ARCHITEKTURJOURNAL / WETTBEWERBE Special HAUS + WOHNEN 2019

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Jänner 2019

ERSCHEINUNGSORT WIEN | Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, 1110 Wien | ÖSTERREICHISCHE POST AG, P.b.b. 17Z041223 M

HAUS UND WOHNEN

43. Jahrgang € 19,00

HAUS + WOHNEN Die schönsten Einfamilienhäuser

ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE – DAS MAGAZIN FÜR BAUKULTUR

Bauen mit Ziegel, Beton und Holz Fertighäuser Zukunft des Wohnens Einrichtungstrends Bad und Wellness Smart Home Sanierung und Nachverdichtung Energieeffizienz

architekturjournal.wettbewerbe

@AJ_WETTBEWERBE

© Daniel Hawelka

www.wettbewerbe.cc

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© Raphael Kanfer

EDITORIAL

SCHÖNE HÄUSER Einfamilienhäuser sind üblicherweise kein Thema im ­ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE. Das liegt daran, dass wir uns in erster Linie mit den Ergebnissen von Architekturwett­ bewerben und deren Umsetzung befassen. Wettbewerbe werden bei großen Bauvorhaben ausgeschrieben, bei Wohnhausanlagen, Bildungsbauten oder Firmenzentralen. Projekte der öffentlichen Hand, die eine gewisse Größenordnung überschreiten, müssen nach dem Bundesvergabegesetz und den EU-Richtlinien sogar einem EU-weiten, offenen Wettbewerb unterzogen werden. Als Fachmagazin für Architektur richten wir uns daher an einen Leserkreis, der – neben Architekten – Wohnbauträger, Baubehör­ den, Gemeinden und die Bauwirtschaft umfasst. Die sogenannten „Endverbraucher“, also Menschen, die sich ein Einfamilienhaus bauen und einrichten wollen, zählen in der Regel nicht dazu. Gute Architektur In diesem Bereich kommen Gestaltungswettbewerbe auch eher selten bis nie vor. Private, architekturaffine Bauherren suchen sich ihre Architekten über Empfehlungen oder Direktsuche selbst und vergeben ihre Planungsaufträge nach Einholung eines oder mehre­ rer Vorschläge und Angebote. Dass es hervorragende Einfamilien­ hausarchitektur gibt, die während des Jahres kaum Platz in unse­ rem Magazin findet, wollen wir mit dieser Spezialausgabe ­ HAUS + WOHNEN nun demonstrieren. Wir zeigen Ihnen architek­ tonisch besonders gelungene Beispiele für Häuser in verschiede­ nen Bauweisen – in Holz oder mit Massivbaustoffen errichtet, mit

Klinkerziegelfassade oder in Sichtbeton. Und wir befassen uns in Zeiten, in denen der Bedarf nach Wohnraum ebenso steigt wie die Notwendigkeit nach einer Reduktion des ökologischen Fuß­ abdrucks, den wir mit dem Bauen hinterlassen, mit dem Thema Sanierung und Nachverdichtung bestehender Häuser. Sie finden dazu kluge und gestalterisch anspruchsvolle Lösungen, für Zu­ bauten, Rückbauten und Umgestaltungen. Neueste Trends Wir berichten über unterschiedliche Wohnformen – gemeinschaft­ liches Wohnen, naturnahes Wohnen, Wohnen auf kleinstem Raum, altersgerechtes Wohnen – und über die neuesten Trends für den Wohn- und den Sanitärbereich. Auf neue Entwicklungen in den eigenen vier Wänden werden wir uns auch aufgrund der digitalen Revolution einstellen müssen, in der wir uns befinden. Im Smart Home der Zukunft werden wir mittels Sprachbefehlen nicht nur die Haustechnik, den Fernseher und die HiFi-Anlage steuern, wir wer­ den auch unsere Einkäufe erledigen können. Smart wird die Tech­ nologie auch im Garten. Welche Trends uns in unseren Grünoasen sonst noch erwarten, sehen Sie ebenso in dieser Ausgabe. Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen Roland Kanfer Chefredakteur

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I N H A LT

Behaglich wohnen – was es dazu braucht

Wohnhaus in Sichtbetonbauweise

Grüne Lebensräume

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Editorial 1

Wohnen

Messekalender / Buchtipps / Impressum 128

Behaglich Wohnen

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Nachverdichten statt neu bauen

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Einfamilienhaus Hall, Tirol

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Zubau Haus KFT, NÖ

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Thema

Wohnformen

Um- und Zubau Haus W, Wien

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Sanierung

Altersgerecht wohnen und sanieren

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Wohngemeinschaft B.R.O.T., Pressbaum 60

Umbau + Sanierung EFH L, Wien

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Haus im Pongau, St. Veit

Umbau Wochenendhaus, Pöllau

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Umbau Mikrowohnung Mentlgasse, Innsbruck

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Wohnen: Nester, Höhlen, Wolkenkratzer 3

Die Zukunft des Wohnens

Bauweisen Ziegel: Proportion, Haptik + Atmosphäre 8 Backsteinhaus im Backsteingarten, CZ

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Sichtbeton: EFH Gallneukirchen, OÖ

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Wohnkeller in Beton

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Massiv: Wohnpark Wolfsbrunn, NÖ

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Holzmassivbau: Doppelhaus Sistrans

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Holzmassivbau: Haus Lobau 2, Wien

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Holzfertigbau: Leicht, schnell + günstig 36

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Wohntrends Das Leben ist bunt

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Wohnen mit Naturstein

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Bad + Wellness Badesaison 2019: Farbe bekennen

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Bad ohne Grenzen

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Sauna: Being well and fit

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Gebäudetechnik Smart Home: Digital in Griffweite

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Heizung: Schön warm

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Garten Smarte Lebensräume in der Oase

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Leichtbau: Einfamilienhaus Gablitz, NÖ 38 Fassaden: Gesichter eines Hauses

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WOHNEN

© CC-BY-4.0

Rekonstruktion eines Wikinger-­ Langhauses im Freilandmuseum ­Trelleborg (Slagelse)

Nester, Höhlen, Wolkenkratzer Mit dem Spruch „My home is my castle“ ist vieles gesagt: Wohnung ist ein privater, geschützter Ort, an dem man sich wohlfühlt. Bei allen individuellen und historischen Varianten bleibt immer der Aspekt der Geborgenheit und einer Möglichkeit des Rückzugs wichtig. Diese Forderungen treffen auf Höhle wie Nest gleichermaßen zu.

Webervögel sind exzellente Baumeister: Dass das Wohnen kein distinktives Merkmal menschlicher Kultur ist, wird beim Anblick des perfekt gebauten Nests sofort klar. Mit faszinierender Präzision und detailreicher Kenntnis statischer Zusammenhänge wird da ein Zuhause geschaffen, das genau in die Gegebenheiten der Umgebung passt. Vorbildlich sozusagen. Und Vorbild waren sicherlich die zahlreichen konstruierten Be­ hausungen verschiedenster Tiere auch bei der Entwicklung des Wohnbaus. So mut­ maßt der römische Architekturhistoriker Vitruv in den ältesten bekannten

Susanne Karr

Aufzeichnungen zum Thema, dass es im Zuge des Zusammenschlusses mehrerer Menschen in Gruppen zu unterschiedlichen Entwicklungen kam: „Da begannen in dieser Gemeinschaft die einen Dächer aus Laub zu bauen, andere, am Fuß der Berge, Höhlen zu graben, einige stellten – die Nester der Schwalben und ihre Konstruktio­ nen imitierend – Örtlichkeiten aus Lehm und Reisig her, in denen sie Unterschlupf fanden.“ („Zehn Bücher über Architektur“, 2. Buch, 1. Kapitel: Vom Ursprung der Gebäude) Interdisziplinär und kokreativ Bis heute – und in Zukunft noch verstärkt  – spielt der Schutz vor dem Klima eine ent­ scheidende Rolle. Bereits in der Steinzeit wohnen Menschen nicht direkt im Freien. Das Wohnen hat neben Fragen des Kom­ forts existenzielle Bedeutung, gerade wenn

das Klima rau ist oder die nächtlichen Raubtiere zahlreich sind oder beides gleich­zeitig. Die Frage, wie dieser Ort genau aus­ sehen soll, lässt sich sehr vielfältig beant­ worten. Sobald arbeitsteilige Strukturen Gesellschaften zu durchdringen beginnen, kann eine Spezifizierung der Baukunst an­ genommen werden – nicht mehr jede Familie oder Gruppe baut ihr eigenes Do­ mizil. Es werden Spezialisten für diese Auf­ gabe ernannt, die in der Folge hohe Kunstfertigkeit erlangen. Schon bei Vitruv wird vom Architekten außer handwerk­ lichem Können (Fabrica) und konzeptionel­ lem Arbeiten umfangreiches Wissen über Kultur gefordert – so hilft etwa die Kennt­ nis von Musik dem Harmonieempfinden und dem Gefühl für Proportionen. Auch Kenntnisse in Gesetzeskunde und Ge­ schichte, Philosophie und è

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WOHNEN

Nordfront der wieder aufgebauten Stadtvilla (Villa Urbana) in Carnuntum

© CC-BY 2.5_MatthiasKabel

Architektur – hat aber auch prominente Gegner wie Raffael oder Palladio: Letzterer findet, in der Perspektive entstehe eine Ver­ zerrung, die der Optik schade. Palladio gilt immer noch als einer der einflussreichsten Architekten überhaupt. Seine Betrachtung von Architektur als sozi­ aler Katalysator beinhaltet urbanistisches Wissen, das bis heute inspiriert. Ebenso sein Konzept, das Haus als eine kleine Stadt zu betrachten und die Stadt wieder­ um als ein großes Haus. Es geht ihm um das Studium der Dynamiken, die sich im lebendigen Ablauf eines Tages mit seinen Geschäften, sozialen Zusammenkünften und individuellem Rückzug abspielen, und den Versuch, diese Abläufe in Räumlich­ keiten zu fassen. Diese Idee verfolgt ja letztlich auch Le Corbusier in seiner Wohnmaschine, kommt allerdings zu einer gänzlich anderen ästhe­ tischen Umsetzung. Seine Bevorzugung des rein Funktionalen zeigt sich in seinen Entwürfen, kombiniert auch mit einem gänzlich anderen Verständnis von Proporti­ onen. Kann diese andere Auffassung, ab­ gesehen von Stil­fragen, rein mit der Größe der Stadt und der Anzahl der Bewohner erklärt werden?

Gebräuche sind notwendig – eine inter­ disziplinäre Sicht der Architektur. Vitruvs „Zehn Bücher“, verfasst zu Zei­ ten des Kaiser Augustus, gehören zu den viel diskutierten Schriften zur Architektur. Entgegen früheren Vorstellungen von ei­ ner marmorschimmernden, mit Ornamen­ ten geschmückten Stadt befindet sich Vi­ truv in einer Großstadt der Mietskasernen und Slums. Ziegelbau überwiegt die teu­ ren Marmorkonstruktionen, die Bauwirt­ schaft ist korrupt, das erstrebenswerte ar­ chitektonische Können, das im Tempelbau steckt, liegt oft in den Händen griechi­ scher Sklaven – wer es sich leisten kann, beschäftigt so einen Kulturbotschafter

Architektur als urbanistische Intervention Denn in der Renaissance bezieht man sich wieder auf eine idealisierte Antike voller in Stein gemeißelter Kunst und idealer Pro­ portionen. Die Baumeister studieren und vermessen römische und griechische Tem­ pelruinen und Gemäuer. Leon Battista Al­ berti studiert Vitruvs Schriften, begründet die architektonische Perspektivzeichnung. Diese wiederum beeinflusst Malerei wie

© Bwag/CC-BY-SA-4.0

Doppelwohnhaus Woinovichgasse 1 & 3, Werkbundsiedlung Wien (Architekt Hugo Gorge)

wider Willen. In dieser Zeit fasst Vitruv seine Überlegungen und Erkenntnisse in zehn Schriftrollen zusammen, die im Fort­ gang der Geschichte der Baukunst hohen Einfluss gewinnen. Im Prinzip nimmt die gesamte Architekturtheorie von Renaissan­ ce bis Klassizismus bei ihm Anleihen oder setzt sich mit seinen Schriften auseinander.

Urbane Varianten und die Sehnsucht nach Privatheit Es gibt so viele Stile von Häusern wie Menschen selbst, ließe sich mit Frank Lloyd Wright sagen. Allein der Standort gibt An­ lass zu Debatten – viele Menschen wollen heutzutage mitten im urbanen Leben an­ gesiedelt sein, wo sie wichtige Ressourcen wie Kommunikation, Inspiration und Gesell­ schaft vermuten. Andere leben immer noch gerne an den Rändern von größeren An­ siedlungen, schätzen ihre dadurch (ver­ meintlich) gewährleistete Privatheit und Nähe zu natürlicher Umgebung. Der Drang in die Städte, der wieder tendenziell zu­ nimmt, folgt heute wie früher der Ansicht, Stadtluft mache frei. Aktualisiert könnte man sagen, die Möglichkeiten für flexibel und mobil eingestellte Menschen stellen sich in der Stadt einfacher dar. Die Gestal­ tungsmöglichkeiten für Lifestyle werden in diesem Konzept teilweise quasi in den öffent­lichen Raum verlegt, wohingegen das Leben am Stadtrand oder gar auf dem è

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WENN JEMAND AN JEDES DETAIL GEDACHT HAT UND DABEI GANZ GROSS AUSSIEHT, DANN IST ES EINE HAKA.

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WOHNEN

© CC-A-3.0

Die Fassaden von Zinshäusern haben sich oft an den Fassadenornamenten von Bürgerhäusern orientiert (rechte Fassade). Dahinter verbargen sich aber häufig Wohnkästen.

Land viele Interessen in den Privatraum in­ tegriert. Aber vielleicht spiegeln diese bei­ den Extremvarianten auch grundsätz­liche Unterschiede der Auffassung vom guten Leben, das immer auch die Frage nach dem Wohnen mit einschließt. Wie groß soll eine Wohnung sein? Soll es ein Haus sein? Wenn ja, einzelstehend? Für mehrere Parteien? Generationenübergreifend? Vorgänger dieser unterschiedlichen Wohnmodelle finden sich tatsächlich bereits in den Varianten des neolithischen Langhauses: entweder mit einer Groß­ familie bestückt, oder, in Vorgriff auf das Konzept des Reihenhauses, mit mehreren Großfamilien. Oft wohnen auch die Tiere mit im Haus. Ein gestreckter Bau, zwischen zwölf und 40 Meter lang, etwa sieben Me­ ter breit, mit hohem Giebel, getragen von Stützenreihen. So kann man sich das euro­ päische Langhaus vorstellen, das im Prin­ zip bis ins Mittelalter funktioniert. Varian­ ten dieser Bauform finden sich überall auf der Welt. Es gibt aber auch rund angeord­ nete Gemeinschaftswohnhäuser, die aller­ dings weniger leicht zu erweitern sind. Mit dem Aufkommen von Arbeits­ räumen, die außerhalb der Wohnstätten angelegt werden, weil sie viel Platz brau­ chen, ändern sich die Konzepte. Sobald nicht mehr nur für den Eigenbedarf pro­ duziert wird, entstehen Werkstätten mit

eigenen Räumlichkeiten. Diese Arbeiten hatten davor noch Platz auf dem über­ dachten Vorplatz gefunden, werden nun aber in eigene Arbeitsräume ausgelagert. Das Atelier, die Werkstatt, der vom Alltags­leben getrennte Arbeitsplatz entsteht. Repräsentation Eine andere Tradition entwickelt sich aus dem gehobenen römischen Wohn- und Lebensstil, seinen Villen und Gartenanla­ gen. Wieso man sich im sogenannten Mit­ telalter nicht mehr an solchen Wohnformen orientierte, die durchaus luxuriös waren  – mit Bodenheizungen, verzierten Möbel­ stücken, schön gefärbten Wänden – da­ rüber gibt es viel Spekulation. War es die Abneigung gegen die Kolonialisten? Oder Ignoranz? Oder die Ablehnung anderer Lebensstile? Palladio jedenfalls nahm Anleihen an antiken Bauten und vertrat die Ansicht, dass die römische Architektur für alle sozi­ alen Klassen verfügbar gemacht werden könne. Seine Kühnheit, vormals rein dem

sakralen Bereich zugeordnete Elemente wie Säulen in profane Zusammenhänge einzubauen, sicherte seinen Einfluss nach­ haltig. Nicht nur Villen für wohlhabende Bürger wurden in seinem Stil errichtet, auch Kirchen, Banken, Wohnhäuser. Die harmonischen Proportionen eignen sich für vielfältige Belange. So wurde 2012 in Somerset, England, ein Palladio-inspirier­ ter Kuhstall gebaut, der die Reichweite dieser Ästhetik demonstriert. Eine Welt ohne Palladios Erbe wäre eine sehr depri­ mierende, so bringt es Charles Hind, Chef­ kurator der Sammlungen des königlichen Instituts britischer Architekten und Bau­ meister, auf den Punkt. Palladianismus wird aber seit Langem auch als inflationäre Angeberarchitektur verwendet, indem einzelne Elemente überbetont und überinterpretiert werden, was wie ein Bauen mit Siegergeste anmu­ tet. So kann der Erfolgreiche als Symbol seiner Macht und seiner Überlegenheit mit den vormals sakralen Versatzteilen Herr­ schaft demonstrieren. Dass es sich hierbei um eine stark vereinfachte Deutung kom­ plexer Denkgebäude handelt, steht der Verwendung der Elemente nicht im Wege. Das Auftrumpfen mit Steinsäulenfassaden bedient sich einer Grammatik, die eine höhere Macht symbolisiert, wie im Tempelbau.

1927 wurde in Stuttgart auf Initiative des Deutschen Werkbundes die „Weißenhofsiedlung“ errichtet. Vertreter moderner Architektur wie Hans Scharoun wirkten mit.

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WOHNEN

© CC-A-2.0

Moderne Wahrnehmung und Nutzung Architektonische Anleihen an Gesten der Herrschaft finden sich auch in den Miets­ häusern in den Städten, deren Fassadenor­ namente sich oft an den schönen Bürger­ häusern orientieren. Heute gelten diese Gebäude ja häufig als stilvolle Altbauten. Zu bedenken ist hierbei, dass früher ganze Familien in einem einzigen Zimmer unter­ gebracht waren. Mit der industriellen Revo­ lution ziehen mehr und mehr Menschen in die Städte – die Mietkasernen sind Aus­ druck dieser Entwicklung. Viele gleichen eher Wohnkästen als proportionierten Häu­ sern. Wohnen war immer eine Frage der finanziellen Mittel und der sozialen Klasse. So prägte denn auch das Bürgertum des 19. Jahrhunderts langfristig die Idee vom schönen Wohnen – edle Möbel, Porzellan, Teppiche: Man zeigt, was man hat. Diese Haltung erinnert an Trends wie „Hygge“, die ein gewisses biedermeierliches Potenzi­ al haben. Verglichen mit anderen Epochen und Regionen bleiben einige dieser Merk­ male konstant. Aber auch die Gegenbewe­ gung oder der Antireflex – Geradlinigkeit, Minimalismus – finden sich häufig in größe­ rer zeitlicher Nähe zum Rückzug in den ide­ alen Innenraum des 19. Jahrhunderts als gedacht. Als eines der wichtigsten Projekte der Wiener Moderne gilt die Werkbundsied­ lung in Hietzing. Unter der Gesamtleitung von Josef Frank waren die wichtigsten ös­ terreichischen und einige internationale

© CC-4.0

Architekten dieser Zeit beteiligt wie Josef Hoffmann, Clemens Holzmeister oder Oskar Strnad. 1932 als Exempel für die moderne Art zu leben und das „Neue Wohnen“ eröffnet, gelten die 70 Häuser als elementarer Baustein im Kosmos des kommunalen Wohnbaus des sogenannten „Roten Wien“. Als Reaktion auf die ver­ heerende Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurden zahlreiche, leistbare und gut ausgestattete Wohnungen geplant und errichtet. Bereits 1927 war in Stuttgart auf Initiative des Deutschen Werkbundes die „Weißenhofsiedlung“ eröffnet worden, die neue Impulse für das Wohnen setzte, von der Raumaufteilung bis zu den Wand­ farben, von der Einrichtung bis zur Dach­ terrasse mit Blick über die Stadt. Vertreter moderner Architektur wie Hans Scharoun, Le Corbusier und Walter Gropius hatten mitgewirkt – ebenso Josef Frank und Lud­ wig Mies van der Rohe, der die Gesamtlei­ tung innehatte. Minimalismus, Urbanismus und öffentlicher Raum Mit dem „Farnsworth House“ führte Mies van der Rohe seine minimalistischen Be­ strebungen noch weiter. Das erste Einfami­ lienhaus nach der Emigration in die USA ist eigentlich ein Einpersonenhaus und in die­ sem Sinne eine frühe Adaptierung des Singlehaushalts. Die Entstehungsgeschich­ te mit gerichtlich durchgefochtenen Zer­ würfnissen zwischen Auftraggeberin und Architekt mag zur Prominenz des Gebäudes das Übrige beigetragen haben. Wichtig ist jedenfalls die extreme Reduktion in der

Mit dem „Farnsworth House“ (1951, Illinois) führte Ludwig Mies van der Rohe seine minimalistischen Bestrebungen weiter.

Architektur, die sich im Inneren durch Weg­ fall von Türen und Wänden fortsetzt. Die umgebende Natur dringt durch groß­ flächige Verglasungen direkt ins Innere und spielt eine noch weitaus größere Rolle als etwa bei der Villa Tugendhat, deren Gesamt­anlage ebenfalls mit dem Wachs­ tum der umgebenden Pflanzen spielt. Farnsworth House folgt wie ein Gegenstück direkt auf den Bau von zwei Apartmenttür­ men am Lake Shore Drive in Chicago, die durch den Einsatz von Glas und Stahl Trans­ parenz und Leichtigkeit vermitteln. Der mehrgeschoßige Wohnbau be­ gleitet also das Leben in der Stadt seit antiken Zeiten, ebenso das idyllische An­ wesen in Alleinlage. Tendenzen zwischen einem Verständnis von Stadt als extremer Ausgrenzung von Natur und der Sehn­ sucht nach urbanisierter Natur wie in Parks mit Blumen, Wasser und Tieren bilden die Extrempole. Baukunst steht in der Vermitt­ lerrolle zwischen Individuum und Gesell­ schaft. Als kreative Leistung gehört sie nie einzelnen „Architektengenies“ an, obwohl skulptural angelegte Einzelbauten dies häufig nahelegen. Im besten Fall lassen sich die einzelnen Elemente wie eine Me­ lodie miteinander verbinden und auch die Lücken können wirksam werden – hier findet dann das öffentliche Leben statt. •

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BAUWEISEN

Proportion, Haptik und Atmosphäre

Allen-Lambe-Haus in Wichita, Kansas, Frank Lloyd Wright, 1915

Die Qualitäten des Ziegels bestehen seit Jahrtausenden: die Verfügbarkeit, die Veränderbarkeit, die Dauerhaftigkeit, die Vielseitigkeit, die Speicherwirkung. Große Architekten sahen im unverputzten Ziegelmauerwerk den Ausdruck für eine Architektur, die sich respektvoll mit der Natur verbindet.

Neben Stein, Holz und pflanzlichen Fasern gehören Ziegel zu den ältesten Baumaterialien der Welt. Zuerst bestanden sie aus luftgetrocknetem Lehm, dem bald schon Stroh als Bewehrung beigemengt wurde, um Schwindrisse zu minimieren. Vor rund 5000 Jahren be­ gannen die Menschen, die Lehmziegel zu brennen, was ihnen Witterungsbeständigkeit und höhere Festigkeit verlieh. Heute ist die Bandbreite an technischen und gestalterischen Möglichkeiten im Bauwesen so groß wie nie zuvor. Obwohl viele dieser Möglichkeiten im Ziegelbau gar nicht ausgeschöpft werden können, ist Ziegel immer noch ein zeitgemäßes und unersetzbares Material in der Architektur, vor allem dann, wenn es um mehr geht als darum, Hüllen für die Gebäudetechnik zu errichten. Die Qualitäten des Ziegels sind seit Tausen­ den von Jahren bekannt: Verfügbarkeit, Veränder­ barkeit, Dauerhaftigkeit, Vielseitigkeit und

Speicherwirkung. Eine monolithische Ziegelaußenwand ermöglicht auf die gesamte Lebensdauer einen sehr guten Wärmeschutz, Wärmespeicherung, Schallschutz und Brandschutz ohne Zusatzdämmung. Ziegel sind wasserdampfdiffusionsoffen, sorgen damit für einen Ausgleich der Raumluftfeuchtigkeit und tragen zu einem behaglichen und gesunden Raum-Wohlfühlklima bei. Ziegelbauten haben außerdem eine hohe Wert­ beständigkeit und die Instandhaltungskosten sind auf lange Sicht niedrig. Sichtziegel Ziegel finden aber nicht nur als tragendes, durch den aufgetragenen Putz unsichtbares Mauerwerk Verwen­ dung. Ein Haus in Sichtziegelarchitektur vermittelt infol­ ge der Kleinteiligkeit des Fassadenbildes das Gefühl von Proportion, Haptik und Atmosphäre, Natürlichkeit 8

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ZIEGEL

© CC-A 3.0 / Jeffrey Beall

© Norbert Prommer

Einfamilienhaus Mabi & Mibi in Wien, Architekt Klaus Leitner, 2011

House 1014 in Granollers, Spanien, H Arquitectes, 2014

© Wienerberger

und Individualität. Große Architekten wie Frank Lloyd Wright oder Ludwig Mies van der Rohe sahen im sicht­ baren, unverputzten Ziegelmauerwerk den Ausdruck für eine Architektur, die sich respektvoll mit der Natur verbindet. In der Regel werden für Sichtziegelfassaden Klinker verwendet. Das sind Ziegel, die unter so hohen Tempe­ raturen gebrannt sind, dass die Poren des Materials durch den beginnenden Sinterprozess geschlossen werden. Dadurch werden sie im Gegensatz zu normal gebrannten Ziegeln wasserundurchlässig. Durch ver­ schiedene Zuschläge zur Rohmasse lassen sich viel­ fältige Farbnuancen erreichen, von verschiedenen Rottönen über Gelb bis Braun. Klinker können auch als Vorsatzschale in einem Wärmedämmverbundsystem statt des üblichen Dünnputzes eingesetzt werden. Klinkerfassaden haben vor allem in Großbritannien sowie den am Ärmelkanal gelegenen Ländern Holland und Belgien Tradition, wo die salzige Meeresluft den bei uns verbreiteten Putz zersetzen würde. Eine weitere Möglichkeit, Sichtziegel einzusetzen, sind keramische Fassadenplatten in unterschiedlichen Farben, Glasuren, Formen und Oberflächen, die auf einer Unterkonstruktion aus Aluminium befestigt wer­ den. Dieses hinterlüftete System wurde zu Beginn der Achtzigerjahre mit dem Ziel entwickelt, zeitlos moderne Fassade mit dem unverwechselbaren Charakter des Naturprodukts Ton zu schaffen. •

© Wienerberger

Im sichtbaren, unverputzten Ziegelmauerwerk drückt sich eine Architektur aus, die sich respektvoll mit der Natur verbindet.

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BAUWEISEN

Projekt Backsteinhaus im Backsteingarten Prušánky (CZ)

Bauherr Privat

Architekt Jan Proksa, Wien janproksa.com

Fotos Jakub Skokan, Martin Tůma / BoysPlayNice

Projektdaten

Nutzfläche: 55 m2 Wandaufbau: Außenwand: 10 cm Backstein 4 cm Hinterlüftung 14 cm Mineralwolle 25 cm Ziegelmauerwerk 1,5 cm Innenputz 0,2 cm Kalkputz Entwurf: 2012 Fertigstellung: 2016

Wechselweise horizontal und vertikal geschichtete Backsteine sorgen für Abwechslung im Fassadenbild.

