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l l an.schläge das feministische monatsmagazin. dezember 2011, jänner 2012
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Keine Feministin Amanda Palmer über Selbstbestimmung Plus: Occupy >> Queeres Bauprojekt >> Konsenssex >> Dones de blanc >> Migration Mexiko >> Frauenhäuser >> Vulvodynie >> Edie & Thea >> revolutionäre Stencils >> und vieles mehr
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Politik 06 >>>
an.riss politik
08 >>>
No time for Tea Parties! Wie feministisch sind die Occupy-Bewegungen in den USA?
09 >>>
Notbetten Medien berichten zwar gerne über Morde, aber nicht über alltägliche Gewalt
12 >>> 14 >>>
Im rechtsfreien Raum Hunderte Frauen aus Zentralamerika machen sich täglich auf den Weg in die USA an.riss international
Thema: Feministische Ferien 17 >>>
Einmal um die Welt Interview: Nina Sedano hat alle Länder der Welt allein bereist
19 >>>
„Du lernst zu vertrauen“ Interview: Für Inge Honisch ist das Alleinreisen immer schöner geworden
20 >>>
Queer-feminist Cityguide Lieblingsorte von an.schläge & friends
22 >>>
Mobil und emanzipiert? Die Rezeption historischer reisender Europäerinnen ist kritischer geworden
24 >>>
Wohin? Und wieso? Von Tirol nach Tel Aviv und schließlich doch wieder nach Lesbos
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an.riss arbeit wissenschaft
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Queerer Nestbautrieb In Wien entsteht ein neues queeres Hausprojekt
28>>>
Keine Krise der Männlichkeit Interview: Raewyn Connell über Managermännlichkeiten
Gesellschaft
Kultur 34 >>>
So frei sein wie möglich! Interview: Die Musikerin Amanda Palmer bezeichnet sich nicht als Feministin
36 >>>
Frauen in Weiß Die Dones de blanc aus Barcelona kämpfen mit Performances gegen Gewalt an Frauen
an.sage: Nur Konsens ist Sex sprechblase: Sager des Monats plusminus: Renew & Retain an.frage: „Die fehlt uns“ medienmix: Hugs and Kisses, genderacrossborders.com, The Punk Singer an.sprüche: Vulvo-whatia? an.lesen: Queen of the Neighbourhood Collective, Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard, Eva Illouz, Carina Nekolny, Natasha Walter, Riot Skirts, Brigitte Raab & Manuela Olten an.klang: Florence and the Machine, Tonia Reeh, Dillon, tINI an.sehen: „We immediately just fit“ an.künden: Termine & Tipps
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Kolumnen
an.riss kultur
Rubriken Rubriken
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feminist superheroine neuland zeitausgleich heimspiel lebenslauf lesbennest bonustrack: vera kropf katzenpost Off The Rokket Werbe-Wäh
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editorial Das an.schläge-Kollektiv ist in den angeblich gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel ansässig, und während die Tage immer düsterer werden, wächst die Sehnsucht auf Sonne und Wärme. Auch die Aussicht, die Feiertage en famille zu verbringen, ist nicht für alle gleichermaßen erfreulich. So ist unser Schwerpunkt „Reisen“ mitten im Winter zu erklären, er enthält Reiseberichte und Tipps von weit gereisten Frauen, einen feministischen Cityguide, aber auch einen kritischen Blick auf die vermeintlich emanzipatorische Tradition des weiblichen Alleinreisens, wenn „im Handgepäck Rassismus“ mitgetragen wird. (siehe Seite 22f) Die Daheimgebliebenen trösten sich mit der alljährlichen an.schläge-Weihnachtsaktion: Nur 29,- statt 35 Euro kostet das (Geschenk-)Abo, dazu gibt es eine an.schläge-Tasche, die sich garantiert an jedem Strand der Welt und bei jedem Städte-Trip gut macht. Wir wünschen schöne Feiertage und einen fabelhaften Start ins Neue Jahr! Die Redaktion
Feminist Superheroines SAMIRA BELLIL
(1972–2004) war eine französische Aktivistin algerischer Herkunft, die sich für die Rechte von Frauen und Mädchen der Pariser Banlieues einsetzte. Als eine der ersten adressierte sie die Problematik der Gewalt gegen junge migrantische Frauen in Frankreich, die sich nicht an die rigiden Regeln der Communitys halten wollen. Bellil war Opfer von Massenvergewaltigungen, verübt durch ihr bekannte Männer. Eine Therapie und das Schreiben ihrer Autobiografie „Durch die Hölle der Gewalt“ halfen ihr, die Spirale aus Scham und Verschweigen zu unterbrechen. Sie betätigte sich als Sozialarbeiterin in den Banlieues und war Mitbegründerin der Organisation „Ni Putes Ni Soumises“ („Weder Huren noch Unterwürfige“). Sie starb mit 31 Jahren an Krebs. jumac Illustration: Lina Walde
an.schläge werden gefördert von:
Erratum Ausgabe 11/2011 Leider fehlte beim Artikel „Trauer und Geschlecht“ in der Novemberausgabe der Hinweis auf die diesem Text zugrunde liegende Publikation der Autorin: Julia Schäfer: Tod und Trauerrituale in der modernen Gesellschaft. Perspektiven einer alternativen Trauer- und Bestattungskultur. Verlag ibidem
impressum
Herausgeberinnen und Verlegerinnen: CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik. A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76, E-Mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at l Koordinierende Redakteurinnen: Sylvia Köchl, office@anschlaege.at, T.01/920 16 76, Lea Susemichel, redaktion@anschlaege.at, T. 01/920 16 78 l Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at l Termine, Tipps: Anita Weidhofer, termine@anschlaege.at l Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at l Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Andrea Heinz/ han, Leonie Kapfer/leka, Sylvia Köchl/sylk, Silke Pixner/pix, Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu l Praktikum: Julia Mac Gowan/jumac l Texte: Lisa
Appiano, Lisa Bolyos/lib, Mirjam Bromundt, Gözde Ariel Callich, Daphne Ebner, Sonja Eismann, Christiane Erharter, Karoline Feyertag, Denice Fredriksson, Felice Gallé, Isabelle Garde/ isaga, Sylvia Groth, Gabriele Habinger, Svenja Häfner, Beate Hammond, Kathrin Ivancsits/kaiv, Mia Kager/miak, Susanne Kimm, Daniela Koweindl /kodan, Vera Kropf, Hannah-Lisa
Kunyik, Julia Mac Gowen/jumac, Mieze Medusa, Gini Müller, Maria Lisa Pichler, Brigitte Theißl, Eva Thurner, Jenny Unger, Verena Turcsanyi, Lina Walde, Katharina Wiedlack, Birgit Wolf l
Layoutkonzept & Layout: Lisa Bolyos l Coverfoto: OzgurMulaZimoglu l Backcover: Jay Morgan/123rf l Cartoons & Illustrationen: Paula Bolyos, Yori Gagarim, Nadine Kappacher, Melanie Letschnig, Lisa Max, Bianca Tschaikner, Lina Walde, Yan Maria Yaoyólotl l Fotos: an.schläge-Archiv, Magdalena Bichler, Dones de blanc, Doris Dubois/123rf, DV8-Film, eksay/123rf, Kaist/ www.bildergegengewalt. net, Lentos Linz, Christoph Lepka/brut, Maria Lisa Pichler, Wolfram Sander, Jutta Schwarz, UN Dispatch, Katharina Wiedlack, Wien 3420 AG, Irmi Wutscher l Homepagebetreuung: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at l Druck: H.R.G. Druckerei © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. l ISSN 1993-3002
04 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
an.sage
Nur Konsens ist Sex Ein Kommentar von Leonie Kapfer
Was ist eigentlich los mit dem heterosexuellen Geschlechtsverkehr? Wie kann es sein, dass Männer wie Strauss-Kahn, Assange und Kachelmann denken, sie hätten einvernehmlichen Sex, obwohl ihr Gegenüber das ganz anders sieht? Wer eine Antwort auf diese Frage will, muss sich genauer mit dem Konzept „Konsens“ beschäftigen. Unsere heutige Idee von einvernehmlichem Sex beinhaltet einzig die Abwesenheit eines Neins. Wer nicht Nein sagt, meint Ja. Schweigen wird so ungewollt zur Zustimmung. In dieser Vorstellung existieren aber zahlreiche Grauzonen. Was tun, wenn ein/e SexualpartnerIn nicht in der Lage ist, ein Nein zu formulieren? Sei es, dass sie unter Drogeneinfluss steht oder andere Umstände eine verbale Kommunikation verhindern. Was bloßes „Nein heißt Nein“ in der Praxis bedeutet, zeigt etwa ein erschütternder Fall in Paderborn. Dort hat ein 48-jähriger Mann über Jahre hinweg eine psychisch kranke Frau vergewaltigt. Der Richter sprach den Mann jedoch frei, da sein Opfer keinen Widerstand geleistet hatte. So wichtig der Slogan „Nein heißt Nein“ auch war und ist – um wirklich konsensuellen Sex zu haben, bedarf es mehr. „Bevor ich wusste, was passiert, war er in mir. Kein Vorspiel, keine Warnung, kein Konsens. Es tat weh und weher, und es hörte auch nicht auf zu schmerzen, und selbst heute tut es noch weh, wenn ich daran denke, dass ich damals zu schüchtern und zu verstört war, um Nein zu sagen.“ So beschreibt US-Comedian Margaret Cho ihr erstes Mal. Ein Einzelfall ist diese Geschichte mit Sicherheit nicht. Grenzüberschreitungen dieser Art passieren immer wieder, und die Schuld wird letztlich den Frauen gegeben, denn sie hätten ja Nein sagen können. Unsere angebliche sexuelle Befreiung ist auf ein Nein zusammengeschrumpft. Für Frauen meiner Generation ist aber nichts schwieriger, als zuzugeben, dass es mit dem Sex doch noch nicht so emanzipiert läuft, wie wir es uns wünschen. Zu tief sitzt „Sex and the City“-Samanthas Versprechen „Sex wie ein Mann haben
zu können“. Auch wollen wir lieber „herumvögeln“ wie Helen Memel aus Charlotte Roches „Feuchtgebiete“, statt uns zu fragen, was da nicht stimmt. Aber wir können nicht ewig davonlaufen, denn das Patriarchat schlummert auch in unseren Betten und mit ihm totgehoffte Rollenbilder. Andrea Roedig hat demnach vollkommen Recht, wenn sie in einem „Standard“-Artikel („Workout für die Klitoris“) fordert, Feministinnen sollten das Thema Sex zurück auf ihre Agenda holen. Denn von einer sexuellen Befreiung der Frau kann auch heute nur geträumt werden. Fangen wir also beim Thema Konsens an. Was ich damit meine, ist wirklich einvernehmlicher Sex, bejahender Sex. Unsere gängige Vorstellung von Sexualität als Penetration stößt sich jedoch mit dem Prinzip Konsens. Immer noch hinken wir der antiquierten Idee nach, Sex käme mit nur einem aktiven Part, dem männlichen, aus. Aktive Teilnahme der Frau ist für unser Verständnis von Sex nicht zwingend notwendig. Die Frau kann in Passivität verharren, ihre Zustimmung ist einzig die Abwesenheit eines Neins. Wie absurd diese Vorstellung ist, wird durch einfache Vergleiche klar. Würden wir sagen, wir haben mit einer Person getanzt, wenn diese nur im Raum neben uns stand? Oder würden wir sagen, wir haben gemeinsam musiziert, wenn aber nur wir es waren, die ein Instrument gespielt haben? Wohl eher nicht. Sex muss also wie alle anderen gemeinschaftlichen Tätigkeiten auch als etwas verstanden werden, das aktive Teilnahme aller Involvierten verlangt. Sex ist nicht Penetration, sondern Zusammenspiel. Und um das zu erreichen, sollten wir endlich eine Sprache für unsere Sexualität finden. Denn Konsens will erfragt werden. Nur wenn ich mein Gegenüber frage, ob es etwas ebenfalls will, kann ich ein Ja zur Antwort bekommen. Und nur ein Ja kann Konsens herstellen. Nur Ja heißt Ja! l
Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 05
an.riss politik ermordet Christy Schwundeck
gegen Rechts WKR-Ball 2012
Am 19. Mai 2011 wurde Christy Schwundeck im Jobcenter Gallus in Frankfurt am Main von der Polizei erschossen. Wie in solchen Fällen zur rassistischen Normalität geworden, wird die Schuld umgekehrt und der Mord als Notwehr gegen eine „Randaliererin“ dargestellt. Bisher kam es zu keinem gerichtlichen Verfahren gegen die verantwortlichen Polizisten. Im Zuge der Konferenz „No border lasts forever“ am 18. und 19.11. in Frankfurt wurde vor dem Oberlandesgericht eine Gedenkkundgebung abgehalten. Die zentralen Forderungen der „Initiative Christy Schwundeck“ sind die juristische Aufklärung der Ermordung und ein Ende der rassistisch motivierten und ebenso verteidigten Behördengewalt in Deutschland. Unter den gemeinsam erinnerten Opfern rassistischer Polizeigewalt der letzten Jahre sind auch N’Deye Mareame Sarr, die im Juli 2001 in Aschaffenburg im Streit mit ihrem Ex-Mann um das gemeinsame Kind von einem Polizisten erschossen wurde, und Oury Jalloh, zu dessen Tod durch Verbrennen im Dessauer Polizeigewahrsam bisher die Aufklärung verweigert wird. lib/kodan www.initiative-christy-schwundeck.blogspot.com, facebook: initiative christy schwundeck
Der Januar naht und mit ihm auch der internationale Gedenktag zur Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Ausgerechnet an diesem Tag veranstaltet der Wiener Korporationsring (WKR) 2012 seinen alljährlichen Ball in der Wiener Hofburg, bei dem sich Burschenschaftler, FPÖ-Politiker und die Crème de la Crème der europäischen Rechten versammeln. Großteils vertreten sie offen rechtsextreme, antisemitische und sexistische Standpunkte. Die antifaschistischen Demonstrationen und Blockadeversuche gegen die völkische Veranstaltung gehören mittlerweile zum „guten Ton“ innerhalb der linken Szene. Auch heuer haben sich bereits Bündnisse und Demo-Vorbereitungsgruppen gebildet mit dem Ziel, den WKR-Ball 2012 öffentlich zu diskutieren und schlussendlich zu verhindern. Die feministische Kritik an Männerbünden als unentbehrliche Perspektive auf den WKR-Ball ist hier aber erst marginal vertreten. Daher ist mitreden und mitmachen gefragt! isaga
vfgh-entscheidung Zwangsouting ade Schon vor der Einführung der Eingetragenen Partner_innenschaft in Österreich wurden zahlreiche diskriminierende Unterschiede zum Eherecht erfolgreich aus dem Gesetzestext hinausreklamiert, zahlreiche Ungleichbehandlungen sind aber noch offen. Eine davon hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH) nun gekippt: Der Entscheid legt fest, dass auch bei Eingetragenen Partner_innen der Doppelname „unter Setzung eines Bindestrichs zwischen den beiden Namen zu bilden und zu führen“ sei. Denn bereits die Schreibweise des Namens ohne Bindestrich hatte zuvor deutlich gemacht, dass es sich bei seinen Träger_innen um Eingetragene Partner_innen
„ Bei dem
Stress, der
Krippenbetreuung
für Kinder bedeutet
…“
„Die Welt“ schwingt wieder einmal die Moralkeule und warnt Eltern vor der „Stressbelastung“, die durch Krippenbetreuung verursacht wird. „Selbst der Besuch einer guten Krippe geht später vermehrt mit sozialen Auffälligkeiten wie Streiten, Kämpfen, Prahlen, Lügen und Sachbeschädigung einher.“ Schlimmer noch, Krippenkinder neigen laut Autorin zu „krankhaftem Übergewicht und koronaren Herzerkrankungen“. Was kann da noch helfen? Na klar, das „Urmodell der Kinderbetreuung“ − sprich Mutter und Kind vereint, immer und überall. leka 06 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
plus
Renew (+)
Retain (-)
Dass Altes nicht immer gut und bewahrenswert ist, machen uns die 16 Länder des Staatenbundes Commonwealth vor. Diese änderten eine 300 Jahre alte Tradition, in der festgeschrieben war, dass Frauen nur dann den Thron besteigen können, wenn es keine männlichen Nachfolger gibt. Durch diese Neuerung wird der/die Erstgeborene des „Traumpaares“ Kate und William automatisch ThronfolgerIn. Da mag mensch die Royals finden, wie sie oder er will, die Absage an sexistische Traditionen ist doch erfreulich. leka
Deutlich weniger Motivation, veraltete und sexistische Traditionen aufzugeben, zeigte die CDU in Nordrhein-Westfalen. Dort sprach sich der amtierende BürgerInnenmeister gegen die Rehabilitierung zweier 1738 verbrannter Frauen aus. Rat holte er sich dabei von einem Theologen. Dieser stellte fest, dass die Frauen „unstrittig in abergläubische Praktiken“ verwickelt gewesen seien. Außerdem sei das Urteil „nach langer Beweisaufnahme vom damaligen landesherrlichen bergischen Schöffengericht gefällt worden“. leka
an.frage und damit um homosexuelle Personen handelt. Somit waren Lesben und Schwule einem Zwangsouting ausgesetzt. Die RosaLila PantherInnen in Graz sind mit der Entscheidung sehr zufrieden. Sie hatten mit dem Wiener Rechtsanwalt Helmut Graupner für eines ihrer Mitglieder den VfGHEntscheid erstritten. Auch die für Antidiskriminierung zuständige Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger zeigte sich erfreut: „Der VfGH beseitigt mit seinem Entscheid eine politische Böswilligkeit, die ans Absurde grenzte.“ svh
ehrung Ute Bock Preis 2011 Nach seiner verhinderten Abschiebung ins westafrikanische Guinea im Dezember 2010 ist Ousmane Camara wieder Asylwerber – wenn auch mit einem laufenden Prozess wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, ohne Wohnung und ohne finanzielle staatliche Unterstützung. Dass sich der 24-jährige Student, der in seinem Heimatland aufgrund seines bildungspolitischen Engagements mit dem Tode bedroht ist, aber zumindest weiterhin in Österreich aufhält, verdankt er Robert Zahrl und den AntiAbschiebungsaktivist_innen Jo, Alex, Isa und Billi. Sie machten seinen Fall öffentlich, sorgten dafür, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EuGH) von seiner Gefährdung erfuhr, und informierten Fluggäste und Besatzung von der geplanten Abschiebung, zu der es dann schlussendlich nicht mehr kam. Nur einen Tag nach dem Abschiebeversuch erklärte der EuGH die Abschiebung aufgrund der großen Gefahr für unzulässig. Diesen mutigen Einsatz der fünf Aktivist_innen würdigte nun SOS Mitmensch mit der Verleihung des Ute Bock Preises für Zivilcourage. Der 1999 ins Leben gerufene und nach der privaten Flüchtlingshelferin benannte Anerkennungspreis soll ein Zeichen für eine offene Gesellschaft setzen und andere Menschen zu couragiertem Handeln ermutigen. svh
sexarbeit wien Leergefegter Straßenstrich Am 1. November ist die Novelle des Wiener Prostitutionsgesetzes in Kraft getreten. Seither ist die Straßenprostitution in Wohngebieten verboten, beim Übertreten dieses Verbots können nicht mehr nur die Sexarbeiterinnen, sondern auch die Freier bestraft werden. Weil in Wien ein Großteil der Fläche Wohngebiet ist, bleiben den Sexarbeiterinnen derzeit nur zwei Plätze, um auf der Straße zu arbeiten: im Prater und im Gewerbegebiet Auhof am Stadtrand. Wie sich mittlerweile gezeigt hat, sind diese beiden Orte alles andere als optimal: Im Prater stehen viele Frauen auf relativ engem Platz, das führt zu Lohndumping. Das Gebiet am Auhof wiederum ist weit abgelegen und bietet keine Infrastruktur. Zwar sollen im Stadtgebiet, v.a. am Gürtel, einzelne „Erlaubniszonen“ (vgl. an.schläge 7-8/2011 eingerichtet werden, darüber muss aber noch abgestimmt werden und wahrscheinlich können sie deshalb nicht vor Anfang nächsten Jahres eingerichtet werden. Die AnrainerInnen in allen genannten Gebieten wollen schon jetzt den Straßenstrich „vor ihrer Tür“ verhindern. trude Irmi Wutscher/trude hat am 4.11. einen Spaziergang über den leergefegten Straßenstrich gemacht, nachzulesen unter http://fm4.orf.at/stories/1690138/
„Die fehlt uns“ Wien bekommt eine neue feministische Buchhandlung. ChickLit wird hoffentlich noch vor Weihnachten in der Kleeblattgasse im 1. Bezirk eröffnen. Julia Mac Gowen sprach mit Paula Bolyos und Jenny Unger über ihr Projekt. Wien hatte ja schon eine feministische Buchhandlung, die leider schließen musste. Knüpft ihr an die Tradition des „Frauenzimmer“ an? Ja, wir knüpfen insofern an, als wir das Schreiben von Frauen* sichtbar machen und den Zugang zu feministischer Literatur erleichtern wollen. Wir haben wesentlich weniger Platz, als im „Frauenzimmer“ zur Verfügung stand, weswegen wir uns im Sortiment auf ein paar Gebiete beschränken werden. Das macht aber nichts: Wir können jedes lieferbare Buch zu jedem Thema bestellen und werden auch einen Onlineversand anbieten.
und der Verein zur Förderung feministischer Projekte ein neues Projekt braucht. Wie werdet ihr gerade junge Frauen ansprechen? Wir wollen ja nicht nur Bücher verkaufen, sondern veranstalten auch Leseabende mit Autorinnen* oder Vorleserinnen* für spezifische Altersgruppen. Außerdem haben wir auch Jugendliteratur. Das heißt, junge Frauen haben bei uns auf alle Fälle die Möglichkeit zu schmökern und werden hoffentlich auch das Richtige finden. Was wir außerdem sein wollen, ist ein Treff- und Informationspunkt für Frauen*, die zu verschiedenen Themen Fragen haben: Dazu wird es gratis Informationsmaterial geben und ab und zu eine Veranstaltung.
Wie entstand die Idee, es in Wien nochmals mit einer feministischen Buchhandlung zu versuchen? Wer ist eure Zielgruppe? Die Buchhandlung wird eine feministische Buchhandlung sein, die sich an alle Menschen richtet, Habt ihr zwei, drei Vorschläge für die sich in irgendeiner Form für Bücher, die sich als Weihnachtsfeministische Literatur intergeschenke eignen? essieren, egal, ob sie ihr erstes Auf alle Fälle, für jeden Anlass. Für feministisches Buch lesen oder alle, die es immer schon wissen schon seit Jahrzehnten (pro-) wollten, eignet sich „Darum Femifeministisch sind. nismus!“ aus dem Unrast-Verlag. Die Idee haben wir eigentlich, Sehr sexy: „Die Muschelöffnerin“, seit das „Frauenzimmer“ 2007 neu aufgelegt bei Krug und Schazusperren musste. Wir wolldenberg. Der Queerfeministische ten einfach eine feministische Taschenkalender, immer ein nettes Buchhandlung in Wien haben, die Geschenk zum Jahresende. fehlt uns. Konkret wurde es dann Für kleinere Kinder „Die Fische im letzten Frühjahr, als die Refliegen wieder“ von Astrid* Walendaktionsfrauen der AUF (Anm.: ta und Maria Hubinger. Nicht mehr Die Buchhandlung ist in den neu, aber trotzdem eine echte ehemaligen Redaktionsräumen Empfehlung: „Meine Worte“ von der AUF) mitteilten, dass sie die Grace Marta Latigo. Arbeit an der Zeitschrift beenden Infos zu Eröffnung, Bestellmöglichkeiten und Newsletter-Abo gibt’s unter buchhandlung@chicklit.at, www.chicklit.at.
Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 07
usa
No time for Tea Parties! Wie feministisch sind die Occupy-Bewegungen in den USA? Katharina Wiedlack und Susanne Kimm haben die Besetzungen in Los Angeles, Oakland, Berkeley und San Francisco besucht.
Foto: Katharina Wiedlack
1 Das bedeutet leider auch, dass teilweise antisemitische Parolen Platz hatten. Allerdings sind diese nicht repräsentativ für die ganze Bewegung.
So vielfältig die Forderungen und Positionen, die auf den Schildern und Transparenten formuliert werden, auch sind, so sorgfältig muss man suchen, um welche mit queer-feministischen Inhalten zu finden. Doch auf dem Schild der Studentin Meghan steht: „Women unite! Solidarity with women’s struggles all over the world.“ Occupy Los Angeles hat den Rasen vor und hinter der City Hall (Rathaus) von Los Angeles offiziell seit 1. Oktober besetzt. Zum internationalen Aktionstag am 15. Oktober wird auch hier zu einer Demonstration aufgerufen. Treffpunkt ist der Pershing Square mitten im Financial District in Downtown Los Angeles, unweit der City Hall.
08 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
„We are the 99%.“ Seit September gibt es die Protestbewegung „Occupy Wall Street“ (OWS). Binnen weniger Wochen wurden in vielen Städten Solidaritätsbewegungen gegründet und öffentliche Plätze besetzt. Unter dem Motto „We are the 99%“ richtet sich die Kritik besonders gegen die steigende ökonomische Ungleichheit, die geringe Besteuerung von Konzernen und Reichen sowie deren Einfluss auf die Politik. Ein Merkmal, oder vielleicht besser Nicht-Merkmal der Bewegung ist, dass es schwierig ist, sie zu definieren und einzuordnen oder klar zu benennen, was ihre konkreten Forderungen sind. Ist das für viele ein Grund, die 99%-Bewegung nicht ernst zu nehmen, geht für andere gerade davon die Faszination aus: Dies sei eine neue Form der Politik, die nicht mit klassischen Vokabeln wie Interessensgruppen, Forderungen oder Ideologie zu beschreiben sei. Durch die diffuse Form der Bewegungen, die Weigerung, eine_n Sprecher_in zu benennen, sich einer konkreten Politik oder Strategie, einer Richtung oder Ideologie unterzuordnen, sei es unmöglich, die Proteste mit halbherzigen Reformvorschlägen abzuspeisen. Diese Politik des Chaos oder der radikalen Anarchie heißt allerdings nicht, dass die Bewegung überhaupt keinen bekannten politischen Mustern folgt: In Grundzügen basisdemokratisch organisiert, werden beispielsweise Entscheidungen in einer „General Assembly“ – einem täglichen Plenum – getroffen. Eine solch offene Form ermöglicht zwar prinzipiell, dass viele verschiedene Positionen artikuliert werden können.1
Gleichzeitig haben jedoch die Erfahrungen des „Arabischen Frühlings“ – auf den sich die Occupy-Aktivist_innen zumindest rhetorisch teilweise beziehen – oder der spanischen Indignad@s im Sommer 2011 gezeigt, dass Raum für feministische und queere Forderungen immer erst erkämpft werden muss. Occupy Los Angeles. Die Studentin Meghan aus Los Angeles sagt, es sei wichtig, intersektionelle Unterdrückung zu thematisieren, also den Umstand, dass Menschen entlang mehrerer Ungleichheitsdimensionen benachteiligt werden. Sie versucht, so viel Zeit wie möglich bei Occupy LA zu verbringen. Das beinhaltet neben dem Campen vor der City Hall auch die Organisation von Workshops, die über Intersektionalität informieren. Eine zentrale Frage für Meghan ist, wer innerhalb der Protestbewegung überhaupt sprechen bzw. sich erfolgreich Gehör verschaffen kann. Und hier zeige sich ein ambivalentes Bild: Einerseits würden die meisten Teilnehmenden sehr offen aufeinander zugehen, was es ermögliche, voneinander zu lernen. Andererseits seien die Kämpfe trotzdem eher klassisch männlich dominiert, und einige Gruppen schafften es oft nicht, ihre Sichtweisen zu artikulieren. Diese Einschätzung bestätigt auch ein Aktivist der LGBT-Organisation Get Equal. Er trägt eine Regenbogenfahne als Symbol dafür, dass queers in die Proteste involviert sind. Allerdings kann es in dieser Position auch ganz schön einsam sein, erzählt er. Zum 11. Oktober, dem National Coming Out
usa Day (der so heißt, obwohl er in vielen Ländern begangen wird), veranstaltete Get Equal eine Pressekonferenz, die ebenfalls zum Ziel hatte, die Sichtbarkeit von queers zu erhöhen und generell Bewusstsein für den Ausschluss von Minderheiten zu schaffen. Ein Bewusstsein für die verschiedenen Unterdrückungsfaktoren und -mechanismen zu schaffen und ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung zu setzen, ist auch die Motivation für die Teilnahme von Queeruption (www.queeruption. org) LA, einer Gruppe von Anarcho-Feminist_innen, die extra aus den Suburbs von Los Angeles angereist sind. Occupy San Francisco & Berkeley. Etwas weiter nördlich entlang der Westküste finden weitere Besetzungen statt. Zeitgleich mit der New Yorker Wall Street, also am 17. September, wurde auch das Gebiet vor dem Federal Reserve Building im Financial District von
tische Positionen und Personen schnell vertrieben. Im linksliberalen Berkeley, langjährige akademische Heimat von Judith Butler und wichtiger Schauplatz der Friedensund Bürger_innenrechtsbewegung der 1960er und 70er, konnte die Besetzung seit ihrem Bestehen nie mehr als 80 Personen zur täglich stattfindenden Generalversammlung zusammenbringen, wie die Studierendenzeitung „The Daily Californian“ Ende Oktober resümierte. Die Message der Besetzer_innen schließt sich der landesweiten „We are the 99%“ an, geht darüber allerdings auch nicht hinaus: von queer-feministischer Kritik keine Spur. Völlig anders gestaltet sich die Situation in Oakland. Occupy Oakland. Von 10. bis 25. Oktober belagerten dutzende Zelte den Vorplatz der lokalen Stadtverwaltung, den nahe gelegenen Snow Park und die
Erstaunlicherweise konnten sich weder in San Francisco noch in Berkeley queerfeministische Diskurse merkbar in den Bewegungen niederschlagen. San Francisco besetzt. Seit 8. Oktober belagern Protestierende den Gehsteig vor der Bank of America in Berkeley. Zwei Tage später wurde dann auch der Platz vor der lokalen Stadtverwaltung in Oakland besetzt. Obwohl alle drei Bewegungen unisono zu einer radikalen Opposition zum herrschenden System auffordern, oder anders gesagt, sie nicht weniger fordern als den Umsturz des neoliberalen Kapitalismus, sind die drei doch sehr unterschiedlich. Erstaunlicherweise konnten sich weder in San Francisco noch in Berkeley queer-feministische Diskurse merkbar in den Bewegungen niederschlagen. Theorien und Politiken, für die die beiden Städte doch eigentlich bekannt und berüchtigt sind. Konnte die Besetzung in San Francisco zu Anfang noch eine beachtliche Menge an Menschen anziehen, so hat sie mittlerweile, wie es scheint, deutlich an Energie verloren. Von Beginn an stark von Polizeigewalt und -repression betroffen, wurden auch queer-feminis-
Grasflächen um den angrenzenden Lake Merritt. Nachdem die Besetzung in der Nacht des 25. Oktober auf brutalste Weise geräumt wurde, finden sich nun täglich Hunderte zur abendlichen Generalversammlung ein, um weiterhin ihren Protest kundzutun. Zahlreiche sozial-politische Kulturinitiativen wie die queere Danceparty Hella Gay unterstützen Occupy Oakland. Darüber hinaus ist Oakland auch deutlich stärker durch queer-feministische, anti-kapitalistische, antirassistische und dekolonialisierende Politik geprägt. Die Besetzungen bieten einen Safe Space für Transgender und Frauen, ebenso wie für People of Color. Am 18. Oktober fand der Occupy Oakland Queer March statt. Die Homepage der Bewegung problematisierte auch den Begriff „Besetzung“, Flyer wurden verteilt, die die Wortwahl Occupation im Kontext der US-amerikanischen Kolonialgeschichte thematisierten, und zahlreiche Plakate und Banner forderten das Ende der Kolonialherrschaft. Die Besetzer_innen
verweisen auf die brutale Aneignung des Landes durch europäische Einwander_innen und auf die anhaltende Diskriminierung und Unterdrückung von Native Americans. Darüber hinaus erinnert die Bewegung auch an die Civil-Rights-Movement-Geschichte und beleuchtet die andauernden Rassismen und Diskriminierungen gegenüber African Americans und Latinos und Latinas. Warum ausgerechnet Oakland eine derart präsente, gut organisierte, vielfältige queer-feministische und antirassistische Bewegung hat, ist schwer zu beurteilen. Ein relevanter Faktor ist sicher, dass in Oakland soziale Unterschiede und Privilegien härter aufeinandertreffen als in den stark segregierten Städten Berkeley und San Francisco. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren die steigenden Wohnungspreise in San Francisco und Berkeley dazu geführt haben, dass die queer-feministische Linke nach Oakland abgewandert ist, wo Wohnen billiger und die Infrastruktur dennoch urban ist. Occupy Oakland fokussiert auf die ökonomischen und sozialpolitischen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in den USA und thematisiert gleichzeitig auch soziale Unterschiede und Privilegien innerhalb der ProtestCommunity. Wenn eine neue Form von Community und Solidarität ein Ergebnis der Occupy-Bewegung sein kann, wie Judith Jack Halberstam im Zuge eines Vortrags an der UCLA am 14. Oktober proklamierte, dann wird diese Chance in Oakland am sichtbarsten. l
Susanne Kimm ist Dissertantin im GenderInitiativkolleg der Universität Wien. Katharina Wiedlack ist Mitarbeiterin des Referats Genderforschung der Uni Wien, Dissertantin am Institut für Anglistik und Amerikanistik und derzeit Visiting Researcher an der University of California, Berkeley.
Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 09
16 tage gegen gewalt
Notbetten Medien berichten zwar gerne über Morde, aber nicht über Gewalt, sagt Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser. Neben Aufklärung fehlt es außerdem häufig selbst an Mindeststandards, erfuhr Gabi Horak.
Frauenhäusern liegt seit einigen Jahren durchschnittlich bei über 50 Prozent. Für viele Migrantinnen ist der Weg in ein Frauenhaus oft der einzige Ausweg aus der Gewalt. Sprachliche Barrieren, wenig Kenntnisse über ihre Rechte in Österreich, Isolation und Armut machen es für sie nämlich schwerer, sich Hilfe bei der Polizei oder anderen Einrichtungen zu holen.
Kaist/ www.bildergegengewalt.net
an.schläge: Von 25. November bis 10. De-
Mehr Informationen, Statistiken und Kontakte: www.aoef.at, www.wave-network.org
zember finden wieder die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ statt. Gelingt es dieser Kampagne, das Thema häusliche Gewalt ins Gedächtnis zu rufen? Maria Rösslhumer: Das Medienecho während der „16 Tage“ nimmt jedes Jahr deutlich zu. Dank der Aktivitäten der Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, Frauennotrufe und vielen unserer KooperationspartnerInnen – und zwar das gesamte Jahr hindurch – wird das gesellschaftliche Problem der Gewalt an Frauen auch medial immer sichtbarer. Doch traditionelle Medien berichten zwar sehr gerne und sensationslüstern über aktuelle Mordfälle, aber leider noch immer viel zu wenig über die Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen von Gewalt in unserer Gesellschaft. Wir wünschen uns inhaltlich tiefergehende Auseinandersetzungen und einen öffentlichen Diskurs. Der Begriff „Gewalt“ wird in den Medien nach wie vor tunlichst vermieden. Aber Mord oder Vergewaltigung sind keine „Beziehungsprobleme“. Sprache bildet
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Bewusstsein, daher appellieren wir an die Medien, für mehr Sensibilisierung und für ein stärkeres Bewusstsein einzutreten.
Wie ist die Situation der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und Familien in Österreich derzeit? 2010 flüchteten 3.448 Frauen und deren Kinder in die 26 Frauenhäuser. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nur minimal verändert, das heißt aber nicht, dass nicht viel mehr Frauen und Kinder von männlicher Gewalt betroffen sind. Der Bedarf an Schutz und Unterstützung ist viel größer, und es gibt noch immer viel zu wenige Frauenhausplätze. Es kommt nicht selten vor, dass Frauen und Kinder nicht aufgenommen werden können und vorübergehend an andere Sozialeinrichtungen oder Verwandte weitervermittelt werden müssen. Die Frauenhäuser sind auch immer bemüht, Notbetten aufzustellen, um Frauen in einer akuten und gefährlichen Situation aufzunehmen. Der Anteil der Migrantinnen in den
Interkulturelle Kompetenz scheint überhaupt ein immer wichtigeres Thema in eurem Kontext zu sein ... Ja, ohne interkulturelle Kompetenz wäre die Arbeit mit gewaltbetroffenen Frauen und Kindern aus unterschiedlichen Herkunftsländern nicht möglich. Frauenhäuser haben schon sehr früh begonnen, Migrantinnen als Mitarbeiterinnen anzustellen, damit sie sich sprachlich mit den Frauen und Kindern besser verständigen und adäquate Hilfe anbieten können. Aber auch, um Wissen über die unterschiedlichen Lebensweisen von Frauen herzustellen. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser koordiniert seit mehr als 15 Jahren in Wien eine Arbeitsgruppe „Migrantinnen und Gewalt“, bestehend aus Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern, der Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie und Migrantinnenorganisationen, die sich für die Verbesserung von Maßnahmen für Migrantinnen einsetzt. 2002 haben wir im Rahmen dieser Arbeitsgruppe ein Symposium zum Thema „Migration von Frauen und strukturelle Gewalt“ veranstaltet und einen Empfehlungskatalog erarbeitet, der noch immer hochaktuell ist. Dieses Symposium möchten wir 2012 wiederholen und uns ansehen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Beispielsweise ist das
Fremdenrecht eine äußerst komplizierte Materie, v.a. die laufenden gesetzlichen Änderungen bzw. Verschlechterungen erschweren das Leben der Betroffenen unendlich – und auch das der Fachleute und BeraterInnen.
Wie zufrieden seid ihr mit dem Engagement der politischen EntscheidungsträgerInnen? Viele von ihnen sind bemüht, die gesetzlichen Maßnahmen im Opferschutz zu verbessern, und Österreich ist im europäischen Vergleich Vorbild beim Opferschutz. Dazu kommt, dass die mit dem Thema befassten Ministerien großes Vertrauen in die Expertise von Gewaltschutzexpertinnen haben. So hat die österreichische Regierung z.B. Rosa Logar von der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie als Vertreterin zur Erarbeitung der Euro-
Ein Schwerpunkt waren Obsorge-Regelungen: Frauenhausmitarbeiterinnen erleben in der Praxis sehr häufig, dass der Zusammenhang zwischen Frauenmisshandlung und Kindesmisshandlung nicht berücksichtigt und die Gemeinsame Obsorge auch in Fällen von schwerer Gewalt empfohlen wird. Die Forderung nach einem unabhängigen Aufenthaltsrecht für Migrantinnen und nach einem verbesserten Zugang zum Arbeitsmarkt, aber auch die uneingeschränkte Möglichkeit der Aufnahme von allen Migrantinnen in Frauenhäusern waren weitere Schwerpunkte der Tagung. Außerdem sind nicht nur in Österreich Frauenhäuser von der Schließung und von finanziellen Kürzungen bedroht, auch in Deutschland und Italien. Und die Schweiz, eines der reichsten Länder, ist vom Mindeststandard an Frauenhausplätzen weit entfernt.
„Es gibt noch immer viel zu wenige Frauenhausplätze.“ paratskonvention – dem Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt an Frauen und häuslicher Gewalt – geschickt, die nach zwei intensiven Verhandlungsjahren am 11. Mai 2011 von 13 Ländern unterschrieben wurde. Das war einzigartig im Europarat, und darum haben uns sehr viele Vertreterinnen von FrauenNGOs in anderen europäischen Ländern beneidet. Ein wichtiges Anliegen ist mir allerdings die Verbesserung der Situation im Gesundheitsbereich. Das Problem der häuslichen Gewalt und der erheblichen Gefährdung für die Gesundheit wird im österreichischen Gesundheitswesen noch kaum thematisiert. Dabei kommt der ÄrztInnenschaft eine Schlüsselrolle beim Erkennen von Gewaltfolgen zu. Der Ausbau von Fort- und Weiterbildungsangeboten und die Implementierung des Themas in die Ausbildung des medizinischen Personals ist eine langjährige Forderung des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.
Im September gab es eine Tagung zu europäischen Standards gegen Gewalt an Frauen und Kindern in Wien. Wie sieht die europäische Entwicklung auf dem Gebiet der Gewaltprävention aus?
Wie sehen diese Mindeststandards aus? Einige Expertinnen in verschiedenen europäischen Gremien haben Mindeststandards für den Schutz von Frauen und Kindern entwickelt. Eine dieser Empfehlungen besagt, dass es in jedem Land pro 10.000 EinwohnerInnen einen Familienplatz geben sollte. Dieser Begriff „familiyplace“ ist aber ungenau definiert. Deshalb hat WAVE (Women Against Violence Europe), das europäische Netzwerk gegen Gewalt an Frauen, als Mindeststandard „ein Bett pro 10.000 Einwohnerinnen“ vorgeschlagen. Nur sechs Länder – Luxemburg, Norwegen, Niederlande, Spanien, Malta und Slowenien – erfüllen diesen Mindeststandard. In den 27 EU-Mitgliedsstaaten fehlen insgesamt um die 25.500 Frauenhausplätze. In allen 44 analysierten europäischen Staaten fehlen mehr als 54.800 Plätze. Acht Länder, darunter Österreich, Deutschland, Großbritannien und Schweden, verfügen nur über die Hälfte der notwendigen Frauenhausplätze. l
Maria Rösslhumer ist Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser.
neuland entdeckungen im alltag
Beate Hammond
Das letzte Mal
Unter Universum und der Welt stellt sich jede/r etwas anderes vor. Im Baseball spricht man von den world series, obwohl hier nur US-amerikanische und kanadische Teams gegeneinander spielen. Auch bei Weltmeisterschaften in Wintersportarten ist der Kreis der teilnehmenden Nationen eher überschaubar. Doch bei den olympischen Sommerspielen sind, im Gegensatz zu den Winterspielen, wieder alle dabei. Jede/r darf mitmachen, und dabei sein ist bekanntlich alles. Auch Schönheitswettbewerbe sind universell zugänglich, denn Schönheit gibt es doch eigentlich auf der ganzen Welt. Dennoch dauerte es mehrere Jahrzehnte, bis eine schwarze Frau aus Afrika zur Miss World gekrönt wurde. Das war Agbani Darego aus Nigeria im Jahre 2001. Die gegenwärtig amtierende Miss Universe, Leila Lopes aus Angola, umweht der Hauch eines Skandals. Ihr Gewinn kam überraschend und war von Protesten aus Lateinamerika begleitet, die gerne Kandidatinnen aus ihrer Region vorne gesehen hätten. Selbst in Angola war Frau Lopes nicht unumstritten, weil sie sich den Zugang zur Vorausscheidung durch gefälschte Dokumente erschlichen haben soll. Und in Österreich nahm eine Gratiszeitung den Gewinn zum Anlass für eine Aktion, bei der Bilder von Frauen veröffentlicht wurden, die angeblich schöner seien als Leila Lopes. Mit stetig sinkendem Interesse des Publikums scheint auch die Kritik an den Wettbewerben leiser zu werden. Was angesichts des Prozedere erstaunlich ist: Es gibt immer noch die Runde in Badekleidung, gefolgt von der Runde im Abendkleid. Erst nach Überwindung dieser Hürde dürfen die Kandidatinnen den Mund aufmachen – und zwar, um genau eine Frage zu beantworten. Feminismus ist unnötig, sagte etwa die Kandidatin aus Venezuela vor einigen Jahren und gewann. Leila Lopes äußerte sich zum Thema Rassismus. Der hätte im 21. Jahrhundert keinen Platz. Aha. Vielleicht ist es besser, nicht schön zu sein. Schon Schneewittchen hatte deshalb großen Ärger. Das ist meine letzte Kolumne. Ich danke allen Leserinnen, die mich die letzten drei Jahre begleitet haben. Beate Hammond hat nun 3 Jahre lang ihre Entdeckungen mit uns geteilt. Wir verabschieden uns mit großem Dank von ihr. Die Redaktion.
Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 11
mexiko
Im rechtsfreien Raum Täglich machen sich hunderte Frauen und Mädchen aus Zentralamerika auf den Weg, um in den USA Arbeit zu suchen. Für viele von ihnen endet die Reise jedoch schon in der südmexikanischen Grenzregion. Sie werden Opfer von Menschenhandel und Ausbeutung. Von Maria Lisa Pichler
Auf Güterzügen reisen Migrant_innen als blinde Passagiere durch Mexiko. Foto: Maria Lisa Pichler
„Das bist ab jetzt du“, sagt die Schleuserin zu einer 19-jährigen Migrantin aus El Salvador. Sie holt eine Kiste mit Reisepässen hervor und gibt der Migrantin jenen Pass in die Hand, dessen Bild ihr am ähnlichsten sieht. Die beiden stehen vor einem Checkpoint der Migrationspolizei im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas, einer von vielen, der passiert werden muss auf dem Weg nach Norden. Eigentlich hatte die Schleuserin versprochen, ihr Arbeit zu besorgen, um Geld für die Reise in die USA zu verdienen. In der Nähe von Mexiko City hätte sie als Kindermädchen arbeiten sollen. Doch bald wird der Migrantin klar, was die Schleuserin vorhat. Die Arbeitsstelle als Kindermädchen gibt es nicht. Der jungen Salvadorianerin gelingt es gerade noch, sich zu befreien. Doch viele andere zentralamerikanische Frauen haben nicht so viel Glück: Für sie endet die Reise nach Norden in einem Bordell oder Nachtclub in Südmexiko. Eine der gefährlichsten Reisen der Welt. Jeden Tag brechen tausende Menschen ohne Papiere aus den zentralamerikanischen Ländern Honduras, El Salvador, Guatemala, Belize und Nicaragua auf, um in den USA Arbeit zu suchen. Und auch immer mehr Frauen 12 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
und Mädchen nehmen in der Hoffnung auf ein besseres Leben den langen Weg nach Norden auf sich. Darunter sind viele alleinerziehende Mütter, die ihre Kinder bei Verwandten zurücklassen müssen. Die Gründe für die Migration sind evident: Die wirtschaftliche Situation in den zentralamerikanischen Ländern ist katastrophal. Dazu kommen noch die kaputte soziale Infrastruktur, das Erbe der ehemaligen Bürger_innenkriegsländer sowie politische Systeme, die durch Vetternwirtschaft und Korruption geprägt sind. Die Bedrohung durch Maras, brutale Jugendbanden, ist ein weiterer häufiger Migrationsgrund. Auch die Flucht aus gewalttätigen Eheverhältnissen oder die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung spielen eine Rolle. Für viele Frauen ist die Reise nach Norden der einzige Ausweg aus einem Leben in Armut und Gewalt und die einzige Möglichkeit, durch Geldrücksendungen das Überleben der Familie zu sichern. Doch die Reise durchs Transitland Mexiko ist gefährlich, laut Amnesty International eine der gefährlichsten der Welt. Aufgrund der durch das US-Migrationsregime forcierten Kontrollen, die zunehmend von der Grenze ins mexikanische Inland verlagert werden, bleibt der Güterzug das einzige Verkehrsmittel. Als
blinde Passagiere steigen Migrant_innen auf die Dächer der Züge und reisen so bis zu 3.000 Kilometer von einer Grenze zur anderen. „La bestia“ – die Bestie – wird der Zug genannt, wegen der Menschenleben, die er frisst. Für Frauen ist die Reise noch gefährlicher: Jede zweite Migrantin wird auf der Reise Opfer von sexueller Gewalt. Viele Frauen nehmen Vergewaltigungen in Kauf und setzen sich vor der Reise Verhütungsspritzen, damit sie wenigstens nicht schwanger werden. Oft wird der eigene Körper als Zahlungsmittel eingesetzt. Entführungen, Überfälle und Morde durch das mächtige Drogenkartell Los Zetas stehen auf der Tagesordnung. Auch die mexikanische Migrationspolizei ist in die kriminellen Machenschaften auf der Migrationsroute verstrickt und nutzt den illegalisierten Status der Migrant_innen aus, um von ihnen Reisegeld zu erpressen. Nach mehreren Wochen Reise stellt dann die mexikanische Nordgrenze, deren Überwachung durch die restriktive Einwanderungspolitik der USA immer weiter ausgebaut wird, ein praktisch unüberwindbares Hindernis dar. Mutige Schwestern. Doch für viele Migrantinnen endet der amerikanische Traum schon einige tausend Kilome-
mexiko ter vorher: In den Rotlichtvierteln der mexikanisch-guatemaltekischen Grenzregion landen viele Frauen und Mädchen in der Sexarbeit. Dies geschieht selten freiwillig. Die eingangs beschriebene Geschichte der salvadorianischen Migrantin ist kein Einzelfall: Viele Migrantinnen werden entführt. Meistens beginnt die Sexarbeit der Frauen damit, dass der „coyote“ – die Schlepperin oder der Schlepper – sie in die Bordelle oder Nachtclubs bringt und an die Besitzer_innen verkauft. Dort müssen die Frauen arbeiten, um den „Kaufpreis“ abzubezahlen, die Reisedokumente behalten die Lokalbesitzer_innen. Zur Polizei können die Frauen nicht gehen, da sie sich undokumentiert im Land aufhalten, und vom
uns auf das Recht auf Gesundheit“, sagt Hermana Angélica. Den Kontakt zu den Sexarbeiterinnen stellen die Schwestern in den Bars und Bordellen der Grenzstadt her. Das ist nicht so einfach, da diesen oft der Mut fehlt, sich zu organisieren. Denn die Barbesitzer_innen betreiben Gegenpropaganda und üben mit der Angst vor Abschiebung Druck auf die Frauen aus. „In Wirklichkeit werden die Barbesitzer_innen jedoch vor Razzien durch die Polizei gewarnt“, erklärt Hermana Angélica. Wie gefährlich die Arbeit der Ordensschwestern ist, zeigt der meterhohe Sicherheitszaun, der das Frauenhaus umgibt. Seit sie vor ein paar Jahren minderjährige Sexarbeiterinnen aus
Für viele Frauen ist die Reise nach Norden der einzige Ausweg aus einem Leben in Armut und Gewalt. mexikanischen Staat haben sie ohnehin keine Hilfe zu erwarten. In Mexiko herrscht ein rechtliches Vakuum, was den Menschenhandel betrifft: Vor dem Gesetz stellt Menschenhandel nämlich keine Straftat dar. Anders verhält es sich mit der Sexarbeit: Prostitution ist in Mexiko offiziell verboten. Registrierte Sexarbeiterinnen müssen zwar wöchentlich einen Gesundheitscheck über sich ergehen lassen, haben jedoch keinerlei Rechte und bleiben illegalisiert. So sind sie auf den Schutz von sozialen und kirchlichen Organisationen angewiesen. Eine davon ist der Orden der Hermanas Oblatas. In der guatemaltekischen Grenzstadt Tecún Umán betreiben die mutigen Ordensschwestern die „Casa de Mujer“. Verborgen hinter Stacheldrahtzaun und beschützt von Wachhunden wirkt das Frauenhaus wie eine grüne Oase im chaotischen Treiben der Grenzstadt. Hierher können Sexarbeiterinnen kommen, um Schutz oder rechtlichen Beistand zu suchen. Für Frauen aus der Region gibt es hier die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, um gar nicht erst die Reise nach Norden antreten zu müssen. Auch AIDS- und HIV-Aufklärung betreiben die Hermanas. Mit der Lehre der katholischen Kirche nehmen sie es nicht so genau: „Wir beziehen
einer Bar befreit haben, werden sie massiv bedroht. Niemand kann hier für Sicherheit garantieren. Der Respekt vor der Kirche, der in den zentralamerikanischen Gesellschaften stark ausgeprägt ist, ist der einzige Schutz der mutigen Schwestern. Scheinbare Normalität. Die Rekrutierung der Sexarbeiterinnen läuft nicht nur im Verborgenen ab. Sie passiert am helllichten Tag ein paar Kilometer nördlich, auf dem zentralen Platz der mexikanischen Grenzstadt Tapachula. Diese Stadt ist nicht nur eine wichtige Zwischenstation der Migrationsroute und ein Knotenpunkt für die zahlreichen Abschiebungen, hier bleiben auch viele Migrant_innen auf dem Weg nach Norden hängen, um in der Grenzregion zu arbeiten. Neben der Sexarbeit sind auch Jobs im informellen Sektor wichtig. Bauchladenverkäufer_innen, Straßenmusiker_innen und Schuhputzer_innen prägen das Stadtbild von Tapachula. Die prekäre Arbeit auf der Müllhalde der Stadt sowie die gesamte Kaffeeernte werden von Migrant_innen übernommen. Hier zeigt sich, wie tief die Sexarbeit und die Arbeitsausbeutung in der Gesellschaft der Grenzregion verwurzelt sind. Dazu passt auch, dass viele Frauen die Schuld für ihre Ausbeutung bei sich
selbst suchen. 200 Pesos bekommt eine Schleuserin oder ein Schleuser fürs Weitervermitteln von Sexarbeiterinnen, das sind 10 Euro. Die Schleuser_innen bleiben meistens ungestraft. Doch nicht nur für die Rekrutierung von Sexarbeiterinnen ist der zentrale Platz Tapachulas wichtig. Jeden Sonntag treffen sich hier Hausmädchen, die meist aus Guatemala kommen und in den reichen Häusern der Stadt arbeiten. „Du findest meinen Rock schön?“, fragt Rosalinda verwundert. „Viele Leute hassen mich, weil ich diesen Rock trage.“ Sie ist 13 Jahre alt und arbeitet als Hausmädchen in einer Siedlung außerhalb Tapachulas. Heute trägt sie ihre Tracht aus dem Süden Guatemalas, um sich am einzigen freien Tag in der Woche mit ihren Freundinnen zu treffen. Ihren bunten Rock darf sie während der Woche nicht tragen; Rassismus gegenüber Frauen aus Guatemala ist in Mexiko sehr verbreitet, Rosalinda ist deshalb gezwungen, sich bei der Arbeit „westlich“ zu kleiden. Obwohl viele Hausmädchen von Arbeitsausbeutung betroffen sind, schweigen sie, weil sie auf das Gehalt angewiesen sind. Zur politischen Organisierung fehlt außerdem oft schlichtweg die Zeit: Die Hausarbeiterinnen sind die ersten, die am Morgen aufstehen, und die letzten, die am Abend schlafen gehen. „Mein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr früh und endet spät am Abend“, erzählt Rosalinda. Trotz allen negativen Konsequenzen kann weibliche Migration jedoch auch ein emanzipatorisches Moment beinhalten. Die Tatsache, dass Frauen als eigenständige Subjekte migrieren, bricht mit dem bisherigen Geschlechterbild in den patriarchal geprägten Gesellschaften Zentralamerikas und Mexikos. Doch auch wenn sich so neue Partizipations- und Handlungsmöglichkeiten im Leben vieler Migrantinnen eröffnen – die Verbindung von rigider US-Einwanderungspolitik und der Tatsache, dass die Frauen leicht zu Opfern von Ausbeutung werden, lässt ihnen am Ende wenig Wahlfreiheiten. l Maria Lisa Pichler studiert Politikwissenschaft, Internationale Entwicklung und Spanisch in Wien. Im Rahmen einer politischen Reise war sie kürzlich drei Wochen in der mexikanisch-guatemaltekischen Grenzregion unterwegs.
