UNIVERSALIS Nr. 05

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UNIVERSALIS 05 // Januar 2015 // www.alanus.edu

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Titelthema

Bildungs(frei)räume Seite 6 – 17 Individualität, Freiheit und Muße zulassen

Wissen multiplizieren, Transfer ermöglichen Seite 36 // Warum Stiftungen private Hochschulen fördern

Von Panama nach Alfter

Seite 32 // Was der Kurs für sozial-verantwortliches Finanzwesen seinen Teilnehmern bietet



Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Bildung braucht Räume – Bildung schafft Räume: umbaute Räume, Sozialräume, Begeg­ nungsräume, finanzielle Räume, Möglichkeitsräume, Spielräume und eben Bildungs­ räume. Diese Räume müssen regelmäßig aus- und umgebaut oder auch erweitert werden können und stellen die Bedingung für individuelle und gesellschaftliche Freiheit. Der Sinn von Bildung erschöpft sich nicht darin, ein Wettbewerbsvorteil im globalen Wettlauf um Wohlfahrt zu sein. Sie befähigt vielmehr dazu, die Welt der Natur und der Kultur zu verstehen, um darin einen Beitrag zum nie endenden Werden zu leisten. Es geht in der Bildung weniger darum besser als andere, sondern eher besser für andere zu werden, also dem Menschen und der Erde gerecht zu werden. Um sich im heutigen Geschehen unserer Welt zurecht zu finden, sind wir mehr denn je auf Bildung angewiesen. Hochschulbildung wird immer mehr zum „Normalfall“. Für die Entwicklung des Menschen zum Menschen bleibt oft wenig Raum. Der Philosoph Peter Bieri sagt hierzu treffend: „Bildung ist etwas, das Menschen mit sich und für sich machen: Man bildet sich. (…) Wenn wir uns bilden, arbeiten wir daran, etwas zu werden – wir streben danach, auf eine bestimmte Art und Weise in der Welt zu sein.“ Die Gesellschaft hat die Aufgabe, die Entfaltungsräume zu schaffen und zu schützen, damit der heutige Mensch seinen „Standpunkt“ und sein „Bestehen“ immer wieder neu hinterfragen und sich orientieren kann. Er benötigt Gelegenheiten, um Abstand zur Reflektion des eigenen Handelns – auch im Kontext seines Umfeldes – zu gewinnen. Bildung benötigt diesen Schutzraum, und muss sich dabei vor allem in der Hochschule auch von Routinen „befreien“ können und inne halten dürfen; denn nur mit Muße findet das Individuum zu seiner Individualität und kann sich entfalten. Unsere Gesellschaft braucht also Bildungsorte, die Individualität, Freiheit und Muße zulassen. Hier können auch die Künste unterstützen neue Erfahrungsräume zu eröffnen und neue Dimensionen von Welt sichtbar zu machen. In ihr steckt die Vielfalt möglicher Betrachtungsweisen hinsichtlich Orientierung, Reflektion, Aufklärung, Selbstbewusstsein, Überprüfung, Selbsterkenntnis, Selbstbestimmung, Sensibilität oder Phantasie. Diese Ausgabe unseres Hochschulmagazins Universalis widmet sich dem Thema Bildungs(frei)räume. Wir greifen hier insbesondere Inhalte des Alanus-Forums „Hochschule neu denken“, das Anregungen dazu präsentiert und zur Diskussion einlädt, auf.

Ihr Prof. Dr. Marcelo da Veiga Rektor der Alanus Hochschule

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Inhalt

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

Campus

6 NEUE DENKANSTÖSSE FÜR DIE ­HOCHSCHULBILDUNG 10 ICH HATTE EINEN TRAUM… Entwurf einer Idealhochschule

11 IM MEDIUM DER WISSENSCHAFT Hochschulbildung zwischen persönlicher Identitäts­ findung und sachlicher Forschungshaltung

14 VOm DSCHUNGEL, ÄCKERN UND GÄRTEN – BILDUNGSBILDER Ein Gespräch über künstlerische Freiräume

16 ERFAHRUNGSBILDUNG DURCH KRISEN­ ERMÖGLICHUNG Was ein wissenschaftliches Studium im 21. Jahrhundert leisten sollte

18 EIN BÄR MACHT MUT Studenten schaffen Bindungsräume für Kinder und ihre inhaftierten Elternteile

21 AUSZEICHNUNGEN FÜR STUDENTEN AUS ALLER WELT Zehn Jahre DAAD-Preis

22 NETZWERK Eine temporäre Rauminstallation auf Zeche Zollverein

24 DAS KUNSTWERK ALS FRAGEZEICHEN ODER AUSRUFEZEICHEN Zwei Absolventen im Gespräch

26 IM GESPRÄCH MIT ALBERT SCHMELZER Der akademische Leiter des neuen Mannheimer ­S tandortes über das gewachsene Vertrauen und den neuen Status der dortigen Studenten

Die Titelseite zeigt ein Detail des Werks „art.tube“, das bei der Bonner Wissenschaftsnacht 2014 zu sehen war. Idee, technische ­Konzeption und Videos: Prof. Andrea Sunder-Plassmann, Entwurf und Konstruktion: Uwe Hugendick, 7. Semester Bachelorstudiengang Architektur und Stadtraum.


Inhalt

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44 Kurz & Knapp 46 Terminvorschau 47 Impressum

A lle abgeb ildeten Werke sin d A rbeiten von S tuden ten oder Mit a rb eitern der A lanus Hoc hschule oder de s A lanus Werkhause s

Forschung

Engagement

28 ERZIEHEN BRAUCHT PERSÖNLICHKEIT

36 WISSEN MULTIPLIZIEREN, TRANSFER ­ERMÖGLICHEN

Welche Rolle spielt Persönlichkeitsbildung in der ­A usbildung von Kindheitspädagogen?

31 WAS IST GUTER EURYTHMIE-UNTERRICHT? Forschungsprojekt „Eurythmiepädagogik heute“ macht Bestandsaufnahme

Alanus Werkhaus 32 VON PANAMA NACH ALFTER Was der Kurs für sozial-verantwortliches Finanz­ wesen seinen Teilnehmern bietet

34 KUNST INKLUSIVE!

Bildungssponsoring: Warum Stiftungen private Hochschulen fördern

38 „WIR WOLLTEN ETWAS, DAS ZU UNS PASST“ Solarunternehmen beauftragt Bildhauereistudenten mit Bau von Skulpturen

Menschen 40 MICHAEL BRATER – EIN PROFESSOR, DER BRÜCKEN SCHLÄGT 42 ENGAGIERTE ABSOLVENTEN ERZÄHLEN

Das einzigartige Konzept des Alanus Gästehauses

Der besondere Ort 43 DAS RAUMLABOR

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

Neue DenkanstöSSe für die Hochschulbildung


Titelthema: Bildungs(frei)räume

Hochschulbildung konkretisiert sich heute in der Form von akkreditierten Studiengängen im Kontext gesetzlich legitimierter Institutionen. Die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden, die Universitas, kann sich nur innerhalb dieser ­Rahmenbedingungen verwirklichen. Sie ist damit, was ihre Vorgaben betrifft, in einem hohen Maße geregelt und unterliegt internationalen Standards, die die Vergleichbarkeit von Studium und Studienabschlüssen gewährleisten sollen. Freiräume zu schaffen und diese gemeinsam zu gestalten, ist für Hochschulen zunächst nur im Rahmen dieser Grenzen möglich.

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

Während in den Anfängen der Hochschulbildung das Studium insbesondere von religiösen und philosophischen Vorstellungen und Zielsetzungen bestimmt war, wird es seit dem 20. Jahrhundert von den Bedürfnissen des sogenannten Arbeitsmarktes und der Wirtschaft beeinflusst. Dies geschieht weniger durch direkte Einflussnahme, sondern vielmehr über gesetzliche Strukturvorgaben und Akkreditierungsrichtlinien und durch die Kopplung des Werts eines Studiums an den ökonomischen Erfolg, der sich daran anschließen soll und in Form von Rankings die öffentliche Meinung beeinflusst. Studienangebote sollten aber, wollen sie den Entwicklungsbedingungen des Menschen gerecht werden, nicht allein den Erfordernissen des Arbeitsmarktes folgen. Dies nämlich führt zu einer unzulässigen Verkürzung der Bildungsmöglichkeiten und ferner zu einer Funktionalisierung und Instrumentalisierung des Menschen im Dienste temporärer Interessen von Teilsegmenten der Gesellschaft. Zwar ist es richtig, die Erfordernisse des Arbeitsmarktes zu berücksichtigen, aber der Mensch ist mehr als seine mögliche Funktion oder Stellung in einem wechselnden Arbeitsmarkt. Er ist in erster Linie ein Wesen auf der Suche nach Sinn und Identität in einem historisch-kulturellen Prozess. Zu diesem Prozess gehört es auch, sich wirtschaftlich zu organi-

sieren und zu versorgen. Doch Wirtschaft ist dabei kein Selbstzweck, sie ist lediglich eine der menschlichen Entwicklung dienende Funktion. Folgt man Friedrich Schiller, so bilden die Auseinandersetzung des Menschen mit seinem Menschsein und seine Bildung zum Menschen sogar den Maßstab für die Einrichtung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Eine Bildung, die die Bildung des Menschen zum Menschen in den Blick nimmt, um darin die Basis zur Gestaltung der Gesellschaft und der individuellen Biografien zu finden, ist der Kern eines humanistischen Ansatzes in der Hochschulbildung. Sie steht nicht im Gegensatz zu den äußeren Bedingungen des Lebens, aber sie lässt sich auch nicht davon beherrschen.

Humanistische Bildung und ­Persönlichkeitsbildung Der Mensch beziehungsweise die Menschheit befindet sich in einem höchst anspruchsvollen historischen Prozess der Formung und Gestaltung sowohl des gesellschaftlichen Miteinanders als auch des individuellen Seins. Gäbe es diese Entwicklungsoffenheit nicht und wäre der Mensch als Mensch schon vollständig abgeschlossen, gäbe es keinen Anlass über humanistische Perspektiven der Bildung nachzudenken. Aber der Mensch ist – anders als

das Tier – nicht im gleichen Maße in seinem Seinsmodus und Verhalten festgelegt, sondern durchläuft im Laufe der Kulturgeschichte einen beständigen kulturellen Wandel und ist auch – zumindest seit der Neuzeit – zunehmend biografisch mit der Frage nach der individuellen Selbstgestaltung seines Daseins und seiner gesellschaftlichen Rolle befasst. Die Sachlage hat sich hier durchaus im Laufe der Geschichte für den Menschen, zumindest der westlichen Gesellschaften, radikalisiert. Die Lebensläufe sind im Hinblick auf gesellschaftliche Rolle, Mobilität und Sinnfindung sehr viel unbestimmter geworden und fordern das Individuum zunehmend heraus, sich selber Fragen zu beantworten, die ehemals schon von vorn­ herein gegeben waren. Dies kulminiert vorläufig in dem postmodernen «anything goes» und dem «Ende der großen Erzählungen». Die damit in der Gegenwart virulent gewordenen Probleme von Identität und Sinnfindung sind nicht mehr zu leugnen und vielerorts ist eine gesellschaftliche Hilflosigkeit in diesen Fragen zu beobachten. Dies sind die Fragen, die nach Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst und seiner Identität, also nach humanistischen Ansätzen verlangen. In der Hochschulbildung gibt es durch das Überwiegen rein fachlicher Ausbildungen und die Orientierung an Karriere­optionen nur wenig Raum dafür. Es hat sich zwar mittlerweile herumgesprochen, dass neben den schulischen Kompetenzen in Deutsch, Mathematik, Umgang mit digitalen Medien, Englisch und dem Fachstudium an der Hochschule auch andere Formen von Bildung wünschenswert wären. Doch mündet das in der Regel nur in generellen Forderungen nach mehr Allgemeinbildung und interdisziplinärem Denken. Dahinter stehen nicht selten Forderungen aus der Wirtschaft, deren Vertreter über Einschränkungen im Arbeitsleben aufgrund dieser Mängel klagen und weniger die Einsicht haben, dass hier Bildung vom Menschsein her gefordert ist. Wie eine nicht bloß fachspezifi-


Titelthema: Bildungs(frei)räume

sche, sondern auf die Humanitas abzielende Bildung aussehen könnte, bleibt indessen insgesamt verschwommen und vage.

Beginn des 20. Jahrhunderts, nicht etwa um ein ausschließliche Gültigkeit reklamierendes Konzept.

Im 21. Jahrhunderts lässt sich die Frage nach einer humanistischen Bildung nicht mehr durch Rückgriff auf die Antike oder Verweis auf die europäische Geistestradition vor dem 20. Jahrhundert sinnvoll beantworten. Wer es dennoch versucht, ist ein Nostalgiker. Wer aber die Tradition einfach verwirft, ist hingegen ein Zyniker, denn er versteht nicht, dass er – ähnlich einem Zwerg auf den Schultern eines Riesen – nur diesem Erbe seine geschärfte Sicht verdankt. Der traditionelle Humanismus kann weder konserviert noch ad acta gelegt werden; er verlangt – das liegt in seinem Wesen – nach einer zeitgemäßen Erneuerung.

Die anthroposophische Geisteswissenschaft sucht nach Wegen zu einer neuen Bewusstseinskultur, geprägt von einer spirituell erfüllten Freiheit des Menschen, die nicht negativ nur auf Herauslösung aus der Wirklichkeit, sondern positiv auf die Vereinigung mit der Wirklichkeit zielt. Den entscheidenden Schritt sieht Steiner in einer Weise des Erkennens, durch das sich der Mensch mit der Wirklichkeit verbindet, indem er seine Erfahrungswelt

Spiritualität als neue Perspektive im Humanismus Ein möglicher Ausgangspunkt für eine Neufassung des humanistischen Bildungsverständnisses liegt in der zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelten anthroposophischen Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um einen möglichen Ausgangspunkt zum

denkbewusst durchdringt. Er stellt hierdurch die Einzelerfahrungen in einen Zusammenhang und begreift sich selbst als produktiven Teil des Wirklichkeitszusammenhangs, der sich so enthüllt. Erkennendes Selbstsein, in diesem Sinne, fordert eine Wissenschaft, die ihrem Wesen nach ethisch ist, und eine Ethik, die sich in der erkennenden Vereinigung mit den Dingen empathisch und verantwortlich für die Schöpfung und die Kulturentwicklung zeigt. Der Entschluss zur Einheit von Ethik und Erkenntnis oder, im Bilde gesprochen, von Herz und Kopf, belässt den Menschen nicht in der Position eines Zuschauers, der sich auf eine intellektuell kritische Distanz zurückzieht und im Übrigen danach trachtet, dass es ihm selbst möglichst gut geht. Vielmehr ist es eine Erkenntnishaltung, die sich selbst zur Anteilnahme und zur Förderung der anderen Wesen und ihrer Entwicklung befeuert, sich zu einer ethischen Haltung entwickelt. Sie macht den Menschen zum Verantwortlichen seiner selbst, aber erkennt zugleich auch die Bedeutung des menschlichen Miteinanders und der Verantwortung für die Erde bzw. die gesamte Schöpfung als Boden der menschlichen Entwicklung. Aus dieser Sicht ergibt sich, dass der Mensch nicht lebt, um sein Überleben zu organisieren, sondern er sein Überleben organisiert, um sich geistig in der erkennenden und handelnden Auseinandersetzung mit der Natur- und Kulturwelt selbst hervorzubringen. Die Bedeutung

von Bildung kann daher nicht primär in der Vorbereitung des Menschen auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft liegen. Im Gegenteil: Wirtschaft und Arbeitsbedingungen müssen so gestaltet werden, dass sie den Entwicklungserfordernissen des Menschen genügen. Um der Ökonomisierung und Funktionalisierung zu widerstehen, muss Hochschulbildung heute von den spirituellen Entwicklungsbedingungen her neu gedacht werden. Die Anthroposophie bietet dafür aus unserer Sicht eine geeignete Grundlage. Denn ohne eine spirituelle Kultur und den Versuch ein erkennendes Verhältnis zur Realität des Geistigen zu finden, lässt sich für den Humanismus der Gegenwart und der Zukunft nur schwerlich ein tragfähiger Inhalt finden.

Von: Marcelo da Veiga  // Professor für philosophische und ästhetische Bildung und Rektor der Alanus Hochschule

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

Ich hatte einen Traum ...

... und wie das so ist, wenn Architekten träumen, gab es in diesem Traum viele Häuser und Räume. Ich habe mich dann an den Zeichentisch gesetzt und an das Geträumte erinnert: Es hatte mit dem Campus zu tun. Da waren die Atelierhäuser, der große Seminar- und Verwaltungsbau, die Cafeteria mit Bibliothek und drum herum Grün und Bäume.

