Der Monat | November 2009

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fürstentum: Fürst Hans-Adam II. Amtsantritt vor 20 Jahren

kultur: Chinesische Kunst: Spiegel der Wahrheit

management: Die Systematik bei Problemlösungen


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I n h a lt | E d i t o r i a l

Es mangelt an der Solidarität 3

Mit einer Reihe von Beiträgen hat Peter Rutz, dem Sport und vor allem dem Radsport eng verbunden, auf die Situation im liechtensteinischen Sportwesen aufmerksam gemacht. Nicht Mehr Solidarität wäre nicht schlecht, überall stiessen seine Ideen auf wenn es um das Gemeineigentum geht spontane Gegenliebe, aber eines konnten auch die Skeptiker nicht von der Hand weisen: Es gibt gewisse «Baustellen» im Sportbereich, denen man sich widmen sollte. Peter Rutz hat nicht kritisiert, sondern Vorschläge unterbreitet, wofür wir ihm an dieser Stelle danken. Sein letzter Pa n o r a m a 4 Vorschlag am Schluss der Sport littering Serie lautet: Mehr Solidarität. Littering und Vandalismus als Normalfall? 6 Mehr Solidarität wäre ebenfalls nicht schlecht, wenn es um das K o p f d e s M o n at s Ivan Schurte: Coach der Lehrbetriebe 8 Gemeineigentum geht. Achtlos werden Flaschen weggeworfen, F ü r s t e n t u m in Spucknähe neben Abfallkü Fürst Hans Adam II. beln liegt Müll herum, in weitem Amtsantritt vor 20 Jahren 10 Günther Meier Umkreis gleichen Events einer kunstdenkmäler Chefredaktor «Der Monat» Abfall-Schlacht-Veranstaltung, Haus der Einwanderer: Altes Walsermuseum 12 das Demolieren von Postauto wirtschaft Haltestellen gehört zu den Freizeitaktivitäten! Hier Feine Aromen für den Kaffee-Genuss 14 fehlt es an Solidarität mit der Gemeinschaft, die brauchtum aber für die Schäden und die Reinigung aufkom Hubertusfeier: Jäger als Heger und Pfleger 16 men muss. Siehe Titelthema. management

Die Systematik bei Problemlösungen

sport

Mehr Solidarität zwischen Verbänden und Vereinen

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Z E I TGESCHEHEN

23. November 1984: Decke im Regierungszimmer stürzt ein

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Impressum: 4. Jahrgang, Nr. 44, November 2009, 18 000 Exemplare Herausgeber: Alpenland Verlag AG, Feld­kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.li Redaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, Fax +423 380 09 31, redaktion@dermonat.li Anzeigen: Tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, annoncen@dermonat.li Gestaltung: Barbara Schmed, Gutenberg AG Satz und Druck: Gutenberg AG, FL-9494 Schaan papier: PlanoJet, 100 g/m², FSC-zertifiziert ONLINE: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.li Titelbild: Der Herbst überrascht uns wieder mit seiner Farbenpracht. (Foto: Marco Nescher)

A u t o

Gegenläufige Kräfte in Harmonie: Der neue Subaru Legacy AWD mit mehr Leistung

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Chinesische Kunst: Spiegel für Wahrheit

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Mobilfunk-Expertise ohne konkrete Tests Über den Mobilfunk gibt es im Dezember eine Volksabstimmung. Erhält die Gesetzesinitiative der Wirtschaftsverbände eine Mehrheit, so gilt künftig der Vorsorgegrenzwert der Schweiz mit 6 V/m. Wird die Initiative abgelehnt, so müssen die technischen Mobilfunk-Anlagen bis 2013 um das Zehnfache auf 0,6 V/m zurückgefahren werden. Der Landtag hatte der Regierung im Mai den Auftrag erteilt, Abklärungen vornehmen zu lassen, ob ein zentrales Mobilnetz betrieben und ob Anordnungen für entsprechende Tests möglich seien. Die Abklärungen der Regierung haben wenig Neuigkeiten ergeben, nachdem die Mobilfunkanbieter die bestehenden Netze für Tests nicht zur Verfügung stellten. Der Regierungsbericht stützt sich mangels Testergebnisse auf Expertisen. Diese kommen zum Schluss, dass ein Grenzwert von 0,6 V/m grundsätzlich technisch realisierbar sei, aber nur für Sprachdienste. Für Breitbanddienste, die für Datenübertragungen notwendig und in Zukunft sehr gefragt sein werden, gibt es wesentliche Vorbehalte. Foto: Marco Nescher

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Aktuelle Wirtschaftslage Die Finanz- und Wirtschaftskrise scheint die Wirtschaft Liechtensteins eingeholt zu haben. Das Amt für Statistik hat die Eckdaten der Wirtschaftsentwicklung für das erste Halbjahr 2009 veröffentlicht. ■  Stark rückläufige Umsätze: Die Umsätze der 20 grössten Unternehmen sind im 1. Halbjahr 2009 um 25% eingebrochen. Im Industriesektor macht der Umsatzverlust gar 31% aus. ■  Einbruch der Warenexporte: Die direkten Warenexporte (ohne die Ausfuhren in die Schweiz) liegen um 31,8% unter dem Stand vor einem Jahr. Eine Erholung ist noch nicht erkennbar. ■  Anstieg der Kundenvermögen: Das betreute Kundenvermögen der drei grössten Banken erhöhte sich im 1. Halbjahr 2009 aufgrund der positiven Börsenentwicklung um 4,6% gegenüber Ende 2008. ■  Netto-Neugeld-Abfluss: Im 1. Halbjahr 2009 mussten die drei Banken einen Netto-Neugeld-Abfluss von 3 Mrd. CHF hinnehmen.

Foto: Presse- und Informationsamt

Pa n o r a m a

Regierung bildet Gewerbe-Task Force Die Finanz- und Wirtschaftskrise trifft im liechtensteinischen Gewerbe vor allem Zuliefererbetriebe für internationale Konzerne. Die Lage der Gewerblichen Industrie hat sich in den letzten Monaten verschärft, so dass teilweise Rückgänge bis zu 65% registriert wurden. Wirtschaftsminister Martin Meyer setzte deshalb eine «Task Force Gewerbe» ein, um Betriebe zu entlasten, Arbeitsplätze zu sichern und Lehrstellen zu erhalten. Zu den Massnahmen gehören Vereinfachungen bei der Verlängerung der Kurzarbeit sowie bei der Rapportierung von Ausfallstunden. Ferner wird die Beratung der Firmen bei der grenzüberschreitenden Tätigkeit ausgebaut. Über eine Verlängerung der KurzarbeitDauer wird noch diskutiert: Möglich ist eine Verlängerung von 18 auf 24 Monate.

Fondsplatz 2011: Projekt der Regierung Der Fondsplatz Liechtenstein bietet neue, grosse Chancen für den Aufbau nachhaltiger Geschäftsfelder. Überzeugt von dieser Vorstellung, hat Regierungschef Klaus Tschütscher einen Auftrag für das Projekt «Fondsplatz Liechtenstein 2011» erteilt. «Investmentunternehmen stellen innerhalb der Finanzindustrie einen wichtigen Teilbereich dar und haben sich sowohl international als auch national zu einem effizienten und volkswirtschaftlich sinnvollen Anlageinstrument entwickelt», erklärte der Regierungschef. Mit dem Projekt sollen den liechtensteinischen Marktteilnehmern optimale Chancen gesichert werden. november 2009


Unter dem Titel «LeseZeichenLiechtenstein» war unser Land an der Frankfurter Buchmesse 2009 vertreten. Erstmals war Liechtenstein an der weltweit grössten Buchmesse zu Gast im Jahre 1990, aber erst ab 2000 kam es zu regelmässigen Teilnahmen. Präsentiert wurden dieses Jahr 80 Bücher, Videos, DVDs und Cds, die in 50 verschiedenen in- und ausländischen Verlagshäusern, Eigenverlagen oder Gemeinden erschienen sind. Das Sonderthema der Buchpräsentation lautete «Wirtschaftsgeschichte Liechtenstein – vom Agrarland zur Wirtschaftsregion». Mit Publikationen, Bildern und Texten wurde dem Publikum ein Einblick in die Wirtschaft des Kleinstaates Liechtenstein gegeben.

Harti Weirather Entrepreneur in Monte Carlo Skiweltmeister Harti Weirather ist zum ersten «Entrepreneur of the Year» aus Liechtenstein gewählt worden. Der Preisträger kann als Landessieger an der Weltausscheidung für den besten «Unternehmer des Jahres» in Monte Carlo teilnehmen und dort Liechtensteins Farben vertreten. Was es heute braucht für einen erfolgreichen Unternehmer, erklärte Wirtschaftsminister Martin Meyer bei der Preisverleihung: Übernahme von Verantwortung, Mut zum kalkulierten Risiko, Freude an Kreativität und Innovation. Diese Eigenschaften bringen wohl andere «Entrepreneur of the Year» auch nach Monte Carlo mit. Aber Liechtenstein hat einen Trumpf mehr in der Hand – es schickt einen Weltmeister dorthin.

Liechtensteins Atelier in Deutschlands Hauptstadt

Foto: Stabsstelle Kulturfragen

Mitten im Szeneviertel Berlin-Friedrichshain gibt es ein Wohnatelier, das liechtensteinischen Künstlern zur Verfügung steht. Derzeit arbeitet Anna Hilti aus Schaan in diesem Atelier. Aufgrund eines Stipendiums kann sich die Künstlerin hier sechs Monate ihrer Kunst widmen. Das Wohnatelier befindet sich in einem früheren Fabrikgebäude, in dem auch schweizerische Städte eingemietet sind. Seit 2006, als Liechtenstein in «La Fabrik» ebenfalls einzog, haben 11 Künstler aus unserem Land hier gearbeitet.

