ „Wenn in Bozen nicht private Unternehmen was machen, passiert gar nichts.“


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VORFREUDE

So wird der neue Virgl Wenn der Hausberg von Bozen als Naherholungszone,

Hundebesitzer drehen mit ihren Vierbeinern in den

Kulturquartier und neuem Zuhause von Ötzi lockt und

eigens angelegten Auslaufzonen ihre Runden. Kinder

als Wahrzeichen von Bozen und Südtirol fungiert – dann

tollen über die Wiesen und spielen am Klettergerüst.

geht es um den Virgl von morgen. Viva Virgolo! Eine Reise

Eine sommerliche Brise kommt auf. Ihre Erkundungs-

in die Zukunft.

tour geht weiter.

Stellen Sie sich vor: Sie sind zu Fuß in der Altstadt von

Zurück an der Bergstation bewundern Sie das archi-

Bozen unterwegs. Vom Waltherplatz startend schlen-

tektonisch kunstvolle Gebäude. Die ringförmige Platt-

dern Sie in nur fünf Minuten gemütlich zur Seilbahn-

form scheint mit der Natur zu verschmelzen. Neugierig

station am Verdiplatz. Von hier aus geht’s per moderner

treten Sie in das Foyer ein. Das Naturmuseum Südtirol

Umlauf bahn auf den Virgl. Von den großen Fenstern

und das Südtiroler Archäologiemuseum sind hier unter-

aus haben Sie den besten Blick auf die Stadt. Meter

gebracht. Infotafeln verweisen auf die interessantesten

für Meter schweben Sie über die hervorstehenden

Highlights.

Felsformationen des Bozner Porphyrs der Bergstation entgegen. Erste Baumwipfel haben Sie schon hinter sich

Sie haben erst mal Lust auf eine Stärkung. Auf der

gelassen. Schwups … Nach nur 72 Sekunden Fahrt befin-

gemütlichen Terrasse des Gasthauses bewundern Sie

den Sie sich 190 Meter über der Stadt. Beim Aussteigen

das Panorama. Sie bestellen einen kleinen Snack und

der Blick auf die Uhr: Nur sieben Minuten haben Sie

ein kühles Getränk. Frisch gestärkt geht’s weiter. Auf

vom Waltherplatz hierher gebraucht.

dem Weg zum Museum passieren Sie

Die Aussicht von oben einfach beein-

das Konzerthaus. Ein Flyer lädt zum

druckend. Bozen scheint sich eigens für Sie in Szene gesetzt zu haben. Von der Aussichtsplattform erhaschen Sie den besten Blick auf die Stadt und die

Nach nur 72 Sekunden Fahrt befinden Sie sich mitten im Grün.

Abendkonzert und zu weiteren Veranstaltungen. Interessiert stecken Sie eine Event-Broschüre ein und beschließen: „Ich komme wieder!“ Das

umliegenden Berge. Erst mal tief ein-

Restaurant wollen Sie auch Mal be-

atmen. Und jetzt? Jetzt startet Ihr

suchen – für ein nettes Abendessen

Virgl-Erlebnis mitten im Zentrum von Bozen. Ihre Aus-

vielleicht. Jetzt aber machen Sie sich auf zu Ihrem

zeit beginnt. Das reichhaltige Angebot hat unzählige

Termin in der Altstadt. Der Tag am Virgl, die Aussicht

Möglichkeit in petto: Was tun Sie als Erstes?

auf die Stadt und die Fahrt mit der Seilbahn haben Ihnen noch mehr Lust auf die Altstadt von Bozen ge-

Sie beschließen auf den Spazierwegen in Richtung Na-

macht. Sieben Minuten später stehen Sie wieder am

turteich zu flanieren und die Umgebung zu genießen.

Waltherplatz.

Der Weg führt Sie vorbei an den umliegenden Grünflächen. Hier entspannen Ausflügler und Gäste gemütlich

Ein Blick zurück bestärkt Sie in Ihrem Gefühl:

im Freien und erfreuen sich der Natur und der Sonne.

Viva Virgolo!

Ein Blick auf den grünen Virgl von Morgen


A

Open-Air Bühne

EIN NEUES KONZERTHAUS FÜR SÜDTIROL

Musikgenuss mit überregionaler Strahlkraft In Sachen Musik hat Bozen die Nase vorn. Allein in der

Eine Freiluftarena mit 500 Sitzplätzen

klassischen Musik gibt es ein Angebot, um welches Bozen

ist für Musikveranstaltungen ebenso ge-

von vielen beneidet wird: das Haydn Orchester hat hier

dacht wie für Freiluftkino und ähnliches

seinen festen Platz, ebenso der Busoni Wettbewerb, das

mehr.

Europäische Jugendorchester, das Gustav Mahler Jugendorchester, der Konzertverein, die Veranstaltungen

Darüber hinaus sind in den Projektplänen

im Waltherhaus Bozen... Allen gemeinsam ist: Es fehlt

Räume für Probentätigkeiten vorgesehen

am nötigen Platz – für Aufführungen, aber auch für

sowie die nötigen Magazine und Lager

Proben, Instrumentenlager, Notenarchive...

sowie Büroräume.

Mit dieser Problematik, die allen erwähnten Orches-

Um die Planungen mit den künftigen

tern gemeinsam ist, traten die Verantwortlichen der

Nutznießern abzustimmen, arbeiteten

Haydn Stiftung an SIGNA heran – welche das Anliegen

die Planer von Snøhetta und Techniker

daraufhin in ihr Raumprogramm des Kulturquartiers

von SIGNA schon im Vorfeld mit Exper-

am Virgl integrierte.

ten und den Verantwortlichen der Haydn Stiftung zusammen – unlängst wurde das

Das Projekt umfasst nun zwei Konzertsäle im Innen-

Projekt auch in größerer Runde mit Ver-

bereich: Zunächst einen großen mit einem Fassungs-

tretern anderer Musikveranstalter vor-

vermögen von 881 Plätzen im Publikum. Er ist aus-

gestellt, darunter Busoni, Konzertverein

schließlich für musikalische Nutzungen angelegt – für

und Festival Bozen.

Projektvorstellung für Musikveranstalter

Orchester und Chöre, aber auch Jazz- und andere Konzerte. Ein zweiter, kleinerer Saal bietet 202 Zu-

Die Architekten von Snøhetta machten auf die

schauern Platz und ist somit für kleinere Konzerte

Generaldirektorin der Stiftung Haydn jedenfalls

geeignet. Er kann aber auch für andere Zwecke ge-

einen sehr kompetenten Eindruck, wie sie in ei-

nutzt werden, etwa Veranstaltungen verschiedenster

nem ausführlichen Radiointerview auf RAI Südtirol

Art, Bälle und ähnliches mehr. Darüber hinaus gibt es

hervorhob. Im Gespräch mit Kulturreporterin

Proberäume für Chor und Orchester, welche zusam-

Nina Schröder legte sie ausführlich die prekäre

mengeschlossen werden können: daraus entsteht ein

Situation der Orchesterveranstaltungen in Bozen

großer Veranstaltungssaal mit 700 Plätzen.

und insbesondere des Haydn Orchesters dar.


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BRAUCHT BOZEN NEUE KONZERTSÄLE?