Aber es war ein bisschen anders als in der Wirklichkeit: bunter, farbiger, vielfältiger. Neue Dächer, Anbauten, Aufbauten, ein großer goldener Saalbau, der alte Johannishof auf der Wiese davor, weiter hinten das Werkhaus, die Bildhauerhallen, die Eurythmiehäuser, das Maleratelier, das Gästehaus und dazwischen lauter kleine Höfe und Plätze, Gassen und Freiräume, die das Ganze zu einer kleinen Stadt zusammenwachsen ließen. Ob das ein Bild für eine neue Hochschule sein könnte?

Von: Benedikt Stahl  // Professor für Architektur und Stadtraum


Titelthema: Bildungs(frei)räume

Im Medium der Wissenschaft Hochschulbildung zwischen persönlicher Identitätsfindung und sachlicher Forschungshaltung Worauf kann das Vertrauen zur Universität ruhen? Am Ende doch nur auf dem Vertrauen zu Persönlichkeiten, die an ihr wirken. Karl Jaspers Es entspricht dieser Satz des Philosophen Karl Jaspers über den Wert der Persönlichkeit sicherlich dem Selbstverständnis all derer, die an der Alanus Hochschule lehren und lernen. Denn ist es nicht häufig erst die Ausstrahlungskraft eines Dozenten, die seine Ausführungen so überzeugend wirken lässt und die gemeinsame Arbeit motiviert und anregt? Und sind es andererseits nicht gerade die Studierenden mit ihren spezifischen Interessen und Fragen, die die Seminare so oft bereichern und durch neue und ungewöhnliche Perspektiven die Diskussionen vorantreiben? Die Menschen stehen im Mittelpunkt: überall – also auch in der Hochschule. Hochschulbildung ist Bildung im Raum der Hochschule. Das unterscheidet sie von anderen Bildungsorten. Im Gegensatz zu den vielen non-formalen und informellen Bildungsmöglichkeiten in der Familie und im Freundeskreis, im Sportverein

und in der Jugendgruppe, im sozialen Ehrenamt und im gesellschaftspolitischen Engagement, ist die Hochschulbildung jedoch in einem hohen Maße formalisiert und institutionalisiert: Hochschulen sind dazu verpflichtet, unabhängig von der ›Tagesform‹ ihrer Akteure ein verläss­liches Bildungsangebot bereitzustellen, das den Mitarbeitern und Studierenden

eine gleichbleibend hohe und an verbindlichen ­Zielen orientierte Studien- und Forschungsqualität garantiert. Im Unterschied zu anderen formalen Bildungsangeboten wie dem Kindergarten oder der Schule besitzen sie ferner ein spezifisches Medium, die Wissenschaft: Ihr Anspruch besteht nicht darin, durch professionell begleitetes Spielen oder eine ausgefeilte Fachdidaktik die primären Lernprozesse von Kindern und Jugendlichen zu befördern, sondern wird

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

durch die harte Arbeit der sachlichen Auseinandersetzung mit spezifischen Problemlagen bestimmt. Das Thema ›Hochschulbildung neu gestalten‹ ist eine Einladung an alle Interessierten, sich über die Anforderungen an eine ›gute‹ Hochschule auszutauschen. Und doch: Wer entscheidet denn letztendlich, was eine ›gute‹ Hochschule ausmacht? Wer bestimmt verbindlich das Maß ihrer ›Güte‹? Studierende wünschen sich wahrscheinlich vor allen Dingen eine Hochschule, die an ihre Interessen anknüpft und solcherart auf ihre Entwicklungsbedürfnisse eingeht sowie ihre Lernfortschritte bestmöglich unterstützt. Die Erwartungen der Politiker und Ökonomen, die

auf dem Hintergrund des demografischen Wandels einen Fachkräftemangel und damit zusammenhängend eine deutliche Verengung ihrer finanziellen Spielräume – auch und gerade im Sozialbereich – befürchten, dürften sich dagegen eher auf die starke Praxisorientierung einer grundständigen Berufsbefähigung richten. Und gleichsam zwischen beiden Parteien steht das Ethos des Wissenschaftlers selbst, dem es um Forschung und Einsicht zu tun ist, und der sich darum in erster Linie weder den subjektiven Bedürfnissen der Studierenden noch gar dem pragmatischen Interesse der Gesellschaft verpflichtet fühlt, sondern sich ganz auf die Wahrheit der Sache einzulassen bemüht ist. Die Qualität einer Hochschule ist also relativ in Bezug auf die an sie gestellten Erwartungen;

und sie wird zugleich diskursiv, wenn diese Erwartungen abgeglichen und in einem konsensbasierten Verfahren als Anforderung an eine ›gute‹ Hochschule formuliert werden. Hochschulbildung muss subjektive Anknüpfungspunkte bieten, eine wissenschaftliche Forschungshaltung initiieren und darf dabei dennoch die berufliche Qualifikation nicht vernachlässigen. So sehr sich also alle am Hochschulleben beteiligten Personen austauschen müssen, um ihre unterschiedlichen Anforderungen an eine ›gute‹ Hochschule miteinander abzustimmen, so wenig wird man doch einer völligen Gleichberechtigung aller Erwartungen das Wort reden dürfen. Denn das Kerngeschäft einer jeden Hochschule, besonders aber derjenigen


Titelthema: Bildungs(frei)räume

beiten, wodurch Synergieeffekte entstehen, die der dadurch angestoßenen Reflexion auf die humanen Grundlagen jeglicher Bildungsbemühungen eine besondere Qualität verleihen. Auch hier hätte es fatale Folgen, würde man die künstlerische Betätigung etwa nur zum gleichsam ›sinnlichen‹ Widerpart einer vermeintlich ›verkopften‹ Wissenschaft stilisieren und in

Bereiche, die für sich den Status einer Universität begehren, heißt: Forschung und Lehre im Medium der Wissenschaft. Der eingangs zitierte Karl Jaspers hat denn auch ausdrücklich weitergefragt, worin genau denn der eigentliche Wert jener Persönlichkeit liege, die allein das Vertrauen in die Universität zu rechtfertigen vermag. Und er fand die Antwort: Die wissenschaftlich gebildete Persönlichkeit ist sachlich eingestellt und ihr Urteil allein der Wahrheit verpflichtet! Sie lässt sich darum weder von ihren subjektiven Empfindlichkeiten leiten noch von den Erwartungen der Gesellschaft bevormunden – und in diesem Sinne ist sie frei, weil unbestechlich.

der künstlerische Selbstfindungsprozess im Mittelpunkt steht. Für eine reformpädagogisch orientierte Hochschule wie die unsrige, die bildungswissenschaftlich-universitäre Studiengänge im Zusammenhang mit stark kunstbezogenen Inhalten und Formen anbietet, könnte das aber zweierlei heißen.

Es ist ein völlig normaler Vorgang, dass Universitäten, Kunst- und Fachhochschulen innerhalb ihres Anforderungsgefüges jeweils unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Zum einen muss sie in ihrem universitären Zug ganz und unvermindert auf wissenschaftliche Forschung und Lehre setzen – und es darf auf keinen Fall der Anschein entstehen, als seien gute Noten oder Abschlüsse das Ergebnis eines Zugeständnisses, das künstlerisch angeleitete Selbstfindungsprozesse durch ein ›Weniger‹ an wissenschaftlichen Leistungen erkauft. Ein solcher Eindruck wäre fatal und würde die Akzeptanz unserer Hochschule als gleichberechtigte Partnerin im universitären Forschungsverbund dauerhaft ruinieren.

Freilich müssen Hochschulen innerhalb dieser Anforderungsstruktur ihre eigenen Schwerpunkte finden; das ist ein völlig normaler Vorgang im Rahmen ihrer spezifischen Profilbildung. So arbeiten Fachhochschulen traditionell stärker berufs- und anwendungsbezogen, während bei Kunsthochschulen nicht selten eher

Zum anderen aber müssten die entsprechenden Fachbereiche zeigen können, dass künstlerische Elemente einen Zugewinn gerade auch für die wissenschaftliche Forschung bedeuten. So lässt sich etwa das Thema ›Menschenbilder‹ sowohl anthropologisch-wissenschaftlich als auch kulturhistorisch-künstlerisch bear-

diesem Sinne als deren Gegenspieler inszenieren. Vielmehr sollte sie gerade umgekehrt als ein ›Mehr‹ kommuniziert werden, das wissenschaftliche Bemühungen nicht destruiert, sondern lediglich in einen ganzheitlichen Selbstbildungsprozess der Studierenden integriert. Das reformpädagogische Profil unserer Hochschule lässt sich nicht durch ein ›Weniger‹ an Wissenschaft schärfen, sondern nur durch ein ›Mehr‹ an künstlerischer Begleitung. Hochschulbildung – so hieß es am Anfang – sei Bildung im Raum der Hochschule. Doch dieser Raum ist mit seinen Gebäuden und Instituten nicht schon fertig vorgegeben, sondern will zuallererst gestaltet werden. Das Forum ›Hochschulbildung neu gestalten‹ ist dazu ein erster wichtiger Schritt auf einem Weg, der sich nicht auf den bereits erreichten Erfolgen ausruht, sondern offen ist für weitere Schritte. Und so sollte sich auch hier der Faust’sche Satz bewähren: „Die Tat ist alles, nichts der Ruhm.“

Von: Andreas Lischewski  // Professor für Erziehungswissenschaft am Institut für Erziehungswissenschaft und empirische Bildungs- und Sozialforschung

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

Vom Dschungel, Äckern und Gärten – Bildungsbilder ?

Die Künstlerinnen Beatrice Cron und Diemut Schilling bilden angehende Kunstlehrer und Kunsttherapeuten aus. Im Fokus steht für sie eine breit angelegte künstlerische Ausbildung. Ein Gespräch über die Kunst, innerhalb festgesetzter Strukturen Freiräume zu schaffen und die Frage, welches Bild zu Bildung motivieren kann.

Bietet Bildung heutzutage noch genügend Freiräume, um sich losgelöst von Lehrplänen mit künstlerischen Inhalten zu befassen? Cron: Das ist heute eine große Herausforderung. Wir spüren das gerade beim Übergang vom Lehramt Kunst Staastexamen in ein Bachelor- und Mastersystem. Es braucht eine gewisse Zeit, um zu erkennen, wie man innerhalb der neuen Strukturen wieder Freiräume schaffen kann. Auch das ist Kunst. Wir haben diese Strukturen, aber man kann sie wunderbar umspielen. Dazu braucht man eine Grundvoraussetzung: Mut. Mut, sich in den Strukturen frei bewegen zu lernen. Wir leben in einer so schnelllebigen Zeit, in der sich unsere Studenten und ihre Bedürfnisse unheimlich schnell verändern. Das muss man immer wieder versuchen zu adaptieren und auch flexibel sein, die Studienordnungen anzupassen.

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Sie bilden angehende Kunstlehrer aus. Wie steht es um die Freiräume an Schulen? Schilling: Ich habe lange an Schulen gearbeitet und kenne die leidigen Diskussion: Widerspricht Schule in ihrer Struktur kultureller Bildung? Wenn Menschen, die in einer Institution lehren, einen kulturellen Zugang zu Bildung pflegen, wird auch innerhalb enger bestehender Strukturen und derselben Rahmenbedingungen der Ministerien etwas möglich. So funktioniert es an der Schule auch. Wenn es


Titelthema: Bildungs(frei)räume

es eröffnen sich auch neue Möglichkeiten, weil man sich in einem Freiraum bewegt, den man selbst gestalten kann. Das ist eine Herausforderung. Als Dozentin aber ist es eine Freude mitanzusehen, wie die Studenten diesen Freiraum langsam ergreifen, zu füllen und zu strukturieren lernen. Beatrice Cron

Diemut Schilling

keine Menschen gibt, die Freiräume mit Leben füllen, kann Schule auch in einem ganz „offenen Zustand“ langweilig sein.

man mit dem Boot tut? Ich finde hier auch wichtig zu erwähnen, dass aus der Geschichte der Schule heraus der Kunstunterricht ein Ersatz zum Religionsunterricht gewesen ist. Das war aber zu einer Zeit, in der Kunst noch das Wahre, Schöne und Gute untersucht hat. Seitdem hat die Kunst einen Erlöserfaktor, den man auch ganz kritisch hinterfragen muss. Kunst rettet plötzlich alles – das ist auch eine ideologische Überfrachtung. — Cron: Anfang des 20. Jahrhundert hat Steiner gesagt, dass kein Menschenverständnis möglich ist ohne ein Kunstverständnis. Darauf ist auch das Waldorfcurriculum aufgebaut. Die Kunst darf neben den wissenschaftlichen oder technischen Fächern nie vergessen werden, weil sonst kein reelles Menschenverständnis entwickelt werden kann.

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Wieso sind künstlerischen Freiräume so wichtig? Schilling: Der Kunst wohnt eine Bereitschaft des Unwägbaren inne, die man durch sie auch lernen kann. Die Kunst schult dafür, den Eiskunstlauf ohne Bahn und ohne Hütchen zu absolvieren. Aber dafür braucht man Rahmenbedingungen und Personen, die das ermöglichen. Es gibt ganz viele „Hütchensteller“ auf dieser Welt und zwar aufgrund persönlicher Bedenken. Ohne diese Leitplanken richtige Wege zu finden, das ist eine generelle Herausforderung. Kunst, das sind zwei Facetten. Die einen verstehen darunter, dass man in der Lage ist, den Stift zu schwingen oder weiß, wer Andy Warhol war. Die andere Frage ist aber, welche Tools die Kunst uns in den Handwerkskoffer des Lebens zaubert, die man hinterher für alles brauchen kann: Improvisationsvermögen, Mut, bestenfalls Humor.

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Was bewirkt die Kunst in der Bildung? Schilling: Wenn wir uns unser Unterrichtsgeschehen angucken, ist für uns nicht die Frage, was kann Kunst, sondern was braucht Bildung? Und was ist dafür in der Kunst an spezifischen Möglichkeiten? — Cron: Wenn wir solche Fragen erörtern, arbeiten wir viel über Bilder. Das Boot ist so ein Leitbild. Man ist auf offener See und sitzt in einem Boot. Wie kommt man jetzt ans Ziel? — Schilling: Dabei entstehen tausend Fragen: Ist die Kunst das Boot, der See oder was

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Welchen Effekt hat das künstlerische Arbeiten für die Studenten? Schilling: Der Fokus unserer Ausbildung liegt darauf, dass sich auch künstlerisch eigenständige Persönlichkeiten entwickeln. Wir glauben, dass nur dann auch eine stimmige Lehrer- oder Therapeutenpersönlichkeit erwachsen kann. Als ersten Effekt hat das künstlerische Handeln einen hochgradig therapeutischen Effekt. Die Studenten dringen gewaltig in die Eingeweide ihrer Struktur ein. Man kann die Kunst nur bedingt instrumentalisieren: Man kann etwas machen und behaupten, was es bedeutet, aber wenn das für den anderen nicht ersichtlich ist, stellen sich Fragen hinsichtlich der eigenen Kommunika­ tionsfähigkeit und Wahrnehmung. Da kommen manchmal harte Wahrheiten ans Licht, aber

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Einer Ihrer Vorträge lautet „Acker, Dschungel, Garten oder zu Hause bleiben und warten. Welches Bild kann heute noch zu Bildung motivieren?“ Was ist Ihre Antwort auf diese Frage? Schilling: Hinter diesen drei Sichtweisen auf Wachsen und Gedeihen stehen Bildungstheorien, die verschiedenen Epochen zuzuordnen sind. Da gibt es die Idee vom Wilden, der gezähmt wird, dass sich alle in eine Reihe setzen und kultiviert werden oder den Garten als ästhetisches Prinzip, das etwas auch einen Sinn erhält. — Cron: Gleichzeitig betrachten wir auch diejenigen, die den Dschungel suchen, den Acker pflügen oder den Garten pflegen wollen. Wir haben bei unseren Studenten Menschen, die sind der Dschungeltyp und andere, die den Acker brauchen. Jeder hat andere spezifische Qualitäten und wenn man diese zusammenlegt merkt man, dass man auf keine verzichten kann. — Schilling: Die Landschaft der geschulten Eigenschaften hinter den Bildern ist nur eine Komplette, wenn man alle zusammennimmt. Bildung funktioniert aber in der Regel nicht mit diesen ganzen Bildern, sondern vielmehr wird versucht den Acker durch den Garten zu ersetzen. Die Zukunft der Bildung kann jedoch nicht sein, ein Ideal durch ein anderes zu ersetzen, sondern die Notwendigkeit zu erkennen, an welcher Stelle welches Bild sinnvoll ist.    SST

Beatrice Cron  // Professorin für Malerei im Kontext von Therapie und Pädagogik — Diemut Schilling  // Professorin für Zeichnung und Druckgrafik

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Titelthema: Bildungs(frei)räume

Erfahrungsbildung durch Krisenermöglichung

Was ein wissenschaftliches Studium im 21. Jahrhundert leisten sollte

Vorrang des Fertigen und Festgefügten Studium heute, das kann vieles sein. Die einst klare Unterscheidung von Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien verschwindet in der Bezeichnung Hochschule – Hochschulen gibt es allerorten. Mit dieser „Ausweitung“ des Studiums ist eine Beschränkung einhergegangen. An die Stelle von Lehre ist weitgehend Unterricht getreten. Unterricht betont das Routineförmige, die Weitergabe von Wissen oder wie es mancherorts heißt: Stoffvermittlung. Das Fertige, Festgefügte, Vorbereitete ist an die Stelle des Unfertigen, Offenen, Krisenhaften – was Wissenschaft auszeichnet – getreten.