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an.riss international
Demo am 14. Juli in Kabul, Foto: UN Dispatch
afghanistan Mutige Aktivist_innen In Afghanistan gibt es seit April 2011 eine neue Non-Profit-Organisation, die sich für Frauenrechte einsetzt. „Young Women for Change“ (YWC) besteht aus ein paar Dutzend Aktivist_innen, die für das Empowerment afghanischer Frauen und für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen kämpfen. In einem Land, in dem die Grundrechte der meisten Menschen nicht gewahrt werden, ist dies noch herausfordernder als der Kampf um die Gleichstellung der Frauen in anderen Teilen der Welt. Die Taliban, die nie ganz entmachtet wurden, erlebten hier, wo 36 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, in den letzten Jahren wieder einen Aufschwung. Gleichzeitig gibt es für Frauen in den Sektoren Ausbildung und Arbeit jedoch Erfolge zu verzeichnen. YWC-Leiterin Noorjahan Akbar sieht dadurch bei Männern Angst um „ihre Territorien“ aufkommen, und als Reaktion darauf gebe es auch wieder vermehrte (sexuelle) Belästigung von Frauen im öffentlichen Raum. Selbst die Polizei sei inzwischen oft in diese „moralische Überwachung“ von Frauen involviert. In ihrem Kampf um Frauenrechte und Schutz vor Übergriffen versteht sich YWC auch als Teil der weltweiten Bewegung gegen sexualisierte Gewalt („Slutwalks“) – am 14. Juli wurde, gemeinsam mit Hadia, einer 2005 gegründeten Jugendgruppe, die für Frieden und soziale Rechte kämpft, in Kabul eine Demo für Frauenrechte organisiert. Ihren Einsatz begründet YWC auch religiös: Die konstante Belästigung von Frauen auf den Straßen Afghanistans sei unislamisch, die Partizipation von Frauen im öffentlichen und sozialen Leben wichtig und erlaubt. jumac www.facebook.com/YWC.af, www.facebook.com/Hadia.af
reproduktive rechte Hotlines, Verbote und Herzschläge In Indonesien wurde Ende Oktober die „Safe Abortion Hotline“ Samsara gestartet. Im Rahmen der Eröffnungsfeier zur sechsten Asia Pacific Conference on Reproductive and Sexual Health and Rights (APCRSHR) an einer Uni in Jakarta bildete sich ein Flashmob von NGO-Aktivistinnen und PassantInnen, um die Hotline zu bewerben. Aufgrund der restriktiven 14 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
Gesetze werden die meisten Abtreibungen in Indonesien unter unsicheren, oft gefährlichen Umständen durchgeführt – zumindest, wenn ärmere Frauen von unerwünschten Schwangerschaften betroffen sind. Wohlhabende Frauen haben – ganz wie das z.B. in Österreich vor der Fristenregelung auch der Fall war – sehr wohl Zugang zu sicheren Abtreibungen. Die internationale Kampagne „Women on Waves“, die die indonesische „Safe Abortion Hotline“ unterstützt und zuvor schon mehrere Hotlines in südamerikanischen Staaten gegründet hat, betont, dass diese Situation auf weite Teile Asiens zutrifft. Die Hotline informiert u.a. über in Apotheken erhältliche Tabletten, mit denen eine Abtreibung zu Hause sicher durchgeführt werden kann. Das Parlament in Polen hat im September mit nur fünf Stimmen Mehrheit ein totales Abtreibungsverbot abgelehnt. Nachdem eine Bürgerinitiative fast eine halbe Million Unterschriften für das Verbot gesammelt hatte, musste deren Vorlage im Parlament behandelt werden. Die Demokratische Linke (SLD) brachte bei derselben Sitzung einen Antrag auf ein stark liberalisiertes Gesetz ein, das jedoch mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurde. Also bleibt es dabei: In Polen dürfen Frauen nur nach einer Vergewaltigung, bei schwerer Behinderung des Fötus oder einer Bedrohung der Gesundheit oder des Lebens der Mutter legal abtreiben. Rund 500 solcher legaler Eingriffe, Schätzungen zufolge jedoch bis zu 190.000 illegale Abtreibungen werden jährlich durchgeführt In den USA verschärft sich die rechtliche Situation. Nach den Gouverneurswahlen Ende 2010, bei denen weit mehr als die Hälfte der Bundesstaaten an die RepublikanerInnen gingen, werden von diesen nun laufend neue Restriktionen erlassen. In Texas etwa müssen sich Frauen vor einer Abtreibung Ultraschallbilder des Fötus anschauen, der/die ÄrztIn muss ihnen dabei genau erklären, was sie sehen. Hier wie in vier weiteren Bundesstaaten müssen sie zudem vor der Abtreibung eine Wartefrist einhalten – wohl in der Hoffnung, dass es sich die ungewollt Schwangeren noch einmal überlegen. Ohio plant ein Gesetz, das Abtreibungen ab dem Zeitpunkt, an dem ein Herzschlag beim Fötus festgestellt werden kann, verbietet. Das wäre dann ab ca. der sechsten oder siebten Schwangerschaftswoche, also zu einem Zeitpunkt, zu dem viele betroffene Frauen von der Schwangerschaft noch gar nichts wissen. In erster Lesung im Sommer stimmte die Bundesregierung der sogenannten Heartbeat-Bill zu – die zweite Lesung wird für November erwartet. sylk www.asap-asia.org, www.womenonwaves.org, www.alternet.org/reproductivejustice/
china/indien Mädchenmangel Offiziell wurde am 31. Oktober 2011 die „7-Milliarden-Menschen-Marke“ überschritten. Seit Jahren gibt es gerade in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde wie Indien und China Maßnahmen, um das Bevölkerungswachstum zu regulieren. Der Weltbevölkerungsbericht spricht von einer Verbesserung der Lebensqualität für Menschen mit Zugang zu Familienplanung. Schritte dazu waren in weiten Teilen Asiens erfolgreich, doch hat diese Bevölkerungspolitik eine Kehrseite, die langsam, aber sicher das Gleichgewicht in diesen Regionen durcheinanderbringt: Es herrscht Mädchenmangel, es droht eine „Maskulinisierung“ der Bevölkerung. Gerade Mädchen, die als Zweit- und Drittgeborene auf die Welt kommen, droht immer wieder Tod durch Vernachlässigung, oder sie werden schon als Föten im Mutterleib abgetrieben. Neben der oftmals traditionell bedingten Präferenz für männliche Nachkommen ist Armut hier ein wichtiger Faktor: Söhne gelten noch immer als wirtschaftlich sichere Kinder, die für Eltern und Großeltern eine Art sozio-ökonomischen Schutz darstellen. Warnungen dazu existieren seit über 20 Jahren, trotzdem fehlen in Asien
an.riss international heute bis zu 120 Millionen Frauen, und durch neue Technologien, v.a. billige pränatale Untersuchungen, wurde das Problem noch verschärft, und zwar nicht nur auf dem Land. Engpässe auf dem Heiratsmarkt, illegaler Frauen- und Mädchenhandel und Entführungen sind einige der Folgen. Manche Zukunftsprognosen prophezeien auch einen Anstieg von Prostitution und Sextourismus, aber auch das Entstehen der Polyandrie, also der Vielmännerei. Derzeit liegt die Antwort der betroffenen Staaten oft noch darin, die pränatale Geschlechtsbestimmung zu verbieten, was allerdings schwer umzusetzen sein dürfte. Vielmehr sollten Faktoren wie Armut und Geschlechtergleichstellung in die Bevölkerungspolitiken integriert und berücksichtigt werden. jumac
festung europa Asylgrund geschlechtliche Identität Ende Oktober beschloss das EU-Parlament eine neue Richtlinie für Asylverfahren, in der erstmals geschlechtliche Identität als Verfolgungsgrund genannt wird. Wie im an.schläge-Thema „Queer with(out) Borders“ (10/2010) ausführlich dargelegt wurde, konnten Transgender-Personen bisher zwar schon als Mitglieder einer „sozialen Gruppe“ im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention angesehen werden, verpflichtend war das allerdings nicht. Mit dem neuen Text hat sich das nun geändert: „Geschlechtsspezifische Aspekte, einschließlich der geschlechtlichen Identität, werden zum Zwecke der Bestimmung der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder der Ermittlung eines Merkmals einer solchen Gruppe angemessen berücksichtigt.“ „Weltweit werden Transgender-Personen für das verfolgt, was sie sind“, kommentierte Dennis de Jong, Abgeordneter des EU-Parlaments und
Vizepräsident der LGBT-Intergroup. „Ich hoffe, dass eine zukünftige Revision der Asylrichtlinie endlich auch die sexuelle Orientierung von Asylsuchenden aufnehmen wird.“ Auch wenn Gesetzestexte nur ein erster Schritt sind und die Umsetzung mit einer Vielzahl von Problemen behaftet ist – z.B. eine Art „Zwangs-Outing“ vor Asylbehörden, Homo- und Transphobie in den Aufnahmeländern oder die Ansicht, dass ein heimliches homo- bzw. transsexuelles Leben zumutbar sei – so schaffen sie doch mehr Bewusstsein bei den Behörden. sylk www.queernews.at, www.europarl.europa.eu
polen Frischer Wind Nach den Wahlen im Oktober wurde am 8. November in Polen das neue Parlament einberufen und damit Anna Grodzka als erste TransgenderFrau im Sejm (Unterhaus) angelobt. Sie und Robert Biedron, der erste bekennende schwule Abgeordnete, gehören der als Protestpartei bezeichneten linksliberalen Ruch Palikota an, die zum ersten Mal angetreten war und mit vierzig Mandaten auf Anhieb drittstärkste Partei wurde. Ruch Palikota fordert mit emanzipatorischen Inhalten die Macht der römischkatholischen Kirche in der polnischen Politik heraus. Sie will nicht nur die Säkularisierung des Staates und die Legalisierung von Marihuana, sondern auch das Recht homosexueller Paare auf Ehe und Adoption sowie die Entkriminalisierung von Abtreibungen. Die LGBTI-Bewegung, die in der Vergangenheit starken Repressionen ausgesetzt war, erhofft sich durch den Einzug von Ruch Palikota ins Parlament weniger Diskriminierung und hat hohe Erwartungen an die Abgeordneten. isaga www.queernews.at
medienmix XOXO Die Nummer 8 des Hamburger Magazins „Hugs and Kisses“ ist da! Das Thema der queeren Halbjahreszeitschrift ist diesmal Sichtbarkeit. „Tender to all gender“, so der Untertitel des Magazins – Identität wird als gemeinsamer Prozess verstanden. Die Bandbreite von Geschlecht zeigen Artikel und Interviews zu Kunst und Kultur. „Hugs and Kisses“ setzt daneben mit hohem ästhetischem Anspruch auf Fotostrecken und Illustrationen. Kosten: 4 Euro, Abo und Verkaufsstellen: hugsandkissesonline.de. fis
Mind the GAB Über feministische Themen ohne Grenzen berichtet der internationale Blog genderacrossborders.com. Übersichtlich gestaltet und in englischer Sprache werden Fragen von Geschlecht, Herkunft, Klasse und Sexualität aus vielfältigen Blickwinkeln beleuchtet. Der Stil reicht von politisch-analytisch bis persönlich, Reportagen haben genauso Platz wie Buch- und Filmbesprechungen. Besonders spannend sind die Themenschwerpunkte zu Bildung und Gesundheit weltweit. fis
Grrrl-Film Eine Dokumentation über die Bikini Kill- und Le Tigre-Ikone Kathleen Hanna kann die New Yorker Regisseurin Sini Anderson nun dank der Plattform kickstarter.com realisieren. 1.238 Spender_innen haben innerhalb eines Monats 61.455 US-Dollar für „The Punk Singer“ beigetragen, Anderson hat nun mit Hanna und Wegbegleiter_innen mit der Arbeit am Film begonnen. Mithilfe von Kickstarter werden seit 2009 durch Crowdfunding kreative Projekte im weitesten Sinne durch Vorfinanzierung auf Spendenbasis ermöglicht. fis Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 15
Feministische Ferien
Atemkurse, Ayurveda, Baden, Beauty, Bogenschießen, Entschlacken, Fastenwandern, Feldenkrais, Fitness, Frauenbildungsreisen zur Frauengeschichte, Fünf Elemente, Hundewanderungen, Huskytouren, Kanufahren, Klettern, Kloster, Kreativ Kochen, Kunst- und Museumsreisen, Langlauf, Malen, Massage, Meditation, Nordic Walking, Pilates, Pilgern, Qi Gong, Radfahren, Reiten, Rundreisen, Safaris, Segeln, Singen, Shiatsu, Tai Qi, Töpfern, Trekking, Wandern, Wellness, Whalewatching, Women-Fairtrade-Reisen, Wüstenreisen, Yoga … Das und mehr haben die zahllosen Anbieter_innen von „Frauenreisen“ im Programm, die um ein scheinbar immer lukrativer werdendes Marktsegment konkurrieren: Frauen mit Fernweh. Doch wie sehen deren Reisegewohnheiten und Urlaubswünsche wirklich aus? Welche Tipps können alleinreisende Individualtouristinnen geben? Was sind die feministischen Hot Spots in den Metropolen dieser Welt? Und wo die lesbischen Sehnsuchtsorte? Und in welcher Tradition stehen reisende Frauen?
thema: reisen
Einmal um die Welt Nina Sedano hat alle Länder der Welt allein bereist und ist trotzdem noch lange nicht fertig. Vor neun Jahren hat die 45-jährige Deutsche ihren Job gekündigt, um fortan „Länder zu sammeln“ – Ende September kam sie aus ihrem 193. Land zurück. Mit Sylvia Köchl sprach sie über gute Vorbereitung, Toilettenkulturen und geschlechtsspezifische Kontaktprobleme.
an.schläge: Wenn eine Frau allein reist, denken viele eher an Gefahr bzw. enorm großen Mut oder gar an Leichtsinn statt an etwas Schönes und Interessantes. Kennen Sie diese Angstmache? Nina Sedano: Mir hat einmal zu Hause ein sehr ängstlicher Mann, der so gut wie nie verreist ist (u.a. wegen Flugangst), mit seinen fast krankhaften Ängsten vor einer langen Reise ein sehr mulmiges Gefühl bereitet. Das ist kurz darauf unterwegs in Osteuropa wieder verschwunden. Ich bereite mich aber sehr gut vor, informiere mich vorab über die politische Situation – die sich allerdings auch schlagartig ändern kann –, bin besonders vorsichtig in Afrika und dort fast nie nachts alleine unterwegs. In Guatemala wollte ich zum Beispiel mal um den Atitlan See ein Stück alleine laufen und die wunderschöne Landschaft genießen, nachdem ich vorher in Begleitung mit dem Pferd unterwegs war. Mein Begleiter riet mir wegen Überfällen davon ab. Ich war dankbar für diese Information und ließ es, wenn auch ungern, bleiben. Oder als ich diesen Sommer im Norden des Iraks war, sagten mir die Leute vor Ort, Mossul und Kirkük seien gefährlich, also bin ich da auch nicht hin. Aber jede/r kann zur falschen Zeit am falschen Ort sein, egal ob zu Hause oder sonst wo. Sie haben jetzt alle Länder der Welt bereist. Waren Sie immer allein unterwegs? Ja, ich habe inzwischen alle 193 von den Vereinten Nationen anerkannten Staaten bereist, bin aber noch lange
nicht fertig mit der Welt. Es gibt für mich noch viel zu sehen. Mein vorerst letztes Land war Turkmenistan. Es hat drei Unesco-Weltkulturerbe, die ich mir angeschaut habe. Dafür habe ich in sechs Tagen etwa 2000 km in Sammeltaxis und in ständiger Begleitung eines Reiseführers zurückgelegt. Und ja, ich bin immer allein unterwegs, allerdings gibt es Länder, nämlich zum Beispiel Nordkorea, Saudi Arabien, Jemen, Libyen und Algerien, die können nur in Gruppen bereist werden. Aber auch diese Reisen habe ich allein gebucht. Manchmal schließe ich mich vor Ort einer Gruppe an, damit ich mir nicht ein teures Auto allein mieten muss, z.B. in Namibia, der Mongolei oder in Alaska.
Orientieren Sie sich vor Ort an den dortigen Frauen, z.B. wie diese sich in der Öffentlichkeit bewegen? Suchen Sie den Kontakt mit einheimischen Frauen? Kontakt zu einheimischen Frauen zu bekommen, ist in vielen Ländern auch als Frau oft viel schwieriger als zu Männern. Besonders wenn wir keine gemeinsame sprachliche Verständigungsbasis finden und meine fließenden Sprachkenntnisse in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch sowie Grundkenntnisse in Russisch, Arabisch, Griechisch und Niederländisch eben nicht weiterhelfen. Zu oft haben die Frauen auch weniger Chancen auf Bildung, und dort, wo man den ersten Kontakt hat, sieht man in
Ich würde keiner Frau von irgendwelchen Destinationen abraten. Würden Sie Frauen von bestimmten Destinationen abraten – denn es ist ja unbestritten, dass alleinreisende selbstständige Frauen nicht überall auf der Welt gern gesehen sind? Ich würde keiner Frau von irgendwelchen Destinationen abraten, weil ich zum einen kein Land schlechtmachen möchte, und zum andern hätte mir auch niemand abraten können. Es muss jede selbst wissen, was sie sich zumuten kann. Es gibt überall auf der Welt immer freundliche, hilfsbereite wie unfreundliche, gefährliche Menschen – anderswo wie auch zu Hause. Ich würde natürlich nicht empfehlen, in ein Kriegsoder Krisengebiet zu reisen.
vielen Berufen nur Männer, z.B. als Bus- oder Taxifahrer. In Pakistan etwa wollte sich eine Frau im Zug mit mir unterhalten, doch sie konnte sich nicht mit mir verständigen. Ich verstand ihre Sprache leider nicht. Das tut mir immer sehr leid. Ein Fahrkartenkontrolleur verscheuchte sie und unterhielt sich stattdessen mit mir auf Englisch.
Wie haben Sie denn so viele Sprachen gelernt? Ich bin ausgebildete Bürokauffrau, eine weitere Prüfung als „Fremdsprachliche Korrespondentin“ habe ich dann zum Spaß Jahre später abgelegt. Ich bin Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 17
thema: reisen Hobby-Linguistin, mich interessierten Sprachen schon immer, und ich habe viele zuerst autodidaktisch und danach in Sprachkursen mit FreundInnen oder auf Reisen erlernt.
Links: www.toiletten-buch.de www.xing.com/profile/ Nina_Sedano http://mosttraveledpeople. com (Nina Sedano befindet sich aktuell auf Platz 70)
Ihr Buchprojekt „Toiletten dieser Welt“ zeigt ja ganz unglaubliche stille Örtchen! Wie hat sich dieses Buchprojekt entwickelt? Ich stelle mir vor, dass Frauen vielleicht eher als Männer einen Blick dafür haben bzw. es wichtig finden, wie die Klosetts beschaffen sind, auf die sie angewiesen sind ... Als Frau ist man leider viel eher auf eine Toilette angewiesen als Männer, die man in vielen Ländern überall hinpinkeln sieht. Aber die Idee zu einem Buchprojekt kam mir schon im Teenageralter, als mir meine Mutter das Foto einer ultragrausligen Toilette ohne Türen in Moskau vor die Nase hielt, die mir nur als Bild schon den Atem verschlug und den ersten Kulturschock auslöste. Ich fotografiere aber jetzt das, was nicht eklig, sondern eher witzig ist, wie Toilettengebäude, -schilder und -wegweiser. Im Buch gibt es auch viel Text zum
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Lachen und Staunen. Übrigens hat für mich eindeutig Wien die schönsten und interessantesten öffentlichen Toiletten!
Welche Rolle spielt die Monatshygiene? Decken Sie sich vor der Abreise immer mit allem ein, oder erforschen Sie sozusagen die „Menstruationskultur“ des jeweiligen Landes? Ich decke mich ein, auch wenn ich für mehrere Monate weg bin, einfach, weil es hier viel billiger ist. Und ich glaube, es reicht mir wirklich, die Toilettenkultur zu erforschen. Sie ist in unserer Kultur nämlich viel eher ein Tabuthema – ausgerechnet bei Frauen, da gehen Männer viel lockerer mit um. Die Menstruationskultur zu erforschen, auf so eine Idee bin ich noch nicht gekommen, obwohl ich mir auch diese Frage, wie so viele, schon gestellt habe. Da, wo es interessant wäre, ist es, wie schon erwähnt, eher ein sprachliches Problem. Wenn mich nicht alles täuscht, wurde mir aber mal erzählt, dass bei den Dogonen in Mali ein bestimmtes Haus für die Frauen vorgesehen ist, in dem sie sich aufhalten müssen, wenn es wieder so weit ist. Ob das stimmt, habe ich aber nicht nachgeprüft. Und
Frauen reisen allein – diese Erkenntnis ist nun auch bei Reiseführer-Verlagen angekommen. Kaum ein Guide kommt heute noch ohne eine entsprechende Rubrik aus. Und so gut und wichtig die Informationen mitunter sind, so unnötig sind sie an anderer Stelle. Ob frau nämlich auf Kuba tatsächlich keinesfalls ohne BH auf die Straße gehen oder in Puerto Rico auf öffentliches „Work-Out“ besser verzichten sollte, wie „Reise Know-how“ empfiehlt, darf durchaus angezweifelt werden. Schlimm sind auch extra Sprachreiseführer für Frauen, in denen es Standard-Sätze gibt wie „Wo ist das nächste Einkaufszentrum?“ oder „Wie viel kosten diese Schuhe?“ Die Klassiker unter den allgemeinen Tipps für die reiselustige Frau sind immer noch: züchtige
18 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
in Indien oder Nepal dürfen Frauen in keinen Hindu-Tempel, wenn sie ihre Monatsblutung haben. Meist steht das auch auf einem Schild davor.
Was haben Sie als Nächstes vor? Ich habe im Moment keine Reisen geplant, denn ich bin auf der Suche nach einem seriösen Verlag mit Humor für das Buch über die „Toiletten dieser Welt“ – es liegt fertig geschrieben auf meinem Computer. Das andere Buch, „Die Ländersammlerin“, schreibe ich gerade. Und danach hoffe ich, im deutschsprachigen Raum oder in diversen Hotels, Clubanlagen und auf Kreuzfahrtschiffen Lesungen und Vorträge über meine Vielreiserei halten zu können. l Nina Sedano (45) wurde in Frankfurt am Main geboren, wo sie auch lebt, wenn sie nicht auf Achse um den Globus ist.
Kleidung, kein Blickkontakt mit Männern, dunkle Gasse meiden. Reisen im Patriarchat ist sicher nicht einfach und Vorsicht allemal angebracht, nur gehen dabei einige frauenrelevante Themen und Informationen leider unter. So bleibt der Ratschlag, die „Pille danach“ in die Reiseapotheke zu packen, immer aus, obwohl diese in einigen Ländern extrem schwer oder gar nicht zu bekommen ist. Und wer unter den angegebenen Notrufnummern nach einem Frauennotruf sucht, wird erneut enttäuscht. Auch das Reisen für Schwangere wird kaum thematisiert. Schade eigentlich, denn Frauen sollten ja nicht nur erfahren, wie sie sexuellen Belästigungen aus dem Weg gehen können (was sowieso nicht nur beim Reisen relevant ist), sondern v.a., wie sich das Reisen so angenehm und interessant wie möglich gestalten lässt. leka
thema: reisen
„Du lernst zu vertrauen“ 2005 ist Inge Honisch zum ersten Mal allein auf die Reise gegangen und fand es wunderbar. Seither hat die heute 44-Jährige zahlreiche Länder bereist, und das Alleinreisen ist immer schöner geworden. Ein Interview von Gabi Horak
an.schläge: In welche Länder reist du am liebsten? Inge Honisch: Ich bin am liebsten in Südostasien unterwegs, weil diese Länder zum Reisen wunderbar sind als Frau allein. Ich hab mich dort nie fürchten müssen, die Menschen sind sehr freundlich, zugänglich und liebevoll, gerade in Burma beispielsweise. Es gab nie Situationen, in denen ich mich unwohl gefühlt habe. Ich war auch schon viel in Südamerika unterwegs – jedoch immer in Gruppen, denn da geht es viel rauer zu. Ich habe dort mit vielen alleinreisenden Frauen gesprochen, die sehr wohl von Überfällen berichtet haben, von Belästigungen durch Männer. Das hat mir fast jede alleinreisende Frau in Südamerika erzählt. Wenn du unterwegs Frauen triffst, reist du dann auch mal ein Stück gemeinsam? Ja. Ich treffe oft alleinreisende Frauen, mit denen ich dann einen Abend oder mehrere verbringe oder auch ein Stück gemeinsam reise. Ich habe aber auch junge Frauen getroffen, die wenig Geld hatten und deshalb nachts gereist sind und im Bus oder Zug geschlafen haben, um sich das Guest House zu ersparen. Das wollte ich nicht. Mir war es schon wichtig, zum Schlafen ein Zimmer zu haben. Wie war dein erstes Mal – deine erste Reise allein? Das war 2005 in Thailand. Da hat es schon einsame Momente gegeben, dann bin ich entweder zur Massage gegangen oder hab E-Mails geschrieben. Dieser Kontakt heim, zu FreundInnen, ist schon wichtig. Es war aber auch so schön, dass ich es immer wieder machen wollte – und es ist immer schöner geworden. Ich war dann einmal sieben Wochen allein unterwegs in Bali, Thailand und Laos.
Hast du dich vorher erkundigt, was du als alleinreisende Frau zu beachten hast, welche speziellen Herausforderungen auf dich zukommen könnten? Nein, nach dem ersten Mal weiß man ja, wie es geht. Man muss lernen, welchen Menschen man vertrauen kann, bzw. lernst du auch, jemandem zu vertrauen. Oder sich mit anderen Reisenden ein bisschen zusammenzutun, sich miteinander zu organisieren. Ich habe z.B. oft Touren gebucht und dabei sehr nette Menschen kennengelernt. Welche Erfahrungen mit Armut in Südostasien hast du gemacht? Wie gehst du damit um? Viele Indien-Reisende halten das gar nicht aus, ich hab aber schon gewusst, was auf mich zukommt. Indien polarisiert sehr und ist gleichzeitig die beste Reiseschule. In Thailand im klimatisierten Bus kommst du dir vergleichsweise vor wie eine Prinzessin. In Indien ist alles sehr intensiv, voller Düfte und Farben, aber gleichzeitig war es so dreckig,
re no o re es Clä tinn S
Mit 24 Jahren beginnt die 1901 geborene Cläreonore Stinnes ihre Karriere als Rennfahrerin, mit 26 beschließt sie, als erster Mensch überhaupt, die Welt mit dem Auto zu umrunden. Die abenteuerliche Reise beginnt 1927 in Frankfurt. Mit an Bord ihres neuen Adler Standard 6 mit 50 PS: Unmengen hartgekochte Eier und Munition, Kameramann Carl-Axel Söderström (den sie später heiratet) und zwei Mechaniker, die in Russland aufgeben. Kein
so voller Armut, mit der du ständig konfrontiert bist. Ich habe versucht, mich darauf einzustellen. Ich weiß auch, dass Armutsbekämpfung nichts damit zu tun hat, wenn du Einzelnen etwas Geld gibst. Es gibt Organisationen vor Ort, die unterstützt werden können, die dann wirklich helfen können.
Indien ist aber trotzdem für eine alleinreisende Frau möglich? Ja. Die Männer finden dich aber völlig dubios. Eine alleinreisende Europäerin finden sie eigentlich abartig. Das war das einzige Land, wo ich gelogen hab. Nach zwei Wochen habe ich gesagt, dass ich verheiratet bin und zwei Kinder habe – das hat mir die Reise sehr erleichtert. l
Inge Honisch ist Sozialarbeiterin, Schuldenberaterin und Aktivistin in der Salzburger Armutskonferenz.
