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Mein liebstes Ding — Magdelstube
| MEIN LIEBSTES DING |
Begegnungsraum für alle
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DIE MAGDELSTUBE: hier wird solidarische Nachbarschaft gelebt
SEIT MITTLERWEILE FAST ZWEI JAHREN GIBT ES IM JENAER SÜDVIERTEL EINEN STADTTEILLADEN: die Magdelstube! Doch wer denkt, dass es in den Räumlichkeiten etwas zu kaufen gibt, der irrt. Vielmehr stehen nachbarschaftliche Gemeinschaft, Solidarität und bürgerschaftliches Engagement im Vordergrund. Stadtmagazin07 schaute einmal vorbei.
Das WWWW der Liebhaber*innen:
Wer: Magdelstube Was: Stadtteilladen Seit wann: Seit Januar 2019 Wo: Am Magdelstieg in Jena
Es fällt einem direkt auf: Die Magdelstube, zu finden am vielbefahrenen Magdelstieg, ist mit ihren zwei Räumen nicht sonderlich groß. Doch sie ist mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gemütlich eingerichtet und somit ideal geeignet, um sich mit der Nachbarschaft zu verknüpfen. »Wir haben im ersten Raum unsere kleine Kaffeeküche, um für die Gäste auch mal einen Tee kochen zu können. Gerade jetzt im Herbst ist das ja eine schöne Sache«, schmunzelt Jan Goebel, einer der Initiatoren der Magdelstube, während des kurzen Rundgangs durch den Stadtteilladen. »Der zweite Raum ist dann quasi unsere gute Stube, in der es sich erfahrungsgemäß ganz gut aushalten lässt.« Zwei Sofas sind hier zu finden, eine riesige Palme, dazu ein großer Tisch mit Stühlen — und randvoll gefüllte Regale mit einer kleinen Bibliothek, vielen Brettspielen und Bastelsachen. Schon der erste Blick durch den Raum vermittelt also ein gutes Bild über die Angebote der Magdelstube.
Schaut man sich diese noch einmal genauer an, zeigt sich, wie breit das Spektrum an Aktivitäten gefächert ist: eine ComputerSelbsthilfewerkstatt steht bei allen Fragen zu PC, Laptop und Co. mit Rat und Tat zur Seite. Die AG »Geschichte des Südviertels« macht sich auf die Suche nach der Historie des Stadtteils. Junge Familien treffen sich zur Krabbelgruppe, zudem wird regelmäßig zu einer Schreibwerkstatt oder einem gemeinsamen Spieleabend eingeladen. Auch frei organisierte Beratungsangebote, zum Beispiel zum Wohnungs- oder Arbeitsmarkt, werden am Magdelstieg angeboten. Doch was steckt eigentlich genau hinter der Idee eines Stadtteilladens? Jan Goebel: »Es gab bereits über einen längeren Zeitraum von verschiedensten Personen im Viertel die Idee, einen Ort zu schaffen, an dem die Nachbarschaft zusammenkommen und sich treffen kann. Denn das Südviertel besteht nicht bloß aus Studierenden, Familien oder Rentnern und Rentnerinnen. Nein, wir wohnen alle gemeinsam hier. Damit diese verschiedenen Milieus nicht nur nebeneinander leben, sondern auch füreinander da sind, dafür soll es diesen Stadtteilladen geben.«
SOLIDARISCHES MITEINANDER
Nun könnte man argumentieren, dass es für ein solches Miteinander bereits Bürgertreffs oder ähnliche Anlaufpunkte gibt. Doch die Magdelstube geht noch einen konsequenteren Schritt weiter und hat sich dem solidarischen Miteinander verschrieben. »Wir haben den Stadtteilladen nicht ohne Grund ins Leben gerufen, sondern uns intensiv Gedanken gemacht, wie wir die Solidarität untereinander stärken können. Wir möchten ausprobieren und gleichzeitig zeigen, was eine solidarische Nachbarschaft bedeutet und somit direkt vor unserer Haustür eine Form von engagierter Gemeinschaft aufbauen. Eine Gemeinschaft, die im besten Fall vielleicht sogar einzelne Personen aus der Vereinsamung herausholen kann und die versucht, Probleme jeglicher Art kollektiv zu lösen. Das sehen wir auch als Gegenentwurf zu dem Teil der Gesellschaft, der sich nicht solidarisch verhält und momentan leider immer stärker wird. Es braucht eine Gegenreaktion zu all denjenigen, die dazu neigen, bestimmten Gruppen die Schuld an schwierigen Umständen zu geben«, so Jan Goebel.
Wie diese gelebte Solidarität aussehen kann, zeigte sich unter anderem zu Beginn der Corona-Krise. Als das öffentliche Leben im Frühjahr heruntergefahren wurde, organisierte das Team der Magdelstube in kürzester Zeit Angebote zur Hilfestellung. »Wir haben Flyer gedruckt und diese großflächig im Südviertel in die Briefkästen verteilt und in den Hausaufgängen ausgehangen. Darauf waren zunächst wichtige Telefonnummern zu finden, unter anderem das Hilfetelefon bei häuslicher Gewalt, die Seelsorge oder das Kinder- und Jugendtelefon. Fast noch wichtiger waren uns aber die Vorschläge für konkrete Hilfsleistungen«, schaut Jan Goebel auf die Zeit zurück. So gab es zum Beispiel die Möglichkeit, sich zu Einkäufen, Apothekengängen oder sonstigen Erledigungen für Risikogruppen oder ältere Stadtteilbewohne-