Foto: Presse- und Informationsamt

Mit 80 Büchern an der Frankfurter Buchmesse

Liechtenstein-Vorsitz vor dem EFTA-Jubiläum Liechtenstein erhielt für die zweite Hälfte 2009 den Vorsitz bei der EFTA, der Europäischen Freihandelsassoziation, in Genf. Neben den ordentlichen Geschäften laufen in dieser Zeit auch die Vorbereitungen für das Jubiläum «50 Jahre EFTA». Die EFTA wurde vor fünfzig Jahren gegründet, die sogenannte Stockholmer Konvention wurde am 4. Januar 1960 unterzeichnet und trat am 3. Mai 1960 in Kraft. Zu den Gründungsmitgliedern der EFTA gehörten Dänemark, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Ein Jahr später folgte Finnland als assoziiertes Mitglied, die 1986 in eine Vollmitgliedschaft umgewandelt wurde. Island kam 1970 dazu. Liechtenstein erhielt bei der Gründung einen Sonderstatus. Aufgrund der Zollunion mit der Schweiz wurde Liechtenstein durch ein besonderes Protokoll in die EFTA einbezogen. Erst 1991 wurde Liechtenstein vor dem Hintergrund der EWR-Verhandlungen zum Vollmitglied der EFTA. Dieser Schritt war notwendig, damit Liechtenstein in den EWR-Verhandlungen seine über den Zollvertrag hinausgehenden Interessen, wie beispielsweise der Freizügigkeit im Personenverkehr, selbst wahrnehmen konnte. Nach dem Übertritt verschiedener EFTAGründungsmitglieder in die EU umfasst die EFTA heute die vier Staaten Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein. Diese Länder, ohne die Schweiz, bilden gleichzeitig auch den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Im Jahre 2002 wurde die Stockholmer Konvention durch die Vaduzer Konvention abgelöst. Die EFTA hat inzwischen weltweit mit 17 Ländern Freihandelsabkommen abgeschlossen.


L I TTER I NG

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Littering und Vandalismus Abenteuerspielplatz als Normalfall? rund um den Walensee

7 Von Günther Meier

Achtlos weggeworfener Abfall liegt überall herum, oft wenige Meter neben den häufigen Abfallkübeln. Zudem vergeht keine Woche, ohne dass die Polizei einige Meldungen über mutwillige Sachbeschädigungen veröffentlicht. Wohin treibt unsere Gesellschaft?

«Eine unbekannte Täterschaft beschädigte in Eschen einen Zaun und bemalte ihn mit rechtsradikalen Symbolen. Mit Gewalt wurde der Holzzaun auf einer Länge von über 20 Metern beschädigt und mit einem Hakenkreuz versehen. Weitere Symbole wurden an einer Holztüre des in der Nähe liegenden Jugendtreffs angebracht.» So lautet eine Polizeimeldung vom Warum schmeissen die 20. Oktober 2009. Zwei Jugendliche beschädigten kürzlich mehLeute Dosen und Becher, rere Scheiben in Triesen. Auf ihFlaschen und Tüten einfach rer Zerstörungstour warfen die beiden 16-Jährigen auf zwei Bauauf den Boden, obwohl stellen Steine gegen Baucontaiganz in der Nähe nerfenster. Auf einer dritten Baustelle wurde eine weitere Sachbeein Abfallkübel steht? schädigung an einem Bagger festgestellt. Es entstand insgesamt ein Sachschaden von mehreren tausend Franken. Nicht immer sind die Täter bekannt, so dass die Polizei meist gleichzeitig Aufrufe über allfällige Wahrnehmungen der Bevölkerung erlässt. Besonders gefährdet sind öffentliche Einrichtungen am Wochenende, wie aus einer Polizeimeldung vom September 2009 hervorgeht: «In Schaan wurde in

Littering Der Begriff Littering stammt aus dem Englischen und bezeichnet das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall. Angefangen von Zigarettenstummeln bis zu Fastfood-Verpackungen. Aber auch Flaschen und Getränkedosen werden oft nicht in die Abfallbehälter geworfen. Littering verursacht hohe Kosten für die Allgemeinheit.

die Primarschule eingebrochen, während in einem Museum in Vaduz eine Scheibe durch einen Stein eingeschlagen wurde. In Triesenberg musste eine Sprayerei an einer Garagenfassade, vermutlich verübt durch dieselbe Täterschaft wie bereits in der vergangenen Woche, festgestellt werden. Bei der Bushaltestelle Garnetschhof in Triesen wurden vier Fensterscheiben des Wartehäuschens mittels einer Holzlatte eingeschlagen. Und schliesslich brach eine Täterschaft in Balzers in einen Bürocontainer einer Deponie ein. Es entstand insgesamt ein Sachschaden von mehreren tausend Franken.»

Sachbeschädigungen – Mut- proben oder Aggressionen?

Offenbar reizen öffentliche Einrichtungen wie Bushaltestellen zu bestimmten Zeiten bestimmte Charaktere von Menschen, ihre zerstörerische Hand anzulegen. Das Eigentum der Allgemeinheit scheint ein willkommenes Ziel für Aggressionen oder Zerstörungswut, vielleicht auch nur Gedankenlosigkeit oder Mutproben zu sein. Diesem Phänomen wird von Experten nachgespürt wie dem Littering. Wollte man das Abfallproblem verniedlichen, als man einen aus dem Englischen stammenden Begriff wählte, um auf das gedankenlose oder auch bewusste Liegenlassen von Abfall hinzuweisen? Littering tönt ganz harmlos, sieht nach einer Veranstaltung mit vielen (jungen) Leuten aber scheusslich aus. Berge von Bierdosen und Flaschen, Berge von Überresten öffentlicher Picknicks liegen herum, die dann von Räumtrupps beseitigt werden müssen. Littering tritt jedoch nicht nur bei Massenveranstaltungen auf, sondern kann täglich beobachtet werden – oft sogar türmt sich in unmittelbarer Nähe von Abfallkübeln das zu entsorgende Rest-


Foto: Marco Nescher

über Vandalismus enthält den Die Reparaturen und die Entsorgung der Abfälle gehen meistens Vermerk, dass die Schäden einige auf Kosten der Allgemeinheit. hundert oder sogar einige tausend Franken ausmachen würden. Rechnet man diese Angaben mit der Zahl der gemeldeten Sachbeschädigungen hoch, so kommt man auf eine hübsche Summe: 2006 beispielsweise erhielt die Polizei 231 Anzeigen wegen Sachbeschädigungen, 2007 waren es 189, 2008 stieg die Zahl auf 204 an. Interessant ist, dass fast drei Viertel der Sachbeschädigungen in den vier Gemeinden Schaan, Vaduz, Eschen und Balzers registriert wurden. Littering – eine Erziehungs frage? Bleibt noch die Frage nach den Ursachen, warum Sachbeschädigungen und Littering in den letzten Jahren stark zugenommen haben. Woher kommen die Aggressionen, etwas mut Hohe Kosten für die willig zu zerstören? Warum schmeissen die Leute Allgemeinheit die Dosen und Becher, Flaschen und Tüten einfach Egal ob Sachbeschädigungen auf den Boden, obwohl ganz in der Nähe ein Abfalloder achtlos entsorgter Abfall – letztlich fallen die kübel steht? Bei den Sachbeschädigungen sind die Kosten für die Beseitigung der Schäden und die Probleme wahrscheinlich vielschichtig, beim Wegfachgerechte Entsorgung des Mülls für die Allge- werfen von Abfall sehen Experten vor allem die feh| meinheit an. Die Mehrzahl der Polizeimeldungen lende Erziehung, vor allem im Elternhaus.

gut, oft liegen die Überreste weit verstreut entlang von Strassen oder Wegen. McDonalds in Triesen schickt jeden Morgen eine Angestellte in weitem Umkreis auf die Suche nach Verpackungsmaterial und Tüten, nach Bechern und Servietten, die in den unübersehbar aufgestellten Abfallkübeln entsorgt werden könnten. Verpackungen von Take-awayProdukten werden besonders gerne weggeschmissen anstatt sie ordentlich zu entsorgen. Eine Studie in 16 schweizerischen Städten und grösseren Ortschaften hat ergeben, dass über die Hälfte des «gelitterten» Abfalls von der «fliegenden Verpflegung» wie Take-away und Getränkeverpackungen stammen. Vom gesamten Abfall wurde etwas über zwei Drittel korrekt in bereitstehende Kübel entsorgt, aber knapp ein Drittel der Reste und Verpackungen landete auf Plätzen, entlang der Strassen oder in Hausecken.

