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Mein liebstes Ding — VIA REGIA

| MEIN LIEBSTES DING |

Unsere VIA REGIA

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CAROLINE FISCHER UND IHR ENGAGEMENT für europäische Kultur in Erfurt.

»Wir sind ein internationales Netzwerk — eines von insgesamt 49 anerkannten Netzwerken, die vom Europarat als Kulturroute ausgezeichnet wurden. Und diese Kulturrouten des Europarates sind ein einmaliges Projekt, welches bereits in den 1960er Jahren in Europa entstand, als die Urlaubstage auf 21 erweitert wurden und alle plötzlich begannen, zu reisen. Man wollte (und sollte) Europa kennenlernen, es begann ein sogenannter Bürgeraustausch. Die VIA REGIA wiederum, diese Straße der Kulturroute, die gibt es bereits seit über 2.000 Jahren. Sie entstand einst von West nach Ost und umgekehrt in Europa. Ein Kriegsweg, ein Handelsweg, ein Migrationsweg, ein Pilgerweg, auf dem die Städte wie aufgefädelt liegen. In Thüringen beispielsweise in Entfernungen von jeweils 30–40 km, was in etwa dem entspricht, was ein Ochsenkarren an einem Tag schaffen konnte. Man kann diese europäische Verbindungsstraße durchaus mit ›Verwandten‹ in der Welt wie etwa der Seidenstraße in Asien oder der Route 66 in Amerika vergleichen. In Europa heißt dieser die Völker und Menschen verbindende Weg eben VIA REGIA, übersetzt: die Straße der Könige«, berichtet Caroline Fischer, ihres Zeichens Geschäftsführerin des Europäischen Kultur- und Informationszentrums in Thüringen (EKT).

Unsere VIA REGIA, die Straße der Könige, reicht von der Atlantikküste (Spanien/Frankreich) bis nach Kyiv (Ukraine) bzw. Vilnius (Litauen), Minsk (Weißrussland) und Smolensk (Russland), denn es war der optimale Weg von West nach Ost und umgekehrt. Der namensgebende Abschnitt führte übrigens von Frankfurt nach Wrocław (Breslau). »Unser Netzwerk VIA REGIA, dem ich vorstehe, sieht seine Aufgabe vorrangig darin, kontinuierlich die internationale Zusammenarbeit zu fördern und zu unterstützten. Das Europäische Kultur- und Informationszentrum in Thüringen, das von meinem Vater, Dr. Jürgen Fischer, nach der ›Wende‹ gegründet worden ist, fungiert als internationale Kontaktstelle. Ich möchte sein begonnenes Werk fortsetzen. Wir vermitteln Inhalte, die sich an bestimmte europäische Themen knüpfen lassen — auch ›Kochen lernen wie bei Karl V.‹ gehört dazu! Wir wollen gemeinsames europäisches Kulturerbe vermitteln, ohne es anstrengend zu machen«, erklärt Caroline Fischer.

VERMITTELTES KULTURERBE »Ob wir so etwas wie ein Reisebüro sind? — Na gut, wir arbeiten mit etlichen Reisebüros zusammen! Natürlich ist Reisen immer eine gute Grundlage, um andere Länder und Kulturen kennenzulernen. Dazu gehört dann immer auch einiges an Wissen. Was sind z. B. Kratzsteine? Und was bedeutet in diesem Zusammenhang ›die Kurve kratzen‹? Im Mittelalter waren die Gassen der kleinen Städte eng und schmal und es bestand die Gefahr, dass die Händler mit ihren Fuhrwerken und eisernen Reifen die Häuserecken beschädigten. So setzten unsere Vorfahren an die Häuserecken sogenannte steinerne Radabweiser, die vielerorts auch Kratzsteine genannt wurden. Meistens Granitsteine, die konisch gerundet waren, um die Gebäudeecken zu schützen. Der mittelalterliche Ausspruch ›die Kurve kratzen‹ stammt von diesen Kratzsteinen und wird noch heute verwendet. Europaweit!«, berichtet Organisatorin Fischer. Es sei auf jeden Fall wichtiger, sich mit den Dingen des Alltags der Völker zu beschäftigen, als sich in Paris nur den Eiffelturm anzuschauen oder irgendwo in der Sonne zu liegen. »Dazu kommt der Fakt, dass Paris und Leipzig unsere Unterstützung wohl nicht benötigen. Aber weniger bekannte Orte, wie Gelnhausen, Brodi oder Waltershausen«, betont die engagierte Frau. »Warum Waltershausen? — Es sind die kleinen Ortschaften, die oft vergessen werden und doch auf der VIA REGIA liegen, die eine Geschichte aufzuweisen haben und Spannendes zu Europa beitragen. Waltershausen entwickelte sich an der Stelle, an der sich einst die Straßen von Salzungen nach Erfurt und von Eisenach nach Saalfeld kreuzten. Die Burg Tenneberg (die Vorgängerburg gab es bereits im 6. Jahrhundert) am westlichen Ortsrand bot Schutz für die Straßen und die Stadtbewohner. Waltershausen ist heute nach der Kreisstadt Gotha der zweitgrößte

CAROLINE FISCHER

Das WWWW der Liebhaberin:

Wer: Caroline Fischer Was: Geschäftsführerin des Europäischen Kultur- und Informationszentrums in Thüringen (EKT) Seit wann: seit März 2005 Wo: in Erfurt, Thüringen und Europa

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