ERDnachrichten 2016

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Offizielle Zeitung der:

Š Hannes Huber / Archiv FMB

THEMEN Fragiles Wunder Meer #keepitintheground Design Tomorrow Today! When I Am Laid In Earth Eine, die sich traut

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DAS WAREN DIE ERDGESPRÄCHE 2015


VORWORT

MEIN

G A R T I BE

GRAFIK-DESIGNERIN, AKTIVISTIN, GRÜNDERIN DES GEM. VEREINS NEONGREEN NETWORK UND ERFINDERIN DER ERDGESPRÄCHE

Angie Rattay

Ruhig sitzen - das konnte ich noch nie gut. Schon gar nicht, wenn mir eine Idee in den Sinn kam oder ich mich für etwas oder jemanden einsetzen konnte. Dieser Tatendrang ist eine schöne Eigenschaft, kann aber auch zum Verhängnis werden, wenn man eigentlich lesen, lernen, arbeiten oder sich lieber nicht einmischen sollte, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Damals wie heute hätte es für mich jedoch nie eine andere Option gegeben, als meinen Gedanken und Taten freien Lauf zu lassen, aufzustehen, mich einzumischen.

Nur keine Wellen schlagen, so könnte das Motto unserer oft mit Scheuklappen besetzten Wohlstandsgesellschaft lauten. Solange wir alles haben, was wir für ein bequemes Leben brauchen, wozu aufmucken? Oft werden die langfristigen Probleme unserer Welt mit einem „Das erleben wir ohnehin nicht mehr“ abgetan. Doch was, wenn wir anstatt der durchschnittlichen 80 Jahre 200 Jahre alt werden würden? Würden wir dann nicht vorausschauender denken und unsere Beiträge für eine bessere Welt leisten? Zwei wichtige Menschen in meinem Leben, die auch nicht ruhig sitzen bleiben konnten waren Freda und Kari. Kari Bauer (Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst) war mein guter Freund und Mentor, mit dem ich auf der Uni Nachmittage lang am Telefon hing, um für die MS-kranke Mutter einer Freundin ein spezielles Krankenbett zu erschnorren. Er lud uns in sein Häuschen ins Waldviertel ein und sang für uns am Lagerfeuer indische Kirtan-Zeilen. Kari war immer für uns Studierende da. Er war der gute Geist unserer Klasse, hatte tausende Ideen und Aufgaben im Kopf, mit denen er wohl zwei Leben hätte füllen können. Kari bestärkte mich in meinem Denken und inspirierte mich dazu, mich auch in meinen Arbeiten intensiver mit den Themen zu beschäftigen, die mein Herz bewegten. Ich begann mein kreatives Potenzial für Umwelt- und Klimaschutz einzusetzen. Nach Gründung meines Grafikbüros und Vereins lernte ich durch einen glücklichen Zufall Freda Meissner-Blau kennen. Sie wurde zur ersten Sprecherin und späteren Schirmherrin der ERDgespräche. Ihre Erzählungen von „damals“, ihr Mut und ihr politisches Grundverständnis prägten mich und die Ausrichtung der ERDgepräche nachhaltig. Wir verstanden uns in vielerlei Hinsicht blind, auch wenn wir auf den ersten Blick verschieden waren: Sie, die Lady aus gutem Haus und ich, das Mädl aus dem Wiener Gemeindebau. Ich bin dankbar für die acht Jahre, die wir gemeinsam hatten. Sie sagte immer, dass sie einmal beruhigt gehen könne, weil sie wüsste, dass wir ihre Arbeit fortführen. Nun habe ich diese beiden wichtigen Menschen kurz vor Weihnachten verloren. Mit Stolz und Freude werden das Team von Neongreen Network und ich mit noch mehr Mut, Leidenschaft und Lautstärke Eure Wege weiter gehen, in Eure großen Fußstapfen tretend. Danke Freda! Danke Kari! Wir bleiben weiter nicht ruhig sitzen. Nie mehr.

COVERFOTO: GROSSKUNDGEBUNG WEGEN DER WIEDERAUFARBEITUNGSANLAGE WACKERSDORF, 1986


SPRECHERIN

CÉLINE COUSTEAU (FR/USA) IST FILMEMACHERIN. ALS ENKELIN DES MEERESFORSCHERS JACQUES COUSTEAU UND TOCHTER VON FILMPRODUZENTEN JEAN-MICHEL COUSTEAU HAT AUCH SIE DEN SCHUTZ DER OZEANE INS ZENTRUM IHRER ARBEIT GESTELLT. IHRE NONPROFIT-ORGANISATION CAUSECENTRIC PRODUZIERT KURZFILME UND MULTIMEDIA-CONTENT FÜR UND MIT UMWELT- UND SOZIALPROJEKTEN, DIE SELBST KEINE MITTEL DAFÜR HABEN. „AUF MEINEN REISEN TREFFE ICH UNGLAUBLICHE MENSCHEN, DIE HELFEN, ÖKOSYSTEME, TIERE UND MENSCHEN ZU SCHÜTZEN. DENEN MÖCHTE ICH EIN MEGAPHON REICHEN.“ COUSTEAUS LETZTER FILM „TRIBES ON THE EDGE“ DOKUMENTIERT DEN ÜBERLEBENSKAMPF DER INDIGENEN VÖLKER IM VALE DO JAVARI IM AMAZONASBECKEN IN BRASILIEN. WWW.CELINECOUSTEAU.COM


FRAGILES WUNDER MEER

BLAU

WWF-MEERESEXPERTE

von Georg Scattolin

© Capkin van Alphen

Ein Blick aufs Meer ist mit nichts zu vergleichen. Die ruhige, scheinbar unendliche Weite und gleichzeitig die unglaubliche, in großen Teilen noch unbekannte Vielfalt im und ums Meer helfen, beim Betrachten eine Position einzunehmen, um sich mit größeren Zusammenhängen zu beschäftigen. Tatsächlich sind die Ozeane eines der wichtigsten Systeme unseres Planeten. Was sich unter der Wasseroberfläche abspielt, bleibt allerdings oft im Verborgenen. Die prekäre Situation der Weltmeere ist uns leider viel zu wenig bewusst. Mittlerweile ist das Schicksal unserer Weltmeere massiv von menschlichen Entscheidungen abhängig und der Erhalt der Meeresgesundheit sollte uns allen ein großes Anliegen sein, da nur intakte Meere die Dinge liefern, die wir täglich zum Leben brauchen. Was das Meer uns bietet Die Ozeane produzieren 50 % unseres Sauerstoffs, sie absorbieren Wärme, verteilen diese um den Globus und dominieren damit die weltweiten Wettersysteme. Sie bedecken 71 % unseres Planeten und bieten 95 % der Fläche, auf der Leben existiert. Sie binden enorme Mengen von Kohlendioxid. Etwa ein Drittel des von uns Menschen produzierten Kohlendioxids wird von den Meeren aufgenommen. Sie sind damit wichtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel. Fisch und Meeresfrüchte zählen weltweit zu den meistgehandelten Lebensmitteln. Über 800 Millionen Menschen sind abhängig vom Fang, der Produktion, der Verarbeitung und dem Verkauf von Fisch und Meeresfrüchten. Besonders abhängig vom Fisch als Lebensgrundlage sind Menschen in Entwicklungsländern. Sie liefern einen Großteil des weltweiten Fang- und Produktionsvolumens und stellen 97 % der Arbeitskräfte im Bereich Fischerei. Die gewaltige Mehrheit – ganze 90 % – sind kleingewerbliche Fischer, nicht etwa Mitarbeiter der großen Fangflotten. Für sie ist Fisch sowohl Einkommensgrundlage, als auch ein wichtiger Bestandteil der täglichen Ernährung. Trotz dieser Fakten sind heute weniger als 4 % der Meeresfläche geschützt und es existieren kaum global kohärente Initiativen zum einheitlichen Umgang mit den Meeren und deren für uns Menschen so wichtigen Ressourcen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Druck auf die Meere steigt stetig. Unsere unkoordinierten wirtschaftlichen Aktivitäten, die in der Abschätzung ihrer negativen Auswirkungen oft

