an.schläge 12/2007-01/2008
an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner
politik
AntiPollution Frauen tragen zur Klimakatastrophe weit weniger bei. Aber deren Folgen. thema
PornRevolution Frauen tragen inzwischen auch als Produzentinnen zum Porn-Biz bei. Das hat Folgen.
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,-
Neustart für Karriere
Information für dich & mich
Neustart, Umorientierung, Jobwechsel, Karriereplanung – mit den Aus- und Weiterbildungskursen der Stadt Wien stehen Frauen und Mädchen viele Chancen offen.
Dazuverdienen ist Schnee von gestern. Frauen von heute wollen Jobs, die ihnen Unabhängigkeit sichern. Der Schlüssel dazu ist eine passende und gute Ausbildung – Wien hat das Angebot dazu.
Wege in die Unabhängigkeit Keine Angst vor einem Neustart
Beruf und Familie Beruf und Familie lassen sich nicht immer leicht unter einen Hut bringen. Alle, die dazu Tipps, Adressen von Betreuungs- oder Beratungsstellen brauchen, sind beim Frauentelefon richtig.
Die Profis finden auch im Handumdrehen heraus, wo persönliche Stärken und Interessen liegen und wie diese am besten beruflich umgesetzt werden.
Aber nicht nur die Rückkehr in den Job fällt mit einem persönlichen Fahrplan leichter. „Egal in welcher Lebenslage sich Frauen oder Mädchen gerade befinden: Die Stadt hat das passende Aus- bzw. Weiterbildungsangebot – vom Coaching bis zur finanziellen Förderung“, sagt dazu Frauenstadträtin Sandra Frauenberger.
„Ausbildung ist der erste Schritt zur Unabhängigkeit.“ Sandra Frauenberger, Wiener Frauen-, Integrations- und KonsumentInnenstadträtin
Mädchen haben viele Interessen.Welche Riesenauswahl an möglichen Jobs es gibt, lässt sich beim Mädchentelefon oder auf www.jobs4girls.at herausfinden: Der Verein Sprungbrett wiederum ermuntert, sich auch für Berufe zu interessieren, in denen bis jetzt hauptsächlich Männer arbeiten.
INFO
www.sprung brett.or.at
Da ten & Fakten
Bildungskompass: Gratisbroschüre, Tel. 01/40 00-83518 Frauentel.: 01/408 70 66, Mädchentel.: 0800/21 13 17 www.frauenratgeberin.wien.at: Anlaufstellen von A–Z www.jobs4girls.at: Berufsorientierung im Internet Verein Sprungbrett: Telefon 01/789 45 45 waff: Telefon 01/217 48
Persönlicher Fahrplan
Speziell für Mädchen
Fotos: Ingo Derschmidt, Votava/PID
Fähigkeitencheck
Für alle mit vager Vorstellung vom künftigen Beruf bieten Bildungskompass, Frauenratgeberin und der Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (waff) Infos zu Jobs, Ausbildung und Anlaufstellen.
Bezahlte Anzeige
Romana, Ingrid und Sana sind sich einig: Der Weg zu einem selbstständigen Leben führt über ein eigenes Einkommen. Als Sanas kleiner Marcel in die Schule kam, wollte sie daher einen beruflichen Neustart wagen. Die Freundinnen standen mit Rat und Tat zur Seite und ermunterten Sana, sich professionelle Unterstützung zu holen. In Wien kein Problem. Die Stadt hat für jedes Problem die richtige Antwort.
Kompass durch das Angebot
an.schläge
Alles Liebe! Eure an.schläge
an.spruch
Was ist ministrabel? Zensuriert: Die „hellwach“-Botschaften waren Bures zu heftig
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gewalt.schutz
Wenig Grund zum Jubeln Welche neuen Entwicklungen gibt’s im Gewaltschutzbereich?
08
klima.gender
Öko-Gender-Check Klimapolitik und Geschlecht: Frauen sind die kleineren Klimaschweine
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kanadas.karohemdinnen
„Lesben auf Ectasy”
forum
thema
politik
Die kanadische Band recycelt lesbische Hits für die Technopop-Ära
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an.sage
Einfach gute PR? Ist die Magersuchtskampagne von Toscani gelungen oder bloße PR?
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thema.nicaragua
Die Töchter der Revolution Gioconda Belli und Geni Gómez sprechen über das Abtreibungsverbot
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forum.wissenschaft
Auferstehung des Begehrens Reise zum Nullpunkt der Geschlechterdifferenz: „Anatomie de l’enfer“
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mirgrantische.hausarbeit
arbeit
MacBook, Film-Kamera und das übergroße, stylische Stereo-Aufnahmegerät erregten im gediegen abgefuckten Wiener Traditionskaffeehaus Rüdigerhof einiges Aufsehen. Dass wir für die Stromversorgung Lampen aus- und umstecken mussten und Saskya auf der Suche nach der optimalen Kameraposition über Tisch und Bänke kletterte, blieb ebenfalls nicht unbemerkt. „Lezzieflick“, Nana Swicinzkys ersten Lesbenporno, konnten wir uns danach relativ unbeobachtet auf dem abgeschirmtem Laptop ansehen. Das folgende Interview (S. 32f) mit der Filmemacherin über lesbische Pornographie dauerte dann eine knappe Stunde. Für diese Zeit war es mucksmäuschenstill an den anderen Tischen. Uns war diese Aufmerksamkeit anfangs ein wenig unangenehm, Nana augenscheinlich nicht im mindesten. Unerschrocken die eigene Lust artikulieren, darum geht es in den aktuellen an.schlägen auch noch in anderen Beiträgen. Neben dem regulären Thema, das sich mit einem Text über die Revolutionärin und Schriftstellerin Gioconda Belli und einem Aktivistinnen-Interview der gegenwärtigen Situation in Nicaragua widmet (S. 16ff), gibt es diesmal ausnahmsweise auch noch einen zweiten thematischen Schwerpunkt: weibliches, feministisches, queeres, alternatives, künstleri´ sches Pornoschaffen. Vina Yun war in Berlin und hat sich dort beim 2. Pornfilmfestival viele solcher Pornos angesehen (S. 34f). Jule Reifenberger beschäftigt sich im Forum Wissenschaft (S. 22f) mit Cathérine Breillats Film „Anatomie de l’enfer“, dem, wie vielen anderen Werken Breillats auch, das Label Pornographie verpasst wurde. Um nichtpornographischen Film geht es in der Viennale-Rückschau von Stefanie Schlüter (S.36f) und um nichtfilmische, aber dennoch sehr künstlerische lesbische Ausdrucksformen im Porträt der grandiosen Lesbians on Ecstasy (S. 14f) Im Politik-Teil gibt Gabi Horak anlässlich der Weltklimakonferenz höchst aufschlussreiche Einblicke in weibliches Umweltbewusstsein (S. 10f) und Paula Bolyos widmet sich dem österreichischen Gewaltschutzgesetz, das gerade sein 10jähriges Bestehen feierte (S. 8f). Eine geplante Ausstellung des Künstlerinnenkollektivs hellwach zu diesem Jubiläum wurde in allerletzter Minute abgesagt. Worüber sich Irmi Wutscher im Kommentar völlig zu Recht aufregt. (S. 5) Diese unvergleichliche Fülle feministischer Information gibt es zu Weihnachten übrigens auch zu einem unvergleichlich günstigen Preis. Mit dem Weihnachtsgeschenkabo sogar ein ganzes Jahr lang. (S. 20f)
Die Hürden der Organisierung Selbstorganisation von Hausarbeiterinnen im Workshop-Fokus
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lesbische.pornographie
Zwischen Preis und Hingabe Sind feministische Pornos antörnend oder braucht’ s den High-Heel-Kick?
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queere.pornographie
She-Porn Abseits des üblichen Angebots: Das 2. Berliner Pornfilmfestival bietet’s
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viennale.07
Behave Drei aktuelle Filme über das Verhältnis von Individuum und Staat
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an.klang
Words & Sounds An.hören: Neuer US-Soul versus Pathos made in Britain
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lese.zeichen
König_innen Stoppelpaste oder Mastix? Bücher über die Kunst, ein Mann zu werden
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ge.sehen
kultur
auf.takt
Im Bauch der Mutter „Mein Leben mir selbst” – ein Theaterstück über Zwangsverheiratung
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an.uns
an.schläge
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Eriwan, Armenien Fo t o : D a n i e l a M u s s n i g
Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at
Koordinierende Redakteurinnen: Saskya Rudigier,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76 Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78
Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at
Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Kerstin Kellermann/kek, Katharina Nagele/kana, Petra Öllinger/PÖ, Burgi Pirolt/burgi, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Eva Steinheimer/ESt, Bettina Surtmann/besu, Lea Susemichel/les, Jenny Unger/jung, Irmi Wutscher/ trude
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Andrea Auerbach/AndA, Paula Bolyos, Sarah Diehl, Romana Fiechtner, Tina Füchslbauer,
Betrifft:„Radikal und permanent öffentlich“ in an.schläge 10/07
Silke Graf, Gabi Horak/GaH, Kathrin Ivancsits/kaiv, Iris Nowak, Jule Reifenberger, Nicole Rennhofer/nr, Stefanie
Erratum
Schlüter, Michèle Thoma,Vina Yun, Kornelia Zauner/konz
plus.minus: Lea Susemichel Cartoon: Melanie Letschnig Unsere Werbung: Nana Swiczinsky Cover: tINI (Rekord Club/tinisworld.net/München) www.harrykleinbooking.de
Fotos: an.schläge-Archiv, Heather Allen, Magdalena Blaszczuk, Hannah Förster/genanet, Tina Füchslbauer, hellwach, Toni Höllersberger, Regina Hügli/Hilfswerk, Klub für Frauen, Daniela Mussnig, pornfilmfestival Berlin, Rezo Films, Maria Sterkl, Anna Stöcher, Nana Swinczinsky, Patrick Weber, Viennale
Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck, Wien © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002
04 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
Liebe an.schläge-Redaktion, Leider ist euch im Artikel „Radikal und permanent öffentlich“ (10/07) ein nicht unbedeutender Fehler unterlaufen. Bettina Surtmann schreibt über die Rosa Lila Villa: „Neben den Wohnungen und dem Restaurant Willendorf ist das Beratungszentrum mit seinen rund 15 MitarbeiterInnen das Herzstück des Projekts. Das Restaurant ist kommerzialisiert und zählt zu den wenigen Einnahmequellen der Vereins."
Dies ist leider eine völlig falsche Darstellung der Verhältnisse. Auch wenn es vielen unlogisch erscheint, zahlt das Willendorf genauso wie alle anderen NutzerInnen des Hauses eine sehr günstige Miete, die in die Erhaltung der Bausubstanz fließen. Es gibt jedoch keinerlei finanzielle Umverteilung zur Beratungsstelle Rosa Lila Tipp, auch wenn sich das ihre MitarbeiterInnen oftmals wünschen. Liebe Grüße, Marty Huber
an.schläge werden gefördert von:
Irmi Wutscher
Was ist ministrabel? Super, Österreich hat wieder einen Kunstskandal! Nein, nicht den Mann, der die stilisierten Jesusschen Lenden nicht mochte. Den hat doch keineR ernst genommen. Hier handelt es sich um echte Zensur – direkt vom Ministerbüro Bures verordnet. Nicht gehört? Im Rahmen einer Expertinnentagung zu „Zehn Jahre Gewaltschutzgesetz in Österreich“ hätte Anfang November in Wien eine Ausstellung zum Thema Gewalt an Frauen im Palais Auersperg stattfinden sollen. Hat sie aber nicht, weil zwei der Bilder und die dazugehörigen Bildunterschriften des Künstlerinnen-Duos Carla Knapp und Andrea Zwettler nicht „ministrabel“ waren. Zum einen war das eine abstrakt dargestellte wehrhafte Frau mit nicht-abstraktem Messer in der abstrakten Hand, die unter anderem den Untertitel trug „Vergewaltiger wir kriegen Euch!“. Nicht ministrabel. Zum anderen eine muslimische Frau vor österreichischer Kleinstadt, Aussage: „Wir fordern einen autonomen Aufenthaltsstatus für Migrantinnen!“ Auch nicht ministrabel. Wie auch die „Glückskekse“ nicht. Botschaften gegen Gewalt auf türkisch, serbokroatisch und deutsch: Zur Gänze nicht ministrabel. Und da sind sie zwei Tage vor der Ausstellung drauf gekommen. Grundsätzlich bin ich ja eine große Freundin der Kunstskandälchen Österreichs. Sie bieten eine Art Volksstück, von den Medien aufbereitet, und mir einen gewissen Unterhaltungswert. Sie folgen einer unauflöslichen Dramaturgie: Da gibt’s was, was dem Anstand oder sonstigen obskuren Regelwerken widerspricht. Dann wird mit Kunst und Freiheit argumentiert, was vielen von vornherein suspekt ist. Und dann geht’s schon los: Da will wer was verbieten, oder eben nicht, andere regen sich über das Verbot oder Nicht-Verbot auf und es regnet Unter-der-Gürtellinie-Argumente. Toll! Am Besten wird’s immer, sobald Krone und FPÖ sich zu Wort melden. Hier wird die österreichische SpießerInnenseele besser vorgeführt als beim Herrn Karl. Ich würde ja soweit gehen, die Kunstzensur neben Lipizzanern und Mozartku-
geln in Schüssel’s „Typisch-Ösis“-Hitliste aufzunehmen. Geschichtlich wäre das ja locker argumentierbar, ab Metternich eine zweihundertjährige Tradition. Doch leider, in diesem Fall ist alles anders. Kein Schrei nach Sittenpolizei quer durch die Kleinformate. Kein Teer und keine Federn. Dabei gab es wunderbare Wortmeldungen vonseiten des Frauenministeriums: Dass die problematischen Bilder „missverständlicherweise als Forderungen aller an der Konferenz Beteiligten“ aufgefasst werden könnten. Der Hinweis, dass gemeinsam mit der abstrakten Frau „ganz gegenständlich“ ein Messer abgebildet sei. Und zum Drüberstreuen das überstrapazierte Unwort „ministrabel“. Da hätte man sich doch spielend draufsetzen können! Aber: Das Standard-Forum ist fast lahm. Wo sind denn bitte die rechtspatriarchalen PosterInnen hingekommen? He, da wollen sich Frauen gegen Vergewaltiger wehren! Mit Messern! Ist das keinen Krone-Leserbrief wert? Aber zugegeben: Ich hätte es ohne die an.schläge-Aussendung auch nicht mitbekommen. Daher weiß ich jetzt auch gar nicht, über was ich mich mehr aufregen soll: dass die Zensur ausgehend vom Frauenministerium mit derart lächerlichen und peinlichen Argumenten gebracht wurde, oder dass das heimlich und quasi über Nacht geschah. Zufälligerweise kurz vor der Eröffnung. Und dann gar keine Ausstellung zustande kam, weil entgegenkommende Angebote der Künstlerinnen kategorisch abgelehnt wurden. Mündlich. Eine schriftliche Wortmeldung des Frauenministeriums gab es nämlich erst, als die AUF-Redaktion mit einem offenen Brief protestiert hatte. Als alles schon vorbei war. Eine breitere Öffentlichkeit hatte also gar nicht die Möglichkeit, im Vorhinein über die Ausstellungsabsage informiert zu sein. Und genau an diesem Punkt wird’s knusprig: Denn Zensur ist eine Sache, aber Zensur plus Totschweigen noch mal eine ganz andere. Über die EU-Unterhose lachen wir bis heute, aber wer redet über wehrhafte Frauen? Scheinbar niemand. Und das finde ich sehr bedenklich. ❚
Eine Stellungnahme der Künstlerinnen findet sich unter: www.hellwach.info/ index.php?lt=nichtministrabel Montierte Skizzen von hellwach zur Installation im Palais Auersperg finden sich in diesem Heft auf Seite 8
dezember 2007 jänner 2008 an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : K l u b f ü r Fra u e n
neuen Strafbestand „Gewaltbeziehung“ nachzudenken. Ebenfalls in den Empfehlungen der NGO Task Force enthalten sind folgende Forderungen: Bundesweite und laufende Bewerbung der Frauenhelpline, Ausbau von muttersprachlichen Beratungen, finanzielle Absicherung der Opferschutzeinrichtungen (Frauenhäuser, Interventionsstellen, Notrufe etc.), Errichtung eines speziellen Frauen- bzw. Mädchenhauses für Migrantinnen, verpflichtende Grundausbildung für betroffene Berufsgruppen, Ausbau der Täterprogramme, Verbesserung der Kriminalstatistik und Maßnahmen zur Sensibilisierung. Die Abschlusskonferenz der Europaratskampagne findet am 29. April 2008 in Wien statt. GaH Veranstaltungen: www.aoef.at/tage/index.htm und Offizielle Seite der Europaratskampagne: www.coe.int/stopviolence
ka m p a g n e . g e g e n . g e w a l t eu-projekt
Empfehlungen für Gewaltschutz
Armut durch Pflegebedürftigkeit
Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (aoef) koordiniert die österreichischen Aktivitäten zur heurigen Europaratskampagne „Stoppt häusliche Gewalt gegen Frauen“. Eine nationale NGO Task Force hat sich bereits sieben Mal getroffen, dabei wurden umfangreiche Empfehlungen zur Verbesserung im Gewaltschutzbereich an die Regierung ausgearbeitet. Sie sind als Vorschläge für konkrete Maßnahmen zu verstehen, die noch während der Kampagne bis April 2008 umzusetzen sind. So fordern die NGOs etwa weitere Verbesserungen am Gewaltschutzgesetz: beispielsweise eine Verlängerung der Einstweiligen Verfügung (EV) auf bis zu ein Jahr, die EV soll zudem auch nach einer Scheidung weiter bestehen können. Außerdem soll die Exekution rascher und wirkungsvoller sein, denn die Praxis habe gezeigt, dass die Übertretung einer EV für den Täter oft folgenlos bleibt. Unbedingt erforderlich ist für die NGOs auch, dass die Strafverfolgung von häuslicher Gewalt effektiver gestaltet wird: etwa durch bessere Ermittlungen und Beweissicherung (derzeit ist es nicht einmal Standard, Verletzungen mittels Foto zu dokumentieren). Es solle untersucht werden, warum Verfahren bei Gewalttaten häufig eingestellt werden. Auch wird angeregt, über einen
„Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen, die besonders von Armut betroffen sind“ lautet das Ziel des EU-Projekts „Aurora“, das unter anderem von der Volkshilfe Österreich ko-finanziert wird. Konkret gemeint sind damit vor allem Hochbetagte in Langzeitpflege und Frauen. Fakten dazu liefert der Projektfolder:„Armut ist weiblich. (…) Über die Hälfte der armutsgefährdeten und armen Menschen in Österreich sind Frauen.“ Die Armutsgefährdung von Menschen in Österreich wird von „Aurora“ bei verschiedenen Veranstaltungen thematisiert. Zuletzt in einem Workshop zum Thema „Pflegebedürftig – armutsgefährdet?“. Von der oberösterreichischen Landtagsabgeordneten Gertrude Schreiberhuber wurde dabei unter anderem festgestellt, dass Österreich sich ein Pflegesystem leisten könnte, das mit Steuermitteln finanziert wird und einen Rechtsanspruch auf Pflege garantiert. Außerdem müssten präventive Maßnahmen ausgebaut werden. Lösungsvorschläge zur Umsetzung dieser Reformschritte wären etwa eine Erhöhnung des Pflegegeldes und die Einführung einer Grundsicherung. Verbesserungswürdig sei außerdem die Situation von pflegenden Angehörigen, etwa deren
„Ja, wir sind ein Paar.“
Wir hätten es nicht zu träumen gewagt: Die wunderbare Anne Will ist lesbisch und bekennt sich mit diesen Worten zu ihrer langjährigen Lebenspartnerin Meckel! Die ehemalige Tagesthemen-Moderatorin hatte schon mit ihrem Beitrag zur Zeit-Serie „Wir brauchen einen neuen Feminismus“ Freude bereitet. Darin erinnerte sie sich an eine „fassungslose Stille“ , die einer an ein rein weibliches Redaktionsteam gerichteten Frage folgte. „Keiner da?“, hatte ein Mann, der auf der Suche nach einer Ansprechperson war, in die Frauenrunde gefragt. Heute würde das wohl nicht mehr passieren, schreibt Will. Was eindeutig Frauen wie ihr zu verdanken ist. 06 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
övp
spö
Verwaltungszonen?
Schutzzonen!
„Auf das Niveau einer Autoanmeldung oder Hunderegistrierung“ würde die Homo-Verpartnerung heruntergestuft, empört sich Günter Tolar, Obmann von SoHo (Sozialdemokratie und Homosexualität). Anlass war die ÖVP-Verlautbarung, dass „eine Zeremonie“ beim Homo-Pakt „nicht notwendig“ sei. Denn ÖVP-Justizsprecher Donnerbauer interpretiert den von Justizministerin Maria Berger endlich vorgelegten Gesetzesentwurf für Homo-Partnerschaften „eher als schlichten Verwaltungsakt“. Der deshalb auch nicht auf allen Standesämtern durchführbar sein müsste. Denkbar wäre durchaus , ihn irgendwo zu „zentralisieren“. –
Auch von Schutzzonen vor Abtreibungskliniken will die ÖVP weiterhin nichts wissen. Maria Rauch-Kallat ist zwar gesprächsbereit, die für ein entsprechendes Gesetz nötige Kompetenzverschiebung von den Ländern zum Bund werde aber erst im Zuge der geplanten Staats- und Verwaltungsreform möglich. Die SPÖ sieht das anders und will die Regelung für Schutzzonen in das Sicherheitspolizeigesetz aufnehmen, das mit 1. Jänner 08 in Kraft treten soll. Es sieht u.a. auch eine Hooligan-Meldeplicht für die FußballEM vor. Sollte die ÖVP in Sachen Schutzzonen nicht einlenken, schließt die SPÖ eine Blockade des Sicherheitspolizeigesetzes nicht aus. +
an.rissösterreich rechtliche Absicherung. Die vierte und letzte Veranstaltung des Projektes zum Thema „Gemeinsam gegen Armut“ fand am 27. Oktober in Klagenfurt statt und diente der Reflexion des Projektes. Dabei wurden „Postulate an Österreich und Europa“ definiert. pix www.aurora-austria.eu
f r a u e n . n e t z w e rk . m e d i e n
Neuer, junger Vorstand Sieben Jahre war Brigitte Handlos Obfrau des Frauen-Netzwerk-Medien,„es wird Zeit für etwas Neues“, meint sie nun. Deshalb wurde ein neuer Vorstand gewählt: Obfrau Karin Strobl („Österreich“), Nina Horaczek („Falter“) und Münire Inam (ORF). Brigitte Handlos, derzeit ChronikRessortleiterin bei der ORF-ZIB, will nun „raus aus dem Journalistinnenkreis und mit Frauen aus einem breiteren Spektrum an Professionen zusammenarbeiten“. Die neue Obfrau Karin Strobl begann ihre journalistische Laufbahn 1996 bei der Kronen Zeitung. Seit Juni 2006 leitet sie das Gerichtsressort der Tageszeitung „Österreich“. Mitglied des FrauenNetzwerk-Medien ist sie seit 2001. Das Netzwerk versteht sich als überparteilicher Verein, der u.a. für die Verleihung des rosa „Handtaschls“ für herabwürdigende Äußerungen in Medien (gegen-)über Frauen und den Journalistinnen-Preis „Spitze Feder“ verantwortlich ist. Auf der Homepage wird auch eine Expertinnen-Datenbank betrieben. konz www.frauennetzwerk.at
journalismus
Ausgezeichnete Journalistinnen Am 15. November wurden die diesjährigen Preisträgerinnen der „Spitzen Feder“ geehrt. Der Preis wird vom Frauen-Netzwerk-Medien für engagierte Journalistinnen vergeben, „denen kritische Berichterstattung im Frauen-, Demokratie- und Menschenrechtsbereich ein Anliegen ist.“ Die Grüne Frauenpolitikerin Monika Vana stiftet erneut die 2.000 Euro für den Hauptpreis sowie die 700,- Euro für den Förderpreis für Nachwuchsjournalistinnen. Bei der Bewertung wurden dieses Jahr besonders Arbeiten zum Thema Frauenarmut berücksichtigt. Den Hauptpreis bekam Teresa Arrieta für ihr Radiofeature „Alleinerzieherinnen“ in der Ö1-Reihe „Journal Panorama“. Den Förderpreis erhielt die „Falter“-Nachwuchsjournalistin Ingrid Brodnig. Unter dem Titel „Wert und Quote“ fand am 12. Oktober der 9. Österreichische Journalistinnenkongress in Wien statt. Dabei wurde auch die „MedienLÖWIN“ wieder vergeben, ein Preis für „mutige Berichterstattung und das Aufzeigen der Diskriminierung von Frauen“. Preisträgerinnen waren Profil-Redakteurin Sibylle Hamann für ihren Beitrag „Adam und der Apfel“ sowie Alexandra Bader, die mit ihrem Onlinemagazin www.ceiberweiber.at zeige, „was Web-Journalismus kann“. In Zusammenarbeit mit der Hauptsponsorin ING-DiBa wurde erstmals auch die „FinanzLÖWIN“ für klare Sprache zu Finanzthemen vergeben: dieses Mal an Susanne Leitner vom Wirtschaftsblatt. Abseits der Preisverleihung verkündete Alexandra Bader, unermüdliche Schreiberin und feministische Kämpferin, ihren Teil-Rückzug aus dem Journalismus, denn sie „sehe keine Chance mehr für eine kritische, eigenständig denkende Journalistin in diesem Land“. Alle Hintergründe dazu auf: www.ceiberweiber.at. GaH Frauen-Netzwerk-Medien: www.frauennetzwerk.at, Journalistinnenkongress: www.medienfrauen.net
Fo t o s : M a r i a S t e r k l
Kornelia Zauner sprach mit Elisa Heinrich vom Kollektiv des HomoBiTrans-Referats der ÖH Uni Wien
Kiss-In im Café Merkur Wien, 6. November, Cafè Merkur: eine Horde sich demonstrativ küssender Lesben und Schwulen im Raum. Wie kam es dazu? Am Montag vor dem Kiss-In wurden zwei Frauen im Cafè Merkur (ein Lokal, das besonders von Student_Innen stark frequentiert wird) darauf hingewiesen, sie sollten sich nicht küssen, weil der Chef etwas gegen Lesben und Schwule habe. Homophobie ist strukturell und alltäglich. Oft genug gibt es nicht die Möglichkeit, sich gegen homophobe Gewalt zur Wehr zu setzen. In diesem Fall wussten wir aber, dass der Lokalbesitzer selbst verantwortlich war und das gab uns die Möglichkeit, eine solche Aktion zu planen und zu realisieren. Wer waren die InitiatorInnen dieser Aktion? Die Info über die Diskriminierung der besagten Frauen wurde erstmal über alle möglichen Verteilerinnen und an die Stelle zur Dokumentation von Homophobie der Rosa Lila Villa (gegenhomophobie@villa.at) geschickt und mündlich weitergetragen. Daraufhin organisierten sich über unterschiedlichste linke/ feministische/ queere Plattformen Leute, die eine Aktion machen wollten. Es gab also keine zentrale Organisation, sondern einfach von vielen den Wunsch, ihren Protest zu äußern. Wie viele Leute haben mitgemacht? Schon um 19.00 war das Merkur so voll, dass die Kellnerin kaum noch durchkam. Es waren nicht nur alle Plätze besetzt, Menschen mussten auch in Gruppen herumstehen. Eine Journalistin des „Standard“ hat die Menge auf hundert Personen geschätzt. Wie kann ich von der nächsten Aktion erfahren, um tatkräftig mitzumischen? Die Vernetzung fand hauptsächlich über Internet-Plattformen (wie fmqueer.at, www.n3tw0rk.org), Mailinglisten (z.B. die feministische Liste femail oder die Ladyfest-Liste), aber auch Mundpropaganda statt. Weiters ist auch die Homepage des HomoBiTrans-Referats dafür eine gute Adresse: www.oeh.univie.ac.at/arbeitsbereiche/homobitrans.htm Dort kannst du dich auch auf den Newsletter eintragen, über den alle Aktionen, welche die Leute des Referats planen und von denen sie erfahren, ausgeschickt werden. dezember 2007 jänner 2008 an.schläge 07
gewaltschutz
M o n t i e r t e S k i z z e n z u r I n s t a l l a t i o n i m Pa l a i s A u e r s p e r g 1 © h e l l w a c h
Wenig Grund zum Jubeln Zehn Jahre besteht nun das österreichische Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie. Ein Jubiläum, an dem weniger gefeiert, als kritisch Ausblick gehalten werden sollte, welche neueren Entwicklungen sich im Gewaltschutzbereich abzeichnen. Von Paula Bolyos
1 zur geplanten Ausstellung von hellwach im Palais Auersperg siehe an.spruch auf Seite 5
08 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
Vor zehn Jahren, im Mai 1997, wurde das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie implementiert. Das Gesetz wurde zum europaweiten Vorbild, was nicht zuletzt an dem Paradigmenwechsel liegt, der mit dem Gewaltschutzgesetz vorgenommen wurde. Dieser besteht nicht nur in der EntPrivatisierung familiärer Gewalt und der daraus folgenden Verantwortung der staatlichen Institutionen, die Opfer und deren Kinder zu schützen und präventive Maßnahmen gegen weitere Übergriffe zu setzen. Er zeigt sich auch in der Verschiebung der Verantwortung für die Gewalttat vom Opfer zum Täter. Durch die Einführung von Wegweisung und Betretungsverbot konnten ab 1997 Frauen, die von Gewalt durch den Partner betroffen waren, in der gemeinsamen Wohnung bleiben, der Gewalttäter
musste gehen. Der Schritt, der für das Opfer auf die Wegweisung des Täters folgt, ist die Kontaktaufnahme durch die im Gesetz vorgesehenen Opferschutzeinrichtungen – Interventionsstellen bzw. Gewaltschutzzentren. Diese erfahren von dem Vorfall, indem sie die Niederschrift der Einvernahme per Fax oder e-mail von der Exekutive erhalten. Danach kann sich die jeweils zuständige Mitarbeiterin pro-aktiv an das Opfer wenden und Beratung und Unterstützung rechtlicher und psychosozialer Natur anbieten. Datenschutz oder Opferrechte? Seit 1. November gilt nun ein Erlass des Bundesministeriums für Inneres (BMI), welcher der Exekutive vorschreibt, nur noch Namen von Opfer und Täter, sowie Adresse und Telefonnummer an die Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren wei-
terzugeben. Keine Abschrift der Anzeige mehr und in der Folge keine Informationen zum jeweiligen Fall. Das bedeutet, dass die Beraterinnen sich, so wie es im Gesetz vorgeschrieben ist, weiterhin an die betroffene Frau wenden und diese dann die ganze traumatisierende Gewaltgeschichte, die sie am Tag oder Stunden vorher der Polizei gegenüber schon einmal schildern musste, noch einmal erzählen muss. Frauenrechte. Lücken im österreichischen Gewaltschutzsystem wurden sichtbar, als das CEDAW-Komitee (Komitee der Convention on the Elimination of all Forms of Discrimination against Women) im August dieses Jahres zwei Gutachten zu Mitteilungen vorlegte, die der Verein Frauenrechtsschutz und die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie im Namen der Nachkom-
schutzgewalt
Sehr gefährdete Opfer. An den beiden Mordfällen an Fatma und Sahide zeigt sich deutlich, dass das österreichische Gewaltschutzsystem nicht auf sehr ge-
fährdete Opfer ausgerichtet ist. Eine strukturierte und transparente Risikoeinschätzung fehlt in den staatlichen Institutionen, doch gerade eine solche hätte gezeigt, dass sich beide Frauen in höchster Gefahr befanden: Internationale Studien, beispielsweise jene von Jacquelin C. Campbell zeigen, dass die Einschätzung des Opfers einer der wichtigsten Faktoren zur Voraussage möglicher Übergriffe darstellt, ebenso wie vorangehende Morddrohungen. Nur wenn das Bewusstsein für diese Risiken fehlt, wird von den zuständigen Behörden nicht mit den entsprechenden Maßnahmen reagiert. Bei Mordgefahr reicht die Wegweisung des Täters nicht aus, es müssten weitere Möglichkeiten des Umganges mit solchen Gefahrensituationen, wie eine in Großbritannien übliche kurzfristige In-Gewahrsamnahme des Gefährders diskutiert werden.
