ERSCHEINUNGSORT WIEN | Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, 1110 Wien | ÖSTERREICHISCHE POST AG, P.b.b. 17Z041223 M
1 / 2019 // Jänner / Februar
342
42. Jahrgang € 18,00
ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE – DAS MAGAZIN FÜR BAUKULTUR
Quartier Seeterrassen Aspern Seestadt, Wien Bauträgerwettbewerb Berresgasse, Wien Bauträgerwettbewerb Käthe-Dorsch-G., Wien Wohnbebauung am Standort Hartlfeld, Saalfelden Lustenau V 188 Brunnenau, Vorarlberg Wohnen im Stadt zentrum Vöcklabruck
© Nicolás Esteban Campodonico
architekturjournal.wettbewerbe
Guter Grund für geförderten Wohnbau Wohnen am Marchfeldkanal, Wien – Unter den Linden / JOP Wohnverbauung Innenhof Gumppstraße, Innsbruck
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@AJ_WETTBEWERBE www.wettbewerbe.cc
342 1/ 2019
9 1 20 BRÜCKENBAU STEG AN DER OSTBAHN
Input e r Lectu2019 rz
ä 13. M Die CONCRETE STUDENT TROPHY ist ein Preis, der für herausragende Seminararbeiten, Projektarbeiten und Entwürfe vergeben wird, bei deren Gestaltung und Konstruktion dem Werkstoff Beton eine wesentliche Rolle zukommt. 2019 soll eine barrierefreie Fuß- und Radwegbrücke in Betonbauweise von Simmering über den Donaukanal in den Prater entworfen werden. Der Preis ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert. Das interdisziplinäre Arbeiten zwischen Architektur und Bautechnik ist bei dem zweistufig
angelegten Studentenwettbewerb Voraussetzung. Teilnahmeberechtigt sind bundesweit Studierende der Architektur- und Baufakultäten der österreichischen Universitäten. Ab 4. März 2019 finden Sie alle Unterlagen unter www.zement.at.
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EDITORIAL
© Raphael Kanfer
NOTBREMSE GEGEN KOSTEN EXPLOSION Der soziale Wohnbau macht in Wien immer noch den größeren Anteil an neu errichtetem Wohnraum aus. Während bundesweit zwar die Neubauleistung steigt, der Anteil an geförderten Wohnungen aber kontinuierlich zurückgeht und nur noch bei rund einem Drittel liegt, dürfte der Anteil der mit Mitteln der Wohnbauförderung errichteten Wohnungen in Wien noch mehr als die Hälfte ausmachen – genaue Zahlen gibt es mangels Statistiken keine zuverlässigen. Dass es auf jeden Fall zu wenige sind, hat man spätestens seit der großen Flüchtlingsbewegung 2015 realisiert. Doch auch ohne diese steigt der Bedarf an leistbarem Wohnraum in der Bundeshauptstadt schneller als das Angebot. Mit der Wohnbauoffensive rief die Stadt ein Programm ins Leben, das mehr Projekte durch kürzere Verfahren sowie gelockerte Bestimmungen (wie eine flexiblere Stellplatzverpflichtung) ermöglicht. Das Ziel: 13.800 neu gebaute, geförderte Wohneinheiten im Zeitraum 2018 bis 2020.
Haupthindernis auf dem Weg zu mehr geförderten Wohnungen sind die explodierenden Grundkosten. Mit der Einführung der neuen Widmungskategorie „Geförderter Wohnbau“ in der Wiener Bauordnung, von der gemeinnützigen Wohnbauwirtschaft seit Langem gefordert, zog das Wiener Rathaus die Notbremse in der Hoffnung, so die Grundstücksspekulation und die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt, auch im nicht geförderten Bereich, einzudämmen. Möchte ein Bauträger einen Wohnbau errichten, müssen – bei projektierten Wohnnutzflächen von mehr als 5000 Quadratmetern – zwei Drittel des Grundstücks dem geförderten Wohnbau gewidmet sein. Dann dürfen dort die Grundkosten laut Wohnbauförderungsrecht 188 Euro pro Quadratmeter oberirdischer Bruttogrundfläche nicht übersteigen. 40 Jahre lang dürfen diese Wohnungen ohne Zustimmung der Stadt nicht weiterverkauft werden. 2018 wurden auch die thermisch-energetischen Anforderungen in Neubau und Sanierung als Fördervoraussetzung angepasst. Nicht nur Masse, sondern klimagerechter, nachhaltiger Wohnbau steht nun ganz oben auf der Agenda. Der Gebäudesektor, für 30 bis 35 Prozent des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen verantwortlich, muss dekarbonisiert werden, darin sind sich Wissenschaftler und die meisten Politiker einig. Das Forschungsprojekt KliNaWo ermittelt jetzt anhand eines konkreten Wohnbaus die Ausführungsvariante mit den geringsten Lebenszykluskosten. Roland Kanfer Chefredakteur
9. – 17. März 2019 MESSE WIEN Österreichs größte Messe für Wohntrends, Möbel, Garten & Design
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ÖFFNUNGSZEITEN UND TICKETS: www.wohnen-interieur.at Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
I N H A LT
Ursprünglicher Siegerentwurf MCI Innsbruck von Loudon, Habeler und Kirchweger
Wohnbau Unter den Linden, Wien / Superblock
14
26
Bauträgerwettbewerb Berresgasse, Wien / BAG 4: Neues Leben / Ablinger, Vedral & Partner / atelier 4 / Kleboth und Dollnig
86
Editorial 1
Wettbewerbe realisiert
Naturstein
Buchtipp / Vorschau / Impressum 144
Wohnen am Marchfeldkanal – Unter den Linden, Wien / Superblock Architekten 26
Innenräume grenzenlos gestalten
56
Landhaus – Breitwieser
60
Altar St.-Georgs-Kathedrale – Ecker
62
Menschen Shibukawa Eder Architects
3
b18 Architekten
4
S_Arquitex Schreder & Partner
5
Thema Wohnbau Guter Grund für geförderten Wohnbau
6
Grundrecht Wohnen – Gastkommentar
9
Nachhaltigkeit: The Real Green Living
10
Architektur Wettbewerbswesen: MCI und kein Ende 14 Bauhaus: 100 Jahre Aufbruchstimmung 17 Wohnen am Marchfeldkanal – JOP, Wien / Gerner Gerner Plus 20
Neugestaltung Innenhof Gumppstraße, Innsbruck / Gsottbauer architektur.werkstatt 32 AHS Wien West // F+P Architekten / Shibukawa Eder Architects
36
Produkte & Systeme Meva / Zapf / Triflex
40 – 41
Grünstattgrau / Optigrün / Eder
42 – 43
Jung / Warema / Internorm / Velux 44 – 45
Interior Design Wohnen mit grünem Gewissen
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Frühlingserwachen: Sechs Einrichtungstrends
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Sanitär: Duravit / Repabad / Geberit / Grohe
50 – 51
Küche: Haka / Franke
2 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
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Restaurant und Gemeindeamt – Hummel 64 Im Gespräch mit Steinmetzmeister Dietmar Steller aus Wels, OÖ
66
Quartier Seeterrassen Aspern Seestadt, Wien
70
Bauträgerwettbewerb Wien 22, Berresgasse 73 Bauträgerwettbewerb Wien 14, Käthe-Dorsch-Gasse
103
Wohnbebauung am Standort Hartlfeld, Saalfelden, Sbg. 110 Lustenau V 188 Brunnenau, V
120
Wohnen im Stadtzentrum Vöcklabruck 130 Musikpavillon und Musikprobelokal Finkenberg, Tirol
141
MENSCHEN
SHIBUKAWA EDER ARCHITECTS
WIR DENKEN, DASS … ... Wettbewerbe das teuerste Hobby sind, das sich Architekten leisten können. Trotz dem leben wir von gewonnenen Projekten. Nach Möglichkeit bevorzugen wir Wett bewerbe mit Bewerbungsverfahren, offene Wettbewerbe vermeiden wir, sie sind ein reines Glücksspiel, obwohl wir bis jetzt jeden fünften offenen Wettbewerb, an dem wir teilgenommen haben, für uns
entscheiden konnten. Man braucht eine „Stehaufmanderl-Mentalität“: Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb – the show must go on. … jemand, der größere öffentliche Auf träge wie wir ausführen möchte, nicht um Wettbewerbe herumkommt. Man gewinnt außerdem kompetente und hochprofessio nelle Auftraggeber für einen fruchtbaren Planungsprozess. Für uns ist das Wett bewerbswesen unsere Akquisitionsbasis.
WIR HABEN … … gleich nach der Gründung unseres Büros einen Schulwettbewerb gewonnen – das war als Karrieresprungbrett der ideale Start unseres Büros. Seit dieser Zeit konzentrie ren wir uns auf Bildungsbauten, weil dies für uns eine wunderbare Aufgabe für unse re Kinder und deren Zukunft darstellt. •
SHIBUKAWA EDER ARCHITECTS ZT GMBH 1060 Wien // gegründet 2005 // sea.gmbh
© Andreas Stadler
Die Shibukawa Eder Architects ZT GmbH wurde 2005 von Misa Shibukawa und Raphael Eder gegründet. Die Zusammen arbeit hat während des gemeinsamen Stu diums in Tokio begonnen. Als japanisch- österreichisches Architektenteam stehen sie für innovative Ideen und einzigartiges ar chitektonisches Design, das von großmaß stäblichen städtebaulichen Projekten bis zur Inneneinrichtung reicht. Alle ihre Ideen ba sieren auf analytischen Prozessen, um kom plexe Probleme zu lösen. Indem sie sich auf Charakteristika der Gegebenheiten konzen trieren, finden sie klare Konzepte.
Das Architektenteam Raphael Eder und Misa Shibukawa
„MIT UNSERER ARBEIT WOLLEN WIR EINEN VERANTWORTUNGSVOLLEN BEITRAG FÜR DIE GESELLSCHAFT LEISTEN.“
Andreas Jäger Klimaexperte
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Klima-Experten wissen: Ein gutes Raumklima erhöht die Lebensqualität. Deshalb sorgen wir von Austrotherm mit unseren innovativen Dämmstoffen dafür, dass sich Ihre Kunden zuhause besonders wohl fühlen – und schützen dank der hohen CO2-Einsparung zugleich das Weltklima.
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Gutes Klima. Gutes Leben. Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
MENSCHEN
© b18 Architekten
Pflegeheim im Stadt entwicklungsgebiet Wolfganggasse, Bauplatz D, Wien 12
B18 ARCHITEKTEN ZT GMBH Franz Bernhart und Christian Krakora arbeiten seit 22 Jahren zusammen. Seit 2006 firmiert das Büro mit +/-10 Mitarbeitern unter dem Namen „b18 architekten ZT GmbH“. Zentrale Arbeitsbereiche der Planungen sind Wohnbauten, Pflege- und Studentenheime, Gewerbehöfe sowie Sanierungen und Umnutzungen.
WIR SUCHEN UNS ... … die Wettbewerbe genau aus, oft genug wurden wir von fragwürdigen Verfahren und Juryentscheidungen enttäuscht. Mit Wettbewerbserfolgen alleine kann kaum ein Büro auskommen, dafür ist der Stundenund Kosteneinsatz zu hoch. Viele Auslober schätzen und honorieren den Aufwand nur gering. Architekten müssten leidensfähig sein, hörten wir von einem Bauträger. Aktuell beginnen wir drei Erfolge aus geladenen Wettbewerben zu realisieren. Einen Gewerbehof in der Seestadt, als Teil eines größeren Baufeldes, das wir gemeinsam mit Kollegen gewinnen konnten, ein Pflegeheim im Stadtentwicklungsgebiet Wolfganggasse in Wien 12 (siehe Ausgabe 341) und einen Dachgeschoßausbau in der Boltzmanngasse in Wien 9.
leistungen. Gerade der Wohnbau in Wien hat durch die Bauträgerwettbewerbe eine international beachtete Architekturqualität erfahren. Wettbewerbe sind für uns willkommene Abwechslung, sind Innovationsmotoren, schärfen den Teamgeist und bieten die Chance einer Auseinandersetzung mit neuen Gebäudetypen. Gewonnene Wettbewerbe haben uns in der Vergangenheit oft die Tür zu neuen Bauaufgaben und Bauherren geöffnet.
KRITISCH SEHEN WIR … … die Forderung einer oft unnötig hohen Anzahl von Nachweisen, Berechnungen und Darstellungen, verbunden mit widersprüchlichen Aufgabenstellungen und geringer Aufwandsentschädigung. Doch unsere Zunft ist oft selbst Teil des Problems, wir müssen nicht überall mitmachen. •
B18 ARCHITEKTEN ZT GMBH 1180 Wien // gegründet 2006 b18-architekten.at
ARCHITEKTUR SOLL NIE SELBSTZWECK SEIN, SONDERN DEN NUTZER IN DEN MITTELPUNKT STELLEN. Die beiden Geschäftsführer Christian Krakora (li.) und Franz Bernhart
© b18 Architekten
FÜR UNS IST … … der Wettbewerb ein unerlässliches Instrument zur Qualitätssicherung und demokratischen Vergabe von Architektur4 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
MENSCHEN
© S_Arquitex Schreder & Partner
WIR SEHEN ARCHITEKTUR ALS INTERAKTION MIT IHRER UMWELT, INDEM SIE DEN MENSCHEN ALS NUTZER IN DEN MITTELPUNKT RÜCKT. Die Partner Kurt Schreder, Christian Diridl und Florian Hollweger.
S_ARQUITEX SCHREDER & PARTNER ARCHITEKTEN
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WIR SIND DER MEINUNG, DASS …
Das Büro s_arquitex wurde 1994 als Einzelunternehmen von Kurt Schreder gegründet und besteht seit 2010 als Ziviltechniker GmbH. Gemeinsam mit seinen beiden Partnern Christian Diridl und Florian Hollweger führt Schreder ein fünfköpfiges Team an, das immer weiter wächst. Neben einigen kleineren privaten Wettbewerben, bei denen man sich gegen andere Büros durchsetzen konnte, beschäftigte sich Schreder schon sehr bald mit dem Thema „Kino“ und legte bereits damals das Fundament für eine Reihe von interessanten Projekten. Das Büro steht für wirtschaftlich attraktive und leistbare Ideen. Seine Überzeugung, Architektur als Interaktion mit ihrer Umwelt zu sehen und den Menschen als Nutzer ins Zentrum zu rücken, wurde bereits sehr früh von einem seiner wichtigsten Auftraggeber erkannt. Daraus hat sich aufgrund der langjährigen Erfahrung des Büros auf dem Kinosektor eine bereits über 17 Jahre andauernde Kooperation mit einer der größten Kinoketten in Österreich mit zurzeit sieben Standorten entwickelt, die allesamt von Schreder uns seinem Team geplant wurden. Weitere Kinos sind bereits in Planung.
… die Nachhaltigkeit eigener Entwürfe und die Zufriedenheit der Kunden für uns an oberster Stelle steht. So haben sich im Laufe der Zeit auch viele andere dauerhafte Kooperationen ergeben und viele Direkt beauftragungen sichern die Existenz des Büros. Anfangs war das Akquirieren gar nicht so einfach, weil man durch die fehlen den Referenzen faktisch von größeren Wettbewerben ausgeschlossen war. Erst in den letzten Jahren nehmen wir verstärkt an Architekturwettbewerben teil und konnten nach einigen gewonnenen Wettbewerbs preisen erst kürzlich mit dem Gewinn des 1. Preises beim Architekturwettbewerb „Wohnen im Stadtzentrum, Vöcklabruck“ auf uns aufmerksam machen. ... Wettbewerbe für Architekten ein perfek tes Sprungbrett sein können, wenn diese nicht durch fehlende Referenzen von An fang an ausgeschlossen werden würden. ... die intensive Arbeit, die Architekten in Wettbewerbe investieren, immer mittels ei nes fairen Verfahrens beurteilt werden sollte und so gewährleistet wäre, dass auch wirk lich das beste Projekt ausgewählt wird. •
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S_ARQUITEX SCHREDER & PARTNER ZT GMBH 4840 Vöcklabruck // gegründet 2010 schreder-architect.com
5 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
www.peikko.at
THEMA
© Hertha Hurnaus
Grundkosten von 1700 Euro pro Quadratmeter waren beim Wiener Hauptbahnhof keine Seltenheit (im Bild: ÖSW- Wohnbau Platform L, Architektur: DMAA, 2014).
Guter Grund für geförderten Wohnbau Angesichts der langfristigen Preisdynamik in den Ballungsräumen sind die gemeinnützigen Wohnbauträger alarmiert. Wien will dem nach oben weisenden Preistrend mit der novellierten Wiener Bauordnung Einhalt gebieten und mit einer neuen Widmungskategorie einen hohen Anteil an gefördertem Wohnbau sicherstellen.
Von 60.196 im Jahr 2018 in Österreich fertiggestellten Wohneinheiten berichten offizielle Statistiken des Landes. Der Zuwachs bei den Baubewilligungen zuletzt lässt für 2019 noch einmal deutlich mehr Fertigstellungen erwarten. Parallel dazu verweist der Immobilienmarktmonitor der Österreichischen Nationalbank (OeNB) auf erneut gestiegene Kaufpreise. Die bisher ausgewerteten Quartale signalisieren eine Fortsetzung
des landesweiten Preistrends, mit zuletzt 3,8 Prozent Steigerungsrate. Verantwortlich dafür sind mittlerweile weniger die Preise in Wien als nachziehende Preise in den Bundesländern. Das sich weitende Neubauangebot der Hauptstadt zeigt für dieses Segment scheinbar Wirkung. Dem zum Trotz zieht der umfangreich gehandelte Wohnungsbestand die Kaufpreise insgesamt weiter nach oben. Vorhandene Preisunterschiede zwischen Neubau und Bestand bestätigt man bei der WKO-Fachgruppe der Immobilientreuhänder und verweist auf mehr Nachfrage im günstigeren Segment als Begründung.
Peter Matzanetz 6
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WOHNBAU
© Lukas Schaller
© Kurt Hörbst
In Wien sind 43 Prozent Singlehaushalte, aber nur 17 Prozent des Bestandes sind kleine Wohnungen.
Mit der neuen Widmungskategorie geförderter Wohnbau will Wien bis zu zwei Drittel für geförderten Wohnbau reservieren.
unwesentlich moderater vor. Wer vor 30 Jahren eingezogen ist, hat daher heute das Glück, lediglich 3,20 Euro im Mittel an Nettomiete zu tragen und zahlt damit im Schnitt rund halb so viel wie neu Anmietende. Die soziale Schere zu Jungen und Einkommensschwachen, die auf den Wohnungsmarkt drängen, droht also aufzugehen. WKO-Fachgruppenobmann Michael Pisecky regt an, bei Projekten angebotsseitig zu reagieren: „Wir haben in Wien 43 Prozent Singlehaushalte, aber nur 17 Prozent des Bestandes sind kleine Wohnungen.“ In der Nachverdichtung, im Zugang zu Flächen der öffentlichen Hand, in Umwidmungen und in höheren Baudichten sieht er daher die Antworten auf die drängenden Wohnungsfragen. è
Mieten ist keine Alternative Bezüglich Mietmarkt ergeben die Auswertungen der Statistik Austria, dass die höher dotierten Neuverträge die Preise auch hier auf ein immer höheres Niveau ziehen. Zuletzt hätten die Bruttomieten am freien Mietmarkt die 10-Euro-Marke erreicht. Das niedrigere Mietniveau von 7,40 Euro bei neu angemieteten Genossenschaftswohnungen und 7,60 Euro bei Gemeindewohnungen einmal ausgeklammert, gehen die gemeinnützigen Vermieter bei den Preisanpassungen nur 7
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THEMA
© sReal
© ÖSW / Pflügl
die Projektlaufzeit von zwei bis drei Jahren relativieren. Jedenfalls sieht es Pech angesichts dieser Entwicklung mittlerweile als fast unmöglich an, geförderten Wohnbau mit frei finanziertem zu kombinieren. Daher regt er an, als Maßnahme gegen die spekulative Hortung von Bauland, auf Bundesebene auch über Enteignungsmöglichkeiten für den Zweck des sozialen Wohnbaues nachzudenken. In der Stadt Wien ist man mit der letzten Novelle zur Wiener Bauordnung einen eigenen Weg gegangen. „Mit der neuen Widmungskategorie geförderter Wohnbau wird es uns möglich, hohe prozentuelle Anteile für geförderten Wohnbau vorzusehen“, schreibt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in einem Kommentar zur neuen Bauordnung, die eigentlich „überwiegend geförderten Wohnbau“ meint. Als politischer Wille steht hier die Aufteilung zwei zu eins (zwei Drittel gefördert, ein Drittel frei finanziert) im Raum. Mehr Durchschlagskraft als bisher ergibt sich durch direkte Verknüpfungen der Widmungskategorie ans Wohnbauförderungsgesetz, was die zulässigen Preise betrifft. Bei der Wiener Stadtregierung leitet man daraus 188 Euro an maximalen Grundkosten und 4,97 Euro Nettomiete pro Quadratmeter ab.
Michael Pisecky, Obmann der WKO-Fachgruppe der Immobilientreuhänder: Nachverdichtung, Umwidmungen und höhere Baudichten als Antwort auf drängende Wohnungsfragen.
ÖSW-Vorstand Michael Pech: „Auch über Enteignungsmöglichkeiten für den Zweck des sozialen Wohnbaues als Maßnahme gegen die spekulative Hortung von Bauland nachdenken.“
Landesweit das gleiche Bild Der Wiener Baulandpreis beträgt nach dem letzten WKO-Immobilienpreisspiegel im Schnitt 600 Euro pro Quadratmeter. Obwohl mit 5,5 Prozent Zuwachs in nur einem Jahr die Wiener Preise weiter stark gestiegen sind, gehen diese in den meisten Bundesländern noch mehr nach oben. In der Stadt Salzburg seien Baulandgrundstücke ein rares Gut, heißt es bei der Fachgruppe der Immobilientreuhänder, und ein Ende der Preissteigerungen wäre daher nicht in Sicht. 10,4 Prozent Anstieg in St. Pölten werden als ein Zeichen für gewonnene Standortattraktivität gesehen. In Innsbruck würde der Grundverkehr mit Bauland stagnieren, weil trotz reichlich Bauland die Verkaufsabsichten fehlen. Für Oberösterreichs Städte wird wiederum berichtet, dass der Preisanstieg aufgrund der großen Nachfrage nun auch in mäßigen Lagen der Städte spürbar sei. Im Burgenland sorge weiterer Zuzug für Preistrends nach oben und zwar nicht nur im begünstigten Norden. In Vorarlbergs Stadtregionen, wo das Bauland knapp geworden ist, würde laut der lokalen Standesvertretung trotz des öffentlichen Drucks für leistbares Wohnen die Kostenbelastung für die Nutzfläche steigen. Aus Graz und dessen Umland wird außerdem berichtet, dass die Preise bei Wohnbaugrundstücken in „mäßigen“ und „normalen“ Lagen im zweistelligen Bereich ansteigen.
Rettung für den sozialen Wohnbau Die internationale Themenführerschaft im sozialen Wohnbau wird im Wiener Rathaus hochgehalten. Im Wiener Landtag gibt die Stadtregierung an, aktuell 260 Millionen Euro pro Jahr dem Neubau und 160 Millionen Euro für Sanierungen zuzuschießen. Außerdem waren laut Rechnungshofbericht von 2018 über einen Zeitraum von vier Jahren Liegenschaften mit einem Buchwert von 104,47 Millionen Euro von der Stadt Wien an den Wohnfonds übertragen worden, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Der Wohnfonds unterstützt damit Liegenschaftsbereitstellung für Bauträgerwettbewerbe. Nach jüngsten Meldungen kumulieren dort Flächenreserven von 2,8 Millionen Quadratmetern. „Mit der Kategorie geförderter Wohnbau setzen wir ein kraftvolles wohnpolitisches Signal und bekämpfen die Hauptursache der Kostenexplosion beim Wohnen“, äußert sich Wiens Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal und spricht sich im gleichen Atemzug gegen Bodenspekulation aus. Der Grundstücksmarkt selbst reagiert vorerst mit Stillstand. Sandra Bauernfeind vom Immobiliendienstleister EHL stellte im Jänner fest: „Weil es durch die neue Situation einen Preisdruck nach unten gibt, verhalten sich die Eigentümer zurückhaltend, womit die Zahl der Transaktionen rückläufig ist.“ Der Bauträgersprecher der Immobilientreuhänder, Klaus Wolfinger, sieht die Lage pragmatisch: „Jetzt braucht es faire Übergangsbestimmungen, weil Grundstücke unter den bisherigen Rahmenbedingungen erworben wurden.“ Wohl erst in der Anwendung wird sich zeigen, ob das neue Instrument den Wiener Wohnungsmarkt wieder auf den Boden aller Realitäten zwingt. •
Gemeinnützige Bauträger schlagen Alarm Angesichts der langfristigen Preisdynamik in den Ballungsräumen sind die Bauträger alarmiert. Gar nicht durchschnittliche 1700 Euro pro Quadratmeter hätte er beim Wiener Hauptbahnhof gezahlt, erzählt Michael Pech, Vorstand des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW), und betont die Weitsicht bei der Beschaffung: „800 Euro beim Tegetthoff-Kasernenareal hatten andere damals als überhöht angesehen.“ Es sei aber zu bedenken, dass sich hohe Quadratmeterpreise über 8
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WOHNBAU
Wohnen ist ein Grundrecht
„Eine schlechte Wohnung macht brave Leute verächtlich“, schrieb bereits Goethe. Als Stadträtin für Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung darf ich ihm darin nur zustimmen. Wohnen ist ein Grundrecht. Und ein Zuhause ist viel mehr als nur ein Dach über dem Kopf, ein Zuhause ist ein Gefühl. Daher ist es meiner Meinung nach eine der wichtigsten Aufgaben der Stadt, dass sich möglichst alle Wienerinnen und Wiener in ihrem Zuhause sicher und geborgen fühlen. Und möglichst leistbaren und lebenswerten Wohnraum zur Verfügung haben. Wohnbaupolitik kann natürlich nicht alle sozialen Probleme einer Stadt lösen. Aber wir können massiv dazu beitragen, ökonomischen Druck aus der Gesellschaft rauszunehmen und die Wienerinnen und Wiener zu entlasten. Der soziale Wohnbau ist die größte Förderung der Mittelschicht in unserer Stadt. Keine Stadt der zwei Geschwindigkeiten Rund zwei Drittel aller Bewohner und Bewohnerinnen (62 Prozent) leben heute im sozialen Wohnbau – also entweder im Gemeindebau oder im geförderten Wohnbau. Bis 2020 sind rund 14.000 weitere geförderte Wohnungen auf dem Weg (auch Wohnungen im Gemeindebau). Dabei ist es der Stadt wichtig, die Wienerinnen und Wiener in ihrer konkreten Lebenssituation bestmöglich zu unterstützen. Daher planen wir etwa auch eigene Wohnprojekte für Alleinerziehende. Die ersten beiden entstehen in der Wolfganggasse in Meidling und in der Käthe-Dorsch-Gasse in Penzing. Ein bedeutender Grund für die positive Entwicklung Wiens war stets, dass es keine Stadt der zwei Geschwindigkeiten ist. In
Kathrin Gaál
© David Bohmann
Der soziale Wohnbau ist die größte Förderung der Mittelschicht in unserer Stadt. Mit der neuen Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ soll das Wohnen auch leistbar bleiben, meint die Wiener Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál in diesem Gastkommentar.
Wien kann man nicht an der Adresse erkennen, wie viel jemand verdient. Diese starke soziale Durchmischung haben wir zu einem großen Stück dem sozialen Wohnbau zu verdanken, der zu einem schönen Teil des Charmes und Charakters unserer Stadt geworden ist. Politische Weichenstellungen zum Wohl aller Menschen Ein zentrales „Erfolgsgeheimnis“ des Wiener Wohnbaus ist: Wien hat seine Wohnungen niemals zur Gänze dem Markt über lassen, sondern hat stets politische Weichenstellungen zum Wohl aller Menschen in unserer Stadt durchgeführt. Dieser positiven Tradition bleibt die Stadt konsequent treu: So haben wir kürzlich in Wien einen europaweit beachteten Paukenschlag gesetzt. Wir haben die Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ er funden und eingeführt, womit wir der Grund- und Bodenspekulation in der Stadt einen Riegel vorschieben. 9
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Wiens Wohnbaustadträtin will die Grund- und Bodenspekulation in der Stadt einbremsen.
Diese neue Widmungskategorie ist natürlich eine drastische Maßnahme, darin sind sich Befürworter wie Kritiker einig. Wer konkrete Verbesserungen für die große Mehrheit erreichen will, wird wohl niemals auf die Zustimmung aller treffen. Zentral ist für mich: Wenn künftig mehr leistbare Wohnungen in Wien gebaut werden sollen, muss man dafür vor allem den Baugrund sichern. Das wird jetzt mit der Novelle der Wiener Bauordnung gewährleistet. Es braucht beim Thema Wohnen jedenfalls entschlossene Schritte gegen Entwicklungen, die das Zusammenleben und das Miteinander in unserer Stadt gefährden. Leistbares Wohnen darf kein Privileg für Besserverdiener sein, sondern leistbares und lebenswertes Wohnen ist in Wien eben ein Grundrecht. •
© energieinstitut.at
THEMA
The Real Green Living
In Feldkirch wurde 2017 mit KliNaWo ein klimagerechtes, nachhaltiges Modellvorhaben im gemeinnützigen Wohnbau errichtet.
Was bedeutet Nachhaltiger Wohnbau abseits von Schlagworten wie „Holz-“ oder „Passivhaus“? Die gebauten Antworten finden sich schon an prominenten Orten Österreichs: Sie werden immer mehr.
Wie müsste – bis ins äußerste Detail getriebenes – nachhaltiges Bauen, Sanieren und Nachverdichten ganz handgreiflich in einer Welt „zusammenschmel zender Ressourcen“ tatsächlich aussehen? Die gebau te Antwort hierzu findet sich in Wien genauso wie in Vorarlberg: Die wenigen – dafür exzellenten – Bei spiele gehören gerne in einer Welt endlicher Rohstoffe nachgeahmt, finden nicht nur Experten.
anstelle einer herkömmlichen Blecheindeckung sind hier eine „effektive Abhilfe gegen urbane Hitzeinseln“, so Puscher, „seitens der Wohnbauförderung wird das Kriterium der sommerlichen Überwärmung sowohl im Neubau als auch in der Sanierung berücksichtigt“.
„Nachhaltiger geförderter Wohnbau“ Gregor Puscher vom wohnfonds_wien sagt gegenüber dem Architekturjournal Wettbewerbe: „Neben der Fernwärme setzen sich kombinierte Systeme aus Wärmepumpen und Solarthermie immer weiter durch.“ Auch Geothermie mit Tiefenbohrungen werde zukünf tig an Bedeutung gewinnen. Seitens der Stadt Wien werden Baustoffe und Materialien forciert gefördert, die eine Reduzierung von Treibhausgasemissionen be wirken. Als Beispiel nennt Puscher etwa Holz als Trag konstruktion oder auch Hanf- oder Schafwollmatten zur Wärmedämmung. Ein Themenbereich, der in den vergangenen Jahren auch an Bedeutung gewonnen hat, ist die sommerliche Überwärmung in der Stadt. Grünflächen am Dach
Thermisch-energetische Qualitätssicherung Der wohnfonds_wien hat die Zeichen der Zeit erkannt und im Juni 2018 die Bestimmungen (sowohl im Neu bau als auch in der Sanierung) für die thermisch-ener getischen Gebäudeeigenschaften – die Voraussetzung für einen Förderungserhalt – adaptiert. Bereits seit dem Jahr 2000 freilich werden mit einer eigenen För derungsart – der sogenannten TheWoSan (THer misch-Energetische WOhnhausSANierung) – Anreize gesetzt: Hierbei werden Renovierungsarbeiten und Wärmedämmungsmaßnahmen an der Gebäudehülle umgesetzt und die haustechnischen Anlagen eines Gebäudes erneuert und verbessert. Dies betrifft Fens terflächen, Dächer oder oberste Geschoßdecken, Fas sadenflächen, Kellerdecken und energetisch relevante Haustechniksysteme. Selbstverständlich werden dabei auch ältere Gebäude thermisch und/oder energetisch verbessert.
Rudolf Preyer
Dekarbonisierter Gebäudesektor In der „Mission2030“ setzt sich die Bundesregierung das Ziel, den Gebäudesektor zügig zu dekarbonisie ren. Voraussetzung dafür, dass genügend „sauberer 10
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Wandgrün Vertikal Systeme für Ihre begrünte Idee
WOHNBAU
Den positiven ökologischen und energiesparenden Wirkungen von Bauwerks-Begrünungen werden in Zeiten des Klimawandels immer mehr Bedeutung zuerkannt. Deshalb entwickelten wir, als führender österr. Gründachsystem-Entwickler, zwei vertikale Begrünungssysteme. Diese Systeme ermöglichen die Bepflanzung aller Typen von Fassaden und Wänden im Außen- und auch im Innenraum.
System Pflanzenwand
© Studio Huger
Bepflanzte Fassadenplatten-Elemente
Strom“ auch zum Heizbetrieb der Wärmepumpen er zeugt werden kann, ist freilich die Reduktion des Ener giebedarfs der Gebäude bzw. ihrer Heizlast insgesamt. Ein Vorzeigeprojekt hierzu ist weit westlich zu finden: „KliNaWo“ (Klimagerechter, Nachhaltiger Wohnbau) ist quasi das Substrat langjähriger Forschung.
System Grünwand
Best-Practice-Beispiel: Wohnbau In der Wiesen Süd – Bauplatz 7, Wien (Bauträger: Heimbau und Altmannsdorf- Hetzendorf, Architektur: Dietrich – Untertrifaller und Artec, 2017)
Gemeinnütziger Wohnbau kostenoptimiert In Feldkirch-Tosters wurde 2017 mit KliNaWo ein drei geschoßiges Mehrfamilienwohnhaus – ein gemeinnützi ger Wohnbau – mit 18 Wohneinheiten und einem ge räumigen Gemeinschaftsraum errichtet: KliNaWo ist das Modellvorhaben der gemeinnützigen Bauvereini gung VOGEWOSI, der AK Vorarlberg, des alpS (Zent rum für Angewandte Forschung und Beratung im Risi komanagement) in Innsbruck sowie der Uni Innsbruck. Das Modellvorhaben wurde vom Energieinstitut Vorarl berg geleitet. Architekt Martin Ploß ist Bereichsleiter Energieeffizientes Bauen des Energieinstituts Vorarl berg, er schickt voraus: „Im Rahmen dieses Projekts haben wir in der planungsbegleitenden Beratung unter 60.000 Ausführungsvarianten diejenige ausgewählt, die im Betrachtungszeitraum von 50 Jahren die niedrigsten Gesamtkosten für Finanzierung, Wartung und Instand haltung sowie Energie verursacht.“ è 11 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
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THEMA
Der aus den 1960er Jahren stammende Anton-Grolig-Hof in Wien-Margareten wurde 2016 mithilfe der TheWoSan- Förderung saniert. Damit wurde der Heizwärmebedarf um zwei Drittel reduziert und der Standard eines Niedrigenergiegebäudes erreicht.
© Projektbau
werden.“ Der erste Zwischenbericht zu KliNaWo kann unter energieinstitut.at eingesehen werden, die Moni toringergebnisse des ersten Betriebsjahres werden im Frühjahr 2019 online gestellt. Nachhaltiges Bauen kann jedoch nicht auf die Frage der Baumaterialien oder der Energieeffizienzklasse reduziert werden. Der Erhalt von alter Bausubstanz ist in vielen Fällen nachhaltiger als ein Neubau.
Die realisierte Variante mit den geringsten Lebens zykluskosten hat eine Hülle in Passivhausqualität, eine kontinuierlich betriebene Abluftanlage sowie zwei So le-Wärmepumpen (für Heizung und für Warmwasser), außerdem verfügt sie über eine thermische Solaranlage mit 102 m² Kollektorfläche und ca. 6700 Liter Speicher. Stimmiger Lebenszyklus 60.000 Ausführungsvarianten? Da ist naturgemäß ein großer Erfahrungsschatz angewachsen. Ploss: „Aus meiner Sicht sollte die Mischbauweise – mit einem massiven Gebäudekern und einer Holzbau-Gebäude hülle – forciert werden.“ Sie kombiniere die „Vorteile der Bauarten“ – der Massivbau komme in der Statik und zur Wärmespeicherung im Gebäudeinneren zur Anwendung, der Holzbau werde für wärmebrücken minimierte Gebäudehüllen mit geringem Herstellungs- Energieaufwand und guten Recyclingmöglichkeiten verwendet, so Ploss, der resümiert: „Das KliNaWo- Projekt zeigt, dass die Bauwerksmehrkosten von Gebäuden mit 65 bis 75 Prozent Energieeinsparung zwischen etwa 3 und 5 bis 6 Prozent liegen – und dass die Mehrkosten im Lebenszyklus mehr als kompensiert
Das Flair revitalisierter Zinshäuser Zu den wichtigsten nachhaltigen Entwicklungsstrategi en zählt im Wohnbau die Nachverdichtung des Ge bäudebestands – durch Aufstockungen und Dachge schoßausbauten, aber auch durch das Schließen von Baulücken. Die 3SI Immogroup hat sich auf die Revita lisierung von Zinshäusern spezialisiert. Sobald ein Gründerzeithaus erworben wurde, wird nach ursprüng lichen Plänen saniert. Sofern möglich, wird der Dach boden ausgebaut – und falls noch nicht vorhanden, wird auch ein Lift eingebaut. Geschäftsführer Michael Schmid zögert aber nicht, gegenüber dem Architektur journal Wettbewerbe zu relativieren: „Bestimmte Gründe – wie etwa eine schlechte Bausubstanz oder auch wirtschaftliche Kriterien – können freilich für ei nen Neubau sprechen.“ Denn das unterstreicht Schmid: „Die Investitionen in die Revitalisierung eines Zinshauses oder einer Altbauwohnung sind meist hö her als bei einem Neubau.“ Sein Nachsatz: Die Ergeb nisse einer Sanierung seien zumeist aber auch „hoch wertiger“. Apropos Dachboden: Wie kann eine „behutsame Sanierung ganz oben“ aussehen? Urbane Nachverdichtung Die in Schönbrunn beheimatete Bauunternehmung Prath ist ein seit 85 Jahren bestehender Wiener Bau meisterbetrieb mit Kompetenzen in den Bereichen Sanierungen, Zu- und Umbauten sowie Dachgeschoß ausbauten. In letzterem Fall wird es nochmals speziell, wenn Dachgeschoße in einem denkmalgeschützten Objekt ausgebaut werden. Dies sei oft nur sehr „eingeschränkt möglich“, so Geschäftsführer Gerhard Bednarsky, „da das Denkmalamt oft größere Verände rungen am Dachstuhl und an der Dachgeometrie nicht gestattet“. Als besonders gelungen empfindet der Baumeister den Dachgeschoßausbau Kärntner Durchgang 10: „Für die gewölbten Flächen haben wir Tunnel-Schaltische verwendet.“ Punkto Energetik achtet Prath auf „ver nünftige Dämmstoffdicken und bei allen Glasflächen auf einen außen liegenden Sonnenschutz“. Die alte Regel für ein behagliches Wohnklima – dicke Mauern und kleine Fenster – gelte heute „leider nicht mehr“, plaudert Bednarsky aus dem Nähkästchen, „denn die Architekten denken mittlerweile anders“. Die gute Nachricht zum Schluss: Summa summarum werden „grüne Konzepte“, wird Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft bereits gelebt – und: Die Beispiele werden immer mehr. •
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WENN JEMAND AN JEDES DETAIL GEDACHT HAT UND DABEI GANZ GROSS AUSSIEHT, DANN IST ES EINE HAKA.
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ARCHITEKTUR
MCI und kein Ende Was im Zusammenhang mit dem MCI in Innsbruck passiert, ist auf den ersten Blick undurchschaubar. Ein großes Bauprojekt für eine international renommierte ManagementHochschule, nahe der Altstadt, löst zahlreiche Debatten aus und beschäftigt Bauherren, Auftraggeber und Architekten. Die Aufgabe Aber von Anfang an. Das MCI (Management Center Innsbruck) zieht zahlreiche internationale Studenten in die Stadt. Mittlerweile sind ca. 3400 Studenten in Ausbildung, sodass einige Abteilungen ausgelagert sind. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sucht das MCI nach einem adäquaten Bauplatz und repräsentativer Architektur. Für den Neubau ist ein Areal nördlich der sozialwissenschaftlichen Fakultät (SoWi) der Uni Innsbruck vorgesehen. Der Bau von Henke Schreieck Architekten bietet ein gutes Beispiel und gute Nachbarschaft. Henke Schreieck erstellten auch im Jahr 2008 eine Machbarkeitsstudie. Der vorgesehene Raum, das „Fenner-Areal“, umfasst knapp 17.000 Quadratmeter, gehört teilweise der Stadt Innsbruck, teilweise dem Bund und wird derzeit noch als Busparkplatz und Fußballplatz genutzt. Außerdem befindet sich ein Park der Bundesgärten dort.