unterschätzt werden, gefährden die Meeresumwelt und die Ökosystemleistungen der Ozeane. Glücklicherweise entwickelt sich bei vielen Regierungen in den unterschiedlichsten Ländern das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer integrierten, fairen und auf wissenschaftlichen Grundlagen basierenden Nutzungsform von marinen Ressourcen. Wir beginnen zu verstehen, dass auch wir Menschen ein integraler Teil des marinen Ökosystems sind und dass wir beim Planen oder bei der Implementierung jeglicher Entwicklung die Balance zwischen den drei Säulen der Nachhaltigkeit einhalten müssen: die ökologische, ökonomische und die soziale Nachhaltigkeit. Vielfalt statt Einfalt Wir müssen unsere Beziehung zu den Meeren verändern, indem wir sicherstellen, dass unsere Nutzung der Weltmeere ausgerichtet ist, um Ernährungssicherheit, Einkommen und politische Stabilität auf einer gerechten und gleichberechtigten Basis zu ermöglichen. Die Wiederherstellung, der Schutz und die Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt, der Produktivität und der Funktionen des Ökosystems Meer müssen gewährleistet werden. Die marine Artenvielfalt nimmt eine Sonderstellung ein, da das Leben in den Meeren entstanden ist und Meeresbewohner hunderte Millionen Jahre mehr Zeit hatten als landlebende Organismen, um vielfältigste Ausprägungen und gegenseitige Anpassungen zu entwickeln. Außerdem ist Vielfalt generell ein guter Puffer gegen negative Entwicklungen im Meer oder an Land.

… BEDECKEN 71% UNSERES PLANETEN … PRODUZIEREN 50% UNSERES SAUERSTOFFS … NEHMEN 30% DES VON MENSCHEN PRODUZIERTEN CO2 AUF

DER FISCHER SIND KLEINGEWERBLICHE (NICHT TEIL GROSSER FANGFLOTTEN) Quelle: WWF

WENIGER ALS 4% DER MEERESFLÄCHE IST GESCHÜTZT Quelle: WWF


FRAGILES WUNDER MEER

MEET CÉLINE COUSTEAU AT THE NEXT NEONGREEN HUBCLUB ON THE MORNING OF EARTHTALKS, MAY 3RD, 08.30, IMPACT HUB REGISTER: EARTHTALKS.NET

ALLER IN DIE EU IMPORTIERTEN FISCHE KOMMEN AUS ENTWICKLUNGSLÄNDERN Quelle: WWF

“ DER KÜRZESTE WEG ZUM MEER BESTEHT IN EINEM BINNENLAND IN DEN TÄGLICHEN KONSUM- ENTSCHEIDUNGEN.”

FÜR WEITERE ANREGUNGEN ZUR GLOBALEN VERBINDUNG ZWISCHEN UNSEREM KONSUMVERHALTEN UND DER MEERESUMWELT UND DEN MENSCHEN IN ENTWICKLUNGSLÄNDERN BESUCHT WWW.FISHFORWARD.EU

Der Einsatz von erneuerbaren Energien und die Verstärkung von Kreislaufwirtschaft, bei der die eingesetzten Rohstoffe über den Lebenszyklus des Produktes hinaus wieder in den Produktionsprozess zurückgelangen, sollten die Basis für technische Nutzung der Meere sein, um ökonomische und soziale Stabilität zu ermöglichen und gleichzeitig innerhalb der Grenzen unseres Planeten zu bleiben. Zudem müssen die Industrieländer verstärkt Verantwortung für die Produktionsländer von marinen Ressourcen, zumeist im globalen Süden, übernehmen. Praktische Umsetzung Soweit die Theorie - aber was kann jedeR einzelne hier in Österreich für den Meeresschutz tun? Und was für die faire Behandlung der Menschen in Entwicklungsländern, die mit Meeresprodukten ihren Lebensunterhalt bestreiten? Der kürzeste Weg zum Meer besteht in einem Binnenland in den täglichen Konsumentscheidungen. Wir müssen uns eingehend damit beschäftigen, welche Informationen wir über unsere Nahrungsmittel aus dem Meer erhalten können, um achtsame, informierte Entscheidungen treffen zu können, die Mensch und Natur nicht schädigen. Zuallererst steht das Wissen um die Herkunft. Auf den meisten Verpackungen von Fischen und Meeresfrüchten und auch im Frischfischbereich kann man sich mittlerweile als KonsumentIn über die Herkunftsländer der Produkte informieren. Der gebackene Fisch mit Kartoffelsalat in Wien besteht wahrscheinlich aus Pangasiusfilet importiert aus Vietnam und die Calamari Fritti im Urlaubsort an der

Adria wurden höchstwahrscheinlich in den Gewässern um Südamerika gefischt. Etwa die Hälfte aller in die EU importierten Fische und Meeresfrüchte stammen aus Entwicklungsländern. Der zweite Schritt besteht nun darin, sich für nachhaltigen Fisch zu entscheiden, um durch individuelle Kaufentscheidungen einen positiven Beitrag zum Schutz der Meere und zur nachhaltigen Entwicklung in den Produktionsländern zu leisten. Hier kommt auch dem Einzelhandel und der verarbeitenden Industrie eine besondere Bedeutung zu. Es muss viel mehr nachhaltiger Fisch angeboten werden und diese Produkte sind so zu kennzeichnen, dass die Herkunft nachvollziehbar ist. Die Schönheit des Meeres In allen Diskussionen um die Ressourcen, die uns die Weltmeere bieten und darum, wie wir die Leistungen der Ozeane quantifizieren können, dürfen wir niemals vergessen welche Schönheit das Meer ausstrahlt und dass Meeresschutz schon allein aus diesem Grund selbstverständlich sein sollte. All diese Ansätze vereint Céline Cousteau in ihren Filmen und ihrer Arbeit im Rahmen des Weltwirtschaftsforums. Auf der einen Seite ist es hochrelevant, wirtschaftliche Fakten in alle Schutzbemühungen zu integrieren und auf der anderen Seite geht es um das Meer an sich, seine Schönheiten, die vielfältigen Lebewesen im Wasser und an den Küsten, die Menschen, die von und mit dem Meer leben und die über Generationen entwickelten nachhaltigen Nutzungsweisen. • GEORG SCATTOLIN



DIE EHRE LIEGT IM FREIER JOURNALIST. SCHREIBT UNTER ANDEREM FÜR „DIE PRESSE“, „DER FALTER“ UND „DATUM“.

ENTSCHLUSS, ES MIT GANZEM HERZEN ZU VERSUCHEN Johann Skocek

Alan Rusbridger ist der ehemalige Herausgeber der britischen Tageszeitung The Guardian. Er hat Journalismus stets aus Überzeugung betrieben und startete mit seinem Blatt die Kampagne „Keep It In The Ground“, die sich für den Ausstieg aus fossilen Energien einsetzt.

WERT DER INSTITUTIONEN DIE BEREITS DIVESTIERT HABEN (STAND 03/2016)