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Alle Fotos: © BoysPlayNice

Das von Jan Proska geplante Haus nahe Prag ersetzte das ehemalige Ausgedinge. Es bildet dessen Grundriss, Oberfläche und Charakter nach.

Haus und Hof In der Nähe von Prag entstand ein kleines, der lokalen Bautradition angepasstes Haus mit Sichtziegelfassade. Auch die Hofpflasterung besteht aus demselben Material. offenen Backstein zeigen – eine dauerhafte, emotional warme und nicht zuletzt kostengünstige Oberfläche. Der in Wien arbeitende Architekt Jan Proksa plante in Prušánky nahe Prag ein 2016 fertiggestelltes Haus mit einer Nutzfläche von 55 Quadratmetern, welches das ehemalige Ausgedinge ersetzt und dessen Grundriss, Oberfläche und traditionellen, einfachen Charakter nachbildet. Hinter der zehn Zentimeter starken, auf Edelstahlankern befestigten Backsteinfassade liegt eine 14 Zentimeter dicke Dämmschicht aus Mineralwolle. Das tragende Mauerwerk besteht aus 25 Zentimeter starken Mauerwerksziegeln. Die Fensterflächen sind scharf in die Fassade eingeschnitten. Abwechselnd horizontal und vertikal geschichtete Backsteine sorgen für Abwechslung im Fassadenbild. Die Decke wurde è

Traditionelle Dörfer im tschechischen Südmähren zeigen einen unverwechselbaren Charakter. Die Straßen sind gesäumt von engen Parzellen mit Reihenhäusern, meist in L-Form errichtet – damit entsteht ein lang gestreck­ter, intimer Hof. Diese Häuserreihen sind von einem dreiteiligen Aufbau charakterisiert: Nach vorne hin liegt der Straßenteil für die Eltern mit Kindern, um 90 Grad gedreht ein Hofteil als Ausgedinge, die rest­ lichen Flächen und Gebäude stehen dem familiären kleinbäuerlichen Betrieb zur Verfügung. In der Regel ist der Straßenteil qualitativ am hochwertigsten errichtet und bietet dementsprechenden Lebensraum. Die Straßenfassade erhält aus Repräsentationsgründen typischerweise eine verputzte Ober­ fläche, während alle Fassaden zum Innenhof hin 11

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BAUWEISEN

Der Baukörper wirkt nahezu unauf­fällig und führt die das Grundstück begrenzenden Mauern in den Hof fort.

betoniert und die Deckenuntersicht in Sichtbeton­ qualität ausgeführt. Die schlichte Eleganz der neuen Struktur, an die längliche Form der Parzelle angepasst, wird unterstützt durch ein Flachdach. Der Baukörper wirkt nahezu unauffällig und führt die das Grundstück begrenzenden Mauern in den Hof fort. Der Grundriss ist minimalistisch und funktional. Im südöstlich ausgerichteten Haupt­raum, von einem rahmenlosen Fenster zum Garten hin begrenzt, sind die offene Küche und der Tisch ton­angebend. Nordseitig befinden sich Schlaf- und Badezimmer. Backstein ist auch als Pflasterung des Hofes eingesetzt. •

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ZIEGEL

Backsteinhaus im Backsteingarten

Erdgeschoß

Backsteinhaus im Backsteingarten Erdgeschoss, 1:200

Alle Fotos: © BoysPlayNice

Lageplan

Backsteinhaus im Backsteingarten

Backsteinhaus im Backsteingarten Die Deckenuntersichten sind in Sichtbetonqualität ausgeführt.

Längsschnitt

Querschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt Ansicht West

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Querschnitt Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht Süd

Ansicht Nord

Ansicht Nord

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Alle Fotos: © Daniel Hawelka

BAUWEISEN

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BETON

Proje

Projekt

Transfo Einfam Ostfrie

Einfamilienhaus Gallneukirchen

Bauherr Privat

Archi

Architektur

Thoma thomas

skyline architekten ZT GmbH, Wien skyline-architekten.at

Wohn

Projektleitung

180 m2

Arch DI Peter Todorov

Zusät

Statik

50 m2 (C

Schindelar ZT GmbH, Grieskirchen

Grund

Projektdaten

9.915 m

Planungsbeginn: 10/2015

Bauw

Baubeginn: 04/2016

Massivb

Fertigstellung: 01/2018

Fertig 2017

Grundstücksfläche: 2850 m²

Anza

Nutzfläche: 255 m²

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Kubatur: ca. 1498 m³

Verw

Materialien

Herste Wittmu

Beton, Holz

gebürsteter Travertin (Casa Sasso)

Schalu (Ostrha Schalbr

Möbel

Beton:

Böden

B + B Italia

Fenste Rhaude

Beleuchtung Erco

Heizsy

Fenster

Bad &

Minimal Windows

Sanitär Laufen,

Individuelle Formensprache in Sichtbeton

Boden

Innentü Rhaude

Möblie Betond

Beleuc Artemid

Einfamilienhaus Gallneukirchen, OÖ / skyline architekten Beton ist ein natürlicher Baustoff, beste­ hend aus Zement, Wasser, Sand und Kies. Dank seiner großen Lebensdauer und Fes­ tigkeit, seiner Fließfähigkeit und Formbar­ keit sowie seiner Witterungsbeständigkeit in allen Bereichen menschlicher Bautätig­ keit ist Beton weit verbreitet. Der Baustoff

Der Sichtbetonkörper besteht aus zwei sich überschneidenden Kuben unterschiedlicher Größe, deren Schnittstelle den Zugang bezeichnet.

ist aufgrund seiner hohen Materialdichte ein hervorragender Wärmespeicher. Diese Eigenschaften hat sich die Industrie zunutze gemacht und mit der sogenannten „Ther­ mischen Bauteilaktivierung“ (TBA) eine ein­ fache Methode entwickelt, das ganze Jahr hindurch ein optimales Wohlfühlklima im Haus zu erzeugen: Bei der Errichtung eines Gebäudes werden in großflächige Bauteile – ideal eignen sich Geschoßdecken – Rohr­ register einbetoniert, durch die je nach Be­ darf warmes oder kühles Wasser geleitet wird. Die aktivierten Betonbauteile werden è

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Alle Fotos: © Daniel Hawelka

BAUWEISEN

Der Wellnessbereich mit Bad und Sauna öffnet sich nach Westen, die Terrasse bildet den Übergang in den Park.

Für die Garage wurde entlang der ostseitigen Grundstücksgrenze ein selbstständiger Baukörper errichtet.

zu Flächenkollektoren, die Strahlungs­ wärme oder -kälte abgeben. Moderne Formen In der modernen Architektur übernehmen Betonflächen eine in höchstem Maße ge­ stalterische Funktion. Mit Sichtbeton kann auch einem Einfamilienhaus eine eigene Formensprache gegeben werden. Die

Möglichkeit, durch reine Konstruktion mo­ derne Formen darzustellen, ist faszinierend. Jede Oberflächenstruktur einer gewollten Ausprägung ist durch Variation von Scha­ lung, Matrize, Farbe und Oberflächenbear­ beitung realisierbar. Jede Ansichtsfläche ist hinsichtlich des Aussehens ein Unikat. Ein beeindruckendes Beispiel für ein Ein­ familienhaus in Sichtbetonbauweise steht im oberösterreichischen Gallneukirchen. Peter Todorov von skyline architekten ent­ warf eine repräsentative Villa mit klaren For­ men, gezielten Ausblicken in die Landschaft und einer präzisen Planung bis ins kleinste Detail. Die Bauherren hatten zunächst Be­ denken, ein Haus komplett in Sichtbeton zu errichten, sie fanden den Baustoff „sehr brutal“. Die Qualitäten des Materials, des­ sen Purismus, zeitlose Ästhetik und Haptik sowie gebaute Beispiele konnten sie aber letztlich überzeugen. Selbstbewusster Monolith Der massive Sichtbetonkörper besteht aus zwei sich überschneidenden Kuben è

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für den Keller aus Beton.

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Alle Fotos: © Daniel Hawelka

BAUWEISEN

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BETON

Grundriss 1. Obergeschoß

Mit 250 Quadratmetern Wohnfläche bietet das Haus reichlich Platz, was durch die Offenheit der Räume zusätzlich unterstrichen wird.

unterschiedlicher Größe, wobei der klei­ nere durch eine leichte Drehung die Kom­ paktheit des Bauvolumens auflöst. In Rich­ tung Süden öffnet sich der Bau mit großflächigen Verglasungen, die übrigen Fassaden sind allseitig identisch mit gezielt orientierten, sparsamen Öffnungen ver­ sehen. Allein die Schnittstelle der beiden Volumina wird im Norden durch eine haus­ hohe Verglasung unterbrochen, die den Zugang zum Gebäude kennzeichnet. Für die Garage wurde entlang der ostseitigen Grundstücksgrenze ein selbstständiger Baukörper errichtet, damit das Haus durch den Haupteingang betreten werden kann. In Anlehnung an den italienischen Platz wird hier das Betreten des Hauses über eine „Piazzetta“, einen Vorplatz, förmlich zelebriert. Raum als Luxus Mit rund 250 Quadratmetern Wohnfläche bietet der Bau reichlich Platz, was durch die Offenheit der Räume zusätzlich unterstri­ chen wird. Im Erdgeschoß bilden Küche, Ess- und Wohnbereich eine einheitliche Fläche. Garderobe, Wirtschaftsraum und Haustechnik sind im nordseitigen geschlos­ senen „Rücken“ des Gebäudes unterge­ bracht. Der Wellnessbereich mit Bad und Sauna öffnet sich nach Westen, eine

Grundriss Erdgeschoß

Terrasse bildet hier den Übergang in den Park. Über eine Galerie mit zusätzlicher Flä­ che für flexible Nutzung erreicht man im Obergeschoß den Schlafbereich, einen lof­ tartigen Raum und hintereinander angeord­ net Schlafzimmer, Ankleideraum und Bad. Die komplett verglaste Südfassade mit mo­ bilen Glaselementen erlaubt es, den Schlaf­ bereich in eine offene Loggia umzuwan­ deln. Ein großer Luftraum verbindet die beiden Stockwerke miteinander. Der sechs Meter hohe Wohnraum ist der wahre Luxus dieser Villa. Eine überdachte Terrasse in der gesamten Breite von Wohn- und Essbereich ergibt einen Zwischenraum zum Garten mit Pool. Mit allseits angebrachten, mobilen Screens lässt sich dieser Bereich schließen und unterstreicht dabei zusätzlich die Kom­ paktheit des Gebäudes. Dreifach isolierte Schiebefenster mit minimalster Ansichts­ breite der Profile verbinden den Innenraum mit außen fast nahtlos. Edle Materialien Ein minimalistisches Gebäude mit raffinier­ ten Details war den Bauherren ein beson­ deres Anliegen. Unbehandelter Sichtbeton für alle vertikalen Elemente, gebürsteter Travertin für den Boden im Erdgeschoß und Holz für Galerie, Treppenaufgang und Türen ergeben im Zusammenspiel ein è

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Alle Fotos: © Daniel Hawelka

BAUWESEN

Mit Sichtbeton kann auch einem Einfamilienhaus eine eigene, moderne Formensprache gegeben werden.

klares und ruhiges Gesamtbild. Die reduzierte Formensprache erforderte Präzision bis ins kleinste Detail. So gibt es beispielsweise keine Attikaabdeckungen und keine Fensterbänke, was für die Schalung des Betons eine große Herausforderung darstellte. Um eine einheitliche Textur der Betonoberfläche zu erreichen, wurden die Ankerlöcher der Schalungselemente mit Beton verdichtet und von einem Betonrestaurator mit akribischer Genauigkeit überarbeitet.

Plusenergie und Hightech Nach dem Vorbild eines Plusenergiehauses wurde das Haus nach einem der aktuellsten Standards – Minergie-P – gebaut. Die Gebäudehülle besteht aus einer äußeren Betonschale von 20 Zentimetern, einer Dämmschicht mit sechzehn Zentimetern und einer inneren Betonschale von 25 Zentime­tern Dicke. Diese ist nordseitig im Obergeschoß, ostseitig in Küche und Schlafzimmer sowie im Wohnzimmer westseitig bauteilaktiviert. Ebenso die vertikale Wandscheibe, welche im Erdgeschoß teils Küche und Wohnzimmer, im Obergeschoß den Schlafbereich abtrennt. Damit wird das Gebäude beheizt und im Sommer bei Bedarf gekühlt. Eine Fußbodenheizung ergänzt das Heizsystem. Eine – von außen nicht sichtbare – Photovoltaikanlage liefert den Strom, Erdgas ergänzt die Primärversorgung. Eine Retentionsanlage sammelt das Regenwasser, die Granitpflaster der „Piazzetta“ sind mit einer offenen Fuge verlegt und ermöglichen das Versickern des Wassers. Die automatisierte Steuerung von Licht und Beschattung erfolgt durch eine zentrale Anlage in den beiden Geschoßen. •

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BAUWEISEN

© z+B Fredmansky

Kellerräume aus Beton, auch in ­unverputzter Bauweise, lassen sich wunderbar als Lifestyle-Oasen gestalten, für Wellness oder als Partyraum.

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BETONKELLER

Keller: Eine intelligente Investition mit Zukunft Der Bau des Eigenheims ist eine langfristige Investition und bedarf somit einer sorgfältigen Planung. Aus Kostengründen verzichten Bauherren oft auf die Errichtung eines Kellers. Eine Ersparnis, die auf lange Sicht teuer zu stehen kommt. Denn abgesehen davon, dass ein Keller günstig mehr Fläche bietet, die entsprechend gebaut flexibel nutzbar ist und dabei hilft, die Heizkosten zu senken, sind kellerlose Häuser am Markt wenig gefragt.

Keller versus Bodenplatte Die tatsächlichen Kosten für den Bau eines Kellers werden meist überschätzt. Hier sollte man bedenken, dass auch jede Alternative zum Keller ebenfalls mit Kosten verbunden ist. Auch der Verlust an Nutz-, Wohn- oder Grünfläche durch die Unterbringung von notwendiger Haustechnik oder Staufläche muss bedacht werden. Hierzu belegt eine aktuelle Studie des Österreichischen Instituts für Bauforschung, dass der Keller eines frei stehenden Einfamilienhauses, im Vergleich zu einem mit einer Bodenplatte ausgestatteten Gebäude, bei ca. 15 bis 20.000 Euro Mehrkosten ungefähr 70 bis 80 m² mehr Nutzfläche bringt. Bei den Gesamtbaukosten entspricht dieser Zugewinn an Fläche von etwa 64 % aber nur einer Erhöhung von nur 5 %. Darüber hinaus bringt ein Keller einen echten Mehrwert für die gesamte Immobilie.

Die meisten Bauherren errichten nur einmal im Leben ihr Eigenheim mit dem Ziel, Räume für ihr Wohlbefinden zu bauen und dabei eine Wertanlage zu schaffen. Genau deshalb ist es ganz wichtig, zu diesem Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen hinsichtlich der Kosten zu treffen, denn sparen am falschen Fleck kann langfristige Folgen haben. Der Bau eines Hauses sieht lang-, mittel- und kurzfristige Investitionen vor. Also erscheint es logisch, den Sparstift möglichst nur bei kurz- und mittelfristigen Investitionen anzusetzen, die zu einem späteren Zeitpunkt mit überschaubaren Kosten verändert und den Bedürfnissen angepasst werden können. Im Gegensatz dazu sollten langfristige und unveränderbare Investitionen wie der Bau eines Kellers gründlich überlegt werden. Denn einen gut geplanten Keller kann man nachträglich einfach nicht mehr bauen.

© BMÖ

Räume mit Funktion Trifft man rationale Entscheidungen und möchte man langfristig Geld und Ressourcen sparen, setzt man möglichst auf alternative Energieträger und innovative Haustechnik. Funktionen, die sich gut im Keller unterbringen lassen. Und dabei schafft man die besten Voraussetzungen für eine optimale Nutzung von Garten und Wohnfläche. Aus energetischer Sicht wirkt der Keller zudem auch als Pufferraum zwischen Erdreich und Aufbauten. Er bietet dadurch aus bauphysikalischer Sicht erhebliche Vorteile im Hinblick auf den Wärme- und Feuchtigkeitsschutz. Vergleichsstudien belegen zum Beispiel, dass dieser Effekt bei einem

Niedrigenergiehaus bis zu 9 Prozent Einsparungen bei den Heizkosten bedeuten kann. Flexible Nutzung Moderne Gebäude sollten flexibel sein, denn die Anforderungen einer Familie ändern sich im Laufe des Lebens ständig  – Kinder werden älter und erwachsene Menschen nicht jünger. Vorhandene Räume sollte man daher schnellstmöglich ohne große bauliche Veränderungen anpassen können. Entscheidet man sich bereits bei der Planung für einen Keller, können Kellerräume rasch als Wohnraum umgestaltet und genutzt werden. Darüber hinaus lassen sich Kellerräume sowieso wunderbar als Life­ style-­Oasen gestalten, wie z. B. für Wellness, als Partyraum oder Heimkinobereich, für einen Handwerksraum, Weinkeller oder Übungsraum für Schlagzeug mit Gitarre  – alles ist möglich. Da sich eine Baufläche eher selten im ebenen Gelände befindet und daher das Untergeschoß häufig zu einem Teil aus dem Erdreich ragt, können auch Räume, mit hohem Lichtbedarf, wie z. B. ein Büro, Gästezimmer oder eine Einliegerwohnung, untergebracht werden. Wofür auch immer man einen Keller nutzt, feststeht, dass die zusätzliche Nutzfläche für die Bewohner einen Mehrwert bedeutet und damit die Lebensqualität steigt. Eine Investition, die sich langfristig rechnet. •

Informationen

www.betonmarketing.at/kellerbauen

Kellergeschoße ragen oft aus dem Erdreich, so können auch Räume mit hohem Lichtbedarf dort untergebracht werden.

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Alle Visualisierungen: © AW Architekten

BAUWEISEN

Ein Fächer zum Kühlen Wohnpark Wolfsbrunn, NÖ / AW Architekten Am östlichen Ortsrand von Sommerein, am Fuße des Leithagebirges, entsteht zurzeit der „Wohnpark Wolfsbrunn“, der erste mehrge­ schoßige soziale Wohnbau Niederösterreichs mit Thermischer Bauteilaktivierung (TBA). 14 Reihenhäuser und 22 Wohnungen werden für junges und betreutes Wohnen zur Verfügung stehen. Die Realisierung des Gesamtprojekts erfolgt in zwei Bauphasen. Phase 1, deren Fertigstellung für Herbst 2019 geplant ist, umfasst dabei die Wohn­ anlage für junges und betreutes Wohnen im Ausmaß von 22 Wohneinheiten. Dazu kommen die der Wohnanlage nächstgele­ genen Zeilen an Reihenhäusern mit ins­ gesamt 14 Einheiten. Phase 2 besteht in weiterer Folge aus den beiden Reihen­ haus-Fächern im Süden. In Summe sind dies weitere 14 Reihenhäuser. Die Reihenhäuser und die geschlosse­ nen konvexen Baukörper im Süden sind bei ansteigendem Hang fächerförmig und opti­ miert nach Südwesten ausgerichtet. Die Staffelung erfolgt nicht nur in horizontaler, sondern auch in vertikaler Richtung und wird durch die Kleingliedrigkeit der Reihen­ häuser ermöglicht. Die Gebäude sind als Module in massiver Ausführung geplant. Sie umfassen ein Erdgeschoß mit Kochen,

Essen und Wohnen sowie ein Ober­ geschoß, in dem sich die privaten Schlaf­ zimmer befinden. Auf den Bau eines Keller­ geschoßes wird verzichtet, da die Grund­stücks-­und Bodenbeschaffenheit für einen nicht unterkellerten Ausbau spricht. Stattdessen ist im Erdgeschoß ein geräumi­ ges Lager vorgesehen, das an das Haupt­ gebäude baulich angebunden ist. Die Häu­ ser zeichnen sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von Freiflächen zu Wohnflächen aus. Die modernen, flächeneffizienten Grundrisse ermöglichen die Realisierung von vier Zimmern auf einer Fläche von ca. 105 m2 und tragen somit dem Ansatz des leistbaren Wohnens Rechnung. Höhengestaffelte Baukörper Die Kleingliedrigkeit der Gesamtstruktur erlaubt eine höhenmäßig differenzierte An­ ordnung der einzelnen Reihen, aber auch der Einheiten innerhalb der Reihe. Gegen­ über den Nachbargebäuden ergeben sich optimierte Ausblicke aus den in den Ober­ geschoßen gelegenen Schlafräumen sowie geschützte private Frei- und Gartenberei­ che auf den unteren Ebenen. Durch die Auffächerung der Einheiten entstehen an der südlich gelegenen Gartenseite sich

voneinander wegdrehende, private, indivi­ duelle Freibereiche, deren Einsichtigkeit vom Nachbargrundstück her minimiert wird. Durch das Verschieben des Oberge­ schoßes gegenüber dem Erdgeschoß wer­ den überdachte Bereiche und ein natürli­ cher Sonnenschutz für die Südwest- bzw. Nordostterrassen geschaffen. Die Stirnsei­ ten des Obergeschoßes zeigen Sonnen­ schutzelemente in Form von semitranspa­ renten Lochblechfassaden, die – in Segmente geteilt – mittels einer einfachen Konstruktion verschiebbar sind, um Son­ nenschutz und Einblick je nach individuel­ lem Bedürfnis steuern zu können. Auch der Wohnbau staffelt sich dem Geländeverlauf folgend von Westen nach Osten ab. Die Wohneinheiten sind in einem höhenversetzten zweigeschoßigen Baukör­ per untergebracht. Die Anlage wird durch einen zentralen Eingangsbereich geglie­ dert, der als barrierefreie Erschließung für das gesamte Bauwerk dient. Der Hauptein­ gang wird von einem Aufenthaltsraum flan­ kiert, der direkt in Verbindung mit einer nordwestseitigen Terrasse und einem Kin­ derspielplatz steht, um das Zusammentref­ fen zwischen Alt und Jung, zwischen Besu­ chern und Betreuten an einem zentralen

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MASSIVBAU

Durch die Auffächerung der Einheiten entstehen an der südlich gelegenen Gartenseite sich voneinander wegdrehende, private, individuelle Freibereiche, deren Einsichtigkeit vom Nachbargrundstück her minimiert wird.

Projekt Wohnpark Wolfsbrunn Sommerein, Bruck an der Leitha, NÖ

Bauträger SÜDRAUM Erste Burgenländische Gemeinnützige Siedlungs­ genossenschaft, Pöttsching

Architektur AW Architekten, Wien awarchitekten.at

Energieplanung FIN – Future is now futureisnow.eu

Projektdaten Bebaute Fläche Wohnbau: 1317 m2 Wohnnutzfläche Wohnbau: 1357,71 m² Bebaute Fläche je Reihenhaus: 133 m2 WNF je Reihenhaus: 106,95 m² Planungsbeginn: Herbst 2016 Baubeginn: Sommer 2018 Geplante Fertistellung: Herbst 2019

Baumaterialien Punkt möglich zu machen. Die interne Er­ schließung wird über ein zentrales Stiegen­ haus mit Aufzug barrierefrei ermöglicht. Sämtliche Wohnungen sind mit Terrassen und Balkonen ausgestattet, die mit Vor­ dächern und verschiebbaren semitranspa­ renten Sonnenschutzelementen ausgestat­ tet sind. Erdgeschoßwohnungen erhalten einen Eigengartenanteil. Der bestehende Grüngürtel wird im Süden des Gebiets fort­ geführt und stellt eine Lärmschutzbarriere zur dahinter liegenden Landesstraße dar. Auch in Richtung der ostseitig gelegenen

Die Gebäude sind als Module in massiver Ausführung geplant (Außenwände aus Stahlbeton oder Hochlochziegel).

landwirtschaftlichen Nutzung entsteht ein Grüngürtel. Heizen und kühlen mit Beton Das vom Land Niederösterreich, der Bundes­ innung Bau, der Plattform BauMassiv, Beton­ marketing Österreich und der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) geförderte Projekt setzt ein innovatives è

Fundamentierung: Stahlbeton Außenwände: Stahlbeton oder Hochlochziegel Decken: Stahlbeton-Elementdecken mit Bauteilaktivierung Innenwände: Hochlochziegel oder Betonfüllziegel Dächer: Umkehrdächer mit Kiesauflage Fassaden: Wärmedämmverbundsystem Fenster und Fenstertüren: Kunststoff mit 3-Scheiben-Isolierverglasung Portalkonstruktionen beim Wohnbau: Aluprofile mit 3-ScheibenIsolierverglasung Innentüren: Stahlzargen lackiert mit Wabentürblättern Heizung: Sole-Wasser-Wärmepumpen mit Tiefenbohrungen

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BAUWEISEN

Die Baukörper im Süden sind bei ansteigendem Hang fächerförmig und optimiert nach Südwesten ausgerichtet.

Gebäudetechniksystem ein: Heizen und kühlen mit Beton. Sämtliche Wohneinheiten werden mit betonkernaktivierten Geschoß­ decken ausgestattet, die mithilfe der Thermi­ schen Bauteilaktivierung zum Heizen und passiven Kühlen dienen. Den Strom für die Sole-Wasser-Wärmepumpen mit Erdwär­ me-Tiefensonden liefert der Energieversorger EVN aus dem benachbarten Windpark. Bei Windkraftüberschuss wird ein Signal an eine Steuereinheit gesendet, die der Wärmepum­ pe eine Freigabe für die Wärmeerzeugung gibt. Massive Gebäudestrukturen, insbeson­ dere Geschoßdecken aus Beton sowie mas­ sive Wände aus Ziegelmauerwerk, besitzen eine hohe thermische Speicherkapazität und eignen sich daher hervorragend als thermische Energiespeicher. Damit lassen sich Umweltenergien wie Wind, Sonne und Erdwärme gut nutzen. Um die Wirkungs­ weise der Bauteilaktivierung über thermi­ schen Komfort und Energieverbrauch mess­ bar darstellen zu können, wird bei diesem Projekt eine Vielzahl an Sensoren verbaut, die Betriebsdaten in der Nutzung liefern. Das Pilotprojekt in Sommerein wird über ein Monitoring dazu beitragen, fortführen­ des Know-how zu gewinnen. •

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Im Geschoßbau sind die Wohneinheiten im höhenversetzten zweigeschoßigen Baukörper untergebracht. Erdgeschoßwohnungen erhalten einen Eigengartenanteil.

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BAUWEISEN

Bauen mit Holz In vielen ländlichen Regionen Europas kann man bis heute die Entstehung und Konstruktion alter Holzbauweisen studieren. Für Wohngebäude und Ställe hat man schon immer versucht, möglichst dichte und dämmende Außenwände zu bauen. Dabei waren Holzwände zwar in den Dämmeigenschaften den Steinbauweisen überlegen, oft aber nicht in ihrer Dichtheit und Haltbarkeit. Holz zeichnet sich dafür besonders durch hohe Festigkeit und Tragkraft bei vergleichsweise geringem Eigengewicht aus.