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K o p f d e s M o n at s

Die Stärkung des Werkplatzes Liechtenstein und die Förderung des Nachwuchses im gewerblichen Sektor ist für die Wirtschaftskammer Liechtenstein ein wichtiges Anliegen. Auch für die Regierung haben diese beiden Anliegen eine besondere Das Verbundsystem ist längerfristig in der Lage, Bedeutung. Im Mai beschloss die Regierung deshalb den Aufbau das Ausbildungssystem flächendeckend zu sichern eines Lehrlingsverbundes und Wirtschaft und Bildung hängen eng zusamdie damit zusammenhängende Unterstützung der Wirtschaftskammer. «Das Verbundsystem, das men, denn dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg vom Ressort Wirtschaft und der Wirtschaftskam- braucht gut ausgebildete Menschen. Bildung ist die mer Liechtenstein lanciert wurde, weist eine Reihe einzige Ressource, die unserem Land und damit von Vorteilen auf und ist länger- dem Wirtschaftsstandort Liechtenstein zur Verfüfristig in der Lage, das Ausbil- gung steht. Die Lehrlingsausbildung bildet eine dungssystem flächendeckend zu wichtige Nachwuchsquelle für die Fachkräfte in sichern», gab sich Wirtschafts- Gewerbe und Handwerk. Für die Bereitstellung von minister Martin Meyer bei der Fachpersonal, das heute in jeder Branche gesucht Vorstellung des Projekts über- wird, gehört die Ausbildung von Lehrlingen zu den zeugt. Die Vorarbeiten für das wichtigsten Quellen. Eine Untersuchung im RahProjekt «Lehrbetriebscoaching men einer Diplomarbeit an der Hochschule Liechfür KMU in Liechtenstein» wur- tenstein gelangte allerdings zur Schlussfolgerung, Ivan Schurte de mit grossem Nachdruck vor- dass die Ausbildungsbereitschaft in Liechtenstein Lehrbetriebscoaching bei angetrieben. Am 1. Oktober 2009 nicht (mehr) sehr hoch sei. der Wirtschaftskammer Die Wirtschaftskammer Liechtenstein möchfiel der Startschuss für das Coach- ing der Lehrbetriebe. An diesem te Gegensteuer geben und einen aktiven Beitrag an Tag hat auch Ivan Schurte seine Arbeit für die Nach- die Lehrlingsausbildung leisten. Das nun eingeleiwuchsförderung in Gewerbe und Handwerk auf- tete Projekt «Lehrbetriebscoaching» schliesst sich genommen. Der neue Lehrbetriebscoach verfügt an andere Massnahmen an, die in den letzten Jahüber eine reiche Grundlage an Aus- und Weiterbil- ren zugunsten der betrieblichen Ausbildung landung im Berufssektor. Der gelernte Ingenieur HTL ciert wurden. Mit dem Coaching soll über eine inmachte im Jahr 2000 eine Weiterbildung zum tensive Betreuung und Unterstützung von LernenBerufsausbildner IAP, spezialisierte sich auf den den und Lehrbetrieben die Qualität der LehrlingsSektor Berufsbildung/Lehrlingsausbildung. Auf ausbildung erhöht werden. Die Wirtschaftskammer diesem Gebiete hatte er die letzten Jahre eine Füh- Liechtenstein hofft, dass über Coaching und Berungsposition als Leiter der Berufsbildung in einem treuung die Ausbildungsbereitschaft der LehrbeIndustriebetrieb. Auch auf der Theorieseite des triebe wieder zunehmen wird. Die Regierung setzt dualen Ausbildungssystems sammelte Ivan Schur- grosse Hoffnungen auf das Lehrlingsverbundsyste Erfahrungen, etwa als Chefexperte und Präsident tem. «Wenn solche Verbunde gebildet werden», erder Fachkommission Chemie/Textil des Kantons klärte Wirtschaftsminister Martin Meyer, «wächst St. Gallen und als Fachlehrer für Physik, Chemie die Zahl der Ausbildungsbetriebe, was den Schul| und Fachrechnen an der Gewerbeschule St. Gallen. abgängern entgegenkommt.» Foto: Wirtschaftskammer Liechtenstein

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Ivan Schurte Coach der Lehrbetriebe

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FÜRSTENTUM

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Fürst Hans-Adam II. Abenteuerspielplatz Amtsantritt vorWalensee 20 Jahren rund um den

11 Von Günther Meier

Mit dem Tod von Fürst Franz Josef II. übernahm Erbprinz Hans Adam am 13. November 1989 als Thronfolger die Regierungsgeschäfte. Inzwischen hat Fürst Hans-Adam II. die Ausübung der Regierungsgeschäfte an seinen Nachfolger, Erbprinz Alois, abgegeben.

«Gemäss Art. 3 und 13 der Verfassung übernehme ich als Fürst Hans-Adam II. die Regierung des Fürstentums Liechtenstein», schrieb Erbprinz Hans Adam am 13. November 1989 an den Regierungschef. Das Fürstliche Schreiben enthält auch ein Bekenntnis zur Verfassung und zum Rechtsstaat: «Gleichzeitig beurkunde ich, dass ich das Fürstentum in Gemässheit der Verfassung der übrigen Gesetze regieren, seine Integrität erhalten und die landesfürstlichen Rechte unzertrennlich und in gleicher Weise beobachÄnderungen im politischen ten werde.» Der neue Fürst wandte sich bei der Übernahme der und persönlichen Stil des Regierung vor zwanzig Jahren in Staatsoberhauptes hatten einem zweiten Schreiben an die Bevölkerung und legte ein Gesich vorher schon abgezeichnet löbnis ab: «Ich gelobe meinem Lande ein gerechter Fürst zu sein, die verfassungsmässigen Freiheiten zu wahren, den Bedrängten und Armen ein Helfer und der Rechte ein treuer Hüter zu bleiben.» Eine gleich lautende Erklärung richtete Fürst Hans-Adam II. auch an den Landtag, der bei einem Thronwechsel innerhalb eines Monats zu einer ausserordentlichen Sitzung zusammenzutreten hat. Die Abgeordneten nahmen das feierliche Gelöbnis des Regierungsnachfolgers am 5. Dezember entgegen und zollten dem neuen Staatsoberhaupt Respekt: «Seinerseits gelobt der Landtag ebenso feierlich und gestützt auf den von allen Abgeordneten auf Verfassung und Gesetz geleisteten Eid, Seine Durchlaucht HansAdam von und zu Liechtenstein als neuen Fürsten anzuerkennen, die ihm zustehenden fürstlichen Ehren und Würden zu respektieren und das Wohl des Fürstlichen Hauses nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern.»

Thronwechsel und Generationenwechsel

Der Staatsakt für den Thronwechsel war damit vollzogen. Eine Huldigungsfeier für das Volk wurde auf den folgenden Sommer verschoben. Der Übergang von Fürst Franz Josef II. auf Fürst Hans-Adam II. bedeutete nicht nur einen Thronwechsel, sondern auch einen Generationenwechsel. War Franz Josef II. der erste Fürst von Liechtenstein, der dauernd seinen Wohnsitz im Land nahm, so ist Hans-Adam II. der erste Fürst, der im Land aufwuchs und die Schulen besuchte. Änderungen im politischen und persönlichen Stil des Staatsoberhauptes hatten sich abgezeichnet, beispielsweise durch einige öffentliche Ansprachen, wie die berühmte «Rucksack-Rede», andere folgten ein paar Jahre später bei der Verfassungsdiskussion. Noch immer gilt Arno Waschkuhns Einschätzung in den Politischen Schriften als eine der besten Charakterisierungen der unterschiedlichen Persönlichkeiten: «Im Unterschied zur staatspolitisch klugen Distanziertheit seines Vaters neigt er andererseits dazu, unkonventioneller zu denken und provokativer oder ironisch zugespitzter zu formulieren.» Ein Raunen ging etwa durch die Bevölkerung, als Erbprinz Hans Adam 1987 in einem Vortrag in Feldkirch, den er in Schaan mit erklärenden Anmerkungen wiederholte, die Verträge mit der Schweiz beleuchtete: «So wichtig für Liechtenstein diese Verträge in der Vergangenheit waren, so wären die wirtschaftlichen Nachteile heute gering, sollte morgen die Schweiz die Verträge kündigen.» Die von ihm schon damals angetippte Kündigung des Postvertrages und die Privatisierung der Post wurden einige Jahre später sang- und klanglos vollzogen. Zu einer Beendigung


Foto: Marco Nescher

Vor zwanzig Jahren, am den USA herumdümpelt. Ein 13. November 1989, wurde ErbRückblick auf die 20-jährige Reprinz Hans Adam zum neuen gierungszeit von Fürst HansFürsten Hans-Adam II. Adam II. zeigt, dass in dieser Zeit einiges in Aufruhr geraten ist. Die Verfassungskrise 1992 mit der nachfolgenden Zustimmung des Volkes zum EWR-Beitritt, der Sturz der Regierung Markus Büchel, der «Fall Herbert Wille», die leidenschaftlichen Debatten über die Verfassung, die Vorrechte des Monarchen, die Vision und Konzept für SelbstPolemik über die «Republik Oberrheintal», die An bestimmung kündigung des Fürsten, im Fall der Ablehnung der Der «konzeptionelle und strate- fürstlichen Verfassungsvorschläge werde er mit seigische Denker» auf Schloss Vaduz, wie ihn der bri- ner Familie das Land verlassen und seinen Wohntische Autor David Beattie bezeichnet, entwarf auch sitz nach Wien verlegen. andere Modelle, die ihm teilweise Kritik einbrachDer Fürst setzt auf Kontinuität ten: Etwa seine Militärstrategien oder sein Vor- Fürst Hans-Adam II. denkt in schlag für eine Europäische Verfassung. Als visio- när galt sein Konzept für die Selbstbestimmung, längeren Zeiträumen. UNO- und EWR-Beitritt soinsbesondere nachdem der Ostblock unter der wie Verfassungsdiskussion sind Beispiele seiner BeHerrschaft der Sowjetunion zersplittert war, aber harrlichkeit. Gleichzeitig setzt das Staatsoberhaupt nur so lange, bis er das Selbstbestimmungsrecht auch auf Kontinuität, was er an der Huldigungsfeivon kleinen Einheiten, in unserem Land die Ge- er im Jahre 1990 eindrücklich demonstrierte. Das meinden, in die Verfassungsdiskussion einbrachte. Versprechen auf die Verfassung legte er vor dem Auch bei der UNO fand das Konzept der Selbstbe- Volk nicht alleine ab, sondern zusammen mit Erbstimmung zwar grundsätzliche Zustimmung, doch prinz Alois. Den Erbprinzen betraute er am Staatsvon der Umsetzung wollen Länder mit Minderhei- feiertag 2004 mit der Ausübung der Regierungsgetenproblemen nichts wissen, so dass die Vision als schäfte. Der Fürst trat in den Hintergrund, blieb | Theorie-Modell an einem Universitätslehrstuhl in aber Fürst und Staatsoberhaupt.

des Zollvertrages mit der Schweiz, die Hans Adam als Gedankenmodell in Erwägung gezogen hatte, ist es bisher noch nicht gekommen. Obwohl es damals Aufschreie gab, die Loslösung von der Schweiz werde den Niedergang Liechtensteins einläuten, war es doch Liechtenstein, das die Schweiz um Verhandlungen bat, um dem EWR beitreten zu können, ohne die Zollunion mit der Eidgenossenschaft kündigen zu müssen.