„Ja!“ sagt die Stiftung Haydn Seit seiner Gründung 1960 ist das Haydn Or-

ein neues Musikhaus ausgelotet. Die zurzeit

hen uns wie gesagt als wachsende Einrichtung

chester Bezugspunkt für Musik und musikalische

vorhandenen Räume in Bozen sind begrenzt

mit kulturellem Auftrag. Stillstand ist in der

Bildung der gesamten Region Trentino-Südti-

oder belegt. Das Virgl-Projekt eröffnet hier

Musik ohnehin nicht möglich. Wir sind bereit

rol – und soll künftig sogar Klangkörper für die

völlig neue Perspektiven für eine neue Ära.

für Veränderung. Unser Orchester bewegt die Menschen mit seiner Musik in vielerlei Hin-

gesamte Euregio werden. Es gilt als Herzstück aller Projekte der Stiftung Haydn und hat Süd-

Welche Schwierigkeiten

sicht. Was wäre also naheliegender

tirol als Kulturort auf europäischer und inter-

gibt es am aktuellen Sitz

als ein attraktiver Kulturraum, der

nationaler Ebene etabliert.

im Konzerthaus Bozen? Valeria Told: Unser der-

Bozen braucht dringend neue Treffpunkte für Kultur und Konzerte.

die Leute dazu bewegt, sich Zeit zu nehmen, um Neues zu entdecken.

Im Jahr 2000 hat das Orchester mit der Stif-

zeitiges Konzerthaus war

tung Haydn das „Konzerthaus Bozen – Audi-

einst ein Kino und wur-

torium Bolzano“ in der Dantestraße als festen

de nicht für ein so gro-

Sitz bezogen – ein ehemaliges Kino. Mehr als

ßes Orchester konzipiert.

zwanzig Jahre danach wünscht sich die Stif-

Neben der Akustik sollte

tung mehr Platz, bessere Erreichbarkeit und

ein Saal dem Repertoire und der Orchester-

Tour-Management. Orchester, die auf Tour-

eine angemessene Bühne. Valeria Told und

größe gerecht werden. Die Musiker und Mu-

nee gehen, erhöhen dadurch ihre Qualität.

Paul Gasser, Generaldirektorin und Präsident

sikerinnen müssen sich gegenseitig gut hören

Am internationalen Markt sind vor allem Pro-

der Stiftung Haydn, wünschen sich eine neue

können, damit das Publikum die Musik auch

gramme mit Repertoire gefragt, die von großen

Heimat im Rahmen des Virgl-Projekts.

als einheitliches und wohltönendes Klangbild

Orchesterbesetzungen gespielt werden. Wir

erlebt. Das Wichtigste ist das Live-Hörerlebnis

haben zwar Anfragen, jedoch sind in Bozen die

Warum wurde die Stiftung Haydn auf das Pro-

im Saal. Emotionen spielen eine große Rolle.

Probemöglichkeiten sehr begrenzt. Schon bei

jekt Viva Virgolo aufmerksam?

Die Pandemie hat das Hörverhalten des Pu-

meinem Amtsantritt habe ich die politischen

Paul Gasser: Gemäß unseren Statuten sind wir

blikums beeinflusst – mit unseren digitalen

Vertreter auf diese Problematik aufmerksam

dafür verantwortlich, die sinfonische Musik in

Inhalten sprechen wir inzwischen neue Pu-

gemacht. Mit einem neuen Konzerthaus könnte

unserem Territorium zu verbreiten. Darüber

blikumsschichten an. Da ist entsprechendes

man verstärkt auf Tourneen setzen, die Marke

hinaus sind wir international tätig – da ist es

audiovisuelles Equipment absolut notwendig

des Orchesters ausbauen und somit auch die

von strategischer Bedeutung, Qualität zu ga-

geworden und stellt somit neue Anforderungen

Bekanntheit von Bozen im Sinne eines Kultur-

rantieren und mit innovativen Programmen,

an den Konzertsaal, die wir nur bedingt erfül-

ortes stärken. Zudem schaffen wir einen neuen

neuen Formaten und motivierten Orchester-

len können. Außerdem fehlt es an adäquaten

Raum für Gastkonzerte und Veranstaltungen.

musikern und -Musikerinnen präsent zu sein.

Proberäumen, in welchen sich das Orchester in

Schon seit längerem sind wir auf der Suche

der Regel täglich 4-5 Stunden aufhält. Derzeit

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

nach einem neuen Konzerthaus, damit das Or-

fehlen uns die Räumlichkeiten dafür. Zudem

Told: Ich wünsche mir, dass das Konzerthaus

chester weiterhin in seinem Repertoire und

platzen unsere Büros aus allen Nähten. Unser

am Virgl mit neuem Konzertsaal realisiert wird.

Klangkörper wachsen kann und international

Verwaltungspersonal musste in einer nahe-

Nicht nur für das Orchester selbst, sondern

ein wichtiger Player sein kann. Das Virgl Projekt

gelegenen Wohnung untergebracht werden.

für die gesamte Bevölkerung. Das Konzept ist

hat uns von Anfang an begeistert, da wir darin

Auch fehlen Magazine für unsere Instrumente

einfach stimmig und passt zu Bozen.

die Chance sehen, unserem statutarischen Auf-

und ein Notenarchiv.

Paul Gasser: Eine Open-Air-Arena wäre darüber

trag noch besser gerecht werden und unsere

Welche Möglichkeiten bietet ein Musikhaus am Virgl für Bozen und das Haydn Orchester? Gasser: Ein wichtiger Faktor ist das

hinaus das Sahnehäubchen: Freiluftkonzerte

Ansprüche an Qualität zu verwirklichen. Bozen

„Musik und Kunst in Bewegung“ – so lautet der

an lauen Sommerabenden, die auch bei ein-

braucht dringend neue Treffpunkte für Kultur

Slogan der Stiftung Haydn. Wie passt das mit

setzendem Nieselregen weitergespielt werden

und Konzerte. Wir sind an Herrn Hager heran-

dem Virgl zusammen?

können, weil das Orchester überdacht ist – das

getreten und haben mit ihm die Möglichkeit für

Gasser: Das passt perfekt zusammen. Wir se-

ist mein Wunsch.

Querschnitt Kulturquartier


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Heute: Das Warten auf Ötzi dauert länger als der Besuch

ICEMAN ÖTZI

Ein Weltstar und seine Chancen Er ist ein wahrer Publikumsmagnet: Bis zu 300.000

spannte Stadterkundung

Menschen im Jahr besuchen Ötzi in seiner derzeitigen

bleibt. Tagesausflügler,

Unterbringung, dem Südtiroler Archäologiemuseum.

die sich neben dem Ötzi

Experten aber haben nachgerechnet: Die Gletschermu-

auch Bozen anschauen

mie könnte weitaus mehr. Ihr Potential wird im zu klein

wollen, haben nach der

gewordenen Museum in der Bozner Altstadt nicht voll

stundenlangen Warterei

ausgeschöpft. Die Ausstellungsräume platzen aus allen

und dem Museumsbesuch keine Lust und auch keine

Nähten. Das Kulturquartier auf dem Virgl bietet Platz

Zeit mehr für ausgiebiges Sightseeing und ausgelassene

für ein angemessenes Archäologiemuseum und somit

Shoppingtouren. Abwägen lautet die Devise: Entweder

einer neuen Heimstätte für Ötzi – und schlägt dabei

den Ötzi sehen oder Bozen besichtigen.

Großzügiges Foyer kompatibel mit Post-Covid Normen

gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Kultur, Natur Aufgrund der internationalen Bedeutung des „Iceman“

und Freizeit mitten in Bozen.

fällt die Entscheidung zugunsten Ötzi und gegen die Hunderte Meter lange Warte-

Erkundung der Stadt Bozen aus. Resignation macht

schlangen zeichnen allzu oft

sich breit: Keiner der Beteiligten profitiert: weder ein-

das Bild vor der Tür zum

heimische Kulturbetreiber, Geschäftsleute und Gast-

derzeitigen Stand-

wirte, noch Urlaubsgäste. Denn die Verstopfung durch

ort von Ötzi in der

Ötzi Besucher mindert die Lebensqualität der Bozner

Museumstraße in

Bevölkerung.

