Interventionskonzept
Inhalt
EINLEITUNG
4 Kontext Auftrag der Stiftung Sucht Wallis Ziel dieses Konzepts
ZIELPUBLIKUM
8 Die Klienten und die Angehörigen Das sozialmedizinische Netz – das Bildungswesen Die Unternehmen
DIE METHODEN DER BEGLEITUNG 12 Das Stepped Care Modell Sucht Wallis Der sozialtherapeutische Ansatz Die motivierende Gesprächsführung Das Case Management Die Interdisziplinarität
SETTING DER INTERVENTIONEN
18 Präambel Die ambulanten Angebote • Selektive Prävention: Früherkennung und Frühintervention • Beratung und Begleitung • Schadensminderung • Evaluation als Auftrag • Die Angebote der Tageszentren • Das Jobcoaching • Unterstützung zu Hause Die stationären Angebote Die stationären Behandlungen
DER BEREICH FORTBILDUNG, INTERVISION UND FORSCHUNG CHARTA
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STEPPED CARE MODELL 28 ORGANISATION
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Einleitung
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Kontext
In der Schweiz konsumieren neun von zehn Personen Alkohol, 222 000 Personen haben im letzten Monat mindestens einmal Cannabis geraucht, 50 000 haben zumindest einmal in den vergangenen zwölf Monaten Kokain konsumiert und 1 2 192 000 mit Geldeinsatz gespielt . Der Konsum psychoaktiver Substanzen 3 oder süchtige Verhaltensweisen werden als ein inhärenter Faktor moderner Gesellschaften betrachtet. Die Erwartungen der Konsumwirkung sind je nach Substanz (oder Verhalten) sowie natürlich Person und Kontext unterschiedlich: Steigerung von Leistung, Kreativität und/oder Aufmerksamkeit des Konsumenten, Schmerzen lindern, unangenehme Gefühlszustände verändern, sich in Gesellschaft mit anderen wohler fühlen, oder noch andere Erwartungen. Auch wenn Konsum in der Freizeit oder im Ausgang stattfindet, ist eine Entwicklung in Richtung Sucht möglich, besonders wenn eine Person eine bestimmte Wirkung zum Ziel hat. Die Kriterien, welche den Übergang von einem Freizeitkonsum mit geringem Risiko zu einem problematischen Konsumverhalten und anschliessend zu einer Abhängigkeit oder einem süchtigen Verhalten definieren, basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen4. Eine Sucht hat mannigfaltige Auswirkungen auf die physische Gesundheit, die psychische Verfassung sowie die soziale und berufliche Situation einer Person. Sie hat ebenfalls schädliche Auswirkungen für das Umfeld.
1 zahlen-fakten.suchtschweiz.ch/de 2 Als psychoaktiv wird jede Substanz bezeichnet, die bei Einnahme durch zentralnervöse Wirkungsmechanismen die menschliche Psyche oder kognitive Funktionen verändert (euro.who.int/ de/publications/bibliographical-databases/terminology-glossariesclassifications) 3 Süchtige Verhaltensweisen betreffen sowohl die psychoaktiven Substanzen als auch Verhaltensweisen (Glücksspiel, Online und/oder Videospiele) 4 who.int/substance_abuse/terminology/ definition4/fr/ 5 Soulet M-H. Addictions et société. Actes du colloque des 50 ans du GREA (2014) 6 bag.admin.ch/bag/de/home/strategie-und-politik/nationale-gesundheitsstrategien/strategie-sucht.html
Die Abstinenz wurde lange Zeit als oberstes Ziel der Suchtbehandlung betrachtet, als absolut und einziger möglicher Weg. Sie wird heute nicht mehr als allein mögliches Ziel erachtet, sondern als ein Mittel oder eine Etappe in Richtung verantwortlicher Konsum, sowie zum Wiederfinden des Platzes in der Gesellschaft5. Die Begleitungen im Suchtbereich haben sich in den vergangenen Jahren ziemlich entwickelt, aus verschiedenen Gründen wie: der Veränderung der Konsumentenprofile, dem Aufkommen von nicht substanzgebundenen Suchtformen (Glücksspiel, digitale Medien), dem Einbezug psychischer Komorbiditäten, der Integration wissenschaftlicher Erkenntnisse (Neurologie), der Entwicklung der medizinischen Kompetenzen im Suchtbereich, der Akzeptanz der bio-psycho-sozialen Dimension, der Anerkennung des Klienten als Akteur wie auch der Akzeptanz der Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Heute umfassen diese Begleitungen psychosoziale oder medizinische Beratung und Behandlung, ambulant oder stationär, Angebote der Nachbetreuung wie auch Substitutionsbehandlungen. Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität des Klienten, seiner physischen und psychischen Gesundheit sowie seiner beruflichen und sozialen Integration. In der nationalen Strategie Sucht 2017-20246 stehen die Lebensqualität und die Gesundheit der Person im Mittelpunkt. Sie geht davon aus, dass jeder selbstverantwortlich ist für seine Entscheidungen im Leben und sein persönliches Verhalten, seine Gesundheit inklusive. Sucht Wallis übernimmt diese Strategie vollumfänglich und setzt diese mittels ihrer vielfältigen Angebote um.
