Syntax Juli 2014 | 59. Ausgabe

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59. Ausgabe Juli 2014

syntax Das österreichweite Magazin für kritische Schüler_innen Aktion kritischer Schüler_innen — www.aks.at

DasThemenschwerpunkt: darfst duRegeln nicht!

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GET ACTIVE! Wir wollen nicht einfach schlucken, was wir vorgesetzt bekommen. Wir wollen nicht zustimmend schweigen, wenn Ungerechtigkeit, Diskriminierung und autoritäre Strukturen ein immer fixerer Bestandteil unseres gesellschaftlichen Alltages werden. Wir wollen nicht wegsehen, wenn die Schule ein Ort des Schreckens wird und uns jede Lernfreude genommen wird. Wir wollen etwas verändern, in der Schule und in der Gesellschaft! Du auch?

Sei mit dabei und werde Teil der größten österreichweiten Schüler_innenbewegung! Informier dich unter www.aks.at


inhaltsverzeichnis

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Inhalt Editorial

Kommentar der Bundesvorsitzenden

Liebe Leserin, lieber Leser!

Thema: Regeln Who(se) Rules? Blogspotting „Kindern und Jugendlichen wird zu wenig zugetraut“

Wir hoffen, du hast das Schuljahr positiv abgeschlossen und startest bald voll Motivation in die wohlverdienten Ferien! Du hältst hier die letzte Version der Syntax für dieses Schuljahr in den Händen, die sich einen besonderen Themenschwerpunkt ausgesucht hat: Regeln. Auf den Seiten 6 und 7 findest du den Leitartikel, der die Zusammenhänge von Gesetzen, Regeln und Normen in der Gesellschaft erklärt und versucht, verschiedene Machtpositionen in der Gesetzgebung aufzuzeigen. Außerdem findest du auf Seite 9 und 10 ein spannendes Interview mit einer Kinder- und Jugendanwältin. In der Rubrik Bildung und Gesellschaft gibt es dieses Mal viele spannende Artikel, ebenso in der Rubrik Internationales. Ein ganz besonderer Lesetipp ist der Artikel zum SV-Genderreport auf Seite 22, der die Geschlechterverhältnisse in den österreichischen Schüler_innenvertretungen analysiert. Außerdem gibt es einen Artikel zu den anstehenden Wahlen der Landesschüler_innenvertretungen. Falls du immer schon einmal deine journalistischen Fähigkeiten austesten wolltest und einen Artikel in Österreichs größter Schüler_innenzeitung veröffentlichen willst, dann melde dich ganz einfach unter syntax@aks.at und du bist Teil des Redaktionsteams! Viel Spaß beim Lesen wünscht dir Deine Redaktion unterstützt von

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Bildung und Gesellschaft Youth Under Pressure Was hat das alles mit mir zu tun? Wo sich die Wege trennen

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Internationales Männlich, männlicher, Fußball

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fem.bio

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Schüler_innenvertretung Wir wollen kein Stück vom Kuchen... Demokratie geht anders SV-HowTo

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Meinung

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Feuilleton Kunsthalle Sudoku

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IMPRESSUM

Medieninhaberin, Herausgeberin, Verlegerin: AKS Bundesorganisation | Chef_innenredaktion: Daniel Preglau, Larissa Nenning | Layout: Daniel Preglau | Redaktion: AKS Bundesorganisation | Alle: Amtshausgasse 4, 1050 Wien, Österreich Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Syntax ist eine Zeitschrift der AKS-Bundesorganisation und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundsätzliche Richtung: Die Syntax ist die Or-

ganisationszeitung der Aktion kritischer Schüler_innen. Inhaltich den Werten der AKS verpflichtet, ist ihr journalistischer Auftrag die Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer Perspektive, die nicht von ökonomischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen und Normen eingeengt ist. ZVR: 270 200 209 | Kontakt: 01/523 12 43 31, aks@aks.at | Druck: Fairdrucker GmbH Wintergasse 52, 3002 Purkersdorf | P.b.b. Verlagspostamt 1050 Wien, GZ: 02Z033431M

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kommentar

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Kommentar der Bundesvorsitzenden Was genau ist Bildung? Wie wird in der Schule damit umgegangen? Werden alle Aspekte der Bildung in der Schule berücksichtigt? Welche Faktoren müssen endlich in der Schule angesprochen werden?

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ildung bezeichnet die Formung des Menschen im Hinblick seines „Menschsein“, sowie den Prozess des Bildens und dem Zustand des Gebildet seins. Konkret heißt das, dass es nicht nur um das Auswendiglernen von Fakten geht, sondern diese auch verbunden werden können sollten. Aber auch die sozialen Kompetenzen sind für die Bildung wichtig und entscheidend, sagen sie doch viel über das „Menschsein“ aus. Was wir in der Schule lernen In der Schule wird der Großteil der Zeit damit verbracht, Formeln, Vokabel und Jahreszahlen auswendig zu lernen. Man hat den Eindruck, dass die restlichen Aspekte der Bildung vergessen werden. Nur selten beschäftigt man sich mit gesellschaftlichen Prozessen und wie man selbst einen positiven Teil einbringen kann. Fähigkeiten wie Mediation, also Konfliktlösung, oder der Umgang mit den eigenen Mitmenschen werden oft nicht angesprochen. Die bewusste Auseinandersetzung damit fehlt, obwohl die Schule einen guten Rahmen bieten würde, um diese Werte zu erlernen. Dennoch kommt man damit in Berührung, denn die Lehrpersonen wirken (unbewusst) als Vorbilder und zeigen den Schüler_innen, wie man mit bestimmten Situationen umgehen kann. Nur weil der bewusste Dialog

damit fehlt, heißt das nicht automatisch, dass diese Prozesse nicht stattfinden. Wie Lehrpersonen mit Situationen umgehen, wirkt sich auf die Schüler_innen aus, nicht nur weil sie zum einen (teilweise) davon betroffen sind, sondern auch, weil die Lehrpersonen als Menschen mit Lebenserfahrung gelten und sie somit ja wissen müssen, wie man mit bestimmten Situationen umgehen kann. Diskriminierung in der Schule Benachteiligung aufgrund bestimmter Merkmale, wie Geschlecht, Herkunft, Sexualität oder Religion, sind trauriger Bestandteil der Gesellschaft. Immer wieder werden Menschen Opfer von Diskriminierung, weil sie nicht den Vorstellungen von anderen Menschen entsprechen. Auch das sind Vorgänge, die in der Schule beobachtet werden können. Denn Diskriminierung macht vor den Schultüren keinen Halt! Im Unterricht wird dennoch selten über diese Prozesse geredet, obwohl dies eine gute Möglichkeit wäre über soziale Vorgänge zu reden und zu lernen wie man in diese einlenken – in dem Fall wie man gegen diese Diskriminierung wirken - kann. Doch woher soll man wissen, wie man mit solchen Situationen im „echten Leben“, außerhalb der Schule, umgehen soll, wenn man es in der Schule nicht lernt? Warum hat die Auseinandersetzung mit Prozessen der Gesellschaft 4

Christina Götschhofer ist Bundesvorsitzende der AKS

keinen Platz in der Schule? Obwohl es doch ein essentieller Teil von Bildung ist, ein Teil des „Menschsein“, zu wissen wie man in schwierigen Situationen mit anderen Menschen umgehen soll? Bis alle Schüler_innen mit einem Lächeln in die Schule gehen können, müssen noch viele Baustellen im Bildungssystem beseitigt werden. Solange in der Schule nur Fakten, Formeln und Vokabeln auswendig gelernt werden, aber die Auseinandersetzung und Erlernung von sozialen Kompetenzen fehlt, hat die Schule ihren Bildungsauftrag nicht erfüllt. Leider.


THEMA: REGELN


themenschwerpunkt

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Who(se) Rules? Macht die Gesellschaft das Gesetz oder das Gesetz die Gesellschaft? Wir leben in einem Rechtsstaat. Das bedeutet nicht, dass rechte Parteien an der Macht sind, sondern dass unsere Rechte und Pflichten vom Gesetz geregelt werden. VON ANOUKIS MAYR

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ie meiste Zeit aber handeln wir nicht bewusst nach gesetzlichen Vorschriften, die wir ja meistens gar nicht genau kennen. Wir handeln nach unserem Bauchgefühl, nach dem, was sich uns als „richtig“ und „falsch“ eingeprägt hat – gesellschaftliche Normen. Aus juristischer Perspektive liegen wir damit meistens auch richtig, es sei denn, wir fügen uns gewissen Normen nicht oder handeln nach anderen Normen. Der Großteil des Gesetzes deckt sich mit herrschenden gesellschaftlichen Normen. Beides wird von der

dass die eigenen Normen für andere Menschen nicht unbedingt auch leb- und praktizierbar sind. Soziale Normen bedeuten für alle, die ihnen nicht entsprechen können oder wollen, Ausschluss, Benachteiligung und

gerichtet wird nach mehrheiten: was die meisten für richtig halten, gilt für alle

Diskriminierung. Wo soziale Normen zu festgeschriebenem Gesetz werden, wird jeder Verstoß gegen die Norm kriminalisiert – nicht nur schräg angesehen oder mit sozialem Stigma behaftet, sondern vom Staat verurteilt und bestraft.

