Fluri n Cav i e z e l
Wia gsait Morgagschichta
Zytglogge
Alle Rechte vorbehalten Copyright: Zytglogge Verlag, 2012 «Morgengeschichten» ist eine Sendung von DRS 1 Lektorat: Hugo Ramseyer Korrektorat: Monika Künzi, Jakob Salzmann Umschlagfoto: Andrea Badrutt, Splügen bei der Burg Gestaltung/Satz: Zytglogge Verlag Druck: fgb · freiburger graphische betriebe ISBN 978-3-7296-0848-1 Zytglogge Verlag, Schoren 7, CH-3653 Oberhofen am Thunersee info@zytglogge.ch, www.zytglogge.ch
Inhalt
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Dr Koffer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Aberglauba. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Dr Niculin isch vorlut. . . . . . . . . 41
Alles luter Fachlüt . . . . . . . . . . . . . 10
Dr nöi Wecker. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Arbeitsteilig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Dr Unterengadiner
Autogrammjäger. . . . . . . . . . . . . . . 12
Pascha. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
A wohri Gschicht . . . . . . . . . . . . . . 13
Ds khalta Wienerli. . . . . . . . . . . . . 45
Benz, Benzun, Benzin. . . . . . . . . 14
Ds Körbli. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Bisch sicher? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Ds strenga Tandem . . . . . . . . . . . . 48
Chevalier de Cavalière. . . . . . . . 17
Ds Wichtigschta. . . . . . . . . . . . . . . . 49
Dä muasch go luaga!. . . . . . . . . . 18
Ehrlichi Lüt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Das bin i vu Pruaf. . . . . . . . . . . . . . 19
Ferialektüra. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Das bitzali Wösch. . . . . . . . . . . . . . 20
Fremdsprocha . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Das isch jetz eba dä!. . . . . . . . . . . 22
Gute Schriften
Das isch no immer glych. . . . . 23
für die Jugend. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
Das isch no nüd. . . . . . . . . . . . . . . . 24
Hänn Si Humor?. . . . . . . . . . . . . . . 55
Das wäri gerecht . . . . . . . . . . . . . . . 25
Heiweh. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
D Bubbalmenscha . . . . . . . . . . . . . 26
I has ufgge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Dia falschi Kolonna . . . . . . . . . . . 28
Immer dia glych Frog . . . . . . . . . 59
Dia kly Schwyz . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Im Naturmuseum. . . . . . . . . . . . . . 60
Dia nöia rota Ski . . . . . . . . . . . . . . . 30
Im Ruheabteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Dia schlechtischta Eltara
Im sibta Himmel. . . . . . . . . . . . . . . 62
vur Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Indianerehrawort . . . . . . . . . . . . . . 63
Dia wichtiga Froga . . . . . . . . . . . . 32
I will nur uf d Poscht . . . . . . . . . . 64
D Näma im Unterengadin. . . 33
Jagdzyt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Do bin i dahei. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
James Bond. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Dr Abwärtsvarglych. . . . . . . . . . . 35
Khai Fertigprodukt! . . . . . . . . . . . 68
Dr Baschatta-Teint. . . . . . . . . . . . . 37
Kino Apollo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Dr Engel vu Berlin . . . . . . . . . . . . . 38
Kleiderkhaschta uusruma . . . 70
Dr Grossykhauf . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Kleider khauffa. . . . . . . . . . . . . . . . . 72
Kommunikation. . . . . . . . . . . . . . . . 73
So peinlich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Krisa. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Tanta Seraina
Lea oder Lea?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
am Telefon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Ma tuat jo spara,
Truurmärsch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
wo ma khann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Uh-gschyd. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
