© Will Rose / Greenpeace
THEMEN Zwei von Sieben 5 AnwältInnen der Erde 10 #nur1erde 15 Heldinnen des Alltags 18 Girls just wanna have fundamental rights 22 Die Kraft des Films 26 ERDgespräche Kalender 29
Offizielle Zeitung der:
© Jana Madzigon, Michele Agostinis, Mirta Surlina, Michael Krebs, Markus Gradwohl
Ein Ort zum Menschsein.
www.altstadt.at
FOTOALBUM: ERDGESPRÄCHE 2018
VORWORT
THE FUTURE
IS FEMALE
EHEMALIGE GESCHÄFTSFÜHRERIN DES GRÜNEN PARLAMENTSKLUBS, ÖSTERREICHS FIRST LADY
Doris Schmidauer
Anfang der 70er Jahre druckte Labyris Books – der erste Buchladen für Frauen in New York – erstmals den Slogan „The Future Is Female“ auf ein T-Shirt. Ein bis heute starkes Statement für alle Frauen. Heute wichtiger denn je, wird er Schritt für Schritt zur Realität. Auch wenn es nur langsam Fortschritte gab, hat sich das Frauenbild in den letzten Jahrzehnten stark verändert und der Rolle der Frau kam sowohl im Familienverband als auch im Geschäftsleben mehr und mehr Bedeutung zu. Wir haben noch einen weiten Weg der Gleichstellung zu gehen, und ich bin froh, dass ich diesen ins Rollen kommenden Wandel miterlebe. Waren es doch immer wieder große Frauen der Geschichte, die für Frieden, Freiheit und Naturschutz gekämpft haben, und ihren Instinkten folgten, um unsere Mutter Erde zu erhalten. Mit starken Frauen in der Gesellschaft wird auch Umwelt- und Klimaschutz immer mehr an Bedeutung gewinnen. Davon bin ich überzeugt. Seit 12 Jahren holen die ERDgespräche Heldinnen der zweiten Reihe ins Rampenlicht: Wie etwa die kürzlich verstorbene Umweltanwältin Polly Higgins, Arctic-30-Aktivistin Faiza Oulahsen, Eryn Wise, die an vorderster Front für ihre Community und die damit verbundene Natur am Standing Rock kämpfte oder Joanna Sustento, die uns dieses Jahr als „Augenzeugin der Klimaerhitzung“ mit ihrer Geschichte berühren wird. Frauen, die durch Erlebtes geprägt wurden. Frauen, die zu Kämpferinnen wurden. Frauen, die unglaubliche Kraft entwickelten, um sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Frauen, wie die Engländerin Gail Bradbook, die die Bewegung Extinction Rebellion gründete oder die junge Greta Thunberg, die die Fridays for Future Demonstrationen ins Leben rief, weil sie einfach nicht mehr zusehen wollte, wie wir unsere Welt, unser Lebensmittel Erde, schinden und zerstören. Und was haben all diese beeindruckenden Frauen gemeinsam? Sie sind Vorbilder. Vorbilder für kommende Generationen und Inspiration für kommende Generationen. Lebende Beweise, dass einzelne Menschen etwas bewegen können. Lasst uns mit offenen Herzen in die Welt raus gehen und junge Mädchen und Frauen darin bestärken, ihre und unser aller Zukunft zu gestalten.
„MIT STARKEN FRAUEN IN DER GESELLSCHAFT WIRD AUCH UMWELT- UND KLIMASCHUTZ IMMER MEHR AN BEDEUTUNG GEWINNEN.”
SPRECHERIN
JOANNA SUSTENTO (PHL) ist Klima-Aktivistin aus Tacloban, auf den Philippinen. Im November 2013 verlor sie fast ihre gesamte Familie durch den Supertaifun Haiyan – einem der stärksten Wirbelstürme seit Beginn der Aufzeichnungen. Innerhalb weniger Stunden starben mehr als 10.000 Menschen, über 14 Millionen wurden obdachlos. Seither reist Joanna um die Welt und gibt der Klimakrise ein Gesicht. Sie protestierte mit Greenpeace gegen Ölbohrungen in der Arktis. Sie fordert, dass die größten Öl- und Gasunternehmen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Und sie ist Teil von LIVErary, einer StorytellingPlattform, die die Geschichten ihrer Community erzählt und sich für Klimagerechtigkeit einsetzt. peoplevsbigpolluters.org
COVERSTORY
ZWEI VON SIEBEN
FREIE JOURNALISTIN
von Julia Schilly
© Roy Lagarde / Greenpeace
Joanna Sustento verlor durch den Taifun Haiyan fast ihre gesamte Familie. Für sie war das kein zufälliger Schicksalsschlag. Sie nimmt die großen Ölkonzerne in die Verantwortung. „Wir waren sieben“, sagt Joanna Sustento und macht eine Pause. Die 28-jährige Philippinerin hat schon oft über den 8. November 2013 gesprochen. Aber man sieht und hört ihr an, dass es jedes Mal eine große Überwindung ist, über ihre Eltern, ihre Brüder, ihre Schwägerin und ihren dreijährigen Neffen zu erzählen. Und über Haiyan. Und dass von sieben Menschen heute nur noch zwei übrig sind. Noch heute kann Sustento das Geräusch von Windböen kaum ertragen. „Ich bin um fünf Uhr in der Früh aufgewacht. Der Sturm war so stark, dass unser Haus vibrierte“, sagt sie. Die Philippinen werden oft von Taifunen heimgesucht. Daher machte sich die Familie zunächst keine großen Sorgen. Doch Haiyan sollte einer der größten jemals dokumentierten Wirbelstürme werden. Er verwüstete mit voller Wucht die Visayas, das von kleinen Inselgruppen dominierte Zentrum der Philippinen. Sustentos Familie musste ins Freie flüchten, da die Wassermassen innerhalb kurzer Zeit auf Brusthöhe anstiegen. Sie klammerten sich an die Gitter vor den Fenstern. Aber die Fluten und die darin mitgerissenen Trümmer raubten ihnen schnell die Kräfte. „Ich fühlte mich wie in einer Waschmaschine“, schildert sie. Zwei Stunden. In diesem Zeitraum starben mehr als 6300 Menschen, mehr als 1000 von ihnen wurden nie gefunden, rund zwei Millionen verloren ihr zu Hause. Sustentos Heimatort Tacloban wurde durch die Sturmfluten mit
Windgeschwindigkeiten von bis zu 315 Kilometern pro Stunde besonders hart getroffen. Ein BBC-Korrespondent sprach nach der Katastrophe von einer „Kriegszone“. Am Ende des 8. Novembers konnte Sustento nur einen Bruder lebend finden. „Das sind nicht nur Statistiken oder Zahlen. Das sind wir. Das war meine Familie“, sagt sie ruhig aber eindringlich. Heute ist sie 28 Jahre alt und arbeitet als Klimaaktivistin. In sechs Provinzen unterstützt sie mit Greenpeace die lokale Bevölkerung, um sie gegen die Auswirkungen des Klimawandels stark zu machen. Mit ihrem Einsatz versucht sie dem, was ihrer Familie zugestoßen ist, einen Sinn zu geben: „Ich habe mir den Weg des Klimaschutzaktivismus nicht ausgesucht, er hat mich gefunden. Das ist es, was ich mit meinem zweiten Leben machen muss.“ Verantwortung übernehmen Joanna Sustento kämpft jedoch auch dafür, dass jemand die Verantwortung übernimmt. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind kein Schicksalsschlag, der zufällig über die betroffenen Menschen hereinbricht. Wenn jemand in ihrer Heimat sagt, das sei eine Strafe Gottes gewesen, wird sie wütend. „Kinder haben noch keine Sünden“, entgegnet sie dann. Ein Blick in die Fachliteratur zeigt, dass Sustento Recht hat. Es ist zwar schwierig, eine
„DAS SIND NICHT NUR STATISTIKEN ODER ZAHLEN. DAS SIND WIR. DAS WAR MEINE FAMILIE.”
„ICH HABE MIR DEN WEG DES KLIMASCHUTZAKTIVISMUS NICHT AUSGESUCHT, ER HAT MICH GEFUNDEN. DAS IST ES, WAS ICH MIT MEINEM ZWEITEN LEBEN MACHEN MUSS.”