Titelthema: Bildungs(frei)räume

Au fond de l'Inconnu pour trouver du nouveau! Charles Baudelaire, Le Voyage, Fleurs du Mal

Soll das Wissenschaftliche am Studium wieder ins Zentrum rücken und nicht am Rande bleiben, muss an die Stelle des Fertigen die methodisch-disziplinierte Erkundung des Unbekannten treten. Nur so kann Neues entstehen, Neues in Gestalt von Wissen und in Gestalt einer spezifischen Haltung zur Welt.

Wissens- und Theorieaneignung ist kein Selbstzweck Ein Studium, um es als wissenschaftliches bezeichnen zu können, ist in seinem Wesen krisenhaft. Die Aneignung von Wissensbeständen, die nichts anders als Deutungsroutinen in Gestalt von Theorien sind, ist kein Selbstzweck. Ihre Geltung gilt es im Studium exemplarisch zu prüfen. Zweck von Lehre muss es also sein, die Erklärungsprobleme, auf die Theorien und Modelle einst als Antwort formuliert wurden, zur Erfahrung zu bringen. Erst wo das geschieht, werden Studenten in die Lage versetzt, Theorien selbst als Antwort zu begreifen und so ihre Geltung zu überprüfen – statt sie einfach hinzunehmen. Erst so werden sie in die Lage versetzt, die Geltung von Theorien zu ermessen und auf diese Weise ein Urteil bilden zu können.

Erfahrungsbildung durch Krise Eine Haltung zur Welt, d. h. einen wissenschaftlichen Habitus herauszubilden, dem die

Welt um ihrer selbst willen interessant und das Selbstverständliche zum Unbekannten wird, ist für ein Studium elementar. Damit dies geschehen kann, müssen sich Studenten, salopp gesprochen, auf den Kopf stellen. Denn, was für das praktische Leben in seinen Vollzügen mehr oder weniger klar ist, wird in der Wissenschaft ganz unpraktisch zum Gegenstand der Überprüfung. Unpraktisch muss sie sein, damit sie vor dem praktisch Bewährten, dem uns Vertrauten, nicht halt macht. In die Auseinandersetzung mit der Sache, um die es geht, müssen Dozenten Studenten hineinführen, indem sie das Erklärungsproblem darlegen, auf das eine Theorie eine Antwort gibt oder zu geben meint. Studenten wiederum müssen sich darin bewähren, sich auf diese Reise ins Unbekannte einzulassen, eine Reise, die krisenhaft ist und erhebliche Verunsicherung mit sich bringt. Denn das Vertraute in Gestalt praktischer Urteile gilt nichts mehr. An der Bewältigung der Krisen, in die Dozenten hineinführen, mitzuwirken, ist erfahrungsbildend; sie schließt den Kreis zwischen Theoriebildung und Erklärungsproblem, von dem sie ausgegangen war. All dies muss in der Logik des Arguments erfolgen. Sie ist die einzige Autorität, die in der Wissenschaft gilt – gelten sollte.

Erfolg eines Studiums Der Erfolg eines Studiums besteht in der Habitusbildung. Sie hängt wesentlich davon ab, ob ein Student sich auf die Mühsal und Hingabe an eine Sache, damit auf die Krisen, die das Studium ihm abfordert, einlässt. Dafür ist Freiraum eine wichtige Voraussetzung. Am besten möglich ist das, wenn nur wenige

P­ rüfungen zu absolvieren sind, so dass Lehrveranstaltungen aus Interesse besucht werden können und über ihnen nicht das Damoklesschwert des Kreditpunkteerwerbs schwebt. Solche Freiräume sind eine Verantwortungszumutung, Studenten müssen sich ihren Weg suchen und herausfinden, was sie interessiert. Diese Verantwortungszumutung ist ein hartes Auswahlkriterium. Wer dieser Verantwortung nicht gewachsen ist, ist dem Zweck eines wissenschaftlichen Studiums nicht gewachsen. Ein Studienabbruch ist vor diesem Hintergrund nicht Ausdruck eines Versagens, sondern einer Klärung.

Wissenschaft ist keine Persönlichkeitsbildung Was in Wilhelm von Humboldts Idee der Universität noch nicht genügend klar voneinander unterschieden wird – die reflektierte, ethisch informierte praktische Haltung zur Welt auf der einen und die unpraktisch-distanzierte, auf die Erforschung des Unbekannten gerichtete auf der anderen –, gilt es auseinanderzuhalten. Damit soll nicht gesagt werden, dass ein wissenschaftliches Studium keine Folgen für die Persönlichkeit des Studenten hätte. Dieser Nebeneffekt ergibt sich jedoch daraus, dass er sich auf das Studium in seiner Krisenhaftigkeit einlässt. Eine praktische Haltung zur Welt ist nicht durch Wissenschaft zu erreichen. Wo das versucht wird, bedroht Wissenschaft die Autonomie von Praxis. Der Schritt zur Entmündigung ist klein.

Von: Sascha Liebermann  // Professor für Soziologie am Institut für philosophische und ästhetische Bildung

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Campus

Ein B채r macht Mut


Campus

Atmosphäre und Ausstattung von Besucherräumen in deutschen Gefängnissen sind meist wenig förderlich für die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Doch an diesen Orten treffen auch Kinder auf ihre inhaftierten ­Eltern. In einem Projekt entwickeln Studenten und ­Dozenten ideenreiche Maßnahmen für eine Umgebung, die Bindung fördern soll.

Gestern war Luisa Tegtmeyer im Gefängnis. Sie ist wieder durch lange, kahle Flure gelaufen, die so verzweigt sind, dass man sich in ihnen verläuft, hat unzählige schwere Stahltüren passiert und im Besucherraum zwischen grün gestrichenen Wänden, klinisch weißen Tischen und abgenutztem Spielzeug Eltern mit ihren Kindern gesehen. Die Studentin war zu einem Termin mit der Leiterin der Justizvollzugsanstalt, kurz: JVA Köln vor Ort, um die nächsten Schritte ihres Projektes zu besprechen. Teil ihres Projektes ist ein Stoffbär mit hellbraunem Fell und blau gemustertem Halstuch. Den Prototyp hält Tegtmeyer in den Händen. „Der Bär soll Kindern dabei helfen, damit umzugehen, dass ein Elternteil im Gefängnis sitzt“, erklärt sie. Dazu hat sie passend zum Bären ein Kinderbuch geschrieben und gestaltet, das Ängste und Fragen der Kinder aufgreift.

In farbenfroh gestalteten Aquarellen und kindgerechter Sprache erzählt das Buch die Geschichte vom kleinen Bären, der seinen Vater im Gefängnis besucht. „Der Plan ist, dass die Kinder den Bären von ihren inhaftierten Eltern geschenkt bekommen und gemeinsam das Buch lesen“. Dadurch soll Eltern und Kindern der Umgang mit der schwierigen Situation erleichtert und die Auseinandersetzung damit gefördert werden.

Kinder Inhaftierter ­unterstützen Entwickelt und umgesetzt hat Tegtmeyer Buch und Bär im Rahmen des Projektes „Bindungsräume“, das die Professorinnen Beatrice Cron, Janne Fengler und Diemut Schilling für Studenten der Bachelorstudiengänge Kindheitspädagogik und Kunst-Pädagogik-Therapie angeboten haben. Nach einem Blockseminar zu den pädagogischen und psychologischen Hintergründen sowie einem Besuch in der JVA Köln entwickelte eine Gruppe von acht Studenten verschiedene Maßnahmen, um die Kinder Inhaftierter zu unterstützen. „In Deutschland gibt es so etwas bisher kaum – ganz im Gegensatz zu den Skandinavischen Ländern zum Beispiel“, stellt Luisa Tegtmeyer fest.

Raum beeinflusst Bindung Luisa Tegtmeyer hat einen Begleiter für die Kinder Inhaftierter entwickelt

Das Projekt soll nun Wege aufzeigen und realisieren, die sowohl das Kindeswohl als auch

den Gefängnisalltag berücksichtigen. „Die Idee, dass Kinder von Inhaftierten besonderen Unterstützungsbedarf haben, ist nicht ausreichend verbreitet“, begründet Janne Fengler. „Darüber hinaus ist hinsichtlich der Möglichkeiten in ganz konkreten Situationen im Lebensalltag für Kinder und ihre inhaftierten Elternteile aus pädagogisch-psychologischer Sicht noch viel zu tun“, fügt sie hinzu. Die Professorin für Kindheitspädagogik und Pädagogische Psychologie und ihre Kolleginnen wollen mit dem Projekt mehr erreichen als Besucherräume zu renovieren. „Während einer Inhaftierung muss die Beziehung zwischen Kind und Mutter oder Vater über einen langen Zeitraum unter kritischen Bedingungen aufrechterhalten werden“, betont die Pädagogin. Das einschneidende Lebensereignis, das die Inhaftierung eines Elternteils für die Kinder bedeute, könne das Bindungsverhalten nachhaltig beeinflussen und die Qualität der Bindung deutlich verschlechtern. Die Besucherräume können eine bedeutende Rolle für die Qualität der Bindung zwischen inhaftierten Eltern und ihren Kindern spielen – „räumliche Rahmenbedingungen haben immer Einfluss auf die Qualität menschlicher Interaktion“, verdeutlicht die Professorin. Seien es Langzeit-Besucherräume, in denen Familien stundenweise unter sich sein können oder die Gemeinschaftsräume, in denen bis zu neun Inhaftierte gleichzeitig Besuch empfangen – sie sind die Orte, in denen ein direkter Kontakt zwischen Inhaftierten und ihren Kindern stattfindet. „Diese, für die Kinder fremde Umgebung, möchten wir so gestalten, dass zu verschiedenen gemeinsamen Tätigkeiten angeregt wird“, beschreibt Janne Fengler. So könne ein Begegnungsraum geschaffen werden, in dem die Beziehung zwischen dem Aufsuchen von Nähe und eigenständigen, entdeckenden Aktivitäten ausgelotet werden kann. „In einer Form, die von den Beteiligten als stimmig erlebt wird“, hält Janne Fengler fest. In dem interdisziplinären Projekt fließen dazu Erkenntnisse aus Kindheitspädagogik,

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Naturmotive in unterschiedliche Farbstimmungen sollen die Besucherräume freundlicher machen

P­ sychologie, Kunsttherapie und Bildender Kunst zusammen.

tierten unter dem Motto „Farbe sammeln“ in ihren Zellen fotografiert haben. „Damit beteiligen wir die Inhaftierten an der Gestaltung und

vor einer vergitterten Tür. Zusätzlich sollen Bärenspuren den Weg weisen – die geeigneten Orte dafür hat sie gestern gemeinsam mit

Enge Voraussetzungen

holen Elemente aus den Zellen in den Besucherraum“, erklärt Schilling. Klar strukturierte und freundliche Räume wolle man schaffen, so die Künstlerin.

der Leiterin ausgewählt. „Der Bär begleitet die Kinder beim Besuch. Als Leidensgenosse und Freund – er soll Mut machen“, so Tegtmeyer. Zunächst werden einige Exemplare des Bären von Inhaftierten in der Schneiderei der JVA Köln gefertigt. Einen Verlag für ihr Buch hat Tegtmeyer schon gefunden. Gegenwärtig versucht sie, die Finanzierung der ersten Auflage durch Crowdfunding zu realisieren. Als nächstes möchte sie ihr Konzept Haftanstalten in ganz Deutschland anbieten. „Ich möchte dazu beitragen, dass Kinder und Eltern die Zeit, die sie gemeinsam verbringen, sinnvoll nutzen“ unterstreicht die junge Frau. Man kann sich sicher sein, dass ihre Materialien dieses Anliegen unterstützen – nicht zuletzt aufgrund der großen Sensibilität, mit der Luisa Tegtmeyer sich, ebenso wie das gesamte Projektteam, diesem komplexen Thema genähert hat.    TF

„Die Herausforderung ist, etwas an einem Ort zu machen, an dem man nichts machen darf“, beschreibt Diemut Schilling die engen Voraussetzungen, unter denen sie in der JVA arbeiten. Die Professorin führt seit langem partizipatorische Kunstprojekte durch und legt großen Wert auf die Teilhabe der Häftlinge. Studenten und Dozenten haben trotz der begrenzten Möglichkeiten zahlreiche Ideen entwickelt, von denen

Gemeinsame Zeit sinnvoll ­nutzen Luisa Tegtmeyer fertigt momentan großformatige Gemälde an, die an den verschiedenen Orten in der JVA platziert werden, die die Kin-

BINDUNGSRÄUME

einige bereits umgesetzt wurden. Für die Besucherräume beispielsweise werden Wandmalereien gestaltet, die Motive aus der Natur in jeweils unterschiedlichen Farbstimmungen zeigen. Darin integriert sind fliesenförmige Flächen in passenden Farben, die die Inhaf-

der auf dem Weg in die Besucherräume passieren. Stets ist darauf der Bär zu sehen, der sich in derselben Situation befindet wie das Kind an dieser Stelle: beim Durchschreiten eines Detektorrahmens, auf einer steinernen Treppe oder in einem langen Flur unmittelbar

Das Projekt „Bindungsräume“ zeigt neue, gangbare Wege auf, wie Gefängnisalltag und Kindeswohl besser in Übereinstimmung gebracht werden können. Es wird durchgeführt in Kooperation mit dem Sozialdienst katho­ lischer Frauen e. V. Köln, dem Sozialdienst katholischer Männer e. V. Köln, der JVA Köln, der Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe e. V. sowie dem Verein Morning Tears Alliance. Weitere Informationen, auch zu den im Text beschriebenen Maßnahmen, können unter kindheitspaedagogik@alanus.edu angefragt werden.


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Auszeichnungen für Studenten aus aller Welt Zehn Jahre DAAD-Preis

An der Alanus Hochschule studieren derzeit rund 150 ausländische Studenten aus 43 verschiedenen Nationen. In 2014 konnte die Hochschule zum zehnten Mal an einen von ihnen den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ­vergeben. Wir stellen einige Preisträger der vergangenen Jahre vor. Qiaoling Qu aus China, erhielt 2007 den DAAD-Preis Fotografie, Schmuck- und Dekorationsdesign sind die Themen, mit denen sich Qiaoling Qu heute beschäftigt. Die Künstlerin, die in ihren Arbeiten traditionelle chinesische Motive mit Einflüssen der westlichen Welt vereint, war nach dem Diplomabschluss in Bildhauerei zunächst Meisterschülerin und setze dann noch ein Masterstudium in Bildender Kunst „oben drauf“. Sie lebt und arbeitet seit 2012 in Düsseldorf. Désirée Wickler aus Luxemburg, erhielt 2008 den DAAD-Preis Auf zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland und in Luxemburg, sowie diverse Arbeitsstipendien und Preise kann Désirée Wickler seit dem Studienabschluss zurückblicken. Die Künstlerin bewegt sich zwischen Malerei und Zeichnung mit einem Faible fürs Tätowieren. Sie lebt und arbeitet als freie Künstlerin weiterhin überwiegend in Bonn, wo sie ein Atelier im Atelierhaus Kunstwerk KHB bezogen hat. Tsan Yu Hsieh aus Taiwan, erhielt 2009 den DAAD-Preis Er liebt es großformatig. Tsan Yu Hsieh hat bereits während des Malereistudiums seine Vorliebe für Wandmalerei entdeckt. Mehrere seiner Arbeiten sind im öffentlichen Raum in Bonn und Umgebung immer noch zu sehen. Oft verschmelzen hier Einflüsse aus der asiatischen Bildsprache mit Elementen von Comic, Pop-Art und Design. Insbesondere ein großes Projekt in der Uni-Mensa in Bonn-Poppelsdorf hat ihn aus seiner Studienzeit nachhaltig beeinflusst. Auch wenn er seine Heimat vermisst, ist er Bonn treu geblieben. Hier lebt der Künstler noch immer.    CZ Anna Marchenko aus der Ukraine, erhielt 2012 den DAAD-Preis Sozial und ökologisch verträgliches Bauen in ihrem Heimatland ist ihr ein großes Anliegen. Direkt nach dem Master-Abschluss in Architektur ist Anna Marchenko zurück in die Ukraine gegangen. Hier hat die Architektin ihr eigenes Büro aufgebaut und entwirft Wohnhäuser sowie öffentliche Gebäude. Aus dem Studium in Alfter hat sie vor allem neues Wissen über zukunftsfähige Bauprojekte, aber auch persönliche neue Blickwinkel mitgenommen.