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k u n s t DENKMÄLER

Haus der Einwanderer Altes Walsermuseum

Foto: Marco Nescher

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Das alte Walserhaus in Triesenberg

Das Walsermuseum im Dorfzentwar früher das Walsermuseum, rum Triesenberg gilt als Juwel das heute im Dorfzentrum unterim Kulturangebot Liechtensteins. gebracht ist. Die heimatkundliche Sammlung zeigt die Kulturgeschichte der im 13. Jahrhundert eingewanderten und am Triesenberg angesiedelten Walser. Ein Walsermuseum besteht in Triesenberg schon seit 1961 und war bis zur Eröffnung des neuen Walsermuseums 1981 in einem etwa 400 Jahre alten Walserhaus untergebracht. Das in der Nähe der Pfarrkirche gelegene Gebäude gehört heute noch zum Museumsangebot und dokumentiert die karge Wohnkultur in der Gemeinde Triesenberg im 19. Jahrhundert. Den Anstoss zur Errichtung eines WalserHeimatmuseums gab Pfarrer Engelbert Bucher, der den Grundstein für ein Museum mit der Sammlung «Altes Kulturgut am Triesenberg» legte. Anfänglich wurden die Sammelstücke im Pfarrhaus aufbewahrt. Im Jahre 1959 kaufte die Gemeinde Triesenberg das alte Haus Hag Nr. 19 und schon

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zwei Jahre später wurde darin das erste Walser-Heimatmuseum eröffnet. Das «Hagstickerhaus» blieb nach der Eröffnung des Heimatmuseums im Gemeindezentrum als Museum erhalten und vermittelt dem Besucher bäuerliche Wohnkultur des 19. Jahrhunderts. Teile des Kernbaus datieren um das Jahr 1600. Im Buch Kunstdenkmäler wird das Haus folgendermassen beschrieben: «Auf beiden Traufseiten befinden sich eingeschossige Ökonomiebauten unter dem abgeschleppten Dach des Wohnhauses, mutmasslich 17.–19. Jahrhundert. Auf der Südseite ist eine Laube mit Eingangsraum und darüberliegendem Dachraum angebaut. Von hier aus erfolgt der Zugang zur Küche im Kernbau und zum Schweinestall. Die Laube ist als Gerüstbau mit Brettschirm mit Deckleisten vermutlich um 1900 entstanden. Eine verbretterte Fachwerkwand wurde an der Bergseite im Osten mit Leerraum vorgestellt... Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert war das Wohnhaus um etwa vier Balkenkränze erhöht und mit steilem Sparrendach versehen worden. Im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts wurde der Dachstuhl mit über Anbauten abgeschlepptem, eher flach geneigtem Rafendach mit Ziegeleindeckung erneuert.» Seit 1998 steht neben dem «Hagstickerhaus» ein Heustall aus dem 18. Jahrhundert, der ursprünglich im Ortsgebiet Steinort stand und neben das Museum transloziert wurde. Die Kultur der Walser, die im Walsermuseum dokumentiert wird, ist durch Jahrhundert erhalten geblieben. Ebenso die Sprache, die sich deutlich von den übrigen Dialekten in Liechtenstein abhebt. Die Walser, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts aus dem Wallis einwanderten, waren Kolonisten und Älpler, die am Triesenberg ähnliche Voraussetzungen für Leben und Wirtschaften vorfanden wie in ihrer ursprünglichen Heimat. Mit Rodungen schufen sie Lebensraum, was den damaligen Landesherren so gut gefiel, dass die Walser bis 1513 von Steuern befreit waren und nicht unter die Leibeigenschaft fielen. Erst 1618 wurden die Triesenberger, die sich heute noch «freie Walser» nennen, den anderen liechtensteinischen Bürgern gleichgestellt. |


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wirtschaft

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Feine Aromen für Abenteuerspielplatz den rundKaffee-Genuss um den Walen-

15 Von Günther Meier

Peter Demmel ist nicht der erste in Liechtenstein, der Kaffee röstet. Aber eine Rösterei wie die Demmel-Kaffeerösterei hat es bisher noch nicht gegeben. In Zukunft soll auch ökologisch angebauter Kaffee geröstet werden.

öl zum zweitwichtigsten Handelsprodukt der Welt. Zwischen 7,5 bis 8 Millionen Tonnen Kaffee werden jährlich geerntet, verteilt auf etwa 50 Länder, die zu mehr oder weniger wichtigen Exportländern von Kaffeebohnen gehören. Wie bei anderen Rohprodukten gibt es beim Kaffee eine Menge von Sorten, doch weltweit dominieren zwei Sorten, Arabica und Robusto, die zusammen weit über 90 Prozent des erzeugten Rohkaffees ausmachen. Zu den grössten Kaffee-Produzenten zählen Brasilien, Vietnam, Kolumbien und Indonesien, zu den wichtigsten Abnehmerländern gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Japan und Italien. Für Liechtenstein gibt es Schätzungen, dass pro Jahr etwa 200 Tonnen Kaffee getrunken werden. Wenn diese Zahl stimmt, so würde Liechtenstein mit einem Kaffee-Verbrauch von 5,5 kg pro Einwohner etwa in der Mitte zwischen Deutschland mit 6,6 und den USA mit 4,2 kg pro Einwohner liegen. Äthiopien, wo der Kaffee wahrscheinlich seinen Ursprung hat, liegt in Foto: Günther Meier

Die Welt ist auch heute noch voller Überraschungen. Ein Bayer, der in der Schweiz wohnt, macht beim Businessplan-Wettbewerb der Hochschule Liechtenstein mit und reicht einen Businessplan zum Thema «Kaffee-Rösterei Liechtenstein» ein. Nicht genug damit: Peter Demmel war zu jenem Zeitpunkt Maschinenbautechniker, hatte eine Beschäftigung in der Wichtig ist die Auswahl Automobil-Zulieferindustrie gefunden und absolvierte ein Nacheines exzellenten Rohkaffees diplom-Studium als Wirtschaftsund die Veredelung des ingenieur an der Hochschule. Doch Kaffee und Handwerk inteRohproduktes durch eine ressierten Peter Demmel, dessen schonende, langsame Röstung Bruder den Beruf Kaffee-Röster erlernt hatte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, handwerkliches Geschick und wirtschaftliches Denken in Übereinstimmung zu bringen. Entstanden ist ein kleiner Gewerbebetrieb, in seiner Ausdrucksweise eine Manufaktur, in der mit Leidenschaft ein ausgesuchtes Rohprodukt zu einem Gourmet-Genuss verarbeitet wird. Aus dem Maschinenbautechniker ist in der Zwischenzeit ein Kaffee-Kenner geworden, der am Österreichischen Institut für Kaffee-Experten das Diplom als Kaffeesommelier erwarb und auch die liechtensteinische Gastwirteprüfung machte, die ihm das Betreiben einer kleinen Gourmet-KaffeeEcke direkt neben dem Röstofen erlaubt.

Fein und innovativ Peter Demmel ist immer auf der Suche nach Neuigkeiten. Jeden Monat bietet er den KaffeeLiebhabern eine andere, spezielle Mischung an.

In Liechtenstein werden 200 Tonnen Kaffee getrunken

Auch im Welthandel und dem Kaffee-Handel an den Rohwarenmärkten kennt sich Peter Demmel inzwischen hervorragend aus. Kaffee gehört, man glaubt es kaum, nach dem Erd-

Eine besondere Aktion ist für den November geplant. Eine neue Mischung mit dem viel versprechenden Namen «Santiago» ist in Vorbereitung. Der aus speziellem Anbau stammende Kaffee soll ein besonderes Label erhalten.


der Rangliste der Kaffee-Produzenten immer noch in den ersten Zehn, obwohl sich im Laufe der Jahrhunderte der Anbau von Kaffee fast über die ganze Welt, in Regionen mit wärmerem Klima, verbreitete. Schätzungen zufolge gibt es weltweit etwa 10 Milliarden Sträucher der Arabica-Sorte und rund 6 Milliarden der Robusto-Pflanze.

Mischungen mit regionaler Geschmacksrichtung

Peter Demmel nennt seine Manufaktur «Gourmet-Kaffeerösterei» und will damit andeuten, dass sein Kaffee höchsten Genuss bereiten soll. Zwei Voraussetzungen müssen dafür erfüllt werden: Einerseits die Auswahl eines exzellenten Rohkaffees und anderseits die Veredelung des Rohproduktes durch eine schonende, langsame Röstung. Den Einkauf besorgt Demmel nicht um die Ecke, sondern über Premium-Händler in Hamburg, dem grössten Kaffee-Umschlaghafen der Welt. Nicht als Spekulant, aber als kenntnisreicher Einkäufer nimmt er am Rohwaren-Handel teil, sichert sich nach eingehenden Degustationen bei den Händlern eine bestimmte Liefermenge für zwölf Monate und kann damit eine gewisse Preis- und Qualitätsstabilität für seine Produkte garantieren.

In der «gläsernen Manufaktur» Derzeit kommen die Säcke mit kann dem Röstmeister bei der den grünen Kaffeebohnen aus acht verschiedenen Herkunfts- Arbeit über die Schulter geschaut werden. ländern in die liechtensteinische Kaffee-Rösterei, aus Südamerika, Mittelamerika und Nordafrika. Zwei weitere Produzentenländer werden bald dazukommen. Bevor Peter Demmel seine vier Mischungen unter die Leute brachte, erforschte er mit über 70 Degustationen den Kaffee-Geschmack der Liechtensteiner, Rheintaler und Vorarlberger. In sorgfältiger Handarbeit röstet er mehrmals pro Woche Kaffee und trifft mit seinen Mischungen die regionale Geschmacksrichtung, die einen bekömmlichen und magenfreundlichen Kaffee mit einer schönen Fülle und einem Hauch feiner Säure bevorzugt.