COVERSTORY
"HURRIKAN", "ZYKLON" UND "TAIFUN" BESCHREIBEN ALLE DAS GLEICHE WETTERPHÄNOMEN. MIT WELCHEM NAMEN DIESE STÜRME BEZEICHNET WERDEN, HÄNGT DAVON AB, IN WELCHER REGION SIE AUFTRETEN. UM ALS HURRIKAN, TAIFUN ODER ZYKLON KLASSIFIZIERT ZU WERDEN, MUSS EIN STURM WINDGESCHWINDIGKEITEN VON MINDESTENS 119 KM/H ERREICHEN. AB 179 KM/H, SPRICHT MAN VON EINEM "STARKEN HURRIKAN". AB 241 KM/H ERHÄLT ER DIE BEZEICHNUNG "SUPERTAIFUN". Quelle: nationalgeographic.de
Die Krise kommt keineswegs überraschend. Es ist mehr als ein Vierteljahrhundert her, dass sich die Staatschefs 1992 beim UN-Klimagipfel in Rio de Janeiro darauf verständigt haben, die gefährlichen menschengemachten Einflüsse auf das Klima zu bremsen. Passiert ist seither viel zu wenig. Wie die Klimaveränderungen Wetterextreme beeinflussen Daher spricht Sustento etwa vor dem norwegischen Parlament über die Gefahren von Erdölförderung oder auf der wird zum Beispiel am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) untersucht. Dafür werden die Veränderungen Klimakonferenz Ende 2018 in Polen über die Auswirkungen des Klimaerhitzung auf ihr Heimatland. monatlicher Rekord-Niederschlagsereignisse mit Daten aus 50.000 Wetterstationen aus aller Welt systematisch analysiert. Es zeigen sich auffällige Veränderungen. In den Die Ungeduld wächst, nicht nur bei Joanna Sustento. USA stiegen die Monate mit Rekordniederschlägen in den Wissenschaftler und Betroffene warnen mittlerweile lange genug vor der Klimakatastrophe. Die Klimaaktivistin östlichen und zentralen Regionen von 1980 bis 2013 um prangert die großen Unternehmen an, die ebenfalls seit 25 Prozent. In Argentinien nahmen sie um 32 Prozent zu. Jahrzehnten um die Gefahren wissen, aber weiterhin mit Auch in Südostasien kam es zu einem Anstieg um rund der Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe Profit zehn Prozent in diesem Zeitraum. machen. „Wir müssen jene Menschen, die den Klimawandel Untersuchungen wie diese führten auch dazu, dass im dies- verursachen, direkt adressieren. Dass wir alle im gleichen Ausmaß schuld wären, ist ein Mythos, den uns die Öl-, Gasjährigen Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums (WEF) die vier der fünf höchsten Risiken im Zusammenhang und Kohlekonzerne einreden. Nämlich, dass wir alle im gleichen Ausmaß schuld wären“, sagt Sustento. Sie nennt mit der Klimakrise stehen. Dazu gehören etwa extreme ein Beispiel: Wissenschaftler hätten die Ölfirma Exxon zum Wetterereignisse, die von Menschen verursachten Naturkatastrophen, das Scheitern in Bezug auf die Bekämpfung Beispiel bereits 1981 gewarnt, dass der Klimawandel Ausdes Klimawandels und die Anpassung daran. „Die globalen wirkungen haben könnte, „die katastrophal sein werden“. Dennoch wurde das Geschäftsmodell nicht adaptiert oder Risiken nehmen zu, aber es scheint am kollektiven Willen in Alternativen investiert. zu fehlen, diese anzugehen“, warnte WEF-Präsident Borge Brende. Naturkatastrophe direkt in Verbindung mit der globalen Erderhitzung zu bringen. Wissenschaftler, die Haiyan untersucht haben, sind jedoch der Meinung, dass der Taifun destruktiver wurde, weil die globalen Temperaturen steigen.
„DAFÜR WERDEN DIE VERÄNDERUNGEN MONATLICHER REKORD-NIEDERSCHLAGSEREIGNISSE MIT DATEN AUS 50.000 WETTERSTATIONEN AUS ALLER WELT SYSTEMATISCH ANALYSIERT.”
„UNTERSUCHUNGEN WIE DIESE FÜHRTEN AUCH DAZU, DASS IM DIESJÄHRIGEN GLOBAL RISKS REPORT DES WELTWIRTSCHAFTSFORUMS (WEF) DIE VIER DER FÜNF HÖCHSTEN RISIKEN IM ZUSAMMENHANG MIT DER KLIMAKRISE STEHEN.”
© Geric Cruz / Greenpeace
STURM MIT DER HÖCHSTEN JE GEMESSENEN WINDGESCHWINDIGKEIT: HURRIKAN «PATRICIA» 2015/US-WESTKÜSTE
© Will Rose / Greenpeace
„Wohlstand durch Verbrennung fossiler Brennstoffe“ „Wir haben insofern eine Verantwortung, als dass wir in den Industrienationen unseren Wohlstand darauf aufgebaut haben, fossile Brennstoffe zu nutzen. Es stimmt schon, dass uns die Auswirkungen zunächst nicht klar waren, aber seit mindestens 30 Jahren wissen wir über die Zusammenhänge Bescheid“, sagt Renate Christ. Die Biologin weiß, wovon sie spricht. Sie bekleidete jahrelang eine Spitzenfunktion im Weltklimarat (IPCC). Schon im ersten IPCC-Bericht 1990 wurde darauf hingewiesen, dass der Klimawandel ein globales Problem ist. „Untersuchungen bestätigen regelmäßig, dass es zuerst die Ärmeren und Schwächeren trifft. Jede Fluktuation kann zu einer Katastrophe führen.“ Diese globale Krise könne man nur gemeinsam lösen. Die Performance von Österreich nennt Christ „beschämend“. Es würde sich immer mehr von der globalen und erforderlichen Linie entfernen. Laut aktuellen Zahlen hat Österreich seit dem Jahr 1990 seinen CO2-Ausstoß um kein einziges Gramm reduziert. Das muss nicht so sein, andere Länder des globalen Nordens würden es auch schaffen, sich trotz Klimaschutzes ihren Wohlstand zu erhalten. „In Schweden geht es mit den CO2-Emissionen recht gut bergab“, nennt Christ ein Beispiel.
"ES STIMMT SCHON, DASS UNS DIE AUSWIRKUNGEN ZUNÄCHST NICHT KLAR WAREN, ABER SEIT MINDESTENS 30 JAHREN WISSEN WIR ÜBER DIE ZUSAMMENHÄNGE BESCHEID", SAGT RENATE CHRIST.
„LAUT AKTUELLEN ZAHLEN HAT ÖSTERREICH SEIT DEM JAHR 1990 SEINEN CO2-AUSSTOSS UM KEIN EINZIGES GRAMM REDUZIERT.”
COVERSTORY
Quelle: peoplevsbigpolluters.org
DIE "SPONSOREN" (CARBON MAJORS) DER KLIMAKRISE:
DIE AUSREDE, DASS ÖSTERREICH NUR EIN KLEINES LAND SEI, LÄSST CHRIST NICHT GELTEN: "WER, WENN NICHT LÄNDER WIE ÖSTERREICH, MÜSSTEN MIT GUTEM BEISPIEL VORANGEHEN UND DIE ANDEREN MITZIEHEN?"
#CLIMATEJUSTICE #PEOPLEVSBIGPOLLUTERS
Die Ausrede, dass Österreich nur ein kleines Land sei, lässt Christ nicht gelten: „Wer, wenn nicht Länder wie Österreich, müssten mit gutem Beispiel vorangehen und die anderen mitziehen?“ Die Zeit der Testphasen sei längst vorbei, es müssten sofort Gesamtkonzepte umgesetzt werden, fordert sie. „Denn auch Österreich wird als Alpenland vom Klimawandel auf Dauer nicht verschont bleiben“, sagt sie. Die Expertin sieht die verstärkte Debatte rund um Klimaschutz aber prinzipiell positiv. „Was wäre passiert, wenn wir die Debatte nicht hätten?“
Dazu müssten aber die Treibhausgase drastisch reduziert werden. Zuletzt sind diese allerdings 2018 wieder um 2,7 Prozent gestiegen, wie eine Gruppe an Wissenschaftlern Ende 2018 im Wissenschaftsmagazin „Nature“ publizierten. Für Anpassungspraktiken und Klimafinanzierung gibt es kaum konkrete Pläne und Selbstverpflichtungen. Auch die Regeln, die bereits stehen, werden nur schleppend oder gar nicht umgesetzt. Während Industrieländer des globalen Nordens bei Klimakonferenzen also noch darüber diskutieren, dass die Zeit knapp wird, um Maßnahmen gegen die Katastrophe zu „Die Welt hört uns nicht zu“ setzen, hat Joanna diese bereits am eigenen Leib erfahren. Ende 2015 sah es so aus, als würden die Appelle der Wissen- Sie wählt ihre Worte mit Bedacht: „Als Frau aus dem schaftler und Betroffenen allmählich Wirkung zeigen. Mit globalen Süden erlebe ich die Folgen des Klimawandels seit dem Pariser Klimaschutzabkommen, das von 195 Ländern ich denken kann. Auch Menschen aus anderen Teilen Asiens unterzeichnet und als historischer Schritt gefeiert wurde, oder auch Afrikas reden seit Jahrzehnten darüber. Wir haben kam Schwung in die Sache. Sie verpflichteten sich darin zwar eine Stimme. Aber die Welt hört nicht wirklich zu, zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2°C wenn man nicht aus dem globalen Norden kommt.“ im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. • JULIA SCHILLY
auf der überholspur
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IN MEMORIAM POLLY HIGGINS
ANWÄLTINNEN POLITIK- UND STRATEGIEBERATER
DER ERDE – und für das Recht auf Zukunft von Georg Günsberg
„DER OFT GEHÖRTE SPRUCH, DASS ES KEINEN PLANETEN B GIBT, DRÜCKT LETZTLICH AUS, DASS ES AUCH UM DIE LEBENSFÄHIGKEIT DES MENSCHEN GEHT, WENN WIR ÜBER UMWELTZERSTÖRUNG REDEN.”
