Zut02 deutschland

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Sommer 2014

kultur trends lifestyle in StraĂ&#x;burg

Deutschland Nummer 2 / Kostenlos


Open Monday to Saturday 9.30 am – 8 pm Tel. : + 33(0) 3 88 15 23 00 www.galerieslafayette.com

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Zut ! nummer 3 Winter

Foto : Alexis Delon / Preview / www.preview-tm.fr Top und short Isabel Marant bei Ultima. Boots Ash bei Ultima bis. Schmetterlinghalskette aus Gold und Turmalin von Eric Humbert.

2014

Bruno Chibane Publikationsleiter & Marketing bchibane@chicmedias.com 06 08 07 99 45 Emmanuel Abela Chefredakteur eabela@chicmedias.com 06 86 17 20 40

Myriam Commot-Delon Künstlerische Leitung Mode myriamdelon@noos.fr 06 14 72 00 67 Caroline Lévy Marketing & Entwicklung levy_caroline@hotmail.com 06 24 70 62 94

Zut ! Magazin

Céline Loriotti Marketing & Entwicklung cloriotti@chicmedias.com 06 64 22 49 57 Philippe Schweyer Marketing & Entwicklung ps@mediapop.fr 06 22 44 68 67


4 Zut ! Impressum

mitarbeiter zut! team Publikationsleiter Bruno Chibane Chefredakteur Emmanuel Abela Künstlerische Leitung brokism Künstlerische Leitung Mode und Trends Myriam Commot-Delon

Redakteure Emmanuel Abela, Natacha Anderson, Cécile Becker, Myriam Commot-Delon, Jeremie Decopman, Sylvia Dubost, Caroline Lévy, Julien Pleis, Valentine Schroeter, Vanessa Schmitz-Grücker, Philippe Schweyer, Claire Tourdot Übersetzerin Tatjana Marwinski Grafiker Laurence Bentz, brokism Illustrationen Laurence Bentz Stylistin Myriam Commot-Delon Fotografen brokism, Patrick Bogner, Alexis Delon / Preview, Christophe Urbain Bildbearbeitung Emmanuel Van Hecke et Camille Vogeleisen / Preview Model Klara / Up Models Haarstylist Alexandre Lesmes / Avila Make-up Jacques Uzzardi

Bildnachweis Fotografen Alexis Delon / Preview Umsetzung Myriam Commot-Delon Haarstylist Alexandre Lesmes Make-up artist Jacques Uzzardi Model Judith / Up Models Ärmelloses Shirt Iro von Ultima. Lederpluderhose von Vivienne Westwood Red Label bei Revenge Hom. Pumps von Saint Laurent Paris und Silberhalskette Pomellato 67, beides in den Galeries Lafayette. Make-up von Jacques Uzzardi mit den Produkten von MAC Cosmetics, erhältlich in den Galeries Lafayette. Fotostudio / Preview 28, rue du Général de Gaulle 67205 Oberhausbergen 03 90 20 59 59 www.preview-tm.fr

Vertrieb Zut ! Team Marketing und Entwicklung Bruno Chibane, Anthony Gaborit, Caroline Lévy, Céline Loriotti, Philippe Schweyer Internationaler Projektleiter Roland Anstett

Diese Zeitschrift wird von Chic Médias herausgegeben. 12, rue des Poules F-67000 Strasbourg Chic Medias ist eine GmbH mit einem Kapital von 25 000 euros Herausgeber: Bruno Chibane Verwaltung: Charles Combanaire Druckerei: Ott imprimeurs Parc d’activités « Les Pins » F-67319 Wasselonne Cedex Auflage: 5.000 Exemplare Pflichthinterlegung: Juli 2014 SIRET: 50916928000021 ISSN : 1969-0789

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6 Zut ! Inhaltsverzeichnis

12 Dossier : Kunstwandeln Sommerausstellungen und Topadressen für den perfekten Start in den Sommer.

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Lifestyle

45

Kultur 46 KULTUR Unsere Tipps

53

Trends 54 FASHION Pale Ginger 62 SCHMUCK Der Juwelier Éric Humbert Der Glanz der Sterne 54 TRENDS Unsere Tipps

68 GASTRONOMIE Natürliche Küche Portrait von drei Küchenchefs und Kellermeistern, Verfechter von Naturweinen und saisonaler Küche 76 DEKO Das Trödler-Paradies Der europäische Trödel-und Sammlermarkt, place Broglie 76 LIFESTYLE Unsere Tipps


Choisissez et créez un bracelet à son image

* *DES MOMENTS INOUBLIABLES


8 Zut ! Vorwort

Die höchste Form von Hoffnung VON EMMANUEL ABELA

Gerhard Richter, Blumen, 1992, Öl auf Leinwand, Privatsammlung

Vor genau einem Jahrhundert brannte erst Europa, und dann die ganze Welt. Deutsche und Franzosen haben zwei Weltkriege gebraucht, um zu begreifen, dass sie mehr eint als trennt. Die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewachsene Beziehung zwischen den beiden Ländern wurde zum Sockel des europäischen Friedens, der europäischen Idee. Zahlreiche Gedenkveranstaltungen werden diesen Sommer an den Beginn des ersten Weltkrieges erinnern. Sie sind wichtig, um verstehen zu können, warum der Kontinent in der Barbarei versunken ist. Unser Überblick über die verschiedenen Ausstellungen auf beiden Seiten des Rheines will ein Zeichen setzen und verdeutlichen, dass die Künstler sich – bis auf wenige Ausnahmen – stets für die Völkerverständigung eingesetzt haben, auch wenn einige von Ihnen, wie der

Münchener Franz Marc, gegen ihren Willen eingezogen wurden. Liest man sein Kriegstagebuch, findet man darin keinerlei Feindseligkeit, ein wenig so, als ob inmitten des Kriegsgeschehens die Intelligenz über die niedrigsten Instinkte, über all den Hass und den Nationalismus triumphieren würde. Gerade deswegen empfiehlt sich ein grenzüberschreitender kultureller Spaziergang, in dessen Mittelpunkt dieses Jahr einige bedeutende deutsche Künstler des 20. Jahrhunderts stehen, wie beispielsweise Joseph Beuys und Gerhard Richter, aber auch die Evolution der Formen, die Abstraktion, das ReadyMade, sowie die Installations- und Performancekunst. Und für alle längeren Touren empfehlen wir ihnen neben einer Vielzahl an Reisemöglichkeiten zwischen dem Elsaß, Lothringen, Baden-Württemberg und unserer

nächsten Schweizer Nachbarstadt, Basel, auch ausgewählte Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten, während unser Modedossier Ihnen einige Topadressen der Region in Sachen Lifestyle präsentiert, um gut in den Sommer zu starten!


SPIELZEIT 14-15 Abomöglichkeiten +33 (0)3 88 24 88 24 / www.tns.fr PULCINELLA 11 > 18 Oktober Igor Stravinsky - Julie Brochen

AINSI SE LAISSA-T-IL VIVRE 4 > 16 November Robert Walser - Guillaume Delaveau

GRAAL THÉÂTRE – LANCELOT DU LAC 14 November > 3 December Florence Delay, Jacques Roubaud - Julie Brochen, Christian Schiaretti Deutsch übertitelte Vorstellung: 27. November

CYRANO DE BERGERAC 9 > 21 December Edmond Rostand - Georges Lavaudant Deutsch übertitelte Vorstellungen: 11. und 13. Dezember

HYPÉRION 10 > 21 Januar Friedrich Hölderlin - Marie-José Malis Deutsch übertitelte Vorstellung: 15. Januar PASSIM 21 Januar > 1 Februar Théâtre du Radeau - François Tanguy MARTYR 27 Januar > 8 Februar Marius von Mayenburg - Matthieu Roy Deutsch übertitelte Vorstellung: 5. Februar MISSION (Belgique) 13 > 19 Februar David van Reybrouck - Raven Ruëll

LE MALADE IMAGINAIRE 10 > 21 März Molière - Michel Didym Deutsch übertitelte Vorstellungen: 19. und 21. März

DES FLEURS POUR ALGERNON 10 > 21 März Daniel Keyes - Anne Kessler de la Comédie-Française Z (Grèce) 8 > 14 April Vassilis Vassilikos - Effi Theodorou LA VEILLÉE DES GRANDS GOURMANDS 12 > 24 Mai François Chattot

10. FESTIVAL PREMIèRES 4 > 7 juin, in Karlsruhe Junge Europäische Regisseure


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Zut ! Magazin

—KU —NST WAN —DEL N Sommer 2014

Im Sommer organisieren die Museen, Kunsthallen und Stiftungen ihre schönsten Ausstellungen. Zut ! lädt Sie zu einem grenzüberschreitenden Kunstspaziergang ein, von Metz nach Basel, Karlsruhe nach Colmar, und Luxemburg nach Baden-Baden. Ob faszinierende Retrospektiven oder überraschende Neuheiten, ob Bildhauerei oder Design – wir bieten Ihnen eine Auswahl der interessantesten Ausstellungen und, für die längeren Touren, der unkonventionellsten, urigsten oder elegantesten Übernachtungsmöglichkeiten, damit Ihre Sommernächte dieses Jahr ebenso unvergesslich wie die Tage werden.


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Kunst wandeln

Saint-Louis Weil am Rhein / Basel

SAINT LOUIS WEIL AM RHEIN BASEL

18.05 — 07.09

Gerhard Richter — Fondation Beyeler

Riehen / Basel

Der deutsche Künstler Gerhard Richter besteht darauf, zu malen. Und beim Erforschen der Möglichkeiten, welche diese Kunstform bietet, liefert er einen Diskurs über das Werk, und nichts als das Werk. Wenn man an Gerhard Richter denkt, kommt einem sofort die erstaunliche Vielfalt seines Œuvre in den Sinn: Portraits, Landschaften, abstrakte Malerei, usw. Doch all diese unterschiedlichen Werke gehorchen einer Konstante, die er ab 1966 in einer Reihe kurzer Notizen aufgestellt hat. Richter erklärte darin, er gehorche keiner Intention, keinem System, keiner Strömung und folge weder einem Programm, noch einem Stil oder einem Anspruch – ein Bruch mit dem Gedanken, dass die Intention ein Werk ausmacht. Mit einem Hauch von Provokation erklärt er weiter, nicht zielgerichtet zu arbeiten, sondern inkohärent, gleichgültig, passiv, und ohne wirklich zu wissen, was er will. Richter schreibt, er möge das Ungewisse, das Unendliche und die permanente Unsicherheit. In den 60er Jahren unterscheidet

ihn dies fast schon radikal von seinen Zeitgenossen, vor allem wenn er sagt, dass die anderen Eigenschaften der Performance, der Werbung und dem Erfolg dienen, und er schlussfolgert, dass diese Eigenschaften ebenso veraltet sind, wie Ideologien, Meinungen, Konzepte und die Bezeichnung von Dingen. Eine Ohrfeige für alle, die gerne intellektualisieren! Im Zeitalter von Pop Art und Konzeptkunst bietet der noch junge Maler – er ist zu diesem Zeitpunkt erst 34 Jahre alt – eine neue, distanzierte Sichtweise an, eine beinahe amüsante Art, Tabula rasa zu machen: Eine Art „no risk – no fun“ Mentalität vor der Zeit! Dies war beileibe nicht die Erste Provokation des aus der DDR nach Düsseldorf geflohenen Künstlers. Schon 1962-1963 malt er sein erstes Foto ab und behauptet dabei, es sei das beste Bild, das er sich vorstellen könne, und sogar, dass es das einzige sei, das eine Aussage habe. Ein Credo, das er aus dem zufälligen und grundlegenden Fund eines der wenigen, von dem polnischen Widerstand gemachten Fotos von


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den Gaskammern ableitet: Das Bild zeigt die Verbrennung der Körper die Aussage steht, entsetzlich konkret, und die Sorglosigkeit, die sich in dem Bild manifestiert, verstärkt noch dessen hochdramatische Dimension. Ein Schock für ihn, ein Bild, das er nie abmalen konnte, das er aber auch heute noch oft kommentiert. Und dennoch weitet er – vielleicht gerade deswegen – diese Praxis auf seine Portraitmalerei aus: Es geht nicht darum, sich auf die Person zu fokussieren, sondern auf deren Bild, das, wie er sagt, mit dem eigentlichen Menschen überhaupt nichts zu tun hat. Und als wolle er die Spuren noch weiter verwischen, behauptet er, obwohl er das Konzept des Abbildens an sich nicht verneint, das Gemälde könne keinerlei Informationen vermitteln. Das Foto wird lediglich als „Vorwand“ benutzt. Was ihn fasziniert, ist der Mensch in seiner Beziehung zur Zeit und zur Wirklichkeit. Und das, was an seiner seltsamen Fähigkeit, sein eigenes Werk zu negieren, wirklich einzigartig ist, sind gerade seine Gemälde. Obwohl sie, laut Richter, weder Inhalt noch Bedeutung

Gerhard Richter, Betty, 1988. Öl auf Leinwand, Saint Louis Art Museum

haben, sind sie dennoch ihr eigener Gegenstand. In den 80er Jahren nuanciert Richter diesen partiellen Nihilismus und erklärt die Notwendigkeit von Kunst im Allgemeinen und der Malerei im Besonderen: „Die Kunst ist die höchste Form von Hoffnung“, schreibt er 1982. Seine Malerei ist voller Lebensenergie, selbst seine schmerzlicheren und umstritteneren Werke, wie die Serie über die BaaderMeinhof-Gruppe, die er 1988 nach einigen privaten Fotos der ermordeten Mitglieder der Roten Armee Fraktion, darunter Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, malte.

Entgegen allem Anschein ist die Fragestellung hier nicht politisch, sie enthält auch keine Anklage – das Besondere dieses Werkes entsteht wie so oft bei Richter durch seine spezielle Ausführung: Das Gemälde emanzipiert sich und führt ein Eigenleben. Er gesteht selbst, dass es tut, was es will, und sieht seine Beziehung zu dem Bild als ein Verhältnis zwischen gleichwertigen Partnern, so dass man am Ende nicht mehr weiß, wer über wen bestimmt, der Künstler über das Gemälde oder umgekehrt. (E.A.) www.fondationbeyeler.ch


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Kunst wandeln

Saint-Louis Weil am Rhein / Basel

Paul Chan — Schaulager Abwechselnd schwarz und gelb, bissig und böse – so ist der Humor in den Werken von Paul Chan. Im Sommer wird alles weich. Große Hitzewellen, plötzliche Gewitter und die großen Touristenwanderungen fördern die Verbreitung von platter Strandlektüre und dumpfen Blockbustern mit vielen Explosionen. Auch manche Ausstellungen stellen sich auf diese sommerlichen Bedürfnisse ein. Die oberflächlich betrachtet frivol, komisch, unterhaltsam oder marktschreierisch anmutenden Werke des amerikanischen Künstlers Paul Chan fordern unsere Begriffe von gutem Geschmack und Bürgerverantwortung heraus. Sie haben bei einer Bank einen 25-jährigen Kredit aufgenommen? Dann sind die andauernde Logorrhoe gestellter Sexualität, die verschiedenen Danksagungen an die Heilige Dreifaltigkeit oder

> 19.10

Basel

der jährliche Aktionärsbericht der Goldman Sachs wie für Sie geschaffen. Sie machen sich Sorgen um das Strandwetter? Ein Ausschnitt aus Now Promise Now Threat wird ihnen zwar darüber nichts sagen können, aber Ihnen dabei helfen, die verschlüsselte Sprache der Wettervorhersagen besser zu verstehen: „hoffnungslos“, „ruhig“ und „belanglos“ ersetzen dabei die üblichen Piktogramme und Wetterfronten. Sie mögen es lieber anzüglich? Dann dürften die schlüpfrigen Scherenschnitte der Videoinstallation Sade for Sade’s Sake für Sie das Richtige sein. Diejenigen unter Ihnen, die trotz träger Urlaubstimmung einen klaren Kopf behalten, werden sich an Changs dichten und analytischen Konzeptarbeit über die politischen Formeln des antiken Griechenlands, welche ein gewisses Einlesen in

My birds… trash… the future, 2004, Video. Emanuel Hoffmann-Stiftung, in der Öffentlichen Kunstsammlung Basel © Paul Chan

die Materie voraussetzt, die Zähne ausbeißen können, zumindest sobald sie ihre Urlaubs-Sudokus gelöst haben. Außerdem widmet sich der Künstler solchen Themen wie der Occupy-Wall-Street-Bewegung, den negativen Auswirkungen der Politik von Präsident Busch (Senior und Junior), den potentiellen Risiken einer technologisierten Welt - das Ganze perfekt strukturiert, wie auf einer Website mit benutzerfreundlicher Navigation. Einen kleinen Wehrmutstropfen gibt es diesbezüglich allerdings: Die Schließung der persönlichen Website des Künstlers, welche das Internet schlau und mit Bravour zu nutzen wusste, und die im Katalog leider nur schlecht beschrieben werden kann. (X.H.) www.schaulager.org


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> 14.09

11.06 — 28.09

> 17.08

Basel

Marcel Broodthaerts

Weil am Rhein

Konstantin Grcic Panorama

— Vitra Design Museum

Le Corbeau et le Renard Basel

Krištof Kintera I am not you

— Tinguely Museum Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Designer. Seine zugleich funktionellen und humorvollen Schöpfungen verbinden industrielle Ästhetik mit künstlerischer Experimentierfreude. Manche, wie Chair_One (2004) oder die Lampe Mayday (1999), sind zu Klassikern geworden. Das Vitra Museum zeigt nun die größte Retrospektive, die ihm jemals gewidmet wurde.