Wer über Alan Rusbridger, einen der wichtigsten Zeitungsmacher der vergangenen 20 Jahre spricht, muss über Ehrlichkeit reden. Rusbridger wurde 1995 als Chefredakteur des englischen „Guardian“ eingesetzt, 2015 trat er von seiner Position zurück. Die Zusammenarbeit mit dem Aufdecker Julian Assange, die Veröffentlichung der geheimen Dokumente von „Wikileaks“ und die damit einhergehende Begleitung des US-Whistleblowers Edward Snowden sowie die journalistische Kampagne über den von Menschen verursachten Klimawandel sind Teile von Rusbridgers Vermächtnis. Sie haben den Guardian als ein globales Referenzmedium etabliert und Rusbridgers Ruf als unbestechlichen Zeitungsmacher ein für alle Mal gefestigt. Journalismus, der angesichts des anschwellenden Bloggesangs verzweifelt darum kämpft, noch gehört zu werden, erzählt im besten Fall die großen Geschichten der jeweiligen Zeit. Er erzählt sie immer wieder von einer anderen Perspektive aus, die Schilderungen widersprechen einander, sie ergänzen einander, manchmal schließen sie einander sogar aus. Wichtig ist das grundsätzliche Misstrauen, das Journalismus, der diesen Namen verdient, seinen Erzählungen gegenüber aufrecht hält. Das hat nichts mit Beliebigkeit oder mangelndem Selbstvertrauen zu tun, sondern mit einer Haltung, die bereit ist, sich im Extremfall der äußersten Zustimmung und des äußersten Widerstands selber in Frage zu stellen. Wie die Wissenschaft ist Journalismus also, wenn sich auch die jeweils in ihnen angewendeten Methoden voneinander unterscheiden, stets mit dem Problem der eigenen Legiti-

mation konfrontiert. Dieses Problem können JournalistInnen nur von Artikel zu Artikel lösen, und ein Medium nur von Ausgabe zu Ausgabe und nur jeweils für sich. Rusbridger vertrat eine radikale Interpretation dieser Tatsache. Er publizierte im Guardian gestohlene Dokumente, was den englischen Geheimdienst auf die Palme und in die Redaktionsbüros trieb. Die Agenten zwangen Redakteure, Computer mit den Wikileaks-Daten zu zerstören, eine zweifelhafte und lächerliche Aktion zugleich. Sie verstärkte die Aura Rusbridgers und des Guardian, wenn auch nicht unbedingt seine Überlebensfähigkeit. Denn das Internet bietet dem Wissbegierigen die Chance, den Guardian sowie seine Enthüllungen und Kampagnen gratis zu verfolgen. Es fehlt demnach nicht an Kritik, Rusbridger habe nicht einmal aus der größten Geschichte des Jahrzehnts ein Geschäft gemacht. Der Guardian wird durch eine Stiftung getragen, die seine Besitzer vor achtzig Jahren einrichteten. Die Stiftung ist an diversen Geschäften beteiligt, deren Profite zum Teil der Erhaltung der Zeitung dienen. Und einer Mission, die eben auch dem Whistleblower Edward Snowden und seinem Beitrag zur Verbesserung der Welt dient. Niemand weiss, wie lange das Geld angesichts der aktuellen Verluste noch reichen wird. Jedenfalls machte Rusbridger keine erkennbaren Anzeichen, wie andere ernsthafte Zeitungen von der Süddeutschen bis zur New York Times, im Internet eine Bezahlschranke einzuführen. Doch Rusbridger hatte eine neue Idee, und dabei ging es um nichts weniger als die ganze Welt. Es ist durchaus möglich,

© The Guardian

#KEEPITINTHEGROUND


27% FAITH-BASED GROUPS 25% FOUNDATIONS 13% GOVERNMENTAL ORGANISATIONS 13% PENSION FUNDS 12% COLLEGES, UNIVERSITIES & SCHOOLS 6% NGOS 3% FOR-PROFIT CORPORATIONS 1% HEALTH 0% OTHER

dass er die Erderwärmung für eine dieser großen Erzählungen hielt, von denen die Menschheit seit Urzeiten Zuversicht, Ängste und Kraft bezieht. Tatsächlich ist der Klimawandel in seiner globalen ideengeschichtlichen und praktisch-politischen Bedeutung nur mit der biblischen Sintflut oder der Flucht der Israeliten aus Ägypten vergleichbar. Der französische Philosoph Jean-Francois Lyotard benannte zwei Ordnungen dieser großen Erzählungen, eine politisch-aufklärerische, die mit dem Namen von Immanuel Kant verknüpft ist, und eine philosophische, die vom Idealismus und dessen größtem Vertreter, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, ausgeht. Wenn man so will, begann Alan Rusbridger mit der Wiederaufnahme der politisch-aufklärerischen Erzählung. Er entwickelte ein Projekt namens „Keep It In The Ground“, und zwar nachdem er im Dezember 2014 angekündigt hatte, sein Amt beim Guardian im folgenden Sommer zu verlassen. Vielleicht hatte er tatsächlich, wie in manchen Artikeln über den Start dieses moralisch intakten, journalistisch exzellenten Kampagnen-Journalismus zu lesen stand, in der Rückschau auf seine Arbeit beim Guardian gemerkt, dass er dem Klimawandel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Vielleicht störte ihn einfach die Ignoranz, mit der die Regierung des Vereinigten Königreichs und vieler anderer Staaten der Gefahr für den Planeten begegnen. Jedenfalls betonte Rusbridger mit seiner Kampagne wie wichtig es wäre, auf „die Experten zu hören, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern und wir das mit der Prominenz

und Ernsthaftigkeit behandeln müssen, die sie verdient“. Die Kampagne war im Jänner ein Jahr alt und sie wuchs schnell über den Rand einer Tageszeitung hinaus. Der Guardian hat als Partner die Umweltorganisation 350.org, die sich unter anderem dem zentralen Thema des Divestments widmet. Es geht darum, große Investoren dazu zu bewegen, ihre Anlagen aus fossilen Energieträgern abzuziehen und stattdessen in Erneuerbare zu investieren. Am Beginn der Initiative forderte der Guardian zwei der größten karitativen Fonds, die Bill & Melinda Gates Foundation und den Wellcome Trust, auf, ihre Investitionen in die 200 größten Ölproduktionsfirmen zu stoppen. Die LeserInnen sollten es ihnen gleichtun. Von 7,3 Millionen Usern der Guardian-Homepage unterschrieben 180.000 eine Petition, die die Fonds aufforderten, zu divestieren. Die Schilderung des Phänomens der Erderwärmung und die inhärente Warnung vor der damit verbundenen tödlichen Gefahr entwickelte sich schnell zu einer Darstellung mit finanziellen und politischen Kriterien. Rusbridger erklärte in einem Artikel, es sei die Idee der Kampagne, „dem Geschäftsmodell von Unternehmen, die mit dem Geld von Investoren noch mehr Kohle, Öl und Gas suchen, die Legitimation zu entziehen“. Die Frage war, wie er selbst schreibt: „Wie schaut die Performance von fossilen Reserven an der Börse aus? Und wie entwickeln sich die Investitionen in grüne Technologien?“

„WENN MAN SO WILL, BEGANN ALAN RUSBRIDGER MIT DER WIEDERAUFNAHME DER POLITISCHAUFKLÄRERISCHEN ERZÄHLUNG.“

„DEM GESCHÄFTSMODELL VON UNTERNEHMEN, DIE MIT DEM GELD VON INVESTOREN NOCH MEHR KOHLE, ÖL UND GAS SUCHEN, DIE LEGITIMATION ZU ENTZIEHEN“. ALAN RUSBRIDGER

Quelle: gofossilfree.org

DIVESTMENTS NACH ORGANISATIONSART:


SPRECHER

#KEEPITINTHEGROUND

ALAN RUSBRIDGER (GB) WAR MEHR ALS 20 JAHRE LANG CHEFREDAKTEUR UND HERAUSGEBER DER BRITISCHEN TAGESZEITUNG THE GUARDIAN. WÄHREND DIESER ZEIT WURDE DAS BLATT BEI DEN BRITISH PRESS AWARDS 5 MAL ZUR „ZEITUNG DES JAHRES“ GEWÄHLT UND DECKTE ZB. DIE SPIONAGEAFFÄRE RUND UM WHISTLEBLOWER EDWARD SNOWDEN AUF. WENIGE MONATE VOR SEINEM RÜCKTRITT STARTETE RUSBRIDGER „THE BIGGEST STORY IN THE WORLD“, EINE GROSS ANGELEGTE DIVESTMENT-KAMPAGNE, DIE STIFTUNGEN UND ÖFFENTLICHE INSTITUTIONEN DAVON ÜBERZEUGEN WILL, STATT IN FOSSILE ENERGIEN IN ERNEUERBARE ENERGIEN ZU INVESTIEREN. WWW.ALANRUSBRIDGER.COM

Die Themenbearbeitung des Guardian hat also eine klare Botschaft: Sie warnt vor dem weiteren ungehemmten Verbrennen von fossilen Energieträgern. Der Guardian beschreibe das Phänomen allerdings nicht in seiner ganzen divergenten Breite, sagen auch Klimatologen wie Myles Allen aus Oxford. Die Aufforderung, Öl und Gas im Boden zu lassen, sei simplistisch. Statt die Industrie als Feind der Menschheit darzustellen, sei es aussichtsreicher, mit ihr einen Diskurs über mögliche neue Wege der Energiebereitstellung zu führen. Rusbridger kontert derartige Kritik mit dem Hinweis, dass die bisher geführten Diskussionen mit der Industrie wenig Veränderung gebracht hätten. Der Guardian versuche daher, die Öffentlichkeit aufzuklären und viele Endabnehmer der Energiekonzerne zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Bill Gates antwortete auf Rusbridgers Aufforderung, sein Geld sinnvoller als in Kohle zu investieren, übrigens nicht. Es wurde lediglich eine Stellungnahme eines Sprechers seiner Foundation übermittelt. Man sei „unliebsam überrascht“ darüber, das Ziel einer Attacke gewesen zu sein.

