27. Juli 2013
FREELANCER JOURNAL Freiheit, selbstorganisiertes Arbeiten ist ihr Credo. Bei den Jobs der Zkunft sitzen sie in der 1.Reihe und gelten als Avant-Garde. In Wirklichkeit bilden sie das Schattenheer im Paradigmenwandel der globalen Ökonomie.
«Les Miserables»
Freelancer 2.1 zwischen Scylla und Charybdis Dr.Angelica Laurençon
Freelancer klingt smart und ist zeitgemässer als «freischaffender Mitarbeiter oder Honorarkra4». Aber als Freelancer bezeichnete Walter Sco> die mi>elalterlichen Söldner, die in der zweiten Reihe mit ihren Lanzen kämp4en und sich darum nur vorwärts bewegen dur4en. Sie bekamen zwar das Recht, sich ihren Sold bei den Besiegten zu holen, aber galten als rechtlos,
1
zählten nicht und wurden Drehbuchautoren, nicht gezählt. Storyteller, Social Media Leute, Eventmanager, Und die Freelancer im 21. Lektoren, machen SaaS, Jahrhundert? Wo Programmien, sind kämpfen sie und was Berater und Dozenten in sind ihre Lanzen? der Weiterbildung... Wissen, Ideen, KreaJvität. Und wo? In der Musik-‐ und Filmbranche, Bild und Video Journalismus. Sie sind Texter, Fotografen, Designer,Webdesigner, Grafiker, Produkt-‐ designer, Website-‐ Entwickler, Fremdenführer, Guide, Übersetzer, Sprecher,
Zwischen Scylla... Au4räge bekommt der Freelancer zunehmend über Agenturen oder Online-‐Portale. Das sind die neuen Vermi>ler im Business 2.0 und verfahren so wie alle Grossisten.
MODETOUS LES MOIS 27. Juli 2013
Das wachsende Schattenheer der Rechtlosen «Jeder stirbt für sich allein.» Dr. Angelica Laurençon
Grossisten halten die Erzeuger kurz und die Au4raggeber bei der Stange, denn die sind ja die Kunden. Der Freelancer bekommt somit immer weniger für seine Leistung und hat kaum Chancen, seine Forderungen zu verteidigen. Allein in seinem Einzelkämpfertum bleibt ihm die freie Wahl zwischen Dumpinghonoraren oder Werkverträgen. Übrigens, wie definiert ein Wissensarbeiter sein Recht? Charybdis Werkverträge sind Teil der Scha>enwirtscha4 und werden zunehmend von grossen und kleinen Unternehmen benutzt, nicht nur im Baugewerbe oder auf den Schlachthöfen, sondern auch für die Wissensarbeiter der Webökonomie. Werkverträge sind auch die einzige privatrechtliche Vertragsbasis, auf
2
der noch viele Freelancer arbeiten und bei denen sie immer den kürzeren Atem und Hebel haben. Bei ⅔ der Berliner Werkverträge bleibt der Freelancer als Unternehmer und Dienstleister auf seinen Forderungen sitzen. Nur den IT Freelancern geht es (noch) gut. Das steht zwar in keiner StaJsJk, denn für StaJsJken bedarf es zuverlässiger Daten. Die gibt es für graue Bereiche selten. Dafür finden sich nur selten Au4raggeber. Natürlich steht es dem Freelancer frei seine Forderungen einzuklagen. Die meisten verzichten darauf aus vielen Gründen, die auch die Au4raggeber kennen. Darum liegt die Zukun4 für 95% der Freelancer nicht im grünen, sondern immer mehr im grauen Bereich. Es sei denn, sie stellen sich ganz anders auf, wobei wir endlich beim Thema der Vernetzung angelangt wären. Netzwerken 2.0 gehört dazu, ist aber nur ein Teil des Ganzen.