Dem Röstmeister über die Schulter gucken

In der Manufaktur, die ein feiner Kaffee-Geruch einhüllt und den Gast unwiderstehlich umschmeichelt, gibt es aber auch eine grosse Auswahl von sortenreinem Kaffee. Der Röstofen steht im Verkaufsraum, so dass jeder dem Röstmeister über die Schulter gucken kann, deshalb | auch der Zusatz «die gläserne Manufaktur». november 2009


Brauchtum

Hubertusfeier Die Jäger als Heger und Pfleger von Maastricht weihte ihn zum Priester, später ernannte ihn Papst Sergius zum Bischof dieser Stadt. Die liechtensteinische Jägerschaft verehrt den heiligen Hubertus als ihren Patron. Im Jahre 1963 verpflichteten sich die Jäger zur «Pflege des jagdlichen Brauchtums» und wollten in der Nähe des früheren Waldhotels in Vaduz sogar eine Hubertus-Kapelle bauen, was aber an der behördlichen Verweigerung einer Baubewilligung scheiterte. Damals wurde die erste HubertusFeier durchgeführt, doch erst 1970 fanden die Jäger jene Form der Feier, die heute noch Gültigkeit hat. Damals begleitete ein Fackelzug den HubertusHirsch zum feierlichen Hubertus-Gottesdienst, der mit dem Hubertus-Segen endete. Die anschliessende Hubertus-Feier galt dem Verlesen der HubertusLegende, der Rangverkündigung des HubertusSchiessens und einem feinen Hubertus-Wildessen. Seither findet die Hubertus-Feier in der Regel im Steg statt. Die Hubertus-Feier wird jeweils musikalisch von den Jagdhornbläsern umrahmt. Ursprünglich dienten die Hörner zur gegenseitigen Verständigung der Jäger bei der Jagd. Nach altem Jagdbrauch tritt der Jäger nach dem Erlegen an seine Beute heran, nimmt den Hut ab und steht einen Augenblick still, wie das früher einmal der heilige Hubertus gemacht hatte. Dann weidet er das Tier aus. Wenn diese Arbeit beendet ist, bläst er auf dem Jagdhorn das «Totsignal». Eine besondere Bedeutung erhielten die Jagdhörner bei Gesellschaftsjagden, bei denen alle zur Strecke gebrachten Tiere zur Schau gestellt wurden. Mit den Jagdhörnern erfolgte die Bekanntgabe der erfolgreichen «Strecke» und des Jagdendes. Dann konnten die Jäger dazu übergehen, ihre Jagdgeschichten zu erzählen, die von der übrigen Welt | gerne als «Jäger-Latein» abgetan wird.» Foto: Markus Meier

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Hohes Traditionsbewusstsein bei

Die Jäger laden jedes Jahr zur der jährlichen Hubertusfeier der Hubertusfeier ein. Der heilige liechtensteinischen Jägerschaft. Hubertus gilt als Patron der Jäger und der Forstleute, die aber offenbar das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne haben. Zumindest deuten die vor einigen Jahren durchgeführten Demonstrationen vor dem Regierungsgebäude darauf hin, dass bei der Hege und Pflege des Wildes in den Wäldern unterschiedliche Auffassungen bestehen. Der heilige Hubertus wird diese Auseinandersetzungen wahrscheinlich mit paradiesischer Milde beurteilen, denn er kennt das Zusammenwirken von Wild und Wald aus seinen Lebzeiten von 655 – 727 nach Christus. Die Legende erzählt, der junge Pfalzgraf Hubertus im Burgund habe sich so über den frühen Tod seiner Gemahlin gegrämt, dass er sich mit Leidenschaft in die Jagd stürzte. Als er eines Tages einen kapitalen Hirsch aufgespürt hatte, floh das Tier nicht, sondern blieb ruhig vor dem Jäger stehen. Hubertus erblickte zwischen den Geweihstangen des Hirsches ein leuchtendes Kreuz. Er sank auf die Knie und hörte eine mahnende Stimme, er dürfe ob der weltlichen Dinge das ewige Leben nicht vergessen. Hubertus verliess nach diesem Erlebnis den Hof, verzichtete auf seine Ämter, verschenkte sein Vermögen an die Armen und zog sich in die Einsamkeit der Ardennen zurück. Bischof Lambert November 2009


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MANAGEMENT

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Die Systematik Abenteuerspielplatz bei Problemlösungen rund um den Walensee

19 Von Michael Biedermann

Probleme werden immer nach dem gleichen Muster gelöst. Vom Erkennen eines Problems bis zum Entscheid über die Lösung ist oft ein beschwerlicher Weg. Das systematische Vorgehen in diesem Prozess verhindert, dass wichtige Schritte ausgelassen werden.

Probleme werden grundsätzlich immer nach dem gleichen Muster gelöst. Die Problemlösung ist deshalb ein Prozess oder ein Zyklus. In allgemein gültiger Art lassen sich sechs verschiedene Schritte in einem Problemlösungsprozess unterscheiden: n  Die Formulierung von Zielen für die Problemstellung (Grobziele) n  Die Analyse des Ist-Zustandes n  Die Auswertung der Ist-Daten (Detailziele) n  Die Suche von Lösungsideen n  Die Bewertung der Ideen n  Der Entscheid Die Ausgangsituation, die überhaupt erst zur Problemerkennung geführt hat, beinhaltet in einem gewissen Sinne auch die Ziele, die durch die Problemlösung erreicht werden sollen: Der Zustand muss verändert und verbessert werden.

Die Ziele müssen messbare Elemente enthalten: «Der Marktauftritt muss in 18 Monaten erfolgen» und «Das Gerät muss von einem Laien nach einer zweistündigen Instruktion, von einer Fachperson sofort bedient werden können.» Ist die Zieldefinition nicht klar oder sind die Ziele nicht genau festgelegt oder messbar, lohnt sich eine Rückkoppelung, wie sie gelegentlich bewusst eingesetzt wird. Oftmals initialisiert ein Auftraggeber nämlich mit einigen wenigen Stichworten ein Projekt und gibt dem Projektteam den Auftrag, an seiner Stelle die Zielsetzung mit messbaren Zielen selber zu formulieren und dem Auftraggeber zu signalisieren, wie es den Auftrag versteht.

Die Analyse des Ist-Zustandes

Die Analyse des Ist-Zustandes ist ein entscheidender Schritt und ein wichtiger Erfolgsfaktor im Problemlösungsprozess und in je Ziele mit messbaren Elementen dem Projekt. Oft werden ihr zu wenig Bedeutung, Aus der Ausgangslage sind also Zeit und Ressourcen beigemessen. Schliesslich geht die mit der Problemlösung zu erreichenden Ziele es darum, von diesem Ist-Zustand möglichst viele abzuleiten und zu formulieren. Aufgrund der oft Informationen zu beschaffen und zu analysieren. vagen und wenigen Informationen können die Zie- Wenn das Ziel richtig definiert ist, müssen alle Anale erst grob umschrieben werden. lysen durchgeführt werden, die helfen, ErkenntnisTrotzdem müssen sie realistisch, se zum Ziel und zur Zielerreichung zu gewinnen. Bei jeder Entscheidung aber hochgesteckt, lösungsneut- Dazu gehören beispielsweise die relevanten Informuss das Herz oder der Bauch ral, messbar und insgesamt klar mationen vom Unternehmen, seinem Markt und definiert sein. Lösungsneutral seinen Kunden oder vom Gemeinwesen, seiner Beoder das Gefühl dabei sein heisst, dass die Zielformulierung völkerung, ihrer Entwicklung und Haltung. keinen Hinweis auf eine techniDie Auswertung der Ist-Daten sche oder organisatorische Lösung enthalten darf. Im dritten Schritt des ProblemZielformulierungen wie: «Wir wollen möglichst schnell am Markt sein» oder «Für das Gerät muss lösungsprozesses werden die Ist-Daten ausgewertet eine optimale Bedienung sichergestellt werden» und daraus Erkenntnisse für die Problemstellung genügen der Anforderung der Messbarkeit nicht. gezogen. Die hohe Anforderung und Kunst besteht


Foto: Marco Nescher

nämlich darin, aus der grossen Menge an Informationen die wichtigen zu erkennen und festzuhalten und daraus für die Zielsetzung entsprechende Rückschlüsse zu ziehen. Das Projektteam verfügt jetzt über weit mehr Informationen und Erkenntnisse als zu Beginn der Projektarbeit. Dies lässt die Möglichkeit zu, die ursprünglich grob definierten Ziele – ohne sie inhaltlich zu verändern – jetzt detaillierter zu formulieren. Waren die Ziele zu Beginn – angesichts der Informationsmenge grob definiert, können sie jetzt, nach den verschiedensten Analysen, angepasst, verändert und verfeinert werden.

sung vermag die Ziele am besten Auch für Problemlösungen gibt es eine gewisse Systematik, zu erreichen? Erst dann erfolgt die verhindert, dass wichtige die Beurteilung der verschiedeSchritte ausgelassen werden. nen Lösungsansätze, also die eigentliche Bewertung. Dafür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung (Vergabe von Punkten, Symbolen). Sie ermöglichen meist auf einfache Weise, die beste Lösung zu bestimmen.

Der Entscheid: Festlegen mit Herz

Im sechsten und letzten Schritt wird entschieden: Am Schluss des Problemlösungsprozesses liegen verschiedene Lösungsvarianten Die Suche von Lösungsideen vor, die allesamt die Zielsetzungen zu erreichen ver Beim vierten Schritt geht es um mögen. Entscheiden heisst also festlegen, und zwar die Suche von Lösungsideen für die Problemstel- mit einem «guten Gefühl». Bei jeder Entscheidung lung, die detailliert formuliert wurde. Dafür stehen muss das Herz oder der Bauch oder das Gefühl daKreativitätstechniken (wie beispielsweise Brain- bei sein. Entscheidungen werden also nicht rational | storming oder Synektik) sowie Methodenansätze getroffen. aus der Wertanalyse im Vordergrund, die die vielfältige, auch unkonventionelle und ungewohnte Projekte managen Suche nach Ideen ermöglichen und fördern. Der Autor des Beitrags, Michael Biedermann, hat

Die Bewertung der Ideen

In einem fünften Schritt werden die erarbeiteten Lösungen bewertet. Diese Bewertung ist schwierig, aber auch wichtig: Es gilt, die richtigen Entscheidungen zu treffen für die zuvor definierten Ziele und Anforderungen: Welche Lö-

ein Buch mit dem Titel «Projekte managen» geschrieben. Der Beitrag ist ein Auszug aus diesem Buch, das im ATW Verlag AG erschienen ist. ISBN 978-3-033-02146-4. Erhältlich bei www.buchzentrum.li oder im Buchhandel.

november 2009


Günther Biedermann (links) und Martin Frick (rechts) – Ihre Vermögensverwalter und Ansprechpersonen bei DJD Partners Trust reg.