Bei Mordgefahr reicht die Wegweisung des Täters nicht aus, es müssten weitere Möglichkeiten des Umganges mit solchen Gefahrensituationen, wie eine in Grossbritannien übliche kurzfristige InGewahrsamnahme des Gefährders diskutiert werden.
Der Staat Österreich hat in seinem Kommentar zur Mitteilung in Bezug auf Sahide angegeben, dass hier die Rechte des Gefährders auf Bewegungsfreiheit und ein faires Verfahren zu bedenken seien. Wie das CEDAW-Komitee festhält, sind diese Rechte niemals den Rechten des Opfers auf Leben und physische, wie auch psychische Gesundheit überzuordnen. Maßnahmen. Spätestens nach diesen beiden Urteilen ist der Staat Österreich gefordert, die Frauenrechtskonvention entsprechend umzusetzen. Das wäre keineswegs eine freiwillige Leistung, mit der Ratifizierung von CEDAW 1982 hat sich Österreich verpflichtet, dieses Rechtsinstrument in nationale Gesetzgebung zu transfor-
mieren. Österreichische PolitikerInnen könnten aus den beiden Gutachten jedoch auch lernen und sie als Chance sehen, vielleicht bei KollegInnen nicht ganz so beliebte Maßnahmen im Sinne der Umsetzung von Frauenrechten durchzusetzen. Die Konvention bietet Maßnahmenkataloge, die ohne weiteres in einem Aktionsplan formuliert und dann kurz- oder langfristig implementiert werden können. Sofortmaßnahmen sollten auf jeden Fall für sehr gefährdete Opfer überlegt werden, die von Mord oder schweren Verletzungen bedroht sind. Hier ist die Zusammenarbeit aller Institutionen, ob staatlich oder nicht-staatlich erforderlich. Das bedeutet auch, dass Informationen weitergegeben werden, wenn dies der Schutz der Opfer erfordert. Informationsaustausch ist ein wichtiges Element multi-institutioneller Kooperationen weltweit. So können einzelne Institutionen – beispielsweise in Gewaltschutzforen oder runden Tischen zu häuslicher Gewalt – feststellen, ob alle notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Opfer und deren Kinder ergriffen wurden bzw. ob noch welche ausstehen. L e n i Wi e b a c h u n d C l a u d i a Fr i e s i n g e r, Fo t o : M a r t i n a M a d n e r
men zweier ermordeter Frauen im Jahr 2004 beim Komitee eingebracht hatten. Fatma und Sahide wurden beide von ihren Ehemännern misshandelt. Fatma erhielt mehrere Morddrohungen, denen zu Beginn nachgegangen wurde, dann nicht mehr. Die Staatsanwaltschaft lehnte laut Exekutive einen Haftbefehl ab. Fatma wurde auf dem Heimweg von der Arbeit von ihrem Ehemann erstochen. Sahide zeigte ihren Ehemann ebenfalls mehrmals an; dieser wurde von der Exekutive weggewiesen. Nach der dritten Wegweisung erließ das Bezirksgericht eine Einstweilige Verfügung – laut derer sich der Gefährder dem Opfer für drei Monate nicht nähern darf – das darauffolgende Strafverfahren wurde wegen Geringfügigkeit eingestellt. Sahide wurde einen Tag später von ihrem Ehemann mit einer nicht registrierten Faustfeuerwaffe erschossen. Kurz zuvor hatte Sahide vergeblich die Polizei um Hilfe gebeten: Laut Exekutive war kein Einsatz erforderlich, da der Täter die Wohnung während des Telefonats bereits wieder verlassen hatte. Zuvor hatten Verwandte bereits gegenüber der Polizei erwähnt, dass der Täter trotz aufrechten Waffenverbotes im Besitz einer solchen sei, ohne dass dem nachgegangen wurde. Ebenso hatten Verwandte Morddrohungen des Täters gegenüber der Ehefrau und der Familie angezeigt, was keine Reaktion seitens der Polizei zur Folge hatte. Das Komitee hält in Bezug auf die beiden Morde fest, dass „nach allgemeinem internationalen Recht und speziellen menschenrechtlichen Abkommen, Staaten auch für private Handlungen verantwortlich sind, wenn sie es verabsäumt haben, mit geeigneter Sorgfaltspflicht Verletzungen von Rechten verhindert oder Gewalttaten untersucht und bestraft haben, ebenso wie sie verantwortlich dafür sind, Kompensation zu leisten“. Insbesondere Staatsanwaltschaft und Exekutive haben in diesen beiden Fällen die notwendige Sorgfaltspflicht verletzt, indem nicht rechtzeitig eingeschritten und die Gefahr, in der die beiden Frauen schwebten, verkannten.
Interventionsstellen. In Hinblick auf die Interventionsstellen bedeutet die Datenweitergabe durch die Polizei für alle von Gewalt betroffenen Personen, dass die Beraterinnen sich auf das telefonische Erstgespräch vorbereiten können und aus ihrer Erfahrung auch wissen, was sie dem Opfer vielleicht anbieten können. Wenn die Betroffenen ihre Gewaltgeschichte nicht noch einmal erzählen müssen, macht das ein wesentlich effektiveres und für das Opfer weniger belastendes Gespräch möglich. Auch Karl Mahrer, Landespolizeikommandant Stellvertreter für Wien, scheint der Ansicht zu sein, dass die Datenweitergabe, wie sie bis zum 1. November usus war, eine gute Vorgehensweise darstellt. Er sprach auf der Jubiläumsveranstaltung „Stop Domestic Violence against Women – 10 Jahre Gewaltschutzgesetze im internationalen Kontext“ indirekt den Erlass des BMI an und plädierte dafür, dass Opferrechte immer vor die Rechte der Gefährder auf Datenschutz gestellt werden müssen. ❚
Literatur und Informationen: Frauenhelpline gegen Männergewalt: 0800 222 555 http://www.un.org/womenwatch/ daw/cedaw Campbell, Jacquelyn C.: Assessing Dangerousness. Violence by Batterers and Child Abusers. Springer Publications 2007
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klimagender Fo t o s : H a n n a h Fö r s t e r /g e n a n e t
Öko-Gender-Check Der Klimawandel macht sich bemerkbar und die Politik ringt sich langsam zu wirksamen Maßnahmen durch. Höchste Zeit, dass Frauen entscheidend mitreden – schließlich spüren sie die Auswirkungen am deutlichsten. Von Gabi Horak
Linktipps: www.genanet.de www.wen.org.uk www.climateforchange.net Buchtipps: Rachel Carson: Der stumme Frühling. Verlag Beck 2007 Helga Kromp-Kolb/Herber Formayer: Schwarzbuch Klimawandel. Verlag Ecowin 2007
10 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
Bei der großen UN-Klimakonferenz im Dezember in Bali soll sich was bewegen. Es wird wohl wieder ein Kompromiss aus Politik, Wirtschaft, Diplomatie und persönlichen Machtansprüchen herauskommen. Die Konferenz und alle darin besprochenen Maßnahmen werden aber erstmals von einer eigenen Frauen-Delegation beobachtet: Sie wollen gezielt daran arbeiten, dass Geschlechtergerechtigkeit auch beim Klimaschutz ernst genommen wird. Seit einigen Jahren setzen sich Frauenorganisationen dafür ein, dass Genderaspekte in der Klimapolitik stärker berücksichtigt werden. In Bali wird das dafür aufgebaute Netzwerk genderCC (Women for Climate Justice) aktiv werden, das auch vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) unterstützt wird. So können unter anderem die Reisekosten für sieben Frauen aus Entwicklungsländern bezahlt werden. Denn bei der Klimakonferenz sollen die Perspek-
tiven der Frauen aus aller Welt vorkommen. Frauen spüren Klimawandel stärker. Koordiniert wird das Netzwerk bei der Klimakonferenz von der deutschen Leitstelle Gender, Umwelt, Nachhaltigkeit – kurz: genanet. Seit Jahren schon widmet sich genanet der Geschlechtergerechtigkeit beim Umwelt- und Klimaschutz. Auch Lobby-Arbeit bei den Klimakonferenzen steht dabei auf der Tagesordnung, nun tragen die Aktivitäten erste Früchte. Bei Redebeiträgen der PolitikerInnen und internen Diskussionen wird die besondere Betroffenheit von Frauen beim Klimawandel immer öfter hervorgehoben. Frauen sind vielerorts wesentlich stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen als die männliche Bevölkerung. Die afrikanische Sahel-Zone beispielsweise erlebt immer längere und härtere Dürreperioden. Die Wasserquellen sind immer weiter entfernt, Feuerholz ist spärlich und muss wie das Wasser kilometerweit getragen werden – von Frauen. Sie sind
hauptsächlich für die Ernährung ihrer Familien zuständig. Frauen produzieren weltweit die Hälfte der Nahrungsmittel, besitzen aber nur etwa ein Prozent des Ackerlandes. „Sie und ihre Familien sind stark betroffen, wenn durch den Klimawandel verursachte Unwetter etwa die Ernten zerstören, ohne dass sie viele Möglichkeiten haben, dagegen anzukämpfen“, erklärt Ulrike Schelander, Geschäftsführerin der Hilfsorganisation Care Österreich. Care-Experte Charles Ehrhart: „Durch die Veränderungen wird es gerade für die Schwächsten der Gesellschaft wie Frauen und Kinder immer schwerer, ihr Recht auf Nahrung, Wasser oder Gesundheit zu erhalten. Der Klimawandel ist deshalb nicht nur ein Umweltthema. Er ist ein Menschenrechtsthema.“ Auch Ursachen geschlechtsspezifisch. Die Auswirkungen des Klimawandels haben auch in reichen Ländern der Erde starke geschlechtsspezifische Aspekte, unter anderem weil auch hier die Nahrungszubereitung in weiblicher Hand ist.
genderklima ten auswirkt. Bioprodukte werden mehrheitlich von Frauen gekauft, sie gelten prinzipiell als gesundheitsbewusster und konsequenter beim Recycling. In Finnland werden regelmäßig Befragungen zur Atomenergienutzung durchgeführt. Demnach wird langfristige Atomenergienutzung nur von 14 Prozent der Klima-Expertin Helga Frauen aber von 46 Kromp-Kolb: „Verhindern Prozent der Männer können wir den Klima- unterstützt. Je gebildeter wandel nicht mehr, wohl die Frauen sind, desto neaber seine gravierendsten gativer ist ihre EinstelAuswirkungen mindern. lung zur Atomenergie. Die nächsten zehn Jahre Klimaexpertin Kromp-Kolb gibt dieser Skepsis Recht: „Über den Klimaschutz sind entscheidend.“ entscheiden die nächsten zehn Jahre, dafür ist die Kernenergiebranche denkbar schlecht aufgestellt.“ Zu lange seider Atmosphäre ist nicht geschlechtsen die Vorlaufzeiten, bis ein Kernkraftspezifisch, aber wenn ich über die Art der Freisetzung von Schadstoffen etwas werk in Betrieb gehen kann – ganz abwissen will oder danach frage, wer die- gesehen von weiteren Gegenargumenten zur Atomenergie wie se verursacht, dann ist das plötzlich mangelnde Sicherheit und ungelöste nicht mehr egal.“ Endlagerung. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) So hoch das Umweltbewusstsein hat festgestellt, dass Frauen umweltder Frauen auch im privaten Bereich freundlicher unterwegs sind: Sie legen mehr als die Hälfte ihrer Alltagswege zu sein mag: Das Management von EnerFuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentli- giekonzernen und die Entscheidungspositionen in der Politik sind fest in chen Verkehrsmitteln zurück. Männer männlicher Hand. verwenden das Auto bei 65 Prozent ihDafür spielten Frauen eine wesentrer Wege und verursachen laut VCÖ daliche Rolle beim Entstehen von Ummit pro Jahr um rund zwei Millionen weltbewegungen. Beispielsweise RaTonnen mehr CO2 als Frauen. chel Carson, die mit ihrem Buch „Der Zu ähnlichen Ergebnissen kommt stumme Frühling“ in den 1960er Jahauch das deutsche Netzwerk genanet bei der Zusammenfassung diesbezügli- ren auf den massiven Einsatz von Pesticher Untersuchungen. Die unterschied- ziden in der Landwirtschaft aufmerksam machte und Anstoß für eine geliche Mobilität lässt sich demnach eieinte amerikanische Umweltbewenerseits dadurch erklären, dass meist gung war. Eine weitere wichtige Männer den PKW in der Familie besitzen bzw. benutzen. Andererseits haben Aktivistin ist Vandana Shiva, die 1993 auch den alternativen Nobelpreis für die Wege von Frauen und Männern ihr Engagement erhielt. Sie gründete auch unterschiedliche Zwecke: Laut ein eigenes Forschungsinstitut in Indideutschen Studien hat die Hälfte der Erledigungen von Frauen mit Haus- und en und macht sich für den Erhalt der Biodiversität sowie für die Rechte der Familienarbeit zu tun, Männer gaben Bauern und Bäuerinnen gegenüber einen ähnlich hohen Anteil ihrer Wege Agrarkonzernen stark. Ökologie und als Dienstwege an. Feminismus gehören für sie untrennbar zusammen. Umweltbewusstsein und -verhalten. Viele von genanet verwendete Studienergebnisse weisen auf höheres Umwelt- Zahlreiche Projekte. Heute gibt es weltbewusstsein von Frauen hin, was sich weit zahlreiche Netzwerke und Projeknicht zuletzt auf das Konsumverhalte, die für Geschlechtergerechtigkeit in In der österreichischen Landwirtschaft sind zu großen Teilen Frauen an der Arbeit, die Arbeitsweisen und Traditionen sind aber immer noch von Männern geprägt, erklärte etwa die preisgekrönte österreichische Klimaforschrein Helga Kromp-Kolb im an.schläge-Interview. Geschlechtsspezifisch seien aber auch die Ursachen der Klimaerwärmung: „Die Schadstoffausbreitung in
der Klimapolitik eintreten. Beispielsweise das bereits 1988 in Großbritannien gegründete Netzwerk „Women’s Environmental Network“ (WEN). Gemeinsam mit anderen Organisationen sammelt WEN derzeit online Unterschriften für ihr „Manifesto on Climate Change“: Darin fordern sie gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Entscheidungsprozessen bezüglich Klimapolitik, Investitionen in erneuerbare Energien, mehr umweltfreundliche Produkte und strengere Ziele bei der Reduzierung von CO2-Emissionen. Die Europäische Kommission hat von 2003 bis 2005 das Projekt „Climate for Change“ unterstützt. Es war gleichzeitig das erste „Genderprojekt“ des Klima-Bündnis Europäischer Städte: In Kooperation mit Städten aus vier europäischen Ländern wurde die Situation von Frauen im kommunalen Klimaschutz untersucht. Alle Fakten, Argumente, Instrumente zur Frauenförderung sowie ein Gender-Check zur ersten Einschätzung wurden in einem „Toolkit“ zusammengefasst. Es ist auf deutsch, englisch und italienisch auf der Homepage www.climateforchange.net zu finden. Wenn Anfang Dezember die Mächtigen der Welt in Bali über wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel diskutieren, werden die angereisten Expertinnen und Aktivistinnen hoffentlich gehört. Fakten aus der geschlechtsspezifischen Klimaforschung gibt es genug. Helga Kromp-Kolb weiß:„Es geht um Fragen, die die Zukunft aller Menschen auf der Erde betreffen!“ Also: Klimapolitik ohne Frauen wird nicht gehen! ❚
FACTS ZUM KLIMAWANDEL Die Erdtemperatur ist in den letzten dreißig Jahren um 1,6 Grad gestiegen. In den nächsten hundert Jahren ist mit einer weiteren Erderwärmung um bis zu sechs Grad zu rechnen, wenn nichts dagegen getan wird. In Österreich wird die Durchschnittstemperatur in den nächsten vierzig Jahren um zwei bis vier Grad ansteigen. Zu erwarten sind heiße, trockenere Sommer;mehr und heftigere Niederschläge;seltener sehr kalte Winter. Die Alpen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts gletscherfrei sein. Hauptverursacher der Erderwärmung sind die Industrieländer,Hauptleidtragende sind die armen Bevölkerungen der Entwicklungsländer. dezember 2007 jänner 2008 an.schläge 11
internationalan.riss patriarchales und kapitalistisches System, was wir ablehnen. Deshalb ist es uns wichtig, dass wir uns dort organisieren, wo wir leben. Denn nur so können wir Frauen weltweit gemeinsam kämpfen“, schreiben die Initiatorinnen. Beim Treffen sollen Erfahrungen sozialer und emanzipatorischer Kämpfe ausgetauscht und die Möglichkeiten internationaler Solidarität diskutiert werden. Workshops zu Widerstandsformen wie Straßentheater, Radical Cheerleading u.v.a.m. wird es außerdem geben. Das Treffen soll vom 29. Dezember bis 2. Januar stattfinden, der Ort stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest, Teilnehmerinnen und Mitorganisatorinnen werden weiterhin gesucht! Infos, Anregungen, Ideen, Kritik, Anmeldung und Kontakt: rebeldiademujeres@gmail.com. les www.ya-basta-netz.de.vu Zapatistisches Frauentreffen: http://zeztainternazional.ezln.org.mx
pakistan west.sahara
Silver Rose Award 2007 an Aminatou Haidar Der diesjährige Silver Rose Award wurde an die sahaurische Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar übergeben. Haidar erhielt den vom internationalen Netzwerk Solidar gestifteten Preis für ihr Engagement im Kampf für die Rechte ihrer Volksgruppe in den besetzten Gebieten der Westsahara. Teil des Netzwerks Solidar ist die österreichische Volkshilfe, sie hat die diesjährige Gewinnerin für den Preis vorgeschlagen. „Der Preis ist für mich eine Anerkennung für den legitimen Kampf, den die Frauen und Männer in der Westsahara führen. Ein Kampf, der seit vielen Jahren mit friedlichen Mitteln ausgetragen wird. Gleichzeitig sehe ich in der Auszeichnung eine Verurteilung der Menschenrechtsverletzungen, derer sich Marokko schuldig gemacht hat“, so Haidar im Rahmen der Verleihung im EU-Parlament in Brüssel. Der Konflikt mit Marokko hält nun schon dreißig Jahre an. Bereits 1992 sollte ein Referendum über die Unabhängigkeit der ehemaligen spanischen Kolonie durchgeführt werden, bis heute hat es nicht stattgefunden. „Ohne internationalen Druck auf Marokko wird es zu keiner Lösung kommen“, ist Haidar überzeugt. MenschenrechtsaktivistInnen und JournalistInnen würden regelmäßig bedroht, auch Entführungen seien nicht selten, erklärt Haidar. Ein Referendum würde einen Ausweg aus der politischen und humanitären Krise eröffnen. „Der Autonomievorschlag Marokkos bedeutet für uns nichts anderes als einen Ausschluss vom Selbstbestimmungsrecht, und das können wir nicht akzeptieren“, so Haidar weiter. Josef Weidenholzer, Präsident der Volkshilfe Österreich, freut sich darüber, dass sich die Jury der Nominierung einstimmig angeschlossen hat. „Die Jury hat damit das große Engagement Haidars anerkannt.“ Weidenholzer hebt besonders den gewaltlosen Einsatz hervor, mit dem die Menschen der Westsahara für ihre Rechte eintreten. besu
europa
Frauenlesbentreffen Zum Jahreswechsel wird es im mexikanischen Chiapas ein zapatistisches Frauentreffen geben. Frauen des Solidaritätsnetzwerkes Ya-BastaNetz in Deutschland wollen zeitgleich auch in Europa ein FrauenLesbentreffen organisieren: „Denn auch hier stecken wir in Kämpfen gegen ein 12 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
Widerstand wächst Acht Jahre ist es her, dass die ehemalige Ministerpräsidentin Benazir Bhutto ins Exil flüchtete und Pervez Musharraf seinen ersten Militärputsch erfolgreich durchzog und die Verfassung außer Kraft setzte. Wie ein Déjà-vu mutet es an, dass die streitbare Politikerin kaum angekommen unter Hausarrest gestellt und der Ausnahmezustand verhängt wurde. Nach der Entmachtung des Obersten Gerichts kam es zu zahlreichen Verhaftungen von PolitikerInnen und RegimegegnerInnen. Weiterhin hat in Pakistan das Militär rund um Staatschef Musharraf alle Fäden in der Hand. Doch der Widerstand wächst, Musharraf hat am 14. November eine Übergangsregierung vereidigt, sie soll bis zu den Parlamentswahlen am 8. Jänner 2008 im Amt bleiben. Die Opposition hat mit einem Boykott der Abstimmung gedroht. Der Hausarrest gegen Oppositionsführerin Bhutto wurde indes nach drei Tagen wieder aufgehoben. Wenige Stunden vor der Ankunft des US-amerikanischen Gesandten John Negroponte erklärte Polizeichef Sahid Abbas, Bhutto könne sich wieder frei bewegen und BesucherInnen empfangen. Die Zufahrtsstraße zu ihrem Haus wird aber derzeit weiter von der Polizei mit Lastwagen versperrt. JournalistInnen wurden daran gehindert, die Absperrung zu passieren. Der geplante Protestzug der AnhängerInnen Bhuttos Pakistanischer Volkspartei (PPP) von Lahore nach Islamabad wurde ebenso verhindert wie in der Woche zuvor eine Großkundgebung in Rawalpindi. Damals war Bhutto zum ersten Mal seit Verhängung des Ausnahmezustands unter Hausarrest gestellt worden. Einen Tag vor dem Beginn des „langen Marschs der Demokratie“ hat Bhutto offiziell mit Präsident Musharraf gebrochen. „Ich habe meine Politik geändert“, sagte sie vor jubelnden AnhängerInnen. Sie hat sich zudem, wenn auch nicht internationale Unterstützung, so doch Ohren und Augen der Weltöffentlichkeit gesichert. Damit wird der Kampf um die Wiederherstellung demokratischer Rechte immer mehr zu einem Duell zwischen den beiden PolitikerInnen. Am 20.11. will sich Benazir Bhutto auf den Weg nach Islamabad machen. Die Route Bhuttos verbindet die politische Zentrale des Landes mit dem wirtschaftlichen Zentrum Lahore, der Hauptstadt der Provinz Punjab, die seit sechzig Jahren die Politik Pakistans bestimmt. Der Marsch könnte Bhuttos Aussichten auf einen Wahlsieg stärken, wenn sie die Sympathie der Bevölkerung zurückgewinnen kann. Rein rechtlich dürfte sie aber für eine dritte Amtsperiode gar nicht mehr kandidieren. Eine demokratiepolitische Herausforderung, der sich offensichtlich im Augenblick keine der politisch Verantwortlichen in Pakistan stellen will. besu
an.rissinternational deutschland
Zwischen 45 und 80 Prozent Anfang November stellte das Weltwirtschaftsforum den aktuellen Global Gender Gap Report 2007 in New York vor. In dem Bericht wird die Gleichstellung der Geschlechter im internationalen Vergleich untersucht. Erstmals wurden ca. neunzig Prozent der Weltbevölkerung in 128 Ländern erfasst. Mittels Messungen in vier Hauptbereichen wurde das Ausmaß der Ungleichheit zwischen Männern und Frauen quantifiziert: Wirtschaftliche Partizipation und Chancengleichheit in Bezug auf Arbeitseinkommen, Partizipationsniveau und Zugang zu hochqualifizierter Beschäftigung, Bildungsniveau, politisches Empowerment und Möglichkeit, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen, sowie geschlechterspezifische Unterschiede in der Lebenserwartung. „Der Global Gender Gap Report fasst die Herausforderung, mit der wir es zu tun haben, in Zahlen: Er zeigt, dass das Land mit dem besten Ranking-Ergebnis die Kluft zwischen den Geschlechtern bis zu über achtzig Prozent schließen konnte, während das Land mit dem niedrigsten Ranking-Ergebnis diese Aufgabe für seine Bevölkerung nur zu etwas mehr als fünfundvierzig Prozent erfüllen konnte, erklärt Saadia Zahidi, Leiterin des Women Leaders Programme beim World Economic Forum. Österreich hat es wieder nicht in die Top Zwanzig geschafft und belegt im Gesamtranking abermals den 27. Platz. Hierzulande sind die Indices in fast allen Bereichen, mit Ausnahme der Gesundheit, leicht gesunken. Deutschland erreichte im Gender Gap Report 2007 nur mehr den 7. statt den 5. Platz, Frankreich (Platz 51) hingegen verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um fast zwanzig Plätze. Als Gründe dafür werden die ausgewogenere Teilhabe von Männern und Frauen am Ar-
thecoverzone.com
beitsmarkt genannt und die verstärkte Präsenz von Frauen in hochqualifizierten Berufen. Spitzenreiter waren – wie schon im Vorjahr – die nordeuropäischen Länder: Schweden belegt Platz eins der Liste, gefolgt von Norwegen, Finnland und Island. Unter den Schlusslichtern liegen u.a. die Staaten Türkei (121), Marokko (122) und Saudi Arabien (124). konz www.weforum.org/en/initiatives/gcp/Gender%20Gap/index.htm
kolumbien
Eine Million FreundInnen Die Frauenorganisation Organización Feminina Popular (OFP) aus Barrancabermeja/Kolumbien sucht eine Millionen Freundinnen und Freunde. Die Stadt mit den großen Erdölreserven, in der die Frauenrechtlerinnen und Friedensaktivistinnen der OFP arbeiten, wird von paramilitärischen Gruppen kontrolliert. Frauenhäuser, juristische Beratung in Sachen häuslicher Gewalt und die Hilfe zur Selbstorganisation sind da nicht gern gesehen. Die lange Zeit vom rechten Präsidenten Álvaro Uribe im Kampf gegen die linke Guerilla und die Gewerkschaften hofierten Paramilitärs hätten vor allem auf die Benennung „struktureller Gewalt“ brutal reagiert, erklärt OFP-Aktivistin Maria Jackeline Rojas Castañeda bei ihrem Besuch in Wien Mitte November. Drei Frauen ihrer Organisation sind bislang ermordet worden, mehr als 140 wurden bedroht und mit Überfällen eingeschüchtert. Die Kampagne für den Aufbau eines Netzwerkes aus einer Million Freundinnen und Freunden ist auf drei Jahre angelegt. Sie soll internationale Aufmerksamkeit auf den Konflikt in Kolumbien ziehen und vor allem den Schutz der dort aktiven Frauen garantieren. les femenina@colnodo.apc.org www.frauensolidaritaet.at, www.ofp.org.co
The Cover Zone feiert Frauen im Rock: „Legenden“ wie Joan Jett, Melissa Etheridge, Suzie Quatro etc., denen mit Bild, Kurzbio und Linksammlung gehuldigt wird. Die Seite bietet aber auch eine Plattform für die (Selbst)Präsentation neuerer Bands, die ebenfalls mit Biografien, aber auch mit Interviews und Albumrezensionen vertreten sind. Neben diesen klassischen Musiczine-Features wird über Frauenrock-Contests berichtet, es gibt außerdem diverse Kolumnen, etwa von Anti-Hero Frontfrau Rose Perry, die in zehn Schritten das Musikbusiness erklärt: von „Ich will in eine Band“ bis hin zu „Wie komme ich zu bezahlten Gigs“. Oder das „Ask Squeaky “-Forum, in dem Fragen zu Lebenskrisen aber auch zu wasserfestem Make-Up beantwortet werden. Die Seite steht in der Tradition der riot-grrrlBewegung, was grafischen Auftritt und Themen anbelangt. Auch die Bands haben ein Einheitsstyling: Rock-Chick-Outfits (schwarzes Leder!), Tattoos, schwarzer Lidstrich. Die Infos sind übersichtlich, wenn auch nicht besonders innovativ zusammengestellt und verraten immerhin: Es gibt Plektrons für Frauen-Rockstars in Herzchenform. trude dezember 2007 jänner 2008 an.schläge 13
kanadaskarohemdinnen
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
Fo t o : Pa t r i c k We b e r
Pretty Ricky
Fr u i t y Fra n k i e
Bernie Bankrupt
Vé r o n i q u e M y s t i q u e
„Lesben auf Ectasy“ Die kandische Band mit dem queeren Konzept recycelt ironisch die Klischees: Mal in Leder und dykelike, mal als Tennisstar in weißen Shorts und mit Stirnband. Interview: Irmi Wutscher. Text von Saskya Rudigier
www.lezziesonx.com www.myspace.com/lezziesonx www.alien8recordings.com www.htmlles.net: Les Htmlles Maid in Cyberspace www.fmqueer.at
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„We like to move it, move it …“ Wenn Lesbians on Ectasy (auch Lezzies on X oder kurz LOE) die Bühne betreten, kann man gar nicht anders als tanzen und schwitzen. Der Trick des kanadischen Quartetts: Jede Menge Energie und – getreu dem Bandnamen – die Katapultierung lesbischer Hitoldies in die Technopop-Ära. Das Ganze aber als ein musikalisches „Wiederkäuen“ abzutun, wäre zu einfach. Einzelne Textzeilen oder melodische Besonderheiten von Folkund „Rebel Song“-Sängerinnen aus der Zeit zwischen 1970 und 1990 werden mit elektronischen Beats und Einflüssen aus Industrial/Punk/Trash/Techno zu einem partytauglichen Mix verbunden. Die Inspirationen dafür, wie z. B. Indigo Girls, Tracy Chapman, Melissa Ethe-
ridge, oder k.d. Lang, sind dabei in den seltensten Fällen in Reinform herauszuhören und auch eigene Texte werden kreiert. „Es ist eine Art, die lesbischen Ikonen der Vergangenheit einer neuen Generation von Lesben näher zubringen“, erklärt Bernie Bankrupt den konzeptionellen Teil von LOE. Der Titel ihres neusten, mittlerweile dritten, Albums „We know you know“ ist eine Anlehnung an Meg Christians erste Platte bei Olivia Records. Das ehemalige und ausschließlich von Frauen betriebene Kultlabel ist mittlerweile für die Lifestyleerfahrungen reicher Lesben zuständig. Spaßprojekt. Lesbians on Ectasy begannen eigentlich als Multimediakonzepteinheit in Montréal, um, so schreiben sie im Fanzine zu „Giggles of the
Dark“, „die Beziehung zwischen Kunst und Technologie zu untersuchen und die Widersprüche in Systemen als solche aufzuzeigen“. Dieser Anspruch jedenfalls führte sie zu dem feministischen Technologie-Festival „Les Htmlles: Maid in Cyberspace“, wo sie 2003 von den befreundeten Veranstalterinnen zu einer Performance eingeladen wurden. Erstmals in der Geschichte des kanadischen Festivals gab’s dort jede Nacht eine elektronische Frauenmusikschiene. Nachdem Fruity Frankie und Bernie Bankrupt schon zuvor der Faszination erlegen sind, selbst Musikremixes zu machen, wie den Melissa Etheridge Song „Like the way I do“, holten sie Drummerin Jackie the Jackhammer ins Boot und spielten ihr erstes Konzert im Glauben, dass es ihr letztes sein wird.
