agora42 02/2015 Qualität

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Das philosophische Wirtschaftsmagazin

AUSGABE 02/2015

QUALITÄT

Qualität oder Quantität? ■ Wozu eigentlich Qualität? ■ Lässt sich Qualität managen?

A G O R A Ausgabe 02/2015 | Deutschland 8,90 EUR Österreich 8,90 EUR | Schweiz 13,90 CHF

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INHALT

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—3 EDITORIAL —4 INHALT

TERRAIN Hier werden Begriffe, Theorien und Phänomene vorgestellt, die für unser gesellschaftliches Selbstverständnis grundlegend sind.

—8 DIE AUTOREN —9 Henrik Herklotz

Qualität – Ein geschundenes Wort — 15 Felix Heidenreich

Sinnstiftung durch Qualitätsstreben

— 20 Mathias Binswanger

Wissenschaft auf Abwegen – Wie die Publikationswut die Qualität ruiniert — 24 Rainer Dollase — 98 IMPRESSUM

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Verkehrte Welt: Qualität ist menschlich

— 28 Claus Dierksmeier

Quantitative oder qualitative Freiheit? — 32 Wolfgang Ullrich

Das Konsumbürgertum und seine Werte – Über stilbildende Waren und entstellenden Ramsch — 38 PORTRAIT

„Lieber Geld verlieren als Vertrauen“ – Robert Bosch und sein Begriff von Qualität (von Dietrich Kuhlgatz) — 46 EXTRABLATT


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Inhalt

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INTERVIEW

H HORIZONT Auf zu neuen Ufern! Wie lässt sich eine andere gesellschaftliche Wirklichkeit denken, wie lassen sich konkrete Veränderungen herbeiführen?

— 62 Fabian Scheidler

Ausstieg aus der Megamaschine — 70 Gilbert Dietrich — 48 Die besten Zeiten kommen noch

Interview mit Christian Lindner

Das Ende des Hoffens – Kann ein Leben ohne Zukunft Qualität haben? — 74 MARKTPLATZ

Pancart Thales-Akademie für Wirtschaft und Philosophie

— 80 FRISCHLUFT

Vollgeld und Full Reserve Banking – (K)eine Alternative?! — 90 LAND IN SICHT

meta bene Haus Bartleby standpunktgrau magazin — 96 GEDANKENSPIELE

von Kai Jannek

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Hier werden Begriffe, Theorien und Ph채nomene vorgestellt, die f체r unser gesellschaftliches Selbstverst채ndnis grundlegend sind.


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DIE AUTOREN

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Henrik Herklotz

Felix Heidenreich

Mathias Binswanger

hat Physik an der FriedrichSchiller-Universität in Jena studiert und ist seit 1990 Mitarbeiter im Fachgebiet Qualitätswissenschaft am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der Technischen Universität Berlin.

studierte Philosophie und Politikwissenschaften in Heidelberg, Paris und Berlin. Er ist wissenschaftlicher Koordinator am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart.

ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten und Privatdozent an der Universität St. Gallen. — Seite 20

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— Seite 15

Foto: Annekathrin Kohout

— Seite 9

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Rainer Dollase

Claus Dierksmeier

Wolfgang Ullrich

ist emeritierter Professor für Psychologie. Er hat in Saarbrücken, Köln und Düsseldorf studiert, war an den Hochschulen Aachen, Köln, Essen und Bielefeld als Hochschullehrer beziehungsweise Wissenschaftler tätig. Zuletzt von ihm erschienen: Classroom Management (Schulmanagement-Handbuch 142, Oldenbourg Verlag, 2012), Gruppen im Elementarbereich (Kohlhammer Verlag, 2015).

ist Professor für Globalisierungsethik sowie Direktor des Weltethos Instituts an der Universität Tübingen. Ende 2015 erscheint sein neuestes Buch mit dem Titel Welche Freiheit?

ist Professor für Kunstwissenschaft und Medienphilosophie. Er arbeitet als freier Autor in Leipzig und München. Von ihm zum Thema erschienen: Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? (S. Fischer Verlag, 2006) sowie Alles nur Konsum. Kritik der warenästhetischen Erziehung (Verlag Klaus Wagenbach, 2013).