Wunder: Bei minus 53 Grad geht die Reise über den vereisten Baikalsee, und bei plus 54 Grad fahren sie durch Bagdad. Söderström notiert: „Fräulein Stinnes muss aus Stahl sein.“ Bei ihrer Rückkehr 1929 ist Stinnes ein Star. Die Pionierin stirbt 1990 in Schweden. Regisseurin Erica von Moeller verfilmte „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ 2009 mit Sandra Hüller in der Hauptrolle. Eine Ausstellung im Frauenmuseum Wiesbaden zeigt bis 1. März 2012 Aufnahmen der Expedition und Exponate der Reise. fis www.frauenmuseum-wiesbaden.de
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thema: reisen
Queer-feminist Cityguide Lieblingsorte von an.schläge & friends
BUENOS AIRES/ARGENTINIEN Die Stadtviertel Palermo und Almagro: Almagro gilt mit seinen vielen kleinen Theatern und Bars bisher noch als Geheimtipp in Buenos Aires. Unbedingt im El Bandarin (Guardia Vieja 3601) mit seinem Liebhabercharme einer Tango- und Sportbar vorbeischauen. Palermo ist zwar deutlich touristischer, dafür in zwei Punkten unschlagbar: die queere Clubszene und die vielen Klamottenläden junger DesignerInnen. Die Bach Bar (Cabrera 4390) für Lesben, Queers und andere ist besonders wegen ihrer witzigen Transformist Shows und der netten Leute einen Besuch wert. Pflichttermin im Dezember ist das Destravarte Festival mit seinem vielseitigen Programm aus Theater, Bildender Kunst, Filmen und Podiumsdiskussionen rund um das Thema Transgender. Das bleibt aber alles unter uns! Daphne Ebner
NASHVILL E/USA If anyone sh ould ever vi sit the redn Tennessee th eck state ey have to go to Nashville for a honky and look tonk-bar whe re some fem waiting for ale singer a big break will perform And for lesb . ians/queers: They have th sa-lila villa eir own rowhich is call ed the lipst (www.thelips ick lounge! ticklounge.c om) It is a by two iden bar owned tical dykes th at used to There hang be lovers. s an enormou s oilpainting on the wall of the two and they us ually hang of it. Fabulou out in front s!! Please go on "karaokeSince Nashv night". ille is for si nger/songwri Hollywood ters what is for actres ses, open m karaoke is a ic night or must! Denic e
EN n, Kunsthandwer VALENCIA/SPANI nen, Künstlerinne rin ne sig iDe iel : er da „S Serielimita auf der Plattform tive Frauen sind . kerinnen und krea l“) gut aufgehoben chränkte Stückzah es „b e: d wi un l vie en mitada“ (so oduzieren, Ausstell dort Platz zum Pr na: Demnächst wird es Festival de la Lu rielimitada.net). .se ww (w ngn La be ge he Verkaufen r eine Woc na-Filmfestival fü Lu im be i d be sin r en be Im Septem sehen, die jen ren Inhalten zu ee qu t ch mi bis es me fil „L und Kurz „Teddy“ oder den ien, dem Berliner n (www. he ste ch na „identities“ in W s ht urg“ um nic mb Ha n l ge ta lm Fi Schwulen Dirección Genera Biblioteca de la La ). t rg ite a.o be un ar lal mmelt, be festivalde liche Bibliothek sa nt fe öf e t es ch Di hle : sc er de la Muj auen und Ge zu den Themen Fr r tu ra te als Li g t iti ite ze re und verb finiert sich gleich ärer Sicht und de ml). aus interdisziplin a.es/dgm2/tdgm.ht en (www.begv.gv au Fr r dilfü l ica iel „P ez Raum sp ub“, dem im „47 Social Cl Ob : cia e len liv ve Va oo es Grooveliv cations des Gr “ – die in den Lo a3 „L r o de sc n Di r ste de ly“ oder n zu den be eeren Partys zähle qu n te lte ta ns ra Teams ve am Bromundt velives.com). Mirj Stadt (www.groo
SEOUL/KOREA Bar W: Während die Gay & Drag-Lokale der Stadt v.a. am „Homo Hill“ in Itaewon angesiedelt sind, finden sich die lesbisch-queeren Bars und Clubs vorwiegend im quirligen Studi- und Ausgehviertel von Hongdae. In der schnieken Ladies-only-Venue „Bar W“ werden hochprozentige Mixgetränke serviert – mit anregenden Namen wie „Soft Butch“ und „Fantastic Foreplay“. International Women’s Film Festival (IWFF): Jedes Jahr präsentiert das Festival aktuelle Werke von Filmemacher_innen aus ganz Asien, in unterschiedlichen Programmschienen wie „New Currents“, „Asian Spectrum“ und „Queer Rainbow“. Auf der Agenda steht u.a. die Vernetzung zwischen der lokalen und internationalen feministischen Film-Community, in Seoul befindet sich auch das Headquarter des vom IWFF gegründeten Network of Asian Women’s Film Festival (www.wffis. or.kr). Vina Yun
ISTANBUL/TÜRKEI Tanzen & Trinken: Gizli Bahce (sehr nette Bar am Dach, viele Queers & Feminist_innen präsent, auch unter den Angestellten, manchmal super tanzbare Musik, aber das Bier ist recht teuer). Peyote (drei Floors unterschiedliche müzik: 1. Stock Indie, 2. Stock concert zone und eine „Postrock“-Terasse). The Machine (ein kleiner, netter Elektroschuppen, in dem es sich fein bis in die Morgenstunden tanzen lässt – sexistische Momente bei dem Gedränge leider nicht ganz ausgeschlossen); W, Kiki, Küçük otto, Leyla teras (Life-Musik, auch mal traditionell türkisch); Asmaalti (unsere Lieblingsbar für die ersten Biere oder die ganze Nacht, nicht zu teuer, auch nicht aufregend, sehr liebes Personal, und unsere queer-feministischen Freund_innen kommen eigentlich alle hierher). Alle diese Tipps sind in Europa, meist nahe an Taxim, dem Puls der Stadt. Auf der asiatischen Seite empfehlen wir v.a. Kadiköy, da ist es nachts recht entspannt, und es lässt sich die Bar-Straße abklappern. Im Istanbul Modern ist noch bis 22. Jänner Dream and Reality. Modern and contemporary women artists from turkey zu sehen. Am 11.11. hat die Ausstellung/Intervention Trans Onurlu ve Turkiyeli / Proudly Transgender in Turkey eröffnet (http://transonurluveturkiyeli.tumblr.com). Gözde Ariel Callich & Hannah-Lisa Kunyik
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thema: reisen PARIS/FRANKR EICH gals rock – A shop dedicated to female rock culture. Ein Sh coole Klamotten un op für Musik (vinyl+ d persönliche Tref cd+dvd), fe n mit Musiker_innen von Electrelane let wie zum Beispiel zten Juli, als sie mi t jenen ta gs zu vor „am Strand“ Villette gespielt ha des Clubs Glazar ben (17, rue Henr t bei la y M on nier, http://galsroc Troisième Lieu – kparis.blogspot.com La cantine des Gi ne ). Le tte s ar mées (Bar, Café, Nur wenige Schritt Cantine, Discothè e hinter dem Cent qu e) re : Po mp Kurzbesuch in Pa idou gelegen DIE ris unbedingt auf Bar, wo frau bei ein ein en em Ap éro, Snack oder zu en sollte (62, ru m Abtanzen vorbeis e Quincampoix, ww chauw.myspace.com/let bouche – DIE Bu roisiemelieu). Le chhandlung im M s m ot s ar à la ais , LG TB Viertel und alt Paris: viel Mode, es jüdisches Vierte Design, Bars und ge l fil von te Fi sch (6, rue Sainte www.motsbouche.c Croix de la Breton om). Violette an ne d rie, Co . – la librairie des fil qués: meine bevo les et des garçon rzugte Buchhand s lun m g anmi t Ausstellungen, Le und natürlich vie len tollen Bücher sungen, Schreibat n, eli ab er er s au in einem wunderba ch DVDs, CDs, TShirts und Postk r bunten Arrondiss ar me te n nt von Paris unweit Charonne, www.vio der Bastille (102 letteandco.com/li , rue de brairie). Chéries-C lesbiens, trans & héris – Festival de ++++ de Paris: Se fil m s gays, it dr ei Jahren nennt sich de films gays et les das ehemalige Fe bien nun Chéries-C stival hé ris . erlebte im vergan Das älteste LGTB genen Oktober se -Filmfestival von in Pa e ris 17 . Ausgabe und finde des Images“, Kino t alljährlich im „F und Filmarchiv im or um He rz en Markthallen, Les von Paris, statt (a Halles, porte Saint m Ort der ehemali -Eustache). Als ich gen es vor allem Samm es 1999 kennenler elpunkt der Solar nt e, sc ium hie n -g eb räunten Schwulen Marais zu sein, mi ttlerweile hat sich aus dem naheliege ab nd er en die queer-lesbische Di Festivalprogramm versifizierung sowo als auch im Publi hl im kum durchgesetzt frankophile Filmbe … daher sehr zu geisterte (http://ch empfehlen für eries-cheris.com/ind ex.html). Karolin e Feyertag ws/ nl/nieu rdam. e t mis e F m .coca . l w E m w D t h w N LA am. tippe. be/, w.xan msterd IEDER tartpagina. a w N / w k ( n M i Gay ERDA l-en-p isch.s mited lijk – o r AMST : http://lesb pink-istanbu ntippe Unli V : Bar äft tes /290– Xa gesch Bars: h m c a y U Websi d u a X r B G e u). w.prihes -amst chäft: olijk.n 9, ww esbisc r 0 v L 60-coc s Buchges . 1 l w u t w (w traa chw http:// he (Spuis 119, Store ml). S t nistisc r t h . D a a x a V B e r sst c.eu). tte d D 4/ind .barar (Eland ok an ehr ne w o s nl/102 é B w f r a w e n c b Festiay 44, e, a esbia Film raat ixed g t mischt and L s m e r s g e r – d a e n e rdam rsdw rein , ein Transg n – Amste , Saa egulie PRIK ) l R m ( n a . d e m r c ag piano Ar ste erda Filmd isa Ap – Am kamst ), De e L n z . e n o ) / l e R o n e f cr ), en. n.in TranS ss.com lmdag saarei .rozefi ordpre ivals: t w w . s w n e f e w ( Film anscre stival ttp://tr ilm Fe F n a val (h i sb nd Le Gay a
BUDAPEST /UNGARN Kino & Kon zerte im Caf é Vis Major Eklektika is (www.vismaj t ein nettes or.hu). L okal, das ge nen besucht rne von Fem wird (www.e in istinklektika.hu) Community . Für die lesb organisiert is che di e Crew von und Partys Csajka Sport (www.csajk ev en ts a. hu). Labrisz sich für Rec wiederum se hte und Ant tz id t iskriminieru (www.labrisz ng von Lesbe .hu). Im Info n ei n laden Morz revolutionär e sind LGBT e Feministinn s und en immer w morzeinfosh illkommen (w op.blogspot. ww. co m) Lina Wal Pétér Lorin de mit Dan cz k an
CHICAGO/U SA The neighb ourhood A ndersonville not only th is e Little Sw eden of Chi but also kn ca go , own as "dyk estown". Gre neighbourhoo at d with cafés, bars, feminis bookstores t and the clot hingstore D = Dykes in th IT C + e City. Thoug h pretty "mal orientated" e Boystown in Chicago is al worth visiti so ng. (Boystow n = Chicago Castro; fyi: s Castro is th e most fam "gaybourhood ou s " in the wor ld.) Denice
SAN FRANCISCO/USA Dolores Park: A park where everybody hangs out. Especially recommendable during pride week. The Lexington: queer/ dyke bar. Classic. San Francisco’s Marea Alta. Valencia: a street with great food, bookstores, 2nd hand clothing. Famous from Michelle Tea’s book with the same name. Mission Street: cooler and much, much cheaper clothes/thrift stores than Valencia (thrift store = second hand). The whole Mission District is so much more exciting than Castro or The Haights (famous as being the "hippie district.")Denice
IKO streamige Lokale. MEXICO DF/MEX erdings eher main all , ige ein : sa assenhochzeit am Stadtteil Zona Ro parade und die M en og nb ge UltRe e ch mbia Queers und Events: die jährli Konzerte der Ku die g: ida lun Fr eh : pf d. Außerdem Valentinstag. Em gerade in DF sin sie nn we t es n, gib ue rt r Juana – do ra Sonicas anscha idad Claustro So rs ive Un cdio die d ra :// Un dio (http Kahlo Museum! und ein queeres Ra en ng ltu sta an er auch viele Queer-V m/). Gini Müller queer.blogspot.co
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thema: reisen
Mobil und emanzipiert?
1 Lydia Potts: Einleitung: Reisendinnen überschreiten die Grenzen Europas – eine Spurensuche. In: Dies. (Hg.): Aufbruch und Abenteuer. Frauen-Reisen um die Welt ab 1785. Berlin 1988, S. 8–19, hier S. 19. 2 Julia Keay: Mehr Mut als Kleider im Gepäck. Frauen reisen im 19. Jahrhundert durch die Welt. Geschichten von weiblicher Entdeckerfreude und Abenteuerlust jenseits aller Konventionen. Bern u.a. 1991, S. 7. 3 Susanne Härtel/Magdalena Köster: Vorwort. In: Dies. (Hg.): Die Reisen der Frauen. Lebensgeschichten von Frauen aus drei Jahrhunderten. Weinheim/Basel 1994, S. 7–10, hier S. 9. 4 Vgl. Ulla Siebert: Frauenreiseforschung als Kulturkritik. In: Jedamski, Doris et al. (Hg.): „Und tät’ das Reisen wählen!“ Frauenreisen – Reisefrauen. Zürich/ Dortmund 1994, S.148–173, hier S. 152ff. 5 Anna Pytlik: Die schöne Fremde – Frauen entdecken die Welt. Ausstellungskatalog Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart 1991, S. 14. 6 Sandra Harding: Feministische Wissenschaftstheorie. Zum Verhältnis von Wissenschaft und sozialem Geschlecht. Hamburg 1999, S. 29.
Bild: eksay/123rf
Heldinnen, Ausnahmefrauen und „Proto-Feministinnen“? Zur Repräsentation und Rezeption historischer reisender Europäerinnen. Von Gabriele Habinger
„Einen Kampf gegen das Frauenbild ihrer Zeit, überhaupt gegen die Reduzierung aller Frauen auf ein ausschließliches Dasein als Mutter, Haus- und Ehefrau haben alle Reisendinnen geführt.“1 So charakterisiert Lydia Potts im Vorwort zu ihrem Sammelband mit dem symptomatischen Titel „Aufbruch und Abenteuer“ reisende Europäerinnen vergangener Jahrhunderte. Auch Julia Keay bemüht in ihrem Buch ähnliche Vorstellungen, alle sieben von ihr dargestellten weiblichen Reisende des Viktorianischen Zeitalters seien „Individualistinnen par excellence“ gewesen. Und sie seien „beseelt“ gewesen „vom Drang nach Freiheit und vom Wunsch, den erstickenden Einschränkungen, denen Frauen ihrer Zeit in Europa unterworfen waren, zu entfliehen“.2 Große Versprechungen. Die Reise wird hier als Aufbegehren gegen soziale Restriktionen, gegen die normativen Vorgaben des bürgerlichen Weiblichkeitsideals gewertet, in einer Epoche, in der weibliche Bewegungsfreiheit und weibliche
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Lebensentwürfe vehement beschränkt wurden. Metaphern wie „Aufbruch“, „Ausbruch“, „Grenzüberschreitung“ und auch „Abenteuer“ sind dabei zentral. So lesen wir im Vorwort der von Susanne Härtel und Magdalena Köster herausgegebenen Anthologie über zehn historische „Globetrotterinnen“, jede dieser Frauen habe „auf ihre Art ein außergewöhnliches Leben geführt“, ihnen allen wird „Mut zum Anderssein“, „kreative Unruhe“ und „Lust am Abenteuer“ attestiert.3 Damit werden diese historischen Figuren aber nicht nur idealisiert. Hinweise auf ihre „Individualität“, ihren Mut und ihre Durchsetzungskraft und die von ihnen erbrachten Leistungen sollen zusätzlich den emanzipativen Gehalt jeder „Frauenreise“ versinnbildlichen. Emanzipation und Reise werden stillschweigend oder explizit gleichgesetzt.4 So meint Anna Pytlik, „Reisen versprachen den Frauen im 19. Jahrhundert Emanzipation und Befreiung.“5 Für die frühe Phase der Auseinandersetzung mit der Geschichte weiblicher Reisender etwa ab den 1980er Jahren
scheint dies verständlich. Auch in der Frauenreiseforschung standen zunächst Projekte im Mittelpunkt, wie sie Sandra Harding für die feministische Wissenschaft allgemein festhält: die Suche nach „Großen Frauen“, die den jeweiligen „fachspezifischen Kanon“ um bedeutende weibliche Persönlichkeiten ergänzen, die Sichtbarmachung des Beitrags der Frauen zur kulturellen Entwicklung und der„verdrängten“ Geschichte von Frauen, um die androzentrische wissenschaftliche Sichtweise zu korrigieren.6 Nicht zuletzt ging es in den fast ausschließlich von Frauen verfassten Publikationen darum, Frauen als handelnde Subjekte der Geschichte sichtbar zu machen, um positive weibliche Identifikationsfiguren zur Verfügung zu stellen. Mobil und frei? Die Tatsache, dass die Rezeption historischer Frauenreisen durch Wissenschaftlerinnen vor allem durch einen „Emanzipationsdiskurs“ geprägt war, veranlasste Sara Mills zu der kritischen Äußerung, dass es durch geschickte Auswahl von Zitaten und Er-
thema: reisen eignissen der Lebensgeschichte europäischer Reiseschriftstellerinnen möglich sei, „to depict these writers and their narrative figures as proto-feminists who live up to the titles ‚indominable‘ and ‚eccentric‘“. Und sie konstatiert, dass ein Großteil dieser Analysen in die Kategorie eines „proto-feminist reading“ falle, wobei sich – so Mills – anhand ein und derselben Autorin gegensätzliche Positionen nachweisen ließen, während Reisetexte, die sich nicht in dieses Muster einpassen lassen, unberücksichtigt blieben.7 Die Hypothese, die Mobilität hätte weibliche Emanzipation befördert, sollte nicht zuletzt anhand der Aussagen und Selbstzeugnisse der Reiseschriftstellerinnen verifiziert werden. Keineswegs alle von ihnen teilten die Anliegen der Frauenbewegung, wie etwa die Wienerin Ida Pfeiffer (1797–1858), die um die Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere ausgedehnte Fernreisen unternahm: Sie verstand sich selbst keineswegs als Vertreterin einer weiblichen Emanzipation und vertrat auch nicht die Meinung, dass sich Frauen vom damals gültigen Rollenideal emanzipieren sollten, wie sie in einem ihrer Reiseberichte festhält.8 Die britische Orientreisende Gertrude Bell (1868– 1926) befand sich 1908 gar unter den Gründungsmitgliedern der „Women’s National Anti-Suffrage League“, die sich gegen die Einführung des Frauenstimmrechts aussprach. Vertrat sie doch die Meinung, dass talentierte, gebildete Frauen wie sie – gemeint sind jene aus privilegierten Gesellschaftsschichten – auch ohne Wahlrecht bereits eine Menge erreichen konnten.9 Andere Reisende des 19. Jahrhunderts wiederum sahen sich selbst sehr wohl als Verfechterinnen einer weiblichen Emanzipation, etwa die deutsche Schriftstellerin Ida Hahn-Hahn (1805–1880), die sich in ihren Romanen und Reiseberichten für eine Befreiung der Frauen vom Ehediktat einsetzte und gegen die benachteiligte gesellschaftliche Stellung der (europäischen) Frau aussprach. In ihren „Orientalischen Briefen“, erschienen 1844, kommt jedoch auch ihre rassistische Haltung deutlich zum Ausdruck.10 Hier ist also durchaus eine „intersektionelle Lesart“ angebracht, die unterschiedliche soziale Differenzierungen berücksichtigt.
Wie diese Beispiele zeigen, sind die Selbstrepräsentationen dieser Frauen in der Rezeption unbedingt zu berücksichtigen. Wobei die Erweiterung des individuellen „Erfahrungsraums“ durchaus emanzipatorisches Potenzial in sich bergen kann. So fand die „politische Radikalisierung“ der französischen Frauenrechtlerin Flora Tristan (1803– 1844) während ihrer Reise nach Peru statt, wo sie nicht zuletzt die sozialen Missstände der kolonialen Gesellschaft und die Sklaverei kritisierte, für deren Abschaffung sie ebenso wie für die Emanzipation der Frau eintrat.11 Rassismus im Gepäck. Die Vorstellung, Frauen wollten durch ihre Reisen aus gesellschaftlichen Beschränkungen ausbrechen, wird häufig auch in neueren, meist allerdings populären
Vor allem wenn es darum geht aufzuzeigen, in welche entlegenen Regionen die Frauen „vorgedrungen“ seien, findet sich eine Tendenz zu ihrer „Heroisierung“, häufig verknüpft mit der Aufzählung von Superlativen bezüglich ihrer Leistungen. Sie werden als „Ausnahmefrauen“ stilisiert, es ist die Rede von „außergewöhnlichen Charakteren“ jenseits des Alltäglichen. Das erscheint insofern problematisch, als ein Großteil dieser Reisen in einer Phase stattfand, die maßgeblich von der kolonialen Aneignung außereuropäischer Regionen geprägt war. Tatsächlich lässt sich zeigen, dass reisende Europäerinnen durchaus bemüht waren, sich einen Platz in der westlichen Entdeckungsgeschichte zu sichern; sie brachen ebenso ungeniert in fremde Lebenswelten ein wie ihre männlichen Kollegen, eigne-
Reisende Europäerinnen brachen ebenso ungeniert in fremde Lebenswelten ein wie ihre männlichen Kollegen. Publikationen historischer Frauenreisen heraufbeschworen. So schreibt Barbara Hodgson in ihrem Buch mit dem programmatischen Titel „Die Wüste atmet Freiheit“: „Eine Orientreise bot einer Frau die Möglichkeit, den Konventionen zu entfliehen und Bildungslücken zu schließen. Zugleich machte sie die Erfahrung, dass sie mit ihrem dürftigen Wissen gegenüber den Orientalinnen, die von allem Unterricht ferngehalten wurden, geradezu gelehrt wirkte …“12 Mit letzterer Aussage erfolgt gleichzeitig – auf der Folie der Abwertung der orientalischen Frauen – die Aufwertung der Position der europäischen/westlichen/weißen Frau. Diese dichotome Gegenüberstellung zwischen „uns“ und „den Anderen“ in Form einer Hierarchisierung ist nicht nur eine gängige Strategie in kolonialen bzw. orientalisierenden Diskursen. Diese Position, die häufig auch im feministischen Diskurs zu finden ist und die Birgit Rommelspacher als „hegemoniale Weiblichkeiten“ bezeichnet hat, geht einher mit einer Auslagerung bzw. Ethnisierung der Geschlechterdifferenz der westlichen Gesellschaft und wird aufgrund ihrer „entlastenden“ Wirkung auch gerne von westlichen Männern unterstützt.13
ten sich diese Räume auch gegen den Willen der dort lebenden Menschen an und stützten rassistische und koloniale Vorstellungen und Diskurse, zu deren Verbreitung sie nicht zuletzt durch ihre Reisepublikationen beitrugen.14 Diese Erkenntnisse haben, ausgehend vom englischsprachigen Raum, in der jüngeren Vergangenheit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Beteiligung reisender Europäerinnen am kolonialen Projekt und der entsprechenden diskursiven Praxis geführt. Zumindest in der wissenschaftlichen (feministischen) Diskussion gilt die stillschweigende Gleichsetzung von Emanzipation und Reise und die damit verknüpfte „Heroisierung“ und einseitige Idealisierung reisender Frauen mittlerweile als obsolet und hat einer differenzierteren Betrachtungsweise Platz gemacht. l
7 Sara Mills: Discourses of Difference. An Analysis of Women’s Travel Writing. London/New York 1991, S. 4. 8 Vgl. etwa ihre Aussagen in einem Reisebericht, Pfeiffer 1856, Teil 4: 133ff.; vgl. auch Habinger 2006, S. 120f. 9 Vgl. z.B. Susan Goodman: Gertrude Bell, Leamington Spa u.a. 1985, S. 44ff., bes. S. 49. 10 Vgl. Habinger 2006, S. 264f. 11 Vgl. Brigitte Fuchs: „Rasse“, „Volk“, Geschlecht. Anthropologische Diskurse in Österreich 1850–1960. Frankfurt/New York 2002, S. 73. 12 Barbara Hodgson: Die Wüste atmet Freiheit. Reisende Frauen im Orient 1717 bis 1930. Hildesheim 2006, S. 3. 13 Birgit Rommelspacher: Hegemoniale Weiblichkeiten. In: Isop, Utta et al. (Hg.). Spielregeln der Gewalt. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Friedensund Geschlechterforschung. Bielefeld 2009, S. 171–184. 14 Vgl. Habinger 2006, S. 214ff.
Gabriele Habinger hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte reisender Europäerinnen herausgegeben und verfasst, zuletzt: Ida Pfeiffer: „Wir leben nach Matrosenweise“. Briefe einer Weltreisenden des 19. Jahrhunderts (Wien 2008). Sie ist freie Wissenschaftlerin und lehrt an mehreren österreichischen Universitäten.
Ausführlich werden die Themen dieses Artikels dargelegt in: Gabriele Habinger: Frauen reisen in die Fremde. Diskurse und Repräsentationen von reisenden Europäerinnen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Wien 2006
Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 23
thema: reisen
Wohin? Und wieso? Reisen 2011: Kommunistisches Indien, konzertiges Ljubljana, heißes Isreal mit Tel Aviv, Tiroler Berg, burgenländische Hügel, regnerisches Berlin, sandige Adria, Kärntner Forstsee, Nationalparkwandern. Also heuer eh schon die ganze Zeit unterwegs gewesen. Und dann doch noch einmal nach Skala Erresou, Lesbos. Für die, die heuer nicht da waren: Das Agua heißt jetzt Roots, neu ist das Belleville, Joannis und Gabi kochen nach wie vor sehr lecker. Das Antiopi heißt nimmer so, hat aber jetzt eine bunte Fassade. Schildkröten gibt es irgendwie weniger, aber größer sind sie. Der Spielplatz wirkt verlassen, wie eh und je. Insgesamt soll die Saison schlecht gewesen sein, das Festival war aber so gut besucht wie noch nie. Und im nächsten Jahr wird es auch ein Festival im Frühling geben.
1 www.zeit.de/2010/11/Reisen-Lesben; Agentur Publicom 2 www.wwoof.org Links: www.sapphotravel.com www.pinktours.de www.travelsisters.de www.lilareisen.de www.pinkcloud.ch www.vagaytion.info www.queer-travel.net www.8seasons4women.de/ seiten/sommertraum.html www.gaylestravel.de/index. php?main=pressetexte www.gayreisen.de www.dinahshoreweekend.com
Sehnsuchtsort Skala Erresou. Für die, die mit diesen Informationen (noch) nichts anfangen können: Skala Erresou ist ein kleiner, malerischer Ort auf der Insel Lesbos mit 50 EinwohnerInnen im Winter und mehr als 3.000 vollen Betten im Sommer. Gut, malerisch ist der Ort vielleicht nicht wirklich, aber dennoch bekannt, denn Sappho, die antike griechische Dichterin, soll hier geboren worden sein und ihre „homosexuellen, frauenverehrenden“ Gedichte geschrieben haben. Seit den 1970er Jahren ist Skala Erresou ein lesbischer Urlaubsort wie kein anderer, ein lesbischer Sehnsuchtsort mit vielen Freiheiten. Besonders viel los ist in Skala Erresou, wenn das International Erresos Women’s Festival stattfindet. Ganz glücklich waren und sind so manche Einheimische mit den lesbischen Touristinnen nicht. Oben genannter Spielplatz war früher ein berüchtigter Campingplatz, hauptsächlich natürlich von (lesbischen?) Frauen besucht. Um
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Moral und Sitten nicht zu gefährden, wurde er geschlossen und dort stattdessen ein kaum genutzer Kinderspielplatz errichtet. Gecampt wird aber trotzdem noch. Kurios ging es auch 2008 zu, da beantragten nämlich drei InselbewohnerInnen eine einstweilige Verfügung gegen die Verwendung der Begriffe Lesbe und lesbisch von (ähm) Lesben, weil dies für ihre Heimat beschämend sei. In einem Artikel der „Zeit“ vom März 2010 wird eine Studie zu lesbischschwulem Reisen zitiert.1 Dieser Studie zufolge sind Lesben und Schwule überdurchschnittlich viel und gerne unterwegs, bevorzugen Kurz- und Städtereisen und steigen lieber ins Flugzeug als ins Auto. Beide Gruppen geben mehr aus als Heterosexuelle, doch während es bei Schwulen für eine längere Reise im Schnitt 1.550 Euro sind, beträgt der Durchschnittsbetrag bei Lesben nur 1.277 Euro. Diskriminierungen wollen Homosexuelle nicht ausgesetzt werden und meiden deshalb gewisse Länder, so die Studie. Na ja, klar alles. Aber wo fahren Lesben hin und wieso fahren sie dort hin? Was macht Lesbos nun so lesbisch? Und warum ist Skala Erresou das attraktivste Reiseziel von Lesben? Was unterscheidet den Ort von anderen? Lesbenreisen zu Heteropreisen. In den letzten Jahren haben sich einige ReiseveranstalterInnen der lesbischen Reisenden angenommen: Sapphotravel (Wendy und Joanna!) agiert von Lesbos aus, Lila Reisen verkauft Lesbenreisen zu Heteropreisen, Pink Tours hat alles für die schwulen und lesbischen Reise
Bild: Doris Dubois/123 rf
Lesbisch reisen: Von Tirol nach Tel Aviv und schließlich doch wieder nach Lesbos. Von Jenny Unger
hungrigen, Travelsisters organisiert Reisen von Frauen für Frauen mit einem besonderen Augenmerk auf lesbenfreundliche Reiseziele. Es gibt Gay audits für gayfriendly-Zertifikate, die etwa an Übernachtungsbetriebe vergeben werden. Die Reisebranche lässt sich viel einfallen, um an die 1.277 Euro zu kommen. Selbst das Auswärtige Amt in Deutschland gibt Reiseempfehlungen und Sicherheitshinweise für „homosexuelle“ Reisende. Grundsätzlich fahren Lesben, sofern sie reisen dürfen und können, überall hin. Sie folgen ihren Hobbys, ihren Freund_innen, ihren Interessen. Und manchmal fahren sie nach Lesbos, nach Brighton, nach Berlin und London. Nach San Francisco, New York und zur Dinah Shore. Nach Israel und Brasilien – diese beiden Länder werben übrigens eigens für lesbische und schwule KundInnenschaft. Und manchmal hinterfragen sie diese ganze Reiserei hoffentlich und gehen wieder WWOOFen.2 No Border. Ein kurzer Nachtrag zum Sehnsuchts- und Freiheitsort Lesbos: Das No-Border-Camp 2009 und die Kamera im Flüchtlingslager Pagani haben 2009 zur Schließung des Lagers geführt. Die Flüchtlinge und die menschenunwürdigen Internierungen gibt es trotzdem noch. Und wenn nicht da, dann auf Chios, Samos oder Kos. No Border. l
an.sprüche
Vulvo-whatia? Vulvodynie bedeutet „schmerzende Vulva“. Handelt es sich bei dem neuen Frauenleiden um eine Pathologisierung oder um das längst überfällige Ernstnehmen von Beschwerden? Sylvia Groth, Felice Gallé und Eva Thurner diskutieren.
Illustration: Bianca Tschaikner
Vulvo-whatia?, fragt Carrie Bradshaw in „Sex and the City“. Der Begriff Vulvodynie ist tatsächlich weitgehend unbekannt. Alle paar Jahre kommt eine Frau mit der Diagnose Vulvodynie ins Grazer Frauengesundheitszentrum zur Beratung, und jede Einzelne bringt ihre ganz eigene Geschichte mit. Dies wahrzunehmen ist ebenso wichtig, wie ihre Schmerzen ernst zu nehmen. Dazu gehört auch Achtsamkeit dafür, ob die Beschwerden Folgen von Gewalterfahrungen sein könnten. Dann wird die Frau die für sie passende Unterstützung vielleicht bei PsychotherapeutInnen finden. Ebenso gilt es, behutsam den Fragen nachzugehen, ob die Frau in einer Partnerschaft lebt und eventuell Probleme damit wahrnimmt, und ob eine Sexualtherapie hilfreich wäre. Es ist aber falsch, Vulvodynie generell als seelisches Problem zu sehen. Dies war auch einer der Hauptkritikpunkte der US-amerikanischen National Vulvodynia Association an der „Sex and the City“-Episode. Charlotte bekommt darin zu der Diagnose ein Antidepressivum als Therapie. „It is not for you, it is for your vagina!“, erklärt ihr die Gynäkologin (als wären das Ich und die Vagina zwei verschiedene Personen). Worauf die Freundinnen eine Selbsterkundung mit dem Handspiegel empfehlen. Um herauszufinden, was ihnen helfen kann, brauchen Frauen verlässliche, unabhängige Information. Gerade das Wissen um die eigene Sexualität und die eigene Körpergeschichte ist wichtig. Zahlreiche Mädchen, die glauben, alles über Analsex und Gangbang zu wissen, haben keine Vorstellung, wie sie selbst an der Vulva und in der Vagina aussehen, ja haben noch nicht einmal Worte für sich gefunden. Qualitätsvolle, geschlechtergerechte Sexualpädagogik schützt. Nicht zuletzt vor schmerzhafter Scham. Frauen, die wissen, dass ihre Vulva, besonders aber ihre Klitoris, von einem höchst empfindlichen, nervenreichen Gewebe durchzogen ist, verstehen, dass hier neben Lust mitunter auch Schmerzen spürbar werden. Und sie können darüber sprechen, statt in dem Gefühl „Mit mir stimmt etwas nicht!“ zu verstummen. l
Gleichzeitig mit einer neuen Aufmerksamkeit für das Schönmachen der Vulva entsteht ein neuer Krankheitsbegriff: „Vulvodynie“, was so viel heißt wie „schmerzende Vulva“. Es ist also keine Diagnose. Viele Arten von Symptomen sind unter diesem Begriff zusammengefasst, die in erster Linie die Gefäße (Klitoris), die Haut, Drüsen und das Nervengewebe betreffen. Bisher wurde das weibliche Genitale hauptsächlich in Bezug auf die Reproduktion beforscht. Es ist also zu begrüßen, dass Symptome, die mit den sexuellen Funktionen zu tun haben, einen Namen bekommen und somit ernst genommen werden. Gleichzeitig findet jedoch eine Pathologisierung statt. Neben den manifesten Entzündungen oder Hormonmangelzuständen, die diese Beschwerden auslösen können, sind es nämlich oft psychosomatische Ursachen. Was assoziieren wir mit „Vulva“? Scham, Macht, Geburt, Verschlingen, Verletzbarkeit, Eingang zur Höhle, Fischgeruch, Ausfluss, Menstruation, Intimrasur, Labienkorrektur, unwiderstehliche Anziehungskraft, sexuelle Lust, … Lust? Lust! – unter erschwerten Bedingungen. Schmerz kann ein Versuch sein, sich Körperteile „zurückzuholen“. Es gibt das Wort „Lustschmerz“. Natürlich ist das ein Umweg, es kann auch eine Sackgasse sein, dennoch ist es eine Art der Wieder-Aneignung. Da Nein zu sagen, wo es mit Worten sonst nicht möglich wäre, eine Grenze zu setzen, wo sonst keine respektiert würde, eine „andere“ liebevolle Beschäftigung mit diesem Teil des Körpers, und leider manchmal eine andere Form der Qual zu finden. Wir sind nicht aufgewachsen in einem Umfeld, das einen süßen Stolz auf unsere Vulva hätte entstehen lassen. Venushügel, Lippen, Lippchen, Kitzler und Vorhof wurden nicht benannt, daher konnten wir darüber nicht reden. Und zeigen schon gar nicht. Wo es eine Diagnose gibt, gibt es auch eine Therapie? Die Möglichkeiten der Schulmedizin sind hier begrenzt. Erst müssen die genauen Umstände der Entstehung dieser Schmerzen bekannt sein, dann haben Physiotherapie und psychosomatische Medizin die besten Chancen, zur Heilung beizutragen. l
Sylvia Groth ist Geschäftsführerin des Grazer Frauengesundheitszentrums, Felice Gallé Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. www.fgz.co.at
Eva Thurner ist Gynäkologin und Ärztin für psychotherapeutische Medizin, Oberärztin im Weinviertelklinikum Korneuburg und Teil der Frauengesundheitspraxis „dietrotula“.