karohemdinnenkanadas Nach ein paar weiteren Gigs und Konzertanfragen gab es aber keinen Grund mehr aufzuhören. Hinzu kam die Bassistin Véronique Mystique und der Musikstil wurde zu dem, was er heute ist. Networking. Das Künstlerinnenkollektiv LTTR lud die Lesbians on Ectasy (als erste) bald darauf zur ihrer Release Party anlässlich der zweiten Ausgabe „Listen Translate Translate record“ in die USA ein. Weitere Konzerte, u.a. beim „Homo A Gogo“-Festival in Olympia, sollten folgen. Vom US-Magazin „The Advocate“ wurden die Lezzies on X zur „Gayband of the year 2004“ ernannt, noch vor den Scissor Sisters oder Le Tigre. Mit letzteren waren sie 2004 und 2005 auf Tour. In einem Interview mit dem kanadischen Musikmagazin Hour bringen sie die Unterschiede zu Le Tigre, die längst Indiekultstatus erreicht hatten, auf den Punkt: Während jene über Tourbus und -manager verfügten, war es für LOE schon schwierig, überhaupt eine nüchterne Lesbe aufzutreiben, die das Auto fahren konnte. Außerdem buchten Lezzies on X auch andere Shows, weil sie bei den großen Gigs wegen des fehlenden persönlichen Kontakts zum Publikum unter Entzugserscheinungen litten. Lesbian Chic? Einen zusätzlichen Popularitätsschub erfuhr die Band durch die Nutzung ihres Songs „Bitchsy“ in der TV-Serie „Queer as Folk“. Nebenbei bemerkt: Pretty Ricky, Neo-LOE-Schlagzeugerin und Schauspielerin, hat vier Mal für die lesbische Kult-TV-Serie The LWord vorgesprochen, „aber ich war nicht hübsch genug. Mir fehlt der bestimmte feminine Look.“ Auf die Frage, ob die Band einen neuen lesbischen Chic verkörpert, meint sie: „Chic hat für mich mit Geld zu tun, mit einem bestimmten Erfolgslevel. Wenn man an lesbischen Chic denkt, gehört The LWorld sicher dazu. Aber wir repräsentieren das nicht.“ So sicher sind wir uns da nicht, denn dank der „A Big Night out“ von FMqueer rockten die Lesbians on Ectasy schon zum zweiten Mal in Wien und hinterließen ein beinahe ekstatisches Publikum. In ihrem Myspace-EuroTour-Pic-Blog bezeichneten die Rampendarlinge das Wienkonzert sogar als „best ever“.
Wie sie mit Vermarktung von subkulturellem Inhalten umgehen, wollten wir beim an.schläge tv-Interview wissen. „Nichts verbleibt im Underground. Weil Kommerzialisierung und Kommodifizierung wild wuchern und Teil des ‚cooperate Sponsorship’ sind, gibt es so gut wie keine Subkultur, die nicht für den Mainstream abgewandelt wird,“ antwortet Fruity Frankie, die aus dem DJBereich kommt. „Es ist schwierig, als Band einfach nur eine Botschaft zu haben. Die Musikindustrie ändert sich so schnell. Und sie basiert überwiegend auf Geld und Hype. Wichtig ist, dass man den Hintergrund, aus dem man kommt, nicht aus den Augen verliert und weitermacht“ meint auch Pretty Ricky.
Pretty Ricky, Neo-LOESchlagzeugerin und Schauspielerin, hat vier Mal für die lesbische Kult-TV-Serie The L-Word vorgesprochen, „aber ich war nicht hübsch genug. Mir fehlt der bestimmte feminine Look.“ Queer oder lesbisch? „Ich glaube, lesbisch und queer ist das gleiche. Nur ist das Wort lesbisch negativ besetzt. Es ist sogar noch mehr passé als Dyke. Für mich aber ist es immer noch ein revolutionäreres Wort als queer“, sagt Pretty Ricky. Und Kollegin Véronique Mystique: „Sicher auch, weil es sehr klar umschreibt, was damit gemeint ist. Während queer alles bedeuten kann und jedeR sich in dieser Box wieder finden kann.“ Ihr Bandselbstverständnis tendiert deshalb eher in Richtung queer. Nicht nur für lesbische Communities zu spielen, sondern für alle, die sich für ihre Musik begeistern und ihre humorvoll-ironische Destruktion lesbischer Klischees nachvollziehen können. Auch wenn das „Herzstück“ ihres Konzepts „Lesbian“ ist, dessen Eindeutigkeit für viele schockierend wirkt und genau deshalb ausgesprochen gehört: „Im Kontext der Band würde ich mich nicht notwendigerweise als lesbisch bezeichnen. Ich spiele auch mit dem Wort und seiner Bedeutung. Es ist ein Hinweis auf die Art von Musik, die wir
reproduzieren. Es ist unterschiedlich für uns alle“, meint Sängerin Fruity Frankie. Aktuelle lesbische Musik-Ikonen? Pretty Ricky bezweifelt, dass es viele davon gibt, aber zwei unbestrittene Ikonen nennt sie. „Für mich ist Joni Mitchell die Königin, die Beste, sie inspiriert uns alle. Sie macht was sie will. Ich glaube nicht, dass es derzeit sehr viele feministische Ikonen im Musikgeschäft gibt. Feminismus ist am Arsch und bedeutet heute oft nur mehr, sich auf der Bühne auszuziehen. Eine Stripperin zu sein, bedeutet mächtig zu sein. Pink oder Gwen Stefani sind vielleicht Feministinnen im kommerziellen Sinn, aber für mich ist JD Samson großartig. Sie schafft es, eine Botschaft am Leben zu halten und mit Aspekten von Aktivismus zu verbinden.“ Frontfrau Fruity Frankie: „Wer mir auf die schnelle einfällt ist M.I.A. oder sogar Lady Sovereign. Diese Frauen machen es einfach auf ihre Weise und zu ihren Bedingungen. Sie beflügeln viele Frauen in der Musikbranche mit dem, was sie künstlerisch produzieren und wie sie es produzieren.“ „Rolemodel“ Kanada? Seit 2006 hat auch Kanada eine neue konservative Regierung, die vermehrt Subventionen für Kunst und Frauenorganisationen streicht. Problematisch finden die Lezzies on X auch die verstärkte Amerikanisierung und zunehmende Privatisierung. Pretty Ricky kommt eigentlich aus den USA, lebt aber schon seit zehn Jahren im vermeintlichen „Queer-rights-Paradies“. „Wenn ich mir einen Arm breche, muss ich zwar nichts dafür zahlen. Aber eine Freundin von mir ist zu Weihnachten im Krankenhaus verblutet, weil sie wegen des Ärztemangels sechs Stunden warten musste.“ „Der Konservatismus ist gefährlich, weil die Leute wollen, dass man ihnen sagt, was sie zu tun haben. Für den sozialen Wandel muss man selbst etwas tun. Jeder muss sich daran beteiligen. Aber das Problem ist, dass die meisten lieber darüber reden, anstatt zu handeln“, kritisiert Véronique Mystique. Trotzdem sind sie sich einig: Im Vergleich zu den USA ist es in Kanada eindeutig besser, die Reaktion der Leute bei ihren Konzerten (und nicht nur dort) ist: „Thank you for doing what you do.“ ❚
Fernseh-Tipp: Lesbians on Ecstasy sind im Interview und Konzert am Donnerstag, den 13.12. um 21.oo auch in einer neuen Folge an.schläge tv auf OKTO zu sehen.
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themanicaragua
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Die Töchter der Revolution Die einstigen Compañeros und Compañeras der nicaraguanischen Revolutionärin Gioconda Belli haben nun ein totales Abtreibungsverbot durchgesetzt. Die Schriftstellerin sagte den an.schlägen bei ihrem Wienbesuch, warum sie sich schon früher von ihnen distanziert hat. Von Lea Susemichel
Nach ihrem wunderschönen Kinderbuch „Die Werkstatt der Schmetterlinge“ hat Gioconda Belli ein weiteres Kinderbuch geschrieben (auch liebendenden Erwachsenen zu empfehlen): Die Blume und der Baum Peter Hammer Verlag 2006, 15,40 Euro (D) Zuletzt erschienener Roman: Das Manuskript der Verführung Peter Hammer Verlag 2005, 24,90 Euro (D)
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„Ich glaube nicht an den Revolutionär, der fähig ist, sein Volk zu lieben, doch nicht die Menschen, die ihm nahe sind,“ hat Jean-Paul Sartre einmal gesagt und Gioconda Belli zitiert ihn mit diesem Satz in ihrer Autobiographie „Die Verteidigung des Glücks“. Denn das Glück, das es zu verteidigen gilt, ist bei Belli immer auch ihr ganz persönliches und privates. Neben dem Kampf für ein freies und glückliches Nicaragua hat die Revolutionärin immer auch jenen für die eigene Freiheit und Selbstbestimmung, den Kampf für eine glückliche, gleichberechtigte Liebe geführt. Und dabei oft den Widerspruch zwischen revolutionärer Menschenliebe und privater Gefühlsarmut erlebt. Er äußerte sich in der Vielweiberei ihrer Compañeros ebenso wie in der altbekannten Verdrängung der Frauen nach der sandinistischen Revolution. Knapp dreißig Jah-
re nach dieser Revolution erweist sich Sartres Skepsis nun erneut als berechtigt. Die „Frente Sandinista de Liberación Nacional“ (FSLN, Sandinistische Nationale Befreiungsfront), die einst antrat, um die Diktatur Somozas durch Demokratisierung und Gleichberechtigung zu ersetzen, hat im vergangenen September das bereits vor ihrer Wiederwahl im letzten Jahr mit ihren Stimmen erlassene absolute Abtreibungsverbot bestätigt. Damit ist Nicaragua eines der ganz wenigen Länder weltweit, in denen selbst der therapeutische Schwangerschaftsabbruch verboten ist.
zember besucht die Schriftstellerin Wien, um aus ihren Gedichten zu lesen. Ihrer roten Löwenmähne konnten die Jahre nichts anhaben, ihrem Widerspruchsgeist auch nicht. Nicaraguas Präsident, Daniel Ortega, hatte sich mit dem neuen Abtreibungsgesetz die Unterstützung der katholischen Kirche gekauft. „Wie ein verlorener Sohn ist er zur Kirche zurückgekehrt und hat ihr die Stimmen gegen die therapeutische Abtreibung garantiert, die in Nicaragua seit dem 19. Jahrhundert akzeptiert war“, wütet Belli. Laut Human Rights Watch sind allein im vergangenen Jahr 80 Frauen in Nicaragua infolge des Gesetzes gestorben. Lest, lernt und schreibt. „Ja, meine Ent„Wascht den Männern nicht die scheidung wurde durch alles, was seitKleider, sondern lest, lernt und her geschehen ist, bestätigt“, sagt schreibt“, soll Carlos Fonsecas, ein GrünGioconda Belli den an.schlägen heute. Sie der der FSLN, den sandinistischen Fraumeint damit ihren Austritt aus der en in den Anfängen geraten haben. FSLN, für den sie sich 1993 entschied. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag am 8. De- Nicht zuletzt diese Aufforderung, sich
nicaraguathema zu emanzipieren und gemeinsam mit den Männern für die Revolution zu kämpfen, hatte den Sandinismus auch für die Oberschichtsangehörige Belli attraktiv gemacht. 1970 schloss sich die Schriftstellerin den Sandinistas an, um die von 1937 bis 1979 ununterbrochen währende Herrschaft der autokratisch regierenden Somozas zu beenden. Sie überbrachte Nachrichten, schmuggelte Waffen, lernte auf Kuba schießen und lebte viele Jahre im Exil: erst in Mexiko, später in Costa Rica, um dort die Unterstützungsbewegung aufzubauen. Erst nach dem Sieg der Sandinistas 1979 kann sie endlich in das Land zurückkehren, „das unter ihrer Haut wohnt“, das sie liebt und in dem sie so gut schreiben kann wie nirgendwo sonst.
„Der Sandinismus ist langsam zerbröckelt und hat sich zum ‚Danielismus‘ gewandelt, einer Bewegung, die auf den Führer ausgerichtet ist und nicht mehr auf eine Vision oder ein Programm.“ Populistisch und pseudo-revolutionär. Dem Freudentaumel folgte die Ernüchterung jedoch schnell. Belli gibt die ihr übertragene Leitung des staatlichen Fernsehsenders wieder auf, um ihrem damaligen Geliebten Modesto (Henry Ruiz) als „persönliche Assistentin“ zur Seite zu stehen. Die neu gewonnene Macht konzentriert sich bald in den Händen weniger Männer. „Gern möchte ich glauben, daß die Revolution mit der Zeit schon die eigenen Unwetter überstanden und ruhigere Gewässer, ein gutes Gleichgewicht erreicht hätte. Leider werden wir nie wissen, wie sich alles entwickelt hätte, wenn wir Nicaraguaner die volle Verantwortung für unser Schicksal hätten übernehmen können, ohne Einmischung von außen“, kommentiert Belli die Entwicklung der folgenden Jahre in ihrer Autobiographie. Kurz nach den Sandinisten kommt 1981 auch Ronald Reagan an die Macht und finanziert die Contras, paramilitärische Terrorgruppen, die sich u.a. aus Soldaten der ehemaligen Nationalgarde Somozas rekrutieren, um die als kommunistisch geltende sandinistische Regierung zu stür-
zen. (Für die von ihnen verantworteten damals verübten Gräueltaten wurden die USA übrigens vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu einer Strafe von 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt, die sie bis zum heutigen Tag nicht bezahlt haben.) Trotz des andauernden Contra-Krieges wird die sandinistische Regierung bei den ersten freien Wahlen 1984 bestätigt, 1990 muss sie die Macht jedoch an das von den USA unterstützte Wahlbündnis UNO (Unión Nacional Opositora) von Violeta Chamorro abgeben. Ein Kongress, der nach der Niederlage dazu dienen soll, die Ziele und Strategien der FSLN neu zu diskutieren, veranlasst Belli zu ihrem Parteiaustritt. Daniel Ortega bezichtigte damals alle des Verrats, die mit seinem Führungsstil nicht einverstanden waren. „Seitdem ist der Sandinismus langsam zerbröckelt und hat sich zum ‚Danielismus‘ gewandelt, einer Bewegung, die auf den Führer ausgerichtet ist und nicht mehr auf eine Vision oder ein Programm. Ortega hat den Sandinismus in eine populistische, gewissenlose Partei verwandelt, die stark in der Tradition der klassischen politischen Rechtsparteien Nicaraguas steht. Ein pseudo-revolutionärer Diskurs, der das sandinistische Erbe instrumentalisiert, um Ortega die Macht zu sichern, ist das Einzige, was übrig geblieben ist“, urteilt Belli jetzt. Dass der Zweck für Ortega und seine Frau Rosario Murillo alle Mittel heiligt, war für sie spätestens nach den Missbrauchsvorwürfen klar, die Murillos Tochter Zoila América gegen ihren Stiefvater Daniel Ortega erhob. Rosario Murillo, an die sich Belli in „Die Verteidigung des Glücks“ als blasse, dickliche Mitstreiterin erinnert, mit der sie sich wegen ihrer geteilten Hörigkeit gegenüber ihrem jeweils geliebten Revolutionär damals sogar noch in gewisser Weise verbunden fühlt, stellt sich mit ihrem Ehemann gegen die eigene Tochter. „Sie und Ortega haben keine Skrupel, wenn es darum geht, Macht zu gewinnen oder zu erhalten.“ Auch an der Allianz mit der Kirche war Murillo maßgeblich beteiligt. Sitzfleisch und unglückliche Führer. Belli, die mittlerweile auch als Romanautorin international bekannt ist und seit 1990 nur noch zeitweilig im nicaraguani-
ICH ENTSCHEIDE MEIN LEBEN Die Organisation „Movimiento Autónomo de Mujeres“ (MAM) und der Nicaragua Verein Hamburg haben eine Kampagne zur Wiedereinführung des straffreien Schwangerschaftsabbruchs aus medizinischer Indikation initiiert:„Yo decido mi vida – Ich entscheide mein Leben“.Auf der Homepage finden sich Protestpostkarten- und Mails, die an Ortega geschickt werden sollen,um den internationalen Druck auf die nicaraguanische Regierung zu erhöhen. Das Ziel der Kampagne ist es, neben einer neuen Verhandlung und Wiedereinführung zumindest des therapeutischen Schwangerschaftsabbruchs auch Aufklärungsarbeit zu leisten und die Gesellschaft für dieses Thema zu sensibilisieren. www.yodecidomivida.org/ Protesmails: www.yodecidomivida.org/index.php?id=8 www.movimientoautonomodemujeres.org/ www.nicaragua-verein.de/
schen Managua und die restliche Zeit mit ihrem Mann in den USA lebt, engagiert sich in der 1995 gegründeten Sandinistischen Erneuerungsbewegung MRS. Doch 2006 schwanden die Chancen auf einen Wahlsieg nach dem plötzlichen Herztod des Spitzenkandidaten Herty Lewites abrupt. „Ortegas Leute haben die Partei infiltriert und es gab einige undurchsichtige Dinge im Zusammenhang mit Lewites Tod“, sagt Belli. Und der in letzter Minute als Ersatz aufgestellte Edmundo Jarquín konnte vielleicht auch wegen seiner vorangegangenen Karriere in verschiedenen Finanzinstitutionen die linken WählerInnen nicht überzeugen. Gioconda Belli, die mit ihren Gedichte den Vulkanen ihrer Heimat huldigt oder in ihnen bedauert, nicht den Hintern Cindy Crawfords zu haben („und alles, was ich tun kann, ist, mich seiner nicht zu schämen, sondern ihn zu nutzen, um bequem sitzend zu lesen oder Schrifstellerin zu sein“1) und deren erotische und stets sehr persönliche Lyrik anfangs als „Vaginalpoesie“ abgelehnt wurde, hält sich auch bei der Analyse der jüngsten Ereignisse an ihre von Sartre entliehenen Weisheit über den liebenden Revolutionär. „Ich denke, das Persönliche ist politisch. Ich denke, unglückliche Menschen geben keine guten politischen Führer ab. Man traut einer Person, die ihr eigenes Leben nicht zu leben versteht, nicht zu, ein Land regieren zu können und seine Menschen glücklich zu machen.“ ❚
1 Gioconda Belli:„In der Nacht stellt die Ehefrau klar“
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themanicaragua Fo t o : Ti n a Fü c h s l b a u e r
Venancias Erbinnen Geni Gómez ist Mitarbeiterin des Frauenkollektivs „Grupo Venancia“, das sich nach einer durch ihren Kampf gegen die Somoza-Diktatur zur Heldin gewordenen Bäuerin benannt hat. Tina Füchslbauer sprach mit ihr
über das Abtreibungsverbot und die sich massiv verschlechternde Situation von Frauen in Nicaragua. an.schläge: Seit Oktober letzten Jah-
Tina Füchslbauer ist Dipl. Sozialarbeiterin und war Mitarbeiterin eines Sozialprojekts in Waslala, Nicaragua.