Mitleid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
Un jetz küssa mar!. . . . . . . . . . . . 105
Moinz, Moinzans,
Unterengadiner
Moinzansans. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Blindflug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106
Mora khoch i! . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
Urban un souvarän. . . . . . . . . . . 108
Mys Klavier vum Niculin. . . . . 81
Varliabt, varlobt,
Niculin, dr Skilehrer. . . . . . . . . . . 82
varhürotet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
Niderurna. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Varschidani Möglichkeita. . . 110
Nöi Impuls. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
Was isch das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Nöi Regla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Weniger als nüd. . . . . . . . . . . . . . . 112
Operetta. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
Weniger isch meh. . . . . . . . . . . . . 113
Ornig muass sy. . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Wia früaner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Peter, Pan un Dobby. . . . . . . . . . . 88
Wo isch mys Getränk?. . . . . . . 116
Püntnerfleisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
Wyterbildig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Quest Klump!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
Yfersucht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
Rasamäherzyt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
Zaubertricks. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119
Schnell warta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Zeigitag. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
Schwyzertütsch . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Zügla. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Selbschthilfegruppa. . . . . . . . . . . 96
Zvieri. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Silippi yeah, yeah, yeah. . . . . . . 97
Zwei Vögel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
Single . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Zyt ha. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
SMS-Vorlaga. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
CD-Titel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Vorwort Flurin Caviezel ist ein Phänomen. Seit Jahren gehört er zum DRS1-Morgengeschichten-Team, seit Jahren schreibt und präsentiert er dort seine Texte und seit Jahren erfreut er sich einer ungebrochenen und unerreichten Beliebtheit. Wobei das Wort «beliebt» im Grunde genommen noch zu wenig ist. Flurin Caviezel ist nicht nur beliebt, er ist populär. Sicher liegt das auch an seinem Dialekt, den die meisten Schweizer als charmant empfinden. Sicher liegt das auch an seinem Humor, ohne den keine seiner Geschichten auskommt. Und sicher liegt das auch an seiner gekonnten Erzählweise. Aber all das, Charme, Humor und das Vermögen, eine gute Geschichte auch gut zu erzählen, reicht nicht, um hinter das Geheimnis von Flurin Caviezels Popularität zu kommen. Popularität hat mit Volksnähe zu tun. Aber auch mit ihrem Gegenteil. Oft sind gerade die Leute populär, die anders sind als die anderen und die dieses Anderssein nicht nur zulassen, sondern auch pflegen und kultivieren. Populär sind aber auch die, die authentisch sind, glaubhaft, sich selbst. All das ist Flurin Caviezel. Er ist volksnah, er ist besonders und er ist echt. Es ist also die Mischung, die es ausmacht. Flurin Caviezel ist ein Künstler. Er ist ein begnadeter Musiker, ein gestandener Kabarettist und Autor. Er ist ein höchst fanta sievoller Mensch, der nicht nur Ideen hat, wie die meisten von uns, sondern auch die seltenere Fähigkeit, aus diesen Ideen etwas Verblüffendes zu machen. Und er ist trotzdem «einer zum Anfassen», «einer von uns», «einer wie du und ich». Ein Kabarettist würde jetzt vielleicht sagen: «Flurin 7