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Bevölkerung geschaffen oder (in einer Demokratie) zumindest von ihr mitgestaltet. Gerichtet wird jeweils nach Mehrheiten: Was die meisten für richtig halten, gilt für alle. Die entscheidungskräftigen Mehrheiten, die sich bilden, repräsentieren jedoch nicht die Vielfalt der Gesellschaft, und setzen sich oft über kleinere Gruppen hinweg. Es fehlt die Einsicht,

ten, es ist nicht möglich, einen Schritt heraus aus unserem jeweiligen Normen- und Wertesystem zu treten, um von „außen“ zu reflektieren. Auch die unparteiischste Gesetzgebung kann sich nur an den herrschenden gesellschaftlichen Normen orientieren; ihre Verantwortung besteht dann darin, zu selektieren. Sie unterscheidet zwi-

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Aber woher kommt das Gesetz? So voneinander losgelöst können gesellschaftliche Normen und Gesetze aber nicht betrachtet werden. Es hat nie ein Gesetz gegeben, das nicht aus einer Norm entstanden wäre. Es ist nicht möglich, völlig neutral zu wal6

auch die unparteiischste gesetzgebung kann sich nur an den herrschenden gesellschaftlichen normen orientieren

schen sinnvoller Norm (z.B. „Du sollst nicht töten“), die für alle verbindlich sein soll, und ungerechtfertigter Norm (z.B. „Du musst heterosexuell sein“). Bei diesem Beispiel sticht schon eines heraus: Religion ist das älteste Regelsystem, das Menschen seit jeher verwenden. So gut wie jede Religion baut auf einem Kodex, der die Lebensweise der Gläubigen regelt, seien es fünf Säulen, fünf Silas, oder zehn Gebote. Diese Regeln gelten nicht nur für einen Nationalstaat, sondern für weltweit alle Menschen, die sich ih-


themenschwerpunkt

nen unterordnen wollen oder müssen. Während sich die Grenzen, Machtverhältnisse und somit Gesetze eines Nationalstaates laufend ändern, bleiben religiöse Werte über lange Zeit die gleichen. Deshalb sind sie weiterhin so prägend für die Gesellschaft: auch aktuelle gesellschaftliche Werte sind schwierig von religiösen zu unterscheiden. Politische Entscheidungen basieren auf moralischer Überzeugung, die von gesellschaftlichen Werten geprägt ist, und diese wiederum sind auf religiöse Einflüsse zurückzuführen. Kirche und Staat sind zwar getrennt, aber der Einfluss des Katholizismus ist in

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sich aus dem starren system zu entwinden, braucht viel kraft

Österreich zu spüren - das Gesetz ist von katholischen Normvorstellungen geprägt. Die Vorstellung der homosexuellen Ehe ist deswegen so unheimlich, weil die katholische Kirche seit Jahrhunderten dagegen predigt, und diese Predigten ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft halten. Jede Generation gibt ihre Werte und Regeln weiter. Sich aus diesem starren System zu entwinden, braucht viel Kraft und vor allem den Willen, durch Ausbrechen aus den Normen die geltenden Regeln zu verändern. Gott, Staat, Patriarchat In ähnlichem Ausmaß wie Religion hat das Patriarchat Einfluss auf Gesellschaft und Gesetz. Die bevorzugte Behandlung von Männern* und legitimierte Unterdrückung von Frauen* ist gesellschaftliche Norm, seitdem Jagen und Sammeln, Flüchten und Gefressen-Werden ersetzt haben, und gesetzliche Norm, seitdem zwölf bronzene Tafeln im antiken Rom aufgestellt wurden. Während das Gesetz heute für männliche Privilegien eigentlich wenig Grundlage bietet, leben patriarchale Hierarchien in der Gesellschaft ungestört weiter. Es ist nach wie vor üblich, dass Frauen* sich zuerst „beweisen“ müssen,

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um als kompetent wahrgenommen zu werden, oder in allen möglichen Situationen von Männern* verdrängt oder angegriffen werden. Das Gesetz schreibt zum Beispiel vor, dass Frauen* und Männer* im gleichen Beruf zu gleichen Bedingungen gleich viel verdienen müssen. Die Einkommensschere wird deshalb nicht automatisch kleiner, sie klafft weiter auf und lässt sich von gesetzlichen Maßnahmen bis dato nicht zupressen. An dieser Stelle sollten wir überlegen, wie sehr wir als Bürger_innen tatsächlich in den Prozess der Gesetzgebung miteinbezogen sind. Der springende Punkt ist, dass wir nicht die Gesetze wählen – bloß die Gesetzgebenden. Selbst dann ist es kaum unsere Wahl, sondern die Wahl der herrschenden Normen- und Regelsysteme: das Patriarchat bringt als erfolgreiche Kandidaten* weiße, körperlich nicht beeinträchtigte, heterosexuelle Cis-Männer* hervor. Diese sind es dann, deren Werte ins Gesetz einfließen, und die die sozialen Normen, innerhalb derer sie sich wohlfühlen, in die Legislative weitertragen. Ein Paragraph allein löst noch nichts Deshalb wäre selbst dann, wenn „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ kein Slogan sondern Fakt wäre, die

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es sind vor allem die sozialen normen, die verletzend sind

Diskriminierung von Frauen* nicht beseitigt. Sexismus lässt sich bis jetzt nicht durch gesetzliche Vorschriften bändigen, genauso wenig wie andere Formen von Diskriminierung. Die Veränderung des Gesetzes hatte keine sofort spürbare Wirkung auf die Gesellschaft. Warum fordern wir die Beseitigung von rechtlichen Ungleichheiten, wenn das keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Situation in der Gesellschaft hat?Es sind eben vor allem die sozialen Normen, die verletzend sind, die Menschen in ihrer Iden7

tität und ihrem Verlangen einschränken. Um für alle, die sich den sozialen Normen nicht fügen, ein angstfreies Leben zu ermöglichen, ist es zuerst notwendig, gegen die Vor- bzw. Verurteilung der Gesellschaft anzukämpfen. Rechtliche Gleichstellung ist dabei eine notwendige Grundlage und muss auf jeden Fall ein Ziel sein, alleine jedoch ist damit nicht genug getan.

ERKLÄRT * In diesem Artikel wird der Gender Star verwendet. Das Sternchen weist darauf hin, dass das Wort „Frau*“ mehr als biologisch weibliche Personen meint. Alle Personen, die sich als Frau definieren, sowie solche, die sich keinem eindeutigen Geschlecht zuordnen wollen/ können, werden miteinbezogen.


themenschwerpunkt

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Blogspotting Eine Auswahl an spannenden (queer-)feministischen Blogs Regeln, Regeln, Regeln. Von denen gibt es so viele, dass der Überblick leicht verloren geht. Und da ich all das nicht in einen Artikel packen kann, und meine Sicht immer in irgendeiner Form die verzerrte Sicht einer weißen, gesunden, (relativ) schlanken Eurpäerin sein wird, hab ich mir gedacht, ... VON MARA BAN

..., dass es um einiges cooler wäre Blogs vorzustellen die sich mit Thematiken wie Fat Positivismus, Ableismus, Trans* und Intersex tiefgehender außeinandersetzen und betroffene Personen auch für sich sprechen ließe. (Und vielleicht, das ist meine große Hoffnung, begeister ich ja noch jemanden für die femtastischen Sphären der (queer)feministischen Blogs)

leistet. Ihr Blog bietet neben Artikeln, Empfehlungen für fat-positive Filme und empowernden Videos auch Aufrufe sich an ihren Zines, Demos und Workshops zu beteiligen. Fat Up hinterlässt bei mir einen Hauch von KonFetti-Hedonismus und sehr viel Lust am Widerstand.

Mädchenmannschaft maedchenmannschaft.net

Wer in Englisch fit ist, kann sich auch mal den Blog von Kate Bornstein angucken. Kate Bornstein ist nämlich eine wahnsinnig coole Frau. Die 66-jährige Trans-Aktivistin twittert, veröffentlicht, blogt über ihr Leben, über ihre Sicht der Dinge und über „how to make life more worth living when you‘re a teen, a freak or any other kind of outlaw.“ Viel Humor, viel Informationen, viel Persönliches, viel Ironie und so viel Bewunderung für „the lovely lady she is today“.

Kate Bornstein katebornstein.typepad.com

Mädchenmannschaft ist einerseits wohl einer der bekanntesten feministischen Blogs, andererseits wohl auch derjenige der es einfach am meisten verdient hat. Nicht nur, das die inhaltliche Bandbreite groß ist; die Mädchenmannschaft bietet sich beispielsweise durch die allsamstagliche Blogschau perfekt als Ausgangspunkt auf der Suche nach anderen Artikeln/Videos/Blogs/Projekten an. Auch wenn sich die Autor_innen nicht nur ausschließlich mit der Thematik der Körpernormativierung außeinandersetzten: man wird auf alle Fälle fündig werden.

Ein Blog von Vielen vieleineinemblog.wordpress.com

Die Rose die das Layout ziert, mag womöglich kitschig erscheinen, hinter dieser versteckt sich jedoch weit mehr als das. Ein Blog von Vielen beschäftigt sich mit Ableismus, was die Diskriminierung aufgrund einer Beeinträchtigung ist, mit den Tiefen der menschlichen Psyche, mit Medizin und schlussendlich: Körpern. Spannend zum hineinlesen!

FAT UP fatupfeminists.de Fat Up ist eine richtig reBellysche Riot-Group aus Berlin, die fetten Widerstand gegen Patriarchat und Körpernormen 8


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„Kindern und Jugendlichen wird zu wenig zugetraut“ Interview mit Kinder- und Jugendanwältin

DSAin Monika Pinterits

Monika Pinterits hat im Rahmen ihrer Arbeit tagtäglich mit Regeln und Gesetzen zu tun, die ganz besonders junge Menschen betreffen. Im Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen und Zielen. VON DANIEL PREGLAU

Syntax: Sie sind Kinder- und Jugendanwältin in Wien, wie können wir uns Ihre Arbeit vorstellen? Pinterits: Wir sind eine weisungsfreie Ombudsstelle für die Rechte von Kindern und Jugendlichen und arbeiten auf Basis der UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Die Inhalte sind sehr breit gefächert, überall, wo Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und ihre Rechte betroffen sind, können wir uns einmischen. Abgesehen von den Einzelfällen, versuchen wir auch über Vernetzung zu arbeiten, zum Beispiel über das Netzwerk Kinderrechte, das wir ins Leben gerufen haben. Wir gehen auch Gesetzesänderungen aktiv an und bekommen alle Gesetze, wo Kinder und Jugendliche betroffen sind, zur Stellungnahme. Gleichzeitig versuchen wir, Kinderrechte in den Verfassungsrang zu bekommen, das ist uns teilweise geglückt, gerade wichtige Rechte wie Bildung sind jedoch nicht explizit verankert. Ebenso versuchen wir, Kinderrechte in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und voranzutreiben. Dieses Jahr haben wir auch zwei Jubiläen, 25 Jahre Kinderrechtskonvention und 25 Jahre gewaltfreie Erziehung.