Aktives versus passives Investieren – oder wirkungsvolle Symbiose? Passives Investieren ist «en Vogue». Das enorme Wachstum des Segmentes von passiven Investmentvehikeln über die letzten Monate und Jahre ist beeindruckend. Immer häufiger scheint dieser «neue» Ansatz den aktiv verwalteten Produkten den Rang abzulaufen. Neben institutionellen Investoren finden immer öfter Privatanleger Gefallen am passiven Investieren. Vor- und Nachteile Während viele Anlageklassen in den letzten Monaten aufgrund grosser Unsicherheit an den Finanzmärkten Federn lassen mussten, glänzt ein Segment mit stetig steigendem Volumen – die Exchange Traded Funds (börsenkotierte Anlagefonds). Dies hat seine Gründe. Die zum Ansatz des passiven Investierens gehörenden Produkte bestechen mit klaren Verkaufsargumenten. Dazu gehören tiefe Kosten, marktkonforme Rendite und tägliche Handelbarkeit. Alles Argumente, mit denen das Segment der aktiv verwalteten Fonds gerade in der letzten Zeit schwer zu kämpfen hatte. Vor allem das den Anlegern

abgegebene Versprechen einer Mehrrendite durch ein aktives Verwalten kann in der Praxis meistens nicht eingehalten werden. Unzählig durchgeführte Studien belegen, dass nur ganz wenige Manager es schaffen, durch das Eingehen von zusätzlichen Risiken eine Mehrrendite gegenüber ihrem Benchmark zu erwirtschaften. Trotz der ernüchternden Statistik macht es Sinn, gezielt in aktive Manager zu investieren, um sich langfristig Chancen nicht entgehen zu lassen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo Märkte starken Schwankungen unterliegen, kann sich eine aktive Positionierung deutlich auszahlen. Dies setzt jedoch einen soliden Prozess der Selektion der einzelnen Fonds voraus. Objektiv betrachtet weisen beide Ansätze ihre Vor- bzw. Nachteile auf. Doch bei beiden müssen Kompromisse eingegangen werden. Oft entscheidet sich der Anleger für die eine oder andere Form. Muss der Entscheid für einen der beiden Ansätze getroffen werden oder ist ein Zusammenführen sinnvoller? Wie lässt sich eine solche Strategie in der Praxis umsetzen? Wirkungsvolle Symbiose In dem eine 2-Säulenstrategie aus Alpha und Beta kombiniert wird, lässt sich nachweislich


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DJD Partners Trust reg. Das Unternehmen fokussiert sich seit der Gründung vor fünf Jahren auf die Verwaltung von unterschiedlichen Fondsstrategien. Die Philosophie ist, eine Brücke zu schlagen zwischen Innovation und konservativer Anlagestrategie. Als Tochterunternehmen des David Vogt & Partner TreuUnternehmen reg. in Balzers gehört das Unternehmen, gemessen am Fondsvolumen, zu den grössten unabhängigen Fondsverwaltern in Liechtenstein.

eine Mehrrendite gegenüber Benchmark und ETF’s erzielen. Der Beta Teil wird dabei passiv mit ETF’s und Indexzertifikaten abgedeckt. Mit Hilfe dieser kann auf eine kostengünstige und liquide Art und Weise die Rendite des Gesamtmarktes abgebildet werden. Im Alpha Teil werden gezielt Fonds ins Portfolio aufgenommen, welche durch aktives Verwalten langfristig eine Mehrrendite gegenüber dem zugrunde liegenden Index erzielen. Um den Erfolg der Selektion eines «Alpha-Managers» sicherzustellen, ist dabei ein regelmässiger Kontakt und hohe Transparenz der Fondsmanager unabdingbar. Als weiterer wesentlicher Faktor zur Generierung von Alpha kommt das Schreiben von Indexoptionen hinzu. Auf der einen Seite kann so eine zusätzliche Quelle für die Erwirtschaftung eines Mehrertrages erschlossen werden. Auf der anderen Seite kann das Portfoliorisiko deutlich gesenkt werden. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass dies ohne Miteinbezug von Fremdfinanzierung umgesetzt wird. Alle Positionen sind dabei durch eine genügend hohe Cash Position oder entsprechenden Anteilen an ETF’s aus dem Beta Teil gedeckt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Entscheidung für oder gegen die eine oder andere Form des Investierens nicht

Martin Frick, eidg. diplomierter Finanz­ analytiker und Vermögensverwalter, ist seit Geschäftsaufnahme als Fondsverwalter im Unternehmen tätig.

zwingend gefällt werden muss. Im Gegenteil, das Zusammenführen beider Formen entpuppt sich als sinnvolle Kombination. Die Stärken beider Anlageformen können so vereint in einer Anlagestrategie genutzt werden und es müssen keine Zugeständnisse betreffend zusätzlicher Renditen gemacht werden. Nur so ist es möglich, sich ohne grosse Risiken von der grauen Masse abzuheben. Die oben dargelegte Strategie wird bei DJD Partners Trust reg. seit mehreren Jahren erfolgreich umgesetzt.

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S P ORT

Mehr Solidarität zwischen Verbänden und Vereinen

22 23 Von Peter Rutz

Liechtenstein wird nach aussen gerne als «Sportland» gelobt, mit zahlreichen Vereinen und sportlicher Bevölkerung. Wir standen auf internationaler Ebene schon besser da als heute. Es fehlt an Solidarität zwischen den Verbänden und den Sportvereinen.

Vereine gegen die Jahresrechnung des Skiverbandes. Oder der Liechtensteinische Fussballverband feierte das 75-jährige Jubiläum, während der FC Vaduz um seine Teilnahme in der Schweizer Liga bangen muss.

Beispiele von mangelnder Kooperation und Solidarität

Die im Herbst 2008 veröffentlichte Studie «Der organisierte Sport im Fürstentum Liechtenstein – eine Situationsanalyse der Fachverbände, Sportvereine und Mitglieder» kommt gesamthaft zu einem positiven Ergebnis. Die Bestandesaufnahme über die Stärken, Schwächen und Chancen der liechtensteinischen Sportwelt führt die tendenziell positive Mitgliederentwicklung in den Vereinen und einen beachtlich hohen Grad an Zufriedenheit in Verbänden und Vereinen an. Auf der anderen Seite wird nicht verschwiegen, dass es auch Verbesserungspotenzial geben würde. Hier gilt es den Hebel anzusetzen, vor allem wenn die zitierten Beispiele mangelnder Kommunikation, Kooperation oder Solidarität betrachtet werden. An den Finanzen und an der Bereitstellung von Infrastruktur fehlt es nicht. Dem Sport standen 2008 über die Sportförderung des Staates knapp 4 Millionen Franken zur Verfügung. Die Aufteilung der Mittel erfolgt über den LOSV und die Sportkommission. Die Verbände und Vereine sind aufgefordert, mit Projekteingaben entsprechende Gelder «abzuholen», was aber offenFoto: Marco Nescher

Der grösste Sportanlass der Schweiz, die Tour de Suisse, war dieses Jahr wieder einmal Gast im Fürstentum Liechtenstein. Nicht einfach eine Durchfahrt durch ein paar Dörfer, auch nicht eine Etappenankunft Sind Probleme, mit denen wie in Malbun, sondern der Start zur Rundfahrt, die Durchfühengagierte Funktionäre und rung des attraktiven Prologs. Die innovative Veranstalter zu Veranstalter wollen die RadsportStimmung im Land nutzen und kämpfen haben, nur das Erdie Bevölkerung animieren, mit gebnis unseres Wohlstandes? dem Rad zum Tour-Prolog zu kommen oder sonst das Fahrrad zu benutzen. An der Idee, gleichzeitig mit dem Start der Tour de Suisse einen Familienradsporttag für alle zu organisieren, schieden sich jedoch die Geister: Die Radsportvereine waren von der Idee begeistert, der Dachverband hingegen nicht. Weitere Beispiele, dass es von unten nach oben oder von oben nach unten nicht klappt, konnten in den letzten Monaten immer wieder in den Zeitungen gelesen werden. So stemmten sich die


Der Sport wird in Liechtenstein gut gefördert, es fehlt aber oft an der Solidarität unter den Verbänden und Vereinen.