aviezel ist der Adolf Ogi der Kleinkunst.» Ein anderer C würde sagen: «Er ist einfach normal.» Und dafür mögen ihn die Leute. Dafür und für seine Geschichten, die vom Alltag erzählen. Zum Beispiel die Geschichte von ihm und seiner Frau im Auto, wo ein Streit darüber entbrennt, wie man nun richtig Karten zu lesen habe. Oder die Geschichte von ihm und seinen Kindern, denen der alles andere als stromlinien förmige Vater manchmal etwas peinlich ist. Oder die Geschichten von früher, vom Studium, vom nächtelangen Musizieren mit Freunden und vom Leben im Unterland, wo man so komisch redet. Und natürlich all die Geschichten von Niculin, dem Freund und lebenslänglichen Begleiter, dem liebenswürdigen Besserwisser. All das ist Alltag, all das kennen wir. Und trotzdem überrascht uns Flurin Caviezel immer wieder aufs Neue. Denn immer wieder findet er die überraschende Wende oder den humorvollen Dreh, der seine Alltagsgeschichten zum nicht alltäglichen Erlebnis macht. Und das macht die Leute glücklich. Und ihn populär. Michael Luisier, Redaktor DRS 1
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ÁÁ Aberglauba April 2008
Kürzlich häm mars vom Aberglauba kha, dr Niculin un i. Er findat das alles an Humbug un Blödsinn, und i eba nit. I bin abergläubisch. I laufa zum Byspil nia untar a Leitara dura. Am Obad, bevor i ins Bett gohn, wörf i immar no a kurza Blick uf da Khuchitisch, un wenn i döt no a Messar gsehn, ruum is ab, damits khai Unglück bringt. I hann no nia an ungradi Autonummara kha. Das isch eba Aberglauba. Gradi Zahla bringan Glück, also bi üs. In Honkong isch das andersch. Döt sinds dia runda Zahla: 3, 8 oder 9, wo Glück bringan. I hann no nia im a Hotelzimmer mit dr Nummara 13 übernachtat. Do blyb i liabar wach. Un ersch im Theater. Do wimmlats nur vor luter Aberglauba. Zum Byspil dörfsch ds erschta Mol nia mit am linka Fuass uf d Bühni, das bringt Unglück, genau wia ds Pfyffa uf ara Bühni, s git nüd Schlimmars, ussard no dur da zua zogni Vorhang ussazgüggsla. Vor ara Premiera wünscht ma sich gegasytig «Toi, toi, toi», un denn khasch säga: «Khann i bruucha», «Miar werdans gseh» oder «Nichts wie los», nur öppis törfsch jo nia säga: «Tanka vielmol», das isch abergläubisch betrachtet a Kapitalvarbrecha. Geschter bin i widr amol bim Niculin gsi. Hann schön gstuunt. Jetz hät dä nämmli as Hufysa an d Wand gnaglat. «Jetz khumm i nümma druus. Häsch dyni Meinig ggändarat, Niculin?» – «Nanai», sait mar dä, «weisch, dä, wo miar das Hufysa gschenkt hät, hät miar gsait, as bringi au Glück, wem ma nit dra glaubi.»
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ÁÁ Alles luter Fachlüt Januar 2008
Hütt hät afengs jeda, wo studiart, a Computer. Früaner, vor über 25 Johr, isch das no anders gsi. Und drumm häts für dia, wo no khaina kha hänn, an dr Uni a speziella Ruum mit öppa 20 Computer gge un döt hät ma khönna go schaffa. Ussard am Klappara vo da Taschtatura hät ma sus nüd khöört. Bis a dem Tag, won a Studentin, a bsunders hübschi, plötzli gfrogt hät: «Weiss öppert, wian i do ds Format ändara khann?» Und scho stürzan sich füf Studenta zu iahra, und jeda weissas no besser. «Luag do, unter am Menü», sait dr aint. «Nai, muasch Control trucka», dr ander. Dr dritt isch scho in dr Taschtatur, dr viert hät d Computermuus kaperet, dr füft: «Lönt mi macha.» An Uh-Duranand. I weiss nümma, wer was gmacht hät, uf all Fäll hät üsari Studentin tanka gsait, un miar sin widr zruck uf üssari Plätz. Do frogt d Studentin: «Und wo isch jetz das, won i gschriba hann?» Dermol stoht kheina meh uuf. As blibt mucksmüslistill. Nur eina frogt schüüch: «Häsch as gsicharat?», un si: «Was isch das, ‹sichera›?», un denn häm mars gwüsst, dia Ärmschti häts nit gsicharat kha. Weg isch as, dia ganz Arbat. Miar hänn üssari Köpf hinter da Bildschirm varsteckt, und erscht noch zwei Stunda hät sich üssari Studentin widr gmolda: «So, jetz hann is widr.» Un miar hänns no immer kha, ds schlechta Gwüssa. Jo, wil dä Befehl gits no immar nit. Wär schön, wenns na gebti. ‹Gross G›, ‹control›, ‹delete›, un ds schlechta Gwüssa wär weg.