Eine neue Aufbruchstimmung und ein Blick über das rein Kommerzielle hinaus würden Bozen sicher gut tun. Dr. Eduard Egarter Vigl, Interview April 2019

Bozen. Stress bei Einheimischen

Eine Geo-Analyse des Handel- und Dienstleistungs-

und Gästen liegt

verbandes Südtirol (hds) weist Ötzi sogar ein Poten-

an der Tagesord-

tial von 900.000 Besuchern im Jahr zu. Dreimal so

nung. Eine un-

viel wie bis dato gestemmt werden konnte (vor Coro-

tragbare Situation,

na). Das Land Südtirol sucht daher schon seit Jahren

die unzufriedene

nach einem neuen und angemessenen Standort für

Besucher zur Folge

die Gletschermumie. Ein Schritt, der nach Corona

hat. Hinzu kommt,

noch dringlicher scheint: Schätzungen zufolge wird

dass nur sehr wenige Park-

das Südtiroler Archäologiemuseum in Zukunft nur

plätze in der Nähe vorhanden sind. Ötzi ist zwar zen-

noch 200.000 Besucher jährlich empfangen können.

tral, aber ungünstig gelegen. Die Parkplatzsuche und

Die Nachbeben der Corona-Pandemie stellen auch

die lange Wartezeit am Eingang des Museums führen

öffentliche Einrichtungen und Kulturräume vor große

dazu, dass den Urlaubsgästen wenig Zeit für eine ent-

Herausforderungen: Lüftungsanlagen und neue 


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Anforderungen, etwa was Flächen betrifft, werden über jetzt, das Landesmuseum für

erfolgreiche Konzepte entscheiden. Die vorgesehene Infrastruktur auf dem Virgl stellt dem Archäologiemuseum weit mehr Bewegungsfreiheit unter Berücksichtigung neu geltender Sicherheitsmaßstäben nach Corona in Aussicht. Die errechnete Marke von 900.000 Besuchern im Jahr, falls sie nach Corona

Klare Aussage im Mittagsmagazin

erreicht werden sollte, stellt kein Hindernis dar. Ötzi be-

Angelika Fleckinger: „Zum einen ist

kommt ein neues Zuhause von internationalem Format

der Besucheransturm so groß, dass

– und vor allem viel Platz auch für die vielen Beifunde

es das Gebäude nicht mehr fassen

und weitere Dokumente. Lange Warteschlangen sind

kann, deshalb auch die langen War-

nicht zu befürchten. Nach Besichtigung des Museums

teschlangen vor dem Archäologie-

bleibt anschließend noch genug Zeit, um in nur wenigen

museum, die Sie alle kennen und zum

Minuten wieder die Altstadt zu erreichen. Bozen und

anderen haben wir auch die Inhalte

Ötzi gewinnen an Strahlkraft und gehen eine Symbiose

nicht Platz. Wir konzentrieren uns

Archäologie, nur auf dem Mann aus dem Eis, während die andere archäologische Forschung derzeit in Südtirol kein Schaufenster hat.“

Angelika Fleckinger

ein, die vom Virgl getragen wird.

Ötzis neues Zuhause mit Blick auf den Schlern

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

Aufwertung für Wirtschaft: Bozen als Tourismusdestination Das Virgl-Projekt wird der Wirtschaft in Bozen und ganz

50. Mio € Umwegrendite im Jahr

Südtirol Flügel verleihen – davon ist Heinz Peter Hager

„Dazu ist es notwendig, die Hotspots zu entzerren,

überzeugt: „Mit dem Virgl-Projekt bringen wir eine neue

wie es in allen anderen wichtigen Tourismusgebieten

Qualität nach Bozen, die allen zugute kommt: Hotellerie,

gemacht wird. Die Bozner Innenstadt ist heute schon

Gastronomie und Handel und damit auch alle anderen

allzu oft verstopft – dann allerdings von Menschen ohne

verbundenen Sektoren. Wir rechnen mit einer Umweg-

Einkaufstaschen, weil man im Gedränge nicht einkauft,

rendite von mehr als 50 Mio. Euro im Jahr.“

das wissen die Kaufleute selbst am besten“, so Hager.

Wenn es um Wirtschaft geht, ist Heinz Peter Hager

Auch die Gastronomie könne nicht profitieren, wenn

in seinem Element: In seinen langen Jahren als Wirt-

alle zur selben Zeit an denselben Ort wollen – und das

schaftsberater in Bozen und Mailand hat er stets auch

passiert derzeit: „Bozen hat heute Schlechtwettertou-

die makroökonomischen Entwicklungen im Blick. Als

rismus: Immer, wenn das Wetter nicht zum Wandern

Verantwortlicher für die SIGNA Projekte in Italien kennt

einlädt, stürmen die Touristen aus den umliegenden

er auch die Potentiale der Orte, wo diese geplant und

Urlaubsorten die Stadt.“

realisiert werden. Über Bozen kennt er sämtliche Studien – auch jene, die nicht von SIGNA beauftragt wur-

Die Devise lautet: Weg vom Schlechtwetter- und hin

den. „Bozen und ganz Südtirol werden vom Projekt

zum Destinationstourismus – Gäste, die auch außer-

profitieren“, ist er überzeugt: „Der Iceman Ötzi birgt

halb der Stoßzeiten, der Hochsaison, eigens nach Bozen

ein ganz großes Potential.“ Heute, also vor Corona,

kommen, um hier einige Tage zu verbringen. „Der Virgl

sehen ihn 300.000 Menschen im Jahr – nach Corona

macht dies möglich: Er wird die Attraktivität von Bozen

können es am heutigen Standort mit seiner Raumnot

derart steigern, dass sich ein völlig anderer, neuer Tou-

höchstens noch 200.000 sein. Wenn Ötzi an einem

rismus etablieren wird“, so Hager. Diese Gäste kommen

guten Ort in einem adäquaten Gebäude zu besichtigen

nach Bozen, „weil ihnen rundum etwas geboten wird:

ist, schätzt das Museum selbst bis zu 500.000 Besucher

vom Ötzi bis hin zu den historischen Einkaufsstraßen“.

im Jahr. Der Kaufleuteverband hds geht sogar von rund

Jährlich bringt dies über 50 Mio. Euro Mehrwert für

900.000 Besuchern aus.

die Bozner und Südtiroler Wirtschaft.


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SCHLECHT GELAGERTE SCHÄTZE

Platzmangel im Naturmuseum in Bozen Das Naturmuseum Südtirol in der Bindergasse bringt sei-

organischen Materia-

nen Besuchern die Vielfalt der Natur anhand von Samm-

lien ist nicht möglich.

lungen, Gegenständen, Materialien und Forschungen

Eine untragbare Situ-

näher. Es dient außerdem als Dokumentationszentrum.

ation für Mitarbeiter

Jedes Forschungsergebnis wird als wissenschaftlicher

und Forscher. Und auch

Beleg in die Sammlung aufgenommen: Tausende Moose,

in den Ausstellungs-

Flechten, Pilze, Farn- und Blütenpflanzen, Mollusken,

räumen wird um jeden

Schmetterlinge, Fossilien und Mineralien benötigen Platz

Zentimeter gekämpft.

– doch dieser ist begrenzt. Die Verantwortlichen sind sich einig: Es braucht einen neuen Standort! Das Kulturquar-

Es gibt noch weitere

tier am Virgl ist die Alternative schlechthin.