Foto: Günther Meier

Spitzensportler einzusetzen, die neben ihrer sportlichen Karriere gleichzeitig eine berufliche Grundausbildung in Form einer Berufslehre machen wollen. Vorsichtlich nicht von allen genutzt wird. Wer mit gesehen ist eine gezielte Unterstützung der jungen Sportfunktionären in unserer Nachbarschaft Sporttalente bei der Lehrstellensuche und notfalls spricht, dem stösst Unverständnis über diese Situa- auch während der Lehrzeit. tion entgegen. Dann wird man konfrontiert mit Krise als Chance für dem Hinweis, dass einem einzigen Verein ein kom- Veränderungen plettes Fussball-Stadion zur Verfügung gestellt In früheren Beiträgen an dieser wird, mit einer Infrastruktur, die keine Wünsche mehr offen lasse, dazu noch zwei Angestellte, die Stelle wurde eine Reihe von Problemen angetippt, nur für den Unterhalt dieser Sportstätte verant- die im Zusammenhang mit dem Sport in unserem wortlich seien. Erstaunen löste bei diesen Beobach- Land angegangen werden sollten. Die Themen betern aus der Nachbarschaft aus, aber auch in unse- trafen die Neustrukturierung der Sportförderung, rem Land, dass der Wechsel eines Materialwartes die Kooperation der kleinen Sportverbände im den Medien sogar eine «Homestory» wert gewesen Zusammenhang mit der Sportschule, die Errichtung eines «Hauses für den Sport», die Notwenist. Es fehlt auch nicht an der Förderung. Das Projekt «Sportschule Liech- digkeit zur Überarbeitung des Sportgesetzes oder tenstein», das mit grossem Erfolg 2004 gestartet die Neufassung der Leistungsvereinbarungen mit wurde, kann dank der Zustimmung des Landtags Sportlern. Nun geht es um die teilweise mangelnde weitergeführt werden. Der Landtag bewilligte 2008 Solidarität zwischen Verbänden und Vereinen. Sind diese Probleme, mit denen auch einen Nachtragskredit für die Sportförderung zur Berücksichtigung der Sportschüler bei der Be- engagierte Funktionäre und innovative Veranstalmessung der Jahresbeiträge an die Sportverbände. ter zu kämpfen haben, einfach nur das Ergebnis Vorher wurde bei der Berechnung der Beiträge die unseres Wohlstandes, wie viele meinen? Wenn das Anzahl der Athleten an der Sportschule nicht be- so wäre, dann bietet die gegenwärtige Finanz- und rücksichtigt. Künftig werden die Verbände, die Wirtschaftskrise gute Chancen zu Veränderungen. Sportler an der Sportschule haben, für ihren erhöh- Die Gelder, insbesondere die Gelder von Sponsoren, ten Aufwand entsprechend entschädigt. Damit es liegen nicht mehr einfach auf der Strasse. Leistung nicht in Vergessenheit gerät, sei hier auch angefügt, und Qualität zählen wieder mehr, bei den Sportlern dass die Regierung im vergangenen Jahr beschlos- wie bei den Veranstaltern. Vor allem fördert die sen hat, beim Amt für Berufsbildung und Berufs- Wirtschaftslage hoffentlich eines, was früher in beratung eine neue Koordinationsstelle für talen- beneidenswertem Ausmass vorhanden war – nämtierte Spitzensportler einzurichten. Diese Koordi- lich die Solidarität. Auch im Sport gilt: Nur gemein| nationsstelle hat den Auftrag erhalten, sich für sam sind wir stark! november 2009


Z E I TGESCHEHEN

23. November 1984 Decke im Regierungszimmer stürzt ein kanäle eingebaut wurden, ohne dass dafür spezielle statische Vorkehren getroffen worden waren. Ausserdem waren ein paar Jahre vor dem Einsturz zwei Trennwände entfernt worden, ohne Ersatz durch irgendwelche andere Stützen. Experten sprachen im Zusammenhang mit der eingestürzten Decke von einer «Leichtbauweise», was aber Regierung und Beamte über viele Jahre nicht gehindert hatte, tonnenweise Archivmaterial im darüberliegenden Dachraum abzulagern. Das Regierungsgebäude in Vaduz, von 1903 bis 1905 nach den Plänen des fürstlichen Architekten Gustav von Neumann aus Wien im neubarocken Stil erbaut, ist ein für die damaligen Verhältnisse grosszügiges und repräsentatives Bauwerk. Im Volksmund wurde es daher das «Grosse Haus» genannt, eine Bezeichnung, die sich bis heute erhalten hat. Es galt als Symbol der Kraft, der Zuversicht und des Selbstvertrauens. Projekt und Bauausführung zeichneten sich durch zahlreiche technische Errungenschaften aus, zum Beispiel durch die erste Zentralheizung in Liechtenstein, elektrisches Licht und neuzeitliche Sanitäreinrichtungen. Anlass für den Bau des Regierungsgebäudes war Raumnot, so dass die Ämter in verschiedenen Gebäuden untergebracht werden mussten – ähnlich der Situation, wie sie heute, gut hundert Jahre später, wieder herrscht. Bis zum Bezug des Polizeigebäudes im Jahre 1991 waren Polizei und Gefängnis im Regierungsgebäude untergebracht. Hinter dem Regierungsgebäude befand sich ein kleiner Hof, auf den Plänen 1905 noch «Arrestantenhof» genannt, der von einer hohen Mauer umgeben war und dem täglichen Hofgang der Häftlinge diente. Die Baukosten des Regierungsgebäudes beliefen sich auf 380'000 Kronen und lagen damit um rund einen Viertel über den gesamten Staatseinnahmen des Jahres 1905. Das Regierungsgebäu| de steht seit 1992 unter Denkmalschutz. Foto: Klaus Schädler/Landesarchiv

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Das Regierungsgebäude nach

Es soll ab und zu schon gekracht dem Einsturz der Decke im haben im Regierungsgebäude. Sitzungszimmer der Regierung. Aber einmal krachte es richtig: Am Freitagnachmittag, 23. November 1984, um 15.15 Uhr stürzte die Decke des Sitzungszimmers der Regierung ein. Zu jenem Zeitpunkt befanden sich keine Regierungsmitglieder in diesem Raum, der zu jener Zeit noch zum obersten Geschoss des Regierungsgebäudes gehörte. Der Deckeneinsturz hatte einen Zusammenhang mit der Renovation und der Erweiterung des Regierungsgebäudes. Zu den Vorbereitungsarbeiten für den Ausbau des Dachgeschosses wurde der Dachboden ausgeräumt, der vorher von der Regierung und den Stabsstellen als Archiv- und Lagerraum benützt worden war. Eine Untersuchung der Decken in den anderen Räumlichkeiten ergab, dass keine akute Gefahr vorhanden war. Die Regierung gab dennoch eine baustatische Untersuchung in Auftrag, die sich über das gesamte Regierungsgebäude erstrecken sollte. Der Untersuchungsbericht bestätigte, dass sich die eingestürzte Decke schon seit längerer Zeit in einem labilen Zustand befunden habe. Dennoch wagte sich die mutige Regierung wöchentlich in diesen Raum, um die oft über Stunden dauernde Regierungssitzung abzuhalten. Der labile Zustand der Decke hatte sich ergeben, weil in verschiedenen Umbauten Leitungen und LüftungsNovember 2009


Auto

Gegenläufige Kräfte in Harmonie Der neue Subaru Legacy AWD mit mehr Leistung

Foto: Werkfoto Subaru

Die Zeiten, als Subaru ein Geheimtipp für Bewohner gebirgiger Gegenden war, sind längst vorbei. Nicht nur Bauern, Jäger und Förster legen sich heute einen Subaru zu. Ansonsten wäre der Erfolg der japanischen Marke nicht so gross: Immerhin ist Subaru das meistverkaufte Allrad-Auto der Welt, in den letzten 20 Jahren sind weltweit 3,6 Millionen Subaru in Verkehr gesetzt worden. Subarus gehören inzwischen zum Strassenbild, sind nicht nur in Feld und Wald, sondern überall dort anzutreffen, wo es steil und kräftig zur Sache geht. Mit dem Legacy hat Subaru zudem eine schmucke Limousine geschaffen, mit eigenem Charakter. Subaru-Fahrer gehören zu den markentreuen Gesellen unter unseren mobilen Zeitgenossen. Wer einen Subaru kauft, hat Gründe. Die robusten und kräftigen Boxermotoren, der serienmässig symmetrische Allradantrieb und die extrem niedrige Pannenrate zählten zu den Hauptargumenten. All diese Eigenschaften vereinigt auch der neue Legacy, nur viel schöner als seine Vorgänger. Subaru ist bekannt dafür, dass die Autos meist aus der Reihe tanzen, wie etwa bei der Wahl der Motoren oder dem Alltradantrieb. Auch mit dem Legacy fährt Subaru gegen den Trend: Während die anderen Hersteller kleinere und leichtere Modelle auf den Markt werfen, ist der Legacy gewachsen, ist länger, breiter, höher geworden und macht den Eindruck, als ob er eher der Ober- als der Mittelklasse zugehörig wäre. Einen Subaru fahren? Das vermittle ein ganz eigenes Gefühl, sagt Subaru selbst: «Ein Vertrauen, zu dem verschiedene Eigenschaften in ihrem perfekten Zusammenwirken beitragen.» Müheloses Handling, kultivierte Laufeigenschaften, kraftvolle Leistung und beruhigende Sicherheit, durchdachte Innovation und dauerhafte Zuverlässigkeit. Eine Reihe von Ausstattungs- und Motorenvarianten

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stehen zur Auswahl. Ob Diesel Subaru bietet den neuen Legacy mit mehr Raum, mehr oder Benziner, die Subaru-MotoLeistung und mehr Effizienz an. ren glänzen mit kultivierter Kraft und effizienter Leistung, die ausgefeilte Boxer-Anordnung bringt die gegenläufigen Kräfte in Harmonie. Der Boxer-Motor mit dem Symmetrical AWD bringt nicht nur eine ausgewogene Massenverteilung, sondern auch eine bessere Traktion. Bei schlechtem Wetter, insbesondere bei Schneeverhältnissen, oder wenn es auf schnelle Reaktionen ankommt, erleichtert die Kombination Motor-Symmetrical-Getriebe ein sofortiges Agieren am Lenkrad, womit sich manche gefährliche Situation entschärfen lässt. Neu ist auch das stufenlose CVT Automatikgetriebe, das bei den 2.0i- und 2.5i-Modellen erhältlich ist, ansonsten wird ein 6-Gang-Schaltgetriebe oder ein optimierter 5-Stufen-Automat angeboten. Leistung verspricht der kräftige 2.5 GT Boxer mit Turboaufladung (265 PS) und dem SI-Drive-Drehschalter, der die Motorund Getriebeelektronik auf die momentanen Fahrwünsche umstellt. Der Fahrer entscheidet mit einem leichten Dreh, ob er eher der maximalen Ökonomie oder der vollen Leistungsausnutzung den Vorzug geben möchte. Es brauche keine speziellen Kenntnisse, heisst es bei Subaru, um das Besondere eines Subaru zu erkennen: «Sie spüren es, sobald Sie zum ersten Mal den neuen Legacy fahren!» | november 2009


K u lt u r

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Chinesische Kunst: Spiegel für Wahrheit

27 Von Kornelia Pfeiffer

Kaum etwas ist in den letzten Jahren so aus dem Untergrund kommend explodiert wie die chinesische Gegenwartskunst. Der Unternehmer Fritz Kaiser hat eine der wichtigsten Sammlungen aufgebaut und sein Museum ins Internet gestellt.