18 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
res gehört Nicaragua zu jenen Ländern, in denen ein totales Abtreibungsverbot herrscht. Welche Veränderungen brachte das für die Nicaraguanerinnen mit sich? Geni Gómez: Es war ein großer Rückschritt. Das Recht auf medizinisch indizierte Abtreibung existierte in Nicaragua seit Ende des 19. Jahrhunderts. Es gab auch früher Schwierigkeiten bei der Umsetzung in die Praxis, wie man am Fall „Rosita“ vor vier Jahren sehen konnte. Aber zumindest half das Gesetz in Notfällen, Frauenleben zu retten. Jetzt sterben Frauen, weil ihnen ein notwendiger Schwangerschaftsabbruch ver-
weigert wird. Frauen mit Geld finden Mittel und Wege, aber das Leben der Armen ist in Gefahr. Und das alles deshalb, weil die Frente Sandinista im letzten Wahlkampf diesen Pakt mit der katholischen Kirche eingegangen ist, um Stimmen zu gewinnen! Wie ist der Informationsstand in der Bevölkerung? Und wie stehen die Menschen aus ländlichen Gegenden zum neuen Gesetz? Wir sind draufgekommen, dass die meisten Leute nicht einmal wissen, wovon sie reden. Es wurde ihnen während des Wahlkampfes eingeredet, dass Abtreibung mit Mord gleichzusetzen ist. Wenn wir klare Informationen geben,
was die medizinisch indizierte Abtreibung wirklich ist, sagen die Leute „Ah, klar. Nun, wenn es dazu nötig ist, um das Leben der Frau zu retten: Ja. Im Falle eines missbrauchten Mädchens: Ja.“ Das ist doch im Grunde genommen, worüber wir reden! Um Todesfälle aufgrund von verpfuschten Abtreibungen zu vermeiden, müsste man natürlich die Abtreibung generell legalisieren, denn nur in einigen Fällen liegen medizinische Gründe vor. Aber wir wissen, dass es jetzt, wo sogar die medizinisch indizierte Abtreibung verboten ist, schwierig wird, das zu erreichen. In Nicaragua wird die Mutterschaft immer noch so idealisiert.
nicaraguathema Für ein Kind muss man sogar bereit sein zu sterben! Uns scheint, dass die nicaraguanische Gesellschaft in den letzten Jahren sogar konservativer geworden ist, was unter anderem auf den Vormarsch der evangelikalen Kirchen zurückzuführen ist. Wenn Frauen nicht einmal tanzen oder sich die Haare kurz schneiden dürfen … das ist einfach nur reaktionär! Da ist man natürlich weit davon entfernt, über Abtreibung zu reden! Manche AbtreibungsgegnerInnen sagen, dass die Medizin so weit fortgeschritten ist, dass es in keinem Fall notwendig ist, sich zwischen dem Leben der Mutter und dem Leben des Fötus zu entscheiden! Das ist eine Frechheit, wo wir doch wissen, wie prekär die Lage in unserem Gesundheitssystem ist. Und dieselben, die sich auf die medizinisch indizierte Abtreibung stürzen, haben auch was gegen Verhütungsmittel und es sind dieselben, die auch den Sexualunterricht verbieten wollen. Also eigentlich sind sie es, die mehr Abtreibungen provozieren. Wir setzen uns für Sexualerziehung ein, wir wollen, dass die Frauen entscheiden können, wir wollen mehr Einfluss auf die Bedingungen, unter denen wir sexuelle Beziehungen eingehen und auf diese Art und Weise verhindern wir mehr Abtreibungen, auch wenn sie uns sagen dass wir die Förderer der Abtreibungen sind. Das Gegenteil ist der Fall. Die Frente Sandinista ist bekannt dafür, dass viele Frauen während der Revolution an vorderster Front mitgekämpft haben. Wie geht es den Sandinistinnen heute? Wo stehen sie? Die sandinistischen Frauen befinden sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Partei; ein großer Teil außerhalb. Weil viele sagen: „Wir sind nicht Sandinistinnen, um Danielistinnen zu sein“. Das heißt: viele Frauen, die im revolutionären Kampf dabei waren, die danach in der Regierung dabei waren, bezeichnen sich nach wie vor als Sandinistinnen, sind aber nicht mehr in der Partei. Wegen all der autoritären Praktiken und wegen der Positi-
Gewalt gegen Frauen ist in Nicaragua nach wie vor ein großes Thema, insbesondere häusliche Gewalt. Hat die Regierung etwas unternommen, um Frauen besser davor zu schützen? In vielen Fällen hat unser Rechtssystem die Frauen nicht geschützt. Erst „viele Frauen, die im revo- vor kurzem wurde eine Compañera aus lutionären Kampf dabei La Dalia vom Red de mujeres del Norte waren, die danach in der (Netzwerk der Frauen des Nordens) erRegierung dabei waren, mordet. Cecilia Torres. Sie war eine bezeichnen sich nach wie Bäuerin, die ihre Rechte kannte und entvor als Sandinistinnen, schied, diese Rechte gelten zu lassen. Also hat sie vor cirka vier Jahren einen sind aber nicht mehr in der Mann, der sie sexuell belästigt hat, anPartei.“ gezeigt. Letztendlich erreichte sie, dass der Mann verurteilt wurde. Aber er kam nicht ins Gefängnis. Ein Sohn dieses Mannes hatte ein Kind mit einer Tochter von ihr. Also ermutigte sie ihre Tochter, Alimente einzuklagen. Auch diesen Fall brachte sie vor Gericht, kämpfte, kämpfte, kämpfte und erreichte auch in diesem Fall ein Gerichtsurteil. Der Mann wurde dazu verurteilt, Unterhalt für seine Tochter zu zahlen. Das Urteil wurde im September so sagen. Das heißt, dass viele Frauen, letzten Jahres gefällt, aber er hat sich die bei all den Märschen für das Recht nicht daran gehalten. Im Jänner brachte auf Abtreibung dabei waren, letztlich sie die Klage nochmals ein und es wurdoch für die Frente Sandinista gede ein neuer Gerichtstermin festgelegt. stimmt haben, weil zu viele Dinge vermischt wurden und sie das unter allen Es drohte ihm eine Gefängnisstrafe. Aber noch vor Beginn dieser GerichtsMöglichkeiten noch immer für die Beste hielten. Sie glaubten, dass dies eine verhandlung kam dieser Mann in ihr Haus und tötete sie. Sie schaffte es Möglichkeit sei, das Leben der Armen zwar, durch ihren Willen und viel Arbeit zu verbessern. Nun, was sie mit dem Leben der Frauen gemacht haben, steht und Mühe, Gerechtigkeit zu bekommen, aber sie erreichte nicht, dass ihr auf einem anderen Blatt. Leben geschützt wurde. Bis Mai dieses Daniel Ortega tritt in letzter Zeit fast immer gemeinsam mit seiner – ihm Jahres hat es schon über zwanzig Frauenmorde in Nicaragua gegeben. Und in seit letztem Jahr auch kirchlich angeden meisten Fällen gab es keine Verurtrauten – Gattin auf. Welche Rolle spielt teilungen. Die Frauenmörder entkomRosario Murillo in dieser Regierung? men der Justiz sehr leicht. Also haben Sucht sie den Dialog mit den Frauenorwir alles mobilisiert, um auf die Autoganisationen? ritäten Druck auszuüben, damit sie in Nein (lacht), überhaupt nicht. Rosario Murillo ist innerhalb der Frente diesem Fall Gerechtigkeit walten lassen. Wir erreichten, dass die Polizei den MörSandinista wahrscheinlich die Person, die am konträrsten zu den Frauenorga- der von Cecilia diesen Juni, fast drei Monate später, festgenommen hat und wir nisationen steht. Wenn jemand aus sind uns sicher, dass er verurteilt wird. der Frente Sandinista die Urheberin dieser Allianz mit der katholischen Kir- Aber wir wissen auch, dass wir dafür in jedem Moment bei der Gerichtsverche gewesen ist, dann war es Rosario handlung präsent sein müssen. ❚ Murillo. on, die bezüglich der Frauenrechte eingenommen wurde. Trotzdem wissen wir, dass in der Stunde der Entscheidung, sprich der Wahl, das Herz oft mehr gewogen hat als der Kopf, wie wir
Am 13. September haben die Abgeordneten der Nationalversammlung wieder beschlossen, dass das Abtreibungsverbot ohne Ausnahmen aufrecht erhalten bleiben soll. Am 28. September, dem „Tag der Entkriminalisierung der Abtreibung in Lateinamerika und der Karibik“, gab es wieder Demonstrationen - in Matagalpa sowie in anderen Städten Lateinamerikas.
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Liebe Mama,
Pierre, weil du erst den Nobelpreis angenommen hast, als die Kommission auch deine Frau Marie dafürnominierte! Joyeux Noel, Konny
Die liebsten Weihnachtsgrüße meiner liebsten FEMINISTIN! Nicht weil du es immer schon warst, sondern weil du es geworden bist, dich mit mir entwickelt hast. Weil du die Kraft aufgebracht hast, deinen Weg zu finden, mit fast 50 Jahren noch an die Uni zu gehen, den Professoren die stolze Stirn zu bieten und laut zu schreien: Das ist sexistisch! Immer wieder. Immer noch. Schreien wir gemeinsam. Gerne auch zu besinnlicher Weihnachtsmusik - vielleicht hört mann uns dann besser. Merry Christmas! Deine Gabi
Eine Weihnachtskarte mit an.schläge Abo für die Herzensfeministin. Oder den Herzensmenschen, der erst FeministIn werden soll. Wird jedes Herz das ganze Jahr lang höher schlagen lassen. Denn die an.schläge werden Monat für Monat mit Herzblut gemacht. Und kosten jetzt zu Weihnachten herzlich wenig.
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wissenschaftforum
Auferstehung des Begehrens
Fo t o s : L e a S u s e m i c h e l
Fi l m s t i l l s : Re z o Fi l m s
„Wenn die Hölle eine Anatomie hätte, wäre es der weibliche Körper.“1 Ein postfeministisches Bild weiblichen Begehrens und weibliche Identität konstituierender Sexualität: Cathérine Breillats Anatomie de l’enfer. Von Jule Reifenberger
Jule Reifenberger ist gelernte Schauspielerin und Sprecherin und studiert Filmwissenschaft in Mainz. Ihre Artikel zum Thema Film erschienen u.a. in an.schläge, fiber, :IKONEN: und testcard
22 an.schläge dezember 2007 jänner 2008
Auf der Toilette eines Schwulen-Clubs schneidet sich eine Frau (Amira Casar) die Pulsadern auf. Dem Mann (Rocco Siffredi), der sie findet und ihr das Leben rettet, nennt sie ihren Beweggrund: „Because I’m a woman.“ So beginnt „Anatomie de l’enfer“ der französischen Filmemacherin Catherine Breillat. In derselben Nacht schließen Breillats Protagonisten einen verhängnisvollen Deal: Die Frau bietet dem (eigentlich homosexuellen) Mann Geld, wenn er sie und vor allem ihr Geschlecht einer genauen Examination unterziehe: „Watch me, where I’m unwatchable.“ Vier Nächte hintereinander empfängt ihn die Frau in ihrem abgelegenen Haus am Meer. Während er sie untersucht, entspinnt sich ein poetisch-reflektierender Dialog über das weibliche Geschlecht und das Tabu, das darauf lastet, über männliche Angst und männlichen Ekel, über Gewalt, Sexualität und Begehren. Sie haben Sex und am Ende der vierten Nacht bezahlt die Frau den Mann für seine Dienste. Im Morgengrauen wird sie der Mann über die Klippen ins Meer hinunterstürzen.
Als Catherine Breillat 2004 Anatomie de l’enfer vorstellte, schockte sie zum wiederholten Male Zuschauer und Kritiker mit expliziten Sex-Szenen inklusive detailliertester Nahaufnahmen sowohl des weiblichen wie auch des männlichen Geschlechts und reichlich fließenden Körpersäften. Neben dem bei Filmen von Breillat schon fast üblichen Vorwurf der Pornographie traf Anatomie de l’enfer vor allem der, seine Zuschauer mit endlosen kryptischen Dialogen und einer nahezu nicht vorhandenen Handlung zu langweilen. Weitgehend missverstanden oder überhört wurde, dass Breillat, die von sich behauptet, eigentlich immer wieder den gleichen Film zu machen, Anatomie de l’enfer als Theorem ihrer Arbeit bezeichnet, als Quintessenz der Aussagen, die in ihren bisherigen Filmen und Büchern zu finden sind. Schon in ihrem dem Film zugrunde liegenden Buch „Pornokratie“ (2002) laufen alle Fäden zusammen und entwerfen ein postfeministisches Bild weiblichen Begehrens und weibliche Identität konstituierender Sexualität. Denn darum geht es in Breillats Arbeit seit ihrem skandalumwitterten
Debüt als Minderjährige, als sie mit „L’Homme facile“ (1968) einen erotischen Roman schrieb, der sofort auf dem Index landete. „It’s all in the details.“ In Anatomie de l’enfer mobilisiert Breillat eine Methode feministischer Aktionskunst: Nach Judith Butler unternimmt sie ihre eigene „politische Genealogie“2 des weiblichen Geschlechts und der Scham mit der es belegt ist. Geradezu verwegen dekonstruktivistisch spürt sie in ihren Bildern Brutstätten der Geschlechterdifferenz auf, in denen die Gleichsetzung und anschließende Abwertung von Frau, Körper und Sexualität produziert und festgeschrieben werden. Über Besetzung, Ausstattung, Mise-en-Scène, Montage, Dialog und Narration schickt Breillat den Zuschauer mit ihrer männlichen Hauptfigur auf eine Reise durch die patriarchalen Diskurse des Abendlandes auf der Suche nach der Frau. Kunstvoll schichtet sie Bedeutungsebenen übereinander und verwebt sie zu einem atmosphärischen Teppich aus zahllosen Verweisen. Sie selbst nennt ihre Vorgehensweise „It’s all in the details.“3, und wirklich ist jeder Faltenwurf
forumwissenschaft denz beraubt. Die expliziten Bilder von Nacktheit und sexuellen Handlungen in Anatomie de l’enfer spielen mit den Darstellungskonventionen des Pornos, um durch dekonstruktivistische Verfremdungseffekte, wie zum Beispiel den Einsatz eines „unpornographischen“ Pornostars, das Phantasma des Sexes in der Pornographie als solches zu enttarnen. Catherine Breillat setzt der Funktionalisierung des Sexes ein persönliches, zwar schmerzvolles, aber befreiendes Erleben von Sexualität entgegen, das als transzendentale Erfahrung dem Menschen die Authentizität und damit seine Menschlichkeit zurückgibt. Die Pornographie wird durch das machtvollere Begehren selbst überrumpelt. Anatomie de l’enfer stellt klar: Der Für Breillat steht fest, dass Ursprung der Obszönität des weibli„das, was einen am meisten erniedrigt, zu einer ganz chen Geschlechts liegt in der männlichen Angst. Der Deal zwischen Mann neuen Grösse führt. Sex, und Frau, ihre Begegnung durchbricht I had to paint my Caravaggio. Breillats Bilder der uns heute immer wieder das Tabu auf der Frau, als bataillescher sind wie gemalt, jede dritte Einstellung als Demütigung präsentiert Transgressionsakt wird er zur grenzüein kühl-distanzierter und dennoch wird, ist nichts weiter als berschreitenden Reise zum Nullpunkt hoch erotisch aufgeladener weiblicher ein Durchbrechen von Ta- der Geschlechterdifferenz. Breillat sagt: Akt. Die Frau ist im Bild und als Bild fibus, und wenn man dazu „I wanted to go back to the origin of the xiert, nur ist hier die Künstlerin selbst eine Frau: Zitate des Bildhaften, dekondie Kraft hat, kann man et- world“9. Nur dort, jenseits kultureller struktivistisch verfremdet, dienen bei was erreichen, das maje- Zu- und Festschreibungen, kann die Breillat zur „rituellen Umgestaltung der stätisch ist.“ Frau ihre sexuelle Identität zurückerlanRealität“4 durch die Kunst, diesmal im gen und der Graben zwischen den Gedie Kraft hat, kann man etwas erreischlechtern überwunden werden. Und Sinne Catherine Breillats. Sie sagt über chen, das majestätisch ist.“7 Zu einer weil die gesellschaftlich auferlegte MinAnatomie de l’enfer: „I had to make the derwertigkeit der Frau an ihren Körper film like a sacred painting. I had to paint solchen Transzendenz der Sexualität my Caravaggio.“5 Ihre Frau ist ein verhaben Frauen eher Zugang als Männer, und an ihre Sexualität gebunden ist, kann der Weg zu einer Befreiung der so Breillat, sie sind eher bereit, sich führerischer Messias, nicht umsonst selbst in Akten transgressiver Sexualität Frau nur über ihren Körper, ihre Sexuamutet die Schlüsselszene, in der Mann lität führen, so wie das Bild der Frau als aufs Spiel zu setzen. Wie schon in „Round Frau gemeinsam vom Menstruatisexueller Körper nur über eine veränonsblut der Frau trinken, wie ein letztes mance X“ setzt Breillat in Anatomie de derte Darstellung von weiblicher SeAbendmahl an. Kamerafahrten doppeln l’enfer den Pornostar Rocco Siffredi als xualität erreicht werden kann. Breillat Darsteller ein, weil er sich, im krassen den nackten Körper Casars in der Gearbeitet unzweifelhaft mit an dieser ReGegensatz zu der Welt der Pornograstalt des Gekreuzigten über dem Bett, phie, der er entstammt, erstaunlich nah signifikation der Frau. gezielte Lichtsetzungen umgeben sie Als poetisches Theorem formuliert mit mythischer Aura, wie um ihre Trans- an ihrem Entwurf von Sexualität beAnatomie de l’enfer innerhalb und wegt: „In einer sexuellen Beziehung zendenz deutlich zu machen. Nach sucht Rocco nach der Erleuchtung, nach außerhalb des filmischen Raumes ihrem Tod hält der Mann das blutbeGrundprämisse, politische Motivation einem metaphysischem Gefühl. […] Es fleckte Betttuch wie eine heilige Reliquie ehrfurchtsvoll in Händen. Der Mär- geht nicht darum, eine Frau gevögelt zu und methodischen Ansatz der gesamten künstlerischen Arbeit Catherine haben, sondern um etwas sehr Grundtyrertod der Frau wandelt den Mann Breillats, die sich mit Foucault auf den legendes: eine Vereinigung zu suchen, und erlöst ihn. Das tabuisierte MenPunkt bringen lässt:„Innerhalb der struationsblut, in der christlichen Theo- in der man sich verliert.“8 Machtbeziehungen gehört die Sexualogie jahrhundertelang Zeichen und Strafe für die Sünde Evas, die sich im Pa- Back to the origin. Pornographie bedeutet lität nicht zu den unscheinbarsten, sondern zu den am vielseitigsten einsetzradies von ihrer Begierde verführen bei Breillat artifizielles Gebrauchsgut. baren Elementen: verwendbar für die ließ6, verwandelt Catherine Breillat in Die Erniedrigung der Frau wird zur Befriedigung der männlichen Lust instru- meisten Manöver, Stützpunkt und Verdas heilige Blut Christi. Bei ihr ist der bindungsstelle für die unterschiedlichsündhafte, weil sexuelle, weibliche Kör- mentalisiert und dazu weibliche und sten Strategien.“10 männliche Sexualität ihrer Transzenper das Heiligtum. ❚ einer Tagesdecke, jeder Abdruck, den ein BH auf nackter Haut hinterlässt, jede Schattierung von Grün eines eisernen Bettgestells symbolisch aufgeladen. Wenn der Mann winzig klein vor der Kulisse des tobenden Ozeans erschauert, dem alles verschlingenden Mutterschoß der Frau, dann zitiert Breillat eine Geschlechterdichotomie, die seit der Antike in der westlichen Kultur den männlichen Geist vom weiblichen Körper trennt. Ihre Dekonstruktion nimmt sich die Medizin, die Psychoanalyse, Mode, Make-up und Kunst vor, sie führt tradierte Frauenbilder auf ihre Ursprünge zurück und nimmt ihnen so Anschein der Natürlichkeit: Ein Geschlechtermodell, das die Unterdrückung und Abwertung der Frau rechtfertigt, wird in seine Einzelteile zerlegt und als funktionalisiertes Konstrukt entlarvt.
Die Frau als Gottheit, das bedeutet bei Breillat allerdings weder Matriarchatskult noch bloße Subversion von Religion als patriarchalem Machtapparat. Dass Catherine Breillat in Anatomie de l’enfer mit ihren eigenen Erzählkonventionen bricht und, anders als in ihren übrigen Filmen, eine männliche Subjektgenese aus der Sicht des Mannes erzählt, spiegelt den sexualutopischen Ansatz Breillats wider. Für sie steht fest, dass „das, was einen am meisten erniedrigt, zu einer ganz neuen Größe führt. Sex, der uns heute immer wieder als Demütigung präsentiert wird, ist nichts weiter als ein Durchbrechen von Tabus, und wenn man dazu
1 Breillat in einem, der DVD-Ausgabe von Anatomie de l’enfer angehängten Interview 2 Butler 1991, S. 60 3 Breillat in dem, der DVD-Ausgabe angehängten, Interview 4 Paglia 1992, S. 46 5 www.sensesofcinema.com/ contents/05/34/breillat_interview.de ,vom 16.10.2006 6 Vgl.:Wegner 2001, S. 174 7 www.difl.de/entertainment/stars/ c/catherine_breillat_i_01.html vom 16.10.2006 8 www.djfl.de/entertainment/stars/ c/catherine_breillat_i_01.html, vom 16.10.2006 9 Breillat in dem DVD-Interview 10 Foucault 1977, S. 103
Literatur: Butler, J.: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt/Main 1991 Foucault, M.: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1. Frankfurt/Main 1977. Paglia, C.: Die Masken der Sexualität. Berlin 1992. Wegner, G.: Bluttabu - Tabuisierung des Lebens. Eine historisch-kulturanthropologische Untersuchung zum Umgang mit dem Weiblichen von den griechischen Mythen bis zum Zeitalter der Gentechnik. Berlin 2001. (Nur elektronische Ressource: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:kobv:1882001000708)
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Einfach gute PR? Werbung kann der Aufklärung nicht dienen, sagt Sarah Diehl. Romana Fiechtner hingegen hält die „No-l-ita“-Werbe-Kampagne gegen Magersucht von Oliviero Toscani für konfrontativ, realistisch und wichtig.
Kommentare müssen nicht mit der Redaktionsmeinung übereinstimmen.
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Sämtliche umweltzerstörende Industrien merken irgendwann, dass sie ein kosmetisches Umweltbewusstsein entwickeln müssen, um dem gewachsenen Bewusstsein ihrer KonsumentInnen Rechnung zu tragen – und sei es nur eine grüne Blume im Logo von BP. Der Modebrache geht es seit den Todesfällen magersüchtiger Models nicht anders. So ist der neueste Clou des Fotografen Oliviero Toscani eine Fotostrecke für die italienische Kleidungsmarke „No-l-ita“ mit der nackten magersüchtigen Schauspielerin Isabelle Caro. Diese selbsternannte „Kampagne“, die nichts anderes als Reklame ist, hat mediengerecht natürlich viel Aufsehen erregt und wurde nun verboten. Toscani, der seinen zweifelhaften Ruhm und Reichtum durch die Benetton Werbung mit Fotos von Flüchtlingsschiffen oder sterbenden AIDS-Patienten erwarb, verkauft seine Arbeit als Kunst, dabei ist er doch einfach nur ein guter PR Mann. Für ihre Würde ist Isabelle Caro dabei selbst zuständig. Sich auf diese Art ablichten zu lassen und somit für eine Modefirma zu werben, hat sie selbst entschieden. Man tut ihr nichts Gutes, sie nun doppelt zu viktimisieren, als Opfer ihrer Krankheit und als Opfer der Modebranche. Sie war mit der Arbeit Toscanis vertraut und kennt die Branche. Beschützen muss man sie nun nicht vor ihrer Entscheidung. Für Magersüchtige ist diese Fotoreihe weder aufrüttelnd noch aufklärend. Sie bedient hingegen die Heroisierung eines glamourös-destruktiven Märtyrertums, die sie auf ihren eigenen Homepages zelebrieren. Dass es jedoch hilfreich ist, wenn man die medialen Bilder, die Mädchen jeden Tag an jeder Straßenecke zur Magersucht verführen, in ihrer konsequenten Weiterführung offenbart, zeigt die Zensur dieser Kampagne. Denn Konservative haben Zensur noch immer benutzt, um eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Verhältnissen in unserer Gesellschaft zu verhindern. Im Rahmen einer Werbung kann dies aber nicht gelingen. Die ästhetisierte Selbstdarstellung, die zum Dreh- und Angelpunkt des eigenen Selbstwertgefühls und der Selbstwahrnehmung in unserer medialisierten Welt geworden ist, ist zum Imperativ sozialen Handelns geworden. Werbung ist in unserer Gesellschaft eine in Übermaßen dominante Instanz, an der wir unseren Willen zur Normierung aushandeln. Der Wert der Frau misst sich dabei in ihrem Erfolg ihrer körperlichen Normierung. Die neoliberalen Konzepte des „Alles ist möglich; und wenn du es nicht schaffst, bist du selbst dran schuld“ greifen in großem Maße durch die Werbung in unser Leben ein und der körperliche Normierungszwang, der durch die Medien kolportiert wird, hat sich zur effizienten, da attraktiv verpackten Waffe gegen den Feminismus entwickelt. Denn er manipuliert und zerstört das Selbstwertgefühl von Mädchen und Frauen und stellt ihre kontrollierte Selbstaufgabe als Empowerment dar. Werbung kann der Aufklärung nicht dienen.
Diesen Herbst unterzog Oliviero Toscani, das Enfant Terrible der italienischen Kunstszene, mit seiner Kampagne gegen Magersucht, ‚No Anorexia’, die gleichzeitig Werbezwecken der Modemarke „No-l-ita“ diente, sein Heimatland einer weiteren Schocktherapie. So wurde die Kampagne unter anderem als „unchristlich“ (Anm.: Die römisch-katholische Kirche ist, wenn auch von der Bevölkerung anders beurteilt, nach wie vor eine treibende Kraft in der italienischen Gesellschaft und den meisten Lebensbereichen) und als die Würde der unter Essstörungen leidenden Menschen verletzend bezeichnet. In Italien leiden von knapp sechzig Millionen EinwohnerInnen bereits über zwei Millionen an Essstörungen. Aufgrund dieser alarmierenden Zahlen startete die Werbekampagne mit Unterstützung der Gesundheitsbehörde während der Mailänder Modewoche im vergangenen September, wurde aber kurze Zeit später zunächst gestoppt und schließlich verboten. Kontroversielle Themen werden in Italien grundsätzlich nicht gern in der Öffentlichkeit diskutiert. Anstelle einer sinnvollen Auseinandersetzung mit den Inhalten bzw. Botschaften findet eine Verbannung statt. Toscani wurde bereits wegen seiner Arbeiten für United Colors of Benetton mit diesen unerfreulichen Mechanismen konfrontiert. Doch gerade bei einem Thema wie Essstörungen wäre es nötig, sich genau über die Hintergründe und Ursprünge dieser Wohlstandserkrankungen im Klaren zu sein. Eine Verantwortung hierfür liegt bei allen Medien und nicht nur bei der Werbeindustrie. Bei einer Analyse der italienischen Medienlandschaft kann erschreckt festgestellt werden, dass dort ein unrealistisches und illusorisches Frauenbild kreiert wird. Der mediale Alltag wird von blonden, langbeinigen Superfrauen bestimmt, die zu schönen Objekten degradiert werden. Die Würde dieser erkrankten Frau sehe ich im Fall dieser Kampagne nicht viel mehr verletzt als es ohnehin tagtäglich in unzähligen Medien mit Frauen generell passiert. Laut Interview-Aussagen wollte die Protagonistin Isabelle Caro mit Ihrer Krankheit in die Öffentlichkeit treten und zeigen, wohin diese Krankheit führen kann. Ihr Leidensweg ist mittlerweile 15 Jahre lang und Ihr Körper spricht mit jeder Faser von diesem selbstdestruktiven Kampf. Vielleicht liegt es an unserem Zeitalter, in dem wir verzweifelt nach Inhalten suchen, uns verlieren und die scheinbar benötigte Sicherheit in Zwängen ausleben. Eine Selbstkasteiung, um sich und die persönlichen Grenzen wieder mehr zu spüren. Toscanis Bilder lassen keinen Raum für Interpretationen. Sie sind konfrontativ und realistisch. Die Medienwelt ist voll von banalen Werbekampagnen und in diesem Sinne spreche ich mich für seinen Stil aus und gegen das Verbot.