„WIR WISSEN, DASS BESTEHENDE UMWELTGESETZE NICHT GREIFEN. DAS HAT VIELE GRÜNDE, DER WICHTIGSTE ABER IST: ES IST KEIN VERBRECHEN, DIE UMWELT NACHHALTIG ZU BESCHÄDIGEN.”
Die sukzessive Vernichtung des Ökosystems Erde ist ein Verbrechen. Dies völkerrechtlich zu verankern, war zentrales Anliegen der im vergangenen April viel zu früh verstorbenen Anwältin Polly Higgins. Ihr Kampf wird auch nach ihrem Tod fortgesetzt – auf vielen Ebenen. Die Bilder der verheerenden Waldbrände im Amazonas haben die Weltöffentlichkeit schockiert. Die fortschreitende Zerstörung der in Brasilien beheimateten grünen Lunge der Welt zeigt, wie weitreichend der Mix aus Profitgier und politischer Ignoranz sowie die Folgen der Klimaveränderung in weltweit lebenserhaltende Ökosysteme eingreifen. Nicht nur Brasilien, auch viele Staaten Afrikas, Indonesien, Teile Europas, ja sogar die Arktis wurden nach verheerenden Hitzewellen von beispiellosen Waldbränden heimgesucht. Der Druck im System Erde wird in Folge menschlicher Eingriffe und Rückkopplungseffekte durch die Klimakrise immer höher. Der oft gehörte Spruch, dass es keinen Planeten B gibt, drückt letztlich aus, dass es auch um die Lebensfähigkeit des Menschen geht, wenn wir über Umweltzerstörung reden.
Völkerrechtsverbrechen ihr ganzes Engagement. Ihre private Initiative wollte erreichen, dass Ökozid sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen im Strafrecht als Verbrechen gilt. Sie gab ihren Job auf und verkaufte ihr Haus, um als Anwältin für die Erde zu kämpfen, und war Mitbegründerin der Earth Law Alliance. Der Rechtskommission der Vereinten Nationen legte sie einen Vorschlag vor, wonach Ökozid als internationale Straftat anerkannt werden sollte und um schwere Umweltzerstörungen zum fünften Völkerrechtsverbrechen zu erklären. Das Recht auf Leben ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als zentrales Menschenrecht verankert. Die Auswirkungen der Ressourcenzerstörung auf unsere Gesundheit und unser Wohlergehen werden damit zusehends zur Menschenrechtsfrage, argumentierte Polly Higgins. In einem Interview mit dem Standard meinte sie 2013: „Wir wissen, dass Umweltpionierin Polly Higgins bestehende Umweltgesetze nicht greifen. Das hat viele Dem Umweltrecht zum Durchbruch zu verhelfen, war zen- Gründe, der wichtigste aber ist: Es ist kein Verbrechen, trales Anliegen von Polly Higgins, die vor rund 15 Jahren die die Umwelt nachhaltig zu beschädigen.“ Wäre Ökozid ein „End Ecocide“ Initiative gründete. Die Nachricht von ihrem Verbrechen, würden sich fundamentale Prinzipien ändern. frühen Ableben im Alter von nur 50 Jahren schockierte ver- Konzerne müssten sicherstellen, dass es keine massiven gangenen April die Umweltbewegung. Die ERDgespräche- Eingriffe ins Ökosystem gibt. Bei Verstoß wäre es Aufgabe Speakerin aus dem Jahr 2013 widmete dem Kampf für die des Staates und nicht von Privatpersonen, die VerantwortAnerkennung von schweren Umweltzerstörungen als lichen vor Gericht zu stellen.
© Michael Krebs
„DIE FORTSCHREITENDE ZERSTÖRUNG DER IN BRASILIEN BEHEIMATETEN GRÜNEN LUNGE DER WELT ZEIGT, WIE WEITREICHEND DER MIX AUS PROFITGIER UND POLITISCHER IGNORANZ SOWIE DIE FOLGEN DER KLIMAVERÄNDERUNG IN WELTWEIT LEBENSERHALTENDE ÖKOSYSTEME EINGREIFEN.”
IN MEMORIAM POLLY HIGGINS
„DIE UMWELTRECHTSORGANISATION CLIENT EARTH HATTE ALS AKTIONÄRIN VON ENEA RECHTLICHE MITTEL GEGEN DEN BESCHLUSS DER GESELLSCHAFTER EINGELEITET, DEM BAUBEGINN DES KRAFTWERKS ENDE VERGANGENEN JAHRES ZUZUSTIMMEN.”
„URGENDA GEGEN DIE NIEDERLANDE“ WAR DIE WELTWEIT ERSTE KLAGE, IN DER EIN GERICHT EINE NATIONALE REGIERUNG ZU STRENGEREN KLIMASCHUTZZIELEN VERURTEILTE.”
Für den Klimaschutz klagen Rechtliche Instrumente sind seit jeher ein wichtiges Mittel der Umweltpolitik. Immer mehr Initiativen erkämpfen das Recht für mehr Klima- und Umweltschutz durch Gerichtsbeschlüsse. Klimaklagen richten sich entweder gegen Staaten, um sie zu mehr Maßnahmen zu bewegen, oder gegen Unternehmen wegen ihres klimaschädlichen Verhaltens. In den USA wurden bereits über 650 Klimaklagen eingebracht, auch in Europa und Asien gibt es zunehmend Beispiele. In Deutschland ist etwa eine Verfassungsbeschwerde wegen Untätigkeit des Gesetzgebers beim deutschen Bundesverfassungsgericht anhängig. Und auch in Österreich startete im September eine neue Initiative für eine Klimaklage. Greenpeace wird bis Ende des Jahres mit Betroffenen vor dem Verfassungsgerichtshof das Recht auf eine lebenswerte Zukunft einklagen. Gemeinsam kämpfen die ProponentInnen für einen besseren Schutz der Grundrechte vor den Folgen der Klimakrise. Sie wollen dabei beim VfGH gegen klimaschädliche Gesetze und Verordnungen rechtlich vorgehen, etwa gegen die Steuerbefreiung von Kerosin. Als erfolgreiches Beispiel für Klimaklagen in Europa gelten dabei die Niederlande. „Urgenda gegen die Niederlande“ war die weltweit erste Klage, in der ein Gericht eine nationale Regierung zu strengeren Klimaschutzzielen verurteilte. Ende Juni 2015 verurteilte das Bezirksgericht Den Haag die niederländische Regierung dazu, den Treibhausgas-Ausstoß des Landes schneller zu senken. Die Entscheidung ist in zweiter Instanz bestätigt worden, derzeit ist das Verfahren
beim Höchstgericht anhängig. Gemeinsam mit 900 BürgerInnen war die niederländische Umwelt-Stiftung Urgenda, die sich die Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft zum Ziel gesetzt hat, als Klägerin aufgetreten. Die Klage berief sich unter anderem auf die internationalen Menschenrechte und auf die niederländische Verfassung, die den Staat verpflichtet, seine BürgerInnen zu schützen und das Land bewohnbar zu halten. Die Erde als Mandantin Wie sehr sich entsprechende Rechtsmittel für den Klimaschutz auswirken können, zeigt sich am Beispiel Polen, das aktuell einen Kohleanteil von über 80 Prozent in der eigenen Stromproduktion aufweist. So hat kürzlich ein polnisches Gericht den Beschluss der Gesellschafter des Energiekonzerns Enea, das Kohlekraftwerk Ostrołęka C zu bauen, für unwirksam erklärt. Die Umweltrechtsorganisation Client Earth hatte als Aktionärin von Enea rechtliche Mittel gegen den Beschluss der Gesellschafter eingeleitet, dem Baubeginn des Kraftwerks Ende vergangenen Jahres zuzustimmen. Seit ihrer Gründung von James Thornton im Jahr 2007 hat sich Client Earth zu einer global agierenden Umweltrechtsorganisation entwickelt, die mit konkreten Initiativen bei Themen wie Artenvielfalt, Klimaveränderung, Luftreinhaltung, Chemikalien oder dem Schutz der Weltmeere entsprechende Rechtsmittel ergreift und Klagen einbringt bzw. unterstützt. Client Earth hat dazu beigetragen, dass dutzende stark klima- und gesundheitsschädliche
POLLY HIGGINS © Ruth Davey
JOJO MEHTA
ERDGESPRÄCHE AM 30. OKTOBER 2019: MIT JOJO MEHTA VON STOP ECOCIDE WOLLEN WIR POLLY HIGGINS AUF DER DIESJÄHRIGEN VERANSTALTUNG GEDENKEN.