Letztes Jahr sollte es losgehen mit dem Neubau des Management Center Innsbruck, einer privaten Hochschule mit Lehrgängen in den Bereichen Wirtschaft und Gesellschaft, Technologie und Life Sciences. Die Pläne des aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangenen Architekturbüros Loudon, Habeler und Kirchweger sahen einen rundansichtigen Solitärbau vor, in einem begrünten Feld aus Hofgarten, Bundesgärtenareal und Sportplatz. Vor Baubeginn kam es jedoch nach Verzögerungen, Vorwürfen und unverständlichen Kostendebatten zu einem Planungsstopp. In der Presse wurde von einer „Kostenexplosion“ gesprochen, genaue Auflistungen dieser Rechnungen gab es aber nicht. Mittlerweile soll neu ausgeschrieben werden.
Der Wettbewerb Der EU-weite zweistufige Wettbewerb wurde 2016 in einer Zusammenarbeit der zuständigen Länder-
Susanne Karr 14
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WETTBEWERBSWESEN
Vor Baubeginn des MCI Innsbruck (hier das Siegerprojekt von Loudon, Habeler und Kirchweger) kam es nach Verzögerungen, Vorwürfen und Kostendebatten zu einem Planungsstopp.
Ansicht
Architektenkammer und dem Landeshochbau Tirol durchgeführt, 88 Architekturbüros nahmen teil. Das Projekt der Architekten Loudon, Habeler & Kirchweger aus Wien hatte den Wettbewerb gewonnen. Der Jurybeschluss erfolgte einstimmig. Beteiligt an der Auswahl der international besetzten Wettbewerbsjury waren das Land Tirol als Bauherr, MCI, Tourismus- und Sportamt als Nutzer, Fachpreisrichter und internationale Architekten mit Referenzen für entsprechende Bauten wie Hochschulen sowie Stadtplanung und Politik der Stadt Innsbruck. Die Vorgangsweise richtete sich nach dem üblichen Procedere, einen Kostenrahmen zu nennen. Die Wettbewerbsjury und die zur Vorprüfung Berufenen müssen grundsätzlich die Umsetzbarkeit, d. h. die Angemessenheit in Bezug auf die zur Verfügung stehenden Mittel, und die besondere Aufgabe berücksichtigen. Dies können sie nur auf der Basis einer sehr groben Einschätzung, die Spielraum zulassen müsste. Eine hundertprozentige Kalkulation ist daher zu diesem Zeitpunkt nicht möglich.
Unstimmigkeiten Aber zurück zum MCI. Inzwischen häufen sich die Fragen, die den gesamten Ablauf von Planung bis Wettbewerb und Verfahrensstopp betreffen. Gab es einen Verfahrensfehler? Wie kam es dazu, dass ein eindeutig ermitteltes Siegerprojekt plötzlich als unpassend erachtet wurde? Kann man sich auf eine internationale, renommierte Jury nicht verlassen? Was heißt das für das Wettbewerbswesen und die beteiligten Architekturbüros? Und wie wirken sich solche Prozesse für den Ruf einer Stadt aus, die bisher Baukultur hochgehalten und innovative und nahhaltige Projekte gefördert hat? Man ist in der Kalkulation für dieses Vorhaben von Anfang an von grenzwertigen Kennwerten des Auftraggebers ausgegangen und hat realistisch erwartbare Preissteigerungen außer Acht gelassen. Die anhaltend starke Baukonjunktur und daraus folgende Preissteigerungen konnten möglicherweise nicht vorhergesehen werden. Wolfgang Andexlinger, Leiter des Amtes für Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration der Stadt Innsbruck, formuliert diese verschiedenen è
Kostenschätzung Der Auslober versucht grundsätzlich, die Kosten überschaubar zu halten. Andererseits sollen, bereits im Vorhinein, in der Phase der Wettbewerbsvorbereitung, also noch ohne konkretes Projekt, kostenrelevante Parameter festgelegt werden. Die Bundesimmobiliengesellschaft BIG verlangt in letzter Zeit auch eine Garantie vom Wettbewerbsteilnehmer für die Einhaltung eines bestimmten Kostenrahmens ohne Schwankungsbreite. Damit wird das Kostenrisiko, das besonders bei komplexen Bauaufgaben immer vorhanden ist, vom Bauherrn vollständig auf die Seite der Planer gerückt. Denn im Rahmen der Bearbeitungstiefe eines Wettbewerbsbeitrags – ohne Beteiligung von Konsulenten für Statik, Haus- und Elektrotechnik, Brandschutz etc. – kann der Planer diese Verantwortung nicht ohne Weiteres übernehmen. Kostenrahmen werden nach Kennwerten erstellt, was im relativ standardisierten Wohnbau recht präzise funktionieren kann. Auch bei Aufgaben, die auf viele Standards rekurrieren können, wie etwa Kindergärten. Bei einem Hybridprojekt wie dem MCI, das Hochschule, Busterminal und Fußballplatz integriert und in einem städtebaulich komplexen Zusammenhang steht, gibt es wenige Referenzbeispiele.
Vernachlässigung Ein Kommentar von Susanne Karr Für ein Bauvorhaben wie ein hochqualitatives, architektonisch wertvolles öffentliches Gebäude kann ein Generalübernehmerverfahren, wie es für die Neuausschreibung des MCI vorgesehen ist, abträglich sein. Auch die zentrale Lage spricht für die Einbeziehung von mehr Entscheidungsfaktoren als solchen, die rein durch finanzielle Erwägungen abgedeckt werden können. Mit einem Architekturwettbewerb erhält man mehrere Vorschläge zur Diskussion. Zur Findung des Projekts, das unter mehr als rein kostenbezogenen Gesichtspunkten als das beste gelten kann, wird der Architekturwettbewerb international als geeignetes Instrument angesehen. Bei einem Generalübernehmerwettbewerb für das MCI sind hingegen wenige Einreichungen zu erwarten, weil ein Projekt dieser Größe nur von wenigen Firmen übernommen werden kann. Und wenn das Entscheidungskriterium möglichst geringe Kosten sind, werden Ansprüche an die Baukultur meist nachgereiht. Ein solcher Umgang mit Architektur passt nicht zu Innsbruck, das seit Langem eine internationale Reputation aufgebaut hat und oft bei Städten ähnlicher Größe als Vorzeigestadt genannt wird. Wenn sich Entscheidungsträger hinter nicht nachvollziehbaren Kostenargumenten verschanzen, geschieht dies zum Schaden der Öffentlichkeit und des Landes; kulturelle Werte wie anspruchsvolle Architektur halten lang an. Deren Vernachlässigung trägt provinzielle Züge. Es scheint, als würde Baukultur derzeit in Innsbruck/Tirol politisch nicht mehr unterstützt.
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ARCHITEKTUR
Grundriss Erdgeschoß
Beim MCI wurde der Kostenrahmen seitens des Auslobers auf Basis eines nachweislich falschen Nutzfläche-Bruttogrundfläche-Faktors zu niedrig berechnet.
Kurz gesagt, es ist ohne Vorlage einer genauen, schriftlichen Kalkulation schlicht nicht zu beurteilen, was sich finanziell abspielt. Unterschiedliche Wahrnehmungen In der Öffentlichkeit kursiert mittlerweile das mediengängige Bild von rahmensprengenden Bauprojekten. Laut dieser Interpretation geben die Planer zuerst falsche, bewusst niedrig gehaltene Kosten an, um den Zuschlag für das Projekt zu erhalten, und im Zuge der Realisierung werden die Kosten dann ständig erhöht. Beliebtes Beispiel für solche Eklats ist etwa die Elbphilharmonie Hamburg. Nur, der Vergleich hinkt, und zwar an mehreren Punkten. Erstens: Beim MCI wurde der Kostenrahmen seitens des Auslobers von vornherein zu niedrig berechnet, nämlich auf Basis eines nachweislich falschen Nutzfläche-Bruttogrundfläche-Faktors. Zweitens: Die Architekten Loudon, Habeler & Kirchweger, die den Wettbewerb gewonnen hatten, haben von Anfang an auf diesen Umstand der Diskrepanz zwischen Aufgabenstellung und Kostenrahmen hinge wiesen. Ein Vertrag über eine gegenüber dem Wettbewerbsprojekt reduzierte Baumasse mit einem Kostenrahmen, der auf einer Hochrechnung der Architekten basiert, wurde abgeschlossen. Mit dem im Juni 2018 fertiggestellten Vorentwurfsprojekt wurden die gesetzten Ziele umgesetzt, trotzdem wurde den Planern vom Auftraggeber mit einer nicht nachvollziehbaren, weil nicht belegten, Gegendarstellung das Vertrauen ent zogen, und es wurde das Projekt seitens der Landes regierung Tirol als nicht finanzierbar beurteilt und gestoppt. Die Architekten erhielten im August 2018 seitens der Juristen der Auftraggeber den Bescheid, dass es keine Option für weitere Planungsleistungen gäbe. Eine öffentliche Argumentation gibt es dazu nicht. Inzwischen ist die Neuausschreibung beschlos sene Sache und es wird überlegt, ein Generalüber nehmerverfahren auszuloben. Ein solches Verfahren legt das Hauptaugenmerk auf die finanzielle Seite des Projekts.
Punkte in einem offenen Brief vom 12. Dezember 2018 wie folgt: „Zu gering angesetzte Umrechnungsfaktoren zwischen Brutto- und Nettoflächen, eine zum dama ligen Zeitpunkt nicht zu erwartende boomende Baukonjunktur und fehlende Indexanpassungen sind unter anderem Faktoren, die zu einer Kostensteigerung führten und hier genannt gehören.“ Man kann also weder dem Wettbewerbsverfahren noch der Jury mangelnde Sorgfalt in der Abwicklung vorhalten. Unterschiedliche Zahlen Das Argumentieren mit nicht aufgeschlüsselten Kosten führt dazu, Unmut zu schüren. Die in der Presse unterschiedlichen angegebenen Summen ergeben sich aus unterschiedlichen Posten, die entweder mit einberechnet oder eben weggelassen werden. Sie sollen bis zu 132 Millionen Euro hoch sein, aber es gibt keine nachvollziehbare Auflistung dieser Posten, auf deren Grundlage sachlich argumentiert werden könnte. Einerseits werden Zahlen ins Spiel gebracht, die sich rein auf die Bauwerkskosten beziehen; andererseits Summen, die Gesamterschließung, Außenanlagen und Nebenleistungen beinhalten. Übliche Schwankungsbreiten werden einmal genannt, dann wieder nicht.
Petition für fairen Umgang Um dem schiefen Licht entgegenzutreten, in das die Architekten durch die unklare Berichterstattung geraten, veröffentlichten die Bundes- und Länderkammer der Ziviltechniker, das aut. architektur und tirol, die Zentralvereinigung der Architekten Tirol sowie die Architekturfakultät der Universität Innsbruck einen offenen Brief mit einem „Plädoyer für die Leistungen und die Integrität der Architektenschaft“. Außerdem gibt es eine „Petition für einen korrekten und fairen Umgang mit Gewinnern von Wettbewerben“, die in mehreren Medien veröffentlicht wurde und von vielen Seiten Unterstützung durch Unterzeichnung erfährt. • 16
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BAUHAUS
100 Jahre Aufbruchstimmung Wer von Bauhaus spricht, muss sich auch bewusst sein, dass er damit eine Lebenseinstellung meint und nicht nur ein paar ehrwürdige Möbelstücke. Bauhaus ist bis heute ansteckend – mit Lebensfreude, Geist und Witz, Charme und einer prägenden Ästhetik, der sich niemand entziehen kann. 2019 wird nun kräftig gefeiert.
Kaum eine Kreativbewegung hatte jemals eine solche Strahlkraft wie jene des Bauhauses. Dabei waren dieser schöpferischen Phase nicht einmal eineinhalb Jahrzehnte gegönnt, um das weiterdenken zu können, was schon in den ersten Jahren die Welt der Gestaltung komplett auf den Kopf stellte. Gegründet 1919 in Weimar unter Walter Gropius als erstem Direktor, zählten schon damals große Namen wie Peter Behrens oder Bruno Taut zu seinen Weggefährten. In diesem von ihm geschaffenen
zu ihrer Schließung 1933 durch die Nationalsozialisten. Zu undeutsch soll das vermittelte Gedankengut gewesen sein. In den insgesamt 14 Jahren der Zwischenkriegszeit schaffte es die Kunst- und Gestaltungsschule dennoch, die Moderne zu prägen und neu zu interpretieren. Mit der Rückbesinnung auf das Handwerk sollte experimentell und manuell eine neue, dem industriellen Herstellungsprozess gerechte Formensprache entwickelt werden. Am Bauhaus wollte man eine neue Generation umfassend kompetenter und engagierter Gestalter ausbilden, die gestalterische Grundlagen erlernten, in den Werkstätten ausgebildet wurden und durch die Meister und Lehrenden individuell geprägt wurden. Walter Gropius blieb stets die prägende Autorität und verankerte nach seiner Emigration in die USA das Bauhaus und dessen inneren Werte für immer im Gedächtnis der Menschen. Ludwig Mies van der Rohe, die zweite schillernde Figur an der Spitze der Bauhaus-Bewegung, definierte seine Haltung ganz klar: „Baukunst ist die räumliche Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt und der Ausdruck dafür, wie er sich darin behauptet und wie er sie zu meistern versteht.“ Bauhaus – das ist keine Stilepoche, es ist eine inspirierende Philosophie, die seit jeher Architekten, Designer, Intellektuelle und Künstler inspiriert hat und bis heute weit und in die Tiefe nachhallt. Das Erbe der Bauhaus-Bewegung spiegelt sich heute nicht nur in der Architektur wider, sondern auch im Design. Für das Jubiläumsjahr 2019 tauchten viele Möbelproduzenten in ihre Archive mit dem festen Vorsatz, Klassiker des Bauhauses wieder neu aufzulegen und vielleicht sanft für das 21. Jahrhundert zu adaptieren. •
Bauhaus – das ist keine Stilepoche, es ist eine Philosophie, die bis heute nachhallt.
© Thonet
Barbara Jahn
„intellektuellen Labor“ war das Gesamtkunstwerk das erklärte Ziel. Der Lehrberuf bekam eine neue Bedeutung. Gropius bezog, von den konservativen Kräften im Land angefeindet, mit der Schule das von ihm selbst entworfene Bauhausgebäude in Dessau. 1928 warf er das Handtuch, ständig torpediert von kommunalpolitischen Querelen. Der Schweizer Architekt und Urbanist Hannes Meyer konnte auch nicht lange bleiben. Zu groß waren politische und ästhetische Differenzen, zu schwach seine Führungskraft. 1931 wurde der politische Druck so groß, dass die Dessauer Schule geschlossen werden musste. Ludwig Mies van der Rohe, ein Architekten aus Aachen, leitete als dritter Direktor die Bauhaus-Schule bis
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Vorträge nonstop. 7. – 9. März 2019. Wien
Festivalleiterin Margit Ulama Veranstalter Architekturstiftung Österreich Tel. +43 1 / 513 08 95
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Architektur bedeutet im Rahmen von TURN ON letztlich immer „Baukultur“. Das heißt, die funktionellen Anforderungen einer Bauaufgabe werden erfüllt, diese wird aber auch im kulturellen Sinn interpretiert. Das Haus schützt vor Regen, Wind und Kälte – und es vermittelt Geborgenheit und hat Atmosphäre, es ist ein ästhetisches Konstrukt. Es dient im besten Fall nicht nur lebensnotwendigen Zwecken, sondern ermöglicht auch ein besseres Leben. Baukultur ist eng mit unserem Leben verbunden; dies gilt auch für ihren Entstehungsprozess, der stark von politischen Entscheidungen beeinflusst wird. Wie qualitätvolles Bauen möglich wird, ist eine komplexe Frage. Der diesjährige Festredner Leo Van Broeck spricht von Qualität als einem Brückenschlag zwischen Architektur und Politik. Die Talkrunde nimmt das Thema auf und fragt nach der Qualitätssicherung im Ablauf vom ambitionierten Entwurf bis zum realisierten Bauwerk. TURN ON PARTNER präsentiert ein Kaleidoskop aktueller Bauten. Dabei führt das dichte Vortragsprogramm an der Schnittstelle von Architektur und Wirtschaft zentrale Themen des Vorjahres fort und findet neue Definitionen. Die Thematik Projektentwicklung wird anhand einer kleinen Gemeinde, einer Mittelstadt und im großstädtischen Kontext dargestellt. Besonderes Augenmerk liegt wieder auf dem Wohnbau mit sozialem Anspruch und einer breiten Palette von Funktionen. Die Entstehung ambitionierter Architektur wird aber auch von innovativen Materialien und Konstruktionen geprägt, außerdem von neuen Themen wie smarter Energie, der intelligenten Nutzung des Tageslichts und digitalen Planungsmethoden. Der Innenraum wird weiters als gebaute Identität präsentiert – und als Raum mit feierlicher Beleuchtung. TURN ON präsentiert alljährlich die unterschiedlichen Entwurfsstrategien vor allem österreichischer, aber auch internationaler ArchitektInnen. Die aktuellen Vorträge erzählen dabei jeweils eine Geschichte: die des gesellschaftlich engagierten Wohnbaus, der modern interpretierten Stadthäuser in der Kleinstadt, des unkonventionellen Quartiers in der Großstadt, aber auch der Stadtvillen im Dialog mit denkmalgeschützter Bausubstanz. Ein weiterer narrativer Bogen umspannt drei konstruktiv und räumlich konsequente Bauten für Bildung; ein anderer drei Gesundheitszentren mit ganz anderer architektonischer Geste. Schließlich geht es um singuläre Bauaufgaben: zwei höchst unterschiedliche Kulturbauten und einen großen Gebäudekomplex für die Justiz in prominenter Lage. Das Weiterbauen als zentrales Thema der europäischen Architektur wird mit Projekten in Kaltern und Bratislava nochmals neu beleuchtet. Den Abschluss des Tages bildet der neue Programmpunkt TURN ON STUDIO. Im Rahmen von zwei Vorträgen präsentieren Studierende ausgewählte Arbeiten für Salzburg und die Seestadt Aspern. Die jeweiligen Leiter des Entwurfsprogramms geben einen Überblick dazu sowie einen Ausblick auf zukünftige Projekte. | M.U.
www.turn-on.at Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
ORF RadioKulturhaus Argentinierstraße 30a, 1040 Wien
ARCHITEKTUR
Projekt Wohnen am Marchfeldkanal – Bauplatz Peter-Berner-Straße Johann-Orth-Platz 3, 1210 Wien
Bauträger Donau-City-Wohnbau AG Gemeinnützige Aktiengesellschaft, Wien
Architektur Gerner Gerner Plus, Wien gernergernerplus.com
Landschaftsplanung Knollconsult Umweltplanung ZT GMBH knollconsult.at
Statik Planung – Consulting – Design Zivilingenieure, Wien pcd-zt.at
Projektdaten 42 Wohnungen, davon 26 Mietwohnungen mit Eigentumsoption und 16 SMART-Wohnungen Grundstücksfläche: 1371,10 m2 Bebaute Fläche: 784,70 m2 Geförderte Nutzfläche: 3145,26 m2 Verwertbare Nutzfläche: 3058,73 m2 Bruttogeschoßfläche: 4491,34 m2
Projektablauf Planungsbeginn 2015 Baubeginn 04/2017 Fertigstellung 12/2018
Die zum Platz orientierte ostseitige Gebäudefront spielt mit ihren Giebeln und fassadenbündigen Ortgängen auf das Satteldach traditioneller Einfamilienhäuser an.
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WOHNBAU
Der Baukörper ist in Ost-West-Ausrichtung angeordnet. Damit erhält die Hälfte der Wohnungen Belichtung aus zwei Himmelsrichtungen.
Wie am Land und doch in der Stadt
© Alle Fotos: Matthias Raiger
Wohnen am Marchfeldkanal – JOP, Wien / Gerner Gerner Plus Tausend neue Wohnungen gegen ein paar Hundert Ziesel. Dieses Match sorgte in Wien vor wenigen Jahren für Schlagzeilen. Anlass war ein rund 70.000 Quadratmeter großes Areal im 21. Wiener Gemeinde bezirk, mit der Van-Swieten-Kaserne im Süden, der Brünner Straße im Westen und östlich vom Marchfeldkanal begrenzt, auf dem die Errichtung von geförderten Wohn bauten geplant war. Ein gewichtiges 21 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
Argument, schließlich braucht Wien neuen Wohnraum, darüber sind sich alle einig. Also beauftragten die Bauträger, denen die zu bebauenden Grundstücke gehörten, eine „renommierte Ziesel- und Feldhams terexpertin“ mit der sanften Umsiedlung der niedlichen (und geschützten) Nager. Gleichzeitig lobte der wohnfonds_wien – es handelt sich bei dem Bauvorhaben um geförderte Wohnungen – è
ARCHITEKTUR
Jede Wohnung verfügt über einen privaten Freiraum, entweder einen Balkon, eine Loggia, einen Garten oder eine Terrasse.
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WOHNBAU
Die gartenseitige Westfassade wird durch unterschiedlich große Balkone und unregel mäßige Einschnitte aufgelockert.
Schnitt
Grundriss Erdgeschoß
Bauträgerwettbewerbe für drei der sechs Bauplätze aus. Die anderen drei Bauplätze galten als Fixstarter, das heißt sie unter zogen sich zwar ebenfalls der Jurybeurtei lung, ohne ausgeschieden zu werden. Von den sechs Bauplätzen aus dem Bauträger wettbewerb wurde jenes auf Bauplatz 4 bereits fertiggestellt (siehe nächsten Be richt), jene auf den Bauplätzen 1 und 3 werden voraussichtlich Ende 2019 fertig sein, die Projekte auf den Bauplätzen 2 und 6 wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.
Grundriss 2. Obergeschoß
Doppelt belichtet Am Johann-Orth-Platz wurde ein weiterer Bauplatz vom Bauträger, der Donau-CityWohnbau AG, direkt an das Wiener Archi tekturbüro Gerner Gerner Plus vergeben, dessen Entwurf dem Grundstücksbeirat zur Begutachtung vorgelegt wurde. 26 Miet wohnungen mit Eigentumsoption sowie 16 SMART-Wohnungen sind dort entstan den und wurden im Dezember vergange nen Jahres übergeben. Der Baukörper ist in Ost-West-Ausrich tung am Bauplatz angeordnet. Die Hälfte è
Grundriss Dachgeschoß
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ARCHITEKTUR
Der Eingangsbereich öffnet sich zu einem großzügigen Foyer mit zentraler einläufiger Stiege und zwei offenen, von oben belichteten Atrien.
der Wohnungen erhält damit Belichtung aus zwei Himmelsrichtungen, sommerliche Überwärmung durch Südsonne wird mini miert. Der Grundriss orientiert sich am nach Osten, Norden und Westen rechteckigen und zum Süden hin spitz zulaufenden Verlauf der Grundstücksgrenzen. Die gar tenseitige Westfassade wird durch unter schiedlich große Balkone und unregelmäßi ge Einschnitte aufgelockert, während die zum Platz orientierte ostseitige, glatte Ge bäudefront mit ihren Giebeln und fassaden bündigen Ortgängen auf das Satteldach traditioneller Einfamilienhäuser anspielt. Der an der Ostseite liegende Eingangs bereich öffnet sich zu einem großzügigen Foyer mit zentraler einläufiger Stiege und 24 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
WOHNBAU
DER MARKTPLATZ FÜR WOHNIMMOBILIEN
16. – 17. MÄRZ 2019
MESSE WIEN immobilienmesse immobilien-messe.at
zwei offenen, von oben belichteten Atrien. Im Anschluss an das Foyer liegt ein Ge meinschaftsraum mit einer überdachten Spielfläche und Abstellräumen. Die Dach terrasse ist begrünt und steht ebenfalls der Mietergemeinschaft zur Verfügung. Jede Wohnung des in Massivbauweise errichteten Gebäudes verfügt über einen privaten Freiraum, entweder einen Balkon, eine Loggia, einen Garten oder eine Terras se. Die Wohnungstrennwände in Leichtbau weise erlauben die Veränderung von Grundrissen und die Zusammenlegung von Wohnungen. •
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Ticket gilt auch für
ARCHITEKTUR
Projekt Wohnen am Marchfeldkanal, Bauplatz 4 – Unter den Linden Gaswerkstraße 5, 1210 Wien
Bauträger Familienwohnbau gemeinnützige Bauund Siedlungsgesellschaft mbH, Wien
Architektur Superblock ZT GmbH, Wien superblock.at
Landschaftsplanung Land in Sicht gpl.at
Generalplanung Mischek ZT GmbH, Wien
Projektdaten
Bebaute Fläche: 1529,40 m² Bruttogeschoßfläche: 7560,51 m² Wohneinheiten: 79 Geförderte Wohnnutzfläche: 5049,58 m² Geförderte Gewerbefläche: 351,88 m² Nutzfläche gesamt: 5401,46 m² NFL Café: 226 m² NFL Home-Office: 125 m²
Projektablauf Wettbewerb 04/2014 (2. Stufe) Planungsbeginn 07/2013 Baubeginn 07/2017 Fertigstellung 12/2018
© Alle Fotos: Michael Nagl, 2018
Wettbewerbsdokumentation ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 5/2014 (316)
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WETTBEWERB REALISIERT
Klassischer Wohnbau mit Spannungselementen
Der Entwurf ist ein Versuch, ein Bindeglied zwischen den klassischen Wiener sozialen Wohnbauten und moderner Wohnarchitektur zu bilden.
Wohnen am Marchfeldkanal – Unter den Linden, Wien / Superblock Architekten Auf jenem Areal im 21. Wiener Gemeindebezirk, das unter dem Namen Wohnen am Marchfeld firmiert, wurde im Dezember 2018 ein weiteres Wohnbauprojekt fertiggestellt. Den Bauträgerwettbewerb auf dem südlich des Areals gelegenen Bauplatz 4, angrenzend an das Heeresspital, gewann im Jahr 2014 der gemeinnützige Wohnbauträger Familienwohnbau gemeinsam mit Superblock Architekten und dem Landschaftsplanungsbüro Land In Sicht. Das Leitbild für den Freiraum, auf dessen Basis der Bauträgerwettbewerb auf sechs Bauplätzen ausgeschrieben worden war, stammte von idealice Landschaftsarchitektur. Nach diesem Leitbild teilt sich der Freiraum in vier Typen: Parkband,
Die Balkonelemente sind streng geometrisch angeordnet, bringen aber durch den Materialwechsel ein Spannungselement in das Fassadenbild.
Wohnbänder, urbaner Siedlungsplatz und Privatgärten. Das Parkband bildet die zentrale Achse mit angelagerten Spielplätzen und bietet eine Grünverbindung zum Marchfeldkanal. Wohnbänder ermöglichen eine fußläufige Erschließung aller Baufelder. Eingebettet in diese Bänder sind kleine Plätze, Terrassen, Spielelemente, Pflanzbeete und Retensionsflächen. Ein urbaner Siedlungsplatz befindet sich im nördlichen Teil des Planungsgebietes mit Geschäften und Cafés in der Erd geschoßzone. Zum Marchfeldkanal orientieren sich Pflanzbeete, die für gemeinschaftliches Gärtnern genutzt werden können. Zwischen Bestands- und Neubauten Die Verbindung zwischen dem Platz „Unter den Linden“ und dem restlichen Siedlungsgebiet bildet ein Wohnband, das teilweise zweigeschoßig durch das Gebäude geführt wird. Der Anschluss an die weiteren Baufelder in Richtung Marchfeldkanal erfolgt è 27
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ARCHITEKTUR
Der Wohnbau liegt in Stammersdorf, an der Nahtstelle zwischen Bestands- und Neubauten.
Grundriss Regelgeschoß Schnittperspektive
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WETTBEWERB REALISIERT
Die hohe Anzahl an Kleinwohnungen wird durch Gemeinschaftsräume und anmietbare HomeOffice-Flächen im Erdgeschoß kompensiert.
Auf einer Wohnfläche von 5000 Quadratmetern sind 79 Wohneinheiten, davon 37 SMARTWohnungen, entstanden.
über das südliche Wohnband des gemeinsamen städtebaulichen Konzeptes. Das Projekt von Superblock auf dem von Gaswerkstraße, Jane-Tilden-Gasse, einem Kindergarten und den Bauplätzen 5 und 6 begrenzten Bauplatz steht an einem besonderen Ort: nämlich an der Nahtstelle zwischen Bestands- und Neubauten. Realisiert wurde ein Projekt, das sich, so die Wettbewerbsjury in ihrer damaligen Begründung, sensibel und gleichermaßen selbstbewusst an diesem Ort präsentiert.
Lageplan und Grundriss Erdgeschoß
Bindeglied In der Tat ist der Entwurf ein Versuch, ein Bindeglied zwischen den klassischen Wiener sozialen Wohnbauten und moderner Wohnarchitektur zu bilden. Der Baukörper selbst ist zurückhaltend, in rhythmischer Fassadengeometrie wechseln sich Risaliten mit zurückspringenden Attikateilen ab, dafür bleibt die Erdgeschoßzone in derselben Ebene wie die darüber liegende Fassade. Auch die Balkonelemente sind streng geometrisch angeordnet, bringen aber ein Spannungselement in das Fassadenbild. Denn ihre graue Sichtbetonoptik steht im Gegensatz zur Reibputzfassade, die in warmem è
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ARCHITEKTUR
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WETTBEWERB REALISIERT
Erschlossen werden die Wohnungen über einen mittigen, verglasten Innenhof und im Inneren umlaufende Laubengänge.
Gelb gehalten ist. Ungewöhnliches Detail sind die Fenster an den Außenfassaden, deren Beschichtung sich diesem Farbton anpasst, während die Aluminiumprofile der Fenster und Türen im Sockelgeschoß grau beschichtet sind. Auch die hofseitigen Fassaden sind grau gestrichen. Trend zur Kleinstwohnung In dem fünfgeschoßigen Baukörper mit annähernd dreieckiger Grundrissform sind 79 Wohneinheiten, davon 37 SMART-Wohnungen, sowie zwei geförderte Geschäftslokale entstanden. Erschlossen werden die Wohnungen über einen großzügigen, in der Mitte liegenden und verglasten Innenhof und im Inneren umlaufende Laubengänge. Stiegenhaus und Lift sind zentral in diesem Atrium positioniert. Das Glasdach ist abgehoben und seitlich permanent offen. Dadurch ist für eine Durchlüftung des Innenhofes gesorgt. Sämtliche Wohnungen sind durchgesteckt, neben den hofseitigen Wohnungseingangstüren befinden sich auch Fenster, die, ganz in der Tradition der alten Wiener Bassenawohnungen, in der Regel Ausblick von und zur Küche erlauben. Mit einer Durchschnittsgröße von 63 Quadrat metern Wohnnutzfläche, 14 Maisonettwohnungen mitgerechnet, entspricht das Projekt ganz dem Trend zu Klein- und Kleinstwohnungen. Kompensiert wird diese hohe Anzahl durch einen Gemeinschaftsraum, anmietbare Home-Office-Flächen und eine Waschküche im Erdgeschoß. Getrennt durch ein Wohnband liegt diesen Gemeinschaftsflächen eine Gewerbefläche, derzeit ein Fitnesscenter, gegenüber. Fünf Kleinstwohnungen liegen ebenfalls im Erdgeschoß, diese haben dafür jede eine Terrasse und einen Eigengarten. • 31 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
© Alle Fotos: Manfred Gsottbauer
ARCHITEKTUR
Neues Konzept für historische Siedlung Neugestaltung Innenhof Gumppstraße, Innsbruck / Gsottbauer architektur.werkstatt Im Innsbrucker Stadtteil Pradl entstanden zwischen 1939 und 1943 die Südtiroler Siedlungen. Für den Innenhof eines Teilbereichs zwischen Gumppstraße und Lindenhof/Ahornhof plante der Tiroler gemeinnützige Wohnbauträger Neue Heimat Tirol eine Neugestaltung und Erweiterung durch den Abbruch der eingeschoßigen Garagen- und Werkstättengebäude. Im Gegensatz zu den Südtiroler Siedlungen in den damals am Stadtrand situierten Bereichen, die nur zwei- bis dreigeschoßige Gebäudehöhen aufweisen,
ist der Teil der Siedlung, in dessen Hof der Zubau geplant wurde, eine urbanere Lösung der Südtiroler Siedlungen mit vier- bis fünfgeschoßigen Gebäuden. Die typischen Charakteristika der historischen Süd tiroler Siedlungen sind gut ablesbar, beispielsweise die Weiterentwicklung der gründerzeitlichen Blockrandbebauungen, Abrücken der Bebauungen von den Straßen, Planung differenzierter Räume und Raum folgen im öffentlichen und privaten Bereich, durchgrünte, offene und großflächige Siedlungs- und è 32
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WETTBEWERB REALISIERT
Projekt Neugestaltung Innenhof NHT Gumppstraße Gumppstraße 49a+b, Innsbruck
Bauherr Neue Heimat Tirol Gemeinnützige Wohnungs GmbH
Architektur Gsottbauer architektur.werkstatt, Innsbruck gsottbauer.at
Grünraumplanung CHIMMO Landschaftsarchitektur im Alpenraum, Rosenheim chimmo.it
Projektdaten
Grundstücksfläche: 18.960 m² Bruttogeschoßfläche: 8333 m² Nutzfläche: 7003 m² Bebaute Fläche: 543 m² Umbauter Raum: 26.362 m³
Projektablauf Wettbewerb 02/2016 Planungsbeginn 04/2016 Baubeginn 07/2017 Fertigstellung 12/2018
Wettbewerbsdokumentation ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 2 /2016 (325)
Zurückversetzte Sockelgeschoße mit schlanken Stahlbetonstützen, in Loggien aufgelöste Gebäudekanten und Flachdächer kontrastieren mit den Gebäuden aus den Vierzigerjahren.
Erdgeschoß mit Lageplan
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ARCHITEKTUR
Die beiden neuen Häuser passen sich in ihrer Erscheinung ganz dem sie umgebenden Bestand an, ihre Formensprache ist dennoch modern.
Grünstruktur mit öffentlichem Wegenetz in den Wohnanlagen, Schaffung von urbaneren Bereichen mit Infrastrukturversorgung entlang der Gumppstraße und vieles mehr. Um auf das prognostizierte Bevölkerungswachstum in Innsbruck zu reagieren, entschloss sich die Stadtplanung zu einer Strategie des differenzierten Umgangs unterschiedlicher Bereiche. Die Teilbereiche der Südtiroler Siedlungen mit gut erhaltenen und wesentlichen Merkmalen sollten als Beispiele des Städtebaus und der Architektur der Vierzigerjahre geschützt und saniert werden. Im Gegenzug dazu sollte in den Siedlungsbereichen Pradl-Ost oder dem Pradler Saggen auf städtebaulich neuen Konzepten aufbauend verdichtet und neuer Wohnraum errichtet werden. Maßstab zwischen Alt und Neu Im Februar 2016 wählte eine Jury aus Vertretern des Bauträgers, der Architektenkammer, der Stadtplanung, der Stadtpolitik sowie der Mieter aus neun geladenen Beiträgen das Projekt des Innsbrucker Architekten
Manfred Gsottbauer zum Gewinner. Überzeugt hatte die Jury unter dem Vorsitz des damaligen NHT-Vorsitzenden Klaus Lugger die Entscheidung, den bebau baren Hofraum mit zwei Solitärbauten zu bestücken. Dadurch sah sie die Maßstäblichkeit zwischen der bestehenden und der neuen Bebauung gegeben. Besonders überzeugte die Jury das Projekt mit der Positionierung des größeren Baukörpers an die bestehende Grenze des Ahorn- und Lindenhofs, die das neue Projekt trotz baulicher Verdichtung in den Bestand der Südtiroler Siedlung integriert. Zusätzlich wird der Hofraum durch die neue Spange klarer definiert und letztendlich für die Bewohner besser nutzbar. Die Weiterführung des bestehenden öffentlichen Wegenetzes verbindet Durchgänge miteinander und macht die Höfe und Gärten zu privat und öffentlich gemischten Bereichen. Die beiden Häuser passen sich in ihrer Erscheinung ganz dem sie umgebenden Bestand an, sind aber in ihrer Formensprache dennoch modern. Zurückversetzte Sockelgeschoße mit schlanken Stahlbetonstützen in
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Die Stiegenhäuser sind in unterschiedlichen Farbtönen gestrichen.
den Randbereichen, in Loggien aufgelöste Gebäudekanten und Flachdächer kontrastieren mit den Gebäuden aus den Vierzigerjahren. Sie sind wie der Bestand grau verputzt, die weißen Fenster aus Kunststoff sind weiß eingerahmt. Die Stiegenhäuser sind mit keramischen Bodenbelägen und in unterschiedlichen Farb tönen gestrichenen Wänden einfach ausgeführt. Zwischen den zwei neuen Baukörpern spannt sich ein Grünraum auf. Wege und Durchlässigkeit vom Hof sind dadurch gewährleistet. Die Bäume eines Ahornhains spenden Schatten und geben dem Hof seine Prägung. Ein Spielplatz für Kleinkinder neben dem Ahornhain ist von allen Häusern einsehbar. Im öst lichen Bereich neben dem bestehenden Sportplatz wurde ein Spielplatz für Jugendliche angelegt. •
Grundriss Regelgeschoß
Längsschnitt
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ARCHITEKTUR
Projekt AHS Wien West, Sanierung und Erweiterung Steinbruchstraße 33, 1140 Wien
Bauherr Bundesimmobiliengesellschaft mbH BIG, Unternehmensbereich Schulen
Mieter Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
Nutzer AHS Wien West
Generalplanung F+P Architekten ZT GmbH, Wien fp-arch.at Shibukawa Eder Architects ZT GmbH, Wien sea.gmbh
Örtliche Bauaufsicht, Projektleitung, ÖBA Hochbau TDC ZT-GmbH, Vösendorf tdc-zt.at
Projektdaten
Grundstücksfläche: 11.236 m2 Bebaute Fläche: 5383 m2 Bruttogeschoßfläche: 12.483 m2 Kubatur: 49.083 m3 Nutzfläche: 10.775 m
2
Sanierte Nutzfläche: 3106 m2
Projektablauf Wettbewerb 10/2014
Offene Schule statt strenger Kaserne
Die rekonstruierten Straßen fassaden der Reithalle der „Kleinen Breitenseer Kaserne“
AHS Wien West // F+P Architekten / Shibukawa Eder Architects
Planungsbeginn 2014 Baubeginn 03/2016 Fertigstellung 02/2018 Eröffnung AHS 09/2018
Wettbewerbsdokumentation ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 1/2015 (318)
Die 1903 errichtete „Kleine Breitenseer Kaserne“ in Wien-Penzing – seit 1967 hieß sie Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne – ist seit dem Herbst 2018 Ort des Lernens und des Sports statt des militärischen Drills. Für das ehemalige Mannschaftsgebäude und die Reithalle, beide unter Denkmalschutz stehend, lobte die Bundesimmobiliengesellschaft als neuer Eigentümer des Areals im Jahr 2014 einen Realisierungswettbewerb für ein Gymnasium mit 16 Klassen Realgymnasium, 18 Klassen Oberstufen realgymnasium sowie einer Dreifachturn halle für einen Sportschwerpunkt aus. Gewinner des Wettbewerbs war eine Arbeitsgemeinschaft der Architekturbüros F+P sowie Shibukawa Eder aus Wien. Sie rekonstruierten die ursprünglichen nach Norden, Süden und Osten ausgerichteten Straßenfassaden der Reithalle und setzten
sie in ihr ursprüngliches Erscheinungsbild zurück. Das Mannschaftsgebäude erhielt mit einem neuen Haupteingang im Mittel risalit eine wesentliche Aufwertung. Ein zweiter Eingang an derselben Straßenfront dient als Entlastung, ist aber durch seine Gestaltung hierarchisch vom Haupteingang abgesetzt. Die Architekten ließen sich bei der Entwicklung vom Originalplan des Kasernenkomplexes leiten. Das Prinzip der zwei symmetrisch angeordneten, vorgelagerten Baukörper wurde übernommen, die bau liche Erweiterung entwickelt sich der Symmetrie des ursprünglichen Bestandes folgend um einen zentralen, großzügigen Innenhof mit hoher Aufenthaltsqualität. Im Erdgeschoß bindet der Neubau mit einem Gang an die Turnsäle und an die Reithalle an, sodass ein Gesamtkomplex è
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© Alle Fotos: Kurt Kuball
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Das Prinzip der zwei symmetrisch angeordneten, vorgelagerten Bau körper wurde übernommen, die Erweiterung um einen zentralen, großzügigen Innenhof angelegt.