Die Plastiken des jungen tschechischen Künstlers stellen mit schelmischer Ironie und zuweilen auch etwas schwarzem Humor Kunst und Leben auf den Kopf. Sie beschwören oft dysfunktionale, absurde Welten herauf. Durch ihre Zugänglichkeit fügen sie sich dabei ebenso gut in den öffentlichen Raum wie in die Hallen der Museen ein.

www.design-museum.de

http://tinguely.museum

Lampe Mayday, Flos, 1999, Sammlung des Vitra Design Museums © KGID - Foto : Florian Böhm

A Prayer for Loss of Arrogance, 2013 Foto : Krištof Kintera

— Kunstmuseum Marcel Broodthaers war unter Anderem ein Liebhaber alberner Wortspiele, denn dieser Bewunderer von Stéphane Mallarmé und René Magritte liebte das Spiel mit der Sprache und suchte nach einer Fortsetzung der Poesie mit anderen Mitteln. Vierzig Jahre nach seiner Ausstellung Éloge du Sujet in Basel widmet ihm nun das Kunstmuseum Basel eine neue Ausstellung unter dem Titel Le Corbeau et le Renard, Aufstand der Sprache, die sich neben diverser Installationen und Vitrinen auch mit den zwischen 1974 und 1975, also kurz vor Broodthaers Tod erstandenen Filmen befasst. Die subversive Kraft von Broodthaers Diskurs nährt auch heute noch weite Teile der zeitgenössischen Kunst. (E. A.) www.kunstmuseumbasel.ch Industrielle Gedichte, 1968-1970


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Teufelhof Eine Übernachtung im Teufelhof ist eine echte Erfahrung, denn seine Gebäude stecken voller Überraschungen: Ausstellungen, Theateraufführungen, Gastronomie… Die auf zwei Gebäude, dem Art Hotel und dem Gallery Hotel, aufgeteilten Zimmer schwanken zwischen moderner urbaner Kunst und einer eher klassischen Einrichtung. Zwei Stimmungen, verbunden durch die Liebe zur Kultur. (C.B.) — Übernachtung von 145 bis 564 € inkl. Frühstück

ROOM SERVICE Basel Youth Hostel Ja, liebe Leser, dies ist die perfekte Jugendherberge für schmale und dicke Börsen, mit einer spektakulären, zwischen Industrie und Natur angesiedelten Architektur von Buchner & Bründler. Ein ultrafunktionelles Factory-Design, überraschend und sehr angenehm. Ein absolutes Muss! (C.B.) — Übernachtung von 34 bis 208 € inkl. Frühstück

St. Alban-Kirchrain 10 in Basel +41 61 272 05 72 www.youthhostel.ch

Leonhardsgraben 49 in Basel +41 61 261 10 10 www.teufelhof.com

Krafft Basel Die Vorderseite des Hotels zeigt zum Rhein und ist der Zukunft und der Welt zugewandt. Die hintere Fassade ist mit der Stadt, ihrer Geschichte und Architektur verbunden. Zwischen diesen beiden Extremen steht verbindend das Hotel, ein Bindestrich, der durch das sehr zeitgenössische Design verdeutlicht wird: Zwischen den beiden Fassaden ruht und dehnt sich die Zeit. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht der Kunde, dessen Bedürfnisse stets im Einklang mit der Umwelt bedient werden, was sich in der Wahl der Produkte und Materialien widerspiegelt. Die kunst- und kulturinteressierte Kundschaft kann auf eine große Auswahl an unterschiedlichen Zimmern zurückgreifen, 48 insgesamt, davon einige mit Balkon, und Feinschmecker bekommen im Rahmen eines entsprechenden Packages zu 300 € auch ein lukullisches Menü am Abend geboten. (C.B.)

— Übernachtung von 90 bis 380 € Rheingasse 12 in Basel +41 61 690 91 30 krafftbasel.ch


Hôtel contemporain de luxe situé au coeur du quartier historique de la ville de Colmar

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25, place de Chambre 57000 METZ Tél. : 03 87 75 00 02 Fax : 03 87 75 40 75


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Kunst wandeln

Luxemburg Metz / Nancy

LUXEMBURG METZ NANCY

13.06 — 05.11

Formelle Schlichtheit — Centre Pompidou-Metz

Metz

Formes Libres (« freie Formen »), die neue Ausstellung des Centre Pompidou, bestätigt die im 20. Jahrhundert stark verbreitete Meinung, dass Modernität mit Schlichtheit gleichzusetzen ist – allerdings mit einer Überraschung: Die Form ist nicht geschlossen, sie ist offen! Das 20. Jahrhundert ist die Zeit des Ready-Made und der Abstraktion, aber auch das Jahrhundert der einfachen, klaren Linien. Maler, Bildhauer, Architekten und Designer haben die Grundlagen aller Formgebung für sich wiederentdeckt: Form, Farbe und Raum. Wie wir wissen, haben sie sich dabei hauptsächlich an der Natur orientiert, und an dem, was vergangene Zivilisationen zuvor bereits von der Natur abgeleitet hatten. Das Ziel: back to the basics – zum Essentiellen zurückfinden. Vergleicht man den Kopf einer kykladischen Frauenstatuette des FK II mit manchen Werken Brancusis, erkennt man eine Seelenverwandtschaft. Es ist der gleiche schöpferische Elan, der die Emotion unabhängig von der Form

vermittelt und so die Materie an sich transzendiert. Künstlern wie zum Beispiel František Kupka ging es darum, die Arbeit der Kubisten oder der Abstrakten wie Wassily Kandinsky oder Piet Mondrian fortzusetzen, das heißt Geist und Materie zu trennen, sich von der reinen Imitation zu verabschieden – ohne jedoch dafür auf die von der Natur vorgegebenen Formen zu verzichten – und auf die Klarheit zu setzen: Eine intellektuelle Obsession für manche, für andere sogar eine spirituelle. Als Marcel Duchamp 1912 auf einer Flugschau vor einem Flugzeug stehen blieb und ausrief „Die Malerei ist tot! Wer könnte jemals etwas Besseres als diesen Propeller erschaffen?“, war dies sein voller Ernst (man sollte die scherzhaften Provokationen von Duchamp im Übrigen immer ernst nehmen)! Wie auch Fernand Léger und vor allem Brancusi, die ihn an diesem Tag begleiteten, fühlte er, dass seine eigenen formellen Intuitionen sich auf vielerlei Ebenen wiederfanden und das sie ein neues Verständnis von Modernität


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heraufbeschwören würden. Brancusi hatte zu diesem Zeitpunkt gerade seine ersten afrikanisch inspirierten Versuche hinter sich, aber er ahnte bereits, dass ihn dies zu einer puristischen Kunst führen würde, zu deren vielfältige Inspirationsquellen beispielsweise der Oberteil eines Reliquienschreines aus dem Gabun oder die geraden Linien einer Fruchtbarkeitsstatuette aus dem Bissagos-Archipel gehören sollten. In diesem Augenblick eröffnete sich ihm die Form, und mit seinen immer neuen Versuchen voller langgestreckten Geraden, Kurven und glatten Flächen (vielleicht mit der Erinnerung an besagten Propeller im Kopf) erschloss er der Kunst neue Wege, auf denen ihm noch zahlreiche andere Bildhauer folgen sollten: große Bewunderer seiner Kunst wie Richard Serra oder auch Tony Smith, die sich ebenfalls unter den ausgestellten Künstlern befinden. Als Visionär hatte Duchamp das Ende der Malerei prophezeit, doch auch sie hat sich gewandelt und den Weg zur Einfachheit beschritten. Es mangelt ganz gewiss nicht an guten Beispielen,

doch anstatt uns den Avantgardisten des 20. Jahrhunderts wie Klein und Rothko zu widmen, befassen wir uns doch lieber mit dem Fall von Ellsworth Kelly. Auch wenn er nicht der Einzige ist, so ist es doch erstaunlich zu sehen, wie stark dieser New Yorker Künstler eine gewisse Form der Modernität vertritt. Die Emotion entsteht aus dem Rahmen, der Situation heraus, zu einer Zeit, als auch die Malerei ihre Rahmen sprengte. Wie in einem erstaunlichen Pendelspiel wird die Farbe, die eigentlich bereits ein Jahrhundert zuvor befreit worden war, wieder in enge Grenzen verwiesen, ohne jedoch ihre Strahlkraft einzubüßen. So machen die Werke

Kellys in dieser Ausstellung über die einfachen Formen durchaus Sinn, weil hier, anders als man es sonst zu hören bekommt, die Form frei macht. Eine wertvolle Lektion, ebenso wie die zahlreichen anderen impliziten Erkenntnisse, die sich dem Betrachter im Rahmen dieser im Centre Pompidou von Metz gewohnt brillant inszenierten Thematik erschließen. (E.A.) www.centrepompidou-metz.com Constantin Brancusi, Der Vogel im Raum, schwarzer Marmor, um 1936. Centre Pompidou, Musée national d’Art moderne, Paris © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jacques Faujour © Adagp, Paris 2014


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Kunst wandeln

Luxemburg Metz / Nancy

12.07 — 12.10

Luxemburg

Damage control

art and destruction since 1950 — Mudam - Luxemburg

Ausschnitt aus dem Film Crossroads von Bruce Conner, 1976. UCLA Film & Television Archive. Courtesy and © the Conner Family Trust

Diese vom Hirschhorn Museum and Sculpture Garden in Washington DC in Zusammenarbeit mit dem Mudam organisierte Wanderausstellung befasst sich mit der Rolle der Zerstörung in der zeitgenössischen Kunst. Dieses stets subversive Konzept entstand zunächst in der Folge der Nachwirkungen des 2. Weltkrieges und im Kontext der atomaren Bedrohung der Nachkriegszeit; sie entstand aus der Angst vor totaler Auslöschung, welche von den Künstlern in ihren Darstellungen aufgegriffen und erforscht wurde. Die heutige Apokalyptische Stimmungsmache in den Medien ist für die Künstler die Fortsetzung dieses Gedankens, wirft aber gleichzeitig die Frage nach dessen Gegenteil auf: Die Weiterentwicklung und der Aufbau unserer Welt. Die Zerstörung ist nie sinnlos. Auf symbolischer Ebene kann sie ein Mittel sein, um herrschende Verhältnisse anzuprangern. Die Zerstörung sozialer Konventionen, das Anprangern politischer Systeme – all dies ist dem chinesischen Künstler

Ai Weiwei nicht fremd. Sein der chinesischen Volkskultur verbundenes, ikonoklastisches Schaffen zeigt die Absurdität eines gegenüber sogenannten „subversiven“ Künstlern äußerst intoleranten politischen Systems auf. Seine (bedingte) heutige Freiheit beweist einmal mehr, wie schwer es ist, ein herrschendes politisches System direkt anzugreifen, und dass das Zerstörungswerk leider in beide Richtungen stattfinden kann: Widerstand/Reaktion und natürlich Reaktion/Widerstand. Mit circa 90 Werken von ungefähr 40 Künstlern (darunter Christian Marclay, Yoko Ono oder Steve McQueen) widmet sich die Ausstellung den unterschiedlichsten Kunstformen wie Malerei, Bildhauerei, Zeichnung, Fotografie, Video, Installation oder Performance und bietet eine breite Übersicht zu diesem seit über 60 Jahren wiederkehrenden Thema, das man fast schon als künstlerische Obsession bezeichnen kann! (V.S.G.) www.mudam.lu.fr


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10.07 — 21.09

13.06 — 12.10

Zbyněk Baladrán

Quiz

— Galerie Poirel

Dead Reckoning

— Centre d’art contemporain Synagogue de Delme

Delme

Welche Methoden haben wir zur Materialisierung der Wissensvernetzung entwickelt? Und sind diese Methoden in einer Zeit, in der die Instrumente, durch die wir Zugriff auf das Wissen haben, revolutioniert werden und neue Verbindungen möglich machen, noch sinnvoll? Der tschechische Künstler Zbyněk Baladrán befasst sich mich theoretischen und kognitiven Modellen und ihrer Visualisierung: Grafiken, z.B. aus Atlassen oder Mind-Maps, Videos, Archivbilder, Diagramme, Zeichnungen. In seinem Werk interpretiert er diese Darstellungsweisen und wissenschaftlichen Klassifizierungsmethoden neu und schlägt Alternativen vor, die besser zu unserer heutigen Welt passen. Diese oft mysteriösen und aus den unterschiedlichsten Elementen zusammengestellten, textlastigen Installationen verwandeln den Besucher in einen Betrachter und zwingen ihn, eine aktive Rolle einzunehmen, Verbindungen zwischen den Elementen herzustellen und ihren Sinn zu überdenken. Eine „denkwürdige“ Ausstellung. (S.D.) www.cac-synagoguedelme.org Zbyňek Baladrán, Archive Building, 2008. DVD-Video, Farbe, Ton, Polnisch mit englischen Untertiteln, 6:56 Min. Courtesy Galerie Jocelyn Wolff

Nancy

Die Ausstellung Quiz will die Grenzen zwischen Kunst und Design sprengen. Der Name der Ausstellung ist ein Hinweis darauf, dass der geneigte Besucher dort zahlreiche Gegenstände ungeklärter Provenienz vorfinden wird. Ob Plastikformen oder Gebrauchsgegenstände: Hier gibt jedes Exponat Rätsel auf. Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit des Designers Robert Stadler, der bereits 2013 im Ensemble Poirel für die öffentliche Auftragsarbeit Traits d’Union (nachzulesen im Zut ! Lorraine n°4) verantwortlich zeichnete, und Alexis Vaillant, dem Programmverantwortlichen des CAPC, dem Zeitgenössischen Museum Bordeaux. Es sind „Hybride und rebellische Gegenstände“, welche Fragen nach ihrem Status und ihrem Nutzen aufwerfen. Sie zeigen die Fähigkeit der Designer auf, das unbekannte zu bebildern und aus einer von der Funktion diktierten, für jeden erkennbaren Form heraus etwas Neues zu schaffen, so wie auch Bildhauer Formen verändern, um sie zu hinterfragen. Quiz versammelt die Werke von über 60 Künstlern und Designern, darunter Ron Arad, John M Armleder, Max Bill, Ronan & Erwan Bouroullec, Robert Stadler, Philippe Starck, Zaha Hadid, Donald Judd… (S.D.) www.poirel.nancy.fr Konstantin Grcic, Missing Object, 2004. Courtesy Galerie kreo – Foto: Fabrice Gousset


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La Villa 1901 Sie sind ein Fan von Innendeko? Dann werden Sie begeistert sein! Die Villa 1901 ist die Traumadresse schlechthin für jeden, der in einem stylischen Interieur übernachten will und zugleich edel zu shoppen wünscht. Das ehemalige Familienhaus von Isabelle Jung, wahre Meisterin im Entwerfen atmosphärischer Inneneinrichtungen und außergewöhnliche Gastgeberin, ist zu einem trendigen Gasthaus geworden, dessen wunderschöner, baumreicher Park ein Nebengebäude voller Inneneinrichtungsgegenstände und toller Hauswäsche verbirgt (Caravane, Best Before, Seletti, etc.). Die Zimmer sind farbenfroh und verbinden elegant altmodisches mit zeitgenössischer Fotografie – und das Beste: Wie in jedem Concept Store kann hier alles gekauft werden, von der FlachsSteppdecke bis zur Couch. Einfach toll! (M.C.D) — Übernachtung von 145 bis 195 € inkl. Frühstück 63, avenue du Général Leclerc in Nancy +33 (0)6 30 03 21 62 www.lavilla1901.fr

Hôtel Cathédrale Die Internet-User haben dieses Hotel zur Nummer 1 der Stadt gekürt. Es zeichnet sich durch seinen außergewöhnlichen Blick auf die Kathedrale aus, seine im alten Stil eingerichteten Zimmer und die Freundlichkeit seiner Besitzer. Dort fühlt man sich wie zu Hause. Fast. Denn die Einrichtung ist erstaunlich: Im alten Stil, äußerst geschmackvoll, niemals überladen. Am Empfang wird man von den freundlich lächelnden Besitzern stet kompetent beraten. Das Treppenhaus entführt uns in eine Welt der Raffinesse und der Eleganz: Jedes Zimmer ist individuell und geschmackvoll eingerichtet, und manche bieten einen unvergleichlichen Blick auf die Kathedrale Saint-Etienne! Das Frühstück ist üppig und wird stets durch ein Glas frischgepressten Orangensafts versüßt. Etwas weiter findet man das ebenfalls von den Hotelbesitzern geführte Restaurant La Baraka, in dem man vorzügliche Couscous, Briks und Tajines genießen kann. (C.B.) — Übernachtung von 75 bis 120 € 35, place de Chambre in Metz - +33 (0)3 87 75 00 02 www.hotelcathedrale-metz.fr

La Citadelle Das dynamische Hotelier-Ehepaar Delphine und Christophe Dufossé lädt Sie herzlich ein, sie in ihrem eleganten Hotel in Metz besuchen zu kommen, das in der Region inzwischen zu einem wahren Muss geworden ist. 57 Zimmer und 2 Suiten verwandeln dieses 4-Sterne Hotel zum Favoriten aller anspruchsvollen Pensionäre. Komplettiert wird das perfekte Bild durch die kulinarischen Köstlichkeiten des Küchenchefs Dufossé, der die Hotelgäste in seinem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant Le Magasin aux vivres weiterverwöhnt. (C.L.)

— Übernachtung von 195 bis 450 € 5, avenue Ney in Metz - +33 (0)3 87 17 17 17 - www.citadelle-metz.com


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Lothringische Baumhäuser

ROOM SERVICE Hôtel de Guise Eine einzigartige Deko, ein sehr ruhiger und angenehmer Innenhof, stilvolle Zimmer: Das Hôtel de Guise versetzt sie von Nancy nach Versailles. Das Hôtel de Guise ist ein ehemaliges Herrenhaus von 1752 und bleibt seiner Vergangenheit treu: stilvolle Inneneinrichtungen, große Räume und elegante Farben. Im Herzen des Gebäudes: eine gusseiserne Jean-Lamour-Treppe und original Steinplatten aus der damaligen Zeit. Im Frühstücksraum ist ein monumentaler Kamin erhalten, bei dessen Anblick Sie sich wie ein Höfling von König Ludwig XIII. vorkommen werden. Eine wahre Zeitreise. Die 50 raffiniert ausgestatteten Zimmer sind alle unterschiedlich eingerichtet. Um Ihren Aufenthalt noch angenehmer zu gestalten, bietet das Hotel in Zusammenarbeit mit dem Spa Suite Stanislas ein WohlfühlPackage für 125 Euro pro Person an, darin enthalten: eine Übernachtung in einem der oberen Zimmer, das Frühstück, ein eineinviertelstündiges Wellnessprogramm und zwei Museumspässe! (C.B.)