INTERESSANTE LINKS: DIVESTMENT-AUSTRIA.NET 350.ORG THEGUARDIAN.COM GOFOSSILFREE.ORG

Mittlerweile steigen immer mehr große Fonds aus dem fossilen Geschäft aus, gleichzeitig investieren mehr und mehr potente Geldgeber in die vielversprechende Entwicklung solarer Technologien. In den USA ist das die am stärksten wachsende Sparte der Erneuerbaren Energien. Die um die Präsidentschaftskandidatur kämpfende ehemalige Außenministerin Hillary Clinton hat die Förderung grüner Energiebereitstellung zu einem Teil ihres Regierungsprogramms gemacht. In Großbritannien läuft ein ehrgeiziges Regierungsprogramm, das die Abschaltung aller Kohlekraftwerke

bis 2025 vorsieht. Als Ersatz sollen moderne, wesentlich CO2-ärmere Gas-Kraftwerke und Atommeiler dienen. Das ist zwar auch kein Grund für ungetrübte Freude, könnte aber den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich reduzieren. Das Volumen des Divestments stieg nach Angaben des Guardian im Verlauf der Kampagne um das 50fache auf rund 2.600 Milliarden Dollar. Auch die Guardian Media Group, der Eigentümer der Zeitung, hat sich entschlossen, mit seinem 800 Millionen Pfund schweren Vermögen aus dem Investment in fossile Energie auszusteigen. Rusbridgers Vermächtnis ist es somit, zumindest einen kleinen Beitrag zu einer Abschwächung der Erderwärmung beigetragen zu haben. Das gibt Hoffnung, macht aber auch skeptisch. Wenn so eine laute Stimme wie der Guardian nicht mehr erreicht, welche Chancen bestehen dann, viele Menschen und vor allem die am fossilen Profit Interessierten zu einer Änderung ihres Verhaltens zu bewegen? Die Frage muss wohl offen bleiben, und Rusbridgers Ehre besteht hier wie auch in seinem gern geschilderten, eitlen und eifrigen Bemühen, Frederic Chopins Ballade in G Moll, Op. 23 auf dem Klavier studiert und darüber ein Buch („Play It Again“) geschrieben zu haben. Eine schier unbewältigbare Übung, die der Amateur Rusbridger sich hier aufhalste. Diese Hingabe verlangt jedenfalls Respekt und wie ernsthaft Journalismus auch betrieben wird, im Vergleich zu den Machthabenden haftet ihm stets eine Aura von Dilettantismus an – auch in dem Sinn, den einst Stefan Zweig an vielen großen Entdeckern und Erneuerern der Menschheitsgeschichte lobte. Weiter bringen uns vor allem Menschen, die ihre Ideen mit totaler Hingabe und aus Freude, Vergnügen, ja Genuss, eben mit „diletto“ betreiben. • JOHANN SKOCEK


Zukunft gestalten Atomkraft ausschalten Jetzt unterzeichnen auf petition.oekostrom.at


DESIGN TOMORROW TODAY!

WIR ALLE SIND DESIGNER BEI EOOS UND GRÜNDER DES INSTITUTE FOR DESIGN RESEARCH VIENNA (IDRV)

DESIGNERINNEN UND DESIGNER! Harald Gründl

DER DESIGNPROZESS SPIELT EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE BEI DER KONZEPTION VON GÜTERN UND DIENSTLEISTUNGEN. RUND 80 % DER UMWELTRELEVANTEN AUSWIRKUNGEN WERDEN HIER FESTGELEGT. Quelle: How to thive in the new economy

„WENIGER EINSATZ VON MATERIE, MEHR EINSATZ VON MENSCHEN.“ JOHN THACKARA „DIE SPEZIFISCHEN KENNTNISSE, DIE DESIGNERINNEN MITBRINGEN, KÖNNTEN SO MANCHE GRASWURZELINITIATIVE ZU EINER GROSSEN BEWEGUNG WERDEN LASSEN.“ JOHN THACKARA

John Thackara ist ein Vordenker und Geburtshelfer des positiven Wandels durch Design. Im Jahr der Bankenkrise lässt Thackara auf der Designbiennale in Saint Etienne für seine Ausstellung „Eco City Lab“ einen riesigen Erdhügel aufschütten. Um diesen magischen Ort herum entsteht eine Gemeinschaftsküche, die regionale Lebensmittel verarbeitet. Auf großen rauen Holztischen wird gemeinsam gegessen und diskutiert. Zahlreiche mobile Pflanzbehälter, die über die riesige Ausstellungshalle verteilt sind, erinnern an die dringlich notwendige Nahrungssouveränität von Bioregionen als Bausteine einer resilienten und nachhaltigen Zukunft. Dazwischen erfährt man von kleinen Projekten, die in einem regionalen Maßstab positive Alternativen in den Bereichen Nahrungsmittelversorgung, Energie, Wasser, Bauen, Ausbildung oder Transport aufzeigen. Thackaras Strategie ist, Initiativen von unten mit professioneller Designkompetenz zusammenzubringen, um den Wandel massentauglich zu machen. Die spezifischen Kenntnisse, die DesignerInnen mitbringen, könnten so manche Graswurzelinitiative zu einer großen Bewegung werden lassen. Die Kenntnis von regionalen Besonderheiten wird in diesem Experiment zum Ausgangspunkt von kollektiver Kreativität. Die Ausstellung „Eco City Lab“ bildete einen Gegenpol zu dem gerade bei Biennalen zelebrierten Designstarkult. In seinem Buch „In the Bubble. Designing in a Complex World.“ (MIT Press 2005) wendet sich Thackara gegen den Mythos des kreativen Individuums. Er spricht sich für das Ende des StardesignerInnentums zu Gunsten einer unterstützenden Rolle in kollektiven Designprozessen aus. Design für den Wandel heißt nicht nur informiertes Design, sondern es fordert vor allem auch eine Hinwendung zu partizipativen Gestaltungsprozessen. Dieser Paradigmenwechsel wird für

die Designdisziplin wohl noch ein langer Prozess werden. Er ist jedoch die Voraussetzung für eine breite gesellschaftlich getragene Veränderung unserer Lebensstile in weltverträgliche Ausmaße. Statt „Science Fiction“ wünscht sich Thackara „Social Fiction“. Eine der zukünftigen wichtigen Grundeigenschaften ist Leichtheit. Thackara verweist für diesen Begriff auf Italo Calvinos „Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend“. Unsere Wirtschaft sollte weniger Müll produzieren und weniger Material und Energie einsetzen. Weniger Güterverkehr. Weniger Einsatz von Materie, mehr Einsatz von Menschen. Das klingt alles ganz einfach und nachvollziehbar. Aber es fordert nicht weniger als eine vollkommene Umgestaltung unseres industriellen und sozialen Systems. Wir steuern gerade in die andere Richtung, indem wir immer mehr Material durch immer weniger Menschen produzieren, um das Wachstum weiter aufrecht zu erhalten. Der Designprozess spielt eine entscheidende Rolle bei der Konzeption von Gütern und Dienstleistungen. Rund 80 % der umweltrelevanten Auswirkungen werden hier festgelegt. Jenseits von individuellem Kunststreben bietet das die Chance, das System wirklich entscheidend zu beeinflussen. Im Designprozess sollten die richtigen und zukunftsweisenden Fragen formuliert und das Prinzip Leichtheit umgesetzt werden. Designprozesse sind interdisziplinäre Prozesse, in denen Designschaffende eine verantwortungsvolle und informierte Rolle einnehmen können. Leichtigkeit als zukunftsfähige Eigenschaft von Design ist ein Innovationsmotor der Kreativität. Leichtigkeit bringt uns vom Konsum von Materie hin zum Konsum von Ereignissen. Leichtigkeit bedeutet miteinander kommunizieren, ohne den Umweg des Warenfetisch.