Skelettbau und Massivbau Der Holzbau kann in Skelettbau und Massivbau unterschieden werden. Bei der Skelettbauweise, die als Pfahl- und Fachwerkbau seit Jahrhunderten in Ost- und Mitteleuropa, aber auch in England, Norddeutschland, Dänemark und Holland zu finden ist, wird eine stabförmige Tragkonstruktion errichtet, wodurch eine große Variabilität in der Grundriss- und Fassadengestaltung möglich ist. Lasten werden über Tragstützen aus Volloder Brettschichtholz abgeleitet, die Gebäudeaus­ steifung erfolgt über einzelne diagonale Streben oder durch die nicht tragenden Wände. Die bekannteste

historische Form der Skelettbauweise ist das Fachwerkhaus. Zum Skelettbau gehört auch die Holzrahmenbauweise, die sich in Nordamerika und später in Skandinavien zu einem wirtschaftlichen System entwickelt hat. Dabei wird mit vertikalen, horizontalen und diagonalen Stäben ein konstruktives Rahmensystem geschaffen. Geleimtes Holz Die ursprünglichste Form der Holzmassivbauweise ist der Blockbau, bei dem liegend behauene Balken mit mehr oder weniger komplizierten Holzverbindungen è 28


HOLZ

Alle Fotos: © Stora Enso

Das Doppelhaus in Sistrans wurde als modulares Haus mit kreuzverleimtem Holz entwickelt. Aufgrund der hohen Dämmstärke und der Bauweise erreicht das Gebäude eine Energiekennzahl von weniger als 15 kWh/m²a und erfüllt damit Passivhausstandard.

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HOLZ

Das Innere des Doppelhauses Sistrans besteht nur aus Holz. Farben liefert die Natur dank der großen Fensterflächen von außen.

Kreuzlagenholz Kreuzlagenholz, oder Brettsperrholz, ist ein Bausatz­ system aus kreuzweise verleimten massiven Fichtenholzlamellen. Die Elemente sind statisch beanspruchte Konstruktionselemente und werden als Wand-, ­Decken- und Dachplatten eingesetzt. Das Bauen mit Brettsperrholz bietet eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und im Sommer einen idealen Hitzeschutz. Im Einfamilienwohnhaus können damit auch Geschoßdecken in Holz-Sichtbauweise ausgeführt werden, die brand­ beständig sind. Jedoch ist der Schallschutz bei offener Untersicht geringer als bei geschlossenen abgehängten Decken.

an den Eckverbindungen lagenweise zusammen­ gehalten sind. In den Alpenländern und in Skandinavien ist diese Bauweise sehr verbreitet. Die moderne Form der Holzmassivbauweise ist durch großformatige, tafelförmige Vollholzelemente, meist Brettstapel- oder Brettsperrholzelemente, gekennzeichnet. Die plattenförmigen Bauelemente werden im Werk gefertigt, Fassade, Fenster und Installationen werden meist vor Ort ausgeführt. Auch moderne Blockhäuser werden heute überwiegend mit mehrschichtig geleimtem Holz errichtet.

Doppelhaus Sistrans / maaars architecture Ein schönes Beispiel für die Holzmassivbauweise ist das Doppelhaus in der Tiroler Gemeinde Sistrans. Bei dem vom Tiroler Architekturbüro maaars architecture geplanten und 2008 fertiggestellten Gebäude ist Kreuz­ lagenholz konsequent als Konstruktionsmaterial, im Innenausbau, für die Treppe und die Möblierung eingesetzt. Aus dem Verschnitt wurden Trittstufen, Waschtische und Regale vom Holzbaumeister gefertigt und im Rohbau errichtet. Bei der Innengestaltung wurde – bis auf einige Akzente in Schwarz sowie ein Gemälde – gänzlich auf Farben verzichtetet, denn das Holz verändert seinen Charakter in der Reflektion der Sonne. Und dank der großen Glasflächen kommen mit der Natur die Jahreszeiten und damit auch die Farben ins Haus. Die Fenster­flächen können mittels Schiebeläden aus unterschiedlich breiten Lärchenholzlatten verschattet werden, wodurch im Inneren ein lebendiges Licht- und Schattenspiel entsteht. •

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BAUWEISEN

Projekt Haus Lobau 2 1220 Wien

Bauherr Privat

Architektur Architekt DI Thomas Moosmann, Wien architekt-moosmann.com

Fotos Nicole Tintera

Projektdaten

Nutzfläche: 146 m2 Einreichung: 01/2017 Baubeginn: 02/2018 Fertigstellung: 09/2018

Konstruktion Brettsperrholzelemente, teilweise mit Stahl verstärkt Fassade: Weißtanne, Rhombusschalung

Haustechnik Fußbodenheizung mit Nutzung von Erdwärme (Tiefenbohrung), Deckenkühlung

Klassisch modern in Holz Haus Lobau 2, Wien / Architekt Thomas Moosmann Dass sich moderne Architektur nicht zwangsläufig in weiß verputzten Fassaden oder in grauem Sichtbeton manifestieren muss, hat Architekt Thomas Moosmann mit diesem Einfamilienhaus in Wien eindrücklich bewiesen. In der Lobau in Wien entstand im Jahr 2018 ein Wohnhaus für zwei Personen, dessen Fassade aus horizontal angeordneten Holzlatten in Kombination mit über Eck gezogenen Fensterbändern und raumhohen Glasfronten ein stimmiges Bild abgibt, das in seiner Formensprache ganz in der Tradition der klassischen Moderne steht: indem sich die inneren Funktionen des Gebäudes in dessen äußerer Erscheinungsform abzeichnen und die Gestaltung auf das Wesentliche reduziert ist.

Das direkt am Mühlwasser gelegene, bestehende Einfamilienhaus wurde abgerissen, das neue Gebäude hat einen Grundriss in Form eines Winkels, dessen Schenkel sich nach Süden und zum Garten hin öffnen. Konsequenterweise sind dort die offenen Glasfassaden angeordnet und schaffen fließende Übergänge vom Innen- zum Außenraum, während die dem Vorplatz zugewandten Fassaden vornehm zurückhaltend in Holz verkleidet sind und kaum Einblicke gewähren. Weniger ist mehr Das Haus besitzt zwei Hauptgeschoße, jedoch kein Dachgeschoß und auch keinen Keller. Erker und Balkone sind nur an den Gartenseiten angeordnet. Damit ist es è

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Alle Fotos: © Nicole Tintera

In der Tradition der klassischen Moderne: Die inneren Funktionen des Gebäudes zeichnen sich in dessen äußerer Erscheinungsform ab, die Gestaltung ist auf das Wesentliche reduziert.

Während die dem Vorplatz zugewandten Fassaden vornehm zurückhaltend in Holz verkleidet sind, öffnet sich das Gebäude nach ­Süden und zum Garten hin.

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Alle Fotos: © Nicole Tintera

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Alle Pläne: © DI Thomas Moosmann

Obergeschoß

Erdgeschoß

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Grundriss Obergeschoss 1:100

HAUS LEISSINGER

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HAUS LEISSINGER

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HOLZ

Der Baustoff Holz dominiert nicht nur an den Fassaden, sondern auch beim Terrassenpodest, bei der Zwischendecke und dem Vordach.

Der Wohnbereich mit offener Wohnküche im Obergeschoß ermöglicht einen großzügigen Ausblick auf die Wasserflächen der Au.

gelungen, den bestmöglichen Ausblick auf die Wasserflächen der Au zu schaffen. Aus demselben Grund haben die Architekten auch den Wohnbereich mit offener Wohnküche und einem Gäste-WC im Obergeschoß und Hochbeete auf dem Flachdach situiert. Im Erd­ geschoß befinden sich ein weiterer Wohnraum mit kleinem Küchenblock, zwei Badezimmer sowie das Schlafzimmer. „Weniger ist mehr“, eines der Prinzipien der klassischen Moderne, wurde auch in der Einrichtung eingehalten. Nur wenige Möbel, weiße Wände ohne Bilder prägen das spartanische Erscheinungsbild der Wohnräume. Dennoch wirkt das gesamte Erscheinungsbild dieses Einfamilienhauses einladend. Das liegt nicht zu-

letzt am Baustoff Holz, der nicht nur an den Fassaden, sondern auch beim Terrassenpodest, der Zwischen­decke und dem Vordach dominiert. Auch die konstruktiven Elemente bestehen zum Großteil aus Holz wie die Außen- und Innenwände aus Brettsperrholz und die Brettsperrholzplatten zwischen Stahl­ trägern der Balkone und Decken. Geheizt wird mit einer Fußbodenheizung, die ebenso wie das Warmwasser aus einer zentralen Wärmepumpe gespeist wird. Das entsprechende Außengerät ist auf dem Flachdach aufgestellt und schalldämmend in einem schwarzen Kubus eingehüllt. •

Im Erdgeschoß befinden sich ein Wohnraum mit kleinem Küchenblock, zwei Badezimmer sowie das Schlafzimmer.

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BAUWEISEN

Alle Fotos: © Blaue Lagune

Der wichtigste Baustoff eines Fertighauses ist Holz, das vielfältig eingesetzt werden kann, auch als gestalterisches Element an der Fassade.

Leicht, schnell und günstig Der Holzleichtbau stellt gerade im Einfamilienhausbereich eine einfache und günstige Bauweise dar. Durch die stabförmige, rasterartige Tragkonstruktion sowie die Verwendung von nicht tragenden, raumabschließenden Elementen bietet sie große Gestaltungsfreiheit und variable Grundrissgestaltung.

Die Holzleichtbauweise ist in Europa heute vor allem im Fertighausbereich zu finden. Die Zeiten, in denen Fertighäuser aufgrund weniger sich wiederholender Elemente schon von außen deutlich erkennbar waren, sind eindeutig vorbei. Architektur und Gestaltung eines Fertighauses kennen heute kaum noch Grenzen und so ist dieses von anderen Bauarten äußerlich nicht mehr zu unterscheiden. Der wichtigste Baustoff eines Fertighauses ist Holz, das vielfältig eingesetzt werden kann, sowohl als gestalterisches Element an der Fassade, an Dachvorsprüngen als auch in Form von Holz-Unterzügen oder Sichtholzdecken und -säulen. Obwohl Fertighausfirmen über eine Unzahl von Grundrissen verfügen, fertigen sie Häuser nach individuellen Wünschen der Bauherren an. Manchmal werden die Grundrisse von erprobten Typenhäusern der Fertighaushersteller als Grundlage für die Anpassung an die eigenen Bedürfnisse herangezogen. Andere Bauherren entscheiden sich wiederum für die vollständig individuelle Planung durch Architekten.

Konstante Qualität Die konkrete Planung und Bauabwicklung dauert für den Fertighauskunden im Schnitt nur neun bis zwölf Monate vom Erstkontakt mit dem Fertighaushersteller bis zur Schlüsselübergabe. Fertighäuser werden in den Produktionsstätten und Werkshallen der Hersteller produziert. Sie entstehen dort geschützt vor Witterungseinflüssen, wodurch die Qualität konstant hoch ge­ halten werden kann. Millimetergenaue Fertigung, trockene Bauweise und qualitätssichernde Maßnahmen im Werk ermöglichen einen passgenauen Aufbau. Da bei der Montage eines Fertighauses so gut wie kein Zement oder Beton auf der Baustelle gebraucht wird, benötigt es auch keine Austrocknungszeit und es entsteht deutlich weniger Baufeuchte. Dadurch ist das eben errichtete Haus rascher bezugsbereit und später auch noch leichter erweiter- und veränderbar. Ausbaustufen Bauherren können bestimmen, in welcher der drei Ausbaustufen (Ausbauhaus, belagsfertiges Haus, 36

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HOLZLEICHTBAU

schlüsselfertiges Haus) das Haus errichtet werden soll. In jeder dieser Varianten ist ein Mindestumfang an Leistungen definiert, der für den Fertighaushersteller verbindlich ist: • Ausbauhaus: die Außenhülle wird vom Fertighausanbieter errichtet, den Innenausbau übernimmt der Bauherr selbst. • Belagsfertiges Haus: Heizung, Elektro- und Sanitärrohinstallationen und Estrich werden vom Unternehmen erledigt, der Kunde muss nur noch Wand-, Decken- und Bodenbelag sowie Sanitärinstallationen und Innentüren fertigstellen. • Schlüsselfertiges Haus: Der Hersteller führt den gesamten Aufbau durch, inklusive Bodenbeläge, Sanitäreinrichtungen und Innentüren. Die Wahl der Möbel und der Termin des Einzuges ins neue Eigen­heim bleiben den Bauherren überlassen. Ein geschickter Bauherr, der sich für die Variante Ausbauhaus entscheidet, kann durch die Eigenleistung einen beträchtlichen Teil der Kosten sparen. Wer jedoch weniger Zeit oder Freude am Handwerk mitbringt, entscheidet sich für ein belagsfertiges oder schlüsselfertiges Haus und erspart sich viel Arbeit. •

Ein Fertighaus kennt heute in seinen Gestaltungsmöglichkeiten kaum noch Grenzen und ist von anderen Bauarten äußerlich nicht mehr zu unterscheiden.

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BAUWEISEN

Projekt Einfamilienhaus in Passivhausbauweise Gablitz, NÖ

Bauherr Privat

Planung Abendroth Architekten, Wien abendroth.at

Projektdaten

Grundstücksfläche: 872 m² Bebaute Fläche: 192,47 m² Nutzfläche: 301,42 m² Planungsbeginn: 10/2016 Baubeginn: 09/2017 Fertigstellung: 07/2018

Zum Garten hin erscheint das Haus mit auskragendem Walmdach weniger hoch, als es das mit Satteldach täte.

Haus mit zwei Gesichtern Einfamilienhaus Gablitz / Architekt Thomas Abendroth Der Wienerwald bei Gablitz ist ein Refu­ gium für Erholung suchende Städter. In einem Seitental mit üppiger Vegetation säumt eine Reihe Einfamilienhäuser den Straßenverlauf bis ans Ende des befahrba­ ren Teiles des Tals. Eine Wiener Familie hat sich 2018 hier ein neues Domizil geschaf­ fen. Ein bestehendes Haus wurde abgeris­ sen und durch einen Neubau ersetzt, des­ sen konstruktive Teile in Holzriegelbauweise hergestellt sind. Zur Straße hin präsentiert sich das Gebäude mit einer hinterlüfteten Fassade aus schlanken Holzrippen, die zur Gartenseite hin von einer Fassade mit weiß verputztem Wärmedämmverbundsystem abgelöst wird. Der Baukörper fügt sich un­ auffällig in die Reihe der ihn umgebenden Bauten ein. Zur Straße hin geht die Fassade 38

in einen Giebel über, auf dem ein Sattel­ dach ohne Überstand ruht. Zum Garten hin wird das Haus von einem traditionellen Walmdach überdeckt, das über die Fassade ragt. Dadurch erscheint das Haus vom Gar­ ten aus gesehen weniger hoch, als es das mit Satteldach täte. Holz dominiert Der Baustoff Holz dominiert bei diesem Haus generell. Auch die Steildachkonstruk­ tion sowie die tragenden Innenwände wur­ den in Holzriegelbauweise errichtet und mit Gipskartonplatten verkleidet. Die Zwischen­ decken bestehen ebenfalls aus Holz, aller­ dings in massiver Ausführung. Jener Teil des Hauses, der außen eine Holzfassade trägt, ist im Inneren auch mit è


Alle Fotos: © Katharina Pöll, Dürnkrut

HOLZLEICHTBAU

Hinterlüftete Fassade aus schlanken Holzrippen

Zur Straße hin geht die Holzfassade in einen Giebel über, auf dem ein Satteldach ohne Überstand ruht.

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BAUWEISEN

Die straßenseitige Fassade aus Holzrippen wird zur Gartenseite hin von einem weiß verputzten Wärmedämm­verbundsystem abgelöst.

Architekt

Holz belegt, während der außen verputzte Teil innen mit Gipskarton verkleidet ist. Durch diese Materialwahl weitet sich der Raumeindruck zum abfallenden Garten hin. Der großzügige Luftraum des Stiegenhauses unter­ stützt diesen Eindruck. Küche, Ess- und Gästezimmer sind in ausreichender Zahl und Größe vorhanden. Auf­ grund der Hanglage liegt die Gartenseite tiefer als die Straßenseite, dadurch wird der Keller zu einem vollwer­ tigen Gartengeschoß. Nullenergiehaus Über das gesamte Jahr gerechnet ist das Gebäude ein Nullenergiehaus, die Außenhülle hat Passivhaus­ qualität. Der Wärmeverlust wird durch den Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung minimiert, welche über einen Wärmetauscher der Frischluft die Wärme der Abluft zuführt. Über eine Wärmepumpe, die über einen Solekreislauf mit Tiefenbohrung gespeist wird, wird eine Fußbodenheizung betrieben, die den verbleiben­ den Wärmebedarf deckt. Ein raumluftunabhängiger Scheitholzofen steht fallweise für einen zusätzlichen Heizbedarf zur Verfügung. Die Abgase werden über einen Kamin über Dach abgeführt. Auf dem nach Süd­ westen gerichteten Steildach wurde eine Photovoltaik­ anlage montiert. Eine Klimatisierung wurde mitprojek­ tiert und ist teilweise auch schon realisiert. •

Thomas

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Schnitt A-A

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1. Galerie 2.Lesezimmer 3.Gästezimmer 4.Wohnzimmer 5.Esszimmer 6. WC 7.Mehrzweckraum 8.Lager unter Stiege 9.Lager 10.Lagerraum Kühl 1

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HOLZLEICHTBAU

Jener Teil des Hauses, der außen eine Holz­ fassade trägt, ist im Inneren auch mit Holz be­ legt, während der außen verputzte Teil innen mit Gipskarton verkleidet ist.

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Untergeschoß

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UG / -1

1. Haustechnik 2.Lagerraum Kühl 3.WC 4.Dusche 5.Gang 6. Lager 7.Sauna 8.Mehrzweckraum 9.Lager unter Stiege 10.Gartenraum

EG / 0

1. Garage 2.Müllraum 3.Schleuse 4.Hauswirtschaft 5.Vorraum 6. WC 7.Terrasse 8.Küche 9.Esszimmer 10.Wohnzimmer 11. Terrasse 12.Balkon

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© RADON photography / Norman Radon

BAUWEISEN

Die vielen Gesichter eines Hauses Die Fassade (vom lateinischen facies – Gesicht) ist ein gestalteter Teil der sichtbaren Hülle oder die Außenhaut eines Gebäudes. Einerseits ist sie gestalterisches Element, andererseits muss sie viele Jahrzehnte lang Schlagregen, Sturm, Kälte und Hitze standhalten und die Bausubstanz schützen.

Eine Fassade muss Temperaturschwankungen zwischen -20 °C und +60 °C sowie mechanischen Einwirkungen ohne Rissbildung standhalten. Sie muss winddicht sein, damit das Haus nicht zusätzlich Wärme abgibt. Schließlich sollte eine Fassade die Wärmeverluste durch das Mauerwerk stark reduzieren. Damit Feuchtigkeit rasch austrocknen kann und ein behagliches Wohnklima zustande kommt, muss die Fassade nach außen dampfdiffusionsoffen sein. Grob kann man zwischen Lochfassaden und Vorhangfassaden unterscheiden. Im Einfamilienhausbereich wird meistens die Lochfassade, eine Außenwand mit Fenster- und Türöffnungen, zur Anwendung kommen. Es gibt Putzfassaden, Wärmedämmverbundsysteme, Klinkerfassaden, Holzfassaden, Glasfassaden und Metallfassaden. Putzfassaden Der Verputz ist ein seit Jahrtausenden bewährter Schutz für das Mauerwerk. Wesentliches Unter­scheidungs­kriterium der Putze ist das jeweilige Bindemittel. Es gibt

mineralische, anorganische Bindemittel wie Kalk, Zement, Silikat oder Lehm und organische Bindemittel wie Kunstharz oder Gips. Kalkputze sorgen aufgrund guter Wasserdampf­ diffussionsfähigkeit für ein angenehmes Wohnklima. Ein Kalkzementputz ist sehr hart und kann wasserundurchlässig und frostsicher ausgeführt werden. Typisches Einsatzgebiet ist daher die Außenwand des Kellers sowie der Sockelbereich des Hauses. Lehmputze kommen aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegen Feuchte als Oberputz im Außenbereich selten zum Einsatz und auch Gipsputze spielen eine untergeordnete Rolle. Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) Außenwand-Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) eignen sich für Neubauten ebenso wie für Altbauten und verbessern nachhaltig deren Energiehaushalt. Das WDVS besteht aus Dämmplatten, meist aus Hartschaum und mindestens 80 Millimeter dick, die direkt auf die Mauern geklebt oder gedübelt werden. Anschließend kommen Unterputz inklusive Bewehrung 42

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FA S S A D E

Der Verputz ist ein seit Jahrtausenden bewährter Schutz für das Mauerwerk und verleiht einem Haus ein edles Aussehen.

und Putzgrund dazu. Als Letztes wird mineralischer Kunstharz- oder Dispersionsputz aufgetragen, der die Dämmung gegen Witterungseinflüsse schützt. Wärmedämmverbundsysteme aus EPS Die Fassadendämmplatte aus expandiertem Polystyrol-­ Hartschaum (EPS), umgangssprachlich Styropor, ist zweifelsohne der Klassiker für WDVS. Aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und der angenehmen Handhabung kommt EPS seit Jahrzehnten am häufigsten zur Anwendung. WDVS aus Steinwolle Steinwolle ist ein mineralischer Dämmstoff, der zu über 90 Prozent aus geschmolzenem Gestein, zumeist vulkanischen Ursprungs, besteht. Durch die mineralische Basis der Steinwolle ist vollständiges Recycling möglich. Die Putzträgerplatte aus Steinwolle ist der diffusionsoffenste Dämmstoff für Fassaden und außerdem nicht brennbar. Mineralische Wärme­dämm­verbundsysteme bieten außerdem einen wirkungsvollen Schutz gegen Algen.

Vorhangfassade Vor allem im Bereich der Sanierung ist die Vorhangfassade von Bedeutung. Dabei wird auf eine bestehende verputzte Fassade eine Unterkonstruktion aus Holz (Lattenrost) oder Metall montiert. Diese wird gedämmt und mit einer dampfdiffusionsoffenen Winddichtung versehen. In einem gewissen Abstand, der Hinterlüftungs­ ebene, werden dann Platten aus Holzwerkstoff, Kunststoff, Verbundplatten oder Metall montiert. Zweischalige Fassaden Zweischalige Wandaufbauten bestehen aus zwei separaten Wänden, die nebeneinander gemauert und mit Drahtankern verbunden werden. Die Wärmedämmung wird auf der hinteren Mauerschale aufgebracht und abgedichtet. Die Vormauerschale aus frostbeständigen Mauersteinen dient dem Schlagregenschutz und kann durchaus feucht werden. Feuchtigkeit (in der Mauer wie auch freies Wasser) trocknet aufgrund der Hinterlüftung zwischen den Schalen ab, eindringendes Wasser wird am Fußpunkt entwässert. Die Schale kann aus Klinker, Vormauerziegeln, Kalksandsteinen oder è

Styropor hält das Haus warm und trocken

Styropor sorgt für ein angenehmes Wohnklima STYROPOR_186x134_angepasst.indd 1

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BAUWEISEN

© Jakub Skokan, Martin Tůma / BoysPlayNice

Klinkerziegel erzeugen mit ihren minimalen Farbabweichungen aus jedem Blickwinkel interessante Kontraste an einer Fassade.

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Wärmedämmverbundsysteme sind günstig, eignen sich als Fassadensystem für Neu- und Altbauten und verbessern nachhaltig deren Energiehaushalt.

Natursteinen mit einer Dicke von 9 bis 11,5 Zenti­ metern vorgemauert werden.

© Austrotherm

Klinker Klinkerziegelfassaden sind vor allem in Nord- und Nord­osteuropa sehr gebräuchlich. In diesen Gegenden konnte sich die Putzfassade aufgrund der salzhaltigen Meeresluft, die den Putz angreift, nicht durchsetzen. Die Klinkersteine sind hart gebrannt und damit im Gegensatz zu herkömmlichen Ziegeln nicht porös und wasserabweisend. Eine Klinkerfassade bietet somit Schutz gegen Umwelt- und Witterungseinflüsse und ist nahezu wartungsfrei und langlebig. Minimale Far­ babweichungen der Klinkerziegel erzeugen aus jedem Blickwinkel interessante Kontraste. Dank dem 44

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FA S S A D E

Natursteinfassaden sind dauerhaft und ­pflegeleicht und nur mit geringen ­Instandhaltungsaufwendungen verbunden.

© Kogler Naturstein

mehrschaligen Konstruktionsprinzip bleiben die Wandschalen voneinander getrennt und sind daher später leicht recycelbar. Natursteinfassaden Anstelle von Klinker können auch Natursteine als Außenverkleidung einer zweischaligen Fassade verwendet werden. Auch sie sind dauerhaft und pflegeleicht und nur mit geringen Instandhaltungsaufwendungen verbunden. Eine hinterlüftete Natursteinfassade besteht aus einer Betonwand mit außen liegender Wärmedämmung. Die Natursteinplatten sind so an der Betonwand befestigt, dass zwischen Stein und Dämmung ein Zwischenraum besteht, in dem die Luft zirkulieren kann. Nach der Nutzungsphase werden diese beiden Materialien mehrheitlich als Bauschutt wiederaufbereitet und der Stein etwa als Kies verwendet. Damit zeigt sich, dass die Natursteinfassade in der Gesamtlebenszyklusbetrachtung geringe ökologische Belastungen bewirkt. •

Andreas Jäger Klimaexperte

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WOHNEN

Behaglich Wohnen

In der Küche ist eine gute Allgemeinbeleuchtung wichtig, besonders im Bereich der Bewegungsflächen sollte ein ausgeglichenes Beleuchtungsniveau g ­ eschaffen werden.

Das für den Menschen angenehmste Raumklima kann am besten mit einem milden Sommertag im Freien, an einem ruhigen, windstillen Platz im Halbschatten, verglichen werden. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind angenehm, weder zu hoch noch zu niedrig; die Luft ist frei von Staub, Ozon und anderen Schadstoffen sowie frei von unangenehmen Gerüchen. Das Licht ist nicht zu grell und nicht zu düster, die Farben sind unaufdringlich, aber dennoch abwechslungsreich. Der Mensch fühlt sich wohl. Damit sich der Mensch wohlfühlt, muss er seine über­ schüssige Wärme und viel Feuchtigkeit an die Um­ gebung abgeben. Dies erfolgt zu 90 Prozent in etwa drei gleich großen Teilen durch den Atem, durch Strö­ mungs- und Strahlungswärme. Die restlichen 10 Pro­ zent werden durch Transpiration und durch Wärmelei­ tung abgegeben. Entscheidend für eine behagliche Wärmeabgabe des Menschen sind Oberflächen- und Raumlufttemperaturen, das Heizsystem (Strahlungsund Strömungswärme), die Luftfeuchtigkeit und Luft­ bewegung, seine Tätigkeit und Bekleidung sowie sein Temperaturempfinden. Die empfundene Durchschnitt­ stemperatur setzt sich aus der Raumlufttemperatur und der mittleren Oberflächentemperatur zusammen. Oberflächentemperatur Einen wesentlichen Einfluss auf die Behaglichkeit haben die Oberflächentemperaturen von Wänden, Decken und Böden. Sind diese niedrig, wird das als

ungemütlich und kalt empfunden. Die Oberflächen­ temperaturen hängen von der Außentemperatur, dem Wärmedurchgangswert und der Raumlufttemperatur ab. Oberflächentemperaturen sollten nicht mehr als 2 °C unter der Raumlufttemperatur liegen. Speicherwirksame Baumaterialien können durch ihr träges Verhalten Temperaturschwankungen reduzieren und ausgleichen, im Sommer zur Vermeidung der Überwärmung und im Winter zur höheren passiven Solar­nutzung und zum Temperaturausgleich. Für das thermische Verhalten eines Raumes ist jene Wärme­ menge, die zum Ausgleich von Temperaturschwankun­ gen zur Verfügung steht, maßgebend. Zu beachten ist, dass ein Mauerwerk von 50 cm Stärke nicht mehr speicher­wirksame Masse aufweist als eines mit 25 cm. Behaglichkeit Gefährdet in ihrer Behaglichkeit sind Räume, die nach Osten, Süden oder Westen orientiert sind. Je größer 46

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WOHNEN

Licht ist ein wesentliches Gestaltungselement in der Architektur und trägt zur Behaglichkeit von Räumen bei. Der Tisch im Esszimmer ist der Mittelpunkt der Wohnung. Auf die Tischfläche konzentriertes Licht unterstreicht seine Bedeutung.

