Nr. 53 – Mai 2015

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DREISSIG GRAD nR. 53 M ai 2015

SPORT Stephan Siegrist besteigt vergessene Gipfel im Himalaja • Gipfelduell der Freerider • Ein Amateur-Trailrunner unterwegs mit Profis auf Big Island, Hawaii • Der Trail Verbier St-Bernard auf dem Weg zur Legende? LIFESTYLE Geheime Big Wave auf den Kanaren • Alessandra Meniconzis fotografische Zeugnisse • Südkoreanische Bikeparks GESELLSCHAFT Grüne Städte • 13 Gesichter des Wallis vor der Kamera • Hotel: Western in omanischen Morgenland



Impressum 30° grad (seit 2002) NR. 53, mai 2015

TITELBILD  Thomas Senf | VISUALIMPACT

Herausgeber & Verwaltung CB Communication sàrl Rue du Simplon 20 – Postfach 386 1001 Lausanne - Schweiz info@cbcommunication.com / www.cbcommunication.com Tel : +41 21/ 312 41 41, Fax : +41 21/ 312 41 11 Chefredaktor christian.bugnon@cbcommunication.com Sekretariat melissa.hertzeisen@cbcommunication.com Redaktion Frédéric Rein, Laurent Grabet, Annette Marti, Alban Aubert, Serge Greter, César Deffeyes, Guy Michel, Christian Bugnon Fotografen Felix Woelk/Red Bull Photofiles, Ryan Miller/Red Bull Content Pool, David Schweizer, Brian Bielmann, Bernard De Wetter/WWF, Flint Co/Dustin Ortiz & Stone Crandall, Hans-Joachim Kleine, Michael Tweddle, www.monsieurplant.com, Julbo/Jeremy Bernard, visualimpact.ch/Thomas Senf, Vincent Callebaut Architectures, Heatherwick Studio, Maison Edouard François, Ben Thouard,Oleg Grigoryev, Alessandra Meniconzi, Daniel Geiger, ©freerideworldtour.com/David Carlier, David Carlier/davidcarlierphotography.com, Jim Zimmermann, Daniel RudolfvonRohr, Trail VSB/F.Perraudin, Alila Hotels & Resorts Layout florian.blanchard@cbcommunication.com (DA) christian.bugnon@cbcommunication.com Deutsche Übersetzung Sabine Dröschel Litho Images 3 Druck IRL plus SA Sie finden 30° an den Schweizer Kiosken bei Naville & Valora, CHF 8.- pro Ausgabe Sonderausgabe CHF 15.30° im Abonnement: info@30grad.ch Abonnement für die Schweiz: März / Mai / Juli /September / Dezember 1 Jahr (4 Ausgaben + 1 Sammelausgabe) für CHF 57.-25% für 18- bis 24-Jährige und ab 65 Jahren 2 Jahre (8 Ausgaben + 2 Sammelausgaben) für CHF 99.-25% für 18- bis 24-Jährige und ab 65 Jahren Werbung Schweiz www.30degres.tv info@cbcommunication.com Copyright: © 2002-2015 Magazin 30° Grad Alle Rechte vorbehalten. Alle in diesem Magazin veröffentlichten Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Ihre ganze oder teilweise Vervielfältigung ist ohne ausdrückliche Zustimmung der Berechtigten strikt untersagt. Das Magazin wurde in der Schweiz aus FSC-Papier hergestellt.

Ein Gefühl der Leichtigkeit liegt in der Luft. Die Sonne vertreibt ungünstige Winde und schlechte Laune. Die Knospen saugen sich mit Pflanzensaft voll und schwellen an, bis sie schliesslich platzen und den noch kahlen, schlafenden Bäumen neues, grünes Leben einhauchen. Schon in den frühen Morgenstunden zwitschern die Meisen ihre Traviata. Ihr fröhlicher Gesang verspricht einen leidenschaftlichen Sommer. Der zunehmende Erfolg von 30°, dessen Winter-Sondernummern und fünf Jahresausgaben grosse Resonanz auslösen, ist Balsam für unsere Seele. Langsam baut der Vogel sein Nest. Zu Bewährtem gesellen sich erfreuliche Neuigkeiten. Die Redaktion vergrössert sich und begrüsst neue Autoren. Auch die Familie wächst. Charlotte hat am 25. März das Licht der Welt erblickt. Wir heissen sie herzlich willkommen.