Verschlossen und fügsam trägt der junge Akademiker seinen Doktorhut. Der Kopf ist auffallend gross. Ebenso die leblosen Augen, die erstickte Gefühle ahnen lassen. Der «Little Graduate (from my dreams)» (2005) hängt neben dem Schreibtisch von Fritz Kaiser, Executive Chairman der Kaiser Ritter Partner Gruppe, Vaduz. «Irgendwie wollte ich ihn befreien von seinen verlorenen Träumen und seiner korrumpierten Unschuld», erklärt der Sammler zeitgenössischer chinesischer Kunst. Die hängt und stellt er überall in seinen Alltag, den seiner Familie und den seiner Mitarbeiter. Zur Kaiser Collection gehören alle grossen Namen: darunter Fang Lijun, Zeng Fanzhi, Yue Minjun, Wang GuDas Labyrinth der chinesischen angyi, Yan Pei-Ming – oder Gegenwartskunst lässt Fritz Kaiser Zhang Xiaogang, Schöpfer des (vor «Little Graduate» von Zhang Akademiker-Klons. Xiaogang) nicht mehr los. Wie Chinesen wirklich denken Seine grau-schwarzen Köpfe machten den «Zynischen Realisten» Xiaogang weltberühmt. Der Hintergrund der eigenwilligen Bildsprache ist politisch, angeregt von Fotos im Familienalbum. Die chinesische Kulturrevolution tilgte alle persönlichen Fotos aus der Zeit davor. Unzählbare Fotografien zeigten nun Familien, Schulklassen, Arbeitsbrigaden – schwarz-weisse Werkzeuge gleichen Denkens. Für Xiaogang Zeugnisse unifor-

mer Einsamkeit und Leere, die er auf Leinwand überträgt. «Chefökonomen liefern statistische Daten zur atemberaubenden Entwicklung Chinas, die Künstler erzählen uns, was die Chinesen wirklich denken», sagt Fritz Kaiser. Der Sammler kennt bald alle Ateliers und Galerien im Künstlerviertel 798 Dashanzi, im Cao Chang Di Village in Peking oder der Moganshan Road in Shanghai – die Showrooms für Avantgardekunst in China. Am liebsten sitzt er aber mit einer Tasse Tee in den Studios befreundeter Künstler. Seit 2004 lässt ihn das Labyrinth der chinesischen Gegenwartskunst nicht mehr los. Damals fiel ihm in der Galerie ShangArt das Porträt eines jungen Mannes auf, am kleinen roten Halstuch als Pionier der Kulturrevolution zu erkennen. Ein paar Jahre später entscheidet sich der kunstsinnige Unternehmer für «Red Tie» (2006): zwei junge Männer mit roten Halstüchern, die mit dem Rücken zum Betrachter in eine unsichere Ferne schauen. Für das erste Bild flog der Künstler Zeng Fanzhi noch von Peking nach Shanghai, um es selbst zu verkaufen. Fünf Jahre später sind seine Preise kometenhaft gestiegen.

Reiz des Selbstwiderspruchs

Zu Beginn der 1990er-Jahre gab es in Peking nur fünf Galerien. Plötzlich versteigerten chinesische Auktionshäuser Zeitgenössisches, Galeristen aus Europa und den USA eröffneten neue Dependancen. Neue Kunstzentren entstanden, die Messe für zeitgenössische Kunst ShContemporary in Shanghai. Fritz Kaiser baute


«Red Tie»: zwei junge Männer mit roten Halstüchern, die in eine unsichere Ferne schauen.

Fotos: Kaiser Ritter und Partner

ben stets mehr Zähne als man selbst haben möchte. Der Künstler verwandelt Klone von sich selbst zu Ikonen der Leere der gegenwärtigen Welt. Das Markenzeichen – das Lachen – erscheint oberflächlich, geistlos und zynisch, aber auch aufdeckend und zwingend. Er benutzt es, um Zweifel an der allgemeinen Sicht der Wirklichkeit anzustossen. Zweifel und Ängste sigderweil nicht nur eine der wichtigsten Sammlun- nalisieren auch Haltung und Gestik der jungen gen der chinesischen Gegenwartskunst auf. Der Frauen auf den Bildern von Cui Xiuwen. In ihren Agent der chinesischen Moderne stellte auch «The digitalen Fotoserien befasst sich die Künstlerin mit Museum of Chinese Contemporary Art» unter der Situation der Frau im heutigen China. «Angel www.88-mocca.org ins Netz: ein Zentrum des No 3» – aus der «Angel-Serie» – hat seinen Platz in Dialogs zwischen Künstlern, Sammlern, Kuratoren, der Sammlung Kaiser. Anmutig und traditionell Kritikern. 88Mocca – das bewegen sich die Mädchen vor der Kulisse der Chefökonomen liefern sind Bilder, Videos, Inter- «Verbotenen Stadt». Vordergründig. views, Informationen über statistische Daten, Künstler Ideologie verschmilzt mit mehr als 50 zeitgenössische Werbung erzählen uns, was die chinesische Künstler – auch Mit Ironie und Humor beleuchneue, die anderswo schwer Chinesen wirklich denken zu finden sind. Und was ten Künstler die gesellschaftlichen Veränderungen macht den Reiz der Kunst im China zwischen kommunistischer Staatsform aus? Ausser, dass sie gefällt – ihr eingebauter Selbst- und konsumorientierter westlicher Welt. «Cartier, widerspruch. Verkauft sich Kunst doch umso bes- Chanel, Coca Cola – Chinesen sind fasziniert von ser, je mehr sie dem Getriebe der Welt entgegen- Weltmarken», benennt Fritz Kaiser die neuen Stasteht. «Für westliche Gegenwartskünstler wird es tussymbole im Reich der Mitte. Einer der wichtigsimmer schwieriger, wirklich Neues zu erfinden», ten Künstler des «Political Pop», Wang Guangyi, erinnert sich Fritz Kaiser an Diskussionen mit dem verschmilzt denn auch bekannte Propagandabilder New Yorker Avantgardisten Frank Stella. Chinas und Fotografien mit diesen Markennamen – um sie Kunst scheint noch nicht vom Anschauen abge- zu untergraben. Indem er Ideologie und Werbung nutzt. Schon gar nicht die immer gleich breit grin- kombiniert, kritisiert er die scheinbaren «Wahrhei| senden Figuren von Yue Minjun. Die Männer ha- ten» von beiden. www.88-mocca.org. november 2009


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Schlusspunkt

In einer Ansprache zum 100-jährigen Bestehen des Liechtensteiner Alpenvereins sagte Regierungschef Klaus Tschütscher, in der «beschleunigten» Welt, in der wir leben, seien wir nicht unbedingt glücklicher geworden. Vielleicht liege dies daran, dass manches oberflächlich bleibe, weil unser Tempo so hoch sei. Ein natürliches Tem- Erhöhtes Tempo ist nicht nur die Ursache von po, könne man dagegen beim Wandern erleben. Tatsächlich ist Oberflächlichkeit, sondern auch Quelle grösserer Gefahren ein erhöhtes Tempo nicht nur die Ursache von Oberflächlichkeit, sondern auch Quelle grösserer Gefahren. Das wissen nicht nur Berggänger. Gegenwärtig schliesst unser Land am Laufmeter Steuerinformationsabkommen ab. Das Tempo ist dabei zum Qualitätskriterium erhoben worden. Noch in diesem Herbst wolle man eine letztlich willkürlich festgelegte Anzahl von 12 Abkommen erreichen. Als Nächstes werden die Umsetzungsgesetze in Angriff genommen. Gleichzeitig werden neue Gesetze im Eilverfahren vorangetrieben: Etwa eine Corporate Governance-Vorlage, die ein FMA-Gesetz enthält, das neu die Finanzierung dieser Behörde über Gebühren festlegen will. Werden Gesetze übereilt oder unzureichend durchdacht in Kraft gesetzt, können sie ungeahnte Auswirkungen haben. Ein Beispiel dafür könnte die obgenannte FMA sein. Sie wurde 2004 im Nachgang zu den Beatrice Noll Schurti Wirren um den Finanzplatz geschaffen. Wurde unter Geschäftsführerin Liechtensteidiesen Umständen genügend bedacht, warum die nische Treuhändervereinigung FMA regierungsunabhängig sein sollte? Konnte man nicht ahnen, dass die FMA in kürzester Zeit zu einer Überbehörde heranwachsen würde, die personal- und kostenmässig überbordet? Wenn Behörden «dringenden Handlungsbedarf» ausrufen, entstehen tendenziell eher viele statt gute Gesetze. Aber nicht nur Politiker und Behörden, auch Unternehmen profitieren vom bedächtigen Handeln. Die schwedischen Ökonomen Ridderstrale und Nordström haben ein Rezept für den Erfolg von Unternehmen so formuliert: I = T hoch drei oder Innovation ist gleich Time to think. Ohne Kreativität und Innovationen können Firmen nicht gedeihen. Kreativität erfordert aber Zeit zum Denken. Auch der Finanzplatz ist angewiesen auf Innovationen, um weiter florieren zu können. Es genügt nicht, wie Regierungschef Tschütscher andeutete, «unternehmerische Entscheide» zu fällen. Der Wandel auf dem Finanzsektor kann nicht als Entscheidungssprint vollzogen werden. Um zu den Bergwanderern zurückzukehren: Die Unternehmer brauchen weniger Gehvorschriften oder Reglemente | als gute Rahmenbedingungen in Form von gangbaren Wegen. Foto: Treuhändervereinigung

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