Probleme – etwa bei den Brandschutzauf-

Mit seinen spannenden Ausstellungen heißt das Natur-

lagen,

deretwegen

museum besonders Jugendliche

die Besu-

und Familien, aber auch Schul-

Die seit 2006 geplante Erweiterung kann endlich Realität werden.

cherzahlen

klassen willkommen. So vielfältig wie die Natur, so vielfältig auch die Inhalte. Das Museum versteht sich als Ort der lustvollen und abwechslungsreichen Auseinandersetzung mit naturkundlichen Fra-

Das Naturmuseum in der Bozner Bindergasse

stark limitiert werden müssen. Bereits seit Jahren ist eine Erweiterung des Museums im Gespräch – erste Planungen gehen auf das Jahr 2006 zurück. Doch das Haus steht unter Denkmalschutz, was eine Adaptierung nicht nur schwieriger, sondern auch

gen und verfolgt als Bildungseinrichtung den Auftrag,

kostenintensiver macht. Mehrmals genehmigte die Lan-

spezielle Angebote für unterschiedliche Zielgruppen

desregierung die Pläne für das neue Raumprogramm;

zu entwickeln.

eine unterirdische Erweiterung wurde begonnen, aber aus Kostengründen eingestellt. Bis 2025 ist dafür kein

Alle Forschungen und Bestände werden darüber hinaus

Geld vorgesehen.

im Archiv gesammelt. Vom Keller bis zum Dachgeschoss stapeln sich Tausende Dokumentationsstücke. Das

Das Kulturquartier auf dem Virgl ist perfekt auf die

Kellerdepot war als Zwischenlager gedacht. Es ist stark

Erfordernisse des Naturmuseums abgestimmt. Ein-

mit Radon belastet – Mitarbeitern wird geraten, mög-

gebettet in die umliegende Naturlandschaft, bietet die

lichst wenig Zeit darin zu verbringen. Im alten Heiz-

Infrastruktur die passenden Möglichkeiten für Aus-

raum des Gebäudes ist ein Teil der Fossiliensammlung

stellungsflächen ebenso wie die Räumlichkeiten für

untergebracht. Die fachgerechte Betreuung der teils

Archiv und Lager und Museumsverwaltung.

Historisch wertvoll, aber nicht optimal für ein Museum


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Laubengasse Via dei Portici

Busbahnhof Stazione delle autocorriere

Waltherplatz Piazza Walther Dom Maria Himmelfahrt Duomo di Bolzano

5 min. Bahnhof Stazione

5 min.

WaltherGarage Laurin Parking Central Parking WaltherPark BZ Mitte / Centro

410 100 460 550 915

72 sec.

>2.400 Parkplätze Posti macchina

MOBILITÄT UND ERREICHBARKEIT

Beste Anbindung im Herzen von Bozen Ein besonderer Vorzug des neuen Virgl mit Kulturquartier

Garagen am Waltherplatz und Zugbahnhof sowie am

und Naherholung ist seine herausragende Erreichbarkeit:

Parkplatz vor dem Hotel Laurin.

Die Talstation am Verdiplatz liegt in unmittelbarer Nähe

Direkt erreichbar ist die Talstation auch für Radfahrer:

von Zug- und Busbahnhof, von Fahrrad- und Fußwegen

Am angrenzenden, derzeit in Bau befindlichen Fahr-

– und von mehr als 2.400 öffentlichen Parkplätzen.

rad-Zentrum (Ex-Tankstelle am Verdiplatz) laufen alle innerstädtischen Radwege zusammen; auch der über-

In 7 Minuten vom Waltherplatz auf den Virgl – ja, das

regionale Fahrradweg längs des Eisack führt direkt

geht. Nämlich in 5 Fußminuten die Südtiroler Straße

hierher.

entlang bis zum Verdiplatz, und von dort in 72 Sekun-

Diese günstige Position hilft zugleich, das Ver-

den Fahrzeit direkt auf der Terrasse von Bozen. Das

kehrsproblem zwischen Stadteinfahrt und Zug-

bedeutet, dass die Erreichbarkeit des Virgl auch für

bahnhof zu entlasten: So können nicht

all jene herausragend ist, die nicht gerade zu Fuß am

nur Autos, sondern auch Touristenbusse

Waltherplatz spazieren.

direkt vor den Nadelöhr-Stellen zwischen Verdiplatz und Bahnhof abge-

Zum Beispiel für Bus- und Zugreisende Gäste: Der

fangen werden: Vor allem unter den

Zugbahnhof grenzt unmittelbar an die Talstation der

Ötzi-Besuchern gibt es viele, die mit

Virglbahn; der Busbahnhof liegt direkt neben dem Zug-

dem Bus durch Europa touren und

bahnhof. Wer mit dem Auto anreist – immer noch

einen Zwischenstopp beim Archäo-

die meisten –, dem stehen in den direkt umliegenden

logiemuseum einlegen. Bisher muss

Parkgaragen über 2.400 öffentliche Parkplätze zur Ver-

diese Art von Touristen auf eine Weise

fügung: im Mayr-Nusser-Parkhaus in der Schlachthof-

durch die Stadt geschleust werden, die

straße, der gleich vor der Talstation liegt; in der künf-

die Mobilität auf den Straßen und auch

tigen Parkgarage des WaltherPark, in den bestehenden

in den Fußgängerzonen behindert.

Ötzi ist die berühmteste Mumie der Welt und hat sich deshalb einen Ort von internationalem Format verdient. Deshalb sollte Ötzi auf den Virgl kommen. Herr Girardi, Rai-Mittagsmagazin 22.09.21


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PROBLEMLÖSUNG UND MEHRWERT

Ein Projekt mit vielerlei Zusatznutzen Manchmal gibt es Chancen im Leben, die einfach nur

das Kulturquartier am Virgl dennoch möglich: Weil

attraktiv sind. Viel seltener sind Chancen, die attraktiv

die Anfangs-Investition aus rein privaten Mitteln

sind und zugleich eine ganze Reihe von Problemen lösen.

bezahlt wird. Die öffentlichen Kassen werden zu

Eine solche Chance mit vielerlei Zusatznutzen ist das

keinem Zeitpunkt beansprucht – im Gegenteil.

Virgl Projekt von SIGNA Viva Virgolo.

Die errechnete Umwegrendite für die Südtiroler Wirtschaft von rund mehr als 50 Mio. Euro pro

Natur und Kultur auf der zurückgewonnenen Ter-

Jahr kommt auch dem Landeshaushalt in Form von

rasse von Bozen: Damit wird der Virgl zum neuen

Steuern wieder zugute.

Anziehungspunkt für die Menschen aus nah und die Landeshauptstadt zu erkunden.

Das neue Konzerthaus: Platz für Orchester- und andere Konzerte.

Die Realisierung des SIGNA Projektes löst zugleich

Im aktuellen Auditorium kann sich das Haydn Or-

eine ganze Reihe von öffentlichen Problemen, die seit

chester nur begrenzt entfalten – weder für große

Jahren oder gar Jahrzehnten ungelöst sind.

Aufführungen noch für Probentätigkeit ist ausreichend

fern, und zugleich zum neuen Ausgangspunkt, um

Der Virgl wird requalifiziert, den Menschen zurückgegeben und sicher. Der Virgl ist heute privat und nicht zugänglich, wird vielerorts als illegale Müllhalde und für illegale Geschäfte z.B. mit Drogen missbraucht und hat keine Attraktivität. Diese Probleme werden gelöst.

Bozen und Südtirol erhalten ein neues Kulturquartier von internationalem Format.

Platz. Auch weitere wichtige Musikveranstaltungen müssen auf andere Säle ausweichen. Darüber hinaus ist das Auditorium schlecht erreichbar. Diese Probleme werden gelöst.

Das Archäologiemuseum mit Weltstar Ötzi erhält eine würdige Bühne. Seit über 10 Jahren sucht das Land nach einem neuen Standort für das Archäologiemuseum, das gut erreichbar ist, den Anforderungen der Ausstellungsmacher

Das reiche Kulturangebot in der Landeshauptstadt

und der Wissenschaft entspricht und genügend Platz

leidet in vielen Bereichen unter Raumnot und ist teils

für das Potential an Interessierten hat, die ihn gern

in Gebäuden untergebracht, die nicht gut erreichbar

besuchen würden. Dieses Problem wird gelöst.

sind. Darüber hinaus stehen sie oft unter Denkmal– auch im Hinblick auf die Auflagen für Museen „Post

Naturmuseum: Der Publikumsliebling wird zugänglich.