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keramische Oberflächen, die Wärme abgeben. Zu den idealen Heizsystemen gehören daher neben der Wand­ heizung die Fußbodenheizung, ein Kachelofen, Strah­ lungsplatten und Niedertemperatur-Heizkörper.

die Glasflächen sind und je senkrechter die Sonne auf die Verglasung scheint, umso größer ist die Gefahr der sommerlichen Überwärmung. Eine kleine speicherwirk­ same Masse erhöht das Risiko der sommerlichen Über­ wärmung, eine große senkt das Risiko. Ein wichtiger Faktor für die Behaglichkeit ist auch die Beschattung: Eine außen liegende Beschattung ist etwa dreimal wirksamer als eine innen liegende Be­ schattung. Auch die Lüftung spielt eine Rolle. Kann ein Einfamilienhaus auf allen vier Seiten gut gelüftet wer­ den, hilft der hohe Luftwechsel, die sommerliche Über­ wärmung zu vermeiden. Wandheizungen haben einen energiesparenden Effekt: Wenn mittels einer Wandhei­ zung die Temperatur an der Wandoberfläche auf 22 °C angehoben wird, kann die Raumluft auf 18 °C gesenkt werden und es wird dennoch sehr behaglich sein. Pro Grad Absenkung der Raumlufttemperatur werden pro Jahr ca. 5 bis 6 Prozent an Energie eingespart. Bei ei­ ner Temperatur von nur 18 °C an den Wandoberflächen muss die Raumluft auf mindestens 22 °C angehoben werden, damit es behaglich wird. Ideale Heizsysteme Sieht man von der menschlichen Atmung, Transpiration und Wärmeleitung ab, so bleiben als primäre Wärme­ abgabe des Menschen die Wärmestrahlung und die Wärmeströmung übrig. So wie der Mensch seine Wär­ me abgibt, sollte auch das ideale Heizsystem die Wär­ me in einem ausgewogenen Maß zwischen Strahlungsund Strömungswärme abgeben. Die maßgebenden Elemente aller behaglichen Heizsysteme sind große Heizflächen, niedrige Heiztemperaturen und

Luftfeuchtigkeit Für die Behaglichkeit spielt die Luftfeuchtigkeit eine wichtige Rolle, da ein Teil der Wärme- und Feuchtig­ keitsabgabe über die Haut erfolgt. Bei zu hoher Luft­ feuchtigkeit funktioniert die Verdunstung nicht oder nur sehr schlecht. Ist zusätzlich die Lufttemperatur auch noch sehr hoch, wird bereits eine geringe relative Luft­ feuchtigkeit als schwül empfunden (Tropenklima). Bei +20 °C wird die Luft mit ca. 80 Prozent relativer Luft­ feuchtigkeit als schwül empfunden, bei +30 °C genügt jedoch bereits eine relative Luftfeuchtigkeit von 44 Pro­ zent für das gleiche Empfinden. Der Grund liegt darin, dass der Mensch eine Feuchtigkeit von etwa 13,5 g/m3 Luft unabhängig von der Lufttemperatur als schwül empfindet. Da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufneh­ men kann, sinkt daher die relative Luftfeuchtigkeit (in Prozent). Der behagliche Bereich befindet sich bei einer Raumlufttemperatur von 18 bis 23 °C und zwischen 40 und 60 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Ist die Lufttemperatur kühler oder die relative Luftfeuchtigkeit geringer, empfindet man dies als unangenehm trocken. Im umgekehrten Fall, wenn die Lufttemperatur oder die relative Luftfeuchtigkeit höher sind, wird das Klima unerträglich feucht. Wird die Luft erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit, die Luft wird trockener emp­ funden. Bei einer Abkühlung der Luft kondensiert die Feuchtigkeit an kalten Bauteilen. Erfolgt die Konden­ sation laufend, kann dieser Effekt zur Schimmelpilz­ bildung führen. Gute Beleuchtung Licht ist ein wesentliches Gestaltungselement in der Architektur und trägt zur Behaglichkeit von Räumen bei. Das Vorzimmer kann durch dekorative und zu­ gleich zweckmäßige Leuchten „ins rechte Licht“ ge­ setzt werden. Für eine angenehme Allgemeinbeleuch­ tung sorgen Deckenanbau- und Einbauleuchten. Aber auch Strahler, an Stromschienen montiert, die gebün­ deltes Licht in verschiedene Richtungen lenken, sind einsetzbar. Im Bereich von Spiegel und Garderobe ist darauf zu achten, dass blendfreies, weißes Licht, bei­ spielsweise von Wand- oder Deckenleuchten, nicht den Spiegel, sondern den Betrachter anstrahlt. Auch Ein­ bauspots können in der Garderobe gut integriert wer­ den. Im Stiegenhaus hat die Sicherheit Vorrang. Ob an Decke oder Wand montiert, in die Treppe eingebaut oder an der Wandbegrenzung der Stufen è

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Speicherwirksame Baumaterialien können durch ihr träges Verhalten Temperaturschwankungen reduzieren und ausgleichen. Dann sind auch großflächige ­Verglasungen keine Gefahr für die Behaglichkeit.

sich unter den Oberschränken Leuchten für stabförmi­ ge Leuchtstofflampen, Kompaktleuchtstofflampen oder Einbaudownlights für Niedervolt-Halogenglühlampen mit warmweißer Lichtfarbe, einzeln schaltbar und mit Abschlussblenden. Kinderzimmer sind Mehrzweckräume. Der Licht­ bedarf besteht vor allem an Tischen, auf den freien Bo­ denflächen und am Bett. Da sich die Raumnutzung von Jahr zu Jahr ändern kann, ist es zweckmäßig, von vorn­ herein für Licht zu sorgen, das auch den Ansprüchen heranwachsender Kinder genügt. Als Grundbeleuch­ tung sind indirekte Mittelleuchten oder schwenkbare Spots geeignet, die das Licht gut verteilen. Bei den Betten sollte das Licht sowohl zum Lesen ausreichen als auch eine Orientierungshilfe in der Nacht bieten.

angebracht: Die Leuchten müssen ein müheloses Er­ kennen jeder einzelnen Trittstufe, insbesondere der vorderen Kanten, gewährleisten. Nur bei kurzen Schat­ ten sind die Stufen deutlich zu unterscheiden. Sinnvoll sind daher Leuchten mit breiter Lichtverteilung. Im Wohnzimmer ist die Vermeidung von Blendung und eine nicht zu enge Begrenzung des beleuchteten Bereichs wichtig. Deckenfluter mit zusätzlicher, meist schwenkbarer Leselampe sind indirekt raumwirksam und können mit variablem Leselicht kombiniert werden. Sie wirken vor allem bei hellen Wänden und geben durch die Reflexion ein angenehm gestreutes Licht. Der Tisch im Esszimmer ist der Mittelpunkt der Woh­ nung. Auf die Tischfläche konzentriertes Licht unter­ streicht seine Bedeutung. Hängeleuchten sind etwa 60 Zentimeter über der Tischfläche, knapp über der Augenhöhe der sitzenden Personen, richtig platziert. In der Küche ist eine gute Allgemeinbeleuchtung wichtig, besonders im Bereich der Bewegungsflächen sollte ein ausgeglichenes Beleuchtungsniveau geschaf­ fen werden. Das Licht darf eher mild ausfallen, was den Vorteil hat, dass auf den Arbeitsflächen keine harten Schlagschatten entstehen. Zu empfehlen ist der Einsatz einer hellen Mittelleuchte mit direkter, breit strahlender Lichtverteilung. Als Arbeitsplatzbeleuchtung eignen

Licht in Bade- und Schlafzimmer Jeder Tag beginnt und endet im Badezimmer, dessen Stellenwert immer mehr an Bedeutung gewinnt. Das perfekte Licht wird durch mehrere Deckenstrahler mit vorgesetzten mattierten Glasdiffusoren erreicht, die das Licht von Niedervolt-Halogenglühlampen wie Tages­ licht wirken lassen. Beim Spiegel selbst sind Spots günstig, die blendfrei eingestellt werden können, oder aber Wandlampen aus Opalglas. Auch ein beleuchteter und höhenverstellbarer Kosmetik- und Rasierspiegel wird rasch unentbehrlich. Im Schlafzimmer steht eine angenehme Atmosphäre im Vordergrund. Bei Wandschränken sind vor allem Halogenstrahler oder Einbaulampen geeignet, die in 48

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Reihe angeordnet sind und so eine Verschattung durch offene Türen minimieren. Für das Licht am Bett genügen geringe Wattzahlen, wobei eine getrennte Schaltung individuelle Gewohnheiten berücksichtigt und eine gegenseitige Störung ausschließt. Die Lam­ pen sollten schwenkbar sein, damit sie zum Lesen ent­ sprechend positioniert werden können. Für ein ange­ nehmes indirektes Licht können Bilderlampen oder auch eine Stehlampe bzw. Deckenfluter sorgen, deren Helligkeit mit Dimmern den Bedürfnissen angepasst werden kann. Wie Farben wirken Farben können sich positiv, aber auch negativ auf die Psyche der Menschen auswirken. Deshalb ist deren Wahl in den Wohnbereichen ausschlaggebend für die Wohnbehaglichkeit. Pastellfarben etwa haben eine sanfte, unterschwellige Wirkung. Gut aufeinander ab­ gestimmt, harmonisieren sie und wirken auf uns aus­ gleichend. Unbunte Farben wie ein dezentes Grau kön­ nen in der Umgebung lebendiger Farbtöne schön sein. Aber nur Schwarz, Weiß, Grau und Nirosta im Haus zu verwenden ist auf Dauer trostlos. Rot gilt als Farbe des Blutes und des Feuers. Hass, Krieg, Blutvergießen und Aggression stehen Kraft, Liebe, Wärme und Leidenschaft gegenüber. Gelb symbolisiert das Sonnenlicht. Der „richtige“ Gelbton kann anregend, aufheiternd und erwärmend wirken, ein „falscher“ Gelbton kann eine bedrückende und beängstigende Wirkung haben. Orange wird aus Rot und Gelb gemischt. Es verei­ nigt die positiven Eigenschaften der Lebensfreude und Heiterkeit von Gelb mit der Stärke und Leidenschaft von Rot. Es stimuliert sowohl den Körper als auch den Geist und vermittelt Ausgelassenheit, Freude, Vitalität, Fröhlichkeit, Spaß, Sinnlichkeit, Sicherheit und Wärme. Zu dunkel wirkt es braun, zu hell wirkt es süßlich. Ist die Mischung falsch, kann Orange aufdringlich wirken.

Das für den Menschen angenehmste Raumklima kann am besten mit einem milden Sommertag im Freien, an einem ruhigen, windstillen Platz im Halbschatten, verglichen werden.

Das Blau des Wassers gilt als Farbe der Tiefe, der Ruhe, Entspannung, Stille und Konzentration. Das Himmel­blau symbolisiert die Ferne, die Unendlichkeit, das Göttliche und das Geistige. Blau kann aber auch für Kälte, Emotionslosigkeit, Distanziertheit und Un­ freundlichkeit stehen. Violett als dunkle Mischfarbe aus Rot und Blau kann sowohl anregend als auch beruhigend auf uns wirken. Die Wirkung von Violett ist deprimierend, melancho­ lisch, sehnsüchtig und stimmt traurig. Ein gesättigtes Violett kann als aufdringlich, dekadent, eitel, unnatür­ lich und unsicher wirken. Ein gedämpftes Grün ist die Farbe der Harmonie und des Gleichgewichts. Als Farbe der Natur steht Grün für Erfrischung, Gesundheit, Leben und Natur­ verbundenheit. So ein Grün wirkt auf uns beruhigend und wird als sehr angenehm empfunden. Giftgrün kann aber auch schreiend wirken. Weiß zählt zu den unbunten Farben, zu denen auch Schwarz und Grau gehören. Als hellste aller Farben be­ deutet Weiß die Reflexion von Licht. Weiß symbolisiert Ordnung, Sauberkeit und Unschuld. Edle, weiße Flächen stellen einen neutralen Hintergrund dar und bieten allen anderen Farben die Möglichkeit, kräftiger zu wirken. Grau wirkt nüchtern, sachlich, unaufdringlich und unauffällig. Sieht man jedoch genauer hin, so bemerkt man eine große Vielfalt in den Grautönen. Schwarz ist die dunkelste aller Farben, sie wirkt sowohl bedrohlich als auch faszinierend. Absolutes Schwarz verschluckt alle Muster und Strukturen ebenso wie Licht und Energie. Als Hintergrund bringt Schwarz die bunten Farben zum Leuchten, als Beimischung jedoch zum Erlöschen. • 49

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FINANZIERUNG

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WOHNEN

Projekt Einfamilienhaus Hall / Tirol

Architektur rt Architekten Ziviltechniker KG, Innsbruck rt-architekten.at

Fotos RADON photography / Norman Radon

Projektdaten

Nutzfläche: 260 m2 Grundstücksgröße: 413 m2 Bauweise: Massivbau Fassade: Putzfassade

Fertigstellung 12/2016

Der streng geometrische Baukörper ist gut proportioniert und wirkt zurückhaltend

Strenge Geometrie, räumliche Akzente Einfamilienhaus Hall, Tirol / rt Architekten Vom Bett direkt in die Badewanne oder umgekehrt – und dabei die herrliche Aus­ sicht auf die Tiroler Berglandschaft im Pano­ramabildformat bewundern: Diesen Luxus genießt eine Familie in Hall in Tirol seit 2016. Auf einem etwa 400 Quadrat­ meter großen Grundstück mitten im Siedlungs­gebiet von Heiligkreuz in Hall planten rt Architekten aus Innsbruck ein Einfamilienhaus mit 260 Quadratmetern Nutzfläche, auf denen sie die

Bauherrenwünsche von einer Galerie, einer Doppelgarage sowie groß­zügigen Vergla­ sungen und offenen Räumen umsetzten. Ulrike Rothbacher und Philipp Tsche­ mernjak entwarfen einen kompakten, zwei­ geschoßigen, voll unterkellerten Baukörper mit einem nordseitigen Garagenanbau. Lichtdurchflutete Räume prägen das Wohn­ gefühl auf den beiden Wohngeschoßen. Ermöglicht wird das durch gezielt gesetzte Einschnitte und großzügig überdachte è

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WOHNEN

Die dunkel lasierte Holzverkleidung der Garage akzentuiert den weiร verputzten geometrischen Baukรถrper.

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WOHNEN

Die Massivholzstufen der offenen Treppe liegen einseitig auf einem Träger auf und werden von Stahlseilen gehalten.

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WOHNEN

Nischen wie das westseitig gelegene Atri­ um im Obergeschoß. Zentrales räumliches Element des Gebäudes ist ein zweige­ schoßiger Luftraum mit einem aus heimi­ schem Jurakalkstein verkleideten Kamin, der das Erdgeschoß mit dem Obergeschoß verbindet. Als Verbindungselement zwischen dem offenen Grundriss des Erd­ geschoßes mit dem Ess- und Wohnbereich und dem Obergeschoß mit der Galerie dient eine leichte, frei schwebende Innen­ treppe, deren offene Massivholzstufen ein­ seitig auf einem Träger aufliegen und von Stahlseilen getragen werden. Offene Räume Im Obergeschoß setzt sich die Offenheit der Räume fort. Im ostseitig gelegenen, großzügig verglasten Elternschlafzimmer, das viel Licht hereinlässt und einen unge­ störten Ausblick erlaubt, wurde auf Wunsch der Bauherren das Bad integriert: Die Bade­wanne steht frei im kombinierten Schlaf- und Badezimmer und ist nur durch ein von beiden Seiten nutzbares Regal aus Auf Wunsch der Bauherren wurde die Badewanne ins Elternschlaf­ zimmer integriert. Sie wird vom Bett nur durch ein Regal getrennt.

Im Obergeschoß mit seinen groß­ zügigen Verglasungen setzt sich die Offenheit der Räume fort. Sie lassen viel Licht herein und erlauben einen ungestörten Ausblick.

gebeizter Eiche, das als raumtrennendes Element fungiert, vom Bett getrennt. Die warmen Farbtöne der von Tischlerhand ge­ fertigten dunkel gebeizten Möbel sowie die geölten Großformat-Bodendielen aus Hart­ holz bilden gemeinsam mit dem Kamin und der Badewannenverkleidung aus hellem Kalkstein einen Akzent, der sich von den mit Kalkglätte geweißten Ziegelinnen­ wänden optisch absetzt. Erschlossen wird das Haus über die südliche Schmalseite des Grundstückes. Durch die Einschnitte und Nischenüber­ dachungen sind die Bewohner vor allzu neugierigen Blicken der Nachbarn – auch der noch zu erwartenden – geschützt. Der weiß verputzte, streng geometrische Bau­ körper mit der dunkel lasierten Holz­ verkleidung der Garage und der Fenster­ bänder ist gut proportioniert und wirkt zurückhaltend, der natursteinverkleidete Kamin zieht sich außen und innen als zent­ rales, verbindendes Element über alle Geschoße durch und bildet gewisser­ maßen das Rückgrat des Hauses. •

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Gemeinschaftsbildung – das bedeutet vielfältige Wohntypologien, Wohngemeinschaften, betreute Wohnformen, Kindergärten und zahlreiche Gemeinschafts­­­­bereiche. Eine Beispiel dafür ist die Wohnhausanlage In der Wiesen Süd, ein Mischprojekt aus Reihen- und Atriumhäusern sowie einem Geschoßwohnhaus in Wien-Liesing ( atelier 4 architects, 2017).

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© Kurt Kuball

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Die Zukunft des Wohnens

Mischnutzung durch verschiedene Herkunft, ­Generationen und Hintergründe bringt Belebung wie in der „VinziRast-mittendrin“ in Wien (Gaupenraub Architektur, 2013)

Wohnraum soll mehr können als Fläche bieten – mehr und mehr muss diese Fläche vielseitig verwendbar sein, dann kommt sie auch mit weniger Quadratmetern aus. Wichtig ist, dass man sie leicht an veränderte Lebensbedingungen anpassen kann. Projekte konzentrieren sich daher mehr auf Nachhaltigkeit und Ideen des Teilens – etwa von Küchen oder Arbeitsräumen. Mehr Durchmischung Ein immer häufiger auftauchendes Wohnmodell bietet Mischnutzung: Beispielsweise bedeutet das ein Angebot fix vergebener Wohnungen, kombiniert mit Wohngemeinschaften für Studenten und/oder Asyl­ suchende. Dazu könnte es Gemüseanbau auf der Dachterrasse geben, wie etwa in der „VinziRast-mittendrin“ in der Währinger Straße in Wien. Das beispielhafte Konzept des Architekturbüros Gaupenraub sieht mehr Durchmengung als klaren Vorteil, als Belebung durch verschiedene soziale und ethnische Herkunft, Generationen und Hintergründe. Wichtig ist bei diesem Ansatz auch das Arbeiten mit dem, was bereits vorhanden ist. Überprüfen, was schon besteht, ob man es erweitern oder aufwerten kann, und welche Teile man vielleicht entfernen muss. Das wäre ein Upcycling im architektonischen Kontext. Diese Vorgangsweise hat etwas Natürliches, das auch der Intention einer größeren Lebendigkeit entspricht. Anstatt ausschließlich auf Gewinne zu schielen, etwa durch Miete oder è

© atelier 4 architects

Lebensstile und Wünsche einer urban geprägten Gesellschaft verlangen nach einer Erweiterung der Vorstellung von Wohnen. Oft vermischen sich etwa Lebens- und ­Arbeitsräume. Räume für gemeinschaftliche Aktivitäten werden mehr gefordert als noch vor einiger Zeit, als der Trend ausschließlich in Richtung Individualismus zu weisen schien. Mobilität und Weltgewandtheit sind häufig woanders untergebracht als in der klassisch konventionellen Miet- oder Eigentumswohnung oder dem Reihenmittelhaus. Der Aufruf zu verdichtetem Bauen, Umbzw. Nachnutzung und Nachhaltigkeit bringt verschiedene Spielarten neuen Wohnens auf den Plan.

Susanne Karr 57

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WOHNFORMEN

© Geri Blasisker

Die Zukunft liegt in energieautarken Wohneinheiten, die ihre benötigte Energie mithilfe von Wasserkraft, Geothermie oder Solartechnik selbst erzeugen wie beim Schmalen Haus in Tirol (Architekt Geri Blasisker, 2016).

Verkauf nach Überrenovierung, geht es darum, zu sanieren, was brauchbar ist, Spuren der Zeit sichtbar zu lassen und so eine Geschichte weiterzuerzählen. Mehr Flexibilität Eine herausragende Qualität von Altbauten ist oft ihre vielseitige Nutzbarkeit – Wohnungen lassen sich ebenso einrichten wie Büros, Ordinationen oder Yogastudios. In neuen Entwürfen spiegelt die Verwendung leicht versetzbarer Wände diesen Gedanken wider. Räume lassen sich nach Bedarf verkleinern oder vergrößern, etwa nach Bedarf ein Gästezimmer einrichten oder eine Wand für den Arbeitsplatz einziehen. Dazu sind innovative und flexible Grund­ risse nötig. Großzügige, offene Räume können in funktionale kleinere Einheiten verwandelt werden, um zeitgenössischen Lebensentwürfen zu dienen. So kann man mit durchdachten Grundrissen Wohnungen leicht zusammenlegen. Barrierefreie Zu­ gänge gehören zum Status quo.

Geteilte Unterkünfte Es gibt aber auch das Konzept, von vorn­ herein ein gemeinschaftlicheres Leben einzuplanen. Dabei geht es nicht nur um die klassische Wohngemeinschaft, die auch für ältere Semester immer wieder reizvoll wirkt. Vor allem wenn es sich dabei um größere geteilte Anwesen handelt wie einen Bauernhof, den man dann etwa nur am Wochen­ende nutzt. Auch die Idee „Alters-­ WG“ wirkt auf Menschen nicht mehr so abschreckend wie noch vor einiger Zeit. Eine Vorstellung von mehr Gemeinsamkeit steht Pate für die Entwicklung von geteil­ten Räumen: gemeinsames Arbeiten und Zusammenleben, Co-Working und CoLiving, ermöglichen es, eine Mischung aus privatem Rückzugsort im eigenen Haus mit einem einladenden Zugang zur Gemeinschaft zu verbinden. Es bleibt den Bewohnern überlassen, ob sie ihre Zeit in Gemeinschaft oder zurückgezogen verbringen wollen. Möglicherweise zeigt sich hier ein neues Bewusstsein für Gemeinschaft, die als wertvoll betrachtet wird. Weniger Wohnraum Der Trend zu kleineren Wohnungen zeigt sich auch bei den Tiny Houses. Die Idee stammt ursprünglich aus den USA. Der Begriff Tiny House ist nicht streng definiert, meist wird darunter ein kleines Haus mit Wohnfläche zwischen 15 und 45 Quadratmetern verstanden, das Small House kann

bis zu 90 Quadratmeter haben. Es gibt viele Varianten, oft in Form eines Anhängers, der sich auch bewegen lässt. In Österreich ist die rechtliche Lage dieser Tiny Houses noch nicht zu Ende diskutiert. Oft als Zwergenunterkunft verspottet, erfreut sich diese Wohnform vor allem in den USA und Skandina­vien schon seit einiger Zeit großer Beliebtheit. Ein Trend zu Minimalismus und Konzentration aufs Wesentliche mag hier mitspielen. Selbst wenn diese Art Lifestyle durchaus nicht immer freiwillig gewählt ist, zeigt sich hier eine wachsende Anhängerschaft. Auch die Variante „Hobbit House“, ein höhlenartiger, in die Erde eingelassener Ökobau, entspricht einer Tendenz zu Naturverbundenheit und der Abkehr von einer Lebensweise, die hauptsächlich durch Konsumieren geprägt ist. Außerdem hat es für sich, dass es zu großen Teilen selbst errichtet wird und dadurch ein Gefühl vermittelt, etwas mit eigenen Händen geschaffen und persönlich etwas erreicht zu haben. Schrebergarten als Bleibe Seit Schrebergartenhäuser in Wien als ganzjährig bewohnbare Unterkünfte erlaubt sind, werden die Häuschen buchstäblich aufgemöbelt, gedämmt, auffrisiert. Oftmals wechseln sie zu hohen Preisen die Besitzer – die Lage ist dabei häufig beneidenswert, im Grünen, mit wenig Straßenverkehr in der Nähe. Die Idee vom alten, nörgelnden Nachbarn mit Gartenzwerg-Manie macht

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WOHNFORMEN

zunehmend einer Realität Patz, in der junge Familien – nicht selten temporär – ins Schrebergartenhaus einziehen. Fluktuation und Flexibilität steigen auch hier.

© iStock

Tiny Houses: Trend zu Minimalismus und ­Konzentration aufs Wesentliche zwischen 15 und 45 Quadratmetern.

© iStock

Ein neues Bewusstsein für Gemeinschaft zeigt sich in den Co-Workingund Co-Living-Modellen: eine Mischung aus privatem Rückzugsort mit Zugang zur Gemeinschaft.

Mehr Energieeffizienz Ab und zu hört man von energieautarken Wohneinheiten, etwa beim Schmalen Haus in Tirol von Geri Blasisker. Die benötigte Energie kann, wie hier, mithilfe von Wasserkraft oder durch Geothermie und Solartechnik erzeugt werden. Gebäude als Kraftwerke einzusetzen klingt mittlerweile nicht mehr utopisch. Es gibt auch zahlreiche Projekte für größere Einheiten und viel Forschung zu dieser Thematik, denn urbane Zentren gehören mit ihren Gebäuden eindeutig zu den größten Energieverbrauchern. Wenn sie nun stattdessen zu Energie­produzenten werden, lassen sich möglicherweise umliegende Gebäude mitversorgen. Gerade im Hinblick auf erwartetes Städtewachstum ist dieser Ansatz ­richtungweisend. Verkehrskonzepte werden ebenso mitgedacht wie ein gezielter Einsatz von Frisch- und Brauchwasser.

der menschlichen abgesehen), in Städten oft größer ist als auf dem Land. Einsatz von Pestiziden und „Flurbereinigungen“ beeinträchtigen Lebensqualität für Pflanzen und Tiere. In Städten hingegen finden sich zahlreiche Biotope. Das Projekt Nordbahnhof in Wien geht explizit auf diesen Umstand ein und plant, bei der Bebauung einen wilden Mittelpunkt zu belassen, wo jetzt schon die Natur ihren Platz fordert und zahlreiche Pflanzen und Tiere ein sozusagen urbanes Zuhause gefunden haben, anstatt einen durchdesignten Park anzulegen. Diese Idee spiegelt sich auch in der inzwischen weit verbreiteten Verwendung urbaner Brachflächen zum Obst- und Gemüseanbau. Urban Gardening wird längst nicht mehr verstanden als reine Freizeit­ beschäftigung weltfremder Gutmenschen, sondern auch als ein Beitrag zu mehr Gemeinschaft und Naturbezug. Das Graben in der Erde und das Beobachten einer wachsenden Pflanze vermittelt sinnliche Erfahrungen, auf die viele Menschen nicht mehr verzichten wollen – auch und gerade in einem eher urban geprägten Umfeld.