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„Ein Kind oder ein Buch“, sagte die grosse Simone de Beauvoir. Und warum nicht beides? Ohne den Anspruch auf Literatur zu erheben, verfolgt 30° seinen Weg der überbordenden Gefühle, der sportlichen und abenteuerlichen Opern, der drängenden Wünsche und der hoffnungsvollen Zukunft weiter. Lasst uns unsere Flügel nach den vergessenen und oft unerreichbaren Gipfeln des Himalaja strecken und Stefan Siegrists Spuren folgen, eine geheime Big Wave auf den Kanaren surfen, die Trails eines unbekannten Hawaii erkunden und die zeitlosen Porträts von Alessandra Meniconzi: bewundern, die Landschaften und Völker in den entlegensten Regionen unseres Planeten in ihrer ganzen Grösse und Erhabenheit erfasst. Hier und dort, am Meer und in den Bergen, ist und bleibt Adrenalin unser Motor, die Suche nach dem Unbekannten unser Vademecum und die Schönheit unser Mantra. Folgen Sie uns auch in die digitale Welt und profitieren Sie von viel Bonusmaterial.

Das Magazin 30° ist offizieller Partner des Schweizer Alpen-Clubs SAC für den Wettkampfsport. www.sac-cas.ch www.30grad.tv | www.30degres.tv | www.30degrees.tv

Christian Bugnon | Herausgeber & Chefredaktor


IM MOUNTAINBIKE-PARADIES*

* Das ist Verbier: 500 km markierte Cross-Country-Wege, 21 Enduro-Strecken, ein Bikepark mit 7 Abfahrtspisten, die “Tour du Mont-Fort” als Pro- oder Easy-Ride-Version, ein DirtPark und demnächst auch ein Pumptrack! Kommen Sie und erleben Sie es selbst ! www.verbier.ch

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BRENDAN FAIRCLOUGH

inhalt NR. 53 Mai 2015

SPORT Ein Amateur-Trailrunner unterwegs

mit Profis auf Big Island, Hawaii 12 Stephan Siegrist besteigt vergessene Gipfel im Himalaja 22 Beim Freeriden sind Feldstecher ebenso wichtig 68 wie ein Paar Ski! Klettern: Katherine Choong findet ihre Motivation auf den Felsen der Welt wieder 80 Gipfelduell der Freerider 85 Der Trail Verbier St-Bernard auf dem Weg zur Legende? 87

LIFESTYLE News 6

Geheime Big Wave auf den Kanaren 36 „Tenties“ des Fotografen Oleg Grigoryev 44 Alessandra Meniconzis fotografische Zeugnisse 46 ­­­Südkoreanische Bikeparks 60 gesellschaft Grüne Städte

13 Gesichter des Wallis vor der Kamera Sporttrends Uhrentrends Hotel: Western in omanischen Morgenland

NO S H O R TC U T S

Es ist unbedeutend, wie weit du es letztlich nach oben geschafft hast. Alles was zählt, ist wie viel Herzblut du in deine Leidenschaft gesteckt hast, jahrelang Trails zu shredden. Und die Selbstverständlichkeit, kompromisslos dafür zu leben, was du liebst.

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SCOTT-SPORTS.COM © SCOTT SPORTS SA 2014.15 | Photo: Keno Derleyn


Ankunft im Waipi’o-Tal nach dreitägigen Strapazen: ein atemberaubend schöner, aber lauftechnisch extrem schwieriger Ort


JULBO SESSION

HAWaii HAT MEINE TURNSCHUHE Der fr端her 端bergewichtige Amateur-Trailrunner Bill Clements ist durch die H旦lle der hawaiianischen Hauptinsel gegangen. Genau genommen hat er Big Island in Begleitung von zwei Profisportlern in nur drei Tagen durchlaufen. Bericht 端ber eine famose Julbo Session.

IN DREI TAGEN RUINIERT


Stephan Siegrist besteigt vergessene Gipfel im Himalaja


Stephan Siegrist folgt Dres Abegglen auf den letzten einfachen Metern zum Ostgipfel des Kishtwar Shivlings 5895 m.ü.M. Im Hintergrund zu erkennen: der Cerro Kishtwar, den Stephan 2011 mit einem anderen Team auf einer neuen Route bestiegen hat.