Corona“. Hierzu bedarf es großzügiger Flächen, hoher

Das Naturmuseum ist wohl das Landesmuseum mit

Räume sowie Belüftungsanlagen. Diese Probleme

den höchsten Sympathiewerten. Von der Kükenshow

werden mit dem Neubau gelöst.

bis zur Dinosaurierausstellung lockt es viele Familien

schutz und sind schwer erweiter- oder adaptierbar

Bessere Mobilität und Erreichbarkeit.

in seine Räume – doch diese sind begrenzt: Brandschutzbestimmungen und geringe Flächen machen

Nicht nur an Regentagen sind die Straßen der Innen-

nicht nur die Ausstellungen kleiner als sie es gern

stadt überfüllt: Sowohl mit Autos auf Parkplatzsuche

wären, sondern schränken auch die Besucherzahl ein.

als auch von Fußgängern auf der Suche nach dem Archäologiemuseum. Hotspot-Situationen dieser

Auch die Lagerräume für Exponate und Sammlungen

Art werden in allen professionellen Tourismuslän-

sind ungeeignet. Umbauen, erweitern? Schwierig,

dern so gelegt, dass prekäre Mobilitäts-Situationen

weil der heutige Sitz – das maximilianische Amts-

nicht zusätzlich verschärft werden. Mit Zug- und

gebäude – unter Denkmalschutz steht, was Adaptie-

Busbahnhof sowie mehr als 2.400 Parkplätzen in

rungsarbeiten zusätzlich verteuert. Der Neubau am

unmittelbarer Nähe der Virgl-Talstation sowie

Virgl löst diese Probleme, die seit 2006 anstehen.

direkter Anbindung an das Radwegenetz werden diese Probleme entschärft.

Kostenersparnis und Umwegrendite.

Sichere Realisierung ohne Risiken für die Öffentlichkeit. Viele Projekte im öffentlichen Auftrag ziehen sich in

Kulturelle Infrastrukturen kosten Geld – Geld, das

die Länge oder sind gefühlt in eine Endlosschleife

auch im Südtiroler Landeshaushalt seit Jahren immer

geraten (z.B.: Bibliothekenzentrum Bozen, Gefängnis-

knapper wurde und zusätzlich durch die Corona-Pan-

Neubau...). Privates Know-how in Planung, Finanzie-

demie für andere Prioritäten verplant werden musste.

rung und Realisierung sorgen für sichere Umsetzung

Dank dem Modell der Private-Public-Partnership ist

bei sicheren Kosten und in sicheren Zeiten.


Der Mann aus dem Eis soll eine Bühne bekommen die ein neues Wahrzeichen und ein Gesamterlebnis für ganz Südtirol darstellt. Prof. Kjetil Thorsen, Interview April 2019


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DER VIRGL ALS AUSGANGSPUNKT

Die Kulturmeile für Bozen Prof. Arch. Enrico Nigris ist Mitautor des PPP-

wicklung eines städtischen Markenzeichens

innovieren, ihr Auftrag wird sich ständig wei-

Projektes zur Wiedergewinnung des Virgl. Der

und andere mehr. Die Kulturmeile zieht Be-

terentwickeln. Davon werden alle profitieren:

Römer ist Experte für urbane Entwicklungs- und

sucher und damit auch neue wirtschaftliche

Einwohner, Besucher, Wirtschaftsakteure,

PPP-Projekte, Universitätsprofessor und Regie-

Aktivitäten an – sie wird buchstäblich zum

Studenten, Unternehmer und Kreative.“

rungsberater. Er sieht im Virgl-Projekt vor allem

Weg von einem Punkt zum anderen, vorbei an

eines: Den Impulsgeber für eine Kulturmeile in

Schaufenstern, Museen, Geschäften, Theater-

Die Bozner Kulturmeile verbindet die bedeu-

der Landeshauptstadt, der die Menschen neu

fassaden, Gastlokalen.

tendsten Kultureinrichtungen der Stadt Bo-

verbindet – insbesondere im Hinblick auf die

Gerade Bozen hält Prof. Nigris für ein Terrain,

zen, an die sich das Museumsquartier und das

Zeit „Post Corona“.

wo die Schaffung einer

Konzerthaus am Virgl anschlie-

Kulturmeile mehr als na-

ßen. Hier entlang verbindet sich

Die Kulturmeile ist eine echte Chance zu experimentieren und zu innovieren.

Stadttheater, Kon-

heliegend ist: ein Projekt

servatorium, Kunst-

zur Verbindung von zeit-

galerie, Universität,

genössischer Kultur und

MUSEION, Stadt-

der Altstadt, zur Verbin-

museum, Sieges-

dung des Hügels mit dem

denkmal bis hin

Talkessel, zur Verbindung

zum künftigen Bi-

der verschiedenen Teile

bliothekenzentrum

der Stadt dies- und jenseits der Talfer – in

braucht dazu ein zusammenhängendes und

in Gries – und wie-

weiterer Zukunft weiterzudenken in Rich-

dynamisches Netz von Akteuren – und eine

der zurück über das

tung Bahnhofsareal, dessen Entwicklung erst

treibende Kraft. Diese Rolle hat SIGNA mit

Merkantilmuseum

bevorsteht.

dem Projekt Viva Virgolo übernommen“, er-

bis hin zum Dom: Bozen ist voller Stätten

„Die Kulturmeile zielt darauf ab, die derzeit

klärt Prof. Nigris.

der Kultur, und hier sind nur einige größere

getrennten Stadtteile von Bozen in ein ein-

Einrichtungen aufgelistet, die sich längs des

ziges, integriertes Reiseziel zu verwandeln,

Es gehe darum „Orte zu schaffen, an denen

Weges befinden: zahlreiche weitere liegen an

das als solches für Kultur, Kreativität und

sich die Menschen gerne aufhalten; an denen

der Strecke, von der Carambolage bis zum

Lernen erkennbar ist – für Einheimische wie

sie an Aktivitäten teilnehmen, die ihre Le-

Kreuzer-Museum.

Gäste“, so Prof. Nigris. „Die Kulturmeile ist

benserfahrungen bereichern und die ihnen

eine echte Chance zu experimentieren und zu

die Möglichkeit bieten, Kontakte zu knüpfen“.

Prof. Arch. Enrico Nigris

Kultur und Handel, Bekanntes mit Unbekanntem durch Ausstellungen, Konzerte, Pop-upEvents, Kunstinstallationen, gemeinsame Programme von bildender Kunst, Musik, Theater, Geisteswissenschaften... „Es

Das Konzept der Kulturmeile ist in vielen Städten erprobt – ganz egal, ob sie sich dann als „kulturelle Viertel“, „Kulturquartier“ oder „Kulturbezirk“ sehen. Prof. Nigris hat eine ganze Reihe von Beispielen als Fallstudien aufgearbeitet: Frankfurt, Bremen, Hamburg, London, Edinburgh. „Im Wesentlichen geht es darum, dass sich Kultureinrichtungen zu einem gemeinsamen Netzwerk verbinden“, so Prof. Nigris. Sie folgen damit dem Beispiel historisch gewachsener und damit etablierter Quartiere wie Kreuzberg-Friedrichshain in Berlin, dem Museumsquartier in Wien, Soho in London oder die Lower East Side in New York. Der große Vorteil derartiger Viertel: Sie werden zum Treffpunkt der Kreativ- und Kulturwirtschaft, die nicht nur starke Anziehungskraft ausübt und damit auch zum Wirtschaftsfaktor wird. Sie erfüllen eine ganze Reihe von wichtigen sozialen Funktionen wie soziale Integration, Stärkung des Gemeinschaftslebens, Erhaltung des kulturellen Erbes, Steigerung der Lebensqualität, Ent-