Syntax: Der Jugendgerichtshof wurde 2003 von Schwarz-Blau unter heftiger Kritik, auch seitens der KIJA, abgeschafft. Hat sich durch die Abschaffung die Situation verschlechtert? Pinterits: Modern war der Jugendgerichtshof damals auch schon nicht mehr. Jetzt sind die Jugendlichen in der Justizanstalt Josefstadt untergebracht, einem total veralteten Gebäude, das dauernd überbelegt ist. Dort sind die Leitungen so kaputt, dass sich die Leute nicht mal mit warmen Wasser waschen können. Wir waren letztens da und haben die Jugendlichen besucht und es ist schrecklich dort. Das ist sicher nichts, wo man Jugendliche hingibt, um sie zu resozialisieren. Österreich hat den Standard, nicht nur zu strafen, sondern auch zu einer „Resozialisierung“ zu verhelfen. Der Standard kann dort in keinster Weise gewährleistet sein. Syntax: Wie kann man verhindern, dass Jugendliche in die Kriminalität abrutschen? Pinterits: Das eine ist sicher Prävention, aufsuchende Jugendarbeit, da passiert relativ viel in Wien. Wenn ich be9

DSAin Monika Pinterits reits eine Delinquenz habe, ist es das schlechteste, die Jugendlichen einzusperren. Früher wurden relativ viele Jugendliche eingesperrt, es ist für mich jedoch keine Notwendigkeit, so starr und streng zu sein, dass man gegen Jugendliche einen Haftbefehl erwirkt. Jetzt geht es sowieso in eine andere Richtung. Das Ziel ist es, Jugendliche eher in pädagogischen Einrichtungen unterzubringen, was ich sinnvoll finde. Sehr viele der Jugendlichen haben eine schwierige Familiengeschichte, sehr oft ist Gewalt in der Familie ein Thema und viele haben psychische Probleme. Diese gehören überhaupt


themenschwerpunkt

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nicht eingesperrt, sondern brauchen Therapie und eine gute pädagogische Behandlung. Durch Wegsperren allein ohne Förderung und Therapien wird kein Problem gelöst. Auf jeden Fall gehören Pädagog_innen und pädagogische Maßnahmen her. Syntax: Wo sehen Sie im Bereich der Kinder- und Jugendrechte ganz konkret Handlungsbedarf ? Welche Maßnahmen würden Ihnen dabei einfallen? Pinterits: In allen Ebenen und Ecken muss man sich die derzeit geltenden Rechte anschauen, ob die kinder- und jugendadäquat sind und ob die Kinder und Jugendlichen auch die Möglichkeit haben zu partizipieren, oder ob das nur am Papier steht. Teilweise passiert Partizipation schon, aber Partizipation gehört noch ausgebaut. Es gibt ja die Jugendparlamente, aber wir hätten gern gehabt, dass Jugendliche auch autonom ihre Forderungen deponieren können. Ein Problem ist natürlich auch, dass vor allem kleine Kinder ihre Forderungen nicht richtig artikulieren können und von den Erwachsenen abhängig sind. Deswegen haben wir gesagt, wir wollen die Kinderrechte explizit im Verfassungsrang haben. Vor allem die Schule ist aber ein wichtiger Bereich, wo Rechte von Kindern und Jugendlichen gestärkt gehören und ich hätte da gerne auch eine Schulombudsstelle. Syntax: Im Rahmen der Initiative „Recht du hast“ fordert die AKS neben der Stärkung der Lehrlings- und Schüler_innenrechte ein solches eigenes Institut, das die Anliegen der Schüler_innen vertritt und auch Rechtshilfe anbietet. Sie würden diese Forderungen also unterstützen? Pinterits: Ich würde das sehr unterstützen. Es macht natürlich Sinn, Synergien zu nützen und da würden sich die Jugendanwaltschaften in den Bundesländern anbieten. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Kolleg_innen Interesse an einer Kooperation haben.

Syntax: Schüler_innen sitzen in der Schule fast immer am kürzeren Ast, wie glauben Sie können Schüler_innenrechte noch gestärkt werden? Pinterits: Ich glaube, dass viele Lehrer_innen gar nichts über die Rechte von Schüler_innen wissen, da muss Aufklärung passieren und zwar auf beiden Seiten. Über diese Schiene wird man auf lange Sicht auch ein anderes Bewusstsein bekommen. Das Nächste ist, zu schauen, dass diese Rechte auch durchgesetzt werden können. An einigen Schulen funktioniert es ja schon ganz gut, es kommt aber stark auf die Direktion an, wie diese zu den Schüler_innen und deren Rechten steht, davon darf das aber nicht abhängen. Und natürlich ist es auch wichtig, dass die Schüler_innen, wenn sie das wollen, auch jemand haben, der oder die sie begleitet. Ich war mit Kindern in der Schule und die Lehrer_innen waren sehr erstaunt, dass ich darauf bestanden hab, dass die Kinder bei der Besprechung dabei sind und nicht nur über sie gesprochen wird. Das waren teilweise sechsjährige Kinder, die auch gut sagen können was sie sich vorstel-

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seit meiner schulzeit hat sich nichts geändert

len, was sie ungerecht finden, was sich ändern sollte. Es wird Kindern und Jugendlichen viel zu wenig zugetraut. Das Schlimme ist, seit meiner Schulzeit hat sich nichts geändert. Ich war immer Schulsprecherin, hab immer eine draufbekommen und meine Betragensnoten waren alles andere als gut. Das ist aber auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft: Kinder haben in unserem System eine relativ geringe Wertigkeit. Jugendliche ein bisschen mehr, weil sie jetzt mit 16 wählen dürfen. Ich wäre aber noch viel weiter runter gegangen bei der Wahlmöglichkeit. Die geringe Wertigkeit spiegelt sich auch im Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen wider. Viele Eltern wissen nicht, dass sie nicht 10

gewalttätig erziehen dürfen und viele Kinder wissen nicht, dass sie nicht geschlagen werden dürfen. Also auch die Information über ihre Kinderrechte ist wichtig – gewaltfreie Erziehung, Partizipation, eine möglichst gutes Leben. Die „gsunde Watschen“ wird noch immer verteidigt, auch von prominenten Stellen. Kinder und Jugendliche werden noch immer nicht ernst genommen. Da muss man was tun, das sind genauso Menschen, mit ihren Rechten und ihren Möglichkeiten. Syntax: Schüler_innen werden geradezu überflutet von Regeln und Normen, vor allem in der Schule. Ist das nicht eher kontraproduktiv? Pinterits: Ich halte von sinnlosen Regeln nichts. Man kann nicht das ganze Leben reglementieren, das geht nicht. In einer Gesellschaft, in der man halbwegs friedlich zusammenlebt, braucht es gewisse Regeln. Aber so unsinnige Regeln wie Handyverbote oder Kussverbote oder ähnliche Blüten, die wir immer wieder erleben, sind sinnlos. Alles zu verbieten und wegzunehmen ist nicht zielführend. Ich halte viel davon, den Menschen zu erklären, warum etwas Sinn macht und nichts von einer Überreglementierung, weder von Kindern und Jugendlichen, noch von unserem gesellschaftlichen System. Und überhaupt, Erwachsene lassen sich auch nicht gerne alles verbieten, warum sollen sich das Schüler_innen gefallen lassen?

MONIKA PINTERITS Monika Pinterits ist Kinder- und Jugendanwältin der Stadt Wien. Die diplomierte Sozialarbeiterin setzt sich in der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) für die Umsetzung und Einhaltung der Kinderrechte in der Gesellschaft ein, um dadurch die Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche in Österreich zu verbessern.


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BILDUNG UND GESELLSCHAFT

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bildung und gesellschaft

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Youth Under Pressure Was niemand begreifen kann, wird täglich zur traurigen Realität Nicht nur in der Schule werden junge Menschen heutzutage unermesslichem Druck ausgesetzt, auch außerschulisch gibt es kaum Möglichkeiten, den fest verankerten Rollenbildern und Klischees unserer Gesellschaft zu entfliehen, die Kinder zu Zahnrädern und Menschen zu Maschinen machen. VON LUKAS WINKLER

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n den Klassenzimmern der heranwachsenden Jugend ist es ruhig geworden. Das stille Verlangen nach Anerkennung und die ungeheure Angst zu versagen, sind allgegenwärtig. Nicht die boshafte Strenge von damals, sondern jene subtile Gewalt, die alle trifft, herrscht. Eine Gewalt, die sich Angst zur Triebfeder gemacht hat. Viel mehr als es die Ausübung von Autorität je könnte, hat sie eine Generation furchtgetriebener Leistungserbringender geschaffen, die begonnen hat, sich damit abzufinden, dass sie kategorisiert wird. Diese Kraft, die Menschen so tief im Innern packt und ihnen mit Visionen einer kaputten Zukunft droht, hat einen Namen. Wir kennen ihn und er mag vielleicht sogar schon ein wenig zum Kampfwort einer Gesellschaft, deren Perspektivenlosigkeit grenzenlos ist, geworden sein. Im Streit um das Recht auf Chancen, Akzeptanz und Bildung, Liebe, Lob und Anerkennung ist das Schlüsselwort und die Wurzel allen Übels: Druck. Druck hat viele Gesichter Kaum ein gesellschaftliches Problem ist so wandlungsfähig wie Druck, der in allen Bereichen des Alltags

auftritt und eine tödliche Konstante im Leben junger Menschen darstellen kann. Sowohl als Leistungs- und Notendruck und Gruppenzwang als auch in Form von Diskriminierung ist der Druck eine stetige Gefahr für all jene, die nie gelernt haben, mit Zwängen und Einengungen leben zu müssen. Vielleicht hatten sie auch einfach nicht die Zeit dazu, weil sie jung waren, als sie ihm erlagen. Die noch viel größere Bedrohung jedoch ist, dass diese selbst einfach schön geredet und somit verharmlost wird. Die Wellen der Entrüstung, die die Zahlen und Fakten in Bezug auf Jugendsuizid auslösen, verhallen viel zu schnell. Suizid, sogenannte Selbsttötung, ist die zweithäufigste Todesursache unter Jugendlichen. Aus Statistiken der Österreichischen Suizidforschung ist zu entnehmen, dass sich in den letzten 40 Jahren jährlich bis zu 123 unter-18-Jährige das Leben nahmen. Generation „Null Bock“ ? „Faul“ und „antriebslos“ wird die unter Leistungsdruck herangezüchtete Generation derer, die heute die Schulbank drücken oder frisch am Arbeitsmarkt sind, gerne genannt. „Verwöhnt“ seien die Jungen und „re12

spektlos“. Dabei wird vergessen, dass die Umstände andere sind, als früher. Mitten in die Hoffnungslosigkeit der sozialen Selektion hineingeboren, die die Wirtschaftskrise und die weltweite Rezession noch einmal verstärkt haben, sehen sich viele auf einem sinkenden Schiff. Wer allerdings nicht nach dem „Warum“ fragt, wird die Antwort darauf nie bekommen. Niemand beraubt sich selbst eigener Hoffnungen und niemand wünscht sich

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suizid ist die zweithäufigste todesursache unter jugendlichen

selbst das Schlechteste. Jedoch ist es für Heranwachsende, die ihren Eltern und Vorbildern oft viel ähnlicher sind, als das gut oder von ihnen beabsichtigt ist, nicht möglich, ohne jegliche Zweifel gestärkt und mutig in eine offene Zukunft, die nur sie selbst in der Hand haben, zu schreiten. All den Hiobsprognosen ihrer Lehrer_innen, Ausbildner_innen und Freund_innen zum Trotz den eigenen Weg einzuschlagen, bleibt eine kaum zu bewältigende Mutprobe, der keine_r mehr gewachsen scheint. Wenn die Last zu


bildung und gesellschaft

groß wird, ziehen sich viele zurück, um dem Notendruck zu entfliehen. Allein der schulische Erfolg wird von den politischen Verantwortungsträger_innen und dem gesellschaftlichen Kollektiv als Chance propagiert, sich zu profilieren und hervorzutun– auch wenn die Folgen verheerend sind, zumal die große, hervorstechende Gruppe nicht von den Gewinner_innen verkörpert wird, sondern von jenen, die verlieren. Nicht nur Perspektivenlosigkeit, sondern auch Trauer und Depression, sind Symptome dieser Entwicklung. Same same but different Zugangsbeschränkungen und strikte Aufnahmeverfahren sind weitere Beispiele dafür, welche Steine Menschen in jungen Jahren in den Weg gelegt bekommen. Zudem spielen veraltete Denkweisen und Vorurteile eine tragende Rolle in Österreich. Da Sprache ein sehr mächtiger Faktor ist, bemühen sich Migrant_innen oft ohne eine Chance auf Erfolg, teil unserer elitären Leistungsgesellschaft zu werden. Das hiesige Bildungssystem trägt seinen Teil dazu bei, da es erwiesenermaßen selektiert und schubladisiert. Sprachförderung und Unterstützung, gerade in der frühkindlichen Phase, sind Faktoren, die erst vor kurzer Zeit als solche entdeckt und identifiziert werden