— Seite 24

— Seite 28

— Seite 32


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Qualität –

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Ein geschundenes Wort

Text: Henrik Herklotz

Kaum ein Wort ist in den vergangenen Jahrzehnten so strapaziert worden wie „Qualität“. Mit deutschem Fleiß wurde es geknetet und in alle Richtungen ausgewalzt wie ein Hefeteig. Dieser aber, wo er doch so schön aufgegangen ist, schlägt nun Blasen, platzt auf und fällt in sich zusammen. 9


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Sinnstiftung durch Qualitätsstreben Text: Felix Heidenreich

„Minimize to the max!“ lautet die Devise der neuen Minimalisten. Von Japan über die USA bis nach Europa breitet sich diese Bewegung aus, deren Anhänger ihren Besitz auf die Zielmarke von 100 Objekten zu reduzieren versuchen. Quantitäten zu verringern, um an Qualität zu gewinnen – dieses Prinzip, so die Hoffnung, ist auf Dinge, Erfahrungen und Beziehungen gleichermaßen anwendbar. Damit stellt sich die Bewegung gegen eine ökonomische Wachstumslogik, die mit Masse den Verlust an Klasse wettzumachen sucht. 15


Felix Heidenreich

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inimize to the max“, das Einsparen des Nicht-Notwendigen bei höchsten Ansprüchen bezogen auf das Verbleibende – diese Formel erinnert nicht zufällig an das zentrale Leitbild des japanischen Zen-Buddhismus. Mittels der Ästhetik der Zen-Gärten, der Kloster-Architektur und verschiedener Praktiken wie der Meditation wird die Aufmerksamkeit seit Jahrhunderten systematisch durch Reduktion geschult. Dass diese Grundintuition weltweit vor allem von jungen Menschen wiederentdeckt wird, ist erfreulich. Qualitativ hochwertiger Konsum ist langlebiger, nachhaltiger, weniger ressourcenintensiv, darf man hoffen. Die Bewegung führt damit alte Handwerkskunst („Arts and crafts“), die Vorstellungen des Deutschen Werkbunds und die Design-Konzepte der Ulmer Schule um Max Bill und Tomás Maldonado (an der sich bekanntlich das Apple-Design orientiert) zusammen: Einfachheit, Zeitlosigkeit, Reduktion auf das Wesentliche, Harmonie zwischen Mensch und Ding, so lautet das Ideal. Aber vielleicht ist gerade die Orientierung am Leitbild des Zen-Buddhismus ein Indiz dafür, dass auch die Orientierung an Qualität zur Ideologie werden kann. Zen mag inneren Frieden ermöglichen – als Katalysator von Demokratisierungsprozessen ist er bislang nicht aufgefallen. Dezidiert linke Kritiker wie Slavoj Žižek betrachten die globale Ausbreitung von Yoga und Buddhismus denn auch als Anzeichen einer verhängnisvollen Entpoli-

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tisierung. Wer sich beim Meditieren entspannt, brennt auch unter kapitalistischen Rahmenbedingungen nicht so schnell aus, funktioniert brav und hält die Klappe. Zum Neo-Feudalismus, in dem nach Angaben der Hilfsorganisation Oxfam die 85 reichsten Personen der Welt über ebenso viel Vermögen verfügen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen, passen die Praktiken aus dem indischen Kastensystem oder der japanischen Feudalgesellschaft erschreckend gut, so die These. Denn das Streben nach Qualität verengt den Fokus auf die Sphäre des unmittelbar Gestaltbaren: In der U-Bahn sitzen die Leser von Stiftung Warentest und grübeln über die optimale Kaufentscheidung, während die Reallöhne sinken. Wer im Kleinen alles richtig machen will, macht im Großen gar nichts. Ist Sinnstiftung durch Qualitätsstreben also reine Ideologie? Oder lassen sich hier verschiedene Formen plausibel differenzieren? Warum eigentlich Qualität?

Die Frage nach der Qualität von Dingen, Erfahrungen oder Beziehungen führt in einen Strudel aus erkenntnistheoretischen Fragen: Lässt sich eine qualitas tatsächlich bestimmen? Ist Qualität eine objektive Eigenschaft von Dingen oder liegt sie ganz subjektiv im Auge des Betrachters? Wie verhalten sich Qualität und Quantität zueinander? Angesichts der Schwierigkeiten, Qualität zu bestimmen, ist es umso erstaunlicher, dass sie allgemein als gut, wünschens- und erstrebenswert angesehen