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NetzWerk Eine temporäre Rauminstallation auf Zeche Zollverein

Für den Erfolg eines Projekts ist nicht nur die Qualität des Entwurfs, sondern die kreative und zielführende Gestaltung von Strukturen und Prozessen entscheidend. Der Masterstudiengang Prozessarchitektur vermittelt die dafür notwendigen Kenntnisse, Methoden und Fähigkeiten. Ein Lehrprinzip und Gestaltungsmittel ist dabei die Temporäre Intervention, die es den Studierenden ermöglicht, den kompletten Lebenszyklus eines Projektes eigenständig zu

gestalten, zu erleben und zu evaluieren – von der ersten Idee bis zum Abbau des Objekts. In schnellem Rhythmus und mit geringem Budget werden vorübergehende Effekte erzeugt, um den Dialog mit den Bürgern zu eröffnen und Erkenntnisse zum Raum zu generieren. Das NetzWerk auf dem Geländes des Weltkulturerbes Zeche Zollverein griff die Ausstellung „Produktive Stadtlandschaften“ des Museums

für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) auf und interpretierte die vernetzende Wirkung des Emscher Landschaftsparks in einer künstlerischen Intervention. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern entwickelte das Projekt NetzWerk eine ideale Symbiose zwischen den realen Fragen, Notwendigkeiten und Akteuren der Praxis auf der einen Seite sowie der kreativen Nutzung der Denkfreiräume einer Kunsthochschule auf der anderen Seite.


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PROJEKT „NetzWerk“ Projektteam: Prof. Dr. Florian Kluge  // Lehrgebiet Projektmanagement (Leitung) Prof. Willem-Jan Beeren  // Lehrgebiet Architektur und Kunst im Dialog In Kooperation mit und gefördert von: M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW, Stiftung Zollverein, Regionalverband Ruhr, Emschergenossenschaft

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Das Kunstwerk als Fragezeichen oder Ausrufezeichen Maximilian Engel und Katharina Reschke haben beide im Jahr 2014 ihren ­Abschluss in Bildender Kunst gemacht. Während Reschke sich auf ­realistische Malerei spezialisiert hat, arbeitet Engel mit Fotografien und Rauminstalla­tionen. Ein Gespräch über das Verhältnis von Künstler, Werk und Betrachter.

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Herr Engel, Frau Reschke, welche Themen oder Motive finden Sie besonders spannend? Reschke: Bei mir ist es seit Studienbeginn das Stillleben. In meiner Abschlussarbeit habe ich Designobjekte, wie zum Beispiel die „Wagenfeld Teekanne“ zum Thema gemacht. In diesen monumentalisierten Stillleben betone ich die abstrakte Qualität eines Gegenstandes. Dabei geht es mir nicht um das Objekt, sondern um das Bild, das aus abstrakten Flächen besteht. Das Licht, die Farben, die Umgebung, die sich im Objekt widerspiegeln, all das zerlegt sich im Foto nicht in Flächen, sondern Pixel. Erst durch die Malerei entsteht die Abstraktion, die durch den Maler erfunden wird. Engel: Inhaltlich ist bei mir eigentlich alles Anti-Thema. Es gibt auch keine Geschichte. Das lasse ich bewusst weg. Aber es gibt natürlich Dinge, die mich interessieren. Bei mir sind es – da gibt es eine Parallele – auch Objekte. Ich sammle seit eineinhalb Jahren Keramik, zum Beispiel auf Flohmärkten. Ich nehme

aus diesem Wust Objekte heraus, kuratiere sie, sammle sie zunächst für mich. Anfang des Jahres diente mir diese Sammlung zum ersten Mal als Vorlage. Ich habe sie fotografiert und freigestellt und mit neuen Hintergründen versehen. Ich spiele dabei mit den verschiedenen

ästhetischen Konzepten, die dahinter stehen. An einer Vase hängt zum Beispiel die ganze Stimmung eines 50er Jahre Wohnzimmers der Oma. Indem ich sie da raus nehme, bilde ich bewusst einen neuen Kontext. Ich blitze die Objekte dabei voll an oder versuche bewusst,

Katharina Reschke, „Teekanne“ 2013, Acryl auf Leinwand, 150 x 200 cm


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Maximilian Engel, I AM SCULPTURE, 2014, Installationsansicht

ist nie nur reine Fotografie. Das Medium Foto begleitet mich fortwährend. Ob es dann letzten Endes als Foto erscheint oder auch nicht. Wichtig ist mir, dass die Fotos nicht inszeniert sind. Ich möchte dem Betrachter keine absolute Wahrheit geben, kein absolutes Bild, da würde ich es mir etwas zu leicht machen. — Reschke: Aber es ist doch viel einfacher, dem sie schlecht zu fotografieren, um sie nicht zu ästhetisieren, was Du ja vielleicht machst. — Reschke: Ja, in gewisser Weise werden die Objekte bei mir überhöht. — Engel: Bei mir findet auch eine Verweigerung des Motivs statt. Dadurch, dass ich eine Vase schlecht fotografiere, wird sie eigentlich verneint. Genau so ist das, wenn ich Objekte zu Skulpturen aufeinander stapele und fotografiere, davon ein Foto ausdrucke und das wiederum in einem Raum mit anderen Objekten zur Installation zusammenstelle. Der ganze Raum ist dann die Idee, legt sich aber in keinem Moment fest. Das ist anders als bei Dir, du stellst ja, durch den Keilrahmen schon eine Behauptung auf: dass es ein Bild ist und alles, was außerhalb ist, nicht mehr dazu gehört. Diese Festlegung nehme ich weg. — Reschke: Du fungierst dann ja eher wie ein Kurator. — Engel: Das ist auf jeden Fall eine Komponente, die dazu gehört. Aber in dem Moment, in dem ich mit dem Werk der anderen arbeite, wird es zwangsläufig meins, eigne ich es mir völlig an. — Reschke: Auch ich nehme ein De­ signobjekt, das von einem anderen Künstler geschaffen wurde. Dessen Ideen greife ich auf und gebrauche sie als Kompositionsmittel für meine Bildfindung. Meine Werke stehen jedoch für sich. Sie sind ein Ausrufezeichen und kein Fragezeichen.

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Wie entstehen denn Ihre Arbeiten? Engel: Das ist eine fortwährende Tätigkeit. Jeden Tag entdecke ich Dinge, die ich aufnehmen möchte. Ich sammle die Dinge, stelle sie bei mir zu Hause aus, sie werden Teil meines Lebens. Die Grenzen verschwinden, wenn man sich nicht sagt, hier ist das Werk, da der Betrachter, da der Ausstellungsraum. Alles wächst zusammen, die keramische Sammlung, mein Leben, mein Denken. Ich habe außerdem mein Handy ständig dabei und sammle damit Eindrücke. Die Fotos dienen mir dann als Skizze, als Notizbuch. Das kann dann Eingang ins Werk finden oder nur eine Idee liefern. — Reschke: Das, was für dich auf inhaltlicher Ebene stattfindet, findet für mich im Visuellen statt, im optischen Reiz. Ich sammle visuelle Eindrücke, ich beobachte zum Beispiel, wie sich das Licht in bestimmten Oberflächen bricht. Meist habe ich für eine konkrete Arbeit dann mehrere Fotos als Vorlage. Ich fotografiere das Objekt aus verschiedenen Positionen. Im Atelier schaue ich mir die Fotos an und beginne direkt auf großer Leinwand mit Farbe zu experimentieren.

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Fotografie dient also bei Ihnen beiden nur als Hilfsmittel? Engel: Bei mir ist es schon auch ein Ausdrucksmittel, Teil des Konzepts. Es bleibt aber immer Foto in Bezug zu Skulptur, zu Raum. Es

Betrachter alles offen zu lassen. Man schickt ihn in einen weißen Raum, denn da stellt er sich die meisten Fragen. — Engel: Aber dann werfe ich den Betrachter ja völlig auf sich selber zurück. Außerdem ist ein weißer Raum auch absolut. Ich will ja, dass er sich mit meinem Werk beschäftigt. — Reschke: Das tut er dann schon. Aber das ist eine Einstellungsfrage. Ich will den Betrachter komplett auf mein Bild zwingen. Ich will ihm keine offenen Fragen lassen.

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Und bei Ihnen ist es genau umgekehrt? Engel: Aus meiner Sicht geht der Betrachter im besten Fall raus, und hat mehr Fragen als vorher.    CZ

Maximilian Engel  //  geb. 1989 in München, 2010 – 2014 Studium der Bildenden Kunst an der Alanus Hochschule, studiert jetzt an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, www.max-engel.com Katharina Reschke  //  geb. 1989 in Omsk (RU), 2010 – 2014 Studium der Bildenden Kunst an der Alanus Hochschule, studiert jetzt Kunstgeschichte an der Goethe ­Universität Frankfurt, www.katharina-­reschke.de

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Im Gespräch mit Albert Schmelzer über den neuen Mannheimer Standort, das gewachsene Vertrauen und den neuen Status der dortigen Studenten

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Herr Professor Schmelzer, hätten Sie vor fünf Jahren gedacht, dass das Institut für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität mal ein Hochschulstandort der Alanus Hochschule wird? Schmelzer: Da kann ich ganz klar sagen: Nein, vor fünf Jahren hätte ich nicht daran gedacht.

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Seit wann kennen Sie die Alanus Hochschule und wann sind Sie Marcelo da Veiga, dem Rektor der Alanus Hochschule, zum ersten Mal begegnet? Schmelzer: Den Johannishof habe ich 1976 zum ersten Mal besucht. Ich habe damals für eine Woche ein Schnupperstudium gemacht. Dann habe ich lange Zeit keinen Kontakt mit der Alanus Hochschule gehabt. Doch bei den Treffen der Seminare im Bund der Waldorfschulen tauchte später Alanus immer wieder auf. Marcelo da Veiga habe ich 2009 bei ENASTE (European Network for Academic Steiner Teacher Education) in Wien kennen gelernt.

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Was ist Ihnen von dieser Zusammenkunft noch in Erinnerung? Schmelzer: Ich erinnere mich, dass er entschieden argumentiert hat, dass es für die Entwicklung der Waldorfpädagogik wichtig sei,

dass diese auf akademischem Feld im Diskurs mit anderen Auffassungen geschieht. Dem konnte ich voll und ganz zustimmen.

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Können Sie die Kultur des neuen Standortes in Mannheim ein wenig beschreiben? Schmelzer: Wir bieten in Mannheim drei Studiengänge an: einen Bachelor „SocialCare/ Heilpädagogik“, einen Bachelor „Waldorfpädagogik“ und einen Master „Waldorfpädagogik“, und zwar mit den Schwerpunkten „Waldorfklassenlehrer mit Fach“ und „Waldorfklassenlehrer mit inklusiver Pädagogik“. Wir versuchen praktisch und auch wissenschaftlich zu zeigen, dass die Waldorfpädagogik in sozial-integrativer und interkultureller Pädagogik einen großen Beitrag leisten und dabei sehr produktiv wirken kann. Worin unterscheiden sich Alfter und Mannheim? Was könnte Alanus für das Institut sein und umgekehrt? Schmelzer: In Alfter gibt es reine Kunst-Studiengänge. In Mannheim spielt die Kunst auch eine wichtige Rolle, aber sie ist integriert in die Lehrerbildung. Alfter macht auf mich einen sehr offenen Eindruck und ich glaube, dass interdisziplinäre Elemente dort vermutlich noch stärker verankert sind als bei uns im Moment.

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Ich denke wir können von Alanus von den Kompetenzen im Bereich der Bildungswissenschaft und im Studium Generale profitieren. Während die Alanus Hochschule von der Interkulturalität und Inklusion profitieren kann.

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Was genau bedeutet es für die Mannheimer Studenten nun Alanus Studenten zu sein? Schmelzer: Für die Studenten hat es eine ganz praktische Konsequenz: Sie haben jetzt einen offiziellen Studentenstatus. Das heißt, sie können zum Beispiel Bafög beantragen. Darüber hinaus wird es auf längere Sicht die Qualität des Studiums erhöhen und die Studenten werden auch von gemeinsamen Forschungsprojekten profitieren.

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Was sollte eine Hochschule aus Ihrer Sicht in der heutigen Zeit besonders „beherzigen“? Schmelzer: Ich denke, gerade eine private Hochschule braucht ein klares Profil und das ist bei der Alanus Hochschule gegeben. Diese beiden Facetten – also die Verbindung von Wissenschaft und Kunst und die Auseinandersetzung mit dem Werk Rudolf Steiners in diskursiver Weise – sind etwas, was gesellschaftlich in der Gegenwart ansteht.


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Und was brauchen Studierende heute? Schmelzer:Studierende brauchen Angebote sich selber zu entwickeln, ohne dass man das Studium gleich als Sprungbrett für die Karriere sieht. Es müssen auch Sinnfragen gestellt werden dürfen.

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Was müssen potenzielle Studierende mitbringen, um an dem neuen AlanusStandort studieren zu können? Schmelzer: Für uns ist wichtig, dass die Bewerber interessiert sind an pädagogischen Fragen und Freude haben am Zusammensein mit Kindern und Jugendlichen. Erfahrungen mit der Waldorfpädagogik oder mit dem Werk Rudolf Steiners brauchen sie nicht mitzubringen. All das wird studiert wie andere Studieninhalte auch. Wobei für uns die Fähigkeitsbildung sehr wichtig ist. Ein zukünftiger Lehrer benötigt Fähigkeiten. Der muss üben: künstlerisch, methodisch-didaktisch, in seiner Gedankenbildung, der muss üben zu erzählen und Bilder aufzubauen. Wir verstehen das Studium sehr wesentlich auch als „Übprozess“.

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Wo würden Sie heute gerne studieren, wenn Sie einen Studienort aussuchen dürften? Schmelzer: (lacht) Wenn ich jetzt nochmal 20 wäre und ganz frei wählen könnte, hätte ich große Lust Schauspiel zu studieren. Ich kann mir gut vorstellen an einer Hochschule wie hier in Alfter oder auch in Mannheim als junger Mensch zu studieren. Ich habe eine ganz andere Laufbahn gehabt. Da war es doch

vielfach so, dass das Studium sehr zersplittert war und dass man die einzelnen Inhalte nicht miteinander verbinden konnte. Erst als ich eine Waldorflehrerausbildung gemacht habe, merkte ich, dass sich die einzelnen Facetten zusammenfügten. Ich denke, es ist einfacher, wenn man von Beginn an das Interdisziplinäre an einem Ort hat. Von daher war ich wahrscheinlich beim Schnupperkurs an der Alanus Hochschule ’76 schon mal richtig.

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Also ist „Alanus“ aus Ihrer Sicht bisher eine Erfolgsgeschichte? Schmelzer: Ja, der Aufbau der Alanus Hochschule ist aus meiner Sicht eine absolute Erfolgsgeschichte, weil es keine ganz leichte Angelegenheit ist, so eine Hochschule mit sechs Fachbereichen und 1.200 Studierenden aufzubauen und zugleich eine langfristige Akkreditierung mit Promotionsrecht für den Bereich Bildungswissenschaft zu bekommen. Dass die Alanus Hochschule jetzt ein Ort ist, an dem gesellschaftliche Alternativen angedacht werden, finde ich von hoher Bedeutung.

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Hätte das Projekt des „Zusammengehens“ auch scheitern können? Schmelzer: Es hätte schon scheitern können. Ich denke, es wäre gescheitert, wenn wir nicht den Eindruck gehabt hätten, dass das Profil, was sich in Mannheim herausgebildet hat, auch für die Alanus Hochschule wichtig ist und ernst genommen wird. In den letzten drei Jahren ist das Vertrauen gewachsen und jetzt ist der Zeitpunkt da, an dem das Zusam-

mengehen richtig ist. Ich freue mich, dass wir jetzt in eine intensivere Zusammenarbeit hineinwachsen können.

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Nun noch eine abschließende Frage: Wo können wir aus Ihrer Sicht nach weiteren fünf Jahren stehen? Schmelzer: Ich hoffe, dass es uns gelingt in den nächsten fünf Jahren die Alanus Hochschule so weiter zu entwickeln, dass sie noch stärker als bisher als ein Ort wahrgenommen wird, an dem junge Menschen in den verschiedenen Fachbereichen ihr individuelles Potential entfalten und für die Gesellschaft fruchtbar machen können – wie es Marcelo­da Veiga kürzlich formuliert hat. Denn im Sinne eines zeitgemäßen Humanismus sollte eine Hochschulbildung mehr und auch qualitativ anderes sein als eine Veranstaltung zur Steigerung des Brutto-Sozialproduktes. Sie sollte eine Quelle sein zur Identitätsbildung und auch zur gesellschaftlichen Erneuerung. Das schließt für mich die Achtsamkeit für das soziale Miteinander und die Verantwortung für die Erde mit ein. Herzlichen Dank für das Gespräch!