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konnten. Doch auch perfektes Beherrschen der deutschen Sprache ist kein Freifahrticket in der österreichischen Arbeits- und Ausbildungswelt des 21. Jahrhunderts, zumal schon ausländisch klingende Namen oft zu Absagen und Zurückweisungen führen, die demotivieren und Angst machen. Die, die diesen Umständen nicht zu trotzen wissen, oder sie nicht aushalten, fallen durch das Raster und werden zurückgelassen. 75% derer, die das System „Schule“ schon früh verlassen, haben ihr Leben lang keine Möglichkeit mehr, aus den unterbezahlten Teilbereichen des Arbeitsmarktes zu flüchten. Sie sind sozusagen verurteilt zu einem Dahinfristen in Armut. Auch Sexismus und Homo- sowie Transphobie stellen stark unterschätzte Stolpersteine dar. So wird Frauen für ein und dieselbe Arbeit noch immer fast ein Drittel weniger bezahlt als Männern. Genau diese tiefverwurzelten gesellschaftlichen Probleme sind der Ursprung der Reproduktion bestehender Machtverhältnisse. Weil dieser Umstand allgemein bekannt ist, werden Frauen oft von vornherein in eine Rolle gedrückt. Von ihnen wird erwartet, zu Hause zu bleiben und für den Nachwuchs zu sorgen. So wird jungen Frauen nur zu oft der Wunsch nach einer selbstbestimmten und erfolgreichen Zukunft genommen. Den 13

bestehenden Verhältnissen ist es auch zuzuschreiben, dass Jugendlichen, die versuchen, ihr „anders sein“ ohne Angst so zu leben, wie sie sich wohl, ganz und gut fühlen, ein schwieriger Weg prognostiziert wird. Das „System Familie“ Ein weiteres Problem scheint fortschrittliche Denkweisen wiederum zurückzuwerfen: Der Nachwuchs „bildungsferner Schichten“ hat keine oder nur geringe Möglichkeiten, den Abstand auf „bildungsnah aufgewachsene“ Kinder wieder aufzuholen, was bei fast 15% der armutsgefährdeten Familien in Österreich der Fall ist und somit ein hohes Risiko birgt. All die Zahlen zeigen, was mit Worten schwer zu beschreiben scheint: In all der Gleichheit, die sich die Republik Österreich selbstgerecht und siegessicher auf die Fahnen schreibt, lässt sie nur zu gerne Kinder zurück. Sie lässt junge Menschen im Stich, weil die Maschen, aus denen das so perfekt scheinende „soziale Netz“ geflochten ist, zu weit sind, um alle aufzufangen, die straucheln und nicht weiterkommen. Der Fall durch dieses Netz bedeutet Verelendung, Angst und Kummer, Depression und Tod. Er muss verhindert werden. Er muss gestoppt werden.


bildung und gesellschaft

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Was hat das alles mit mir zu tun? Geschichtsaufarbeitung in der Schule muss Bezug nehmen Warum haben so viele junge Menschen es satt, in der Schule über die Zeit des Nationalsozialismus zu reden? VON CLAUDIA SATLER

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oran liegt es, dass niemand mehr mit der NS – Zeit konfrontiert werden will? Immer mehr Österreicher_innen „sehnen sich ... nach einem Ende der Debatte über Nationalsozialismus und Holocaust.“1 Die Frage ist nun, ob die Schule es schafft, ein Ort zu sein, an dem Aufarbeitung der Vergangenheit passiert und wenn nicht, woran es scheitert. In Schulen, gerade an höheren, wird die NS-Zeit, die damit verbundenen Verbrechen und Gräueltaten, sehr ausführlich besprochen und viele Aspekte dieser Zeit durchgegangen. Laut Umfragen sind die Mehrzahl der Jugendlichen zwar sehr an der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus interessiert, reagieren jedoch empfindlich, wenn ihnen Erinnerungsrituale verordnet und Betroffenheit erwartet wird. Scheinbar desinteressierte Schüler_innen sollten nicht vorschnell in die rechte Ecke gestellt werden, eher sollten die Lehrpersonen dies als Anlass sehen, ihre Vermittlungsformen kritisch zu hinterfragen, so Harald Roth in dem Buch „Was hat der Holocaust mit mir

zu tun.“2 Dies verdeutlicht, dass trotz dem Versuch, mit Schüler_innen die Vergangenheit aufzuarbeiten, es an etwas scheitert und sich hier diejenigen, die versuchen Geschichte zu vermitteln, neue pädagogische Konzepte überlegen müssen, wie sie diese vermitteln können. Wenn es um den Holocaust geht, wird eben vorrangig versucht, Betroffenheit zu schaffen und nur wenn diese sich über die gesamte Klasse verbreitet hat, wurde der Geschichteunterricht richtig gemacht. Ist das so? Oder ist es eben keine unüberwindbare Notwendigkeit, betroffen zu sein, um versuchen zu können, die Vergangenheit zu verstehen und zu reflektieren? Die Geschichtsaufarbeitung funktioniert dennoch oft-

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es betrifft jede person und jeder mensch muss es als seine_ihre aufgabe verstehen, die erinnerung nicht verschwinden zu lassen

mals nicht, weil gerade in Österreich noch viel zu sehr der Mythos, von Österreich als dem ersten Opfer des Nationalsozialismus, in den Köpfen verankert ist. Außerdem findet man 14

in der Schule selten eine Antwort auf die Frage: Was hat der Holocaust – die Zeit des Nationalsozialismus mit mir zu tun? Die Täter_innen-Opfer Umkehr hat für die Geschichtsaufarbeitung in Österreich massive Folgen. In der Schule finden Themen kaum Platz, die aufzeigen, dass es genauso Arbeits – und Konzentrationslager in ganz Österreich gab, oder dass etliche 1938 am Held_innenplatz standen und Hitler, der auf dem Balkon der Hofburg stand, zujubelten. Würde in der Schule endlich darauf eingegangen, was direkt im eigenen Umfeld passiert ist, könnte real Geschichtsaufarbeitung passieren. Denn diese ist unglaublich notwendig! Es reicht nicht, sich zu denken, das waren nur die anderen und mich betrifft das nicht. Es betrifft jede einzelne Person und jeder Mensch muss es als seine_ihre Aufgabe verstehen, die Erinnerung nicht verschwinden zu lassen und Gedenken zuzulassen und zwar nicht allein den gefallenen Soldat_innen und sogar den Täter_innen, sondern vor allem den Opfern des Nationalsozialismus. Denn wie es der Philosoph Theodor W. Adorno ausdrückte, besteht die


bildung und gesellschaft

Gefahr des Vergebens und Vergessens: „Die Ermordeten sollen noch um das einzige betrogen werden, was unsere Ohnmacht ihnen schenken kann, das Gedächtnis.“3 Sich mit faschistischen und neonazistischen Strukturen auseinanderzusetzen und diese zu erkennen, ist genauso ein Aspekt, welcher als Aufarbeitung der Vergangenheit verstanden werden muss. Denn die Vergangenheit ist mit der Gegenwart stark verknüpft,

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in unserer gesellschaft gibt es keinen antifaschistischen grundkonsens, welcher so dringend notwendig wäre

stärker als es viele wahrhaben wollen. In unserer Gesellschaft gibt es real keinen antifaschistischen Grundkonsens, welcher so dringend notwendig wäre. Deutlich wird dies jedes Mal aufs

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Neue, wenn antifaschistischer Protest kriminalisiert wird. Wenn jene, die faschistische Tendenzen, Gruppierungen usw. aufzeigen wollen, diejenigen sind, die im Gefängnis landen und jene mit rechter Ideologie geschützt werden und dann noch die Medienberichterstattung die Antifaschist_innen als „Kriminelle“ hinstellt, dann weiß man, wie die Aufarbeitung des Austrofaschismus und der NS-Vergangenheit in Österreich fruchtet. „Der Nationalsozialismus lebt nach, und bis heute wissen wir nicht, ob bloß als Gespenst dessen, was so monströs war, daß es am eigenen Tode noch nicht starb, oder ob es gar nicht erst zum Tode kam: ob die Bereitschaft zum Unsäglichen fortwest in den Menschen wie in den Verhältnissen, die sie umklammern.“4 Es ist eine Notwendigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um das Wiederholen dessen, zu verhindern. Nichts ist fataler, als 15

wegzuschauen und sich vor dem zu verschließen, was unmittelbar vor einem_einer passiert. Geschichteunterricht und allgemein die Geschichtsaufarbeitung in der Schule, in welchem Rahmen sie auch geschieht, muss den Bezug zur Person herstellen und die Frage „Was hat das alles mit mir zu tun?“ zumindest ansatzweise lösen. Denn gerade, wenn Überlebende bald nicht mehr über ihr Überleben berichten können, muss die Erinnerung aufrecht erhalten bleiben. Von allen, durch alle. Kein Vergeben! Kein Vergessen!

http://derstandard.at/1397522693954 (zugegriffen am 15.06.2014) 2 vgl. Harald Roth (Hrsg). Was hat der Holocaust mit mir zu tun? Pantheon Verlag, München, 2014, S. 10 3 Theodor W. Adorno. Die Erziehung der Mündigkeit. Suhrkamp Verlag, Berlin, Erste Auflage 1971; herausgegeben von Gerd Kadelbach, S. 12 4 ebd. S. 10 1


bildung und gesellschaft

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Wo sich die Wege trennen Bildungseliten in Österreich Das österreichische Schulsystem soll die gleiche Chance für alle bieten, doch statistisch gesehen ist es sehr weit davon entfernt. Wie unfair und selektierend unser Bildungssystem sein kann, zeigt die fiktive Schullaufbahn von Konstantin und Samira. VON GINNY LORENZ, PAUL PUMSENBERGER, MAX SCHWARZENBACHER UND LAURA UNTNER