JAMES THORNTON
© Stop Ecocide
Kohlekraftwerke gestoppt wurden und Maßnahmen zur Luftreinhaltung gesetzt wurden. Mittlerweile sind 150 MitarbeiterInnen in London, Brüssel, Warschau, Berlin und Peking für Client Earth tätig. Eine starke Zivilgesellschaft Die junge Generation von AktivistInnen – von Fridays for Future über Extinction Rebellion – fordert mit ihren Protesten zu Recht einen Kurswechsel in der Umwelt- und Klimapolitik. Idealerweise bald auch mit Recht, denn das Recht spiegelt die Werte einer Gesellschaft wider. Es geht um ihre und unsere Zukunft, es geht um das Überleben auf dem Planeten Erde. Jojo Mehta, die nun die „End Ecocide“ Initiative und damit das Erbe von Polly Higgins weiterführt, schrieb in einem Nachruf, wie sehr Higgins die Aktivitäten der neuen Zivilgesellschaftsbewegung verfolgte und auch deren Forderung nach Verankerung eines „End Ecocide“ Gesetzes. Die Erde könnte einen guten Anwalt gebrauchen, erzählte Polly Higgins vor über sechs Jahren in Wien. Mit ihr starb – wie der Guardian schrieb – eine der inspirierendsten AkteurInnen der grünen Bewegung. Ihre Initiativen und Ideen werden weitergetragen. Von der Zivilgesellschaft, der jungen Generationen an Klima- und UmweltschützerInnen und von immer mehr AnwältInnen, die ihr Wissen und ihren Einsatz dem Schutz der Umwelt widmen. • GEORG GÜNSBERG
YOUTUBE-TIPPS: CLIENT EARTH "HOW TO START A REVOLUTION" YOUTU.BE/XEKYTF3BOEE NEONGREEN NETWORK POLLY HIGGINS' EARTHTALK WWW.YOUTUBE.COM/NEONGREENNETWORK ERDGESPRÄCHE 2013, WIENER HOFBURG
„DIE ERDE KÖNNTE EINEN GUTEN ANWALT GEBRAUCHEN, ERZÄHLTE POLLY HIGGINS VOR ÜBER SECHS JAHREN IN WIEN.”
KAMPAGNE
WEIL WIR #NUR1ERDE HABEN!
DESIGNERIN, MENTORIN UND GRÜNDERIN DES VEREINS NEONGREEN NETWORK UND DER ERDGESPRÄCHE
Angie Rattay
Nur eine Erde Lange haben wir uns davor gehütet, mit erhobenem Zeigefinger zu kommunizieren. Doch wann, wenn nicht jetzt, sollten wir gemeinsam warnen, aktiv werden und echte Maßnahmen gegen die Klimakrise einfordern? Uns bleibt wenig Zeit, um eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte abzuwenden. Dies geht nur durch eine massive Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2030. Es geht buchstäblich um alles. Weil wir nur eine Erde haben. Deshalb hatten wir von Neongreen Network im Sommer die Idee zur #nur1erde Kampagne, die von 9. September bis 30. Oktober 2019 läuft. Video-Kampagne Ziel der #nur1erde Kampagne ist es, möglichst viele Menschen zur Einsendung eigener Kurzvideos zu motivieren, um damit die Vielfalt der Klimabewegung aufzuzeigen. Die Einsendungen werden zu kurzen Videos zusammengeschnitten, die regelmäßig in den Social-Media-Kanälen von Neongreen Network gepostet werden. Ein Video-Loop aller Einsendungen wird bei den ERDgesprächen am 30. Oktober 2019 (Halle E im Wiener Museumsquartier) präsentiert. Wir sind viele!
Globaler Aktivismus Am 23. September findet in New York der UN CLIMATE ACTION SUMMIT statt, an dem Staats- und Regierungschefs wichtige Entscheidungen für unsere Zukunft treffen. Da die bisherigen Ambitionen nicht ausreichen, müssen die Klimaziele verschärft und die Maßnahmen zur Umsetzung schneller auf den Weg gebracht werden. Deshalb startet Fridays for Future am 20. September die „Week for Future“, die am 27. September in den globalen Earth Strike mündet. Von 7. bis 13. Oktober rebellieren die AktivistInnen von Extinction Rebellion und rufen zur globalen Aktionswoche „Extinction Rebellion Week“ auf. Schließlich finden am 30. Oktober zum 12. Mal die ERDgespräche statt, die dieses Jahr erstmals hauptsächlich weibliche Vortragende auf die Bühne bringen und unter dem Motto „About Action and Justice“ stehen. • ANGIE RATTAY
Einsendungen Eurer Videos (2-5 Sekunden) via: www.nur1erde.net Wir freuen uns auf Eure Teilnahme!
#NUR1ERDE VIDEOS AUF YOUTUBE: WWW.YOUTUBE.COM/NEONGREENNETWORK
LINKS IM BILD (IN REIHENFOLGE): THOMAS ARNOLD, SCHAUSPIELER EDITA MALOVCIC, SCHAUSPIELERIN REINHARD NOWAK, SCHAUSPIELER MANUELA RAIDL, JOUNALISTIN ERNST JETZT, PILGER HELI DUNGLER, GRÜNDER 4-PFOTEN KATHARINA ROGENHOFER, KLIMA-VB ALEXANDER EGIT, CEO GREENPEACE PROTAGONISTEN, FRIDAYS FOR FUTURE ANDREA JOHANIDES, CEO WWF HELGA KROMP-KOLB, KLIMATOLOGIN DORIS SCHMIDAUER, FIRST LADY BUGS & BEARS, WILDLIFE LOVERS SEPP ZOTTER, CHOCOLATIER DARIADARIA, BLOGGERIN TONI FABER, DOMPFARRER ROLAND DÜRINGER, KABARETTIST
CLICKTIVISM?
Durch und durch. Denn sie wurden Cradle to Cradle Certified ™ gedruckt. Das ist der weltweit höchste Ökodruckstandard, bei dem ausschließlich gesunde Inhaltsstoffe verwendet werden. Die Natur sagt „Danke“. Und Sie können dem NEONGREEN NETWORK für diese gesunde Zeitung danken.
gugler.at
© NASA / 8 February 2016 / Suomi-NPP / VIIRS
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www.nur1erde.net
Alle Einsendungen werden bei den ERDgesprächen als Video-Loop laufen, bzw. auf Social Media gepostet.
RULE BREAKERS
VOLUNTEER UND SOCIAL MEDIA VERANTWORTLICHER DER ERDGESPRÄCHE
HELDINNEN DES ALLTAGS Oliver Schnetzer
Sie entschärfen eine Bombe in letzter Sekunde, retten Kleinkinder aus brennenden Häusern oder die Menschheit vor dem Untergang: HeldInnengeschichten haben uns seit jeher begleitet und begeistert. Aber auch abseits der Leinwand gibt es in unserem Alltag einige sehr reale Beispiele von VerfechterInnen der Gerechtigkeit, die uns zeigen, dass jede und jeder von uns das Potenzial zu Heldentaten hat. Doch was macht ihre Geschichten eigentlich aus?
„UNSERE WAFFEN IM EINSATZ FÜR KLIMAGERECHTIGKEIT SIND MUT UND DER WILLE ZUR VERÄNDERUNG. UNSER GRÖSSTER VORTEIL: WIR SIND RICHTIG VIELE!”