Sarah Diehl ist Diplom-Museologin und Autorin und wohnt in Berlin.
Romana Fiechtner ist Künstlerin und lebt in Rom.
dezember 2007 jänner 2008 an.schläge 25
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26 an.schläge februar2008
an.rissarbeit.wissenschaft
Fo t o : Re g i n a H ü g l i / H i l fs w e r k
Insgesamt 25 Unternehmen hatten sich heuer um den Preis beworben, ausgewählt wurde vor allem nach den Kriterien Qualität von Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen und Arbeitsklima aus der Sicht der Mädchen und Frauen. Dazu zählen etwa Maßnahmen zur aktiven Förderung der Chancengleichheit während der Ausbildung, Maßnahmen zur Erhöhung der Zahl weiblicher Auszubildender, oder auch berufliche Möglichkeiten, die Frauen nach dem Lehrabschluss vom Betrieb geboten bekommen. trude www.sprungbrett.or.at
gend.up
Ausschreibung von Lehrveranstaltungen
journalistinnen.preis
an.schläge ausgezeichnet! Gleich drei an.schläge-Frauen teilen sich ex aequo den vierten Platz beim JournalistInnen-Preis des österreichischen Hilfswerkes: Martina Madner und Silke Pixner wurden für „Das erzwungene Ja!“ (erschienen in an.schläge 02/06) ausgezeichnet, während Angela Heissenberger den Preis für ihren Artikel „Zu tief ins Glas geschaut“ in Report Plus bekam. Höchst erfreulich ist auch, dass „unsere“ Journalistinnen ORF-Größen, wie unter anderem „Thema“-Liebling Christoph Feurstein hinter sich gelassen haben. Gratulation! Insgesamt wurde der Preis heuer zum neunten Mal vergeben, geachtet wird vor allem auf den Innovationsgrad des gewählten Themas, Originalität des Zugangs und auf ständiges Engagement in den Bereichen „Gesundheit, Familie und Soziales“. Den ersten Preis erhielten Helmut Manninger und Peter Liska von der ORF-Reportagenreihe „Am Schauplatz“ gemeinsam für die beiden Reportagen „Nachgefragt: Magd auf Zeit“ und „Starke Frauen“. trude www.hilfswerk.at
amazone.07
Vorbildliche Mädchenförderinnen Die Amazone – der Preis des Vereins „Sprungbrett für Mädchen“ – wurde dieses Jahr an Peugeot Wien und an den Rauchfangkehrerbetrieb Habacht verliehen. Peugeot Wien wurde in der Kategorie „Großbetriebe“ ausgezeichnet, da es dort eine klare Mädchen- und Frauenförderung gibt, die auch umgesetzt wird. So hat das Unternehmen einen besonders hohen Anteil an Mädchen in der Lehrlingsausbildung – und die Mädchen werden im Betrieb unterstützt und ihre Anliegen werden ernst genommen. Die in der Kategorie „Klein- und Mittelbetriebe“ ausgezeichnete Rauchfangkehrerei Habacht wiederum punktete mit einem Lehrmädchenanteil von hundert Prozent – gerade in dem so männerdominierten Beruf wie „RauchfangkehrerIn“.
Der Interdisziplinäre Expertinnen- und Expertenrat für Gender Studies (IER) der Paris Lodron Universität Salzburg lädt interessierte Frauen ein, sich um Aufträge für genderbezogene Lehrveranstaltungen zu bewerben. „Es soll ein möglichst breit gestreutes und kontinuierliches Angebot für den Studienschwerpunkt Geschlechterforschung gesichert werden“, erklärt Mag.a Teresa Schweiger, Leiterin von gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung: „Lehrveranstaltungen, die Inhalte, Methoden etc. der Frauen- und Geschlechtsforschung in wissenschaftliche Fachbereiche hineintragen und im Rahmen des Curriculums „Gender Studies“ anrechenbar sind, werden durch das Sonderkontingent für genderbezogene Lehre finanziert.“ Die Bewerbungsfrist endet am 21. Dezember 2007. Bis Ende Jänner 2008 trifft der ExpertInnenrat Gender Studies, Vorsitzende ist Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Klaus, eine Entscheidung über die Liste der Lehrveranstaltungen. Die Antragsstellerinnen werden bis spätestens Mai 2008 informiert. kaiv Infos und Einreichung der Anträge bei: gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung der Universität Salzburg, Kaigasse 17/1. Stock, 5020 Salzburg, T. 0662/8044 2520, E-Mail: teresa.schweiger2@sbg.ac.at, www.uni-salzburg.at
arbeits.tagung
Zukunft der Geschlechterdemokratie Das Institut für Philosophie, in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik, das Zentrum für Frauenund Geschlechterstudien der Universität Klagenfurt und die Philosophische Gesellschaft Klagenfurt laden zur Arbeitstagung. Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt: „In welchem Spannungsverhältnis stehen repräsentationspolitische bzw. effektiv demokratische, d.h. partizipative Elemente zur Ausgrenzung bzw. Teilhabe von Frauen an der Machtausübung?“ und „Welche Implikationen haben die Veränderungen in der Normsetzung bezüglich gleich- bzw. verschiedengeschlechtlicher PartnerInnenschaften für die demokratische Verfasstheit der Gesellschaften?“. Diesen komplexen Fragestellungen wird am 12. und 13. Dezember 2007 aus philosophisch-politischer, rechtswissenschaftlich-zeitgeschichtlicher, feministischer und kulturwissenschaftlicher Sicht nachgegangen. Den Anfang macht Christine Klapeer vom Zentrum für Frauenund Geschlechterforschung der Universität Klagenfurt mit dem Referat „Mit der Homo-Ehe in Richtung einer sexuellen Demokratie?“. Einen rechtswissenschaftlichen Standpunkt vertreten Nikolaus Benke und Elisabeth Holzleithner, beide Uni Wien. Kunstvoll sozio-politisch wird es bei den Videoausschnitten von Oliver Ressler. kaiv „Die Zukunft der Geschlechterdemokratie“: 12. und 13.12., Oman Saal, Alpen-Adria Universität Klagenfurt, 9020 Klagenfurt, Universitätsstraße 65-67, www.uni-klu.ac.at/gender
februar 2008 an.schläge 27
migrantischehausarbeit
Fo t o : F l i c k r
Die Hürden der Organisierung Individuelle Selbstbehauptung und kollektive Handlungsmöglichkeiten: Ein Workshop über Möglichkeiten der Selbstorganisation und Solidarisierung migrantischer Hausarbeiterinnen. Von Iris Nowak
Iris Nowak ist Redakteurin der Zeitung analyse & kritik und Sozialökonomin mit Schwerpunkt veränderte Sorgeverhältnisse im Neoliberalismus. www.maiz.at www.babaylan-europe.org/
28 an.schläge februar2008
Bezahlte Hausarbeit, sei es Putzen, Pflegearbeit oder Kinderhüten, ist für Frauen, die in der Migration leben, einer der wichtigsten Arbeitsmärkte. Ihre prekäre Lebens- und Arbeitssituation wird zumindest in manchen Massenmedien und wissenschaftlichen Kontexten zunehmend Thema. Auffallend ist dabei, dass kaum über kollektive Handlungsmöglichkeiten berichtet wird, mit denen die Frauen für ihre Rechte kämpfen (können). Der Workshop „Organisierung zwischen Autonomie und Pflegenotstand“, der im September 2007 in Hamburg stattfand, wollte diese Leerstelle füllen. Das überraschend große Interesse an dem Workshop – etwa sechzig Personen nahmen daran teil – lässt darauf schließen, dass an solchen Diskussionen über Organisierung, die Fragen nach Migration und Geschlecht als
Ausgangspunkt nehmen, ein großer Bedarf besteht. Der Workshop (organisiert vom Institut für soziale Infrastruktur, Preclab und dem Projekt Prekarisierung und kollektive Organisierung) eröffnete zunächst Raum für Diskussion über Ansätze der Selbstorganisierung von Migrantinnen. Diese verdeutlichte, dass die Frage nach den spezifischen Organisierungsmöglichkeiten als Hausarbeiterinnen zwar notwendig ist, aber zugleich auch Gefahr läuft, den Blick zu verengen. Sie macht insofern Sinn, als Tätigkeiten in diesem Bereich aufgrund der hiesigen aufenthalts- und arbeitspolitischen Regulierungen für viele Frauen die einzige Möglichkeit zur Existenzsicherung darstellen. Ob Widerstandsmöglichkeiten gegen Lohnraub, sexuelle und/oder psychische Übergriffe durch die Arbeitgeber gefunden werden können, kann für ihre Lebensqualität inso-
fern existenzielle Bedeutung haben. Zugleich stellt die Frage nach den Arbeitsbedingungen in Privathaushalten aber oft nur eine Facette der Selbstorganisierung von Migrantinnen dar. Die vielen Facetten der Fürsorgearbeit. An einer Organisierung, vor allem als Hausarbeiterinnen, bestünde, so erläuterte Luzenir Caixeta von dem Linzer Projekt Maiz, auf Seiten der Frauen wenig Interesse, weil sie meist zwischen verschiedenen Tätigkeitsbereichen pendeln. Zwar seien diese alle im Bereich der Sorge um individuell-körperlich-sinnliche Bedürfnisse angesiedelt, darin aber gebe es im Alltag der Frauen einen fließenden Wechsel zwischen Sexarbeit, Reinigungs- und Pflegetätigkeit und der Gastronomie bzw. Unterhaltungsindustrie. Marylou Hardillo-Werning von Babaylan e.V., dem europaweiten Netzwerk philippinischer Migrantinnen,
hausarbeitmigrantische wies darauf hin, dass viele philippinische Frauen als Heiratsmigrantinnen nach Europa gekommen sind. Zwar gehe es dabei auch oft um den Tausch von Sorge- und Sexarbeit gegen ökonomische und rechtliche Sicherheit. Allerdings werde die Situation, innerhalb der die Frauen leben, von ihrem Status als Ehefrauen bestimmt. Über rassistische und geschlechtsspezifische Zuschreibungen wird an die Frauen unabhängig von ihren tatsächlichen Neigungen und Ausbildungsstand – viele von ihnen haben eine akademische Ausbildung – die Zuständigkeit für diese unterschiedlichen Formen der Sorge delegiert, die sowohl in ihren Herkunfts- als auch in den Zielländern gesellschaftlich gering bewertet wird und als Ausdruck natürlicher Fähigkeiten gilt. Die Übernahme dieser Tätigkeiten erfüllt zwar ökonomisch ihre Funktion. Sie lädt aber wenig dazu ein, von ihr ausgehend kraftvolle politische Identitäten und Ausdrucksformen zu entwickeln. Zugleich stellen die (z.T. intimen) Begegnungen mit den ArbeitgeberInnen in deren Privatbereich eine spezifische Arbeitsbedingung dar; hier muss die individuelle Handlungsfähigkeit der Frauen erweitert werden, sofern man sich individuelle Selbstbehauptung und -ermächtigung als wichtiges Moment jeder Form kollektiver Organisierung denkt. Praxen der „putzende Perlen“. Vermutlich stellt diese Zuschreibung natürlicher Eigenschaften als Frau und Migrantin und die Verknüpfung aus Lohnverhältnis und persönlich-körperlicher Begegnung zwischen Arbeiterin und Arbeitgeber eine der Hürden für Gewerkschaften wie auch für andere Formen institutioneller Unterstützung dar, wenn es darum geht, die Anliegen der Hausarbeiterinnen als politische Anliegen zu artikulieren. Marylou HardilloWerning beschrieb, dass wichtige Orte, an denen Babaylan e.V. Kontakt zu neuen Frauen herstellt, Workshops zu Themen wie Sexualität oder Möglichkeiten des Umgangs mit alltäglichem Rassismus sind. Von anderen Gruppen wurden Formen des Theaterspielens nach Augusto Boal und weitere Formen der Kulturproduktion als wichtige Formen der Selbstorganisation und des Widerstands be-
schrieben. Diese kulturellen Praxen stellen einen Prozess der kollektiven Auseinandersetzung über die eigenen Denk-, Fühl- und Handlungsweisen dar. Indem sie an die Öffentlichkeit getragen werden, greifen sie von einem selbstbestimmten Standpunkt in gesellschaftliche Diskurse ein, in denen die Frauen wahlweise als „putzende Perle“ oder als bemitleidenswerte Opfer krimineller Machenschaften auftauchen.
den Prozess, der sich um das CEDAWÜbereinkommen (Convention for the Elimination of all Forms of Discrimination against Women) der Vereinten Nationen herum organisiert.
Ökonomisierung menschlicher Regungen. In dem Teil des Workshops, der sich einer allgemeineren Politik um Sorgearbeit widmete, stand das Ringen um (finanziell, arbeits- und aufenthaltsrechtlich) existenzsichernde Arbeitsplätze als PerZwei Momente solidarischer Unterstützung. Fe spektive im Vordergrund. Allerdings wurde von Barbara Thiessen (Deutsches Jusay (Aktivistin in der Womens Programme of the Commission for Filipino Jugendinstitut, München) vorgeführt, dass alle staatlichen Versuche der letzMigrant Workers (CFMW) in den Nieten Jahre, in Deutschland den Bereich der bezahlten Hausarbeit zu regulieren, individuelle Beratung gescheitert sind, da es sowohl auf Arund die Entwicklung beitgeberInnenseite als auch bei den Arbeitenden das Interesse gibt, diese kollektiver Handlungs- Arbeit weiter informell zu regeln. möglichkeiten stehen in Problematisch war, dass in dieser der alltäglichen Arbeit Diskussion kaum benannt wurde, dass oft in einem Spannungs- eine Politik zur existenzsichernden Reverhältnis,obschon beide gulierung der Hausarbeit auf enge notwendiges Moment ei- Grenzen stoßen wird, solange sie innerner solidarischen Unter- halb gesellschaftlicher Verhältnisse verwirklicht wird, in denen jegliche stützung sind. menschliche Regung ökonomisiert werden soll. Entgrenzte Zugriffe der Unternehmen auf die Arbeitskraft ihrer Angederlanden und im europaweiten Netzwerk migrantischer Hausarbeiterinnen, stellten treffen zunehmend sowohl Respect) beschrieb die hohe Bedeutung Männer als auch Frauen; zugleich werden sozialstaatliche Einrichtungen und von Trainings, in denen Migrantinnen Leistungen abgebaut. In diesen Verhältlernen, sich gegenseitig im Umgang nissen stellt der Rückgriff auf die Armit ArbeitgeberInnen zu unterstützen beitskraft anderer, die deutlich schlechund gemeinsam gesellschaftlich zu artikulieren. Die Anfänge entsprechender ter bezahlt sein muss als die eigene, nicht bloß ein Privileg, sondern zugleich Praxen liegen im Falle der niederländieine ökonomische Notwendigkeit dar. schen Netzwerke ebenso wie bei Maiz und Babaylan in den 1990er Jahren. Ent- Die prekarisierten Arbeits- und Lebenssprechende Praxen knüpfen an autono- verhältnisse von Migrantinnen im Beme Selbstorganisierung und individuel- reich privater Haushalte sind insofern eine Voraussetzung für ein erfolgreile Widerstandsformen der Frauen an, ches und selbstbestimmtes Handeln ihdie Hausarbeiterinnen auch unabhänrer ArbeitgeberInnen innerhalb der – in gig von institutioneller Unterstützung entwickeln (müssen), um ihr Überleben anderer Weise – prekarisierten Verhältzu sichern. Angebote, die die Migrantin- nisse, in denen letztere leben. Die Frage nen durch individuelle Beratung unter- ist, ob sich hieraus realpolitische Bündstützen, und solche Ansätze, die die Ent- nisse schmieden lassen, die der neoliberalen Logik und zugleich der patriarchawicklung kollektiver Handlungsmöglen Abwertung von Sorgetätigkeit Einlichkeiten verfolgen, stehen in der allhalt bieten. Dies würde einerseits die täglichen Arbeit oft in einem Erneuerung feministischer Strategien, Spannungsverhältnis, obschon beide andererseits die verstärkte Berücksichtinotwendiges Moment einer solidarigung bereits existierender feministischen Unterstützung sind. Mit seiner politischen Arbeit wirkt Respect sowohl scher Kritik in gewerkschaftlicher Arbeit voraussetzen. ❚ in Gewerkschaften hinein als auch in
Der Artikel erschien zuerst in einer etwas längeren Fassung in: analyse & kritik - zeitung für linke debatte und praxis/Nr. 521/19.10.2007, siehe www.akweb.de Texte und ein längerer Bericht zum Workshop finden sich demnächst unter www.rosalux.de
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kulturan.riss Taxispalais zeigt die Dia-Installation „C.U.“ mit Ansichten der architektonisch außergewöhnlichen und von Holzfeind als „Gesamtkunstwerk“ gemäß der Bauhaus-Ideale bezeichneten „Ciudad Universitaria“ der Universidad Nacional Autónoma de México. Daneben „Mexico 68“, eine Arbeit, die aus mehreren Video-Interviews besteht, welche die Künstlerin mit AktivistInnen der StudentInnenbewegung in Mexiko geführt hat, die nach der brutalen Niederschlagung der Bewegung durch die Regierung zum Teil jahrelang inhaftiert waren. Zeitgleich sind in der Galerie Werke der in Brünn geborenen Katerina Sedá ausgestellt. Ihr Anliegen ist es, durch die eigenen Handlungen gemeinsam mit anderen Menschen – insbesondere aus dem persönlichen Umfeld – künstlerische Prozesse zu initiieren. Diese Aktionen dokumentiert sie auf unterschiedliche Arten. So brachte sie etwa ihre lethargische Großmutter dazu, die Erinnerung an deren früheren Beruf in hunderte Skizzen umzusetzen („Je to jedno“). Eine Rauminstallation zeigt, wie Sedá 2007 der realen zwischenmenschlichen Kommunikation in einer Plattenbausiedlung ihrer Heimatstadt auf die Sprünge helfen wollte: mit einem genau konzipierten Plan und vielen bunten Hemden. nr ^
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b u c h . v o r s te l l u n g e n
Hot topics Was bedeutet Popfeminismus heute und wie kann Popkultur durch feministische Strategien erschüttert werden? 28 Autorinnen hat die Journalistin und Kulturwissenschafterin Sonja Eismann aufgefordert, sich darüber Gedanken zu machen. Die teilweise sehr persönlichen Auseinandersetzungen umfassen z.B. Beobachtungen zum D.I.Y.-Porno, Selbstbestimmung über den Körper, Ladyfest-Aktivismus, Erfahrungen im Musikbusiness, Feminismus und Fußball und vieles, vieles mehr. Die Herausgeberin will damit eine Community zeigen, die weder „dem pornokompatiblen Pseudo-Empowerment der Pussycat Dolls“ noch „dem lahmen Gleichstellungs‚feminismus‘ bürgerlicher Medien und Institutionen“ entspricht. Und damit ermutigen, sich über effektives netzwerken und darüber, wie feministische Veränderungen bewirkt werden können, „den Kopf zu zerbrechen“. Im Anschluss an die Buchvorstellung und die Lesung zweier Autorinnen wird über die Unsichtbarkeit von feministischer Popkultur im deutschen Sprachraum gesprochen und über etwaige Neudefinitionen von Slogans wie „Das Private ist politisch“ diskutiert. Sarah Diehl hat nicht nur zwei Beiträge in Hot Topic verfasst, sie wird im Jänner auch ihr Buch „Deproduktion – Schwangerschaftsabbruch im internationalen Kontext“ in Wien vorstellen. sr Sonja Eismann (Hg.): Hot Topic. Popfeminismus heute, Ventil Verlag 2007, 14,90 Euro
24.11. 2007-20.1.2008, Heidrun Holzfeind/ Katerina Sedá, Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstraße 45, www.galerieimtaxispalais.at
kino
Best of Identities 2007 Wer das Identities-Filmfestival dieses Jahr verpasst hat, bekommt nun die Chance, das Versäumte nachzuholen. Von 6. bis 9. Dezember werden beim „Queer Film Nights Special“ die Highlights des Festivals noch einmal gezeigt. Unter anderem gibt es noch mal die Möglichkeit, den Eröffnungsfilm von Identities 2007, die Komödie „Saving Face“ von Alice Wu, zu sehen. Außerdem werden die Filme „Loving Anabell“ von Katherine Brooks und „Nina’s Heavenly Delights“ von Pratibha Parmar gezeigt. Das Best of beinhaltet auch den Film „Anders Leben – Lesben im Alter” von Isabella Rodde, der im Anschluss an das Special noch bis 16. Dezember zu sehen sein wird. Rodde porträtiert drei gealterte, höchst aktive Lesben, die als Kneipenbesitzerin, Leistungssportlerin und politische Aktivistin lesbische Nachkriegsgeschichte in Deutschland geschrieben haben. Der mehrfach ausgezeichnete Film beschreibt das „Normal-” und „Anderssein” und ist gleichzeitig eine Hommage an das Älterwerden. AndA Best of Identities 2007: 6 -9. Dezember, 21.00 Anders Leben: 10.-16. Dezember, 18.30 Top Kino, Schleifmühlgasse 8/14, 1040 Wien, www.topkino.at, T. 0699/120 96 100 oder reservierung@identities.at
Buchvorstellung Hot Topic: 5.12., 19.00, Stichwort, 1150 Wien, Diefenbachgasse 38/1, www.stichwort.or.at, www.ventil-verlag.de, Kosten: 2,90,- Euro Sarah Diehl: Deproduktion. Schwangerschaftsabbruch im internationalen Kontext, Alibri Verlag 2006, 17,- Euro
t h e a te r
Buchvorstellung am 16.01.08, 20.00, que[e]r, 1010 Wien, Wipplingerstraße 23, www.myspace.com/deproduktion,
Frauen am Rande des Systemzusammenbruchs a u s s te l l u n g
Aktion/Kommunikation/Kunst Heidrun Holzfeinds Interesse an modernistischer Architektur und ihre intensive Beschäftigung mit der mexikanischen StudentInnenbewegung von 1968 sind die Hauptelemente ihrer Werke, die ab 2005 in Mexiko-Stadt entstanden sind. Die aktuelle Ausstellung in der Galerie im 30 an.schläge februar2008
In Koproduktion von FIFTITU%, Arbeiterkammer Kultur OÖ und theaternyx entstand ein neues Theaterstück. „Love me gender – Sag mir, wo die Frauen sind“ ist ein Stück mit nur drei Schauspielerinnen. In einem Fitnessstudio treffen drei Frauen unterschiedlichster Herkunft in unterschiedlichen Lebensphasen aufeinander: eine Karrierefrau, die an der gläsernen Decke scheitert, eine Studentin sowie die Teilzeitangestellte einer Supermarktkette. Das Stück analysiert die Arbeits- und Freizeitwelten mit seinen einengenden Geschlechterrollen. Es porträtiert Frau
an.risskultur enleben und zeigt, wie es um die Chancengleichheit bestellt ist. Die drei Spielerinnen berichten von Unterschieden und Gemeinsamkeiten mit der Generation ihrer Mütter, sie rappen Statistiken und erzählen von Frauenquoten. Sie stellen klar, dass eine Frau schon viele sein muss, weshalb drei Frauen schon eine ganze Menge sind. Sie entscheiden sich für sich selbst und choreographieren den Aufstand. Die Überschreitung der festgelegten Rollenzuschreibungen wird zwar sanktioniert, doch es läuft Sand durch das Getriebe des Patriarchats. Brigitta Waschnig führte Regie und hat gemeinsam mit theaternyx-Leiterin Claudia Seigmann das Stück realisiert. Die Uraufführung war bereits am 22. November im AK Bildungshaus Jägermayrhof in Linz, die spannende Produktion kommt aber im Frühjahr auch nach Wien! AndA www.fiftitu.at, www.theaternyx.at/
Fo t o : To n i H ö l l e r s b e r g e r
Michèle Thoma
Fo t o : M a g d a l e n a Fr e y, H a u s a l t a r
Die peinliche Familie
t h e a te r . p e r f o r m a n c e
Starke Frauen Seit vielen Jahrzehnten dient Wilhelmine von Hillern’s „Geierwally“ schon als Heimatfilm- und Theatervorlage. Ganz ohne die üblichen Klischees wird nun die Geschichte über Walburga Stromminger in einer Produktion der „volksblut.productions“ im Kosmos Theater erzählt. Die Auflehnung der jungen Frau gegen den dominanten Vater, ihre Emanzipation und ihr starker Wille zur Selbstbestimmung stehen im Mittelpunkt des Stücks. Nicht ganz so dramatisch gibt sich Helen Brugat in ihrer irren One-Woman-Performance „My Fat Lady“. Sie präsentiert mit großartiger Körperbeherrschung die sehr gegensätzlichen Seiten ihrer Persönlichkeit, die mehr schlecht als recht miteinander auskommen – die „Powerfrau“ etwa kämpft gegen das gefühlsbetonte „kleine Mädchen“. Eine Fee hilft der Lady, einen Traum zu erfüllen: sie tanzt Ballett. Unübersehbar, dass sich die Schauspielerin unter anderem intensiv und erfolgreich mit dem Clown-Sein und dessen Philosophie beschäftigt. Einmal mehr geht es darum, herauszufinden, was man wirklich will – und es in die Tat umzusetzen. nr 5.-8. und 12.-15. 12., 20.30:„Die Geierwally“, 20.-22. 12., 20.30:„My Fat Lady“, Kosmos Theater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, Tel.: 01/ 523 12 26, www.kosmostheater.at
Warum hast du keine kleinen Löckchen? Warum keine Stöckelschuhe? Keine Ohrringlein in den Ohren? Warum sagst du immer so seltsame Sachen? Warum trägst du so seltsame Kleider? Warum hast du einen so seltsamen Ehemann? Warum schaust du immer so? Warum lachst du immer so? Warum hast du so komische Freundinnen? Warum kommen zu uns nie „Gäste“? Warum haben wir kein Gästehandtuch? Warum haben wir keine Sitzecke? Warum bist du nicht Regalbetreuerin im Billa? Wir sagen nicht „Schriftstellerin“ in der Schule, wir sagen „Hausfrau“. Schriftstellerin ist peinlich. Warum hast du nicht Harry Potter geschrieben? P.s Mutter ist eine Checkerin. Sie checkt alles. Sie ist Alleinerzieherin und verdient Kohle und hat einen richtigen Beruf und fährt Auto und hat ein Haus, nein sogar zwei, und sie hat sogar einen Mann und sie schaut toll aus und sie kann sich stylen. Sie fährt immer nach Ungarn und lässt sich alles machen. Nein, keine Löckchen, keine Ohrringe. A ja kochen, sie kocht fantastisch. Semmelknödel, indisch auch. Ich kann P. ja überhaupt nicht herbringen. P. kriegt ja einen Schock, P. ist das nicht gewöhnt. Bei P. ist es total normal, das ist eine normale Familie, die sich normal verhält. Das ist eine Familie, die weiß, worauf es ankommt im Leben. Kannst du bitte die Plakate entfernen? Und bitte nicht so eine geschmacklose Musik. Und die sollen nicht alle so rumlaufen und so rumschreien. Man kann sich ja auch zivilisiert benehmen. Und kannst du bitte nicht so viel lachen. Und P. nicht interviewen. Bei ihm zuhause läuft das alles dezenter ab. Nicht so peinlich. Das sind normale Leute. Die Wohnung gehört ja auch renoviert. Und zum Friseur… P. ist immer noch da? P. bleibt noch eine Nacht? Noch einen Tag? Es ist ihm ein bisschen peinlich … wieso peinlich? ... Naja, er findet’ s so chillig da. februar 2008 an.schläge 31
lesbischepornographie
Zwischen Preis- und Hingabe Bunt, lebensbejahend, lustvoll und befriedigend in einem ästhetischen Sinn. Aber kann ein feministischer Porno auch antörnend sein? Lea Susemichel sprach mit Nana Swiczinsky über „Lezzieflick“.