K

onstantin und Samira leben in einer beliebigen, größeren Stadt in Österreich. Die beiden wohnen Tür an Tür und besuchen denselben Kindergarten, später die gleiche Volksschule. In ihrer Kindheit sehen sich die beiden also täglich, sie verstehen sich auch gut, aber trotzdem trennen sich ihre Wege an jedem Nachmittag. Konstantin, das Einzelkind zweier Akademiker_innen kommt nach Hause und erledigt mit Hilfe seiner Eltern die Hausübungen. Samira hingegen kann auf keine Hilfe hoffen, denn ihre Eltern arbeiten beide bis spät am Abend. In der dritten Klasse bekommen beide Kinder Probleme mit den Rechenaufgaben, Konstantin überwindet diese mit Hilfe der privaten Nachhilfe, Samira ist auf sich allein gestellt und verliert den Anschluss im Unterricht. Vorgezeichnete Bildungskarrieren In der 4. Klasse müssen sich Konstantin und Samira entscheiden, welche weiterführende Schule sie besuchen wollen. Besser gesagt entscheiden ihre Eltern. Konstantins Vater war an einer katholischen Privatschule, er findet, auch für seinen Sohn wäre das die

richtige Wahl. Da Samira im Zeugnis der 4. Klasse eine 3 in Mathe hat und ihre Eltern sich aus zeitlichen Gründen nicht mit der optimalen Schulwahl für ihre zweite Tochter auseinander gesetzt haben, wird sie einfach in eine städtische Hauptschule geschickt. Samiras Fall ist typisch für das österreichische Bildungssystem, nur 15% der Kinder von Eltern mit Pflichtschulabschluss besuchen eine Allgemeinbildende Höhere Schule (AHS), also zum Beispiel ein Gymnasium. Das bedeutet, schon mit 10 Jahren wird sozial selektiert. Auch Konstantins Weg scheint vorgezeichnet, Kinder von Akadmiker_innen gehen zu 65% in eine AHS-Unterstufe. Statistisch gesehen wird nur jede_r 10. Hauptschüler_in die Matura abschließen. Von den 30 Schüler_innen aus Samiras Klasse ist sie eine von 3 die maturiert. Denn dank ihrer guten Noten kann sie nach der 4. Klasse an eine Berufsbildende Höhere Schule (BHS) wechseln, an der sie nach 5 Jahren mit dem Wunsch Medizin zu studieren maturiert. Männerbünde fördern Ungleichheit Währenddessen verbringt Konstantin seine restliche Schulzeit ohne Wechsel 16

in der gleichen Schule in der er 8 Jahre keine Probleme hat. Außerdem wird er von seinem Vater unterstützt, der ihn stolz seiner katholischen Studentenverbindung vorstellt und ihn auch zu deren Veranstaltungen mitnimmt, um ihn mit potentiellen Förderern bekannt zu machen. In Österreich spielen katholische Männerbünde und Burschenschaften im Bildungs- und Karrierebereich eine prägende Rolle. Diese Bündnisse dienen der Vernetzung von jungen Männern und schaffen Aufstiegsmöglichkeiten. Dabei entsteht eine maskuline, konservative Elite, in deren Kielwasser Männer nicht aufgrund ihrer Qualifikationen sondern ihrer Bekanntschaften, in gewisse Positionen gehoben werden. Für Frauen sieht die Situation ganz anders aus und Samira hat nicht die gleichen Vernetzungsmöglichkeiten wie Konstantin. Außerdem muss sie auf eigene Faust für die Medizin-Aufnahmeprüfung lernen, da sie sich den 3-wöchigen Vorbereitungskurs, den Konstantin absolviert, nicht leisten kann. So wird Geld zu einem Faktor, der bestimmt, wer welche Studien besuchen kann. Am Tag der Aufnahmeprüfung treffen sich Konstantin und Samira wieder. Samira ist sehr nervös, Konstantin lächelt selbstsicher.


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INTERNATIONALES

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internationales

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Männlich, männlicher, Fußball Die vergessene Diskussion rund um die WM Über Cordoba, hegemoniale Männlichkeit, Mia Hamm und Playmobil, was das alles miteinander zu tun hat und wieso es nicht ohneinander auskommt. VON MARA BAN

Ü

ber die Fußball-WM hat man in den letzten Wochen ziemlich viel gehört, und ich verstehe jede_n Leser_in, der_die schon bei der Überschrift gelangweilt den Kopf geschüttelt hat und weiterblättern wollte. Ich bin glücklich wenn du es nicht getan hast, die, die ihr das jedoch nicht lesen wolltet; ihr erfährt meine ganze Empathie. Nachvollziehbar finde ich es, weil nicht nur jegliche Medienkanäle voll sind mit dieser Thematik, sondern auch jeder andere Lebensbereich kurzzeitig damit durchflutet zu sein scheint. Vom Fußballweckerl in der Bäckerei, bis hin zu den sich in rasender Schnelligkeit leerenden Pickerlboxen in der Trafik, den sozialen Netzwerken und alltäglichen Gesprächen Im Fokus liegt dieses Jahr aber auch mehr als nur eine sportliche Veranstaltung. Berichtet wurde über die schrecklichen Arbeitsbedingungen unter denen die Stadien erbaut worden sind, die Toten, die diese Baustellen gekostet haben, die Zwangsräumungen rund um diese, Korruption von Seiten des Sportministers und den großen Protesten gegen all dieses gnadenlose Vorgehen. Jüngst tauchten in

sozialen Netzwerken Bilder von obdachlosen Jugendlichen auf, die in den Straßen Sao Paolos von der Polizei erschossen wurden. Fußball ist ein dreckigeres Spiel als gedacht. Dass dieses auch vor Toten nicht zurückschreckt, zeigt das Vorgehen der FIFA und des Brasilianischen Staates, auf eine ernüchternde Weise. Die brasilianische Bevölkerung wird vom Rest der Welt anscheinend nur als Spielball verstanden. Ich will den Fokus aber auf eine weitere Diskussion ausweiten, die ich in all der aufkommenden Fußballeuphorie stark vermisse. Der Titel hat wahrscheinlich schon verraten auf welche. Fußball ist männlich? Jetzt, in dem Moment wo ich gerade an diesem Artikel im sommerlichen Wien schreibe, befindet sich das US-amerikanische Nationalteam bereits auf brasilianischen Boden. Sie sind ohne Klinsmann, hab ich gerade gelesen. Das sagt mir zwar nicht viel, aber vielleicht findet das ja jemand aus meinem Lesepublikum spannend. Spannend find ich viel eher, dass die USA eine ganz andere Tradition im Fußball haben als man es in Europa und großen Teilen der restlichen Welt 18

gewöhnt ist. In den USA wird Fußball als eine Sportart verstanden, die von Frauen ausgeübt wird. Während die Vereinten Staaten dieses Jahr wohl eher keine Chancen haben, etwas zu reißen, ist das weibliche Nationalteam amtierende Vize-Weltmeisterin. Die

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in den usa wird fußball als eine sportart verstanden, die von frauen ausgeübt wird

Legenden des Fußballs heißen in den United States nicht Ronaldo oder Lionel Messi, sondern Mia Hamm und Hope Solo. Und hier in Österreich, dem kleinen Land in dem ich lebe, kann ich mir tagtäglich anhören, dass Frauen nunmal nicht Fußball spielen könnten. Wir verstehen Fußball als etwas Männliches. Das zeigt bereits der Umstand, dass wir, wenn wir von Fußball reden, der von Frauen gespielt wird, eben nicht einfach von Fußball sondern von „Frauen-Fußball“ sprechen, dass die Fußball-Weltmeisterinnenschaft nicht einfach so heißt, sondern (wenn überhaupt) über die „Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft“ geschrieben wurde. In unserer Wahrneh-


internationales

mung erscheint es auch nicht absurd, Teams, die ausschließlich von Frauen aufgestellt waren, als Mannschaft zu bezeichnen. Im alltäglichen Sprachgebrauch gibt es regelrechte Lücken für die Benennung von Frauen, die Sport ausüben. Sie bestehen nur als Präfix zu etwas männlichem. Und diese Männlichkeit, die sich zum Objekt jeglicher Wahrnehmung macht, feiern wir bei Veranstaltungen wie der heurigen WM. Der Fußball, den wir kennen, hat jedoch nicht nur einen ausschließenden Moment gegenüber Frauen. Raewyn Conell, eine Eminenz der kritischen Männerforschung beschrieb bereits 1995 in ihrem vielzitierten Werk „der gemachte Mann“ die Wichtigkeit des Sportes, um Männlichkeit konstruieren zu können. Durch das Eintreten in organisierte Institutionen wie Fußballvereine würden Buben bereits in einem jungen Alter auf das entsprechen einer hegemonialen Männlichkeit getrimmt. Hegemoniale Männlichkeit Was bedeutet jetzt aber hegemoniale Männlichkeit überhaupt? Der Name Connell ist bereits gefallen, auf sie lässt sich diese Theorie auch zurückführen. Hegemoniale Männlichkeit ist in ihren Augen eine Praxis, die die soziale Vormachtstellung bestimmter Männlichkeiten nicht nur gegenüber Frauen, sondern beispielsweise auch Trans*-Männern oder Schwulen, die gesellschaftlich als „weniger-männlich“ wahrgenommen werden, sichern soll. Connell verwendet den Begriff Hegemonie angelehnt an Gramscis Konzept der kulturellen Hegemonie, wobei diese ein Herrschaftsverhältnis einer Idee darstellt. Dieses Herrschafts-

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verhältnis sei jedoch nicht ausschließlich auf Unterdrückung aufgebaut, sondern ein mehrheitlich erwünschter Zustand. Connell versteht hegemoniale Männlichkeit also als ein Konzept, das in unserer Gesellschaft Zustimmung erfährt und dessen Herrschaftsverhältnis, das ein Machtmonopol auf Seiten weißer, heterosexueller, gesunder, bürgerlicher Männer darstellt, sich nur schwer brechen lässt. Institutionen rund um Fußball sind somit mehr als nur ein harmloses Zusammentreffen aus Lust an einer sportlichen Aktivität. Über sportliche Akti-

