Maria Elena Gonzalez de Guzman
S Zeit für eine Geschichte VON DICK DUERKSEN
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ie kam kurz vor dem Mittagessen in der ländlichen gelegenen Klinik an, stapfte barfuß durch ein Himbeerfeld am Berghang, der steiler war als die Treppe des Eiffelturms. Die Aufnahmekrankenschwester, eine junge Frau auf ihrer ersten Missionsreise, begrüßte sie und ihren schweigsamen Mann. „Name?“ „Alter?“ „Verheiratet?“ „Wo tut es weh?“ Sie sprach weder Englisch noch Spanisch, nur das Quechua, das sie von ihrer Großmutter gelernt hatte. Ihre Stimme war so weich wie ein Kaninchenfell. „Maria Elena Gonzalez de Guzman.“ „Über 80 – mindestens.“ „Mit ihm. Für immer.“ „Überall.“ Maria Elena Gonzalez de Guzman berührte leicht seinen Ellbogen und führte ihn zu zwei kalten Holzstühlen, die nebeneinanderstanden. Sie setzten sich und warteten. Gemeinsam, so wie sie alles getan hatten, schon bevor der Vulkan die Berge gemacht hatte. Gemeinsam. *** Der Leiter der Klinik, ein Sanitäter der United States Air Force der US-amerikanischen Luftwaffe, der beschlossen hatte, in den Ruhestand zu treten, um Teenager darin zu unter-
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richten, wie man uralte Frauen pflegt, kam an ihrem Stuhl vorbei. Als er sie sah, stockte ihm der Atem. Das lag nicht an dem perfekt gebürsteten Filzhut oder den vielen Lagen von Wollkleidung, die die Frau trug. Es waren ihre Füße. Sie waren nackt. Sie waren hässlich. Maria Elenas altgediente Füße waren gekrümmt wie die Wurzeln eines uralten Baumes. Wo immer sie sie aufsetzte, gruben sie sich tief in den schlammigen Boden, verschmolzen mit ihm als gehörten sie mehr zum Boden als zu ihrem Körper. Ihre Knöchel, die den satten Farbton eines Edelholzes angenommen hatten, ragten über ihre verdrehten Füße hinaus, die Zehen zeigten nach vorne, als ob sie die Füße aufforderten, ihnen zu folgen. Sie wartete, bis sie an der Reihe war, die Füße fest auf dem Betonboden abgesetzt. Ihre Nummern wurden gemeinsam aufgerufen, Mann und Frau, in den Berghängen zu einer Person verschmolzen, und sie schlurften in den Stuhlkreis, der den Arztbereich markierte. Gemeinsam, so wie sie immer alles gemacht hatten. Von nun an gab es in der Bergklinik zwei Reihen. Eine für Männer und eine für Frauen. Er sah ihr tief in die Augen und ließ sie schließlich los, unsicher, ob das klug war, doch widerwillig stimmte er zu, die Regel zu befolgen. Die Ärztin, eine zierliche Assistenzärztin, die bei der Armee in der Notaufnahme Abbildung: Dick Duerksen