— Übernachtung von 70 bis 153 € 18, rue de Guise in Nancy – +33 (0)3 83 32 24 68 www.hoteldeguise.com

Zwei Baumhäuser – Die Pomottes, die hoch oben auf einer Eiche sitz, und von der aus man das Dach des Centre Pompidou-Metz erspähen kann, ist ideal für Familien mit bis zu zwei Kindern, die – sicher sehr zu ihrer Freude – in dem Etagenbett schlafen können. Und die Tirouelle, ein Baumhaus für zwei Personen: dieses besteht aus einem Bett in einem Kuppelförmigen Zelt auf einer Holzplattform, die zwischen zwei Bäumen angebracht ist. Ihr sympathischer Besitzer ist auch Mittelgebirgsführer und bietet entsprechende Wanderungen an, wenn er nicht gerade die Gäste der Baumhäuser mit selbstgemachten Konfitüren und Säften zum Frühstück verwöhnt. (C.B.)

— Pomottes : Übernachtung 130 € Tirouelle : Übernachtung 80 €, inkl. Frühstück 24, rue de Lorraine Ancy-sur-Moselle +33 (0)6 68 59 83 54 www.cabanes-lorraine.com

Maison de Myon Ein ehemaliges Hôtel particulier, welches seine Inhaberin, Martine Quénot, in ein ungewöhnliches, 800 m² großes Gästehaus verwandelt hat, dessen Stil zwischen Klassik und Zeitgenössischem schwankt, mit ausgesprochen reizvoll eingerichteten Zimmern, Lofts und Gemeinschaftsräumen, sowie einer zauberhaften Terrasse. (C.B.) — Übernachtung von 115 bis 135 € inkl. Frühstück

Foto : Pierre Rabolini

7, rue Mably in Nancy – + 33 (0)3 83 46 56 56 www.maisondemyon.com


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Kunst wandeln

Luxemburg Metz / Nancy

SCHLETTSTADT STRA BURG ERSTEIN Straßburg

14.06 — 14.01

Daniel Buren Comme un jeu d’enfant — MAMCS

Daniel Buren nimmt mit der für ihn typischen Ökonomie der Mittel das MAMCS mit einer Ortsspezifischen Arbeit ein, die den dortigen Raum neu gestaltet. Was steckt hinter ihrem Titel, Comme un jeu d’enfant („Wie ein Kinderspiel“)? Man kann ihn ganz allgemein verstehen, im Sinne von „einfach wie ein Kinderspiel“. Er enthält auch eine gewisse jugendliche Unvoreingenommenheit und Naivität. Die Besucher werden ohnehin ihren eigenen Sinn hineininterpretieren, sobald sie die Arbeit sehen, obwohl der Gedanke des Kinderspiels natürlich Einfachheit suggeriert. Matisse wurde seinerzeit für seine Papierschnipselei sehr kritisiert, man hat ihm vorgeworfen, senil geworden zu sein und infantile Collagen zu machen. Das war natürlich absurd, und etwas mit kindlicher Naivität zu tun heißt ja auch, intuitiv vorzugehen.

Man denkt keine Sekunde daran, dass es komplex sein könnte. Es ist in Wirklichkeit intuitiv komplex. Der Beweis: Was dabei herauskommt, ist anschließend nicht so leicht nachzumachen. [Lacht] Ist Ihre Vorgehensweise sehr intuitiv? Ja, ich denke schon. Alles entsteht aus der Intuition heraus, so viel ist sicher. Fügt sich Ihre Arbeit in die Reihe Ihrer Werke der letzten Jahre ein? Sie gehört zu Arbeiten, die einer gewissen erkennbaren Logik folgen, und gleichzeitig handelt es sich um etwas ganz Neues: Man wird nicht behaupten können, dass es die Variation eines bereits behandelten Themas ist. Nehmen wir das Beispiel der zwei Explodierten Hütten. Ich habe noch nie zwei identische explodierte Hütten gemacht. Doch seit der ersten erschaffe ich immer


25 Les cabanes éclatées imbriquées (Ausschnitt), Ortsspezifische Arbeit, in “Échos”,Daniel Buren, Mai 2011, Centre Pompidou-Metz. © DB-ADAGP, Paris 2014

wieder neue Variationen davon. Aber das in Straßburg hat überhaupt nichts mit Variationen zu tun. Sie zeigen zwei unterschiedliche Werke: Spiegeln sie sich ineinander wieder? Wissen Sie, sobald Sie zwei Objekte zusammenstellen, spiegeln sie sich ineinander, ob man es will oder nicht! [Lacht] Ich denke, es sind zwei wichtige Arbeiten, die jedoch beide ihre Eigenheiten haben. Die erste ist komplett neu, ich will nicht zu viel

verraten, da sie noch im Entstehen ist. Die andere, auf der Verglasung, folgt meinen Arbeiten über das Licht und die Farbe – Themen, mit denen ich mich seit Längerem befasse.

farbiges Licht in jede Ecke der Halle. Sie färbt sich ein, ohne Dissoziation ihrer Aspekte. Der äußere Bereich kann vom Museum aus nicht mehr so gesehen werden, wie er ist. Ich arbeite auch mit dem urbanen Kontext des Wie haben sie die Architektur von Gebäudes. Es besteht immer eine Adrien Fainsilber miteinbezogen? Beziehung zum äußeren Umfeld. Die große Galerie ist wie eine auf drei Das kann ein Baum sein, oder ein Seiten komplett verglaste Straße. Fenster in der Nähe. An diesen Stellen Diese nackte Masse aus Glas bildet wird die Verwandlung aufgrund der die Unterlage zu meiner polychromen Architektur am stärksten sein. (V.S.G.) Arbeit, die ich vor Ort installiere. Scheint die Sonne, projizieren die Paneele www.musees.strasbourg.eu


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Kunst wandeln

Luxemburg Metz / Nancy

18.06 — 19.10

21.06 — 19.10

Seymour

Straßburg

— CEAAC Nach der Ausstellung Rose, die dem Werk von Gertrude Stein gewidmet war, befassen sich die beiden Kuratoren Elodie Royer und Yoan Gourmel nun mit einer anderen großen Figur der Literatur.

Patrick BaillyMaître-Grand — MAMCS

Straßburg

Der experimentelle Fotograf Patrick BaillyMaître-Grand hat sich in den 80ern durch seine Reflektion über die Geschichte und die Technik seiner Kunst ausgezeichnet. Die Ausstellung feiert sein dreißigjähriges Jubiläum als Fotograf und stellt einige der hundert Bilder aus, die er der Stadt geschenkt hat. www.musees-strasbourg.eu Formol’s Band, 1986, nos 2/2, 1/2, 1/2. Perifotografien, viragierte Silberbromid-Abzüge , 90 x 70 cm © Patrick Bailly-Maître-Grand

Die Ausstellungstrilogie befasst sich mit bekannten literarischen Figuren und bietet drei thematisch klar abgegrenzte Ausstellungen. „Rose hat sich indirekt mit der Kindheit befasst“ erklären die beiden Kuratoren, „Seymour hingegen widmet sich eher den Fragen der Jugend und ihrer Desillusionierung durch den Verlust der kindlichen Unschuld“. Als ältester Sohn der von J. D. Salinger erfundenen Familie Glass steht Seymour für „den Bezug zur Spiritualität, zur Poesie und zum Spiel, zur Melancholie und zum Mysterium des Glücks“. Doch wie bei Rose kann hier jeder Besucher etwas anderes sehen – und er darf sich hier durchaus verlieren, schließlich sind auch den Kuratoren einige Aspekte entglitten. Mithilfe des „disziplinlosen“ Künstlers Bruno Persat zeigen sie diesmal eine bunte Mischung: Die in einem Kriminalfall ermittelnden Hunde von Moyra Davey, eine von Thaï Chitti Kasemkitvatanas buddhistischem Wald-Kloster inspirierte Installation, einen Raum mit Sonnenuntergangstapeten und viele andere Überraschungen! (C.B.) www.ceaac.org Arbeit von Bruno Persat


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> 12.10

Schlettstadt

Felix Schramm You Can’t Beat Time — Frac Alsace Ein deutscher Künstler dekonstruiert den Raum, um die Zeit anzuhalten.

Widerstand ist zwecklos – Die Zeit siegt immer über den Menschen. Sie verrinnt zwischen unseren Fingern. Der Raum hingegen lässt sich leichter gestalten. Vielleicht ist dies ja der Gegensatz, den Felix Schramm, deutscher Bildhauer und ehemaliger Schüler von Jannis Kounellis an der Kunstakademie Düsseldorf, in dem Titel seiner Ausstellung, You Can’t Beat Time, verdeutlichen wollte? Mutig zerbricht Felix Schramm den Raum und erweitert die formellen Grenzen durch Risse und Perforierungen. Neben dem Konzept des Chaos erforscht Schramm das Thema Konstruktion und Dekonstruktion anhand von zusammengesetzten und getrennten Körpern und dem Gegensatz zwischen Realität und Künstlichkeit.

Er schafft eine Spannung zwischen Skulptur und Raum, die an sein 2009 im Palais de Tokyo vorgestelltes Werk Omission erinnert. Ein kontrollierter Unfall, der von den Entscheidungen des Künstlers und des Betrachters geprägt ist und in dem nicht alles von der Rezeption, sondern auch von der Bewegung im Raum abhängt. Ein Werk um unseren Einfluss auf den Raum zu behaupten, wenn wir schon die Zeit nicht domestizieren können. (C.B.) www.culture-alsace.org Foto : Jean-Baptiste Dorner


ROOM SERVICE

Du côté de chez Anne Régent Petite France & Spa Das mitten in der Petite France optimal gelegene Hôtel Régent ist die Adresse für einen unvergesslichen Aufenthalt in der elsässischen Hauptstadt. Das Regent Petite France & Spa liegt mitten im Stadtkern an den Ufern des Ill, dem Fluss, der seine Arme um Straßburg schlingt. In diesem Gebäude, dessen Geschichte stets etwas mit Wasser zu tun hatte – es war erst eine Mühle, bevor es ein Eisspeicher wurde – ist dieses Element auf subtile Art allgegenwärtig. Genau wie im neuen Spa Ô fil de l’eau, der die 72 Zimmer und Luxus-Suiten mit seinem wunderbaren Ausblick über die Dächer der Stadt perfekt ergänzt. Das Hotel verfügt ebenfalls über ein Restaurant mit einer Uferterrasse. Dort treffen Sie vielleicht einen der zahlreichen Promis, die im Régent halt machen, wenn sie Straßburg besuchen! (C.L.) — Übernachtung von 320 bis 625 € 5, rue des Moulins in Straßburg +33 (0)3 88 76 43 43 www.regent-petite-france.com

Am Eingang des Straßburger Viertels der Robertsau befindet sich, nur 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, die Pension Du côté de chez Anne  –  ein Geheimtipp, der nicht mehr lange geheim bleiben dürfte!

Sie suchen ein grünes Fleckchen in der Nähe der Stadt? Kein Problem! Die europäische Hauptstadt bietet seit zwei Jahren eine Pension mit Landgasthof-Charme und hervorragendem Komfort. Du côté de chez Anne, benannt nach dessen Inhaberin, ist unser Geheimtipp für Sie. Inmitten einer grünen Umgebung gelegen, entdeckt man im ersten Stock dieses alten elsässischen Bürgerhauses fünf prächtige Zimmer, deren Ruhe wunderbar zu der zauberhaften Gegend passt. Anne Gerber liebt diesen Gästezimmer-Charakter, und sie hat jedem Ihrer „Blumenzimmer“ eine eigene Note verliehen. Die sehr schöne Bettwäsche, das ultramoderne Bad und das imposante Kopfende des Bettes sind Teil der bis ins Detail perfekten Einrichtung, die sicher einer der Gründe dafür ist, dass die Pension sich seit kurzem mit dem Preis Commerce Design Strasbourg schmücken darf, der die mutigsten Inneneinrichtungen auszeichnet. Die Kreativität setzt sich in dem im Erdgeschoss gelegenen, eleganten Restaurant des Küchenchefs Antoine Botter fort, der mit seiner wunderbaren, marktfrischen Küche die Gäste auf seiner Terrasse verwöhnt, auf der man auch bei einem üppigen Frühstück den noch jungen Tag begrüßen kann. (C.L.) — Übernachtung von 95 bis 195 €, inkl. Frühstück Das Restaurant ist am Sonntagmittag, am Montag und am Donnerstagabend geschlossen. 4, rue de la Carpe Haute in Straßburg +33 (0)3 88 41 80 77 www.du-cote-de-chez-anne.com


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Hausgemachte Speisen Saisonale Küche 7-9, rue du renard prêchant 67000 Strasbourg Réservations : 03 88 24 12 65

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Samstags von 8 bis 18 Uhr am 26. April - 17. Mai - 7. Juni 6. September - 4. Oktober 2014

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Kunst wandeln

Hagenau / Meisenthal Baden–Baden / Karlsruhe

HAGENAU MEISENTHAL BADEN–BADEN KARLSRUHE

24.05 — 09.11

Beuys Brock Vostell — ZKM

Karlsruhe

Joseph Beuys, Wolf Vostell und Bazon Brock, drei bedeutende deutsche Aktionskünstler und die Vision einer Reform der Gesellschaft. Man ist sich der Rolle mancher deutscher Nachkriegskünstler beim geistigen Wiederaufbau ihres Landes gar nicht mehr bewusst. Doch die Radikalität eines Joseph Beuys, eines Bazon Brock oder eines Wolf Vostells, drei der bekanntesten Performancekünstler der 60er und 70er Jahre, hat eine wahre Bewusstseinswerdung eingeläutet. Diese Bewusstseinswerdung hat es Deutschland in der Nachkriegszeit auch ermöglicht, auf internationaler Ebene wieder seinen angestammten Platz unter den Nationen einzunehmen. Diese drei befreundeten Künstler haben aus den Erfahrungen des Totalitarismus und des Krieges geschöpft, um aufzurütteln und neue ästhetische und politische Modelle zu entwerfen, mit einem doppelten Ziel: die radikale Emanzipation des Individuums und seine Einbindung

in neue gesellschaftliche Entwürfe. Joseph Beuys hat sogar eine eigene Mythologie gestaltet, die auf seinen typischen, stilbildenden Elementen beruht, wie dem Fett oder dem Filz. So entstand die Idee, die Materialien des täglichen Lebens zu benutzen, um sie zu verändern, wie Beuys in einem Interview 1977 erklärte. Er entwickelt seinen erweiterten Kunstbegriff der „sozialen Plastik“ im Rahmen von drei partizipativen pädagogischen Performances mit dieser für ihn typischen Prise Humor, die seine Zugehörigkeit zum „Fluxus“ der 60er Jahre deutlich werden lässt. Man erinnert sich in diesem Zusammenhang schmunzelnd an den „Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“, 1972 in Kassel: Beuys saß drei Monate lang hinter seinem kleinen Schreibtisch, erklärte sein Konzept revolutionärer Kunst und forderte jeden Widersacher zu einem Boxkampf heraus… Diese Vision einer durch die Performancekunst neu definierten Pädagogik teilt er mit Bazon Brock und Wolf Wostell. Aufklärung,


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Rolf Jährling, Wolf Vostell, Bazon Brock, Eckhart Rahn, Joseph Beuys, Tomas Schmit, Charlotte Moorman, Nam June Paik in der Galerie Parnass am Ende des 24 Stunden Happening, Wuppertal, am 5. Juni 1965. Foto: Ute Klophaus

Polemik, Aktion und Agitation sind untrennbar vereint; sie werden den Ende der 60er Jahre im totalen Bruch mit der vorigen Generation entstandenen Utopien dienstbar gemacht. Es war sicher ein Fehler, diese drei großen Künstler getrennt zu betrachten – der Bekanntheitsgrad von Beuys und Wostell ist in vielerlei Hinsicht erdrückend. Der Verdienst der Ausstellung des ZKM ist nicht nur, dass sie das Gleichgewicht wieder herstellt, sondern auch, dass sie es dem Besucher ermöglicht, die Gemeinsamkeiten dieser Aktionskünstler, die sich trotz all ihrer Unterschiede parallel entwickelt haben, besser wahrzunehmen. Sie bietet außerdem einen besonderen Einblick in die Ziele der Performancekunst und des Happenings, einer Kunst, der die drei Künstler zum Durchbruch verholfen haben – in der Kunstgeschichte ist

von „performativer Wende“ die Rede – aber auf eine weniger exzessive Art als ihre österreichischen Nachbarn. Eine Kunst die, wie jeder Weiß, zahlreiche plastische Erweiterungen erlebt hat. Das ZKM nutzt die Gelegenheit, Transmigracíon II, die vor kurzem erstandene Arbeit von Wolf Vostell, auszustellen, eine der ersten Installationen mit einem Fernseher, ein historisches Kunstwerk par excellence, welches die visionäre Kraft dieser Künstler unter Beweis stellt. Eine Kraft, auf die man sich heutzutage durchaus besinnen sollte. Lassen wir in diesem Zusammenhang Joseph Beuys sprechen: Auf die Frage, ob eine auf das ganze Leben ausgedehnte Kunst nicht das Ende derselben einläute antwortete er, dass das Gegenteil der Fall sei: Es sei ihr Anfang! (E.A.) www.zkm.de


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Kunst wandeln

Hagenau / Meisenthal Baden–Baden / Karlsruhe

12.07 — 26.10

Baden-Baden

40 | 10 — Museum Frieder Burda Der Kunstsammler Frieder Burda feiert das 40. Jubiläum seiner Sammlung und das 10. seines Museums mit einer großen Sonderausstellung.