Der neue Haupteingang im Mittelrisalit des ehemaligen Mannschaftsgebäudes
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ARCHITEKTUR
Grundriss Obergeschoß Grundriss Erdgeschoß
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Im Erdgeschoß bindet der Neubau mit einem Gang an die Turnsäle und an die Reithalle an.
entsteht. Die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Markus Geiswinkler lobte dessen klare und übersichtliche Erschließung, die gelungene Nutzung der Reithalle für zwei Turnsäle und alle zugehörigen Neben räume sowie den entstandenen Mehrwert für das Sportgymnasium und für Schulveranstaltungen. Der Neubau wurde dreigeschoßig ausgeführt, obwohl die Bauordnung eine höhere Bebauung zugelassen hätte. Die Architekten begründen dies mit der notwendigen Kleinteiligkeit und Maßstäblichkeit im Schulbau. Durch die Terrassierung der beiden Flügel zum Innenhof entstand ein nach Süden hin offener und kommunikativer Schulhof. Die horizontale Fassaden gliederung mit Rücksprüngen, eingeschnittenen Fensteröffnungen und
Farbabstufungen sorgt für ein lebendiges Erscheinungsbild. Im Erdgeschoß wird das Schulgebäude ringförmig erschlossen, in den Obergeschoßen U-förmig. Im Erdgeschoß sind die Unterstufenklassen unter gebracht, im ersten Obergeschoß die sogenannten „Homebases“ der Oberstufe und der berufsbildenden Schule. Lehrer bereich und Verwaltung liegen zentral im Hauptstiegenhaus. •
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Im Erdgeschoß wird das Schulgebäude ringförmig erschlossen, in den Ober geschoßen U-förmig.
PRODUKTE & SYSTEME Projekt Deansgate Square, Manchester, England
Bauherr/Bauunternehmen Renaker/Renaker Build Limited
Architekt Simpson Haugh and Partners
Produkte 1000 m² MEVA Wandschalung Mammut 350
Informationen meva.at
Zwei der vier geplanten Apartmenttürme am River Medlock, dazwischen viel Grünflächen für ein modernes Wohnkonzept mitten in der City von Manchester auf einem Areal von insgesamt 183.000 m2
Viermal hoch hinaus Bis 2020 entstehen in Manchester vier bis zu 202 Meter hohe Apartmentgebäude.
Da vier MAC-Systeme für die vier Apartmenttürme zu teuer gewesen wären, werden zwei Systeme verwendet. Nach der Fertig stellung der ersten Gebäude werden die Schalungselemente gereinigt, auf Schäden überprüft und das System wird dann umgehend auf dem neuen Gebäudekern in Position gebracht. Nach dem Umsetzen aufs neue Fundament folgt die entscheidende Phase mit dem ersten Takt – jedes Mal eine Art Jungfernfahrt auf dem Weg nach oben. Wenn alles klappt, geht es in beachtlichem Tempo nach oben. Im Schnitt können die 2,85 m hohen Stockwerke innerhalb von vier bis fünf Tagen fertiggestellt werden. Dabei wird die jeweils oberste der vier Arbeitsplatt formen von neun Hydraulikzylindern nach oben getrieben, die je eine Hublast von 200 kN haben. Dieser Vorgang dauert pro Stockwerk (bis 4 m) nur rund 60 Minuten. •
Das Projekt Deansgate Square im südlichen Stadtzentrum von Manchester gilt als Teil des Masterplans für die Vision urbanen Lebens in der Zukunft. Stadtplaner und Architekten haben daher ein ganzheitliches Konzept erarbeitet, in dessen Mittelpunkt vier Wohnhochhäuser stehen. Neben den 1508 Wohnungen in unmittelbarer Nähe zum Medlock River entsteht ein eigenes Stadtviertel mit Freizeiteinrichtungen vom Schwimmbad bis zum Kino, einem Hotel, Restaurants und Geschäften. Ein großer Teil des Areals wird öffentlich zugänglich sein und soll so einen fließenden Übergang der privaten in die öffentlichen Bereiche bilden. Kommunikation ist alles Das automatische Klettersystem MAC in Verbindung mit der Wandschalung Mammut 350 kann selbst bei im Detail abweichenden Grundrissen oder Sonderformen wie wechselnden Türausschnitten taktweise angepasst werden. Als Wandschalung kamen 1000 m2 Mammut 350 zum Einsatz – ideal bei Geschoßhöhen von durchgehend 2,85 m. Für den erfolgreichen Einsatz des automatischen Klettersystems ist die genaue Abstimmung aller Beteiligten wichtig. Ein hoch spezialisiertes Team von MAC-Fachleuten in Singapur und Staffordshire arbeitete gemeinsam an der Planung. Sobald die fertigen Baupläne vorliegen, beginnen die Techniker und Statiker mit der konkreten Umsetzung und Berechnung für die Konstruktion der automatischen Klettersysteme. Basiskomponenten, wie zum Beispiel die Steuerungshydraulik, Plattformen, Stahlträger oder Arbeitsbühnen, gehören zur Grundausstattung des Systems. Dennoch müssen die Systeme für jedes Bauprojekt neu geplant, abgenommen und an die Architektur des Bauwerks angepasst werden. Das „Designpaket“ mit – wie in Manchester – über 100 Plänen wird von MEVA mit dem Bauunternehmen abgestimmt, bevor die Produktion und Materialbeschaffung starten. Die Sicherheitsauflagen, die in Großbritannien besonders hoch sind, erfüllt das MAC-System von Haus aus.
© MEVA Schalungs-Systeme GmbH (2)
Für die vier Hochhäuser sind zwei automatische MAC-Klettersysteme in den Baukernen seit Ende 2016 im Einsatz. Den Anfang machen Block A und D mit 66 und 47 Stockwerken.
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PRODUKTE & SYSTEME
Das Vertriebsgebiet des Betonfertig garagenherstellers Zapf mit Hauptsitz im oberfränkischen Bayreuth wurde im Jänner auf Österreich ausgeweitet. Bisher wurden Garagen vereinzelt von einem externen Händler geliefert, seit heuer ist das Unter nehmen mit eigenen Vertriebsmitarbeitern im Land präsent. Hergestellt werden die für den Export bestimmten Garagen im Werk im ober bayerischen Baar-Ebenhausen. In Deutsch-
land hat das Unternehmen in den 1990er-Jahren mit der Entwicklung der ova len Designgarage Clou größere Bekannt heit erlangt. Derzeit heißen die Trends E-Garage mit integrierter Elektroladesäule oder Smart-Garage mit Smart-Home- System „Zapf Connect“. •
Informationen
© ZAPF GmbH
Fertig, aber individuell
Doppelgarage mit Zapf Sektionaltor
garagen-welt.de
Angesichts extremer Wetterlagen mit Starkregen, Hagel und Sturm stellt der Bauwerksschutz zunehmend eine Herausforde rung dar. Elementar dafür ist ein dichtes Dach – besonders bei Flachdächern eine Herausforderung. Mit Systemen auf Basis von Polymethylmethacrylat (PMMA) kann Undichtigkeiten wirksam vorgebeugt oder eine dauerhaft funktionsfähige Oberfläche wie derhergestellt werden. Sie entsprechen den allgemeinen Anfor derungen in puncto UV-, Witterungs- und chemischer Resistenz sowie den gültigen Regelwerken und Richtlinien. Flüssigkunststoffprodukte haften zum Teil sogar ohne Grundie rung auf vielerlei Untergründen vollflächig und haben ein geringes Gewicht. Die Abdichtung ist außerdem diffusionsfähig, sodass die bauphysikalischen Eigenschaften der vorhandenen Funktions schichten nicht negativ beeinflusst werden. Auf Flachdächern gibt es eine Vielzahl geometrisch komplizierter Details, die in die Ab dichtung integriert werden müssen. Lichtkuppeln, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Aufzugüberfahrten oder Durchdringungen wie Lüfter, Abluftrohre, Entwässerungsanlagen, die Aufständerung für die Haustechnik oder Anschlüsse an die Attika gehören dazu. Flüssigkunststofflösungen gehen einen vollflächigen Verbund mit dem Untergrund ein, eine mechanische Befestigung ist nicht er forderlich. Flüssigkunststoffsysteme von Triflex verfügen über die höchstmöglichen Klassifizierungen gemäß ETAG 005. Die Leitlinie
© Triflex
Einfach dicht
für die Europäische Technische Zulassung setzt flexiblen unge sättigten Polyesterharzen (UP), flexiblen Polyurethanharzen (PUR) und flexiblem reaktiven PMMA die Eignung für die Klimazone S (extremes Klima) bei TL4 (tiefster Oberflächentemperatur von -30 °C) und TH4 (höchste Oberflächentemperatur von +90 °C) vor aus. Ihr geeigneter Einsatzbereich deckt eine Dachneigung von S1 (< 5 %) bis S4 (> 30 %) ab, die Nutzlast entspricht der höchsten Klasse P4 (besondere Beanspruchung). Die zu erwartende Nutzungsdauer entspricht W3, also 25 Jahre. •
Informationen triflex.com
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PRODUKTE & SYSTEME
© Verband für Bauwerksbegrünung (VfB)
Gegen Hitze
Geht man an einer begrünten Fassade vorbei, ist die empfundene Temperatur im Hochsommer deutlich geringer.
Immer mehr versiegelte Oberflächen verdrängen den Grünraum in den Städten. Gleichzeitig verursacht der Klimawandel immer häufiger Hitzewellen. Gebäudebegrünungen können diesen Entwicklungen entgegentreten. Neben der Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Tierarten helfen die Maßnahmen in den Städten auch, bei Starkregen Überflutungen zu verhindern und die Luftqualität zu verbessern. Studien zeigen, dass Gebäudebegrünungen einen wertvollen Beitrag leisten, um die Hitzebelastung in dichten städtischen Gebieten zu verringern. Durch Simulationen wurde festgestellt, dass die vom Menschen empfundene Wärme beim Vorübergehen an einer Grünwand um bis zu 13 Grad Celsius sinkt und eine begrünte 850 m² große Fassade an einem heißen Sommertag die Kühlleistung von mehr als 80 Klimageräten mit jeweils 3000 Watt über einen Zeitraum von acht Stunden erbringt. Die Oberflächentemperatur eines Blattes übersteigt kaum die Umgebungslufttemperatur und verursacht so nur wenig Wärmestrahlung. Im Vergleich dazu erreichen Blech- und Schwarzdächer an einem heißen Sommertag manchmal sogar über 80 Grad Celsius. •
Informationen
gruenstattgrau.org
Gegen Flut Optigrün international hat eine Lösung, um Regenwasser auf dem eigenen Grundstück zurückzuhalten, ohne dass es zur Über flutung von Gebäuden kommt. Mit den Retentionsdachsystemen für Grün- und Verkehrsdächer kann man einen vorgegebenen Maximalabfluss einstellen und somit die Einleitbeschränkung in den Kanal erfüllen. Bei den Retentionsdachsystemen wird auf dem Dach ein Wasserspeicher (Stauraum) geschaffen, über dem zusätzlich entweder eine Dachbegrünung oder eine Verkehrsfläche eingebaut wird. Das Herzstück des Systems ist die Wasserretentionsbox WRB, mit der bis zu 140 Liter Nieder-
schlagswasser pro Quadratmeter angestaut werden kann. Die WRB enthält ein integriertes Kapillarsystem, welches das gespeicherte Wasser in den Begrünungsaufbau zieht und für eine permanente, erhöhte Bodenfeuchte sorgt. Je höher die Bodenfeuchte, umso höher ist auch die Verdunstungsleistung der Pflanzen. Mit einem Retentionsdach vom Typ „Drossel“ lässt sich zusätzlich die maximale Abflussspende einstellen
und auf ein bis zehn Liter pro Sekunde pro Hektar drosseln. •
Informationen
optigruen.de
Der Retentionsdachtyp „Drossel“
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Op
| BA12-14G |
ZIEGEL
Eine Steuerung für alle Gewerke. Integrale, PC-basierte Gebäudeautomation von Beckhoff.
Perfekter Wärmedämmwert trotz massiver Ziegelstege durch die mineralische Füllung
© Ziegelwerk EDER GmbH & Co KG
Microsoft Technology Center, Köln: Die integrale Gebäudeautomatisierung wurde mit PC- und Ethernet-basierter Steuerungstechnik von Beckhoff realisiert.
Hoch hinaus Wirtschaftlichkeit und Wohnkomfort sind im mehrgeschoßigen Wohnbau die wichtigsten Themen. Der 38 Zentimeter starke Voll wertziegel Eder V38W vereint Wärmeschutz und Schallkomfort mit statischer Sicherheit, idealem Brandschutz, gesundem Wohnklima und Wirtschaftlichkeit. Durch die mineralische Füllung erreicht der Ziegel trotz massiver Ziegelstege einen perfekten Wärmedämmwert und erspart so jegliche künstliche Zusatzdäm mung. Durch den massiven Ziegelaufbau und die Mineralwoll flocken sind die Eder Vollwertziegel für ein Wohnen mit erhöhtem Schallschutz optimal geeignet, der Schallkomfort wird durch die Füllung nachweislich verbessert. Die Brandschutzprüfung ergab die höchste erreichbare Klassifizierung. •
Österreich, Salzburg Halle 10, Stand 0201
www.beckhoff.at/building Die offene, PC-basierte Steuerungstechnik von Beckhoff bildet die Grundlage einer integralen Gebäudeautomation, die alle Anforderungen an eine nachhaltige und effiziente Lösung erfüllt. Eine einheitliche Hardund Softwareplattform steuert alle Gewerke, von der nutzungsgerechten Beleuchtung über die komfortable Raumautomation bis zur hocheffizienten HLK-Regelung. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale über die Energieeffizienzklassen hinaus voll ausgeschöpft. Darüber hinaus reduziert die integrale Gebäudeautomation Hardware-, Software- und Betriebskosten. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich.
Informationen
eder.co.at
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PRODUKTE & SYSTEME
Alles wird eins
© Warema
Drinnen und draußen verschmelzen zu lassen, ist das Ziel des Home-Comfort-Sortiments von Warema. Das Unternehmen stellt ein neues Fenster-MarkisenProgramm inklusive der innovativen easyZIP-Führung vor. Der modulare, logische Aufbau lässt sich auf alle Varianten sowohl für kleine als auch große Fensterfronten übertragen. Ein weiteres neues Produkt ist der Raffstore ProVisio. Dank der speziellen Neigung seiner Lamellen verbindet er verbesserten Sichtschutz mit gleichzeitig optimaler Durchsicht von innen nach außen. Die Lamellenstellung orientiert sich über die komplette Raffstorehöhe am menschlichen Blickwinkel, sodass einerseits etwa 80 Prozent der Sicht nach draußen unverstellt sind und auf der anderen Seite der Blick von außen nach innen erschwert wird. •
Informationen warema.at
Licht und Schatten
© Jung
Das als Baukastensystem angelegte LB-Management von Jung gewährleistet eine moderne, zukunftssichere Licht- und Beschattungssteuerung – ob Licht schalten und dimmen oder die Lamellen verstellen. Abdeckungen werden einfach auf die Einsätze gesteckt und können je nach gewünschter Funktion kombiniert werden. Vorhandene Licht- und Jalousiemanagement-Installationen können kostengünstig durch einzelne Bausteine ausgetauscht werden. Die Bedienung ist manuell am Gerät, automatisch per Sensorik, über Timer oder über eine Smartphone-App möglich. Letztere ist als reine Bluetooth-App unabhängig von WLAN und Netzwerken. Mehr Raum bei der Verdrahtung verschafft die geringe Einbautiefe der Einsätze von 24 Millimetern. Eine stabile Tragplatte aus Stahl, die eingehausten Montagekrallen und erhöhte Krallenauszugskräfte sorgen für festen Halt und optimale Ausrichtung in der Unterputz-Gerätedose. Auch ohne Abdeckung ist ein Testbetrieb auf der Baustelle über die integrierte Testtaste möglich. Über diese werden auch verschiedene Betriebsarten eingestellt. Das optimiert die Inbetriebnahme und verkürzt die Montagezeit. Mithilfe stabiler Haltefedern aus Edelstahl werden die Abdeckungen aufgesteckt. Bei der Montage verhindert die integrierte Signalisierung mittels LED- oder Displayanzeige Verwechslungen bei der Zuordnung von Einsatz und Abdeckung. •
Informationen jung.de
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© Internorm
FENSTER
Vier Fenstervarianten Alle gängigen Fenstermodelle (Kunststoff, Kunststoff/ Aluminium, Holz/Aluminium) von Internorm sind in vier Designvarianten erhältlich: Der Designstil ambi ente zeichnet sich durch traditionelle Formen aus – klassisch elegant. Die Fenster sind aufwendig gestal tet und vermitteln durch die Abrundung sämtlicher Kanten ein Gefühl von Komfort. Home soft ist in der Grundwirkung schlichter, wirkt zeitlos und bietet viel fältige Gestaltungsmöglichkeiten von elegant bis verspielt. Home pure erfüllt die Ansprüche modernen Designs mit klaren Linien. Mit diesen Fenstern ent stehen helle, lichtdurchflutete Räume. Kantige Flügel und Fensterrahmen sorgen für ein minimalistisches
Avantgardistische Linienführung, klare reduzierte Bauweise und technologisch durchdachte Details
Gesamtbild. Studio ist die Designlinie für eine extra puristische und schnörkellose Architektur. In Kombi nation mit Fixverglasungen werden durch die groß flächigen Fensterflächen außergewöhnliche Fassaden elemente möglich. Durch die avantgardistische Linienführung, die klare reduzierte Bauweise und mit technologisch durchdachten Details sind Individualis ten und Vorwärtsdenker mit dem Designstil studio am Puls der Moderne. •
Informationen internorm.com
Die Lagerhaus-Filiale erhält Velux Modular Skylights Sattellichtbänder.
© Velux
Direkt am Inn entsteht in Kufstein eine neue Lager haus-Filiale. Die Sattellichtbänder Velux Modular Skylights schaffen im Verkaufsraum optimale Lichtver hältnisse und sorgen für frische Luft. In zwei Sattel lichtbändern mit 40 Grad Neigung wurden insgesamt 92 Module verbaut. Das südseitig ausgerichtete Licht band besteht aus 46 voll belegten Photovoltaik modulen, die zur Deckung des Energiebedarfs beitra gen. Die 46 nordseitig ausgerichteten Module sorgen tagsüber für natürliche Belichtung im Verkaufsraum. Acht der nordseitig ausgerichteten Module lassen sich zudem öffnen und gewährleisten so frische Luft im Verkaufsraum. Dank der individuell wählbaren Maße eignen sich die Modular Skylights für alle Gewerbebauten und öffentlichen Gebäude wie Schulen und Kindergärten, Einkaufszentren und Hotels. •
© Lagerhaus
Licht und Luft fürs Lagerhaus
Informationen velux.com
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© Green Product Award
INTERIOR DESIGN
Grünes Gewissen
Forbo Linoleum Marmoleum ist der einzige Bodenbelag, der CO2-neutral hergestellt wird.
Ein gutes Gefühl dabei zu haben, wie man lebt, wird immer wichtiger. Niemand will sich mehr etwas schönreden lassen, sondern die makellose Schönheit muss in einem Produkt stecken. Zum Glück gibt es einige, die ein Auge darauf haben, dass es sich um keine Schmähpackungen handelt.
Mehr und mehr Menschen haben die Schnauze voll: Meere, die im Plastikmüll ersticken, Wüsten, die sich ausbreiten, obwohl der Meeresspiegel steigt, Fein staubbelastungen, die Leben kosten, Umweltkatas trophen, die schlimmer sind, als es je ein Blockbuster der 90er-Jahre im Drehbuch stehen gehabt hätte. „Change“ ist das Wort der Stunde! Oder sollte man lie ber sagen: Vollbremsung? Nun, möglich ist das natür lich nicht, visionäre Ideen sind gefragt, die nicht die Welt parallel in ein anderes Unglück stürzen. Der Wahrheit ins Auge sehen Ein guter Ansatz ist immer, wenn jeder bei sich selbst anfängt: Den Müll sorgfältig trennen, beim Zähne putzen und Rasieren das Wasser nicht laufen lassen, das Auto vielleicht nur einmal im Monat waschen oder besser noch seltener, und am besten gleich so wenig
Barbara Jahn
wie möglich benutzen, eine Einkaufstasche verwenden und bedenken, dass, auch wenn das Sackerl beim Bäcker aus Papier ist, es eine Lebensdauer von weni gen Minuten hat, grade oft nur, um über den Laden tisch gereicht zu werden. Zum Glück hat auch in der Möbelindustrie ein Umdenken begonnen, nicht zuletzt auch deshalb, weil Konsumenten immer öfter nach der Herkunft, den Herstellungsmethoden, nach Zertifikaten und anderen umweltrelevanten Kriterien fragen, ähn lich wie bei Lebensmitteln. Das Bewusstsein, dass es unserem Erdball wirklich nicht gut geht, steigt – eine Chance? Auf jeden Fall. Einen Anfang machen Initiativen wie der Green Product Award nehmen in diesem Prozess der Vergegenwärtigung eine wichtige Rolle ein. Er wird seit 2013 vergeben und bietet eine Plattform für Hersteller, Designstudios und Agenturen, die sich mit ihren Produkten und Services hinsichtlich der Aspekte Design, Innovation und Nachhaltigkeit auszeichnen und die sich am Markt präsentieren wollen. 46
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GREEN LIVING
© Green Product Award
Grohe Red ist ein zuverlässiges Wassersystem, das kochendes Wasser direkt aus dem Wasserhahn liefert.
Da es sich hier um keine Modeerscheinung handelt, sondern um ein Unterfangen mit sehr ernsten Absich ten, werden die Bewerber respektive ihre eingereich ten Produkte streng unter die Lupe genommen. Die Jury beurteilt nicht nur das Design als Gesamtansatz unter Einbeziehung von Ästhetik, nutzergerechter Funktionalität, ökonomischen und ökologischen Konst ruktionen, gegebenenfalls das Zusammenspiel von Pro dukt und Verpackung, sondern prüft alle Phasen des Lebenszyklus – von Konzept und Vorproduktion über
Produktion und Distribution bis hin zu Nutzung und Nachnutzung. Die Qualität der Kommunikation mit dem Konsumenten über die Nachhaltigkeit wird eben so berücksichtigt wie die Relevanz und der Grad der Innovation samt Businessmodell. Verwendete Materia lien, Produktionsbedingungen, die Qualität der Aus arbeitung, die Art der Umsetzung und das Verände rungspotenzial für die Umwelt werden genau unter die Lupe genommen. Nicht zuletzt spielen auch die Origi nalität, die Reproduzierbarkeit sowie die Glaubwürdig keit eine wesentliche Rolle.
© Green Product Award
Mit der patentierten t-sculpt-Technologie kreiert Phosphorus Imperfect außergewöhnliche heizoder kühlbare Objekte aus Aluminium.
Die Zukunft anpacken Wenn Produkte diese Tests bestehen, ist schon viel ge tan – die Auszeichnung gibt es zu Recht. Beim grünen Gewissen kann man aber noch eine Stufe höher drehen und sich mit veganen Einrichtungsgegenständen um geben. Kaum jemand überlegt sich bei der Holz-, Me tall-, Marmor- und Glasflut, wie viel „Tier“ in Möbeln tatsächlich steckt. Nein, nicht nur Kuhhaut, Pelze und Tigerfell sind damit gemeint – ganz abgesehen davon, dass es einfach nicht stimmt, dass Leder ausschließlich aus der Lebensmittelindustrie stammt und sozusagen ein Sekundärprodukt für die Möbelindustrie ist. Auch Bienenwachs für Oberflächen, Felle für Malerpinsel, Farbstoffe aus Schildläusen, Knochen und Häute für Leim, Knochenasche für Porzellan, Daunen und Federn aus Lebendrupf oder Seidengarn von verkochten Sei denspinnerlarven sind schick verpackt im Produkt. Das meiste davon kann mit anderen Rohstoffen ersetzt wer den. In welchem Ausmaß man seine Überzeugung aus lebt, ist eine persönliche Entscheidung. Das Wichtigste ist, dass jedem klar ist, dass natürliche Rohstoffe end lich sind, Tieren für Einrichtung kein Leid zugefügt wer den muss und dass der Klimawandel nicht bevorsteht, sondern bereits eingesetzt hat. Machen wir das Beste daraus! •
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INTERIOR DESIGN
Frühlingserwachen Gleich nach dem Jahreswechsel geht es los: Mit den ersten Möbelmessen des Jahres kommt die Lust zur Veränderung zurück. Natürlich mit zahlreichen Trends im Gepäck, die niemanden kalt lassen.
Es darf wieder gustiert werden: Zahlreiche Möbel- und Einrichtungsmessen in Wien, Köln, Mailand oder Paris nähern sich mit großen Schritten. An Ideen und geschickten Lösungsvorschlägen mangelt es nicht. Dabei stechen sechs Trends ganz besonders heraus, die man 2019 nicht wirklich umgehen kann. Trend 01: Farbe des Jahres Auch dieses Jahr ruft das Pantone Farb institut die Farbe des Jahres aus. 2019 ist das Living Coral, ein kräftiger, selbstbewusster Farbton aus einem warmen Orange und einem knalligen Pink, das Optimismus versprühen soll und für die Mischung aus Digitalem und Analogem steht. Kaum ein Möbelhersteller kann sich diesem Diktat entziehen – sogar Küchen und Waschbecken werden in dieses außergewöhnliche Farbkleid gehüllt. Zarter als Rot, aber intensiver als Rosa ist es überall einsetzbar und wird bis zum Sommer zur Vollendung reifen, wenn auch die Modewelt voll darauf ein gestiegen ist.
Barbara Jahn
Trend 02: Bauhaus Das Bauhaus feiert 2019 100-jährigen Geburtstag. Teil dieser globalen Geburtstagsparty sind sämtliche Möbelproduzenten, die entweder Lizenzen von Möbelklassikern besitzen oder diejenigen, die sich davon schon immer inspirieren haben lassen. Man muss gewappnet sein, denn vieles wird mit Bauhaus in einen Zusammenhang gebracht werden, den es eigentlich gar nicht gibt – die Versuchung, an diesem Kuchen mitzunaschen, ist zu groß. Dennoch gibt es sie, die Echten und Wahren, die das Erbe von Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, Mart Stam und Co. an die nächsten Generationen weitergeben werden und erlesene Einzelstücke und Serien wieder neu auf legen beziehungsweise zeitgemäß interpretieren.
sparen ist angesagt. Aber auch das Formale findet immer mehr Anhänger. Architektur und Möbeldesign drückt sich in klaren Linien, aber auch in organischen Formen aus. Stromlinienförmige Kreationen bestimmten das mittlere Drittel des 20. Jahrhunderts, ohne viel Schnickschnack, dafür mit viel mehr Funktionalität. Vielleicht liegt es daran, dass diese Art des Designs eine Unkompliziertheit verkörpert, nach der man sich in der komplexen Welt sehnt, möglicherweise aber auch an der Unverwechselbarkeit, die der Anonymität von heute gegenübergestellt werden kann. Trend 04: Freiluft-Wohnen Das Leben unter dem grünen Blätterdach hat einen neuen Stellenwert bekommen. Jeder, der es kann, verbringt seine Freizeit unter freiem Himmel, wenn möglich, ohne auf all den Indoorkomfort zu verzichten. Für die Möbelindustrie ist das gar kein Problem, denn was es für drinnen gibt, gibt es auch für draußen in derselben Qualität.
Trend 03: Midcentury Der Midcentury-Style schwingt schon seit einigen Jahren im Einrichtungsorchester mit. Doch 2019 scheint die Idee, sich der Vierziger-, Fünfziger-, aber auch der Sechziger- und Siebzigerjahre zu besinnen, auf besonders fruchtbaren Boden zu fallen. Die Rückkehr des Marmors, die filigranen Beine und die legendäre Nierenform kündigten diesen Trend schon an. Jetzt gibt es immer mehr davon, aber nicht ohne Grund. Platz
Knallig: Das Badschrankensemble von Popstahl im Farbton Living Coral
© Popstahl
©Knoll International
Bauhaus in neuem Glanz: Mies van der Rohes MR Collection von Knoll International
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TRENDS 2019
immer wieder reproduzieren, entsteht eine gesündere Wohnwelt, die immer mehr Menschen begeistert und in ihren Bann zieht.
Ein bisschen Boudoir-Stil kommt gut: Daybed Sigmund von Arflex
© Arflex
Trend 06: Kleiner und feiner Micro-Apartments, Small Spaces und ähnliche Wortschöpfungen prägen die Architektur immer stärker. Die logische Konsequenz ist, dass auch die Einrichtung schlanker und raumsparender sein muss. Dahin und einher mit mehr Funktionalität geht der Trend. Viele Möbelstücke haben zwei oder mehrere Funktionen. Auch die Dimensionen schrumpfen – weniger ist eben immer noch mehr. Zu beobachten ist aber auch, dass Einbaumöbel in der Einrichtungslandschaft langsam wieder Fuß fassen. Schon lange gab es keine Wohnwände mehr, die vom Heimarbeitsplatz über die Sitzgelegenheit bis hin zum Bett alles integrieren. Zudem wichtig geworden ist die Rückseite eines Möbels, die ab jetzt auch gerne genutzt wird. Ausgeklügelte Kreationen machen es möglich, auf kleinstem Raum großzügig zu leben. Und alle werden mit der Zeit draufkommen, dass es sich mit weniger gleich viel besser wohnt. •
Kochen, Essen, Loungen, Duschen, Schlafen – nichts, was nicht auf der Terrasse machbar wäre. Wer nicht so viel Platz hat und sich mit einem Balkon begnügen muss, braucht sich jedoch in keinster Weise benachteiligt fühlen: Auch für wenige Quadratmeter gibt es ansprechende bis exklusive Lösungen, die den Aufenthalt an der frischen Luft äußerst angenehm und ein ladend gestalten können. Besonders glücklich dürfen sich diejenigen schätzen, die Mobiliar ausfindig machen, das sich sowohl für drinnen als auch für draußen eignet – auch das gibt es und macht vieles ent scheidend leichter.
Ensemble für kleine Räume: Modulares Reagl Elevate, Stuhl Mono und Organizer Input von Woud
© Woud
© Riva 1920
Hocker, Tischchen und Körbchen zugleich: Geppo Pet von Riva 1920 aus unbehandeltem Holz
Trend 05: Natur pur Holz ist mittlerweile zum Dauerbrenner in der Möbelszene geworden. Der Kunde ist anspruchsvoll geworden und möchte wissen, wo der Baum stand, aus dem sein Stuhl gemacht wurde. Sicher, eine Zeit erscheinung, dieses penible Hinterfragen, jedoch sicher mit großer Wirkung auf die verarbeitende Industrie, die sogar den Verschnitt und die Späne weiterverwendet. Es ist wohl der Anblick, der Geruch, die Haptik, das Erdige, das Gefühl der Verbundenheit und die Gewissheit des Nachwachsens, die uns Möbel aus Holz in vollen Zügen genießen lassen. Gemeinsam mit anderen natürlichen Rohstoffen, die sich zum Glück
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INTERIOR DESIGN
© Duravit
Abgestimmt
Die Technik vor und die Technik hinter der Wand sind aufeinander abgestimmt.
Die Installationssysteme von Duravit, DuraSystem, erlauben eine unkomplizierte und sichere Installation, weil die Technik vor und hinter der Wand aufeinander abgestimmt ist. Wichtig ist die technische Abstimmung vor allem für spülrandlose WCs. Der Spülstrom lässt sich hier für die einstellbare Wassermenge individuell anpassen, sodass ein Überspritzen vermieden und eine optimale Spülleistung sichergestellt wird. Dies erfolgt durch Einstellungen am Spülventil, ohne dass hierzu das WC demontiert oder separate Bauteile eingesetzt werden müssten. Bei den Installationselementen gewährleistet das offene System neben der Zeitersparnis hohe Flexibilität bei der Verlegung aller Ver- und Entsorgungsleitungen. Abflachungen erlauben den optimalen Zugang von Presswerkzeug beim Wasseranschluss hinten oder seitlich. Die Mittelriss-
Markierung auf den Rahmen erleichtert die Raumpositionierung laut Bauplan. Die Meterriss-Markierung sowie die verstellbaren Füße (0–240 mm) erleichtern die Höhenausrichtung, die verstellbaren Wandwinkel die Tiefenausrichtung. So lassen sich auch etwaige Unebenheiten ausgleichen. Die drehbare Bodenplatte ermöglicht eine flexible Bodenbefestigung in CW- und UW-Profile mit 50er- und 75er-Maß. Dank stufenlos höhenverstellbarer Traversen lassen sich die Waschtisch- und Urinalelemente gemäß den Montagemaßen der Keramiken flexibel voreinstellen. •
Informationen duravit.de
Voller Geheimnisse
© repaBAD
Der Barcelona Pavillon von 1929, geplant vom legendären deutschen Architekten Ludwig Mies van der Rohe, gilt noch heute als architektonisches Meisterwerk. Diesen Stil haben die Planer des Fotostudios Tölle in die heutige Zeit übersetzt. Entstanden ist ein Badezimmer aus hochwertigen Materialien und mit technischen Raffinessen. Marmor, polierter Stahl und Glas bilden die Schwerpunkte. Große Glasfronten verbinden Innenbereich und Garten und machen das Bad, nach van der Rohe, zu einem „fließenden Raum“, der Leichtigkeit und Klarheit ausstrahlt. Klare Strukturen dominieren, der Raum ist aufs Wesentliche reduziert. Die funktionale Ausstattung ist erst auf den zweiten Blick erkennbar, da sie in der Wand verschwindet. So läuft etwa das Dampfbad erst in Funktion zu seiner vollen Stärke auf und offenbart die komplette Wellnessausstattung. Der Waschplatz und eine zusätzliche Dusche aus Mineralwerkstoff teilen den Raum. Auch der Badewannensockel verbirgt ein Geheimnis: Der die Badewanne umschließende Serpentinit ist beheizt. •
Informationen repabad.com
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© Geberit
S A N I TÄ R
Smart mal wohin Geberit bringt mit dem überarbeiteten AquaClean Sela ein Dusch-WC mit zusätzlichen Features auf den Markt. Dank ein facher und wenn nötig sogar problemlos reversibler Installation lässt es sich in fast jede Raumsituation integrieren. Neu sind die spülrandlose WC-Keramik und die integrierte Entkalkungsfunktion. Der Duschstrahl wird durch eine dynamische Luftbeimischung verfeinert und ermöglicht eine angenehme und gründliche Reinigung bei geringem Wasserverbrauch. Jetzt ist auch die besonders schonende Lady-Dusche serienmäßig integriert. Darüber hinaus bietet die Neuauflage des Modells ein Orientierungslicht für die Nacht sowie die sensorgesteuerte Benutzererkennung, die das versehentliche Auslösen des Duschstrahls verhindert. Die
innovative TurboFlush-Spültechnik basiert auf der strömungs optimierten, spülrandlosen WC-Keramik. So lässt sich das DuschWC jederzeit ohne störende Geräusche spülen. Smarte Features machen auch vor verschlossenen Türen nicht halt: Das Dusch-WC konnte schon bisher über eine Fernbedienung gesteuert werden. Neu ist, dass sich alle Funktionen von AquaClean Sela bequem mit einer Smartphone-App bedienen lassen. Das Smartphone wird so zur Fernbedienung, mit dem sich individuelle Einstellungen speichern und sogar mit auf Reisen nehmen lassen. •
Informationen
geberit.at
Mehr Platz in der Dusche
Informationen
grohe.com
© Grohe
Die neue Grohe Rapido SmartBox bietet Architekten, Planern und Installateuren viele Lösungsmöglichkeiten mit nur einem Unterputzkörper: Für höchste Installationseffizienz und Planungsfreiheit lässt sich die Unterputzinstallation nicht nur mit SmartControl, sondern auch mit Thermostaten und Einhebelmischern kombinieren. Die Installation der Technik hinter der Wand und das ultraflache, elegante Design vor der Wand schaffen zusätzlichen Platz in der Dusche. Die Temperatur wird über den unteren, ergonomischen Drehgriff geregelt. Die Armatur ragt nur 43 mm aus der Wand und ist in einem runden und eckigen Design erhältlich. Neben dem Thermostat ebenfalls mit einer 1-Wege-Umstellung sind die Thermostate mit 2-Wege-Umstellung verfügbar und mit einer klaren Symbolik für Hand- und Kopfbrause sowie Wanne und Dusche versehen. Bei allen Fertigmontagesets lassen sich die Wandrosetten nachträglich um bis zu sechs Grad justieren, damit eine genaue Ausrichtung an den Fliesenfugen möglich ist. Die neuen Thermostate sind in einem runden, eckigen und kubischen Design erhältlich. •
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© Franke
INTERIOR DESIGN
Kein Dunst Mythos 2gether ist ein Kochfeldabzug, der kompakt und energieeffizient in ein Hightech-Induktionskochfeld integriert ist. Damit der Kochdunst effizient abgesaugt wird, ist das Abzugsmodul mittig im hinteren Bereich des Induktionskochfeldes positioniert. Das flächenbündig integrierte Abdeckgitter aus Gusseisen ist so robust, dass sich auch schwere Töpfe und Pfannen „barrierefrei“ von links nach rechts schieben lassen, ohne dass sie angehoben werden müssen. Auch für den Fall, dass dabei etwas überschwappt, ist vorgesorgt: Zwei Auffangbehälter, ein wasserbeständiger Motor und wasserdichte elektronische Bauteile bieten optimalen Schutz. Das gusseiserne Abdeckgitter ist zudem pflegeleicht, da es leicht herausgenommen und in der Geschirr spülmaschine gereinigt werden kann. Komfortabel ist auch die moderne Touch-Control-Bedienung des Induktionskochfelds bzw. des Kochfeldabzugs. Es genügt ein
leichtes Antippen der im Glas integrierten Sensortasten. Als weitere Komfortfunktion können Sensorstufen genutzt werden, die die jeweils optimale Heizstufe automatisch regeln, mit voreingestellten Schmelz- (42 °C), Warmhalte- (70 °C) und Siedestufen (94 °C). Die automatische Brückenschaltung sorgt dafür, dass zwei Flexi-Kochzonen zusammengeschaltet und große Töpfe oder Pfannen effizient erwärmt werden. Einen konstanten Luftaustausch garantiert die Intervall-Lüftungsautomatik, die sich per Tastendruck aktivieren lässt – bei einer hohen und mit 57 dB trotzdem leisen Lüfterleistung. •
Informationen franke.com
Kleine Kochprobe
© HAKA Küche
Lifestyle-Raum hin oder her – Küchen sind zum Kochen da. Das zeigt das Familienunternehmen HAKA ganz anschaulich in Form von einmal monatlich stattfindenden Kochkursen im HAKA Center Traun. Am 21. März lautet das Motto, unter dem ein viergängiges Menü gezaubert wird, „Endlich Frühling“. Sämtliche Küchen werden übrigens in nur neun Tagen fertiggestellt. Drei Tage werden für die Planung veranschlagt, am Tag vier startet die Produktion. Zur Auswahl stehen neben rund 80 Küchenfarben auch besondere Details wie die Schöpflöffellade, die oben geschlossen ist und so ein Verspießen von sperrigen Küchenutensilien verhindert, oder die in Zusammenarbeit mit regionalen Bäckern entwickelte Brotlade aus Holz. •
Informationen haka.at
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Die Rubrik „Pro Naturstein“ erscheint in Kooperation mit der Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke (VÖN). Für den Inhalt verantwortlich: VÖN. Sonstige Angaben siehe Impressum Seite 144.
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N AT U R S T E I N
Grenzenlos gestalten Naturstein ist ein besonders vielfältiger Werkstoff. Marmor, Kalkstein, Granit und all die anderen Sorten sind ein Lieblingsmaterial für innovative Architekten und Innenraumgestalter: authentisch, natürlich, echt im Image und vielseitig in der Gestaltung und Anwendung.