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Die Suchtdefinition der Stiftung basiert auf derjenigen des «Groupement romand d’études des addictions» (GREA), d.h.: der Verlust der Autonomie einer Person in Bezug auf eine Substanz oder ein Verhalten. Charakteristisch sind das Leiden einer Person sowie deren Veränderungen in der Beziehung zum Umfeld. Sucht entsteht aus der Interaktion einer Person mit Substanzen in einem Umfeld. Sie beschränkt sich nicht auf ein individuelles Problem, sondern betrifft die ganze Gesellschaft 9.
Geneviève Thurre, Bezugsperson – Foyer François-Xavier Bagnoud
Die Stiftung Sucht Wallis ist die kantonale Referenz in Suchtfragen. Sie ist in den Bereichen selektive Prävention und Begleitung von Personen tätig und mit ihren Kompetenzen und Ressourcen für alle Anfragen zum Thema Sucht zuständig. Der Walliser Staatsrat hat in seiner Verordnung über suchtbedingte Abhängigkeiten vom 30. Mai 2012 das Mandat der Stiftung definiert.
Dieses umfasst namentlich: • die Koordination der verschiedenen im Kanton in Bereich Sucht tätigen Einrichtungen und Institutionen • das Anbieten von Dienstleistungen in den Bereichen Prävention, Therapie, Unterstüzung, Risikound Schadensminderung für die Gesellschaft.
Iris Theux, Suchtberaterin – Ambulante Einheit, Martinach
Im Wallis gaben 2012 24% der Männer und 9% der Frauen an, täglich Alkohol zu trinken, und bei 9% der Männer sowie 6% der Frauen war dies ein Konsum mit mittlerem 7 oder hohem Risiko . Was illegale Substanzen betrifft gaben 7% der Walliser und 3% der Walliserinnen zwischen 15 und 74 Jahren an, mindestens einmal im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Die Prävalenz für mindestens einmaligen Konsum im Leben von anderen illegalen psychotropen Substanzen als Cannabis lag bei 5% 8.
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Auftrag der Stiftung Sucht Wallis
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Ziel dieses Konzepts Die sozialtherapeutischen Angebote von Sucht Wallis haben sich an die Veränderungen des süchtigen Verhaltens, die Erwartungen und Bedürfnisse der Gesellschaft sowie der politischen Instanzen angepasst. Dasselbe gilt auch für die Angebote der selektiven Prävention. Dieses Dokument beinhaltet sämtliche Angebote von Sucht Wallis im Kanton.
7 Ein mittleres bis hohes Risiko besteht bei mindestens 4 Standarddrinks pro Tag (z.B. ein Bier von 3 dl oder ein Glas Wein 1 dl) für Männer und 2 Gläser für Frauen. 8 ovs.ch/fr/domaines/etat-de-sante/dependances/index/ 9 grea.ch/addiction
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Zielpublikum Die verschiedenen Angebote von Sucht Wallis gibt es auf Französisch und Deutsch. Sie sind auf drei Typen von Zielpublikum ausgerichtet, und zwar: • persönlich von einem Suchtproblem betroffene Personen sowie deren Angehörige • die Netzpartner aus dem sozialmedizinischen Bereich und dem Bildungswesen • öffentliche oder private Unternehmen.
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Jovita Biaggi, Arbeitsagogin – Via Gampel
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Die Klienten und die Angehörigen 10 Auf eine Person mit einem Suchtproblem kommen rund vier Personen im Umfeld, welche davon betroffen sind und eine assoziierte Problematik (Stimmungsschwankungen, Angtsstörung) entwickeln können 11 Siehe Anhang 8
Sucht Wallis begleitet alle Personen die mit süchtigem Verhalten konfrontiert sind, dies selber wünschen oder die von einer Fachperson oder Institution (Arzt, Gericht, usw.) vermittelt werden, sei es für sich selber oder für einen Angehörigen. Die geographische Verteilung der ambulanten Einheiten garantiert eine Erreichbarkeit der Angebote im ganzen Kanton sowohl in den Büros der Stiftung als auch vor Ort (Spital, Gefängnis, Schule usw.), und das ohne Vorbedingungen.