Keine Angst vor Utopie! Nehmen wir die Klimakrise als Beispiel einer tickenden Zeitbombe, die es zu Beginn unserer Geschichte zu entschärfen gibt. Auf dem Spiel steht nicht weniger als das Überleben der Menschheit, die Zeit ist knapp. Unsere Waffen im Einsatz für Klimagerechtigkeit sind Mut und der Wille zur Veränderung. Unser größter Vorteil: Wir sind richtig viele! Im Kampf für eine lebenswerte Zukunft darf vor allem die Utopie nicht zu kurz kommen. So etwas Großes und Komplexes wie die Klimakrise und die massiven Veränderungen, die es zur Einhaltung der Klimaziele braucht, können wir nur überstehen, indem wir daran glauben, dass wir es können. Hätte vor 35 Jahren jemand gesagt, Deutschland wird bald vereint sein, er oder sie hätte vermutlich als verrückt gegolten. Doch egal ob Berliner Mauer, Frauenwahlrecht oder Rassentrennung: Es gibt zahllose Beispiele in unserer Geschichte, die uns auch heute motivieren können, nach Verbesserung zu streben. Erst recht, wenn es um nicht weniger als um unser Überleben geht. Warum sollten wir also nicht daran glauben, dass wir in naher Zukunft fossile Brennstoffe und Verbrennungsmotoren hinter uns gelassen und das Klima in den Griff bekommen haben? Legen wir endlich die Angst ab und glauben wir an unseren Erfolg!
Mutig in die Zukunft – damals wie heute Um die Zukunft zum Positiven zu verändern, hilft es aus der Vergangenheit zu lernen. Heute profitieren wir vom unermüdlichen Einsatz zahlreicher HeldInnen, die sich in den letzten Jahrzehnten für eine lebenswerte Umwelt eingesetzt haben. Drei Erfolgsgeschichten, die Mut machen: BEISPIEL 1: ZWENTENDORF Als 1976 die Bundesregierung den Bau von drei Atomkraftwerken plant, findet in Österreich eine beispiellose Mobilisierung statt. Auch als das Millionenprojekt Zwentendorf bereits fertig gestellt war und kurz vor der Eröffnung stand, konnte am Ende dank 1,6 Millionen Stimmen nicht nur die Inbetriebnahme verhindert werden, es wurde auch der Bau weiterer AKWs für die Zukunft gesetzlich verboten. Mit dem Klimavolksbegehren haben wir es heute in der Hand, eine weitere Erfolgsstory für uns und kommende Generationen zu schreiben. BEISPIEL 2: DIE ERDGESPRÄCHE 1986 explodiert in Tschernobyl ein Reaktor. Angie Rattay, damals 8 Jahre alt, wird von ihrer Mutter in die Wohnung gerufen: Die Nachrichten warnen vor einer atomaren Wolke, die über Europa zieht. Eine Erfahrung, die die Grafikerin und Gründerin des Neongreen Network 2008 die ERDgespräche ins Leben rufen lässt. Sie möchte die
© Markus Gradwohl
ERDGESPRÄCHE 2018
Menschen im Kampf für eine lebenswerte Zukunft motivieren und vereinen. Mit Erfolg: 2019 ist die Veranstaltung zum 12. Mal ausverkauft und zu einem der größten ökosozialen Events Europas herangewachsen.
© Ernsti
BEISPIEL 3: FRIDAYS FOR FUTURE In Schweden setzt sich ein Mädchen jeden Freitag vor das Parlament und protestiert mit einem Holzschild für den Klimaschutz, anstatt in die Schule zu gehen. Es dauert nicht lange und Millionen Menschen, von jung bis alt, folgen ihrem Vorbild. Plötzlich redet man vom Überleben statt von einem Umweltproblem, die Klimakrisendebatte ist einflussreicher denn je. Ein Beispiel, das Hoffnung macht, was alles innerhalb weniger Monate möglich ist, wenn wir uns nur zusammenschließen. Wir wachsen zusammen Zugegeben: In unserer HeldInnengeschichte erscheint der Gegner Klimakrise durchaus übermächtig. Es mutet vergleichsweise simpel an ein Kraftwerk zu verhindern, wenn dem die Rettung der Welt gegenübersteht. Nichts scheint komplexer als die Klimathematik, nichts mächtiger als der Status Quo, und es ist unumstritten ein weiter Weg, den wir gemeinsam und möglichst rasch beschreiten müssen. An dieser Stelle ist es wesentlich, sich in Erinnerung zu rufen: Wir sind nicht alleine!
„PLÖTZLICH REDET MAN VOM ÜBERLEBEN STATT VON EINEM UMWELTPROBLEM, DIE KLIMAKRISENDEBATTE IST EINFLUSSREICHER DENN JE.”
© Klimafonds / Ringhofer
Klimawandel und Energiewende: Andere reden, wir handeln Sonne, Wind, Wasser: Die Natur strotzt vor Energie für die Gestaltung eines nachhaltigen und klimafreundlichen Energie- und Mobilitätssystems. Daran arbeitet der Klima- und Energiefonds mit seinen innovativen Förderprogrammen und Initiativen. Und sie ermöglichen sowohl die Reduktion der heimischen Treibhausgasemissionen als auch die Stärkung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft.
www.klimafonds.gv.at
RULE BREAKERS
© Ernsti
WEEK FOR FUTURE VON 20.- 27. SEPTEMBER 2019 WEITERE INFOS IM KALENDER AUF SEITE 29
Im Gegenteil: 2019 sind wir vernetzter als je zuvor. Das Internet, die Rede- und Reisefreit geben uns Möglichkeiten, von denen Generationen vor uns nur träumen konnten. Die sozialen Medien bieten Plattformen, um binnen kürzester Zeit tausende Leute zu erreichen, was unter anderen die Jugendbewegung um Fridays for Future in den vergangenen Monaten eindrucksvoll bewiesen hat. Noch nie zuvor wurden so viele Menschen zeitgleich und weltweit mobilisiert, um ein kräftiges Zeichen in Richtung Politik zu schicken. Wer bei einem der Großstreiks dabei sein konnte, weiß, welches Potenzial wir gemeinsam entfalten können. Nichts setzt mehr Energie frei, als mit tausenden Gleichgesinnten für eine lebenswerte Zukunft laut zu sein. „You don’t need to have a powerful position to have a voice“, betont auch Joanna Sustento (ERDgespräche 2019) die Rolle von jedem von uns. Nachdem sie 2013 im Taifun Haiyan mehrere Familienmitglieder verloren hatte, beschloss sie so vielen Menschen wie möglich von ihrem Schicksal zu erzählen, um die Menschen wachzurütteln. „When you live in exceptional times, you need people who break rules“ Nicht zuletzt weil der Schrei nach einer fairen Klimapolitik immer lauter wird, wächst auch Widerstand aus Kreisen, die aus Profitgründen den Status Quo erhalten möchten. In außergewöhnlichen Zeiten braucht es daher auch Menschen, die auch mal die Regeln brechen (Alan Rusbridger, ERDgespräche 2016).
Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit. Wird dieses Recht ignoriert, braucht es manchmal eben gewaltfreien, zivilen Ungehorsam, um zu erinnern, dass Menschlichkeit und Klimaschutz immer an erster Stelle stehen müssen. Erst recht, wenn die Zeit immer knapper wird. Dass dabei in Zeiten der Klimakrise der Justiz eine besondere Rolle zukommt, wusste auch Polly Higgins, die als Anwältin ihr Leben der Klimagerechtigkeit widmete. Es sind VorreiterInnen wie sie, die mit ihrem Einsatz die so wichtige rechtliche Basis für zahlreiche Klimaklagen ebneten. „Law has created this problem. And law can amend it“. (ERDgespräche 2013). Lasst uns die Veränderung sein, die wir sehen wollen! Die HeldInnen von heute stecken in jedem von uns. Und sie werden mehr denn je gebraucht. In Anbetracht der Klimakrise haben wir dabei alles zu gewinnen, wenn es darum geht, eine lebenswerte Zukunft für uns und kommende Generationen zu gestalten. Mit Mut und Überzeugung können wir gemeinsam Historisches schaffen: Also lasst uns die Veränderung sein, die wir sehen wollen und gemeinsam die Welt retten – wir haben nur diese eine. • OLIVER SCHNETZER
„DIE HELDINNEN VON HEUTE STECKEN IN JEDEM VON UNS. UND SIE WERDEN MEHR DENN JE GEBRAUCHT. IN ANBETRACHT DER KLIMAKRISE HABEN WIR DABEI ALLES ZU GEWINNEN …”
SLAM POETRY
T S U J S L R GWIANNA HAVE FUN REDAKTEURIN BEI RADIO FM4
S T H G I R L A T N E DAM von Barbara Köppel
Yasmo im Gespräch über Feminismus, Klimakrise und biologisch abbaubaren Glitzer.