JWD

Albert Schmelzer  //  Professor für Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt Waldorfpädagogik und Interkulturalität und akademischer Leiter des Instituts für Waldorfpädagogik, Inklusion und Interkulturalität der Alanus Hochschule, Standort Mannheim

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Forschung

ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen befinden sich in einer verantwortungsvollen Position. Unumstritten ist, dass neben der fachlichen Kompetenz auch die Persönlichkeit eine wichtige Rolle spielt. Ein Forschungsprojekt untersucht die Rolle der Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung frühpädagogischer Fachkräfte bundesweit.


Forschung

Erziehen braucht ­Persönlichkeit Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung von ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen ist seit Jahren mehr als ein Randthema. Sowohl von Seiten der pädagogischen Theorie als auch von diversen VertreterInnen pädagogischer Praxis wird in unterschiedlichen Begründungszusammenhängen immer wieder ihre Relevanz betont. So lautet ein Argument, dass die Person das „Instrument“ der frühpädagogischen Fachkräfte sei, mit dem sie arbeiten und das entsprechend ausgebildet werden sollte. Andere stellen fest, dass die ErzieherIn und KindheitspädagogIn eine Vorbildfunktion ausübt und dadurch mit ihrer Person wesentlichen Einfluss auf die Eigenarten, Eigenschaften, Einstellungen und Verhaltensmuster, die ein von ihr betreutes Kind entwickelt, hat. Auch die diversen Qualifikationsrahmen, die der fachschulischen und der seit etwa zehn Jahren existierenden akademischen Ausbildung der frühpädagogischen Fachkräfte zugrunde liegen, messen der Persönlichkeitsbildung einen hohen Stellenwert bei.

Bestandsaufnahme Doch wie, in welchem Umfang und mit welchen Wirkungen wird tatsächlich die Persönlichkeit

der frühpädagogischen Fachkräfte im Rahmen ihrer Ausbildung gebildet? Dieser Fragestellung widmet sich erstmals das im Jahr 2012 vorbereitete und seit März 2013 begonnene Projekt: „Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung von ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen“, das von der MAHLE-Stiftung und der Waldorf-Stiftung gefördert wird. Im ersten Projektteil wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Die Projektverantwortlichen Janne Fengler, Alexander Röhler und Stephanie Conein haben zunächst die schriftlichen Vorgaben der Ausbildungsgänge, die Bildungspläne der Länder, den 2013 in Kraft getretenen länderübergreifenden Lehrplan und die Modulhandbücher der Hochschulen intensiv analysiert. Als Ergänzung wurden 13 leitfadengestützte ExpertInneninterviews mit Ausbildungsverantwortlichen an Hochschulen und Fachschulen geführt. Im Sommer 2014 konnte der erste Projektteil abgeschlossen werden und die Ergebnisse auf mehreren Tagungen und Konferenzen einem interessierten Fachpublikum vorgestellt werden. Die Analysen der Bildungspläne der Länder bzw. des länderübergreifenden Lehrplans als Grundlage der fachschulischen Ausbildung ergaben ein recht einheitliches Bild. In allen Bundesländern wird die Persönlichkeitsbildung an prominenter Stelle berücksichtigt, findet sich zumeist schon in den Grundsätzen der Ausbildungen. Die Bildungspläne zweier Bundesländer machen sogar Angaben zur erwünschten ErzieherInnenpersönlichkeit. Dagegen wird in den Modulhandbüchern, die die Studieninhalte abbilden, die Persönlichkeitsbildung sowohl quantitativ

als auch qualitativ sehr unterschiedlich behandelt. Während ihr in manchen Studiengängen sogar ein eigenes Modul gewidmet ist oder sie in jedem Modul durchgängig eine Rolle spielt, gibt es einige Studienverläufe, die gar keinen Bezug auf diese Thematik nehmen.

Reflexion der Biografie In den Interviews mit den Ausbildungsverantwortlichen interessierten Definitionen von Persönlichkeitsbildung, Zielsetzung und Begründungszusammenhänge, die Rolle der Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung sowie die Rolle der wichtigsten Akteure. Erfragt wurden auch die Methodik, mit der Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung der frühpädagogischen Fachkräfte vermittelt wird, sowie förderliche und hinderliche Faktoren bei der Realisierung von Persönlichkeitsbildung. Bei der Auswertung der Interviews zeigte sich, dass Reflexion, insbesondere die Reflexion der eigenen Biografie sowohl als wichtiges methodisches Instrument als auch als Ziel von Persönlichkeitsbildung gesehen wird. Auch Selbsterfahrung, Supervision und kollegiale Beratung werden eingesetzt, um den angehenden frühpädago-

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Forschung

gischen Fachkräften die Bildung und Reflexion der eigenen Persönlichkeit zu vermitteln. Der als Kontext für Persönlichkeitsbildung mit Abstand am häufigsten benannte Studienbzw. Ausbildungsteil ist der praktische Teil, sei es als Praxissemester, sei es als praktische Seminarübungen oder auch als freiwillig geleistete pädagogische Arbeit. Die praktische Arbeit allein wird jedoch selten als persönlichkeitsbildend angesehen, sondern bedarf nach Meinung der befragten Ausbildungsverantwortlichen immer der Begleitung durch die oben genannten Methoden der Reflexion, Supervision und kollegialen Beratung. Betont wurde auch, wie wichtig gute Beziehungen für eine gelingende Persönlichkeitsbildung sind. Nicht nur die Dozenten sollten ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu den

Studierenden bzw. SchülerInnen besitzen, wichtig war auch die Beziehung der angehenden FrühpädagogInnen untereinander.

Eigenverantwortlichkeit Immer wieder erwähnten die Befragten auch die Faktoren Selbsttätigkeit, Teilhabe und Verantwortung, die auf Seiten der Studierenden und Auszubildenden die Persönlichkeitsbildung fördern. Daher wird in der Ausbildung darauf geachtet, dass ein selbständiger Arbeitsprozess zu Stande kommt, z. B. im Rahmen von Projekten, Lernwerkstätten, Lerntagebüchern oder der Portfolio-Methode. Die in Ausbildung befindlichen ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen sind gefordert, ihren eigenen Lernweg zu bestimmen, erhalten aber auch stellenweise Gelegenheit, sich an der Gestaltung von Seminaren und sogar an der Festlegung der Lernziele zu beteiligen. Verbunden mit dieser Möglichkeit der Teilhabe und Selbstbestimmung ist die Übernahme von Verantwortung. Viele Ausbildungsverantwortliche teilen die ­Ansicht, dass in der Regel nur die Bedingungen für eine erfolgreiche Persönlichkeitsbildung geschaffen werden können, die Auszubildenden die Umsetzung jedoch selbst in die Hand nehmen müssen. Fach- und Hochschulen werden nur als bedingt geeignet für die Realisierung von Persönlichkeitsbildung bewertet. Grund dafür sind die oftmals strikten zeitlichen Strukturen und

inhaltlichen Vorgaben, die in diesen Institutionen zu finden sind. Auch die bei den Ausbildungsstätten vorhandenen Aufgaben der Beurteilung und Selektion sehen viele der Ausbildungsverantwortlichen als kontraproduktiv an. Darüber hinaus verfügen nach Meinung der Befragten viele Ausbildungsstätten über keine geeignete Infrastruktur, um das Lernziel Persönlichkeitsbildung gänzlich zu verwirklichen.

Unterschiedliche Umsetzung So kann nach dem Ende des ersten Projektteils eine gemischte Bilanz gezogen werden: Die Relevanz der Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung der frühpädagogischen Fachkräfte ist unbestritten, doch ist die Umsetzung insbesondere innerhalb der akademischen Ausbildungsgänge qualitativ und quantitativ sehr unterschiedlich. Gespannt ist das Projektteam nun auf die Ergebnisse der zweiten Forschungsphase, die sich mit den Wirkungen von Persönlichkeitsbildung befasst.

Von: Stephanie Conein  //  Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Drittmittelprojekt „Persönlichkeitsbildung in der Ausbildung von ErzieherInnen und KindheitspädagogInnen“ Projektteam:  Prof. Dr. Janne Fengler, Dr. Alexander Röhler, Dr. Stephanie Conein


Forschung

Was ist guter EurythmieUnterricht? Forschungsprojekt „Eurythmiepädagogik heute“ macht Bestandsaufnahme

„I can dance my name“ – seit einiger Zeit gibt es T-Shirts mit diesem Aufdruck. Waldorfschüler bekennen sich damit selbstbewusst und mit einem leichten Maß an Ironie zu den Klischees, die mit dem Fach Eurythmie verbunden sind. Die von Rudolf Steiner entwickelte Bewegungskunst ist an den rund 230 Waldorfschulen in Deutschland fest im Lehrplan verankert und wird in der Regel von der ersten Klasse bis zum Abitur an zwei Stunden pro Woche unterrichtet. Die Schüler lernen dabei Musik und literarische Texte durch Bewegung mit ihrem Körper auszudrücken. Welche verschiedenen Vermittlungsstile gibt es heutzutage im Eurythmieunterricht und was macht guten Unterricht aus? Diese Fragestellung erforschen seit 2011 Eurythmielehrer aus ganz Deutschland unter Leitung von Eurythmieprofessor Stefan Hasler und Bildungsforscher Axel Föller-Mancini. Sie untersuchen mit Methoden der empirischen Praxisforschung den Eurythmieunterricht. „Dieses Projekt ist bisher einzigartig – die Eurythmiepädagogik ist bisher noch gar nicht erforscht“, betont Gisela Beck, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsvorhaben. www.eurythmieforschung.de

Praxisforschung in drei Phasen Das Projekt gliedert sich in drei Teile: In der ersten Phase erforschten erfahrene Eurythmielehrer ihren eigenen Unterricht. Jeder ist einer Fragestellung zu altersgemäßem Eurythmieunterricht nachgegangen, etwa „Wie kann im Unterricht mit Schülern der 11. Klasse selbständiges Arbeiten gefördert werden?“ oder „Wie können Jungen und Mädchen in der 7. Klasse unterschiedlich motiviert werden?“ Unterrichtstagebücher, Hospitationen und Intervisionen sowie ein regelmäßiger Austausch unter den Beteiligten dienten dabei dazu, den nötigen Abstand zur eigenen Unterrichtspraxis zu bekommen. In der zweiten Phase beobachteten die Forscher den Unterricht und führten anschließend mit den Lehrern qualitative Interviews zum Aufbau und Ablauf der Stunde. In der dritten Phase wurden die untersuchten eurythmiepädagogischen Methoden und Techniken im Unterricht angewendet und auf ihre Eignung überprüft.

Unterricht ist stark individuell „Welche Momente machen guten Unterricht aus und wie können sich Lehrer diese Momen-

te bewusst machen, um sie häufiger herbeizuführen“, das ist laut Stefan Hasler eine der Kernfragen des Projekts. Man könne jedoch darauf keine allgemeingültigen Antworten geben. Denn der Erfolg einer Stunde hänge jeweils vom Lehrer ab. „Es ist erstaunlich, wie verschieden die pädagogische Handschrift der Kollegen ist“, stellt auch Michael Werner fest. Der Eurythmielehrer aus Hamburg war für die Koordination der beteiligten Lehrer zuständig und hat selbst im Rahmen des Projekts in siebzehn Unterrichtsstunden in ganz Deutschland hospitiert. Er begeistert sich für die hochgradig individualisierten Unterrichtsstile seiner Kollegen. Das Spektrum der Unterrichtspraxis darzustellen und zu durchleuchten, sei längst an der Zeit gewesen. Zum ersten Teil der Forschung ist bereits eine Publikation unter dem Titel „Den eigenen Eurythmieunterricht erforschen“ erschienen. Phase zwei und drei laufen noch. Die Ergebnisse der Forschung sollen jedoch ausdrücklich nicht als Lehrbuch verstanden werden, sondern als Bestandsaufnahme und Anregung für Eurythmielehrer, den eigenen Unterricht zu hinterfragen.    CZ

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Alanus Werkhaus

Von Panama nach Alfter


Alanus Werkhaus

Was der Kurs für sozial-verantwortliches Finanzwesen seinen Teilnehmern bietet Eigentlich sind die Teilnehmer des aktuellen internationalen Zertifikatskurses eher ruhig und arbeiten analytisch und diszipliniert. Beim Rollenspiel aber geht es mit einem Mal hoch her und es wird deutlich, was sie innerlich bewegt und antreibt.

gen nachhaltiger und sozial-verantwortlicher Gestaltung und Veränderung ihrer beruflichen Praxis beschäftigen wollen, an. Kooperationspartner sind das Institut for Social Banking sowie die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft.

Die Frage nach dem Antrieb liegt auf der Hand: Was bewegt die Teilnehmer des Kurses „Socially Responsible Finance“ am Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus, den teilweise sehr weiten Weg aus ihren Heimatländern nach Alfter auf sich zu nehmen? Und weit ist nicht übertrieben, denn sie reisten bereits aus Panama, Chile, Dänemark, Schottland, Groß­ britannien, der Schweiz, Österreich und allen Regionen Deutschlands an.

Ziel ist, über kritische Reflexion in den Dialog zu kommen und neue Sichtweisen für das eigene Arbeitsfeld zu entwickeln. Dazu gehört ganz explizit der Dialog zwischen sogenannten „Mainstream-Banken“ und Banken, deren Arbeit bereits sozialverantwortlich ausgerichtet ist – und von dem alle Teilnehmer gleichermaßen profitieren. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern darum, gemeinsam nach gangbaren Lösungen für eine Zukunft zu suchen, in der Geld wieder dem Menschen dient und die Banken wieder dem Gemeinwohl dienlich sein können.

Die Antwort darauf ist eindeutig: Was die teilnehmenden Banker eint, ist ihr Wunsch, die Welt des Bankwesens zu verändern. Sie haben vielfältige Fragen zu einem anderen Umgang mit Geld und forschen nach Alternativen zum gegenwärtigen Wirtschaften. Dabei sind sie hochmotiviert, sich der globalen Herausforderung auf lokaler Ebene zu stellen. Im englischsprachigen Kurs suchen die Teilnehmer aus aller Welt auch bewusst nach internationaler Vernetzung und profitieren von der jeweiligen kulturellen Heterogenität der Gruppe.

Das Werkhaus betritt erstmals internationales Terrain Mit dem Zertifikatskurs für sozial-verantwortliches und wertebasiertes Finanzwesen betritt das staatlich anerkannte Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus erstmals internationales Terrain. Seit 2013 bietet es die berufsbegleitende Fortbildung für Fach- und Führungskräfte aus dem Bank-, Versicherungs- oder Stiftungswesen, die sich eingehend mit Fra-

Neben Fachbeiträgen von Wissenschaftlern und Praktikern gehören auch Diskussionen, Rollenspiele und weitere künstlerische Impulse zum Kursprogramm. Letzteres entspricht dem Ziel des Alanus Bildungswerkes, mit Kunst neue Perspektiven zu eröffnen. Eine Erfahrung, die für viele der teilnehmenden Frauen und Männer zunächst neu ist, im Verlauf des Lernprozesses aber als außergewöhnlich inspirierend erlebt wird.

Künstlerische Elemente vermitteln mehr als Theorie Im Kurs setzen die Teilnehmer des im September 2014 gestarteten Kurses ihr neu erlangtes Wissen sogleich in die Praxis um. Nachdem sie sich theoretisch mit der Rolle von Geld im Islam, Christentum, Buddhismus und in der Anthroposophie beschäftigt hatten, empfanden sie im anschließenden Rollenspiel eine

The Certificate in Socially Respon­sible Finance ... provides key tools to face challenges in sustainable finance and the opportunity to meet people interested in these matters. Bárbara Galletti Vernazzani MuÑoz  //  Centro de C­ onservación ­Cetacea, Santiago, Chile

B­ eratungssituation in einer Bank mit islamischer, christlicher und buddhistischer Prägung nach. Die Teilnehmer agierten im Gespräch ungeheuer kreativ, handelten fundiert und emphatisch – und ihre neu erarbeiteten Erkenntnisse sowie ihr Verantwortungsgefühl traten klar zutage. „Damit demonstrieren sie eindrücklich, dass künstlerische Methoden weit mehr vermitteln können als beispielsweise ein theoretischer Text“, so Antje Drenk, die als Bildungsreferentin am Alanus Werkhaus für den Kurs verantwortlich ist.