Auch wenn die Inhaltsstoffe bei der Herstellung der Keramikplatten ganz zu Beginn des Prozesses aus natürlichen Ressourcen stammen, ist der gesamte nachfolgende Prozess alles andere als umweltfreundlich, das wird auch ohne Bodenstudie klar. Bereits beim industriellen Brennvorgang der Platten wird enorm viel Energie verheizt, indem die Bestandteile untrennbar zusammengesintert werden. Beim Rückbau eines Bauwerkes lassen sich diese Bestandteile nicht mehr trennen, sie sind für den Materialkreislauf verloren. Anders Naturstein: Als in der Natur bereits „fertiger“ Baustoff ist deutlich weniger Energie erforderlich, den Rohblock
Richard Watzke
mit Diamantwerkzeugen zunächst behutsam aus dem Felsen zu lösen und anschließend weiterzuverarbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, welche Art von Produkt daraus entsteht. Massive Sitzbänke für den Garten- und Landschaftsbau oder Bodenplatten, Treppenstufen oder Waschbecken werden prinzipiell mit denselben Werkzeugarten bearbeitet. Stein war immer schon da Der Legende nach erklärte Michelangelo nach der Enthüllung seines berühmten David den staunenden Zeitgenossen, dass die Statue immer schon dagewesen sei, er habe sie nur vom überschüssigen Marmor befreien müssen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Jede Küchenarbeitsplatte aus Naturstein ist bereits seit Jahrmillionen fertig, jede Kamineinfassung ebenfalls. Formal bestimmen die beiden Komponenten Form und Oberfläche jedes Werkstücks. Die Form wiederum
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Klassiker: Wellenformen in endlosem Rapport als Wandbekleidung
© Alle Fotos: Richard Watzke
Nach gotischen Vorbildern: freitragende Treppengestaltung
Marble Lace: beweglicher Paravent aus Steinspangen von Patricia Urquiola
entsteht durch Substrahieren oder Addieren. Ganz einfach verhält es sich bei einer Boden- oder einer Küchenarbeitsplatte. Eine Naturstein-Bodenplatte entsteht, indem der kubische Rohblock in dünnere Rohplatten aufgetrennt wird. Dazu dienen wassergekühlte, mit Industriediamanten bestückte Seilsägen oder Kreissägen. Aus diesen Platten werden anschließend auf Brückensägen die gewünschten Formate gesägt – quadratische Platten für ein Schachbrettmuster, rechteckige Bahnen oder polygonale Geometrien. Bei Küchenplatten kommt eine weitere Bearbeitungsart hinzu. Werden die äußeren Konturen meistens mit Trennscheiben gesägt, nutzt der Steinverarbeiter für Beckenausschnitte ergänzend auch Diamantfräser auf rotierenden Werkzeugkegeln. Diese Fräskörper ermöglichen auch auf anderen Werkstücken enge radiale Konturen. Bei der Montage werden diese aus „Plattenware“ bestehenden Produkte entweder auf einen Korpus als Trägerkörper befestigt, beispielsweise bei Küchen und Bädern, oder als flächiger Belag an Boden oder Wand versetzt. Ist der Eindruck eines räumlichen Körpers gewünscht, werden die Steinplatten als Abwicklungen montiert, bei denen der Verarbeiter auf den durchgehenden Verlauf der Steinstruktur è
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N AT U R S T E I N
Sachlich: aus Steinschichten zusammengefügter Waschtisch
achtet. Monolithisch wirkende Kochinseln sind ein Paradebeispiel für auf Gehrung gearbeitete und montierte Platten. Der Eindruck ist der eines massiven Steines, dahinter können sich aber Elektrogeräte oder Ablagefächer und Stauraum verbergen. Ein gewünschter Nebeneffekt ist das überschaubare Gewicht der fertigen Konstruktion, indem Stein nur die äußere Hülle bildet. Vom Groben ins Feine Ein anderer Weg der Formgebung ist das Herausarbeiten eines einteiligen Werkstücks aus dem massiven Material, wie es Michelangelo beschrieb. Durch computergesteuerte Maschinen ist es möglich, beinahe jede beliebige Form im CAD-System zu entwerfen und millimetergenau aus dem Steinblock herauszufräsen. Beim Materialabtrag wird wie bei Plattenware vom Groben ins Feine gearbeitet, sogar Hinterschneidungen sind realisierbar. Fortschritte in der Steuerungstechnik erlauben Formen, die früher undenkbar waren. Architekten
Verspielt: Bistrotische samt Tischdecke aus Marmor
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Illusion als Bodenbelag: Restabschnitte bilden ein räumliches Muster.
Rohmaterial im Vordergrund des aktuellen Steindesigns. Sägt man einen Kreis in eine Steinplatte, erhält man zum Positiv automatisch auch das zurückbleibende Loch als Negativform. Gleiches gilt für dreidimensionale Formen: Aus einer konkaven Form entsteht durch Rotation oder Spiegelung um 180 Grad eine konvexe, siehe Urquiolas Marble Lace. Durch geschickte Formgebung und Einteilung der Einzelstücke im Rohmaterial ist es möglich, einen Steinblock so aufzuarbeiten, dass sich ganze Raumgestaltungen samt Mobiliar daraus herstellen lassen.
Ressourcenschonend: Der Beckenaufsatz befand sich ursprünglich an der Basis des konischen Rohstückes.
und Designerinnen wie Raffaello Galiotto und Patricia Urquiola haben gezeigt, dass die Grenzen nur noch in der Vorstellungskraft der Gestalter liegen und nicht in der praktischen Umsetzung. Auf der Natursteinmesse in Verona entzündet Galiotto seit über zehn Jahren ein Feuerwerk an Ideen, und auch Urquiola hat bereits 2010 mit ihrem Marble Lace bewiesen, dass sich Naturstein sogar für fragilste Raumteiler eignet. Ressourcen sparsam nutzen Die jüngsten Designtrends deuten auf einen Richtungswechsel hin. Waren die letzten Jahre geprägt von immer aufwendigeren 3D-Gestaltungen mit Naturstein, schlägt das Pendel nun in Richtung Ökologie und sparsamem Materialeinsatz. Technisch ist es keine Herausforderung, aus einem rohen Block eine einteilige Wanne zu fräsen. Eine statisch belastbare Bodenkonstruktion vorausgesetzt, steht dem Badevergnügen in einer massiven Marmorwanne nichts entgegen. Ökologisch sinnvoll aber ist das nicht, denn ohne eine intelligente Weiterverwertung der beim Aushöhlen des Blocks anfallenden Abschnitte ist eine massive Wanne wenig wirtschaftlich und umweltschonend. Daher steht der verantwortungsvolle Umgang mit dem
Matt kann Stein schon lange Neben der Form ist die Oberflächenbearbeitung prägend für die Anmutung eines Produktes. Für den Bädermarkt preisen namhafte Keramikhersteller matte Oberflächen als einen Megatrend. Nach dem Vorbild der sogenannten „Mattfarben“ muss man nicht lange suchen. Die matte Oberfläche ist seit der Antike ein elementarer Zwischenschritt in der Steinbearbeitung. Jede Form wird zunächst mit dem gröbsten und effektivsten Werkzeug angelegt und dann feiner ausgearbeitet. Früher folgten nach dem groben Spitzen der Form das Zahneisen oder der Stockhammer, dann feine Schlageisen zum Glätten der Oberfläche. Anschließend erledigten Schleifkörper und Sande das weitere Glätten, bis die Fläche so eben war, dass sie poliert werden konnte. In der modernen Steinbearbeitung entstehen matte Oberflächen durch feine Diamant-Schleifkörper und rotierende Bürsten, die nicht nur Küchenplatten einen seidenmatten Glanz verleihen, sondern auch Wandbekleidungen in Duschen, Bodenbelägen oder auch Treppengestaltungen. Eine Steigerung erfährt jedes Projekt aus und mit Naturstein durch die Kombination unterschiedlicher Oberflächenbearbeitungen. Eine matt bearbeitete Küchenplatte harmoniert besonders gut mit einer polierten Front, an einer polierten Kaminbank bildet die raue Sichtkante einen reizvollen Gegenpol. Apropos Kontrast: Sparsam und mit Bedacht eingesetzt, entstehen durch kontrastierende Formen und Oberflächenbearbeitungen in Naturstein zeitlose Interieurs, deren Dauerhaftigkeit die Lebenszyklen von Keramik und Co. blass aussehen lässt. •
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© Alle Fotos: Breitwieser GmbH
N AT U R S T E I N
Landhausstil: Eine Rückkehr in die Vergangenheit Immer mehr Menschen schätzen den Charakter alter Landhausmöbel aus Naturmaterialien und rustikaler Wohnaccessoires, der eine behagliche und natürliche Wohnatmosphäre wie früher schafft. Der Landhausstil ist ein Evergreen unter den Wohntrends. So sehr der Landhausstil aus unserer modernen Welt herausgefallen scheint, so ist er in Wirklichkeit doch passend. Es liegt in seiner Natur, dass er Ruhe und Geborgenheit vermittelt – genau das Richtige in unserer schnelllebigen Zeit. Bei diesem Wohnhaus erfolgte die gesamte Umsetzung des Landhausstils par excellence. Tradierte Werte wie Holz, Stein und schweres Metall treffen auf hochwertige, massive Möbelstücke und raffinierte Details mit modernen Einflüssen. Bereits beim Betreten des Anwesens bemerkt man die Liebe für natürliche Materialien und den Sinn für Gemütlichkeit. Ein römischer Verband am Boden und massive Holzelemente zieren den Vorraum, von dem aus man ins Wohnzimmer mit dem großen Kamin
gelangt. Dieser ist großflächig mit Amarello Granit verkleidet und wird zusätzlich mit einer feinen Beleuchtung in Szene gesetzt. Einen weiteren Kamin dieser Art findet man in der oberen Etage. Spätestens hier überkommt den Besucher das heimelige Gefühl einer gemütlichen Berghütte. Von hier gelangt man zum Herzstück dieses Hauses, der Küche. Der große, lichtdurchflutete Raum lässt viel Platz für dunkle Farben und wilde Muster. Ein perfekter Ort für den Rainforest Green Marmor, der mit seinen gebrochenen Kanten die schwere Kücheninsel ziert und analog im Hintergrund als Wandverkleidung fungiert. In Kombination zu diesem außergewöhnlichen Marmor wurden dunkle Holzelemente großflächig eingesetzt. Einem Baumstamm
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Projekt Haus LAC
Design & Ausführung Architektur und Kunst galimov & galimova KG architekturkunst.com
Naturstein Amarello (Granit), Port Laurent (Marmor), Rainforest Green (Marmor), Roma Imperial (Granit), Verde Pinta (Kristallmarmor), Precious Stones Collection
Natursteinarbeiten Breitwieser GmbH 3430 Tulln an der Donau breitwieser-stein.at
ähnliche Barhocker unterstreichen den Eindruck von absoluter Natürlichkeit. Moderne Armaturen und Geräte sowie verspielte Einflüsse bilden das Pendant zu dem massiven Küchenaufbau und runden das Gesamtbild harmonisch ab. Ebenfalls im Erdgeschoß zu finden ist das Gästebad, dessen Waschtische und Teile der Wand mit dem luxuriösen Port Laurent Marmor in Kombination mit hellem Holz verkleidet sind. Doch nicht nur das Erdgeschoß steht im Zeichen der Gemütlichkeit, bereits im Stiegenhaus wurde ein weiteres Highlight mit einer hinterleuchteten Wand aus den edlen Precious Stones, sogenannten
Halbedelsteinen, gesetzt. Diese findet man auch im Schlafzimmer wieder, in dem ebenfalls ein Badezimmer mit einer Großraumdusche und Waschtischen aus Verde Pinta, einem Kristallmarmor, eingerichtet wurde. Auch hier setzen sich sämtliche Elemente des Landhausstils in Kombination mit modernen Einflüssen bei Sanitäranlagen oder Beleuchtungen fort. Abschließend werfen wir noch einen Blick in das Hauptbadezimmer mit beleuchteter Badewanne sowie eine Großraumdusche, verkleidet mit Roma Imperial Granit. Die warmen Farben des Steins harmonieren im Einklang mit dem hellen Holz und laden zum Verweilen und Entspannen ein. Das gesamte Interieur dieses Anwesens ist ein optisches und haptisches Sinneserlebnis. Hier wird die Ruhe gesucht, die Zeit darf angehalten und innerer Friede gesucht werden. •
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© Alle Fotos: Richard Watzke
N AT U R S T E I N
Aus festem Stein
Blick durch das Langhaus: Das bestehende Taufbecken wurde zum gegenüberliegenden Kircheneingang versetzt.
Im Mittelpunkt der Neugestaltung der St.-Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt steht der Altar aus Naturstein und Bronze. Das Spiel mit der Oberfläche bildet einen Gegenpol zur strengen Geometrie des Entwurfes. Die St.-Georgs-Kathedrale wurde 1460 als Burgkapelle der Wiener Neustädter Burg oberhalb einer gewölbten Torhalle errichtet. Die Basilika Minor dient als Kathedrale der österreichischen Militärdiözese und ist zugleich die Kirche der von Maria Theresia gegründeten, heutigen Theresianischen Militärakademie. Im Jänner 2019 wurde wurde nach Um- und Rückbaumaßnahmen der von den Tiroler Künstlern Martin und Werner Feiersinger neu gestaltete Altar geweiht. Die Feierlichkeiten waren der Startschuss zu den kirchlichen Aktivitäten
Richard Watzke
im Maximiliansjahr 2019: Kaiser Maximilian I. wurde 1459 in der damaligen Wiener Neustädter Georgskirche getauft und 1519 auf eigenen Wunsch unter den Stufen des ehemaligen Hochaltars bei gesetzt. Zugleich ist das Grab des vor 500 Jahren verstorbenen Kaisers ein wichtiger Bestandteil der 2019 in Wiener Neustadt stattfindenden Niederösterreichischen Landesausstellung. Um Besuchern einen freien Zugang zum Kaisergrab zu gewähren, wurde der Altarraum von Betoneinbauten der 1960er-Jahre befreit, das zweistufige Altarpodest nach historischen Quellen zurückgebaut und der Bodenbelag zum Bestand aus Untersberger Marmor passend erneuert.
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N E U G E S TA LT U N G
Projekt Altar und Ambo der St.-GeorgsKathedrale, Wiener Neustadt
Natursteinarbeiten Wolfgang Ecker Gesellschaft m.b.H., 2514 Traiskirchen ecker-stein.at
Naturstein Kroatischer Kalkstein San Sebastian, Sortierung „Uni 33“
Klar und frei zugänglich: der Altar vor den Stufen, die das Kaisergrab enthalten
Plan in den Steinboden eingelassen: Sepulcrum mit Reliquien unterhalb der Mensa
Die Oberfläche der Stipes entstand durch Abformen der Steinflächen des Ambos.
Fester Altar aus Stein Im Mittelpunkt der Neugestaltung steht der Altar aus Kalkstein und Bronze. Zwei längliche Bronzequader tragen je drei säulenartige Füße mit quadratischem Grundriss. Auf diesen Stipes ruht die steinerne Mensa. Die Oberfläche der Stipes wirkt wie mit dem Spitzmeißel bearbeitet. Tatsächlich sind die Bronzeflächen beim Altar Abformungen der Seitenflächen des ebenfalls neu geschaffenen Ambofußes aus gespitztem Kalkstein. Mit dieser Betonung des Natursteins spannen die Künstler einen Bogen zum Konzil von Trient, in dessen Folge die katholische
Kirche Bücher mit präzisen Vorgaben für die Liturgie erließ. So enthält das Missale Romanum von 1570 klare Bestimmungen für die Gestaltung des Altares: War ein Altar aus Naturstein bis dahin üblich, wurde er nun verbindlich. Die Altarplatte soll aus einem einzigen Stück bestehen und unter oder in der Mensa des Altares muss sich in der Mitte ein fest verschließbares Depot von Reliquien, das Sepulcrum, befinden. All dies berücksichtigt der neue Altar. Die Bearbeitung des Ambofußes sowie das Herstellen der Abformungen für die Bronzegüsse erfolgte durch Werner Feiersinger, mit der Bearbeitung der Mensa war die Wolfgang Ecker GmbH betraut, die auch sämtliche Versetzarbeiten in der Kirche ausführte. •
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N AT U R S T E I N
Stein vermittelt Identität Bei Sanierungen und Neubauten punktet St. Margarethener Kalksandstein mehrfach: Durch die Verwendung des regionalen Natursteins fallen kurze Transportwege an und das traditionelle Baumaterial fügt sich harmonisch in den umliegenden Baubestand ein. Eine Kulturlandschaft oder eine Gemeinde werden durch unterschiedliche Faktoren geprägt. Neben der Topografie und der Vegetation sind es vor allem die verwendeten Baumaterialien, die die Wahrnehmung der vom Menschen gestalteten Umwelt beeinflussen. Als traditioneller Baustoff für Wege, Mauern, Bodenbeläge sowie Fenster- und Türgewände hat Naturstein daran einen wesentlichen Anteil. Wegen seines hohen spezifischen Gewichts bauten frühere Generationen aus gutem Grund bevorzugt mit den Steinen, die in der näheren Umgebung zur Verfügung standen.
Richard Watzke
Der Transportaufwand war gering und die Baumeister und Handwerker wussten, wie man die Steine materialgerecht dimensioniert und bearbeitet. Bekanntes Beispiel dafür ist die Römersiedlung Carnuntum, deren Werksteine aus dem St. Margarethener Römersteinbruch gewonnen wurden. Als Originalmaterial für die Denkmalpflege besitzt St. Margarethener Kalksandstein noch heute einen hohen Stellenwert beim Erhalt von Kulturdenkmalen wie dem Stephansdom oder zahlreichen Bauten der Wiener Ringstraße. Das vielseitige und leicht zu bearbeitende Sedimentgestein mit seinem mediterranen Charakter und den charakteristischen Fossilien wird aber auch für Neubauprojekte im Burgenland, in
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Baustoff mit regionaler Tradition: massive Theke im Restaurant Henrici, Eisenstadt
KALKSANDSTEIN
Projekte Restaurant Henrici, Eisenstadt, und Gemeindeamt St. Margarethen/Bgld.
Natursteinarbeiten Gustav Hummel GmbH & Co KG, 2452 Mannersdorf hummel-stein.at
Naturstein St. Margarethener Kalksandstein
Erweiterungsbau am Gemeindeamt St. Margarethen mit hinterlüfteten, 4 cm starken Platten
Harmonisch: sanierter Gastbereich beim Haupteingang des ehemaligen Stall- und Wachgebäudes
© Alle Fotos: Richard Watzke
Niederösterreich und in Wien gerne eingesetzt. Deutlich zeigt sich diese Bautradition an zwei Bauvorhaben im Burgenland: Im Zuge der Modernisierung und barrierefreien Umgestaltung des Gemeindeamtes von St. Margarethen erhielt das Gebäude in südöstlicher Richtung einen eingeschoßigen Zubau. Der Kubus ruht auf einem vorgehängten und hinterlüfteten Sockel aus St. Margarethener Kalksandstein, wodurch sich der Neubau harmonisch in die Umgebung einfügt. Dieser Effekt zeigt sich auch beim Restaurant Henrici in Eisenstadt: Das vom frühklassizistischen Architekten Johann Henrici entworfene, ehemalige fürstliche Stall- und Hauptwachgebäude gegenüber Schloss Esterházy beherbergt ein Restaurant mit gehobener regionaler Küche. Bei der Erneuerung des überdachten Gastbereichs wurden die Bodenplatten passend zum Erscheinungsbild des bestehenden Bodens dimensioniert. Die neuen Partien fügen sich so nahtlos ins historische Ensemble ein. •
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N AT U R S T E I N
Naturstein ist Vertrauenssache Richard Watzke im Gespräch mit Steinmetzmeister Dietmar Steller aus Wels, Oberösterreich Wo überall wird Naturstein im Wohn bereich eingesetzt? Grundsätzlich lässt sich Naturstein äußerst vielseitig in jedem Wohnbereich einsetzen. Unsere Ausführungen reichen im Innenbereich vom Schlafzimmer über Bad und Küche bis hin zum Wellnessbereich einschließlich Sauna. Im Außenbereich ist die Anwendungsvielfalt ebenfalls groß und umfasst Terrassen, Flächen rund um Schwimmbäder und die Gestaltung von Gärten, die im Sommer zunehmend als erweiterter Wohnbereich genutzt werden. Es kommt aber nicht darauf an, möglichst viel Naturstein zu verwenden, sondern ihn dort einzusetzen, wo er seine Wirkung und Funktion in der Gesamtplanung des Architekten optimal zur Geltung bringen und das Gefühl von Natürlichkeit mit seinen hervorragenden Eigenschaften als Natur-Baustoff vermitteln kann.
Beispiel Bad: Einem Kunden, der das Bad unmittelbar nach dem Duschen verlässt und für ein paar Handgriffe zur Reinigung und Pflege des Natursteines keine Zeit hat, raten wir zu einem unempfindlichen Naturstein mit pflegeleichter Oberfläche. Auf der anderen Seite kann es durchaus gewünscht sein, dass der Naturstein durch die tagtägliche Beanspruchung lebendig wirkt und Patina bekommt, wie beispielsweise Solnhofer Platten in stark frequentierten Räumen zeigen. Welche Natursteine sind im Trend? Naturstein als Baustoff ist immer gefragt. Trends innerhalb der großen Materialvielfalt sind der jeweiligen Architektur geschuldet. Bei Küchenarbeitsplatten waren in den letzten Jahren vorwiegend schwarze und
Steinmetzmeister Dietmar Steller: „Aktuell sind Grau- und Brauntöne mit homogenen Strukturen beliebt.“
Welche Anforderungen stellen Archi tekten und Bauherren an Material und Oberfläche? Im Idealfall kommen Architekten rechtzeitig vor Beginn der Planungsphase auf uns zu, um Materialien auszuwählen, die zum optischen und haptischen Konzept des Objektes passen. Oft auch haben sich Auftraggeber bereits im Internet umgesehen und kommen mit Vorstellungen zu uns, die nach einer fachlichen und erfahrungsreichen Beratung ein ganz anderes Material ergeben. Wichtig ist vor allem, die Anforderungen an den Naturstein mit der Nutzungsart und Lebensweise des Kunden in Einklang zu bringen. Dabei soll das gewählte Material den Kunden nicht in seiner Lebensweise einschränken, sondern vielmehr das Wohlbefinden in den Vordergrund stellen und Natürlichkeit vermitteln. Nehmen wir das
Alle Fotos: Steinmetzmeister Steller
Robust: Kamin aus Carbon Grey mit einer Front mit unterschiedlich tief gefrästen Rillen.
Richard Watzke
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INTERVIEW
dunkle Farben gefragt, die sich jetzt zum Klassiker entwickeln. Aktuell sind Grau- und Brauntöne mit ruhiger Struktur beliebt. Warme Beige- und Brauntöne mit homogenen Strukturen werden auch bei großzügigen Flächen an Böden und Wänden sehr viel verwendet. Akzente setzen wir durch kontrastreiche und farbige Steine, hierbei kommen die heimischen Materialen Sölker Marmor oder Chloritschiefer gut zur Geltung. Ein Trend im traditionellen Wohnbau sind nach wie vor Natursteine aus der Region des Wohnsitzes oder aus der Gegend, in der die Kunden aufgewachsen sind. Wer fest im Innviertel verwurzelt ist und Granit wünscht, entscheidet sich mit großer Wahrscheinlichkeit für einen Schärdinger Granit. In Tirol oder in Salzburg sieht das im traditionellen Wohnbau wieder ganz anders aus. Gibt es „Granit“- und „Marmor“-Typen bei den Auftraggebern? Eine Typisierung von Auftraggebern möchte ich nicht vornehmen. Fast alle Kunden haben aber eine tendenzielle Vorliebe zu gewissen Materialarten. Dies spiegelt sich im Einrichtungsstil und der Lebensart wider und kann zwischen dem Hauptwohnsitz und dem Feriendomizil, der Wohnung, dem Garten und dem Wellnessbereich unterschiedlich sein. So darf eine Gestaltung bei Kunden, die eine geradlinige Architektur
Schlichte Eleganz: Küchenarbeitsplatte aus beflammtem und gebürstetem Nero Assoluto, Boden belag aus bruchrauem Gneis im wilden Römischer Verband.
und zurückhaltende Materialien im Wohnbereich vorziehen, andernorts durchaus rustikal sein. Wer am Tag mit Sakko und Krawatte seine Arbeit verrichtet und am Feierabend mit Anzug und Fliege auf einen Ball geht, kann am nächsten Morgen leger am Frühstückstisch sitzen und auch so das Wochenende verbringen.
verstärkt auf soziale Aspekte achtet, nicht mehr bestehen.
Wie wichtig sind ökologische Argumente? Da Naturstein in der Vorstellung der Kunden als sehr schwer, aber auch als körperlich anstrengend bei der Gewinnung gilt, wird sehr oft nach ökologischen und ethischen Belangen gefragt. Diese sind sowohl unseren Kunden als auch mir persönlich sehr wichtig. Österreichische und europäische Natursteine haben hier einen klaren Vorteil durch kurze Transportwege und gesetzlich streng geregelte Standards. Man darf sich aber dem Markt und den Ansprüchen von Auftraggebern nicht verschließen und muss auch die Kirche im Dorf lassen, wenn Steine in fernen Ländern verarbeitet und von dort importiert werden. Dabei ist es jedoch wichtig, genau hinzuschauen, woher der Naturstein stammt. Ich kenne keine Steinbrüche oder Verarbeitungsbetriebe, in denen nicht Mindeststandards eingehalten werden. Ohne diese könnten Firmen im internationalen Wettbewerb, in dem der Kunde
Welche Vorteile bietet die Zusammen arbeit mit VÖN-Fachbetrieben für Archi tekten und Auftraggeber? Bei der VÖN handelt es sich um eine Werbegemeinschaft, die ursprünglich von Naturstein abbauenden Betrieben gegründet wurde, um heimischen Naturstein am Markt zu repräsentieren. Heute sind auch reine Verarbeiter wie wir Teil der VÖN. Als ehemaliger Betreiber eigener Steinbrüche haben wir Naturstein im Blut und sind mit allen Belangen von Naturstein vertraut, von der Abbaustelle bis zum hochwertig verarbeiteten Produkt. Die DNA der VÖN-Mitgliedsbetriebe hebt sich vom Markt durch ihren Anspruch an die Verarbeitung, Qualität und das umfangreiche Wissen rund um den Stein ab. Architekten und Auftraggeber profitieren davon. In der VÖN gibt es keinen Betrieb, der seine Kompetenzen überschätzt. Das gibt Sicherheit in der Qualität der Planung, Verarbeitung und kompetenten Umsetzung. •
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© gruber locher architekten
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ARCHITEKTUR /
WETTBEWERBE Neue soziale Quartiere Es ist das umfangreichste Verfahren in der 23-jährigen Geschichte des Wiener Bauträgerwettbewerbs: Auf einem rund 170.000 Quadratmeter großen Areal mit elf Bearbeitungsgebieten sollen rund 3000 Wohnungen für rund 7000 Bewohner realisiert werden. Der Standort grenzt direkt an den Bildungscampus Berresgasse an, der im September 2019 eröffnet wird. Im Sinne des Leitthemas „Neue soziale Quartiere“ der IBA_Wien (internationale Bauausstellung) umfasst das Wohnquartier mehrheitlich geförderte Wohnungen, Geschäfte, Dienstleister, eine Apotheke, Arztpraxen, einen Kindergarten und einen hochwertigen, bauplatzübergreifenden Freiraum. Der Bauträgerwettbewerb wurde im Mai 2018 gestartet und im Dezember 2018 abgeschlossen. Die Fertigstellung der Wohnprojekte ist für Sommer 2022 geplant. In der Käthe-Dorsch-Gasse in Wien-Hütteldorf lobte die ÖBB Immobilienmanagement GmbH gemeinsam mit dem wohnfonds_wien auf zwei Bauplätzen einen einstufigen, nicht anonymen Bauträgerwettbewerb aus, der im November 2018 abgeschlossen wurde. Es galt, innovative und kostengünstige Wohn modelle für die wachsende Gruppe der Alleinerziehenden in der Bundeshauptstadt zu ent wickeln. Die Ergebnisse mit den Titeln „Wientalterrassen“ und „(Tante) Käthes Grätz‘l“ umfassen rund 450 Wohnungen. Für das Projekt „Wohnen im Stadtzentrum“ in Vöcklabruck wurde im vergangenen November ein geladener Realisierungswettbewerb mit acht Teilnehmern durchgeführt. Das Siegerprojekt des Vöcklabrucker Architekturbüros s_arquitex Schreder & Partner überzeugte die Jury mit dem städtebaulichen Ansatz einer präzisen Setzung dreier Baukörper in Form von Punkthäusern. 2018 wurde für ein neues Wohnbauprojekt auf dem sogenannten Hartlfeld in Saalfelden ein nicht offener ano nymer einstufiger Realisierungswettbewerb in Oberösterreich und Salzburg ausgeschrieben. Und auch in Lustenau in Vorarlberg soll leist bares Wohnen in einer gestalterisch guten Qualität und einer großzügigen Außenraumgestaltung geschaffen werden.
Realisierungswettbewerb Lustenau V 188 Brunnenau Siegerprojekt gruber locher architekten, Bregenz
Quartier Seeterrassen Aspern Seestadt, Wien
StudioVlayStreeruwitz / Carla Lo
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Bauträgerwettbewerb Wien 14, Berresgasse 73
1 BWS/WBG / Zacek-Stadler/ArchiMedia/ Prochazka E. / Lo C. 76 2 WIGEBA / Linsberger N. / Lo C. 82 3 Wien Süd / Schwalm-Theiss, Bresich & Gressenbauer mit Cufer M. / D\D 84 4 Neues Leben / Ablinger, Vedral & Partner/ atelier 4/Kleboth und Dollnig / D\D 86 5 ÖSW/Schwarzatal / ARTEC/SMAQ/wup / Lo C. 88 6 Heimstätte/Heimat Österreich/ Wohnbau / Baumschlager Eberle/ Pichler & Traupmann / Projektbau / D\D 90 7 ÖVW / AllesWirdGut / rajek barosch 92 8 Gewog / einzueins / Fina J. 94 9 EGW / Familienwohnbau / Franz&Sue / g.o.y.a. / EGKK 96 10 Kallco / feld72 / Standler K. 98 11 BWSG / StudioVlayStreeruwitz / PPAG 100
Bauträgerwettbewerb Wien 22, Käthe-Dorsch-Gasse
1 Migra / Baumschlager Hutter/SMAC / PlanSinn 2 WBV-GPA / Lechner & Partner/ Berger+Parkkinen / Lindle+Bukor
Wohnbebauung am Standort Hartlfeld, Saalfelden, Sbg.
LC4 w. lankmayer architektur ZT GmbH
Lustenau V 188 Brunnenau, V gruber locher architekten
Wohnen im Stadtzentrum V öcklabruck s_arquitex Schreder & Partner ZT GmbH
103
110 120
130
Musikpavillon und Musikprobelokal Finkenberg, Tirol Univ.-Prof. DI Christoph M. Achammer/ ATP Innsbruck Planungs GmbH
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WETTBEWERBE
STÄDTEBAULICHER WETTBEWERB FÜR DAS QUARTIER „SEETERRASSEN“, WIEN Auslober
Art des Wettbewerbs
Beteiligung
Wien 3420 Aspern Develoment AG, Seestadtstraße 27/13, 1220 Wien
EU-weit offener, zweistufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich
6 Beiträge
Verfahrensbegleitung
Gegenstand des Wettbewerbs
RAUMPOSITION Scheuvens | Allmeier | Ziegler OG, Lederergasse 18/1, 1080 Wien
Städtebaulicher Entwurf als grundsätzlicher Lösungsvorschlag zur etappenweisen Entwicklung des Quartiers „Seeterrassen“
Jurysitzungen 29. Juni 2018, 12. November 2018
1. Preis Projekt 4405
STUDIO VLAY STREERUWITZ ZT GMBH
Plan
Wien Gegründet 2017 vlst.at Landschaftsgestaltung
CARLA LO Wien Gegründet 2009
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Der Projektvorschlag versteht sich als suggestives Manifest für einen belastbaren und robusten Städtebau der wenigen Worte: „Ein robustes räumliches Rahmenwerk soll einen charaktervollen Genius Loci schaffen und Raum für intelligente, komplementär wirkende Steuerungsprozesse bieten.“
Umgesetzt wird dieser Anspruch mittels eines durchgehenden Stadtsockels, der – je nach Baufeld und Situierung – in seiner Höhenausbildung forte, moderato oder piano ist. Dieser modulierte Stadtsockel bildet über den ganzen Verfahrensperimeter – und nach Vorstellung der Verfasser auch
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QUARTIER SEETERRASSEN, WIEN
Lageplan
Erdgeschoß Hochhaus
Schnitt Hochhaus
darüber hinaus – eine starke und überzeugende Grundstruktur von offenen Blockrändern. Sie reflektiert auf intelligente Weise das Gedankengut der „europäischen Stadt“ (Blockrand und grüner Innenhof) und spiegelt gleichzeitig den spezifischen Städtebau – wie er sich in der Seestadt bestens bewährt hat. Über diesem Stadtsockel erhebt sich eine dezidiert modulierte, plastische Gebäudesilhouette. In den Teilgebieten F und G variiert sie zwischen 21 und 35 Metern. Bewusst niedrig gehaltene und schmal dimensionierte Baukörper
öffnen den Blick über zwei Höfe hinweg und vergrößern so die räumliche Erlebnistiefe; es entstehen weite „Superhöfe“. Die Dachflächen sind konsequent aktiviert und bewirtschaftet. Die Höfe sind grün gestaltet; viele Bäume verstärken das Bild der grünen Oase und erzeugen eine wohltuende Nähe zur Natur. Volumetrisch nicht ganz überzeugend gesetzt und dimensioniert sind die sogenannten „Quartierhäuser“, die über die Gevierte hinaus Nachbarschaften erzeugen sollen. •
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WETTBEWERBE
2. Preis Projekt 4403
M&S ARCHITEKTEN ZT GMBH Wien Gegründet 2005 architects.co.at
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Das Projekt zeichnet sich durch eine klar ablesbare Baukörpergestaltung entlang des Sees aus. Die abgestuften, gut gegliederten und relativ niedrigen Baukörper im Süden verleihen der Waterfront einen ruhigen Charakter mit einer besonderen Betonung
der Horizontalen. Die dahinterstehenden höheren Gebäude verschaffen der Silhouette eine interessante Tiefenwirkung. Die durchgehenden Arkaden sind differenziert ausgestaltet und geben dem gesamten Areal den Charakter eines Ensembles. •
Landschaftsgestaltung
LAND.IN.SICHT Wien Gegründet 1994 gpl.at
Städtebaulicher Entwurf
Schnitt
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
BAUTRÄGER WETTBEWERB 22, BERRESGASSE, WIEN Auslober wohnfonds_wien, fonds für wohnbau und stadterneuerung, Lenaugasse 10, 1082 Wien, in Kooperation mit BWS Gemeinnützige allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft mbH, Triesterstraße 40/3/1, 1100 Wien, und Neues Leben Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Reg. Gen.m.b.H., Troststraße 108, 1100 Wien
Vorprüfung JIREK Managementconsulting GmbH und ZT, DI Andrea Hinterleitner, Invalidenstraße 3/12a, 1030 Wien
Art des Verfahrens Zur Ermittlung der besten Konzepte wurde ein einstufiger nicht anonymer, öffentlicher Bauträgerwettbewerb veranstaltet.
Gegenstand des Verfahrens Gegenstand des Bauträgerwettbewerbs war das Planungsgebiet „Berresgasse“ mit einer Gesamtnutzfläche von rund 230.000 m2 im 22. Gemeindebezirk Donaustadt. Das Planungsgebiet wird im Süden von der Berresgasse und im Westen von der Ziegelhofstraße begrenzt. Im Norden und Osten liegen Einfamilienhaussiedlungen und landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie die Fläche für den Bildungscampus Berresgasse. Das Planungsgebiet setzt sich aus insgesamt 19 Bauplätzen zusammen, die elf Bearbeitungsgebieten zugeteilt sind. Die Bearbeitungsgebiete wurden im Hinblick auf die künftigen Projektphasen in drei Gruppen unterteilt. Die Bauträgerkooperation (BAG 1–BAG 4) besteht aus den Bauträgern BWS, WBG, WIGEBA, Wien Süd und Neues Leben. Die Projektierung
des BAG 5 erfolgte im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs durch das Projektteam ÖSW / Schwarzatal / SMAQ GmbH (ARTEC Architekten – wup ZT-GmbH – raum & kommunikation). Die Projektierung des BAG 11 erfolgte durch die BWS Gemeinn. allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft mbH als Liegenschaftseigentümerin. Die BAG 8 und 9 wurden im Baurecht vergeben, die BAG 6, 7 und 10 standen zum Verkauf.
Jury
Beurteilungskriterien
Jurysitzungen
4-Säulen-Modell: Kriterien der Ökonomie, der Sozialen Nachhaltigkeit, der Architektur und der Ökologie
Gruppe 1: 12. September 2018 Gruppe 2: 17. September 2018 Gruppe 3: 9. Oktober und 13. Dezember 2018
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Kurt Puchinger, Johann Becher, Ingrid Breckner, Harald Butter (Gruppe 2 und 3), Andreas Gobiet, Hildegund Figl (Gruppe 1 und 2), Barbara Fritsch-Raffelsberger (Gruppe 1), Dieter Groschopf (Gruppe 3), Ewald Kirschner (Gruppe 2), Claudia König-Larch, Bernhard Lipp (Gruppe 3), Gregor Puscher, Andrea Reven-Holzmann, Josef Schmidinger (Gruppe 1), Katja Simma, Silja Tillner
WETTBEWERBE
Ein neues soziales Quartier Nachbarschaft & Identität Die Entwicklung und die Besiedelung eines Quartiers dieser Größenordnung muss auch als „sozialer Prozess“ begriffen werden. Hier möchte die IBA_Wien eine Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Nachbarschaft und auch die Berücksichtigung einer inneren Differenzierung anregen. Eine im Auftrag der IBA_Wien erstellte Umfeldanalyse soll hierfür Inspiration liefern.
Die Auslobung des Bauträgerwettbewerbs „Berres gasse“ wurde vom wohnfonds_wien am 24. Mai 2018 veröffentlicht. Ziel dieses Verfahrens war, auf einem rund 170.000 m2 großen Areal mit elf Bearbeitungsgebieten rund 3000 Wohnungen – davon mehrheitlich geförderter Wohnraum – für rund 7000 Bewohnerinnen und Bewohner zu realisieren. Als Grundstückseigentümer fungieren neben dem wohnfonds_wien die Bau träger BWS und Neues Leben. Das neue Wohnquartier umfasst in naher Zukunft neben geförderten und freifinanzierten Wohnungen auch einen qualitätsvollen Freiraum mit Plätzen und Bereichen für Spiel und Sport, gemeinschaftlich und gewerblich genutzte Erdgeschoßzonen mit Geschäften, Dienstleistern, einer Apotheke und einem Kindergarten. Bereiche für neue Arbeitsformen und bauplatzübergreifende Gemeinschaftsflächen spielen bei der Quartiersentwicklung eine wichtige Rolle. Das neue Stadtviertel ist weitgehend autofrei und über zahlreiche Fuß- und Radwege erschlossen. Parkplätze stehen in drei großen Sammelgaragen und zwei Einzelgaragen zur Verfügung. Ein vielseitiges Mobilitätsangebot umfasst E-Car-, Car- und Bikesharing, Leihfahrräder sowie Lastenfahrräder. Im Osten des Projektgebiets grenzt der Bildungscampus Berresgasse an, der im September 2019 eröffnet wird und dessen Einrichtungen von den Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Wohnquartiers auch in der Freizeit genutzt werden können. Für die IBA_Wien (Internationale Bauausstellung Wien – Neues Soziales Wohnen) war diese besondere Herausforderung eine Chance, gemeinsam mit dem wohnfonds_wien neue Wege bei der Vorbereitung eines Bauträgerwettbewerbs zu gehen. Mit Unterstützung der nonconform ZT GmbH wurde in einem kooperativen Prozess versucht, die Qualitäten des städtebaulichen Rahmenplans in die Ausschreibung des Wettbewerbs zu übertragen. Zentrales Element dieses Prozesses war eine Entwicklungswerkstatt mit allen involvierten Akteurinnen und Akteuren. Darüber hinaus wurden seitens der IBA_Wien drei Aspekte formuliert, denen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden soll.