Mehr Pflanzen, mehr Grün Dass der Wandel zu mehr Umweltbewusstsein von den Städten ausgeht, mag erstaunen, wird aber immer wieder betont. Zu diesem Detail passt auch, dass, entgegen gängigen Vermutungen, die Artenvielfalt, sowohl von Tieren als auch Pflanzen (von

Mehr Lebendigkeit Verschiedene Möglichkeiten, einander im öffentlichen Raum zu begegnen, Angebote für Freizeit, Gastronomie und Unterhaltung, kleine Geschäfte für den täglichen Bedarf: Die Stadtutopie klingt oft wie ein Rückgriff auf die frühere übersichtliche Stadt. Das ist

weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Modellstädte, die heute immer noch für den Beweis der urbanen Leistungsfähigkeit und Kreativität herange­ zogen werden, wie etwa die Renaissance­ städte Florenz oder Antwerpen, nur um die 100.000 Einwohner hatten und also im heutigen Sinne äußerst überschaubar waren. Die Möglichkeit, viele wichtige Orte zu Fuß erreichen zu können, bot – und bietet – ­einen klaren Vorteil. Mobilität New York brüstet sich damit, eine Wiederbelebung der Stadt durch Fußgängerzonen und Radwege quasi „erfunden“ zu haben. Jedenfalls gehen die New Yorker mit bewundernswerter Konsequenz in der Um­ setzung dieser Idee vor. Außerdem gehört es zur Charakteristik des erstrebenswerten Wohnraums, dass er sich in einer angenehmen Entfernung von Orten befindet, die man täglich aufsucht. Anbindungen an den ­öffentlichen Nahverkehr bzw. gut ausgebaute Radwege schaffen eine Umgebung, die weniger lärm- und stressintensiv ist. Wer in Amsterdam oder Kopenhagen unterwegs ist, erkennt den Unterschied. Insgesamt Trends, die in Richtung Entschleunigung, Begegnung und Naturnähe weisen. •

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WOHNFORMEN

Projekt B.R.O.T. Pressbaum Haitzawinkel 11g, 3021 Pressbaum

Bauherr und Bauträger Verein Gemeinschaft B.R.O.T.   Pressbaum

Architektur und partizi­­pa­ tive Raumentwicklung nonconform ZT GmbH, Wien nonconform.at

Projektdaten Grundstücksgröße: ca. 14.000 m2 11 Wohngebäude, davon ein Gemeinschaftshaus Wohnnutzfläche: 3046 m2 + 270 m2 Gemeinschaftsflächen

Projektablauf Planungsbeginn 06/2014 Baubeginn 01/2017 Fertigstellung 03/2018 Ausführung Wohnhäuser • Wärmegedämmte Stahlbetonfundamentplatten – (ohne Unterkellerung) • Vorfabrizierter Holzleichtbau mit Zellulosedämmung – Holzfenstertüren – hinterlüftete Lärchenholzfassade • Geschoßdecken, Untersicht mit sichtbarem Kreuzlagenholz • Raumhöhe 270 cm, Maisonette OG 255 cm, Gemeinschaftsraum 300 cm • Innenausstattung: Holzparkettboden, gipskartonbeplankte

Alle Fotos: © Kurt Hörbst

Zwischenwände

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GEMEINSCHAFTSWOHNEN

Die im Passivhausstandard konzipierte Wohnhausanlage wurde in Holzleichtbauweise errichtet. Vertikale Lärchenholzbretter bilden die hinterlüfteten Fassaden der Baukörper.

Gemeinsam planen und wohnen Wohngemeinschaft B.R.O.T. Pressbaum, NÖ / nonconform Architektur Begegnen, Reden, Offensein und Teilen  – ganz dem Gemeinsinn gewidmet wohnen etwa hundert Personen seit 2018 in einem Gemeinschaftshaus in Pressbaum, zwanzig Kilometer westlich von Wien. Jungfamilien, Paaren und Singles unterschiedlichen Alters haben sich zu einer Baugruppe zusammengefunden, deren Name B.R.O.T. diese vier Prinzipien im Titel trägt. Ihre Vision war eine bunte Gemeinschaft von Menschen mit verschiedenen Lebensformen, in der sich alle zu Hause fühlen sollten. Das Wiener Architekturbüro nonconform, in partizipativem Planen erfahren, begleitete die Baugruppe in einem intensiven Prozess mit vielen Gesprächen, Workshops und Diskussions­­-

runden und mithilfe einer eigens ent­ wickelten Methode bei der Planung der Wohnhausanlage. Um den nicht geschulten Mitplanern bei der Umsetzung ihrer Vorstellungen zu helfen, wurden Modelle gebaut, Räume mithilfe von Aufstellern simuliert und Materialien zum Anfassen bereit­gestellt. Gemeinschaftsräume Das neue Dorf auf einem 14.000 Quadratmeter großen Grundstück besteht aus zehn zwei- und dreigeschoßigen Wohngebäuden mit jeweils zwei zusammenlegbaren Wohnungen, die sich in zwei Reihen entlang der Hangneigung um einen zentralen è

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WOHNFORMEN

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GEMEINSCHAFTSWOHNEN

Das neue Dorf besteht aus zehn zwei- und dreigeschoßigen Wohngebäuden.

Lageplan | 1: 1000

Dorfplatz gruppieren. Zwischen den beiden Baureihen verläuft ein Weg, über den die Einzel- und Doppelhäuser mit einer Gesamtnutzfläche von rund 3000 QuadratmePRESSBAUM | 17.12.2018und | Schwarzplan tern erschlossen werden. Knapp ein ZehntelBROT Naturbelassen urbanM 1:1000 der Wohnfläche, so wollten es die Mit­ Wichtig war den Bewohnern und den Archiglieder der Baugruppe, sollte der gemeintekten einerseits, dass die Gemeinschaft schaftlichen Nutzung dienen. Es gibt ein durch Blickbeziehungen gefördert wird, Asicht und Schnitt | 1: 300 eigenes Gemeinschaftshaus, einen Veranandererseits sollte auch Privatheit gewährstaltungsraum, eine Gemeinschaftsküche, leistet sein. Die Architekten versetzten die Aufenthaltsräume sowie eine GästewohBaukörper so, dass kleine Höfe entstanden, nung. Die Bewohner dachten auch sozial: die den Blick auf den Dorfplatz, aber auch Es gelang ihnen, Geld zu sammeln, um eine in die umgebende Landschaft freigeben. Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie zur Bauökologische Kriterien waren ebenfalls Verfügung zu stellen. ein Thema, nach Abwägung mehrerer Alter­nativen entschied man sich für die im Jungfamilien, Paare und Singles unterPassivhausstandard konzipierte Wohnhausschiedlichen Alters haben sich zu einer Baugruppe zusammengefunden. anlage in Holzleichtbauweise mit Zellulosedämmung und sichtbaren Massivholzdecken. Nur das Gemeinschaftsgebäude am Schnitt Dorfplatz wurde aufgrund der Hanglage als

Lageplan

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BROT PRESSBAUM | 17.12.2018 | Ansicht und Schnitt | M 1:300

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Die Raumhöhe der Wohngebäude beträgt 2,70 Meter, die Wohnräume sind mit Holzparkettböden ausgestattet.

Grundrisse EG | 1: 500

ndrisse OG | 1: 500

SPIELPLATZ

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Grundriss Obergeschoß (Ausschnitt)

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Alle Pläne: © nonconform Architektur

Grundriss Erdgeschoß

ESSBAUM | 17.12.2018 | Grundrisse EG | M 1:500

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BROT PRESSBAUM | 17.12.2018 | Grundrisse EG | M 1:500

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GEMEINSCHAFTSWOHNEN

Stahlbetonbau ausgeführt. Die Raumhöhe der Wohngebäude beträgt 2,70 Meter, im Gemeinschaftsraum sind es sogar drei Meter. Die Wohnräume sind mit Holzparkettböden ausgestattet. Vertikale Lärchenholzbretter bilden die hinterlüfteten Fassaden der Baukörper. Ihre naturbelassene Erscheinung – mal hell, mal dunkler, Astlöcher und Maserungen bewusst zeigend – verleiht den Gebäuden einen natürlichen Charme und harmoniert mit ihrer Umgebung, ohne sich zu sehr ins Rustikale zu verlieren. Die Architektur­ sprache bleibt modern, klar und urban. •

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WOHNFORMEN

Projekt Haus im Pongau 5621 St. Veit/Pongau

Auftraggeber Privat

Architektur Tp3 Architekten ZT GmbH Henter Rabengruber & Moser, Linz tp3.at

Projektdaten

Alle Fotos: © Mark Sengstbratl

Wohnnutzfläche: 165 m2 Planungsbeginn: 10/2016 Baubeginn: 04/2017 Gesamtfertigstellung: Anfang 2018

Familie und Auto unter einem Dach Haus im Pongau, St. Veit / Tp3 Architekten Möglichst ruhig und ungestört wohnen wollte eine kleine Familie in St. Veit im Pongau. Küche, Ess- und Wohnzimmer sollten nicht allzu groß sein, dafür sollte ein Gästezimmer für Freunde und ein eigenes für die Großeltern dazukommen – so ­lautete das Raumprogramm. In einer Umgebung, die geprägt ist von in der Landschaft verstreuten Einfamilienhäusern mit traditionellen Satteldächern, inmitten einer grünen Berglandschaft, tanzt man nach außen hin nicht aus der Reihe.

Man übernimmt das Satteldach und die wetterfeste graue Schindelfassade als Gestaltungsmerkmale. Und dennoch kann sich innerhalb dieser scheinbar unspektakulären Hülle gute Architektur entwickeln, die dem Einfamilienhaus Individualität verleiht. Das beginnt bei der eigenwilligen Dachform mit einem kurzen und einem sehr tief gezogenen Schenkel. Diese Asymmetrie begründet sich mit der Überdachung des Carports für zwei Autos, die mit der Familie also „unter è

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Unter dem asymmetrischen Dach hat auch der Carport fĂźr zwei Autos Platz.

Mit der grauen Schindelfassade passt sich das Haus an die Umgebung an.

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WOHNFORMEN

Über den offenen Stiegenkörper ­erreicht man das bis unter die Dach­ schräge offene Obergeschoß.

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WOHNEN AM LAND

N Obergeschoß

Alle Pläne: © Tp3 Architekten

Erdgeschoß

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Küche, Ess- und Wohnzimmer sollten nicht allzu groß sein, dafür gibt es ein Gästezimmer für Freunde und ein ei­ genes für die Großeltern – so lautete das Raumprogramm.

einem Dach leben“. Die Wandscheiben des Eingangsbereiches sind mit hellem Holz verkleidet, im Hausinneren wird dieses Bild mit hellen Parkettböden fortgeführt. Die Raumaufteilung folgt einer klaren und geometrischen Ordnung: Rechts vom lang ­gestreckten, offenen Stiegenraum das Wohnzimmer mit offener Wohnküche, links Hauswirtschaftsraum sowie ein Gästezimmer und Bad. Über den offenen Stiegen­-

körper erreicht man das bis unter die Dachschräge offene Obergeschoß mit drei weiteren Schlafzimmern, Bad und WC. Das Gebäude rückt so nahe als möglich an die Siedlungsstraße und lässt Haupthaus, Nebenraum und Garage scheinbar verschmelzen. Die einheitliche Ausgestaltung von Dach- und Außenfassade unterstreicht dabei die Idee einer monolithischen und einheitlichen Großform. •

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© Popstahl

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Das Leben ist bunt

Gelb, Gold, Grün, aber auch Living Coral machen 2019 das Rennen, in jedem Raum. Hier eine Küche von Popstahl im Farbton Quittenstahl, die es auch in Kohlrabi-, Avocado-, Pfeffer- und Minzstahl gibt.

Graue Mäuse werden es 2019 schwer haben: Im Design beweist man dieses Jahr Mut zu Farbe und Glamour – und zwar überall im Raum. Endlich kehrt die Fröhlichkeit zurück, die der puristische Minimalismus ein wenig von der Bildfläche verdrängt hat. Aber nicht in zaghaften Ansätzen, sondern richtig. Bunt ist der Dresscode 2019 für Wohnzimmer und Co. Zu entdecken gibt es da zum Beispiel den Hang zum Fruchtigen: Dabei spielen Farbtöne wie Pistazie, Mango und Erdbeere eine nicht unwesentliche Rolle, und zwar so, wie man sie vom Eissalon her kennt. Nicht nur, dass sie gut zueinander passen, harmonieren sie auch mit warmen natürlichen Brauntönen und suggerieren in der Sekunde das Gefühl der Gemütlichkeit. Die leicht gedeckten, pudrigen Farben lassen sich auch hervorragend mit anderen dominanteren Kolorits kombinieren. Damit können pfiffige Akzente gesetzt werden, jedoch liegt es in der Kunst, die richtigen Töne zu treffen, sonst kann so ein Farbexperiment auch mal danebengehen.

Barbara Jahn

Grün, Gelb, Gold Eigentlich sind es ja mehr das Blau und das Violett, die beide auch dieses Jahr aus dem Spektrum nicht wegzudenken sind. Beide gibt es in allen erdenklichen Nuancen und Schattierungen – zwei sogenannte Evergreens. Apropos Green: Kräftiges Dunkelgrün, sanftes Hellgrün, aber auch angesagtes Salbeigrün ist mit an Bord, ebenso wie Zitronengelb, Hellgelb und Butterblumengelb. Sie sind Teil der drei großen „G“s der Saison, die mit Gold in allen Varianten komplett sind. Dazu gehören natürlich sämtliche Cousins und Cousinen wie Kupfer, Messing und Bronze, allesamt verarbeitet als elegantes Detail oder in großen Mengen. Die Metallicfarben komplettieren den Trend zum Pastelligen einerseits, aber auch zum Hang zur Natürlichkeit, der sich überall im Raum ablesen lässt. Möbel werden zu Schauspielern Ein weiterer Trend in der Einrichtung sind smarte Möbel. Weniger ist mehr war schon immer ein guter Ansatz, viele meinen auch, dass sich darin der neue 70

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© Cotto d´Este

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Hygge – gepflegte Unaufgeregtheit Es war nur noch eine Frage der Zeit, aber nun ist es so weit: Nach dem Slow Food kommt der Trend zum Slow Living, angekündigt durch den anhaltenden Hygge-­ Trend aus Dänemark, der wie ein Wegbereiter fungierte. Dabei schlagen alte Reminiszenzen durch – man erinnert sich noch gerne an Cocooning und Housing zurück. Insofern ist das nichts, was es nicht schon

So tun als ob ist salonfähig, etwa mit dem ­Keramik-Bodenbelag Woodland von Cotto d‘Este.

einmal gegeben hätte, aber eine frische Interpretation davon. Ein Hauch von Biedermeier schwingt hier mit, eine Epoche, in der man nirgendwo sonst sein wollte als zu Hause, allerdings waren die Zeiten auch noch nicht so hektisch. Heute hat man das Gefühl, ein selbst geschaffener, privater Ruhepol wird zur Lebensnot­ wendigkeit. Zur gepflegten neuen Unaufgeregtheit, die man schließlich in den eigenen vier Wänden sucht und zu finden hofft, gehört auch das Befreien von allem Unnötigen. Ein reinigender Prozess in einer von è è Der Duotable von Müller Möbelwerkstätten zeigt sehr gut, wie man aus seinem kompakten Esstisch mit wenigen Handgriffen ein komplettes Homeoffice machen kann.

© Müller Möbelwerkstätten

Luxus zeigen wird. Moderne Lebensformen – vom Single über Alleinerziehende bis zu Stadtnomaden – rufen neue Wohnungsgrößen auf den Plan, dementsprechend richten sich die Anforderungen des Mobiliars danach aus. Hier kommen die Worte „Flexibilität“, „Modularität“ und „Multifunktionalität“ ins Spiel – smart ausgedrückt werden Möbel zu Schauspielern, die in verschiedene Rollen schlüpfen können: Ein Beistelltisch wird zum Hocker, gestapelt vielleicht zum Regal, ein höhenverstellbarer Tisch mimt den Esstisch, den Tresen oder eine Arbeitsfläche: Das 3-in-1-Modell ist groß im Kommen. Der eigenen Kreativität sind dabei natürlich keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass alles im Handumdrehen vonstattengehen kann, sonst bleibt bei aller Bescheidenheit auch noch der Spaß aus. Selbstverständlich gilt das auch für Sitzmöbel: Sitzen, liegen, schlafen oder was es dazwischen noch gibt, gepaart mit Ablagemöglichkeiten oder sogar Stauraum – in erster Linie muss sich das Möbelstück an den Nutzer anpassen und nicht umgekehrt. Von großem Vorteil ist auch eine leichte Optik – das Leben ist schwer genug!

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WOHNEN

Der Vorhangstoff Rossetta aus der Kollektion Nature & Poems von Création Baumann zeigt den neuen Mut zu starken Mustern.

Naturnahe Böden Gut gelingen kann das mit der entsprechenden Aus­ gestaltung auch der Flächen. Zum Beispiel der Boden: Ganz im Rahmen des Trends zu mehr Natürlichkeit empfehlen Experten hochwertige Holzböden, die im Idealfall offenporig geölt sind und nicht komplett versiegelt. Das ist nicht nur naturnäher, sondern unterstreicht die ursprüngliche Optik des Materials. Man darf aber auch ganz andere Kapitel am Boden aufschlagen: etwa mit Sichtbeton, gerne auch eingefärbt für ganz Mutige, oder mit sogenannten Fakes, Design­ böden, die so tun als ob, aber ganz etwas anderes sind. So gibt es haptisch angenehme Korkböden, die einen Estrich mimen, oder Fliesen, die wie Parkett aussehen, oder auch Linoleum, das in Wirklichkeit ein Laminat ist. Wichtig ist hier nur, dass die Bodenbeschaffenheit auch zum Raum und zu dessen Anforderungen passt. Gerne gesehen sind derzeit auch optische Täuschungen als Parkett mit Muster, etwa in Wabenform, und unbedingt in natürlichen Farbtönen. Dazu lässt sich dann leicht kombinieren. Decke und Tapeten mit Statement Auch die Wand ist eine große Spielwiese, so bekommen Tapeten wieder ihre Chance. Der große Trend

© Création Baumann

krankhaftem Konsumwahn gebeutelten Welt, die wieder neue Energien und Lebensfreude freisetzt. Der Minimalismus hat also nach wie vor seine Berechtigung, allerdings in Verbindung mit einer freundlichen, einladenden Umgebung, in der man mit sehr per­sön­lichen Einrichtungsstücken seine individuelle Wohnwelt kreieren und die inneren Akkus wieder aufladen kann.

dazu nennt sich „Statement-Tapeten“, also aussagekräftiger Wandschmuck, die aber eher nur an einer als an allen vier Wänden Platz einnehmen sollten. Allerdings fordert dieser beherzte Schritt der Raumaus­ stattung auch eine Grundsatzentscheidung: Selbst­ bewusstes Mobiliar zieht in diesem optischen Duell den Kürzeren. Aber es ist seine Sache wert, denn große florale Dessins, spannende Fotomotive oder geo­ metrische Muster sind definitiv en vogue und ersparen gleich­zeitig jede Menge aufwendige Dekoration. In Sachen Teppich steht das Farbbarometer auf Blau oder Rot, beruhigend und kraftvoll, wobei man sich das gewebte, vorzugsweise kurzflorige Stück auch gerne mal an die Wand hängen darf. Die Decke darf im Grunde so bleiben, wie sie ist, nur dass neuerdings vermehrt übergroße, opulente Leuchten von ihr herabhängen. Bevorzugt wird dabei eher die Kugelform, aber auch mit Lampenschirm, Hauptsache bauchig und 72

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© Fabbian

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© e15

Eine runde Sache sind die oft als Kugel aus­ge­bildeten Leuchten an Boden, Wand und Decke.

voluminös, aus Papier, Metall, Holz oder Glas, glatt oder mit Struktur – jedenfalls auch da ein richtiges State­ment. Manchmal gibt es davon ja eine ganze Produkt­familie und man kann mit den passenden Steh-, Tisch- und Bodenleuchten ergänzen.

© Gebrüder Thonet Vienna

Digital trifft analog Um der Gemütlichkeit den letzten Schliff zu geben, legt man auch wieder mehr Wert auf edle und reich ausgestattete Textilien. Samt, Seide, Brokat stehen auf der Wunschliste, einhergehend mit Spitze, floralen Motiven und tierischen Prints, und, auf den Metallic Chic replizierend, besetzt mit Perlen, Pailletten und anderen Applikationen, die einen Hauch von Glamour und Vintage in den Raum zaubern. Mit diesen Details schlägt vor allem auch die jüngere Generation die Brücke zwischen digitalisierten Tools und einer ein­ ladenden Atmosphäre, in der Haptik eine große Rolle einnimmt. Entschleunigung und Langsamkeit werden gesucht und genau hier gefunden – inmitten von verantwortungsvoll produzierten, langlebigen Möbeln und Material, die eine wahre Feel-Good-Umgebung ergeben. •

Holz, Metall und Stein bilden eine harmonische Einheit – sanft in den Farben und passend in den Oberflächen wie hier in der Kombination von e15.

Modularität hat nicht zwingend etwas mit Minimalismus zu tun – das zeigt das Sofa Targa von GamFratesi für die Gebrüder Thonet Vienna.

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© Alle Fotos: Richard Watzke

WOHNEN

Kein Produkt von der Stange Naturstein ist vielseitig und inspirierte berühmte Baumeister und Architekten. Dauerhafte und repräsentative Bauwerke errichtete man aus Naturstein – daran hat sich seit der Antike wenig geändert. Auch für private Bauprojekte eignet sich der älteste Baustoff der Menschheit. Individuelle Eigenschaften Für den Bau- und Wohnbereich ist eine Vielzahl unterschiedlicher Gesteinsarten verfügbar. Abhängig vom jeweiligen natürlichen Entstehungsprozess besitzt jedes Material individuelle technische und optische Eigenschaften. Tiefengesteine wie Granit besitzen eine große Härte und Abriebfestigkeit, weshalb sie nicht nur für stark beanspruchte Bodenbeläge und Treppen, sondern auch für Küchenarbeitsplatten geschätzt werden. Zur zweiten petrografischen Gruppe zählen die sogenannten Sedimente wie Sandstein, Schiefer, Kalkstein und Travertin, die sich über Jahrtausende durch Ablagerungen in Flüssen oder Meeren bildeten. Mit bloßem Auge erkennbare Fossilien und Muschelreste zeugen noch heute vom natürlichen Entstehungsprozess. Diese Steine sind nicht nur für Bodenbeläge, Wand­ bekleidungen oder Mauern beliebt, sondern auch verlässliche Partner für Bäder, Kaminverkleidungen oder Schwimmbeckenumrandungen.

Seine Kombination aus Langlebigkeit und Zeitlosigkeit macht Naturstein seit jeher zu einem ganz besonderen Werkstoff in der Architektur. Als umweltfreundlicher und nachhaltiger Baustoff bietet er gegenüber künstlichen, industriell hergestellen Produkten große Vorteile. Das beginnt bereits bei der Gewinnung und Verarbeitung: Mit diamantbesetzten Werkzeugen wird das Rohmaterial behutsam und umweltschonend aus dem natürlichen Felsen gelöst. Weil die Steine von Natur aus bereits fixfertig sind, wird auch bei der Weiterverarbeitung zu Küchenarbeitsplatten, Waschtischen, Treppen oder Bodenbelägen in den Natursteinwerken vergleichsweise wenig Energie aufgewendet.

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N AT U R S T E I N

Naturstein ist sinnlich: Boden und Wandbekleidung in einer Sauna aus lebhaft strukturiertem Travertin.

Der nächste Sommer kommt bestimmt: Rutschfester Quarzit lädt zum Entspannen ein.

Die dritte große Gesteinsgruppe umfasst die metamorphen Gesteine: Zu ihnen gehört Marmor als einer der bekanntesten Natursteine, aber auch Quarzit zählt dazu. Während Marmor seit der Antike ein Image als edler Baustoff besitzt, muss sich auch Quarzit nicht hinter den anderen Natursteinen verstecken. Als ein Stein, der durch die Umwandlung aus Kalkstein entstand, besitzt kristalliner Marmor eine besonders hochwertige Anmutung, zählt aber zu den Weichgesteinen und ist weniger abriebfest als Hartgesteine wie Granit. Abgesehen von wenigen Sorten liegen die Stärken von Marmor daher vorwiegend im gehobenen Innenausbau und bei eher dekorativen Anwendungen. Quarzit hingegen zeichnet sich durch seine Zähigkeit und gute Spaltbarkeit aus. Robuste Bodenbeläge im Außenbereich oder die Gestaltung von rustikalen Mauern und Feuerstellen zählen zu seinen bevorzugten Einsatzgebieten. Rosa, Gold oder Violett Die petrografische Entstehung bestimmt nicht nur die technischen Eigenschaften der Gesteine, sondern auch die individuelle Erscheinung. Wer eine natürliche Optik bevorzugt, wird ebenso fündig wie Auftraggeber, die ein eher technisches Ambiente wünschen. Granite è

Badgestaltung mit beigem Kalkstein: Die versteinerten ­Muschelreste passen zum Thema Bad und Wasser.

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WOHNEN

Der Klassiker: Lieblingsplatz aus römischem Travertin

bewegen sich aufgrund ihrer mineralischen Bestandteile meist im Farbspektrum zwischen tiefem Schwarz über Anthrazit bis zu hellem Grau. Die Kristallstruktur ist gleichmäßig ausgeprägt und das Erscheinungsbild vergleichsweise ruhig. Deutlich bunter geht es bei den Sedimenten zu. Bei Sandstein, Schiefer und bei Kalksteinen fügte Mutter Natur zur Grundmasse der Steine zahlreiche Farbnuancen hinzu – Mineralien wie Eisen sorgen für lebhaftes Rot, es gibt aber auch ein breites Spektrum an Ocker, Beige, Gelb, Grün und sogar Blau. Noch farbenfroher liebt es die Natur beim Marmor: Rosa, gold oder violett gewolkte Marmore waren bereits in der Antike begehrt für den gehobenen Innenausbau, es gibt aber auch Sorten weiß wie Schnee. Wie bei anderen Naturmaterialien sind bei der Auswahl eines bestimmten Natursteins neben der optischen Erscheinung immer auch die spezifischen technischen Eigenschaften zu berücksichtigen. Naturstein ist kein Produkt von der Stange, sondern in einem engen Dialog zwischen Architekten und Natursteinfachmann auf die jeweilige Verwendung und Beanspruchung abzustimmen.

© Alle Fotos: Richard Watzke

Oberflächen kombinieren Beim Neubau oder bei der Sanierung der eigenen vier Wände nehmen die Küche und das Bad einen besonderen Stellenwert ein. Als langfristige Investitionen in das persönliche Wohlbefinden sollen beide Räume pflegeleicht, hygienisch und dauerhaft attraktiv sein. Abhängig von den persönlichen Vorlieben bieten

Bitte Platz nehmen: Terrassengestaltung mit Platten aus Travertin

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N AT U R S T E I N

Einheit von Form und Funktion: massiver Waschtisch mit individueller Beckenform

Natursteine fast unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten für Arbeitsplatten, Böden, Wannenumrandungen und Waschtische. Küchenplatten mit bis zu 3,5 Metern Länge sind ebenso machbar wie raumhohe Duschrückwände ohne störende Fugen. Auch bei den Oberflächen lassen sich individuelle Lösungen umsetzen. Ganz oben auf der Wunschliste der Bauherren stehen satinierte Oberflächen, gefolgt von beflammten und gebürsteten Platten. Welche Oberfläche sich am besten eignet, hängt von individuellen Anforderungen und Vorlieben ab. Satinierte Platten fühlen sich seidenmatt an und spiegeln nicht, lassen die natürliche Struktur des Steines dennoch gut erkennen. Rauer sind Flächen, die erst unter hoher Temperatur aufgeraut und anschließend mit Bürsten wieder geglättet werden. Diese Flächen sind besonders trittsicher, aber auch etwas aufwendiger in der Pflege. Am strahlendsten erscheinen Natursteine in polierter Ausführung. Bei Anwendungen im Bad ist allerdings auf eine ausreichende Trittsicherheit zu achten. Eine ideale Kombination im Bad sind rauere Flächen am Boden und satinierte oder polierte Steine an den Wänden. Das Spiel von matten und spiegelnden Flächen bewährt sich auch in der Küchengestaltung. Bei hoch­ glänzenden Fronten sind polierte Arbeitsplatten zu viel des Guten. Hier wirkt matt bearbeiteter Stein besser, zumal viele Bauherren vor allem bei den Arbeitsplatten eine naturbelassene Optik schätzen.

