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DIE POP-MÖNCHE

Gregorian – unter diesem Projektnamen veröffentlicht der Produzent, Musiker und Songschrei ber Frank Peterson seit 1991 regelmäßig CDs und DVDs. Sie wurden bis heute weltweit über zehn Millionen Mal verkauft und erzielten Gold- und Platin-Status in 25 Ländern. Die singen den „Mönche“ von Gregorian wollen im kommenden Jahr ihre aktuellen Alben „Pure Chants I&II“ auf einer großen Tournee vorstellen. Darauf enthalten sind intime Neuinterpretationen von Klassikern wie „Ave Maria“ oder „Hallelujah“ im Gregorianik-Stil. Olaf Neumann sprach vorab mit Mastermind Peterson. Der 59-jährige Hamburger, der von der Kritik als „der AntiBohlen“ bezeichnet wurde, blickt auf insgesamt 40 Millionen verkaufter Tonträger zurück.

0381-MAGAZIN: Herr Peterson, das neueste Gregorian-Werk „Pure Chants II“ enthält Neuinterpretation von "Greensleeves", "Rivers of Babylon" oder "Gaudete". Was ist aus Sicht des Produzenten das Reizvolle an solchen Evergreens?

FRANK PETERSON: Auf dem Album haben wir erneut puristische klassische Chormusik in unserem Stil umgesetzt. Es gibt ja tausende von Chorwerken, aus denen ich mir das ausgesucht habe, was mir irgendwie gefällt und mich emotional berührt.

0381-MAGAZIN: Welche Stücke eignen sich besonders für die Gregorianische Tonskala?

PETERSON: Die meisten. Die pentatonische Skala hat ja keine Halbtonschritte und moderne Popmusik auch nicht. Anfangs legten wir viel Wert darauf, dass Titel mit Halbtonschritten rausfallen, aber „Sacrifice“ von Elton John zum Beispiel hat Halbtonschritte. Den Song haben wir irgendwann aufgenommen, weil es einfach hinhaute. Bei „Pure Chants I&II” interpretieren wir die Stücke aber so, wie sie transkribiert bzw. geschrieben wurden.

0381-MAGAZIN: Gregorianischer Gesang ist angeblich das erste Beispiel für christliche liturgische Musik, das geschrieben und erhalten wurde. Warum ist alte Musik heute so beliebt?

PETERSON: So wie es in den Geschichtsbüchern steht, ist er von Papst Gregor dem Großen im siebten Jahrhundert entwickelt worden, weswegen es Gregorianik heißt. Es gab damals noch keine Noten, wie wir sie heute kennen. Die wurden anders notiert. Es gibt heute nur noch wenige Spezialisten, die das können. So spezialisiert sind wir nicht, wir transkribieren alles auf heutige Noten und interpretieren es so, wie wir es für richtig halten. Gerade bei diesen beiden Alben ha ben wir versucht, die Stücke so authentisch wie möglich umzusetzen und sie hoffentlich für die Massen kompatibel zu machen.

0381-MAGAZIN: Warum spricht Choralgesang auch heute viele Menschen an, selbst wenn sie der Religion kritisch gegenüber stehen?

PETERSON: Das eine ist Musik, das andere Spi ritualität. Beide haben nicht so viel miteinan der zu tun. Ich könnte mir vorstellen, dass sehr viele Menschen den Kölner Dom besuchen, die überhaupt nicht gläubig sind. Das Gebäude ist halt wunderschön. Das Gleiche gilt für die Musik. Viele, die unsere Platten kaufen oder zu den Konzerten kommen, sagen, die Musik gebe ihnen Kraft, Ruhe, Ausgeglichenheit. Das ist das Geheimnis, warum Gregorian sich so gut hält. Wir vermitteln etwas, was man woanders nicht kriegt.

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