BUCHTIPP: HOW TO THRIVE IN THE NEXT ECONOMY VERLAG: THAMES & HUDSON

Illustrationen aus dem Buch „How to Thrive in the Next Economy“

MEET JOHN THACKARA AT THE NEXT NEONGREEN HUBCLUB ON THE MORNING OF EARTHTALKS, MAY 3RD, 08.30, IMPACT HUB REGISTER: EARTHTALKS.NET

Thackaras Bücher, Vorträge Forschungs- und Ausstellungsprojekte kreisen um Alternativen für die Grundbedürfnisse des Menschen. Beständig reist er auf der Suche nach Mut machenden Beispielen um die Welt. Sein neuestes Buch „How to Thrive in the Next Economy.“ (Thames & Hudson 2015) erzählt von seinen neuesten Funden, den jungen Trieben einer neuen Ökonomie. Die Erzählung beginnt mit einem Bekenntnis zum Ende des Wachstums. Untermauert wird es nicht mit wirtschaftswissenschaftlicher Rhetorik, sondern mit dem Beispiel des größten Möbelhauses der Welt und seinem Bekenntnis, bald 50 % des Holzes aus nachhaltiger Waldwirtschaft beziehen zu wollen. Doch mit steigender Produktion steigt auch der Anteil an nicht nachhaltig produzierten Holzressourcen. Am Ende werden noch mehr Ressourcen ausgebeutet und die Firmen klopfen sich selbst auf die Schulter: Das Nachhaltigkeitsziel ist erreicht, statt heute 17 % ist der Anteil an zertifizierten Holz auf 50 % gesteigert worden! Weniger Schaden anzurichten, das ist das freiwillige Versprechen vieler Firmen, die sich zu einem nachhaltigen Wandel nur halbherzig bekennen. Das Beispiel des Möbelgiganten wird hier zur Metapher für das vermeintlich „verantwortungsvolle“ Wirtschaften im globalen Norden. Thackaras Diagnose des vorherrschenden Dilemmas nicht nachhaltiger Produktion ist einfach: Eine saubere Produktion ist kein technisches Problem, sondern eine soziales Problem. Gemeinwohlorientieres Handeln ist für das Design ein Zukunftshandlungsfeld. Vom individuellen „Copyright“ führt der Weg in die Gemeinwohlwirtschaft und Kreativität als Gemeingut. Design nicht als ikonisches Artefakt, sondern als gesellschaftsverändernde Kraft. Thackara hat in zahlreichen Projekten Designschaffende mit Kommunen

10 DIFFERENT MODES OF INHABITING THE WORLD: CHANGING FROM DO LESS HARM, TO LEAVE THINGS BETTER GROUNDING FROM HEAL THE SOIL, TO THINK LIKE A TREE WATERKEEPING FROM HARVEST THE RAIN, TO RIVER RECOVERY DWELLING FROM DEPAVE THE CITY, TO POLLINATOR PATHWAYS FEEDING FROM SOCIAL FARMING, TO FOOD AS A COMMONS CLOTHING FROM DIRT TO SHIRT, FROM SOIL TO SKIN MOVING FROM 2-WHEELED FREIGHT, TO CLOUD COMMUTING CARING FROM CURE TO CARE, FROM ME TO WE COMMONING FROM SOCIAL MONEY, TO THE ART OF HOSTING KNOWING FROM WAYS OF SEEING, TO WAYS OF ACTING


DESIGN TOMORROW TODAY!

OFFIZIELLES ERDGESPRÄCHE SIDE-EVENT “HOW TO THRIVE IN THE NEXT ECONOMY” WORKSHOP MIT JOHN THACKARA UND LOKALEN AKTEUREN: BIOTOPE CITY, KOMOBILE & LASTENRADKOLLEKTIV IN KOOPERATION MIT DER STADTFABRIK* ENGLISCHE SPRACHE. WANN: MONTAG, 2. MAI 2016, 14 - 18.00 MAK FORUM, STUBENRING 5, 1010 WIEN STARK BEGRENZTE TEILNEHMERINNENZAHL: ANMELDUNG MIT KURZER BEGRÜNDUNG WESWEGEN IHR TEILNEHMEN MÖCHTET, AN: DEPARTURE@WIRTSCHAFSTAGENTUR.AT

© Foto: Uros Abram

SPRECHER

*STADTFABRIK: EIN PROJEKT IM RAHMEN DER KOOPERATION DESIGN> NEUE STRATEGIEN DES MAK UND DER WIRTSCHAFTSAGENTUR WIEN, KREATIVZENTRUM DEPARTURE

JOHN THACKARA (GB) WAS KÖNNEN GESCHICHTEN VON KLEINEN ERFOLGEN IN EINER WELT SCHMELZENDER POLKAPPEN, VOLL VON KRIEGEN UND ARTENSTERBEN SCHON AUSRICHTEN? ALLES, FINDET JOHN THACKARA. DER BRITISCHE AUTOR UND WAHLFRANZOSE HAT IN DEN LETZTEN 30 JAHREN ETLICHE DIESE GESCHICHTEN GESAMMELT UND SCHREIBT DARÜBER IN BÜCHERN UND AUF SEINEM BLOG DOORS OF PERCEPTION. ER ZEIGT AUF, WIE IDEEN VON GRASWURZELBEWEGUNGEN, INTELLIGENTES DESIGN UND NEUE BLICKWINKEL AUF ALTE PROBLEME ZU PRAKTISCHEN MASSNAHMEN FÜR EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT WERDEN KÖNNEN. AUSSERDEM ORGANISIERT ER EVENTS UND FESTIVALS, AUF DENEN SOZIALE INNOVATOREN IHR WISSEN TEILEN. WWW.DOORSOFPERCEPTION.COM

„SYSTEME ZU DENKEN, IST EINE DER WICHTIGSTEN GRUNDREGELN FÜR VERANTWORTUNGSVOLLES DESIGN IN ZUKUNFT.“ JOHN THACKARA

zusammengebracht, um einen Wandel anzustoßen. Aus diesem alternativen Designkontexten entsteht auch ein verändertes Rollenverständnis der Designschaffenden. Die erste Regel formuliert den Respekt vor dem Vorhandenen. Respektieren, was schon da ist. Das ist nicht immer leicht für Designschaffende, denn sie sind trainiert, immer alles zu hinterfragen und immer neu zu erfinden. Aber der kritische Designblick kann auch verwendet werden, um versteckte Ideen zu entdecken, und noch nicht mobilisierte lokale Ressourcen zu aktivieren. Die zweite Regel fokussiert auf die Ermächtigung der Menschen vor Ort. Design trägt dazu bei, Machtkonstruktionen zu verschieben und den Menschen zu helfen, die Kontrolle über ihre Ressourcen und ihr Territorium wieder zu erlangen. Design gelingt dort, wo die Menschen die Kontrolle wiedererlangen. Die letzte Regel formuliert die Notwendigkeit, das Ganze im Blick zu haben. Systeme zu denken, ist eine der wichtigsten Grundregeln für verantwortungsvolles Design in Zukunft. Zu lange war Design sehr fixiert auf Systemteile und deren Ausgestaltung. Wie sieht ein Produkt aus, wie wird es beworben? Produktdesign und Grafikdesign waren dafür zuständig. Doch wer kümmert sich um die Gestaltung der Kreislauffähigkeit eines Produkts? Oder wer hinterfragt überhaupt die Notwendigkeit von Produkten, wer löst sie in Services auf? Ist Design eine Dienstleistung für die unendlich wachsende Wirtschaft oder könnte Design auch eine Dienstleistung für die Gesellschaft im Wandel sein?