Studio Prof. Arch. Nigris


17

ihn besser erzählen: Dieser Ötzi ist eine Schlüsselfigur für eine weltweite Neugierde, was Zurückblicken bedeutet. Wir blicken zurück, wir schauen in eine Zeit die bisher nicht greif bar war.“

REINHOLD MESSNER IM INTERVIEW MIT RAI SÜDTIROL

„Der Ötzi gehört auf den Virgl“ Vor 30 Jahren, am 19. September 1991, fanden Bergwanderer am Hauslabjoch nahe der italienisch-österreichischen Grenze menschliche Überreste; wenig später kamen zufällig auch die Bergsteiger Reinhold Messner und Hans Kammerlander an den Fundort der Mumie, die später zum Iceman Ötzi deklariert wurde. Messner, selbst Betreiber mehrerer Bergmuseen, nahm anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Auffindung auf RAI Südtirol Stellung. Lesen Sie hier Messners Aussagen in leicht gekürzter Form: „Ich bin der Meinung, er gehört auf den Virgl hin. Ich bin der Meinung, dass man die ganze Stadt aufwerten kann mit dem Ötzi. Man muss

Journalistenfrage: Warum ist der Virgl für Sie der beste Standort? „Weil ich generell der Meinung bin, dass der Virgl in Bozen die ganze Stadt aufwertet. Andere Städte sind glücklich, dass sie so etwas haben. Wir haben den Virgl vernachlässigt. Man muss am Virgl aufräumen (...), man muss da oben eine Begegnungsstätte schaffen, wo sich Menschen zum Essen, zum Diskutieren, zum Schauen treffen können und man gleichzeitig über die Stadt schauen kann. Und die lieben Händler, die in Bozen das Sagen haben, die brauchen sich keine Sorgen machen. Die werden nachher größere Umsätze machen als jetzt, weil die Leute dann in die Stadt runter gehen und dort bleiben, auch wenn sie mit dem Ötzi hochgezogen werden. Und ich spreche in diesem Fall nicht für Benko, sondern ich spreche im Großen und Ganzen für eine Idee. Dann werden sie Entschleunigung erleben, sie werden Stille erleben, sie werden keine Aggressionen erleben, wie sie es jetzt zum Teil in der Stadt erleben. Ich weiß, dass in Südtirol Museumsgestalter der Meinung sind, ein Museum gehört mitten in die Stadt. Das Louvre gehört natürlich mitten in die Stadt, das MOMA gehört in die Stadt. Aber ich habe bewiesen, dass man Museen auch auf die höchsten Berge stellen kann. Der Ötzi wurde am Berg gefunden und nicht unten im Tal und nicht in dieser Stadt, die damals zu Ötzis Zeiten voller Ungeziefer und Feuchtigkeit war. Da unten hat niemand gelebt, da hat man am Virgl gelebt und in Sigmundskron und nicht unten im Tal.“

AUF EINEN BLICK

Gute Gründe für den Virgl

Aufwertung und Verkehrsentlastung der Stadt Bozen Naherholungs- und Freizeitangebot für die Bozner und Südtiroler Bürger (öffentliche Grünflächen)

Schaffung von neuen Arbeitsplätzen CV CV CV CV

Wahrzeichen von internationalem Format und Bedeutung im Zentrum von Bozen (Ötzi, Haydn Orchester, Kultur, Natur)

€ Investition aus privater Finanzierung (kein Risiko für die Steuerzahler und das Land Südtirol)

Impulsgeber für die Bozner und Südtiroler Wirtschaft keine Belastung für die öffentlichen Haushalte von Stadt & Land

€ Moderner und attraktiver Veranstaltungsort


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DER VIRGL IST DIE TOP-ADRESSE

Museums-Standorte im Vergleich Der Virgl ist der bestmögliche Standort für das neue Öt-

zelaspekte. Zu jedem Kriterium

zi-Museum: Zu diesem Schluss kam nicht nur die Markt-

wird ein „best in class“ definiert. Pressekonferenz zur SINLOC-Studie zerlegt

recherche des Landes von 2019; dies wurde nun von Prof. Arch. Enrico Nigris klar bestätigt, der für das PPP-Projekt

Ein Untersuchungsgegenstand

eine wissenschaftliche Vergleichsstudie mit den Standorten

ist die „Beschaffenheit der räumlichen Strukturen“ – also

Ex-Enel und Ex-INA erstellte – die beiden Gebäude waren

territorialer Kontext, offene Räume, Anordnung des Grund-

von der so genannten SINLOC-Studie hoch quotiert worden.

stücks, Planung. Der zweite Aspekt ist die wirtschaftli-

Aber der Reihe nach.

che Effizienz: Grundstücks- und Immobilienentwicklung, wirtschaftliche Belebung, Ergänzung zu bestehenden Tä-

Wo ist der bestmögliche Standort für das neue Ötzi-Mu-

tigkeiten, Branding (Fähigkeit des Vorhabens, zu einem

seum? Diese Frage beschäftigt die Politik spätestens seit

Bestandteil des Gebietes mit Wiedererkennungswert zu

2018 intensiv: Damals mussten die Kaufverhandlungen für

werden). Das dritte Kriterienpaket untersucht „soziale

das so genannte Ex-INA Gebäude an der Talferbrücke für

Gerechtigkeit“: Einrichtungen im Gebiet, Erreichbarkeit,

gescheitert erklärt werden – die Preisvorstellungen des

Ökologie, Aufwertung (Lösungen für ungelöste Probleme

Eigentümers Pietro Tosolini lagen unerreichbar oberhalb

im Umfeld), Austausch (Synergien zwischen dem Vorhaben

der amtlichen Schätzungen, an denen sich das Land bei

und dem Kontext).

Ankäufen orientieren muss. Bis dahin hatte die Landes-

Dazu kommen Aspekte wie öffentliches Interesse – doku-

verwaltung jenen Standort ins Auge gefasst.

mentierbar etwa anhand öffentlich vorliegender Planungen

So schrieb das Land eine öffentliche Marktrecherche aus,

–, territorialer Mehrwert, Gesamtleistung und einige mehr.

an der sich SIGNA beteiligte – indem sie die Museums-Nutzung in die Bergstation der bereits als Projekt vorliegenden

Ergebnis: „Viva Virgolo unterstützt die Möglichkeiten, posi-

neuen Virgl-Bahn integrierte. Das Ergebnis: Die technische

tive Entwicklungseffekte auszulösen. Im Vergleich mit den

Kommission des Landes machte den Virgl zum eindeutigen

Benchmarks zeigt der Vorschlag Viva Virgolo zweifelsfrei

Sieger und gab dem Projekt 100 von 100 möglichen Punkten.

seine Fähigkeit zur Erfüllung des allgemeinen Interesses

Das war 2019.

– mit starker räumlicher Identität, höherem wirtschaftlichen und sozialen Nutzen, Grundstücksaufwertung und

Auf Druck vor allem aus Kreisen der Bozner Laubenkauf-

territorialem Marketingpotential.“

leute beschloss die Politik, die Angelegenheit erneut untersuchen zu lassen: vom Unternehmen SINLOC aus Padua.