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zeitausgleich
arbeitsfragen in allen
lebenslagen
vorstände Führungsquote Die führenden deutschen Unternehmen wollen den Frauenanteil in Führungspositionen freiwillig erhöhen, lehnen aber gesetzliche Regelungen entschieden ab. Derzeit sind unter den knapp 190 Vorstandsmitgliedern von DAX-Konzernen nur sieben Frauen. Die deutsche Politik ist uneinig, wie diese Situation verändert werden kann. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will eine gesetzliche Quote, Familien- und Frauenministerin Kristina Schröder (ebenfalls CDU) hält Freiwilligkeit für zielführender und nachhaltiger als ein Gesetz. Für den Deutschen Juristinnenbund haben die letzten zehn Jahre jedoch klar bewiesen, dass eine Selbstverpflichtung allein nicht ausreicht. Er fordert, 40 Prozent der Aufsichtsräte und Vorstände mit Frauen zu besetzen. Auch SPD und Grüne fordern schon lange eine Frauenquote. In Österreich liegt der Frauenanteil in den Geschäftsführungen und Aufsichtsräten der Unternehmen des ATX bei drei und sieben Prozent. fis
Text: Mieze Medusa, Illustration: Nadine Kappacher
Anschnallen, bitte! Peymann kauft sich eine Hose, Mieze Medusa schneidet sich die Haare. So weit, so newsworthy. Aber natürlich, das Leben ist kein Kunstprojekt, das Leben ist ein bitterernstes Irgendwas. Da müssen wir gelegentlich Haare lassen. Offen bleibt aber: Wer lässt welche Haare? Wer profitiert davon? Wird mit Schere, Rasierer oder Rasenmäher hantiert? Wird es ein Bürstenschnitt? Eine Glatze? Steht auch Körperbehaarung zur Diskussion? Wird im Achsel- und Schambereich gekürzt? Werden Brusthaare und Beinbehaarungen abrasiert? Macht uns das im Windkanal des Weltfinanzmarkts wirklich wettbewerbsfähiger? Oder beschleunigt es den freien Fall? Wie darf ich mir dieses Griechenland vorstellen, mit dessen kreisendem Pleitegeier jetzt schon so lang herkulisch gekämpft wird? Mit Damenbart? Marmorglattrasiert? Oder doch noch Balu-der-Bär-behaart, zumindest an den privilegierten Körperstellen? Bitte anschnallen! Life is a bumpy ride. Alles kann passieren. Manches davon gut. Aber das gelernte Österreicher_innentum denkt bei Veränderung automatisch an den Ernstfall. Veränderung wird in unserer schönen, grünen, wasserkraft-betriebenen, paritätisch und sozialpartnerschaftlich aufgeteilten Heimat sofort als Bedrohung wahrgenommen. Dabei ist der Status Quo doch keiner, bei dem ich mir keine Veränderungen wünschen würde. Falsch. Doppelte Verneinung ist für die Revolution ein ungeeignetes Stilmittel. Ich fordere Veränderung! Von der SVA, von der EU, von der TEPCO, vom ORF, von der ÖBB, mehr aber von der ASFINAG, von den Banken, von den Börsen, von den Parteien, und zwar von allen, und von mir selbst. Nehmen wir also ein bisschen Macht in die Hand, machen wir auf Pippi Langstrumpf, machen wir uns unsere Welt, widiwidiwie sie uns gefällt! Wenn es schief geht, schreiben wir von der TEPCO ab und twittern in die Welt: „We deeply apologize for the tremendous inconvenience.“ Mieze Medusa liebt Literatur, Rap und Poetry Slam und lebt ihr Leben danach. www.miezemedusa.com Nadine Kappacher gibt es da www.salon-nadine.at und dort http://meerweh.tumblr.com
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studie Die ideale Arbeiterin Fast jede Frau hat diese Ratschläge für das berufliche Weiterkommen schon einmal gehört: „Zeigen Sie ihrer/m ChefIn, dass Sie für neue Herausforderungen bereit sind“, oder „Netzwerken Sie!“ Hört sich nach guten Tipps an, doch in Wirklichkeit profitieren Männer weit mehr von ihnen als Frauen. Eine aktuelle Studie der Forschungsstelle „Catalyst“, deren Ziel die Stärkung von Frauen in der Wirtschaft ist, räumt nun mit dem hartnäckigen Mythos auf, dass sich Frauen im Beruf einfach zu wenig zutrauen bzw. nicht so starke Karriere-Ambitionen haben und deswegen weniger Führungspositionen bekleiden. Die Ergebnisse zeigen vielmehr, dass „Doing all the things right“ für Frauen im Gegensatz zu Männern noch lange nicht zwangsläufigen beruflichen Erfolg bedeutet. Z.B. werden Frauen, die sich für einen Job bewerben, von ihren neuen ArbeitgeberInnen nach bisher konkret Geleistetem bewertet und bezahlt, und nicht etwa alleine aufgrund eines Studienabschlusses und des damit vorausgesetzten Potenzials, wie es bei Männern meistens der Fall ist. Außerdem zeigte sich, dass Frauen auch in Verhandlungen über ein höheres Gehalt oder eine Beförderung trotz Anwendung der gleichen Strategien bei weitem nicht so erfolgreich sind wie Männer. pix www.catalyst.org/file/523/the_myth_of_the_ideal_worker_does_doing_all_the_right_things_really_get_women_ahead.pdf
gender-gap-report Schlusslicht Österreich Trotz Verbesserung um drei Plätze in der Gesamtwertung auf Nr. 34 gibt es beim diesjährigen Gender-Gap-Report wenig Grund zur Freude. Zwar sind z.B. in der Politik kontinuierlich mehr Frauen vertreten, dafür klafft die Lohnschere gewaltig auf und lässt Österreich im Vergleich von 135 Ländern auf Rang 116 (!) zurück. Auch um die Bildungschancen von Frauen steht es weiterhin schlecht. Neben Benachteiligungen in der Schule landen Frauen mehrheitlich immer noch in schlecht bezahlten Jobs und geschlechtsstereotypen Berufen. Schuld daran seien auch die hiesigen Lehrpläne, hier fordert die Grünen-Frauensprecherin Judith Schwentner Engagement: Gerade PädagogInnen sollen eine geschlechtersensible Ausbildung erhalten, um entsprechend intervenieren zu können, außerdem sollen Lehrpläne und Unterrichtsmaterialien überarbeitet werden. miak www3.weforum.org/docs/WEF_GenderGap_Report_2011.pdf
an.riss arbeit wissenschaft studie Rassismus und Sexismus Einer baskischen Studie zufolge tendieren Menschen mit sexistischer Mentalität dazu, auch rassistische Vorurteile zu haben. Zu diesem Ergebnis gelangten PsychologInnen, die für die Untersuchung 425 Frauen und 377 Männer aus unterschiedlichen Milieus befragten, um das Verhältnis der Testpersonen zu anderen Menschen sowie deren Selbsteinschätzung zu erheben. Studienleiterin Maite Garaigordobil resümiert: „Der Sexismus ist mit einer Neigung zur sozialen Dominanz und mit Autoritarismus verbunden. Das heißt, dass sexistische Menschen Hierarchien und soziale Ungleichheiten akzeptieren.“ miak www.ehu.es/ojs/index.php/psicodidactica/article/view/998
studie Oralverkehr als Krebsursache Das Gesundheitsministerium rät Frauen im „Impfplan 2011 Österreich“ zu routinemäßigen HPV-Impfungen: „Impfstoffe gegen onkogene Papillomviren sollten für Mädchen und Frauen – möglichst vor Eintritt in das sexuell aktive Alter – zur Anwendung kommen.“ Die Humanen Papillomviren (HPV) sind die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Die vage Empfehlung, dass die Impfung von „Knaben (…) prinzipiell sinnvoll“ sei, wird zukünftig wohl dringlicher ausfallen. Denn Maura Gillison, Onkologin und Autorin einer kürzlich im „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlichten Studie, hält die Impfungen für junge Männer für unerlässlich. Denn, so die Studie: Im Jahr 2020 wird die Anzahl der durch HP-Viren verursachten Oropharynxkarzinome – Krebserkrankungen im Hals-Rachenraum – die Fälle von
Gebärmutterhalskrebs übersteigen. Der Anstieg der Infektionen mit dem HP-Virus bei Männern ist laut der US-Studie auf Oralverkehr zurückzuführen. Gillison geht davon aus, dass die Anzahl der SexualpartnerInnen und damit einhergehend das Risiko einer Infektion mit HPV zeitgleich gestiegen sind. Kritisch muss hier allerdings hinzugefügt werden: Eine Korrelation darf nicht mit Kausalität gleichgesetzt werden. Und selbst wenn in einigen Fällen HPV für Oropharynxkarzinome verantwortlich gemacht werden können, heißt das nicht das Ende des Oralverkehrs – denn Safer Sex ist nach wie vor eine Option. kaiv www.queer-news.at/archives/2674, http://jco.ascopubs.org/content/early/2011/10/03/ JCO.2011.36.4596.abstract
sexualität Soziale Faktoren oft unterbewertet Während sich viele Studien damit zufriedengeben, in sexuellen Angelegenheiten Unterschiede zwischen den Geschlechtern herauszuarbeiten, hinterfragt nun eine neue Studie diese Differenzen und stellt fest: Zieht man in der Analyse weitere Faktoren hinzu, so verschwinden die Geschlechtsunterschiede oft vollständig. US-Psycholog_innen untersuchten sechs gängige Vorstellungen: Haben Frauen und Männer andere Präferenzen bei der Partner_innenwahl? Haben Männer mehr Sexualpartner_innen als Frauen? Denken Männer öfter an Sex? Haben Frauen seltener einen Orgasmus? Mögen Männer im Vergleich zu Frauen Gelegenheitssex lieber? Sind Frauen wählerischer? Dass derartige Fragen nicht nur in biologischen, sondern v.a. in sozialen Kontexten interpretiert werden müssen, konnten die Studienautor_innen klar nachweisen: So denken zwar Männer öfter an Sex als Frauen – sie denken aber auch öfter an andere körperliche Bedürfnisse, was mit einer unterschiedlichen Sozialisation, in diesem Fall dem Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, begründet wird. Ebenso trifft es zwar zu, dass Gelegenheitssex eher für Männer infrage kommt, doch auch hier müssen soziale Faktoren mitgedacht werden: Denn werden den potenziellen Sexpartner_innen gute sexuelle Fähigkeiten zugedacht, so willigen Frauen und Männer gleichermaßen ein, wobei Frauen auch mit einer sozialen Stigmatisierung zu kämpfen haben und sexuelle Angebote aus diesem Grund oft ausschlagen. be http://jezebel.com/5849842/six-myths-about-sex-and-gender-busted, http://cdp.sagepub.com/ content/20/5/296.abstract
Calls 5th Equality, Diversity and Inclusion International Conference „Challenging Heteronormativity: Moving forward on Equality, Diversity and Inclusion?“, Abstract/Paper bis 1.1., www.edi-conference.org/CallforPapers.php Tagung „Sexualität als Sozialität. Zur körperlichen Praxis und sozialen Rahmung des Sexuellen“, Exposé bis 8.1., http://gender.univie.ac.at/uploads/media/CfP_Körper_und_Sexualität.pdf Konferenz „Digital Crossroads: Media, Migration and Diaspora in a Transnational Perspective“, Abstract oder Proposal bis 10.1., www.digitalcrossroads.nl Sammelband „How I got lost six feet under your mother“, Paper bis 10.1., http://krittfm.blogspot.com/2011/11/call-for-papers-how-i-got-lost-six-feet.html GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Themenschwerpunkt Feminismus in Polen, Abstract bis 15.1., www.gender-zeitschrift.de Graduate Journal of Social Sciences, Special Edition on Sexuality in Focus, Paper bis 30.1., www.gjss.org/index.php?/Sexuality-in-Focus.html Preis „pro:woman AWARD 2012“, wissenschaftliche Publikation bis 31.1., www.prowoman.at Medien Journal, Themenheft „Neue Kommunikationstechnologien (ICT) und Gender“, Beitrag bis 1.2., www.uni-salzburg.at/pls/portal/ docs/1/1613389.PDF Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 27
wohnen
Queerer Nestbautrieb In Wien entsteht mit Que[e]rbau ein neues queeres Hausprojekt – aus guten Gründen, wie auch ein Blick nach Köln und Berlin beweist. Von Jenny Unger und Sylvia Köchl
Auch wenn manch einer Lesben-WG ein berühmt-berüchtigter Ruf vorauseilt – das bekannteste „queere“ Wohn(Haus-) Projekt in Wien ist wohl immer noch die Rosa Lila Villa an der Linken Wienzeile. Jetzt arbeitet Que[e]rbau an der Realisierung eines neuen queeren Wohnhausprojektes für Menschen mit einer „selbstgewählten Identität und einer selbstgewählten Lebensform“.1
1 http://queerbau.mixxt.at/ 2 www.baugruppen.net 3 www.villa-anders-koeln.de 4 www.lesbischeinitiativerut.de 5 www.villa-anders-koeln. de/download/presse/Leben_ unter_Gleichgesinnten.pdf 6 http://diestandard.at /1315006084503/Alternatives-Wohnen-Wohnraumfuer-selbst-gewaehlteLiebesformen
Baugruppen-Bauen. Que[e]rbau ist als Baugruppe organisiert, und so eine Gruppe ist eigentlich etwas recht Spannendes. Denn grundsätzlich geht es darum, Wohnraum selbst und selbstbestimmt zu planen, zu gestalten und zu bauen, und zwar auch dann, wenn die entsprechenden finanziellen Mittel nicht vorhanden sind, um sich allein den eigenen Hausbau-Wunsch zu erfüllen. In Wien handelt es sich außerdem um geförderten Wohnbau, wodurch keine Vorfinanzierung nötig wird. Die Mitglieder einer Baugruppe arbeiten bei der Erstellung von Wohnungsentwürfen mit und planen die Gemeinschaftsräume. Es ist wie selber bauen, nur mit anderen gemeinsam. Baugruppen sind oft als Vereine organisiert, d.h. die Aufgaben der Bewohner_innen werden in ein Vereinsstatut geschrieben. Baugruppen organisieren und regeln die Hausverwaltung selbst, die künftigen Bewohner_innen basteln sich so ihre Gemeinschaft. Fürs Baugruppen-Bauen gibt es eine Reihe guter Gründe. „Im Mittelpunkt steht dabei ein intensiver Prozess des Kennenlernens der Mitglieder der Baugruppe untereinander, sodass von Anfang an soziale und zwischenmenschliche Strukturen für das zukünftige Lebensumfelds entstehen.“2
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Luftbild des Asperner Sees, Foto: Wien 3420 AG
Alter-nativen. Einer Baugruppe geht es in aller Regel um einen Neubau – in diesem Fall um einen queeren Neubau, und das ist neu in Wien. Aber nicht neu in der Welt. In Deutschland und auch in der Schweiz gibt es einige ähnliche Projekte. Die „Villa anders“ in Köln etwa ist schon seit zwei Jahren von Lesben, Schwulen und Transgender-Personen bewohnt: „Willkommen sind Singles, Paare und Regenbogen-Familien, gut und weniger gut Verdienende, Jüngere und Ältere. Manche verbringen ihre Studienzeit hier, viele ihre Berufsjahre, andere ihren Lebensabend.“3 Es geht um ein gemeinschaftliches Leben verbunden mit individuellem Wohnen. Und sich im Haus und in der Nachbarschaft wohlzufühlen – für Queers nicht unbedingt selbstverständlich. „Ausgeprägt ist der Wunsch nach einem diskriminierungsfreien, gemeinschaftlich orientierten Leben“, so die „Villa anders“ in einer Presseaussendung beim Bezug 2009. Die Realisierung queerer Wohnformen hat auch zunehmend mit der Frage „Wohin im Alter?“ zu tun. In Berlin steht das RuT-Frauen-/Lesbenwohnprojekt kurz vor seiner Realisierung. Es richtet sich an Lesben, „die gemeinsam in einem Haus leben und das Älterwerden und das Alter lustvoll gestal-
ten möchten“.4 Auch hier lautet die Grundidee, einen diskriminierungsfreien Wohn- und Lebensraum schaffen, wo die lesbischen Frauen „offen zu ihrer Lebensweise stehen können und sich nicht erklären müssen“. Gerade als Alternative zu einem SeniorInnenheim, wo das wohl kaum der Fall ist, bieten sich solche Projekte an. Im RuT-Haus ist nämlich eine Pflege-WG mitgeplant, die es den Pflegebedürftigen erlaubt, weiterhin Teil der Gemeinschaft zu sein und „durch einen lesbenfreundlichen Pflegedienst betreut“ zu werden. Lisa Weiß, eine der GründerInnen des Vereins „Schwul-lesbisches Wohnen“, der die „Villa anders“ konzipiert und umgesetzt hat, kennt das Problem mit den herkömmlichen Altersheimen: „Unter den älteren Homosexuellen gibt es große Ängste. Sie treffen im Heim auf Menschen, die in einer Zeit aufgewachsen sind, als man Schwule ins Konzentrationslager einlieferte, und die sich noch gut an den Paragraphen 175 erinnern können, der Homosexualität noch bis in die Siebzigerjahre unter Strafe stellte.“5 Da stellen sich dann rasch scheinbar banale Fragen, etwa ob im Heim problemlos das Foto der/ des verstorbenen Lebenspartner_in aufgestellt werden kann.
heimspiel leben mit kindern
Aspern-Seestadt. Que[e]rbau ist von einer Kerngruppe (Architekt, Sozialarbeiterin, Betriebswirt …) gestartet worden. „Wir sind mit anderen Baugruppen gut vernetzt, d.h. wir wissen, was in Wien, speziell in Aspern-Seestadt so läuft – dort wurde ja ein 7.000 Quadratmeter großer Baugrund nur für Baugruppen reserviert“, so der Initiator von Que[e]rbau, Andreas Konecny. Auch für einige weitere Baugruppen (B.R.O.T, Seestern, Ja:spern und Sargfabrik sowie eine, die Ferienwohnungen plant) ist Aspern-Seestadt recht interessant: Das ehemalige Flugfeld im 22. Wiener Gemeindebezirk ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas und wird vielversprechend beworben. Im Moment stehen für Que[e]rbau Gespräche wegen Bauplatz und Bauträger zur Realisierung auf der Tagesordnung. „Zuletzt waren wir bei den Grünen im Rathaus und haben unseren Projektstand präsentiert – die Grünen
keine_r von beiden ausziehen muss. In derselben Weise sollen sich Wohnräume bei Bedarf auch vergrößern lassen. Dabei wird unter Que[e]r eine selbstgewählte Identiät und eine selbstgewählte Lebensform, unabhängig von propagierten Normen, verstanden. „Auch heterosexuell orientierte Menschen“, so die Que[e]rbau-Philosophie, „müssen zum Beispiel nicht unbedingt Interesse an Wohnungen haben, die für eine durchschnittliche Kleinfamilie geplant wurden, und Regenbogenfamilien wollen ihre gewählte Lebensform als ‚Selbstverständlichkeit‘ in ihrem Umfeld erleben können.“ Ob alles so wird, wie geplant, hängt danach allerdings von den Bewohner_ innen ab. Ein vergleichbares Projekt ist das Wiener Frauenwohnprojekt [ro*sa] KalYpso, das bereits zwei Wohnhäuser gebaut hat. Dort sind die „Mühen der Ebene“ im Wohnalltag schon bekannt. Manche haben sich ein Zusammenle-
Sich im Haus und in der Nachbarschaft wohlzufühlen – für Queers nicht unbedingt selbstverständlich. Andersrum werden uns unterstützen, ebenso die Arbeitsgemeinschaft SoHo, Sozialdemokratie & Homosexualität, und die Stadt Wien“, so Konecny. Insgesamt sollen ca. 25 bis 30 Wohnungen entstehen. Mehr als 30 Interessent_innen gibt es schon. Ein Drittel der Wohnungen wird vom wohnfonds_wien vergeben werden, da der Bau mit finanziellen Mitteln der Wiener Wohnbauförderung unterstützt werden soll. Zwischen 2013 und 2015 sollte das Haus stehen. Ambitionen. „Wir wollen für Menschen, die sich im typischen Neubau nicht wiederfinden, ein Angebot schaffen“, antwortet Andreas Konecny auf die Frage, warum es denn unbedingt ein Neubau sein muss. Die Möglichkeiten eines Neubaus sollen genutzt werden, indem z.B. Gemeinschaftsräume und Grünräume von den Bewohner_innen von Anfang an mitgeplant werden. Bei Que[e]rbau ist zudem ein flexibles Modulsystem geplant, das es erlauben soll, etwa bei einer Trennung von Partner_ innen die Wohnung abzuteilen, damit
ben inklusive gemeinsam kochen und essen wie in einer überdimensionalen WG erwartet, andere genießen nur die angenehme Nachbarinnenschaft, wollen sich aber an keinerlei gemeinsamen Aktivitäten beteiligen. Einen Gewinn gegenüber herkömmlichen „Vater-Mutter-Kind“-Wohnformen bringen diese Projekte aber allemal.6 Und wie ambitioniert Que[e]rbau an die Sache herangeht, wird am Slogan „Im Entwurf des Stadthauses entfaltet sich Diversität!“ deutlich. l
Verena Turcsanyi
Wer ist die Mutter? Meine Freundin und ich geraten, seit wir ein Kind haben, oft in unfreiwillig komische Situationen. Seit einem Monat geht unsere Tochter jetzt in die Krippe, und dass einmal die eine Frau, einmal die andere das Kind bringt oder abholt, verwirrt die anderen Eltern. Eine der Mütter fragte mich bei einer Gelegenheit sogar, wo denn die Oma heute sei. Verständlich, dass meine Freundin davon nicht sehr begeistert war. Aber mittlerweile gibt es nur mehr wenige Eltern, die noch nicht über unsere Familie Bescheid wissen. Viele Menschen haben einfach keine Vorstellung von einer Familie mit zwei Müttern, da werden wir zu guten Freundinnen, Schwestern oder eben gar zu Mutter und Tochter gemacht (und nein, wir sehen uns nicht ähnlich, und so groß ist der Altersunterschied auch nicht). Noch kann unsere Tochter nicht sprechen, es wird aber sicher interessant, wenn sie dann fremde Menschen darüber aufklärt, dass sie eine Mama und eine Mami hat. Unlängst hat eine Bekannte zu ihr gesagt (ich stand daneben): „Na, wartest du auf deine Mami?“ Verständnisloser Blick vom Kind, nach dem Motto: Wieso, da steht sie doch! Das ist natürlich nur für mich lustig, da allein ich weiß, dass ich die Mami bin und die Mama diejenige ist, auf die wir warten. Aktive Ablehnung gab es neben diesen verwirrenden Momenten aber bisher noch keine. Als wir uns für den Kindergarten angemeldet haben, war die Kindergartenleiterin zwar ein wenig verlegen („So einen Fall hatten wir ja überhaupt noch nicht“), hat aber die Situation gut gemeistert. Im Formular streichen wir „Vater“ einfach durch und schreiben „Mutter2“. Die Vorstellung von der VaterMutterKind-Familie ist halt noch sehr einbetoniert, und das spiegelt sich in jedem Formular wider. Der Platz abseits dieser Familienform ist immer noch sehr begrenzt, und nach Vorbildern muss frau lange suchen. Bis dahin helfen wir uns mit Übergangslösungen, wie eben dem Umschreiben von Formularen und dem Aufklären von Kindergartenbetreuerinnen und anderen ZeitgenossInnen. Denn schließlich ist eine Familie eine Familie, so oder so. Verena Turcsanyi (für ihre Tochter „Mami“) hätte sich gern eine originellere Namensgebung einfallen lassen, aber „Mutti“ ging gar nicht.
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raewyn connell
Keine Krise der Männlichkeit Raewyn Connell hat mit ihrem Werk „Masculinities“ (1995) einen Meilenstein der Männlichkeitsforschung geschrieben. Mit Brigitte Theißl sprach sie über ihr Konzept der „Hegemonialen Männlichkeit“, die Gefahren eines vehementen Anti-Essenzialismus und Manager-Männlichkeiten.
an.schläge: Ihr Konzept der „Hegemoni-
Das Interview mit Raewyn Connell entstand während der österreichischen Männertagung am 21. Oktober. Die Tagung wurde von der Männerberatung Graz organisiert und widmete sich dem Thema „Diversität von Männlichkeiten“.
alen Männlichkeit” ist innerhalb der Männlichkeitsforschung sehr einflussreich, Ihr Werk „Masculinities“ ist das meistzitierte in diesem Feld. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? Raewyn Connell: Ich denke, das Konzept der „Hegemonialen Männlichkeit“ ist deshalb so einflussreich, weil es WissenschafterlInnen ermöglicht hat, die Verbindung zwischen verschiedenen Problemstellungen zu erkennen. So wurde etwa sichtbar, dass es nicht nur eine Männlichkeit, sondern sehr verschiedene Männlichkeiten gibt. Außerdem fokussiert es auf Geschlechterbeziehungen, es ermöglichte WissenschafterlInnen, zu verstehen, wie Unterschiede zwischen Männlichkeiten mit den Geschlechterbeziehungen zwischen Männern und Frauen verwoben sind. Außerdem konnten sie über Männlichkeit sprechen, ohne diese zugleich ablehnen oder bestätigen zu müssen; sie konnten erkennen, dass es bestimmte Muster im Konzept Männlichkeit gibt, die äußerst schädlich sind, aber dass Männer auch alternative
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Positionen innerhalb der Geschlechterordnung einnehmen können. Wenn wir in einem dichotomen Denken verhaftet bleiben, das die sozialen Gruppen „Männer“ und „Frauen“ getrennt voneinander behandelt, dann können wir auch nicht über Wege nachdenken, wie Männer von Positionen innerhalb des patriarchalen Systems abrücken und wie Allianzen zwischen Feministinnen und bestimmten Gruppen von Männern entstehen können. Ich denke, es fehlte auch an einem Konzept, um über Positionen von homosexuellen Männern innerhalb der Geschlechterbeziehungen nachdenken zu können. Ich nehme also an, dass die Sprache der hegemonialen Männlichkeiten, der marginalisierten, komplizenhaften und der untergeordneten Männlichkeit, eine Analyse von bestehenden Komplexitäten und ein strategisches Nachdenken über potenzielle Veränderung von Männlichkeiten ermöglichte. Natürlich wurde mein Konzept in bestimmten Kreisen auch abgelehnt – ich glaube, Queer-TheoretikerInnen mögen es nicht besonders, und auch Wissen-
schafterlInnen, die eher einen funktionalistischen Ansatz vertreten, können nicht viel damit anfangen.