„FÜR DIE ERDGESPRÄCHE, DIE SEIT JEHER AUCH DEN EINSATZ KOMPROMISSLOSER FRAUEN IN DER UMWELTBEWEGUNG HERVORHEBEN, IST SIE EINE LOGISCHE WAHL.”
„IN DIESER HINSICHT IST YASMO EINE NATURGEWALT, IHRE WORTAKROBATIK PERFORMATIVER AKTIVISMUS, UND ZWAR GENAU DORT, WO ER NOTWENDIG IST.”
Yasmo heißt mit bürgerlichen Namen Yasmin Hafedh und ist Slampoetin, Autorin und Rapperin. Man kennt sie als eine, die jeglicher Form von Sexismus, Rassismus oder Leistungszwang ihre Rhymes und Beats entgegenwirft. Themen wie #MeToo, Misogynie im Hip-Hop oder das künstlerische Prekariat werden bei ihr in tanzbaren, ohrwurmtauglichen Tracks transportiert. Für die ERDgespräche, die seit jeher auch den Einsatz kompromissloser Frauen in der Umweltbewegung hervorheben, ist sie eine logische Wahl. Schließlich geht es hier vor allem darum, mit guter Rhetorik wichtige Inhalte zu vermitteln und zu eigenem Handeln zu inspirieren. In dieser Hinsicht ist Yasmo eine Naturgewalt, ihre Wortakrobatik performativer Aktivismus, und zwar genau dort, wo er notwendig ist. Bei den Amadeus Austrian Music Awards 2018 dichtete sie „Girls just wanna have fun“ zu „Girls just wanna have fundamental rights“ um, und machte im Chor mit etlichen anderen heimischen Musikerinnen auf die Benachteiligung weiblicher Künstlerinnen im Musikbusiness aufmerksam. Das Patriarchat ist eine Bitch.
Die Welt braucht junge Frauen mit klaren Ansagen Für die ERDgespräche hat Yasmo derzeit ein Text über die Klimakrise in Arbeit. Ihr erster, den sie solo vortragen wird. Doch gemeinsam mit Slam- und Rap-Kollegin Mieze Medusa, mit der sie als Spoken-Word-Duo MYLF (Mothers You’d Like to Flow with) auftritt, hat sie bereits andere Texte verfasst, die sich dezidiert mit dem Thema auseinandersetzen. „Einer beginnt mit der Frage: Was passiert mit Interrail“, erzählt sie. „Denn dass heute alle für ein Wochenende um die Welt fliegen, das war auch mal anders." In einem anderen Text geht’s um den Weltuntergang, wie alles den Bach runtergeht und dass wir die Weichen für eine bessere Welt gemeinsam stellen müssen. "Insgesamt plädieren wir für mehr Aufschreien und Aufbegehren. So wie das die coolen Jugendlichen der Fridays-for-FutureBewegung gerade machen.“ Würde Yasmo, wäre sie selbst noch Schülerin, freitags immer auf die Straße gehen? „Fix“, sagt sie, und „Greta Thunberg macht ihre Sache fantastisch, obwohl ihr die ganzen Hater das bestimmt nicht leicht machen. Ich bin
2011 KEEP IT REALISTISCH 2014 KEIN PLATZ FÜR ZWEIFEL 2017 YASMO & DIE KLANGKANTINE 2019 PREKARIAT & KARAT (ALS YASMO & DIE KLANGKANTINE)
froh, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.“ Sie ist derzeit wahrscheinlich das prominenteste Beispiel dafür, wie sehr die Welt junge Frauen mit klaren Ansagen braucht.
© Miguel Bruna
Die Klimakrise ist genauso wichtig wie Antisexismus oder Antirassismus Möglichst nachhaltig zu leben ist für Yasmo selbstverständlich. Sie erledigt ihre Wege fast ausschließlich per Bahn und mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Fleisch hat sie ohnehin nie viel gegessen. „Ich kauf‘ mir lieber mal gutes, regionales Fleisch oder eine teure, in Österreich produzierte Bluse und zahle eben viel Geld dafür. Dafür genieße ich das auch und kann es richtig zelebrieren. Auch bei anderen Dingen achte ich auf Bio und Fairtrade. Aber ich muss zugeben nicht überall. Ich bin ein kleiner Glitzer-Nerd und Glitzer ist meistens aus Plastik und ziemlich schlecht für die Umwelt. Doch vor kurzem habe ich von einer Visagistin erfahren, dass es auch biologisch abbaubaren Glitzer gibt! Das hat mein Leben gerettet“, lacht sie und strahlt dabei so sehr, dass ihre Augen ganz von allein funkeln. In Sachen Nachhaltigkeit und Feminismus findet Yasmo jede Menge Schnittpunkte. „Wenn der Planet und unsere Spezies erhalten bleiben sollen, muss sich gesellschaftlich noch ganz viel ändern, und dazu müssen wir alle solidarisch sein.“ Denn wenn man sich so wie die Literaturaktivistin als durch und durch politischer Mensch versteht, zeigt sich, dass die drängendsten Fragen unserer Zeit alle miteinander verbunden sind. „Die Klimakrise ist genauso wichtig wie Antisexismus oder Antirassismus. Denn im Prinzip basieren alle
„WENN DER PLANET UND UNSERE SPEZIES ERHALTEN BLEIBEN SOLLEN, MUSS SICH GESELLSCHAFTLICH NOCH GANZ VIEL ÄNDERN, UND DAZU MÜSSEN WIR ALLE SOLIDARISCH SEIN.”
2016 REG.NO. AT-000684
BERNHARD-AV ist das erste Unternehmen im Bereich Konferenz- und Kongresstechnik mit international anerkannter Umweltzertifizierung EMAS, Gewinner des EMAS-Umweltpreis 2016, Teil der Initiativen „Best of Austria“ und ÖkoBusinessPlan Wien, sowie seit 2018 vollkommen CO2-neutral.
Formen von Diskriminierung auf Unterdrückung. Genau das muss in Frage gestellt werden und von unten aufgemacht werden, denn von oben passiert’s nicht, weil die Mächtigen fürchten, sonst ihre Privilegien zu verlieren.“ Frauen sind stärker vom Klimawandel betroffen Was Yasmo instinktiv anspricht, bestätigt sich bei einem Blick auf aktuelle weibliche Lebenswelten, vor allem im globalen Süden. „Verankerte Diskriminierung verstärkt die Auswirkungen des Klimawandels bei Frauen, insbesondere wenn sie Teil von marginalisierten Gemeinschaften sind“, sagte die Kommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen Michelle Bachelet beim letzten UN-Menschenrechtsrat Ende Juni 2019. Frauen sind tendenziell ärmer, haben weniger politischen und wirtschaftlichen Einfluss, weniger Besitz, weniger Zugang zu Ressourcen, arbeiten häufiger in der Landwirtschaft und im Haushalt. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überflutungen oder Wirbelstürme treffen sie stärker. Mädchen brechen öfter die Schule ab, um bei der Hausarbeit oder Krankenpflege zu helfen. Im Fall von Migration, die durch Klimaveränderungen und/oder Kriege verursacht wird, bleiben meistens die Frauen zurück. Im Zuge dessen werden sie häufiger Opfer sexueller Gewalt. Der Kampf gegen die Klimakatastrophe kann also nur dann erfolgreich sein, wenn man sich zugleich für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzt.