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Die Begleitung integriert die Zusam10 menarbeit mit den Angehörigen . Für letztere besteht auch ein spezifisches Angebot, unabhängig davon ob die konsumierende Person in Beratung ist oder nicht. Spezialisierte Beratungsgespräche werden Kindern von Eltern mit einem Suchtproblem angeboten.
Jean Van den Plas, Arbeitsagoge – Villa Flora
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Das sozialmedizinische Netz – das Bildungswesen Unterstützung und spezialisierte Beratung gibt es für Netzpartner aus dem sozialmedizinischen Bereich und dem Bildungswesen. Das Ziel der Interventionen bei diesen Akteuren an vorderster ‘Front’ ist der Erwerb der nötigen Kompetenzen und von Erfahrung in der Früherkennung von Suchtverhalten, um betroffenen Personen eine spezialisierte Begleitung zu ermöglichen und/ oder den Zugang zu einer solchen zu erleichtern. Sucht Wallis bietet diesbezüglich Fragebogen zur Früherkennung 11 an, ergänzt durch ad hoc Fortbildungen.
Die Unternehmen
Für diese Partner werden Supervisionen oder Coaching organisiert zum Austausch und zur Reflexion über konkrete Situationen und zum Finden von Lösungen.
Süchtige Verhaltensweisen haben innerhalb von Betrieben Konsequenzen wie Abwesenheit, verminderte Leistung, erhöhtes Unfallrisiko oder Imageverlust der Firma.
Präsenz am Ort der Tätigkeit oder des Aufenthaltes der Person (Spital, Gefängnis, Casino, usw.) für ein Gespräch, zur Evaluation der Situation oder bei Bedarf zur Weitervermittlung wird gewährleistet.
Aus einer Perspektive des Coachings und der Wissensvermittlung bildet Sucht Wallis Direktion und Mitarbeiter eines Unternehmens weiter und unterstützt diese, damit das Management von Problemsituationen in die Personalpolitik des Unternehmens aufgenommen wird (Identifizierung von Problemen, Evaluation, Unterstützung und Intervention).
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Die Methoden der Begleitung Die Stiftung Sucht Wallis ist bestrebt, für die Bedürfnisse aller Walliser, die mit einer Suchtproblematik konfrontiert sind, Angebote zu haben. Sie hat ein Begleitungsmodell entwickelt, welches ein systematisches Anpassen der Intensität der Begleitung an die Eigenheiten der Situation des Klienten ermöglicht 12. Dieses Modell des Typs Stepped Care ist im Bereich der psychischen Gesundheit verbreitet und integriert alle Säulen der nationalen Strategie Sucht. Bei einer stufenweisen Zunahme der Komplexität der Problematik liefert es einen Leitfaden für spezialisierte Interventionen und garantiert die Angemessenheit der Begleitung an die Bedürfnisse des jeweiligen Klienten.
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Das Stepped Care Modell Sucht Wallis 12 Uchtenhagen Ambros (2015). Stepped Care Models in Addiction Treatment. Textbook of addiction treatment : International perspectives
© Das Stepped Care Modell Sucht Wallis basiert auf fünf verschiedenen Schweregraden der Konsumproblematik und des Verhaltens mit einem jeweils entsprechenden Niveau der Komplexität von bio-psycho-sozialen Risiken. Es verknüpft diese Kategorien mit einer Intervention und einem Intensitätsniveau der Angebote unter Berücksichtigung der Ressourcen sowie der Motivation des Klienten.
Jean Carron, Arbeitsagoge – Foyer François-Xavier Bagnoud
Ausgehend von der selektiven Prävention über die Behandlung bis hin zur Schadensminderung erlaubt das Stepped Care Modell Sucht Wallis: • dem Klienten die optimale Begleitung zum richtigen Zeitpunkt anzubieten, • die Kohärenz der Angebote der Stiftung wie der Interventionen ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten, • die Komplexität der von Netzpartnern der Stiftung erlebten Situationen zu beschreiben und das gemeinsame Verständnis derjenigen zu fördern.