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ÁÁ Arbeitsteilig Juni 2009
Als junga Purscht hann i drei Sümmer als Hüttabuab uf dr alta Keschhütta varbrocht. I tenka no hütt gära an dia Sümmar zruck. Bi schönam Wettar isch öppis gloffa, und wenns a paar Tag wüascht gsi isch, hät ma syni Rua kha. Meisch tans sim mar z vierta doba gsi. Dr Hüttawart Ruedi mit synara Frau Rickli, d Annelies, mit am Übernama ‹Wecker›, un i. Uf dr Keschhütta hann i au an Übernama kha, aber das isch an anderi Gschicht. D Arbat hät ma sich ufteilt. Jeda hät syn Bereich kha. Bi gwüssa Dschöblis hät ma sich abgwechslat. Eina vo dena Dschöblis isch zum Byspil ds Abwäscha noch am Znacht gsi. Wenn i amigs dra kho bin, hann i a bsundari Taktik aagwendat. Uf dr Keschhütta hät dr Hüttawart, dr Ruedi, a Hand orgla kha. Uf dera hann i au törfa spyla. An dena Öbig, won i fürs Abwäscha zuaständig gsi bin, hann i amigs, wenn alli ggessa kha hänn, d Handorgla vürigno un in dr Stuba afo spyla. Zerscht nur für mi und denn immar meh au für d Gescht, un wenn denn alli mitgsunga hänn un d Stimmig kurz vor am Höhepunkt gsi isch, hann i zmitzt im a Liad ufkhört. «He, was isch, nit ufhööra, wytarspyla!» Aso un ähnlich häts denn amigs tönt. «I würdi scho wytarspyla», hann i amigs gsait, «aber i khann nit. Wüssan dr, hütt bin i mi’m Gschirrabwäscha dra! Ussard, wenn …» Un denn isch as nit a Minuta gganga, un i hann myni paar Freiwilligi kha, wo für mi abgwäscha un abtröchnat hänn. Dafür hann i Wunschkonzert gmacht. Bin mit dr Handorgla bim Pass, bir Durchreichi zwüscha Khuchi un Stuba gstanda, wo dia vor Khuchi dia suubara Teller, Tassa, 11
Gläser, Messer, Gabla und Löffla heragleit hänn, un i hann dena in dr Stuba mit am Kinni zeigt, in wellna Schublada si ds Bsteck un in wellna Khäschta si ds Gschirr hänn müassa varsorga. Un mit ‹Obladi, obladà›, ‹Oh Champs-Elysées› un ‹Bergvagabunden› isch das fasch von allei gganga.
ÁÁ Autogrammjäger August 2009
Letschhin isch miar bim Ufruuma an alts Plakat us am 1972 in d Händ kho. ‹Saireda engiadinaisa, Engadiner Abend. Folklore, Unterhaltung und Musik›, un denn isch mars widr in Sinn kho. Damals hät ds ‹Radio der deutschen und rätoromanischen Schweiz› an Unterhaltigsobig direkt us St. Moritz gsendat. Ds Programm isch a Mischig gsi vo Be kanntam us dr Schwyz un wenigar Bekanntam us am Engadin. Ds ganza UOR, also ds Unterhaltigsorcheschtar vom Radio, isch uf das St. Moritz greist un mit ihna dr Ruedi Walter, d Ines Torelli, dr Inigo Galli, dr Jörg Schneider und dr Vico Torriani. Um ihn isch as nämmli im zweita Teil vo dem ‹Bunta Obig› au gganga. Denn hänns nämmli an Art a Mini-Musical ufgfüart, wo zeigt hät, wia sich dr jungi Vico Torriani vom Kellner in St. Moritz zum internationala Showstar ufagsunga hät. Im erschta Teil sin a paar Yheimischi ufträtta. Dr ‹Cor masdò Puntraschigna›, dr ‹Cor viril Engiadina bassa›, d ‹Ländlerkapella Corvatsch›, ds ‹Duo Cantieni› un eba miar: d ‹Dog-House-Jazz-Band›. Siba jungi Kantischüalar, alli us am Engadin, un miar hänn dr C-Jam-Blues gspilt. Für üs a wahnsinniga Uftritt. Live im Radio. 12
As hät denn jeni Proba gge un am Nommitag in dera isaturnhalla a Hauptprob für alli Khinder vu St. Moritz. R Wo dia Prob dura gsi isch, sin d Khinder zu da bekannta Schauspiler gstürmt go Autogramm hola. A paar Khindergärtler hänn sich mit iahrna Zettal au zu üüs varirrt. Immarhin sim mar au uf dr Bühni gstanda. Un aso hann i myni erschta Autogramm gge. Woby a bitz hann i bschissa. I hann nämmli gseh, dass myn Bruadar, üssara Saxofonischt, nit mit synam Nama untarschriba hät. «Was schrybsch du do amigs hera?» – «Clay Regazzoni», hät er miar gsait. Jo, un vo dött aweg hann i mit ‹Elvis Presley› unterschriba. Un wenn öppert as Autogramm vom Elvis us am 72 vo St. Moritz ha sötti, denn tuats miar laid. S isch nit echt.