Die gemeinsame Motivation, zukünftig etwas verändern zu wollen, das gemeinschaftliche Lernen und der gegenseitige Austausch verbinden die Banker, die in den meisten Fällen auch über den Abschluss des aus zwei Modulen bestehenden Kurses hinaus in Kontakt bleiben. Das ist allen wichtig, wenn sie wieder vor Ort sind und ihre neuen Erkenntnisse dort für eine verantwortungsbewusste Veränderung im Bank- und Finanzbereich einsetzen. Dafür stehen symbolisch auch die Sonnenblumen­ samen, die jeder Teilnehmer mit auf die Heimreise nimmt.    AD / KS

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Alanus Werkhaus

Kunst inklusive! Das einzigartige Konzept des Alanus Gästehauses

„Malen ist geil“, antwortet Sven Büngener prompt auf die Frage, was ihn motiviert hat, ein Zimmer im Alanus Gästehaus künstlerisch zu gestalten. Paul Petry, der zweite Künstler im Bunde, lacht bestätigend und lehnt sich zurück an eine der schwarz-weiß bemalten Wände des ungewöhnlich-verwinkelten Gästezimmers mit der Nummer 1. Das auf dem Campus Johannishof gelegene Alanus Gästehaus verfolgt ein ebenso interessantes wie naheliegendes Konzept: Die 30 Gästezimmer des Hotels wurden individuell durch Kunststudenten sowie Dozenten der Alanus Hochschule und des Alanus Weiterbildungszentrums gestaltet und die Künstler werden prozentual am Umsatz beteiligt. So erhalten die Gäste bei ihrem Aufenthalt in den komfortablen Zimmern ein intensives Kunsterlebnis inklusive. Manche Künstler statteten die Zimmer mit Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen oder Installationen aus, andere machten das Zimmer selbst zum Kunstwerk. Paul Petry und Sven Büngener hat gerade letzteres gereizt: Das gesamte Zimmer als Ausstellungsfläche zu begreifen und mit der künstlerischen Intervention radikal in die Gestaltung des Zimmers einzugreifen.

Immer für die Kunst! Für ihre kreative Zusammenarbeit haben sie gemeinsam einige wenige Spielregeln formuliert: Die Gestaltung wird in schwarz-weiß und in der gegebenen Zeit umgesetzt, es werden nur die Wände einbezogen und der eine Künstler darf die Arbeit des anderen übermalen, wenn der Malprozess es erfordert. Ausgehend vom ersten malerischen Impuls auf der leeren, weißen Wand des Zweibettzimmers kam der Gestaltungsprozess der beiden schnell in Fluss und wurde, so Paul Petry, „immer lauter, heftiger und krass“. Ein Thema haben sie vorab nicht gewählt. Denn so unterschiedlich sie im künstlerischen Ausdruck als Bildhauer (Petry) und Maler (Büngener) sind,

so nahe sind sie sich in ihrem Kunstverständnis: Für beide ist Kunst ein ergebnisoffener Prozess und sie fassen sie als eine Tätigkeit auf. So stand das gemeinsame und intuitive Schaffen im Mittelpunkt. Für die beiden auch privat befreundeten Künstler war klar, dass sie nicht gegeneinander, sondern miteinander ­arbeiten und die Basis dafür gegenseitiges Vertrauen ist. „Immer für die Kunst!“, bei dieser Richtlinie sind sie sich einig.

Starke Reaktionen sind gut Bei der Arbeit am Zimmer ging es den beiden nicht darum, ein gefälliges Zimmer zu erschaffen oder vielleicht die Besucher zu erschrecken, sondern eine Aussage als Künstler zu setzen und ein vielschichtiges, dialogisches


Alanus Werkhaus

Werk zu schaffen, das die Besucher betrachten und auf sich wirken lassen können. Dass sich dennoch manche Gäste an der kontrastreichen Gestaltung reiben, finden sie positiv. „Starke Reaktionen sind gut“, bekräftigt Paul Petry. Im Jahr 2010 gestalteten die beiden Freunde in

einem zweitägigen Arbeitsmarathon das Zimmer und nahmen sich auch im Folgejahr einen Tag Zeit, um ihr Kunstwerk weiterzuentwickeln. An einem grauen Oktobertag sitzen sie nun in Arbeitskleidung in „ihrem“ Zimmer mit Blick ins Grüne, besprechen die dritte Werk-

phase und freuen sich auf das, was vor ihnen liegt. Auf die malerische Auseinandersetzung mit dem, was ist. Gut möglich, dass das nicht die letzte kreative Arbeitseinheit in Zimmer 1 ist, denn – hier schauen sie sich an – „Es ist immer fertig, aber nie fertig!“    KS

Das Alanus Gästehaus Das am Rande des Naturparks Kottenforst auf dem Campus Johannishof gelegene Alanus Gästehaus verfügt über 30 komfortable Gästezimmer, die Ruhe und Erholung bieten. Es ist eine besondere Übernachtungsmöglichkeit für Tagungsgäste und Kursteilnehmer des Weiterbildungszentrums sowie für private und geschäftliche Besucher des Köln-BonnerRaums. Gäste genießen den Blick über die Rheinebene und erholen sich bei Spaziergängen durch den Kottenforst. Inspirierend ist die unmittelbare Nähe zu den Ateliers der Alanus Hochschule, in denen angehende Künstler, Schauspieler und Eurythmisten studieren. Die Zimmer des Gästehauses wurden künstlerisch von Studenten und Dozenten der Alanus Hochschule und des Alanus Werkhauses gestaltet. Die Künstler werden prozentual am Umsatz beteiligt. Die Kunstwerke können teilweise auch käuflich erworben werden.

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Engagement

Wissen multiplizieren, Transfer ermöglichen Bildungssponsoring: Warum Stiftungen ­private Hochschulen fördern

Auch wenn es in Deutschland ein Spendenaufkommen von knapp fünf Milliarden Euro pro Jahr gibt, sind die Bereiche Wissenschaft und Bildung eher schwierige „Märkte“ für Schenkungsgeld. Denn Bildung wird hierzulande nach wie vor als Sache des Staates empfunden. In diesem schwierigen Umfeld müssen sich die privaten Hochschulen behaupten, die in der Regel auf Zuwendungen aus der Wirtschaft oder von Stiftungen angewiesen sind. Was letztere motiviert, sich insbesondere für Hochschulen in freier Trägerschaft zu engagieren, erläutert Professor Horst Philipp Bauer.

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Herr Professor Bauer, was fördert die Software AG – Stiftung an einer Hochschule, und warum tut sie das? Bauer: Zunächst einmal ist es so, dass wir nur Aktivitäten fördern können, die unseren Satzungszwecken entsprechen. Das sind also beispielsweise innovative Studiengänge und Forschungsfragen in den Bereichen Komple-

mentärmedizin, biologisch-dynamische Landwirtschaft oder Erziehungswissenschaft und Waldorfpädagogik. Diese inhaltlichen Anliegen sind es auch, warum wir zwei private Hochschulen besonders fördern: die Universität Witten/Herdecke und die Alanus Hochschule in Alfter. Hier finden wir die notwendigen Schnittmengen, um mitzuhelfen, eine pluralistische Bildungsvielfalt zu ermöglichen.

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Also gewissermaßen eine Ergänzung des öffentlichen Hochschulwesens? Bauer: Ja, aber es geht weit darüber hinaus. Uns ist besonders wichtig, dass die von uns geförderten Studiengänge interdisziplinär konzipiert sind. Studierende sollen dazu befähigt werden, wirklich dialogfähig und offen für Perspektivwechsel zu sein. Diesen Ansatz sehen wir in besonderer Weise an der Uni Witten/ Herdecke und an der Alanus Hochschule realisiert: Witten bildet sowohl in Schul- als auch in Komplementärmedizin aus, an der Alanus-

Hochschule werden beispielsweise Lehrer doppeltqualifiziert ausgebildet, sowohl für Gymnasien als auch für reformpädagogische Schulen mit Schwerpunkt in Waldorfpädagogik. Es gibt an beiden Hochschulen zudem eine sichtbar gelebte Interdisziplinarität.

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Finden Sie solche Ansätze vor allem an den privaten Hochschulen? Anders gefragt: wo sehen Sie Ihr stifterisches Engagement als besonders sinnvoll an? Bauer: Meiner Erfahrung nach zeichnen sich private Hochschulen grundsätzlich durch eine höhere Flexibilität und ein höheres Engagement aus, schließlich stehen sie in einem starken Wettbewerb. Gleichzeitig haben sie weniger festgeschriebene Vorgehensweisen und Inhalte und müssen durch exzellente Leistungen überzeugen. Private Hochschulen sind da­mit „experimentierfreudiger“. Sie sind zwar im Vergleich quantitativ kleinere Einheiten, dafür bilden sie oft die Hefe, die das gesamte­


Engagement

Hochschulwesen beleben kann. Das kommt vielen Stiftungen entgegen, weil sie in unserer Gesellschaft etwas bewegen wollen.

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Also legen Sie den Fokus auf die privaten Hochschulen? Bauer: Ich halte es hier mit Hegel: von zwei Alternativen wähle ich die Dritte, nämlich Engagement sowohl an staatlichen wie an privaten Hochschulen, um aus dem Dialog zwischen beiden Kulturen lernen zu können. Also, partiell fördern wir auch Forschungsprojekte oder Stiftungslehrstühle an staatlichen Hochschulen, nicht zuletzt, um den Dialog fördern zu können.

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Warum ist es für Sie als Stiftung so interessant, die Hochschulen in so starkem Maße zu fördern und nicht etwa andere Bildungseinrichtungen? Bauer: Wir fördern ja nicht nur Hochschulen, sondern sind im Bildungsbereich sehr breit aufgestellt. Dennoch hat die Hochschulförderung einen besonderen Charakter. Nehmen Sie das Beispiel Schulen: den wichtigsten Einfluss auf die Qualität haben dort die Lehrerinnen und Lehrer. Wenn wir also gute Schule und Innovationen in diesem Bereich ermöglichen wollen, dann müssen wir dorthin, wo die Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden, wo Wissen multipliziert und Transfer ermöglicht wird. Diese Vorgehensweise kann ein bedeutsamer Hebel sein, um mit begrenzten Mitteln Wirkungen zu multiplizieren.

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Wie ist das Verhältnis von Stifter zu Hochschule, wieviel Freiheit hat die Hochschule gegenüber Stiftern? Bauer: Stiftungsengagement muss immer freiwillig und im Einklang mit dem Stifterwillen sein. Die SAGST sieht sich als „Anstifterin“, die

Geld als innovativ und sozial wirkendes Kapital versteht. Das heißt, dass unser Engagement immer ein Ziel hat und dessen Erreichen über Zielvereinbarungen und Meilensteine kontrolliert wird. Gleichzeitig ist jedoch jede Hochschule der Freiheit in Forschung und Lehre verpflichtet. Geld darf daher nie Machtmittel sein.

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Welche Grenzen gibt es bei der Förderung durch Stiftungen? Bauer: Zunächst einmal müssen Hochschulen selbst innovativ sein wollen, denn Stiftungen können nicht „den Hund zum Jagen tragen“. Uns muss zudem klar sein: Stiftungsmittel können im Vergleich zu der Finanzkraft der Bundesländer oder des Bundes kaum konkurrieren, dafür können sie aber selektiv eingesetzt eine enorme Wirkung entfalten.

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Haben die privaten Hochschulen in Deutschland eine Zukunft? Bauer: Private Hochschulen haben eine Zukunft in Deutschland, das belegen auch die wachsenden Studentenzahlen. Aber die Bildungspolitik muss sich meines Erachtens dahingehend ändern, dass die Bildungspluralität, die es im Schulbereich zumindest im Ansatz gibt, auch im Hochschulbereich aufgegriffen werden kann.

nur aus Studiengebühren zu finanzieren. In der Zukunft müsste, ähnlich wie bei den staatlich anerkannten Ersatzschulen, eine öffentliche Grundfinanzierung – etwa durch Bildungsgutscheine – erfolgen.

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Da wir in der Weihnachtszeit sind: Wie sieht ihr Wunschzettel an die Hochschulen aus? Bauer: Wir wünschen uns vor allem eine transparente und vertrauensvolle Kommunikation und nachhaltige Entscheidungen, einen effizienten Mitteleinsatz und unternehmerisches Denken. In punkto Mitteleinwerbung ist nicht nur die Hochschulleitung gefordert; mit allen Professoren sollten entsprechende Zielvereinbarungen getroffen werden. Am wichtigsten ist uns, dass sich die Hochschulen nicht „verbiegen“. Sie müssen sich selbstbewusst und authentisch den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen stellen, aber einzigartige Profile müssen sichtbar sein, denn sie machen diese Hochschulen aus. So sind sie interessant – für Studierende, für Lehrende und Forschende, für Mitarbeiter und letztlich auch für Förderer. Vielen Dank für das Gespräch!

PA

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Was verhindert diese Pluralität? Bauer: Vor allem der unfaire Wettbewerb. Staatliche Hochschulen haben eine Grundfinanzierung, und die Mitarbeiter sind vielfach verbeamtet. Sie arbeiten in Teilen erfolgsunabhängig. Private Hochschulen sind hingegen Angebotshochschulen und müssen sich durch ihre „Produkte“ behaupten. Zudem ist es – mit wenigen Ausnahmen – kaum möglich, eine Hochschule in privater Trägerschaft

Horst Philipp Bauer  //  Vorstand der Software AG – Stiftung (SAGST) und Honorarprofessor an der Alanus Hochschule

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Engagement

Solarunternehmen beauftragt Bildhauereistudenten mit Bau von Skulpturen

„Wir wollten etwas, das zu uns passt“ Der Firmensitz des Euskirchener Unternehmens F&S Solar ist funktional und geradlinig. Auf perfekt gepflegter Rasenfläche steht ein Kubus aus Beton, Glas und Stahl. Bei der Fertigstellung des Neubaus im Jahr 2012 waren im Außengelände bereits Plätze für Objekte vorgesehen, die aus der klaren Architektur herausbrechen sollten. „Natürlich hätten wir auch etwas Fertiges kaufen können, aber wir wollten etwas, das zu uns passt“, erinnert sich Geschäftsführer Jörg Frühauf. „Hier muss etwas Künstlerisches hin“, waren er und seine Kollegen aus der Geschäftsführung sich einig.

Wettberwerb soll Ideen liefern Die Landschaftsarchitektin Julia Hüllbrock stellte den Kontakt zu Bildhauereiprofessor Andreas Kienlin her. Schnell war klar, dass es einen Wettbewerb geben sollte, zu dem Kienlin ausgewählte Studenten und Absolventen einlud. Vier Skulpturen zu je fünftausend Euro wollte F&S in Auftrag geben.

Jörn Friedrichs, „Grüner Aufbruch“

Im März 2013 fuhren acht Wettbewerbsteilnehmer zum ersten Mal nach Euskirchen, um das Firmengelände, die für die Skulpturen vorgesehen Plätze und die Philosophie des Unternehmens kennenzulernen. Zurück an der Hochschule begann die künstlerische Arbeit.


Engagement

Jan Moritz Stahl, „Das Innere ist das Äußere“

Frieder Falk, „eins plus eins ist drei“

Sebastian Scherl, „Dialog“

Zunächst bauten die Studenten das Firmengebäude im Maßstab 1:25 nach, um die Skulpturenmodelle im richtigen Kontext zu sehen. Anhand dieses Modells präsentierten im Oktober 2013 acht Künstler ihre Entwürfe bei F&S. Nachdem die gesamte Belegschaft des Unternehmens ihr Votum abgegeben hatte und sich die Jury ausführlich beraten hatte, stand fest: Es sollte fünf Gewinnermodelle geben.

Für die Studenten werden viele Monate harter Arbeit nun belohnt. Alle von ihnen hat die Umsetzung vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, die kreative und pragmatische Lösungen erforderten. Insbesondere bei der Materialauswahl hatten sie mit Rückschlägen zu kämpfen: Jan Moritz Stahl suchte drei Monate lang nach einer Basaltsäule in der gewünschten Höhe von über drei Metern, Frieder Falk musste eine Firma mit entsprechenden Maschinen finden, die ein dickes Band aus Flachstahl für ihn biegen konnte. Bei Jörn Friedrich zerschlug sich eine Zusammenarbeit mit der Glasfachschule, so dass er auf Plexiglas zurückgreifen musste. Sebastian Scherl musste beim Material kom-

plett umschwenken: statt aus glänzend poliertem Edelstahl ist seine Skulptur nun aus Styrodurelementen, überzogen mit Kunstharz und silbernem Lack. Auch die Umsetzung so exakt wie möglich am präsentierten Entwurf war für alle noch ungewohnt. Keine Weiterentwicklung der Skulptur mehr zuzulassen, wie sie sich normalerweise im künstlerischen Prozess ergibt, war nicht immer leicht. Einzige Ausnahme bildet die Skulptur von Karin Humberg, sie hatte sich mit dem Modell einer bereits fertigen Arbeit beworben.