Schwerpunkte des Bauträgerwettbewerbs Die teilnehmenden Projektteams hatten Realisierungskonzepte nach dem 4-Säulen-Modell (Ökonomie, Soziale Nachhaltigkeit, Architektur und Ökologie) für die jeweilige Liegenschaft zu erstellen. Neben dem Kriterium des kostengünstigen Bauens und Wohnens spielten folgende Aspekte bei der Beurteilung der eingereichten Projekte eine wichtige Rolle: Ein übergeordnetes Freiraumkonzept für eine hochwertige und differenzierte Gestaltung der Freiflächen war bei der Planung zu berücksichtigen. Die Freiraumgestaltung bildet in Verbindung mit der einmaligen Lage (Verbindungsglied zwischen Badeteich Hirsch stetten und Stadterweiterungsgebiet Am Heidjöchl) ein großes Potenzial für das neue Stadtquartier. Im Sinne des IBA-Leitthemas „Neue soziale Quartiere“ lag ein Schwerpunkt des Verfahrens auf der nachhaltigen Quartiersentwicklung. Voraussetzung für ein lebendiges Quartier sind bauliche Strukturen (insbesondere in der Erdgeschoßzone), die in der Lage sind, Räume für zukünftige und noch nicht genau definierbare Nachfragen im Bereich der Nichtwohnnutzung bereitzuhalten. In den als Geschäftsviertel (GV) gewidmeten Bereichen (hauptsächlich in den Bearbeitungsgebieten 1, 6, 7, 9 und 11) waren entsprechend der Nahversorgungsstudie die klassischen kommerziellen Nutzungen zu situieren. In allen anderen als GV gewidmeten Bereichen bzw. Flächen, die An der Neurisse angrenzen, und insbesondere in den Arkaden der Bearbeitungsgebiete 1 bis 5 war die Erdgeschoßzone so zu konzipieren, dass eine möglichst große Offenheit für Weiterentwicklung und Anpassung (zum Beispiel in Form von niederschwellig zugänglichen Räumen, temporären Nutzungen, Möglichkeiten des Selbstausbaus, Kombinationen von Wohnen und Arbeiten oder öffentlich zugänglichen Gemeinschaftsräumen) blieb. In diesem Zusammenhang spielen auch innovative Lösungen für Wohnen im Erdgeschoß eine Rolle. Die Wohnungen im Erdgeschoß sollen sich zum öffentlichen Raum hin orientieren, diesen bespielen und gleichzeitig Privatheit und Rückzug ermöglichen. •
Lebendiges Erdgeschoß Erstens gilt es, in den als „Geschäftsviertel“ gewidmeten Flächen innovative räumliche Lösungen und Nutzungskonzepte zu entwickeln, und zweitens sollen auch gute Lösungen für das Wohnen im Erdgeschoß gefunden werden. Hier möchte die IBA_Wien zeigen, dass „lebendige Erdgeschoßzonen“ und „Wohnen im Erd geschoß“ kein Widerspruch sein müssen.
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Berresgasse – geförderter Wohn raum für rund 7000 WienerInnen
© www.studiohuger.at
Der einstufige Bauträgerwettbewerb Berresgasse in der Donaustadt stellt nicht zuletzt aufgrund seiner Dimension eine Besonderheit dar. Ziel dieses umfangreichsten Verfahrens in der 24-jährigen Geschichte des qualitätssichernden Instruments Bauträgerwettbewerb war, auf einem rund 170.000 m2 großen Areal mit elf Bear beitungsgebieten rund 3000 Wohnungen für rund 7000 Bewohnerinnen und Bewohner zu realisieren. Der Standort wurde vom wohnfonds_wien, fonds für wohnbau und stadterneuerung, sowie den Bauträgern BWS und Neues Leben entwickelt. Er grenzt direkt an den Bildungscampus Berresgasse an, der im September 2019 eröffnet wird. Neues buntes Stadtquartier Der Fokus liegt auf einer nachhaltigen Quartiersentwicklung – im Sinne des Leitthemas „Neue soziale Quartiere“ der IBA_Wien (Internationale Bauausstellung). Das neue lebendige Wohnquartier bietet mehrheitlich geförderte Wohnungen, Geschäfte, Dienstleister, eine Apotheke, einen Kindergarten und einen hochwertigen, bauplatzübergreifenden Freiraum. Weitere IBA-Themen wie innovative Lösungen für Wohnen, Arbeiten und gemeinschaftliche Einrichtungen in den Erdgeschoßzonen – Stichwort Nutzungsmischung – standen im Mittelpunkt des Bauträgerwettbewerbs. Alles Aspekte, die der Identifikation der BewohnerInnen mit ihrem Wohnumfeld, einer guten Nachbarschaft und somit einem positiven Image des Stadtquartiers von Anfang an dienen.
Dieter Groschopf stv. Geschäftsführer des wohnfonds_wien
DI Gregor Puscher Geschäftsführer des wohnfonds_wien
Erdgeschoßzone Eine Voraussetzung für ein funktionierendes soziales Quartier sind bauliche Strukturen, die Möglichkeiten für eine zukünftige „Nichtwohnnutzung“ bereithalten. So werden die Erdgeschoßzonen gleichermaßen für Gewerbe, für Kombinationen von Wohnen und Arbeiten, für öffentlich zugängliche Gemeinschaftsräume und für Wohnen zur Verfügung stehen. Freiraum Ein übergeordnetes Konzept war Grundlage für die Freiraumplanung. Die differenzierte Grünraumgestaltung bildet in Verbindung mit der einmaligen Lage (Verbindungsglied zwischen Badeteich Hirschstetten und Stadterweiterungsgebiet Am Heidjöchl) ein großes Potenzial für das neue Stadtviertel.
Über das Wettbewerbsverfahren Der wohnfonds_wien startete den Bauträgerwettbewerb im Mai 2018. Die Beurteilung durch die Expertenjury fand in Etappen statt und wurde im Dezember 2018 abgeschlossen. Auf den Bearbeitungsgebieten 1 bis 4 stellte sich eine Bauträgerkooperation, bestehend aus BWS, WBG, WIGEBA, Wien Süd und Neues Leben, dem Verfahren in organisatorischer und qualitativer Hinsicht. Die Projektierung des Bearbeitungsgebiets 5 erfolgte im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs durch das Projektteam ÖSW – Schwarzatal / SMAQ GmbH (ARTEC Architekten – wup ZT-GmbH – raum & kommunikation), jene des Bearbeitungsgebiets 11 durch die BWS. Das Bearbeitungsgebiet 11 wurde freifinanziert entwickelt und somit nicht von der Jury beurteilt. Die Bearbeitungsgebiete 8 und 9 wurden im Sinne des leistbaren Wohnens im Baurecht vergeben, die Bearbeitungsgebiete 6, 7 und 10 standen zum Verkauf. Alle fünf Gebiete unterlagen dem offenen Wettbewerb. Für das Bearbeitungsgebiet 6 waren ausschließlich Wettbewer berinnengemeinschaften bestehend aus zumindest je zwei Bau trägern und zumindest je zwei ArchitektenInnen zugelassen.
Mobilität Die Innenbereiche des Wohnquartiers werden weitgehend autofrei und über ein engmaschiges Fuß- und Radwegenetz erschlossen. Die Parkplätze finden sich in drei großen Sammelgaragen und zwei Einzelgaragen. Eine fix verortete Mobilitätsstation bietet nicht nur ein Leihangebot (Car- und Bikesharing), sondern auch Serviceleistungen wie eine Fahrradreparaturwerkstatt. Die Fertigstellung der Wohnprojekte ist bis Sommer 2022 vor gesehen. •
Zentrale Themen Die teilnehmenden Teams erstellten Realisierungskonzepte nach dem 4-Säulen-Modell (Ökonomie, Soziale Nachhaltigkeit, Architektur und Ökologie). Neben dem Kriterium des kostengünstigen Bauens und Wohnens kamen bei der Beurteilung folgende Aspekte zum Tragen: 75 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
WETTBEWERBE
Projekt B1-1 Bauträger
BWS/WBG bwsg.at Architektur
ARCH. DI DR. PATRICIA ZACEK-STADLER Wien Gegründet 2000 patricia-zacek.at
ELSA PROCHAZKA ARCHITEKTUR BÜRO Wien Gegründet 1973 prochazka.at
ARCHIMEDIA ZT GMBH Wien Gegründet 2001 archimedia.at Landschaftsgestaltung
CARLA LO Wien Gegründet 2009 carlalo.com
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Bauplatz M Das Projekt umfasst mit insgesamt 58 geförderten Eigentumswohnungen eine förderbare Nutzfläche von 4800,75 m2. Die Eigentumswohnungen mit einem Kaufpreis von € 2573,– und einer monatlichen Bruttomiete von € 2,24/m2 Nfl.; (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,15/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,50/m2 Nfl.) werden sehr positiv bewertet. Die Gesamtbaukosten mit € 1900,–/m2 Nfl. werden durchschnittlich bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 20 % im oberen Bereich liegt. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit
Kunststofffenstern und Holzparkettboden wird gut durchschnittlich bewertet. Positiv wird das Angebot der Übernahme eines Hypothekardarlehens gesehen. Die Garagenkonditionen mit einem Kaufpreis von € 17.400,– werden durchschnittlich bewertet. Ein Musterkaufvertrag ist vorzulegen. Bauplatz N Das Projekt umfasst mit insgesamt 101 geförderten Wohnungen, davon 67 Normwohnungen und 34 SMART-Wohnungen eine förderbare Nutzfläche von 7133,37 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen
Schnitt AA, Bauplatz M
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
© Renderings und Pläne Bauplatz M: MARC LORENZ, Arch. DI Dr. Patricia Zacek-Stadler
Grundriss EG, Bauplatz M
werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/ m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,20/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,46/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird keine Superförderung beansprucht. Die SMART-A-Typen liegen über der zulässigen durchschnittlichen Wohnungsgröße und sind entsprechend zu reduzieren. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 498,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 198,–/ m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 300,–/m2 Nfl.) und die monatliche Mietbelastung mit Bruttomiete € 6,68/m2 Nfl.; (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,20/m2 Nfl., Betriebskosten- und
Verwaltungskostenzuschlag € 1,46/m2 Nfl.) im günstigen Bereich. Die Gesamtbaukosten mit € 1850,–/m2 Nfl. werden gut durchschnittlich bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 20 % im oberen Bereich liegt. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern und Laminatboden wird durchschnittlich bewertet. Besonders positiv wird das Angebot von individuellen Stundungsmöglichkeiten gesehen. Die Garagenkonditionen mit € 65,–/ Monat mit einem Finanzierungsbeitrag von € 1500,– werden durchschnittlich, die Nutzerverträge mit 4 Sternen minus beurteilt. Bauplatz O Das Projekt umfasst mit 103 geförderten Wohnungen, davon 68 Normwohnungen,
Bauplatz M
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© Renderings und Pläne Bauplatz N: Elsa Prochazka, Syntax Architekten
WETTBEWERBE
35 SMART-Wohnungen, sowie einem Kindergarten eine förderbare Nutzfläche von 8798,71 m2. Die Vorgaben der SMARTWohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,20/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,43/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird keine Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegt der Eigenmittelanteil mit € 500,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 200,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 300,–/m2 Nfl.) im oberen Bereich, die monatliche Bruttomiete mit € 6,70/m2 Nfl.; (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,20/ m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,43/m2 Nfl.) im günstigen Bereich. Die Gesamtbaukosten mit € 1850,–/m2 Nfl. werden gut durchschnittlich bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 20 % im oberen Bereich liegt. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern und Laminatboden wird durchschnittlich bewertet. Positiv wird das Angebot von individuellen Stundungsmöglichkeiten gesehen. Die Garagenkonditionen mit € 65,–/Monat mit einem Finanzierungsbeitrag von € 1500,– werden
Schnitt BB, Bauplatz N
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Bauplatz N
durchschnittlich, die Nutzerverträge mit vier Sternen minus beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt weist im Bereich der Sozialen Nachhaltigkeit zahlreiche Qualitäten auf. Es gibt sowohl Gemeinschaftsräume als auch Freiräume für die Kommunikation, u. a. eine Dachterrasse mit einem Kinderspielplatz. Die Wohnungen sind teilweise flexibel konzipiert und können mit geringem Aufwand zusammengeführt werden. Die Besiedlungsphase wird von der Stadtteilarbeit der Caritas unterstützt. Die Anlage weist keine allgemeine Waschküche auf, was eventuell zu überdenken ist. Die Gemeinschaftsräume sollten auch den Bewohnern der anderen Projekte des Quartiers offen stehen.
In der weiteren Bearbeitung des Projektes wird in Bezug auf die Nutzung der Gemeinschaftsräume, die bauplatzübergreifenden sozialen Aktivitäten und gegebenenfalls auch die Nutzung von Waschküchen eine enge Koordination mit den anderen Projektteams des Areals empfohlen.
Grundriss Erdgeschoß, Bauplatz N
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© Renderings und Pläne Bauplatz O: archimedia.at
WETTBEWERBE
Bauplatz O
Architektur Es handelt sich insgesamt um einen positiven Beitrag, obwohl es so wirkt, als hätten sich die drei Verfasser nicht ausreichend abgestimmt. Bauplatz O Das Projekt wird insgesamt positiv beurteilt. Die Erschließung ist gut belichtet. Räumliche Qualität der Wohnungen in Bezug zur Fassade: Die unterschiedliche Parapetanordnung erscheint von der Außenwirkung bestimmt, denn für die Wohnungen bringen die hohen Parapete der quer liegenden Fenster Nachteile in der Belichtung. Die Kinderwagenabstellräume im zweiten bis dritten Obergeschoß sollten natürlich belichtet werden. Die Balkone im Arkadenbereich werden positiv gesehen. Bauplatz N Das Projekt ist städtebaulich schlüssig und die Setzung der zwei Einzelbaukörper nachvollziehbar. Architektonisch ist das Projekt gut gelöst und der eigenständige Sockel erzeugt Spannung. Die Wohnungsgrundrisse 80
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sind von hoher Qualität, jedoch sollten die Stiegenhäuser zumindest in einzelnen Geschoßen natürlich belichtet und die Erschließungsflächen alltagstauglicher verbreitert werden. Generell sollte eine natürliche Belichtung überprüft werden. Bauplatz M Das Projekt ist aus städtebaulicher und architektonischer Sicht überzeugend und wird sehr positiv beurteilt. Die Baukörper sind mit Bedacht positioniert und die Volumina gelungen auf die zwei-, vier- und sechsgeschoßigen Bauteile verteilt. Die versetzten, farblich akzentuierten Balkone und Fenster erzeugen Spannung, ohne unruhig zu wirken. Die allgemeine Erschließung ermöglicht Außenbezug und ist durch die gute natürliche Belichtung von hoher Qualität und kommunikationsfördernd. Die Wohnungsgrundrisse sind gelungen konfiguriert, vielfältig und alltagstauglich. Ökologie Als bauökologische Maßnahme ist die Qualitätssicherung und Zertifizierung mit IBO
BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Kindergarten, Bauplatz O Schnitt, Bauplatz O
Grundriss 1. Obergeschoß, Bauplatz O
Ökopass hervorzuheben. Ansonsten weist das Projekt durchschnittliche Qualitäten hinsichtlich Energieeffizienz, Haustechnik und Bauweise ohne besondere Innovationen auf. Ein bauplatzübergreifendes alternatives Mobilitätskonzept ist noch nicht ausformuliert. Die natürliche Belichtung einiger Aufenthaltsräume ist dürftig. Das Projekt nimmt das übergeordnete Freiraumkonzept klar auf und setzt dieses überzeugend um. Die Parktasche nimmt das Thema des Kletterns auf und bietet eine vielfältige Kletterlandschaft an. Die Gestaltung des Kleinkinderspiels ist darzustellen. Bei den Kapillaren ist auf die „Heat Islands“-Thematik einzugehen. Die Spielspangen bieten eine differenzierte Erschließung. Die Gestaltung der Dachterrasse bei Bauplatz N ist ebenfalls darzustellen. Die Situierung des Kindergartens an der Berresgasse ist gut gewählt. Beim Kindergarten ist die befestigte Fläche zu reduzieren und die Beschattung zu überprüfen. Der
Innenhof im nördlichen Gebäude schafft gute Beziehungen zu den Innenbereichen. IBA Die Bewerber suchen noch innovative Bezüge zu den Leitthemen der IBA und führen ihren Beitrag zu Komplexität und Diskurs impulsen nicht aus. Die beteiligten erfahrenen Bauträger könnten in nachfolgenden Kooperationsprozessen zu einem stärkeren Engagement für das Gesamtquartier motiviert werden. •
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WETTBEWERBE
Projekt B2-1 Bauträger
WIGEBA wienholding.at Architektur
NERMA LINSBERGER ZT GMBH Wien Gegründet 2010 nermalinsberger.com Landschaftsgestaltung
© Rendering und Pläne: Nerma Linsberger ZT GmbH
CARLA LO Wien Gegründet 2009 carlalo.com
Grundriss Erdgeschoß
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit 229 Wohnungen aus dem Programm Gemeindewohnungen NEU sowie einem Geschäftslokal eine förderbare Nutzfläche von 13.751,19 m2. Die Nutzerkonditionen entsprechen den Vorgaben für Gemeindewohnungen NEU und werden ohne Finanzierungsbeitrag mit einer Bruttomiete von € 7,50/m2 Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,35/m2 Nfl., Betriebskosten und Verwaltungskostenzuschlag € 1,75/m2 Nfl.) besonders positiv beurteilt. Die Gesamtbaukosten mit € 2150,–/m2 Nfl. erscheinen im Hinblick auf die aktuelle Marktsituation nachvollziehbar, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18 % günstig bewertet wird. Die Finanzierungskosten für das Grundstück werden durchschnittlich bewertet. Angemerkt wird, dass die Kosten für die Vertragserrichtung vom Auslober getragen werden. Die Kosten relevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern und Textilboden wird durchschnittlich bewertet. Die Garagenkonditionen mit € 75,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden durchschnittlich bewertet. Die Nutzerverträge werden mit drei Sternen minus beurteilt.
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Schnitt AA
Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt ist ein „Gemeindebau NEU“. Die Gemeinschaftsflächen sind großzügig bemessen und über die gesamte Anlage verteilt. Es gibt mehrere Kinder- und Ju gendspielplätze. Eine Waschküche befindet sich in jedem Bauteil. Es wird ein Hausbetreuungszentrum errichtet. Für die Weiterbearbeitungsphase wird eine enge Koordination mit den anderen Projektteams des Areals empfohlen, insbesondere bezüglich der Nutzung von Gemeinschaftsflächen, von arealübergreifenden sozialen Aktivitäten und unter anderem auch im Hinblick auf eine eventuelle bauplatzübergreifende Nutzung des Hausbetreuungszentrums. Architektur Das Projekt kann mit seiner klaren und präzisen Struktur sowohl städtebaulich als auch
typologisch überzeugen. Die klar ablesbaren Sockelgeschoße mit den drei Hochpunkten bilden mit dem davorgestellten Rahmenwerk ein lebendiges, aber trotzdem unaufgeregtes Erscheinungsbild. Die Ausformulierung der mäandrierenden Elemente, die zugleich als Freibereiche für die dahinter liegenden Wohnungen dienen, wirkt noch etwas formal, insbesondere dahingehend, dass sie auch an nicht zugänglichen Bereichen situiert sind. Die Erschließung der Häuser erfolgt jeweils über eine großzügige Eingangsterrasse, die den Blick bis ins innen liegende Atrium freigibt. Mit einer entsprechend gestalteten Aufenthaltsqualität stellen diese Terrassen einen positiven Beitrag zur Gemeinschaftsbildung dar. Die Erhöhung der Erdgeschoße um 45 cm gegenüber dem angrenzenden Niveau im Zusammenspiel mit den in das Rahmenwerk integrierten Loggien erzeugt eine klare
Lageplan
Abgrenzung zwischen dem öffentlichen Raum und den privaten Freibereichen. Die innen liegenden Stiegenhäuser erhalten über diverse Gemeinschaftsräume, die in unterschiedlichen Geschoßen angeordnet sind, eine natürliche Belichtung, was sehr positiv gesehen wird. Durch die Kombination von Laubengang und Spännertypus kann eine Vielzahl an unterschiedlichen Wohnungstypen und -größen angeboten werden. Die Wohnungsgrundrisse sind mit ihrer klar ablesbaren bedienenden Zone sehr gut strukturiert und erlauben eine gute Möblierbarkeit. Insgesamt stellt das Projekt einen überzeugenden Beitrag im Rahmen des Gemeindebau NEU dar. Ökologie Als bauökologische Maßnahme ist die Qualitätssicherung und Zertifizierung mit IBO Ökopass hervorzuheben. Ansonsten weist das Projekt durchschnittliche Qualitäten hinsichtlich Energieeffizienz, Haustechnik und Bauweise ohne besondere Innovationen auf. Ein bauplatzübergreifendes alternatives Mobilitätskonzept ist noch nicht ausformuliert. Das übergeordnete Freiraumkonzept ist überzeugend umgesetzt. Die Epk-Fläche im Norden hat aktiv gestaltete Ränder und eine ruhige Mitte, was positiv bewertet wird. Die Parktasche nimmt das Thema des Schaukelns differenziert auf. Die Spielspangen reagieren differenziert auf die Gebäudenutzungen. Die Stufe von den Innenhöfen zur erhöhten EG-Zone ist auszuformulieren. Bei der Ausgestaltung der Dachterrassen ist eine Differenzierung zu erwägen. IBA Das Projekt leistet einen vorbildlichen Beitrag zum Gemeindebau NEU mit zeitgemäßen sozialen Qualitäten im Bereich des leistbaren Wohnens. Die quartierliche Vernetzung der vorgeschlagenen Projekte ist noch ausbaufähig. •
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WETTBEWERBE
Projekt B3-1 © Rendering und Pläne:: www.schreinerkastler.at / Schwalm-Theiss, Bresich & Gressenbauer / Arch. Margarete Cufer
Bauträger
WIEN SÜD wiensued.at Architektur
SCHWALM- THEISS, BRESICH & GRESSENBAUER Wien Gegründet 1976 altgasse21.at
ARCH. MARGARETE CUFER Wien Gegründet 1987 cufer.at Landschaftsgestaltung
D\D LANDSCHAFTS PLANUNG ZT GMBH Wien Gegründet 2012 dnd.at
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 160 geförderten Wohnungen, davon 106 Normwohnungen, 54 SMART-Wohnungen, sowie 13 Geschäftslokalen eine förderbare Nutzfläche von 12.912,99 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; der Erhaltungsund Verbesserungsbeitrag mit € 0,51/m2 Nfl. ist zu hoch angesetzt, Betriebskostenund Verwaltungskostenzuschlag € 1,82/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach (33 %) erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird keine Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 500,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 195,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 305,–/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 7,92/m2 Nfl. (der Erhaltungsund Verbesserungsbeitrag mit € 0,51/m2 Nfl. ist zu hoch angesetzt, Betriebskostenund Verwaltungskostenzuschlag € 1,74/m2 Nfl.) im oberen Bereich. Der Grundkostenbeitrag ist auf die maximale Obergrenze von € 300,–/m2 Nfl. zu reduzieren. Die Gesamtbaukosten mit € 1950,–/m2 Nfl. werden durchschnittlich bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18,9 % im oberen Bereich liegt. Die Finanzierungskosten für das Grundstück werden durchschnittlich
beurteilt. Angemerkt wird, dass die Vertragserrichtungskosten vom Auslober getragen werden. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Alu-Kunststoff-Fenstern und Laminatboden wird durchschnittlich bewertet. Die Garagenkonditionen mit € 84,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag liegen im oberen Bereich. Die Nutzerverträge werden mit drei bis vier Sternen beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt weist im Bereich Soziale Nachhaltigkeit zahlreiche Qualitäten auf. Die Erdgeschoßwohnungen haben Gartenterrassen, bei denen auf die Privatsphäre der Bewohner Bedacht genommen wird. Es gibt Gemeinschaftsflächen, deren bauplatzübergreifende Nutzung im Laufe der weiteren Entwicklung des Quartiers noch zu bearbeiten ist. Ein Schwerpunkt des Projektes liegt auf sportlicher Aktivität, wobei der „Six-Pack-Parcours“ und vor allem das Schwimmbad zu erwähnen sind. Letzteres steht aus verwaltungstechnischen Gründen ausschließlich den Bewohnern der Anlage zur Verfügung, nicht dem gesamten Quartier. Es wird davon ausgegangen, dass die weitere Projektentwicklung mit den benachbarten Bauplätzen koordiniert wird,
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
insbesondere was die Nutzung gemeinschaftlicher Flächen und bauplatzübergreifende Gemeinschaftsaktivitäten betrifft. Architektur Das Projekt verlässt absichtlich das städtebauliche Leitbild, bedauerlicherweise wird dadurch aber keine Verbesserung erzielt, sondern es werden problematische Situationen erzeugt. Durch die Verschiebung der Bauvolumina vom empfohlenen Blockrand entstehen äußerst nachteilige Bellichtungssituationen zwischen den drei Einzelbaukörpern. Am niedrigen Bauteil wird ein unzulässiges Staffelgeschoß angeordnet. Allgemeinnutzungen wie Gemeinschaftsräume oder Fahrradwerkstatt werden in den Grünraum ausgelagert. Die Arkade wird bewusst auffällig gestaltet. Im Zuge der Weiterbearbeitung des Projektes sind die Allgemeinflächen im Erdgeschoß unterzubringen und die Grünfläche von Bauvolumen freizuhalten. Die roten, quer gestellten Rahmen sollten zugunsten einer statisch
minimierten Tragkonstruktion geändert werden und die Arkade hell und freundlich gestaltet werden. Die Anordnung der Krabbelstube zum öffentlichen Bereich sollte überdacht werden und besser in eine ruhigere Zone in den Innenhof verlegt werden. Dies würde eine belebtere und transparentere Nutzung in der Arkade fördern. Bei den Typ-C2- und Typ-B2-Wohnungen sind die Wohnküchen nicht ausreichend belichtet. Typ C2 hat einen über 10 m langen Raum, der nur vom entfernten Eck an der Schmalseite belichtet wird. Die Fensteröffnungen sind bei C2 und B2 zu vergrößern und die Kücheneinrichtungen so zu planen, dass auch ein Ausblick ermöglicht wird. Ökologie Als bauökologische Maßnahme ist die 9-kWp-Photovoltaikanlage hervorzuheben. Ansonsten weist das Projekt durchschnitt liche Qualitäten hinsichtlich Energie effizienz, Haustechnik und Bauweise ohne besondere Innovationen auf. Ein
Schnitt AA
bauplatzübergreifendes alternatives Mobilitätskonzept ist noch nicht ausformuliert. Das übergeordnete Freiraumkonzept ist in der Gestaltung aufgenommen und um gesetzt. Die Parktasche bietet einen groß zügigen Freiraum mit intensiv gestalteten Rändern, was positiv bewertet wird. Die Spielspangen sind differenziert ausgestaltet und die angelagerten Funktionen stärken den Raum. Durch die Situierung der Gebäude ist die Mittelzone zwischen den Gebäuden offen zu den Spielspangen. Eine gestalterische Abgrenzung zu den Spielspangen ist zu erwägen. Die Situierung der Krabbelstube ist zu überdenken und die Gestaltung des Freiraums zu zeigen. Die Gestaltung und Gewichtung der gemeinschaftlich genutzten Freiräume werden kritisch gesehen. Die Funktionen der Pavillons können in den EG-Zonen untergebracht werden, um dem gemeinschaftlichen Freiraum mehr Platz zu geben. Auf Einfriedung der Mietergärten ist, wie in der Ausschreibung gefordert, zu verzichten. Ein alternativer Umgang mit den privaten Erdgeschoßbereichen mit beispielsweise Bepflanzung und Topografie ist vorzuschlagen. IBA Die Bewerber bieten als Innovation flexibel nutzbare Studios/Kleinbüros an, deren Nachfrage evaluiert werden soll. Es besteht Offenheit für bauplatzübergreifende Beiträge zur Förderung der Qualität des Gesamtquartiers, die aber noch nicht konkretisiert ist. •
Grundriss Erdgeschoß
Lageplan
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WETTBEWERBE
© Rendering und Pläne: www.schreinerkastler.at / Ablinger, Vedral & Partner / Atelier 4 Architects / Kleboth und Dollnig
Projekt B4-1 Bauträger
NEUES LEBEN wohnen.at Architektur
ABLINGER, VEDRAL & PARTNER ZT GMBH Wien Gegründet 1995 a-v.at
ATELIER 4 ARCHITECTS Wien Gegründet 1978 atelier4-architects.at
KLEBOTH UND DOLLNIG ZT GMBH Linz/Innsbruck Gegründet 1997 klebothdollnig.com Landschaftsgestaltung
D\D LANDSCHAFTS PLANUNG ZT GMBH Wien Gegründet 2012 dnd.at
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 288 geförderten Wohnungen, davon 185 Normwohnungen, 103 SMART-Wohnungen, sowie einem Geschäftslokal eine förderbare Nutzfläche von 21.271,10 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/ m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,25/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,54/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird Superförderung beansprucht. Das Angebot von D-Typen bei den SMARTWohnungen wird positiv beurteilt. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 474,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 175,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 299,–/m2 Nfl.) und die Bruttomiete mit € 7,28/m2 Nfl.; (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,25/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,54/ m2 Nfl.) im durchschnittlichen Bereich. Die Gesamtbaukosten mit € 1845,–/m2 Nfl. werden gut durchschnittlich bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18,7 % durchschnittlich bewertet wird. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern, Laminat-und Linoleumboden wird durchschnittlich bewertet. Die
Garagenkonditionen mit € 85,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag liegen im oberen Bereich. Die Nutzerverträge werden mit vier Sternen minus beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt weist im Bereich Soziale Nachhaltigkeit zahlreiche Qualitäten auf. Auf die Gemeinschaftsflächen wird quantitativ und in der Vielfalt, insbesondere in Bezug auf die SMART-Wohnungen, Bedacht genommen. Das Angebot umfasst Gemeinschaftsküchen, Co-Working-Space, einen Waschsalon, Gemeinschaftsterrassen, Hochbeete und ein Glashaus. Eine Fläche für Rollschuh- und Fahrradfahren ist vorgesehen. Geplant ist, über die Nutzung von Gemeinschaftsräumen im Wege der Partizipation zu entscheiden. Ein „Leihladen“ für Werkzeug, Kinderkleidung etc. soll eingerichtet werden und auch ein Kulturverein, der ins ganze Quartier wirken soll, ist angedacht. Es wird davon ausgegangen, dass in der nächsten Projektphase, insbesondere bezüglich der Gemeinschaftsflächen und der geplanten quartiersübergreifenden Aktivitäten, mit den anderen Projektteams eng kooperiert wird.
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Architektur Die Projektidee basiert auf bewusster Vielfalt durch unterschiedliche Baukörper und die Akzentuierung der Sockelzone. Markante hohe und flache Baukörper werden aneinandergeschoben. So entsteht ein lebendiges Gefüge von gebauten Volumina und offenen Zwischenräumen, die miteinander verwoben sind. Die Sockelzone ist einladend gestaltet und lädt zur Interaktion von Innen- und Außenräumen ein. Die einzelnen Gebäude setzen unterschiedliche Akzente durch die individuellen Balkonanordnungen, Fensteröffnungen und Farben. Die interne Erschließung ist effizient, übersichtlich und großteils natürlich belichtet. Die
Wohnungsgrundrisse sind alltagstauglich und effizient konfiguriert, die einzelnen Räume gut proportioniert und belichtet. Positiv wird der Kinderspielbereich am Flachdach im 4. Obergeschoß in der Mitte der Häuser gesehen. Die Dachgärten sind ein guter Beitrag zur Gemeinschaftsbildung. Die überwiegende Anordnung von Wohnungen um den nördlichen Hof in Kombination mit einem urbanen Platz in harter Ausführung ist inkonsistent und stellt einen Widerspruch dar, da dadurch Lärmbelästigungen zu erwarten sind und die Wohnungen von einer „grünen Mitte“ wesentlich mehr profitieren würden.
Querschnitt Hof
Ökologie Als bauökologische Maßnahme ist die umweltfreundliche Baustellenabwicklung hervorzuheben. Ansonsten weist das Projekt durchschnittliche Qualitäten hinsichtlich Energieeffizienz, Haustechnik und Bauweise ohne besondere Innovationen auf. Ein bauplatzübergreifendes alternatives Mobilitätskonzept ist noch nicht ausformuliert. Das Projekt nimmt das übergeordnete Freiraumkonzept auf und setzt dieses in den Freiräumen um. Die Gestaltung der Spielspange Typ A mit vermehrten Angeboten und die reduziert gestalteten Spielspangen Typ B setzen das System der Spielspangen überzeugend um. Die Epk-Fläche geht auf das Thema des Sportangebots ein und setzt dieses um. Der abgesenkte befestigte Innenhof wird kritisch gesehen aus Gründen der „Heat Islands“-Thematik, Lärm bildung, Raumwirkung und der direkten Angrenzung an Wohn- und Schlafräume. Die differenzierte Gestaltung der Dach terrassen wird positiv beurteilt. IBA Die Bewerber schlagen mit dem Titel „Nebenan“ ein „realitylab“ vor, in dem künftige Bewohner die Infrastruktur des Quartiers in „neuer sozialer Verantwortung“ entwickeln sollen. Die Finanzierung des Partizipationsprozesses soll von der IBA unterstützt werden. Dieser Ansatz könnte auch in Kooperation mit anderen Bearbeitungsgebieten konzeptionell präzisiert und realitätsnäher gestaltet werden. •
4 Zimmer
Grundriss Erdgesachoß
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WETTBEWERBE
Projekt B5-1 Bauträger
ÖSW oesw.at
© Rendering und Pläne: zoomvp.at / ARTEC Architekten / WUP
SCHWARZATAL schwarzatal.at Architektur
ARTEC ARCHITEKTEN Wien Gegründet 1985 artec-architekten.at
SMAQ WUP Wien Gegründet 1981 wimmerundpartner.com Landschaftsgestaltung
CARLA LO Wien Gegründet 2009 carlalo.com
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 321 geförderten Wohnungen, davon 214 Normwohnungen, 107 SMART-Wohnungen, sowie drei Heimeinheiten und fünf Geschäftslokalen eine förderbare Nutzfläche von 25.165,90 m2. Die Vorgaben der SMARTWohnungen werden teilweise ökonomisch geringfügig unterschritten (Finanzierungsbeitrag € 56,60/m2 Nfl., bzw. € 60,–/m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,40/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,84/m2 Nfl. bzw. € 1,86/m2 Nfl.), der Anzahl nach (33 %) genau erfüllt. Für 50 % der SMART-Wohnungen wird Superförderung beansprucht. Das Angebot von D-Typen bei den SMART-Wohnungen wird positiv beurteilt. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 500,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 200,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 300,–/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 7,99/m2 Nfl.; (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,40/m2Nfl., Betriebskosten- und
Verwaltungskostenzuschlag € 1,77/m2 Nfl.) im oberen Bereich. Als Variante werden ein Eigenmittelanteil von € 67,07/m2 Nfl. und eine Bruttomiete von € 8,59/m2 Nfl. angeboten. Die variablen Finanzierungsmöglichkeiten werden positiv beurteilt. Die Gesamtbaukosten mit € 1812,50/m2 Nfl. werden sehr positiv bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 20 % im oberen Bereich liegt. Positiv wird die differenzierte Zuordnung der Gesamtbaukosten auf Normwohnungen mit € 1834,45/m2 Nfl. und SMART-Wohnungen mit € 1750,–/m2 Nfl. bewertet. Die Erläuterung hinsichtlich der Gesamtbaukosten im Rahmen der Präsentation ist nachvollziehbar. Die Finanzierungskosten für das Grundstück werden durchschnittlich bewertet. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Holz-Alu-Fenstern und Laminatboden wird positiv bewertet. Das Angebot von Ausstattungspaketen wird gewürdigt. Positiv wird das Angebot von individuellen Stundungsmöglichkeiten gesehen. Die Garagenkonditionen mit € 78,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden durchschnittlich, die Nutzerverträge werden mit drei bis vier Sternen beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt besticht im Bereich Soziale Nachhaltigkeit durch außerordentliches Engagement. Es bietet eine breite Palette von Gemeinschaftsflächen und setzt auf die Mitbestimmung der Bewohner und auf die Einrichtung eines Mieterbeirates. Positiv
Schnitt
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Lageplan
Grundriss Erdgeschoß
exzellenten Beitrag zur Aufgabenstellung des kostengünstigen und modularen systemhaften Bauens dar.
sind die Raumhöhe von 2,80 m und die Möglichkeit, die Räume unterschiedlichen Nutzungen zuzuführen. Besonders bemerkenswert sind zwei Ansätze: Das Rücken der laufenden Lebenshaltungskosten in den Fokus des Themas „leistbares Wohnen“. Durch eine Genossenschaft, die angestoßen vom Projektteam und letztlich von der Bewohnerschaft getragen wird, soll es den Menschen – im Idealfall im gesamten Quartier – ermöglicht werden, durch Vernetzen und Teilen individuelle Kosten (für Werkzeug etc.) einzusparen und andere Potenziale der Gemeinschaft zu tauschen. Das Genossenschaftsprojekt erstreckt sich aufs gesamte Areal und ist geeignet, eine soziale Klammer fürs Quartier darzustellen und zu dessen Entwicklung beizutragen. Das Knüpfen entsprechender Verbindungen zum Wohnbestand und zu den anderen Projekten des Quartiers ist in diesem Zusammenhang zu begrüßen. Architektur Städtebaulich zonieren die unterschiedlich hohen Baukörper den Bauplatz streifenförmig in wohlproportionierte Freiräume. Der urbane Vorplatz stellt eine Unterbrechung der Anbaukante dar, wird aber schlüssig argumentiert und gut mit allgemeinen, quartiersübergreifenden Einrichtungen genutzt. Das Projekt überzeugt durch seinen inno vativen Umgang mit dem Thema
„kostengünstiges Wohnen“ durch die Modularität. Die modulare Bauweise führt zu einer erhöhten Flexibilität und großzügigen Grundrissen. Das Stahl-Skelettbausystem in Kombination mit Fertigteilen und modularen seriellen, großformatigen Holz-Fertig elementen für die Fassade und modularen Bädern ist eine ausgezeichnete Antwort auf die Aufgabenstellung. Die allgemeine Erschließung ist großzügig natürlich belichtet. Die Anordnung von Maisonetten beschränkt sich auf die Sockelzone und fördert in Kombination mit den großzügigen Raumhöhen eine kreative Nutzung und Interaktion mit dem öffentlichen Raum. Die Schichtung der langen schmalen Baukörper setzt sich in der Anordnung der Funktionsbereiche in den Wohnungen fort, wobei sich die Küchen und Sanitärzellen in einer Schicht befinden. Freiräume mit einer Tiefe von 2,25 m, die über die gesamte Gebäudelänge verlaufen, bilden die vorderste Schicht und bewirken eine großzügige Raumwirkung im Inneren, passiven Sonnenschutz für die durchgehenden Verglasungen und Witterungsschutz im Äußeren. Durch diese permeable äußere Hülle interagiert das Gebäude einladend mit der Außenwelt und die einzelne Wohnung mit dem privaten Freiraum. Die Raumhöhen werden großteils mit 2,80 m angesetzt, was eine flexible Raumnutzung fördert. Zusammengefasst stellt dieses Projekt einen 89
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Ökologie Das Projekt weist zahlreiche ökologische Innovationen auf. Hervorzuheben ist das auf Stahlbetonskelett und Leichtbau-Fertigteilen basierende Bausystem. Der hohe Vorfertigungsgrad soll auf den Innenausbau übertragen werden. Eine besondere Würdigung gilt dem Einsatz von Holz-AluFenstern. Die Energieversorgung mit Fernwärme wird ergänzt durch eine 20-kWp- Photovoltaikanlage für die Eigenbedarfsnutzung, v. a. im Bereich der E-Mobilität. Das Mobilitätskonzept ist weitgehend ausformuliert und umfasst Angebote, die auch den benachbarten Liegenschaften zur Verfügung stehen. Das Angebot wird abgerundet durch klimaaktiv-Gold-Standard und umweltfreundliche Baustellenabwicklung. Das Projekt fügt sich gut ins übergeordnete Freiraumkonzept ein. Die Durchwegung in Nord-Süd-Richtung zwischen den Gebäuden bietet eine Vielfalt an Platzräumen und eine zusätzliche Erschließung. Die Gestaltung der Platzflächen der Epk-Fläche nimmt auf die Berresgasse und die Freiraumspange Bezug. Das Wasserthema könnte stärker in der Gestaltung Anwendung finden. Die zentrale siedlungsöffentliche Anbindung an die Tiefgarage ist wertvoll. Im Detail wird die Positionierung und Qualität der Fahrradrampe und der breiten Stufenanlage ins Untergeschoß kritisch gesehen. Die Glashäuser auf den Dachterrassen sind eine positive Ergänzung. IBA Diese Bewerbung weist viele Bezüge zu IBA-Leitthemen auf, vor allem auf den Ebenen serielles, modulares, ressourcenschonendes Bauen mit Einsparung von Baukosten, der Beschleunigung des Bauprozesses durch Zusammensetzung vorgefertigter Rohbau- und Innenausbaumodule sowie der Einsparung von Wohn- und Lebenshaltungskosten durch genossenschaftliche Alltagsorganisation in Verantwortung der Nutzer. Der relevante experimentelle Charakter des vorgeschlagenen Konzepts kann das soziale Wohnen in Wien langfristig innovativ befruchten. Erwünscht ist eine IBA-Anschubfinanzierung für die Etablierung der für das gesamte Quartier relevanten Stadtteilgenossenschaft sowie die Unterstützung bei der Akquisition weiterer Sponsoren und bei der Stadtteilintegration. •
© Rendering und Pläne: P. Bagienski / Baumschlager Eberle / Pichler & Traupmann Arch. / Projektbau
WETTBEWERBE
Projekt B6-1 Bauträger
EGW HEIMSTÄTTE egw.at
HEIMAT ÖSTERREICH hoe.at
WOHNBAU sozialbau.at Architektur
BAUMSCHLAGER EBERLE ARCHITEKTEN Wien Gegründet 1985 baumschlager-eberle.com
PICHLER & TRAUPMANN ARCHITEKTEN ZT GMBH Wien Gegründet 1994 pxt.at
PROJEKTBAU Wien Gegründet 1954 projektbau.at Landschaftsgestaltung
D\D LANDSCHAFTS PLANUNG ZT GMBH Wien Gegründet 2012
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 740 geförderten Wohnungen, davon 488 Normwohnungen, 252 SMART-Wohnungen, sowie zwei Wohngemeinschaften, fünf geförderten Geschäftslokalen eine förderbare Nutzfläche von 52.890,76 m2. Weiters werden 13 freifinanzierte Geschäftslokale mit 3117 m2 Nfl. angeboten. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/ m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,51/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 2,02/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach (34 %) erfüllt. Für die SMARTWohnungen wird Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen mit Kaufoption liegen der Eigenmittelanteil mit € 450,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 151,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 299,–/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 7,26/m2 Nfl.; Erhaltungsund Verbesserungsbeitrag € 0,51/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,97/m2 Nfl.) im gut
durchschnittlichen Bereich. Bei den sonstigen Mietwohnungen ohne Kaufoption liegen der Eigenmittelanteil mit € 65,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 65,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 0,–/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 8,70/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,51/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 2,02/m2 Nfl.) im durchschnittlichen Bereich. Die Nutzerkonditionen für die Heimwohnungen liegen bei einem Finanzierungsbeitrag von € 65,–/m2 Nfl, mit einem monatlichen Nutzungsentgelt von € 8,95/m2 Nfl. Das Nutzungsentgelt für die geförderten Geschäftsflächen beträgt € 10,44/m2 Nfl. bei einem Baukostenbeitrag von € 65,–/m2 Nfl. Die Finanzierungskosten für das Grundstück werden durchschnittlich beurteilt. Die Gesamtbaukosten mit € 1800,–/m2 Nfl. werden sehr positiv bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18 % als günstig bewertet wird. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern mit Dreischeibenverglasung, Laminatboden bzw. Holzparkettboden in Küche,
dnd.at Schnitt AA
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Flur und Abstellraum wird durchschnittlich bewertet. Die Garagenkonditionen mit € 70,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden günstig, die Nutzerverträge mit drei bis vier Sternen beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt weist im Bereich Soziale Nachhaltigkeit ein umfassendes Konzept mit zahlreichen innovativen Teilaspekten auf. Es gibt eine Vielfalt an Gemeinschaftsräumen und -flächen, die zum Teil auch von den anderen Bewohnern des Quartiers angemietet werden können. 25 Wohnungen sind für ältere Menschen mit Betreuungsbedarf in Kooperation mit der Diakonie vorgesehen. Geplant sind auch zwei Wohngemeinschaften für Studierende oder Senioren. Die Wohnungen sind flexibel konzipiert und verfügen über einen privaten Freiraum. In der Anlage gibt es Sportplätze, und einen Beachvolleyballplatz im Epk. Bezüglich der Miethöhe wird ein Modell angeboten, das auf sich verändernde Einkommensverhältnisse reagiert und in gewissem Ausmaß eine temporäre Senkung der Kosten ermöglicht. Es ist ein Mobilitätskonzept angedacht, das unter anderem von einer Mehrfachnutzung der Stellplätze ausgeht. Im Zentrum des Projekts steht das Geschäftsviertel, das unter anderem einen Supermarkt, eine Apotheke, ein Postamt, eine Trafik und verschiedene kleine Geschäfte umfasst. Es wird eine gemischte Nutzung angestrebt, sodass neben der gewerblichen Nutzung auch künstlerische Aktivitäten Platz finden sollen.