ÁÁ A wohri Gschicht Januar 2011
Wenn is nid selber gseh hätti, i würds nit glauba. Aber as isch würkli passiart, z Basel a mana gwöhnlicha Zyschtig. I warta an ara Haltestell ufs Tram, oder wias z Basel sägan, ufs Trämmli. Do khunnt a junga Maa mim’ma Poppawaga. I nimma aa, as isch dr Vatter vu dem Poppi, oder wia ma z Basel sait, vu dem Buschi. Scho bim Warta isch mar ufgfalla, dä Vatter hät khai einzigs Wort mit dem Goof im Poppawaga gredat, un dr Goof hät au khai Muggs gmacht. Bin miar das nit gwöhnt, bi üs z Khur isch das anders, do red ma mitanand. Aber sehr wohrschynli isch das in dr Schwyz wiedr amol kantonal greglat. 13
Item, ersch wo denn ds Tram kho isch un miar mitanand ygstiga sin, hann is gseh, warum dia zwei nit mitanand schwätza tüan: Das Kindli im Poppawaga hät nämmli mit syna fyna Händli a Smartphone ghebt. Aso nas Telefönli, wo alles khann. Hann denn au a bitzli dryggüggarlat, und denn hann is au gseh: A Zeichatrickfilm isch gloffa. A Krokodil un an Igel am Tanza, varmuatlich völlig kindgerecht und sicher ab ein-a-halb Johr zuaglo. Kopfhörer hann i kheini gseh, und ghört hann i au nüd, aber das heisst bi mynam Alter nüd, khönnt also scho sy, dass do au gwüssi Tön us dem Grätli kho sin. Noch drei Haltestella sin dia zwei samt Poppawaga und Smartphone ohni as Wort widr usgstiga. Dr Kly hät nur wia hypnotisiart uf das Grätli gstarrt und hät vu allem ringsadum nüd mitkriagt. Und i hann mynan Auga nit traut. Guat, i bin khai Basler, un z Khur häm mar au khai Tram, nur d Arosabahn, wo dur d Stadt fahrt. Aber anschynand isch d Würklichkeit weniger interessant wia dia digitali Welt. Woby i für myna Teil das nit unterschryba khönnti, jo, wil i das, won i jetza grad varzellt hann, i eba selber gseh hann. In Würklichkeit. Sus würd is nit glauba, seb khönn dr miar glauba.
ÁÁ Benz, Benzun, Benzin Januar 2011
Ds Romanisch isch myni Muatersproch, woby i mittlarwyla a grössara Wortschatz uf Tütsch hann, wil i eba meh uf Tütsch läsa, ghöra un gsehn. Aber as git a paar Sacha im Romanischa, dia kham ma nur schwer uf Tütsch übarsetza. 14
Nemma mar amol ds Wort ‹Frau›. Uff Romanisch ‹donna›. Aber denn isch no nit fertig, as git denn ganz a H uuffan Arta vo ‹donnas›. Zum Byspil ‹ün donnun› das isch a grossi Frau; ‹üna donnatscha›, das isch a richtigi Matrona; ‹ün donnüffel› as Riesawyb; ‹üna donnetta› a bescheidas Frauali; ‹üna donnina› a klyni Frau und ‹ün donnin› ganz a klyni Frau. Khönnt ds Glycha au mi’m Maa macha: ‹cul hom›. ‹ün hom, ün homet, ün homüffel› oder sogar ‹ün homüffelun, ün homatsch› oder eba ‹ün omin›, a klyna oder ‹ün omanin›, ganz an klyna Maa. Als klyna Buab hät myn Bruader das mit dem ‹-in› als Varklynarigs und dem ‹-un› als Vargrösserigsform kapiart kha. Nur hät syni Logik öppadia zu khomischa Schlüss gfüart. So hät er gmaint, i heissi, nur solang i kly segi, Flurin, wenn i denn in d Schual khemmi, wär i denn jo nümma so kly, also müassti denn nümma Flurin, sondern nu no Flur heissa un als grossa Erwachsana denn logischerwys Flurun. Am luschtigschta ischs amigs an dr Tankstella gsi, wenn miar mit üsaram Vatter und am VW-Käfer go tanka sin. Myn Bruadar hät immer nu vo «metter Benz aint il Tank» gredat, wil für ihn hät dr Tankwart müassa Benz in da Tank fülla; Benzin, das wär ja nur ganz wenig, a halba Deziliter gsi. Un wenns um ganz vil Benz, also Benzin ggangan isch, wenn zum Byspil dr Tankwaga kho isch, denn hät dä für myn Bruader Benzun transportiart. Und jetz wenn Si sichar wüssa, wia myn Bruader heisst. Er heisst Nott. Das isch a richtiga rätoromanischa Vornama: Nott. Woby als Khind häm mar ihm natürli Nottin gsait.