In der feministischen Wissenschaft bzw. in den Gender Studies herrscht eine rege Diskussion über die eigenen Begrifflichkeiten, über ein „feministisches Subjekt“ und damit verbundene Essenzialismen. In der Männlichkeitsforschung scheinen solche Diskussionen eine untergeordnete Rolle zu spielen – würden Sie dieser Beobachtung zustimmen? Ja, es existiert ein sehr weit verbreiteter, essenzialistischer Gebrauch des Konzepts „Männlichkeit“. Einerseits natürlich in populärwissenschaftlicher Ratgeberliteratur, aber auch in konservativen, männerpolitischen Gruppen. Ich persönlich habe kein Problem damit, von „Männern“ und „Frauen“ zu sprechen – für mich sind das die Namen sozialer Gruppen. Ich mache mir auch nicht so viele Gedanken über Essenzialismus, wie das andere WissenschaftlerInnen tun – vor allem Queer-TheoretikerInnen, DekonstruktivistInnen und
raewyn connell PoststrukturalistInnen versuchen ja, Essenzialismus um jeden Preis zu vermeiden. Meiner Ansicht nach brauchen wir uns darüber nicht so viele Sorgen zu machen; nicht, weil wir etwa essenzialistisch agieren sollten, sondern weil wir die Analyse von Gender auf anderen Grundlagen aufbauen können. Ich spreche dabei von Gender als eine Strukturkategorie sozialer Beziehungen. Bei Gender handelt es sich um eine soziale Realität, die ebenso eine historische Realität ist – aber keine biologische. Es ist eine historische Realität bezogen auf die Art und Weise, wie Gesellschaften mit Reproduktion umgegangen sind. Ich sehe eine Gefahr in vehementem AntiEssenzialismus: Nämlich, dass wir die menschliche Reproduktion vergessen. In dekonstruktivistischen feministischen Texten kommen Kinder praktisch nicht vor. Sie fehlen einfach – ebenso die Erziehung, die Kinderbetreuung, die Beziehungen zu Kindern. Das ist sehr
schung als eine eigene Disziplin? Sollte sie ein integrierter Bestandteil der Gender Studies bzw. Geschlechterforschung sein? Ich hege keinerlei Zweifel daran, dass Männlichkeitsforschung ein Teil der Gender Studies ist. Wenn man sie von den Gender Studies trennt, so verliert man auch einen großen Teil des intellektuellen Potenzials. Und was ist Männlichkeit anderes, als geschlechterbezogene Fragestellungen in Bezug auf Männer? Es macht überhaupt keinen Sinn, über Männlichkeit zu sprechen, ohne von Gender zu sprechen. Es ist im Grunde also intellektuell nicht vertretbar, Männlichkeitsforschung als eigene Disziplin etablieren zu wollen. Es darf außerdem nicht vergessen werden, dass es hier einen wesentlichen Unterschied zur Frauenforschung gibt. Für die Bezeichnung „Frauenforschung“ gab es gute politische Gründe – es ging um die Kritik einer
Ich persönlich habe kein Problem damit, von „Männern“ und „Frauen“ zu sprechen – für mich sind das die Namen sozialer Gruppen. problematisch, denn bei Gender geht es in erster Linie um reproduktive Körper und um die sozialen Beziehungen, die sich in unserem reproduktiven System abspielen. Das auszusprechen, heißt für mich nicht, in Essenzialismus zu verfallen, sondern in den Realismus. Und es bedeutet dabei keineswegs, automatisch davon auszugehen, dass alle reproduktiven Körper gleich seien, was uns essenzialistische Ansätze ja erzählen wollen. Für mich hat dieser Zugang zu Gender das größte Potenzial, er ermöglicht auch eine kritische Analyse von Macht, Unterdrückung und Ausbeutung. Es geht darum, die Verkörperung sozialer Strukturen zu erkennen und zu verstehen. Wir haben nicht eine dichotome Gesellschaft hier und Körper dort – Gender ist eine soziale Struktur, die in die Körper eingeschrieben ist. Dieses Denken führt uns meiner Ansicht nach weit über essenzialistische Positionen hinaus. Vielleicht liege ich auch falsch – aber so sehe ich dieses Problem. Betrachten Sie Männlichkeitsfor-
patriarchalen Ideologie im System der Wissensproduktion, schließlich war die gesamte Wissenschaft männlich geprägt. In gewissem Sinne hat es also schon immer „Männerforschung“ gegeben, all unsere Geschichtsbücher sind voll von Erzählungen über Könige und Generäle. Die Idee der Frauenforschung war es, diese Kluft, dieses Defizit in der Wissensproduktion zu benennen und zugleich ein Alternativkonzept anzubieten. Der Name „Frauenforschung“ war also Teil eines politischen Akts. Die Männerforschung oder Männlichkeitsforschung hat nun aber natürlich nicht diesen Charakter, denn Männer sind schon immer im Zentrum der Wissenschaften gestanden. Wenn du dich mit Männern auseinandersetzt, dann erforschst du die dominante Gruppe innerhalb einer patriarchalen Gesellschaft. Ich selbst habe eigentlich nie die Bezeichnung „Männerforschung“ verwendet. Aber weil sich eben dieser Begriff durchsetzte, konnten sich ihn auch reaktionäre Gruppen aneignen, die sagten: Seht her,
Frauen haben jetzt die Frauenforschung, Lehrstühle und Ressourcen, und Männer sind davon ausgeschlossen – natürlich konnten sie das nur sagen, weil sie die tatsächliche Realität ignorierten. Aber rechtskonservative Strömungen scheren sich eben nicht besonders um die Wahrheit, sondern vielmehr um den emotionalen Effekt. Es gibt also leider eine Art rechtskonservative Version der Männerforschung, die Männer als Opfer konstruiert, Jungen als Opfer ihrer Lehrerinnen und geschiedene Männer als Opfer von Feministinnen.
Sie arbeiten zurzeit gerade an einem Forschungsprojekt über die Biografien von Managern. Manager und ihre Entscheidungen sind im Zuge der Finanzkrise auch in den Medien zu einem beliebten Thema geworden. Aber obwohl über 90 Prozent der Manager Männer sind, wird nur wenig über geschlechtsspezifische Faktoren der Krise gesprochen. Ist die Finanzkrise eine „männliche“ Krise oder gar eine Krise der Männlichkeit? Weder noch, es ist eine Krise des Finanzsystems, die von bestimmten Gruppen skrupelloser, profitgieriger Männer verursacht wurde. Diese Männer repräsentieren eine besonders schädliche Version hegemonialer Männlichkeit. Aber es handelt sich um keine Krise der Männlichkeit, denn diesen Männern geht es ziemlich gut, nur wenige von ihnen sitzen mittlerweile im Gefängnis. Die meisten haben ihr Geld gerettet und machen weiter wie bisher, bekommen ihre Boni und ihre Profite. Es ist also keine Krise der Männlichkeit, es ist eine Krise, die von Menschen verursacht wurde, die sehr viel Macht und wenig soziales Verantwortungsgefühl haben. Männlichkeit ist in diesem Fall relevant, um besser verstehen zu können, was hier eigentlich passiert ist. l
Brigitte Theißl ist Medienwissenschaftlerin und Öffentlichkeitsarbeiterin und bloggt unter www.denkwerkstatt.wordpress.com. Raewyn Connell (vormals Robert W. Connell) gilt als eine der Mitbegründerinnen der akademischen Männlichkeitsforschung. Derzeit lehrt die Soziologin an der Universität von Sydney, wo sie einen Lehrstuhl für Erziehungswissenschaften innehat.
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an.riss kultur film Die deutsche Billie Holiday Mithilfe von zeitgenössischem Filmmaterial, Originalfotos sowie Interviews mit FreundInnen und KollegInnen zeichnet der Film „Sing! Inge, Sing!“, der seit Ende Oktober in den Kinos ist, das eindrucksvolle Porträt einer gänzlich unbekannten deutschen Diva: Inge Brandenburg. Immer wieder stand die 1929 in Leipzig geborene Brandenburg ganz knapp vor dem Durchbruch – immer blieb ihr der Erfolg verwehrt, den sie eigentlich verdient hätte. 1960 wird sie prämiert als Europas beste Jazzsängerin, tritt im Fernsehen auf und wird dazu gedrängt, Schlager aufzunehmen. Finanziell hat sie keinen Erfolg, mit der Plattenfirma überwirft sie sich, landet schließlich beim Theater, spielt in Stücken von George Tabori – und trinkt immer mehr. Doch sie erholt sich von Alkoholsucht und Krebserkrankung, versucht noch ein letztes, erfolgloses Comeback und stirbt schließlich 1999. Der Film verhilft ihr nun zumindest zu einem kleinen Stück jener Berühmtheit, die sie als „deutsche Billie Holiday“ hätte erlangen sollen. han www.inge-brandenburg.de
installation Ein gar nicht leerer Lehrstuhl
Claude Cahun, Autoportrait, 1927, Fotografie, Silbergelatineabzug, 10,4 x 7,6 cm, Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris, © Jersey Heritage Trust
ausstellung Die eine Seite des Mondes Acht Künstlerinnen waren in den 1920er und 1930er Jahren maßgeblich an den ästhetischen Neuerungen in Europa beteiligt: Claude Cahun, Dora Maar, Sonia Delaunay, Florence Henri, Hannah Höch, Sophie TaeuberArp und die weniger bekannten Katarzyna Kobro und Germaine Dulac. Ihr Schaffen umfasste ästhetische Richtungen vom Dadaismus über den Konstruktivismus bis hin zum Surrealismus. Die künstlerischen Mittel waren vielfältig: Malerei, Fotografie, Collage, Film und Skulptur. Mit rund 230 Werken zeigt die Ausstellung „Die andere Seite des Mondes“ in der Kunstsammlung NRW dieses Schaffen – besonders spannend sind dabei die Wege, Querverbindungen, die wechselnden Freundschaften und temporären Paarbildungen, die alle diese Künstlerinnen miteinander verbanden. Das Schaffen dieser Künstlerinnen hat durch den Nationalsozialismus einen Bruch erfahren: Einige, wie Sophie Taeuber-Arp, mussten flüchten, Claude Cahuns Werk wurde während ihrer Gefangenschaft aufgrund der Betätigung im Widerstand durch die Nazis beinahe vollständig zerstört, Hannah Höchs Kunst wurde als „entartet“ diffamiert. Die Ausstellung ehrt also nicht zuletzt dieses durchaus politische Kunstschaffen. han Die andere Seite des Mondes. Künstlerinnen der Avantgarde. Bis 15.1. K 20 Grabbeplatz, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, 40213 Düsseldorf, Grabbeplatz 5, www.kunstsammlung.de, T. 0049/(0)211/83 81 204
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Käthe Leichter war: aktivistisch, feministisch, intellektuell, jüdisch, sozialistisch. Cornelia Mittendorfer holt sie nun mit einem Kunstprojekt in die Gegenwart. Bereits beim Fahnenprojekt im Semperdepot im März dieses Jahres hatte Mittendorfer sich mit der Ermordung der Jüdin Käthe Leichter beschäftigt, nun wird das Herzstück ihrer Arbeit gezeigt: Die Installation „Ein Le(e.h.)rstuhl für Käthe Leichter“ ist ein tatsächlicher und gedanklicher Raum, um über Käthe Leichters Arbeit nachzudenken. Besonders Leichters wissenschaftliche Leistung steht hier im Fokus: Ein eigens für die Sozialwissenschaftlerin entworfener Tisch und Stuhl sind mit ihrer wohl wichtigsten Arbeit überzogen, dem Handbuch der Frauenarbeit in Österreich von 1930. Auf dem sinnbildlichen Lehrstuhl (den Käthe Leichter tatsächlich nie bekommen hat) kann in diesem Frauenhandbuch gelesen werden. Auch Leichters Frauennetzwerk erhält endlich die ihm gebührende Aufmerksamkeit: Im Katalog wird dieser Index von 165 Frauen erstmals publiziert. han Ein Le(e.h.)rstuhl für Käthe Leichter. 7.12.–20.1. Bibliothek der Arbeiterkammer Wien, 1140 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22, www.wien.arbeiterkammer.at/bibliothek, T: (01) 501 652 352
geburtstag Kämpferische Gospel-Queen Am 26. Oktober dieses Jahres wäre Mahalia Jackson 100 Jahre alt geworden. „Halie“, 1911 in New Orleans als Enkelin einer Sklavin geboren, liebte Musik von klein auf – und sang nach eigenen Angaben „fast sobald ich gehen und sprechen konnte“. Jackson trat in Kirchen auf und war bald so bekannt, dass sie landesweit eingeladen wurde, bei Gottesdiensten der Schwarzen Communitys zu singen. Schließlich wurde sie auch vom Radio entdeckt, kam bei Columbia Records unter Vertrag und wurde bald zur erfolgreichen „Gospel Queen“. Doch so sehr sie nun auch von weißem Publikum gefeiert wurde, in den Südstaaten der USA und auch in Chicago blieb Jackson Diskriminierungen ausgesetzt – auf ihr Haus in einem weißen Viertel Chicagos wurde geschossen. Jackson aber wehrte sich, und zwar mit den Mitteln, die sie am besten beherrschte: Sie schloss sich der Bürgerrechtsbewegung an, sang bei einer Feier für Rosa Parks, und
als Martin Luther King 1963 in Washington seine berühmte Freiheitsrede hielt, begeisterte Mahalia Jackson die Menge durch ein altes SklavInnenlied, das nun als Protestlied interpretiert wurde. Jackson war nicht nur politisch aktiv, sondern auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Kaum bekannt ist die Mahalia-Jackson-Stipendium-Stiftung, die unterprivilegierten Studentinnen ein Studium ermöglicht. 1972 starb Jackson – bei ihrer Trauerfeier sang Aretha Franklin. han
lebenslauf auch feministinnen altern
theater Was also tun? Textfragmente, wuchernde, vibrierende Sprech- und Klangräume, das sind kurz gesagt die „Politischen Hybriden“ von Claudia Bosse und ihrem Theatercombinat. Nach den „Vampires of the 21st Century oder Was also tun“ folgt nun „Dominant Powers“. Drei Darstellerinnen, ein Chor aus zwei Generationen und verschiedenen Nationalitäten sowie ein Chor von Medien beginnen mit Erzählungen über die politischen Umbrüche in Nordafrika und enden in Mitteleuropa. Die BesucherInnen erwartet eine zeitgenössische Tragödie, eine Installation, ein Konzert, ein Archiv, eine Choreografie – also wie immer eine große Herausforderung und viele Fragen. han Dominant Powers. Bis 4.12., DOMPOWpalace, 1150 Wien, Pfeiffergasse 3. karten@theatercombinat.com, T. 0681/10649264. In deutscher und englischer Sprache.
musik/literatur Aus einem Irrenhaus Christine Lavant (1915-1973), in ärmlichen Verhältnissen als Kind einer Kärntner Bergarbeiterfamilie aufgewachsen, zählt zu den bedeutendsten LyrikerInnen und ErzählerInnen der österreichischen Nachkriegsliteratur. Mit „Verrückung“ nähern sich Agnes Heginger (Gesang, Stimme), Maria Frodl (Violoncello, singende Säge) und Martina Spitzer (Rezitation) ihrem Leben an und widmen sich ihrer Lyrik sowie speziell der posthum erschienenen Erzählung „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“. Die ungewöhnliche Besetzung hebt die Rauschhaftigkeit von Lavants Schreiben hervor, das Gefangen-Sein in den eigenen Befindlichkeiten, die tiefe innere Zerrissenheit, aber auch den unbändigen Drang, sich mit Worten zu befreien. han Verrückung. Eine literarisch-musikalische Annäherung an Christine Lavant. 12.–17.12. Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T: (01)512 13 54, theater@drachengasse.at, www.drachengasse.at
ausstellung Was in den Fenstern steckt Die 1964 geborene, in Berlin lebende Künstlerin Sabine Hornig bewegt sich in ihren Arbeiten an den Schnittstellen von Skulptur, Installation und Fotografie. Die Ausstellung „Durchs Fenster“ in der Münchner Pinakothek der Moderne, die in Zusammenarbeit mit der Künstlerin entstand, zeigt v.a. die 2001 begonnene Werkgruppe „Fenster“, die heute mehr als 40 großformatige Fotografien von Schaufenstern leerstehender Ladengeschäfte in Berlin Mitte umfasst. Erweitert wird die Ausstellung durch eine Intervention in der Alten Pinakothek, in der Hornigs Fotografien Gemälde der holländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts gegenübergestellt sind. han Sabine Hornig – Durchs Fenster. Bis 26.2. Pinakothek der Moderne: Saal 30, 80333 München, Barer Straße 40, Alte Pinakothek: Obergeschoss Saal 15, 80333 München, Barer Straße 27, Eingang Theresienstraße, info@pinakothek.de, www.pinakothek.de, T: +49/(0)89/238 052 16
Christiane Erharter
Handarbeitsflashback Kürzlich habe ich einem befreundeten Moderedakteur erklärt, was radical crafting ist, dass es sich beim yarn bombing um eine aktivistische Variante der Street Art handelt und ihm geraten, darüber eine Story zu machen. Dann musste ich beim Durchblättern eines Hochglanz-Einrichtungsmagazins erstaunt feststellen, dass die umstrickten Baumstämme nicht nur widerständige Praxis im öffentlichen Raum sind, sondern bereits als Dekoration für schicke Interieurs dienen. Privat notwendig gewordene Näh- und Flickarbeiten wurden daraufhin von Erinnerungen an den Handarbeitsunterricht meiner Schulzeit begleitet. Während ich unzählige abgefallene Knöpfe wieder an Hemden, Blusen und Hosen annähte und Löcher in Jacken und Rollis stopfte, dachte ich an die Tyrannei meiner Handarbeitslehrerinnen. Total verkrampft und mit schweißnassen Händen quälte ich mich damals durch die Übungen mit Strickliesel, Maschenproben und Stickereien. Ich habe immer noch ein selbstgestricktes Krokodil, das bezeugt, wie schwer mir seine Herstellung gefallen ist. In der Volksschule musste ich einmal sogar im Häkeln nachsitzen, was die durchwegs schlechten Noten in diesem verhassten Fach jedoch nicht besser machte. Später im Gymnasium bekam ich wöchentlich beim Handarbeitsunterricht Migräneanfälle. Es ist also kein Wunder, dass es lange gedauert hat, bis ich die totale Aversion gegen Handarbeit ablegen konnte, und das ist vor allem der Beschäftigung mit DIY zu verdanken. Aber auch wenn es feministische Freundinnen immer wieder beteuern, bin ich skeptisch, darin eine selbstermächtigende Praxis zu sehen. Die Flickarbeiten haben mir aber immerhin eine große Genugtuung verschafft. Christiane Erharter wird sich für zukünftige Handarbeiten vom Buch „Craftista! Handarbeit als Aktivismus“ des Critical Crafting Circles inspirieren lassen.
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amanda palmer
So frei sein wie möglich! Die Musikerin Amanda Palmer würde sich zwar nicht als Feministin bezeichnen, plädiert aber für einen offenen Umgang mit Fehlern. Ein Interview von Irmi Wutscher
Die 1976 in New York geborene Amanda Palmer ist 2004 auf der Bildfläche des Musikbusiness erschienen, als eine Hälfte des Duos Dresden Dolls. Der Name war Programm, der Look angelehnt an Cabaret- und PuppenMake-Up, die Musik bestand aus dem im Pop ungewohnten Zusammenspiel von Klavier und Schlagzeug. Amanda Palmers Texte handeln viel von Sexualität, augenzwinkernd, wie beim Wunsch nach dem automatischen Roboter-Boy, oder auch anklagend, wenn von sexuellen Übergriffen in und außerhalb von Beziehungen die Rede ist. Seit 2008 ist Amanda Palmer solo unterwegs, und das hat gleich mit einem Konflikt begonnen: Palmers Plattenfirma Roadrunner Records wollte 2008 im Video zu „Leeds United“ gewisse Aufnahmen ihres Bauchs nicht zeigen, da er nicht schlank genug sei. Daraufhin mobilisierte sie ihre Fans zu einer sogenannten reBELLYon, diese schickten Fotos ihrer Bäuche und Statements an die Plattenfirma, von der sich Palmer nach einem langen Streit inzwischen getrennt hat. In ihrem nächsten Song „Oasis“ ging es um Party-Vergewaltigung und Abtreibung und die damit zusammenhängende Doppelmoral. Weil der Protagonistin im Song ihr Oasis-Fanbrief wichtiger ist als die Abtreibung, wurde Palmer ein leichtfertiger Umgang mit dem Thema vorgeworfen. Ihr aktueller Song „Maps of Tasmania“ – der übrigens von Peaches inspiriert wurde, die Palmer auf dem Donaufestival Krems 2006 kennengelernt hat – hinterfragt Standards der (weiblichen) Intimfrisur. Genug Stoff, würde frau meinen, um Amanda „Fucking“ Palmer, wie sie sich selbst nennt, zu einer Feministin zu machen. Mitnichten, wie sie selbst findet. 34 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
Amanda Palmer beim Konzert am 6. September in Wien Foto: Irmi Wutscher
an.schläge: Würdest du dich als Feministin bezeichnen? Amanda Palmer: Ich habe Schwierigkeiten, zu verstehen, was das überhaupt sein soll. Ich würde mich niemals vorstellen mit: „Hi, ich bin Amanda, und ich bin eine Feministin.“ Das macht für mich überhaupt keinen Sinn. Mir geht es darum, dass Leute frei sind. JedeR, Männer, Frauen, Kinder, alte Menschen … Ich möchte, dass alle glücklich sind. Man kann sich das nicht nur für eine Gruppe von Menschen wünschen, das ist irgendwie unsinnig. Das verwirrt mich auch bei Menschen
bestimmter Religionen, die sich sehr engagieren, um nur ein paar Leute glücklich zu machen, aber nicht alle. Für mich klingt das total rückständig. Ich finde, das mutigste politische Statement, das man als Mensch und als Frau machen kann, ist, der eigenen Leidenschaft zu folgen. Und gleichzeitig zuzugeben, auch nur menschlich zu sein und Fehler zu machen. Damit sehr frei und offen umzugehen, finde ich inspirierender, als zu sagen „So sollen Leute sprechen“, „So sollen sich Leute anziehen“ und „Das sollen die Leute denken“ oder „Das sollst du zu einer Frau sagen,
amanda palmer und das auf keinen Fall.“ Das ist doch Bullshit. Das macht Menschen nicht freier. Deswegen investiere ich meine Energie lieber dafür, zu tun, was ich will, und keine faulen Kompromisse einzugehen. Ich möchte aber hinzufügen, dass Politik, also Gesetze oder Regierungsentscheidungen schon wichtig sind! Ich möchte nicht in einer Welt leben, wo sich jedeR vielleicht innerlich frei fühlt, wo es aber Gesetze gegen Abtreibung gibt. Aber meine persönliche Zeit und Energie ist am besten dazu verwendet, eine mutige Musikerin zu sein.
Als Frau im Musikbusiness bist du sehr selbstbestimmt und selbstbewusst. Bist du dadurch nicht ein Role Model für andere Frauen oder Musikerinnen? Das klingt jetzt wie eine WischiWaschi-Antwort, aber ich glaube, alle MusikerInnen sind immer Vorbilder füreinander. Ich sehe, wie Leute spannende Dinge auf der Bühne machen, und denke mir: „Oh, das will ich ausprobieren.“ So wirst du daran erinnert, dass es keine Regeln gibt und dass du wirklich alles machen kannst, was du willst. JedeR MusikerIn, der oder die
das so machen.“ Das motiviert mich, sie zu ignorieren und es auf meine Weise zu machen. Das kann aber auch gefährlich sein. Wenn du nur rebellierst, um die ganze Zeit „Fuck You!“ zu sagen, dann bist du genauso starr, du bist verpflichtet, immer dagegen zu sein. Das ist auch das, was bei so vielen Feministinnen falsch läuft. Sie fühlen sich so verpflichtet dazu, wütend zu sein, und vergessen, dass der ganze Grund, zu leben und für Dinge zu kämpfen, der ist, das Leben auch genießen zu können. Wenn du so damit beschäftigt bist, wütend und dagegen zu sein, dass du nicht mehr dein Leben genießen kannst, wozu überhaupt etwas tun?
Das klingt aber nach einem sehr stereotypen Feministinnen-Bild … Ich würde dich noch gerne ein bisschen zum Thema Body Politics befragen: Du hast teilweise Konflikte über deinen Körper ausgetragen, es gab die ReBELLYon etc. Gleichzeitig legst du ja auch viel Wert auf spezielles Outfit, Make-up usw. Versuchst du, dem Mainstream-Körperbild etwas entgegenzusetzen und auch hier Grenzen zu überschreiten?
Was mich wütend macht, ist, wenn Leute sagen „Du kannst das nicht tun“ oder „Du musst das so machen.“ Grenzen verschiebt, eröffnet einfach das Feld für alle anderen! Derzeit machen so viele Leute so viele Dinge da draußen, und hoffentlich inspirieren wir alle einander!
Du meinst also, dass das nicht auf ein bestimmtes Gender beschränkt sein sollte. Oder auch auf eine Hautfarbe … Das ist selbstverständlich, ja. Mein Manifest, wenn ich so etwas hätte, würde lauten: „Ich möchte, dass keineR einem/r anderen sagt, was er oder sie tun soll.“ Das erscheint jetzt sehr simpel, aber es ist das, was mich anspornt, warum ich die Musik mache, die ich mache, und über die Themen singe, über die ich singe. Was mich wütend macht, ist, wenn Leute sagen „Du kannst das nicht tun“ oder „Du musst
Was das Körperbild betrifft, möchte ich so gesund wie möglich sein. Vor allem auf Tour. Wenn ich nicht auf meinen Körper aufpasse oder wenn ich zu sehr zunehme – und da geht es gar nicht so um das Aussehen, das tut es natürlich auch ein bisschen –, dann macht es mich vor allem langsamer und ich kann nicht so viel machen auf der Bühne.
Und zu deinem Styling? Ich denke, als Frau fühlt man sich oft verpflichtet, auf die eine oder andere Weise mitmachen zu müssen. Also entweder: Ich muss glamourös sein und kümmere mich um Aussehen, Make-up, Schuhe, Mode. Immer. Oder ich sage: Scheiß auf alles, ich zieh nur an, was ich will. Es kann sich sehr heuchlerisch anfühlen, wenn man beides macht. Die Frauen, die ich am beeindruckendsten
finde, sind die, die scheinbar ohne Mühe beides machen, so wie sie sich gerade fühlen. Das ist schwierig, denn es ist einfacher zu sagen: Ich gehe hundert Prozent diesen oder jenen Weg. Wirkliche Freiheit liegt darin, wenn du in der Früh aufstehen kannst und sagen: Was ist heute dran, wonach fühle ich mich? Das bringt oft andere Fragen mit sich: Wie sehr fühle ich mich danach, angeschaut zu werden an diesem Tag? Wenn du ignoriert werden willst, nimm T-Shirt, Jogginghose und Sneakers. Aber wenn du dich nach Sex-Energy fühlst, zieh die Stöckelschuhe an und das enge Kleid, und mach dir das Haar und das Make-up. Du weißt, dass du dieses Spiel kontrollierst. Das ist auch das Geheimnis von wahrem Empowerment: Dass du weißt, wie viel Macht du hast damit, was du tust und wie du aussiehst. Gerade bei Teenage-Mädchen habe ich oft das Gefühl, dass sie das nicht wissen. Du kannst jeden Tag wählen. Nicht nur einmal.
Bei deinem Konzert hast du Le Tigres „Deceptacon“ gecovert … Kathleen Hannah und Co., die haben tatsächlich dieses Empowerment im eigentlichen Sinn. Sie scheißen sich nichts, sie tun nur, was sie wollen, und sehen aus, wie sie wollen, und sie sind keine angry, bitchy feminists. Sie sind intelligente, lustige und emotionale Frauen mit einer großen Intelligenz und großem Wissen darüber, dass es mehr als einen Weg gibt, das System zu hinterfragen. Ich selbst habe Riot Grrrl während der Neunziger ziemlich verschlafen. Ich habe damals nur britische Männerbands gehört. Aber als ich diese Musik entdeckte, besonders diese spezielle, die erste Le Tigre-Platte, habe ich sie gehört und mich verliebt … l
Dieses Interview entstand am 6.9.2011 vor Amanda Palmers Konzert in der Wiener Arena. Amanda Palmer bloggt exzessiv auf http://blog. amandapalmer.net/, zu finden ist sie aber auch auf Twitter und Facebook. www.dresdendolls.com
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performance
Frauen in Weiß Die Dones de blanc aus Barcelona kämpfen mit sorgfältig choreografierten und gemeinsam erarbeiteten Performances gegen Gewalt an Frauen. Von Birgit Wolf
Foto: Szene aus „Lluny der ser qui sóc“, 20.11.2010 © Dones de blanc
Links: BLOG der Dones de blanc: http://donesdeblanc. wordpress.com PORTAL der Plattform gegen Geschlechtergewalt: www.violenciadegenere.org Les Dones de blanc auf Facebook: www.facebook. com/pages/DONES-DEBLANC
Ruckartig gehen die Frauen zu Boden, zur dramatischen Musik aus dem Film „Psycho“. Es folgen mechanische Bewegungsabläufe in vier unterschiedlichen Gruppenformationen. Jeder Versuch auszubrechen, sich selbst aus dieser erdrückenden Lage zu befreien, scheitert. Hinter einer Plastikfolie sind schließlich mit letzter Kraft ringende Silhouetten zu sehen, bis zum völligen Zusammenbruch. „Weit weg von sich selbst“, so heißt die Choreografie. In ihrer letzten Szene wird Zusammenhalt und Solidarität, gegenseitige Unterstützung gefunden. Gestärkt und geeint formiert sich die Gruppe zum Abschluss vor dem Publikum. Les Dones de blanc sind eine Gruppe von Frauen in Barcelona, die mit Körpersprache das Thema Gewalt an Frauen bearbeiten. Über ihre Körper kommunizieren sie, wie sie verschiedene Aspekte und Facetten der Geschlechtergewalt fühlen, erleben, konfrontieren und hinter sich lassen. Die Initiative entstand im Jahr 2003 auf Anregung der Koordinatorin der Plattform gegen Geschlechtergewalt in Barcelona, Montserrat Vila. Dones de Blanc ist so auch Teil des Netzwerkes von über 120 katalanischen Organisationen gegen Gewalt an Frauen. Vor acht Jahren also begann die erfahrene Rhythmuslehrerin Rosa Casademont das Thema der Sichtbarmachung
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von Partnergewalt sowie die Befreiung aus Gewaltbeziehungen in eine erste Choreografie zu übersetzen. Gemeinsam mit dreißig ehemaligen, inzwischen erwachsenen und berufstätigen, Schülerinnen ihres Rhythmusunterrichts startete Casademont das Experiment. Das Ergebnis war die bewegende Performance „Dones en Llibertat“ (Frauen in Freiheit). Die Uraufführung 2003 zum Abschluss des dreitägigen Forums gegen Gendergewalt, das jährlich anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen ( 25. November) in Barcelona abgehalten wird, fand enormen Zuspruch. Alle Beteiligten, NGOs, das Publikum sowie die Initiatorinnen und Mitwirkenden, waren sich einig: Die Arbeit dieser Amateurgruppe ist großartig und muss weitergeführt werden. Mit den Mitteln des Körperausdrucks. Zielsetzung der Arbeit mit den Mitteln des Körperausdrucks war und ist es, ein öffentliches Bewusstsein für das Thema Gewalt zu schaffen und eine Auseinandersetzung damit zu fördern. Es soll an ermordete Frauen erinnert und das Schweigen über Gewalt gegen Frauen gebrochen werden. Dies spiegelt sich auch in den Choreografien wider, denn es werden nicht nur die Erfahrungen von gewaltbetroffenen Frauen zum Ausdruck gebracht, sondern auch die Ignoranz und Verschlos-
senheit ihres sozialen Umfelds und der Gesellschaft. Im Laufe der Jahre entstanden weitere Choreografien zu den Themen Abtreibung „El Dret a Decidir“ (2006) (Das Recht zu entscheiden) und Migration „La Solitud de la Dona d’aquí i d’allà“ (2008) (Die Einsamkeit der Frau hier und dort). Die letzte Performance „Lluny de ser qui sóc“(2010) (Weit entfernt von mir selbst) bringt das Thema der psychischen Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen zur Darstellung. Sie wurde im November 2010 uraufgeführt und erhielt Standing Ovations. Dieses Jahr steht ein Remake von „Dones en Llibertat“ auf dem Programm, das den Fokus auf Selbstsicherheit und Vertrauen in Unterstützung legt. An ermordete Frauen erinnern. Les Dones de blanc treten rund sechs bis zehn Mal pro Jahr auf. Der Internationale Frauentag und das Forum gegen Geschlechtergewalt im November bilden die jeweiligen Saisonhöhepunkte. Ein weiterer Fixpunkt im Programm ist der jährliche Auftritt auf dem Stadtfest des Viertels Sagrada Familia im Mai, die Dones haben dort ihren Standort und Proberaum. Dazu kommt der Termin am Plaza Sant Jaume vor dem Rathaus von Barcelona: Jeden dritten Montag im Monat wird dort an die im aktuellen Jahr ermordeten Frauen erinnert.