Bewusstsein schaffen im Kleinen, politischen Druck aufbauen im Großen Doch wo anfangen? Was kann man angesichts der Brisanz und Komplexität der Situation tun? Den Mund aufzumachen, ist schon mal ein guter Start. Das beginnt im Kleinen, im eigenen sozialen Umfeld. So hat Yasmo etwa schon als Teenager ihre Familie davon überzeugt, auf Plastik zu verzichten, auch wenn es dazu geführt hat, dass sie die schweren Glasflaschen schleppen musste. Dass sie wo immer sie kann gegen soziale Ungleichheit auftritt, versteht sich von selbst. „Ich bin aber nicht so naiv zu glauben, dass das allein die Welt verändert. Ich glaube fest an die Demokratie und die Meinungsfreiheit und daran, dass wir lautstark Druck erzeugen müssen, damit auch Politik und Industrie endlich ihre Verantwortung übernehmen. Die Gewinnmaximierung kann nicht ewig weitergehen. Irgendwann hast du zu viel gegessen und getrunken und kannst nichts mehr schlucken. Ich habe zwar leider auch keinen Masterplan, aber wenn’s nach mir ginge, dürften wir alle zum Beispiel nur einmal im Monat Rindfleisch essen.“ Gar kein schlechter Vorschlag. Beef - wie der verbale Wettkampf zwischen RapperInnen auch genannt wird – gibt’s im Hip-Hop ja ohnehin genug. • BARBARA KÖPPEL
YASMIN HAFDEH AKA >YASMO< (AUT) Yasmo ist Slam-Poetin, Autorin und Rapperin. Sie sagt, was sie denkt und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund. In ihren Texten – ganz gleich ob mit oder ohne Beats – geht es um Feminismus, Empowerment und Systemkritik. 2013 hat sie bei den Österreichischen Slam-Meisterschaften als erste Frau den ersten Platz gewonnen. Seit 2011 hat sie vier Alben veröffentlicht (Keep it Realistisch, Kein Platz für Zweifel, Yasmo & die Klangkantine und Prekariat & Karat), die letzten beiden als Yasmo & die Klangkantine. Sie gibt außerdem Slam-Workshops für Jugendliche und hat dieses Jahr gemeinsam mit Mira Lu Kovacs das Wiener Popfest kuratiert. www.yasmo-klangkantine.com
© Foto: Manfred Werner
SPRECHERIN
SLAM POETRY
SEA OF SHADOWS
VOLUNTEER DER ERDGESPRÄCHE
DIE KRAFT DES FILMS NATASCHA UNGER
„… Wir glauben an die Kraft der Geschichten, um die Gedanken und Herzen der Menschen zu verändern, und hoffen, Tatendrang zu entfachen, wo bisher die Gleichgültigkeit vorherrschte. Wir laden unser Publikum ein, sich im Hintergrund auf die epischen Reisen unserer Helden zu begeben und die Welt mit ihren Augen zu sehen. Wir wollen Sie von Angesicht zu Angesicht mit den Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, konfrontieren, Sie auf das Abenteuer Ihres Lebens mitnehmen und Ihnen schließlich die Augen öffnen, um zu sehen, was auf dem Spiel steht und warum einige Menschen ihr Leben riskieren, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. …“ (Mission Statement Malaika Pictures) MALAIKA PICTURES: THE IVORY GAME, 2016 SEA OF SHADOWS, 2019 CITY OF THORNS, IN PROGRESS
„BIS ZUM HEUTIGEN TAG HAT RICHARD LADKANI MEHR ALS 50 DOKUMENTARFILME GEDREHT. INSPIRIERT WURDE ER DABEI VOR ALLEM VON JANE GOODALL, ÜBER DIE ER SAGT, SIE HABE SEIN LEBEN VERÄNDERT.”
Anfang 2015 gründeten Richard und seine Frau Anita könne und sich daher überlegen solle, was er mit seinen Ladkani Malaika Pictures. Malaika Pictures produziert Filme, Arbeiten aussagen möchte. Seither macht er Filme mit die die drängendsten umweltpolitischen und gesellschaft- Botschaft. lichen Fragen unserer Zeit in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehört vor allem „The Ivory Game". Von Leonardo Als Regisseur und Kameramann hat Richard Ladkani mit DiCaprio produziert, wurde der Dokumentarfilm 2017 für zahlreichen preisgekrönten Filmen internationale Anereinen Academy Award nominiert und erhielt zahlreiche kennung gefunden. Begonnen hat er seine Karriere jedoch Preise, darunter die Genesis, den Cinema for Peace Award als Fotograf. Nach jahrelangem Reisen verspürte er das und den Goldenen Panda. Diese investigative Thriller-Doku Bedürfnis in einem Team zu arbeiten. So absolvierte er mit über den illegalen Handel mit Elfenbein und das Aussterben 24 Jahren, nach einem Jahr intensiven Lernens, in Amerika von Elefanten hatte seine Weltpremieren auf den renomeine private Filmschule. Den Einstieg ins Filmbusiness mierten Telluride und Toronto Film Festivals und trug dazu schaffte er, indem er einfach auf ein Set marschierte und bei, den Elfenbeinhandel in China zu beenden. nach einem Job als Beleuchter fragte. Dennoch war sein Weg zum Regisseur und Kameramann nicht immer einfach. "Sea of Shadows", eine National-Geographic-Dokumentation, Die Entscheidung Dokumentarfilme zu drehen, hatte zu die ebenfalls von Leonardo DiCaprio produziert wurde, Beginn recht pragmatische Gründe, „weil man dort schneller gewann den Publikumspreis beim Sundance Film Festival hinter die Kamera kommt als beim Spielfilm.“ Dieser Prag- 2019. Der Film zeigt, wie mexikanische Drogenkartelle und matismus hat sich rasch in Idealismus verwandelt. die chinesische Mafia die Zerstörung eines der schönsten Ökosysteme der Welt vorantreiben und den Vaquita, den Bis zum heutigen Tag hat Richard Ladkani mehr als kleinsten Wal der Welt, annähernd ausgerottet haben. 50 Dokumentarfilme gedreht. Inspiriert wurde er dabei Über seine Motivation für diesen Film sagt Ladkani: vor allem von Jane Goodall, über die er sagt, sie habe sein „Wir glauben, dass dies eine Geschichte ist, die gehört werden Leben verändert. Sie war es, die ihn darauf hingewiesen hat, muss, und sie muss mit einer lauten, starken und aufmerkdass er als Filmemacher Millionen Menschen erreichen samkeitsstarken Stimme erzählt werden. Das bedeutet
Um bewegende und aufrüttelnde Produktionen zu drehen, nehmen Ladkani und sein Team immer wieder bewusst Risiken in Kauf. „Irgendwer muss es tun,“ sagte der Filmemacher dazu in einem Radio-Interview. Als er einmal beinahe einen Dreh aufgrund unabsehbarer Bedrohungen abbrach, war es seine Frau, die ihn überzeugte weiter zu machen und sich dafür einsetzte, einen sicheren Weg zu finden, um weiter drehen zu können. Anita Ladkani übernahm für „Sea of Shadows“ die Produktionsleitung in Österreich und war für die komplette Organisation und Logistik sowie für die Sicherheitsvorkehrungen der Crew zuständig.
© Malaika Pictures
Richard und Anita Ladkanis Arbeit beweist, welche Macht Dokumentarfilme haben. Sie inspirieren, verändern Einstellungen und lassen Menschen und Staaten aktiv werden. Sie zeigen wie laut die Stimme eines Films sein kann. Bei der Präsentation von „Sea of Shadows“ bei der UNO in New York war auch der mexikanische Botschafter anwesend. Dieser meinte im Anschluss: „Danke, dass sie mir die Augen geöffnet haben. Wir werden alles tun, um die Situation zu ändern.“ Das Ausmaß der Lage war ihm bis dahin nicht bekannt gewesen. Das neueste Projekt des Ehepaars Ladkani ist ein narrativer Spielfilm auf Basis des Bestsellers "City of Thorns". Es ist eine Liebesgeschichte vom Typ Romeo & Julia, die sich auf das Leben der Menschen im größten UN-Flüchtlingslager der Welt, in Dadaab in Kenia konzentriert.
RICHARD LADKANI (LBN/AUT) Richard Ladkani ist Filmemacher. Seine Arbeiten behandeln die drängendsten gesellschaftlichen und umweltpolitischen Fragen unserer Zeit. „The Ivory Game“ ist ein investigativer Doku-Thriller über die Wilderei von Elefanten und den illegalen Handel mit Elfenbein. Executive Producer war Leonardo DiCaprio. Der Dokumentarfilm wurde 2017 für einen Academy Award nominiert und erhielt zahlreiche Preise. Ladkanis jüngste Produktion „Sea of Shadows“ zeigt wie organisiertes Verbrechen in China und Mexiko Ökosysteme zerstört und dabei ist, den Vaquita, den kleinsten Wal der Welt, auszurotten. www.malaikapictures.com
„RICHARD UND ANITA LADKANIS ARBEIT BEWEIST, WELCHE MACHT DOKUMENTARFILME HABEN. SIE INSPIRIEREN, VERÄNDERN EINSTELLUNGEN UND LASSEN MENSCHEN UND STAATEN AKTIV WERDEN.”