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Expérience client
Expérience client
ADDICTIONS VALAIS
Expérience client
Prestations
Im Zentrum der Klienten Erfahrung
ADDICTIONS VALAIS
ERSTKONTAKT
Expérience client
Prestations
Expérience client
Sucht Wallis individualisiert jede ADDICTIONS VALAIS Begleitung und mobilisiert die Ressourcen des Klienten wie die seiner Familie, des beruflichen und/oder medizinischen Umfelds (Entwicklung seiner Handlungsfähigkeit). Die Begleitung basiert auf mit dem Klienten ko-konstruierten Zielen und berücksichtigt dessen Bedürfnisse und Ressourcen ebenso wie SUCHT VALAIS Die Unterseine Lebensgeschichte. stützung des Klienten wird rund um seine Autonomie und seine Entscheide organisiert.
KLIENT
ADDICTIONS VALAIS
ADDICTIONS VALAIS
Der sozialtherapeutische Ansatz ermöglicht eine individualisierte Begleitung jeder Person unter Berücksichtigung ihrer Eigenheit, Vorstellungen und angepasst an ihren Rhythmus.
Expérience client
Expérience client
Prestations
Der sozialtherapeutische Ansatz
ADDICTIONS VALAIS
ADDICTIONS VALAIS
Prestations
EVALUATION
Dienstleistungen Prestations
Der sozialtherapeutische Ansatz stützt sich auf interdisziplinäre Kompetenzen.
érience client
PROJEKT LEBENSQUALITÄT
ONS VALAIS
Prestations
Prestations
Im Zentrum der Klienten Erfahrung
Prestations
ROADMAP UND ZIELE
AUSTRITT
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Die motivierende Gesprächsführung
Das Case Management
Im Zentrum der therapeutischen Begleitung von Sucht Wallis steht die Unterstützung zu Veränderung durch das Bestärken der Motivation der Person, ihre Situation verbessern zu wollen. Die Herausforderung besteht darin, dass der Klient zum Akteur seines Lebensprojekts wird.
Begleitung in der Art eines Case Management gibt es im sozialmedizinischen Bereich seit vielen Jahren. Es verbessert die Koordination und den Zugang zu verschiedenen therapeutischen Angeboten. Die Komplexität erlebter Situationen macht dessen Anwendung bei der Suchtbehandlung sinnvoll.
Motivierende Gesprächsführung basiert auf aktivem Zuhören sowie einer empathischen Haltung; sie bietet bei der Begleitung einer Suchtproblematik validierte Methoden an. Diese Interventionsmethode verstärkt die Veränderungsmotivation, erlaubt die in einer Veränderungsdynamik typischen Ambivalenzen heraus zu kristallisieren und diese zu thematisieren. Mittels seiner Haltung und einer validierten Methode kann der Suchtberater den Klienten in seiner Motivation für eine Verhaltensänderung unterstützen. 13
Sucht Wallis benutzt das Case Management für Begleitungen, welche mehrere Interventionsarten (ambulant, stationär, Tageszentrum) erfordern. Der ambulante Suchtberater ist verantwortlich: • den Klienten durch die Angebote der Stiftung zu begleiten, • das am besten geeignete Angebot zu bezeichnen, • die individuellen Ziele festzulegen, zu evaluieren und regelmässig anzupassen. Die Begleitung hat zum Ziel: • den Kunden im Zentrum zu haben, • Kontinuität und Kohärenz der gemachten Angebote zu gewährleisten im Hinblick auf die Entwicklung der Situation des Kunden und dessen Zielerreichung.
13 Miller W et Rollnick S (2006). L’entretien motivationnel. Paris Dunod-Inter-éditions.
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Die Interdisziplinarität Die Integration von Blickwinkeln aus verschiedenen Disziplinen ermöglicht eine ganzheitliche Sichtweise einer Situation und macht die Evaluation komplexer Probleme effizient. Sie erhöht die Stimmigkeit einer Intervention. Die Mitarbeiter von Sucht Wallis haben unterschiedliche Ausbildungen mit verschiedensten beruflichen Kompetenzen (Sozialarbeiter, Sozialpädagoge, Psychologe, Pflegefachfrau in Psychiatrie). Die Angebote des sozialmedizinischen Netzes werden in Anspruch genommen und je nach Bedürfnissen des Klienten integriert.
Françoise Delavy, Kunsttherapeutin – Villa Flora
Clémentine Pelletier, Arbeitsagogin – Foyer François-Xavier Bagnoud
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Setting der Interventionen
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Präambel Die Stiftung garantiert die Vielfalt der therapeutischen Angebote und der Interventionsarten. Der Zugang zu den Angeboten von Sucht Wallis erfolgt über die ambulanten Einheiten. Im Anschluss an eine Evaluation der Situation des Klienten und eine spezialisierte Anamnese erarbeitet der ambulante Suchtberater mit dem Kunden in Ko-konstruktion seine Ziele und seinen Interventionsplan. Die therapeutische Allianz, ein wichtiger Faktor in der Qualität der Begleitung, wird so hergestellt. Innerhalb der Stiftung kann eine Person verschiedene Angebote in unterschiedlichen Settings in Anspruch nehmen: ambulant, stationär oder im Tageszentrum.