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ÁÁ Bisch sicher? November 2009
Dia Navigationsgrät sin scho khaiba praktisch. Ma git an Ort, a Stross un a Husnummara y, un denn kham ma losfahra. Muass khai Karta vürineh, khai Routta suacha, ma khann eifach ins Auto hocka, abfahra un guat zualosa, un denn khunnt ma genau, aber scho hoorgenau döt aa, wo ma hät wella. Dr Niculin hät scho syt Johra son as Navi, was heisst do eis – jedas Johr wiedr an anders, immar ds nöischta Modell. Un jetz hann i au ais. Un jetz isch das mit da Strossa kharta vorby. Aber nit nu das. Au das mit dr Kommunikation isch vorby, also das mit dr Kommunikation mit mynara Frau. Also nit allgemein. Miar schwätzan scho no mitanand. Nur im Auto nümma. Also au nit immer. Nur in da Feria im Usland nümma. Früaner sim mar an ygspilts Team gsi. I am Fahra, un si drnäbad mit dr Strossakharta als Copilotin. Si hät miar amigs immer gsait, welli Usfahrt i neh söll, in welli Richtig i fahra muass un sogar won i yspuura muass. Gnau gno, isch myni Frau a Vorlöifferin vo dena Navigationsgrät. An Urform. Nur eba lebendig, ohni Batteria. As git no a wesantlichara Unterschid. Ds Navigationsgrät widerspricht nia. Dem khann i alles säga. Guat, i khann au mynara Frau alles säga. Das isch jo grad ds Schöna an ara langjöhriga Zweierbezühig, dass ma über alles reda khann. Aber eba nit im Usland in da Feria im Auto. Döt hann i myni Frau eba nit alles froga törfa. Zum Byspil: «Bisch sicher?» Ui, hät das Krach gge. «Natürli bin i sicher! Was meinsch denn aigatli, khasch selbar luaga!» I bin denn amigs ganz ruig bbliba un hann nüd meh gsait. Hann jo nit, wia dr Niculin, miar eifach a nöis Grätli khönna poschta. 16
Aber wia gsait, das isch jetz vorby. Woby ab un zua sait miar myni Frau scho no, wos duri goht.
ÁÁ Chevalier de Cavalière August 2010
Vor 30 Johr sin dr Niculin, dr Jon und i amol uf Südfrank rych in d Feria, go Strossamusik macha. Am Jon isch ds Essa ds Wichtigschta gsi, i hann möglichscht vil wella spila, un dr Niculin hät nur Auga für dia schöna Französinna kha. A Wucha vor üssarar Abreis hät dr Niculin z Bern a nöiji Flamma khennaglernt, un uf dr ganza Reis vo Khur bis Cannes hät er vo dera Madeleine, won er eba z Bern im Usgang khennaglernt kha hät, gschwärmt. Das seg an Uh-Lässigi, an Uh-Rassigi, un das khönnti öppis Ernschters werda. Si machi au Feria z Südfrankrych, un am Zyschtig hebi er mit iahra am Strand vo Cavalière abgmacht. Das seg an Gheimtipp, heb d Madeleine gsait, a klyni, herzigi Bucht bi Toulon. Dr Niculin hät nit lugglo, un so sim mar halt a dem Zyschtig gega Mittag uf das Cavalière gfahra. Klyni, herzigi Bucht! Khasch tenka. A Rysastrand isch das gsi. Kilometer volla Ligestüal, Sunnaschirm un massawys Lüt. «Niculin, vargiss as, do findsch si nia!» – «Nanai, dia finda mar scho. Mir müan nu einzeln go suacha. Jon, du gohsch do vorna duruuf, du, Flurin, do vorna durab, un i suach si do hinna duruuf und durab.» Vom vila Varzella häm mar öppa gwüsst, wia dia Madeleine müassti usgseh. Wia d Miss World mit rota Hoor. 17
Bin mar denn scho a bitz khomisch vorkho, aso am Strand umazstriala un zu jedara Rothooriga hära z goh und z froga: «Pardon, est-ce tu t’appelles Madeleine?» Noch dr dritta hann is ufgge. Nid eini hät miar glaubt, dass i das allei für a Fründ machi, wo unbedingt a Rothoorigi müassi finda. Dr Niculin hät nid so schnell ufgge. Guat, für ihn isch as jo au eifacher gsi, er hät si jo khennt, syni Madeleine. Gfunda hät er si aber au nit. Weder a dem Zyschtig no spöter. Aber derfür hät er dr Übernama kriagt: ‹Chevalier de Cavalière›.