Beim Ex-Enel wird die Erreichbarkeit ebenso kritisch be-

Diese Studie reihte das Ex-Enel-Gebäude in der Dante-

leuchtet wie die geringeren Möglichkeiten einer Umstruk-

straße an 1. Stelle, das Gefängnis an 2. und das Ex-INA-

turierung. Ex-INA punktet zwar mit dem Standort in

Gebäude an 3. Stelle. „Diese Studie warf mehr Fragen auf

Zentrumsnähe, verfügt aber kaum über Voraussetzungen,

als sie Antworten gab“, kommentiert Heinz Peter Hager,

die urbanen Qualitäten der Umgebung zu verbessern.

der die Studie schon gleich nach Erscheinen im Frühling 2021 zerlegte: „Fragwürdige Verstrickungen auf Seiten der Autoren, ein sehr eingeschränktes und einseitiges Feld bei den Befragungen, fehlerhafte Berechnungen und nicht nachvollziehbare Schlussfolgerungen – so etwas kann keine Entscheidungsgrundlage sein.“ Seine Neuberechnung anhand korrekter Daten ergab schon damals – trotz der fragwürdigen Kriterien und Befragungen: Der Virgl liegt klar an der Spitze.

Wissenschaftliche Analyse Zur Einreichung des PPP-Projektes wollte er es genau wissen und beauftragte Prof. Arch. Nigris, die Standortfrage nachzuprüfen. „Dabei haben wir das Gefängnis ausgeklammert, weil es ohnedies nicht zur Verfügung steht“, so Hager. Prof. Arch. Nigris und sein Team nahmen also den Virgl, Ex-Enel und Ex-INA unter die Lupe und wandten dabei die Methode der Benchmark-Analyse an: Dabei wird eine ganze Reihe von Kriterien untersucht, die international in der Fachwelt Standard sind – insgesamt mehrere Dutzend Ein-

Ergebnis Studie Viva Virgolo + 100 Ex-Enel - 410 Ex-INA -350


19

AUSGANGSPUNKT DES PROJEKTES VIVA VIRGOLO

Ein Projekt im Geist des Bozner Gemeinderats Diskutiert wird in Bozen über die Zukunft des Virgl seit

3.000 Personen pro Stunde

Jahrzehnten. Zu konkreten Projekten oder Maßnahmen

wie vorgeschlagen, weil dies

führten diese Diskussionen jedoch nicht – wenn man

nach unserer Ansicht zuviel

von einem Konzeptpapier absieht, welches am 2. Februar

für den Virgl wäre – wir be-

2012 von Gemeinderat Rudi Benedikter beim Gemeinde-

grenzen die Kapazität auf

rat eingereicht und von diesem angenommen wurde.

1.800 Personen, da wir für eine sanfte Entwicklung sind“, er-

Rudi Benedikter war zuvor vom Gemeinderat zum Vir-

klärt Hager.

glbeauftragten ernannt worden. Sein Papier nennt sich „Konzept zur nachhaltigen Nutzung und Erschließung

Weiters vorgesehen im Kon-

des Virgls – Natur & Kultur des Virgls als Generationen

zept: Ein Kulturzentrum mit

übergreifender Anziehungspunkt für Einheimische und

Ausstellungsräumen, Museum,

Gäste, erschlossen durch ein ökologisches Verkehrs-

Kongress-Saal, Konzertsaal/Tanzsaal – „setzen wir

mittel“.

alles mit unserem Projekt um“; Themenwege – „wir

„Wir haben uns dieses Konzept sehr genau angeschaut“,

planen u.a. einen Bienenlehrpfad und Hundeparkour“;

betonte Heinz Peter Hager unlängst wieder in einer Pro

eine Betriebszufahrt von der Kohlerer Straße aus – „se-

& Contra-Diskussionssendung auf RAI Südtirol, an der

hen wir vor“; ein PPP-Projekt zur Planung, Realisierung,

genau Benedikter als Gegner der geplante Virgl-Erschlie-

Finanzierung – „setzen wir punktgenau um“, so Hager.

ßung auftrat. „Dies, obwohl unser Projekt über weite Teile genau jene Vorschläge konkretisiert, die Benedikter

Das Benedikter-Papier wünscht sich letztlich eine

in seinem Konzept aufgeschrieben hat“, so Hager.

„Landmarke“ am Virgl in der Euregio als Pendant zum Bergisel in Innsbruck und dem Doss Trento. „Ich habe

Zum Beispiel die Erschließung per Seilbahn: „Das sehen

keinen Zweifel, dass unser Projekt diesem Anspruch

wir vor, allerdings nicht mit einer Förderleistung von

mehr als gerecht wird“, stellt Hager fest.


20

DAS PPP-PROJEKT VIVA VIRGOLO

Private Investition für öffentliche Infrastrukturen Eines gleich vorweg: Ein PPP-Projekt ist kein Geschenk

hinaus. Hager: „Der Virgl ist mein persönliches Herzens-

und auch kein Sponsoring, und doch werden die öffent-

projekt und ich bin froh, dass mich René Benko von An-

lichen Kassen für die Investition nicht beansprucht. Wie

fang an dazu animiert hat, gemeinsam an diesem Projekt

der Name sagt – Public-Private-Partnership – geht es um

zu arbeiten. Und dass wir auch die Verantwortlichen und

einen Vertrag, bei dem in einer langfristigen Partnerschaft

Investoren von SIGNA dafür gewinnen konnten, in Bozen

beide auf ihre Kosten kommen: das öffentliche ebenso wie

mit diesem außergewöhnlichen Kulturquartier völlig neue

das private Interesse. Mit einem Gesamtvolumen von ca.

Wege zu beschreiten. Es birgt ein gewaltiges Potential,

170 Mio. Euro und einer Vielzahl öffentlicher Nutzungen

die gesamte Stadt aufzuwerten. Davon profitieren die

ist das Projekt zur Virgl-Erschließung wohl eines der

Bürgerinnen und Bürger, alle Wirtschaftstreibenden und

komplexesten PPP-Projekte, das in Südtirol jemals er-

damit auch SIGNA mit ihren Projekten Bozen. Alle haben

arbeitet und eingereicht wurde.

sich außerordentlich engagiert und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“

Rund 2.700 Seiten stark ist die Dokumentation – abgefasst in beiden Landessprachen –, die Heinz Peter Hager

Eigentumsverhältnisse

am 9. September 2021 mit einem Team von Technikern

Das Archäologiemuseum mit Weltstar Ötzi, das Natur-

und Beratern für SIGNA in der Vergabeagentur offiziell

museum und sämtliche Exponate bleiben vollständig

deponiert hat. Es handelt sich um Pläne und Projekt-

im öffentlichen Eigentum als Landesmuseen. Auch das

unterlagen, die das Bauprogramm, die Zweckbestim-

Betreiben der Museen sowie die Hoheit über Ticket-

mungen und Beschaffenheit der Bauvorhaben genau

preise bleibt Kompetenz des Landes. Dasselbe gilt für

dokumentieren – ebenso geologische, hydrologische

das Konzerthaus und seine Programme.

und andere technische Studien sowie Sicherheits- und Brandschutzkonzepte, Business- und Finanzierungs-

SIGNA realisiert diese Infrastrukturen ebenso wie die

pläne und Risikoanalyse. Bis ins kleinste Detail regelt das

öffentlichen Grünflächen und bleibt Eigentümerin der-

Vertragswerk zudem Rechte und Pflichten, Leistungen

selben bis zum Ende der Konzessionsdauer. Daraufhin

und Gegenleistungen zwischen privatem Investor und

geht dieses Privateigentum ins öffentliche Eigentum –

öffentlicher Verwaltung. Erarbeitet wurde das Projekt von

Land und Gemeinde Bozen – über. SIGNA bleibt damit

einem ganzen Heer an Planern, Technikern, Gutachtern

noch Eigentümerin der Seilbahn sowie der Gastronomie-

und Rechts- und Finanzexperten aus Südtirol und darüber

betriebe, die sie betreibt. 