Das faszinierende an einer privaten Sammlung ist, dass sie den Kunstgeschmack des Sammlers verrät. Der Geschmack Frieder Burdas ist bemerkenswert sicher und konsistent. Geboren wurde Friedrich Burda 1936 in Gengenbach, einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg. Er erbte das Presseimperium, welches sein Vater Franz Burda 1986 gegründet hatte, und kaufte sein erstes Kunstwerk 1968. Ein Schnittbild des italienischen Künstlers Lucio Fontana. „In meinem Elternhaus gab es Kirchner, Beckmann, Dufy, Nolde und vieles mehr, und nun sehe ich auf einmal etwas ganz Avantgardistisches, ein Bild mit drei Schlitzen. Ich war damals 32 Jahre alt und wollte auch dem Vater zeigen, wie modern ich bin.“ Danach sollten mehrere Jahre bis zu seinem nächsten Bild vergehen… Dank der wertvollen Unterstützung

mehrerer Kunstkenner, darunter auch des Schweizer Kunsthändlers Thomas Amman, der „viel getan [hat], um [seine] Begeisterung für die Kunst zu fördern“, entwickelt sich die Sammlung zu Frieder Burdas Lebenswerk. Er übernimmt Macke und Kirchner aus der Sammlung seines Vaters und baut die seine um die Faszination für Farbe und der Suche nach Emotionen auf (was unter Umständen ein und dasselbe ist). Bis 1992 befasst er sich hauptsächlich mit den deutschen Künstlern Gerhard Richter (siehe auch die Ausstellung der Fondation Beyeler bei Basel) und Sigmar Polke, von dem er einige der wichtigsten Arbeiten besitzt und die heute noch das Herz seiner auf über 1000 Kunstwerke angewachsenen Sammlung bilden. Im Laufe der Zeit gesellen sich Werke von Mark Rothko, Jackson Pollock, Willem de Kooning, später

Picassos sowie bemerkenswerte Bilder junger deutscher Künstler wie Neo Rauch oder Simon Pasieka hinzu. „Vollblutmaler“, die einzigen, die ihn wirklich interessieren, für die er 2004 von Richard Meier in Baden-Baden das Museum Frieder Burda errichten lässt (obwohl er lange Mougins bevorzugt hatte) und denen er regelmäßig monografische Ausstellungen widmet. Nun verbindet er ihre Arbeiten in einer Ausstellung, die zwischen diesen allesamt expressionistisch geprägten Werken Spannungen und Konfrontationen erzeugt, und Verbindungen und Abstammungsketten deutlich werden lässt. (S.D.) Sigmar Polke, $-Bild, 1971, Kreide und Dispersion auf Stoff, Museum Frieder Burda, Baden-Baden © The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn


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> 31.10

Meisenthal

Andreas Brandolini & Meisenthal

21.06 — 09.11

Hagenau

Bijoux Celtes — Musée historique — Chapelle des Annonciades — Espace Saint-Martin

— Centre International d’Art Verrier Der deutsche Designer Andreas Brandolini war von 1996 bis 2003 der künstlerische Leiter und das Gesicht des CIAV, oder Centre International d’Art Verrier, dem internationalen Zentrum für Glaskunst. Er initiierte wichtige Forschungsprogramme und zahlreiche Workshops, etwas, worauf er heute zurückkommt, um geschichtsträchtige Stücke auszustellen, deren Farben und Form in ihrem sozio-politischen Kontext viel über ihre Epoche verraten. 20 Jahre gesellschaftlich geprägten Designs voller femininer Kurven, Popkunstelemente oder vergessener Objekte. Eine Arbeit wie das CIAV selbst: Stets der Tradition der Glaskunst verpflichtet, doch immer entschieden zeitgenössisch. (C.B.) www.ciav-meisenthal.fr Andreas Brandolini, Demoiselles © CIAV Meisenthal

Der Wunsch zu gefallen gehört sicherlich zu den ältesten der Menschheit. Schmuck spielt dabei eine große Rolle, weil er, damals wie heute, in seinem Zusammenspiel mit dem Körper ein essentielles Accessoire der Verführung ist. Um seine seit Urzeiten privilegierte Stellung im ewigen Spiel der Sinnlichkeit, der Politik und der Rituale besser verstehen zu können, empfiehlt sich ein Besuch der Sammlungen des Musée Historique de Haguenau, um dessen Exponate – Armreife, Halsketten und andere Torques - mit den heutigen Kreationen zu vergleichen. Eine der umfangreichsten Ausstellungen der Bronze- und Eisenzeit, die nicht nur die Schönheit der alten keltischen Schmuckkunst würdigt, sondern auch den Fortbestand des Schmuckhandwerkes durch die Zeit aufzeigt. (E.A.) www.ville-haguenau.fr Yiumsiri Vantanapindu, 1/11/11, Halskette, schwarzes Porzellan, Eisen


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Brenners Park Hotel & Spa Am Rande des Schwarzwaldes, unweit des Museums Frieder Burda gelegen, bietet das Brenners eine atemberaubende Umgebung und luxuriösen Service: perfekter Komfort, ein wunderbares Spa und ein Schwimmbad mit direktem Blick ins Grüne. (C.B.) — Übernachtung von 230 bis 3300 € Schillerstrasse 4/6 in Baden-Baden + 49 (0) 7221 9000 www.brenners.com

© Alexis Delon / Preview

ROOM SERVICE

La Source des Sens In der Source des Sens in Morsbronn-Les-Bains erwartet Sie eine einmalige sensorische Erfahrung, in der Natur und Wellness in einer einzigartigen Umgebung aufeinandertreffen.

Ob Küchenchef Pierre Weller 2001 bei der Übernahme des Familienbetriebs, der damals noch Hôtel de la Marne hieß, schon ahnte, dass er das Hotel wenige Jahre später zu einem der besten Häuser der Region machen würde? Am Kreuzpunkt dreier Flüsse gelegen, am Fuße des Naturparks der Vogesen, kann die Natur im Source des Sens alle Sinne betören. Den Geschmackssinn mit der kreativen Saisonküche, deren guter Ruf dem stets anspruchsvollen Küchenchef zu verdanken ist. Das Auge mit den geschmackvoll und schlicht eingerichteten Zimmern, in die der Wald sich einlädt. Und der Tastsinn, mit dem über 5 000 m² großen Spa, das mit einem Innen- und einem Außenpool, einem Dampfbad sowie diversen Saunen auftrumpft. Für die absolute Tiefenentspannung sorgt zudem die Möglichkeit, einen Teil des Spas privat für ein Wellnessprogramm der Extraklasse zu reservieren. Einfach grandios. (C.L.)

La Clairière Mitten im Wald gelegen ist dieses Spa-Hotel in perfe≠kter Harmonie mit der Natur. Es bietet verschiedene Wellness-Behandlungen und eine kreative Bio-Küche, die allesamt einem gesünderen Leben gelten. Viele Zimmer verfügen über einen Balkon und vereinen auf elegante Art und Weise Holz und Farbe. (C.B.) — Übernachtung 105 von 195 € 63, route d'Ingwiller in La Petite Pierre – +33 (0)3 88 71 75 00 www.la-clairiere.com

Hôtel Le Moulin Annie und François Paul, ehemals Inhaber des Restaurants Le Cygne, haben sich unweit des Naturparks Nordvogesen in einer alten Mühle niedergelassen, die sie in ein Hotel mit 12 Zimmern verwandelt haben, in dem Ruhe und Entspannung herrschen! Ebenfalls im Angebot: Packages mit Übernachtung und gastronomischen Abendessen. (C.B.)

— Package Übernachtung-Restaurant von 120 bis 260€ pro Person

— Übernachtung von 95 bis 265 €

19, route de Haguenau in Morsbronn-Les-Bains - + 33 (0)3 88 09 30 53 www.lasourcedessens.fr

7, rue du Moulin in Gundershoffen +33 (0)3 88 07 33 30 www.hotellemoulin.com


TATJANA MARWINSKI Traductrice diplômée de l'ITIRI Diplomübersetzerin des ITIRI

Allemand → Français Français → Allemand Deutsch → Französisch Französisch → Deutsch

Ku n s t & D e s i g n

DOMAINES DE COMPÉTENCE Littérature, culture Marketing, publicité Contenus Web Audiovisuel

Des i g n er m ö b el u n d G eg en s t ä n d e Ku n s t s ch m u ck , Au ss t ellu n g en

FACHGEBIETE

Literatur, Kultur Marketing, Werbung Webinhalte Audiovisuelles

+33 (0)6 42 18 09 45 t.marwinski@gmx.de Die nstag s b is samstag s von 1 0. 3 0 U hr - 1 2 . 3 0 U hr und von 1 4 U hr - 1 9 U hr auß e r M ittwoch morg e ns


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Colmar / Mühlhausen Rixheim / Altkirch

COLMAR MUHLHAUSEN RIXHEIM ALTKIRCH Mühlhausen

> 12.10

Folie textile

Mode et décoration sous le Second Empire — Musée de l’impression sur étoffes

Baumwolldruck Thierry - Mieg, 1862

230 Werke, die für den Glanz des Zweiten Kaiserreiches stehen, verdeutlichen die zunehmende Begeisterung für Mode und Innendekoration. Als eines der wichtigsten Zentren der Textilindustrie hat Mulhouse seit jeher den Pariser Markt mit prächtigen Möbeln und Stoffen überflutet. Während des Zweiten Kaiserreichs zeichnet sich Mulhouse durch seine bedruckten Stoffe auf wollenem Köperstoff, Mischgeweben aus Wolle und Baumwolle und Chintz (ein Baumwollgewebe mit Wachsüberzug) aus. Die Ausstellung Folie Textile beleuchtet diese regionale Spezialität und zeigt die damaligen Vorlieben in Sachen Mode und Innendekoration, die stark von den Fortschritten der Botanik geprägt waren. Die Blumen faszinieren ebenso wie der Luxus, welchen die prächtigen Innenausstattungen und Damenmoden ausstrahlen. Jean-François Keller, der Sammlungsverantwortliche des Museums, lädt das Publikum zu einer Reise in diese prahlerische Zeit ein. Warum erlebt die Textilindustrie im Zweiten Kaiserreich eine ihrer Glanzzeiten? Die Industrialisierung und der Fortschritt der Chemie erlauben die Herstellung großer Mengen an farbigen Stoffen, die man absetzen muss. Folglich muss das Konsumverhalten verändert werden, und der Konsum aus Notwendigkeit

weicht allmählich dem Konsum aus Lust. Die großen Warenhäuser, für die die elsässischen Hersteller produzieren, haben einen großen Anteil an dieser Entwicklung. Wieso spricht man von einer Revolution in der Innendekoration? Der Komfortgedanke taucht zum ersten Mal auf, und man entwirft „gemütliche“ Interieurs, selbst in den kaiserlichen Palästen. Auch entsteht zu dieser Zeit großer Reichtum, und durch die vielen prächtigen Stoffe, Gegenstände und Möbel will man seinen Wohlstand zeigen. Man verbindet Altes mit Neuem und gestaltet so überladene Räume – man zögert auch nicht, Möbel aus vergangenen Epochen miteinzubinden! Bleibt diese Epoche auch in unserem Zeitalter ein Quell der Inspiration? Kenzo hat sich vor ein paar Jahren stark von dieser Epoche inspirieren lassen! Die Eröffnung des Musée d’Orsay hat den Designern das 19. Jahrhundert wieder ins Bewusstsein gerufen, und in der Folge haben sie sich recht oft von dieser Zeit inspirieren lassen. Heute sind eher schlichte Motive angesagt, doch einige englische Firmen wie Ramm, Son & Crocker sind der Herstellung solcher Muster bis heute treu geblieben. (C.B.) www.musee-impression.com


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> 15.05.15

05.06 — 24.08

Flamingos, um 2010, collection New Contemporaryn Manufacture Cole$ & Son, London

Anna Ostaya, Transposition 1s

Anna Ostaya

Mühlhausen

— Kunsthalle

Papier peint et Art nouveau

Rixheim

Création, production, diffusion — Musée du papier peint Das Musée du papier peint bietet einen Rückblick auf den Jugendstil, der auch heute noch Kunst und Industrie gleichermaßen inspiriert. Rhythmus, Farbe, Kurven, Ornamente, Bäume, Blumen, Insekten und Tiere… Kein Wunder, dass die Ästhetik des Jugendstils in die Wohnräume der Menschen Einzug gehalten hat. Auch die Muster der Tapeten sind schon immer den verschiedenen Kunstbewegungen gefolgt, und dies gilt ganz besonders für den Jugendstil. Zumal einer der wichtigsten Künstler dieser Zeit, der Architekt Hector Guimard, der die berühmten Jugendstil-Eingänge der Metro-Stationen gestaltet hat, selbst auch Tapetenmuster entworfen hat. Mithilfe der mechanischen Drucktechnik beginnen Zeichner und Industrielle gleichermaßen, Jugendstilmuster herzustellen, die ab 1900 den Tapetenmarkt erobern. Seitdem ist der Jugendstil nicht mehr wegzudenken: Selbst die Popkunst befasst sich mit der Ästhetik der Belle Époque, ebenso wie die Künstler des 21. Jahrhunderts. Das rosa Flamingo, Wahrzeichen des Jugendstils, kehrt nun als trendiges Element unter Palmen in der Sommerdeko des Jahres 2014 zurück! Der Kreis schließt sich. (C.B.) www.museepapierpeint.org

In ihrer ersten monografischen Ausstellung in Frankreich thematisiert die polnische Künstlerin unseren Bezug zur Arbeit. Die Künstler, das ist bekannt, sind Faulpelze allesamt: Sie stehen erst mittags auf und trinken erst einmal gemütlich ihren Kaffee. Dann arbeiten sie zwei, drei Stunden und gehen zum Apéro, der bis in die frühen Morgenstunden dauert. Tagein, tagaus. Kein Wunder, dass die anständigen Bürger sie drängen, einen „richtigen“ Beruf zu ergreifen. Anlässlich ihrer ersten persönlichen Ausstellung in Frankreich hat Anna Ostoya beschlossen, dieses Klischee aufzugreifen. Als sie erfuhr, dass die Mülhausener Kunsthalle früher eine Gießerei war, entschied sie sich, ihren Arbeitstag an dem Tagesablauf der ehemaligen Arbeiter auszurichten: Regelmäßige Arbeitszeiten, schwere Arbeit, eine normierte und durchgetaktete Produktion. Von einer künstlerischen Produktion nach dem Vorbild der Fabrikarbeit ausgehend, stellt sie das Bild des faulen Künstlers zusammen mit dem Mythos des Künstlers als unverstandener, avantgardistischer Freidenker infrage. Das Ergebnis: Ein Wechsel von Farben, die sich im Wandel der Formen (Streifen, Vierecke, Wellen, Kurven) verändern, von Techniken (Ölmalerei, Acryl, Radierungen und Lack), von Materialien (Blattgold, Aluminium, Blut) und historischen Bezügen (russischer Konstruktivismus und Suprematismus, BMPTGruppe), der fasziniert und zum Nachdenken über die Bedingungen für den Wandel des sozialen Status der Arbeiter - aber auch der Künstler - anregt. (X.H.) kunsthallemulhouse.com


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Kunst wandeln

Colmar / Mühlhausen Rixheim / Altkirch

05.07 — 05.10

Joël Ducorroy Comme un aperçu

— Espace d’art contemporain André Malraux

Seit über 30 Jahren stellt Joël Ducorroy Nummernschilder her – seit 1981, um genau zu sein, als er unter dem Eindruck eines grundlegenden Erlebnisses (das laut Legende auf ein Treffen mit Serge Gainsbourg zurückzuführen ist) seinen ersten Text prägt. Von da an hat dieser Schildkünstler, wie er sich selbst nennt, wie besessen Gegenstände durch Buchstaben ersetzt. Mit viel Witz steckt er ein Schild mit dem Wort „Kaktus“ senkrecht in einen Blumentopf, oder legt ein rotes Schild mit der Aufschrift „Wurst“ zwischen zwei gelbe „Baguette“Schilder. Gewiss hat auch er der Versuchung nicht widerstehen können, auch mal eine Botschaft zu vermitteln (wie zum Beispiel „Die Wahrheit in der Kunst findet nur dann statt, wenn der Betrachter nicht schummelt“, eine augenzwinkernde Anspielung auf Marcel Duchamp), doch als Erbe der Pop-Künstler befasst er sich lieber mit Alltagsgegenständen. Ducorroy stellt so ganze Räume her, die der Betrachter mit seiner Vorstellungskraft füllen muss: Ende 1992 möbliert er im Confort Moderne in Poitiers eine 4-ZimmerWohnung mit über 1000 Schildern. Es mangelt an nichts: Couch, Fernseher, Kaffee.

Doch anders als bei der Pop-Kunst entzieht Ducorroy die Gegenstände unseren Blicken, anstatt sie uns zu präsentieren. Er ahmt vage ihre Form nach, doch er versteckt sie, beraubt sie ihres alltäglichen Nutzens und löst sie auf, indem er sie durch die Wörter ersetzt, die sie bezeichnen. Eine Reduktion auf das Äußerste. Dort, wo Ben, ein anderer Text-Künstler, die Welt kommentiert, nennt Joël Ducorroy sie lieber beim Namen. So erinnert er uns daran, dass eine der grundlegendsten Funktionen der Sprache nicht die Vermittlung von Gefühlen oder die Beschreibung der Welt ist, sondern sie zu ordnen. (S.D.)