wird. Eine nahe liegende Erklärung hierfür könnte lauten, dass sich die Bedeutung von „Qualität“ dem angenähert hat, was gemeinhin als „das Gute“ bezeichnet wird und nach dem Aristoteles zufolge ohnehin jeder Mensch strebt. Doch womöglich muss man an konkreten Beispielen beleuchten, was es mit der Qualität und dem Guten auf sich hat. Nehmen wir den Manufactum-Katalog zur Hand, jene Bibel einer nostalgisch-verklärenden Feier der „guten Dinge“, die gemeinhin als Signum einer neuen, schwarzgrünen Bürgerlichkeit gilt und in dieser Funktion immer wieder geschmäht wurde. Hier wird uns die Qualität von Schreibtischlampen, Regenjacken und Kernseifen angepriesen. Aber worin bemisst sich deren Qualität? Zwei Elemente scheinen hier ineinander zu greifen. Die Produkte müssen ihre Zwecke zum einen besonders gut und zum anderen nachhaltig erfüllen. Qualität verspricht Langlebigkeit. Dies gilt nicht nur für technische Produkte, sondern auch für literarische Texte: Wenn ein Text besonders gut gelingt, das heißt, wenn er bestimmte Qualitätskriterien erfüllt, entsteht ein Klassiker, der auch über Kultur- und Epochengrenzen hinweg geschätzt wird. Wie bei literarischen Texten werden auch bei den „Klassikern“ unter den Produkten spezifische Anforderungsprofile als bekannt vorausgesetzt. Allgemeiner formuliert: Die Manufactum-Welt ist ein Kosmos, in dem man weiß, was man will und in dem jedes Ding noch seinen Ort hat. Die Qualität von


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Wissenschaft auf Abwegen —

Wie die Publikationswut die Qualität ruiniert T E R R A I N Text: Mathias Binswanger

Wissenschaftliche Exzellenz wird zu einem großen Teil daran gemessen, wie viele Artikel ein Wissenschaftler in Topjournals veröffentlicht hat. Deshalb werden Wissenschaftler heute dazu angehalten, möglichst viele Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zu publizieren. Dahinter steckt die naive Annahme, dass mehr Publikationen zu mehr Erkenntnis führen und damit letztlich das Gemeinwohl steigern. In Wirklichkeit führt der Wettbewerb um immer mehr Publikationen aber dazu, dass der Inhalt wissenschaftlicher Publikationen immer wirklichkeitsferner, belangloser und langweiliger wird. 20


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n fast allen Wissenschaftsdisziplinen sind Publikationen der wichtigste und meistens auch der einzige messbare Output. Was ist also naheliegender, als den Output beziehungsweise die Qualität eines Wissenschaftlers oder eines Instituts anhand der Zahl der Publikationen zu messen? Denn ist es nicht so, dass viele Publikationen das Resultat intensiver Forschungsarbeit sind und insofern unser relevantes Wissen erhöhen? Und muss deshalb nicht jeder Wissenschaftler dazu angetrieben werden, möglichst viel zu publizieren, um eine maximale „wissenschaftliche Produktivität“ zu erreichen? Wer nur ein wenig Kenntnis von Universitäten und dem wissenschaftlichen Betrieb besitzt, kann diese Fragen mit einem klaren Nein beantworten. Mehr Publikationen bewirken zwar eine Zunahme von beschriebenen Seiten, aber deren Zahl sagt nichts über die Bedeutung der Forschungsleistungen eines Wissenschaftlers oder einer Institution aus, genauso wenig wie die Zahl der gespielten Töne etwas über die Qualität eines Musikstücks aussagt. Natürlich wird nicht jede Publikation und damit jede mit wissenschaftlichem Inhalt beschriebene Seite gleich als wissenschaftliche Leistung gewertet. Relevant sind Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, welche die eingereichten Arbeiten einem „strengen“ und „objektiven“ Auswahlverfahren unterziehen, dem sogenannten Peer-Review-Verfahren. Dieses soll sicherstellen, dass nur „qualitativ hochstehende“ Arbeiten publiziert werden, die dann als „echte wissenschaftliche Publikationen“ gelten. Bei dem unter Wissenschaftlern künstlich inszenierten Wettbewerb geht es genau genommen darum, möglichst viele Artikel in akzeptierten wissenschaftlichen Zeitschriften (solchen mit Peer-ReviewVerfahren) zu veröffentlichen.

Allerdings existieren auch unter den wissenschaftlichen Journals nochmals strikte Hierarchien, welche die durchschnittliche „Qualität“ der angenommenen Artikel widerspiegeln sollen. Fast in jeder Wissenschaftsdisziplin gibt es einige wenige, mit Ehrfurcht betrachtete Top-Zeitschriften (A-Journals) sowie verschiedene Gruppen von nicht ganz so hochstehenden Zeitschriften (B- oder C-Journals). In Letzteren lässt sich zwar leichter ein Artikel unterbringen, sie haben aber nicht den gleichen Stellenwert wie ein A-Journal. Die Veröffentlichung eigener Arbeiten in einem A-Journal ist deshalb das wichtigste und oftmals einzige Ziel eines modernen Wissenschaftlers – damit steigt er in die Champions-League seiner Disziplin auf. Gehört man einmal zu diesem illustren Club, wird es viel leichter, weitere Artikel in A-Journals zu publizieren, mehr Forschungsgelder zu bekommen, teurere Experimente durchzuführen, das eigene Institut weiter auszubauen und durch all diese Aktivitäten „exzellenter“ zu werden. Der von dem Wissenschaftssoziologen Robert Merton beschriebene, sich auf intrinsische Motivation stützende „Taste for Science“, der die Wissenschaftler eigentlich antreiben sollte, wurde so durch den extrinsisch motivierten „Taste for Publications“ ersetzt. Autismus statt Qualitätssicherung