Gestaltern. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den bestehenden Ressourcen bedeutet, bei Baustoffen neben Faktoren wie Gestehungskosten vor allem auf die langfristigen Auswirkungen auf unsere Umwelt zu achten. Naturstein punktet auch hier, verbraucht er doch von der Gewinnung des Rohmaterials über die Produktion der Bauteile bis zu deren Entsorgung am Ende der Nutzungsdauer des Bauwerkes sehr wenig Energie. Besonders umweltfreundlich ist die Verwendung regionaler Gesteine mit kurzen Transportwegen zwischen Steinbruch, Natursteinwerk und Baustelle. Neben der vorteilhaften CO2-Bilanz punkten regionale Steine auch durch die gute Erreichbarkeit der Abbaustelle: Wenn eine Bodenplatte aus Mühlviertler Granit ersetzt werden muss, ist der Steinbruch dafür gut zugänglich. Bei Bedarf kann sich der Auftraggeber vor Ort die zum ursprünglich verbauten Material passenden Steine aussuchen. Bei Lieferungen aus Fernost sind immer Schwankungen in Farbe und Textur zu erwarten – sofern der Steinbruch überhaupt langfristig aktiv ist. Neben dem besseren ökologischen Fußabdruck haben Steine aus Österreich oder dem nahen europäischen Umfeld einen weiteren Vorteil: Die Abbaustellen sind allgemein bekannt, die Qualität und Eigenschaften geprüft und die Steine besitzen eine lange Bautradition in unserem Klima. Architekten und Verarbeiter können somit bereits bei der Planung die zu erwartenden Umwelteinflüsse auf das Material beurteilen und das Rohmaterial den Anforderungen entsprechend auswählen. •

Ökologischer Fußabdruck Neben den technischen und optischen Vorteilen rücken Natursteine auch aufgrund ihrer ökologischen Vorzüge immer stärker ins Bewusstsein von Planern und 77

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Die Rubrik „Pro Naturstein“ erscheint in Kooperation mit der Vereinigung Österreichischer Natursteinwerke (VÖN). Für den Inhalt verantwortlich: VÖN.

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BAD UND WELLNESS

So richtig abtauchen und versinken kann man in dieser rechteckigen Badewanne.

© Villeroy & Boch

© Dura

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Waschtisch Cape Cod mit aus­ gesetztem Becken in Kombina­ tion mit Holz von Philippe Starck

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DESIGNTRENDS

© Laufen

Armaturen können mit viel­ fältigen Funktionen kombiniert werden wie bei dieser vom Designerpaar Ludovica und Roberto Palomba entworfenen Badezimmerserie Kartell.

© Kaldewei

Farbe bekennen Man darf schon jetzt gespannt sein auf die Badesaison 2019: Nicht nur Bikinis, sondern vor allem Bäder werden provokant und anregend. Sie könnten zum Aufreger des Jahres werden: Die Bade­zimmer entdecken die Farbe für sich und tauschen hygienisches Blitzweiß gegen freche Akzente und selbstbewusste Farbtöne ein. Ob einen das schockieren muss? Schließlich war das weiße Saubermann-­ Image für viele Jahrzehnte der Stempel, den alle Sanitär­einrichtungen – privat oder in öffentlichen Einrichtungen – aufgedrückt bekamen. Seit einigen Jahren gibt es nun schon ein paar zaghafte Ansätze, doch Mut zu beweisen. 2019 aber wird so richtig gekleckst. Persönlich Gestaltungsexperten sagen den Bädern eine individuell maßgeschneiderte Zukunft voraus: Das bezieht sich zum einen natürlich auf die Ausstattung, bei der es

Neue Serien setzen auf zarte Muster und starke Kontraste.

Barbara Jahn

nach oben wohl kaum eine Grenze gibt. Von der horizontalen Dusche bis zur Waschtoilette, von der in den Boden eingelassenen Badewanne bis zum multisensoralen Allroundwassererlebnis ist schlicht alles zu haben. Auch bei den Materialien kann man sich austoben: Fliesen, Keramik und Feinsteinzeug haben schon lange Konkurrenz von Marmor, Hightechwerkstoffen, Metall und sogar Holz bekommen – man kann aus dem Vollen schöpfen. Kombiniert wurde meist mit ähnlichen Farbnuancen und Ton-in-Ton-Konzepten. Schließlich sollte man im Bad ja auch die Ruhe finden, die man im stressigen Alltag so sehr vermisst. Die Ablöse der weißen Eminenz war jedenfalls schon längst fällig und nun geht es erst so richtig los. Herzerwärmend Wer Angst hat, dass der pure Minimalismus verloren geht, darf sich freuen: Er bleibt uns erhalten. Viele Sanitär­produzenten feilen an ihrer Technik, möglichst feine, schmale Radien herzustellen, um die gewünschte Zartheit zu gewährleisten. Welche Farbe könnte das Filigrane besser untermalen als Schwarz – edel, è

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© Dornbracht

© Agape

BAD UND WELLNESS

Eine Dusche kann nicht nur Dusche, sondern auch Archi­ tektur sein.

Welche Farbe könnte das Filigrane besser ­untermalen als Schwarz? Edel, elegant und modern zugleich.

elegant und modern zugleich. Für Puristen ist Schwarz ein klares Statement von Individualität und passt – zeitlos wie es eben ist – zu Marmor, Beton, aber auch Holz und Metall. Der extravagante Klassiker findet sich aber auch in den Armaturen wieder, sogar in unterschied­ lichen Schattierungen, ermöglicht durch innovative Fertigungs­verfahren. Darin manifestiert sich eine Art Industrial Style: Viele der verchromten Modelle bekommen ein schwarzes Geschwisterchen, das Wasser spendet. In dieselben oder in ähnliche Fußstapfen treten Grau und Greige, wobei Ersteres ein Wunder an Kombinationsfreudigkeit ist, während Zweiteres eine Wortschöpfung aus Grau und Beige ist und eine Kategorie von Farbe im Bad darstellt, die mit einer zweiten Farbe eine dauerhafte Verbindung eingeht und etwas Neues schafft. Greige unterstreicht den Loftcharakter, während Grau ein geheimnisvolles Multitalent bleibt. Erfrischend Gemütlich wird es zweifelsohne auch mit dem Comeback von Braun- und Goldtönen – beginnend beim einladenden Holzboden bis hin zur mit Blattgold beschichteten Waschschale. Hier ist die Lebendigkeit ein absolutes Muss, Abstufungen und Nuancen sind das Um und Auf – Schlamm, Lehm oder Terrakotta, Bronze oder Rost, Olive, Tannenwald oder Zedernholz, Puder oder Taupe –, was immer gefällt, wird Teil eines harmonischen Ganzen. Wer sich in dieses warme Farbspektrum verliebt, streift ein wenig historisch anmutendes

Interieur. Falsch machen kann man eigentlich nichts  – zählen doch Kupfer, Messing und andererseits Naturfarben zum absoluten Trend. Stark im Kommen sind auch Pastelltöne: Mint, Rosa oder ein helles Blau machen das Bad freundlich und wohnlich und erinnern vielleicht ein bisschen an die Ära des Lilien-Porzellans mit seiner positiven, poppigen Ausstrahlung. Es geht aber auch ganz anders: Cool bleiben, heißt die Devise, und zwar mit Blau- und Grüntönen, die ja bekanntlich eine sehr beruhigende, ausgleichende Wirkung auf die menschliche Psyche haben. Mit Grün kommt man mehr den Sehnsüchten nach dem Natürlichen nach, wobei Grün eine Farbe ist, die niemals aus der Mode kommen wird. Blau hingegen bildet eine gedankliche Einheit mit dem Element Wasser, getragen von der Fliese bis zum Handtuch. Weiß bleibt jedoch in jedem Fall der Klassiker schlechthin im Bad, wobei auch hier mit unterschiedlichen Tönungen ein neues Zeitalter anbricht. Gefühlvoll Wer spannungsvolle Farbkombinationen mit weniger Knalleffekt sucht, wagt sich an die Königsdisziplin in der farbigen Badgestaltung: die Zusammenstellung mehrerer Farben, die ein harmonisches Gesamtbild ergeben. Kombinationen aus mehreren Farben bei gleicher Helligkeit und Qualität sind dabei wohl am anspruchsvollsten und gleichzeitig individuellsten. Eine Farbe gibt den Ton an, drei bis vier weitere Farben

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© Tubes Radiatori

DESIGNTRENDS

Auch mithilfe von Heizkörpern kann Farbe in die Badlandschaft gebracht werden.

Die Klassiker der Waschtisch­armaturen gibt es nicht nur in Chrom, sondern auch in Schwarz.

unter­stützen den harmonischen Gesamteindruck. Ton-in-Ton-Farbkonzepte verleihen dem Badezimmer hingegen eine ruhige Ausstrahlung. Eine Farbe übernimmt hierbei die Vorherrschaft in der Gestaltung. Für das Interior Design bedeutet Monochromie allerdings selten die homogene Gestaltung der Fläche mit einem Farbton, sondern die Abstufung von Flächen mit verschiedenen Abtönungen und Nuancen einer Farbe. Dadurch entsteht ein dezent differenzierendes Tiefenbild ohne Kontraste, das dank der Einfarbigkeit eine starke Ausdruckskraft entfaltet. Abhilfe schaffen dabei auch dreidimensionale Fliesen, die durch das Relief mit Licht und Schatten spielen – das mitunter Verspielte ist eine glatte Einladung zum Fühlen und Angreifen. Doch das Ganze hat auch einen praktischen Hintergrund: Rutschfestigkeit, nicht unwesentlich im Nassraum. So gibt es noch eine Eigenschaft, die sich immer mehr durchgesetzt hat: In die Fliesen eingebrannte Silber­ ionen stören den Stoffwechsel der Bakterien und hemmen so ihr Wachstum – sauber und vor allem dauerhaft wirksam.

© Kludi

Diskret So können sie alle erfüllt werden, die großen Wünsche für kleine Bedürfnisse: Die ausladenden Jacuzzis haben abgenommen und passen nun als schlanke Whirlpoolwanne auch in kleinere Badezimmer. Die neuen WCs sind oft schon spülrandlos und lassen sich mit einem Quick-Release-Mechanismus wirklich einfach reinigen und die private Sauna kann man Platz sparend ins Wohnzimmer stellen. Herz, was willst du mehr? • 83

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BAD UND WELLNESS

Projekt Bad ohne Grenzen Umbau eines Einfamilienhauses, Wien

Innenarchitektur UNA plant, Wien una-plant.at

Projektdaten Badgröße: 4 m2 Bauzeit: 05–09/2018 Fertigstellung: 09/2018

Alle Fotos: © Andreas Wallner/UNA plant

Ein Gerüst aus Eichenholz­ lamellen definiert das Bad. Der Doppelwaschtisch bildet den Raumteiler.

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UMBAU

Farblich changiert das Bad von Weiß und Grau über Sandfarben und Kupfer bis Grün

Weg mit den Wänden! Bad ohne Grenzen / UNA plant Die moderne Architektur liebt offene Wohngrundrisse. Fließende Übergänge zwischen den Wohnbereichen sind Zeichen für Aufgeschlossenheit, Offenheit und Transparenz. Vor den Intimbereichen des Wohnens macht diese Offenheit jedoch meist halt. Verständlicherweise wollen sich auch Liebhaber moderner Architektur im Schlafzimmer oder bei der Hygiene nicht unbedingt beobachten lassen. Dass aber ein Bad auch einmal anders gestaltet werden kann, zeigt dieses Beispiel eines zweigeschoßigen Einfamilienhauses in Wien-­ Hietzing. Ein Geschoß liegt auf zwei unterschiedlichen Ebenen und hat eine Fläche von rund 70 Quadratmetern. Im

Untergeschoß befinden sich die Aufenthaltsräume, im Obergeschoß zwei Kinderzimmer mit Bad und ein großes Schlaf­ zimmer. Im Zuge einer grundlegenden Sanierung des Hauses wurde auch der Innen­raum neu organisiert und gestaltet. Die Planerinnen (es sind nur Frauen) des Wiener lnteriordesignstudios „UNA plant“ haben beim Umbau des Schlafzimmers sämtliche Zwischenwände zwischen dem altem Schlafzimmer und dem Badezimmer entfernt. Stattdessen wurde ein „Masterbad“ in den offenen Raum gestellt. Anstelle von Wänden und Decke definiert ein Gerüst aus Eichenholzlamellen das Bad. Der Doppelwaschtisch bildet den Raumteiler, der ein gewisses è 85

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BAD UND WELLNESS

Zum Stiegenaufgang und zur Galerie hin wird das Bad abgeschirmt.

Entwurfsskizze Grundriss

Bedürfnis der Bewohner nach Privatheit signalisiert und das Bad zum Stiegenaufgang und zur Galerie hin abschirmt. Farblich changiert das Bad von weißen und grauen Wänden über sandfarbene Waschtische, weiße Waschmuscheln, Armaturen aus gebürstetem Kupfer und Spiegelrahmen aus Messing bis zu einer in Grüntönen ausgelegten Dusche. Die Holzlamellen dienen als Träger der Beleuchtungskörper. •

Schnitt

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© KLAFS

SAUNA

Being well and fit

Manche Saunakabinen lassen sich auf Knopfdruck einfahren und sind dann gerade einmal 60 ­Zentimeter tief (Modell S1 von Klafs).

Unter Wellness – abgeleitet von den Begriffen Wellbeing und Fitness – versteht man vor allem Methoden und Anwendungen, die das körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden steigern. Dazu gehören unter anderem Massagen, Bäder, Saunen, Dampfbäder oder Infrarotkabinen. Sauna Saunieren wirkt sich positiv auf das vegetative Nervensystem aus und stärkt das Immunsystem. Für die klassische Sauna typisch sind hohe Temperatur und geringe Luftfeuchtigkeit. Eine Sauna ist dann richtig temperiert, wenn einen Meter über der obersten Sitzbank die Temperatur zwischen 80 und 105 °C beträgt. Die Wärme wird durch einen steingefüllten Saunaofen erreicht. Das trocken-heiße Klima fördert die Schweißverdunstung. Eine Sauna muss nicht im Keller stehen, prinzipiell eignen sich alle Geschoße dafür. Als Platz für eine Sauna reicht bereits eine Fläche von 2 x 2 Meter. Voraus­ setzung ist in der Regel ein 380-W-Stromanschluss. Wasser- und Abwasseranschlüsse sind bei der finnischen Sauna nicht erforderlich, jedoch für die in einem

Saunabereich üblichen Duschen und Tauchbecken. Als Raumhöhe sollten mindestens 2,25 m zur Ver­ fügung stehen. Fertige Saunakabinen bieten bis zu fünf Personen Platz. Zahlreiche Fertigangebote erfüllen die klimatischen Bedingungen und sind komfortabel eingerichtet. Sanarium Das Sanarium ist ähnlich der klassischen Sauna, jedoch herrscht eine geringere Temperatur, es werden oft Licht und verschiedene ätherische Öle für den Aufguss verwendet. Das Sanarium wirkt sich schonend auf den Kreislauf aus, denn die Raumtemperatur liegt zwischen 46 und 60 °C und die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 55 Prozent. Dadurch ist, verglichen mit einer è 87

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BAD UND WELLNESS

© PHYSIOTHERM

In der Infrarotkabine steigt nur die Körpertemperatur infolge der Strahlung, nicht die Temperatur in der Kabine.

Für den Heimgebrauch eignen sich die heute angebotenen Dampf­ duschen, eine Kombination aus ­Duschund Dampfkabine.

normalen Sauna, ein um 15 bis 30 Minuten längerer Aufenthalt möglich.

© REPABAD

Biosauna In der Biosauna (Variante der finnischen Sauna) herrscht mit 40 bis 55 Grad eine niedrigere Temperatur als in der herkömmlichen Sauna. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 45 bis 55 Prozent. In der Biosauna werden verschiedene Farben eingesetzt: • Rotes Licht zur Belebung und Durchblutungs­ förderung, die Herzleistung wird aktiviert • Gelbes Licht zur Lösung von Verspannungen und Aktivierung der Drüsentätigkeit • Grünes Licht zur Beruhigung • Blaues Licht zur Beruhigung und Blutdrucksenkung Dampf- und Warmbad Je nach Herkunftsland gibt es unterschiedliche Formen des Dampfbads. Allen Gemeinsam ist der Betrieb mit niedrigerer Temperatur und höherer Luftfeuchtigkeit als in der Sauna. In einem Dampfbad beträgt die

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B s i z k

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SAUNA

Eine Sauna muss nicht im Keller stehen, prinzipiell eignen sich alle Geschoße dafür, auch das Badezimmer.

10 Minuten betriebsbereit und verbraucht 1,5 bis 2,7 kW pro Stunde. Daher reicht ein normaler Stromanschluss. Wasser- und Abwasseranschlüsse werden bei einer IR-­ Kabine ebenfalls keine gebraucht. Infrarotkabinen sind also eine platz- und kostensparende Alternative zur klassischen Sauna ohne Installationsaufwand. •

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ASSE

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Baumit Klima- und Ionit-Produkte sind mineralisch, schadstofffrei und regulieren die Luftfeuchtigkeit in allen Räumen. Dadurch tragen sie wesentlich zur Verbesserung des Raumklimas bei und das kommt wiederum unserer Gesundheit zugute. ■ frei von Schadstoffen ■ raumklimaregulierend ■ verbesserte Raumluftqualität

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Was ist natürlich, gut und gesund?

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Infrarotkabinen Die Sonne sendet Energie durch elektromagnetische Strahlung aus. Ein Teil dieser Strahlung liegt im Infrarotbereich. Die Infrarot-(IR)-Strahlung ist daher eine natürliche Strahlung, die in die obere Hautschicht eindringt. Die Strahlungsenergie wird von den Oberflächen­ atomen aufgenommen und als Tiefenwärme über die Durchblutung an den gesamten Körper weitergegeben. Die Folge: Die Körpertemperatur steigt, man schwitzt, auch wenn die Temperatur in der Kabine nicht steigt. Während eine Sauna zumindest eine halbe Stunde braucht, bis sie auf Betriebstemperatur ist und pro Stunde über 6 bis 8 kW Starkstrom verbraucht, wird eine IR-Kabine ausschließlich mit Normalstrom betrieben, ist in 5 bis

© KLAFS

Temperatur im Durchschnitt zwischen 40 und 45 °C. Die Luftfeuchtigkeit ist jedoch wesentlich höher, da übersättigter Wasserdampf in den Baderaum geleitet wird. Auch Dampfbadkabinen können individuell geplant werden und mit Verfliesung, Glasmosaik, Feinsteinzeug oder Naturstein ausgestattet sein. Für den Heimgebrauch eignen sich die heute angebotenen Dampfduschen, eine Kombination aus Dusch- und Dampfkabine. Die Wasseranschlüsse müssen nur einmal verlegt werden, ein separater Raum oder zusätzliche Fläche wird auch nicht benötigt, nur ein Stromanschluss.

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Ideen mit Zukunft.

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SANIERUNG

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NACHVERDICHTUNG

© Martin Mostböck (2)

Haus für einen Winzer: Die kecke Glasbox am traditionellen Dach ist ein Hinweis darauf, dass bei diesem Projekt alte Substanz charmant mit Neuem kombiniert wurde. Siegerprojekt Burgenland „Das beste Haus ­2018“, Architekt Martin Mostböck.

Sanieren statt neu bauen Sanierungs- und Nachverdichtungsmaßnahmen haben zahlreiche Vorteile – etwa für die Wohnqualität, die Gesundheit der Bewohner und die Werterhaltung der Immobilie. Außerdem schaffen sie heimische Wertschöpfung und reduzieren die Betriebskosten der Haushalte.

So schlimm wie in Kowloon Walled City wird es schon nicht werden. In diesem Stadtteil Hongkongs mussten im Jahr 1993 Dutzende Hochhäuser abgerissen wer­ den, die sich auf einem rechteckigen Grundriss von 210 Metern Länge und 120 Metern Breite drängten – der Grund: die inakzeptable sanitäre Situation. So gesehen: Das Prinzip der Verdichtung, das sich für (mittel)euro­ päische Städte weitgehend durchgesetzt hat, kann man auch übertreiben. In Wien herrscht jedenfalls der Kon­ sens „sanieren statt neu bauen“. Dichter bebaute Städte und Dörfer haben für Wolf­ gang Amann – seines Zeichens geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen – überwiegend Vorteile: Die Kosten der Ge­ meinden für Infrastruktur fallen geringer aus, öffentli­ cher Verkehr ist leichter organisierbar. „Auch das sozi­ ale Leben in Gemeinden funktioniert besser, wenn die Menschen nicht in alle Himmelsrichtungen verstreut

sind“, so Amann, der auch parlamentarischer Berater in wohnwirtschaftlichen Fragen ist. Vielen Österreiche­ rinnen und Österreichern ist diese infrastrukturelle Veränderung ihres Lebens-­Wohn-­Umfeldes existenziell präsent: Hierzulande wird es „enger“. Innenentwicklung im Mittelpunkt Eine aktuelle Studie des Klima- und Energiefonds des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit zählt in Öster­ reich ca. 1,43 Millionen Eigenheime (nur Hauptwohnsit­ ze), was 39 Prozent des Gebäudebestands entspricht. Setzt man diese Zahlen in Beziehung zu der Tatsache, dass in den meisten Einfamilienhaus-Siedlungsgebie­ ten der 1950er- bis 1980er-Jahre geringe Baudichten vorherrschen, liegt auf der Hand: Nachverdichtung birgt erhebliches Potenzial. Dies ist umso mehr gesell­ schaftlich relevant, als der demografische Strukturwan­ del einschneidende Änderungen der Wohnformen (Einpersonen-, Mehrgenerationenhaushalte, Patchwork­ famlien etc.) mit sich bringt. All diese Überlegungen resultieren dahingehend, sämtliche Möglichkeiten der Mobilisierung bestehender Grundstücks- bzw. è

Rudolf Preyer 91

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SANIERUNG

Nachhaltige Verdichtung städtischer Flächen: In einem 35 Meter langen, 5 Meter breiten Grundriss entfalten sich großzügige, ineinander verwobene raumsparende Gesamtlösungen (caramel Architekten, Preisträger Das Beste Haus Wien 2015).

Maßanzug für zwei Alljährlich wird „Das beste Haus“ gesucht – und zwar vom Bundeskanzleramt gemeinsam mit dem Architek­ turzentrum Wien und regionalen Architekturinstitutio­ nen. Die Ausschreibung legt einen besonderen Fokus auf das Bauen im Bestand. So ging der prestigeträchti­ ge Preis 2018 für das Burgenland an den Architekten Martin Mostböck für den Umbau und die Erweiterung eines Winzerhauses in Horitschon. Die „kecke Glas­ box“ am traditionellen Dach ist ein Hinweis darauf, dass bei diesem Projekt alte Substanz charmant mit Neuem kombiniert wurde. Dazu das beauftragende Winzerpaar: „Dieses Raumgefüge nimmt das Traditio­ nelle aus dem Bestand auf, verbindet es mit modernen, zeitgenössischen Elementen und kreiert so Neues. So entstand der Maßanzug für zwei.“ Mostböck entkernte und öffnete den Bestand bis zum Dachraum; hinzu kamen ein Wintergarten, ein Pool und ein Fitnessbe­ reich. Klaus-Jürgen Bauer (Architektur Raumburgen­ land) begründet die Juryentscheidung so: „Das alte burgenländische Streckhaus erlebt hier eine unge­ ahnte und erfreuliche Verwandlung, das vertraute Straßenbild bleibt erhalten.“ Wo die Generationenfolge noch funktioniert Abseits preisträchtiger Architektur: Wie stellt sich ins­ gesamt die Problematik „Sanierung statt Neubau“ auf dem Lande dar? In vielen ländlichen Regionen werden gerne alte Bauernhäuser renoviert – und im Scheunen­ trakt neue Wohnungen errichtet. Dies ist besonders in Lagen attraktiv, wo ein Neubau nicht genehmigungs­ fähig ist. In mehreren Bundesländern stehen spezielle erhöhte Förderungen für die Sanierung von Eigenhei­ men bei gleichzeitiger Schaffung zusätzlicher Wohnun­ gen zur Verfügung, beispielsweise in Niederösterreich.

© Hertha Hurnaus (2)

Wohnraumreserven auszuschöpfen: Ein gutes Beispiel dafür, dass die „Innen­entwicklung“ das gewünschte Ziel eher erreicht (anstelle Boden unnötig zu versie­ geln), ist eine pannonische Haussanierung.