Colmar


ROOM SERVICE

Verte Vallée Hôtel Quatorze Im Herzen des historischen Viertels von Colmar steht das Hôtel Quatorze, auf dessen Fassade stolz die vier Sterne prangen. Diesen Sommer werden Sie dort lauter kleine Überrraschungen erwarten: Täschchen, die mit amüsanten Sprüchen bestickt sind, Schals, Socken- und Dessousbeutel, das ganze von Inouitoosh, sowie dezenter und außergewöhnlicher Schmuck von Médecine douce, der hier exklusiv verkauft wird. Moderner Luxus prägt die 14 Zimmer (darunter zwei Suiten), die alle mit aparter Bettwäsche versehen sind. Und wer vor dem Abendessen oder einem Glas Wein auf der wundervollen, ruhigen Terrasse, noch entspannen will, der kann ein Bad in den Whirlpool-Badewannen genießen. Äußerst schick! (C.B.) — Übernachtung von 125 bis 320 € die Nacht 14, rue des Augustins à Colmar +33 (0)3 89 20 45 20 www.hotelquatorze.com

Dieses bekannte Münstertäler Hotel, Restaurant und Spa hat sich ganz der Wellness der Gäste verschrieben! Seit 25 Jahren ist das Team von Verte Vallée bestrebt, seinen Gästen ein einzigartiges WellnessWohlfühlerlebnis zu bieten. Verte Vallée ist weit mehr als ein Hotel, es ist eine Insel der Ruhe, in der sich die Gäste entspannen, erholen und auch gastronomisch verwöhnen lassen können. In Sachen Form und Schönheitspflege findet man ein Schwimmbad, einen Fitnessraum, eine Sauna, ein Dampfbad, und über 50 Pflegebehandlungen für alle Ansprüche! In der Küche leitet der erfahrene Thony Billon ein Team von 15 Mitarbeitern, die erlesene Speisen auf den Teller zaubern. Dabei setzt Thony auf frische Zutaten vom Markt und interpretiert traditionelle Gerichte neu, verfeinert sie mit vielerlei Gewürzkompositionen und Farbenspielen. Last but not least bietet das Verte Vallée elegante Zimmer und eine wunderbare Terrasse. (C.B.) — Übernachtung von 93 bis 285 € 10, rue Alfred Hartmann in Munster +33 (0)3 89 77 15 15 www.vertevallee.com


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Kunst wandeln

HUNDERT JAHRE ERSTER WELTKRIEG

Die Wege der Seele Zahlreiche Ausstellungen gedenken des hundertsten Jahrestags des Ersten Weltkrieges: hier eine kleine Auswahl aus der Region. Es ist eine Mahnung: Der Brief von Franz Marc an seine Ehefrau, Maria, vom 4. März 1916, in dem er ihr schreibt, sie solle sich nicht sorgen, er werde gesund zu ihr zurückkehren. Noch am selben Tag fiel der Künstler gegen 4 Uhr nachmittags vor Verdun. Dabei hatte er, mehr als jeder Andere, das Heranziehen des Chaos geahnt; seine Gemälde aus der Zeit vor dem Konflikt sind ein Vorausblick auf die Tragödie, in der Europa, und später die ganze Welt, schon bald versinken sollte. Er wusste, dass die Menschheit ins Verderben lief, und er wusste, wenn er es auch nicht wahrhaben wollte, dass er in diesem Konflikt sterben würde. Andere kamen mit dem Leben davon, doch ihre Kunst sollte für immer die Narben des Krieges tragen. So Max Beckmann, Erich Heckel und Otto Dix, die der Krieg so grausam prüfte, dass sie kurz nach dem Krieg ihre bedeutendsten Werke schufen. Die Gemälde und Papierarbeiten, welche im Rahmen der Karlsruher Ausstellung „Zerschossene

Illusionen“ gezeigt werden, wirken durch die individuelle Gewalterfahrung der Künstler berührend und verstörend. Die visionäre Kraft dieser Expressionisten wurde schon oft beschworen, und diese Ausstellung beweist erneut, wie sehr ihre Arbeiten die Grundlagen für ein neues Menschenverständnis gelegt haben, klarsichtig, angeschlagen, aber nicht unbedingt hoffnungslos. All diese Bilder verweisen auf ältere Arbeiten wie die des Lothringers Jaques Callot, der während des Dreißigjährigen Krieges die ästhetischen Kodizes der Kriegskunst definiert hat, fernab jeglichen Heroismus‘. Seine Gravuren beeinflussten auch Goya und alle anderen Künstler, die sich mit der Realität des Krieges befasst haben. Folgerichtig zeigt das Musée des Beaux-Arts in Nancy die vollständige Reihe Les Misères et les Malheurs de la guerre von Callot, ein besonderer Einblick in ein fast dokumentarisches Kunstwerk, objektiv und Detailverliebt. Eine ähnlich dokumentarische Absicht darf man wohl sechs anderen Museen in den Vogesen unterstellen, welche die Realität hinter der Front in den letzten vier Jahren des Krieges beleuchten. Der Besucher verfolgt den Alltag von fünf Menschen, die versuchen, im Krieg zu überleben: Ein Kind, das Bilder der Imagerie Pellerin ausschneidet - Spielkarten über das Kriegsgeschehen - ein Geigenbauer

und ein Künstler, die den Umständen zum Trotz weiterarbeiten, eine Frau, die ihr Tagebuch schreibt, und ein grübelnder Passant. Grafische Werke, Fotos, Gemälde und Plakate: Es ist ein durchweg bewegender Spaziergang durch den Alltag des Einzelnen. In Straßburg hingegen interessiert man sich für die Perspektive der Kämpfer: Deutsche und Französische Soldaten stehen einander gegenüber. Doch bevor sie mit dem Töten beginnen können, erblicken sie in den Augen des Gegners die gleiche Angst, die gleiche Verzweiflung wie ihre. La Chambre hat aus den Archiven des Départements und der Mediathek der Französischen Armee sowie aus privaten Sammlungen zahlreiche Dokumente zusammengetragen und eine Ausstellung voller ergreifender Bilder geschaffen, aus einer Epoche, in der die Fotographie die Malerei ablöste, und zwar sowohl als Zeugnis und Abbildung der Wirklichkeit, als auch als individuelle Interpretation derselben. Doch zurück zu Franz Marc. Bevor er an der Front fiel, hatte er noch seine 100 Aphorismen mit dem Untertitel „Das zweite Gesicht“ beenden können. Der 99. Aphorismus lautet wie folgt: „Die Zukunft gibt immer dem Schaffenden recht. Die Schaffenden geben immer der Zukunft recht, aber niemals der Gegenwart, die für sie immer schon Vergangenheit ist.“(E.A.)


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Pellerin & Cie, Les gaz asphyxiants, 1916, Coll. Musée de l’Image, Épinal

Zerschossene Illusionen, Beckmann, Heckel, Dix und der Erste Weltkrieg, — noch bis zum 3. August in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe www.kunsthalle-karlsruhe.de

Otto Dix, Nächtliche Patrouille im Drahtverhau, 1924 © Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

L’Art et la guerre — noch bis zum 16. Februar im Musée des Beaux-Arts de Nancy www.mban.nancy.fr La Vie encore — noch bis zum 11. November in den Museen der Vogesen (Musée de l’Image à Épinal, Musée départemental d’art ancien et contemporain d’Épinal, Musée de la lutherie de Mirecourt, Musée PierreNoël in Saint-Dié, Musée Friry de Remiremont, Musées de Remiremont) XIV / XVIII, La photographie et la Grande Guerre — vom 13. Juni bis zum 27. Juli und vom 20. August bis zum 7. September, Ausstellungsraum La Chambre in Strasbourg www.la-chambre.org

Jacques Callot, La Pendaison, musée des Beaux-Arts de Nancy


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Dieses Projekt wurde von der Europäischen Union kofinanziert - Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

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…eine Auswahl der besten Veranstaltungen aus drei Ländern. Videos, Texte und Ton, alles auf französisch und deutsch, machen Lust aufs Entdecken.


Kultur

Foto : brokism


46 UNSERE TIPPS kultur

JAZZ

In La Petite Pierre steppt der Bär... Das Festival Au grès du jazz in den Vogesen hat sich einen Namen gemacht und zieht Größen aus Jazz, Blues und Funk an. Den Jazz kann nur in Plural geben, in Abhängigkeit der Kulturen, auf die er stößt; es bedarf nicht viel, und schon driftet er in Richtung Groove ab oder sucht Inspiration bei Klängen aus Nah und Fern. Von dieser Vielseitigkeit zeugt das Festival in La Petite-Pierre, eingerahmt von den Wipfeln der umstehenden Tannen. Auf dem Programm, das wie immer in aller Sorgfalt für ein anspruchsvolles Publikum zusammengestellt wurde, finden sich Künstler, die inzwischen zu den Großen zählen. Wie dem diesjährigen Plakat zu entnehmen ist, trifft Paolo Fresu auf Omar Sosa, als echter Funk-Star tritt Keziah Jones auf, während Roy Hargrove, Thomas Dutronc oder Michel Portal begleitet vom Akkordeonspieler Vincent Peirani das friedliche Dörfchen mitten im Regionalen Naturpark Vosges du Nord zum Swingen bringen. Und der Gitarrenvirtuose Bireli Lagrene legt auf dieser wunderbaren Mittelgebirgsstrecke einen regionalen Zwischenstopp ein. (E.A.) Au grès du jazz 7/08 > 17/08 In La Petite Pierre http://augresdujazz.com Bild : Omar Sosa © David Sproule

FESTIVAL

In (nicht immer) kleiner Besetzung Seit zehn Jahren spürt das internationale Musikfestival von Weißenburg den innigen Momenten in der Kammermusik nach. Ist das nicht eine schöne Geschichte? Vor zehn Jahren veranstaltete Hubert Wendel ein paar Konzerte, um Samir Golescu nach Weißenburg zu holen. Das Festival war geboren, aber aus organisatorischen Gründen konnte der in den USA lebende Pianist doch nicht kommen. Zehn Jahre später beehrt er das eigens wegen ihm gegründete Festival mit seiner Anwesenheit und nicht weniger als fünf Konzerten. Natürlich kommt er nicht allein; erneut werden viele namhafte Instrumentalisten das Publikum begeistern, das aus Musikkennern, aber auch aus weniger versierten Musikliebhabern besteht. 19 Tage lang lassen uns nicht weniger als 22 Konzerte in das Repertoire von Bach, Beethoven, Brahms, Schumann oder Rachmaninow eintauchen, mit einem Abstecher hin und wieder in komplexere Werke von Bartók, Janáček oder Hindemith. Eine Initiationsreise quer durch vier Jahrhunderte Musik in ihrer reinsten und vielleicht auch unmittelbarsten Form, vom Solo bis zum Quintett. (E.A.) Festival International de Wissembourg 20/08/2014 > 07/09/2014 In La Nef von Wissembourg www.wissembourg-festival.com Photo: Quatuor Gerhard / Josep Molina


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OPER THEATER

Dichtung und Musik Mit Beginn der schönen Tage hält das Festival Été cour été jardin in Straßburg Einzug, das inzwischen zu einem Muss geworden ist. Zwei Monate lang Bühne frei für eine Neuentdeckung der Darstellenden Kunst in ihrer musikalischen und theatralischen Form. Für die Theaterbühnen des Straßburger Taps bedeutet der Sommeranfang kein wohlverdientes Dolcefarniente, im Gegenteil, er läutet eine fröhliche Spielzeit ein, die lokalen Produktionen und der Darstellenden Kunst in ihren verschiedensten Formen gewidmet ist. Den ganzen Juli und August hindurch geraten die Bühnenbretter des Taps Scala und des Taps Gare-Laiterie zu einem Ort des Austauschs, an dem unterschiedliche Musik- und Bühnenpraktiken zusammen kommen; im Namen der Vielfalt treffen innovative Ansätze im Theater auf neu interpretierte Klassiker. Musikalisch erwartet uns ein großartiges Programm zwischen romantischen Konzerten, Cabaret, Rock-Folk-Konzerten und traditionellen Liedern. In Sachen Wortkunst stehen Stücke für Kinder und Jugendliche auf dem Programm sowie eigens für das Festival Été cour été jardin konzipierte musikalische Lesungen. Denken Sie daran, rechtzeitig in der Boutique Culture am Straßburger Münsterplatz Karten vorzubestellen: Alle Veranstaltungen sind kostenfrei! (C.T.) Été cour été jardin 11/07 > 14/08 in Taps Scala und Gare-Laiterie www.taps.strasbourg.eu

Liebestoll Nach einer außerordentlich erfolgreichen letzten Saison mit wunderbaren Aufführungen der Cenerentola und von Rigoletto sowie dem Ende des Janáček-Zyklus, setzt das Opéra national du Rhin (OnR) in der Saison 2014-2015 das Thema Liebe fort. Liebessehnsucht, Liebesrausch, Liebesleid, all dies steht im Herzen eines stets ausgewogenen Spielplanes, der bekannte und weniger bekannte Stücke, ja sogar Raritäten enthält. Ab September entführt uns Quai Ouest, ein Auftragswerk des OnR mit Musik von Régis Campo, in die Welt von Bernard-Marie Koltès. Eine bewegende Einleitung in die Materie, und bei Weitem nicht die einzige Überraschung dieser Saison, wie l’Amico Fritz beweist, eine elsässische Liebeshymne von Erckmann und Chatrian - und gleichzeitig die Gelegenheit für das OnR, wieder mit Christian Lacroix bei den Kostümen zusammenzuarbeiten. Für die Weihnachtsfeiertage sind zwei neue Produktionen angekündigt: Das Pariser Leben von Offenbach und das Dornröschen Respighis werden Groß und Klein begeistern. Mozarts letztes Werk, Die Milde des Titus, zeigt die Liebe in ihrem politischen Kontext: Sie führt zur Aufopferung, aber auch zur Milde und spornt zu Glanzleistungen des Geistes an. Alles in Allem eine Saison, um auf Wolke sieben zu schweben, allerdings mit Unwetterwarnung!

Quai Ouest 27.09. > 10.10.

La Belle au bois dormant 19.12. > 01.02

L’Amico Fritz 24.10. > 23.11.

La Clemenza di Tito 06.02. > 08.03.

La Vie parisienne 13.12. > 18.01.

Straßburg, Colmar, Mühlhausen www.operanationaldurhin.eu


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ROCK & FOLK

Der Hase in seinem Bau Mit seiner immer noch intakten Stimme entführt uns Neil Young auf eine Reise in die Vergangenheit und die Gegenwart des Pops. Neil Young gehört wahrscheinlich zu den am schwierigsten zu fassenden Persönlichkeiten der Geschichte des Pops. Es gab viele Popmusiker, die im Laufe ihrer Karriere einige Haken geschlagen haben, und nicht wenige, die ihr Außenseitertum medienwirksam zu inszenieren wussten, während andere wiederum in Depressionen versunken sind. Auf Neil Young trifft nichts von alledem zu: Er hat nie versucht, sich als Außenseiter oder Pionier darzustellen, hat sich dafür jedoch stets die Begeisterung und den Wunsch bewahrt, den Rock voranzubringen. Diejenigen, die 2008 sein Konzert in Colmar miterlebt haben, werden dies bestätigen: Wenn der nicht so einsame Loner zusammen mit den Crazy Horse auftritt, dann gibt er dem Rock seine animalischen Anteile zurück, mit einem gewissen primitiven Instinkt, sowohl in seinen schönsten Folk-Balladen als auch in seinen elektrifiziertesten Momenten. „Wenn du den Hasen finden willst, musst Du ihn in seinem Loch suchen!“ sagt er manchmal scherzhaft. Jenseits der Anspielung auf Lewis Carroll ist er als Künstler – und Zuhörer – davon überzeugt, dass man zur Essenz des eigenen Seins zurückkehren muss, um das weite Feld der Kreativität ermessen zu können. (E.A.) Neil Young & Crazy Horse, am 8. August in der Foire aux Vins de Colmar www.foire-colmar.com Bild : Neil Young en 1970

THEATER

Ein neues Kapitel Nach sechs Jahren als Leiterin des Théâtre National de Strasbourg (TNS) wird Julie Brochen nun von Stanislas Nordey abgelöst. Ab September wird Stanislas Nordey die Leitung des berühmten Theaters und seiner Schule übernehmen, wobei der Schauspieler und Regisseur den pädagogischen Austausch zwischen den beiden Institutionen verstärken will. Die Amtsübergabe wird mit dem Anfang der Saison 2014/2015 erfolgen, anlässlich der Zusammenkunft von Julie Brochen, dem Ensemble des Théâtre National de Strasbourg und dem Orchestre philarmonique de Strasbourg im Rahmen der Pulcinella von Stravinsky, einem Stück auf halbem Wege zwischen Commedia dell’arte und Selbstfindung. Julie Brochen wird sich im Anschluss im November von der Straßburger Theaterszene verabschieden und zwar mit der Arthurlegende Lancelot du Lac, einem Stück, welches zum Zyklus Théâtre Graal gehört, der 2012 begonnen hat und in Zusammenarbeit mit Christian Schiaretti entstanden ist. Mehr als eine neue Saison ist es für das Theater ein neues Kapitel, das in diesem Herbst aufgeschlagen wird. (C.T.) Pulcinella vom 11. bis 18.Oktober und Lancelot du Lac vom 14.November bis 2. Dezember im TNS in Straßburg. Öffentliche Vorstellung der neuen Saison am 5. und 6.September. www.tns.fr


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MUSIK

Musik im Herzen Das Festival Musicalta lädt mitten im Hochsommer alle Liebhaber der Musik zu einer Begegnung in idyllischer Landschaft ein. Mitten im Elsass, in dem beschaulichen Örtchen Rufach, umgeben von seinen Weinbergen und Burgen, warten das Musikfestival und die Sommerakademie Musicalta für Festivalbesucher und Studenten aus aller Welt mit geselligen Momenten und Begegnungen auf. Erwartet werden nicht weniger als 150 herausragende Künstler. Die Konzerte werden an geschichtsträchtigen Orten in Rufach, Egisheim oder Gebweiler stattfinden; daneben stehen Begegnungen, Vorträge und sogar Ausflüge in die Weinberge auf dem Programm: Jeder Moment ist kostbar und wird als ein Hochgenuss empfunden, bei dem Musik, Kultur und Lebensart zusammenkommen. Wie jedes Jahr zeigt sich die Kammermusik wunderbar offen, sowohl große Werke der Klassik als auch der Popmusik werden neu interpretiert: Hier trifft Bach auf Schumann und Schubert, aber auch auf die Beatles – zum größten Vergnügen aller! (E.A.) Musicalta Rufach und Umgebung 22/07/2014 > 06/08/2014 www.musicalta.com

FESTIVAL

Street & sun Im Sommer ein Highlight und unbedingtes Muss in Mülhausen: Das Festival Scènes de rue wartet mit Shows, Begegnungen und waghalsigen Kunststücken auf. Seit 1997 bevölkern im Sommer Akrobaten, Jongleure, Schauspieler, bildende Künstler, Musiker und Zirkusartisten die Straßen und Plätze in Mülhausen, bereit, ihre Passion für Straßenkunst mit dem Publikum zu teilen. Mit einem bunten Programm aus interdisziplinären Darbietungen (voller Witz, Spott, Engagement, Poesie und Rätsel…) zeigt Scènes de rue abermals sein Bestreben, die Genregrenzen verschwimmen zu lassen. Als eine Stadt von überschaubarer Größe eignet sich Mülhausen bestens für Kunst im öffentlichen Raum: Zahlreiche Plätze, Hinterhöfe und Parks laden Zuschauer und Künstler zu einer Begegnung außerhalb der vier Wände eines Theaters ein. Während des viertätigen Festivals wird der öffentliche Raum so zu einem Ort des Austauschs, des Entdeckens und der Verzauberung – für Groß und Klein gleichermaßen. (C.T.) Scènes de rue 18.07/2014 > 21.07.2014 Mühlhausen scenesderue.mulhouse.fr


50 26.08 — 20:00 Quatuor Béla + Albert Marcœur — Théâtre de la Sinne MUSIKFESTIVAL

Das Barometer steht auf schön

Albert Marcœur ist der uneheliche Sohn von Boby Lapointe und gilt unter vielen Kritikern als der Frank Zappa Frankreichs. Inzwischen ruhiger geworden, rückt der Wortkünstler dem französischen Chanson dennoch ordentlich auf die Pelle. Unterstützt vom BélaQuartett nimmt er uns live zu einer Reise in die Windungen seines Geistes mit, in den Grenzbereich zwischen Worten und Träumen.