Was versteht man nun aber konkret unter einem Peer-Review-Verfahren? Wenn ein Wissenschaftler einen Artikel in einer wissenschaftlich anerkannten Zeitschrift veröffentlichen will, dann muss er ihn zuerst bei den Editoren des Journals einreichen, die meist arrivierte Champions ihrer Disziplin sind. Diese Editoren haben allerdings in vielen Fällen keine Zeit, sich um das Tagesgeschäft „ihrer“ Zeitschrift zu

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Wissenschaft auf Abwegen


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Verkehrte Welt:

Qualität ist menschlich T E R R A I N Text: Rainer Dollase

Im Uterus – eine gesunde Mutter vorausgesetzt – haben wir die optimale Komfortzone erfahren: Für alles wurde gesorgt, Qualität pur. Nach der Geburt fing das Leid an. Es zwackte, piekte, brannte, tat nicht das, was man wollte. Die Natur gab uns das Plärren mit auf den Weg, damit wir Bezugspersonen herbeizitieren konnten, die unsere Komfortzone restaurierten, weil ihnen das Geschrei auf die Nerven ging. Selber an unserer Qualität arbeiten konnten wir noch nicht. Das war die Geburtsstunde des Qualitätsmanagements: ein Soll definieren – handeln lassen – evaluieren. Oder: Zielvereinbarung treffen – herumprobieren lassen – bewerten. Wie auch immer, der Tenor ist: „Ich will Qualität und zwar sofort, und wenn ich sie nicht bekomme, dann plärre ich.“ 24


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aldorf und Statler, die beiden älteren Herren in der Loge der Muppet Show, stehen stellvertretend für die mosernden, regressiven Nichtskönner, deren einzige Kompetenz im Mäkeln an dem Gebotenen besteht; für diejenigen, die nicht wissen, wie man Gutes herstellt; für jene, die Überlegenheit auf dem Wege der Ersatzbefriedigung zu gewinnen glauben: „Indem ich Kritiker und Kontrolleur bin, weiß ich besser als andere, wie es geht.“ – Natürlich wissen sie es nicht. In der ermüdenden Primitivlogik von „plan – do – check – act“, die auch nicht dadurch intellektueller wird, dass man sie als Demingkreis oder ShewhartZyklus bezeichnet, versteckt sich kindliche, menschliche Handlungslogik. Eine Handlungslogik, die auch beim Krabbelkind, das einen Ball ergattern möchte, vorliegt und zu der jeder psychisch gesunde Mensch immer und in jedem (Zeit-)Alter fähig ist und war. Also: Banalität pur. Die Säuglingslogik weicht im Normalfall im Laufe des Lebens einer komplexeren, anstrengenden Bewältigungsphilosophie: Du musst wissen, wie es geht und was du kannst. Per aspera ad astra. Ohne harte Lehrjahre, Belohnungsaufschub und Verzicht auf Bequemlichkeit keine Handlungskompetenz. Sicher, du musst wissen, was du willst und was der Kunde will, du darfst auch an das Paradies auf Erden glauben, an ein dreieckiges Viereck – aber Ziele zu setzen, ist die Fähigkeit der Unterstufe, der Klippschüler. In der Oberstufe muss man Ziele nicht nur formulieren, sondern auch umsetzen können. Erwachsene mit Säuglingslogik machen nur Probleme. Nun, in einer Zeit, in der unspezifische Heilserwartungen an Produkte der Computerbranche genährt werden, breitet sich der regressive Irrglaube aus, Visionen seien der Schlüssel zum Erfolg. Sie zu haben, sei das Entscheidende, die Umsetzung besten-

falls nachrangig. Aber weder Kennedys legendäre Vision vom 25. Mai 1961 – „First, I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the moon and returning him safely to the earth“ – noch die berühmte Rede von Steve Jobs am 12. Juni 2005, die mit den Worten endet: „Stay hungry, stay foolish“, kamen von Phantasten, Illusionisten oder QualitätsBürokraten, sondern von Realisten, die der Wirklichkeit in enger Absprache mit Machern all das abpressen konnten, was tatsächlich erreichbar ist und war. Qualitätskontrolle – der Mensch als Maschine?