Unbestiegene Berge, neue Routen, einsame Gipfel – die Faszination für alpinistisches Neuland führten den Mammut-Pro-Team-Athleten Stephan Siegrist und die Profibergsteiger Thomas Senf und Dres Abegglen in den Norden Indiens, wo ihnen eine neue Route am Kishtwar Shivling sowie die jeweils erste Besteigung zweier vorher noch namenloser Gipfel gelang.


St채dte

Vincent Callebaut Architectures


Die Pariser Stadtbehörden haben das belgische Ingenieur- und Architektenbüro Vincent Callebaut beauftragt, ein stadtplanerischer Konzept für 2050 vorzulegen. Das Konzept nennt sich „Paris Smart City 2050“.

Ein Offshore-Park, ein Turm, auf dem Bäume wachsen, eine Brücke, die glatt als Wald durchgehen könnte: In vielen Städten wachsen grüne Projekte wie Pilze aus dem Boden. Der Trend ist drauf und dran, zu einer neuen architektonischen Stilrichtung zu werden. Text°°° Frédéric rein In New York, Paris, London und anderen Metropolen lockern immer mehr grüne Farbtupfer das triste, seelenlose Betongrau auf. Im Pflichtenheft der Stadtplaner und Architekten steht das allgegenwärtige Grün für einen Paradigmenwechsel. Er beruht auf einem Sinneswandel mit nachhaltiger Wirkung. „Die neue Green-Bewegung ist mehr als nur ein Trend. Sie wird unsere Art, die Dinge zu sehen und zu machen, grundlegend verändern“, bestätigt der französische Spezialist für städtische Öko-Architektur Edouard François. „Die Bauten werden wieder in einen grösseren Zusammenhang gestellt. Bisher wurde das Kontextuelle zugunsten der Normierung vernachlässigt. Ein bezeichnendes Beispiel sind die standardisierten Hotels. Sie passen überhaupt nicht mehr in ihre Umgebung. In unserer globalisierten Welt versuchen wir aber wieder vermehrt, uns auf das Lokale zu besinnen.“ In dieses Bestreben reiht sich auch die Begrünung der Städte. Fast überall werden wieder Pflanzen in die kargen Betonlandschaften geholt. In New York zum Beispiel soll im Westen von Manhattan ein auf Pfahlkonstruktionen gebauter Offshore-Park mit einer Gesamtfläche von einem Hektar entstehen. In London wird dieses Jahr über der Themse eine bewaldete Brücke mit dem bezeichnenden Namen Garden Bridge errichtet. Und auch in Paris hat die Stadtpräsidentin Anne Hidalgo ihren Wunsch kundgetan, die Metropole überall dort, wo es möglich ist, zu bepflanzen und ein Experiment mit einer komplett begrünten Strasse zu wagen. Die Stadtbehörden haben auch schon das belgische Ingenieur- und Architektenbüro Vincent Callebaut beauftragt, ein Konzept für Paris 2050 vorzulegen. „Paris Smart City 2050“, wie das Projekt heisst, will die französische Hauptstadt zu einem grünen Epizentrum machen, in dem der berühmte Tour Montparnasse zu einem „vertikalen Central Park“ wird.

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Im Dezember 2014 haben der Profisurfer Jonathan Gonzales und sein Freund und Fotograf Ben Thouard vor den Kanarischen Inseln eine bisher weitgehend unbekannte Welle entdeckt. Begeistert berichten sie von ihrem Surf- und Fotoabenteuer.

GEHEIME BIG WAVE

AUF DEN KANAREN


Der Profisurfer Jonathan Gonzales und der Fotograf Ben Thouard n채hern sich mit dem Jetski der Welle, beobachten sie eine Weile und legen dann los.


Sechsj채hriges M채dchen aus dem Qing-Miao-Volk im Norden Chinas: Ihre Frisur verr채t ihren Zivilstand.


Alessandra

Meniconzi fotografische Zeugnisse Die Schweizer Fotografin reist an die abgeschiedensten Orte der Welt, wo sie vom Aussterben bedrohte Volksstämme aufsucht. Sie dokumentiert ihren Alltag, um die Erinnerung an sie wachzuhalten.