Insbesondere bei Eigenheimen innerhalb von Sied­ lungsgrenzen ist das eine effiziente Maßnahme der Nachverdichtung: Solche Erweiterungen sind sehr beliebt, wenn für die nachkommende Generation keine eigenen Baugrundstücke mehr zur Verfügung stehen. FH-Dozent Amann: „Es ist immer noch besser und oft günstiger, Wand an Wand mit den Schwieger­ eltern zu leben, als in den Geschoßwohnbau auswei­ chen zu müssen.“ Angebaute Wohnungen seien auch „eine sehr gute Möglichkeit, aus der Vermietung die eigene Pension aufzubessern“. Hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse wäre eine Parzellierung optimal, meint Amann, das sei aber oft nicht möglich: „Bei einem zu einem Mehrwohnungs­ gebäude ausgebauten Eigenheim spricht viel dafür, 92

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NACHVERDICHTUNG

© Lukas Schaller

© Klaus Fritsch

Spektakulär unspektakuläres Nachverdichtungsprojekt: Ein verfallendes Bauernhaus in Weiden wurde durch ein Ferienhaus ersetzt. Eternit, Putz, Holzfenster und graue Fassadenfarbe lassen das Haus mit der Umgebung verschmelzen (Arch. Claudia Cavallar, Preisträger Das Beste Haus Burgenland 2015).

nicht zu parifizieren, sondern die anderen Wohnungen in Miete oder mietfrei zu überlassen.“ Wohnungs­ eigentum macht später nämlich die Bewirtschaftung des Gesamtgebäudes schwieriger. Alles eine Frage der Energieeffizienz Als alles verbindende Klammer der Sanierung muss die Verbesserung der Energieeffizienz verstanden werden. Wenn ein Haus (sei es am Land oder in der Stadt) sa­ niert bzw. ausgebaut wird: Welche Überlegungen zur Steigerung der Energieeffizienz können überhaupt an­ gestellt werden? Dazu Walter Hüttler, Geschäftsführer von e7 – Ingenieurbüro für Energie- und Umwelttech­ nik: „Die Frage stellt sich für uns über die Energie­ effizienz hinaus in einem noch breiteren Kontext: Wie können bestehende Gebäude zukunftsfit gemacht wer­ den?“ Dabei seien die „üblichen Maßnahmen“, wie beispielsweise eine sehr gute Wärmedämmung und moderne Fenster, nur der „Ausgangspunkt für eine ganzheitliche Betrachtung“. Hüttler denkt an eine „brauchbare außen liegende Verschattung“. Auch die Nachrüstung mit Photovoltaik werde zu­ nehmend zum Standard, vor allem dort, wo ein hoher Grad an Eigennutzung gewährleistet ist, so Hüttler. „Das kann beispielsweise in Verbindung mit Speichern oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge erreicht wer­ den.“ Darüber hinaus werden die Themen Barrierefrei­ heit, Sicherheit und Schaffung von Freiflächen – z. B. durch die Nachrüstung von Balkonen – auch in der Sanierung immer wichtiger. Für die Nachrüstung von E-Ladestationen wieder­ um werden zukünftig Mindestanforderungen bei grö­ ßeren Renovierungen in den Bauordnungen verankert werden, schätzt Hüttler, ähnlich wie diese schon jetzt im Neubau gelten. Und wie sieht das im Heizungs­ bereich aus? Der Umstieg auf erneuerbare Lösungen, wie sie jüngst auch mit der Novelle der Wiener Bau­ ordnung und des Wiener Wohnbauförderungs- und Wohnhaussanierungsgesetzes (WWFSG) forciert

wurden, nimmt zu. Hüttler: „Erdwärme in Verbindung mit Wärmepumpen und Niedertemperaturheiz­ systemen wird zunehmend auch im großvolumigen Segment umgesetzt und sie sind auch finanziell darstellbar“. Die Moral der Geschichte Abschließend der Nachtrag zur Kowloon Walled City: Im März 1993 starteten in Hongkong die Abbrucharbei­ ten für die einsturzgefährdeten Hochhäuser – und im Dezember 1995 wurde dort bereits ein Park (samt Mu­ seum zur Geschichte der „Ummauerten Stadt“) eröff­ net. Die Moral dieser Geschichte: Man muss schon mit Hirn verdichten und sanieren, die „weniger gescheite Lösung“ wird freilich – in Zeiten grassierender Ver­ siegelung – immer der Neubau sein. • Schwerpunkte der Wiener Bauordnungsnovelle In der Wiener Bauordnungsnovelle wurde nunmehr festgeschrieben, dass Eigentümer für den Abbruch von vor dem 1. Jänner 1945 errichteten Gebäuden, jenen in Schutzzonen oder in Gebieten mit Bausperre die Zustimmung des Magistrats brauchen (unabhängig, ob es denkmalschutzrechtliche Bewilligungspflichten gibt). Außerdem dürfen bei sogenannten „raumbildenden Aufbauten“ diese nur maximal ein Drittel der Gebäudelänge betragen (bislang konnte um eine Ausdehnung bis zur Hälfte angesucht werden). „Sanierungen, die sich auszahlen“ Im Rahmen des Sanierungsschecks können Eigentümer, Bauberechtigte oder Mieter eines Ein-/Zwei­ f amilien- oder Reihenhauses bis 28. Februar 2019 einen Förderungsantrag bei der Kommunalkredit (umweltfoerderung.at) einreichen. Gefördert werden thermische Sanierungen für Gebäude, die älter als 20 Jahre sind. Förderungsfähig sind umfassende Sanierungen nach klimaaktiv-Standard sowie Teilsanierungen, die zu einer Reduktion des Heizwärmebedarfs um mind. 40 % führen. Bis zu 5000 Euro beträgt der „Raus aus Öl“-Bonus für die Umstellung einer veralteten Öl-, Gas- bzw. Koksheizung auf eine alternative Heizform – wie thermische Solaranlage, Holzzentralheizung oder Nah-/ Fernwärmeanschluss.

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SANIERUNG

Grundriss 5 M DachgeschoĂ&#x;

Schnitte

20 M

Lageplan 5M

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ZUBAU

Projekt Haus KFT Einfamilienhaus, Zubau Pöchlarn, NÖ Auftraggeber: privat

Architektur Architekt DI Clemens Aichinger-Rosenberger, Melk arch-arc.at Planung: 2017 Ausführung: 2017–2018 Bauzeit: ca. 3,5 Monate (exkl. Außenanlagen)

Projektdaten

© Alle Fotos und Pläne: ARC

Grundstücksgröße: 526 m², davon 30 % bebaubar Vorgeschriebene Bebauungsweise: gekuppelt, einseitig Abstand zur Grundgrenze ½ Gebäudehöhe Nutzfläche: beide Wohneinheiten gesamt 153 m², davon Zubau 38 m² Stützen/Tragkonstruktion: Stahlbeton, dazwischen zur Verstärkung Stahlträger Decke: Holztramdecke, unterseitig Dreischichtplatten beschichtet Außenwände: Holzriegel KVH Fichte Massivholz (an der Grundgrenze) Dach: Holzpfettendach Fassadenverkleidung: Hinterlüftete Lärchensichtholzschalung unbehandelt, sibirische Lärche

Architekt Clemens Aichinger-Rosenberger aus Melk entwarf einen auf Betonstützen ruhenden hölzernen Zubau in Verlängerung des bestehenden Satteldachs.

Kleiner, feiner Zubau Haus KFT, NÖ / ARC Architektur Sanieren, um- und zubauen war das Motto bei diesem winzigen Wohnhaus aus den Sechzigerjahren. Es sollte vergrößert werden, um der zweiten Generation genügend Platz zu bieten. Die Herausforderung in der Planung lag einerseits an der Form und Gedrungenheit des Grundstücks. So durften maximal 30 Prozent bebaut werden, was bereits vor der Errichtung des Zubaus zu wesentlichen Teilen ausgenutzt war. Zum anderen konnte aus Gründen der erforderlichen Belichtung und Barriere­ freiheit nur das obere Geschoß erweitert werden. Architekt Clemens Aichinger-Rosenberger aus Melk entwarf einen auf Betonstützen ruhenden hölzernen Zubau in Verlängerung

des bestehenden Satteldachs. Somit konnte das Tageslicht für die unteren Räume erhalten und darüber hinaus noch ein überdachter Sitzplatz geschaffen werden. Markant sind die zum Teil schräg verlaufenden Dachkanten und Außenwände, die eine konsequente Antwort auf baurechtliche Erfordernisse darstellen. Der südseitige Giebel wurde quasi wie ein Eselsohr zur Hälfte aufgeklappt, wodurch die innere Raumhöhe punktuell vergrößert und die Möglichkeit, ein großes quadratisches Fenster einzubauen, geschaffen wurde. Der dadurch entstehende Ausblick ist etwas, was so manchen abschrecken würde, den Bauherren jedoch innere Ruhe gibt – der Blick auf den ört­ lichen Friedhof. è

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SANIERUNG

Der Zubau wurde mit Ausnahme der unteren Tragstruktur zur Gänze aus Holz beziehungsweise Holzwerkstoffen errichtet.

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ZUBAU

© Alle Fotos: ARC

Das winzige Wohnhaus aus den Sechzigerjahren wurde vergrößert, um der zweiten Generation genügend Platz zu bieten.

Der Zubau wurde mit Ausnahme der unteren Tragstruktur zur Gänze aus Holz beziehungsweise Holzwerkstoffen errichtet. Diese Bauweise kam der äußerst knappen Bauzeit sowie dem Wunsch des Bauherrn sehr entgegen, ein hohes Maß an Eigenleistung erbringen zu wollen. So wurde mit der Herstellung der Betonfundamente Mitte Oktober 2017 begonnen. Der Zubau war bereits kurz nach den Weihnachtsfeiertagen schlüssel­ fertig. Unter geringerem Zeitdruck sollen beispielsweise noch die Außenanlagen fertig­gestellt werden. Vorgesehen ist unter anderem, zwischen die noch puristisch wirkenden Betonsäulen spinnwebartige Stahlseile zur Berankung mit Wein zu spannen. In Summe stellt der Zubau sowohl für die Bewohner als auch für den planenden Architekten ein äußerst gelungenes Beispiel dar, wie aus stark pragmatischen Anforderungen heraus unter starkem Kosten- und Zeitdruck eine deutliche Qualitätsverbesserung der bestehenden Bausubstanz erfolgen kann. •

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SANIERUNG

Grundriss Erdgeschoß Grundriss Obergeschoß

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UMBAU

Projekt Um- und Zubau Haus W, Wien

Auftraggeber Privat

Architektur und Örtliche Bauaufsicht Architekt DI Sebastian Illichmann illichmann-architecture.com

Tragwerksplanung Werkraum

Projektdaten

Bebaute Grundfläche: 124 m² Wohnfläche: 180 m² Umsetzung: 2011–2016

© Alle Fotos: Kurt Kuball

Alle Pläne: Illichmann Architecture

Schnitt

Zubauten an Nord- und Westseite des bestehenden Siedlungshauses in Holzbauweise dienen der Erweiterung der Wohnfläche auf zwei Geschoßen.

Aufwertung eines Siedlungshauses Haus W, Wien / Architekt Sebastian Illichmann Der Umgang mit Einfamilienhäusern aus der Nachkriegszeit gewinnt für Bauherren und Architekten an Bedeutung. Viele Be­ standsgebäude sind nach heutigen Maß­ stäben klein, eng, dunkel, energetisch nicht zufriedenstellend. Wie man mit derartiger Substanz ein zeitgenössisches Wohngefühl mit offenen Räumen und Bezug zur Natur realisiert, zeigt Architekt Sebastian Illich­ mann. Das in den Fünfzigerjahren errichtete und rund 40 Jahre bewohnte, kompakte kleine Siedlungshaus befindet sich in einem

Bereich des 23. Wiener Gemeindebezirks mit relativ kleinteiliger Grundstücks- und Bebauungsstruktur. Der Zugang ins Haus erfolgte über eine Außentreppe und einen sehr kleinen verwinkelten Vorraum. Die In­ nentreppe ins Obergeschoß war verwinkelt und dunkel, jene in den Keller abenteuer­ lich steil. An drei Stellen wurde ein Zu- bzw. Auf­ bau vorgenommen, die neuen Teile sind in Holzbauweise ausgeführt. Die Erschließung des Gebäudes übernimmt der è

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SANIERUNG

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UMBAU

Nach dem Umbau betritt man das Gebäude auf Gartenebene und hat dadurch die Möglichkeit eines direkten und bequemen Kellerzuganges.

© Alle Fotos: Kurt Kuball

Es entstanden helle Räume mit fließenden Übergängen.

Zubau im Norden. Man betritt nun das Ge­ bäude gleich auf Gartenebene und hat da­ durch die Möglichkeit eines direkten und bequemen Kellerzuganges. Der Keller wur­ de saniert und um eine Sauna, ein WC und eine Dusche erweitert. Zusätzlich zu dem Zubau im Norden wurde an der Westseite ebenfalls in Holzbauweise ein Zubau errich­ tet, welcher der Erweiterung der vorher recht beengten Wohnfläche auf zwei Ge­ schoßen dient. Im Erdgeschoß wurde die Wohnküche vergrößert, die sich mit vielen Fenstern in Richtung Grünraum öffnet. Im Obergeschoß konnten durch den Zubau ein drittes Schlafzimmer sowie ein WC und ein Bad realisiert werden. Unterhalb des west­ seitigen Zubaus befindet sich ein großer, von außen zugänglicher, geschützter Ab­ stellbereich. Das gesamte Obergeschoß wurde, da die Raumhöhen sehr einge­ schränkt waren, abgetragen und als Holz­bau mit Stahlrahmen neu errichtet. è

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© Alle Fotos: Kurt Kuball

SANIERUNG

Trotz des Umbaus fügt sich das Haus weiterhin nahtlos in den Kontext der Nachkriegssiedlung.

Fließende Räume Es entstanden fließende und doch ab­ wechslungsreiche Raumgefüge von der gro­ ßen Wohnküche bis zum kuscheligen Alko­ ven. Der Garten wird visuell ins Innere des Hauses geholt. Mehrere Terrassen erweitern den Raum, jene auf dem Flachdach des westseitigen Zubaus ermöglicht einen wun­ derbaren Fernblick. Im Zuge des Umbaus wurde der Bestand mit Fußbodenheizung ausgestattet, neu isoliert und mit natürli­ chen Materialien gedämmt – schließlich war der Nachhaltigkeitsgedanke ein wichtiges Argument, das alte Haus zu sanieren, an­ statt es abzureißen. Für die Jury des Bau­ herrenpreises 2018, die das Haus W als Bundeslandsieger Wien kürte, urteilte die Jurorin Angelika Fitz, Leiterin des Architek­ turzentrum Wien: „Die Aufwertung ist enorm und doch fügt sich das Haus weiter­ hin nahtlos in den Kontext der Nachkriegs­ siedlung. Erst auf den zweiten Blick wird die hochwertige Transformation sichtbar.“ •

Die vergrößerte Wohnküche Im Erdgeschoß öffnet sich in Richtung Grünraum.

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BARRIEREFREIHEIT

Die Wohnung wird ab dem Pensionsalter immer mehr zum zentralen Lebensmittel­ punkt. Dabei wünschen sich die meisten Seniorinnen und Senioren, möglichst lange in „den eigenen vier Wänden“ selbst­ ständig leben zu können. Rund 90 Prozent aller älteren Österreicherinnen und Öster­ reicher leben deshalb auch jenseits des 60. Lebensjahres in ihrer gewohnten Um­ gebung und in Wohnungen oder Häusern, die ihnen seit Jahren vertraut sind. Je weniger Hindernisse es im Wohnbe­ reich gibt, desto länger ist ein Wohnen zu Hause für ältere Menschen möglich. Alters­ gerechtes Wohnen macht aber einige Um­ baumaßnahmen in Haus oder Wohnung erforderlich. Möglicherweise ist es notwen­ dig, ein großes Haus in kleinere Einheiten umzubauen. Umbaumaßnahmen für eine seniorengerechte, barrierefreie Wohnung sind beispielsweise: den Zugang zu allen Räumen schwellenfrei zu machen, die Tür­ breiten auf mindestens 90 Zentimeter zu erweitern, die Dusche schwellenfrei begeh­ bar zu machen oder den Duschablauf abzu­ schrägen. Im WC müssen hochklappbare Stützgriffe montiert werden, Steckdosen auf eine Mindesthöhe von 40 Zentimetern gesetzt werden. Es sollte darauf geachtet werden, die Beleuchtung blendungsfrei zu gestalten und ausreichend Lichtschalter in 80 bis 100 Zentimetern Höhe vorzusehen. Betten sollten verschiebbar und von drei Seiten zugänglich sein. Durch solche ein­ fachen Veränderungen in der Wohnung kann ein Viertel der Stürze von Menschen über 60 verhindert werden. Förderungen für Umbauten In den einzelnen Bundesländern gibt es Förderungen für barrierefreie Maßnahmen sowohl für Wohnraumsanierung als auch für den Neubau. Förderbare Maßnahmen sind: • Entfernen von Stufen und Schwel­ len bei der Hauseingangstüre • Errichtung von Rampen und Hebehilfen • Neuerrichtung eines Personenauf­ zuges oder Adaptierung eines be­ stehenden Aufzuges

Alle Fotos: © iStock

Altersgerecht wohnen und sanieren

Rampen können bereits beim Bau berücksichtigt und in den Entwurf integriert werden.

Automatisierung der Hauseingangstüre • Türverbreiterungen • Bauliche Maßnahmen zur Aus­ stattung der Sanitäreinheit Da in den Bundesländern unterschiedli­ che Bauordnungen und Förderungsmaß­ nahmen bestehen, ist es wichtig, sich zeit­ gerecht, das heißt vor Beginn einer Baumaßnahme, mit dem Amt der Landes­ regierung und den entsprechenden Behör­ den und Beratungsstellen in Verbindung zu setzen. Auch der Bund gewährt über das Bundes­sozialamt Individualförderungen für Wohnraumadaptierung bei angeborener Behinderung, Krankheit oder nach einem Freizeitunfall. •

Informationen

bundessozialamt.gv.at sozialministeriumservice.at gesundheit.gv.at WCs sind mit Stützgriffen leicht nachrüstbar.

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SANIERUNG

Projekt Umbau und Sanierung Einfamilienhaus L., 1180 Wien

Architektur Architekturbüro Reinberg ZT GmbH, 1070 Wien reinberg.net

Projektverlauf

Planungsbeginn: 2013 Bauzeit: 11/2014 bis 5/2016

Projektdaten

Grundstück: 1563 m² Umbauter Raum: 2097 m³ Wohnfläche: 373 m² Gartenfläche: 1254 m²

Architekt Georg Reinberg ließ bei diesem Rück- und Umbau die äußeren Umrisse im Unter- und Erdgeschoß weitgehend unverändert, das Gebäude wurde im zentralen Stiegen­ bereich radikal entkernt und geöffnet.

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UMBAU

Alle Fotos: © Stepahnie Langer

Aus Alt wird Neu: Besonders umweltverträglich ist ein Gebäude, wenn  – wie beim Haus L. in Wien-Währing   – kaum Energieaufwand für Her­stellung, Transport und Entsorgung von Baumaterialien anfällt.

Weniger ist manchmal mehr Haus L., Wien / Architekturbüro Reinberg

Auch ein mit umweltverträglichsten Baustoffen und maximal energieoptimierter Gebäudetechnik errich­ teter Neubau verursacht einen größeren ökologischen Fuß­abdruck als ein Umbau, bei dem die vorhandenen Materialien weiterverwendet werden, womit der Ver­ brauch von „grauer Energie“ reduziert wird – jener Energiemenge, die für Herstellung, Transport und Ent­ sorgung der Baumaterialien benötigt wird. Ein interessantes Beispiel für einen Umbau bei gleichzeitiger Verbesserung der Energiebilanz eines Einfamilienhauses ist das „Haus L.“ in Wien-Währing. Dieses von einer jungen Familie geerbte Gebäude è 105

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Dank der radikalen Entkernung und Öffnung des Gebäudes fällt in alle Räume großzügig Tageslicht.

war mit Keller, Erdgeschoß und Dachgeschoß für deren Bedarf zu groß. Im Zuge einer Mo­ dernisierung und Anpassung an die neuen Anfor­derungen wurde das Dachgeschoß ab­ gebrochen und durch ein Flachdach ersetzt, das mittlere Geschoß zum Schlafgeschoß um­ gebaut. Das halbseitig im Hang liegende Erd­ geschoß mit einem stillgelegten Hallenbad wurde zum nach Süden hin offenen Wohn­ geschoß umgebaut. Radikal entkernt Der Wiener Architekt Georg Reinberg ließ bei diesem Rückbau die äußeren Umrisse im Un­ ter- und Erdgeschoß weitgehend unverändert, das Gebäude wurde im zentralen Stiegen­ bereich radikal entkernt und geöffnet, sodass nunmehr alle Aufenthaltsräume und Ver­ kehrsflächen großzügig Tageslicht erhalten.

Die beiden verbliebenen Geschoße sind auch optisch über einen großzügigen Luftraum mit­ einander verbunden. Im Erdgeschoß sorgen Öffnungen quer zur Fassade für eine freie Sichtachse über den gesamten Wohnbereich samt Küche. Alle vorhandenen Fensteröffnun­ gen wurden auf weitgehend gleich hohe Fenster­türen ausgebaut, das südseitige Wohn­ zimmer mit einem Holzvorbau erweitert. Das Gebäude, das den von der Qualitäts­ gruppe Wärmedämmsysteme für energieeffizi­ ente Sanierungen vergebenen Ethouse Award 2018 in der Kategorie Einfamilienhäuser ge­ wann, erreicht Passivhausstandard. Es ist hoch wärmegedämmt und mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Ther­ mische Kollektoren mit einer Fläche von 17 Quadratmetern sind in die Südfassade integ­ riert und sorgen für die Warmwasserbereitung und die Unterstützung der Heizung. Die Heize­ nergie wird mithilfe einer Wärmepumpe durch zwei je 100 Meter tiefe Bohrpfähle dem Erd­ reich entzogen, die Wärmever­teilung findet über eine Fußbodenheizung statt. •

Alle Fotos: © Stepahnie Langer

SANIERUNG

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UMBAU

Foto des Altbestandes: Das vorhandene Dachgeschoß wurde abgebrochen und durch ein modernes Flachdach ersetzt.

Öffnungen quer zur Fassade sorgen im Erdgeschoß für eine freie Sichtachse.

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SANIERUNG

Neue Ausblicke

Die großzügige Verglasung im Wellnessbereich mit Pool bringt die Natur der Umgebung in den Raum

Haus im Glück, Pöllau / Architekt Michael Homann Dieser Umbau eines rustikalen Wochenendhauses zu einem zeitgemäßen kleinen Landhaus mit neuem Wellness­zubau bricht die räumliche Geschlossenheit des bestehenden Gebäudes auf und stellt über offene Raumfolgen und Raumerhöhungen im Inneren sowie großzügige Öffnungen nach außen und nach oben einen völlig neuen Raum her. Die großzügige Ver­ glasung im Wellnessbereich mit Pool bringt die Natur der Umgebung in den Raum und spiegelt sie nach außen wider. Der Wellnessbereich kann komplett zum Naturraum und zur Gartenlandschaft rund ums Haus geöffnet werden. Der Bestand erhielt eine neue, wärme­technisch adäquate Verpackung mit den

Oberflächenmaterialien Lärchenholz, Dreifachvergla­ sung und Cortenstahl, der ebenfalls neu durchge­ dämmte Fußboden einen Gussasphaltbelag mit Fußboden­heizung. Die Holzdecke im Erdgeschoß wur­ de entfernt. Erhalten wurde, neben der alten Stiege, lediglich die Dachhaut aus grauen Faserzementplatten sowie die Wand- und Dachkonstruktionen der Außen­ wände. •

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UMBAU

Projekt Umbau Haus im Glück, Naturpark Pöllauer Tal

Architektur Arch. DI Dr. Michael Homann, Graz

Projektdaten Bebaute Fläche: 124 m2 Nutzfläche: 135 m2 Planungsbeginn: 2012 Baubeginn: 2013 Fertigstellung: 2015 Konstruktion: Mischbauweise

© Alle Fotos Martin Novak

FUNKTIONSFÄHIGE ABDICHTUNGEN: SCHNELL, SICHER, FACHGERECHT.

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Unsere Abdichtungssysteme basieren auf Flüssigkunststoff. Sie sind höchst zuverlässig, flexibel einsetzbar und schützen die Bausubstanz dauerhaft vor Nässe. Selbst komplizierte Details und Anschlüsse werden nahtlos abgedichtet. Die große Auswahl an Oberflächenvarianten und Farben bietet viel Gestaltungsspielraum. Durch unsere über 40 Jahre Erfahrung und unser Netzwerk an qualifizierten Partnern lösen wir Projekte immer gemeinsam.

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SANIERUNG

Projekt Wohnungsumbau Mentlgasse, Innsbruck

Planung Triendl und Fessler Architekten ZT OG, Wien triendlundfessler.at

Projektdaten Wohnnutzfläche 25 m2 Planungsbeginn 09/2017 Baubeginn 10/2017 Fertigstellung 01/2018

© Triendl und Fessler Architekten (6)

Die zentrale Kücheninsel im Eingangsbereich ist zugleich Raumtrenner.

Leben auf kleinstem Raum Wohnungsumbau Mentlgasse, Innsbruck / Triendl und Fessler Architekten Sie sind die neuen Stars: Kleinstwohnun­ gen, auch Mikroapartments genannt, liegen voll im Trend. In Zeiten steigender Nachfrage nach Wohnraum und damit ein­ hergehender kletternder Preise desselben suchen nicht nur Studenten und Pendler, sondern auch Singles oder Paare aller Art nach kleinen und kleinsten Wohnmöglich­ keiten mit einer Wohnnutzfläche von 25 bis 30 Quadratmetern. Diesem Trend entsprechend entstehen nicht nur neue Wohnhäuser mit Kleinst­ wohnungen, dort wo es technisch möglich ist, werden bestehende Wohnungen geteilt und nach dem Umbau auf den Markt ge­ bracht. Auch für Eigenheimbesitzer stellt

dieser Trend eine Möglichkeit dar, nicht mehr benötigte Wohnflächen – etwa nach dem Auszug der erwachsen gewordenen Kinder  – zu einem Mikroapartment umzubauen und zu vermieten. Multifunktional und offen Auf engem Raum muss alles optimal geplant sein. Wohnqualität ist gerade in der Einraumwohnung wichtig, damit die Bewohner sich nicht selbst im Weg stehen und beim Umdrehen über Einrichtungs­ gegenstände stolpern. Planer müssen das Poten­zial der vorhandenen Struktur er­ kennen und Räume neu interpretieren. Die Architek­ten Karin Triendl und Patrick è

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MIKROWOHNUNG

Das multifunktionale Bett wird als Stauraum und Sideboard genutzt.

Birkensperrholz fĂźr Einrichtung und Wandverkleidungen sollen an die klassische Stube erinnern.

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SANIERUNG

Grundriss Vorher – Nachher

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Bad mit Duschkabine auf kleinstem Raum

Fessler gestalteten 2017 ein Miniapartment mit 25 Quadratmetern Wohnnutzfläche in Innsbruck zu einem kleinen Feriendomizil um. Sie planten maßgefertigte Möbel, um Stauraum zu schaffen und die Abstimmung auf individuelle Wünsche der Bauherren zu ermög­lichen. Der vormals klassischen Raum­aufteilung (Zimmer, Küche und Bad) wurde mit mehr Offenheit und einer zentra­ len Kücheninsel begegnet. Dieses Möbel im Eingangsbereich ist zugleich ein Raum­ trenner, ein Tisch, eine Ablage, die Küche und ein Regal. Das multifunktionale Bett wird als Stauraum und Sideboard genutzt. Die Wandgarderobe aus unzähligen kleinen Holzstiften kann im Sommer zum hübschen Wandrelief mit interessanten Schatten­-

spielen umfunktioniert werden. Die Beleuch­tung ist dimmbar und drehbar, damit können unterschiedliche Licht­ stimmungen erzeugt werden. Damit sich gleich bei Betreten des Zim­ mers Behaglichkeit einstellt, spielt Holz eine große Rolle. Birkensperrholz für Einrichtung und Wandverkleidungen sollen an die klassi­ sche Stube erinnern. Neben der ansprechen­ den Oberfläche sorgt das Material für gute Raumakustik. Zur Verbesserung der Energie­ bilanz wurde das Fensterelement getauscht. Im Bad sorgt eine im Boden eingelegte Elek­ tromatte für angenehme Fußwärme und eine schnelle Trocknung von Spitzwasser aus der Dusche. •

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SANIERUNG

Ideales Fenster für Sanierungen Das Holz-Aluminium-Fenster HF 410 von Internorm, das vom Deutschen Bundesverband Altbauerneuerung 2017 als ideales Fenster für Neubau und Sanierung ausgezeichnet wurde, ist ein Naturprodukt, das in vielen Variationen und Farben erhältlich ist. Es lässt sich harmonisch an Wohnstil, Einrichtung und Boden anpassen. Durch die Kombination der Vollholzoberfläche auf der Innenseite und des „I-tec Core“-Holzkerns bleibt der Wärmedämmwert des HF 410 mit serienmäßiger Dreifachisolierverglasung, Dreifachdichtungssystem und hochwärmedämmendem Thermoschaum stets konstant hoch – unabhängig von der gewählten Holzart. Die Holzoberflächen Eiche, Esche, Lärche oder Nuss werden beim HF 410 durch die Beständigkeit und Wartungsfreiheit von Aluminium im Außenbereich ergänzt. Die Aluminiumschale ist in vielen Farben erhältlich. •

© Internorm

Informationen

© Austrotherm (2)

internorm.com

Effektiv dämmen im Sockelbereich Bei der Sanierung erfordert vor allem die Dämmung des Gebäudesockels besondere Sorgfalt. Denn sie hat die Aufgabe, Wärmebrücken, die über innen anschließende Kellerdecken entstehen können, zu verhindern und so den Wärmedurchgangswert über die gesamte Fassade hinweg gleich niedrig zu halten. Darüber hinaus ist die Sockeldämmung besonderen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt. Der Dämmstoffspezialist Austrotherm hat die Herausforderung angenommen und für diesen Bereich seine XPS-Dämmstoffe weiterentwickelt: Mit Austrotherm XPS

Premium P sowie Austrotherm XPS PLUS P ist es nun auch im ­ ockelbereich möglich, eine effiziente, wärmebrückenfreie S ­Dämmung zu realisieren. Mit hervorragenden Wärmedurchgangs­ werten macht diese XPS-Sockeldämmung die Achillesferse des Hauses energietechnisch unverwundbar. •

Informationen austrotherm.at

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GEBÄUDETECHNIK

Das digitale Heim – immer in Griffweite Dem Konzept des Smart Home wird mit der allgemein fortschreitenden Digitalisierung neues Leben eingehaucht. Die Zeit, wo ein Smart Home das ist, was „Technik­ freaks“ vielleicht brauchen, scheint vorbei. Die nächste große Digitalisierungswelle steht an und die wird uns zu Hause ereilen. Dass sich das so genau sagen lässt, liegt an den Rahmenbedingungen. Die Durchdringung mit digitalen Endgeräten bei den Konsumenten und vor allem dadurch erlernte „Soft Skills“ machen den Markt für die Produzenten reif. Die haben mit benutzer­ freundlichen und von Geräten entkoppelten Bedie­ nungsoberflächen ihre Hausaufgaben smart gelöst. ­Lokale Netzwerke, die es mittlerweile fast überall gibt, sind eine Voraussetzung. Die Verbraucherelektronik ist ein anderer großer Treiber der Entwicklung. Über eine künstliche Intelligenz namens „Siri“ oder „Alexa“ läuft

Peter Matzanetz

die zentrale Sprachsteuerung aller Prozesse bei Haus­ halten der nächsten Generation. Wie auch immer die Schnittstelle heißen mag, ist eigentlich egal, so lange sie nur in einer individualisierten Welt die Dinge wieder zusammenführt. Mitdenkende Kühlschränke lassen zwar viele kalt, aber den Möglichkeiten durch das Internet of Things (IoT) wird man sich auf Dauer nicht so leicht ent­ ziehen können. Argumente über die Bedienung hinaus, wie Funktionskontrolle und Leistungsmanagement, mo­ tivieren immer mehr Menschen zum Technologiesprung in den eigenen vier Wänden. All-in-One-Lösung Jungunternehmer Daniel Marischka hat mit seiner Smart-Home-Software Flatout eine gute Nachricht: „Mit unserer Steuerung können Konsumenten per OneStop-Shop erstmals beliebige Geräte und Funktionen auf nur einem Endgerät und über eine einzige App steuern.“ Von der Heizung über die Alarmanlage bis zum Stromverbrauch würden alle internetfähigen 114

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SMART HOME

des Home Sharings werden elektronische Zutrittssyste­ me gerne angenommen. WLAN-Videoüberwachung statt Sprechanlage ergänzt das Produkt und Letztere könnte genauso wie das stationäre Telefon so bald ein Opfer des Fortschritts werden.