Foto: Serge Bozon

28.08 — 22:00 Joke Lanz Solo — Sud Basel

Mit dem wunderbaren Festival Météo und seinen hochkarätigen Darbietungen kehren wir gegen Ende des Sommers zu den wichtigen Dingen zurück! Die Musik aus ihrer Festlegung auf Genres befreien, Grenzen überwinden, neue Wege aufzeigen – nichts Geringeres hat sich das Festival Météo zum Ziel gesetzt. Dank seiner 30-jährigen Geschichte erfreut es sich einer wunderbaren Berechtigung und leistet mit ungebrochenem Elan Pionierarbeit: Die eingeladenen Künstler sind allesamt Forscher, die mit Klängen und Formaten experimentieren und sich gegen fest gefügte Vorstellungen in der Musik wehren. Das gelingt ihnen mit Bravour und oft mit einem gewissen Sinn fürs Lächerliche. Ein wenig Empathie und Offenheit genügen, um für ihre Botschaft empfänglich zu sein und besondere Momente zu erleben, von denen uns so manche für immer in Erinnerung bleiben werden. (E.A.) Météo Mühlhausen 26/08/2014 > 30/08/2014 www.festival-meteo.fr

Heute kann man als DJ alles vollautomatisch laufen lassen – doch die Plattenteller lassen sich auch anders bedienen! Joke Lanz ist ein anspruchsvoller Performer, der die unendlichen Möglichkeiten des Klangs austestet: mit abenteuerlichen Scratches und rasanten Cut-ups in NoiseManier nimmt er die Materie in die Mangel, zerlegt sie in ihre einzelnen Bestanteile und setzt sie neu zusammen; das alles mit viel Feingefühl und einem Sinn fürs Visuelle, wodurch sich sein DJ-Set in ein wahres Happening verwandelt.

30.08 — 12:30 Will Guthrie Solo — Chapelle Saint-Jean Das Schlagzeug als Solo – die Vorstellung kann einem durchaus Angst machen. Aber hier sei an die Auftritte von David Moss, Joey Baron und anderen erinnert, die uns die Essenz selbst ihres Instruments vorgeführt haben. Dieser heiklen Herausforderung stellt sich nun Will Guthrie, dessen Auftritte in Mülhausen nicht unbemerkt geblieben waren. Doch keine Angst: Der herausragende Schlagzeuger wird uns in Atem halten, auch wenn er uns damit über die Grenzen unseres Selbst hinausträgt!


www.ceaac.org

21.06 19.10.14 bis zum :

vom :

Mi - So : 14 - 18 Uhr

SOMMERPAUSE VOM 3/08 BIS ZUM 3/09

Gastkuratoren : Élodie Royer, Yoann Gourmel & Bruno Persat.

Kunstzentrum : 7 rue de l’Abreuvoir, 67000 Strasbourg

Erica Baum / Lenka Clayton / Julien Crépieux / Moyra Davey / Joseph Grigely / Chitti Kasemkitvatana / Gareth Long / Benoît Maire / Benoît-Marie Moriceau / Antoinette Ohannessian / Bruno Persat / William Wegman / und der Band Holden.

Centre européen d’actions artistiques contemporaines

VISUEL : SEYMOUR SKETCH”, 2014 © BUDDY GLASS

GRAPHISME HORSTAXE.FR

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c lt s JUILLET-AOÛT 2014* —

HALLE VERRIÈRE

EXPOSITION D’ART CONTEMPORAIN ERWIN WURM “NARROW HOUSE” —

de trésors en créations du  2 1 . 0 6  au  0 9 . 1 1 . 2 0 1 4

CENTRE INTERNATIONAL D’ART VERRIER DÉMONSTRATION DES SOUFFLEURS DE VERRE + BOUTIQUE — *TOUS LES JOURS : 14H À 18H SAUF MARDI INFOS : SITE-VERRIER-MEISENTHAL.COM AVEC LE SOUTIEN DE : L’EUROPE (LEADER + / FEADER) LA COMMUNAUTÉ DE COMMUNES DU PAYS DE BITCHE LE MINISTÈRE DE LA CULTURE : DRAC LORRAINE & ALSACE LA RÉGION LORRAINE, LE CONSEIL GÉNÉRAL DE LA MOSELLE LE PARC NATUREL RÉGIONAL DES VOSGES DU NORD © RDNGR.COM + FÉLIX REIMANN

— Du mercredi au dimanche de 14h à 18h (tous les après-midi en juillet et en août) — Infos / 03 88 90 29 39 www.ville-haguenau.fr

— Haguenau Musée Historique Chapelle des Annonciades Espace Saint-Martin

Graphisme . Antoine Caquard

MUSÉE DU VERRE

EXPOSITION DESIGN “ANDREAS BRANDOLINI & MEISENTHAL” —


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Trends

Photo : brokism


Ă„rmelloses Shirt Iro von Ultima. Lederpluderhose von Vivienne Westwood Red Label bei Revenge Hom. Pumps von Saint Laurent Paris und Silberhalskette Pomellato 67, beides in den Galeries Lafayette. Make-up von Jacques Uzzardi mit den Produkten von MAC Cosmetics, erhältlich in den Galeries Lafayette.


pale ginger

Fotos Alexis Delon / Preview Umsetzung Myriam Commot-Delon


Denimhemd von Reiko, Jeans von Meltin’Pot und Plateau-Sneaker von No Name, das Ganze bei The Korner. Anhänger Drop of Sand, Kristall, Gold, Silizium, und schwarze Kette von Eric Humbert.


Lederpluderhose von Vivienne Westwood Red Label bei Revenge Hom. Krokodilarmreif Revenge Hom.


Sonnenbrille Lust.Caution! von Massada Eyewear bei Maurice Frères. Denimjacke von Saint Laurent Paris bei Ultima.


Ärmelloses Shirt mit Wolkenaufdruck aus Bambusfaser von Naco Paris bei K.Collections in Colmar. Denimjeans Meltin’Pot von The Korner. Schlüsselanhänger mit langer Kette und Halsreif, Silber, beides von Pomellato 67 in den Galeries Lafayette.


Asymetrisches R端schen-Seidentop und Patchwork-Denimshorts, beides von Isabel Marant bei Ultima. Fransenboots von Ash bei Ultima bis. Krokodilarmreif Revenge Hom. Halskette Papillon, Gold und Turmalin, und Ring Bretzel, Gelbgold, von Eric Humbert.


Model Klara Up Models Haarstylist Alexandre Lesmes / Avila www.avilacoiffure.fr Make-up-Artist Jacques Uzzardi www.jacquesuzzardi.com Postproduktion Emmanuel Van Hecke und Camille Vogeleisen / Preview Assistentin Fotografie Claire / Preview

Nietenbesetztes Stretch-Jersey-Kleid von Philipp Plein, Vorkollektion Herbst/Winter 2014, bei Algorithme La Loggia. Pumps von Saint Laurent Paris und Ohrringe, Silber und Markasit, Pomellato 67, beides in den Galeries Lafayette.


62 Zut ! Trends § Schmuck

Der Glanz der Sterne! VON MYRIAM COMMOT-DELON FOTOS ALEXIS DELON / PREVIEW

Diesen Sommer bringen die Edelsteine des Straßburger Juweliers Eric Humbert Glück! Kostbare Kreationen, die einen vor Schicksalsschlägen schützen oder ein glückliches Ereignis zelebrieren!

Diesen Sommer flirtet der Kreativjuwelier Éric Humbert mit dem tief im All glitzernden Hufeisennebel und beschert uns diesen diamantenbesetzten Weißgoldanhänger Eine Sternschnuppe, die uns auf eine Reise ins funkelnde Weltall entführt und viele von uns glücklich machen wird. 2014 ist das Jahr des Pferdes in der chinesischen Astrologie – ein Grund mehr, uns diesen Anhänger in Hufeisenform zu gönnen, das individuell auch mit Rubinen oder anderen Juwelen besetzt werden kann und zum Beispiel als glücksbringendes Armband getragen werden kann. Auch wer das Herz seiner Liebsten einfangen will, kann sich auf dieses goldene Lasso, das einen Diamanten sanft umschlingt, verlassen. Ziel erreicht: Die urbanen Spacecowgirls werden sich reihenweise von

Ring Lasso, Gelb- oder Weißgold.

diesem im Alltag angenehm zu tragenden Lasso fesseln lassen, und den nonchalanten und coolen Look genießen, den ihnen diese außergewöhnliche Kreation verleiht. Und für alle Liebenden, die sich verloben wollen: Was wäre passender als eine goldene Schleife mit einem Brillanten? Juwelier Éric Humbert 46, rue des Hallebardes in Straßburg +33 (0)3 88 32 43 05 www.eric-humbert.com


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Anhänger Fer à cheval, Gelbgold und Diamanten.


64 UNSERE TIPPS

Ausschnitt aus dem Video Boots Scramblers von Ateliers Heschung

trends

EXKLUSIVITÄT

This boots are made for… Motorradstiefel Scrambler, limitiert. Exklusiv erhältlich über die Website von Heschung und in der Boutique, 18, rue du Vieux Colombier, 75006 Paris www.heschung.com www.jvb-moto.com

Alle Motorradfahrer, die sich schon lange nach gut gemachten Stiefeln für ihr Hobby sehnen, werden Pierre Heschung ewig dankbar sein. Er hat sich dieses Jahr die Unterstützung von Jens vom Brauck gesichert, dem deutschen Designer des Labels JvB Moto, einem Customizer, der für seine aggressive und puristische Ästhetik berühmt ist. Zusammen haben sie die Triumph Scrambler/ Atelier Heschung kreiert und passend dazu auch gleich einen gleichnamigen Stiefel entworfen. Aber wie ist es zu dieser Zusammenarbeit voller Reminiszenzen an die 60er Jahre gekommen? Für die elsässische Manufaktur, die bereits 1934 Arbeitsschuhe im Norweger-Stil hergestellt hat, ist es ist eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. Dieser besondere Motorradstiefel besticht durch die Stärke des für Heschung typischen SuportloLeders, die Gummisohle und die (grafische) Schalthebelverstärkung. Und als Bonus findet der Motorradbegeisterte auf Heschungs Website ein Video dieser explosiven Zusammenarbeit! (M.C.D)


65 HAARMODE

Trendsetter Ein kleiner Ausflug zum Friseur nach Colmar gefällig? Élodie Stecker ist Haarstylistin, Sammy Macalbert Colorist. Beide haben in Paris und Genf für ein englisches Unternehmen gearbeitet, doch irgendwann haben sie beschlossen, in einem wunderbaren alten Haus aus dem 16. Jahrhundert in Colmar ihren eigenen exklusiven Salon zu eröffnen, der neben seinen hochwertigen Dienstleistungen durch ein schlichtes Interieur voller Designmöbel besticht. (M.C.D)

Foto brokism

Seckler Marcalbert Salon 8, rue des Augustins in Colmar +33 (0)3 89 20 69 84 www.secklermarcalbert.com

MODE

Eye of the Tiger United Legend ist dank der hippen Geschwister Marie und Thomas Tistounet eine Muss-Adresse für Herrenmode in Straßburg geworden. In diesem Traumkleiderschrank steckt der Teufel im Detail der Kollektionen von Saint Laurent Paris, Dior homme, Dolce & Gabbana, Emporio Armani oder Burberry London. Und da ein wenig Spaß einfach sein muss, steht diese Saison ganz unter dem Zeichen der neuen Kenzo-Designs. Ein Befreiungsschlag und die Gelegenheit, sich mal wieder das Video zu Eye oft the Tiger von Survivor anzusehen. Es ist offensichtlich: Ultra-Slim, Leder und Baskenmütze sind out, getigerte Sweatshirts des Designer-Duos Humberto Leon und Carol Lim sind in! (M.C.D) United Legend 3, rue des Juifs – + 33 (0)3 88 22 88


Conception graphique : Chic medias / Photo : Christophe Urbain

7 Tage in der Woche geöffnet • Betriebsfeste • Weihnachstfeiern • Cocktails • Empfänge

Le Jardin de l’Orangerie

Parc de l’Orangerie • 67000 Strasbourg • 03 90 41 68 05 W W W. J A R D I N O R A N G E R I E . F R


Lifestyle

Foto : brokism


68 Zut ! Lifestyle × Gastronomie


69 NATÜRLICHE KÜCHE

Rede freiheit VON CÉCILE BECKER FOTOS CHRISTOPHE URBAIN ZEICHNUNGEN LAURENCE BENTZ

Sie ist die Küchenchefin und Kellermeisterin des Restaurants Jour de Fête. Er hat das Restaurant À bout de soufre. eröffnet. Beide sind Kellermeister bei Au fil du vin libre. Sie sind Freunde qualitativ hochwertiger Erzeugnisse und Freunde derer Produzenten. Sie schwören auf Naturwein. Sie schwimmen gegen den Strom des grenzenlosen Konsums. Sie sind frei und unabhängig. Ihre Ausdrucksform ist der Geschmack.

Auch in einer Gegend mit stark verwurzeltem Weinanbaugebiet und kulinarischen Traditionen können neue Trends Fuß fassen – solange sie gewissen Ansprüchen genügen. Die „Bistronomie“ ist ein solcher Trend. Vom Ruf verfolgt, ein Pariser Schickimicki-Phänomen zu sein, erlebt die Bistronomie nun in Straßburg ihre zweite Blüte. Von Schickimicki ist jedoch nicht viel zu sehen, es sei denn, man meint damit die gemütliche, nostalgische Inneneinrichtung der Lokale. Wie also kann man diese neue Küche, die auf den gesunden Menschenverstand und alte Prinzipien setzt, am besten beschreiben? Sie wird oft von Naturweinen begleitet, denn die großen Chefs dieser Bewegung wie Inaki Aizpitarte vom Chateaubriand oder Bertrand Grébaut vom Septime setzen auf qualitativ hochwertige Produkte – eine Bezeichnung, die auf die Bistronomie als Ganzes auch zutrifft. Es ist eine Naturküche, die ihre Produkte beim Nachbarn bezieht und die Herkunft ihrer Zutaten, des Fischs und des Fleischs das sie verwendet, kennt. Sie überlädt den Teller nicht, fokussiert sich auf das Wichtigste, modernisiert vergessene Produkte und verwendet teils exotische Gewürzmischungen. Eine Küche, die, wie ihr Wein, sehr auf die Zutat achtet, auf die Jahreszeiten hört, auf die Umwelt, und auf die Produzenten. Sie gehorcht ethischen Grundsätzen und setzt daher

auch gerne Mal auf ein Glas Wein, das im Einklang mit Natur und Mondzyklus entstanden ist, und ganz oder fast ohne Schwefelzusätze gereift ist. In Straßburg kämpft Jean Walch mit seinem Weinkeller Au fil du vin libre für diese lebendigen Weine. Agata Felluga, die Kellermeisterin und neue Leiterin des Restaurants Jour de Fête verbindet diese Weine mit edlen Speisen. Und Geoffray Deshayes, Chef des Restaurants A bout de soufre, bestätigt die Idee, dass das Glück auch ein bisschen Neugierde voraussetzt, um diese neuen Weine kennenzulernen. Das Eine geht nicht ohne das Andere: Eine gute Küche und Naturwein – geeint gegen den Verfall des guten Geschmacks.


70 Zut ! Lifestyle × Gastro


71 NATÜRLICHE KÜCHE

FREIHEITSKÄMPFERIN Die Prinzipien der in der Wolle Blau-Weiß-Rot gefärbten französischen Küche werden von einer Gruppe dreißigjähriger Koch-Rebellen ordentlich durcheinandergewirbelt. Zusammen haben sie beschlossen, sich auf das Produkt zu fokussieren, auf lokale Erzeugnisse und auf umweltschonende Produktionsmethoden. Die Autodidaktin Agata Felluga, 32, aktuelle Chefin (und Kellermeisterin!) des Restaurants Jour de Fête führt dieses Autorenbistro (ein Begriff, der es uns erlaubt, den Neologismus der „Bistronomie“ elegant zu vermeiden), das neben seiner Küche auch noch eine große Auswahl an Naturweinen bietet. Die 32 Kilos Fisch und Meeresfrüchte aus Saint-Jean de Luz sind gerade ganz frisch in ihren Styroporkisten angeliefert worden und breiten sich in der Küche des Restaurant Jour de Fête aus. Die glänzenden, milchigen und fleischigen Körper der Venusmuscheln, große Glattbutte und die silbern und blau gestreiften Makrelen, „ein Fisch, der in Europa wegen seines recht intensiven Geschmacks wenig gegessen wird“, so Agata Felluga. Aber das ist genau die Herausforderung, die sie sucht: diesen Geschmack beherrschen, ihn zu verbinden, seinen schlechten Ruf zu beenden, damit er in Zukunft nicht mehr bloß in Konservendosen endet. Während des Filetierens weiß Agata noch nicht, wie sie den Fisch zubereiten will: Sie wird sich zusammen mit ihrem Assistenten Hugo Hint ganz spontan auf ihre Intuition verlassen. Wenig später steht fest: Die Makrele wird zu einer kalten Vorspeise verarbeitet, in einer Marinade mit Aldudes-Schinken und etwas grünem Rettich, oder als Filet serviert, mit einem Topping aus Champignons auf einem Bett von japanischem Reis. Schlicht, ohne Firlefanz, auf den Geschmack fokussiert, nur mit „den besten Zutaten“: So ist die Küche von Frédéric Camdjian, dem big Boss dieses Genußkellers, dem Jour de Fête. Zusammen mit Irène Lassus, der ehemaligen Chefin von Petites Sorcières, das heute von Ghislaine Arabian geführt wird, hat Camdjian seine Pariser Heimat verlassen, um das Restaurant in Straßburg aufzubauen. Nachdem er zusammen mit Irène die kulinarische Identität des Lokals gestaltet hatte, kehrte er in seine Heimatstadt zurück und überließ ihr die Führung. Eine Erfolgsgeschichte.

