THEMA
GAMSWILD UND KLIMAWANDEL – neue Forschungs-
ergebnisse aus Österreich TEXT: RUDOLF REINER, ANDREAS ZEDROSSER, HUBERT ZEILER, KLAUS HACKLÄNDER, LUCA CORLATTI FOTOS: WILDLIFEPICS.NET, R. REINER
Im Mai dieses Jahres ist in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Global Change Biology“ ein Artikel erschienen, der den Einfluss der Klimaerwärmung auf das Gamswild in unterschiedlichen Lebensräumen erklärt. Unterstützt wurde die Arbeit von den Landesjagdverbänden Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg. Die Erderwärmung trifft die Alpen ganz besonders. Hier verändern sich derzeit Klima und Lebensräume zum Teil dramatisch schnell – die Waldgrenze steigt nach oben, Gletscher verschwinden, Permafrostböden tauen auf, neue Arten wandern ein. Das hat gravierende Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Auch Wildtiere, welche diesen Gebirgsbogen besiedeln, müssen mit neuen Lebensbedingungen zurechtkommen – viele von ihnen sind besonders gut an
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Kälte angepasst aber empfindlich gegen Hitze. Gams gehören dazu. Nachdem die Jagdstrecken beim Gamswild bis Anfang der 1990er Jahre in Österreich auf über 29.000 Stück angestiegen sind, fielen sie danach steil ab und pendeln derzeit bei rund 21.000 Stück jährlich. Die Entwicklung verlief alpenweit annähernd gleich und führte über Arbeitstreffen und Tagungen hinaus auch zu verstärkter Forschungsarbeit. Dem Gamswild wurde wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
GEWICHTSVERLUST Forschungsergebnisse aus der Schweiz und aus Italien zeigten, dass das Gewicht der Gamsjährlinge im Zuge von immer wärmeren und trocken Frühsommern abnimmt. Ausgehend davon wird auch das Körpergewicht erwachsener Gams allmählich geringer. Untersuchungen in drei italienischen Teilpopulationen (Adamello, Presanella und Brenta) untermauerten diese Ergebnisse. Auch hier konnten Gewichtsverluste bei jungen Gams in Zusammenhang mit hö-