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Anne-Sophie Loye, Leiterin – Ambulante Einheit, Sitten
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Die ambulanten Angebote Der ambulante Sektor besteht aus fünf Einheiten, verteilt auf den ganzen Kanton. In Verbindung mit der nationalen Strategie Sucht 20172024 beinhaltet die Tätigkeit dieser Einheiten selektive Prävention, Beratung und Begleitung sowie Schadensminderung.
SELEKTIVE PRÄVENTION: FRÜHERKENNUNG UND FRÜHINTERVENTION Sucht Wallis ist im Bereich der selektiven Prävention tätig, bevor sich die Symptome eines süchtigen Verhaltens verschlimmern oder chronisch werden: Ziel ist es, das Erkennen von problematischen oder Risikosituationen zu fördern. Die Stiftung hat für Akteure an vorderster «Front» (Mediatoren, Sozialpädagogen, Berufsbildner, Personalverantwortliche, Arbeitgeber, usw.) Fragebogen zur Früherkennung, begleitet von massgeschneiderten Fortbildungen, bietet spezifisches Fachwissen zu Frühinterventionen und ist in problematischen Situationen für Frühinterventionen verfügbar.
BERATUNG UND BEGLEITUNG Die Begleitung eines Klienten ist individualisiert und berücksichtigt seine Ressourcen und Bedürfnisse. Mögliche Ziele sind Abstinenz, kontrollierter Konsum oder Schadensminderung. Unabhängig vom Ziel steht die Verbesserung der Lebensqualität des Klienten im Mittelpunkt.
Je nach Situation erfolgen ambulante Beratungsgespräche mittels motivierender Gesprächsführung mit einem oder zwei Suchtberatern. Sie ermöglichen es, einen Veränderungsprozess im Zusammenhang mit den Zielen und der Motivation des Klienten zu unterstützen. Im Sinne des systemischen Ansatzes finden ebenfalls gemeinsame Beratungsgespräche mit wichtigen Bezugspersonen des Klienten (Familie, Arbeitgeber, usw.) statt. Therapeutische Gruppen zum Rückfallmanagement werden Klienten regelmässig angeboten. Für Kinder von süchtigen Eltern gibt es (individuell und/oder in Gruppen) spezialisierte Beratung.
SCHADENSMINDERUNG Die Angebote im Rahmen der Schadensminderung haben eine Reduktion der negativen Folgen von süchtigem Verhalten, das Erhalten eines stabilen Gesundheitszustandes sowie die Förderung der sozialen Integration zum Ziel. In Zusammenarbeit mit den entsprechenden Netzpartnern gehören auch Substitutionsbehandlungen (für Opiatabhängige) dazu.
EVALUATION ALS AUFTRAG Auf Anfrage von Netzpartnern der Stiftung werden spezifische Evaluationen für Klienten zur Erstellung von Empfehlungen für das weitere Vorgehen gemacht, welche den Bedürfnissen des Klienten wie denjenigen des Auftraggebers entsprechen.
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DIE ANGEBOTE DER TAGESZENTREN Angebote gibt es: • im Jardin des Berges und im Via Gampel, im Zusammenhang mit der stationären Behandlung, und/ oder • im Tageszentrum Villa Flora, mittels spezifischer Indikation für alle Klienten der Stiftung.
UNTERSTÜTZUNG ZU HAUSE Die hauptsächlichen Ziele sind: • Rückfallmanagement, • Konsolidierung des Erreichten, • Unterstützung zur Optimierung der Lebensqualität, • Autonomie des Klienten erhalten und fördern. Unterstützung zu Hause wird ambulanten Klienten (Intervention am Lebensort) wie auch stationären Klienten beim Austritt (Übergangsphase, stationäre Nachbetreuung) angeboten.
Cyril Grept, Arbeitsagoge i.A – Jardin des Berges
Das Tageszentrum umfasst therapeutische Angebote, Ateliers zur Beschäftigung und zur Evaluation sowie zur Vorbereitung auf eine Arbeit. Sie sind eine Verbindung zwischen ambulanten Angeboten, der stationären Behandlung und der Unterstützung zu Hause (siehe unten). Der Klient arbeitet an seiner Tagesstruktur, der Entwicklung seiner Autonomie und Kompetenzen sowie dem Selbstwert, und dies unter Berücksichtigung seiner Bedürfnisse, Ressourcen sowie der gesetzten Ziele.