Die Veranstaltung ist eine Initiative der Plattform, bei der jeden Monat eine andere NGO aus dem Netzwerk die Hommage gestaltet. Vor jedem Auftritt werden Name und Wohnort der bis zu jenem Tag durch ihre Ex-/Partner ermordeten Frauen in Spanien verlesen. Seit 2011, als erstmals eine der genannten Frauen, die die Gewalt ihres Partner nicht überlebt haben, aus Barcelona kam, wird auch die Ursache des Todes erwähnt: erschlagen, erstochen, erschossen. Das Publikum ist immer sehr bewegt. Keine Stars und keine Diven. Für die Choreografien werden etwa 25 Frauen gebraucht, nur manche Adaptionen und Kurzauftritte kön-
Energiereserven und Möglichkeiten ein. In kleineren Teams wird dann oft zusätzlich unter der Woche bis spätnachts die Musik abstrahiert und in Bewegungsabläufe zerlegt. Diese Feinarbeit wird in die große Gruppe eingebracht und dort gemeinsam weiterentwickelt – alle Dones können gleichberechtigt ihre Ideen und Einwände einbringen. Realisiert wird, was die Zustimmung aller findet. Für viele Frauen ist nicht nur der Kampf gegen Geschlechtergewalt der Grund für ihr Engagement. Es ist auch die Lust am Körperausdruck, das Zusammenspiel und der Zusammenhalt in der Gruppe und der Teamgeist, mit dem die Choreografien umgesetzt und aufgeführt werden.
Über ihre Körper kommunizieren sie, wie sie verschiedene Facetten der Geschlechtergewalt fühlen, erleben, konfrontieren und hinter sich lassen. nen mit weniger Personen realisiert werden. Das ist auch ein Grund, warum die Gruppe der großen Nachfrage nur schwer gerecht werden kann. Denn die Arbeit findet in der Freizeit statt, ehrenamtlich. Die Dones sind zwischen 18 und über sechzig, sie haben unterschiedlichste berufliche und private Backgrounds. Nur manche hatten eine professionelle Tanz- bzw. Köperausdrucksausbildung, denn Vorbildung spielt eigentlich keine große Rolle. Auch die Entwicklung der Choreografien findet im Team statt. Neue Ideen, neues Material und neue Umsetzungsmöglichkeiten werden bei den Proben, die jeden Montagabend stattfinden, ausprobiert, in Szene gesetzt, wieder verworfen oder umgemodelt, bis schließlich die ganze Choreografie steht. Die auf Musikstücken basierenden Performances dauern in der Regel zwischen 15 und 25 Minuten, für besondere Anlässe werden Kurzvarianten entwickelt. Es gibt keine Stars und keine Diven, Frauen bringen ihre Kreativität und ihr Know-how je nach ihren
Brotberuf und Berufung. Die Arbeit ist sehr herausfordernd: Die Amateurinnen müssen ihrem Brotberuf nachgehen und haben andere Verpflichtungen – und der Ausdruck von Gewalterfahrung mit dem eigenen Körper verlangt ihnen einiges ab. Daher wird sehr auf eine offene, kreative und positive Stimmung geachtet, und die Frauen versuchen, sich bei der gemeinsamen Arbeit gegenseitig zu stützen und zu unterstützen. Jede gibt, was sie kann, die Gruppe ist offen, und neue Frauen sind immer willkommen und werden schnell integriert. Die Frauen in Weiß wissen, dass sie diese Stärke haben und aufeinander zählen können. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Performances für ein Leben in Würde und Freiheit für alle Frauen. l
Birgit Wolf ist Gender-Aktivistin, Vorstandsfrau im AÖF (Autonome Österreichische Frauenhäuser), PhD-Researcher und Lektorin an der Autonomen Universität von Barcelona (Spanien). http://genderview. wordpress.com
lesbennest the fabulous life of a queer femme in action
denice
If you Shave Shave Shave... Ten years ago I was still convinced that one of the most important weapons in our feminist struggle was the open and public display of (female*) body hair. I saw women who shaved their legs and armpits as traitors and spent more time on fighting for the right to wear our self-grown furs than for example on questioning my own privileges and whiteness. Another important aspect of female fur was that it represented my lesbian identity. Women who shaved only did it for heterosexual, patriarchal reasons, and if I fancied a chick and then saw her shiny legs, our affair was over before it had even begun. And don’t even get me started on my reactions to a hairless cunt … For me, that really displayed a victim of sexual oppression. So what has changed in the evolution of Denice? I still love hair. Just not my own. My body hair has this strange Scandinavian colour of dishwater/gold, and there are no cool curls in my armpits (only straight thing about me; the hair there). And I’m a lazy fuck. I have a lot of leg, and shaving takes an hour. So I usually just put on an extra pair of nylons to cover up the forest. When I realized that I needed a triple pair of pantyhose to not look like my legs were Italian marble pillars, I decided to try out a waxing studio. Quick, painful, and I only needed to lie there, babbling about my life in between screams. Needless to say, the place was an orgy of heteronormative clichées, and the guilt ridden, traitorlike shame that I already felt on the way there just exploded full blast when I stepped into this palace of peach Barbie. As you all know I have always put a lot of pride in „coming out“ everywhere and at all times to make my own contribution to queer visibility, and this place screamed to be educated by Moi. But when my very tough, sadistic, ghetto-chic 21-year old hair-removing girl was smearing hot wax on my vagina while asking about my love life, I realized that this is really not one of the moments where you talk about being a passionate muff-muncher. We shared a moment, though, when she tried to convince me to rip out my golden moustache, and I explained to her that me and my feminist gang love our facial hair. Because we do, right? Denice did not only get a "Brazilian Triangle". She also waxed her ass. And she is not afraid to admit that she will do it again … just a tiny bit.
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an.lesen
Ikonen -Schablonen Eine Auswahl schöner Stencils von Revolutionärinnen im Buch. Benutzen und erweitern, meint Lea Susemichel.
„Moses“ wurde Harriet Tubman von ihren MitstreiterInnen genannt, wenn sie bis unter die Zähne bewaffnet ihre Fahrten machte, um SklavInnen bei der Flucht in den Norden der USA zu helfen. Die 1820 selbst als Sklavin geborene Tubman war eine der engagiertesten AktivistInnen der „Underground Railroad“, einem logistischen Widerstands-Netzwerk gegen die Sklaverei. Später war sie außerdem in der Frauenrechtsbewegung aktiv. Comandante Ramona machte nicht nur gemeinsam mit den Zapatistas in Mexiko Revolution, sondern sie rebellierte auch innerhalb der EZLN. Als Mitautorin des „Revolutionären Frauengesetzes“ kämpfte sie konsequent auch gegen den zapatistischen Machismo und forderte von ihren Compañeros volle politische Partizipation und gleiche Rechte für Frauen. Beide Frauenfiguren haben das Zeug zur Heldin. Von beiden existieren ikonisierende Darstellungen. Aber eine kulturkollektiv fetischisierte Bildproduktion wie etwa bei Mao Zedong oder Subcomandante Marcos gibt es nicht – gibt es von Frauen generell nie auch nur annähernd im selben Ausmaß. Denn die politischen „Pin-ups“ sind männlich, und der revolutionäre „Che-Glamour“, mit dem sich seit Jahrzehnten noch das lausigste T-Shirt verkaufen lässt, ist es auch. Wenn das Kollektiv „Queen Of The Neighbourhood“ nun aus einem ehemaligen Zine-Projekt ein Buch gemacht hat, in dem dreißig „Revolutionäre Frauen“ mit Kurzbiografie und Stencil-Bild porträtiert werden, dann ist das zunächst einmal der sehr begrüßenswerte Versuch, dieser Schieflage ganz praxisorientiert zu begegnen. Die ganzseitigen Schablonenvorlagen sind zur Vervielfältigung und vor allem zur Verwendung gedacht. Männliche Dominanz soll so auch an den Hauswänden gebrochen, weibliche Ikonen in 38 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
Umlauf gebracht und erinnert werden. Neben diesem kompensatorischen Ansatz formulieren die HerausgeberInnen in der Einleitung aber auch eine grundsätzliche Kritik am Konzept der HeldInnenhuldigung. Schließlich sollten ja eigentlich kollektive Kämpfe gefeiert werden statt individueller Einzelleistungen. Entsprechend kann die Sammlung deshalb auch als ironisierender Kommentar interpretiert werden, mit dem der Star-Status einzelner mitunter eher infrage gestellt, denn gefestigt werden soll. So jedenfalls wird etwa die Aufnahme von Personen wie etwa der Palästinenserin Leila Khaled begründet, die durch die Entführung israelischer Flugzeuge berühmt wurde. Die Auswahl der dreißig Frauen ist es auch, die sich an diesem sonst so schönen Projekt (das auch eine Serie von Postkarten und Plakaten umfasst, die beim Verlag bestellt werden können) am ehesten kritisieren ließe. Neben solch fragwürdigen Figuren wie Khaled sind es nämlich fast ausnahmslos politische – zudem überwiegend anarchistische und sozialistische – Aktivistinnen im engen Sinne, die vorgestellt werden. Und auch wenn man so neben den Klassikerinnen Emma Goldman, Louise Michel oder Rosa Luxemburg auch Feministinnen wie Qui Jin oder Assata Shakur kennenlernen kann – in den Kanon feministischer Kämpferinnen hätten unbedingt auch andere aufgenommen werden müssen. Denn obwohl von den HerausgeberInnen eingeräumt wird, dass feministische Revolution auch in Musik oder Wissenschaft stattfinden kann: Simone de Beauvoir etwa fehlt ebenso wie Peaches. Eine engagierte Erweiterung ist allerdings sicherlich ganz im Sinne des Kollektivs. Wer also mit dem gebotenen Repertoire an Revolutionärinnen nicht zufrieden ist, macht sich am besten einfach ein Stencil der eigenen Ikone und verbreitet es. l
Revolutionäre Frauen: Harriet Tubman
Revolutionäre Frauen: Comandante Ramona
Queen of the Neighbourhood Collective: Revolutionäre Frauen. Biografien und Stencils edition assemblage 2011, 12,80 Euro
an.lesen Sprache und Rassismus l
Der Umfang des beeindruckenden Kompendiums entspricht der Komplexität des Themas, die Vielfalt der Textsorten und Genres darin spiegelt wider, in wie vielen Spielarten er existiert und auf wie vielen verschiedenen Ebenen er bekämpft werden muss: Rassismus. Der knapp 800 Seiten starke, großformatige Sammelband enthält Rassismus-, Critical Whiteness- und Postkoloniale Theorie; in Lexikoneinträgen, in Form von wissenschaftlichen Texten, Essays, Lyrik, Gesprächsprotokollen, als Literatur oder Satire wird die Frage verhandelt, „wie Rassismus aus Wörtern spricht“. Denn Rassismus geschieht nicht nur durch und mithilfe von Sprache, er ereignet sich auch in der Sprache, so die zentrale These. Die theoretische Auseinandersetzung mit rassistischen Diskursen und kolonialen Wissensarchiven bildet deshalb ebenso einen Schwerpunkt wie die konkrete Analyse einzelner Begriffe (von „Aufklärung“ über „Integration“ zu „Volk“) und Bezeichnungen (von „Aboriginies“ über „Eskimo“ bis zu „ZigeunerIn“). Und da „Wissen und Wörter von Menschen ge-macht sind“, wie es in der Einleitung heißt, „können sie auch ent-macht-et werden“. Ein weiterer wichtiger Teil des Buches ist deshalb widerständiger Sprachpraxis von People of Color gewidmet. Lea Susemichel Susan Arndt / Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk Unrast Verlag 2011, 29,80 Euro
Soziologie des Liebesleids l
„Letztlich geht es mir darum, mit der Liebe zu machen, was Marx mit den Waren gemacht hat: zu zeigen, dass sie von konkreten gesellschaftlichen Verhältnissen geformt und hervorgebracht wird“, schreibt Eva Illouz in ihrem neuen Buch. Programmatisch auf den Punkt gebracht werden damit auch all ihre früheren Studien, die sich letztlich immer um die Frage drehen, was Gefühle und Kapitalismus miteinander zu tun haben. Wenn die Gelingensbedingungen für emotionale Beziehungen immer gesellschaftlicher Natur sind, dann sind es die Ursachen für ihr
Scheitern ebenfalls. In ihrer aktuellen Studie „Warum Liebe weh tut“ fragt Illouz nun also folgerichtig nach den soziologischen Gründen „für das Elend in der Liebe“. Denn dieses, so ihre zentrale These, zeichne sich in der Moderne durch eine völlig neue Qualität aus. Eine „neue Architektur der Wahl“, die die „neuen Heiratsmärkte“ kennzeichne und ein Überangebot an potenziellen PartnerInnen bereitstelle, führe zu Bindungsaufschub und Bindungsunwilligkeit. Die sexuelle Revolution habe in diesem Sinne keine neuen Freiheiten gebracht, denn solange Geschlechterungleichheit auf unterschiedlichen Ebenen weiterhin institutionalisiert sei, „wird die sexuelle Freiheit eine Belastung sein für Frauen“. Während Männer nämlich munter SexualpartnerInnen akkumulieren und Sexualkapital anhäufen, diene Liebe Frauen weiterhin als Quelle des Selbstwerts. Die Herausforderung des Feminismus bestünde deshalb darin, diese „neuen Formen der emotionalen Herrschaft von Männern über Frauen“ zu analysieren – und ihnen zu begegnen. Ein Plädoyer für neue „Modelle emotionaler Männlichkeit“ und eine „Ethik in den sexuellen und emotionalen Verhältnissen“. Lea Susemichel Eva Illouz: Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung Suhrkamp 2011, 24,90 Euro
auf den Wissenschaftsbetrieb in einem wahrlich ungewöhnlichen Setting. Sylvia Köchl Carina Nekolny: Fress-Schach. Ein bulgarischer Winterkrimi kitab 2011, 15,56 Euro
Verpuppung l „Es war,
als hätte mir jemand eine rosa Brille aufgesetzt“, beschreibt die feministische Journalistin Natasha Walter den Besuch in der Mädchenabteilung eines Londoner Spielwarengeschäfts. Alarmiert begann sie zu erforschen, ob und wie die Glitzerwelt der Puppen mit dem realen Leben der Mädchen verschmilzt, und warum – zehn Jahre nach ihrer Diagnose im Buch „The New Feminism“, wonach zentrale feministische Positionen in der Gesellschaft angekommen seien und nun „nur“ noch um die tatsächliche Gleichberechtigung in Politik, Arbeitswelt usw. gekämpft werden müsse –, warum also nun mit Sexualisierung, Verdinglichung und einem neuen Schönheitskult scheinbar alle Errungenschaften über Bord geworfen werden. Damit nicht genug, musste sie feststellen, dass auch naturwissenschaftliche „Belege“ für den angeborenen Unter-
Tote Professoren l „Ich
bin nicht die Täterin“, stellt Carina Nekolny gleich zu Beginn ihres „bulgarischen Winterkrimis“ fest. Während eines geisteswissenschaftlichen Kongresses mit dem Titel „Heros und Eros“ in der Kleinstadt Bansko werden nämlich drei Morde an honorigen Professoren verübt. Innerhalb der kriminalistischen Rahmenhandlung werden wissenschaftliche Kongresse gehörig aufs Korn genommen: als Schauplätze für Karrieregeilheit und Eifersüchteleien, vor allem aber auch als sexistische Betriebe, die auf die Haltbarkeit der „gläsernen Decke“ schauen und bei denen gleichzeitig sexuelle Abenteuer gesucht werden. Ganz nebenbei geht es auch noch um Bulgarien, die Handlung spielt zur Zeit der „Transformation“ vom Kommunismus zum Kapitalismus, und dabei treffen westeuropäische Blickweisen und nationalistische Empfindlichkeiten der verschiedenen WissenschaftlerInnen ständig aufeinander. Auf den experimentellen Aufbau des Buches muss sich die Leserin einlassen – aber dann erwartet sie eine unkonventionelle und feministische Satire Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 39
an.lesen schied wieder Konjunktur hatten. Walter begann, junge Frauen zu interviewen, um herauszufinden, wie sie zu den Themen Sex, Pornografie, Körper, Beziehungen/Ehe, Gewalt, Sexismus u.v.m. stehen. Aber auch wenn vieles, was sie zu hören bekam, wirkt, als hätten wir es in den westlichen Gesellschaften mit einem ziemlichen Backlash zu tun, kommt Walter zu dem Schluss, dass das, was der Feminismus bereits erreicht hat, nicht nur nachhaltig ist, sondern durch neue Bewegungen auch ständig erweitert wird. Ein Buch, in dem nicht um den heißen Brei herumgeredet wird, wenn auch über die eine oder andere Einschätzung gestritten werden kann. Sylvia Köchl Natasha Walter: Living Dolls. Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen (Orig. „Living Dolls – The Return of Sexism“, London 2010) Krüger 2011, 20,60 Euro
Queeres neues Jahr l Wie
jedes Jahr beschert uns auch 2012 den besten Taschenkalender der Welt. Diesmal zum Thema Arbeit – mit queerfeministischen Tipps und Adressen, noch zu etablierenden Feiertagen und Beiträgen von Politgruppen, in denen mensch sofort aktiv werden will,
versüßt er uns das ganze Jahr. Tagesplaner und Übersichtskalender sind gespickt mit kleinen Kunstwerken: Eingangs stellen zwei unförmige Ladies sympathisch fest: „Wir streiken“ – und zum Schluss hin wartet ein kleines Monster darauf, uns einen letzten heißen Hinweis zu geben: „There's something kinky in actually liking your job.“ Die queerfeministische Gruppe Riot Skirts aus Bonn hat den Kalender in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl von feminstischen, queeren, lesbischen … Guppen gestaltet. There's nothing kinky in actually loving your agenda. Lisa Bolyos Riot Skirts: Queerfeministischer Taschenkalender Unrast Verlag 2011, 7,20 Euro
Giraffengroß l Da
Unterstützung erfährt die Geschichte durch die abwechslungsreichen Illustrationen von Manuela Olten. Dass sie durch das Ausbalancieren auf einem Bein hellwach wird, ihr die Schaukelstange in den Kniekehlen drückt und sie mit dieser Übung zwar im Zirkus auftreten, aber nicht einschlafen kann, oder dass sie es auf dem Baum überhaupt nicht gemütlich findet, hilft zwar nicht beim Einschlafen, macht ihr aber deutlich: Jedes Wesen schläft anders. Außerdem erfährt sie, dass sie beim Schlafen wächst und dann bald so groß ist wie eine Giraffe. Die braucht nämlich nur vier Stunden Schlaf. Endlich ein Grund, sich in die Bettdecke zu kuscheln, die Augen zu schließen und zu schlafen. Svenja Häfner Brigitte Raab, Manuela Olten: Mama, ich kann nicht schlafen Verlag Friedrich Oetinger 2011, 12,95 Euro
Schäfchenzählen nicht zum Erfolg führt, darf das kleine Mädchen mit dem braunen Pagenkopf in der Geschichte von Brigitte Raab unterschiedliche Schlafgewohnheiten ausprobieren. Mal steht sie wie der Storch auf einem Bein, mal hängt sie wie die Fledermaus kopfüber an einer Schaukelstange, mal liegt sie wie der Leopard auf einem Ast. Visuelle
Jetlagology bonustrack: Vera Kropf
Seit meiner Adoleszenz hatte ich nicht mehr so intensive Sexträume: eine assoziative Aneinanderreihung von gut zwanzig unmissverständlich geschlechtlichen Situationen verbunden mit wahnwitzigem Wunschdenken und Liebeserklärungen in eindeutig romantisch geprägter Mahagoniszenerie inklusive Wandvertäfelung und abenteuerlichem Lampeninterieur. Drogen könnten nicht besser sein. Was macht’s möglich? Der Jetlag! Diese unerwünschte Nebenerscheinung hocherwünschter Reisetätigkeit hat wiederum erfreuliche Seiteneffekte. Noch unter dem Eindruck solcher Delirien berichte ich von einem weiteren Ereignis, das mir das Jahr 2011 beschert hat: Nicht genug, dass mich Paris im Wonnemonat Mai das Lieben gelehrt hat, jetzt hat mich auch noch New York City mit goldener Herbstsonne und Schneestürmen in seinen Bann geschlagen. Udo Jürgens erblasst vor Neid. Anlass für die Reise über den Atlantik waren zwei total illegale Shows (psst!) mit meiner Monster-Gruppe Half Girl. In der Parkside Lounge in Manhattan haben wir richtig geil abgeliefert. Das tollste aber war die Hin-
fahrt von Brooklyn mit dem B-Train über die Brücke kommend, draußen im nächtlichen Nebel die Wolkenkratzer von Gotham City, dann zu Fuß durch den Regen von der Canal Street am Rande Chinatowns zur Houston East, wo uns die Leuchtschilder empfingen. Die zweite Show im Red Star, einer Sportsbar im polnischen Viertel Greenpoint, war weniger glamourös. Zwar hatten wir uns für Halloween schick gemacht – Julie als fiese Katze, Anna Leena als Geisterschwester vom kleinen Vampir, Jens als Psycho-Racoon, ich natürlich als Teufel –, aber die Chicken-Wings-Party im Unterstock, der kaputte Gitarrenverstärker und der Typ, der mit dem Wischmopp im leeren Saal herumfuhr, ließen keine rechte Stimmung aufkommen. Versöhnt haben mich ein Strandspaziergang in Coney Island, die russischen Läden in Brighton Beach und die laut ratternden retro-futuristischen Aluminiumraketenwagen, mit denen die U-Bahn durch die Stationen braust: The subway charms us so!
Vera Kropf spielt Gitarre, singt bei Luise Pop und Half Girl und hat am Ground Zero eine Pizzaschnitte mit ganz viel Käse gegessen. Illustration: Lina Walde, http://evaundeva.blogspot.com
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an.klang
Von Bombast zu Bass Bei opulentem bis besinnlich-ausgefallenem Songwriting kann der Herbst mit seinen fallenden Blättern und Temperaturen kommen – und gegen die Zuhause-Depression helfen dann tiefe Bassbeats, meint Sonja Eismann.