Bistronomin? Heute setzt Agata diese Geschichte fort, so wie sie es auch seinerzeit im Chateaubriand in Paris getan hat. Als Chef de Partie hat sie über vier Jahre an der Seite von Inaki Aizpitarte gearbeitet, der zur Speerspitze einer neuen Küchenchefgeneration gehörte, allesamt Vertreter der hippen Bistronomie. Ist sie auch Bistronomin? Ja, weil sie sich genau zwischen der Bescheidenheit des Bistros und der großen Gastronomie positioniert. „Mir ist es lieber, dass man von einfacher Küche spricht“, erklärt Agata. „Von schönen und guten Produkten, die mit Sorgfalt verarbeitet werden.“ Diskret und Bescheiden hat Agata vor Kurzem den Titel „Rising Star“ (als neuer Stern am europäischen Koch-Himmel) entgegengenommen, den die renommierte Fachzeitschrift Four verleiht, doch dieser neue Ruhm hat sie nicht verändert. Sie will „die Kochkunst auch außerhalb von Paris vorantreiben“ und hat sich für Straßburg wegen seiner Ruhe entschieden. Ihren Prinzipien will sie immer treu bleiben: niemals den Teller überfrachten, den Jahreszeiten folgen, unbekannte Produkte anbieten, und, vor allem, direkt mit den Produzenten zusammenarbeiten (die oft zu Freunden werden) und den Zwischenhandel vermeiden. „Von dem Augenblick an, wo du dich entscheidest, lokal zu arbeiten und die intensive Landwirtschaft zu vermeiden, veränderst du etwas“, erklärt Agata. „Es ist eine politische Entscheidung, die wir treffen müssen. Aber es obliegt auch dem Kunden, sich für Restaurants mit einem ethischen Gewissen zu entscheiden.“ Selbst besucht Agata Felluga gerne das Baratin in Paris und dessen Chefin Raquel Carena, das sie als ein großes Vorbild bezeichnet, oder auch das Coin des Pucelles in Straßburg.

Speisen und Weine Da ein Gericht ohne Wein eine absurde Vorstellung wäre, bieten all diese Restaurants auch eine große Vielfalt an Naturweinen an, die einem den Kopf verdrehen kann (allerdings ohne schwefelbedingte Migräne). Im Jour de Fête sind dafür Frédéric und sein Kollege Pierre Glista sowie Agata und ihr Assistent Hugo zuständig. „Ein Gericht muss immer mit Blick auf die Weine gestaltet werden, und umgekehrt. Die Abstimmung zwischen Speisen und Wein ist mir sehr wichtig. Ich würde sogar gerne noch stärker dazu beitragen, das alles eng verbunden ist.“ Die Speisen-Wein-Kultur hat Agata seit ihren Anfängen aufgebaut – in der Küche von Alain Senderens, einem Meister auf diesem Gebiet, der dadurch bekannt wurde, dass er seine Sterne zurückgegeben hat, aber auch bei Alexandre Jean, Sommelier im Astrance. Agatas Weg ist voller übergastronomischer Prinzipien und Sterne, die sie aber nicht davon abhalten konnten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Ein gutes Restaurant muss gastfreundlich und gemütlich sein. Von Pascal Barbot, Chef des Astrance und „Genie“, hat Agata „den Umgang mit dem Faktor Mensch gelernt, die Wichtigkeit des Austausches innerhalb des Teams und das Anrichten im Teller“. Ansonsten hatte sie damals noch nicht den heutigen Durchblick: „Ich folgte Notizzetteln, schaute zu, machte nach, wandte an. Erst heute begreife ich, wie stark ich von diesen Handgriffen und Kochmethoden beeinflusst worden bin.“


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Chelidonichthys lucerna (Roter Knurrhahn)

Ruditapes decussatus (Venusmuschel)

Scomber scombrus (Makrele)

Natürlich Wein! Lust als Antrieb Die Autodidaktin übertrifft sich täglich selbst und überwindet immer wieder die Grenzen, die sie sich selbst gesetzt hatte: « Ich weiß nicht, wie man eine Lauchfondue macht, das hat mir Hugo beigebracht. Wenn ich einen Nachtisch mit Pampelmusen machen will, und ich mich mit dieser Frucht wenig auskenne, dann egal, ich folge meinem Instinkt und mache das, worauf ich Lust habe“. Eine Küche, die aus einer Geschichte voller Zufälle entstanden ist. In Rom als Kind zweier Biologen aufgewachsen, kann Agata damals noch nicht einmal ein Omelett zubereiten. Sie studiert zunächst Kunstgeschichte und Film. Auf den ersten Blick etwas ganz Anderes, als ihre spätere Spezialisierung, doch nicht, wenn man zwischen den Zeilen liest: Sie strebt nach Schönheit, liebt Extreme und folgt ihrem Gefühl. Wichtige Eigenschaften in der Küche wie in der Kunst. Mit 23 Jahren verlässt sie Rom, gibt alles auf, um nach Paris zu ziehen. Mit einer Freundin aus der Filmakademie spricht sie zum ersten Mal über Gastronomie. Köchin, warum nicht? Sie bekommt von ihr die Adresse eines Restaurants in Paris und geht sofort dorthin. Schon am nächsten Tag ist sie eingestellt und verbringt das folgende Jahr in der Trattoria Bocconi, wo sie zwar lernt,

ein Messer richtig zu halten, aber noch nicht, wie man Französisch spricht. Ihre einzige Hilfe sind die lateinischen Namen der Speisen. Und dann? Die Sterneköche, das Chateaubriand, die Stunden, die vergehen, die Hetzerei, die Streitereien, die Selbstzweifel, die Müdigkeit und, nach einem Jahr, ein großer Knall: sie verliebt sich, dann Straßburg, eine Hochzeit [Anm. d. Red.: Mit dem Fotografen dieses Artikels, herzlichen Glückwunsch!] und Jour de Fête. Hier gewinnt sie wieder die Oberhand, nimmt sich Zeit, atmet durch, und überdenkt ständig ihre Küche. Nein, diesmal wird sich nicht wieder alles über Bord werfen, versprochen! Jour de Fête, Restaurant und Weinkellerei 6, rue Sainte-Catherine Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 12:00 bis 01:00, Dienstag 14:00 bis 1:00 und Samstag 18:00 bis 01:00

Der Lebensweg von Agata Felluga ist voller glücklicher Zufälle. Einer davon war die Entdeckung ihrer drei Lieblingsnaturweine im Weinkeller von Jour de Fête, kurz, nachdem sie dort ihre Arbeit aufgenommen hatte. Sie verrät uns nun die Namen ihrer drei Favoriten, die sie zum ersten Mal im Chateaubriand kosten durfte, begleitet von einem Kommentar Pierre Glistas, dem Kellermeister und Kellner im Cave à Manger. – Contadino 9, Domaine Frank Cornelissen, Solicchiata, Sicile, Rotwein 2011 „Ein raffinierter Wein von den Hängen des Etna.“ – 11 Clou, Domaine Prieuré Roch, Nuits-Saint-Georges, France, Weißwein 2011 „Ein großer, sehr natürlicher Bourgogne.“ – Goruli Mtsvane, Domaine Tshortauli, Bakurtsikhe, Géorgie, Weißwein 2011 „ Der goruli mtsvane, aus einer georgischen Rebsorte, verdankt seinen typischen Charakter der traditionellen Reifung in Amphoren, ohne jegliche Zusätze.“


73 NATÜRLICHE KÜCHE

CHEZ JEAN Der Weinkeller Au Fil du Vin Libre spiegelt die freie Persönlichkeit seines Besitzers, Jean Walch, wieder, und ist ein unverzichtbarer Treffpunkt für alle Neugierigen und Weinbegeisterten, die sich für Naturweine interessieren. „Kein Vergleich zu den anderen Kellermeistern“, kann man im Netz lesen. Zu Recht. Ob weinbegeisterter Amateur, passionierter Kenner, Winzer oder Wirt, alle treffen sich im Au Fil du Vin Libre wegen des Naturweins, aber vor allem wegen Jean. Und in eingeweihten Kreisen sagt man schlicht, man gehe seinen Wein „bei Jean“ abholen. Unversehens hat Jean Walch, begleitet von Charly, durch seine Begeisterung für Naturweine und deren Erzeuger und dem Wunsch, seine Begeisterung mit Anderen zu teilen, aus seinem Namen eine wahre Institution gemacht, und aus seinem Weinkeller einen unumgänglichen Treffpunkt für jeden Weinliebhaber. Bei Jean bekommt man sehr schnell den Reiz der Naturweine vermittelt. Man lernt zu verstehen, warum ein guter Wein auch kleine Fehler haben darf, dass diese Weine ihren Geschmack wie eine Laune ändern können und dass diese Flaschen nur demjenigen ihre wahre Kraft enthüllen, der bereits ist, sich überraschen zu lassen… Man versteht, warum diese Weine auch vins vivants, also lebende Weine heißen, und warum man ihnen einfach nichts zusetzen darf – weder Gärhefen, noch Schwefel, noch sonstige Zusätze. Naturwein, das ist Wein wie er sein sollte. Als ehemaliger Koch hat Jean diese Weine zusammen mit den Winzern entdeckt, und er begleitet und fördert

ihre Entwicklung und ihre Fortschritte. Er kennt sie alle, kostet jeden einzelnen, organisiert Weinproben und weiß Bescheid über seine 800 Weine aus der Region oder darüber hinaus. Oft trifft man bei ihm auch die elsässischen Winzer, denen er sein Wissen verdankt, und die auch uns noch viel beibringen können: Patrick Meyer, Bruno Schueller, Christian Binner oder Jean-Pierre Frick. Jeder hat seinen Lieblingsnaturwein, dessen Genuss für ihn ein Schlüsselerlebnis war – vielleicht wartet ja auch Ihre zukünftige Lieblingsflasche nur darauf, von Ihnen entdeckt zu werden! Für mich ist es der Pinot Gris Katz’en Bulles, ein perlender Naturwein von Binner, den ich bei einer der zahlreichen von Jean organisierten Weinproben kennengelernt habe. Köstlich! Und die ebenfalls angebotenen gastronomischen Kostbarkeiten, darunter Wurstwaren von Manu Chavassieux, Butter von Bordier und Lachs von „Les Papilles Gourmandes“, sind weitere Argumente für einen Besuch. Au fil du vin libre 26, quai des Bateliers +33 (0)3 88 35 12 09 www.aufilduvinlibre-strasbourg.com

Die Wahl von Au fil du vin libre

DER GÜNSTIGSTE

DER LEBHAFTESTE

DER AUSGEWOGENSTE

Petit Jo,

Bourgogne aligoté

Pinot noir, Steiner,

domaine Roche Buissière Rotwein 2011 – 8,70€

domaine Vini Viti Vinci Nicolas Vauthier, Weißwein 2012 – 12,80€

domaine Jean Ginglinger, Rotwein 2010 – 18,50€

Dieser leicht zu trinkende, Mehrheitsfähige Rotwein aus Grenache und Syrah passt perfekt zu allen sommerlichen Knabbereien.

Die Säure dieses Weine kann den ein oder anderen stören, doch er passt vorzüglich zu Frischkäse oder knackigem Gemüse.

Ein außergewöhnlicher Pinot, ungeschwefelt und ungefiltert, der das Team von Au Fil du Vin Libre durch seine Ausgewogenheit zwischen Frucht und Säure begeistert hat.


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75 NATÜRLICHE KÜCHE

KULINARISCHE NOUVELLE VAGUE Als Weinkenner ist Geoffray Deshayes, Chef des Restaurants À bout de soufre, ein begeisterter Verfechter des Naturweins. « Es gibt etwas jenseits der großen traditionellen Weine » erklärt er. Eine Reise zur reinen Traube und passenden Saisongerichten mit einem leichten, exotischen Flair. Nein, „soufre“ („Schwefel“) schreibt man nicht mit zwei „f“. Vielleicht, weil unter den Naturweinen keiner dem anderen gleicht. Diese Weine sind frei von Schwefelzusätzen (Schwefel ist der Konservierungsstoff, der bei vielen Menschen Kopfschmerzen verursacht), deswegen leben, atmen, verändern sie sich und nehmen uns mit auf eine Entdeckungsreise zur Traube in ihrer reinsten Form. Viele Passanten fragen, ob an dem Wort „soufre“ im Namen des Restaurants À bout de soufre ein „f“ fehlt. Ein Glück für den Chef des Lokals, Geoffray Deshayes: „Ich werde oft auf dieses „f“ angesprochen, das ist für mich die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Diese Neugierde freut mich. Ich erkläre dann warum das so ist, und dass diese Weine frei sind, dass sie sich nicht zu rechtfertigen brauchen: Sie sind nichts als Traube. Ich mag das Konzept des schulmeisterlichen Kellermeisters nicht sonderlich.“ Geoffray Deshayes ist weder Kellermeister, noch Önologe, noch schüchtern. Und seine Weine schmecken allen vorurteilsfreien und offenen Weintrinkern. Das entspricht auch seiner Erfahrung. Nach der Teilnahme an der Eröffnung der Epicerie in Straßburg – wo er sein erstes Weinerlebnis mit einem traditionellen Faugères hat – dem Abbruch seines Architekturstudiums und anschließend seines Kunststudiums, folgt er seiner Lebensgefährtin nach Genf. Dort lebt er zunächst von kleinen Jobs, spart fleißig und entdeckt die Naturweine zusammen mit dem Kellermeister Axel Caubet. Dann ein weiteres Weinerlebnis, wieder mit einem Faugères, nämlich dem Tradition vom Domaine Léon Barral, aus biodynamischem Weinbau. Wie viele andere Liebhaber dieser Weine kann er nicht zurück – er trinkt nichts anderes mehr und eröffnet seine eigene

Naturweinbar. Ein überwältigender Erfolg, doch mit einer Kehrseite: Deshayes ist nur noch mit der Geschäftsführung und Buchhaltung beschäftigt und verliert den Spaß an der Arbeit. Daraufhin packt er seine kleine Familie und kehrt nach Straßburg zurück, mit einem Projekt: Er will mit den Naturweinen weitermachen, doch diesmal sollen sie den Gästen zusammen mit einfachen aber durchdachten Gerichten angeboten werden. „Ich hatte den Eindruck, dass diese Weine zu oft mit Aufschnitt serviert wurden, ich jedoch wollte sie zu echter Gastronomie anbieten – so, wie sie es verdienen.“ Er findet ein Lokal, kauft es, richtet es eigenhändig neu ein und eröffnet das Restaurant im vergangenen Dezember. Das Genuss-Leistungsverhältnis Das Konzept befindet sich auf halbem Wege zwischen einem klassischen Restaurant und einer Weinbar – es soll auf „IN“-Krimskrams verzichten und eine offene, entdeckungsfreudige Kundschaft anziehen. „Ich mache meinen Job nicht, um gedankenlos irgendetwas zu verkaufen. Ich verkaufe keinen Alkohol, ich verkaufe Wein. Ich tische keine Teller ohne Geschichte auf, sie haben alle etwas zu erzählen.“ Seine Herangehensweise: gute Produkte, die gut verarbeitet werden, und an die hundert gute Weine. Er sieht sich als Mittler zwischen „dem Landwirt und den Menschen“. Und er setzt dem heiligen Prinzip des „Preis-Leistungsverhältnisses“ das des „Genuss-Leistungsverhältnisses“ entgegen, indem er die Gerichte, die er anbietet, mit eigenen Ideen verfeinert. Zusammen mit seiner Küchenchefin Nastasia Janel erarbeitet er traumhaft leichte Speisen: Fleisch- und Fischgerichte mit Gemüse oder Früchten der Saison, raffiniert gewürzt, mit allerlei

Emulsionen und einem japanischen Touch. Das Menü wird ungefähr alle 10 Tage erneuert, doch es bleiben stets säuerliche Akzente wie das Lachs- und Mango-Shirashi, die Garnelenschwänze mit Lakritze und Limette auf Dreikornreisbett, und, als Dessert, der beliebte Fondant au Chocolat mit einer Englischen Creme, die mit Matcha verfeinert wurde. Zu jedem Gang kann der passende Wein bestellt werden, ob in der Flasche oder im Glas. Natürlich kommt es vor, dass die Kunden sich nicht mit Naturwein auskennen: „Ich versuche, die Gäste in diesem Fall nicht unnötig zu verwirren. Wir haben das Glück, in einem Weinanbaugebiet zu leben, wo Viele zum Beispiel mit Riesling und Gewürztraminer vertraut sind. Wenn die Menschen dann von diesen zwei Klassikern gelangweilt sind, kann ich ihnen anbieten, diese Weine ganz neu zu entdecken. Ein elsässischer Naturwein wird nie so beladen sein, wie ein traditioneller elsässischer Wein“. In einer Region mit so stark verwurzelten gastronomischen und weintechnischen Traditionen wie dem Elsass freut es Geoffray Deshayes, neue kulinarische Trends zu setzen, die auf Einfachheit und Offenheit setzen, ohne auf einen gewissen Anspruch zu verzichten. Mit einem Augenzwinkern verrät er uns, bereits an neuen Projekten zu arbeiten – Eine kulinarische Nouvelle Vague, deren Wellen so bald nicht versiegen werden… A bout de soufre 3, rue de la Courtine +33 (0)3 90 24 93 25 www.aboutdesoufre.fr Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag von 12:00 bis 14:00 und von 17:00 bis 00:30, Freitag und Samstag bis 01:30