DAS JOBCOACHING Die spezifischen Angebote des Jobcoaching sollen mittels Praktikum in einem Unternehmen zur Wiedereingliederung des Klienten beitragen. Ausgehend von der Identifizierung der Ressourcen sowie der professionellen Lücken für eine solide Integration ermöglicht es dem Klienten mittels eines beruflichen Projekts ein zielgerichtetes Training in Richtung Arbeitsmarktintegration.
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Die stationären Angebote
DIE STATIONÄREN BEHANDLUNGEN Die abstinenzorientierten stationären Behandlungen werden im Via Gampel, im Foyer Jardin des Berges und im Foyer François-Xavier Bagnoud angeboten. Sie sind auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Klienten ausgerichtet und die Begleitung ist individualisiert. Der therapeutische Rahmen und Ansatz umfasst Einzelgespräche, Gruppengespräche, Familiengespräche sowie verschiedene therapeutische und agogische Ateliers.
Die Kompetenzen und persönlichen Fähigkeiten jedes Klienten werden dabei ebenso berücksichtigt wie seine Erwartungen. Der Ablauf der stationären Therapie, mit individuellen Zielen für jeden Klienten, unterstützt einen Prozess in Richtung Autonomie, welche für die soziale wie die berufliche Eingliederung notwendig ist. Die Behandlung im Foyer FrançoisXavier Bagnoud erfolgt strukturiert und unterstützend, nach gemeinschaftsorientiertem Ansatz und mit Einbezug von Erlebnispädagogik. Die Auseinandersetzung des Klienten mit dem Mechanismus seiner Sucht sowie das Wiederfinden eines körperlichen, psychischen, emotionalen und spirituellen Gleichgewichts wird privilegiert.
Die Behandlung im Jardin des Berges basiert auf verschiedenen sich ergänzenden Modulen, welche die Kompetenzen und die Ressourcen des Klienten aufwerten. Die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erfolgt schrittweise und angepasst an Situation und Ziele. Die Therapie im Via Gampel begleitet den Veränderungsprozess mittels formulierten Zielen. Dazu gehören das Wiederaneignen der Nüchternheit in einem geschützten Rahmen, psychische Entwöhnung, der Wunsch nach einer Veränderung und das Ausarbeiten der dazu passenden Strategie, und dies in lösungsorientierter und ko-konstruierter Zusammenarbeit mit dem Klienten.
Daniel Bumann, Arbeitsagoge i.A – Via Gampel
Die Angebote im stationären Rahmen sind modular.
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Der Bereich Fortbildung, Intervision und Forschung
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Dieser Bereich hat Angebote vor Ort für Partner (sozialmedizinische Institutionen oder Unternehmen, Bildungswesen, medizinische oder soziale Vereinigungen) sowie für die Öffentlichkeit (Information, Forum). Auf Anfrage werden allgemeine oder spezifische Fortbildungen zu Sucht ausgearbeitet. Diese Fortbildungen können von der Thematik, der Dauer und der Form her variieren und Information, Prävention und/oder eine Intervention zum Ziel haben. Individuelle oder kollektive Supervision, regelmässig oder einmalig, ergänzen das Angebot. Dieser Bereich verfolgt auch fortlaufend die wissenschaftliche und soziale Entwicklung in den Tätigkeitsfeldern der Stiftung und arbeitet mit anderen Forschungsstellen im Suchtbereich wie auch mit dem GREA (Groupement d’études en addictions) oder dem Fachverband Sucht zusammen. Intern wird der notwendige Wissenstransfer für die Umsetzung der best practice durch Monitoring der Klientenprofile gewährleistet, und zur Entwicklung und Verstärkung beruflicher Kompetenzen werden einmalige oder regelmässige Angebote gemacht.
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Charta Werte, Mission und Vision
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Stepped Care Modell Such
Schadensminderung
VERBUNDENE RISIKEN
NATIONALE STRATEGIE SUCHT
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3 Zunehmende Komplexität
Selektive Prävention
Therapie
4
2 1
Die Suchtproblematik ist schwerwiegend jedoch nicht prioritär. Die Person kann an folgenreichen Konsumsymptomen leiden. Die Konsequenzen können irreversibel sein.
• Schwere physische Komorbidität • Schwere psychische Komorbidität • Armut • Soziale Ausgrenzung • Familiäre Ausgrenzung • Juristische Probleme
Der Kontrollverlust ist beträchtlich, die negativen Folgen erheblich mit Schäden an physischer und/oder psychischer Gesundheit. Die Person hat oft massiven Mehrfachkonsum.