Daten und Fakten Gesamtinvestition:

170 Mio. Euro aus privater Finanzierung

Leistungen SIGNA:

Planung, Realisierung, Finanzierung, Übernahme aller Risiken

Nutzen Öffentlichkeit: Nutzung und späteres Eigentum der öffentlichen Strukturen Museen und Konzerthaus Privateigentum wird öffentlich zugänglich und später öffentliches Eigentum Kein Risiko in Planung, Bau und Betrieb Alte Museumsgebäude werden frei für neue Nutzung im Landesinteresse

Refinanzierung SIGNA:

Eigentum und Betrieb Seilbahn und Gastronomiebetriebe Betrieb der öffentlichen Infrastrukturen im Konzessionsweg: Dienstleistungen, Energie- und Facilitymanagement Eigentumstausch Auditorium und Baurechte 50-jährige Konzession

Hoheit und Eigentum Museen, Exponate, Eintrittspreise: bleiben beim Land AUFSCHWUNG BOZEN EXTRA Oktober 2021, Herausgeber: WaltherPark AG, Walther-von-der-Vogelweide-Platz Nr.22, Bozen. Fotos © SIGNA Ibk, succus., AV Media, Sonaar, Snøhetta, Privat, picture alliance/dpa, ZOA Studio, Haydn Stiftung, Südtiroler Archäologiemuseum © 2021 GOOGLE. Konzept/Layout/Redaktion: succus. Kommunikation GmbH. Druck: Athesia Druck, am 04.10.2021


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Finanzierung

nahmen- und Ausgabenrechnung im Rahmen des PPP

Das Gesamtvolumen der Investition beträgt rund 170 Mio.

entsprechen exakt den Vorgaben des italienischen Ver-

Euro. Davon entfallen rund 130 Mio. auf die Kulturein-

gabekodexes sowie der entsprechenden Bestimmungen

richtungen, rund 40 auf die Seilbahn, die Gastronomie-

der Landesregierung.

betriebe und die weiteren notwendigen Maßnahmen. SIGNA finanziert die Investition aus privaten Mitteln und

Wie geht es weiter?

übernimmt sämtliche Risiken.

Das Projekt liegt nun beim Land auf – hier wird zunächst die Vollständigkeit und normative Konformität aller Un-

Zu keinem Zeitpunkt werden die öffentlichen Kassen be-

terlagen überprüft. Daraufhin wird eine Kommission

ansprucht. Die Refinanzierung erfolgt im Wesentlichen

gebildet, in die alle vom Projekt betroffenen Ämter mit

durch Einnahmen aus Betreibertätigkeit und Dienstleis-

einbezogen werden – also vom Amt für Museen bis hin

tungen von SIGNA: Seilbahn- und Gastronomiebetriebe

zum Amt für Vermögen. Die zuständigen Ämter prüfen

sowie Energie- und Facilitymanagement der gesamten

die sie betreffenden Unterlagen im Detail.

Einrichtung. Darüber hinaus nimmt sie einen jährlichen Beitrag für die Zurverfügungstellung der Infrastruktur an

Bei Bedarf werden beim Einbringer weitere Unterlagen

die öffentlichen Nutzer ein, erwirbt im Tauschwege das

angefordert bzw. Fragen an diesen gestellt. Aus all diesen

Eigentum am alten Auditorium und Baurechte.

Überprüfungen entsteht ein gemeinsames Gutachten, in dem die Machbarkeit des Projektes festgestellt wird. Für

Mehrwert für die öffentliche Verwaltung entsteht nicht

diesen Vorgang sind zwischen sechs und neun Monate

nur durch die risikofreie und zeiteffiziente Realisierung

geplant. Anschließend ist die Landesregierung am Zug:

des neuen, attraktiven Kulturquartiers und dem damit

Sie beschließt, ob ein öffentliches Interesse an der Pro-

verbundenen größeren Besucherzulauf in den Museen

jekt-Realisierung besteht.

selbst. Denn es werden auch die alten Museumsgebäude

Diese Entscheidungsfindung dauert zwischen einem und

frei, die sich im Landesbesitz befinden – das heutige

drei Monaten. Ist das öffentliche Interesse festgestellt,

Ötzi- und Naturmuseum: Diese können für Landesein-

wird das Projekt öffentlich europaweit ausgeschrieben

richtungen genutzt werden, die derzeit für ihre Unter-

und der Zuschlag erteilt. Hierfür sind weitere sechs bis

bringung Miete bezahlen, was einer Kosteneinsparung

acht Monate anberaumt. Für die Realisierung sind 40

gleichkommt. Die Finanzierung und die gesamte Ein-

Monate vorgesehen.

MEDIENBERICHTE

Land muss sparen


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EIN NEUES WAHRZEICHEN FÜR GANZ SÜDTIROL

Snøhetta – Renommierte Architektur für Museen und Konzerthäuser Um den Virgl wieder per Seilbahn zu erschließen, lobte SIGNA bereits 2015 unter renommierten Architekturbüros einen Ideenwettbewerb aus. Snøhetta setzte sich

Mehr über Snøhetta auf: www.snohetta.com

dabei gegen Zaha Hadid und Coop Himmelb(l)au durch. Ein doppelter Glücksfall, könnte man heute sagen: Denn Snøhetta überzeugte nicht nur mit seinem schlüssigen und architektonisch interessanten Entwurf, sondern verfügt darüber hinaus auch über ausgewiesene Expertise in Sachen Museumsbauten und Konzerthäuser – und das ist am Virgl in Bozen jetzt wichtig. Das Architekturbüro von Snøhetta wurde ursprünglich in Oslo, Norwegen gegründet – benannt nach dem gleichnamigen norwegischen Berg (übersetzt: Schneekappe). Heute betreibt Snøhetta weitere Büros in New York, San Francisco, Innsbruck, Paris, Hongkong und Adelaide und ist damit auf 4 Kontinenten aktiv. Die 250 Beschäftigten sind in vier Disziplinen spezialisiert: Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Branddesign. Seit 1989 realisieren die Architekten

Opernhaus Busan - Südkorea

von Snøhetta zahlreiche wichtige Bauwerke, welche vielfach mit renommierten Auszeichnungen prämiert wurden. Die Bauwerke und Kulturräume von Snøhetta begeistern mit klarem und unverkennbarem Design – die Architektur besticht insbesondere damit, dass sie sich nahtlos in die Natur und Umgebung einfügt; Landschaft und Bauwerk verbinden sich zu einem harmonischen Ganzen. Besonders interessant aus Südtiroler Sicht: Die Architekten von Snøhetta haben besonders viel Expertise im Bereich Kulturbauten. So planten sie das neue Opernhaus von Oslo, die neue Oper von Busan (Südkorea) sowie jene in Shanghai. Darüber hinaus zeichnen sie für zahlreiche Museumsprojekte verantwortlich, darunter: die Erweiterung des SFMOMA (San Francisco,

Opernhaus Oslo - Norwegen

USA), das internationale Zentrum für Höhlenmalerei Lascaux IV in Montignac (Frankreich), das Kindermuseum von El Paso (Texas, USA), das Musée Carnavalet in Paris (Frankreich), die Heysen Gallery in Hahndorf (Adelaide, Australien) sowie mehrere Bibliotheken auf mehreren Kontinenten u.v.m. Mit der Wieder-Erschließung des Virgl kommt also zugleich hochkarätige Architektur von Weltrang nach Südtirol: Die ringförmigen Plattformen der Bergund Talstation verbinden urbanen Raum und Natur und bilden zugleich ein neues Wahrzeichen für Bozen und Südtirol. Die beiden Museen am Virgl – das Natur- und das Archäologiemuseum – und das Konzerthaus stammen aus erfahrener und preisgekrönter Hand und erhalten damit zusätzliches Renommee.

Opernhaus Shanghai - China


23

Die Medien berichten Die Artikel zum

Nachlesen: vivavirgolo.it


FÜR UNS ALLE DER NEUE VIRGL

Viva Virgolo www.vivavirgolo.it

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