„JEDER VON UNS KANN EINEN UNTERSCHIED MACHEN, ALLES, WAS WIR TUN MÜSSEN, IST, NOCH HEUTE DAMIT ZU BEGINNEN.” (MALAIKA PICTURES)
SPRECHER
international. Wir erwarten eine Empörung. Diese Dinge spielen sich nur drei Stunden südlich der US-Grenze ab, und wenn wir nicht einmal diese relativ kleine Ungerechtigkeit auf dem Planeten beheben können, was können wir dann im globalen Maßstab erwarten? Gefährdete Arten werden vom organisierten Verbrechen angegriffen, und das erfordert unsere Aufmerksamkeit als globale Gemeinschaft, aber sie erhält sie nicht, und das wollen wir ändern.“
EINE DROHENDE KATASTROPHE IN EINER DER SPEKTAKULÄRSTEN LANDSCHAFTEN DER WELT IST AUSLÖSER FÜR EINE EINZIGARTIGE RETTUNGSAKTION. WENN MEXIKANISCHE DROGENKARTELLE UND DIE CHINESISCHE MAFIA KOLLABORIEREN UM DEN SELTENEN TOTOABA FISCH AM GOLF VON KALIFORNIEN ZU WILDERN, BEDROHEN IHRE TÖDLICHEN METHODEN DAS GESAMTE MARITIME LEBEN DER REGION – AUCH DAS DES EXTREM SELTENEN VAQUITA, EINER UNTERART DER WALE. DOCH EIN TEAM AUS BRILLANTEN WISSENSCHAFTLERN, NATURSCHÜTZERN, INVESTIGATIVEN JOURNALISTEN UND MUTIGEN UNDERCOVER-AGENTEN, HAT ES SICH ZUM ZIEL GESETZT, DIE VAQUITAS ZU RETTEN. SIE RISKIEREN IHR LEBEN UM DIE INTERNATIONALEN SYNDIKATE ZU ÜBERFÜHREN.
DIE NÄCHSTEN MONATE BESTIMMEN ÜBER DAS SCHICKSAL DER LETZTEN VAQUITAS, DA DIE FISCHEREISAISON WIEDER BEGINNT: BITTE SPENDET AN DIE AGENTEN VON EARTH LEAGUE INTERNATIONAL: EARTHLEAGUEINTERNATIONAL.ORG
KALIFORNISCHER GOLF (SEA OF CORTEZ)
ERDGESPRÄCHE KALENDER: WEEK FOR FUTURE
20 27
DABEI SEIN IST ALLES! Ob Jung oder Alt, in der Stadt oder am Land: Am 20. September steht ganz Österreich für die notwendige Kehrtwende in der Klimapolitik auf! Um die 400 Gemeinden sind dabei. Wir zählen auf Dich, denn WIR SIND VIELE!
September 2019 FREITAG
Wann: 20.September 2019 Wo: www.fridaysforfuture.at/deinort
It Is Time To Come With A Plan • 23. September 2019, UN Headquarters, NYC UN Secretary-General Antonio Guterres called the Climate Action Summit in late 2018, aware that global efforts to tackle climate change are running off-track – a fact underlined by the dire warnings in the IPCC 1.5°C report. Guterres said he wanted a summit where leaders would only get to speak if they have plans in line with 1.5°C !!! Source: UNFCCC
September 2019
© Ernsti
FREITAG
27
September 2019 FREITAG
Globaler Earth Strike Millionen Menschen dieser Erde streiken, um den Planeten und unsere Zukunft zu retten. *Start: um 5 vor 12 bei den Sammelpunkten Praterstern (Politik), Hauptbahnhof/Sonnwendgasse (Wirtschaft) und Christian-Broda-Platz/ Westbahnhof (Wissenschaft). Abmarsch der drei Demozüge zum Karlsplatz und anschließender gemeinsamer Zug zum Heldenplatz.
Wann: Zeit: Wo: Start*: Ziel 1 : Ziel 2: Infos:
27. September 2019 11:55 - 18:30 Wien an 3 Sammelpunkten 14:00 Karlsplatz 15:30 Heldenplatz (mit Kundgebungen) fridaysforfuture.at klimaprotest.at
Änderungen vorbehalten: Bitte überprüfen Sie die Aktualität der Infos unter: www.erdgespraeche.net
ERDGESPRÄCHE KALENDER: SOS
27 7 7
Wann: 27. September 2019 Beginn: 19.30 Wo: Gartenbaukino Tickets: 12 € Anmeldung: gartenbaukino.at
FREITAG
Kinodenktweiter x wienerkind: Act For The Ocean Filmvorführung "Sea of Shadows" und Gespräch mit Sea Shepard Kapitän Jack Hutton und Regisseur Richard Ladkani. Moderation: @wienerkind_
Oktober 2019 MONTAG
Politik oder NGO? Wo kann man mehr bewirken? Filmvorführung "Sea of Shadows" und Gespräch mit: Angie Rattay (Erdgespräche, Neongreen Network) Marie Ringler (Ashoka), Leo Zirwes (FridaysForFuture), und Regisseur R. Ladkani
Wann: 7. Oktober 2019 Beginn: 19.30 Wo: Stadtkino/Künstlerhaus Tickets: 9€ Anmeldung: ntry.at/shop/stadtkino
Mach mit bei der weltweiten Rebellionswoche von Extinction Rebellion: Extinction Rebellion ruft zum Aufstand gegen das Aussterben auf. Weltweit und in Wien. Ziviler Ungehorsam, gewaltfrei aber bestimmt. Dabei sein ist alles!
Wann: 7.- 13 Oktober 2019 Wo: an verschiedenen Orten in Wien Infos: xrebellion.at
September 2019
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Oktober 2019 MONTAG
In englischer Sprache
Betreff: ERDnachrichten NAUTILUS® an customer.success@mondigroup.com
© Terra Mater Factual Studios
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31 Oktober 2019 DONNERSTAG
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Sea of Shadows x ERDgespräche Filmvorführung "Sea of Shadows" und anschließendes Gespräch mit dem Regisseur Richard Ladkani und dem Protagonisten Andrea Crosta - tbc (Earth League Int.). *Ermässigung mit Erdgespräche-Ticktet
Wann: 31. Oktober 2019 Beginn: 19.30 Wo: APOLLO KINO 6., Gumpendorferstr. 63 Eintritt: 9 € (ermässigt 7 €*) Link unter: erdgespraeche.net
© Stephan Wyckoff
30 Oktober 2019 MITTWOCH
Anmeldung: www.erdgespraeche.net Fairer Eintritt: Wähle die Höhe Deiner Spende VIP*Tickets: global@neongreen.net
Wir freuen uns auf Vorträge von: Klima-Aktivistin Joanna Sustento (Überlebende des Super-Taifun Haiyan), Yasmin Hafedh aka. Yasmo (Rapperin, Slam-Poetin und Autorin), Richard Ladkani (Filmregisseur Sea of Shadows). Mit Beiträgen von: Jojo Mehta, Birgit Schacht, Franziska Marhold, Katharina Rogenhofer, Alexander Egit. Moderation: Manuela Raidl, Puls4. Im Anschluss an die Vorträge wird zum Austausch und Netzwerken an unser Biobuffet geladen. Weitere Informationen unter: www.erdgespraeche.net. Wichtig: Die Talks der ERDgespräche werden englisch-deutsch/deutsch-englisch simultanübersetzt.
* Very Interested Persons
Wann: 30. Oktober 2019 Zeitraum: 17:30 – 23.00 (Einlass: 16:45) Wo: Halle E im Museumsquartier
IMPRESSUM HERAUSGEBER: NEONGREEN NETWORK REDAKTION: ANGIE RATTAY TEXTE: JULIA SCHILLY GEORG GÜNSBERG OLIVER SCHNETZER ANGIE RATTAY BARBARA KÖPPEL NATASCHA UNGER
HAUPTSPONSOR
SPONSOREN
FÖRDERER
LEKTORAT: BARBARA KÖPPEL DESIGN: ANGIE RATTAY WWW.ANGIENEERING.NET COVERFOTO: © WILL ROSE/GREENPEACE
KULINARIK
MEDIENPARTNER
DRUCK: GUGLER GMBH. CA. 6.000 STÜCK MADE IN AUSTRIA PAPIER: GEDRUCKT AUF PUREPRINT NATURE IVORY, 90 G WWW.NEONGREEN.NET
EVENTPARTNER
Höchster Standard für Ökoeffektivität. Weltweit einzigartig: C2C®-Druckprodukte innovated by gugler*. Sämtliche Druckkomponenten sind für den biologischen Kreislauf optimiert. Bindung ausgenommen.
FREUNDE
Ö S T E R R E I C H
15
EHRENSCHUTZ
KLIMA-AKTIVISTIN
Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Joanna Sustento SLAM-POETIN
Yasmin Hafedh aka. Yasmo POLITIKERIN
Christiana Figueres IN MEMORIAM
Polly Higgins FILMREGISSEUR
Richard Ladkani MIT BEITRÄGEN VON: Jojo Mehta Birgit Schacht Franziska Marhold Katharina Rogenhofer Alexander Egit
FAIRER EINTRITT
Wir bitten um Deine selbstgewählte Spende
30. Oktober 2019, Halle E im MQ ABOUT ACTION AND JUSTICE ENGLISCH
ANMELDUNG ERDGESPRÄCHE: www.erdgespraeche.net
DEUTSCH
Simultanübersetzung und Livestream