ANNO DAZUMAL - Trinken am Berg Text: Dr. Jakob Fuchs Foto: www.hochschober.eu
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uch wenn viele althergebrachten Weisheiten die teils schon antiquiert anmuten auch heute noch ihre Gültigkeit haben, wird man die Ratschläge hinsichtlich der ausreichenden Trinkmenge und Getränkewahl wie im „Handbuch des Alpinen Sports“ von Julius Meurer aus dem Jahr 1882 empfohlen, heute im modernen Bergsport wohl nicht mehr so anwenden. Nicht nur weil sich im Zeitalter von Leichtgewichtsausrüstung und Gewichtsoptimierung kaum ein Bergsportler mehr mit schweren Glasflaschen den Rucksack füllen würde, sondern hinsichtlich Flüssigkeitshaushalt im (Berg)Sport eine andere Herangehensweise empfehlen. Dass der Genuss von Alkohol und sportliche Leistungen sich nicht vertragen ist inzwischen hinlänglich bekannt. Ein kurzer Exkurs in die Biochemie des Menschen erläutert warum: Alkohol oder genauer gesagt Ethanol wird in der Regel als Getränk zugeführt und wandert über Resorption im MagenDarm-Trakt ins Blut. Der Alkohol verteilt sich dabei ziemlich rasch im gesamten Körper und reichert sich insbesondere in unserer Muskulatur und unserem Gehirn an.
Gipfeltratsch S. 34
Durch den Einfluss des Alkohols kommt es dabei in den Zellen zu Funktionsstörungen, die teilweise sogar zum Untergang derer führen können. Im Gehirn führen diese Dysfunktionen zu den bekannten Symptomen wie etwa Verwirrtheit, nachlassende Zurechnungsfähigkeit, Enthemmung, gestörter Gleichgewichtssinn und irrationales Handeln. Auch wenn ein altes Sprichwort sagt: „ Auf da Alm da gibt’s koa Sünd“, und somit die Enthemmung alleine wohl kein großes Problem darstellen würde, möchte man auf alle weiteren Beschwerden im alpinen Gelände mit Sicherheit gerne verzichten. Ein weiterer Effekt des Alkohols ist die Hemmung des Hormons „Adiuretin“. Klingt zugegebenermaßen per se nicht beunruhigend. Bedenkt man jedoch die Wirkung dieses Hormons, nämlich die Rückgewinnung von Wasser aus unseren Nieren bevor es ausgeschieden wird, erkennt man, dass dies bei sportlicher Aktivität durchaus nachteilig ist. Daher kann die Empfehlung heute nur lauten, vor und während sportlicher Aktivität, insbesondere im alpinen Gelände den Konsum von Alkohol absolut zu vermeiden.