• Mittlere oder schwere physische Komorbidität • Mittlere oder schwere psychische Komorbidität • Finanzielle Schwierigkeiten • Familiäre Isolation • Soziale Isolation • Juristische Probleme
Das problematische Verhalten ist installiert. Kontrollverlust ist quasi täglich und die negativen Folgen sind bemerkbar. Die Person hat Mühe, Ressourcen zu mobilisieren.
• • • • • • •
Das problematische Verhalten installiert sich. Häufiger Kontrollverlust, und die Selbstkontrolle wird für die Person schwierig.
Die Person mit problematischem Verhalten, d.h. chronisch, exzessiv, oder unangepasst an Situation.
Mittlere physische Komorbidität Mittlere psychische Komorbidität Finanzielle Schwierigkeiten Familiärer Kontaktverlust Sozialer Kontaktverlust Beruflicher Kontaktverlust Juristische Probleme
• Leichte physische Komorbidität • Leichte psychische Komorbidität • Schwierigkeiten bei finanziellen Angelegenheiten • Familiäre Spannungen • Verlust der Arbeitsstelle oder Schwierigkeiten bei der Eingliederung • Verlust sozialer Kontakte
• Längerfristige physische Komorbidität • Längerfristige psychische Komorbidität • Schwierigkeiten bei finanziellen Angelegenheiten • Familiäre Spannungen • Verlust der Arbeitsstelle oder Schwierigkeiten bei der Eingliederung • Verlust sozialer Kontakte
EVALUATION
DEBA* + IGT*
DEBA* + IGT*
DEBA* + IGT*
DEBA* + IGT*
DEBA*
ht Wallis ® LEBENSQUALITÄT KO -KONSTRUIEREN SETTING INTERVENTIONEN
PARTNER
MITTEL / ZIELE
• Integrierte Behandlung • Coaching für sozialpädagogische Teams
• Ambulant • Unterstützung zu Hause • Behandlung am Aufenthaltsort
• • • • • • •
Sozialmedizinische Institutionen Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychiatrie und Psychotherapeut Justizbehörden Apotheken
• Abstinenz • Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten • Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit • Therapeutische Informationen • Schadensminderung
• • • • • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation Gruppentherapie Sozio-professionelle Integration Beratung mit 2 Suchtberatern
• • • • •
Ambulant Tageszentrum Jobcoaching Stationäre Behandlung Unterstützung zu Hause
• • • • • • •
Sozialmedizinische Institutionen Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychiatrie und Psychotherapeut Justizbehörden Apotheken
• Abstinenz • Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten • Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit • Therapeutische Informationen
• • • • • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation Gruppentherapie Sozio-professionelle Integration Beratung mit 2 Suchtberatern
• • • • •
Ambulant Tageszentrum Jobcoaching Stationäre Behandlung Unterstützung zu Hause
• • • • • • • • •
Sozialmedizinische Institutionen Jugendgericht IIZ Partner Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychiatrie und Psychotherapeut Justizbehörden Apotheken
• • • • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation Gruppentherapie Sozio-professionelle Integration
• • • •
Ambulant Tageszentrum Jobcoaching Stationäre Behandlung
• • • • • • • •
KMU Sozialmedizinische Institutionen Jugendgericht IIZ Partner Angehörige Hausarzt Akutspital und Psychiatrie Psychotherapeut
• • • •
• • • • •
Einzelgespräche Beratung und Begleitung Familiengespräche Zusammenarbeit im Netz Evaluation
• Ambulant
• • • • • •
Schulen KMU Jugendgericht IIZ Partner Angehörige Hausarzt
• Abstinenz • Kontrollierter Konsum • Safezone
• Abstinenz • Kontrollierter Konsum • Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten • Substitutionsbehandlung bei Opiatabhängigkeit • Therapeutische Informationen
Abstinenz Kontrollierter Konsum Safezone Beziehung mit Netzpartner aufrechterhalten
Motivierende Gesprächsführung
EVALUATION + PERSÖNLICHE MOTIVATION
DIENSTLEISTUNGEN
* Entwickelte Instrumente von RISQ – IGT: Index des Schweregrades der Sucht – DEBA: Erkennen und Evaluation des Unterstützungsbedarfes