Fi l m s t i l l s a u s L e z z i e f l i c k © Nana Swiczinsky
Nana Swiczinsky: Lezzieflick, A 2007, 8 min. Nana Swiczinsky ist Grafikerin, Filmemacherin und Illustratorin. www.nanaswi.com
32 an.schläge februar2008
an.schläge: Du hast gesagt, dass du vor allem deshalb einen eigenen Lesbenporno machen willst, weil du die meisten lesbischen Pornos einfach nicht geil findest … Nana Swiczinsky: Viele lesbische Erotika sind ziemlich „konzeptig“. Das sind keine Wichsvorlagen wie Schwulenund Hetero-Pornos.Wo Lesben-Porno draufsteht, ist oft eine theoretische Untersuchung über die Möglichkeit und
so gut wie nicht vor. Das nervt mich. Ich wollte einfach eine unkomplizierte Darstellung von Schleimhautkontakten. Keine Rollenspiele oder S/M, die man ja schon als Hobby betreiben muss, um sie so zu kultivieren. Ich weiß nicht, wie viele Leute das wirklich tun. Oder wie viele Lesben. Jedenfalls entspricht der Prozentsatz wahrscheinlich nicht dem der entsprechenden lesbischen Erotika. Das ist einfach eine Strategie zum Filtern:
selbsttherapeutische Geschichte von Menschen, die sexuelle Gewalt erfahren haben und sie in gewaltfreien Räumen reproduzieren. Außerdem ist Fetischismus einfach die Sexualität des Kapitalismus: Sex ist gratis, Stöckelschuhe kosten Geld. Niemand ist keinE FetischistIn heute. Und wie schon gesagt, sicher ist es auch ein Filter, der verhindern soll, dass mir das Bauernvolk da draufspritzt.
Darstellbarkeit lesbischer Erotik drin. Das liegt natürlich am grundlegenden Stress, sich der eigenen Preisgabe verweigern zu wollen. Also keine Heteromänner zu bedienen, wie in den zahlreichen PseudoLesbenpornos, wo zwei Fingernagel-Ladies aneinander rumzupfen bis dann der richtige Kerl kommt. Ich denke, deshalb existiert immer noch diese extrem sperrige Darstellung von Erotik: schwarzweiß, keine stringente Kameraführung, schwer lesbar. Es herrscht immer noch eine absichtliche Nichtkonsumierbarkeit vor.Wenn man explizit lesbische Erotika machen will, ist dieses Problembewusstsein einfach immer da. Und ganz größenwahnsinnig habe ich mich berufen gefühlt, das jetzt endlich zu ändern. Ich wollte einen Porno machen, der vielleicht nicht antörnend im engeren, aber auf jeden Fall lustbetont im weiteren Sinn ist. Bei dem Sex Spaß ist.Wenn weibliche Sexualität im Allgemeinen, aber auch lesbischer Sex im Besonderen, zum Thema gemacht wird, dann immer problematisiert: verkauft, fremdbestimmt, missbraucht, magersüchtig usw. … Selbstbestimmte Lust am Sex kommt
Der Wald-und-Wiesen-Hetero soll sich davon abgetörnt fühlen. Lassen sich denn Pornos nur für Lesben machen? Oder produziert man zwangsläufig für Heteromänner mit? Das muss ich kaufen: Mit jeder Lesbe holen sich da auch fünf Männer einen runter. Will ich das? Die Frage stellt sich mir weiter. Mein Film ist bunt, ist lebensbejahend, ist lustvoll, ist befriedigend in einem ästhetischen Sinn, aber er ist weiterhin ein Spiel zwischen Preisgabe und Abstraktion. Für jemanden, der nicht mediengebildet ist, ist er schwer lesbar. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass die Umsetzung so schwierig ist, wie schwierig diese Balance zwischen Hingabe und Preisgabe ist. Ich bin sehr gespannt auf das Feedback. Es ist für mich ein Versuch. Warum gibt es in lesbischen Pornos so eine Häufung von S/M? Zunächst einmal ist das einfach ein Kreativitätsstress, denke ich. Zum anderen – und das ist jetzt eine konservative Meinung, die marginalisiert und pathologisiert, und ich wäre froh, wenn mir da widersprochen würde – ist es eine
Gibt es nicht die grundsätzliche Schwierigkeit, dass ich mit Bildern eben nur dann Lust bereiten kann, wenn sie konventionelle Begehrensstrukturen befriedigen? Und erzeuge ich nicht zwangsläufig Unlust, wenn ich da subversiv bin? Mitgehangen, mitgefangen. Männer haben einfach eine längere und höher entwickelte Kultur des Auf-BilderWichsens als die Damen – und zwar unabhängig von der sexuellen Orientierung. Auf die man zwangsläufig irgendwie Bezug nehmen muss: sie benutzend, sie ablehnend, sie ironisch brechend. High Heels zum Beipiel sind ein optischer Kick. Sie zu tragen würde ich mir selbst oder meiner Freundin nicht zumuten, aber der Kick funktioniert natürlich auch bei mir. Aber wie geht man dann mit so einem Fetisch um? Ironisierend. Da kann man, finde ich, gut von Schwulen lernen. Es gibt dort genug nervige Dinge, aber den Camp können wir übernehmen. Ich bediene und breche etwas gleichzeitig. Tom of Finland bspw. hat den HaarigeJungs-Uniform-Fetischismus aus seiner
pornographielesbische Tradition des Nachkriegs-Sex gegen Zuckerln – die für die Zuckerlempfangenden ganz sicher nicht nur lustig war – genommen und die Autoritätsperson zu einer Wichsvorlage verschoben. Damit bedienst und brichst du es. Das ist Camp. Ich glaube einfach nicht, dass man auf Dauer fundimäßig die freie, rein biologische Ökodorf-unrasierte-Beine-Erotik hinlegen kann. Funktioniert Ironie bei Erotik? Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Denn eine Möglichkeit, Menschen die Würde zu nehmen, ist auch, sich über sie lustig zu machen. Als Lesbe bist du ja sowieso eine lächerliche Figur und die Strategie, das zu übernehmen und sich auch über sich selbst lustig zu machen, ist sehr verlockend. Das war deshalb mindestens ebenso so eine Gratwanderung: Mich nicht über meine Protagonistinnen lustig zu machen, sie nicht preis-
für Herrenrunden in irrsinnig schlechter Druckqualität: „Lesbian Girls“, das es in einer Reihe mit „Thai Girls“, „Black Girls“ etc. gibt. Zwei Fingernagel-Schnitten eben, die auf den Stecher warten. Ich habe daraus die genommen, die noch halbwegs gingen und sie eingescannt. Das andere Rohmaterial stammt aus Bildkatalogen von Anfang der 1990er, in denen dieser schleimige Kanon glücklicher Managertypen zu fin-
Männer haben einfach eine längere und höher entwickelte Kultur des Auf-Bilder-Wichsens – und zwar unabhängig von der sexuellen Orientierung. Auf die man zwangsläufig irgendwie Bezug nehmen muss.
Es ist nur soviel erkennbar, dass man kapiert: „aha, da ist die Hand in der Muschi“. Es sollte erzählerisch und explizit bleiben, abstrahiert, aber nicht abstrakt, das war mir wichtig. Aber ich habe mit der niedrigen Auflösung und den Pixeln herumgespielt und die Körper wirken dadurch teilweise wie Gummitextilien und werden stark denaturalisiert. Das Interessante war aber, dass die Emotion durch den Tontrack sofort zurückkommt. Der Maintrack sind Atemgeräusche und sobald sie da sind, wird das wieder zum Körper, wird das wieder Fleisch, das ist richtig magisch. Was sagst du zu PorNo? Thematisiert dein Film Gewalt? Gewalt ist, wenn ein Teil nicht einverstanden ist. Rollenspiele in einem Setting sind keine Gewalt. Die Gesellschaft leidet an einer unscharfen Trennung von Sex und sexualisierter Gewalt.
zugeben, indem ich sie lächerlich mache. Also: Humor ja, ironische Brechung ja, aber nur, wenn es nicht auf eigene Kosten geht. Du bist Filmemacherin und Zeichnerin, „Lezzieflick“ ist dein erster Porno. Wie kam es dazu? Den Ausschlag hat die Geheimsache Leben-Ausstellung in Wien gegeben, bei der es um das Leben von Lesben und Schwulen im 20. Jhd. ging. Dort gab es einen langen Gang mit Artefakten aus der NS-Zeit und nach diesem Todeskorridor kam dann die Kunst und Kultur von Schwulen und Lesben. Da hingen Plakate und Bilder, klarerweise hauptsächlich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, und ich hatte das ganz starke Gefühl, dass das immer noch längst nicht genug ist. Dass die Suppe einfach immer noch zu dünn ist. Ich bin mit viel mehr Mulmigkeit als Erbauung aus dieser Ausstellung gegangen – und das darf einfach nicht sein. Daher die Motivation, mich auch mit einem Statement in meiner Kunst zu outen. Das Material, aus dem ich den Film gemacht habe, ist so ein Spielkartenset
den ist und die deshalb ein schönes Sinnbild unserer Wertegesellschaft sind, ein Mainstream-Indikator, der verrät, was darstellbar ist und was eben nicht. Und was nicht vorkommt, sind Frauen, die sich sozial aufeinander beziehen. Die gibt es im ganzen telefonbuchdicken Bildkatalog nicht. Es gibt tonnenweise Geschäftsmänner, die sich die Hand schütteln und die Schulter beklopfen. Es gibt die Mami bei der Oma. Aber es gibt keine etwa gleich alten Frauen, die miteinander am Tisch sitzen, miteinander sprechen, miteinander Geschäfte machen. Was davon irgendwie verwertbar war, habe ich ebenfalls eingescannt. Make something out of nothing: Aus diesen beschissenen Mainstreambildern etwas rauszuschleifen, was einem authentischen Lebensgefühl trotzdem noch entsprechen kann. Für mich war der Rhythmus das auffälligste Merkmal. Wie hast du Bilder und Ton kombiniert? Kunst hat immer mit Rhythmus zu tun und Sex sowieso. Ich habe Bildbearbeitungs- und Morphingsoftware benutzt und die Bilder stark entfremdet.
Das ist so. Das ist scheiße. Ich habe mir während des Schaffensprozesses die gesamte Andrea Dworkin reingezogen, die einem das ganze böse Patriarchat um die Ohren haut. Und natürlich lässt sich dem auch nicht einfach so widersprechen. Für sie ist Sex Gewalt, weibliches Empfinden ist nicht darstellbar, wir sind das kolonialisierte Geschlecht. Davon grenze ich mich ab: Von einer Ästhetik der totalen Verweigerung, von Verstummen als Protest. Es gibt ja auch Pornos von Frauen für Frauen aus den USA mit viel Weichzeichner, Tüll und Himmelbetten. Wollen Frauen es tatsächlich lieber nicht so direkt und in Großaufnahme? Keine Ahnung. Ich persönlich fahr’ nicht drauf ab. Lesbische Blümchenpornos kenne ich nicht, da kenne ich nur die richtig heftigen. Und ich wünsche mir eben was dazwischen. Etwas zwischen romantischem Eheversprechen und nix los in der Hos’ und den Geschichten, bei denen die Hälfte der Leute aussteigt, weil ihnen das zu arg ist. Sex als normale Lebensäußerung, als ganz normale menschliche Handlung. ❚
Fernseh-Tipp: Das Interview mit Nana Swiczinsky ist am Donnerstag, den 13.12. um 21.oo auch in einer neuen Folge an.schläge tv auf OKTO zu sehen.
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queerepornographie
Fo t o : p o r n f i l m fe s t i v a l 2 0 0 7
She-Porn Ende Oktober fand in Berlin das 2. Pornfilmfestival statt. Auf dem Programm standen rund hundert Filme aus mehr als zwanzig Ländern abseits des üblichen kommerziellen Pornoangebots – darunter auch Produktionen von feministischen Pornoregisseurinnen. Von Vina Yun
1 Linda Williams „Hard Core. Macht, Lust und die Traditionen des pornographischen Films“, Basel/Frankfurt am Main, Stroemfeld 1995 Link: www.pornfilmfestivalberlin.de
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„Unterhaltsam, Horizont erweiternd, lustig, schamlos, verblüffend, sexy“ – so beschreiben die Festival-KuratorInnen Jürgen Brüning, selbst Filmemacher und Produzent schwuler Pornos, und Manuela Kay, Redakteurin des lesbischen Magazins „L-Mag“ aus Berlin, das mit Hetero- und queeren Filmen gespickte Festivalprogramm. Dass zusätzlich Ausstellungen, Workshops, Diskussionsveranstaltungen, Performances und Partys auf dem Programm standen, bescherte so manchen Terminkollaps. Nicht überall, wo Porno draufstand, war auch Porno (im herkömmlichen Sinne) drin: Neben den bekannten SpielfilmFormaten und neu entdeckten „Classic Porns“ aus den 1970er und 1980er Jahren waren in den drei Berliner Festivalkinos auch Dokumentationen über die Sexindustrie und experimentelle Kurzfilme zu sehen, die mehr Arthouse-Flair denn schwitzige Pornokino-Stimmung verbreiteten. Umgekehrt lässt sich das Porno-Thema schon seit Jahren insbesondere im westeuropäischen Arthouse-Kino finden. Nicht nur deshalb gilt es, die herkömmliche wie fragwürdige Trennung in „ernstzunehmendes Kino
hier, Schmuddelfilme dort“ neu zu überdenken. Auch im kulturwissenschaftlichen Feld wird „Porno“ mit großem Interesse aufgenommen, wie etwa diverse Konferenzen, Schwerpunkte in bekannten Theorie- und Kunstzeitschriften, die Vorstellung von „Porn Studies“ an den US-Hochschulen und auch Filmfestivals wie eben dieses zeigen. Eine weitere Entmystifizierung erfuhr das Genre auch durch die, für viele neuartige, Erfahrung, Pornos im Rahmen eines Festivals zusammen mit anderen zu betrachten (das heterogene Pubilkum reichte vom „aufgeschlossenen“ Hetero-Seniorenpaar bis zur queeren „Post Porno“-Theoretikerin) und die Filme damit vom (oft heimlichen) privaten Konsum in eine öffentliche Diskussion zu überführen. PorNo & Pro-Sex. In Deutschland kritisieren Alice Schwarzer und die EMMA mit ihrer dritten „PorNo“-Kampagne die „Pornografisierung von Medien, Mode und Kultur“ und stellen eindeutige Zusammenhänge zwischen Pornokonsum und sexueller Gewalt her. Zeitgleich trat auf dem Pornfilmfestival, das vorzugsweise die Ränder der Industrie – mit
ihrem Interesse am Experimentellen, an feministisch/queeren Darstellungsweisen und an ethnischer Diversität – in seinen Fokus nahm, ein ganz anderer Diskurs zutage: Porno als Medium zur Kritik an herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen und als Experimentierfeld für alternative Identitätsentwürfe. Größer könnte der historische Spagat zwischen den PorNo-Aktivistinnen und Andrea Dworkins radikalfeministischem Anti-Porno-Manifest „Pornography – Men possessing Women” von 1979 und den feministischen und queeren proSex-Diskursen der Gegenwart nicht sein. Rund dreißig Prozent der auf dem Festival gezeigten Produktionen stammten von Frauen – ein höherer Anteil als auf der Berlinale. Auf der Panel-Diskussion „Good Porn For Good Girls“ im KantKino berichteten Porno-Regisseurinnen aus Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Australien und den USA von den Arbeits- und Produktionsbedingungen, wie sie im derzeitigen Pornobusiness für Filmemacherinnen vorherrschen, sowie ihren Strategien einer autonomen Bildproduktion. Auch angesichts der wachsenden ökonomischen Dimension der Porno-Industrie, die mit
pornographiequeere ihren Umsätzen jene von HollywoodProduktionen übertrifft (in Japan überholte das Sex-Biz dieses Jahr erstmals die Autoindustrie), stellt sich die Frage nach möglichen feministischen Positionen innerhalb des Genres neu dar. Hardcore Feminism. Zwar leiteten die Vertreterinnen am Podium – darunter Audacia Ray (New York), Petra Joy (Brighton), Ovidie (Paris), Jessica Grenier (Melbourne) und Erika Lust (Barcelona) – ihre Positionen klar aus der feministischen Bewegung ab, trotzdem gingen die Meinungen darüber, was denn nun einen „feministischen Porno“ bzw. „Pornos für Frauen“ ausmache und wie sich solche definieren, deutlich auseinander: „Weil ich mich als feministisch definiere, fallen meine Filme nicht automatisch in die Kategorie ‚Pornos für Frauen’. Ich mache Pornos für Frauen und Männer“, erläuterte beispielsweise Audacia Ray ihren Zugang und kritisierte essenzialistische Zuschreibungen à la „Pornos von Frauen sind gut, männliche Pornos hingegen per se schlecht“. Rays Film „The Bi Apple“ wurde von „Adam & Eve“, einem der größten Pornounternehmen in den USA, produziert, das durch den Blog „Waking Vixen“ auf die Filmemacherin aufmerksam wurde. „The Bi Apple“ sei ein „Non-Mainstream-Film für ein Mainstream-Unternehmen“ – der sich zudem überraschend gut verkaufte. „Überraschend“, weil der Film mit „Man on Man“-Action aufwartet (männliche Bisexualität stellt in herkömmlichen Pornos noch immer das größte Tabu dar), Frauen mit Strap-OnDildos Männer vögeln und der Film zudem aus der Subjektposition einer Schwarzen Frau erzählt wird. Allerdings musste Audacia Ray sämtliche PR-Arbeit selbst leisten, da Adam & Eve keine Budgetmittel für Werbung zur Verfügung stellte. Rays Strategie lautet: Den Mainstream infiltrieren so gut es geht. Der Preis dafür ist hoch: Sämtliche Rechte am Film- und Bildmaterial liegen bei Adam & Eve. Petra Joy, die all ihre Filme selbstständig realisiert (u.a. „Sailor’s Bride“), betonte im Gegensatz zu Audacia Ray die absolute Notwendigkeit, unabhängig zu produzieren und sah in den von Frauen gedrehten Pornos echte Alternativen zum herkömmlichen kommerziellen Angebot, zumal sie auch humorvol-
ler mit Sex umgehen würden. Von Joy wurde auch die Etikettierung als „Porno“ grundsätzlich in Frage gestellt – die Klassifizierung „Hardcore Porno“ erfolgt oft unfreiwillig und hängt von den länderspezifischen gesetzlichen Definitionen ab. Doch eben das Label „Hardcore“ hat deutliche Auswirkungen auf die Vetriebsstruktur, etwa ob der Film frei über das Internet verkauft werden darf oder nur in speziell lizensierten SexShops, um jugendschutzrechtliche Bestimmungen zu erfüllen. Darstellerin und Regisseurin Ovidie (auf dem Festival mit dem Film „Les Concubines“ vertreten) aus Paris war die einzige in der Runde, die von ihrer Arbeit im Sex-Business auch leben kann
Rays Strategie lautet:Den Mainstream infiltrieren so gut es geht. der Film wartet mit „Man on Man“-Action auf, Frauen vögeln mit Strap-OnDildos Männer und der Film ist zudem aus der Subjektposition einer Schwarzen Frau erzählt. – allerdings arbeitet sie nicht autonom, sondern ist beim französischen TV-Sender „Canal+“ angestellt. Zwar ist Ovidie damit nicht unabhängig, doch müssen andere Filmemacherinnen wie Erika Lust („Five Hot Stories For Her“), die auf dem freien Markt agieren, mit dem Drittel des Budgets auskommen, das männliche Kollegen von den Produktionsfirmen zur Verfügung gestellt bekommen. Zudem habe das Fernsehen andere klare Vorteile: Es wird Safer Sex betrieben (die Darsteller tragen verpflichtend Kondome) und es gibt keine Cum-Shots, sprich männliche Ejakulationen in den Mund der Darstellerinnen – etwas, das in kommerziellen HeteroPornos zum Standard-Repertoire zählt. Die Fotografin Jessica Grenier, die u.a. Content für die Webseiten beautifulagony.com produziert, erläuterte am Beispiel der verwandten Internetseite abbywinters.com mögliche alternative Darstellungsweisen und Gestaltungsmöglichkeiten von Pornos: „No cuts, real time, all natural pubic hair, no plastic surgery.“ Es ist wenig verwunderlich,
dass im „Alternative Porn“ – zu denen auch die genannten Produktionen der „She-Porn“-Macherinnen zählen – Natürlichkeit und Authentizität einen großen Stellenwert einnehmen. diff’rent strokes for diff’rent folks? Wenn der klassische kommerzielle Porno männerdefiniert und -zentriert ist, bestehen feministische/queere Gegenstrategien in der Kreation eigenständiger Bilder und der Visualisierung der eigenen Lust. Oder aber in der subversiven Aneignung herrschender Darstellungen durch die Entwicklung einer Lesart, die „gegen den Strich“ geht. Kritischerweise wird bei ersterem Zugang „Authentizität“ eine zentrale Bedeutung beigemessen. Wie die Filmwissenschafterin Linda Williams in ihrem Buch „Hard Core” bereits Ende der 1980er deutlich machte, wohnt dem Sex keine Natürlichkeit inne – es geht also weniger um eine aufzudeckende Wahrheit des (oder im) Sex als um jene Machtkonstellationen, die bestimmte Bilder von Sex als selbstverständlich natürlich (oder unnatürlich) erscheinen lassen. Zudem machte sie auf eine weitere Schwierigkeit aufmerksam:„Die neue Vielfalt der Sexualitäten” könne zwar als „demokratisierender Prozess” und als „Chance zur sexuellen Gleichberechtigung” gelesen werden, doch sie bewegen sich deshalb nicht von vornherein außerhalb der „Ökonomie des Begehrens“.1 „Diff’rent strokes for diff’rent folks” bezeichnet Williams das, was man auch aktuell als neue Nischenbildungen im Porno-Business beobachten kann. Aber gibt es überhaupt ein solches „Außerhalb“ der Industrie und wie könnte eine solche Position aussehen? Möglichweise sind die neuen queeren und feministischen Pornos sowohl „diff’rent strokes for diff’rent folks” (schließlich wollen sie auch als Pornos funktionieren) als auch derart positioniert, dass sie die herrschenden Regeln des Genres grundlegend herauszufordern vermögen. Dazu bräuchte es aber wiederum größere ökonomische Ressourcen, um solche parallelen „Gegenbilder“ zu verbreiten und neue Kanäle, um die Nischen, in denen sie produziert werden, verlassen zu können. Räume wie das Pornfilmfestival Berlin bieten hier zumindest die temporäre Möglichkeit, von den Rändern ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. ❚
Buch-Tipp: Svenja Flaßpöhler: Der Wille zur Lust. Pornographie und das moderne Subjekt. Campus Verlag 2007
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viennale’07
J u í z o © Vi e n n a l e
E l l e s ’a p p e l l e S a b i n e © Vi e n n a l e
Pe r s e p o l i s © Vi e n n a l e
Behave Justiz, Klinik, Staat: Drei aktuelle Filme von Regisseurinnen über das Verhältnis von Individuum und Institution. Von Stefanie Schlüter Eine Richterin, zwei Mädchen, eine Gerichtsverhandlung. Warum sie dem österreichischen Touristen die Kamera gestohlen haben? Ob sie ihn, wie aus den Protokollen hervorgehe, mit einem Messer bedroht hätten? Die Jugendlichen schauen die junge Richterin an, aus ihrem Blick spricht kein Schuldbewusstsein: Sie müssten schließlich ihre Kinder ernähren.
Maria Ramos: Juízo, Brasilien 2007 Sandrine Bonnaire: Elle s’apelle Sabine, F 2007 Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud: Persepolis, F 2007
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Juízo. Im Dokumentarfilm „Juízo“ von Maria Ramoz werden jugendliche Kriminelle aus Rio de Janeiro dem Gericht vorgeführt. Die Aussagen der Angeklagten sind Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen Armut eine Spirale begründet, die das Handeln in kriminelle Bahnen lenkt. Einer anderen Jugendlichen wird Ladendiebstahl vorgeworfen. Die Richterin stellt sie vor die Wahl, mit ihrer Mutter nach Hause zu gehen oder in die Jugenderziehungsanstalt. Lieber gehe sie ins Gefängnis als zur Mutter zurück. Die Mutter ist anwesend; sie fleht ihre Tochter an. Ihr Gesicht spiegelt die Verzweiflung, die die Tochter vermissen lässt. Nicht selten sind Mütter oder Väter im Saal, denen die Kinder entglitten sind, auch die Schule erreicht die Jugendlichen nicht.