Nicht auf Schockbilder und Berichte setzt Thackara, um den Wandel einzuleiten, sondern auf die Macht der Rituale. Der Mensch mit seinem „wilden Denken“ muss genauso ernst genommen werden wie sein Glaube an den wissenschaftlichen Fortschritt. Am Beispiel der gemeinschaftlich genutzten Wasserstelle in Bali, dem „subak“, erkennen wir eine Metapher für den von ihm beschriebenen zukünftigen Wandel: Die symbolische Verbindung mit der Biosphäre und die symbolische und faktische Interaktion der Menschen miteinander. Die in der traditionellen Kultur Balis durch Priester, Tempel und bedeutungsvolles Handeln verwaltete Allmende, d.h. die gemeinschaftlich genutzte Fläche, könnte als Ausgangspunkt für die Gestaltung zukünftiger lokaler Lebensumfelder dienen. Seit Anbeginn schaffen Menschen Rituale, um die Beziehung zu Natur und Mitmenschen bedeutungsvoll zu gestalten. Thackara sieht den Wendepunkt zu einer nachhaltigen zukünftigen Lebensweise sich dort realisieren, wo wir uns einander zuwenden und einen respektvollen Umgang mit der Biosphäre pflegen. Das Lernen vom „wilden Denken“ und die Neugestaltung unserer grundlegenden Bedürfnisse werden zu den Grundlagen eines neuen Designverständnisses für die Zukunft. • HARALD GRÜNDL


Technik und Ökologie – kein Widerspruch BERNHARD-AV – Österreichs erstes Unternehmen im Bereich Konferenz- und Kongresstechnik mit international anerkannter Top-Umwelt-Zertifizierung EMAS. Der perfekte Technik-Partner für Green Meetings und Green Events. REG.NO. AT-000684

2016


WHEN I AM LAID IN EARTH

DEM

Adam Pawloff

Eines der zentralen Probleme bei der Vermittlung der Gefahren des Klimawandels ist die schwierige Visualisierung – ähnlich wie bei der Freisetzung radioaktiver Strahlung in Folge einer Atomkatastrophe. Die Meeresspiegel steigen bislang nur langsam an. Obwohl Extremwetterereignisse viel häufiger eintreten und wir diese steigende Tendenz dem Klimawandel zuschreiben können, ist das für Einzelereignisse wissenschaftlich nicht belegbar. MEET SIMON NORFOLK AT THE NEXT NEONGREEN HUBCLUB ON THE MORNING OF EARTHTALKS, MAY 3RD, 08.30, IMPACT HUB REGISTER: EARTHTALKS.NET

OFFIZIELLES ERDGESPRÄCHE SIDE-EVENT „MEET THE ARTIST“: BEGEHUNG DER AUSSTELLUNG „SEEN ON EARTH„ MIT LANDSCHAFTSFOTOGRAF & SPRECHER SIMON NORFOLK. ENGLISCHE SPRACHE. WANN: MITTWOCH, 4. MAI 2016, 17.00 WANN: KUNSTHAUS WIEN 1030, UNTERE WEISSGERBERSTRASSE 13 ANMELDUNG: WWW.ERDGESPRAECHE.NET

Der Hunger etwa, er hat ein Gesicht. Wir alle kennen die Bilder von schwerst unterernährten und todkranken Kindern. Doch wie dem Klimawandel ein ähnliches, sich einprägendes Gesicht verleihen? Fotografen haben eine Antwort gefunden: Gletscher. Kaum etwas auf der Erde ist so grundlegenden – und auch schnellen – Änderungen ausgesetzt wie das “ewige Eis”. Von den über 10.000 Gletschern weltweit sind nur 2 in den letzten Jahren gewachsen. Alle anderen schrumpften bis an den Rand des Verschwindens. James Balog, Fotograf für National Geographic, war einer der ersten, der das Drama der Gletscherschmelze entdeckte, als er nach wenigen Jahren an eine Stelle zurückkehrte, wo einst ein Gletscher war. Denn er war weg. Nicht ganz weg, aber weit weg. Zusammengeschrumpft. Balog machte sich auf, um das Problem zu dokumentieren. An Klippen in Grönland, Alaska und Montana wurden Kameras angebracht, die automatisiert im Stundentakt Gletscher ablichteten.

Durch ein Aneinanderreihen der Fotos lässt sich das dramatische Ausmaß des Gletscherschwunds eindrucksvoll zeigen. Das Projekt wurde durch ein Filmteam begleitet. Die Österreich-Premiere von Chasing Ice zeigten wir im Rahmen der ERDgespräche 2013. Simon Norfolk hat hingegen einen künstlerischen Zugang zum Thema gewählt. 2014 reiste Norfolk zum Lewis Gletscher am Mount Kenya, um zu dokumentieren, was einst da war was jetzt nicht mehr ist. Begleitet durch österreichische Gletscherforscher, hat er an Hand historischer Landkarten und mittels moderner GPS-Technik die ehemaligen Umrisse des Gletschers recherchiert. Der Lewis Gletscher hat seit 1934 etwa 90 % seiner Masse verloren! Neben seiner Fotoausrüstung war eine Fackel das wichtigste Equipment für die Visualisierung der Geschichte des Gletscherrückgangs. Nächtens ging er mit ihr die alten Umrisse ab und fixierte diese Leuchtspuren mit Langzeitbelichtung. „When I Am Laid In Earth“ zeigt in einer eindrucksvollen Bildserie die traurige Geschichte des Lewis Gletschers. Eine Geschichte, die sich an vielen Tatorten der Welt wiederholt und – sofern nicht rasch gehandelt wird um den Klimawandel zu begrenzen – bald zu einer Geschichte des Verschwindens werden könnte. Simon Norfolk will mit seinen Bildern die Menschen zum Handeln motivieren. Ein kleines Zeitfenster bleibt uns noch. • ADAM PAWLOFF

© Simon Norfolk (Bildausschnitt)

MANAGING DIRECTOR ERDGESPRÄCHE UND NEONGREEN NETWORK. GREENPEACE CEE CLIMATE AND ENERGY SPEAKER

KLIMAWANDEL EIN GESICHT GEBEN


SIMON NORFOLK WURDE 1963 IN LAGOS, NIGERIA, GEBOREN, UND STUDIERTE IN ENGLAND PHILOSOPHIE UND SOZIOLOGIE. ER MACHTE SICH ZUNÄCHST ALS DOKUMENTAR-, SPÄTER ALS LANDSCHAFTSFOTOGRAF INTERNATIONAL EINEN NAMEN. 2004 GEWANN NORFOLK DEN INFINITY AWARD DES INTERNATIONAL CENTER OF PHOTOGRAPHY IN NEW YORK UND 2005 DEN PRIX DIALOGUE IN ARLES. SEINE ARBEITEN WERDEN REGELMÄSSIG IM NEW YORK TIMES MAGAZINE UND THE GUARDIAN WEEKEND ABGEDRUCKT UND INTERNATIONAL AUSGESTELLT. ES SIND BEREITS MEHRERE BÜCHER ÜBER SEINE ARBEITEN ERSCHIENEN. WWW.SIMONNORFOLK.COM

SPRECHER

LEWIS GLETSCHER MOUNT KENYA MOUNT KENYA:


1978, MARSCH GEGEN ZWENTENDORF


COVERSTORY

EINE, DIE SICH TRAUT IN MEMORIAM FREDA MEISSNER-BLAU (1927-2015)

AUTOR DES BUCHES „FREDA MEISSNER-BLAU 88 LERN- UND WANDERJAHRE. IM GESPRÄCH MIT GERT DRESSEL“

von Gert Dressel

Sie war eine Pionierin. Freda Meissner-Blau, die ehemals als Übersetzerin für die französische Atomwirtschaft tätig gewesen war, stand in vorderster Reihe, als es in den 1970er Jahren darum ging, die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf zu verhindern. Spätestens seit ihrem Engagement gegen den Bau eines Wasserkraftwerks bei Hainburg war sie eine Leitfigur der österreichischen Umweltbewegung. Diesen Status nützte sie, um 1986 für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren und noch im selben Jahr zogen die Grünen als „Grüne Alternative - Liste Freda Meissner-Blau“ erstmals in den Nationalrat ein. Freda war zudem eine Kämpferin für Frauenrechte. Bereits in den 1950er Jahren hatte sie im damaligen Belgisch-Kongo die Ausbeutung und Unterdrückung der Einheimischen durch den europäischen Kolonialismus und westlichen Kapitalismus erfahren. Am 22. Dezember 2015 ist Freda im 89. Lebensjahr gestorben. Bis zu ihrem Tod hatte sie sich für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigere und gerechtere Welt engagiert.