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über sportliche aktivitäten werden körper definiert

vitäten werden Körper definiert und das Spielfeld, auf dem dies stattfinden kann, ist ein eng begrenztes. Nicht nur, dass diese Körper einem gesundem „Standard“ entsprechen müssen, Intersex- und Transpersonen deren Körper nicht eindeutig der vorherrschenden Vorstellung eines Männerkörpers entsprechen, wird die Teilnahme an repräsentativen Spielen schier unmöglich gemacht. Darüber hinaus wäre ein öffentliches bekennen zur Homosexualität von Seiten aktiver Profisportler lange Zeit undenkbar gewesen, und bleibt es im Großen weiterhin. Wie rassistisch Fußball sein kann zeigt sich nicht nur in etlichen rechtsradikalen Fangemeinden, wie es z.B. der Fanclub des Vereins Austria Wien, „Unsterblich“ ist. Er zeigt sich auch rund um die Vermarktung von Fußball. Playmobil hat im Laufe ihrer Machenschaften als Spielzeugherstellerin auch eine Reihe an Fußballern herausgebracht. Abgesehen davon, dass es in der Welt 19

der Spielzeugherstellerin anscheinend keine Frauen gibt, die Fußball spielen, gibt es in dieser auch keine europäischen Fußballer die nicht eine klar weiße Hautfarbe haben. Und dann wird mir gesagt: „Aber Hitzelsberger ist ja auch schwul. Und schau dir mal Alaba an, wenn der mal nicht erfolgreich ist, dann weiß ich auch nicht.“ Ja, es leuchtet auch mir ein, dass nicht alle Männer jeglichen Elementen hegemonialer Männlichkeit entsprechen. Die Argumentationslinie, die jedoch vorgibt, dass nur ein minimaler Prozentsatz von Männern aus eben diesen Normen und Idealbildern Profit schöpft, bleibt trotzdem lächerlich. Sie blendet aus, dass Rassismus und Homophobie strukturell sind, und dass Männerbündelei, der bekanntesten wenn auch subtilsten Form des Patriarchats, in Institutionen wie beispielsweise Fußballvereinen (die mit Politik von Männern eng verknüpft sind, wie der Hoeneß-Fall oder die Aktienmehrheit Berlusconis beim AC Milan beweisen) ein weiteres Setting gefunden haben, hegemoniale Männlichkeit aufrechtzuerhalten. Die Individualisierung um Hitzelsbergers und Alabas Erfolg erinnern mich immer etwas an Cordoba (ich habe wirklich Gefallen gefunden an den Fußball-Metaphern). Ja, es war möglich. Aber nur unter bestimmten Umständen, einem bestimmten Zeitpunkt. Homophobie/Heterosexismus und Rassismus bestehen genauso weiterhin, wie das Deutsche Nationalteam dem Österreichischen haushoch überlegen bleibt. Denn wer mitspielen will, muss sich am Ball halten. Und wer nicht mitspielen kann, der_die darf ja vielleicht mal den Ball halten.


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fem.bio

Emma Goldman Anarchistin, Publizistin, Feministin, Friedensaktivistin

geboren am 27. Juni 1869 in Kowno gestorben am 14. Mai 1940 in Toronto

If voting changed anything, they‘d make it illegal.

Emma Goldman wird am 27. Juni 1869 in Kaunas, dem heutigen Litauen geboren. Gemeinsam mit ihrer Halbschwester Helena emigriert sie als Sechzehnjährige aus dem zaristischen Russland in die USA. Die in kleinbürgerlichen Verhältnissen Aufgewachsene kommt dort rasch in Kontakt mit anarchistischen Ideen und Denker_innen. Durch diese theoretische Auseinandersetzung entwickelt sich ihre Position. Sie beginnt kompromisslos für das Selbstbestimmungsrecht des Individuums einzustehen, was für sie der Kampf gegen Ausbeutung, das Eintreten für Meinungsfreiheit und das Weitergeben von Informationen bedeutet. Durch ihre Tätigkeit als Hebamme und Krankenschwester spricht sie sich für die Weitergabe von Informationen zur Geburtenkontrolle aus. Als Feministin, die die Ehe lediglich als ein Werkzeug sieht, Frauen lebenslänglich abhängig und zu sexuellen Objekten zu machen, befürwortet sie jede Form der Sexualität, auch außerhalb der Ehe und die freie Liebe, fernab bürgerlich-konservativer Zwänge und Konditionen. Als Anarchistin ist Goldman gegen jede Art von Macht und der damit einhergehenden Unterdrückung, weshalb sie stets Kritikerin der Wehrpflicht, des Staates sowie sämtlicher Religionen ist. Sie befürwortet Gewalt als legitimes Mittel der Unterdrückten gegen die Herrschenden, um sich aus einem bevormundenden Abhängigkeitsverhältnis lösen zu können. Genauso ist es für Goldman keine Straftat, wenn sich Menschen, auch ohne das nötige Geld, das nehmen, was sie zum (über)leben brauchen.

Ihr politischer Radikalismus führt nicht nur zur Kritik anderer Theoretiker_innen sondern auch zu Problemen mit dem Staat. 1838 wird Goldman für ein Jahr inhaftiert, nachdem sie Arbeitslose öffentlich darin bestärkt hat, die Dinge zu stehlen, die sie zum Leben brauchen. Als Verfechterin des Rechts auf freie Rede, gibt sie 1906 zum ersten Mal die Monatszeitschrift „Mother Earth“ heraus. Dabei werden aktuelle politische Themen aus anarchistisch-feministischem Blickwinkel behandelt. Das zweite Mal inhaftiert wird Goldman, nachdem sie öffentlich über Geburtenkontrolle und deren Zusammenhang zu Schwangerschaftsabbrüchen, spricht. Sie verbringt fünfzehn Tage im Queens County Jail in New York. Das dritte Mal eingesperrt wird sie, weil sie sich gegen das militarisierte System der USA und speziell gegen den Wehrdienst und für ein Boykott dessen ausspricht. Im Zuge der Palmer Raids wird Goldman gemeinsam mit anderen ähnlich Denkenden ausgewiesen. Die Deportation nach Russland findet Ende 1919 statt. Dort sind die Nachwirkungen der Russischen Revolution zu spüren. Goldman beschäftigt sich mit dieser Situation und übt Kritik an Kommunist_innen und Anarchist_innen. 1921 zieht sie nach England und 1936 nach Spanien, um sich im Spanischen Bürger_innenkrieg und dem Kampf gegen die Franquisten zu beteiligen. Emma Goldman stirbt am 14. Mai 1940 in Toronto und bleibt als Verfasserin von „Anarchism and Other Essays“, Feministin und Anarchistin in Erinnerung. 20


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SCHÜLER_INNENVERTRETUNG

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schüler_innenvertretung

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Wir wollen kein Stück vom Kuchen ... ... wir wollen die halbe Bäckerei! Von 109.697 Schülerinnen und Schülern, sind 52,13 Prozent weiblich. Vertreten werden diese allerdings von 5,76 Prozent mehr Männern. Mit dem SV-Genderreport soll das Geschlechterverhältniss in Österreichs Schüler_innnenvertretung erhoben und Geschlechterungleichheiten beleuchtet werden. VON MIRA LIEPOLD

N

icht erst im Großen wie dem Nationalrat werden ungleiche Geschlechterverhätnisse sichtbar, schon in der Schulpolitik beginnen strukturelle Benachteiligungen zu arbeiten. Dass es so etwas wie die „Gläserne Decke“ in Österreichs Entscheidungsgremien aller Art gibt, belegen zahlreiche Studien und Statistiken. Dass diese selbst vor Gremien wie der Schüler_innenvertretung (SV) auf Schul-, Landes- und Bundesebene nicht Halt machen, zeigt der diesjährige SV-Genderreport. Fehlende Vorbilder schränken ein An Österreichs Schulen gibt es zwar mehr Schülerinnen als Schüler, in den entscheidenden und die Schüler_innen vertretenden Gremien sitzen jedoch trotzdem mehrheitlich Schüler. Dass weniger Frauen für das Amt als Schulsprecherin kandidieren, ist kein Beweis dafür, dass Schülerinnen weniger Lust dazu haben, sondern der Beleg, wie ausschlaggebend gesellschaftliche Bilder für eigene Entscheidungen und Handlungen sind. In diesem Fall sprechen wir von dem

Bild, dass Frauen in Österreichs Schüler_innenvertretung um 9,82 Prozent weniger vertreten sind als ihre männlichen Kollegen. Frauen fehlen also die Vorbilder in der SV, die sie ermutigen würden, selber dafür zu kandidieren. Mit wollen oder nicht wollen hat diese Unterpräsenz von Frauen in der SV nichts zu tun. Gesellschaftliche Faktoren, wie fehlende Vorbilder und Rollenzuschreibungen, die in unserer Gesellschaft tief verankert sind und sich ständig reproduzieren, sind schuld an der niedrigen Präsenz von Frauen in SV, LSV und BSV. Die von der Gesellschaft vorgeschlagene Rolle der Frau ist nicht die einer Entscheidungsfällenden und Leitenden. Wie und wo die Diskreditierung von mächtigen Frauen stattfindet, wird immer wieder sichtbar. Währenddessen sind mächtige Männer professionelle Führungskräfte, die nun mal wissen was sie wollen. Diese verquere Wahrnehmung spielt sich auch auf schulpolitischer Ebene ab. Frauen werden tagtäglich entmutigt und finden keine Vorbilder vor, während Männer das Gegenteil genießen. Die BSV und ihre Plexiglas-Decke Je weiter man nach oben blickt, des22

to dicker und demnach schwerer zu durchbrechen scheint die „Gläserne Decke“. In der landesweiten Schüler_ innenvertretung (LSV) beträgt die Differenz zwischen Schülern und Schülerinnen bereits 10 Prozent. Beleuchtet man aber die höchste Position in den Landesschüler_innenvertretungen der neun Bundesländer, gibt es um 60 Prozent mehr Landesschulsprecher als Landesschulsprecherinnen in AHSund BMHS-Bereich. Diese Schere macht klarerweise auch vor dem höchsten Gremium, der Bundeschüler_innenvertretung (BSV), nicht halt. Die BSV 2013/14 mit allen Landesschulsprecher_innen der AHS, BMHS, Berufsschulen und den Vertreter_innen der Zentralen Lehranstalten setzt sich zu 76 Pro-

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die bsv 2013/14 setzt sich zu 76 prozent aus männern und zu 24 prozent aus frauen zusammen

zent aus Männern und zu 24 Prozent aus Frauen zusammen. Zusätzlich zu dem Faktum, dass dieser Umstand schlichtweg unfair und fern jeglicher Gleichberechtigung ist, muss auch die Frage gestellt werden, wie gut Vertre-


schüler_innenvertretung

tungsarbeit aller Schüler_innen funktionieren kann, wenn das Geschlechterverhältnis so unausgewogen ist. Gleichberechtigung fördern Der Umstand, dass es diese geschlechterspezifischen Ungleichheiten gibt, ist in jedem Fall zu kritisieren. Was aber wirklich zu problematisieren und negativ zu erwähnen ist, ist, dass es momentan vor allem von der amtierenden BSV keinerlei Bestrebungen zu einer Verbesserung dieser Situation gibt. Es müsste frauenfördernde und aufklärende Maßnahmen von den einzelnen landes- und bundesweiten Vertreter_innen geben. Schulen müssen endlich dazu gezwungen werden, gendersensiblen Unterricht in die Realität umzusetzen und so einengenden geschlechtsspezifischen Normen entgegenzuwirken. Gleichzeitig müssen Frauen explizit gefördert werden. Eine Maßnahme dafür wäre das Einrichten einer Frauenquote von 50

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Prozent in SV, LSV und BSV. Hierbei würde endlich ein Fokus auf Frauen und ein Bewusstsein für die fehlende Repräsentation von Frauen in schulischen Vertretungsgremien gelegt werden. Natürlich soll eine Frauenquote nicht die endgültige Lösung sondern Mittel am Weg zu einem bestimmten Ziel sein: dass Geschlecht nicht mehr die ausschlaggebende Kategorie dafür ist, wer in welchem Gremium wie stark oder schwach vertreten ist. Durch eine Frauenquote würde dem momentanen Stillstand, in dem Frauen strukturell benachteiligt werden, entgegengewirkt werden und zusätzlich sämtliche Gremien von dieser Geschlechterausgewogenheit profitieren. Es macht keinen Sinn, die Augen zu verschließen und die vorherrschende Struktur mit allen ihr innewohnenden Diskriminierungen weiter wirken zu lassen. Die Schüler und Schülerinnen von heute sind diejenigen, die später 23

Entscheidungsträger_innen in diesem Land sein werden. Und nur Entscheidungen, die gleichberechtigt fallen, können gut für die Bevölkerung sein. Schüler_innen muss Gleichberechtigung in der Schule beigebracht werden, so kann diese auch gelebt werden und Österreich zukünftig von einer Gesellschaft geprägt sein, die sich aktiv gegen Rollenzuschreibungen und geschlechterbedingte Diskriminierung einsetzt.