Wenn nun jemand daherkommt und mit dem für manche offenbar neuen Wort „Qualitätsmanagement“ so tut, als präsentiere er eine noch nie da gewesene Methode, so täuscht er aus missionarischen Gründen seine Zeitgenossen. Denn diese Methode stellt lediglich die normale menschliche Handlungslogik dar: Sie beschreibt, dass man das, was man möchte oder was man tun soll, anschließend kontrolliert, und wenn man es nicht erreicht hat, sein eigenes Verhalten ändert. Diese Handlungslogik gibt es seit der Steinzeit. Was heißt das? Jeder Handwerker, was auch immer er macht, kontrolliert die Effekte seiner Handarbeit und greift korrigierend ein. Das ist sein Qualitätsmanagement. Insofern war es durchaus sinnvoll, menschliche Handlungslogik auf Bandstraßen und Maschinen zu übertragen; es war sogar ein genialer technischer Entwicklungsschritt, den wir der Kybernetik – als Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen – zu verdanken haben. Menschliche Handlungsplanung macht Maschinen wie Menschen. Wenn beispielsweise in einer Bandstraße ein Feh25

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Verkehrte Welt: Qualität ist menschlich


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Die besten Zeiten kommen noch –

Interview mit Christian Lindner

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Christian Lindner

Fotos: Janusch Tschech

Christian Lindner Christian Lindner wurde 1979 in Wuppertal geboren. Er studierte Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und schloss sein Studium 2006 mit einem Magister Artium ab. Von 1997 bis 2004 war Lindner Inhaber einer Werbeagentur sowie Mitgründer eines Internetunternehmens. Christian Lindner gehört seit 1995 der Freien Demokratischen Partei (FDP) an. Von 2000 bis 2009 war er Abgeordneter des nordrhein westfälischen Landtags, wo er für die Themen Generationen, Familie, Integration sowie Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie zuständig war. Von 2004 bis April 2010 war Lindner zugleich Generalsekretär des FDP-Landesverbandes Nordrhein Westfalen. 2009 wechselte Lindner in den Deutschen Bundestag und wurde zum Generalsekretär der FDP berufen. Dieses Amt gab er im Dezember 2011 zurück. Seit der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2012 ist Lindner Mitglied des Landtages, Vorsitzender der Landtagsfraktion und des Landesverbandes der FDP. In der Folge der Landtagswahl in Nordrhein Westfalen verzichtete er auf sein Bundestagsmandat. Am 7. Dezember 2013 wurde Lindner zum Bundesvorsitzenden der FDP gewählt.

Die Begriffe Wachstum, Wohlstand und Fortschritt sind im kritischen Diskurs – insbesondere von der politischen Linken – unter einen Generalverdacht gestellt worden. Die westlichen Gesellschaften neigen zu einer Art Selbstbezichtigung. Da möchte ich nicht mitmachen. Da ist mir zu viel schlechte Laune im Spiel. Wenn Wachstum, Wohlstand und Fortschritt fehlen beziehungsweise ausbleiben, weiß man sehr genau, dass eine Gesellschaft auf keinem guten Weg ist. Wir sollten darüber diskutieren, welche positive Bedeutung Wachstum, Wohlstand und Fortschritt für uns haben können. Ich halte es nicht für sinnvoll, dass sich Gesellschaften, die sich im Wandel befinden, in die Verteidigung des Status quo flüchten und nur das, was ist, umverteilen und verwalten wollen. Ganz im Gegenteil sehe ich großartige Chancen, den Fortschritt zu nutzen, um über ein stärkeres Wachstum einem größeren Kreis von Menschen zum Wohlstand zu verhelfen. Was genau verstehen Sie unter Fortschritt?

Eine Verbesserung der Lebensbedingungen einer möglichst großen Zahl von Menschen. Fortschritt bedeutet immer auch, offen zu sein für den Wandel und für Veränderung. Was bliebe uns angesichts der demografischen und der technologischen Entwicklungen auch anderes übrig? Heutzutage wird Fortschritt gerne am neuesten technischen Gadget bemessen – kommt ein neues iPhone auf den Markt, dann gilt das als Fortschritt. Ist dieses rein technische Fortschrittsverständnis etwas, wovon wir uns lösen müssen?