Architektur Die Metapher des „Gewebes“ in der Längs- und Querrichtung sowie in der dritten Dimension ermöglicht Anknüpfungspunkte zu den Nachbarbauplätzen. Die Sockelzone ist gut ablesbar. Das Thema der Arkaden wird als „textile Hülle“ über die gesamte Fassadenfläche weiterentwickelt. Die Arkaden weisen in den drei Zonen verschiedene räumliche Qualitäten auf und verweben die Gebäude mit dem Straßenraum. Das Projekt zeichnet sich durch eine ausgewogene Verteilung der Volumina aus, die gut mit der Nachbarschaft korrespondiert. Die Außenwände werden als BetonSandwichelemente vorgeschlagen und weisen einen ökologischen Vorteil auf. Die Stiegenhäuser sind natürlich belichtet, die Wohnungsgrundrisse gut gelöst. Ökologie Konstruktive Leitidee des Projekts ist eine serielle Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad. Fassaden aus Beton-Sandwichelementen mit integrierter mineralischer Dämmung stellen eine ökologische Alternative zu den herkömmlichen Stahlbetonwänden mit Wärmedämmverbundsystemen dar. Das Mobilitätskonzept wird durch einen
Grundriss Erdgeschoß
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Komplettanbieter umgesetzt und betrieben. Der Umgang mit privaten Freiräumen ist durch Terrassen und Bepflanzung gut gelöst. Die Freiraumtaschen bieten freien Platz und bestehen aus großteils unbefestigten Flächen. Bei der Gestaltung der EpkFläche findet sich die Gewebestruktur wieder mit Sportausstattung und Hundezone. Die Gestaltung von „An der Neurisse“ sieht einen traditionellen Straßenquerschnitt vor, was mit alternativen Querschnitten zu prüfen ist. Die Aufenthaltsbereiche in diesem Bereich werden positiv beurteilt. Bei den Dachgärten kann eine stärkere Nutzungsvielfalt erwogen werden. IBA Das Projekt beabsichtigt, Baukosten durch Elementarbauweise zu senken, da die Bauindustrie noch nicht hinreichend auf modulares Bauen eingestellt ist. •
Lageplan
WETTBEWERBE
Projekt B7-1 Bauträger
ÖVW © Rendering und Pläne: RIVIERA/MORETTI / AllesWirdGut Architektur
oevw.at Architektur
ALLESWIRDGUT ARCHITEKTUR ZT GMBH Wien/München (D) Gegründet 1999 awg.at Landschaftsgestaltung
RAJEK BAROSCH LANDSCHAFTS ARCHITEKTUR Wien Gegründet 2003 rajek-barosch.at
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 172 geförderten Wohnungen, davon 114 Normwohnungen, 58 SMART-Wohnungen, sowie einer Wohngemeinschaft mit zehn Einheiten und vier Geschäftslokalen eine förderbare Nutzfläche von 12.512,49 m2 . Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,25/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,66/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach (33,7 %) erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird Querschnitt
Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 300,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 150,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 150,–/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 7,93/m2 Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,25/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,66/m2 Nfl.) im durchschnittlichen Bereich. Für die Heimwohnungen ist ein Finanzierungsbeitrag von € 300,–/m2 Nfl. vorgesehen, das Nutzungsentgelt beträgt € 7,93/m2 Nfl. Die eigenmittelfreien Nutzerkonditionen für die Geschäftsflächen betragen € 8,61/m2 Nfl. Die Finanzierungskosten für das Grundstück werden als günstig bewertet. Die Gesamtbaukosten mit € 2035,18/m2 Nfl. erscheinen nachvollziehbar, die Nebenkostenstruktur mit 18,9 % wird durchschnittlich bewertet. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern und Laminatboden wird durchschnittlich bewertet. Das Angebot von Ausstattungspaketen zu gleichen/vordefinierten Konditionen wird gewürdigt. Die Garagenkonditionen mit € 85,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden als eher hoch bewertet. Die Nutzerverträge werden mit drei bis vier Sternen beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt weist im Bereich Soziale Nachhaltigkeit hohe Qualitäten auf und fügt sich gut zu den anderen Projekten im Quartier. Es gibt Gemeinschaftsräume, eine
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Grundriss Erdgeschoß
Reparaturwerkstatt, und – in Ergänzung zum Bildungscampus – einen Sportraum, der von der Sport Union betrieben wird. Mit dem Neunerhaus wird in Bezug auf das Projekt Housing First kooperiert. Es ist ein „Neunerhauscafé“ geplant, das allen Bewohnern des Quartiers offensteht. Besiedlungsmanagement beginnt sechs Monate vor dem Einzug und erstreckt sich über zwei Jahre. Die hauptsächliche Schnittstelle zum Quartier bildet der Schulvorplatz, auf den vom Projektentwurf „einladend“ reagiert wird. Eine Attraktion für die Kinder soll auch das Pfadfinderhaus darstellen. Architektur Das vorliegende Projekt überzeugt mit seiner sensiblen Anordnung von Hochpunkten und zurückgenommenen Sockelzonen. Die stark ausgeprägte Durchlässigkeit in der Erdgeschoßzone erzeugt ein bauplatzübergreifendes Netzwerk an Freiräumen mit gut nutzbaren Platzräumen und gedeckten Passagen. Die Nutzungsverteilung im Erdgeschoß reagiert adäquat auf den besonderen Standort zur Schule und schafft eine
Lageplan
überzeugende Vernetzung von Schulvorplatz und Spielspange. Die Konzeption der Baukörper zeichnet sich durch eine strukturierte, wirtschaftliche Planung mit hohem Anteil an Fertig- bzw. Halbfertigteilen aus, die eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten lassen. Kritisiert wird die fehlende natürliche Belichtung der Stiegenhäuser. Durch die zweihüftige, in sich verschobene Konzeption der Hochpunkte können alle Wohnungen zweiseitig orientiert und die Küchen direkt über die Fassade belichtet werden. Das Angebot an durchgesteckten Atelierwohnungen mit einer Raumhöhe von 3,40 m im Erdgeschoß überzeugt. Ökologie Die Bauweise weist durchschnittliche Qualitäten in der Materialwahl (Stahlbeton, Wärmedämmverbundsystem, Kunststofffenster) auf. Optimierte Spannweiten und Geometrien des Rohbaus sollen einen hohen Anteil an Voll- und Halbfertigteilen sicherstellen. Im Zentrum des Mobilitätskonzepts steht die Kombination von gewerblichem und privatem Carsharing. Die Gestaltung setzt 93
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das übergeordnete Freiraumkonzept konsequent um. Die thematische und gestalterische Einbeziehung vom Bildungscampus wird positiv beurteilt. Das Thema der durchlässigen Erdgeschoßzone und die gewünschten und eingeplanten Durchquerungen stärken den Freiraum. Der Querschnitt der Spielspange mit der Durchwegung im Westen und dem Spielfluss im Osten schafft eine klare Zonierung und Großzügigkeit der Freiräume. Der Umgang mit den privaten Freiräumen im Erdgeschoß ist mit den Markisen überzeugend. Die erhöhten Weidenplateaus, die vorrangig der Hausgemeinschaft zugeordnet sind, und die Dachterrassen schaffen zusätzliche Zonen, die die Vielfalt an Freiräumen stärken. IBA Das Projekt erreicht durch seine Reduzierung der Bebauung in der Sockel- und Erdgeschoßzone überdachte Freiräume, in denen sich Schüler aus dem benachbarten Bildungscampus aufhalten können und die den Zugang zum Wohnquartier er leichtern. •
WETTBEWERBE
Projekt B8-1 Bauträger
GEWOG gewog-wohnen.at Architektur
EINSZUEINS ARCHITEKTUR ZT GMBH Wien Gegründet 2006 einszueins.at Landschaftsgestaltung
DI JAKOB FINA Wien Gegründet 2008 jakobfina.at
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst insgesamt 180 geförderte Wohnungen, davon 120 Normwohnungen und 60 SMART-Wohnungen eine förderbare Nutzfläche von 12.860,79 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/m² Nfl., Bruttomiete € 7,50/m² Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,30/m² Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,63/m² Nfl.) und der Anzahl nach erfüllt. Für die SMARTWohnungen wird Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 199,–/m²
Schnitt AA
Nfl. (Baukostenbeitrag € 199,–/m² Nfl., Grundkostenbeitrag € 0,–/m² Nfl.) und die monatliche Bruttomiete € 8,43/m² Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,30/ m² Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,63/m² Nfl.) im günstigen Bereich. Der Baurechtszins mit € 0,72/m² Nfl. sowie die Finanzierungskosten für das Grundstück werden positiv bewertet. Es wird darauf hingewiesen, dass Kosten für die Vertragserrichtung vom Auslober getragen werden. Die Gesamtbaukosten mit € 1.984,88/m² Nfl. für die Normwohnungen und € 1.785,51/m² Nfl. für die SMART-Wohnungen werden durchschnittlich, die Nebenkostenstruktur mit 17,2 % als günstig bewertet. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Holz-Alu-Fenstern und Textilboden in den SMART-Wohnungen bzw. Laminatboden in den Normwohnungen wird positiv bewertet. Das Angebot von 20 % barrierefreier Wohnungen wird positiv gesehen. Die Garagenkonditionen mit € 78,–/ Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden durchschnittlich bewertet. Die Nutzerverträge werden mit drei bis vier Sternen beurteilt.
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
© Rendering und Pläne: einszueins Architektur
Wien. Es ist ein Hausbesorger-Stützpunkt vorgesehen, dessen Nutzung bauplatzübergreifend erfolgen soll. Architektur Das städtebauliche Konzept sieht einen Baukörper im Osten und zwei polygonale fünfeckige Bauten vor. Die drei Gebäude werden durch eine verbindende, großzügige Sockelzone zusammengehalten. Der längliche Baukörper im Osten bewirkt einen gelungenen Abschluss des Bauplatzes. Der Anspruch, möglichst viele (ca. 70 %) zweiseitig belichtete Wohnungen anzubieten, wird gewürdigt. Die Luftqualität wird mit einer Abluftanlage mit hygrostatisch gesteuerten Zuluftelementen sichergestellt. Ein ökologisches Chemikalienmanagement mit Eigenüberwachung sichert die Innenraumluftqualität. Die Raumhöhen von 3,20 m im Erdgeschoß und 3 m im 1. Obergeschoß ermöglichen eine Abhebung der Wohnnutzung vom Straßenniveau um 25 cm und zusätzlichen Raum. Eine geplante bauplatzbezogene Prozessbegleitung bis zwei Jahre nach Bezug zielt darauf ab, ein inklusives und aktives Zusammenleben zu fördern.
Lageplan
Grundriss Erdgeschoß
Soziale Nachhaltigkeit Das Konzept besticht durch ein umfangreiches und vielfältiges räumliches Angebot, prozessbegleitende Maßnahmen sowie einen bauplatzübergreifenden Ansatz und wird so seinem Generalthema Inklusion gerecht. Es sind mehrere Gemeinschaftsräume für unterschiedliche Funktionen vorgesehen, die von der Bewohnerschaft festgelegt werden sollen. Die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoß sind auch von den BewohnerInnen des Quartiers nutzbar, nur der Zugang zur Dachterrasse mit dem Kleinkinderspielplatz ist der Hausgemeinschaft (und ihren Gästen) vorbehalten. Es sind Wohnungen für Menschen mit Behinderung vorgesehen sowie einige Einheiten für das Programm Housing First, jeweils in Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales 95 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
Ökologie Das Freiraumkonzept schafft eine positive Platzfläche zur Grete-Zimmer-Gasse, bei der die Bushaltestelle und die Freibereiche zu den Gemeinschaftsräumen integriert sind. Für diese Platzfläche wird empfohlen, Baumpflanzungen einzuplanen, um die Heat-Island-Wirkung zu minimieren. Die Kleinkinderspielflächen sind in die Dachterrassenbereiche integriert, was positiv gesehen wird, da geschützte Bereiche mit Anbindung an Gemeinschaftsräume entstehen. IBA Der Innovationsgehalt dieses Projekts besteht in der Fokussierung auf das Thema Inklusion mit Bezug zum benachbarten Schulcampus und unterschiedlichen baufeldübergreifenden Nutzungsüberlegungen für öffentliche und halböffentliche Gemeinschaftsräume. Die sechs geplanten Gemeinschaftsräume sollen langfristig von einem zu entwickelnden Nachbarschaftsverein gemanagt werden. In Kooperation mit dem Fonds Soziales Wien werden 16 Typ-A-SMART-Wohnungen errichtet, die bewusst nicht als Heim betrieben, sondern von Behinderten eigenständig angemietet werden sollen. •
WETTBEWERBE
Projekt B9-3 Bauträger
EGW HEIMSTÄTTE egw.at
FAMILIEN WOHNBAU familienwohnbau.at Architektur
© Rendering und Pläne: www.expressiv.at / Franz&Sue
FRANZ&SUE Wien Gegründet 2017 franzundsue.at
G.O.Y.A Wien Gegründet 2005 goya.at Landschaftsgestaltung
EGKK LANDSCHAFTS ARCHITEKTUR Wien Gegründet 2004 egkk.at
Projektbeurteilung (Juryprotokoll-Auszug) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 260 geförderten Wohnungen, davon 173 Normwohnungen und 87 SMART-Wohnungen, sowie zehn Geschäftslokalen eine förderbare Nutzfläche von 17.971,80 m2. Zusätzlich ist ein freifinanziertes Geschäftslokal (Verbrauchermarkt) vorgesehen. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/ m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,40/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,73/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach (33,46 %) erfüllt. Für die SMARTWohnungen wird Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen werden zwei Finanzierungsvarianten angeboten. Der Eigenmittelanteil mit € 66,84/m2 Nfl. bzw. € 271,33/m2 Nfl.
Längsschnitt
(Baukostenbeitrag € 17,78/m2 Nfl. bzw. € 222,27/m2 Nfl. Grundkostenbeitrag jeweils € 49,06/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 8,70/m2 Nfl. bzw. € 7,85/ m2 Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,40/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,76/m2 Nfl.) liegen im durchschnittlichen Bereich und ergeben in Verbindung mit der Wahlmöglichkeit von zwei Finanzierungsvarianten ein attraktives Angebot leistbaren Wohnens. Die Mietfreistellung im Bezugsmonat und die Reduktion des Mietzinses auf Betriebs kosten in den beiden folgenden Monaten werden begrüßt. Das Nutzungsentgelt für die geförderten Geschäftsflächen beträgt € 10,44/m2 Nfl. bei einem Finanzierungs beitrag von € 30,–/m2 Nfl. Die Finanzierungskosten für das Grundstück liegen im günstigen Bereich. Die Gesamtbaukosten betragen € 1900,–/m2 Nfl., wobei die
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BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Nebenkostenstruktur mit 18 % gut durchschnittlich bewertet wird. Die Kosten relevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern und Teppichboden sowie Holzparkettboden in den Wohnzimmern der Normwohnungen wird gut durchschnittlich bewertet. Das Angebot von Ausstattungsvarianten zu vordefinierten Kon ditionen wird gewürdigt. Die Garagenkonditionen mit € 80,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden gut durchschnittlich, die Nutzerverträge mit drei bis vier Sternen beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt folgt einem quartiersübergreifenden Ansatz. Gastronomie, ein Seniorentreff und ein Veranstaltungsraum sind in der Mitte der Anlage situiert. Der Besiedlungsprozess wird von Experten der Diakonie unterstützt, beginnt sechs Monate vor Bezug und dauert nach dem Einzug zwei weitere Jahre an. Das Ziel ist der Aufbau nachhaltiger Strukturen zur Selbstorganisation der Bewohnerschaft. Kooperative Prozesse, die in die Nachbarschaft hineinreichen, werden gefördert. Die Geschäftsflächen werden professionell durch Spar European Shopping Centers gemanagt. Alle Wohnungen verfügen über einen privaten Freiraum. Die gemeinschaftlichen Aufenthaltsflächen sind über die Anlage verteilt. Auf den Dach flächen stehen Gemeinschaftsbeete zur
Verfügung. Der Barrierefreiheit wird besonderes Augenmerk geschenkt. Bemerkenswert ist der Mix an Wohnungen, insbesondere das Vorsehen von vier SMART- Wohnungen des Typs E. Zu würdigen ist die Mietfreiheit über drei Monate. Architektur Das Projekt zeichnet sich durch eine präzise Setzung der Volumina und eine sensible Höhenentwicklung in Ost-West-Richtung aus, die in hohem Maße die Intentionen des übergeordneten städtebaulichen Leitbildes der Berresgasse aufnimmt und weiterentwickelt. Die Komposition aus winkelund U-förmigen Baukörpern, ergänzt durch einen mittig gesetzten Längsbau, erzeugt sowohl ruhige Wohnhöfe, als auch zwei gleichwertige Spielspangen. Ergänzt mit öffentlichen Nutzungen wie Gastronomie, Seniorenclub und Veranstaltungssaal besteht das Potenzial zur Etablierung eines lebendigen Grätzelzentrums. Mit typologisch konsequent entwickelten Baukörpern entsteht bei den Hochpunkten ein nach allen Seiten gleichwertiges Fassadenbild. Die Fassaden der westlichen Baukörper sollten jedoch noch durch zusätzliche Balkone akzentuiert werden. Das aufgelöste statische System erlaubt hohe Flexibilität. In Verbindung mit dem Einsatz von vorgefertigten Außen wandelementen entsteht eine nachhaltige und wirtschaftliche Gebäudestruktur. Dies
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Lageplan
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stellt zum Thema des „seriellen Bauens“ einen interessanten Beitrag dar. Durch eine durchgehende natürliche Belichtung weisen die innen liegenden Erschließungsbereiche eine gute Qualität auf. In der Kombination von Mittelgang- und Punkthäusern wird ein vielfältiges Angebot an unterschiedlichen Wohnungstypen entwickelt (A- bis E-Typen). Die Wohnungen weisen zudem einen gut möblierbaren Zuschnitt und eine gute innere Belichtung auf. Ökologie Die Außenwände werden als Sandwichelemente mit Mineralwollkern ausgeführt und im Werk vorgefertigt. Die in Stützen aufgelösten Kernzonen mit Sanitärzellen erlauben eine spätere Anpassung des Wohnungsmixes. Für die Umsetzung und den Betrieb des Mobilitätskonzepts steht ein Komplettanbieter zur Verfügung. Die am Standort verteilten Mobility-Points mit Entleihstationen, Onlinereservierung von Mietwagen, Fahrradwerkstatt, Mobility-Credits für Einkäufe bei regionalen Betrieben etc. sollen gemeinsam mit den anderen Projektträgern weiterentwickelt werden. Das Freiraumkonzept sieht eine zentrale Spielspange vor, die das Gebäude in der Mitte des Bauplatzes umspielt. Siedlungsöffentliche Einrichtungen wie ein Gartencafé, ein Pensionistenclub, ein Veranstaltungsraum sowie Kleinkinderspiel sind in diesem Gebäude untergebracht. Die Position des Supermarkts im Nordosten des Bauplatzes wird positiv gesehen, da die Grete-ZimmerGasse von Zulieferung freigehalten wird. Die Wohnungen im Südwesten des Bauplatzes werden kritisch diskutiert, da hier durch den Bildungscampus ein höheres Maß an Öffentlichkeit erwartet wird. Die Hofbereiche sind ruhige und grüne Bereiche. Der östliche Hofbereich ist um 80 cm angehoben, um die Wohnungen im Süden eben zu erschließen. Der westliche Hof ist ebenerdig und teilt sich in zwei Bereiche. IBA Das Projekt fokussiert die Gestaltung von Nachbarschaft zur angrenzenden Schule und Einfamilienhausbebauung und strebt eine Zusammenarbeit mit angrenzenden Bearbeitungsgebieten an. Soziale Nachhaltigkeit wird insbesondere durch kleinteilige Realisierung von Barrierefreiheit, eine Vorbereitung auf Betreuungsbedarf älterer Bewohner sowie soziale Treffpunkte für Senioren auf dem Baufeld und dessen Umfeld angestrebt. •
WETTBEWERBE
Projekt B10-1 Bauträger
KALLCO kallco.at Architektur
FELD72 Wien Gegründet 2002 feld72.at Landschaftsgestaltung
© Rendering und Pläne: www.expressiv.at / feld72
KARIN STANDLER Wien Gegründet 1999 standler.at
Projektbeurteilung (Juryprotokoll-Auszug) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 165 geförderten Wohnungen, davon 90 Normwohnungen, 75 SMART-Wohnungen sowie ein Sondertyp im Wohnverbund, eine förderbare Nutzfläche von 10.272,85 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/ m2 Nfl., Bruttomiete € 7,49/m2 Nfl.; Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,50/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,45/m2 Nfl.) erfüllt, der Anzahl nach (52 %) deutlich übererfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 449,94/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 150,15/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 299,79/m2 Nfl.) und die monatliche Bruttomiete mit € 7,25/m2 Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,50/m2 Nfl., Betriebskosten- und Verwaltungskostenzuschlag € 1,45/m2 Nfl.) im gut durchschnittlichen Bereich. Die Finanzierungskosten für das Grundstück werden positiv bewertet.
Es wird darauf hingewiesen, dass Kosten für die Vertragserrichtung vom Auslober ge tragen werden. Die Gesamtbaukosten mit € 1950,–/m22 Nfl. werden durchschnittlich bewertet, wobei die Nebenkostenstruktur mit 16,3 % als günstig bewertet wird. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern, teilweise mit Aludeckschale, und je nach Ausstattungspaket Linoleum- bzw. Laminatboden wird positiv bewertet. Das Angebot von preisgleichen umfangreichen Ausstattungspaketen wird besonders gewürdigt. Besonders positiv wird das Angebot der zinsfreien Stundung von 51 % des Grundkostenbeitrages auf drei Jahre nach Fertigstellung gesehen. Die Garagenkonditionen mit € 84,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden als hoch bewertet. Die Nutzerverträge werden mit drei bis vier Sternen beurteilt.
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Längsschnitt
BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Grundriss Erdgeschoß
Lageplan
Soziale Nachhaltigkeit Das Projekt weist ein vielfältiges, stimmiges Angebot auf. Neben den allgemeinen Abstellflächen und Einlagerungsräumen gibt es Gemeinschaftsräume mit Nasszelle und Waschküche und eine größere Gemeinschaftsfläche. Am Dach sind ein Kleinkinderspielplatz sowie Urban Gardening vorgesehen. Urban Farming soll auf drei Gemeinschaftsterrassen im 2. OG statt finden. In Kooperation mit Jugend am Werk sollen 15 SMART-Wohnungen für „Betreutes Wohnen in Gemeinschaft“ angeboten werden. Als besonders bemerkenswert ist das Vorhaben zu werten, eine Deckenkühlung vorzusehen. Architektur Städtebaulich verfolgt das Projekt den Ansatz, das Bauvolumen in mehrere kleinere Baukörper unterschiedlicher Themen und Höhe in Punkt-, Stadt- und Arkadenhäuser aufzuteilen. Die Verfasser stellen den
Anspruch, den Teilbaukörpern eine eigenständige Identität zu verleihen und möglichst viele Wohnungen mit Orientierung nach zwei Seiten anzubieten. Die schmalen Passagen, die zwischen den niedrigeren und höheren Bereichen eine Außenanbindung Richtung Westen herstellen, sind gestalterisch nicht ausreichend. Die innere Erschließung ist übersichtlich und natürlich belichtet. Die Grundrisse sind alltagstauglich und gut gelöst, der Wohnungsmix ist jedoch sehr einseitig. Die Erklärung der Verfasser, der Mix sei auf Grund der reduzierten Tragkonstruktion flexibel änderbar, da keine tragenden Wände vorgesehen sind und Sanitärzonen ringförmig um die innere Erschließung angeordnet sind, ist zwar aus konstruktiver Sicht richtig, jedoch steht die Anordnung der kleinen Loggien dieser Anpassbarkeit im Wege. Balkone würden diese erhöhen. Das Slim-BuildingBaukonzept für zukunftssichere Flexibilität ist jedoch überzeugend. 99
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Ökologie Das Projekt unterschreitet bezüglich des Heizwärmebedarf HWBBGF die Anforderungen der Wohnbauförderung deutlich. Auch der Energieträgermix mit einer Wärme pumpe und Tiefenbohrungen und Fern wärme wird positiv bewertet. Dieses Konzept erlaubt eine Kühlmöglichkeit im Sommer über die Decken, eine thermische Regenerierung der Tiefenbohrungen. Die Fußbodenheizung komplettiert das Haustechnikkonzept. Durch die 120-kWpeak- Photovoltaikanlage wird der Einsatz von erneuerbaren Energien erhöht. Der Materialeinsatz wird mithilfe des Slim-BuildingKonzepts optimiert. Als ökologisch nachteilig wird der Einsatz von PVC-Fenstern gesehen. Die Luftqualität für die Bewohner wird mit einer Abluftanlage mit hygrostatisch gesteuerten Zuluftelementen sichergestellt. Die Ausstattung mit Parkettböden rundet das gute Konzept ab. Positiv hervorzuheben ist die angestrebte klimaaktiv- Deklaration im Gold-Standard. Das Freiraumkonzept versteht sich als Netz, das sich über den Bauplatz spannt und Anbindungen zum Umfeld schafft. Bei der Um setzung in die gebaute Form wird jedoch kritisch bewertet, dass die Durchgänge schmal ausgeführt sind und die Zugänge zu den Gebäuden uneinsichtig sind. Die Spielspangen weisen thematische Schwerpunkte auf. Durch den Zuschnitt der Tiefgarage werden die Spielspangen nicht unterbaut, was Baumpflanzungen ermöglicht. Die Parktasche hat das Thema der Habitats planung, was in der Freiraumgestaltung seine Umsetzung findet. Es gibt das Schotterhabitat, die Wiesenzone und den Waldsaum. Auf den geschützten Dachterrassen ist Urban Gardening vorgesehen. IBA Die Erdgeschoßzone wird durch Wohnen sowie Gemeinschafts- und Hausneben räumen belebt. Ausnahme sind die fensterlosen Erdgeschoße in den schmalen Gebäudedurchwegungen. Die beiden vorgesehenen Gemeinschaftsräume und die drei Gemeinschaftsterrassen im 2. Obergeschoß können gemeinschaftliche Aktivitäten unterstützen. Wenig überzeugend ist der hohe Anteil an A- und B-TypWohnungen. Zu begrüßen sind die 15 SMART-Wohnungen für betreutes Jugendwohnen. •
WETTBEWERBE
Bauplatz J Bauträger
BWS bwsg.at
Architektur
© Pläne: Studio VlaySteeruwitz / PRAG Architects
STUDIO VLAYSTREERUWITZ ZT GMBH Wien Gegründet 2017 vlst.at
PPAG ARCHITECTS ZT GMBH Wien Gegründet 2007 ppag.at Landschaftsgestaltung
CARLA LO Wien Gegründet 2009 carlalo.com
Projektbeschreibung Die BWS errichtet auf dem – nicht dem Bauträgerwettbewerb unterzogenen – Bauplatz J ein Wohnbauprojekt mit rund 136 freifinanzierten Mietwohnungen. Die Fertigstellung ist für Sommer 2022 geplant. Der Gebäudekomplex formiert sich um einen zur Hausfeldstraße orientierten Nahversorger, dessen Dach einen zentral erhöhten Freiraum für die Bewohner erzeugt. Durch die direkt an die Rück- und Seitenwände angrenzenden Nutzungen (Wohnungen und Allgemeinflächen) wird vom Nahversorger nur die zur Hausfeldstraße orientierte, attraktive Frontfassade sichtbar. Die Konfiguration und Situierung des Nahversorgers würde alternativ eine Nach-/Umnutzung zu einer Veranstaltungs- oder Sporthalle ermöglichen. Eine großzügige Platzfläche mit Baumkarree im Vorfeld des Nahversorgers bietet sowohl Platz für freie Durchquerung als auch schattige Aufenthaltsmöglichkeiten und Fahrradstellplätze. Die Grünflächen entlang der Hausfeldstraße dienen sowohl als Puffer mit Baumpflanzungen zur Straße als auch als Spiel- und Bewegungsflächen. Die Zufahrt zur Tiefgarage und die Müll räume werden diskret integriert, ein hoher Biker-Komfort ist durch ebenerdige, leicht zugängliche Fahrradabstellräume gewährleistet. Die Hauptzugänge werden durch die beiden Hochpunkte markiert und jeweils über einen Vorplatz betreten. Sie
schaffen nicht nur signifikante Adressen, sondern bieten auch hohe Aufenthalts qualität für die Gemeinschaft. Über Treppen gelangen die Nutzer vom Erdgeschoßniveau in das Obergeschoß, wo sich der Hauptfreiraum des Bauplatzes befindet. Dieser geneigte halböffentliche Platzhof ist an seinem westlichen Ende vom 1. Stock und am östlichen vom 2. Stock aus barrierefrei erreichbar. Die sich ergebende Schräge lädt zu unterschiedlichen Freiraumnutzungen ein (Public Viewing im Sommer – Rodeln im Winter). Über drei Freitreppen
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Diagramm
BAUTRÄGERWETTBEWERB WIEN 22, BERRESGASSE
Grundriss Erdgeschoß
Lageplan
und zwei interne Erschließungen verbindet sich der Hofplatz mehrfach mit seiner Umgebung. Der zweigeschoßig vorgebaute Gemeinschaftsraum mit Terrasse vermittelt zwischen den Niveaus. Dieser Platz ist der zentrale Freiraum dieses Bauplatzes und besticht durch seine Spiel- und Bewegungslandschaft. Die Wohnungen im Erdgeschoß werden mit einem Stauden- und Gräserpuffer ummantelt. Baumpflanzungen schaffen hier entlang der Spielspange Struktur und Orientierung. Aktivitäts- und Spielnischen sowie Aufenthaltsmöglichkeiten und Fahrradstellplätze bieten wegebegleitende Nutzungsimpulse. Der Kleinkinderspielplatz befindet sich im Norden der Spielspange. Besser wohnen seit Generationen Unter dem Slogan „Besser wohnen seit Generationen“ stellt die BWS-Gruppe seit 1911 kostengünstigen Wohnbau in ausgewählt guten Lagen zur Verfügung. Die Neubauprojekte zeichnen sich durch einen
hohen Qualitätsanspruch in Architektur, Ökologie und Ökonomie aus. Im langjährigen Schnitt errichtet die BWS-Gruppe rund 400 Neubauwohnungen pro Jahr. Weitere rund 1000 Wohnungen sind jeweils in Planung bzw. Vorbereitung. Der Schwerpunkt der Neubautätigkeit liegt derzeit hauptsächlich in Wien, aber auch in St. Pölten. Sowohl geförderte als auch freifinanzierte Miet- und Eigentumswohnungen werden in zentralen Lagen errichtet. Auch im bestandserhaltenden Bereich ist die BWS-Gruppe erfolgreich tätig. Umfassende Sanierungen von Altbauten im thermisch-energetischen Bereich, Standardanhebungen oder auch der Einbau von Liftanlagen steigern die Wohnqualität. In diesem Segment konnte die BWS-Gruppe bereits mehrere Stadterneuerungspreise gewinnen. Die BWS-Gruppe legt Wert darauf, den Mietern und Eigentümern ein Zuhause zum Wohlfühlen zu schaffen, eine Wohnung mit Lebensgefühl. •
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WETTBEWERBE
AUSSCHREIBUNG STAATSPREIS ARCHITEKTUR UND NACHHALTIGKEIT Einer der fünf Preisträger des Staatspreises Architektur und Nachhaltigkeit 2017: das neunerhaus in 1030 Wien. Bauherren: neunerhaus – Hilfe für obdachlose Menschen; WBV-GPA Wohnbauvereinigung für Privatangestellte; Architektur: pool Architektur ZT GmbH
Auslober Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus im Rahmen seiner Klimaschutz initiative klimaaktiv
© BMNT/Kurt Hoerbst
Abwicklung Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), unterstützt durch die Kunstuniversität Linz und die pulswerk GmbH
Einreichungen Einreichfähig sind alle Gebäudetypen und alle Nutzungsarten, die zwischen Jänner 2016 und April 2019 errichtet oder saniert wurden.
Kategorien Zusätzlich zu Staatspreisen in den Katego rien Sanierung und Neubau kann die Jury einen Sonderpreis ENSEMBLE / urbane Raumbildung und Vernetzung vergeben: Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Ver netzung von Gebäuden mit ihrer Umge bung, in Bezug auf Versorgung, Mobilität, Nachverdichtung und sparsamen Boden verbrauch, sowohl im städtischen als auch im ländlichen Umfeld.
Beurteilungskriterien Bewertet werden architektonische Qualität und Performance im Sinne der Nachhaltigkeit. Eine möglichst CO2neutrale Wärmeversorgung wird im Sinne der Klima- und Energiestrategie #mission2030 vorausgesetzt.
Jury Vorsitzender: Prof. Roland Gnaiger
Termine Einreichungen sind bis 24. April 2019 möglich.
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Information und Online-Einreichung klimaaktiv.at/staatspreis
B A U T R Ä G E R W E T T B E W E R B K ÄT H E - D O R S C H - G A S S E , W I E N
BAUTRÄGERWETTBEWERB 14., KÄTHEDORSCH-GASSE, WIEN
Auslober wohnfonds_wien, fonds für wohnbau und stadterneuerung, Lenaugasse 10, 1082 Wien, in Kooperation mit der ÖBB- Immobilienmanagement GmbH, Nordbahnstraße 50, 1020 Wien
Verfahrensbüro ZT-Büro DI Herbert Liske, Kaiser-FranzJoseph-Ring 6, 2500 Baden
Art des Wettbewerbs einstufiger, nicht anonymer Bauträgerwettbewerb
Gegenstand des Wettbewerbs Projektgebiet Wien 14., Käthe-Dorsch- Gasse mit einem Gesamtvolumen von rd. 450 Wohneinheiten. Der Wettbewerb umfasst zwei Bearbeitungsgebiete (A und B).
Beurteilungskriterien
Jury
Kriterien: Architektur, Ökonomie, Ökologie, Soziale Nachhaltigkeit, SMART-Wohnbauprogramm
Kurt Puchinger, Sandra Benesch, Harald Butter, Hildegund Figl, Barbara FritschRaffelsberger, Andreas Gobiet, Emine Gül, Thomas Knoll, Claudia König-Larch, Josef Neumayer, Gregor Puscher, Silja Tillner
Beteiligung Bearbeitungsgebiet A: Fixstarter Bearbeitungsgebiet B: 5 Projekte
Jurysitzung 7. November 2018
103 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
WETTBEWERBE
Die Entwicklung von innovativen und leistbaren Wohnmodellen für Alleinerziehende stellte eine spannende Aufgabe im Bauträgerwettbewerb dar, die es zu lösen galt. Die MIGRA konnte dafür den Verein JUNO – Verein zur Unterstützung Getrennt- und Alleinerziehender, als Kooperationspartner gewinnen. Den Alltag mit Kindern zu organisieren ist oft als intakte Familie ziemlich herausfordernd. Noch schwerer ist es, wenn man alleine für die Kindererziehung verantwortlich ist. Das Projekt „(Tante) Käthes Grätzl“setzt sich das Ziel, innovativen und leistbaren Wohnraum durch vielfältig nutzbare, kompakte Wohnungsgrundrisse und ein attraktives Angebot an Gemeinschaftsräumen zu schaffen. Eingebettet in den 14. Bezirk mit einem guten Angebot von Nahversorgern und dem Bildungscampus am Nachbarbauplatz, wird eine Basis geboten, welche es Alleinerziehenden ermöglicht, diesen Alltag leichter zu meistern, sich mit anderen zu treffen und sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen. Das Projekt der MIGRA umfasst insgesamt 166 Wohnungen, davon werden 69 Wohnungen gefördert und 97 Wohnungen freifinanziert angeboten. Ein Drittel oder 23 der geförderten Wohnungen werden als SMART-Wohnungen zur Verfügung gestellt. Insgesamt entsprechen rund 70 Prozent aller Wohnungen den Größenvorgaben des SMART-Wohnbauprogrammes. Die Mischung von freifinanzierten und geförderten Mietwohnungen sorgt für ein nachhaltig sozial durchmischtes Quartier. Bei den Grundrisslösungen wurde im Speziellen auf die Bedürfnisse von Alleinerziehenden geachtet. So verfügen z. B. viele Wohnungen über eine erweiterbare Schlafnische im Wohnzimmer. Alle Geschoßwohnungen verfügen über private Außenräume in Form von durchgehenden Loggien/Balkonen auf der gesamten Wohnungsbreite. Die hofseitigen Wohnungen im Erdgeschoß verfügen über einen kleinen
MIGRA Wohnen. Fühlen. Leben – drei Worte, die das Motto der MIGRA Gemeinnützige Wohnungsges.m.b.H. kurz und prägnant beschreiben. Die MIGRA realisiert vorwiegend geförderte Wohnprojekte in Wien. Unser Leitgedanke und unser Engagement sind Visionen zum Thema Wohnen zu entwickeln, qualitativ hochwertigen Wohnraum zu leistbaren Konditionen zu errichten und damit eine möglichst hohe Wohnzufriedenheit für unsere Kundinnen und Kunden zu erreichen. Sie stehen im Mittelpunkt von Projektentwicklung, Vermietung und Verkauf sowie Verwaltung. Wir setzen unsere Erfahrungen in neuen Projekten um und wollen viele der Herausforderungen rund um das Wohnen gemeinsam lösen.