Text°°° Frédéric rein Fotos°°° Alessandra Meniconzi Alessandra Meninconzis künstlerische Ader ist in einem Wald aus Tisch- und Stuhlbeinen entstanden. Damals war sie zwei Jahre alt. „In diesen Underground-Nischen habe ich die Erwachsenenwelt aus einer märchenhaften Perspektive wahrgenommen. Ich stellte sie mit spindeldürren Beine und überdimensionierten Köpfen dar“, erinnert sich die gebürtige Luganesin amüsiert. Während ihres Grafikstudiums verflog die Begeisterung der Tessinerin für Design allerdings. Sie fühlte sich in dieser Welt der wechselnden Geometrie aus Rastern, Linien, Berechnungen und Massen eingeengt. „Ich dachte wehmütig an die Zeit zurück, in der ich meine Farbstifte über weisse Blätter gleiten liess“, erklärt sie. Kaum hatte sie ihr Diplom in der Tasche, beendete sie ihre Karriere als Grafikdesignerin. Sie gab ihrem künstlerischen Schöpfungsdrang nach und betätigte sich als Comic- und Pressezeichnerin. „Ich hätte mich dort bestimmt entfaltet, wenn mir mein Bruder nicht eines Tages einen Fotoapparat geschenkt hätte“, sagt sie. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Die Kamera ist zu meinem treuen Reisebegleiter, zum Saft meines Lebens geworden.“ Das ist jetzt rund zwanzig Jahre her. Seither bringt sie ihre Wanderlust und ihre unstillbare Neugier in immer neuen Fotoreportagen und Bildbänden zum Ausdruck. Interview mit einer Künstlerin, die sich selbst als „bescheidene Lernende“ sieht.

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Alban und Hannes beenden ihre Abfahrt in Gyeongju vor dem im 7. Jahrhundert erbauten Anapji-Tempel.

Die Rider Alban Aubert, Hannes Klausner und Daniel Geiger haben S端dkorea von Seoul im Norden bis nach Busan im S端den durchquert und dabei die verschiedenen MTB-Pisten getestet. Was sie vorfanden, 端berraschte selbst sie: Die Trails boten einen unglaublichen Flow.

Bikeparks


©freerideworldtour.com / David Carlier

Stundenlang beobachten und überlegen: Wer auf dem legendären Bec des Rosses eine schöne Linie ausmachen will, braucht viel Geduld.


BEIM FREERIDEN IST EIN FELDSTECHER EBENSO WICHTIG WIE EIN PAAR SKI

Die Athleten der Freeride World Tour (FWT) sind alles andere als Hitzköpfe. Das haben die Sichtungen am Vortag des letzten Xtreme Verbier eindrücklich gezeigt. 30° hat einen Blick hinter die Kulissen dieses von Swatch und Audi gesponserten Topanlasses geworfen.


Zauberhaftes Lichtspiel: die HĂśrnlihĂźtte auf dem Matterhorn bei untergehender Sonne und Nordwind


13 gesichter

des Wallis Der Fotograf und Filmschaffende David Carlier und sein Team haben zum 200-Jahr-Jubiläum des Walliser Beitritts zur Schweizerischen Eidgenossenschaft 13 prominente Persönlichkeiten aufgesucht und sich von ihnen ihr ganz persönliches Wallis zeigen lassen. Im August erscheint der Film über diese Reise durch den Kanton.


Jim Zimmermann

Mit dem Anmut einer Ballerina klettert die 49 kg leichte und 1,58 m kleine Katherine Choong auf einen Felsbogen in Yangshuo (China, November 2014).


Nach einer heilsamen siebenmonatigen Auszeit, in der die Jurassierin ferne Felsen bekletterte, wird sie diesen Sommer wieder Wettk채mpfe in der Halle bestreiten. Portr채t.

Katherine FINDET IHRE MOTIVATION

AUF DEN FELSEN DER WELT WIEDER


Das Hotel Jabal Akhdar auf der arabischen Halbinsel blickt auf eindr端ckliche Schluchten, die den Vergleich mit dem amerikanischen Grand Canyon nicht zu f端rchten brauchen. Ebenso einzigartig wie die landschaftliche Umgebung ist auch der Hotelservice.


Spektakul채re Aussicht: Das Hotel Jabal Akhdar trohnt auf 2000 Metern 체ber Meer und bietet einen einmaligen Blick auf den al-Dschabal al-Achdar.

Western in omanischen Morgenland


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