Deshalb spreche ich von der Verbesserung von Lebensbedingungen und nicht nur von technischem Fortschritt. Allerdings neigt mancher heute dazu, Technologie vorschnell zu kritisieren. Warum eigentlich? Wir wollen doch die Lebensbedingungen auch durch die Nutzung der Technologie verbessern. Denn wenn Fachkräfte zunehmend fehlen, wie hier in Europa, dann bietet verbesserte Technologie auch eine Chance für soziale Teilhabe und für den Erhalt des Wohlstandsniveaus durch gesteigerte Produktivität.

Lebensqualität hat auch mit sauberer Luft oder sauberem Wasser zu tun. Und Wachstum ist nun einmal mit Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch verbunden. Wie kommt man da heraus?

Ich möchte Ihrer Kreativität auf die Sprünge helfen. Wachstum muss nicht per se etwas mit Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung zu tun haben. Auf ihrem Dreikönigsparteitag haben die Freien Demokraten aus Baden-Württemberg ein Papier zum soge51

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Die Leitbegriffe Wachstum, Wohlstand und Fortschritt, die für die Industrienationen des Westens prägend waren, sind widersprüchlich geworden. Sie haben ihre Selbstverständlichkeit eingebüßt. Müssen wir uns auf die Suche nach neuen Leitbegriffen machen?


Auf zu neuen Ufern! Wie l채sst sich eine andere gesellschaftliche Wirklichkeit denken, wie lassen sich konkrete Ver채nderungen herbeif체hren?


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Ausstieg aus der Megamaschine — Text: Fabian Scheidler

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Fabian Scheidler

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Wir leben in einer paradoxen Welt: Um unseren Lebensstandard zu halten, müssen wir ständig mehr konsumieren und wegwerfen. Wenn wir nicht alle paar Jahre unser Telefon, unseren Computer, unsere Kaffeemaschine, unsere Kücheneinrichtung, unsere Schuhe, Jacken und Regenschirme ausmustern und durch neue Produkte ersetzen würden, käme unser ganzes Wirtschaftssystem ins Trudeln. Denn dieses System kann mit gesättigten Bedürfnissen nicht fertig werden.

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„Jedes Jahr ein neues Smartphone!“, lautet der Werbeslogan eines Kommunikationskonzerns. Die gespenstische Vermehrung von Möbelhäusern, die so groß wie ganze Stadtviertel sind, zeugt davon, dass wir Betten, Schränke, Tische und Stühle nicht mehr, wie einst, Jahrzehnte besitzen und irgendwann vererben, sondern in immer schnelleren Zyklen verschleißen und wegwerfen. Computer, Handys und andere Elektronikgeräte werden auf Hardware- und SoftwareEbene so designt, dass sie nach wenigen Jahren kaum mehr zu gebrauchen sind; und wenn wir einen neuen Drucker kaufen, dann stellen wir fest, dass er ein neues Betriebssystem erfordert, das wiederum auf dem alten Rechner nicht mehr läuft, und so fort. Wir ertrinken in einem Meer von Produkten, die in immer kürzeren Intervallen ihren Geist aufgeben. Zugleich verbringen wir immer mehr Zeit damit, alte Dinge zu entsorgen, neue herbeizuschaffen und unverständliche Bedienungsanleitungen aus dem Internet zu laden. Mit Lebensqualität hat das immer weniger zu tun. Nicht für diejenigen, die in dem immer schneller rotierenden Konsumrad mitlaufen, und noch viel weniger für diejenigen, auf denen der Müll, der am Ende bei alldem herauskommt, abgeladen wird. Doch wer Wirtschaftsnachrichten liest, weiß: Bricht das Wachstum der Binnennachfrage ein, ist das eine Katastrophe. Selbst eine Stagnation auf hohem Niveau bedeutet schon eine Krise – dann sind Arbeitsplätze gefährdet und die Konjunkturmaschine lahmt. Wie aber sind wir in diese absurde Situation hineingekommen? Und wie kommen wir wieder heraus?