© Harald Kragora, Archiv FMB

Was und wie über Freda Meissner-Blau erzählen? Da gäbe es viele mögliche Ansätze. Lassen wir sie daher auch selbst über sich erzählen. Denn wenn die Menschen, wie der französische Philosoph Roland Barthes meinte, Geschichtenerzähler sind, dann war Freda eine ihrer grandiosesten Vertreterinnen. Ich hatte in den vergangenen Jahren das große Vergnügen, ihr stundenlang zuhören zu dürfen, wenn sie aus ihrem Leben erzählte. Und so wie Eltern abends ihren Kindern vorm Schlafengehen manchmal Geschichten vorlesen, die ihnen Mut machen oder ihre Angst nehmen sollen, so lassen sich auch Fredas Lebensgeschichten als Mutmachgeschichten hören und lesen. Fredas Leben war eines, das uns zu mehr Courage inspirieren, das uns ermächtigen kann. Keine Heldin Als „Jeanne d’Arc“ der Grünen und der Umweltbewegung wurde Freda zuweilen bezeichnet. Ihr selbst waren diese Bezeichnungen suspekt und widersprachen ihrer Selbstwahrnehmung. Als Heldin hat sie sich nie gesehen, sondern als eine Person, die widersprüchlich, auch verletzlich und ängstlich ist. „Ich bin in meiner Kindheit nie draufgekommen, wie man so etwas wie einen eigenen Willen durchsetzen

kann. Als wir in Linz wohnten, war zum Beispiel völlig klar: Sonntags gehen wir in den Kürnberger Wald (…) Ich wäre so gern zu Hause geblieben, hätte lieber gelesen, aber es wär mir nicht eingefallen, das auch zu sagen.“ 1 Sie wuchs zu einer Zeit auf, als Mädchen und Frauen vor allem auf ihre Rolle als „schöngeistige“ und sorgende Mütter und Hausfrauen vorbereitet wurden – eine gesellschaftliche Norm, die auch sie stark beeinflusste. Freda war schon 40 Jahre alt, als sie in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre als, wie sie selbst meinte, „typische Vorstadtmutter“ mit drei Kindern in Paris lebte. „Damals war es ja auch bei mir noch so: Ich dachte, wenn man mit einem Mann schläft, heiratet man ihn, hat Kinder und lebt zusammen.“ Dass Freda diese für eine Frau aus einem bürgerlichen Milieu damals so gewöhnlichen geschlechtsspezifischen Fremdund Selbstzuschreibungen nie verschwiegen hat, hat sie für andere Menschen zugänglich gemacht. „Heldinnen und Helden“ bzw. jene, die sich als solche darstellen, sind ja nicht wirklich zugänglich. Denn jene, die selbst keine „HeldInnen“ sind, werden dabei stets mit den eigenen vermeintlichen Unzugänglichkeiten konfrontiert. „HeldInnen“ können daher etwas Unerreichbares haben, auch etwas Entmutigendes. Unerreichbar war Freda allerdings nie, ganz im Gegenteil!

UMWELTPOLITISCHE TIMELINE 1978 VERHINDERUNG AKW ZWENTENDORF 1984 VERHINDERUNG DONAUKRAFTWERK HAINBURG 1986 PRÄSIDENTSCHAFTSKANDIDATUR 1986 ERFOLGREICHE NATIONALRATSWAHL GRÜNE ZIEHEN INS PARLAMENT


COVERSTORY

DIE FRAGE BLEIBT. 88 LEHR- UND WANDERJAHRE. IM GESPRÄCH MIT GERT DRESSEL. VERLAG: AMALTHEA 2014

Sie war eine, der man ganz konkret begegnen konnte, die mit anderen Menschen in einen neugierigen Austausch trat, nachfragte und sich überraschen ließ. Wenn Freda in den 1970er Jahren in zahlreichen Frauenseminaren in Wien als Seminarleiterin den Teilnehmerinnen, die ebenso in den Geschlechtsstereotypen und -hierarchien verfangen waren, nicht dozierte, wie es „richtig“ geht, sondern sie einfach erzählen ließ, dann hatte das etwas Ermutigendes. „Natürlich freut es mich, wenn Frauen nach so vielen Jahren auf mich zukommen und sagen: ‚Das hat mir so geholfen damals.‘ Das hat eigentlich für mich mehr Sinn als meine parlamentarischen Erfahrungen.“

BEI DEN ERDGESPRÄCHEN 2010 IM WIENER RATHAUS

Sich trauen, sich ermächtigen Danach gefragt, wofür sie womöglich ein Rolemodel für andere wäre, meinte Freda einmal: „Da muss ich ganz spontan sagen: Eine, die sich traut.“ Eine, die sich dann doch traut – trotz aller Unsicherheiten und Ängste. Und daraufhin erzählt sie eine Begebenheit aus der ersten Hälfte der 1970er Jahre, als sie in der Rolle einer einfachen Teilnehmerin in einem Hörsaal der Wiener Universität dem Zeigen eines Anti-Abtreibungsfilms beiwohnte: „Dann ist der Film aus, das Licht geht an, es wird gefragt: ‚Wer will etwas sagen?‘ In der Mitte stand ein Mikro, ich hätte mich nie getraut, dort hinzugehen, wenn ich nicht so zornig gewesen wäre. (…) Ich gehe zum Mikro hin und sage, was das hier für ein Betrug ist, dass dies der Film einer Babynahrungsfirma ist und dass hier nachweislich ein Fötus am Beginn des dritten Monats gezeigt wird. Ich hatte solches Herzklopfen, in Wirklichkeit sprang mir das Herz aus dem Mund heraus. Aber daraufhin gab es ein wildes Klatschen und ‚Bravo!‘ der vielen Frauen und auch der Männer, die da waren. Das hat mich sehr gestärkt. Es war das erste Mal, dass ich mich getraut habe, in der Öffentlichkeit zu reden.“

Kollektiv handeln In weiterer Folge hat sich Freda mehr und mehr getraut und sich ermächtigt, machte daraus aber nie eine One-WomanShow. Sie wollte nie eine Einzelkämpferin und daher eben auch nicht die klassische Heldin sein. Im Rückblick auf die Auseinandersetzungen um Hainburg resümierte sie: „Für ein Ziel muss man Kompromisse machen, man sucht sich nicht immer aus, wer am selben Strick zieht. Wenn man pur und rein sein will, wie so manche dogmatische Marxisten, dann finden sie sich plötzlich allein wieder und streiten mit sich selbst, ob man links genug ist. (…) Es braucht eine Überzeugung als Grundidee – eine Überzeugung im Maße des Möglichen. Und daraus entsteht Gemeinschaft. Ich bin keine, die für eine solche Überzeugung (…) sagen würde: ‚Erschießt mich jetzt!‘ (…) Wenn ich die Wahl habe, bin ich viel lieber Täterin als Opfer.“ Freda wusste, dass ein Sich-Ermächtigen, wenn es wirksam gegen die Mächtigen sein soll, keine HeldInnen, schon gar keine MärtyrerInnen, sondern immer eine breite kollektive Ermächtigung braucht – ein kollektives Denken und Handeln im Sinne von Hannah Arendt. Und das besagt, dass nie eine oder einige wenige Personen sagen, wie es „richtig“ geht, sondern dass Menschen, die stets unterschiedlich ticken, die ihr jeweiliges biografisches Gepäck und ihre spezifische Expertise (und auch ihre „Schwächen“) mitbringen, sich miteinander ausstreiten und verständigen, um ihrem gemeinsames Anliegen eine politische Wirksamkeit zu geben. Im Kampf für ein AKW-freies Österreich und für die Erhaltung der Donau-Auen war dies erfolgreich. Und das ist durchaus ermutigend, gerade auch für die „Erdgespräche“. • GERT DRESSEL 1

Alle Zitate sind entnommen aus: Freda Meissner-Blau: Die Frage bleibt. 88 Lern- und Wanderjahre. Im Gespräch mit Gert Dressel. Wien: Amalthea 2014.