ÁÁ Dä muasch go luaga! Februar 2007
«Dä muasch go luaga!» Das sait miar dr Niculin fascht jedi Wucha. Darby weiss er hoorgenau, dass i a) allergisch gega Befehl bin und b) selta ins Kino gohn. «Nai, dä muasch jetz würkli gseh! As fot in Italia aa, si isch a berüamti Pianischtin, waisch, dia, wo au in dem Film vu dem französischa Velofahrer mitspilt, un dia varliabt sich in da Dorflehrer – uh-schöni Bilder, wia in dem Film vu dem uf dera Insla, vu Argentinia, wo widr zruck hät wella, aber nit hät khönna, wil … isch jo glych, uf all Fäll dä Dorflehrer – im Pfall super dargstellt vu dem Italiener, wo bim Oscar über alli Stüel isch – isch mit dr Tochter vom rycha Fabrikbsitzer khüroota, un zmitts in dera Risaprozession, dia muasch jetzt eifach gseh ha, ydrügglichi Musik, immer ds Glycha, wia dr Dings vom Ravel … dr … isch jo glych, uf all Fäll, bi dera Prozession gsehsch, wia dr Bruader vor Frau vom Lehrer, wo d Fabrik sött überneh, plötzlich unter amna 18
Tuach vürikhunnt un d Pianischtin umarmt. Dr Lehrer gseht das, un as git a Schlegarei. Dr Amerikaner – das hann i vargessa: Bevor d Gschicht afot, gsehsch na z New York in da 60er-Johr, schwarz-wyss, wian a früana Woody Allen, un dä Amerikaner khunnt hütt, also hütt im Film, ins Dorf, zum Luaga, wo syn Grossvatter geboran isch. Dä redat nur englisch und züücht d Frau in dem Moment, wo dia ander Frau das gseht, dia in a Trattoria yna, wo syn Onkel, dr Fabrikant, in as Dancing umbbaut hät, nur wil dr Pfarrer geg d Varbreiterig vom Dorfplatz gsi isch.» – «Khusch noh?» – «Isch jo glych, im Film khusch denn scho druus, uf all Fäll …» Aso hät miar dr Niculin no öppa a Viertelstund dr ganzi Film varzellt. Miar gfallt das. I khann am Niculin stundalang zualosa. «Moll, tönt spannend», hann am gsait. «Villicht gohn na glych go luaga.» Do hät dr Niculin gstrahlt. I hanns aifach nit übers Herz bbrocht, ihm z sega, dass i vor zwei Tag im Kino genau dä Film gseh hann.
ÁÁ Das bin i vu Pruaf Februar 2008
In üsaram Garta hann i a bsunders Beet aagleit. As isch nit gross, nit amol an Quadratmeter, un as hät au khai Pflanza oder Gmüas dinna. Schnecka häts. Nit richtigi, Gygaschnecka häts dinna. Myn Gygabauer hät miar öppa 20 alti Gygahäls gschenkt. Und dia hann i wia Bluama in das Beet ynagsteckt. Ds Griffbrett im Boda und obadraa dr Schneck mit da Wirbel. As gseht uus, wia wenns wachsa würdan. Un vorna dra as Schildli wia im botanischa Garta: 19