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Die Inthronisierung des Wachstums Kapitalismus beruht seit seinen Anfängen in der Frühen Neuzeit darauf, mit allen Mitteln aus Geld mehr Geld zu machen, und das bis in alle Ewigkeit. Doch erst im 20. Jahrhundert waren Güterproduktion und Löhne so gewachsen, dass sich eine Massenkonsumgesellschaft entwickeln konnte, die nach dem Zweiten Weltkrieg – im „Golden Age of Capitalism“ – geradezu explodierte. Westeuropa, Nordamerika und Japan verzeichneten damals zweistellige Wachstumsraten, auf die man heute zum Teil neidisch zurückblickt. Doch Wirtschaftswunder-Nostalgiker vergessen mitunter, dass genau in dieser Zeit die Weichen für einige der absurdesten und destruktivsten Entwicklungen gestellt wurden, die uns heute nicht nur sinnlosen Konsum sondern eine planetarische ökologische Krise bescheren. Ein Beispiel dafür ist der Boom der Automobilindustrie. Nüchtern betrachtet ist der automobile Individualverkehr im Vergleich zur Eisenbahn eine ausgesprochen irrationale Erfindung: Er verschlingt ein Vielfaches an Energie; enorme Flächen müssen für den Straßenbau versiegelt werden, die für Landwirtschaft, Wohnen, städtisches Leben und Natur nicht mehr zur Verfügung stehen; jedes Jahr werden allein durch Unfälle mehr als eine Million Menschen weltweit getötet (mehr als in bewaffneten Konflikten sterben) und etwa 40 Millionen schwer verletzt; und er führt in letzter Konsequenz in einen „rasenden Stillstand“, in einen Dauerstau, wie wir ihn von Shenzhen über Mumbai und Rom bis Los Angeles überall auf der Welt erleben. Doch selbst wo man nicht im Stau steht, kommt man mit dem Auto, wie der Kulturkritiker Ivan Illich einst errechnet hat, grundsätzlich nicht schneller als mit einem Fahrrad voran, wenn man die Zeit einberechnet, die nötig ist, um das Geld zu verdienen, das für den Kauf des Autos, für Benzin, Reparaturen, Steuern für den Straßenbau, Versicherungen und Strafzettel gebraucht wird. Trotz der Absurdität des automobilen Systems setzten nach dem Zweiten Weltkrieg praktisch alle Regierungen von Washington über Paris bis Brasilia und Tokio auf eine Strategie des „tout voiture“ („alles Auto“), während zugleich

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Wir ertrinken in einem Meer von Produkten, die in immer kürzeren Intervallen ihren Geist aufgeben.

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Ausstieg aus der Megamaschine

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Das Ende des Hoffens — Kann ein Leben ohne Zukunft Qualität haben?

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Das Ende des Hoffens

Wir kennen die Phasen der Trauer, die solche Patienten durchmachen, deren Krankheit unausweichlich zum Tode führt: Wut, Leugnen, Feilschen, Depression und schließlich Akzeptanz. In der Phase der Akzeptanz tritt man einen Schritt zurück und überlegt sich, wie man die Zeit, die einem noch bleibt, verbringen möchte und wie man sie mit etwas Würde durchstehen kann. Ich denke darüber inzwischen auch öfter nach. Was ist mit Ihnen? Die Menschheit, so könnte man meinen, ist in einer ähnlichen Situation wie ein Todkranker: Uns wird zunehmend klar, dass unsere Existenz als Gattung auf diesem Planeten zu einem Ende kommt. Wir sind sieben Milliarden Menschen und werden noch mindestens zwei Milliarden mehr werden. Die Erde wird zunehmend wärmer, ohne dass wir unseren Kohlendioxidausstoß reduzieren können. Die Eismasse der Arktis schrumpft zusehends. Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten beschleunigt sich trotz WWF und Greenpeace. Unsere erste Reaktion, als wir mit dem Waldsterben, Tschernobyl und dem Wal-Schlachten konfrontiert wurden, war Wut. Ich denke, dass wir völlig zu Recht wütend waren und dass es sogar das

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Text: Gilbert Dietrich

aufrichtigste Gefühl war, das wir haben konnten. Wir protestierten, gründeten militante Öko-Gruppen oder trugen Kröten über die Landstraße. Damit hoben wir die ökologischen Probleme zum ersten Mal auf die politische Agenda. Was hat es genutzt? Bis heute gibt es auch Gruppen, welche die sich vor unseren Augen weiterhin abspielende ökologische Katastrophe leugnen. Viel größer aber ist die Gruppe der Leute, die begonnen haben zu feilschen: Man könnte das Fortschrittsoptimismus nennen. Ich selbst neigte zu diesem Glauben, dass wir durch technischen Fortschritt, mit Solarzellen und Windkraft, den ökologischen Raubbau kompensieren können. Mittlerweile kommen mir Zweifel: Nicht weil es prinzipiell unmöglich wäre, sondern weil die Schäden so massiv sind, dass jedes politisch vertretbare Gegensteuern lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Die letzten Phasen der Trauer Im englischen Oxford hat sich vor einigen Jahren eine Bewegung mit dem Namen The Dark Mountain Project formiert. Ganz bewusst sind sie zu den letzten Trauerphasen Todkranker übergegangen: zur Depression und letztlich zur Akzeptanz. Die Gruppe besteht aus 71