Von der Idee zur Skulptur Fast ein Jahr später im September 2014 ist es endlich soweit. Die Skulpturen stehen an ihrem Bestimmungsort und werden feierlich enthüllt. Karin Humberg, „Kraftbündel“

Gewinn auf allen Seiten „Das war ein Win-Win Projekt für alle Beteiligten“ resümiert Andreas Kienlin. Denn die Studenten haben nicht nur Geld für ihre Arbeiten bekommen, sondern auch Leistungspunkte fürs Studium und vor allem die Erfahrung, am Wettbewerb teilgenommen zu haben und eine Auftragsarbeit in engem Kontakt zum Kunden ausgeführt zu haben. „Diese Praxiserfahrung aus dem Berufsalltag eines Bildhauers ist unbezahlbar“, so Kienlin. Und Jörg Frühauf ist begeistert: „Die Kunstwerke sind um Welten besser als die Modelle. Vor allem: sie passen perfekt.“    CZ

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Menschen

Michael Brater – ein Professor, der Brücken schlägt Kunst und Wissenschaft, Theorie und Praxis, berufliche und akademische Bildung: Michael Brater bringt mit seiner Arbeit die verschiedensten Gebiete zusammen. Michael Brater ist ein neugieriger Mensch. Vermutlich erklärt sich daraus der Facettenreichtum seiner Lehr- und Forschungsgebiete: Brater hat eine Professur für Bildungsforschung, Berufspädagogik und Kulturpädagogik inne. Er beschäftigt sich also sowohl mit dem Transfer von Kunst in die Gesellschaft durch die Künstler selbst als auch mit den gesellschaftlichen Strukturen von Bildung sowie mit der Ausbildung von Ausbildern. Zu diesen Themen hat der 70-jährige Weiterbildungen und Studienschwerpunkte entwickelt, eine beachtliche Anzahl an Publikationen vorgelegt und etwa 30 – meist öffentlich geförderte – Forschungsund Entwicklungsprojekte durchgeführt oder wissenschaftlich begleitet.

Wissenschaft für alle Dabei schlägt Brater Brücken über die Grenzen von Disziplinen. Etwa wenn er Kunstpraxis­ module für BWL-Studenten entwickelt oder

Freie Künstler pädagogisch ausbildet. Darüber hinaus stellt er gerne soziale Strukturen in Frage – „Warum soll man nur mit Abitur Zugang zur Hochschule haben?“ – und bricht mit Konventionen – „Warum ist wissenschaftliche Bildung auf Studienabschlüsse fixiert?“. Beispielsweise dann, wenn er für ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt ein „neugiergeleitetes“ Studiensystem entwickelt, das unabhängig von Studiengängen funktioniert und für jeden zugänglich ist. Er hat einen Masterstudiengang für Ausbilder entwickelt – eine Zielgruppe, die sich vor allem aus Nicht-Akademikern zusammensetzt. Als Soziologe hat Brater gelernt, gesellschaftliche Strukturen und Konventionen als Konstrukte wahrzunehmen. Er begnügt sich jedoch nicht damit, diese zu analysieren, sondern stellt sie vor allem dort, wo sie ihm ungerecht erscheinen, in Frage und bietet Lösungen an. „Soziale Gräben auffüllen“ nennt der Professor das, der selbst aus einer Arbeiterfamilie stammt.

Kunst für alle Ein verbindendes Element durchzieht die Arbeit von Michael Brater: Die von ihm ausgemachte Relevanz künstlerischer Praxis. Brater ist überzeugt: „Künstlerisches Handeln ist für alle gesellschaftlichen Bereiche wichtig“. Er hat das Thema umfassend erforscht und zahlreiche Konzepte umgesetzt, die künstlerische Praxis in der beruflichen und akademischen Bildung, in der Weiterbildung und im Sozialen einsetzen. Die Praxis Darstellender oder Bildender Kunst trägt danach zur Persönlichkeitsentwicklung bei, steigert das Wahrnehmungsvermögen und die Kreativität und erleichtert ein Einlassen auf unvorhersehbare Situationen. „Darüber hinaus fördert Kunstpraxis die Fähigkeit, situativ und flexibel zu handeln“, ist Brater überzeugt. Daher hat die künstlerische Tätigkeit in allen von ihm entwickelten Studienschwerpunkten, Aus- oder Weiterbildungen einen festen Platz.


Menschen

Theorie in die Praxis bringen

seiner beruflichen Tätigkeit gründete er einen Waldorfkindergarten und eine Rudolf-Steiner-

sondern auch unvoreingenommen und auf Augenhöhe begegnet. Ob Auszubildende, Senio-

Der aus seinen Projekten sprechende Gestaltungswille sowie die Verbindung von Praxis und Theorie waren schon früh in seiner beruflichen Laufbahn spürbar. Mit dem Ziel „Ausund Weiterbildung zu renovieren“, wie Brater es schmunzelnd formuliert, gründete er 1980 mit Gleichgesinnten die Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung, kurz GAB. Dafür schlug der Soziologe eine Habilitationsstelle an der Universität München aus, an der er zuvor Tisch an Tisch mit Ulrich Beck zur Berufstheorie geforscht hatte. Seine Veröffentlichungen aus dieser Zeit sind heute noch einschlägig. „Ich wollte die Theorie in die Praxis bringen, soziale Fragen praktisch angehen“, erklärt Brater seinen Weggang von der Universität. „Lernen und Sich-bilden erwachsen für mich aus dem Handeln, aus praktischer Erfahrung“ unterstreicht er. Für die GAB entwickelt Brater seitdem – nicht zuletzt auf Basis eines anthroposophischen Menschenbildes und der Waldorfpädagogik – Wege für eine persönlichkeitsbildende Berufsbildung, berät Unternehmen und erforscht berufliche Bildung. „Forschung führe ich möglichst als Modellversuch durch – das heißt etwas begründet entwickeln, praktisch ausprobieren und dann reflektieren beziehungsweise evaluieren“, erläutert der Professor die Praxis­ orientierung seiner Forschungsaktivitäten für Hochschule und GAB. Zugang zur Anthroposophie fand Brater zu Studentenzeiten. Neben

Schule mit angegliedertem Handwerkerhof, um, wie er sagt „die praktisch-berufliche Bildung aller Schüler zu gewährleisten“. Er war lange im Vorstand dieser Schule sowie in dem des Bundes der Freien Waldorfschulen aktiv.

ren, Künstler oder Ausbilder – stets gelingt es Brater, Kompetenzen und Bedürfnisse zu erfassen und diese in ein stimmiges Bildungskonzept zu übertragen. Diese Aufgeschlossenheit prägt auch seine Freizeitgestaltung. So hat er es sich zur Aufgabe gesetzt, das komplette europäische Ausland kennen zu lernen. Gründlich bereitet er sich auf Reisen vor, um möglichst viel von einem Land aufnehmen zu können. „Alles, was geht“ möchte er entdecken, wenn er sich auf seine selbst geplanten Reisen begibt. Besonders interessieren ihn Architektur und Kunst – er bringt ganze Tage in Museen zu. Gerne verbringt er darüber hinaus Zeit mit seinen drei Enkeln – und spürt die Herausforderung: „Die reagieren einfach nicht, wenn ich Ihnen Vorlesungen halte“ sagt er augenzwinkernd. Aber man hat keinen Zweifel, dass er sich seinem Gegenüber auch hier auf Augenhöhe nähert und Brücken – diesmal zwischen Generationen – schlägt.

Kunst im Dialog Durch seine Arbeit für die GAB kam der Kontakt zur Hochschule zustande – vor rund 35 Jahren. Gemeinsam führte man im Auftrag des Bildungsministeriums das Modellprojekt „Kunst im Sozialen“ durch, in dessen Rahmen künstlerische Aktivitäten in die Ausbildung sozial benachteiligter Jugendlicher integriert wurden. Seitdem ist Brater aus der Hochschulgemeinsaft nicht mehr wegzudenken. Er entwickelte das Aufbaustudium „Kunst im Sozialen“ und baute so in den 80er Jahren ein neues Berufsfeld für Künstler mit auf. Mehrere Jahre leitete Brater den Bereich „Kunst im Dialog“, den er weiterhin mit gestaltet. Eines der zentralen Anliegen der Alanus Hochschule – Kunst in die Gesellschaft zu tragen – wird darin verwirklicht.

Auf Augenhöhe Der Erfolg seiner Projekte und die Durchsetzungskraft seiner Ideen sind sicherlich nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass Michael Brater seinem Gegenüber nicht nur neugierig,

Im vergangenen Sommer feierte Michael Brater seinen siebzigsten Geburtstag. Damit hätte er allen Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Bis 2016 möchte er aber auf jeden Fall weitermachen – nicht zuletzt, um Nachfolger für seine Aufgaben zu finden und einzuarbeiten. „Und, weil es mir einfach Spaß macht“, fügt er hinzu. Das spürt man bei jedem seiner Worte.    TF

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Menschen

Engagierte Absolventen erzählen

Franziska Schmitz

Zwischen Proben und Auftritten setzt sich Franziska Schmitz gegen Schauspielarmut ein. Helen ­Brat­vogel engagiert sich neben dem Beruf für den Alumni Verein Wirtschaft. Die beiden Absolventinnen verraten, warum ihnen ihre Projekte am Herzen liegen.

Helen Bratvogel

Bei Franziska Schmitz geht es im Beruf gerade richtig los. Im Sommer schloss sie ihr Schauspielstudium ab, kurz darauf bekam sie ein festes Engagement im „Jungen Ensemble Stuttgart“, wo sie in der aktuellen Spielzeit gleich in fünf Rollen auf der Bühne steht. In der freien Theaterszene läuft es aber nicht immer so gut. Darauf aufmerksam zu machen war der Alanus-Absolventin ein Anliegen, als sie sich in ihrer Diplomarbeit der Honorierung von freien Schauspielern in Köln widmete. Zunächst habe sie den schwarzen Peter den Theaterleitern zuschieben wollen, doch schnell sei ihr klar geworden, dass das Problem politischer Natur sei. „Köln hat eine ziemlich große freie Szene, aber ziemlich wenig Geld. Die freie Theaterszene wird mit 2,4 Millionen Euro bezuschusst, das sind knapp vier Prozent dessen, was die Stadt Köln für Darstellende Künste ausgibt. Dabei bespielt die freie Szene die Hälfte des Kölner Theaterpublikums“, erklärt Schmitz.

Die Diplomarbeit abzugeben und so zu tun, als wüsste sie von nichts, kam für die 27-Jährige nicht in Frage. Kurzerhand gründete sie die „Vereinigung kulturpolitischer Schauspieler“, um sich für eine leistungsgerechte Bezahlung einzusetzen. Rund 50 Schauspieler folgten ihrem Aufruf zu einem ersten Treffen; bei der Kölner Theaternacht setzten sie mit einer politischen Aktion ein Zeichen, Gespräche mit Theatermachern, Politikern und Gewerkschaften laufen. Zwischen Proben und Aufführungen engagiert sich die Neu-Stuttgarterin nun aus der Ferne und ist zuversichtlich, dass ihre Kölner Schauspielkollegen am Ball bleiben. Während Ihres Studiums der Betriebswirtschaftslehre merkte Helen Bratvogel schnell, dass viele Studenten an der Alanus Hochschule sich gesellschaftlich besonders engagieren. „Ich fand es wichtig, dass dieses Netzwerk auch nach dem Studium bestehen bleibt“, erklärt die 25-Jährige. Als sie gefragt wurde, ob

sie den Vorsitz des Alumni Verein Wirtschaft e. V. übernehmen möchte, sagte sie sofort zu. Seit vergangenem Jahr betreut sie gemeinsam mit drei weiteren Vorsitzenden den 2011 gegründeten Verein, der rund 60 Mitglieder zählt. Gemeinsam stehen sie den Studenten und Absolventen mit Rat und Tat zu Seite und organisieren die jährlichen Alumnitreffen. Auf diesen haben sich schon einige Absolventen für spannende Projekten zusammengefunden und den Erstsmestern wertvolle Tipps für die anstehende Berufs- oder Masterbewerbung gegeben. Auch die Mitgestaltung des Fachbereichs ist Thema des Vereins. „Aktuell befassen wir uns mit der Ausgestaltung und Vergabe eines Stipendiums“, verrät Bratvogel. Die BWL-Absolventin von 2010 arbeitet mittlerweile im Aufsichts- und Meldewesen der ProCredit Bank und freut sich, ihre beruflichen Erfahrungen an die kommenden Studenten der Betriebswirtschaftslehre weiterzugeben.    SST


Der besondere Ort

Der besondere Ort: Das Raumlabor Innenraumstudien im Raumlabor

Über staunende Blicke wundert sich Benedikt Stahl schon lange nicht mehr, wenn Studenten oder Gäste das Raumlabor am Campus II zum ersten Mal betreten. Im Gegenteil ist der Professor für das Lehrgebiet Architektur und Stadtraum stolz auf die „gute Stube des Fachbereichs“. So unterscheidet sie sich in vielerlei Hinsicht von anderen Arbeitsräumen: Durch die doppelte Raumhöhe, die großen Fenster zum Innenhof und die Galerie, die auch den Blick von oben erlaubt, ist das Raumlabor nicht nur ein festlicher Ort für größere und kleinere Veranstaltungen, sondern vor allem Experimentierraum für die angehenden

Raumspezialisten. Nicht viele Hochschulen oder Universitäten besitzen solch einen besonderen Ort. Die Idee ist es, Modelle auch im menschlichen Maßstab eins zu eins am liebsten aus natürlichen Materialien umsetzen zu können. Dies eröffnet den Studenten einen experimentellen, spielerischen Zugang zu Dimensionierungs­fragen, Wirkungen und Wahrnehmungsphänomenen: „Um zum Raumerfinder zu werden, muss man sich im Raum mit Raum beschäftigen – nicht nur theoretisch“, so Stahl. Einendes Element aller Raumlabore ist zunächst einmal ein Raum, der veränderbar ist und so vielfältige Nutzungs- und Gestal-

tungsmöglichkeiten bietet. Im Raumlabor der Alanus Hochschule ist darüber hinaus einer der Schwerpunkte die Wahrnehmungsschulung im Sinne von „Raum als Erweiterung des Leibes“. Auf die Frage, welches Erlebnis Stahl ganz besonders im Gedächtnis geblieben sei, muss er nicht lange überlegen: „Das Besondere ist die Veränderung. Wenn du morgen hier rein kommst, dann sieht der Raum wahrscheinlich schon wieder anders aus.“    NK

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Kurz & Knapp

Fachtagung zu „Studieren à la carte“ Am 5. Februar 2015 werden bei der Abschlusstagung des Projektes „Studica – studieren à la carte“ neben der Vorstellung des Projektes selbst, die neugewonnenen Erfahrungen und Forschungsergebnisse präsentiert: Studica blickt auf eine einjährige Erprobungsphase zurück, die am Beispiel der zwei Schwerpunkte „Betriebliche Berufspädagogik“ und „Sozial verantwortliches Finanzwesen“ durchgeführt wird. Vor allem Personen, die im Beruf stehen und sich auch ohne reguläre Studienzugangsmöglichkeit an einer Hochschule weiterbilden möchten, werden hiermit angesprochen. Sie haben die Möglichkeit sich aus dem akademischen Lernangebot individuell die für sie ­passenden Veranstaltungen herauszusuchen. Ziel des Projektes ist es einen breiten und lebensbegleitenden Hochschulzugang zu fördern.

Komponisten­ symposium XIII mit Sven Daigger Das Fachgebiet Eurythmie hat für das am 13. März 2015 anstehende Komponistensymposium dieses Mal den deutschen Kompo­ nisten Sven Daigger beauftragt. Sein Werk entsteht speziell für das Symposium und wird durch eine Choreographie der Studenten unter Leitung von Stefan Hasler, Professor für Eurythmie, auch visuell umgesetzt. In der „aktiven Auseinandersetzung mit den Kompo­ nisten von heute“ sieht Hasler die besten Entwicklungsmöglichkeiten für sein Fachgebiet. Daigger hat nach einem Kompositions- und Musiktheoriestudium unter anderem bereits für Musiktheater und Orchester komponiert. Neben Aufführung und Konzert setzt sich das Symposium aber auch wieder stark mit dem Komponisten selbst, seiner Verortung im heutigen Musikleben und der Entstehung des Werkes sowie der Choreographie auseinander.

Alanus-Preis für ­Bildende Kunst

Alumni-Akademie geht weiter

Hannah Schneider heißt die neue Preisträgerin des Alanus Preises für Bildende Kunst, der vom Förderverein der Alanus Hochschule vergeben wird. Eine Jury aus namhaften Vertretern der Kunst- und Kulturszene zeichnete die Künstlerin mit dem 5.000 Euro dotierten Preis aus. Hannah Schneider studierte von 2002 bis 2006 an der Alanus Hochschule Bildhauerei. Sie darf sich neben dem Preisgeld auch über eine Einzelausstellung im Stadtmuseum Siegburg freuen, die im Herbst 2015 eröffnet und mit einem Katalog dokumentiert wird. Schneider überzeugte die Jury mit ihrer „allgemein zugänglichen und zugleich tiefgründigen und sinnlichen Formensprache“. Kooperationspartner und Förderer des Alanus Kunstpreises sind das Stadtmuseum Siegburg und die Stiftung der Kreissparkasse Köln.