© MIGRA
(TANTE) KÄTHES GRÄTZ‘L
DI Alfred Petritz Geschäftsführer MIGRA
Garten. Diese Gärten beleben die Erdgeschoßzone und stellen auch eine gewisse soziale Kontrolle sicher. Gegen Norden und Westen präsentiert sich der Baukörper als geschlossenes Volumen, welches einen grünen Wohnhof mit Kinder- und Jugendspielplatz schafft. Von der Käthe-Dorsch-Gasse herkommend eröffnet sich in deren Verlängerung ein Durchblick in die Wohnanlage. Eine großzügige Außentreppenanlage mit Sitzstufen und Pflanzbeeten bildet den Zugang zur Anlage, lädt aber auch zum Verweilen ein. Das vorhandene topografische Gelände wird genutzt, um einerseits dem Innenhof ein gewisses Maß an Privatheit anzubieten, andererseits um einen ebenerdigen Zugang zum Untergeschoß mit Fahrradräumen und Garage zu schaffen. Hier befindet sich auch der barrierefreie Zugang zum Aufzug. Die Außentreppenanlage und das offene Stiegenhaus im Süden knüpfen an die bereits bestehende Wohnbebauung südlich des Projekts an. Die Baukörper sind stringent und klar in der Form. Dieses stringente und funktionale Konzept wird auch bei der Fassadengestaltung fortgeführt. Verbindendes Element sind die seriell vorgefertigten Balkonbänder. Durch sie erfährt die Fassade eine starke Horizontalität. Die Höhe der Betonbrüstung beträgt 60 cm, darauf wird ein Stabgeländer auf die erforderliche Höhe aufgesetzt. Dies lässt einen freien Blick aus dem (Wohn)Zimmer zu, garantiert aber doch einen gewissen Grad an Privatheit. Französische Fenster unterstützen das Gefühl von Großzügigkeit und Weite. •
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B A U T R Ä G E R W E T T B E W E R B K ÄT H E - D O R S C H - G A S S E , W I E N
Der ausgelobte Bauträgerwettbewerb rund um die Käthe-DorschGasse in Wien-Penzing stellte sich gleich zwei überaus unterschiedlichen Herausforderungen der Zukunft. Erstens galt es, innovative und kostengünstige Wohnmodelle für die wachsende Gruppe der Alleinerziehenden in unserer Stadt zu entwickeln, um diese künftig stärker in puncto Wohnsituation unterstützen zu können. Die zweite Anforderung des Wettbewerbes schulden wir unseren Nachkommen, denn die Erderwärmung und der damit einhergehende Klimawandel sind leider nicht mehr von der Hand zu weisen. Auch der Wohnbau kann hier einen nicht unerheblichen Beitrag in Richtung des schonenden Umgangs mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten leisten, denn wir alle verbringen viel Zeit in den eigenen vier Wänden. Die Stadt Wien hat diese Anforderungen der Zukunft bereits vor Langem erkannt und niemals aus dem Blickwinkel verloren. Daher setzte der von der ÖBB Immobilienmanagement GmbH und dem wohnfonds_wien, fonds für wohnbau und stadterneuerung durchgeführte und im November 2018 abgeschlossene Bauträgerwettbewerb die thematischen Schwerpunkte auf „Bauen und Wohnen für Alleinerziehende“ und die Erarbeitung eines „Energiekonzeptes, das den Schwerpunkt auf erneuerbare Energie legt“. Die WBV-GPA stellte sich mit ihrem Wettbewerbsbeitrag diesen ambitionierten Aufgabestellungen und entwarf gemeinsam mit Architekt Christoph Lechner & Partner ZT GmbH und Berger + Parkkinnen Architekten das Projekt „Wientalterrassen“ für die gesetzten Schwerpunktthemen, ohne dabei die Leistbarkeit für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner außer Acht zu lassen. Verschiedene differenzierte Grundrisslösungen der Wohnungen, Möglichkeiten zur Partizipation und Organisation der Gemeinschaftsbereiche bieten im Rahmen von innovativen und leistbaren Wohnmodellen für Getrennt- und Alleinerziehende vielfältige Angebote und Organisationsformen zur Förderung des täglichen Miteinanders wie auch zur Stärkung von Eigenständigkeit. Hinsichtlich der Ökologie weisen die „Wientalterrassen“ zwei herausragende Eigenschaften auf. Sie kommen nahezu zu 100 Prozent mit Energie aus erneuerbaren Energiequellen aus. Das innovative, effiziente Energiekonzept auf Basis eines Niedrigstenergiehausstandards ermöglicht auf aktuellem Stand der Technik eine von fossilen Brennstoffen autarke und nachhaltige Wärme-/Kälteversorgung der gesamten Wohnhausanlage. Weiters sollen mit dem Kooperationspartner R.U.S.Z. – erstmals im geförderten Wohnbau – Möglichkeiten der Anwendung alternativer Ökonomie mit dem Modell „nutzen statt kaufen“ angeboten werden. Durch die Errichtung eines Generationenzentrums „All in Penzing“ entsteht in zentraler Lage des Quartiers eine soziale Einrichtung, die sowohl den Bewohnerinnen und Bewohnern als auch den Klientinnen und Klienten des Kuratoriums Wiener
© wilke.at
WIENTALTERRASSEN. Gewohnte Innovation, so lässt sich Zukunft bauen.
KommR Mag. Michael Gehbauer Geschäftsführer WBV-GPA
Pensionisten-Wohnhäuser einzigartige Chancen der Betreuung, der sozialen Förderung und des Wohnens bietet. Ein besonderer Schwerpunkt wird hierbei auf die Anleitung zur selbst organisierten Kinderbetreuung gelegt. Um einen weiteren sozialen Schwerpunkt zu setzen, bietet die WBV-GPA der FSW-Wohnplattform „Housing First“ zehn Wohnungen an, wo Getrennt- und Alleinerziehenden rasch und unbürokratisch geholfen werden kann. Mit der Erfüllung der im Wettbewerb geforderten Vorgaben zur Schaffung von zwei MA-11Wohngemeinschaften sowie zwei Wohngemeinschaften für den Fonds Soziales Wien wird das Angebot komplettiert. Durch die Summe der Maßnahmen und Inhalte entstehen optimale Rahmenbedingungen für die Zielgruppe der Getrennt- und Alleinerziehenden, Menschen mit dringendem Wohnbedarf und Menschen mit speziellen Bedürfnissen. Dies fördert eine lebendige Gemeinschaft für die Integration und soziale Inklusion im Rahmen des Miteinanders, wie sie auch in Bezug auf die Quartiersnachbarschaft selbstverständlich sein sollte. •
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WETTBEWERBE
Projekt K-A1 Bauträger
MIGRA migra.at Architektur
BAUMSCHLAGER HUTTER Wien Gegründet 2010 baumschlagerhutter.com
SMAC SMART ARCHITECTURAL CONCEPTS KG Wien Gegründet 2011 Landschaftsgestaltung
PLANSINN Wien Gegründet 1997 plansinn.at
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 69 geförderten Wohnungen, davon 46 Normwohnungen und 23 SMART-Wohnungen, sowie 97 freifinanzierten Wohnungen eine förderbare Nutzfläche von 4695,70 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag € 60,–/m2 Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl., Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,30/m2 Nfl., Betriebskosten und Verwaltungskostenzuschlag € 1,60/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach (33,3 %) genau erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird keine Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen
Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 295,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 228,–/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 67,–/ m2 Nfl.) und die monatliche Mietbelastung mit Bruttomiete € 8,91/m2 Nfl. (Erhaltungsund Verbesserungsbeitrag € 0,30/m2 Nfl., Betriebskosten und Verwaltungskostenzuschlag € 1,60/m2 Nfl.) an der obersten Grenze des Förderungsanspruchs. Die Baurechtskonditionen erscheinen nachvollziehbar. Die Gesamtbaukosten mit € 1972,87/ m2 Nfl. erscheinen im Hinblick auf die aktuelle Marktsituation nachvollziehbar, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18,9 % als
Schnitt AA
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Grundriss Erdgeschoß
Lageplan
durchschnittlich bewertet wird. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Kunststofffenstern und Laminatboden wird durchschnittlich bewertet. Das Angebot von kostenneutralen Ausstattungspaketen wird gewürdigt. Die Stellplatzkosten mit € 84,–/ Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden hoch bewertet. Die Nutzerverträge werden mit vier Sternen minus beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Grundsätzlich hat dieses Projekt die „Alleinerziehenden“ im Fokus. Dies wird auch durch die Einbindung des Vereins JUNO dokumentiert. Damit sollen ein niederschwelliger Zugang, angepasste Grundrisse und gemeinsame Aktivitäten unterstützt werden. Architektur Die klar kubisch ausformulierten Baukörper, bestehend aus einem winkelförmigen Bauteil und einer freistehenden Zeile, stellen eine schlüssige städtebauliche Lösung für den westlichen Abschluss der Bebauung dar. Durch das Zurücksetzen des Punkthauses entsteht eine Platzsituation, die das
Entree zum höhergelegenen Hof darstellt, der über eine großzügige Freitreppe erschlossen wird. Das äußere Erscheinungsbild, geprägt von durchlaufenden Balkonzonen mit geschlossenen, strukturierten Brüstungen, stellt einen soliden Beitrag dar. Nicht überzeugend stellt sich die rigide Gestaltung der Westfassade mit Balkonbrüstungen bis ins Erdgeschoß dar. Hier könnte eine differenziertere Gestaltung im Bereich der Erdgeschoßzone zu einer besseren Proportionierung der Gebäudefront führen. Die Wohnungsgrundrisse weisen einen klaren Zuschnitt und gute Möblierbarkeit auf. Ökologie Das Energiekonzept sieht eine 80-prozentige Auslastung der geförderten Wohnungen mit Tiefensonden und Wärmepumpe vor. Die Spitzenabdeckung soll durch GasBrennwerttechnik bewerkstelligt werden. Solare Energie wird über eine Photovoltaikanlage mit mindestens 350 m2 und mindestens 50 kWp gewonnen. Im Untergeschoß ist eine kontrollierte Wohnraumlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Beheizung und Warmwasser107
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ereitstellung der freifinanzierten Wohnunb gen basiert zur Gänze auf Gas-Brennwerttechnik (Widerspruch zu den Vorgaben). Dies wird wirtschaftlich argumentiert. Positiv erwähnt sei, dass die Anforderungen an den Heizwärmebedarf deutlich unterschritten werden. Die Baukonstruktion aus Stahlbeton-Massivbau mit Wärmedämmverbundsystem und Kunststofffenstern entspricht durchschnittlichen Qualitäten. Fertigteile werden nur teilweise verwendet. Positiv aus ökologischer Sicht sind ÖKOPASS und Chemikalienmanagement zur Sicherung wesentlicher bau- und wohnökologischer Qualitäten. Im Mobilitätskonzept sind als konkrete Maßnahmen lediglich eine Willkommensmappe, Grätzlspaziergänge zur Besiedlungsbegleitung, Unterstützung für Sharingplattformen und zwei E-Ladestationen in der Tiefgarage angeführt. Der Freiraum bietet im Hofinneren eine nachvollziehbare und hochwertige Qualität. Eine Weiterentwicklung der Planung des Freiraums ist im Eingangsbereich notwendig. •
WETTBEWERBE
Projekt K-B1 Bauträger
WBV-GPA wbv-gpa.at Architektur
LECHNER & PARTNER Wien Gegründet 1999 lechner-partner.at
BERGER+ PARKKINEN Wien Gegründet 1995 berger-parkkinen.com Landschaftsgestaltung
LINDLE+BUKOR Wien Gegründet 2008 lindlebukor.com
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Ökonomie Das Projekt umfasst mit insgesamt 277 geförderten Wohnungen, davon 184 Normwohnungen, 93 SMART-Wohnungen, 2 FSW-Garconnierenverbünden, 2 sozialpädagogischen Wohngemeinschaften der MA 11, 1 WG-Cluster und 1 Generationenzentrum des Kuratorium Wiener PensionistenWohnhäuser (All in Penzing) eine förderbare Nutzfläche von 22.285,94 m2. Die Vorgaben der SMART-Wohnungen werden sowohl ökonomisch (Finanzierungsbeitrag
Schnitt AA
€ 60,–/m2. Nfl., Bruttomiete € 7,50/m2 Nfl., Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,32/m2 Nfl., Betriebskosten und Verwaltungskostenzuschlag € 1,61/m2 Nfl.) als auch der Anzahl nach (33 %) erfüllt. Für die SMART-Wohnungen wird keine Superförderung beansprucht. Bei den sonstigen Mietwohnungen liegen der Eigenmittelanteil mit € 298,–/m2 Nfl. (Baukostenbeitrag € 207,79/m2 Nfl., Grundkostenbeitrag € 90,21/m2 Nfl.) und die monatliche Mietbelastung mit Bruttomiete € 7,97/m2 Nfl. (Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag € 0,32/m2 Nfl., Betriebskosten und Verwaltungskostenzuschlag € 1,57/m2 Nfl.) im Vergleich zu den Mitbewerbern im durchschnittlichen Bereich. Für die Heimwohnungen wurden in der Präsentation analoge Konditionen zu den Normwohnungen zugesagt, zuzüglich der jeweiligen Dienstleitungen. Der Finanzierungsbeitrag für die Geschäftsfläche beträgt € 399,21/m2 Nfl., die monatl. Belastung € 8,70/m2. Die Gesamtbaukosten mit € 1880,15/m2 Nfl. für die Normwohnungen, € 1774,41/m2 Nfl. für die SMART-Wohnungen und € 1826,97/m2 Nfl. für das Heim erscheinen sehr
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B A U T R Ä G E R W E T T B E W E R B K ÄT H E - D O R S C H - G A S S E , W I E N
Lageplan
Grundriss Erdgeschoß
engagiert, wobei die Nebenkostenstruktur mit 18,5 Prozent als durchschnittlich bewertet wird. Die Kostenrelevanz der Bauausstattung mit Holz-Alu-Fenstern und Teppich- bzw. Linoleumboden wird positiv bewertet. Positiv wird das Angebot von einkommensabhängigen Stundungsmöglichkeiten gesehen. Die Stellplatzkosten mit € 85,–/Monat ohne Finanzierungsbeitrag werden als hoch, die Nutzerverträge mit vier Sternen minus beurteilt. Soziale Nachhaltigkeit Generell sind bei diesem Projekt die Vielfältigkeit der sozialen Unterstützungsangebote und die Berücksichtigung der spezifischen Abschreibungserfordernisse zu attestieren. Mit der Etablierung eines Generationenzentrums, Einrichtungen des FSW und vielem anderen werden Qualitäten im Quartier situiert. Innenhöfe mit spezifischen Schwerpunkten, wie z. B. Kleinkinder, Jugendliche, MA-11-Bereiche und Allgemeinbereiche stellen benutzer-
freundliche Zugänge dar. Auch eine Nutzung der Terrassen mit Schwerpunkten wie Urban Gardening erscheint bemerkenswert. Mit der Einbindung von R.U.S.Z., Service für Elektrogeräte, und dem Reparaturcafe wird ein attraktives Angebot für das Quartier geschaffen. Besonders attraktiv für die künftigen Mieter erscheint, dass 10 Prozent der Wohnungen mit einem reduzierten Eigenmitteleinsatz angeboten werden. Durch attraktive Gestaltung und Belichtungssituationen werden Angsträume vermieden. Die Verteilung der Wohnungen für Allein- bzw. getrennt Erziehende und der SMART-Wohnungen in der Anlage ist positiv. Das Projekt stellt ein positives Asset für diesen Teil des Bezirkes dar. Architektur Das Projekt geht auf die städtebauliche Situation des Grundstücks, die heterogene Nachbarschaft und die Topografie ein. Die drei Bauteile gliedern sich in fünf Volumina, wobei entlang der Bahn im Bereich der 109
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Bauklasse IV eine Akzentuierung vorgenommen wurde, indem ein höherer schmaler Baukörper in Ost-West-Richtung verläuft. Von diesem schließen in kammartiger Verschränkung gleich hohe Querriegel an, die sich Richtung Süden abtreppen. Ökologie Die Energieversorgung beruht auf Tiefensonden in Kombination mit einer Wärmepumpe. Solare Energie zur Regeneration der Tiefensonden wird über eine 190-kWpPhotovoltaikanlage und 930 m2 Solarthermie gewonnen. Die Energiequellen sind über ein Energienetz verbunden, das bauplatzübergreifend erweiterbar ist. Das System wird außerdem zur sommerlichen Kühlung genutzt. Als experimenteller Ansatz wird ein Eisspeicher zur Ankühlung der Wohnungen vorgesehen. Dieser soll tiefere Kühltemperaturen als die Erdsonden ermöglichen und bei Bedarf die aktive Kühlung für das Generationenzentrum bereitstellen. •
WETTBEWERBE
WOHNBEBAUUNG AM STANDORT HARTLFELD, SAALFELDEN, SBG
Ausloberin
Art des Wettbewerbs
Beteiligung
Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft m.b.H., Ignaz-Harrer-Straße 84, 5020 Salzburg
nicht offener, anonymer, einstufiger Realisierungswettbewerb
14 Projekte
Vorprüfung ProjektCanzlei BM Schöpp & Dr. Ecker GmbH, Waldhäuslgasse 5, 5411 Oberalm
Gegenstand des Wettbewerbs Der qualitätsvolle Neubau von Mehrfamilienhäusern mit insgesamt ca. 152 Wohnungen samt einer Tiefgarage mit ca. 174 Stellplätzen und ein viergruppiger Kindergarten auf dem sogenannten Hartlfeld in der Stadtgemeinde Saalfelden. Das 16.406 m2 große Planungsgebiet ist unbebaut.
Beurteilungskriterien Bauen im Einklang mit Ort und Landschaft, Raumqualitäten (Bild/Grafik), Eignung der Referenzprojekte für die Aufgabenstellung, städtebauliche Qualität, funktionale Qualität, gestalterische Qualität, wirtschaftliche Qualität
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Jurysitzung 23. November 2018
Jury Fachpreisrichter: Werner Burtscher, Birgit Kornmüller Sachpreisrichter: Robert Wimmer, Christian Lechner
WOHNBEBAUUNG HARTLFELD, SAALFELDEN
Architekturqualität ist Wohnqualität. Um eine bestmögliche gestalterische Qualität zu erzielen, setzt die gswb schon seit Jahren auf die Durchführung von Architekturfindungsverfahren. Auch bei der Realisierung eines neuen großen Wohnbauprojektes auf dem sogenannten Hartlfeld in Saalfelden hat die gswb ein derartiges Verfahren durchgeführt. 2018 wurde dazu in Oberösterreich und Salzburg ein nicht offener anonymer einstufiger Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ausgeschrieben. Insgesamt 20 renommierte Architekturbüros aus diesen Bundesländern haben sich beworben und wurden zur Teilnahme eingeladen. Die Entscheidung der aus den Architekten Birgit Kornmüller, Werner Burtscher (Vorsitz) und Robert Wimmer sowie Prokurist Bmstr. Ing. Christian Lechner als Vertreter des Bauherrn bestehenden Jury unter den 14 eingereichten Projekten war eindeutig: Der Entwurf des Salzburger Architekten Mag. W. Lankmayer wurde zum Siegerprojekt gekürt und wird ab Herbst 2019 in mehreren Bauetappen realisiert. Zentrumsnah und doch im Grünen Die neue Wohnanlage der gswb auf dem Hartlfeld in Saalfelden wird zugleich hohe Wohnqualität im Grünen und Nähe zum Stadtkern bieten. Als eine der Qualitäten des Siegerprojektes streicht die Jury hervor: „Die Maßstäblichkeit der Zwischenräume und Gebäude ist so gesetzt, dass eine über die Grundstücksgrenzen hinaus positiv wirkende Bebauung am Hartlfeld erfolgen wird.“ Auf dem Baugrundstück an der Urslau in unmittelbarer Nähe der HTL Saalfelden und des Schülerheimes werden neun Baukörper errichtet. Insgesamt werden rund 150 Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen zur Verfügung stehen. In einem der Wohnhäuser könnte der Verein „Frauenhaus Pinzgau“ Platz finden. Neben klassischen geförderten Mietwohnungen werden auch Seniorenwohnungen sowie sogenannte mobil- und teilbetreute Wohnungen
© Pressefoto Neumayr
Generationenwohnen in bester Lage von Saalfelden
Dir. Dr. Bernhard Kopf (Technischer Geschäftsführer gswb), Dir. Dr. Christian Wintersteller (Kaufmännischer Geschäftsführer gswb)
errichtet. Weiters ist ein mehrgruppiger Kindergarten für die Stadtgemeinde Saalfelden geplant. Das Freiraumkonzept sieht einen zentralen Quartiersplatz, attraktive Spiel- und Sportflächen für Klein und Groß und öffentliche Fuß- und Radwege vor. Im Zuge der Realisierung dieses großen Projektes wird auch die Brücke über die Urslau erneuert. Die gswb in Saalfelden Die Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft verwaltet in Saalfelden rund 500 Miet-, Mietkauf- und Eigentumswohnungen. Die ersten Wohnbauten hat die gswb in der Stadt am Steinernen Meer bereits in den 1940er-Jahren errichtet. Weitere Wohnanlagen sind in den folgenden Jahrzehnten entstanden. 2019 werden rund 70 neue Mietwohnungen übergeben. Aber auch der Umbau und die Generalsanierung der HTL Saalfelden zählt zu den Vorzeigeprojekten, die von der gswb in Saalfelden realisiert wurden. Vorausset111
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zung für die Umsetzung dieses 1 2-Millionen- Euro-Projektes war, dass der gswb vom Eigentümer der Schule, dem Alpenländischen Technik Förderungsverein, mit Zustimmung des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung als Nutzer des Schulgebäudes ein Baurecht auf 20 Jahre eingeräumt wurde. Nur wenige Jahre später wurde die gswb vom Salzburger Studentenwerk mit der Errichtung eines modernen Schülerheimes auf einem Grundstück unmittelbar neben der HTL beauftragt. Auch bei diesem Projekt ist es gelungen, moderne Architektur mit funktionalem Design und bedarfsgerechtem Wohnen vorbildhaft zu verbinden. •
WETTBEWERBE
1. Preis Projekt 03
LC4 W. LANKMAYER ARCHITEKTUR ZT GMBH Wilhelm Lankmayr Salzburg Gegründet 1992 lc4.at Mitarbeit: Rainer Zwittlinger (Bauphysik), DI Martin Svejda (Modell), DI Angelika Schindlmayr, Anton Wittmann, DI FH Inge WiderhoferWitte, DI Caroline Wolfgruber, Ing. Sabrina Holub Landschaftsplanung
PETER AICHER Salzburg Gegründet 2005 als KA2 LandschaftsArchitekten aicher-landschaftsarchitekt.com
Projektbeurteilung Die Projektverfasser legen mit ihrem Konzept eine überzeugende Lösung für die gewünschte städtische Verwebung der umliegenden Bebauung und des Verkehrswegekonzeptes (Radweg, Fußläufigkeit) vor. Die Maßstäblichkeit der Zwischenräume und Gebäude ist so gesetzt, dass eine über die Grundstücksgrenzen hinaus positiv wirkende Bebauung am Hartlfeld erfolgen wird. Drei wesentliche Abschnitte dienen diesem Ansatz. Zum einen eine – auch schalltechnisch wirkende – kräftige Baukörpersetzung parallel zur Urslau, die eine städtebauliche Akzentuierung zum nahen Zentrum setzt und die Größe der Siedlung im großräumlichen Blick zeigt. Der zweite Aspekt ist die differenzierte innere Erschließungszone, die hinsichtlich unterschiedlicher Funktionen mit einer klaren Mitte (auch mittels eines Geländesprunges) einen lebendigen, sozial attraktiven Außenraum der neuen Siedlung erwarten lässt. Die
Positionierung von Kindergarten und mobil betreutem Wohnen ist dieser Qualität (Außenraum) dienlich. Der dritte Punkt ist der Abstand und die Höhe (E+2) der Bebauung zum Mühlrain. Diese bringt für den geplanten Weg entlang des ehemaligen Mühlbaches eine überörtliche Vernetzung mit der neuen Bebauung zum einen und zum anderen für die Bewohner der Anlage einen guten Übergang zum Wegenetz und zum Wald. Die Zugänge zu den Wohnungen behalten die Differenziertheit des städtebaulichen Konzeptes bei und sind an verschiedene Stellen des Grundstückes gesetzt. Dies verhindert eine Monotonie und bringt für die Bewohner des Gebäudes eine Adressbildung innerhalb der Wohnanlage. Die in der Regel gut belichteten Treppenhäuser werden positiv bewertet und sind ein Mehrwert für die zukünftigen Bewohner. Die unterschiedlichen Wohnungsgrundrisse verstärken das Konzept der Differenziertheit
Schnitt 1-1
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WOHNBEBAUUNG HARTLFELD, SAALFELDEN
Alle Pläne: © LC4 w. lankmayer architektur ZT GmbH
Grundriss Erdgeschoß
Lageplan
der Projektverfasser in der Abfolge Städtebau – Außenraum – Erschließung und Wohnung. Das Preisgericht empfiehlt für die weiteren Planungsschritte im Wesentlichen folgende Punkte: Die Gebäudestruktur parallel zur Urslau und zur Straße soll eine eindeutigere städtebauliche Akzentuierung in der Ostecke des Grundstückes erfahren, dies möglichst in Kombination mit der Lösung der zu knappen Gebäudeabstände der Baukörper gegenüber der neu zu errichtenden Brücke. Bei den drei Gebäuden
entlang der Südostgrenze sollten ebenfalls die Gebäudeabstände zueinander überprüft werden und gegebenenfalls der südliche Baukörper (am Fuße des Mühlrains) geringfügig verschoben werden. Der Stellplatzschlüssel (oberirdisch/unterirdisch) ist im Zuge der weiteren Planung in Abstimmung mit dem Auftraggeber zu über arbeiten. Hinsichtlich der Materialität der Fassaden sind in Abstimmung mit dem Gestaltungsbeirat und dem Auftraggeber eindeutige Aussagen zu treffen. •
Ansicht Südwest
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WETTBEWERBE
2. Preis Projekt 13
DI DIETMAR MOSER Linz Mitarbeit: Julia Haselsteiner, Anita Foune, Sophie Bejahih Landschaftsplanung
DI ELISABETH LESCHE el:ch landschaftsarchitekten München (D) Gegründet 2008 elch.la
Projektbeurteilung In städtebaulicher Hinsicht wird dieses Projekt sehr positiv bewertet. Es schlägt einen Längsriegel an der Straße vor, welcher eine dahinter liegende, lockere Punktbebauung zur Straße hin abschirmt. „Gekoppelte Punkthäuser“ nehmen die Körnung und Maßstäblichkeit der umgebenden Bestandsgebäude auf. Die geschickte Setzung dieser Punktbauten lässt großzügige, differenzierte Außenräume im Inneren des Quartiers entstehen und schafft adäquate Abstände zwischen den Baukörpern. Aufweitungen der Außenräume zum Mühlrain ziehen den Naturraum ins Innere des Areals und werden sehr positiv gewertet. Als problematisch wird die Lage des Jugendspielplatzes im hinteren Bereich zwischen den
Baukörpern hinsichtlich Lärm und Uneinsehbarkeit gesehen sowie die Orientierung des Kindergartens zum Hang hin. Die Strukturierung des Längsriegels entlang der Urslau wird als städtebaulicher Baukörper, der den Weg ins Zentrum begleitet, als zu wenig akzentuiert empfunden. Die Erschließungen der Wohnhäuser werden nur in Teilen – hinsichtlich Raumerlebnis, Belichtung und Wirtschaftlichkeit – als positiv bewertet. Die Wohnungen selbst werden als qualitativ und vielfältig gesehen. •
Längsschnitt
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Alle Pläne: © DI Dietmar Moser
WOHNBEBAUUNG HARTLFELD, SAALFELDEN
Grundriss Erdgeschoß
Lageplan
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WETTBEWERBE
3. Preis Projekt 08
ARCH. DI JOHANNES SCHALLHAMMER Salzburg
WOLFGANG MAUL Salzburg Gegründet 2002 hobby-a.at
Alle Pläne: © Schallhammer / Maul
Projektbeurteilung Die Projektverfasser schlagen eine Punktbebauung mit einem Kopfbau zur Straße hin vor. Diese städtebauliche Akzentuierung
wirkt über das Baugrundstück hinaus als identitätsstiftendes Gebäude der Anlage. Die öffentlichen Einrichtungen in diesem Gebäude (KIGA und Frauenhaus) sind nachvollziehbar, wenngleich die vorgesehene Nutzung in den oberen Geschoßen durch das Frauenhaus an dieser Stelle kontrovers gesehen wird. Die Punktbebauung am Areal bringt zwar zum einen eine räumliche Durchlässigkeit zum Mühlrain, wird aber hinsichtlich Lärmeintrag problematisch gesehen. Die Erschließung der Baukörper selbst sowie innerhalb der einzelnen Gebäude wird als positiv hinsichtlich Klarheit, Raumerlebnis und Belichtung gewertet, ebenso die vorgeschlagenen Grundrisse. •
Grundriss Erdgeschoß
Ansicht
Schnitt
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WOHNBEBAUUNG HARTLFELD, SAALFELDEN
Nachrücker Projekt 01
SCHWARZEN BACHER STRUBER ARCHITEKTEN Salzburg Gegründet 2007 schwarzenbacherstruber.com
Alle Pläne: © Schwarzenbacher Struber Arch.
Mitarbeit: DI Stefan Höll
Projektbeurteilung Das städtebauliche Konzept mit einer linear rasterförmigen Anordnung der einzelnen Baukörper entlang einer Achse wirkt zu gleichförmig. Die offene Baukörperstruktur entlang der „B164 – Hochkönigstraße“ reagiert nicht auf den auftretenden Verkehrslärm. Die kompakten, gut proportionierten Baukörper überzeugen durch die vorgeschlagenen Wohnungsgrundrisse. Problematisch wird die Verflechtung von Kindergarten und Frauenhaus in der Erdgeschoßzone des dafür vorgeschlagenen Baukörpers gesehen. •
Lageplan
Ansicht quer
Schnitt quer
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WETTBEWERBE
Anerkennung Projekt 05
PORA ARCHITEK TEN ZT GMBH Mag. arch. Ing. Richard Bründl Traun Gegründet 1995 pora.at Mitarbeit: Jan Baxewanos, Stefan Schmoll Landschaftsplanung
Alle Pläne: © Pora Arch.
HELGA DORO THEA HACKL Eitzing 1991 Gegründet garten-planung.at
Projektbeurteilung Die Proportion der Baukörper ist gegenüber der bestehenden Bebauung zu überzogen. Die schachbrettartige Situierung sowie die zu grobe Körnung auf dem Baufeld sind zu gleichförmig. Es gelingt dem Projekt nicht, eine „innere Spannung“ zwischen den einzelnen Baukörpern zu erzeugen. Positiv wird der zweigeschoßige Baukörper in der Mitte des Planungsfeldes, welcher den Kindergarten beinhaltet, gesehen. Auf die direkte Lage an der überörtlichen Verkehrsverbindung „B164 – Hochkönigstraße“ und deren Lärmentwicklung reagiert das Projekt nicht. Ebenfalls positiv werden die einzelnen Wohnungsgrundrisse beurteilt. Die großzügigen Stiegenhäuser werden einerseits positiv gesehen, tragen andererseits aber zur Volumenvergrößerung bei. Hinsichtlich der geplanten Bauetappen ist anzumerken, dass die Tiefgaragenabfahrt aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisierbar erscheint. • Grundriss Erdgeschoß
Ansicht Nordwest
Schnitt BB
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WOHNBEBAUUNG HARTLFELD, SAALFELDEN
Anerkennung Projekt 09
SITKA.KASERER. ARCHITEKTEN ZT-GMBH Saalfelden Gegründet 1997 sitka-kaserer.at Mitarbeit: Lukas Vorreiter,
Alle Pläne: © Sitka.Kaserer. Arch.
Norbert Haiden
Projektbeurteilung Das Projekt reagiert städtebaulich auf die Lärmentwicklung der über örtlichen Verkehrsverbindung „B164 – Hochkönigstraße“, indem in der „roten Zone – WLV“ Baukörper situiert werden. Ebenfalls positiv wird die Platzbildung sowie die Öffnung zum Mühlrain gewertet. Auch die Situierung des Frauenhauses als allein stehender Baukörper ist ein positiver Aspekt. Die Ungewissheit der Bebaubarkeit der roten Zone in der vierten Bauetappe stellt die Platzgestaltung als zentrales Thema des Entwurfs allerdings infrage. Dass für einzelne Baukörper eine Erschließung via monotonem Mittelgang vorgesehen ist, trägt zur Überdimensionierung der Baukörpertiefen sowie auch bei den einzelnen Wohneinheiten bei. •
Lageplan
Ansicht
Schnitt
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WETTBEWERBE
LUSTENAU V 188 BRUNNENAU, V
Auftraggeberin Alpenländische Heimstätte Vorarlberg, Vorstadt 15, 6800 Feldkirch
Vorprüfung Arch. DI Gernot Thurnher, Liechtensteinerstraße 5, 6800 Feldkirch
Art des Verfahrens
Jury
Verfahrensbegleiter
Einstufiger anonymer, geladener Realisierungswettbewerb zur Erlangung von Bebauungsvorschlägen
Sachpreisrichter: Kurt Fischer (MG Lustenau), Kurt Maier (i+R), Wilhelm Muzyczyn (AH), Alexandra Schalegg (AH) Fachpreisrichter: Helmut Kuëss (Gestaltungsbeirat Lustenau), Elmar Nägele, Ute Wimmer-Armellini (Kammer nominiert) und als Ersatz für Bernhard Marte Helmut Dietrich (Gestaltungsbeirat Lustenau)
Alpenländische Heimstätte Vorarlberg, Vorstadt 15, 6800 Feldkirch i+R Wohnbau GmbH, Johann-SchertlerStraße 1, 6923 Lauterach
Gegenstand des Verfahrens Errichtung einer Wohnanlage nach den Vorarlberger Neubauförderungsrichtlinien 2018/2019 für den integrativen Wohnbau. Zur Bebauung stehen die Grundstücke mit den Nummern 1652/1 und 1675, EZ 3653 in der KG 92005 Lustenau mit einer Gesamtfläche von 4167 m2 und sehr wahrscheinlich das Grundstück Nummer 6950/10 in der KG 92005 Lustenau (Marktgemeinde Lustenau) mit einer Fläche von 179 m2, somit insgesamt 4366 m2 zur Verfügung.
Beurteilungskriterien Städtebauliche Grundidee, Integration in das ortsbauliche Umfeld, baukünstlerische Qualität, Qualität der Innen- und Außenräume, Fassadengestaltung etc., Funktionalität, Verkehrserschließung, Parkierung, Wirtschaftlichkeit in Errichtung, Betrieb und Erhaltung, energetisches und ökologisches Konzept, Einhaltung der Ausschreibungsvorgaben, Berücksichtigung baurechtlicher Rahmenbedingungen
Jurysitzung 29. November 2018
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LUSTENAU V 188, BRUNNENAU
Von der Vergangenheit lernen, um in der Zukunft Wohnraum für übermorgen zu gestalten
© Rudolf Schwerma
Ausgangssituation Die Alpenländische Heimstätte konnte im Februar 2018 die Liegenschaft in 6890 Lustenau, Brunnenau im Ausmaß von 4167 m² Grundfläche käuflich erwerben. Aufgrund der Lage und der Größe des Grundstückes entschloss sich die Alpenländische Heimstätte, einen einstufigen anonymen geladenen Realisierungswettbewerb mit ursprünglich sechs und schlussendlich sieben Architekturbüros zur Erlangung von Bebauungsvorschlägen auszuschreiben. Ziel des Wettbewerbes war, unter Beachtung der finanziellen Rahmenbedingungen des integrativen Wohnbaus, die Errichtung einer gesamthaft hochwertigen Wohnanlage, in der sowohl die Architektur als auch die energetische und ökologische Qualität und jene der Freiraumgestaltung überzeugen können. Durch eine wirtschaftliche Gebäudekonzeption und die Auswahl geeigneter Materialien und Bauweisen müssen auch die Erhaltungskosten der Gebäude leistbar bleiben. Für diesen Wettbewerb konnte mit der Kammer der ZiviltechnikerInnen | Arch+Ing Tirol und Vorarlberg eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen werden. Er wurde von der Kammer der ZiviltechnikerInnen | Arch+Ing Tirol und Vorarlberg freigegeben.
© Daniel Hofmarcher
Architekturwettbewerb der Alpenländischen Heimstätte für das Quartier Lustenau Brunnenau
Ing. Wilhelm Muzyczyn Geschäftsführer Alpenländische Heimstätte
Jurierung Auf Basis einer ausgezeichneten Wettbewerbsausschreibung und einer äußerst detaillierten Vorprüfung durch das Architekturbüro DI Gernot Thurnher, 6800 Feldkirch, fand die Jurysitzung unter dem Vorsitz von DI Helmut Kuess am 29. November 2018 statt. Die Jury, bestehend aus Vertretern der Alpenländischen Heimstätte, der Kammer der ZiviltechnikerInnen | Arch+Ing Tirol und Vorarlberg, Mitgliedern des Gestaltungsbeirates der Marktgemeinde Lustenau, der Landesraumplanung und der Markgemeinde Lustenau, ver treten durch Herrn Bürgermeister Dr. Kurt Fischer, sprach sich dabei einstimmig für die Pläne des Architekturbüros gruber locher architekten zt gmbh, 6900 Bregenz, aus. Das Siegerprojekt überzeugt durch seinen sorgfältigen und kreativen Umgang mit der besonderen Situation des Ortes und platziert, leicht versetzt, aber streng geordnet, drei Baukörper auf der Bauliegenschaft, wobei die bestehende Körnung des Wohnquartiers mit punktförmiger Bebauung fortgesetzt wird. Der niedrigere, quadratische Baukörper an der Brunnenau vermittelt beim Maßstabssprung zwischen dichter Neubebauung und den um gebenden Einfamilienhäusern.
Alexandra Schalegg Prokuristin Alpenländische Heimstätte
Leistbarer Wohnraum Die zentrale Forderung, leistbares Wohnen in einer gestalterisch guten Qualität und einer großzügigen Außenraumgestaltung zu schaffen, kann mit dem Siegerprojekt eindeutig umgesetzt werden. Die Alpenländische Heimstätte und alle sonstigen Beteiligten freuen sich über die einstimmige Empfehlung der Jury zur Weiterbearbeitung und zur Weiterentwicklung des Siegerprojektes. Das neue Bauvorhaben, ausgestattet mit großzügigen Grünflächen und einer durchdachten Spielraumgestaltung, wird sich harmonisch in die bestehende Bebauungsstruktur der Wohnumgebung einfügen. Die Alpenländische Heimstätte ist bemüht, mit diesem Siegerprojekt ein nachhaltiges, qualitativ hochwertiges Bauprojekt zu realisieren. Dieses soll einen Mehrwert für alle Beteiligten und Nachbarn in Form eines langfristig leistbaren Wohnraums in der Marktgemeinde Lustenau bringen, der eine Aufwertung des gesamten Quartiers nach sich zieht. Realisierung In Absprache mit dem Wohnungsamt der Marktgemeinde Lustenau sind ein Baubeginn für das Jahr 2021 und die Baufertigstellung für das Jahr 2022 geplant, sodass die bezugsfertigen Wohnungen Anfang 2023 an die Bewohner übergeben werden können. Die Alpenländische Heimstätte investiert mit Grundund Errichtungskosten ca. € 12.250.000.–. •
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WETTBEWERBE
1. Preis Projekt 6
GRUBER LOCHER ARCHITEKTEN Bregenz Gegründet 2014
© Gruber Locher Arch.
gruberlocher.com
Projektbeurteilung Das Projekt geht sorgfältig und kreativ auf die besondere Situation des Ortes ein. Drei Baukörper werden leicht versetzt, jedoch streng geordnet auf dem Grundstück platziert. Die bestehende Körnung des
Grundriss Erdgeschoß
Wohnquartiers mit punktförmiger Bebauung wird fortgesetzt. Zwischen den Neubauten verbleibt ein zusammenhängender Grünraum. Der niedrigere, quadratische Baukörper an der Brunnenau vermittelt beim Maßstabssprung zwischen dichter Neubebauung und umgebenden Einfamilienhäusern. Sehr schön gelöst sind die Eingänge zu den drei Häusern. Sie orientieren sich gleichwertig zum zentralen Hof. Dem Anliegen der Bewohner nach Integration in einen bekannten Ort wird mit kontrollierter Sinnlichkeit entsprochen. Das Verhältnis Kubatur zu Nutzfläche liegt über dem Ausschreibungsziel. Dies ist vor allem der großzügigen Anordnung von Nebenräumen in der Erdgeschoßzone geschuldet. Das Erdgeschoß im Haus C ist durchaus geeignet, als Wohnraum genutzt zu werden. Ein Großteil der Fahrradräume kann im Untergeschoß Platz finden. Die offene Abfahrtsrampe an der Grundstücksgrenze unmittelbar angrenzend an die Erdgeschoßwohnung und angrenzend an den Garten des Nachbarhauses wird problematisch bewertet. Hier ist eine bessere Lösung zu finden. Der Wettbewerbsentwurf löst trotz schwieriger Rahmenbedingungen souverän
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LUSTENAU V 188, BRUNNENAU
Ansicht West
Schnitt AA
Lageplan
die gestellte Aufgabe mit einfachen und angemessenen Mitteln. Das Beurteilungsgremium schlägt einstimmig das Projekt 6 zur Weiterbe arbeitung vor. Bei der Überarbeitung sind folgende Punkte zu beachten: • Beim bahnseitigen Baukörper sind die Abstellräume aus dem Erdgeschoß indas UG zu verlegen und Wohnungen zu planen. • Beim nördlichen Baukörper an der Straße ist die Wohnung neben der
•
Tiefgaragenabfahrt zu entfernen und durch akustisch unkritische Räume zu ersetzen. Auch die Lösung der TG- Abfahrt ist im Hinblick auf Emissionen zu den Nachbarn zu prüfen und in das Gebäude zu integrieren, um Nachteile für die Nachbarschaft zu verhindern. Die Wohnungsgrundrisse sind in Abstimmung mit der Ausloberin zu optimieren.