BEGLEITUNG VOM TYP «CASE MANAGEMENT»
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Anwendungsmodalitaten S • Das Begleitungsprojekt ist das Mittel für die Umsetzung des Klientensprojekts (im Zusammenhang mit seinen Ressourcen, seinen Bedürfnisse und seinem Stadium der Verhaltensänderung)
Konsum, Verhalten
• Das Begleitungsprojekt wir Stepped Care Modell Such Basis der verfügbaren Dien und Settings konstruiert
Fami zwischen Bezi
Körperliche Gesundheit
Moti
Problemkomplexitäten, Klientenprojekt, Ziele Gruppe 2
Gruppe 1
Be
Indentifizierung, kurzer Einsatz Bewertung Beratung, Belgeitung Externe Beratung
Indivudelle Gespräche Familiengespräche Angehörigengespräche Ferngespräche
Sozial-therapeutischer Ansatz (Therapie und soziale (Wieder-)Eingliederung) 1
Be
Gruppe Sucht Gruppe sich verwöhnen Kunsttherapie Musiktherapie Sport Aktivitäten
Spiegelbild Service Küche Kreativität Holz
Individuelle Gespräche Familiengespräche Gemeinschaftsgespräche Therapeutisches Lager Individueller Rücktritt, ritualer Übergang Time out Gesang
Mit dem Klienten ko-konstruiertes Belgeitungsprojet
Öko-Garte Tierpflege Haushalt Küche und Sport und Holz Glas Kalligraph
Sozial-therapeutischer Ansatz (Therapie und soziale (Wieder-)Eingliederung) Service Küche Holz Technik Hauswartsdienst und externes Umfeld
Informatik 1. Eindruck Techniken zur Arbeitsuche Jobcoaching
Französisch und allgemeine Bildung Administrative Verwaltung Seine berufliche Perspektiven verbessern
Berüfliche (Wieder-)ingliederungsansatz = Individuelle Dienstleistung = Dienstleistung in Gruppen * Die Leistungen in jeder Einheit können geändert und/ oder ergänzt werden.
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2
3
4
5
TAGESZENTRUM VILLA FLORA (Schnittstelle zwischen ambulant und stazionär)
2
3
4
FXB (Gemeinschaftsleben, Erfahrungspädag
Stepped Care Modell Sucht Wallis©* • Der Suchtberater des ambulanten Sektors ist der Verantwortliche für das Begleitungsprojekt, seine Koordinierung und Entwicklung
rd im Rahmen des ht Wallis und auf der nstleistungsangebote
• Der Suchtberater kennt die vorhandenen Dienstleistungsangebote der Einrichtungen von Sucht Wallis, ihre Artikulation in einem Interventionsrahmen und wie diese sich in das Projekt des Klienten einbinden können
Bedürfnisse, Ressourcen
iliäre- und n-menschliche iehungen
Erwerbstätigkeit und Ressourcen
Psychische Verfassung
Admin. Situation, Justiz
ivation, Stadium der Verhaltensänderung
Gruppe 5
Gruppe 4
Gruppe 3
Stepped Care Modell Sucht Wallis©
Ko-Konstruktion
egleitung vom Typ Case Management
Rückfallprävention Meditation und MBR Angehörigengruppe Kindergruppen 2
3
4
Kinderbegleitung Schadensminderung Nachbetreuung am Lebensort Spezifische Programme (SafeZone, Mes Choix)
5
AMBULANTE EINHEITEN
egleitung vom Typ Case Management
en und e
d Ernährung d Bewegung
Individuelle Gespräche Familiengespräche Gruppentherapie Musiktherapie Kunsttherapie
Mit den Sinnen verstehen Time out Sport und Bewegung Pferedekontakt
Individuelle Gespräche Familiengespräche Forum Meditation und MBR Dramatherapie Time out
Tierpflege Umwelt Sport und Bewegung Perkussion
hie
gogik)
Grünes Atelier Hauswart Küche und Hauswirtschaft
3
Jobcoaching Küche
4
JARDIN DES BERGES (ergänzende Module, Öffnung zur Gesellschaft)
3
4
5
VIA GAMPEL (priorisierte Ziele, systemischer Ansatz)
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Organisation
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Via Gampel
Foyer Jardin des Berges
Gampel Sitten Siders
Monthey
Salvan
Visp
Martinach
Villa Flora
Foyer FXB
Kompetenzzentrum - Evaluation - Ausbildung
Tageszentrum
Stationäre Einheiten
Ambulante Einheiten
Direktion und zentrale Dienste und Forschung & Entwicklung 
33
Direktion und zentrale Dienste Place du Midi 36 I CP 885 1950 Sion 027 329 89 00 info@sucht-wallis.ch sucht-wallis.ch facebook.com/suchtwallis