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Bildgeschichten in der DDR — Teil 14
| DDR-COMICS |
JEDE GUTE SERIE VERDIENT EINEN BONUSTEIL – oder so. Wir haben uns entschlossen, unsere eigentlich schon abgeschlossene DDR-Bildgeschichten-Reihe um einen weiteren Teil zu ergänzen: Schließlich war die beliebte »Frösi«-Figur Atomino so ungewöhnlich, dass sie auf jeden Fall erwähnt gehört.
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DURCH UNGARN WIRD DAS GUTE ATOM VON SEINER FREUNDIN GEJAGT — am Ende siegt aber doch wieder der Sozialismus
Bildgeschichten in der DDR Teil 14: Guter Atomroboter rettete die DDR-Welt
Atomino ist die einzige Comic-Figur, die es aus einem kapitalistischen Land in eine DDRJugendzeitung geschafft hat, und das über eine lange Zeit. Die »Frösi«, die für den kauzigen atombetriebenen Roboter eine Heimat war, arbeitete seit den 1950er Jahren mit der Kinderbeilage der italienischen und kommunistischen Tageszeitung »L’Unita« zusammen. So kam es wohl auch dazu, dass die Redakteure die Geschichten von Atomino und Freundin Smeraldina entdeckten. Ein Wink mit dem Atom könnte man sagen, denn ein »sauberes Atom« erlebte hier viele Abenteuer in Wissenschaft und Technik. Der Kinderbuchautor Marcello Argilli und der Zeichner Vinicio Berti entwickelten für besagte Tageszeitung von 1963 bis 1966 insgesamt 150 »Atomino«-Episoden. Nach einer kleinen Pause kam eine zweite Serie (1968–1974) hinzu, die wiederum in der Beilage »Pionier« stand, die zu einer italienischen Frauenzeitung gehörte. Dazu gab es verschiedene begleitende Hefte und Bücher.
Die Redaktion der »Frösi« (Verlag Junge Welt) übernahm die italienischen »Atomino«Bildgeschichten allerdings nicht im Ganzen: Sie ließ die Sprechblasen entfernen, ebenso vorwitzige Passagen und gab den einzelnen Bilder Untertexte. Die Übersetzung übernahm Egon Wiszniewsky und die neuen Zeichnungen, die den Atomino für die DDR-Kinder durch viele Abenteuer steuerten, kamen von
HIER SIND DIE ITALIENISCHEN ATOMINOEFINDER SCHON LÄNGST VERGANGENHEIT: DDR-Zeichner hatten die Idee übernommen
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Klaus-Dieter Sommer. Vorbildlich kämpften Atomino und Freunde unter DDR-Regie nun vorwiegend gegen skrupellose Wissenschaftler, Kriminelle im Allgemeinen, Rüstungsbosse und das Militär. Als sauberes Atom und Superheld hatte Atomino sogar feinfühlige Züge, war hilfsbereit und gutmütig, entwickelte sich schnell zum Tüftler und Erfinder für die gute, sozialistische Sache. Er löste Probleme in den imperialistischen Staaten, wie Arbeitslosigkeit, sorgte für Mafiaboss Verhaftungen und agierte gegen Kriegstreiber. Sogar auf Bastelbögen, in Spielen und in einem Kinderbuch erschien der kleine und sehr agile Roboter.
Aufgeschriebene »Atomino«-Geschichten von Argilli illustrierte Berti im ersten Buch, um die Bebilderung des zweiten Bandes (1979) kümmerte sich der ostdeutsche Grafiker Manfred Bofinger. Dieser schuf zwar sonst wirklich großartige Kinderbücher, an den Atomino-Illustrationen scheiterte er jedoch. Da die Figur in Italien Ende der 1970er Jahre längst ihren Geist aufgegeben hatte, in der DDR aber nach wie vor ein positives Echo erhielt, übernahmen die Grafiker Harry Schlegel (bekannt als Pat-Zeichner in »Atze«) und Lothar Paul die Ausarbeitung neuer Folgen. Fotos von technischen Gegenständen und wissenschaftlichen Anlagen kamen nun ebenfalls hinzu; häufig tourten Atomino und Smeraldina durch die sozialistischen Länder. 1983 war dann aber doch für immer Schluss — andere Figuren (»Trix und Droll« von Willy Moese sowie »Otto & Alwin« von Jürgen Günther) hatten die Oberhand gewonnen und Atominos Platz als Maskottchen in der Jugendzeitung eingenommen. Aber immerhin: In den den DDR-Bildgeschichten hat Atomino seine italienische Daseinsgeschichte letztlich um fast zehn Jahre überlebt … (tbe)