Wohntypen
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•
•
Da das Projekt im Vergleich zu den anderen Projekten in der Verhältniszahl m3 umbauter Raum zu m2 Nettonutzfläche zu hoch ist, sind Rationalisierungspotenziale zu prüfen, um auf einen Kennwert unter 7,0 zu kommen. Die erforderlichen Abstandsnachsichten sollen vorab geklärt werden •
WETTBEWERBE
2. Preis Projekt 1
REITBRUGGER & GAU ARCHITEKTEN ZT OG Bregenz Gegründet 2007
© Reitbrugger & Gau Arch.
reitbruggergau.at
Projektbeurteilung Die städtebauliche Grundidee, aus zwei Lförmigen Baukörpern einen Hof zu bilden und der Wohnanlage eine Mitte zu geben, wird positiv gewertet. Die fußläufige Durchlässigkeit der Gehwege im Erdgeschoß lädt
zu Begegnungen ein. Die Situierung des Spielfeldes liegt an der richtigen Stelle und könnte zur Quartiersentwicklung einen Beitrag leisten. Die Außenbereiche sind gut orientiert und der Spielbereich im Hof ist von den Wohnungen einsehbar. Überdachte Eingangsbereiche führen zu den Wohnungen. Die Erschließungen der Wohnungen in den Obergeschoßen über verglaste Laubengänge, wie im Modell dargestellt bzw. im Text beschrieben, ist in den Plänen nicht mehr vorhanden. Die differenzierten und gegenseitig nicht einsehbaren Wohnungen sind in alle Himmelsrichtungen gleichmäßig orientiert. Eine Vielzahl der Wohnungen hat Ausrichtungen auf mehrere Seiten. •
Grundriss Erdgeschoß
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LUSTENAU V 188, BRUNNENAU
Ansicht West
Lageplan
Schnitt AA
Wohntypen
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WETTBEWERBE
3. Rang Projekt 7
DORNER \ MATT ARCHITEKTEN Bregenz Gegründet 1997 dorner-matt.at
© Dorner/Matt Arch.
Mitarbeit: DI Bernhard Neumayer
Projektbeurteilung Das Projekt besteht aus schlanken dreibzw. viergeschoßigen Baukörpern, die zu einem orthogonalen Geviert zusammengefügt sind. Im Nordwesten wird eine offene, gedeckte Zugangssituation geschaffen, die eine klare Adresse bildet und einen angemessenen Auftakt für die Wohnanlage und ihren Innenhof darstellt. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt im Südwesten unmittelbar am Bahndamm, was für die westlich und südlich gelegenen Wohnungen als störend beurteilt wird. Zu den nordseitig gelegenen Wohnhäusern rückt die Bebauung dicht an die Grundstücksgrenzen heran und schafft trotz der auf drei Geschoße verminderten Höhenentwicklung starke Beeinträchtigungen der Wohnqualität der Einfamilienhäuser. Positiv hervorzuheben sind die innovativen Ansätze des Projektes in
Grundriss Erdgeschoß
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LUSTENAU V 188, BRUNNENAU
Bezug auf Wohnungstypologien und ihr differenziertes Angebot. Die Differenzierung führt aber in Bezug auf Detailausführung zu erheblichen Mehraufwänden und verminderter Wirtschaftlichkeit. Diesbezüglich sind die zahlreichen Wechsel zwischen Kalt- und Warmbereichen in den Schnitten und Grundrissen anzumerken. Die zwölf vorgeschlagenen Maisonettewohnungen werden zum Teil kritisch gesehen, die Konzeption der westseitigen Maisonetten mit Loggien im Schlafgeschoß statt im Wohnbereich erscheint nicht sinnvoll. Insgesamt überzeugt das Projekt durch seine konzeptionelle Klarheit, durch innovative Ansätze und die vermittelte Leichtigkeit. Ob dieser Eindruck mit einer wirtschaftlichen Umsetzung tatsächlich erreicht werden kann, bleibt fraglich. Hinterfragt wird auch die Stimmigkeit der Orientierung der Wohnungen, vor allem zur stark verkehrsbelasteten Ostseite. •
Lageplan
Wohntypen
Ansicht West
Schnitt AA
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WETTBEWERBE
Nachrücker Projekt 2
Ansicht West
DIETER VETTER ARCHITEKTEN Lustenau Gegründet 2003
© Dieter Vetter Arch.
dietervetter.com
Grundriss Erdgeschoß
Projektbeurteilung Ein kleinerer und ein größerer viergeschoßiger Baukörper sind L-förmig angeordnet, ohne jedoch miteinander verbunden zu sein. Der Freiraum öffnet sich nach Südosten, also zur Bahn- und Autotrasse. Die Zufahrt liegt an der Nordwestecke des Grundstücks und somit mit minimalem Abstand zur nördlichen Nachbarbebauung. Diese eindeutige Verlagerung eines Emissionsträgers an die Nachbargrenze wird negativ bewertet. Die städtebauliche Grunddisposition ist wenig anspruchsvoll und generiert keine angemessene Kommunikation mit dem gegebenen Umfeld (siehe TG-Abfahrt). Der Fußabdruck des großen Baukörpers ist im Bezug zum Umfeld zu mächtig. Insgesamt ein Konzept, das der anspruchsvollen und schwierigen Situation nicht gerecht werden kann, wobei die Qualität der angebotenen Wohnungsgrundrisse gut ist. •
Nachrücker
DREXEL ARCHITEKTEN ZT OG
Ansicht West
© Drexel Architekten
Projekt 3
Hohenems Gegründet 1997 architekt-drexel.at
Grundriss Erdgeschoß
Projektbeurteilung (Auszug aus dem Juryprotokoll) Durch einen schmalen Baukörper, der sich in einer Längsentwicklung um zwei Ecken „abspult“ entsteht eine L-förmige Grundstruktur, die einen Freiraum in Richtung Bahntrasse und Unterführung erzeugt. Der kompakte Baukörper schließt den Raum nach Norden und Westen vollkommen ab. Dadurch wird gegenüber der Nachbarschaft eine durchgehende viergeschoßige Baukörper-Ansicht erzeugt, was als nachteilig bewertet wird. Die abgeschrägten Enden der linearen Bau körperabwicklung sind kaum begründbar, außer, dass die Innenecken dadurch vertretbare Wohnungsorien tierungen zulassen. Die vorgehängten Balkone erzeugen trotz der hängenden Gärten nicht den gewünschten Nutzungswert, Insgesamt ein Beitrag, der den qualitativen ortsbaulichen Anforderungen nicht gerecht werden kann. •
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LUSTENAU V 188, BRUNNENAU
Nachrücker
Ansicht West
Projekt 4
CUKROWICZ NACHBAUR ARCHITEKTEN ZT GMBH Bregenz Gegründet 1996
Projektbeurteilung Das Projekt sieht eine Bebauung vor, die anfänglich aus drei Einzelbaukörpern entwickelt und abschließend zu einer viergeschoßigen Baufigur verschmolzen wird. Die zentrale Anordnung innerhalb der Bauliegenschaft ermöglicht zwar die Ausbildung außen liegender Freiräume unterschiedlicher Qualität, die je nach Lage der Wohnungen mitunter nur schwer zugänglich sind. Als besonders problematisch erweist sich die konzentrierte Anordnung der Gesamtkubatur, die trotz des Bemühens um eine baukörperliche Gliederung keine maßstäbliche Einfügung in die vorgegebene Siedlungsstruktur erkennen lässt. Die Anordnung der Tiefgaragenabfahrt als offene Rampe unmittelbar an der nördlichen Liegenschaftsgrenze dürfte zu Konflikten mit der Wohnnachbarschaft führen und wird aus diesem Grund als ungünstig erachtet. In der Gesamtbeurteilung liefert das Projekt keinen überzeugenden Beitrag für eine geordnete Weiterentwicklung der bestehenden Siedlungsstruktur und musste daher ausgeschieden werden. •
Grundriss Erdgeschoß
© Cukrowicz Nachbarur Arch.
cn-architekten.at
Nachrücker
Ansicht West
Projekt 5
ARCHITEKTUR HUBER Lustenau Gegründet 1984
Projektbeurteilung Städtebaulich orientieren sich drei aufgelöste Baukörper mit vier Vollgeschoßen um einen zentralen Quartiersplatz. Es ergeben sich dadurch neben dem gestalteten Innenhof interessante Freiräume mit unterschiedlichen Funktionen (Naturspielplatz, Kleinkinder- und Kinderspielplatz, Wasserfläche, Mietergärten). Die Baukörper nehmen Bezug zum Bestand, die Gebäudeorientierung an den umgebenden Verkehrslinien ist jedoch nicht nachvollziehbar. Die Tiefgaragenabfahrt und oberirdische Parkierung entlang der Gemeindestraße und somit die Betonung des motorisierten Individual verkehrs dominieren die gesamte Zugangssituation und wirken sich sehr negativ auf das gesamte Areal aus. •
Grundriss Erdgeschoß
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© Architektur Huber
architekt-huber.at
WETTBEWERBE
WOHNEN IM STADT ZENTRUM VÖCKLA BRUCK, OÖ Ausloberin GSG – Gemeinnützige Siedlungs gesellschaft m.b.H., Atterseestraße 21, 4860 Lenzing
Verfahrensorganisation LAWOG Gemeinnützige Landeswohnungs genossenschaft für OÖ, eingetr. Genossenschaft mbH, Garnisonstraße 22, 4021 Linz
Vorprüfung DI Dr. Horst Lischka, MBA
Art des Wettbewerbs Einstufig geladener anonymer Architekturwettbewerb in der Wohnbauförderung
Gegenstand des Wettbewerbs Erlangung von baukünstlerischen Vorentwurfskonzepten für eine Wohnbebauung im Zentrum von Vöcklabruck
Beurteilungskriterien Funktionalität: Bewältigung des Raumpro gramms und der funktionalen Zusammen hänge, Bewältigung der unterschiedlichen Nutzungen und der Erschließung, Wirtschaftlichkeit in der Herstellung und in den Folgekosten, Erreichen von mög lichst ökonomischen Errichtungs- und Nutzungskosten Städtebauliche Kriterien: Gliederung und Gestaltung der Baukörper und Au ßenräume, Berücksichtigung der Um gebung, Verkehrslösung. (Aussagen zur
landschaftsplanerischen und gärtnerischen Gestaltung), Gestaltung der Außenräume und Zugänge Gestaltung Architektur: Architektonische Qualität und das äußere Erscheinungsbild, räumliche Gestaltung der Innenbereiche, identitätsstiftende Gestaltung des Außen bereiches und des Ortsplatzes
Beteiligung 8 Architekten wurden eingeladen, 8 Projekte wurden eingereicht.
Teilnehmer F2-Architekten ZT GmbH (Schwanenstadt), ZT Mag. Arch. Walter Stelzhammer (Wien), sps-architekten ZT GmbH (Thalgau), s_arquitex Schreder & Partner ZT GmbH Arch. DI Kurt Schreder (Vöcklabruck), Archi tekten Gärtner Neururer ZT GmbH (Vöck labruck), Stögmüller Architekten ZT GmbH (Linz), Archinauten, Dworschak-Mühlbachler
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Architekten ZT GmbH (Linz), Architekten Luger & Maul ZT GmbH (Wels)
Preisgerichtssitzung 27. November 2018
Preisgericht Arch. DI Wolfgang Köck (Vorsitzender), Arch. Mag. Andreas Henter (Schriftführer), Arch. DI Gerhard Sailer (Stv. des Vorsitzen den), GF Ing. Stefan Haubenwallner, MSc MBA, Bürgermeister Mag. Herbert Bruns teiner, AR Bmst. Ing. Rudolf Nagl
Preisgelder Alle Teilnehmer erhielten eine Aufwands entschädigung von € 3000,–. Zusätzlich erhielten die ersten drei Plätze folgende Preisgelder: 1. Preis: € 4500,–; 2. Preis: € 3700,–; 3. Preis: € 2800,–
W O H N E N I M S T A D T Z E N T R U M V Ö C K L A B R U C K
Architekturwettbewerb der GSG Lenzing: Vöcklabruck, Wohnen im Stadtzentrum Acht Architekten wurden zur Wettbewerbs teilnahme eingeladen. Die Preisgerichtssit zung mit einer fachkundigen Jury fand am 27. November 2018 statt. Die Jury setzte sich aus Vertretern der Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft m.b.H. und des Auf sichtsrates, Vertretern der Stadtgemeinde Vöcklabruck sowie Herrn Arch. DI Wolfgang Köck, Herrn Arch. Mag. Andreas Henter und Herrn Arch. DI Gerhard Sailer zusammen. Das Architekturbüro s_arquitex Schreder & Partner ZT GmbH aus Vöckla bruck wurde mit dem 1. Platz ausgezeich net. Das Siegerprojekt überzeugt mit dem städtebaulichen Ansatz einer präzisen Set zung dreier Baukörper in Form von Punkt häusern. Das große Wohnareal wird mitten im Stadtzentrum von Vöcklabruck zwischen der Salzburger Straße und SebastianSchwarz-Straße errichtet. Aufgeteilt auf zwei Baustufen ergänzt eine Tiefgarage die Wohnanlage. Ein Wechselspiel von Offenheit und kleinräumiger Intimität im Zusammenspiel mit Aufenthaltsqualität entlang der öffentli chen Durchwegung lassen sowohl hinsicht lich Atmosphäre als auch maßstäblicher Einfügung ein gutes Wohnmilieu erwarten. Sämtliche Wohnungen verfügen über gut
ausgerichtete Grundrisse und sind leicht möblierbar. Die wohnungsbezogenen Frei bereiche sind allesamt als Loggien eingeschrieben. Das Projekt „Wohnen im Stadtzentrum“ schafft wertvollen innerstädtischen Wohn raum. Die Gemeinnützige Siedlungsgesell schaft m.b.H. garantiert somit leistbares Wohnen in einer guten Qualität und pro fessionelle Umsetzung. Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft für den Bezirk Vöcklabruck Die GSG wurde 1938 als Tochterunter nehmen der Lenzing AG gegründet, erhielt 1941 die Gemeinnützigkeit und verwaltete zunächst den bereits vorhandenen Woh nungsbestand der Lenzing AG. Schon bald wurden aufgrund der großen Wohnungs nachfrage neue Projekte in Angriff genom men. Die hauseigene Planung und Bau leitung war in der Lage, Projekte rasch umzusetzen. Im Laufe der Jahre wurden die Ge schäftsfelder ausgedehnt. Neben der Pla nung und Errichtung von mehrgeschoßigen Wohnhäusern und Reihenhäusern zählen für die GSG Aufträge im Kommunalbau zu einem wichtigen Tätigkeitsbereich. Derzeit sind in der GSG 44 Mitarbeiter beschäftigt. Als modernes, gemeinnütziges Dienstleistungsunternehmen steht die Zu friedenheit der Kunden an erster Stelle. Ein kompetentes Team mit langjähriger Erfah rung erarbeitet innovative und zukunftsori entierte Lösungen. Die GSG bietet eine ganzheitliche Projektabwicklung, die selbst verständlich den Prinzipien der Wirtschaft lichkeit und Effizienz verpflichtet ist. 131
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© GSG
Die Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft m.b.H. hat einen Architektenwettbewerb für das Projekt „Wohnen im Stadtzentrum“ in Vöcklabruck ausgeschrieben.
Geschäftsführer Ing. Stefan Haubenwallner, MSc MBA
Die GSG ist dem Land Oberösterreich durch die zweckgebundene Verwendung der Förderungsgelder verpflichtet und trägt somit wesentlich dazu bei, leistbaren Wohnraum im Interesse der Öffentlichkeit bereitzustellen. Darüber hinaus ist die GSG ein wichtiger strategischer Partner der Gemeinden des Bezirkes Vöcklabruck im Bereich Kommu nalbau. •
Informationen
GSG – Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft m.b.H. für den Bezirk Vöcklabruck Atterseestraße 21, 4860 Lenzing Tel. 07672/310 82-200 gsg-wohnen.at
WETTBEWERBE
1. Preis Projekt 07
S_ARQUITEX SCHREDER & PARTNER ZT GMBH Arch. DI Kurt Schreder Vöcklabruck Gegründet 2010 schreder-architect.com Mitarbeit: Arch. DI Christian Diridl
Lageplan
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W O H N E N I M S T A D T Z E N T R U M V Ö C K L A B R U C K
Projektbeurteilung Das Projekt überzeugt mit dem städtebauli chen Ansatz einer präzisen Setzung dreier Baukörper und einer sich daraus ergeben den Raumfolge, welche die bestehenden, teilweise großvolumigen Bestandsbauten in dieses räumliche Gefüge einbezieht. Das Wechselspiel von Offenheit und kleinräumi ger Intimität im Zusammenspiel mit Aufent haltsqualität entlang der öffentlichen Durchwegung lassen sowohl hinsichtlich Atmosphäre als auch maßstäblicher Einfü gung ein gutes Wohnmilieu erwarten. Die spiegelgleichen Punkthäuser spannen über Volumensausschnitte eine kommunikative, zentral gelegene Begegnungszone auf. Der öffentliche, von Nord nach Süd verlaufende Weg respektiert durch entsprechende Dis tanz die notwendige Privatheit der erdge schoßigen Wohnungen, welche durch das Anheben der Baukörper über Terrain zu sätzlich unterstützt wird. Sämtliche Woh nungen verfügen über wohlproportionierte, gut ausgerichtete Grundrisse und sind
leicht möblierbar. Die wohnungsbezogenen Freibereiche sind allesamt als Loggien in die Gebäudefigur eingeschrieben und un terstützen so die einfache Poesie des un spektakulären Auftritts mit guter Einfügung in das Ortsbild. Das klare und logische statische Konzept lässt zusammen mit den überzeugenden Kenndaten der Verhältniszahlen und der Projekteffizienz ein hohes Maß an Wirt schaftlichkeit erwarten. Empfehlungen des Preisgerichts Der westliche Parkierungsstreifen der öffentlichen Stellplätze sollte zugunsten der Erhöhung des begrünten Freiflächenanteils entfallen. Im Zuge der Wohnungsgrößen optimierung sollte die Tiefe der Loggien vergrößert werden. Die Tiefgaragenlösung ist durch Entfall des Überangebotes von Aufschließungsflächen bzw. Optimierung der Fahrgassen zu verbessern. •
Alle Pläne: © S_Arquitex Schreder & Partner ZT GmbH
Ansicht Nordwest
Schnitt AA
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WETTBEWERBE
2. Preis Projekt 08
STÖGMÜLLER ARCHITEKTEN ZT GMBH Linz Gegründet 1969 stoeg.at Mitarbeit: DI Alex Lugmayr
Grundriss Erdgeschoß
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Projektbeurteilung Drei Baukörper werden geschickt um eine grüne Mitte gruppiert, sodass eine ruhige Wohnsituation entsteht, die keine „Rücksei ten“ generiert. Die beiden quadratischen Baukörper sind großzügig von oben über ein verglastes Atriumstiegenhaus belichtet, wodurch sich einladende und kommunikati onsfördernde Erschließungssituationen er geben. Auch die Stellung des länglichen Baukörpers, der mit dem gebogenen Nach bargebäude eine ensembleartige Verbin dung eingeht, wird als Bereicherung er kannt. Problematisch wird hingegen die
Passage, besonders in den Nachtstunden, gesehen. Auch die direkte Ausrichtung des Weges auf den Hintereingang des Rathau ses wird nicht positiv wahrgenommen. Ins gesamt ein sehr schönes Projekt, das sich sehr gut in die gegebene Gebäudestruktur einfügt. •
Alle Pläne: © Stögmüller Architekten ZT GmbH
Lageplan
Schnitt AA
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WETTBEWERBE
3. Preis
Lageplan
Projekt 02
F2 ARCHITEKTEN ZT GMBH Schwanenstadt Gegründet 2003 f2-architekten.at Mitarbeit: DI Kristina Koller, DI Barbara Wiesinger-Neves, Mag. Alexander Traugott, Stefan Beham
Schnitt
Ansicht Südwest
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und wuchtig. Die Konzentration in der Aus formulierung der offenen Quartiersmitte lässt die Baukörper aber im Allgemeinen zu nahe an die Grundstücksränder heran rücken, was negativ beurteilt wird. Die Fassaden sind gut ausformuliert und lassen im Zusammenspiel mit den großzügigen Terrassen einen gut ausgearbeiteten Wett bewerbsbeitrag erkennen. •
Alle Pläne: © F2 Architekten ZT GmbH
Projektbeurteilung Das gegenständliche Projekt verteilt drei annähernd gleich große Baukörper um eine gut ausformulierte, gemeinsame Mitte. Die ser angemessene Quartiersplatz mit seiner klar differenzierten Freiraumgestaltung wird von der Jury sehr positiv bewertet. Die Baukörper erscheinen aber mit ihrer zum Teil viergeschoßigen Bauweise innerhalb dieses stadträumlichen Gefüges als massiv
Grundriss Erdgeschoß
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WETTBEWERBE
Nachrücker Projekt 01
ARCHITEKTEN LUGER & MAUL ZT GMBH Wels Gegründet 1989 luger-maul.at Mitarbeit: Corinna König MArch, Markus Thurner, Marcus Brückner
Lageplan
Projektbeurteilung Drei schlichte Baukörper, die sich zu den umgebenden Gebäuden abtreppen, bilden einen groß zügigen Innenhof. Als lobend wur de von der Jury die Erschließung der Baukörper über diese gemein same Mitte bewertet. Obwohl das Dachgeschoß an den Grundgren zen zurückspringt, wird diese Nähe als problematisch gesehen. Leider erscheint die Gestaltung des In nenhofes im Sinne einer klaren Gliederung von öffentlichen, halb öffentlichen und privaten Zonie rungen als zu wenig differenziert, wobei besonders der dominante Parkplatzbereich im nordöstlichen Teil des Innenhofes negativ gese hen wird. •
Grundriss Erdgeschoß
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Alle Pläne: © Architekten Luger & Maul ZT GmbH
MArch
W O H N E N I M S T A D T Z E N T R U M V Ö C K L A B R U C K
© Architekten Architekten Gärtner+Neururer
Nachrücker Projekt 03
ARCHITEKTEN GÄRTNER+ NEURURER ZT GMBH Ansicht Südwest
Vöcklabruck Gegründet 1999 gaertner-neururer.at Mitarbeit: DI Caroline Pflügl, DI Simon Neururer, DI Cinta Gomez, DI David Heilinger
Nachrücker
Ansicht Südwest
Projekt 04
© Arch. Stelzhammer
ZT MAG. ARCH. WALTER STELZHAMMER Wien Gegründet 1979 architekt-stelzhammer.at
© archinauten dworschak+ m ühlbachler
Nachrücker Projekt 05
ARCHINAUTEN DWORSCHAK+ MÜHLBACHLER ARCHITEKTEN ZT GMBH
Ansicht Südwest
Linz Gegründet 2000 archinauten.com Mitarbeit: DI Lenka Zikesová,
Nachrücker
DI Norbert Kathrein
Projekt 06
SPS-ARCHITEK TEN ZT GMBH
Ansicht Südwest
Arch. DI Simon Speigner Thalgau Gegründet 2006
© sps-architekten
sps-architekten.com Mitarbeit: DI Martin Frenkenberger, Simon Kaltenberger, DI Dirk Obracay, DI Johannes Wesenauer
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WETTBEWERBE
AUSSCHREIBUNG ERWEITERUNG SENIORENZENTRUM ZAMS – SCHÖNWIES, T Auslober
Gegenstand des Verfahrens
Gemeindeverband Seniorenzentrum Zams-Schönwies, Tramsweg 8, 6511 Zams bzw. Gemeindeverband zur Förderung des Krankenhauses St. Vinzenz Zams, jeweils vertreten durch Bürgermeister Mag. Sieg mund Geiger
Erlangung von baukünstlerischen Vorent würfen für die Erweiterung des Senioren zentrums Zams-Schönwies. Das Pflegeheim ist mit den 30 Betten (26 Zimmern) an den Kapazitätsgrenzen angelangt. Es sollte ehestmöglich die Erweiterung um weitere 30 Betten auf insgesamt 60 Betten (60 Ein zelzimmer) erfolgen. Aus Synergiegründen ist am selben Standort die Errichtung einer Übergangspflegeeinrichtung mit 20 Betten vorgesehen. In einer neuen Tiefgarage werden die erforderlichen Pkw-Stellplätze untergebracht.
Wettbewerbsbüro undarchitektur, Architekt DI Thomas Klima, Bachlechnerstraße 21, 6020 Innsbruck
Verfahrensart EU-weiter, offener, anonymer, ein stufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich
Beurteilungskriterien Städtebauliche Lösung • Lage und Dimensionierung sowie Gestaltung der Außenräume • Bezug zur Umgebung Baukünstlerische Lösung • Entwurfsidee, baukünstlerischer Ansatz sowie Gesamtstruktur • Architektonische Qualität im Außenund Innenraum Funktionale Lösung • Äußere und innere Erschließung • Zuordnung der Funktionsbereiche • Funktionalität der Gesamtlösung
140 Persönliches Exemplar von roland@kanfer.net. Nutzung ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet.
Ökonomische, ökologische Lösung • Wirtschaftlichkeit der Gesamtlösung in Errichtung und Betrieb • Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien und Energieeffizienz
Termine Abgabe Pläne: 24. April 2019 Abgabe Modell: 6. Mai 2019 Preisgerichtssitzung: 16./17. Mai 2019
Preisgericht Architekt DI Christian Matt (Nominierung Arch + Ing Kammer); Vertretung: Archi tekt DI Elmar Nägele; Architekt DI Kurt Rumplmayr (Nominierung Arch + Ing Kammer); Vertretung: Architekt DI Albert Weber; HR DI Nikolaus Juen (Dorferneue rung); Vertretung: DI Stanislaus Unterberger (Dorferneuerung); DI Martin Schönherr (SG Raumordnung); Vertretung: DI Martin Joas (SG Raumordnung); DI Roland Kapferer (Wohnbauförderung); Vertretung: HR Mag. Otto Flatscher (Wohnbauförderung); Bgm. Mag. Siegmund Geiger; Vertretung: Hildegard Fritz; Bgm. Stellv. Josef Reheis; Vertretung: Theresia Schönherr; Gemeinde rat Stefan Zotz; Vertretung: Herbert Frank
M U S I K PAV I L L O N U N D M U S I K P R O B E L O K A L
MUSIKPAVILLON UND MUSIKPROBELOKAL FINKENBERG, TIROL Ausloberin
Art des Wettbewerbs
Beurteilungskriterien
Gemeinde Finkenberg, Dorf 140, 6292 Finkenberg, vertreten durch Bürger meister Andreas Kröll
geladener, anonymer, einstufiger baukünstlerischer Wettbewerb im Unterschwellenbereich
Verfahrensorganisation
Gegenstand des Wettbewerbs
Amt der Tiroler Landesregierung, Geschäftsstelle für Dorferneuerung, DI Stanislaus Unterberger, Heiliggeiststraße 7–9, Landhaus 2, 6020 Innsbruck
Die Erlangung von baukünstlerischen Vor entwürfen für einen Neubau eines Musikpa villons mit einem Probelokals
Städtebauliche Lösung: Lage und Dimensionierung sowie Gestaltung der Außenräume, Bezug zur Umgebung Funktionale Lösung: äußere und innere Erschließung, Zuordnung der Funktions bereiche, Funktionalität der Gesamtlösung Baukünstlerische Lösung: Entwurfsidee, Baukünstlerischer Ansatz sowie Gesamt struktur, architektonische Qualität im Außen- und Innenraum Ökonomische, ökologische Lösung: Wirt schaftlichkeit der Gesamtlösung in Errich tung und Betrieb, Nachhaltigkeit der ver wendeten Materialien und Energieeffizienz
Gemeinde Finkenberg Die Tiroler Gemeinde Fin kenberg befindet sich etwa drei Kilometer südwestlich von Mayrhofen, am Ein gang des Tuxertales auf 839 Metern Seehöhe. Fin kenberg ist von der Struktur her eine Tourismusgemein de mit landwirtschaftlichen Betrieben und Pendlern. Sie zählt rund 1450 Ein wohner und ist mit 171,5 km2 flächenmäßig die zweitgrößte Gemeinde des Zillertales, die viertgrößte im Bezirk Schwaz. Rund 370.000 Nächtigungen jährlich zeichnen für einen regen Tourismus in der Ge meinde. Direkt von Finken berg kann mit einer Gon delbahn das Großraumschigebiet „Skiund Gletscherwelt Zillertal 3000“ mit insgesamt 66 Liftanlagen und mehr als 199 Pistenkilometern er reicht werden. Finkenberg ist für den Sommer ein
idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen in die hinteren Seitentäler des Zillertales bzw. in den 422 Quadratkilometer großen Hochgebirgs-Naturpark Zil lertaler Alpen. Im Sommer 2018 lobte die Gemeinde einen gela denen, anonymen, einstufi gen baukünstlerischen Wettbewerb für die Neuer richtung eines Musikpavil lons mit Musikprobelokal aus. In der Nähe der Pfarr kirche von Finkenberg be findet sich der derzeitige Musikpavillon und auch das Musikprobelokal mit Ne benräumlichkeiten. Das Ge bäude wird den heutigen Erwartungen nicht mehr gerecht. Deshalb soll an dieser Stelle ein neuer Mu sikpavillon errichtet werden. Weiters soll auch ein Musik probelokal mit Nebenräu men geschaffen werden. Der historische Friedhof
von Finkenberg befindet sich unmittelbar bei der Pfarrkirche. Es sind noch ei nige Gräber vorhanden, die gepflegt werden. Die letzte Beerdigung auf dem histo rischen Friedhof war vor ca. 30 Jahren. Nun wird dieser Friedhof aufgelassen. Die noch vorhandenen Grab stellen werden rückgebaut, die auf diesem Friedhof Beerdigten werden auf ei ner Tafel angeführt. •
Teilnahmeberechtigung Kotai Autengruber Architekten ZT OG (Jenbach), Architekt DI R enate Benedikter (Innsbruck), Architekt DI Johannes Wiesfle cker (Innsbruck), parc architekten Arch. DI Michael Fuchs (Innsbruck), Architekt DI Günther Gasteiger (Hart im Zillertal), Architekturstudio T&S (Ramsau), Architekt DI Werner Burtscher (Stams), Univ.-Prof. DI Christoph Achammer (Innsbruck), Architekt DI Peter Nocker (Steinach)
Preisgerichtssitzung 19. November 2018
Informationen
finkenberg.tirol.gv.at
Preisgericht Fachpreisrichter: Arch. DI Rainer Köberl (Nominierung Arch + Ing Kammer), HR DI Nikolaus Juen (Dorferneuerung), DI Michael Unterberger (Sachgebiet Raumordnung, Land Tirol) Sachpreisrichter: Andreas Kröll (Bgm. Fin kenberg), Rudolf Klausner (GV Finkenberg), Markus Troppmair (Obmann Musikkapelle Finkenberg), Michael Erler (Musikkapelle Finkenberg)
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WETTBEWERBE
1. Preis Projekt 06
UNIV.-PROF. DI CHRISTOPH M. ACHAMMER/ ATP INNSBRUCK PLANUNGS GMBH Innsbruck Gegründet 1951 atp.ag Mitarbeit: Christoph M. Achammer, © Gemeinde Finkenberg
Paul Ohnmacht, Jose Carlos Lopez Cervantes, Laurenz Baumgartner
Projektbeurteilung Fast wie ein klassischer Musikpavillon, also ein sich nach vorne trapezförmig öffnender Raum, richtet sich der Pavillon zum Kirchen eingang, zum alten Friedhof und zum Dorf. Davor entsteht ein möglichst großer, auf das Vorplatzniveau der Kirche angehobener Platz für Konzerte und kirchliche oder profa ne Feste. Keinerlei sonstige Bauwerke auf diesem Platz, wie diese bei zahlreichen Teil nehmern vorgeschlagen wurden, verstellen den Blick auf die Dachlandschaft des Dor fes und die umgebenden Berge. Eine teil weise neue Treppe von der Landesstraße herauf, hinter der Friedhofsmauer, verbin det einerseits das Dorf mit dem neuen Platz und der Kirche, andererseits wird hier ein attraktiver Zugang für das Probelokal und die Belichtung für dieses geschaffen. Diese Treppe bindet auch den alten Friedhof or ganisch mit ein und wird so zu einem wirk lich wichtigen, charaktervollen Element im dörflichen Wegenetz. Hier gilt es, die trep penbegleitende Friedhofsmauer und die Befensterung des Probelokales noch einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Die architektonische Formulierung dieses
Lageplan
Grundriss Erdgeschoß
Beitrags versucht in Materialität und For mensprache Bezug auf die Satteldächer der Umgebung zu nehmen und bietet keine neuen befremdlichen Architekturen im Dorfbild, ohne sich jedoch anzubiedern. Auf einem steinernen Sockel, der straßen seitig auch zur Außenwand wird, verklam mern sich der hölzerne Aufbau und seine
Ansicht West
präzis gefalteten Dächer. Das Untergeschoß gilt es noch einmal zu überarbeiten. Nicht nur das Foyer und die weiter nach hinten führende Erschließung, sondern vor allem das Musikprobelokal überzeugen im Raum zuschnitt noch nicht. Dies ist jedoch leicht zu beheben und wird das Projekt zur vollen Befriedigung führen. •
Schnitt 1-1
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M U S I K PAV I L L O N U N D M U S I K P R O B E L O K A L
Projekt im zweiten Wertungsdurchgang Projekt 04
WIESFLECKER ARCHITEKTEN ZT GMBH Innsbruck Gegründet 1994
© Gemeinde Finkenberg
wiesflecker-architekten.com Mitarbeit: Mag. Josef Wiesflecker (Modell), DI Walter Rudig
Projektbeurteilung Die Projektanten setzen einen klaren würfelförmigen Kubus auf den Festplatz, der gegenüber dem Kirchplatz um ca. einen Meter hö henverschoben ist. Diese akzentuierte Haltung schafft eine beson dere Situation, die grundsätzlich der Aufgabenstellung entspricht. Formal nach außen als massiver Baukörper vorgeschlagen, wechselt im inneren der Kubus zum hölzernen „Klangkörper“. Abgesetzt im Nordeck des Areals ein lagerhafter, geometrischer Anbau, der der Belichtung des Aufenthaltsbereiches der Musik dient. Insgesamt ein interessanter Beitrag, der sich nach Auffassung der Jury allerdings
doch in Teilen in seiner Formalität verliert. So ist der Verzicht auf La gerräume im EG nicht möglich, im Gegensatz dazu wirkt die Belich tung des Aufenthaltsbereiches der Musik überzogen. Wenn auch die unterschiedlichen Platzniveaus verständlich und nachvollziehbar sind, ist dieser Ansatz für die Ausloberin nicht akzeptabel. Der Über gang Festplatz/alter Friedhof ist im Sinne einer Vergrößerung des Außenraums verständlich, müsste aber im Detail noch überlegt wer den. Das Gebäude für Ausschank und WCs im Südeck des Areals, unmittelbar neben der Kapelle, wird kritisch gesehen. •
Projekt im zweiten Wertungsdurchgang Projekt 08
© Gemeinde Finkenberg
ARGE ARCH. DI PETER NOCKER UND DI DANIEL NOCKER Innsbruck
Projektbeurteilung Der Projektant positioniert den Musikpavillon ganz im Norden des Areals, der sich gut nach Südosten orien tiert. Durch die Setzung entsteht ein relativ großer Dorf platz. Gegenüber dem Pavillon an der markanten Mauerkante ist der Ausschank samt WC-Anlagen positi oniert. Beide Gebäude sind mit einer lagerhaften Span ge miteinander verbunden und schließen so den Fest platz nach Osten. Die sehr reduzierte und klare Formensprache gibt dem neuen Ensemble Identität und
hebt es gegenüber der heterogenen Architekturland schaft der Umgebung ab. Städtebaulich wird der Ab schluss nach Osten jedoch nicht unkritisch gesehen. Der Blick in die Landschaft und auf die Dächer von Finken berg wird als eine der Qualitäten dieses Ortes gesehen. Die Erschließung des UG funktioniert in dieser Form nicht, der Lift erscheint zu prominent gesetzt. •
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I N F O R M AT I O N E N
Präzisionsarchitektur Läuft ein Planungsprozess gut, dann sind Bauherr und Architekt ein Autorenteam, in das sich jeder auf seine Art einbringt, und das Ergebnis ist ein gemeinsames Werk. Wechselt ein Part, entsteht naturgemäß eine andere Architektur. In diesem Buch werden Auftraggeber und ihre mit dem Wiener Büro vana-architekten entworfenen Bauten und Interieurs der letzten 25 Jahre gemeinsam vorgestellt. Weil die einen von den anderen nicht zu trennen sind. Gerhard Vana studierte Architektur in Wien, Salzburg und Zürich. Nach mehreren Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der TU Wien und der Universität Wien führt er seit 1996 das Büro vana-architekten in Wien (gegr. 1924). Karin Müller-Reineke studierte Architektur in Braunschweig, Salzburg und Zürich. Seit 1987 ist sie Mitarbeiterin bei vana-architekten. Präzisionsarchitektur Erschienen Februar 2019 | 224 Seiten | Gebr. Mann Verlag – Berlin | ISBN 978-3-7861-2801-4
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Architekturfestival TURN ON 2019 – von 7. bis 9. März 2019 Die Programmpunkte des Architekturfestivals TURN ON stellen die einzelnen Blickwinkel verschiedener Disziplinen dar und bringen breit gefächerte Standpunkte ein. Der diesjährige Festredner Leo Van Broeck aus Brüssel spricht von Qualität als einem Brückenschlag zwischen Architektur und Politik. Die Talkrunde am Samstag nimmt das Thema auf und fragt nach der „Qualitätssicherung“ im Ablauf vom ambitionierten Entwurf bis zum realisierten Bauwerk. Komplexe Projektentwicklungen werden anhand einer kleinen Gemeinde, einer Mittelstadt und im großstädtischen Kontext mit verschiedensten Auftraggebern dargestellt. Besonderes Augenmerk liegt wieder auf dem Wohnbau mit sozialem Anspruch. Am Samstag werden alljährlich unterschiedlichste Entwurfsstrategien präsentiert: für gesellschaftlich engagierten Wohnbau, modern interpretierte Stadthäuser, unkonventionelle Quartiere in der Großstadt, aber auch Stadtvillen mit denkmalgeschützter Bausubstanz. Ein weiterer narrativer Bogen umspannt Bauten für Bildung sowie drei Gesundheitszentren. Schließlich geht es um singuläre Bauaufgaben: zwei Kulturbauten und einen großen Gebäudekomplex für die Justiz.
Informationen wettbewerbe.cc/abo
Vorschau
ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE 2/2019 (343) Erscheinungstermin 18. 04. 2019 Themen / Produkte & Systeme SKELETTBAU: Holz / Stahl / Beton Wärmedämmung / Brandschutz
Informationen turn-on.at
Interior Design Innenraumgestaltung / Trockenbau / Akustik
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