„Ich bin von der Idee fasziniert zu ertrinken“, ist im Booklet der neuen CD von Florence and the Machine zu lesen. Florence Welch, die junge Londoner Sängerin mit der roten Mähne und dem extravaganten Fashion-Sinn, fährt fort: „Oder eher der Idee, irgendwo herunterzuspringen und eingehüllt zu werden von irgendetwas, egal, ob gut oder schlecht, einfach nur eingehüllt.“ So verwundert es nicht, dass sich das Thema des Ertrinkens wie ein morbider Faden durch Ceremonials (Universal) zieht: Im Stück „Never Let Me Go“ ist von den „arms of the ocean, so sweet and so cold“ die Rede, „What The Water Gave Me“ scheint vom Wasser-Selbstmord der Virginia Woolf beeinflusst. Das passt zum theatralischen und immer auch etwas düsteropulenten Bühnen-Image der Tochter einer Renaissance-Studies-Professorin, und es passt auch zur fotografischen Selbstinszenierung zwischen 20erJahre-Salondame und 60er-JahreHippie-Free-Spirit – und nicht zuletzt auch zur Musik mit den bombastischen Backing-Chören, Klaviergehämmer und der ganz großen Retropop-Geste. Besonders subtil oder innovativ ist das nicht, und mit großen Überraschungen nach dem phänomenal erfolgreichen Debüt „Lungs“ (2009) wird auch nicht aufgewartet. Aber in der Liga, in der Welch mittlerweile mitspielt, ist das Einhüllen bzw. Erdrücken der Fans durch harmonischen Überwältigungssound und dräuende Apocalypse-Vocals vermutlich de rigeur. Klanggewaltig geht es auch auf Boykiller (Clouds Hill) zu, dem ersten Album, das die Multiinstrumentalistin Tonia Reeh, die normalerweise unter ihrem Alias Monotekktoni schräge bis dichte Elektroniksounds veröffentlicht, unter ihrem bürgerlichen Namen herausbringt (siehe Interview mit Tonia Reeh in
an.schläge 10/2011). Dabei verzichtet die Berlinerin weitestgehend auf alle musikalischen Hilfsmittel außer ihrer dunklen Stimme und ihrem versierten, einfühlsamen Klavierspiel. Nachdem die erste Verwunderung über diese unerwartete Wendung verflogen ist, sind die Ohren frei für das, worum es hier geht: eine neue Variante akustischer Popmusik, die mit Pop vielleicht sehr viel weniger zu tun hat als mit 1920erJahre-Liedtraditionen, Theatermusik, Broadway ohne Pathos und klassischer Moderne. „Boykiller“ wirkt dabei auf elegante Weise zeit- und ortlos, wobei auch die in den Texten verhandelten Themen mitunter traurige Konstanz beweisen, wie das Coverfoto der Künstlerin als servile, schwangere Hausfrau unter dem wütenden Albumtitel schon andeutet. Songs wie „Happy Knife“, „Histeric“ und „I Am A Monster“ weisen auf die Frustrationen hin, denen doppelt- und dreifach belastete Frauen heute nach wie vor ausgesetzt sind. Dass die junge Musikerin Dillon, die in voller Länge auf den aristokratischen Namen Dominique Dillon de Byington hört und diesen für ihre KünstlerinnenExistenz demokratischer Weise für uns Plebs abgekürzt hat, mit ihrem lang erwarteten Debüt-Album gerade auf dem Techno-Label Bpitch Control herauskommt, hätte man nun nicht erwartet. Aber die Musik auf This Silence Kills (Bpitch Control) will auch keine Erwartungen erfüllen und erst recht in keine Kategorien passen. Die von Thies Mynther (Phantom/Ghost, Stella) und Tamer Fahri Özgönenc (MIT) produzierte Platte der aus Brasilien nach Köln migrierten Dillon ist quirky Songwriting mit einer großen Liebe zu ungewöhnlichen Sounds wie Fingerschnipsen, Pfeifen, elektronischem Zirpen und dem berühmten „space between the notes“. Die beinahe zögerlich,
tINI, Foto: Magdalena Bichler
aber doch mit großem Selbstbewusstsein herausgeschälten harmonischen Melodien werden mal unterstützt durch Dillons schmelzenden Gesang, dann wieder konterkariert durch ostentative Quetschungen ihrer Stimme und den interessant stolpernden AusspracheUnregelmäßigkeiten. Nach so viel songwriterischer Besinnlichkeit braucht es zum Schluss aber doch unbedingt noch einen Knaller. Der kommt zum Glück von tINI, die es von München nach Berlin gezogen hat und deren Debüt Tessa (Desolat/ Wordandsound) zum Großteil auf Ibiza entstanden ist. Die Produzentin, die auch für ihre elektrifizierenden DJ Sets bekannt ist, begnügt sich hier aber nicht mit einer formelhaften House-Platte, sondern ist mit groovenden Tiefen, uncheesy Stimmsamples, viel Delay und wummernden Bassbeats eine echte Entdeckung. l
Links: http://florenceandthemachine.net/ www.toniareeh.de www.dillon-music.com www.myspace.com/tinitier
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an.sehen
„We immediately just fit“ Edie Windsor und Thea Spyer erzählen in der Dokumentation „Edie & Thea: A Very Long Engagement“ ihre einzigartige Liebesgeschichte. Von Mirjam Bromundt
„We made love all afternoon and went dancing at night“, sagt Thea Spyer, eine der zwei Protagonistinnen in „Edie & Thea: A Very Long Engagement“, und markiert damit den Beginn einer lebenslangen Liebe. Bis Edie Windsor Löcher in ihren Strümpfen hatte, ließen sie nicht voneinander ab, und sieht man die beiden Jahrzehnte später den Regisseurinnen Susan Muska und Gréta Ólafsdóttir („The Brandon Teena Story“) ihre Geschichte erzählen, spürt man noch immer diese Energie des ersten Tages. 42 Jahre sind Edie Windsor und Thea Spyer schon zusammen, als sie sich 2007 in Kanada endlich das Ja-Wort geben können. Was bei vielen heterosexuellen Paaren am Anfang ihres gemeinsamen Lebens steht, ist für die zwei Frauen im reiferen Alter ein lang ersehnter Traum – sind sie doch schon seit Jahrzehnten verlobt, doch eine gleichgeschlechtliche Hochzeit war zum damaligen Zeitpunkt in New York unmöglich. Im Dokumentarfilm blicken sie zurück auf ein gemeinsames Leben und sehen sich Dias von früher an, die Thea mit ihrem so spitzen wie trockenen Humor kommentiert. Sie erzählen von der lesbischen Szene New Yorks in den 1960ern, als frau sich auf privaten Partys und in schummrigen Mafiabars vergnügte, und wo Razzien in der Prä-Stonewall-Ära einfach dazugehörten. In einer dieser Bars trafen die beiden College-Absolventinnen mit jüdischem Hintergrund auch das erste Mal aufeinander. Thea war als Tochter einer holländischen Unternehmersfamilie im zweiten Weltkrieg geflüchtet und sollte 42 l an.schläge Dezember 2011 l Jänner 2012
bald als Psychotherapeutin ihre eigene Praxis haben. Edie kam als in Philadelphia aufgewachsenes Ostküsten-Girl nach New York und war später eine der ersten leitenden Computersystem-Analystinnen und -programmiererinnen bei IBM. Fotos und Videoaufnahmen einer gemeinsamen Reise nach Surinam, vom Haus in den Hamptons, von früheren Strandurlauben oder Gay-Rights-Demos stehen dem späteren Alltag der beiden Frauen gegenüber. Mit 45 Jahren erkrankte Thea an Multipler Sklerose, was das Paar vor neue Herausforderungen stellte, aber weder Thea noch Edie den Mut verlieren ließ. „Oh shit! I had to fall for the one in the wheelchair!“, lacht Edie, und sieht man den beiden beim liebevollen Zubettbringen oder dem gemeinsamen therapeutischen Schwimmen im Pool zu, merkt man, dass sie es miteinander nicht besser hätten treffen können. Theas Krankheit ist es auch, die die Hochzeitspläne vorantreibt. Mit der Aussicht auf nur mehr ein weiteres Lebensjahr lassen sich die Langverliebten 2007 in Toronto vom ersten schwulen Priester trauen und ersetzen die – durch die Arbeit bei IBM bedingten diskreten – Verlobungsanstecknadeln durch „echte“ Eheringe. Auch nach dem Tod Theas blieb Edie eine wichtige Figur in der Gay-Rights-Bewegung, und die Geschichte ihres Prozesses „Windsor v. United States“ ist u.a. auf Wikipedia nachzulesen. Da die in Kanada geschlossene Ehe in New York nicht anerkannt wurde, musste Edie nämlich im Gegensatz zu rechtlich gültig (heterosexuellen) Vermählten 363.000 Dollar Erbschaftssteuer zahlen – „The
Fotos: DV8-Film
law effectively imposes a tax on being gay“, sagt Edie. Jetzt geht es um die Verfassungskonformität des „Defense of Marriage Act“ (DOMA), in dem festgehalten ist: „(...) the word ‚marriage‘ means only a legal union between one man and one woman as husband and wife, and the word ‚spouse‘ refers only to a person of the opposite sex who is a husband or a wife.“ Gerade vor diesem Hintergrund ist „Edie & Thea: A Very Long Engagement“ nicht nur ein romantischer, persönlicher und immer wieder zu Tränen rührender Film, der bei zahlreichen Filmfestivals, so auch bei identities 2011, ausgezeichnet wurde. Er ist auch ein politisch wichtiges Statement. l
Edie & Thea: A Very Long Engagement. USA 2009, 60 Minuten, amerikanische Originalfassung mit deutschen UT Regie: Gréta Ólafsdóttir, Susan Muska Mit: Edie Windsor, Thea Spyer Ab Montag, 12. Dezember täglich um 21 Uhr exklusiv im Schikanederkino Wien http://blessblessproductions.com
an.künden Redaktionsschluss Termine 02/12 10.01.2012 termine@anschlaege.at
fest musik 2.–4.12., Wien Maja’s Musik Markt – die Wiener Musikszene räumt auf, mit Angélica Castelló, Braaz, Die Brücke, Cherry Sunkist, Comfortzone, Playbackdolls u.v.m. Programm unter http://kofomi. com/main/musikmarket_press_pr.pdf Kunstraum Purpur, 1190 Wien, Glatzgasse 2/ Ecke Döblinger Hauptstr. 6, www.purpur19.at 3.12., 19.00, Wien ZARA: Fest 2011 – Wir blasen Rassismus den Marsch, mit Pop:sch, bratfisch, DJane p.K.one (Ladyshave) und Shushu, Tickets: VVK € 17/ erm. 12, AK 19/ 15 WUK, 1090 Wien, Währinger Straße 59, 01/401210, www.wuk.at 3.12., Salzburg M’s Grace: Refurnish my Heart, Support: emma&ich, Tickets: € 14/ erm. 11/7 ARGEkultur, 5020 Salzburg, UlrikeGschwandtner-Straße 5, www.argekultur.at 3.12., 22.00, Wien Kings and Queens, mit David Jerina und Phil (QUEER:BEAT Resident), Tickets: € 4/ nach 23.00: 9 Badeschiff, 1020 Wien, Donaukanal zw. Salztor- und Augartenbrücke 4.12., 23.00, Wien Die Quote – queer-feministisches Dj- & Veranstalter_innen-Kollektiv Schikaneder Kino, 1040 Wien, Margarethenstraße 24, 1040 Wien, T. 01/5852867, www.schikaneder.at 10.12., 21.00, Salzburg HOSI-Fest Homosexuellen Initiative Salzburg, Gabelsbergerstr. 26, 5020 Salzburg, T. 0662/435927, www.hosi.or.at
25.12., 21.00, Wien 10 Jahre Asian Night mit Djane Luz (Brunhilde – Djane Kollektiv) Palais Auersperg, 1080 Wien, Lerchenfelderstraße 2
film ab 2.12., Österreich Du und Ich (A 2011), Regie: Ruth Rieser, ein Dokumentarfilm über ein Liebespaar mit besonderen Bedürfnissen und Schwierigkeiten 4.12., 13.30, Wien Premiere: Roma Memento, ein Film von Marika Schmied über Pogrome in Europa Filmhaus Kino Spittelberg, 1070 Wien, Spittelberggasse 3, www.stadtkinowien.at/filmhauskino 8.–10.12., Bern Frauenfilmfest: Schön stark, schön mutig im Rahmen von 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Schweiz: www.16tage.ch Kino in der Reitschule, 3011 Bern, Neubrückstraße 8, kino.reitschule.ch 9.12., 19.30, Wien Wir sind schon da (D/F 1997), ein Dokumentarfilm über die Frauen der Sans Papiers-Bewegung, ein Film vom Frauen-Lesben-Film-Kollektiv Berlin FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, Eingang Prechtlgasse, T. 01/4027854, fz-bar.wolfsmutter.com bis 7.12., Wien This human world – Internationales Filmfestival der Menschenrechte, über 80 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, Diskussionen und Vorträge Diverse Veranstaltungsorte, Programm und Infos unter T. 01/585588823, www.thishumanworld.com
15.12., Wien Candy Club, Live: Dance Yourself To Death & Light Fires (Toronto) Fluc wanne, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at
ab 23.12., Österreich MAMA AFRIKA (Finnland/D 2011), Regie: Mika Kaurismäki, Dokumentarfilm über die afrikanische Sängerin und Anti-Apartheid-Aktivistin Miriam Makeba
16.12., 18.00, Wien Vinyl-Abend im Frauencafé, bring deine Platten mit – alle Musik willkommen Frauencafé, 1080 Wien, Lange Gasse 11, www.frauencafe.com
div. Termine, international Working mum – der ganz normale Wahnsinn (USA 2011), Regie: Douglas McGrath. Mit Sarah Jessica Parker, Pierce Brosnan, Christina Hendricks u.a.
div. Termine, Österreich Der Prozess (A 2011), Regie: Gregor Igor Hautzenberger. Dokumentarfilm über den Prozess gegen 13 TierschützerInnen, angeklagt nach § 278, dem sogenannten Mafiaparagrafen
bühne 1.–3.12., 20.00, Wien MEDEA von Euripides, Stückeinrichtung und Konzeption: Nicole Metzger & Peter Pausz, Tickets: € 18/ erm. 12 Theater Spiel Raum, 1070 Wien, Kaiserstraße 46, T. 01/713046060, www.theaterspielraum.at 1.–4.12., 20.00, Wien Dominant powers. Was also tun? Konzept/Regie/Raum: Claudia Bosse, Theatercombinat, von/mit: Nele Jahnke, Tickets: € 15/ erm. 9 DOMPOWpalace, 1150 Wien, Pfeiffergasse 3, T. 0681/10649264, www.theatercombinat.com 1.12.–17.12., 20.00, Wien Intim2 – ein Doppelabend mit Playing Mums und Gebrüder Lirsch, Tickets: € 16/ erm. 13 KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterng. 42, www.kosmostheater.at 6. u. 7.12., 20.00, Wien Marie Thérèse Escribano: Ich bin ein Vorbild. Bar&Co, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. 01/5131444, www.drachengasse.at 12. u. 13.12., 26., 27., 28. 1., 19.30, Wien „DAS IST EIGENTLICH ALLES“, ein Stück nach Motiven von Daniil Charms, Tickets: € 18/ erm. 12 3raum – Anatomietheater, Beatrixgasse 11, 1030 Wien, 3raum.or.at 15., 16.12, 19.30, 17.12. 18.00, 18.12., 17.00, Berlin GlückStück, eine Tanzperformance von Helena Waldmann, Tickets: € 18/ erm. 11 Radialsystem V, 10243 Berlin, Holzmarktstr. 33, www.radialsystem.de ab 18.1., 20.30, Wien Entkörperung.Zwei.Null: Gastspiel vom Theater ångstrøm, Claudia Tondls preisgekröntes Stück ist eine groteske Komödie über die Arbeitswelt der New Economy KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, www.kosmostheater.at 16. u. 23.12., 14. u. 21.1., 16.00, St. Pölten Ronja Räubertochter nach Astrid
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Ab 39,- Euro Brandenburgische Str. 18, 10707 Berlin, T 0049 30 8738905 artemisia@frauenhotel-berlin.de www.frauenhotel-berlin.de Lindgren, Regie: Dora Schneider, mit Katharina von Harsdorf, Christine Jirku, Elisabeth Luger u.a. Landestheater Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Rathausplatz 11, T. 02742/908060600, www.landestheater.net 27., 28.12., 20.00, Wien Entfernungen von Marlene Streeruwitz, Regie: Samuel Schwarz Schauspielhaus, Porzellangasse 19, 1070 Wien, T. 01/317010111, www.schauspielhaus.at
seminar workshop 27.1., 17.2., 16.3., 13.4., 9–17.00, Wien Moderationstraining für Frauen, in Kooperation mit WIDE – Women in Development Austria, Kosten: € 490, Anmeldung bis 20.1. an office@gerdadaniel.at, 1. Termin: Sitzungsraum von „Die Umweltberatung“, 1100 Wien, Buchengasse 77, 4. Stock 13., 14.2., 9–17.00 Wien „Den Gender Gaps auf der Spur Gender Mainstreaming Analyse und Umsetzung“ 2-tägiges Seminar für Führungskräfte und GM-Beauftragte, Anmeldung bis 10.1. an weiterbildung@wuk.at, Kosten: € 320 inkl. Unterlagen und Pausengetränke Seminarhaus Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169
vortrag diskussion 1. u. 2.12., 18.15, Wien Nancy Fraser: Can society be commodities all the way down? Vortrag am 1.12., Diskussion am 2.12. Festsaal (Vortrag) und Clubraum (Diskussion), Österreichische Akademie der
Wissenschaften, 1010, Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, www.oeaw.ac.at 5.12., 18.00, Wien Projektpräsentation womenTUsuccess, Vortrag: Karrierewege erfolgreicher TU-Absolventinnen anschließende Podiumsdiskussion Technische Universität Wien, Kuppelsaal, 1040 Wien, Karlsplatz 13 5.12., 19.00, Wien „The Role of Social Capital in Implementing the Domestic Violence Policy in Georgia“ Themenspecial des Gender Initiativkollegs mit Nino Javakhishvili NIG, Hörsaal 3, 1010 Wien, Universitätsstraße 7, Hörsaal 3, gik.univie. ac.at/home/termine/ 7.12., 19.00, Wien Katerˇina Kolárˇová: The Asocial Body of Contagion: Discourses of AIDS and HIV in the Socialist Czechoslovakia Referat Genderforschung, Hörsaal B, Universitätscampus, Hof 1.11, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, T. 01/427718542, gender.univie.ac.at 7.12., 19.00, Wien Edma Ajanovic: Frauenemanzipation durch Migration? Bosnisch-herzegowinische Frauen und die Konsequenzen ihrer Flucht in den 1990er Jahren, Präsentation der Diplomarbeit und Diskussion Frauensolidarität, 1090 Wien, Sensengasse 3, www.frauensolidarität.org 15.12., 16.00, Wien Antirassismus und Feminismus, Vortrag und Diskussion mit Steve FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, Eingang Prechtlgasse, T. 01/4027854, fz-bar.wolfsmutter.com 18.1., 19.00, Wien Elisabeth Freudenschuss: SEX_inG, GENDER_inG, QUEER_inG DEVELOPMENT: Wissensbestände
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an.künden le, 1010 Wien, Am Hof 6a, www.verbund.com/sammlung
Stop violence! Österreich nimmt seit 1992 an der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ teil. Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Ausstellungen, Straßenaktionen, Ringvorlesungen u.v.m. sollen auch heuer wieder für das Problem sensibilisieren und (betroffenen) Frauen Unterstützung und hilfreiche Informationen bieten. Als krönender Abschluss lädt das Frauenhaus Tirol anlässlich seines 30-jährigen Bestehens zum Fest am 16.12. Bis 16.12.: 16 Tage gegen Gewalt an Frauen, Programm und Infos unter www.aoef.at zu Sexualität und Geschlecht in der Entwicklungszusammenarbeit, Präsentation der Diplomarbeit und Diskussion Frauensolidarität, 1090 Wien, Sensengasse 3, T. 01/31740200, www.frauensolidarität.org
ausstellung bis 6.12., Wien PALIMSEST/E* , mit Werken von Renate Darabant, Ines Hochgerner u.a. Sheysbar, The Window, 1070 Wien, Kandlg. 6, Di–Fr 13–17.00, T. 01/3199619 7.12.–20.1.,Wien Ein Le(e.h.)rstuhl für Käthe Leichter, Ein Kunstprojekt in 4 Teilen von Cornelia Mittendorfer Bibliothek der AK Wien, 1040 Wien, Prinz-Eugen-Straße 20-22, Mo–Fr 10– 19.30, T. 01/501652352, wien. arbeiterkammer.at/bibliothek ab 7.12., 17.00, Wien „I am from Austria“ Kunstprojekt der Muslimischen Jugend Österreich wienXtra – Institut für Freizeitpädagogik, 1080 Wien, Albertgasse 35/II, T. 01/400083415, www.ifp.at bis 16.12.,Klagenfurt „Frauen im Krieg – Die Situation der Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Frauenschicksale“ Amt der Kärntner Landesregierung, 9020 Klagenfurt, Mießtaler Straße 1,
Mo–Do 7.30–16.00, Fr 7.30–12.00, www.kulturraum-klagenfurt.at bis 17.12., Wien Barbara Rapp: Frauenbild zu entsorgen, Eintritt frei KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, geöffnet an Spieltagen ab 90 Min. vor Vorstellungsbeginn 17.12–26.1., Innsbruck Brigitte Kowanz: In light of Galerie im Taxispalais, 6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Straße 45, Di–So 11–18.00, Do 11–20.00, www. galerieimtaxispalais.at bis 23.12, Wien spiel/mach/t/raum – Ausstellung anlässlich 100 Jahre Frauentag Aula der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, 1030 Wien, Anton-von-Webern-Platz 1, Mo–Fr 8–21.00, Sa 8–19.00, www.mdw.ac.at bis 31.12., Graz Communitas – Unter anderen. Ausstellung rund um das Thema „Ausschließung“ mit Werken von Ursula Biemann (CH), Shuruq Harb (PS) u.a., in Kooperation mit steirischer Herbst, Eintritt: € 8/ erm. 3 Camera Austria, 8020 Graz, Lendkai 1, Di–So: 10–18.00, www.camera-austria.at bis 8.1., Wien Claire Hooper : Nyx – Aoide – Eris. Antike Mythen filmisch neu interpretiert, Eintritt: € 9
Museum moderner Kunst, Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien, Mo 14–19.00, Di–So 10–19.00 außer Do 19–21.00, www.mumok.at bis 15.1., Düsseldorf Die andere Seite des Mondes. Künstlerinnen der Avantgarde, Eintritt: € 12/ erm. 9.50 K20 Grabbeplatz, Kunstsammlung NRW, 40213 Düsseldorf, Grabbeplatz 5, Di–Fr 10–18.00, Sa,So, Feiertag 11–18.00, T. 0049(0)211/83 81 204 bis 20.1., Wien Tanja Stany: Reh im Wald bei Lederwaren... Konzept von Lokal.Kunst des Vereins Buntes Weißgerbergrätzel zur Belebung leerstehender Wiener Geschäftslokale, 24h zu besichtigen In den Schaufenstern von Lederwaren und Salon Belle Arti, Radetzkystraße 5, 1030 Wien, www.livingtwice.com
bis 12.2.2012, Frankfurt Do it yourself – Die Mitmach Revolution Museum für Kommunikation Frankfurt, 60596 Frankfurt am Main, Schaumainkai 53, Di–Fr 9–18.00, Sa/So 11–19, www.diy-ausstellung.de bis 26.2., München Sabine Hornig – Durchs Fenster, Arbeiten an den Schnittstellen von Skulptur, Installation und Fotografie Pinakothek der Moderne: Saal 30, 80333 München, Barer Straße 40, Alte Pinakothek: Obergeschoss Saal 15, Barer Straße 27, Eingang Theresienstraße, T. 0049(0)89/23805216, www.pinakothek.de bis 11.3.2012, Hittisau Feste.Kämpfe. 100 Jahre Frauentag, Eintritt: € 4 Frauenmuseum, 6952 Hittisau, Platz 501, Do 15–20.00, Fr–Sa 10–12.00 u. 14–17.00, T. 5513/620930, www.frauenmuseum.at
lesung
Eintritt: € 8/ erm.6 Der literarische Salon, BKA Theater, 10961 Berlin, Mehringdamm 34, 0049(0)30/2022007, www.salonkultur.de 12.–17.12., 20.00, Wien Verrückung. Eine literarisch–musikalische Annäherung an Christine Lavant mit Agnes Heginger, Maria Frodl und Martina Spitzer Theater Drachengasse, 1010 Wien, Fleischmarkt 22, T. (01)5121354, www.drachengasse.at
aktivitäten 10.12. 13–17.00, 11.12. 10–17.00, Wien Wen Do-Grundkurs für Mädchen von 11 bis 14 Jahren, Anmeldung: T.01/4085057 und Barzahlung vor dem Kurs, mehr Kurse unter wolfsmutter.at/sistaz/wendo_wien FZ – FrauenLesbenMädchenZentrum, 1090 Wien, Währinger Straße 59, Stiege 6, fz-bar.wolfsmutter.com 14.12., 18.30–23.00, Wien Venus im Bade – Badeabend nur für Frauen Sargfabrik – Bade- und Kulturhaus, Goldschlagstraße 169, 1140 Wien, T. 01/98898120, www.sargfabrik.at
7.12., 20.00, Berlin Lesbische Auslese. Ein literarisches Quartett. Vier Frauen präsentieren vier lesbische Bücher BEGINE – Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V., 10783 Berlin, Potsdamer Str. 139, T. 0049(0)30/2151414, www.begine.de
jeden Montag, 17–18.30, Berlin Theater für Lesben mit Lebenserfahrung BEGINE – Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V., 10783 Berlin, Potsdamer Str. 139, T. 0049(0)30/2151414, www.begine.de
12.12., 20.00, Berlin Buchpremiere: Anne Siegel liest aus ihrem Buch „Frauen Fische Fjorde: Deutsche Einwanderinnen in Island“,
jeden 2. u. 4. Freitag, 17.00 Treffen der ARGE Dicke Weiber – Feministische Initiative dicker Frauen gegen Gewichtsdiskriminierung und
bis 22.1., Wien No fashion, please! – Fotografie zwischen Gender und Lifestyle , Eintritt: € 7/ erm. 5.50 Kunsthalle Wien, Halle 2, 1070 Wien, Museumsplatz 1, Mo–So 11–19.00,T. 01/5218933, www.kunsthallewien.at ab 26.1. jeden Mi, 18.00, Wien „That’s me – That’s not me“, frühe Werke von Cindy Sherman, kuratiert von Gabriele Schor, jeden Mittwoch 18.00, Anmeldung erbeten unter T. 01/5031350044 oder sammlung@verbund.com Vertikale Galerie, VERBUND-Zentra-
Queer is not dead Das 5. Queerograd Festival beschäftigt sich mit Schwachstellen und Fehlleistungen des Projekts „queer”. Es gibt Vorträge von Gin/i Müller, Alex Gruber und Tjark Kunstreich mit anschließenden Podiumsdiskussionen, danach einen Club Burlesque Brutal, das plug’n’pray DJ Team und Extofita. Das Festival ist auch der Erinnerung an den am 17.11. verstorbenen Thomas Seidl, Mastermind von h.a.p.p.y, gewidmet. 2. u. 3.12.: QUEEROGRAD 2011, Forum Stadtpark Graz, 8010 Graz, Stadtpark 1, Programm und Infos unter queerograd.antville.org
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Foto: Jutta Schwarz
Generationenreise Das Stück „seXtegeneration“ handelt von Migration und Assimilation, von Emanzipation und Zivilcourage. Jutta Schwarz gibt Einblick in ihre Familiengeschichte und reist durch 150 Jahre Wiener Zeitgeschichte. Die Performerin wechselt Perspektiven und Rollen quer durch ein Spektrum von sechs Generationen. 14.–17.12., 20.00: SeXtegeneration – oder: Wie wird man Österreicherin? Theater Spielraum, 1070 Wien, Kaiserstraße 46, 01/713046060, www.theaterspielraum.at
an.künden Frauen in Kunst und Kultur in OÖ Radio FRO, 105.0 MHz (Linz), Live Stream: http://fro.at, jeden 4. Mo Mo 18–19.00, Kärnten Frauenstimmen – Glas zena Radio Agora 105.5 MHz (Dobrac), Live Stream: www.agora.at, wöchentlich Di, 13–14.00, Wien Globale Dialoge – Women on Air Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, wöchentlich
Elfriede Trautner: Das Mal, 1970, LENTOS Kunstmuseum Linz
Appraisal Die leider in Vergessenheit geratene Künstlerin Elfriede Trautner fertigte Hunderte von Kaltnadelradierungen an. In und mit ihren Werken bewältigte sie die sozialen Strukturen im Linz der 1960er und 1970er Jahre: eine (frauen-)feindliche Welt, geprägt von fortschreitender Technifizierung und Entfremdung. Eine aktuelle Revision ihres Werks zeigt eine der besten Grafikerinnen Österreichs ihrer Zeit. bis 29.1.: Elfriede Trautner (1925-1989). Zeichnungen und Druckgrafiken, LENTOS Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1, Di–So: 10–18.00, Do 10–21.00, T. 0732/70703600, www.lentos.at Schlankheitsterror – für Vielfalt und positive Selbstbilder, Infos: argedickweiber.wordpress.com, argedickeweiber@gmx.at FZ-Beisl, 1090 Wien, Währingerstraße 59/Ecke Prechtlgasse jeden Donnerstag, ab 18.00, Graz Offener Abend im „feel free“ der „RosaLila PantherInnen“ feel free – steirisches Schwulen- und Lesbenzentrum, 8020 Graz, Annenstraße 26, T. 0316/366601, www.homo.at div. Termine, Wien Tanzkurse und Tanzabende für Frauen – Resis.danse, Frauentanzclub div. Veranstaltungsorte, Infos unter www.resisdanse.at
beratung 15.12., 13–16.00, Wien PERGINA: Bildungs-, Beratungs- und Therapiezentrum für Immigrantinnen, Tag der offenen Tür und Informationen zur Entwicklung der Beratungsstelle FZ-Bar, 1090 Wien, Währingerstraße 59/6, Eingang Prechtlgasse, T. 01/4027854, fz-bar.wolfsmutter.com jeden Donnerstag, Graz Infotag ZAM Frauenservice nowa, 8010 Graz, Jakominiplatz 16, Steinfeldhaus, T. 0316/716022, www.frauenservice.at jeden Mo/Mi/Fr, 17–20.00, Wien Lila Tip: Lesbenberatung: Beratung, Information und Gruppenangebote Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke
Wienzeile 102, T. 01/5868150, www.villa.at/lilatip diverse Termine, Wien Frauen beraten Frauen – psychosoziale Beratung, Rechtsberatung u.v.m. 1060 Wien, Lehargasse 9/2/17 oder 1010 Wien, Seitenstettengasse 5/7, Mo u. Mi 9.30–12.30, Di u. Do 13–16.00, T. 01/5876750, www.frauenberatenfrauen.at diverse Termine, Berlin Frauenkreise – Beratungsangebot für Frauen: Rechtsberatung, Beratung und praktische Unterstützung für Filmerinnen usw. Frauenkreise – soziokulturelles Projekt, 10991 Berlin Mitte, Choriner Straße 10, www.frauenkreise-berlin.de
Di, 18–19.00, Wien Weibertalk – Sendung des Autonomen FrauenLesbenZentrums Innsbruck Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 2. Di Di, 20–21.00, Deutschland Mrs. Pepsteins Welt – FeminismusAllüren, und Musik, Musik, Musik Radio Blau 99.2 MHz (Leipzig), www.mrspepstein.de, jeden 4. Di Di, 21–22.00, Wien female:pressure – Feministisches Magazin zu Musik- und Clubkultur Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 2. Di Mi 18–18.30, Salzburg Frauenzimmer – Plattform für eine frauenspezifische Information Radiofabrik 107.5 MHz (Salzburg Stadt), Live Stream: www.radiofabrik.at, wöchentlich Mi, 17–18.00, Steiermark Femme Totale – frauenspezifische Themen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Politik, Gesundheit, Soziales Kultur- und Bildungskanal des Radio Helsinki auf 92,6 MHz, Live Stream: www.helsinki.at Mi 18–19.00, Wien Bauch, Bein, Po – Die Sendung für die ganze Frau Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 2. Mi Do 18–19.00, Wien Transgender Radio Orange 94.0 MHz (in Kooperation Radio ALEX, Berlin), Live Stream: http://o94.at, jeden 1. und 3. Do Fr 18–19.00, Wien Radio UFF – Sendung des Unabhängigen FrauenForums
Come on baby Die beiden Darstellerinnen Beatrice Fleischlin und Anja Meser machen sich auf die Suche nach dem „Männlichen“ und entdecken dabei ein weites Spektrum an Körperlichkeiten. Im Laufe des Stückes verwandeln sie sich in Klaus/Klaudia und Ringo. Ihr Spiel mit den Geschlechteridentitäten zeigt Misch- und Doppelwesen: ein Plädoyer für ein Dasein zwischen den Kategorien! 14., 15.12., 20.00: Come on baby – Ein uneindeutiges Angebot, Sophiensäle, 10178 Berlin, Sophienstraße 18, T. 0049(0)30/2835266, www.sophiensaele.com Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 1. Fr Fr 19–20.00, Oberösterreich SPACEfemFM Frauenradio Radio FRO 105.0 MHz (Linz), Live Stream: http://fro.at, eden 1., 3. u. 4. Fr Sa 12–13.00, Deutschland Rainbow City – Radio für Lesben und Schwule 97.2 MHz (Berlin), Live Stream: www.radiorainbowcity.de, wöchentlich
So 17–18.00, Steiermark Genderfrequenz – Sozialpolitisch, feministisch, unbeugsam Radio Helsinki, 92.6 MHz (Graz), Live Stream: www.helsinki.at, jeden 2. So So, 19–20.00, Tirol Weibertalk – Sendung des Autonomen FrauenLesbenZentrums Innsbruck FREIRAD 105.9 MHz (Innsbruck), Live Stream: www.freirad.at, jeden 1. So
So, vierwöchentlich, 17–18.00, Steiermark Wäre ich ein Buch... feministische Inhalte aus Büchern und anderen Medien Radio Helsinki 92.6 MHz (Graz), Live Stream: www.helsinki.at
Magical
div. Termine, Wien, Graz, Innsbruck Verschiedene therapeutische Gruppen z.B. Young*Trans, Queer*Family, SAPPHO u.a. COURAGE – Beratungsstelle für gleichgeschlechtliche und transGender Lebensweisen, Standorte und Termine unter www.courage-beratung.at
Die in Wien lebende französische Choreografin Anne Juren und die New Yorker Regisseurin Annie Dorsen enthüllen in ihrem feministischen Performance-Tanzstück Schicht für Schicht „das Geheimnis“ der Frau und zeigen, was Frau alles sein kann: Hausfrau, Kämpferin, Opfer, Mutter und Maschine.
radio fixtermine Mo 18–19.00, Wien Khorschid Khanum – Die persischsprachige Frauensendung Orange 94.0 MHz, Live Stream: http://o94.at, jeden 1. Mo Mo 19–20.00, Oberösterreich 52 Radiominuten – Sendung von FIFTITU%, Vernetzungsstelle für
Foto: Wolfram Sander
Foto: Christoph Lepka/brut
30.12., 20.00, 31.12., 22.00: MAGICAL – Annie Dorsen & Anne Juren, brut – Koproduktionshaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/5878774, www.brut-wien.at Dezember 2011 l Jänner 2012 an.schläge l 45
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