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Hier werden Forschungsergebnisse präsentiert, die neue Denkräume eröffnen. Stellen Sie Ihre Arbeit bei uns vor: info@agora42.de

H O R I Z O N T Illustrationen: Carlos García-Sancho dedesign.tumblr.com

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VOLLGELD UND FULL RESERVE BANKING – ( K ) E I N E A LT E R N AT I V E ? ! — Geldreformen auf dem Prüfstand

Text: Martin Sauber, Benedikt Weihmayr

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Problem Wie lassen sich Finanz- und Wirtschaftskrisen in Zukunft vermeiden? Lösungsansatz Derartige Krisen werden auf die unkontrollierte Geldschöpfung und Spekulation der Banken zurückgeführt. Vertreter von Vollgeld und Full Reserve Banking behaupten, eine rein staatliche Geldmengenemission könne Boom-Bust-Zyklen verhindern. Dazu müsse ausschließlich die Zentralbank den Geldzufluss kontrollieren. Kritik Den Reformen mangelt es an theoretischer Fundierung und die wirtschaftlichen Auswirkungen sind unzureichend bedacht. Die Realisierung dieser Reformen könnte ökonomische Probleme und soziale Missstände sogar verschärfen. Stattdessen wären eine strengere Regulierung und fiskalpolitische Maßnahmen aussichtsreicher, um Krisen zu verhindern.

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Sie haben das Ruder in die Hand genommen und wollen mit Ihrem Unternehmen oder zivilgesellschaftlichen Projekt ökonomisches und gesellschaftliches Neuland betreten. Stellen Sie Ihr Unternehmen/Projekt bei uns vor: info@agora42.de

M E TA B E N E — Wie wenig ist genug? H O R I Z O N T

Philosophen sind bekannt dafür, dass sie viel und gerne reden und zahlreiche Bände mit komplizierten Gedanken füllen. Robin Thiesmeyer ist Philosoph. Und Künstler. Er bringt seine Gedanken auf weißes Papier, mit einem Pinsel und etwas schwarzer Farbe. „Tusche“ steht auf seiner Website geschrieben. Sonst verliert er kaum Worte über seine Werke. Das muss er auch nicht, denn sie bringen die Dinge auf den Punkt. „So ist es!“, denkt man immer wieder bei dem Betrachten seiner Zeichnungen, denen man nichts weiter hinzufügen kann. Minimalismus, der das Wesentliche auf den Punkt bringt, ist selten geworden. Der Wunsch nach Wachstum, Reputation und Weiterentwicklung zwingt uns ständig dazu, etwas hinzuzufügen, anstatt etwas wegzulassen. Die agora42 überließ Thiesmeyer deswegen das Cover dieser Ausgabe, denn weniger ist nur dann mehr, wenn es genug ist. Unter dem Namen meta bene veröffentlicht Thiesmeyer mehrmals wöchentlich Miniaturen im Netz. Keine Signatur, kein Logo weist auf den Künstler hin. Leere Flächen lassen Raum zum Mitdenken. Was fehlt, wird einfach dazu gedacht. Mit wenigen Strichen wird eine Schabe, eine Antilope, eine Schnecke, ein Pinguin, eine Schwalbe, ein Kranich, ein Fisch oder ein Vogel skizziert. Daneben sind in Sprechblasen kurze Kommentare zu lesen. Das ist die Abkehr von der totalen Kommunikation, die einen ständig zu Erklärungen zwingt. „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt“, schrieb Joachim Ringelnatz. Robin Thiesmeyer setzt ebendiesen Knopf an die Themen unserer Zeit: Arbeitsfrust, Generationenkonflikte, Konformitätsdruck und Individualitätswünsche, Melancholie und Sinnsuche. Das ist komisch und treffend zugleich. Mit dem Kunstprojekt Zurück in die Schwärme brachte Thiesmeyer seine Tuschezeichnungen auf weiße Plakatwände Berlins. Auf einmal wuselten riesige Schwärme seiner Tiere durch überfüllte Berliner Bahnhöfe und stellten unser individuelles Selbstbild in Frage. Ein Schwarmtier möchte niemand gern sein – oder doch? Bei näherer Betrachtung entdeckt man in Thiesmeyers Schwärmen Ausreißer, nahe Freunde, Einzelkämpfer oder Vorauseilende, die alle im Gewimmel ihren Platz finden. Gibt es überhaupt ein Leben ohne Schwärme? Also: Siehe rechts; siehe links; siehe oben; siehe unten. Mehr dazu unter: www.metabene.de, auf facebook oder twitter

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