Im Herbst 2015 findet eine weitere Akademie zum Thema „Nachhaltigkeit“ für ausländische Alumni der Alanus Hochschule und der Universität Siegen statt. Ehemalige können sich mit ihren Projektideen für den mehrtägigen Workshop „Projekte evaluieren und steuern“ bewerben. Mit Unterstützung des DAAD und Förderung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist die Akademie ein Weiterbildungsangebot, das das Ziel verfolgt, Menschen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zusammenzubringen und für eine gemeinsame Projektarbeit zu vernetzen. 2014 fand die Alumni-Akademie mit dem Thema „Wege zur Nachhaltigkeit“ statt. Mehr Informationen unter: alumnibuero@alanus.edu

Initiativen mit Gestaltungswille gesucht Ab 2015 haben Vereine, zivilgesellschaftliche Initiativen und Gruppen, die im ländlichen Raum sowie in Klein- und Mittelstädten Baukulturprojekte voranbringen wollen, die Möglichkeit, sich durch die Arbeitsgemeinschaft „Baukultur konkret“ professionell begleiten zu lassen. Das gleichnamige Forschungsprojekt wird durchgeführt von Florian Kluge und Swen Geiss, Professoren des Fachbereichs Architektur, in Kooperation mit LandLuft (Verein zur Förderung von Baukultur in ländlichen Räumen, Moosburg) und dem Büro für Urbane Projekte aus Leipzig. Im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung begleitet die Arge die Akteure vor Ort in ihren baukulturellen Vorhaben und unterstützt diese durch Aktionen sowie Workshops oder andere Formate. Informationen zum Bewerbungsverfahren sind auf www.baukulturinitiative.de zu finden.

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Kurz & Knapp

Publikation: „Kunsttherapie und inter­kulturelle Verständigung“ Für den jüngst erschienenen Tagungsband haben die Kunsttherapieprofessoren Harald Gruber und Hildrun Rolff Beiträge ausgewählt, die sich – aus unterschiedlichen Perspekti­ven – mit Ansätzen und Fragestellungen kulturübergreifend arbeitender Kunsttherapeuten beschäftigen. An ausgewählten Beispielen werden Arbeitsfelder der Kunsttherapie vorgestellt. Theoretische Beiträge beleuchten die Besonderheit der therapeutischen Arbeit im interkulturellen Raum aus einem übergeordneten Blickwinkel. Erschienen ist der Band im EB-Verlag.

Im Blick: Tage der offenen Tür

BWL-Studenten bleiben in der Regelstudienzeit

Master-Studiengang qualifiziert zum Kunstlehrer

Im dreijährigen Intensivstudiengang BWL der Alanus Hochschule können die Studenten mehr Leistungspunkte erreichen als dies in einem durchschnittlichen Bachelor-Studium möglich ist. Das bedeutet eine große Herausforderung für die Studenten, ermöglicht aber auch ein schnelleres anschließendes Masterstudium. Dass die intensive Ausbildung machbar ist, zeigt das CHE Hochschulranking 2014. In der Kategorie „Absolventen in der Regelstudienzeit“ erreicht das BWL-Studium der Alanus Hochschule Spitzenwerte. Das CHE Hochschulranking ist das umfassendste und detaillierteste Ranking deutscher Universitäten und Fachhochschulen. Neben Fakten zu Studium, Lehre und Ausstattung berücksichtigt es Urteile von den Studenten über die Studienbedingungen an ihrer Hochschule.

Seit diesem Semester ist ein Studiengang mehr im Angebot der Alanus Hochschule: Wer sich für das Masterstudium „Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen im Doppelfach Kunst“ entscheidet, setzt sich für die Dauer von insgesamt vier Semestern nicht nur mit den verschiedenen Konzepten der Erziehungswissenschaft und der Fachdidaktik mit den Ansätzen der Waldorfpädagogik auseinander, sondern absolviert auch ein Praxissemester an einer Schule. Die Studenten qualifizieren sich mit diesem Master of Education sowohl für den Eintritt in die zweite Phase der Lehrerbildung an staatlichen Schulen (Referendariat/Vorbereitungsdienst) als auch für das Lehramt an Waldorfschulen. Dies ist möglich, da die Alanus Hochschule die einzige nichtstaatliche Hochschule in Deutschland ist, die ein staatlich anerkanntes Lehramtsstudium anbieten darf.

Deutschlandstipen­dium 2014 / 2015

Vom 20. bis 22. März 2015 öffnen die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus wieder ihre Türen. Die Studenten präsentieren ihre Arbeiten, Dozenten geben Einblicke in die Studiengänge und auf dem Markt der Möglichkeiten kann man sich ausführlich über das Weiterbildungsprogramm des Werkhauses informieren. Aufführungen der Schauspiel- und Eurythmiestudenten sowie Rundgänge durch die Ausstellungen der Bildenden Künstler zeigen den Besuchern das künstlerische Spektrum der Hochschule. Mit Workshops, Kurzvorlesungen und Informationsgesprächen präsentieren sich die wissenschaftlichen Fachrichtungen. Das ausführliche Programm steht ab März unter www.alanus.edu zum Download bereit.

Feierliche Vergabe der Deutschlandstipendien

Auch im Jahr 2014 konnte die Alanus Hochschule wieder Deutschlandstipendien vergeben und hat mit 18 Stipendien das ihr zustehende Kontingent vollständig ausgeschöpft. Damit ist sie eine von vier Kunsthochschulen in NRW, welche die Höchstzahl an Deutschlandstipendien vergeben konnte. Zu den Partnern und Förderern gehören unter anderem dennree, Germania­ Gebäudedienste, Gemeinnützige Voelkl-Stiftung, Wala Heilmittel, PICOS Grafik, Neuguss Verwaltungs­gesellschaft, die Elektrizitätswerke Schönau sowie die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungs-GmbH der Gemeinde Alfter, der Förderverein der Alanus Hochschule und der Bund der Freien Waldorfschulen.

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Termine www.alanus.edu/veranstaltungen www.alanus.edu/weiterbildung

TERMINVORSCHAU 15. Januar 2015

Unser Euro, unser Geld – eine Entdeckungsreise g Kinderuni im Rhein-Sieg-Kreis, ­ Campus II

20. Januar

14. März

Studieninfotag Mannheim g Informationen zu Bachelorstudiengängen, Standort Mannheim

19. März

24. und 25. April

Sinnliche Wahrnehmung als Grundlage ­kreativer Prozesse g Interdisziplinäres ­Symposium, Campus I

15. Bonner Hochschulmesse g Messestand der Alanus Hochschule, Beethovenhalle Bonn

Auf Fantasiespuren ... ein Märchen – wie tanzt man das? g Kinderuni im RheinSieg-Kreis, Campus I

2. Mai

23. Januar

20. März

8. und 9. Mai

Der Übergang aus der Schule in den Beruf – Initiierung von Selbst- und Fremdverstehensprozessen bei Jugendlichen g Vortrag von Prof. Dr. Michaela Köttig im ­Rahmen der Reihe „Pädagogik – Biographie – Forschung“, Campus II

7. Februar

Zur Bedeutung ethnographischer und ­erzählanalytischer Arbeitsweisen für die Selbstreflexion und -kritik professionellen Handelns in der Pädagogik g Vortrag von Gerhard Riemann, Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, ­ Campus II

Studieninfotag Mannheim g Informationen zu Bachelorstudiengängen, Standort Mannheim

Symposium für Eurythmie in Sozialen Arbeitsfeldern VII – Im Mittelpunkt der teilhabende Mensch g Symposium, Campus I

17. Mai

Regieprojekte g Aufführung von Eurythmie­ studenten, Campus I

Studieninfotag Mannheim g Informationen zu den Bachelorstudiengängen „Waldorf­pädagogik“ und „Social Care/Heilpädagogik“ sowie dem ­Masterstudiengang „Waldorfpädagogik“, Standort Mannheim

Tage der offenen Tür g Unser größtes Event: Ausstellungen, Rundgänge, Aufführungen, ­Vorträge, Workshops, Campus I und II

SpurWerk – WerkSpur: Wir begeben uns auf künstlerische Spurensuche g Kinder­uni im Rhein-Sieg-Kreis, Campus II

13. Februar

20. bis 22. März

25. Juni

13. Februar

25. bis 27. März

Rudolf sucht Steiner g Jobmesse für den ­Waldorflehrer, Standort Mannheim

Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir. Ein Streifzug durch das Gebiet der pädagogischen Praxisforschung g Vortrag von Prof. Dr. Axel Föller-Mancini, Campus II

20. bis 22. März

Markt der Möglichkeiten g Alanus Weiter­ bildung stellt sich vor, Alanus Werkhaus

21. Mai

Studieninfo-Nacht g Informationen über alle ­Bachelor- und Masterstudiengänge ab 17 Uhr: Workshops, Ausstellungen, Vorträge und Studienberatung, Campus I und II

Ausstellung von Abschlussarbeiten g Absolventen des Bachelorstudiengangs Kunst-­ Pädagogik-Therapie präsentieren ihre Arbeiten, Fabrik 45 Bonn

Bachelorabschluss Eurythmie g Aufführungen, Campus I

13. März

17. April

3. bis 5. Juli

Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus Campus I: Johannishof — 53347 Alfter

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Campus I: Johannishof — Campus II: Villestraße 3 — 53347 Alfter

Komponistensymposium XIII g Konzert und ­Eurythmieaufführung mit dem deutschen Komponisten Sven Daigger, Campus I

Sozialwissenschaftliche Bild-Hermeneutik – Über Möglichkeiten zur Rekonstruktion und Konstruktion der 'bildhaften ­Momente' im Leben g Vortag von Klaus Kraimer, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Campus II

19. und 20. Juni

Mensch und Bild. Kunsttherapie in existen­ tiellen Lebenssituationen g Fachtagung, LVR-LandesMuseum, Bonn


IMPRESSUM wickelt im Projekt „Bindungsräume“, 2014, Luisa Tegtmeyer (S. 4 re., 18 – 19) — Blickwechsel, Ausstellung Bildhauerei „Aktepoche“, 2014, Klasse Ulrich Schnackenberg (S. 6 – 8) — „Fäden des Seins“, 2014, Annabelle Benn (S. 9 u.) — „Ich hatte einen Traum“, 2014, Prof. Benedikt Stahl (S. 10) — „Bunium bulbocastanum“, Sabrina Azizi (S. 11) — „o.T.“, 2014, Janine Busalski (S. 12), „Zahn“ 2014, Janine Busalski (S. 12) — „Rückschau“, 2014, Kristin Herrmann (S. 13) — „Schattenmaske", 2014, Julia Sommer (S. 14) — „o.T.“, 2013, Christiane Wien (S. 16 o.) — Partizipatorische Aktion zum Thema „FREIRAUM“, 2014, Klasse Prof. Dr. Ulrika Eller-Rüter (S. 16 u.) — „Leinen los", 2012, Ute Röbbecke-Müller (S. 17) — „Spätsommer“, 2014, Prof. Beatrice Cron, Elena Fiebelkorn (S. 20 o.) — „Frühling“ (Detail), 2014, Theresa Herzog, Luisa Koch, Anna Neumann, Luisa Tegtmeyer (S. 20 u.) — „NetzWerk”, 2014, Prof. Dr. Florian Kluge, Prof. Willem-Jan Beeren (S. 22 – 23) — „Teekanne", 2013, K atharina Reschke (S. 24) — „I am ­Sculpture“, 2014, Maximilian Engel (S. 25) — „Zimmer Nr.1”, fortlaufend, Sven Bungener, Paul Jonas Petry (S. 34 – 35) — „Grüner Aufbruch“, 2014, Jörn Friedrichs (S. 38) — „Das Innere ist das Äußere“, 2014, Jan Moritz Stahl (S. 39 o.li.) — „eins plus eins ist drei“, 2014, Frieder Falk, (S. 39 o.mi.) — „Dialog“, 2014, Sebastian Scherl (S. 39 o.re.) — „Kraftbündel“, 2014, Karin Humberg (S. 39 u.) — „8 rooms: 4 airs“, Ausstellungsansicht, das weisse haus, Wien, 2014, Hannah Schneider (S. 44 li.) — „International Gold“, Beispielhaft.com, 2014 (S. 45 li.)

Herausgeber Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Anschrift Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 — info@alanus.edu www.alanus.edu Träger Alanus Hochschule gemeinnützige GmbH Geschäftsführung Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Dirk Vianden Idee und Konzept Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel, steinrücke+ich Redaktionsleitung Elisabeth Höhnen, Dr. Julia Wedel Redaktion Tatjana Fuchs (TF), Nina Kep (NK), Karin Scherer (KS), Sandra Stempel (SST), Dr. Julia Wedel (JWD), Claudia Zanker (CZ) Weitere Autoren dieser Ausgabe Peter Augustin (PA), Dr. Stephanie Conein, Prof. Dr. Marcelo da Veiga, Antje Drenk (AD), Prof. Dr. Florian Kluge, Prof. Dr. Sascha Liebermann, Prof. Dr. Andreas Lischewksi, Prof. Benedikt Stahl Lektorat Barbara Milde-Schulz

Fotos und Abbildungen Alanus Hochschule (S. 4, 18, 19, 36, 38, 39, 41) — Alumni Verbund Universität Siegen (S. 44 re.) — Claudius Bäuml

Werknachweise „art.tube“, 2014, Prof. Andrea Sunder-Plassmann, Uwe Hugendick (Titelseite, S. 4 li.) — Buch und Stoffbär „Buddy“, ent-

(S. 23 2. Reihe von o.) — Prof. Willem-Jan Beeren (S. 22, 23 außer 2. Reihe von o.) — Nola Bunke (S. 3, 9 o., 15 l., 16 o., 30 u.) — Lena Engel (S. 25) — Charlotte Fischer (S. 27, 28, 29, 30 o., 31) — Christine Günther (S. 45 re.) — Doreen Kühr (S. 17) — Volker Lannert (Titelseite, S. 4 li.) — Mara Müllenbach (S. 42 li.) — Prof. Diemut Schilling (S. 20) — Hannah Schneider (S. 44 li.) — Britta Schüßling (S. 5, 6 – 7, 8, 9 u., 11, 12, 13, 14, 16 u., 32 – 35, 45 l.) — Software AG Stiftung (S. 37) — Prof. Benedikt Stahl (S. 43), Simon Halfmeyer (S. 24) Anzeigen bettina.vogel@alanus.edu Erscheinungsweise 2-mal jährlich Druck und Auflage Media Cologne GmbH, Hürth — 5.000 Exemplare In diesem Magazin wird aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachform verzichtet. Sämtliche Bezeichnungen von Personengruppen gelten gleichgestellt sowohl für die männliche als auch für die weibliche Form. Für den Inhalt der einzelnen Artikel sind die jeweils benannten Autoren verantwortlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung der Alanus Hochschule. Alfter, Januar 2015

Alanus Winter 2014

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venöl und Rosenblütensalze rhythmisiert. Mit diesen „balsamischen Zusätzen“ werden Sonett-Produkte „geimpft“. Damit wird allen Wasch- und Reinigungsmitteln ein Leben fördernder lemniskatischer Bewegungsimpuls hinzugefügt. Sonett – so gut.

so sonett nett stop-climate-change.de


UNIVERSALIS Das Alanus Magazin

Print

Id-Nr. 1326799 www.bvdm-online.de

kompensiert

Dieses Magazin wurde klimaneutral auf FSC®-Papier gedruckt. Das Papier stammt aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern und aus kontrollierten H­ erkünften. Es ist ­recycelbar.

Alanus [aːlaːnʊs]: Die Alanus Hochschule und das Alanus Werkhaus beziehen sich in ihrem Namen auf den Universalgelehrten Alanus ab Insulis (ca. 1120 bis 1202), der den Beinamen „doctor universalis“ trug. Er lehrte die Sieben Freien Künste in Paris und Montpellier. Alanus ab Insulis vertrat die Vorstellung, dass Studieren die Bildung des Menschen zum Menschen durch Interdisziplinarität bedeutet und über ein reines Fachstudium hinaus geht. Angelehnt an Alanus ab Insulis ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Alanus Hochschule und des Werkhauses die Gemeinschaft und Begegnung von Kunst und Wissenschaft.

Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft

Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus

Villestraße 3 — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-0 — info@alanus.edu www.alanus.edu

Johannishof — 53347 Alfter Tel. 0 22 22 . 93 21-17 13 — werkhaus@alanus.edu www.alanus.edu/werkhaus


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