WEITERLESEN Der SV-Genderreport mit allen Zahlen und Statistiken ist online verfügbar. Auf 18 Seiten werden die Geschlechterungleichheiten in der Schüler_innenvertretung beleuchtet und Analysen getroffen. www.aks.at/sv-genderreport


schüler_innenvertretung

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Demokratie geht anders Von der Qual gar nicht erst die Wahl zu haben Ende des Schuljahres stehen die Wahlen der Landesschüler_innenvertretungen (LSV) in den einzelnen Bundesländern vor der Tür. Doch was tut die LSV eigentlich, was macht sie so wichtig und warum weiß dennoch kaum jemand über sie Bescheid? VON ANTONIA RAUTH

D

ass wir Schüler_innen mit 1,1 Millionen Kindern und Jugendlichen in Österreich die größte Berufsgruppe überhaupt ausmachen, ist bekannt. Dennoch ist unsere gesetzliche Vertretung, die unsere Interessen der Regierung gegenüber vertritt, relativ wenigen vertraut. So gibt es in jedem Bundesland eine aus 12-24 Schüler_innen bestehende Landesschüler_innenvertretung, die sich für unsere Anliegen im Bildungsbereich stark macht. Ihre Aufgaben reichen von der Organisation der Schüler_innenparlamente (SiP) bis hin

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es sind nicht wir, die die landesschüler_innenvertretung wählen

zur Beratung in schulrechtlichen Fragen. Auf Bundesebene gibt es die Bundesschüler_innenvertretung (BSV) diese setzt sich aus den jeweiligen Landesschulprecher_innen zusammen. Schuldemokratie ohne Schüler_innen Dennoch: so wichtig das Engagement der LSV für die Interessen von uns Schüler_innen ist, bleibt ein Wermut-

stropfen: Es sind nämlich nicht wir, die sie wählen. Genau genommen, sind es allein die jeweiligen Schulsprecher_innen unserer Schulen, die entscheiden wer uns im nächsten Jahr vertreten soll. Und es sind auch nur Personen zur Kandidatur zugelassen, die in die Schüler_innenvertretung

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die direktwahl der lsv ist der einzige weg, ihr mehr handlungsspielraum zu geben

gewählt wurden. Es entscheidet also eine kleine Hand voll Leuten allein darüber, wer sich für was einsetzen soll, allerdings in unserem Namen. Demokratie sieht anders aus. Die direkte Wahl der Landesschüler_innenvertretung ist der einzige Weg ihr mehr Handlungsraum zu geben, nur wenn die Schüler_innen hinter ihr stehen kann sie ein Sprachrohr für unsere Interessen sein! Get active! Die Landesschüler_innenvertretung bietet die Möglichkeit, unsere Forderungen in die Politik einzubringen. Doch um auch alle damit zu erreichen, muss das undemokratische 24

Wahlsystem abgeschafft werden. Um das zu erreichen, gibt es nur eine Möglichkeit: werde aktiv, egal ob in der Schüler_innenvertretung, auf dem SiP deiner LSV oder in der AKS! Um es mit den Worten des linken Philosophen Antonio Gramsci zu sagen: „Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft.“

D I E L S V - WA H L E N Wir wollen euch die Wahltermine in den einzelnen Bundesländern natürlich nicht vorenthalten, denn ihr könnt, auch wenn ihr nicht wahlberechtigt seid, jederzeit vorbeischauen. Hier ein kurzer Überblick über die Termine: Niederösterreich: 20. Juni Wien: 24. Juni Burgenland: 24. Juni Oberösterreich: 26. Juni Steiermark: 26. Juni Vorarlberg: 1. Juli Kärnten: 2. Juli Tirol: 3. Juli Salzburg: 3. Juli


schüler_innenvertretung

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Schüler_innenvertretung

How-To?!

Pünktlich zu Ferienbeginn gibt es dieses Mal im SV-How-To gleich zwei Projekte, mit denen du gleich im kommenden Schuljahr für die Schüler_innenvertretung kandidieren und die du anschließend umsetzen kannst! NACHHILFEBÖRSE

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Eine Nachhilfebörse ist ein System, das an deiner Schule Möglichkeiten zur gegenseitigen Hilfe schaffen soll. Von Schüler_innen für Schüler_innen.

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Nachhilfe soll endlich für alle zugänglich sein, egal wie groß das Familienbudget ist. Schüler_innen sollen ganz unkompliziert und direkt an der Schule Hilfe anbieten und annehmen können.

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Um Nachhilfe auch wirklich für alle anbieten zu können, sollte das Ziel gratis Nachhilfe sein. Damit die Schüler_innen, die ihre Hilfe anbieten, auch eine kleine Zeitentschädigung bekommen, könntest Du den Elternverein anfragen: Diese haben oft Förderungsgelder, die dann z.B. für die Bezahlung der Nachhilfestunden verwendet werden kann. Frag also an, ob sie ca. 7€ pro Stunde bezahlen können. Überprüft werden können die Stunden durch eine Unterschrift des_r Helfer_in und des_r Nachhilfeschüler_in auf einem ausgeteilten Stundenblatt. Wenn sie nicht den vollen Betrag übernehmen wollen, bleib dran und frag nach 4€, dann bleibt zwar noch ein Kostenbeitrag von 3€ für die Schüler_innen, die Nachhilfe annehmen, dies ist jedoch schon viel günstiger als herkömmliche Nachhilfe.

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Um das Projekt in der Schule zu starten, müssen aber noch zwei verschiedene Listen erstellt werden: Eine für Schüler_innen, die Nachhilfe anbieten und eine für die, die Hilfe in speziellen Fächern benötigen. Diese werden übersichtlich formatiert, sodass alle die folgenden Informationen eintragen können: Name, Klasse, Fach. Nun werden diese in allen Klassen durchgegeben, um allen Schüler_innen eine Eintragungsmöglichkeit zu geben. Danach wird die Liste am schwarzen Brett oder einer sonstigen übersichtlichen Stelle deiner Schule aufgehängt, sodass die Schüler_innen die Personen kontaktieren können.

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TO DOs

~~Projekt im SGA vorstellen ~~Kostenbeitrag mit Elternverein besprechen ~~Listen für Helfer_innen und Hilfesuchende erstellen ~~In Klassen erklären und durchgeben ~~An einer übersichtlichen Stelle aufhängen ~~Los geht's :)


schüler_innenvertretung

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SCHÜLER_INNENPARLAMENT

TO DOs

~~Projekt im SGA vorstellen ~~Zeitpunkt und Räumlichkeit in der Schule festlegen ~~Geschäftsordnung vorbereiten ~~In Klassen Ablauf erklären ~~Eventuell Anträge einsammeln und Antragsmappen verfassen ~~Räumlichkeit vorbereiten ~~Nach dem SiP: Abgestimmte Anträge im SGA durchbesprechen

Das Schüler_innenparlament ist als schulinternes Diskussionsgremium gedacht, das an einem Vormittag an der Schule stattfinden und so Möglichkeiten zur Debatte über schulpolitische Themen geben soll.

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Alle Schüler_innen sollen an der Schule mitentscheiden können, was in ihrem Lebensraum passiert. Außerdem sollen so auch mögliche Antrage für das landesweite Schüler_innenparlament beschlossen werden können und so den Prozess möglichst demokratisch gestalten.

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Zur Planung eines Schüler_innenparlaments an der eigenen Schule muss einiges an Vorarbeit geleistet werden. Zuerst sollte der SGA informiert und ein gemeinsamer Termin und Ort für das Projekt festgelegt werden. Beim SGA ist darauf zu achten, dass die anderen Mitglieder überzeugt werden, die demokratisch bestimmten Forderungen und Projekte der Schüler_innen auch danach ernstzunehmen und bestmöglich umzusetzen. Dann müssen die Schüler_innen informiert werden, dass sie Anträge auf Projekte und Forderungen für die Schule stellen können und ihnen eventuell ein Musterantrag ausgehändigt werden. Wenn der_die Schulsprecher_in den Vorsitz für das Parlament übernehmen möchte, muss er_sie eine kleine Geschäftsordnung für das Parlament vorbereiten, das vorsieht, wie Abstimmungen gehandhabt und mit Anträgen umgegangen wird. Dabei kann er_sie sich eventuell an der Geschäftsordnung des landesweiten SiP orientieren.

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Die Anträge können entweder schon frühzeitig bei der SV abgegeben werden, sodass eine Antragsmappe verfasst und ausgeteilt werden kann, oder sie werden einfach am Schüler_innenparlament vorgestellt und auf einem Beamer gezeigt. Die Ergebnisse des Parlaments werden dann im SGA präsentiert und deren Umsetzung besprochen.