76 Zut ! Lifestyle × Deko

Reiseziel Trödelmarkt VON CAROLINE LÉVY & CÉCILE BECKER FOTOS CHRISTOPHE URBAIN

In den letzten Jahren ist Altes wieder topaktuell, sowohl in der Stadt als auf dem Land. Seit bald zehn Jahren treffen sich nun die Wochenend-Trödler auf der Place Broglie im Herzen Straßburgs. Auf dem Marché Européen de la Brocante et de la Collection, dem europäischen Trödelund Sammlermarkt, treffen sich ausgewiesene Experten und nostalgische Amateure gleichermaßen. Ein Bericht. An fünf Samstagen des Jahres, zu einer Uhrzeit, zu der Viele angetrunken nach Hause torkeln, wird die Place Broglie lebendig. Alles hier kann gekauft werden, jeder Preis ist verhandelbar. In aller Herrgottsfrühe, zwischen 6 und 8 Uhr, treffen sich die gewerblichen Interessenten, Trödler und Antiquitätenhändler vorab zum sogenannten „déballage marchand affaire brocanteurs et antiquaires“. Die Aussteller stürzen sich dabei auf die seltenen Perlen der anderen Anbieter und nehmen dabei das Risiko in Kauf, dass auch ihre besten Stücke später auf dem Stand eines Konkurrenten landen. Dieses „Auspacken“ erfolgt nicht direkt am LKW, wie in Béziers oder in Le Mans, und es ist auch nicht ausschließlich für gewerbliche Käufer reserviert, aber es ist natürlich auch nicht die große Braderie de Lille. In seiner bald zehnjährigen Geschichte hat der Marché Européen de la Brocante et de la Collection sich inzwischen einen Platz unter den ganz Großen gesichert, und er ist die größte öffentliche Veranstaltung dieser Art im Osten Frankreichs. Sein Gründer, der passionierte Gilbert Hangen, hat es mit Unterstützung der Stadtverwaltung, und besonders der von Erik Elkouby,

dem damaligen Vize-Bürgermeister und Verantwortlichen für Messen und Märkte, geschafft, in seinem 2004 gegründeten Verband die großen Akteure des Trödel und Antiquitätenhandels zu vereinen. 70 Aussteller aus ganz Frankreich treffen sich seitdem auf dem Straßburger Platz. „Ausgegangen ist alles von einer einfachen Feststellung: In den 90ern haben die privaten Trödelmärkte und Garagenverkäufe in den Dörfern derart überhand genommen, dass es nötig wurde, den Beruf des Trödlers zu überdenken. Die Profis brauchten einen qualitativ hochwertigen Markt, der Ihnen gewidmet ist“ erklärt Gilbert Hangen, Vorsitzender des Verbandes und spezialisierter Aussteller und Händler von Vintage-Mode. Es gibt verschiedene Kategorien von Trödelmärkten: Die sogenannten „videgreniers“, frei übersetzt „Garagenverkäufe“, die eher von und für Privatleute organisiert werden, und die „brocantes“, die großen Trödler- und Antiquitätenmärkte, die sich eher an die gewerblichen Antiquitätenhändler richten. Letztere besitzen eine große Kenntnis von wertvollen Stücken, die sie auch restaurieren können, sind aber oft zugleich als Trödler

unterwegs. Es gibt allerdings auch einige gemischte Veranstaltungen, die eher in die Kategorie „Flohmarkt“ fallen. In Straßburg gibt es eine Mehrheit von Trödlern, aber auch viele Antiquitätenhändler, Antiquare, und natürlich spezialisierte Designhändler, die auf Designwaren der 50er bis 90er Jahre setzen. Tatsächlich müssen die Händler des Gebrauchtwarenhandels auch auf die Moden und Anforderungen des Marktes reagieren, auf die ständige Evolution des Designs, oder auf den Trend von maßgeschneiderten Möbeln, indem sie ihren Waren ein zweites Leben schenken. Neuester Trend sind Gegenstände aus der Zeit der Popkultur der 60er und 70er Jahre, die bei den heute 40-Jährigen sehr beliebt sind. Der Besucherschnitt schwankt zwischen 15 und 20.000 Besuchern pro Veranstaltung – Trödel hat also in Straßburg noch eine glänzende Zukunft vor sich! (C.L.) Marché Européen de la Brocante et de la Collection du Broglie, am 6. September und am 4. Oktober, place Broglie in Strasburg


MarieCharlotte Simon ——

Mam’zelle Brocante

Der Gegenstand? „Es ist ein kleines Damentäschchen aus Silber mit einem Satininnenfutter aus den 20ern. Ich habe sie von einer Dame erstanden, die die Sachen Ihrer Mutter räumte. Dieses ModeAccessoire erinnert mich an die Eleganz der Frauen des Anfangs des letzten Jahrhunderts und an den damaligen Lebensstil. Ich hätte gerne zu dieser Zeit gelebt, deswegen liebe ich diese altmodischen weiblichen Accessoires.“

Hinter ihrem zugleich altmodisch und jungmädchenhaft anmutenden Stand stehend, trägt Marie-Charlotte Simon stets ein Accessoire, das sie hervorhebt: Ein origineller Hut, eine zu ihrem Kleid passende Handtasche, und das alles mit einem stets freundlichen Lächeln. Kein Wunder: Diese junge, 27-jährige Frau lebt ihre Leidenschaft, seitdem sie sich mit der Geschichte der Gegenstände befasst, ein Thema, mit dem sie zum ersten Mal während ihres Studiums der Kunstgeschichte in Berührung gekommen ist, dank dessen sie im weiteren Verlauf auch Kunst- und Antiquitätenhandel studiert hat. In das Milieu eingeführt wurde sie von Raoul Klein, dem „Paten des Trödel- und Antiquitätenhandels“, ein Spezialist für Elsässische Volkskunst in Obernai. Doch danach wandte sie sich in eine andere Richtung: die der raffinierten Mode-Gegenstände aus den 50er Jahren und Art-déco-Tischwaren. Kurzum „Meine Spezialität ist alles, was ich liebe!“. Marie-Charlotte erklärt weiter: „Ich liebe Gegenstände mit klaren, geometrischen Linien. Wir sind hier in einer Gegend mit sehr schönen Glasarbeiten, wie zum Bei-

spiel die von Emile Gallé, und sehr schönem Porzellan, wie in Sarreguemines. Bei der Kleidung wird die Sache schon etwas komplizierter, weil die Frauen heute andere Größen haben, aber ich liebe diese delikaten und raffinierten Accessoires.“ Sie könnte alles was sie kauft und verkauft ja auch für sich behalten. Gerät sie nie in Versuchung? „Nein. Es ist ein wenig so, als ob ich die Gegenstände und ihre Geschichte an meine Kunden, die oft weitgereist sind, weiterreichen würde. Ich reise durch sie und mit ihnen.“ MarieCharlotte kann sich gut vorstellen, ihrem Beruf immer treu zu bleiben: „ weil in diesem Beruf eine Vielzahl anderer Berufe stecken“. Eine Vielzahl an Möglichkeiten, die sie ebenso gut auf den verschiedenen Märkten, ihrer Website oder in Kleinanzeigen realisiert, und, wer weiß, vielleicht auch mal im eigenen Laden. (C.B.) Ankauf und Verkauf +33 (0)6 80 89 79 37 contact@mamzellebrocante.com www.mamzellebrocante.com


78 Zut ! Lifestyle × Deko

Mélanie und Yannis Vernet ——

Die Schönheit des Zufalls Die Geschichte von Mélanie und Yannis Vernet ist voller Zufälle. Wenn sie mit Antiquitäten und Trödel handeln, dann nur, weil ihnen ein Lagerbestand und ein Laden zugefallen sind – die Leidenschaft entstand erst danach. Dasselbe gilt für die Gegenstände, die sie verkaufen: Es sind Spontankäufe, „Links und Hyperlinks“, die sie oft und unverhofft auf neue Schätze voller Anekdoten des Alltags stoßen ließen. Wie zum Beispiel der Haken, an dem die Bergarbeiter früher ihre Kleidung aufgehängt haben, in einem Raum, den man den „Raum der Gehängten“ nannte, wegen der Illusion, die so entstand. Mélanie und Yannis Vernet haben sich nicht auf eine bestimmte Epoche spezialisiert, sie bevorzugen „jene Momente, in denen ehemals avantgardistisches Design von den Menschen angenommen wird und in den Wohnzimmern Einzug hält“, wie die Bewegungen des industriellen Designs oder des Modernismus, wie jene Stühle aus der Musterwohnung von Auguste Perret im Havre, oder dieser typische Bauhausstuhl mit Überhang oder auch jener zeitgenössische Trend zum „Bauhässlich“ - „seltsame Gegenstände, bei denen man nicht weiß, ob sie schön oder hässlich sind – wir mögen solche Grenzgänger“, sagen sie mit einem humorvollen Zwinkern. Lassen Sie sich von der Schönheit des Zufalls überraschen! (C.B.) 6, rue d’Alsace in Raon L’Étape +33 (0)3 29 41 55 96 contact@duhasard.com www.duhasard.com

Georges und Marie-Lou Chometton ——

Traditionen und Trends Am Eingang des Marché européen de la brocante et de la collection, zur Oper hin, findet man Georges und Marie-Lou Chometton. Das Paar vertritt eine gewisse Tradition des Antiquitätenhandels, obwohl sie auch Waren für ein größeres Publikum vertreiben. „Wir bieten dekoratives in sehr hoher Qualität, erklärt Marie-Lou Chometton, prestigeträchtige französische Tischwaren, Silberbesteck, Gläser. Solche Stücke kommen nie aus der Mode, doch wir haben es nie versäumt, uns den Trends anzupassen, wir haben uns nie spezialisiert.“ Ihr Ehemann, etwas zurückhaltender, aber ebenso begeistert wie sie, lebt seit seinem 14. Lebensjahr vom Antiquitätenverkauf und hat „alte Gegenstände, die eine Geschichte haben“ schon immer geliebt. Beide sind durch „Learning by doing“ zu dem geworden, was sie heute sind, aber auch durch das Studium von Fachliteratur und vor allem „durch den Kontakt zu den Menschen“, wie sie betonen. Ursprünglich aus Lyon stammend, sind sie ins Elsass gekommen, um ihre Kundschaft zu erneuern: „In der Region Centre war die Luft raus; Hier im Osten spürt man noch eine echte Leidenschaft für alte Sachen, und vor allem sind die Menschen hier sehr sympathisch!“ Eins zu Null für Elsass-Lothringen! (C.B.) Quartier Montplaisir in Chatillon-sur-Chalaronne +33 (0)6 07 04 05 46


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Gauthier Legrand ——

Legrand Design

Der Gegenstand? „Diese typische 70er-Jahre Lampe im Eye-Ball-Stil, wie man sie zurzeit wieder öfter sieht. Es ist ein echtes Symbol, weil ich in meiner Anfangszeit mit dem Verkauf von alten Lampen begonnen habe, und ich diese Lampe damals bei einer meiner Touren erstanden habe. Die Form und die Originalität haben mir gefallen. Man hat mir immer empfohlen, nur Dinge zu kaufen, die mir selber gefallen, und nicht Dinge für Andere zu kaufen – und daran halte ich mich heute noch“.

Gauthier Legrand ist der Stellvertreter einer neuen Generation von passionierten Trödlern und Antiquitätenhändlern, die ebenso oft Kunde wie Verkäufer sind. Und doch hätte er diesen Beruf um ein Haar nicht ergriffen. Aus Trotz gegenüber seinem Vater, mit dem er heute allerdings immer noch zusammenarbeitet… „Ich bin in einem Haus voller Antiquitäten aufgewachsen. Aus Auflehnung gegen meine Eltern wollte ich mich immer modern Einrichten. Einige meiner Freunde haben gelegentlich mit alten, aber modern designten Möbeln gehandelt. So bin ich auf den Geschmack gekommen“. Vor zwei Jahren entschloss er sich, seinem damals von Elsässischer Volkskunst und klassischem Mobiliar passioniertem Vater zu folgen, und gab dem Familienbetrieb dadurch eine ganz neue Richtung in Sachen skandinavische Trends: „Klar hat sich mein Vater gefreut, dass ich mich doch entschlossen habe, diesem Beruf nachzugehen, und da hat er sich recht schnell überzeugen lassen. Ich finde einen Voltaire-Sessel sehr schön, aber nicht, wenn man mal eine Stunde draufsitzen muss… Ein Cocktail-Sessel hingegen

verbindet Komfort und Ästhetik, man kann einen ganzen Abend darauf sitzen bleiben, mit Freunden diskutieren und sich pudelwohl fühlen“. Sein Angebot umfasst signiertes Mobiliar wie zum Beispiel Sideboards von Johannes Andersen, aber auch Erschwinglicheres. Legrand bietet etwas für jede Börse an, sofern man ihn anspricht: „Neben den Stücken, die wir auf den Märkten ausstellen, haben wir natürlich auch noch vieles im Lager. Sie dürfen sich nicht von dem teureren weil seltenen oder signierten Mobiliar abschrecken lassen. Nennen Sie mir einen Preis, sagen Sie mir was Sie suchen, und ich bin sicher, dass ich etwas für Sie finden werde!“. Nun wissen Sie Bescheid! (C.B.) 95, rue du Maréchal Foch in Châtenois +33 (0)6 77 09 99 26 www.legrand-design.fr


80 UNSERE TIPPS lifestyle

OUTDOOR

Neobrutal Ein Betontisch, ebenso elegant wie leicht, für innen und außen: Gibt es so etwas? Das Designer-Duo Paolo Lucidi und Luca Pevere hat allen Schwierigkeiten zum Trotz für das italienische Label Kristalia einen solchen Tisch entworfen, und das Ergebnis ist beispiellos elegant. Boiacca besteht aus einer dünnen monolithischen Platte (13 mm) auf grazilen Füßen, die ein Metallkern verstärkt. Jeder Tisch ist unter der Platte Handnummeriert und die leichten, haptisch sehr angenehmen Unebenheiten des Materials machen jedes Exemplar zu einem Unikat voller Poesie. (M.C.D) Tisch Boiacca von Kristalia, als Quadrat oder Rechteck, bei decoburo 4, le Schlossberg, in Zellenberg +33 (0)8 77 45 08 08


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DEKO

Colorparty Farrow & Ball, der berühmte angelsächsische Farben- und Lackhersteller hat seinen 49. Showroom in Straßburg eröffnet. Eine gute Nachricht. Unmöglich, den 132 Farbtönen und den zahlreichen wunderbaren, mit Naturpigmenten gefärbten oder bedruckten Tapeten zu widerstehen. Ob moderner Loft oder traditionelles elsässisches Fachwerkhaus: keine Inneneinrichtung ohne die unnachahmlichen Farben von Farrow & Ball. Eine Ultraschicke und ökologische Adresse für alle Farbenbegeisterten. Das ultimative Plus? Die persönliche Fachberatung durch das engagierte Team von Farro & Ball und die Musterpanele mit Farben und Tapeten, um seine Lieblingskombination anschaulich zu machen. (M.C.D) Farrow & Ball 1, rue de la Nuée Bleue + 33 (0)3 90 20 08 40 www.farrow-ball.com


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RESTAURANT

L’essentiel chez Raphaël Alles hier ist schön, wichtiger noch: alles ist umweltfreundlich. Raphael Miquel, dem Pächter und Koch des Restaurants , ist es ein Anliegen, gute Produkte auf den Tisch zu bringen, die von seriösen, umweltbewussten Produzenten kommen. Die Küche verspricht exquisite Genüsse, appetitanregende Farben, sie gibt unbekannten aber auch saisonalen Produkten den Vorzug. Diesen Sommer bietet die Karte jeden Tag andere Menüs, z.B. ein Taboulé mit Broccoli und Blumenkohl oder ein Risotto mit Gambas an Tomaten-Gemüse-Coulis. Bemerkenswert ist auf der Karte ein Hamburger mit selbstgebackenen Bauernbrötchen aus Hefeteig. Ein großes Plus stellen die originellen Eissorten dar, mit z.B Bananen-Safran- oder Melonen -Orangenblütengeschmack. Es ist köstlich, es ist gesund es tut gut. (C.B.) L'essentiel chez Raphaël 7-9, rue du Renard Prêchant + 33 (0)3 88 24 12 65 www.lessentiel-chez-raphael.fr

SHOPPING

Öffnungszeiten: montags bis freitags von 12 bis 14 Uhr und von 19 bis 22 Uhr, samstags von 19 bis 22 Uhr 30

Eat food Es ist erst ein Jahr seit seiner Renovierung vergangen, und schon ergänzt der Printemps sein Angebot durch einen Feinkostladen. Der Konfiseur und Chocolatier Maison Boissier verwöhnt uns mit seinen exquisit verpackten Köstlichkeiten und die Straßburger Catering- und Feinkostmarke Ô Gourmet lädt zu einer kulinarischen Reise durch mediterrane Gefilde ein. Ideal um unsere Sommerpicknicks durch allerlei sonnige Köstlichkeiten zu verfeinern! (C.L.) Printemps 1-5, rue de la Haute-Montée + 33 (0)3 69 71 40 75 www.printemps.com

NEUERÖFFNUNG

Schokoladenschock Zum dahinschmelzen: die süßen Versuchungen des Chocolatiers Stéphane Gross, der vor kurzem seine erste Kakaoteria eröffnet hat. Mit einer traumhaft gelegenen Terrasse auf der Place du Marché Gayot, bietet Gagao in einem schicken Umfeld alles, was das Herz begehrt: heiße und kalte Bio-Schokoladen in unendlichen Variationen, selbstgemachte Cupcakes und viele andere süße Leckereien zum Fünfuhrtee. Und um das schlechte Gewissen zu beruhigen und die heißen Tage zu begrüßen, gibt es auch Yoghurteis, hausgemachte Waffeln und Agoa, den Hauseigenen Durstlöscher. (C.L.) Gagao 20, rue des Frères + 33 (0)3 88 35 36 96 Terrasse im Sommer bis 21:00 geöffnet


Chic Médias & Médiapop Zeitschriftenherausgeber

Été 2014

culture tendances lifestyle

Été 2014

culture tendances lifestyle

Strasbourg

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Numéro 22 / Gratuit

Straßburg Nr. 22

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Lothringen Nr. 7

printemps / été 2014

Bordeaux N° 1

Sommer 2014

La culture n'a pas de prix

culture tendances lifestyle

kultur trends lifestyle in Straßburg

Oberrhein Nr. 3

Haut-Rhin

Deutschland

Numéro 3 / Gratuit

Nummer 2 / Kostenlos

Deutschland Nr. 2

Novo Nr. 30

www.zut-magazine.com www.novomag.fr

Chic Médias / 12 rue des Poules - 67000 Strasbourg médiapop / 12 quai d'Isly - 68100 Mulhouse

07 —> 09.2014

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Re i s e z i e l

2014 2015

Oper mit deutschen Übertiteln Quai Ouest CaMPo L’ Amico Fritz MasCaGni La Vie parisienne oFFenBaCh La Belle au bois dormant resPiGhi La Clemenza di Tito MoZart Tristan und Isolde WaGner Il Matrimonio segreto CiMarosa Ariane et Barbe-Bleue dukas Pique Dame tChaÏkoVski

Tanz Nó Colker La Strada Pistoni Jeux inconnus thoss, Morau Silk MillePied, Barton, tetleY Cabaret danse

Liederabende Sophie Karthäuser / Anne Sofie von Otter Anne Schwanewilms / Markus Werba Annick Massis / Franz-Josef Selig

photo Nis&For – licences 2-1055775 et 3-1055776

ABONNEMENTS AB 6. MAI

du rhin

opéra d'europe

Strasbourg Mulhouse Colmar

www.operanationaldurhin.eu


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