© Robert Newald

© Fred Langenhagen

1986, PROPONENTENKOMITEE FÜR PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL

© Dieter Sattmann

1977, ZWENTENDORF

1988, PROTESTE GEGEN DAS AKW TEMELIN

8. DEZEMBER 1984, REDE BEIM AUFTAKT DER BESETZUNG DER HAINBURGER AU

© S. M. Fleischer

1983 FRAUENFAHRRAD-DEMO: „FAHRRÄDER STATT WAFFEN“

1992, UN-PRESSEKONFERENZ SCIENTIFIC SUMMIT MIT MANEKA GANDHI

7. MAI 1984, „PRESSEKONFERENZ DER TIERE“ KONRAD-LORENZ-VOLKSBEGEHREN, PRESSECLUB CONCORDIA

1993 MIT EU-KOMMISSIONSPRÄSIDENT JACQUES DELORS 1985, WRACK DER RAINBOW WARRIOR (BOMBENANGRIFF FRANZÖSISCHER GEHEIMDIENST) AUCKLAND, NEUSEELAND


ERDGESPRÄCHE 2016 / SIDE EVENTS

Yes, we plant. In der Tat macht Mondi weit mehr als nur Bäume zu pflanzen. 100% unserer eigenen und gepachteten Wälder – insgesamt 2,1 Millionen Hektar – sind FSC® zertifiziert und alle unsere Mondi Papiermarken tragen das EU Ecolabel.

Workshop “How to thrive in the next economy” mit John Thackara und lokalen Akteuren wie Biotope City, Komobile & Lastenradkollektiv in Kooperation mit der StadtFabrik. *Anmeldung bitte mit kurzer Begründung der Teilnahme. Moderation: Ulrike Haele und Harald Gründl, IDRV

Wann: 2. Mai 2016 Zeitraum: 14.00 – 18.00 Wo: MAK-Forum Wien Eintritt: frei Anmeldung*: departure@wirtschafstagentur.at

NGN in Kooperation mit Stadtfabrik (ein Projekt im Rahmen der Kooperation design> neue strategien des MAK und der Wirtschaftsagentur Wien, Kreativzentrum departure) *In englischer Sprache

Im Rahmen der ERDgespräche 2016 findet die dritte “Eco-Pecha-Kucha” statt. Im bewährten Format, 20 Bilder x 20 Sekunden, erwarten wir spannende Kurzvorträge! Ein guter Start in die ERDgespräche-Woche!

Wann: 2. Mai 2016 Zeitraum: 20.20 – 22.20 Wo: designforum MQ Eintritt: Gegen eine Spende Anmeldung: www.erdgespraeche.net

Mit Beiträgen von: Valentina Aversano-Dearborn, Anna Meislinger, Ulrike Leitner, Erwin Bauer, Tom Beck, Max Schachinger, Lukas Meus, Thomas Weber, Roman Mesicek und Jürgen Schneider. Moderation: Maximilian Kamenar & Angie Rattay

NGN in Kooperation mit design austria, Meinklang und Pecha Kucha Night Vienna.

Neongreen HubClub - EARTHtalks Special Wir präsentieren den 3. Neongreen HubClub als ERDgespräche-Vormittagsprogramm: ∙ Gemeinsames Networking-Frühstück ∙ Podiumsdiskussion mit Céline Cousteau, Simon Norfolk und John Thackara ∙ Neongreen (Ad)ventures und Entwicklung kreativer zukunftsfähiger Geschäftsmodelle Moderation: Adam Pawloff, Alexis Eremia

Wann: 3. Mai 2016 Zeitraum: 08.30 – 12.30 Wo: Impact Hub Vienna Anmeldung: www.erdgespraeche.net Eintritt: 10 € (inkl. Frühstück) Format:

NGN in Kooperation mit Impact Hub und Verival. Produziert in Österreich, Mondi’s BIO TOP 3® hat ein unschlagbares Umweltprofil seit mehr als 25 Jahren. Was auch immer Ihre Anforderungen sind, sei es ein Recycling Papier, auch mit Blauer Engel, ein CO2 neutrales oder ein 100% chlorfrei gebleichtes Papier, alle Produkte der Mondi Green Range werden nachhaltig produziert und sind FSC® oder PEFC™ zertifiziert.

IN TOUCH EVERY DAY www.mondigroup.com/gogreen

Neongreen HubClub ist eine Veranstaltung, die 4x/Jahr stattfindet *In englischer Sprache

Seen on earth Ausstellungsbegehung im Kunsthaus Wien mit der Kuratorin Verena Kaspar-Eisert und Landschaftsfotograf und ERDgesprächeSprecher Simon Norfolk.

Wann: 4. Mai 2016 Zeitraum: 17.00 – 18.00 Wo: Kunsthaus Wien Eintritt: Gegen eine Spende Anmeldung: www.erdgespraeche.net

NGN in Kooperation mit Kunsthaus Wien.

*In englischer Sprache

Änderungen vorbehalten: Bitte überprüfen Sie die Aktualität der Infos unter: www.erdgespraeche.net


ERDGESPRÄCHE 2016

LEBENSFREUE SPRUDELT Urlaub in HIMMELBLAU mit Halbpension und allen Inklusivleistungen ab € 92,- p.P./Nacht

Wann: Zeitraum: Wo:

3. Mai 2016 17.00 – 23.00 Museumsquartier, Halle E

Anmeldung: www.erdgespraeche.net Eintritt: Gegen eine Spende VIP*Tickets: global@neongreen.net

NEONGREEN NETWORK präsentiert anlässlich der 9. ERDgespräche Vortragende wie: Céline Cousteau (Filmemacherin), Alan Rusbridger (Journalist), John Thackara (Designkritiker) und Simon Norfolk (Landschaftsfotograf). Moderation: Manuela Raidl, Puls4. Im Anschluss an die Vorträge wird zum Austausch und Netzwerken unser Biobuffet geladen. Genauere Infos unter: www.erdgespraeche.net oder im Programmheft. Die gesamte Veranstaltung wird englisch-deutsch-englisch simultanübersetzt. FÖRDERER

HAUPTSPONSOREN

SPONSOREN

EVENTPARTNER

DA WILL ICH HIN

FREUNDE 15

neuwal.com MAKING POLITICS A BETTER PLACE

MEDIENPARTNER

IMPRESSUM HERAUSGEBER: NEONGREEN NETWORK REDAKTION: ANGIE RATTAY ADAM PAWLOFF

TEXTE: GEORG SCATTOLIN JOHANN SKOCEK HARALD GRÜNDL GERT DRESSEL ADAM PAWLOFF

LEKTORAT: BARBARA KÖPPEL

COVERFOTO: HANNES HUBER

DESIGN: ANGIE RATTAY WWW.ANGIENEERING.NET

DRUCK/AUFLAGE: GUGLER GMBH, 5.000+ MADE IN AUSTRIA

PAPIER: GEDRUCKT AUF BIO TOP 3® NEXT, 90 G MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON MONDI, GELIEFERT VON ANTALIS ÖSTERREICH

Rogner Bad Blumau

A 8283 Bad Blumau 100 +43 (0) 3383 5100 9449 urlaubsschneiderei@rogner.com blumau.com


FILMEMACHERIN

Céline Cousteau JOURNALIST

Alan Rusbridger DESIGNGURU

John Thackara FOTOGRAF

Simon Norfolk

FAIRER EINTRITT

Wir bitten um Deine selbstgewählte Spende

3. Mai 2016, Museumsquartier In memoriam Freda Meissner- Blau ENGLISCH

ANMELDUNG ZU DEN ERDGESPRÄCHEN & SIDE -EVENTS: www.erdgespraeche.net

DEUTSCH

Simultanübersetzung und Livestream


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