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Interview

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Wohnraumgestaltung

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22 Interview INFOS & NEWS

Gemeinden als Motor für die ENERGIEWENDE

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Im Gespräch mit dem jungen, engagierten Bürgermeister der Zillertaler Gemeinde Fügen, und Landtagsabgeordneten, Dominik Mainusch, konnten wir erfahren, was er und seine Gemeinde dazu beitragen, um sich zukunftsfit zu machen.

(CMS) Als ausgebildeter Jurist ist Dominik Mainusch bereits relativ früh in die Politik eingestiegen und im Jahre 2016 mit 25 Jahren jüngster Bürgermeister Tirols geworden. 2018 ist er in den Landtag eingezogen und dort zuständig für Wohnbau und Infrastruktur. Seit Juni dieses Jahres steht er außerdem an der Spitze des AAB. Als zutiefst politischer Mensch macht ihm seine, oftmals auch durchaus beinharte, Arbeit viel Freude. Er verschreibt sich zielstrebig und manchmal auch ungeduldig, wie er selbst von sich sagt, dem Fortschritt des Landes und möchte seinen Beitrag leisten. Soweit es seine spärliche Freizeit zulässt, verbringt er am liebsten Zeit mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter, sportlich bewegt er sich gern am Tennisplatz und in den Bergen. Und nun zu konkreten Fragen zum Thema Klimaschutz.

PASSIVHAUSmagazin: Was können Sie als Bürgermeister mit Ihrer Gemeinde zum Thema Klimaschutz beitragen und wo liegen hier Ihre Schwerpunkte? Dominik Mainusch: Das wichtige Thema betrifft mich auf zwei Ebenen, und zwar als Bürgermeister in der kommunalen Verantwortung und auf landespolitischer Ebene. Die Gemeinde Fügen hat im Jahre 2017 den Beitritt zum E5-Programm erklärt, weil wir als Tourismusgemeinde verstärkt einen Schwerpunkt auf Klimaschutzmaßnahmen und Nachhaltigkeit legen wollen. Naturschutz wird in den nächsten Jahren auch beim Gast destinationsentscheidend sein. Auch im Hinblick auf die Klimastrategie des Landes sind die Kommunen natürlich gefordert, ihren Beitrag zu leisten. Wir wollen also auch unsere Gebäude und Infrastruktur in der Gemeinde sehr kritisch auf ihre Umweltverträglichkeit prüfen. Bei jeder Maßnahme wird deren Auswirkung auf die Umwelt unter die Lupe genommen. Der Standard bei neuen, öffentlichen Gebäuden ist ohnehin schon auf modernstem technischem Stand – ohne PV-Anlage und energieeffizientem Heizsystem geht gar nichts mehr. In Fügen haben wir den großen Vorteil, ein Fernwärmenetz in Form eines Biomassekraftwerkes zu besitzen.

PASSIVHAUSmagazin: Gibt es dazu konkrete Projekte oder Maßnahmen in der Gemeinde und wie können Sie Anreize im Sinne des Naturschutzes und der Energiewende für die Bevölkerung schaffen?

INFOS & NEWS Interview 23

Mag. Dominik Mainusch, Bürgermeister der Gemeinde Fügen im Zilertal und Landtagsabgeordneter.

Foto: Sauter

„DIE KOMMUNEN SIND GEFORDERT, IHREN WERTVOLLEN BEITRAG ZUM NATURSCHUTZ UND ZUR KLIMASTRATEGIE DES LANDES ZU LEISTEN.“

Dominik Mainusch: Es gibt jährlich finanzielle Anreize seitens der Gemeinde für Privatpersonen, energieeffizient zu bauen oder auf Elektromobilität zu setzen. Mit überzeugenden Argumenten kann man die Bevölkerung leichter dazu animieren, einen Beitrag zu leisten und sie dabei unterstützen. Aktuell arbeiten wir an einem Kraftwerksbau zur Energiegewinnung mittels Wasserkraft in Kooperation mit einer Nachbargemeinde und rüsten PV-Anlagen nach, wo immer sie Sinn machen. Die Beleuchtung innerhalb der Gemeinde wird auf energiesparende Leuchtmittel umgestellt. Bei klassischen öffentlichen Bauvorhaben müssen wir als Baubehörde uns innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen bewegen und können hier nicht strenger sein und beispielsweise ein Passivhaus vorschreiben. Über die Anreizebene können wir natürlich versuchen, freiwillig Zusatzleistungen im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes zu erwirken. Hier liegt der Ball beim Landesgesetzgeber, wo ich auch mit verantwortlich zeichne, die Bauvorschriften kritisch zu betrachten, um auch das große Ziel Energieautonomie 2050 erreichen zu können.

PASSIVHAUSmagazin: Wie stehen Sie persönlich zum Thema Passivhaus und haben Sie bereits Erfahrungen mit diesem Baustandard gemacht? Dominik Mainusch: Ich wohne derzeit noch selbst als Mieter in einer Passivhaus-Wohnanlage und erlebe tagtäglich dessen hohe Wohnqualität. Nach anfänglicher Skepsis bezüglich Lüftung und Geräuschkulisse war ich sofort überzeugt von der Behaglichkeit und Effizienz eines solchen Gebäudes. Auch politisch sehe ich die Entwicklung in Richtung Passivhausstandard absolut als die richtige, wobei die momentane politische Großwetterlage mit den steigenden Preisen in der Baubranche nicht sehr förderlich ist. So günstig wie möglich zu bauen widerspricht der qualitativ hochwertigen Passivhausbauweise eher. Es sei denn, man betrachtet ein Gebäude über seine gesamte Lebensdauer, was aber leider noch viel zu wenig gemacht wird. Hier fehlen leider noch oft die langfristige Perspektive und der Weitblick und es ist viel Bewusstseinsbildung notwendig. In diesem Sinne möchte ich mich für eine lebenswerte Zukunft im Land einsetzen.

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