Werde Schulsprecher_in! Als Schulsprecher_in bekommst du die Möglichkeit, dich für die Schüler_innen einzusetzen! Egal ob du im Schulgemeinschaftsausschuss Forderungen wie das Lehrer_innenfeedback oder die Änderung der Hausordnung einbringst oder ein Schüler_innenparlament an deiner Schule organisierst - in der Schüler_innenvertretung kannst du so einiges für einen demokratischeren und abwechslungsreicheren Schulalltag erreichen. Also kandidiere doch in deiner Schule als Schulsprecher_in und nütze die Möglichkeit, den Schulalltag mitzugestalten! Davor kannst du aber noch gemütlich die Sommerferien genießen! 26


meinung

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Legalize it: Pro und Contra

Die Legalisierung von Marihuana würde nicht, wie die konservativen Kräfte in unserem Land befürchten, dazu führen, dass von jetzt an alle Drogen nehmen. Im Gegenteil, man könnte den Schwarzmarkt massiv zurückdrängen und somit kriminellen Netzwerken eine wichtige Geschäftsbasis entziehen. Durch eine kontrollierte Abgabe durch den Staat verhindert man den Kontakt der Menschen zu Dealer_innen (die oftmals nicht nur Gras im Sortiment haben), vermeidet gefährliche Streckmittel und kann die Abgabe kontrollieren und steuern. Von den steuerlichen Einnahmen ganz zu schweigen. Hanf wird seit über 2000 Jahren für alles Mögliche benützt, bis ins frühe 20. Jahrhundert war eine Prohibition kein Thema und Marihuana war in vielen Arzneimitteln zu finden. Das Verbot ging u.a. von Großindustriellen aus der Papier-, Holz- und Nylonindustrie aus, die durch den Hanf ihr Geschäft in Gefahr sahen. Mit einer extrem rassistischen Kampagne erreichte man schließlich die erwünschte Prohibition (Filmtipp: „Reefer Madness“). In meinen Augen ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist die vielseitige medizinische Nutzung von Marihuana. Beispielsweise wird es Krebs- und Aidspatient_innen verschrieben, damit sie wieder Hungergefühle entwickeln. Der Sinn hinter der strafrechtlichen Verfolgung von jugendlichen/erwachsenen Kiffer_innen ist für mich schlichtweg nicht ersichtlich, vor allem, da es eine massive Belastung der Judikative und Exekutive ist sowie extrem viel Geld kostet. Wenn beispielsweise für eine 18-jährige Person, die ab und zu im stillen Kämmerchen kifft, die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird, hört bei mir das Verständnis auf. Außerdem ist das in meinen Augen nur Symptombekämpfung und weit weg von vernünftiger Prävention und vernünftigem Jugendschutz. Denn sind wir uns ehrlich – Gras ist in der Gesellschaft angekommen und kann nicht einfach „wegverboten“ werden.

Während von Seiten der Befürworter_innen der Legalisierung meist auf die individuelle Freiheit hingewiesen wird, darauf, dass jede_r für sich selbst verantwortlich ist und deswegen auch frei entscheiden kann, ob und welche Drogen er_sie konsumieren möchte gibt es andererseits bei uns aber auch eine gesellschaftliche Verantwortung, die jede_r Bürger_in zu tragen hat. Wenn sich Personen absichtlich in Gefahr bringen, in weiterer Folge Krankenhausaufenthalte, Entzüge oder Therapien brauchen und dies von der Gesellschaft „bezahlt” werden muss, ist das nicht akzeptabel. Auch wenn das Suchtpotenzial von Marihuana im Vergleich zu dem von Alkohol und Nikotin oft heruntergespielt wird, sollte man es dennoch nicht unterschätzen. Es wirkt bewusstseinserweiternd und kann, ebenso wie härtere Drogen auch, eine psychische und physische Abhängigkeit hervorrufen, was vor allem bei sehr jungen, sprich ca. 13-16 Jahre alten, Konsument_innen, die regelmäßig kiffen, noch viel fatalere Folgen als die viel zitierte Langsamkeit und Unzuverlässigkeit haben kann: In so jungen Jahren kann es sein, dass die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt wird, was im Erwachsenenalter z.B. zu Psychosen führen kann, was erstens natürlich für die Betroffenen sehr ernst ist und sie im Alltag extrem einschränken kann und mich zweitens wieder zu obengenannter „gesellschaftlicher Verantwortung“ bringt. Psychosen sind eine ernstzunehmende psychische Krankheit und erfordern Therapien, deren Kosten wiederum von der Allgemeinheit übernommen werden müssen. Alles in allem denke ich nicht, dass die Legalisierung von Marihuana eine Lösung für die jetzige Konfliktsituation bzgl. Drogenkonsums darstellt – einfach, weil der Konsum von Alkohol, Marihuana, Nikotin oder sonstigen Substanzen einer aufgeklärten und reflektierten Basis bedarf, Legalisierung ohne jegliche Aufklärungsarbeit im Vorfeld (und nicht zeitgleich oder gar danach!) kann kein konstruktiver Lösungsvorschlag sein. Es braucht nicht noch mehr Menschen, die Drogen (egal ob hart oder weich, legal oder illegal) konsumieren und deswegen die Kontrolle über ihr Leben verlieren.

Marco Rainer ist 19 Jahre alt und besucht die HAK Baden

Dora Jandl ist 18 Jahre alt und studiert an der Universität Wien

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feuilleton

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Kunst

„DER FLASCHENGEIST“ VON SEVERIN RAPP

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feuilleton

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Halle syntax Musiktipp Kate Tempest Kate Tempest ist eine 27-jährige Rapperin, Spoken-Word-Künstlerin und Theaterautorin aus Südlondon, die hierzulande viel mehr Aufmerksamkeit verdienen würde. Abgesehen davon, dass sie als jüngste Poetin den ruhmreichen Ted Hughes Award für Lyrik gewonnen hat und schon in Yale unterrichtet hat, macht sie ganz wunderbare, tiefgründige Rap-Musik. Einmal angefangen, kommt man fast nicht mehr von ihren Songs los, die alltägliche Geschichten aus dem Schmutz Londons auf düster-mythologische Weise erzählen. Besonders empfehlenswert ist ihr neues Album: „Everybody Down“.

Zara McFarlane Zara McFarlane ist eine weitere Londoner Künstlerin, die auf ihrer neuen, zweiten Platte „If you knew her“ Geschichten von starken schwarzen Frauen erzählt. Die ausgebildete Jazzsängerin zelebriert dabei allgemein die Stärke von Frauen, egal welchen Beruf diese ausüben und welche Position sie innehaben. Die Lieder klingen sanft und stark zugleich. Anhören!

syntax Sommerplaylist Russian Red – Fuerteventura NeonSchwarz – On a Journey Polo to the Masses – Journey Trolle Siebenhaar – Sweet Dogs (Fat Tony Crew Mix) Katrina & The Waves – Walking on Sunshine Kate Tempest – Lonely Daze Zara McFarlane – Open Heart Donavon Frankenreiter – Free Buena Vista Social Club – El Cuarto de Tula Youth Lagoon – Afternoon

syntax Buchtipp „weiter leben: Eine Jugend“ ist die 1992 erschienene Autobiografie der Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger. Mit ihren Erinnerungen beschreibt Klüger ihre Kindheit und Jugend als Jüdin zu Zeiten des Nationalsozialismus. In Wien aufgewachsen, schon als kleines Kind Gedichte schreibend, prägt Antisemitismus ihren Alltag und ihr Aufwachsen. Mit sieben darf sie auf keiner Parkbank mehr sitzen. Kinobesuche sind Juden und Jüdinnen verboten, als Klüger sich trotzdem „Schneewittchen“ anschaut, wird sie von einer Nachbarin verraten. Sie erlebt drei Lager und flüchtet kurz vor Kriegsende mit ihrer Mutter. Während ein Bild ihrer Kindheit gezeichnet und das Überleben beschrieben wird, schildert Klüger immer wieder die (Un)möglichkeit des Weiterlebens und behandelt auf humorvolle, klare und menschliche Art und Weise die Schwierigkeit des Erinnerns und Umgangs mit der Vergangenheit. 29


feuilleton

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Der Schulrechtsnotruf der AKS

0699 / 12 14 81 20 Schüler_innen sitzen viel zu oft am kürzeren Ast, unsere Rechte werden häufig ignoriert oder schlichtweg missachtet. Meistens wissen wir Schüler_innen auch gar nicht über unsere Rechte Bescheid, können uns daher auch kaum gegenüber Lehrer_innen oder Direktor_innen durchsetzen und uns gegen Rechtsverstöße wehren. Die AKS bietet deshalb einen Schüler_innennotruf an,

bei dem du kompetente Antworten und Hilfestellungen bei deinen Schulrechtsfragen erhälst. Du kannst auch unsere Broschüre „123 Fragen an das Schulunterrichtsgesetz“ auf www.aks.at gratis bestellen, oder einfach den Rücksender auf der Seite rechts ausfüllen und wir schicken die Sachen portofrei nach Hause.

Sudoku Für sommerliche Zugfahrten, langweilige Schulstunden vor den Ferien und den alltäglichen Zeitvertreib.

leicht

schwer

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Das AKS-Sommergewinnspiel Mach mit beim AKS-Sommergewinnspiel und hol dir dein iPad, mehrere AKS-Taschen oder eine gratis Teilnahme an einem AKS-Seminar! Einfach diesen Rücksender ausschneiden, ausfüllen und du bist dabei.

Gewinnfrage: Seit wie vielen Jahren gibt es die UN-Kinderrechtskonvention? 10 Jahre 25 Jahre 50 Jahre

Kleb mir eine (falls Marke zur Hand, sonst zahlen wir)

email

AKS-STUFF

geb. dat., schule, klasse

AKS-Wandkalender 13/14

GET ACTIVE!

1x iPad 5x Teilnahmen am Sommerseminar 10x AKS-Taschen

adresse, plz, ort

telefon

Stundenplan Sticker

Das gibt‘s zu gewinnen:

vorname, nachname

ICH WILL: Schulrechtsnotruf Kärtchen

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen

FÜR DIE SCHÜLER_INNENVERTRETUNG:

An die Aktion kritischer Schüler_innen Amtshausgasse 4 1050 Wien

SV-Toolbook (allgemeine SV-Broschüre) 123 Fragen an das SchUG (Schulrechtsbroschüre)

MATERIALIEN

Infos über eure laufenden Aktivitäten

Sozial-Broschüre (Beihilfen und Förderungen)

zur Anti-Rassismus Arbeit

einen Workshop an meiner Schule

Schüler_innenzeitungsbroschüre (Schulzeitung ect.)

zu feministischer Arbeit

aktiv werden

Berufsschulbroschüre (Broschüre für Lehrlinge)

zum Thema Homophobie

auf ein Seminar mitfahren

Anti-Rassismus Broschüre

zu Schule & Schulpolitik

eine Liste aller erhältlicher Materialien

Unterstützung bei einem SV-Projekt

Materialien „Feminismus ist.“

ein kostenloses Syntax-Abo

an einem SV-Vernetzungstreffen teilnehmen

Materialien „Recht du hast!“


F端r eine demokratische, angstfreie und sozial gerechte Schule und Gesellschaft!

P.b.b. Verlagspostamt 1050 Wien, GZ: 02Z033431M Retouren an: AKS, Amtshausgasse 4, 1050 Wien

www .aks .at


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