Wie die Richterin zu den Angeklagten spricht: Warum sie nicht in die Schule gingen, statt auf der Straße herumzuhängen, um Fahrräder zu stehlen? Warum sie einem Freund gehorchten, ihren Eltern aber nicht? Warum sie in ihrem Alter schon Kinder hätten? „Juízo“ heißt auf englisch „Behave“. Doch der Beitrag zur Erziehung, den die Justiz zu leisten versucht, läuft häufig genug ins Leere. Viele, die der Richterin vorgeführt werden, landen erneut auf der Anklagebank. Da das brasilianische Gesetz es nicht erlaubt, Angeklagte zu filmen, ersetzt Maria Ramoz die Jugendlichen in ihrem Film durch Laiendarsteller. Die Laien stammen aus einem ähnlichen Milieu wie die, in deren Rolle sie schlüpfen. Aus der beobachtenden Geste des Films und der strengen Form, die er dafür findet, entsteht so zusätzlich das Gefühl einer Teilhabe am Geschehen, so dass die Grenzen des Dokumentarischen auf höchst eindrückliche Weise verschoben werden. Gerne würde man mehr erfahren über die Entstehung dieses Films und über die Arbeit mit den Laien. Beim Zuschauen drängt sich die Frage auf, wie authentisch die Prozesse inszeniert sind und wie viel Spontaneität in den Szenen liegt. Die Regisseurin lässt diese Fragen bewusst offen. Was für den Film einnimmt, ist die Aus-
druckskraft derjenigen, die hier nur als StellvertreterInnen für die Verbrechen anderer antreten – als wäre ihnen nur zu vertraut, was sie hier spielen. Elle s’appelle Sabine. Ein anderer Dokumentarfilm, der seinen Fokus ausdrücklich auf gesellschaftliche Institutionen richtet, ist Sandrine Bonnaires erste Regiearbeit „Elle s’appelle Sabine“. Sabine, von der dieser Film handelt, ist die Schwester der bekannten Schauspielerin. Ihr macht Sandrine Platz vor der Kamera und rückt damit das ins Zentrum, was meist im Verborgenen liegt: Die psychische Krankheit einer Frau, die gesellschaftliche Isolation, die diese Krankheit bedeutet und die durch die Kliniken noch gefördert wird. Sabines Leiden, so erfahren wir nicht allein aus dem Off-Kommentar, den Sandrine Bonnaire selbst spricht, hat eine Geschichte. In der Schule wurde das eigenwillige Mädchen ausgegrenzt, später zog sie sich zurück ins Haus der Mutter, wo sie ihren kreativen Begabungen nachging. Der Film konfrontiert Videoaufnahmen aus den 1980er Jahren, in denen Sabine als Jugendliche zu sehen ist, mit aktuellen Bildern, die sie als eine Frau von Ende dreißig zeigen, jetzt deutlich gezeichnet von Medikamenten und Krankheit. Diese Sabine scheint nichts
‘07viennale mehr gemein zu haben mit der hübschen, aufgeweckten Jugendlichen. Ihre Augen blicken heute matt in die Kamera, ihr massiger Körper erscheint nahezu immobil. Der Bruch in Sabines Biografie kam mit der Einweisung in eine geschlossene Klinik, in der sie fünf Jahre lang behandelt wurde. In diesen fünf Jahren verkümmerten ihre Talente beinahe vollständig. Eine Ursache für die verheerenden Folgen von Klinikaufenthalten sind falsche Diagnosen und Behandlungen. Sabine stellt in dieser Hinsicht keinen Einzelfall dar. Sandrine Bonnaires sehr persönliches Porträt ihrer Schwester wirft nicht nur Fragen nach der Versorgung kranker Menschen durch gesellschaftliche Institutionen auf, sondern geht auch den eigenen Versäumnissen nach. Dabei sucht der Film keine Ausflüchte; er spricht offen Schuldgefühle und Ohnmacht von Angehörigen angesichts des psychischen Zustands ihrer Geschwister und Kinder an. An dieses Schuldgefühl rühren im Film auch die vielen angstvollen Fragen Sabines. Nicht müde wird sie, Sandrine zu fragen, ob sie nachher noch da ist, wenn sie aus ihrem Mittagsschlaf aufwacht. Die Fragen Sabines richten sich direkt an die Kamera, hinter der Sandrine Bonnaire, die Schauspielerin, die meiste Zeit verborgen bleibt. Auf diese Weise entsteht ein Porträt im Modus des Rollentauschs. Eigentlich ist es Sandrine, die hier die Fragen stellt, jetzt übernimmt Sabine. Das Pflegeheim, in dem Sabine untergebracht ist, wurde auf Initiative von Sandrine Bonnaire eingerichtet. Ohne ihre Berühmtheit wäre dies wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Die Psychologin, die Sabine während des Klinikaufenthaltes behandelt hat, definiert Autismus als das partielle Unvermögen, in Gesellschaft zu leben. Wie autistisch veranlagten Menschen dennoch ein würdevolles Leben in einer Gemeinschaft ermöglicht werden kann, zeigt der Film „Elle s’appelle Sabine“ mit allen Schwierigkeiten, die sich aus diesem Paradox ergeben. Persepolis. Von einer Gesellschaft, in der das Leben verhindert wird, handelt der Zeichentrickfilm „Persepolis“ von MarjaS c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a ne Satrapi. Der Film erzählt parallel zur
autobiografischen Kindheits- und Jugendgeschichte der Exiliranerin ein Stück iranische Nationalgeschichte. Marjane wächst als Tochter links-liberaler Eltern auf. Während ihre Eltern auf den Straßen Teherans demonstrieren, spielt die Siebenjährige die Proteste gegen die Schah-Regierung im heimischen Wohnzimmer nach. Nach der Vertreibung des Schahs 1979 wird sie Zeugin, wie die Revolution ihre Kinder frisst. Unter dem Mullah-Regime wird unterdrückt, verfolgt und hingerichtet. Einem der Opfer gibt der Film ein Gesicht: Marjanes Onkel ist Marxist und Unterstützer der Revolution. Jede Revolution brauche eine Übergangsphase, so sein optimistischer Kommentar zu den politischen Ereignissen jener Zeit. Diese Übergangsphase jedoch überlebt er nicht. Die heranwachsende Marjane erlebt fortan die alltäglichen Repressionen, die sich massiv auch gegen Frauen richten. Als die Jugendliche von ihren Eltern nach Wien geschickt wird, um eine Schulausbildung in Freiheit zu erfahren, bedeutet dies nicht nur den Verzicht der Familie auf ein gemeinsames Leben, sondern auch den Abschied von einem Land, das Marjane liebt. Ein weiterer Abschied wird folgen, wenn sie erwachsen ist, diesmal endgültig. Am Anfang des Films sitzt eine junge Frau in der Wartehalle des Flughafens Orly in Paris. Am liebsten wäre sie mit der ersten Maschine nach Teheran geflogen. Nun sitzt sie dort und erinnert sich. Dass die Regisseurin tatsächlich dort ihren Gedanken nachhing, einen ganzen Tag lang, glaubt man sofort. Ihre Erinnerungen hat Marjane Satrapi schon einmal gezeichnet;„Persepolis“ erschien zunächst als Comic und hatte großen Erfolg. Die Arbeit an der emotionalen und immer wieder auch humorvollen Aneignung der eigenen Geschichte setzt Satrapi gemeinsam mit dem Animateur Vicent Paronnaud nun im Medium Film fort. Die Kraft der schwarz-weißen Zeichnungen ist das Verblüffende an diesem Film. Durch ihre filigrane Gestaltung entfalten die Bilder teilweise ähnlich märchenhafte Züge wie die Silhouettenfilme Lotte Reinigers. Dann wieder lässt das Schwarz-Weiß an die düsteren Seiten expressionistischer Filme denken. Mit „Persepolis“ ist ein Film wirklich Grafik geworden, bewegte und bewegende Zeichnung. ❚
jenny unger
rausgewachsen es passiert nicht viel darum tut eine sich schwer beim schreiben sie hat keine lesbischen ideen und denkt sie an die leserinnen weiß sie auch nicht ob die sich nicht schon langweilen weil einfach nichts mehr passiert hier nichts lesbisches in diesem nest vielleicht ist eine keine lesbe mehr und darum weiß sie nichts lesbisches zu schreiben? was macht denn das überhaupt aus das lesbisch sein? früher war es klar da hat eine die bücher gelesen und die musik gehört und ist an diesen tagen in diese lokale gegangen und später nur in diese lokale und hat die filme geschaut und ist zu dieser diskussion gegangen und jetzt was ist jetzt davon übrig? eine frau die mit einer frau zusammen ist aber lesbisch fühlt sich eine deswegen noch lange nicht es fehlt etwas das drumherum es fehlt die szene der sub der klatsch das dazugehörengefühl das dabeisein das ist alles nicht mehr da eine geht nicht mehr ins lesbentutorium eine sucht nicht mehr jedes wochenende die eine party eine sucht gar keine party mehr eine sucht keine cds mehr hält auf der straße nicht mehr die augen nach anderen lesben auf eine sucht nicht mehr das buch es gibt andere bücher viel mehr sogar und andere musik und andere filme und darum hat das eine das lesbische irgendwie keinen platz mehr aber eigentlich ist es wie wenn eine ein buch ausgelesen hat oder von mir aus irgendeine tv-serie aus ist alles das so wichtig war und so mitgenommen hat ist plötzlich weg von vorne anfangen kann eine nicht mehr weil sie doch schon alles kennt aber es fehlt alles aus dem buch fehlt was ist denn das lesbische wenn eine aus den coming-out- und come-in-gruppen rausgewachsen ist? was ist wenn die parties nichts mehr für eine sind? was wenn der tanzkurs öde für eine ist? wo ist das lesbische für eine dann wenn doch das vorher alles das lesbische war? was ist dann? und was wenn eine das lesbische nicht mehr findet was ist dann? kann eine dann kein lesbennest schreiben? muss eine dann aufhören damit? februar 2008 an.schläge 37
Words & Sounds Neuer US-Soul versus Pathos made in Britain, gehört von Silke Graf und Vina Yun.
www.pjharvey.net www.batforlashes.com www.jillscott.com www.angiestoneonline.net
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Aus gegebenem Anlass – hallo kalte, nasse, graue Jahreszeit! – vorneweg zwei Alben, von denen zumindest ersteres eher Menschen mit relativer Gemütsstabilität oder Liebe zum schönen Pathetisch-Schweren empfohlen sei. PJ Harvey hat nach 15 Jahren im Musikbusiness ihr achtes, etwas überraschend ausgefallenes Album White Chalk (Island/Universal) veröffentlicht. Die elf Nummern wurden in West London aufgenommen, produziert von ihren langjährigen Kollaborateuren Flood und John Parish sowie von ihr selbst. Auf dem Albumcover begrüßt uns Harvey mit kreidebleicher Miene im strengen, weißen JahrhundertwendeKleid und im ersten Song erzählt sie uns gleich, wie der Teufel in ihrer Seele wandert, die Stimme hoch und oft kurz davor, in eine atemlose Stille zu kippen. Nach den sonst bei Harvey obligatorischen E-Gitarre-Klängen sucht man vergeblich. Polly Jean Harvey erzeugt hier eine Nähe und Intensität, die Klaviere und Harfen besser transportieren können. Auf ihrer Myspace-Seite gibt es ein kurzes Video, in dem sie, übrigens sehr heiter, vom Entstehen des Albums erzählt: Keine elektrischen Instrumente, hatte sie sich vorgenommen. Sie wollte ihre Stimme keine Charaktere spielen lassen, sondern die Stimme verwenden, die sie in der Kirche hat, wenn sie neben ihrer Großmutter Weihnachtslieder singt. „Broken Harp“ sticht heraus, spartanisch und voller Schuld und Vergebung schließt es mit den Worten „I tried to learn your language but fell asleep half undressed, unrecognizable to myself.“
Eine weitere düster-süße Empfehlung für winterliche, träumerische Identitätskrisen ist das erste Album einer anderen Britin: Bat For Lashes. Hinter diesem Namen verbirgt sich Natasha Khan, die ihre ersten elf Lebensjahre in Pakistan verbrachte und ihr Debüt Fur And Gold (Parlophone/EMI) selbst aufgenommen und vertrieben hat. Bis sie und ihr Label She Bear mit ihren abseits vom Mainstream platzierten Popsongs beim Major EMI landete. Den MercuryPreis, für den sie nominiert war, gewann sie zwar nicht, er brachte ihr aber die nötige Aufmerksamkeit. Nicht nur stimmlich erinnert sie tendenziell an Björk, tatsächlich teilt sie auch das Talent zum Extravaganten und zur Selbstdarstellung. Andere mutige Vergleiche bemühen daher auch Roisin Murphy oder Siouxsie Sioux, in deren Schuhe die 28-jährige aber ruhig noch etwas hineinwachsen darf. „Who is Jill Scott?“ – diese Frage sollte seit dem gleichnamigen 2000er Debüt der Spoken-Word-Performerin und Sängerin aus Philadelphia obsolet sein. Fortan als eine der wichtigsten RepräsentantInnen der so genannten Neo-Soul-Szene gehandelt, lieferte Jill Scott ihre Version einer „Black Sister Girl“-Poetry, die in einen warmen Oldschool-Sound des 70er-Soul mit modernen R’n’B-Anleihen gegossen war. Scotts jüngstes Album The Real Thing (Hidden Beach/Sony) ist nach „Beautifully Human“ der dritte Teil ihrer „Words & Sounds“-Serie. Obwohl auch hier die jazzigen Arrangements und funkigen, HipHop-inspirierten Beats gegenwärtig sind, zerrinnen einige Songs in eher un-
scheinbare Soul-/R’n’B-Gefilde. Deutlich ist der autobiografische Einschlag zu spüren, wenn Scott ihre persönliche Krise nach dem Ende einer langjährigen Beziehung in liebeshungrigen Balladen verarbeitet, die sowohl lyricwise als auch musikalisch nicht an frühere Stücke heranreichen. Vereinzelt erleben wir Jill Scott dann aber doch noch in alter Höchstform wie etwa beim AlbumHighlight „Hate On Me“ oder bei „Celibacy Blues“, das – nicht ohne Augenzwinkern – das eigene unfreiwillige Zölibat anklagt. Angie Stone teilt zwar nicht die in Poesie verpackte Explizität von Jill Scott, doch auch sie gilt seit ihrem Soloalbum „Black Diamond“ von 1999 als herausragende „Nu Soul“-Diva. Die Gospel-geschulte Sängerin kann auf eine bereits über zwei Jahrzehnte andauernde Karriere zurückblicken, seit sie in den frühen 1980ern als Angie B. beim female Rap-Trio The Sequence für Sugarhill Records als MC auftrat. Krankheitsbedingt legte Stone nach „Stone Love“ (2004) eine Pause ein, bis sie diesen Herbst ihr nunmehr viertes Studioalbum The Art Of Love And War (Stax/ Universal) auf dem neu zum Leben erweckten legendären Soul-Label Stax veröffentlichte. Entsprechend optimistisch ist auch der Grundtenor des neuen Albums, wenngleich der Großteil der Songs etwas zu glatt und süßlich geraten ist. Ausnahmen wie der soonto-be Club-Hit „Play Wit It“ oder das in Richtung „Black History“ positionierte Lehrstück „My People“ legen nahe, dass da noch mehr geht. Es heißt also: dranbleiben. ❚
König_innen Stoppelpaste oder Mastix? Nicht alleine hinsichtlich des richtigen Bartklebemittels gehen die Meinungen weit auseinander: Zwei Bücher über die Kunst, ein Mann zu werden. Von Lea Susemichel Norah Vincent, lesbische USAmerikanerin, gibt ihre Arbeit als Kolumnistin bei der Los Angeles Times auf, um eineinhalb Jahre als Mann zu leben. Nach Bodybuilding und Beratung durch einen befreundeten Maskenbildner dringt sie als „Ned“ in exklusiv männliche Domänen ein: in einen Bowlingverein, in Stripclubs, für mehrere Wochen ins Kloster, zum Schluss sogar in eine Selbsterfahrungsgruppe der Männerbewegung. Das Erstaunliche an diesem Marathon durch Männerwelten ist jedoch nicht, dass die Herren Ned seine Rolle ausnahmslos abnehmen, sondern dass Ned beginnt, diesen Typen auf den Leim zu gehen. „Die Männlichkeit ist ein bleierner Mythos, der auf den Schulter jedes Mannes lastet“, schreibt Vincent. Dass auch Männer unter rigiden Maskulinitätsdiktaten zu leiden haben, ist unbestritten. Mitleidiges Verständnis für üble Mackersprüche beim Bowlen oder gar für kollektiven Aggressionsabbau durch symbolisches Zerstückeln weiblicher Puppen beim Waldwochenende der Männertherapiegruppe muss man deswegen trotzdem nicht haben. Vincent bringt jedoch sehr viel Verständnis für diese Männer, ihre Konfliktunfähigkeit und Überforderung auf. Für die Frauen, die Anbahnungsversuche grob abblitzen lassen und mit denen sich Ned im Zuge seines Experiments trifft, weitaus weniger. Ihr kaltes Konkurrenz-
gehabe und ihre Überheblichkeit nervt ihn aus männlicher Perspektive sehr. Aber gerade diese Dynamik der zunehmenden Identifikation mit männlichen Positionen, die aufschlussreichen Beschreibungen, wie und wodurch eine immer überzeugendere Verkörperung gelingt, machen den Erfahrungsbericht dennoch sehr lesenswert. Laut Steffen Kitty Herrmanns Beitrag im Buch „Drag Kings. Mit Bartkleber gegen das Patriarchat“ ist Ned eine klassische „Drag-Butch“. Im Unterschied zu den „Drag Kings“, geht es diesen vor allem ums „passing“, d. h. darum, unenttarnt als Mann im Alltag durchzugehen. Drag-Kings betreiben mit dem Ausstellen der Künstlichkeit von Männlichkeit bei ihren Bühnenperformance hingegen „crossing“: Sie wollen herrschende Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit durchkreuzen. „Drag heißt also nicht, einfach nur eine Rolle zu spielen, sondern das Spielen dieser Rolle zu spielen.“ Mit Rekurs auf die queere Theoretikerin Judith Halberstam ortet Herrmann nun aber gerade in der Alltagsmännlichkeit der DragButches das größere Potential subversiver Kritik. Denn diese machen deutlich, dass Männlichkeit durch diverse Praktiken vollständig erlernbar ist. Dieser These widerspricht Andrea Rick, denn die Grenzen zwischen Bühnen- und Alltagsgeschlecht ließen sich in queeren Kontexten meistens nicht klar ziehen. Rick kritisiert außerdem die Abwertung
und „Naturalisierung“ femininer Weiblichkeiten in der Szene ebenso wie rassistische und klassistische Tendenzen bei den beliebten Inszenierungen von Latino-Lovers oder Working-ClassHeroes. Auch Laura Méritt kann dem „Spektakel, wie es jeden Tag auf der Straße nervt: Macker, Chauvis und andere Stereo-Typen …“ nicht viel abgewinnen. Und Tania Witte gibt zu bedenken, dass „der Umgang mit Geschlechtszuweisungen wahrscheinlich am ehestens für diejenigen, die es persönlich weniger betrifft“, ganz ungezwungen ist. Dass Drag nicht notwendigerweise subversiv ist, wissen auch die Sissy Boyz – die für das Buch auch eine Foto-Story beigesteuert haben – und verweigern bei ihren Performances deswegen die Darstellung klassischer heterosexueller Männlichkeiten. Die Kombination von männlichen und weiblichen Accessoires wie Bart und High Heels, Brusthaar und Lidschatten, wird aus diesem Grund auch von vielen anderen Kings eingesetzt. Auch „double drag“ (Draging von Frau zu Mann zu Frau oder andersrum oder …), für das Malte Göbels Beitrag ausgerechnet Lara Croft beispielhaft nennt, ist geeignet, die gewünschte Verwirrung zu stiften. Und mitunter verhelfen ausgerechnet diese Strategien sogar ganz unverhofft zum perfekten Auftritt: „Im Kleid sehe ich noch kerliger aus“, freut sich Toni von den Kingz of Berlin. ❚
Norah Vincent: Enthüllungen. Droemer Verlag 2007, 19,90 Euro
Pia Thilmann, Tania Witte, Ben Rewald (Hg.): Drag Kings. Mit Bartkleber gegen das Patriarchat. Querverlag 2007, EUR 19,90
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lesezeichen Lustvolle Veränderung Die Revolutionierung des Alltags ist ein urfeministisches Anliegen. Neu formuliert wurde es um 1968, der Slogan „Das Private ist politisch“ drückte einmal mehr die Überzeugung aus, dass es mit der alleinigen Umwälzung der Produktionsverhältnisse nicht getan sei. Theorie und Geschichte der Frauenbewegung tauchen in Heike Hammers Buch aber nur am Rande auf. Vielmehr sind es jene Strömungen des Linksradikalismus, die eine „poetische Skizze gelungener Widerstandserfahrungen (…) und die Lust an der Wiederholung“ hergeben, denen Hammer nachgeht. Nachgeht? Sie rennt! In einem Parforceritt durch die Ansätze von Gilles Deleuze und Felix Guattari, Michel Foucault, Louis Althusser und einer Kritik an der Wertkritik, aber auch Judith Butler, widmet sie sich einigen Brennpunkten radikalen Aktivismus´ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Das Italien der 1970er Jahre, wo sich ausgehend vom Protest gegen den Fabrikalltag Forderungen erhoben, die über Tarifverträge weit hinausgingen („Wir wollen alles!“); das südliche Mexiko seit Mitte der 1990er Jahre, wo die zapatistische Guerilla EZLN autonome Strukturen aufgebaut und nebenbei die globalisierungskritische Bewegung angestoßen hat; und der unvermeidliche Pariser Mai 1968. All das sind Räume, die „durch Provokation und organisierte Verweigerung“ geschaffen wurden und immer wieder zu wiederholen sind – mit leichten, den neuen Situationen angepassten Verschiebungen versteht sich, ganz im Sinne poststrukturalistischer Theorie. Dass Poststrukturalismus hier neben Kritischer Theorie, Althusser neben Adorno, dass also die Theorien manchmal etwas unvermittelt aneinandergereiht scheinen und die aktivistischen Beispiele weitgehend übliche Verdächtige sind, ist durchaus im Sinne der Autorin. Denn Systematiken sollen durchbrochen, Kategorisierungen aufgelöst und neue Zusammenhänge her-
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gestellt werden. Als Leitmotiv dafür praktiziert und empfiehlt die Autorin auch nicht das Leid an den Verhältnissen, sondern die Lust an deren Veränderung.
Schmelzende Schwäne
Eine Schande sei es gewesen, in ihrer Jugend nicht einen Sommer durchgetanzt Heike Hammer: Revolutionierung des Alltags. Auf der Spur kollektiver und letztlich keine echte JuWiderstandspraktiken gend gehabt zu haben. „Was Milena Verlag 2007, 17,90 Euro (Ö) soll man machen“, schreibt Rossana Rossanda dann, „wenn man 1939 fünfzehn ist und 1945 einundzwanzig? Deshalb bin ich langweilig.“ Ihre Geschichte ist es sicher nicht. Die GranDie neue Kirsch ist da de Dame des italienischen Kommunismus gründete 1969 gemeinsam mit anderen die bis heuEine meiner Lieblingsautote existierende (und bis heute linke) Zeitung „il rinnen hat uns mal wieder manifesto“. Dafür wurde sie damals als Linksabein Juwel geschenkt. Sarah weichlerin aus der Partei ausgeschlossen, der sie Kirsch feierte vor zwei Jahseit ihrer Unterstützung der antifaschistischen ren ihren 70. Geburtstag PartisanInnen im Zweiten Weltkrieg eine treue (siehe Porträt in an.schläge Genossin war. So ergeben, dass sie, wie viele 10/2005) und denkt gar westliche Partei-MarxistInnen in den 1950er nicht daran, kürzer zu treten. Im Gegenteil:„… hatte die halbe Nacht gele- und 1960er Jahren, um die stalinistischen Verbrechen herumlavierte. Wie und warum, besen. Das ist nicht zu verwerfen, weil ich eine Pensionistin selbst bin, und ich darf in Ruhe ver- schreibt sie eindrücklich. In ihrer persönlichen Geschichte des italienischen Nachkriegskomtrotteln.“ So der Eintrag vom „8.Septembrius munismus und seiner Partei, der stärksten und 2003“. Kirschs neuestes Werk „Regenkatze“ ist „intelligentesten“ (Rossanda) jenseits der eine Art Tagebuch aus dem Winter 2003/2004. Staatssozialismen, stellt Rossanda auch eines Und jeder Tag ist ein Lesegenuss. Mal ironisch, mal offen lustig, mal nachdenklich. Aus den Wo- klar: Um die Einführung des Sowjetsystems, vor dem die ChristdemokratInnen aller Länder solchentagen werden einfach so neue Wörter wie che Angst hatten, war es im Westen zu keinem „Montouk“ oder „Mistwoch“ kreiert. ZwischenZeitpunkt gegangen. Sondern um die Verschiedurch ein einzelner Satz Berlinerisch: „Ich hab etwas Schönet jeträumt, weeß aber nicht mehr bung gesellschaftlicher Kräfteverhältnisse. Und wat.“ Wir erfahren, was die Katze Emily so treibt, um soziale Rechte. Und über sich selbst als Parteikommunistin wenn es draußen stürmt („herrlich tristes Wetder frühen 1960er Jahre, die über jeden Zweifel ter“). Nebenbei bekommen wir etwas vom Leben mit Familie und NachbarInnen mit und zwi- erhaben war, schreibt sie: „Sie platzte vor Selbstschendurch Weltgeschichte auf das Wesentliche bewußtsein.“ Auch das klingt nicht unbedingt langweilig. Jedenfalls nicht so, wie ihre erste Bereduziert. Selten steckte in so wenigen Sätzen gegnung mit dem Feminismus: Die erinnert sie so viel Leben. Irgendwie ist alles da, was so einen Tag ausmacht. Weiß auch nicht, wie sie das als schmelzende und vom Tisch tropfende Eisschwäne auf einer Frauenkonferenz. Dorthin macht, die Kirsch. hatte sie die Partei geschickt und ihr Widerwille Gabi Horak gegen die Feministinnen legte sich erst im Anschluss an die Bewegungen von 1968. Zu dem Sarah Kirsch: Regenkatze versuchten Brückenschlag zwischen der neuen DVA 2007, 17, 50 Euro (Ö) Lea Susemichel
lesezeichen Linken und der „Weisheit der alten Linken“ schreibt sie lapidar: „Es hat nicht funktioniert.“ Dass das Buch ausgerechnet schon an dieser Stelle, also mit der Gründung von „il manifesto“, endet, ist wohl der größte Einwand, der gegen es zu erheben wäre. Lea Susemichel
Rossana Rossanda: Die Tochter des 20. Jahrhunderts Suhrkamp Verlag 2007, 26,80 Euro (D).
Also: Einfach dableiben, Sybille Berg lesen und sich feste vornehmen, anstelle des Jakobsweges mal wieder eine Wanderung durch den Wiener Wald zu machen. Oder, wenn schon „ursprüngliche“ Länder, dann aber das Geld mit vollen Händen zum Fenster raus und keine Betroffenheitsarien und Erkenntnisse darüber, wie glücklich die Leute bei all ihrer Armut doch sind. Eine Alternative wäre noch Island. Laut Frau Berg soll es dort sehr schön sein. Die Leute hätten genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und sängen den ganzen Tag Schubertlieder!
re Art zu leben, zu denken, zu fühlen und zu handeln“. Schön, dass sie uns ein Stück weit an ihrer Besonderheit teilnehmen lässt. Svenja Häfner
Nicole Schuster: Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing. (M)ein Leben in Extremen: Das Asperger-Sydrom aus der Sicht einer Betroffenen WEIDLER Buchverlag 2007, Euro 34,- (D)
Berlin für
Gabriele Susemichel
AnfängerInnen
Glückssuche Sibylle Berg: Die Fahrt
Wir alle wollen mehr als die Realität uns zu bieten hat. Mehr Glück, mehr Liebe, mehr Sinn. Zu diesem Zweck begeben wir uns allzu gern auf Reisen, obwohl ein kluger Mensch einmal gesagt hat: „Reisen wird stark überschätzt. Die Wahrheit kann genau so gut gefunden werden, indem man 48 Stunden irgendeine Tapete anstarrt.“ Diesen Rat haben die Personen in Sibylle Bergs neuem Roman „Die Fahrt“ nicht befolgt. Sie sind alle unterwegs, manche begegnen sich, gehen wieder auseinander und der Aktionsradius der Figuren reicht vom brasilianischen Dschungel über Bombay bis ins oberbayerische Füssen. Sie sind zwischen 40 und 60 Jahren, zivilisations- und liebeserschöpft, zu alt, um zu glauben, dass es irgendwann besser wird, aber noch zu jung, sich endgültig mit den Gegebenheiten abzufinden. Wir kennen sie alle. Die von der Heilssuche umnebelten Hirne, die auf der Suche nach dem einfachen Leben gerne vergessen, dass dieses vornehmlich aus der bitteren Armut der Bevölkerung resultiert. Die noch auf dem letzten Markt im Hohen Atlas beim Kauf landestypischer Waren um ein paar Cent feilschen, dabei von den bereisten Ländern nicht das Geringste begreifen, aber begeistert von der Ursprünglichkeit der Bevölkerung schwärmen. Die, die sich viel zu lange schon für immer noch jung gehalten haben und deren seelische Vermüllung jederzeit mit dem Dreck auf Bombays Straßen mithalten kann. Sibylle Berg ist keine Frohnatur, das steht fest. Und viele ihrer Figuren sind schon in der ein oder anderen Form bei ihr vorgekommen. Aber das ist ja das Tragische: die Wiederholung! Die Wiederholung dieser von Befindlichkeitsdiarrhoe gekennzeichneten Suche nach dem Sinn. In der Beschreibung dieser Untoten unseres „way of life“ ist Berg Meisterin.
Kiepenheuer & Witsch 2007, 19,90 Euro (D)
Ein besonderes Leben „In der Nacht zum 14. Januar 1985 platzte meiner Mutter die Fruchtblase. … Ein paar anstrengende Stunden später war ich endlich da. Hineingestoßen in ein Leben, in eine Welt von Mitmenschen, die ich erst gar nicht und jetzt nur wenig verstehen kann.“ Stattdessen gibt Nicole Schuster in ihrem Buch einen Einblick in ihre Lebenswelt und die Lebenswelt anderer Betroffener des AspergerSyndroms. Der anfänglich eher nüchterne und trockene Stil sollte eineN nicht schrecken. Die Autorin vermittelt – gegliedert nach den unterschiedlichen Störungsfeldern – fundiertes Wissen über diese besondere Form des Autismus’. Eigene Erfahrungsberichte und Beiträge anderer AutistInnen füllen diese sachlichen Ausführungen mit Leben. So spielt z.B. Alltagsroutine eine wichtige Rolle, um dem praktischen Leben überhaupt einigermaßen gewachsen zu sein. Jede Handlung vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, was, wann, wo gegessen wird, wann Zeit zum Spazieren ist, wann und wie lange die Zähne geputzt werden oder wie lange die Arbeit am Computer dauern soll, ist bis auf die Minute genau festgelegt. Abweichungen bedeuten Chaos. „Gute Tage sind Tage, die planmäßig ablaufen, es sind ‚Tage mit Wirsing‘.“ „Ein Leben ohne Autismus kann ich mir nicht vorstellen. Es wäre nicht mehr mein Leben.“ Doch was ist ein Leben mit Autismus? Für Nicole Schuster ist ihr Autismus eine „besonde-
Dass die seit 1991 in Berlin lebende rumänische Autorin Carmen-Francesca Banciu ein betont großer Fan ihrer nunmehrigen Heimatstadt ist, wird wohl auch der/dem unaufmerksamsten LeserIn dieses Buches nicht entgehen. Jene Geschichten, die von ihren politischen und persönlichen Motiven handeln, gerade diese „unvollkommene“ Stadt – anstelle von Paris – als neuen Heimatort gewählt zu haben und wie es sich dort dann mit der Neugier an Menschen „aus dem Osten“ lebt, sind trotz einer gewissen Neigung zur Sentimentalität interessant erzählt. Leider lässt sich das nicht von allen der in diesem Buch versammelten, kurzen Texte behaupten. Auch wenn die Autorin durchaus einige Menschen und Situationen aufmerksam zu beobachten und zu beschreiben vermag, stört beim Lesen eine permanent vorhandene, fast aufdringliche Naivität, die häufig in unnötige Lebens- und Binsenweisheiten mündet – und durch den gewöhnungsbedürftigen Schreibstil noch unterstützt wird. Oft sehr klischeehafte Darstellungen einer Stadt, ihrer Plätze und kulturellen Eigenheiten wechseln sich ab mit vermeintlich tiefgründigen, unkritischen Begegnungen mit ihren BewohnerInnen. Originelles ist rar zwischen der Huldigung des Lieblings-SchreibCafé und der detaillierten Glorifizierung des so „typischen“ Lebensstils der BerlinerInnen, besonders der dortigen Literaturszene. Zu den originelleren Elementen des Buches zählt jedoch der Umgang der Autorin mit dem immer wieder angeschnittenen Thema Sprache – etwa wenn die gebürtige Rumänin über die neu gelernte deutsche Sprache und den zur gleichen Zeit veränderten Bezug zu ihrer Muttersprache nachdenkt. Nicole Rennhofer
Carmen-Francesca Banciu: Berlin ist mein Paris. Geschichten aus der Hauptstadt Rotbuch Verlag 2007, 9,20 Euro (D)
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ge.sehen
Fo t o s : c o c o n - k u l t u r
Fo t o : P i t c h Wi s e
Im Bauch der Mutter Frauen sollten ihre Töchter vor Zwangsehen schützen und überhaupt mehr zusammen halten, ist die Message des Theaterstücks „Mein Leben mir selbst“ der Regisseurin Emel Heidenreich. Von Kerstin Kellermann
www.cocon-kultur.com Das Stück wird wieder aufgenommen
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Ein kleines Mädchen sitzt trotzig herum und schimpft vor sich hin. Alles, was sie mit Heiraten assoziiert, ist Speisen zuzubereiten: „Alle sagen, dass ich eine glückliche Braut werde. Dabei kann ich noch nicht einmal kochen.“ Die Mutter singt auf Türkisch und trauert. „Dilan, dein Vater wollte es so. Ich kann nicht anders, versteh’ mich doch, ich bin nur eine Frau. Ich bin eine alte vertrocknete Zitrone“, sagt sie zu ihrer 12-jährigen Tochter Dilan, die an ihren Cousin Ali verheiratet werden soll. Sie kniet vor dem Sessel, in dem ihre Tochter sitzt und mit den Fransen ihres roten Tuches spielt. Das kleine Mädchen streichelt ihr lieb über den Kopf und widerspricht: „Du bist keine alte vertrocknete Zitrone ...“ Um Mutterliebe und um Mutterhass dreht sich das Stück „Mein Leben mir selbst“ von Regisseurin Emel Heidenreich. Mütter, gefangen in den Strukturen, sollen Liebe geben. Und sie tun das auch, überwinden ihre Ohnmacht für ihre Kinder. Eine große Forderung, die niemals an die Väter gestellt wird, nur Mütter müssen „wie die Löwinnen“ kämpfen. Nur sie stecken in der Zwickmühle zwischen Töchtern und Ehegatten, gesellschaftlichen Begehrlichkeiten und dem Widerstand ihrer Kinder. „Wie sehr hätte ich mir ge-
wünscht, dass meine Mutter mich aus dem Albtraum geweckt hätte. Warum konnte sie nicht zu mir stehen, dass ich stolz auf mich bin“, träumt eine Tochter. Und:„Das Kind gehört der Mutter mehr als dem Vater, weil sie das Kind der Mutter ist.“ „Ich habe aufgehört zu weinen, denn dann fängt meine Mutter auch an zu weinen. Dann muss ich sie trösten“, erzählt eine andere Frau im Stück. „Später wirst du merken, wie es ist, alleine zu sein, sagt meine Mutter.“ Emel Heidenreichs Stück zum Thema „Ehrenmord“ besticht durch eine Vielzahl an Frauen- und Mädchenfiguren, die ständig auf der Bühne sind und in einem großteils roten Bühnenbild gleichzeitig in Gruppen oder alle gemeinsam agieren. Durch die elf starken weiblichen Rollen können verschiedene Frauentypen zum Leben erweckt werden. „Ich werde zwei Männer heiraten“, trumpft ein Mädchen mit schwarzen Locken und widerborstigem Gesicht auf. „Die Leute werden Kuchen essen und neidisch sein. Meine Männer werden mich lieben und anständig sein.“ „Wo ist denn die Liebe?“, fragt eine Frau mit kurzen Haaren. „Ich habe zweimal freiwillig ja gesagt und dass ich jetzt alleine bin, ist meine Sache. Dass du (nach einer Zwangsehe) alleine bist, ist deine Sache. Weißt du, ich habe Angst vor meinem Leben.“ „Ich habe auch
Angst vor meinem Leben“, antwortet die Frau im roten Kleid, die permanent ein rotes Kissen mit sich herum trägt. Zur Vorstellung nur für Frauen, die in der Brunnenpassage, einer ehemaligen Markthalle am Yppenplatz, vorgeführt wird, sind Frauen mit unterschiedlichsten Migrationshintergründen gekommen. Immer wieder schauen Passantinnen durch die Glaswände herein. Eine Frau mit Kopftuch haut sich ab, als einem stärkeren Mädchen das Korsett geschnürt wird, ein kleiner Junge kichert herum, eine junge Frau wiegt ihren Hund wie ein Baby in den Armen. „Im Bauch der Mutter gibt es keinen Mann, den man heiraten muss“, tönt es von der Bühne. Das Mädchen mit den schwarzen Locken hängt in einer Art Gerüst aus Seilen. „Mama, ich verspreche, dass ich brav sein werde, ab jetzt.“ „Du solltest dankbar sein, dass ich dir nur auf die Beine geschlagen habe. Wenn ich dir ins Gesicht geschlagen hätte, könntest du nicht mal in die Schule gehen.“ Die Frauen tanzen mit schwarzen Tüchern über den Köpfen im Kreis. „Tscheke, tscheke“, singen sie. Das Mädchen zieht das Hochzeitskleid wieder aus. Alle Frauen zerren gemeinsam an dem Seilgerüst. Am Ende klettert die traurige Frau im roten Kleid eine Strickleiter hoch und entschwindet. ❚
an.künden
Heather Allen: Untitled 2007
musik.tanz bis 9.12., Wien VoiceMania – internationales a capella festival wien Info: T. 01/526 13 85, www.voicemania.at, office@voicemania.at
8.12., 21.00, Wien Bettina Köster, live und partly plugged Frauencafé Wien, 1080 Wien, Lange Gasse 11, T. 01/406 37 54, www.frauencafe.com
9.12., 19.00, Wien Romano Drom: Podiumsdiskussion, Tanz und Musik von „Gipsy Tanjec“ und Musik-/Tanztheater „Kharma Tschakra“ Odeon, 1020 Wien, Taborstr. 10, T. 01/216 51 27, www.odeon-theater.at, Kosten: 15/13,- Euro
film 6.-9.12., 21.00, Wien Queer Film Nights – Best of Identities 2007, u.a. mit Loving Annabelle, Nina’s heavenly Delights uvm. Top Kino, 1070 Wien, Rahlgasse 1, Karten: T. 0699/120 96 100 oder reservierung@identities.at
10 - 16.12., 18.30, Wien anders leben – Lesben im Alter. Isabell Roddes Dokumentarfilm ist ein erhellendes Beispiel von Oral History über die lebhafte Realität sowie Power der Generation 70+ Top Kino, 1070 Wien, Rahlgasse 1, Karten: T. 0699 120 96 100 oder reservierung@identities.at
t h e a te r . ka b a r e t t 2.-8.12., 19.30, Salzburg Heute Abend: Lola Blau. Das Stück von Georg Kreisler erzählt die Geschichte der jüdischen Schauspielerin, die 1938 aus Österreich vertrtieben wurde Schauspiehaus Salzburg, 5020 Salzburg, Erzabt-Klotz-Straße 22, T. 0662/80 85 85, office@schauspielhaus-salzburg.at, www.schauspielhaus-salzburg.at
4.-29.12., 20.00, Wien schlafengehen. Von Gerhild Steinbrigger Schauspielhaus Wien, 1090 Wien, Porzellangasse 19, T. 01/317 01 01, office@schauspielhaus.at, www.schauspielhaus.at, Kosten 18,-/12,- Euro
ab 5.12., 20.30, Wien „Die Geierwally“ zeigt den erbitterten Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org, Kosten: 15,- /13,- Euro
20.-22.12., 20.30, Wien My fat Lady – schrille, clowneske und provokative One-Woman-Perfomance KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org, Kosten: 15,- /13,- Euro
6. und 8.12., 20.00, Wien Gutes Tun 1,3. von und mit AnneTismer und Rahel Savoldelli. Zwei Menschen auf engstem Raum, davon beseelt Gutes zu tun TAG – Theater an der Gumpendorferstraße, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 01/586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at
ab 12.12., Wien, 19.30 bzw. 20.00 Toxic dreams: Kongs, Blondes, Tall Buildings. Die unzensierte Wahrheit über King Kong, seine Beziehung zu Fay Wray und Probleme am Set brut, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at, Kosten: 13,-/7,- Euro
ab 12.12., 20.00, Wien sichtwaisen – Uraufführung des Stücks von Margot Mezoglich TAG – Theater an der Gumpendorferstraße, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 01/586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at
13. und 21.12., 19.30, St. Pölten Die Präsidentinnen von Werner Schwab Landestheater Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Rathausplatz 11, T. 02742/90 80 60 0, office@landestheater.net
14. und 15.12., 19.00, Wien Christakind ist da – das schräge „Weihnachtsspäschl“ mit Christa Urbanek SPEKTAKEL, 1050 Wien, Hamburgerstrasse 14, Karten unter: T. 01/587 06 53 bzw. kabarett@spektakel.biz, Eintrittsprese werden erwürfelt (von mind. 3,- bis max. 18,- Euro) und kommen der Notschlafstelle für Obdachlose „VinziRast“ zu Gute
21.12., Wien, 22.00 God’s Entertainment – Auf dem Weg nach Europa. Party, Performance, Plattform, rund um den Text „Europa“ der bosnischen Autorin Ivana Sajko brut konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstr. 20, T. 01/587 05 04, www.brut-wien.at, Kosten: 5,- Euro
9., 11., 12.1., 20.00, Wien Welche Droge passt zu mir? Hanna ist eine intelligente Frau von 38, doch eine Tür versperrt ihr den Weg zu sich selbst ... TAG - Theater an der Gumpendorferstraße, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 01/586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at
16.-26.1., 20.00, Wien FIGHT CLUB 2: „Freiheit“ oder „Wenn ich ein Vöglein wär ...“ TAG - Theater an der Gumpendorferstraße, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 01/586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at
ab 22.1., Salzburg Nordost. Die Besetzung des Theaters Dubrowka in Moskau wird aus drei Perspektiven erzählt Schauspiehaus Salzburg, 5020 Salzburg, Erzabt-Klotz-Straße 22, T. 0662/80 85 85, office@schauspielhaus-salzburg.at, www.schauspielhaus-salzburg.at
s e m i n a r . w o rk s h o p 12.12., 19.00, Salzburg Wir reden über Harninkontinenz, mit Dr.in Bettina Allgeier Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 50, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten 5,- Euro
16.1., 19.00, Salzburg Eine kleine Reise in die Fantasie und in den Genuss – Wohlfühlen im eigenen Körper Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 50, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Kosten 5,- Euro
11.12., 20.30, Wien Ladies night – der Weiberstammtisch
23.1., 19.00, Salzburg Medizinischer Infoabend in Türkisch und Deutsch für erwachsene Frauen türkischer Herkunft
KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, www.kosmostheater.at, www.maloer.org, Kosten: 13,- /11,- Euro
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 50, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Eintritt frei
If I Can’t Dance… Das Projekt „Feminist Legacies and Potentials in Contemporary Art Practices“ stellt die Frage, welche feministischen Ideen für heutige Künstlerinnen aktuell sind und wie sie diese umsetzen. Trägerin des Projekts ist die Plattform „If I can’t dance I don’t want to be part of your revolution“, die sich performativer Praktiken in bildender Kunst annimmt. Die Ausstellung selbst ist der vierte Teil des Projekts. Es handelt sich nicht um eine Ausstellung über Feminismus, sondern darüber, wie Feminismus, als gesellschaftliche Praxis und als Denkform, bildende Kunst beeinflusst und inspiriert. Daher sind in der Ausstellung unterschiedliche Generationen vereint: Von Sanja Ivekovic über Hito Steyerl bis zu Katarina Zdjelar und Falke Pisano. Bis 6.1.2008, MuHKA Antwerpen, 2000 Antwerpen/ België, Leuvenstraat 32, www.muhka.be, www.ificantdance.org, Öffnungzeiten: Di-So 10.00-17.00, Kosten: 5,-/3,- Euro 30.1., 19.00, Salzburg Teenager zwischen den Welte – Medizinischer Infoabend in Türkisch und Deutsch Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, T. 0662/44 22 50, office@fgz-isis.at, www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Eintritt frei
v o r t r a g . d i s ku s s i o n 11.12., 19.00, Wien Ex Libris – Literatur im Gespräch. Sigrid Löffler, Daniela Strigl, und Klaus Zeyringer sprechen mit Gerhard Moser über literarische Tendenzen, betriebsame Strategien und kritische Positionen Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13, T. 01/526 20 44 0, www.literaturhaus.at, Eintritt frei
12.12., 18.30, Wien Andrea B. Braidt: Trau, schau, wem. Zur Genderspezifik der Perpektive im narrativen Film IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
17.12., 19.00, Wien Sabine Nuss: Copy me – I want to travel. Im Rahmen der Reihe: Geistiges Eigentum – Die Produktionsverhältnisse der Ideen Depot, 1070 Wien, Breite Gasse 3
9.1., 18.30, Wien Heidi Niederkofler: Frauenbewegte „Ursprünge“ – Gründungsgeschichten der parteipolitischen Frauenorganisationen nach 1945 IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
14.1., 18.30, Wien Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst: Helga Köcher „Emergence of Projects“ – Die Logik umdrehen IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
21.1., 18.30, Wien Frauennetzwerke in Wissenschaft und Kunst: Waltraud Schlögl: Mentoring und Peernetworking, Chancen und Herausforderungen IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
30.1., 18.30, Wien Johanna Hopfner: Pädagogische Frauen- und Geschlechterforschung – Perspektiven und Hindernisse für einen Dialog zwischen den Disziplinen IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
a u s s te l l u n g bis 16.12, Wien Anna Oppermann: Ensembles. Die Generali Foundation zeigt die erste Einzelausstellung der deutschen Künstlerin Anna Oppermann (19401993) in Oesterreich. Ihre stilllebenartigen Arrangements aus Bildern, Fotografien, Texten und Alltagsobjekten sind exemplarisch für die Kunst der 1970er Jahre Generali Foundation, 1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15, T. 01/504 98 80 28, Eintritt frei
bis 21.12., Wien Erich Fried: Objekte und Bilder. Die britische Künstlerin Catherine Boswell Fried hat Skizzen, Bilder und Skulpturen von Erich Fried während ihres gemeinsamen Lebens geschaffen, nun sind die Werke erstmals in Österreich zu sehen Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13, T. 01/526 20 44 0, www.literaturhaus.at, Eintritt frei
bis Januar 2008, Linz Ursula Mayer Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, T. 0732/707 03 600, info@lentos.at, www.lentos.at, Kosten: 6,50/ 4,50 Euro, Tägl. 10-18.00, Do 10-21.00
februar 2008 an.schläge 43
an.künden bis 5.1., Wien Anja Manfredi: Re-Enactment. Aktuelle (Ab-)fotografie historischer (Tanz-)Materialien musa - Museum auf Abruf. 1010 Wien, Felderstr. 6-8, T. 01/4000 84 00, artothek@musa.at, www.musa.at, Di-Fr 11-18.00, Do 11-20.00, Sa 11-16.00, Mo, So, Feiertage geschlossen, Eintritt frei
bis 15.1.2008, Innsbruck Katerina Seda „It doesn`t matter“ Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstr. 45, T. 0512/508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,-/ 1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen
bis 15.1.2008, Innsbruck Heidrun Holzfeind: C.U. (Mexico City, 2006) Diainstallation
bis 18.5.2008, Wien Die Korngolds. Klischee, Kritik und Komposition Jüdisches Museum Wien, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, T. 01/535 04 31, info@iwm.at, www.iwm.at, Kosten: 6,50/ 4,- Euro, So-Do 10-16.00, Fr 10-14.00
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lesung
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
7.12., 19.00, Wien Literaturpreis Ohrenschmaus. Literaturpreis für sog. „lernbehinderte“ Menschen Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13, T. 01/526 20 44 0, www.literaturhaus.at, Eintritt frei
bis 30.1., Wien Provokationen? III – TäterIn. Von Katrina Daschner
Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13, T. 01/526 20 44 0, www.literaturhaus.at, Eintritt frei
FOTOGALERIE WIEN, 1090 Wien, Währinger Straße 59/WUK, Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00, Feiertags geschlossen, Eintritt frei
18.12., 19.00, Wien In welcher Sprache träumen Sie? Österreichische Exillyrik, u.a. mit Marie-Therese Kerschabumer
bis 3.2., Wien True Romance – Allegorien der Liebe von der Renaissnace bis heute
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/ 512 83 29, F. 513 19 62 9, www.alte-schmiede.at, Eintritt frei
bis 10.2., Wien Chinaproduction – reflektiert die aktuelle Debatte über zeitgenössische Architektur in China Az W, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/522 31 15, office@azm.at, www.azw.at, Mo-So 10-19.00, Eintritt frei
Montag Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé 4.12., 19.00, Wien Ria Janke und Team: „Elfriede Jelinek: ICH WILL KEIN THEATER“,
Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria Theresienstr. 45, T. 0512/ 508 31 71, taxis.galerie@tirol.gv.at, www.galerieimtaxispalais.at, Kosten: 3,-/ 1,50 Euro, Sonntags Eintritt frei, Di-So 11-18.00, Do 11-20.00, Mo geschlossen
Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at
f i x te r m i n
13.12., 19.00, Wien Ilse Aichinger – Schlechte Wörter. Erstes Wiener Lesetheater
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s e l b s t v e r te i d i g u n g
12.-13.1., Wien WEN-DO - feministische Selbstverteidigung, Fortgeschrittenenkurs FZ, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/408 50 57
bis 17.2., Wien Viva la Muerte! Kunst und Tod in Lateinamerika
26.-27.1., Graz Selbstverteidigung – Grundkurs mit russischem/r DolmetscherIn
Kunsthalle Wien, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/521 89 33, www.kunsthallewien.at
ISOP, 8020 Graz, Dreihackengasse 2, Anmeldung: office@frauenservice.at, www.frauenservice.at, T. 0699/122 62 319
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 18-22.00
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben 7Stern Bräu, 7., Siebensterng.19, dykes.on.bikes@gmx.at, www.dykesonbikes.at, jeden 2. Mo
Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Mo
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29., T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.30-21.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Dienstag Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Welser Runde – Lesben-, Bi- und Schwulen-Treff Cafe – Music Pub Urstein, 4600 Wels, Ringstr. 15, jeden Di ab 20.00
Michèle Thoma
N INA! NINA HAGEN NEULICH BEI
MAISCHBERGER,
ARD
44 an.schläge februar 2008
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können Votivkino, 9., Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/1program/babyprog.htm, jeden 2. Di ab 11.00
Frauenplenum der Grünen Alternativen Jugend Grüne, 7., Lindeng. 40, info@gajwien.at, jeden letzten Di um 18:30
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“
Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00
Deutsch Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/ 564 778, jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,19.30-21.30
Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00
Offene Frauengruppe
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Mittwoch
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, T. 01/587 67 50
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Frauencafé
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky
Frauencafè Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courage-beratung.at, www.courage-beratung.at, 14tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/ Abend: 48,Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
Nina wirklich! Jetzt, wo du doch schon über 50! Schon so schön reif live, schon so lange auf unserem himmelblauen Planeten. Wo Mama Erde dir schon so vertraut und du das doch alles schon ein bisschen verdaut hast. Die ErdbewohnerInnen. Ihre Sitten, ihre Bäuche und Gebräuche. Ihre feindlichen Ausstrahlungen! Ihre unbeschwingten Schwingungen! Da musst du doch schon längst kosmisch geimpft sein. Mit deinen connections! Nina Klarabella Operndiva, Mother of Shiva, Mascherlqueen, Nina, du unbeschreiblich Weibliche, Leibhaftige, Lebhafte, du nicht Silikone-Ikone, Club2 Quantensprung … Jetzt bist du eine Tante mit Sprung! Mit nicht mehr allen Untertassen im Schrank! Und das bei der süßen, intelligenten, intellektuellen, einfühlsamen Maischbergerin. Die sich ja alle mütterliche Mühe gemacht hat, dich zu sitten. Wieder earth-survivaltaugliche Sitten zu reaktivieren. Jemand wie du, die so intergalaktisch drauf ist … die müsste doch ein paar feindliche Attacken vom Mars genüsslich venüsslich umsurfen. Vor allem wo Mars gar nicht feindlich war! Wo er nur ein bisschen verschärft nachgedacht hat, und nie gelacht, und nur so ein muffiger Marsmensch eben mit hyperaktiven Gehirnzellen. Du hast ja behauptet, es war der Jetlag, der dich in so eine Lage gebracht hat. So eine naja Schrägschieflage. Ufo-Jetlag?
an.künden Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jeden Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 8, www.hosilinz.at/gruppen/hosi_ regenbogenstammtisch.html, jeden Do, 20.00
Lesbenabend
Pe r s e p o l i s © Vi e n n a l e
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00
Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 1924.00, bzw. nach Voranküdigung
FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str., 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00
Treffen der „Jungen Herzen“ HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00
Freitag 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Rebellion im Iran Persepolis ist eine Verfilmung der gleichnamigen klassischen Graphic-Novel von Marjane Satrapi. Der Film erzählt anhand der Lebensgeschichte Satrapis die jüngste Geschichte Persiens: Sie ist neun Jahre alt, als im Iran die Mullahherrschaft beginnt, in deren Folge Tausende im Gefängnis landen und Frauen gezwungen werden, Kopftuch zu tragen. Marjane hingegen entdeckt viel lieber Punk und ABBA und macht erste Erfahrungen mit Jungs. Als sie älter wird, sorgen sich ihre Eltern um ihre Sicherheit und schicken sie ins Internat nach Österreich. Marjane entschließt sich jedoch, in den Iran zurückzukehren … Persepolis ist ein Zeichentrickfilm für Erwachsene, der bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde. www.sonypictures.com/classics/persepolis/main.html z.B. ab 30.11. im Filmcasino, 1050 Wien, Margaretenstraße 78, T. 01/587 90 62, kasse@filmcasino.at, www.filmcasino.at; und in weiteren Kinos Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mt Musik, Billiard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in & freak out Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr
Samstag
Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00
First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feministinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Infos: mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
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Fo t o : A n n a S t ö c h e r
an.künden
Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00
an.schläge
Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen
thema
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Smoke
Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Qualmende Ikoninnen, erzwungenes Outing beim Rauchen vor Lesbenclubs: was Rauch mit Feminismus zu tun hat.
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71
Komödie zum Weinen „Für normal bin ich eigentlich normal“, verrät der Pressetext des Stücks „sichtwaisen“ von Margit Mezoglich über die ältere Kakteenzüchterin Silvia und den jungen Ben. Es wird eine Komödie zum Weinen ohne verlässliche Wirklichkeiten versprochen. Ob es sich dabei um eine groteske Liebesgeschichte oder ein liebevolles Hassspiel handelt, ob zwei Verrückte einen Machtkampf ausfechten oder normale Menschen nach Glück und Geborgenheit suchen, entscheiden die ZuseherInnen. ab 12.12., 20.00, TAG – Theater an der Gumpendorferstraße, 1060 Wien, Gumpendorferstr. 67, T. 01/586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30
Frauenbadefreuden Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 14,- Euro, Anm.: sonja.c@gmx.at oder T. 01/988 98-214, jeden 3. So 16-20.00
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Nach Vereinbarung Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Frauenberatung Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24
Maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen Maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und Essstörungen ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr.48, T. 0662/442 255, kostenlos
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Patchwork-Familien-Service. Mit Margit Picher
Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Brasilianische Sexarbeiterinnen entwickeln mit großem Erfolg das Mode-Label DASPU
an.schläge TV
Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
13.12., 21.00
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on air. Weibliche Realitäten in den Ländern des „Südens“
AUF
OKTO
WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV
Orange 94.00 MHz
Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr
Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
UKW 97.20 und Kabel: 92.60 (Berlin)
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich!
Sexwork-Style
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Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind
international
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at
Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung
46 an.schläge februar 2008
Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
im Februar
Livestream: www.radiorainbowcity.de
tanz.fest
15.12., 20.00, Wien Weihnachtstanzabend! Das Frauen Tanz Event zum Jahresausklang! HOSI Wien, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 2,- Euro
26.1., Wien Regenbogenball im Schloss Schönbrunn HOSI Wien, Infos und Karten: www.hosiwien.at, Kosten: VVK: 36,-/28,- Euro, AK: 43,/33,- Euro
Redaktionsschluss
an.schläge gibt’s u. a. in folgenden Buchhandlungen ÖGB Buchverlag Kuppitsch Morawa Winter Frick International Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege Südwind Kunsthalle Shop Prachner Riedl Facultas am Campus Kuppitsch am Campus Löwenherz Südwind Kulturver. Waschaecht Bücher Wiederin Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Mex-Unibuchhandlung Bertha – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei
1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1070 1070 1070 1080 1090 1090 1090 1090 4600 6020 6020 6900 8010 8020 9020
Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Mariahilferstr. 8 Museumsquartier Museumsquartier Alser Str. 39 Altes AKH, Alser Str. 4 Altes AKH, Alser Str. 4 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Dragonerstr. 22 Sparkassenplatz 4 Museumstr. 4 Kirchstr. 39 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7
und auch in vielen deutschen Städten:
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ANNA OPPERMANN ENSEMBLES Ausstellung verlängert bis 27. Januar 2008
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