Geräte von nahezu beliebigen Herstellern und The­ menfeldern damit steuerbar sein. Ob Rasensprenkler, Belüftung oder sogar der Heizvorrat: Sie alle sind mitt­ lerweile über Sensoren smart geworden und sammeln Daten. „Homee“ ist ein Anbieter von Funkstationen, die als Hardwareschnittstelle auch Kompatibilität liefern sollen. Sie gehören einer neuen Technologiegeneration an, die herstellerübergreifende Einbindung bietet. Ver­ schiedene Standards von Funkprotokollen werden da­ bei vereint, was eine Kopplung verschiedener Systeme neuerdings ermöglicht. Damit kann man in jedem Fachbereich rund ums Haus den Spezialisten ins Boot holen, also zum Beispiel Sorex für elektronisch zu öff­ nende Haustüren. „Privatkunden rüsten mit uns Ein­ gangstüren ganz einfach um, da wir herkömmliche Zylinder mit Elektronik kombinieren“, sagt der Ge­ schäftsführer von Sorex, Christian Csank, der mit sei­ nem Unternehmen eine Auswahl per Webshop zu Prei­ sen vertreibt, die mit besseren schlüsselbasierten Sicherheitssystemen durchaus konkurrieren. In Zeiten

Bleibt die Frage nach dem Wozu Florian Schnurer vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie wünscht sich für gute Ansätze mehr Aufmerksamkeit von der Planerseite: „Die Lösungen sind oftmals nützlicher als angenommen und müssen erst bekannt werden.“ Beim Licht wird, seit es LED gibt, versucht, mit Produkten mehr als nur Helligkeit zu verbreiten. Steuerbare Lichtstimmungen für zu Hause sind aber bis dato kaum mehr als ein Versuch gewesen, einen zählbaren Mehrwert zu schaffen. Bequemlichkeit könnte aber am Ende das schaffen, was „der Roman­ tik“ hier versagt geblieben ist: Große Häuser, die über mehrere Geschoße gehen oder viele Nebenräume und Außenanlagen haben, können mit zentralen Steuerun­ gen nämlich per „Handy-Wischer“ bequem aus der Hosentasche bedient werden. Beim Alarmspezialisten Telenot verweist man dank der Sensoren auf die è

In den Haushalten der nächsten Generation läuft die zentrale Sprachsteuerung aller Prozesse über künstliche Intelligenz.

© iStock

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Den Möglichkeiten, die uns das Internet of Things (IoT) bei der Vernetzung im Haus bietet, wird man sich auf Dauer nicht entziehen können.

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© GIRA

GEBÄUDETECHNIK

In wenigen Schritten können Bewohner die smarte Ausstattung für ihr Zuhause am Notebook oder Handy selbst festlegen.

perfekte Kombination von Einbruchschutz und Brandund Wasser- oder Gasaustrittsschutz und natürlich auf die Handy-App, um nicht beim Heimkommen unange­ nehm überrascht zu werden. Bei A1 Smart Home lernt dafür das Haus schon von alleine, ob jemand zu Hause ist, und das lästige Ein- und Ausschalten des Alarmsys­ tems fällt weg. Energie und Verkehr im Griff Smart ist es eigentlich auch, die richtigen Entschei­ dungen für die neue Ausstattung zu treffen. Da haben viele Hersteller schon Apps der neuen Generation be­ reitgestellt, ob es nun um Sonnenschutz geht oder Ka­ minöfen. Augmented Reality macht es möglich, sich alles am realen Objekt demonstrieren zu lassen. Ein Foto genügt und das Teil kann an Ort und Stelle bild­ lich auf Passform und Stil getestet werden. Das Aus­ maß der Beschattung prüfen, heißt es wiederum beim Markisenmacher Warema. Immer wenn der Einbau nicht nur Beschaffungs-, sondern auch Folgekosten verursacht, ist das wirklich sinnvoll. Bei der Steuerung von Energieanlagen ist der Vorteil smarter Lösungen auch nachvollziehbar: Man muss nicht in den Heizraum hinabsteigen oder aufs Dach klettern, um nach dem Rechten zu sehen. Die Energiekosten sind – theoretisch zumindest – auch besser unter Kontrolle. 116

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SMART HOME

Mit dezentraler Energieproduktion und smarten ­Netzen kann es in Zukunft aber noch darüber hinaus gehen. Auf einmal ist nicht mehr nur Energiebezug das Thema, sondern auch der private Energiehandel. „Die neue Energiewelt ist eine dezentrale, und private Konsu­ menten werden selbst zu Produzenten“, sagt Peter Rüspök vom Verband Erneuerbare Energie. Matthias Katt, der Gründer des Start-ups eFriends ist mit seinem Marktplatz für Strom aus der Cloud bereit dafür: „Jeder kann damit Sonnenstrom zu Niedrigstpreisen und in Echtzeit von anderen Privaten beziehen.“ Gemessen wird, wie bei den Lieferanten üblich, am Zählerkasten und angezeigt wird per App. Energieverbräuche über Smart Metering zu messen ist bei Energieversorgern eigentlich schon Vorschrift. Große Energieanbieter messen zwar so gerne Verbräu­ che, aber die Daten gehen meist nur in eine Richtung und kommen erst über die Rechnung wieder zum Ver­ braucher retour. Ein deutsches Start-up namens e.Pilot will Energieversorgern auf die Sprünge helfen und bie­ tet Tools zur Nutzung auch für Endkonsumenten. Die sind dann in der Lage, ihr Verhalten auch kostenspa­ render zu gestalten, und Engpässe im Netz werden reduziert. Im Schatten der großen Energieanbieter wollte es die Marktliberalisierung, dass sich alternative Geschäfts­modelle herausbilden. Ein ehemals kleiner Waldviertler Produzent von Ökostrom ist mittlerweile dabei, Verbräuche und Energiespeicher besser zu ver­ netzen und versorgt Wohnbauunternehmen mit Wind­ strom zur thermischen Aktivierung von Häusern. Die mittlerweile zu einem internationalen Konzern

Beleuchtungs- oder Belüftungssteuerung, sogar der berühmte denkende Kühlschrank werden per App ansteuerbar sein.

angewachsene W.E.B sieht den Haushalt als Ganzes und stellt auch Ladestationen für e-Mobility zur Verfü­ gung. E-Carsharing ist im Trend und Smart-Living-­ Wohnprojekte nutzen derartige Angebote auch bereits für ihre Zielgruppe. In aspern Seestadt wurden e-Bikes und e-Scooter im Sharingverfahren von Anfang an da­ für eingesetzt. Alles neu bei alten Themen Wie immer beim Thema Daten gehen damit Fragen des Schutzes einher, und hier ist nicht mal noch im An­ satz klar, wer vor wem geschützt werden muss. Digitale Systeme brauchen autorisierte Benutzer und Administ­ ratoren. Einerseits wird dadurch die Kontrolle lücken­ los, aber andererseits: die Kontrolle! Zurzeit ist die kommerzielle Datenverwertung von Einzelpersonen im Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses. Sollte das ge­ meinsame Zuhause einmal vernetzt sein, dann wirft das Thema Fremdbestimmung und Überwachung vermut­ lich auch im Familien- und Wohnverband so seine Fra­ gen auf. Als abschreckendes Beispiel der Technologie­ geschichte kann die TV-Fernbedienung dienen, um die es oft schon einen erbitterten Kampf gegeben haben soll. Die deutsche High-End-Home-Entertainment-Fir­ ma Spectral hält mit einer Handy-App dagegen. Die Technikanlage wäre unauffällig im schicken Mobiliar integriert, heißt es, sodass Designliebhaber und Tech­ nikfreunde unter ein und demselben Dach glücklich wohnen können. „Wir vereinen die Welt des ­Dekorativen, das dem weiblichen Wohnanspruch ­entspricht, mit der technikaffinen Welt des Mannes“, erklärt Geschäftsführer Markus Krämer. Vielleicht wird die Frage der Fernbedienung und Gleichberechtigung auch einfach nur auf ein neues Niveau gehoben, aber das wird immerhin smart. •

© iStock

© LOXONE

Mithilfe von Smart Metering sollen Konsumenten auch in der Lage sein, ihren Energieverbrauch ­kosten­sparender zu gestalten.

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GEBÄUDETECHNIK

© CC A 3.0

Wien

Schön warm

Eine römische HypokaustenFußbodenheizung

Jahrtausendelang mussten sich die Menschen mit dem offenen Feuer begnügen, wenn sie Wärme suchten. Heute gibt es zahlreiche unterschiedliche Heizmethoden. Die Römer setzten mit der Entwicklung der Hypokaustenheizung zu einem technologischen Sprung an. Bei diesem Heizsystem wurde Luft, die in einem Brennofen erwärmt wurde, in einen Bodenzwischenraum und in die Wände geleitet. Boden und Wände brauchten extrem lange zur Durchwärmung. Auch heute gibt es moderne Hypokausten. Die Luft wird dabei nicht immer durch einen Ofen, sondern etwa durch mit Solarenergie betriebene Luftkollektoren erwärmt. Moderne Hypokausten werden beispielsweise als Rohre in Decken einbetoniert oder direkt als Kalksandsteinwände gemauert. Hypokausten haben den Vorteil einer größeren Oberfläche als ein Standheizkörper, dadurch benötigen sie für die gleiche Raumtemperatur eine geringere Oberflächentemperatur (ca. 30 Grad Celsius), was weniger Konvektion erzeugt. Dieses ruhigere Wärme­klima wird als angenehmer wahrgenommen und trocknet die Raumluft weniger aus als eine Konvektorheizung. Später, vor allem im alpinen Raum, setzten sich die Einzelheizungen durch. Öfen, in der Regel mit Holz beheizt, erwärmten den umgebenden Raum. Heute sind die gängigsten Heizungssysteme im Wohnbereich die Zentralheizungen. Diese haben eine zentrale Heizstelle und versorgen über Wasser als Trägermedium meist mittels elektrischer Pumpen einen oder mehrere Räume eines Gebäudes. Als Energiequelle kommen dafür

gasförmige Brennstoffe (Erdgas, Flüssiggas oder Biomethan), Heizöl, Pflanzenöle oder Biodiesel als flüssige Brennstoffe und die festen Brennstoffe Kohle, Koks, Holz und andere Biomasse-Festbrennstoffe zur Anwendung. Kachelofen als Ganzhausheizung Da im Niedrigenergie- und Passivhaus nur noch sehr kleine Heizleistungen benötigt werden, ist der Kachel­ ofen als Ganzhausheizung ideal und reicht als einzige Wärmequelle zur Erwärmung des Hauses völlig aus. Der Kachelofen entnimmt die Luft, die er zur Verbrennung der Holzpellets oder der Scheithölzer benötigt, nicht aus dem Wohnraum. Die Verbrennungsluft wird durch einen eigenen Kanal im Boden von außen direkt zum Kachelofen geführt. Das Sichtfenster ist in diesem Fall immer dicht geschlossen. Damit das Heizwasser im ausreichenden Maße und genau zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung steht, wird es in einem Pufferspeicher mit ca. 80 °C gespeichert. Bei Bedarf wird dieses Heizwasser zum Betrieb einer Fußboden- oder Wandheizung im Obergeschoß und zur Warmwasserbereitung im Keller verwendet. Im Sommer übernimmt die Solaranlage die Warmwasserbereitung, damit der Kachelofen nicht in Betrieb genommen werden muss.

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© Gutbrod

HEIZUNG

Im Niedrigenergie- und Passivhaus reicht der Kachelofen zur Erwärmung des Hauses.

„aufgeladen“ wird. Tagsüber gibt der Nachtspeicherofen über seine meist keramische Oberfläche eine angeneh­me Strahlungswärme an den Raum ab. Es entsteht der Kachelofeneffekt.

Elektroheizung Österreich ist in der einmaligen Situation, mehr als 60 Prozent seines Strombedarfes über die Wasserkraft zu decken. Dennoch sollte der Energieträger Strom nur als Zusatzheizung für die Raumerwärmung eingesetzt werden. Wird z. B. im Badezimmer nur für kurze Zeit, aber sehr rasch eine höhere Temperatur benötigt, dann kann die Elektroheizung auf Grad und Minute genau Wärme liefern. Dünnbettheizmatten wurden speziell für den Neubau, aber auch für den nachträglichen Einbau in Ausgleichsmassen oder Fliesenkleber direkt unterhalb des Fußbodenbelages entwickelt. Durch ihre geringe Dicke von weniger als 3 Millimeter kann die elektrische Fußbodenheizung speziell dort verlegt werden, wo der Einbau bisher nicht möglich war, etwa bei der Reno­ vierung von Bädern, Duschen, Küchen usw., aber auch in anderen Räumen mit geringen Konstruktionshöhen der Böden. Einzelräume können dank der kompakten und platzsparenden Ausführung eines Konvektors mit dem eingebauten Ventilator und der integrierten Regelung rasch und komfortabel aufgeheizt werden. Durch den Zweistufenschalter kann eine individuelle Anpassung der Leistung erfolgen. Die Infrarotheizung (IR) wird als Strahlungs- oder Wärmewellenheizung bezeichnet. Die Technik beruht auf dem Prinzip elektromagnetischer Wellen im Spektralbereich. Mittlerweile kommen IR-Heizungen immer mehr im privaten Bereich zur Anwendung.

Mit einer Brennstoffzellenheizung kann gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt werden.

© Viessmann Werke

Speicherheizung Eine Möglichkeit des Heizens mit Strom ist die Speicher­heizung, bei der in Zeiten geringer Netzaus­ lastung (Schwachlastzeiten) der Elektroversorgungs­ unternehmen ein gedämmter Speicherkern mit Wärme

Heizen mit Wärmepumpen Die Wärmepumpe ist ein Paradebeispiel für eine effiziente Energiegewinnung. Um 100 Prozent Heizenergie zu erzeugen, sind nur 25 Prozent Antriebsenergie erforderlich. 75 Prozent werden aus der in der Umwelt gespeicherten Sonnenenergie gewonnen. Wenn diese geringe Antriebsenergie noch dazu mithilfe von Ökostrom aus Photovoltaikanlagen oder Windkraft è

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© Jürg Zimmermann/Quelle Eternit Schweiz AG

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Photovoltaikmodule am Dach oder auf der Fassade erzeugen mithilfe der Sonnenenergie Strom.

hergestellt wird, dann zählt die Wärmepumpe zu den umweltfreundlichsten Heizungen. Wärmepumpen entziehen dem Erdreich, dem Wasser oder der Luft Wärme und „pumpen“ diese in das Heizsystem. Aufgrund der niedrigen Vorlauftemperaturen von maximal 39 °C wird der Wirkungsgrad der Wärmepumpen so gut, dass heute eine Leistungszahl von 4 und teilweise mehr erreicht wird. Die bedeutet, dass viermal mehr Leistung zur Heizung der Wohnräume zur Verfügung steht, als an elektrischer Leistung eingesetzt werden muss. Anders ausgedrückt: Wärmepumpen wandeln 1 kWh Strom in bis zu 4 kWh Wärme um. Geringe Kosten und eine hohe Wirtschaftlichkeit sind die Folge. Niedertemperatur-Heizsysteme Bei einer Flächenheizung reichen zum Wohlbefinden niedrigere Raumtemperaturen als bei konzentrierten Heizquellen aus. Das gleichmäßige Temperaturprofil vom Boden sorgt für angenehme Wärmeverteilung. Daher kann die Raumtemperatur bis zu 2 Grad niedriger eingestellt werden. Das kann bis zu 12 Prozent Energie sparen. Hinzu kommt, dass sich die Flächenheizung ideal mit der heute vielfach eingesetzten Wärmepumpen-, Brennwert- und Solartechnik kombinieren lässt. Dank der niedrigen Systemtemperaturen sind ein effizienter Betrieb und damit eine optimierte Ausnutzung der Heizenergie möglich.

Die Flächenheizung eröffnet darüber hinaus völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten: Großzügige, lichtvolle Fensterfronten, offene Räume oder Dachschrägen können frei und ohne Probleme geplant werden. Als ­Flächen- und Niedrigtemperaturheizung verfügt die Fußbodenheizung außerdem über einen Selbst­ regelungseffekt: Je höher die Raumtemperatur ist, desto weniger Wärme gibt die Fußbodenheizung ab – ganz automatisch, aufgrund der geringeren Temperaturdifferenz zwischen der großen Heizfläche und der Raumluft. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist die gleichzeitige Gewinnung von mechanischer Energie, in der Regel elektrischer Strom, und nutzbarer Wärme für Heizzwecke. Für den gebäudeintegrierten Einsatz bei Ein- und Mehrfamilienhäusern ist die Mikro-KWK geeignet, die das unterste Leistungssegment der KWK abdeckt. Ein Mini-Blockheizkraftwerk erlaubt den Einsatz der energieeffizienten Kraft-Wärme-Kopplung auch ohne Fernwärmenetz zur dezentralen Stromerzeugung und verringert durch dezentrale Energiewandlung elektrische und vor allem thermische Übertragungsverluste. Mikro-KWK-Anlagen sind mit Erdgas, Heizöl, Biomasse und mit Solartechnologie zu betreiben. Im Vergleich zu traditionellen Verfahren werden damit bis zu 50 Prozent CO2-Emissionen eingespart. Heutzutage sind Mikro-KWK-Anlagen mit Brennstoffzellen erhältlich. Diese kompakten Geräte sind kaum schwerer als eine konventionelle ­Gaswand120

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HEIZUNG

Das Gebäude der Zukunft kann auch so aussehen. Ideal für Modernisierungen: Die offene, PC-basierte Gebäudeautomation von Beckhoff.

therme und sie lassen sich ebenso einfach an der Wand montieren. Das Brennstoffzellen-Heizgerät wird an das Erdgasnetz angeschlossen und wandelt das Erdgas zu Kohlendioxid und Wasserstoff um, der in der Brennstoffzelle mit Luftsauerstoff bei einer geräuschlos ab­ laufenden „kalten Verbrennung“ zu reinem Wasser reagiert. Dabei erzeugt die Brennstoffzelle Gleichstrom und Wärme. Der gewonnene Gleichstrom fließt über einen eingebauten Wechselrichter ins hauseigene Stromnetz. Die Wärme wird kontinuierlich zur Erwärmung von Brauch- und Heizungswasser angewandt. So erreicht das Gerät einen extrem hohen Gesamt­wirkungsgrad. Sonnenenergie Die gesamte auf die Erdoberfläche auftreffende Energiemenge ist mehr als fünftausendmal so groß wie der Energiebedarf der Menschheit, das Potenzial größer als das aller anderen erneuerbaren Energien zusammen. In Österreich kommen durchschnittlich 120 Watt pro Quadratmeter der durch die Atmosphäre eingedrungenen Sonneneinstrahlung auf dem Erdboden an. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen passiver und aktiver Sonnenenergienutzung. Bei der passiven Sonnenenergienutzung wird die Gebäudehülle mithilfe transparenter Hüllflächen (große südseitige Glas­ flächen) und Speichermasse zum Sonnensammler. Unter aktiver Sonnenenergienutzung versteht man den Einsatz von thermischen Sonnenkollektoren zur Umwandlung der absorbierten Sonnenstrahlung in Wärme für die Brauchwassererwärmung und teilsolare Raum­ heizung. Aber auch die direkte Umwandlung der elek­ tromagnetischen Strahlungsenergie der Sonne in elek­ trischen Strom mittels Photovoltaikzellen wird unter aktiver Sonnennutzung verstanden. Über Photovoltaikmodule, die meistens am Dach oder auf der Fassade montiert werden, wird Strom erzeugt. Kollektoren Die Umwandlung der einfallenden Sonnenenergie in thermische Energie zur Gewinnung von Warmwasser geschieht mittels Sonnenkollektoren. Es gibt im Wesentlichen zwei Arten solarthermischer Kollektoren: Bei Flachkollektoren erwärmt das Licht direkt eine flache wärmeabsorbierende Fläche, die Wärme gut leitet und mit Röhren durchzogen ist, in denen sich das Wärmeträgermedium befindet. Vakuumröhrenkollektoren bestehen aus zwei konzentrisch ineinander gebauten Glasröhren. Zwischen diesen Glasröhren befindet sich ein Vakuum, das die Strahlungsenergie des Lichts zum Absorber leitet. In der inneren Röhre befindet sich ein Wärmeübertragungsmedium. •

Österreich, Salzburg Halle 10, Stand 0201

www.beckhoff.at/building So wird wertvolle Bausubstanz nicht nur erhalten, sondern zukunftsfit gemacht: Mit der integralen Gebäudeautomation von Beckhoff implementieren Sie alle Möglichkeiten der Kommunikations- und Steuerungstechnik – angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Immobilie. Alle Gewerke werden von einer einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob es um die nutzungsgerechte Beleuchtung, die komfortable Raumautomation oder die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine zur Verfügung, die das Engineering enorm vereinfachen. Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich. Das Ergebnis: Durch die optimale Abstimmung aller Gewerke werden die Energieeinsparpotenziale voll ausgeschöpft und die Effizienz der Bewirtschaftung deutlich erhöht.

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©Koch + Koch (2)

GARTEN

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GARTEN

Siegerprojekt des Wettbewerbs „Garten des Jahres 2018“ ­(ausgelobt vom Callwey-Verlag und der Zeitschrift Garten+ Landschaft): Gartenarchitekt Alexander Koch überzeugte die Jury mit seinem Entwurf für einen Hausgarten im Raum Nürnberg.

Smarte Lebensräume in der grünen Oase Die Zeit der Hollywoodschaukel und der Nadelgehölze im Formschnitt ist vorbei. Der Trend zum Naturgarten mit wildem Obst und seltenem Gemüse hält ungebrochen an. In der Grünoase wird genascht und genossen. Dazu gibt es da und dort smarte Unterstützung durch Technik. Und: Es darf global gegärtnert werden! Die Eintrittspreise von Highgrove in England sind stolz, doch man betritt auch nicht irgendwelche Gärten. Nein, es sind die privaten des Prinzen von Wales höchstpersönlich. Zu Beginn der Tour verkündet Seine Königliche Hoheit per Videobotschaft seine Vorstellung von Garten: Gemüse- und Obstanbau ohne künstliche Dünger und Pestizide, biologisches Kompostieren, Nutzung von Sonnenenergie und Regenwasser. Alle diese Grundsätze des biologischen Gartenbaus werden in den Wildblumen­ wiesen, den überbordenden Stauden­-

Barbara Kanzian

beeten oder jenen Flächen, wo auch Unkraut wachsen darf, sichtbar. Genauso wie im Stumpfwald. Dort hat Prinz Charles schwere Baumstümpfe zu Türmen und Haufen stapeln und mit Farnen überwuchern lassen – einem Zauberwald ähnlich. Als Prinz Charles 1980 das Anwesen erwarb, holte er sich Rat bei Lady Salisbury, einer Pionierin des biologischen Gartenbaus in England. Heute ist Highgrove ein Ökosystem in sich. Trend 1: der Naturgarten Naturgärten müssen aber nicht nur dem Bild eines verwunschenen Gartens entsprechen. Weltweit agierende und bekannte Landschaftsgärtner entwickelten den Trend des Naturgartens weiter wie der Niederländer Piet Oudolf, der gemeinsam mit Field Operations und dem Architekturbüro è

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© Frank Schroeder (2)

GARTEN

Eine Auszeichnung beim „Garten des Jahres 2018“ gab es für Frank Schroeder Gartenmanufaktur und Landschaftsbau (Frank Schroeder und Nicole Frank, Lindlar) für „Ein Beispiel für Gartenkultur“ im Bergischen Land.

Diller Scofidio + Renfro den High Line Park in New York City realisierte. Die in neun Metern Höhe verlaufende aufgelassene und nun begrünte Hochbahnlinie ist ebenso eine naturbelassene Gartenanlage. Sie wurde längst zu einem neuen Wahrzeichen des Big Apple. Gemeinsam mit dem britischen Gartenarchitekten und Autor Noel Kingsbury publiziert Oudolf eine Reihe von Büchern über den Naturgarten und stellt ihn so einem Millionenpublikum vor. „Der Naturgartentrend hält heute ungebrochen an“, erzählt Clemens Lutz. Er ist Gartenarchitekt, Gründungsmitglied des Büros für Landschaftsarchitektur 3:0 und spezialisiert auf Privatgärten. Um Möglichkeiten der Gestaltung aufzuzeigen und auszuloten, hat er in Weidling nahe von Wien das Verdarium realisiert, eine rund 25.000 Quadratmeter große Schaufläche und Experimentierfeld für Pflanzen, Teichlandschaft und Mobiliar. „Wenig Technik, wenig Wasser, wenig Düngemittel“, fasst Lutz den Naturgarten zusammen. Bei den Pflanzen ist Vielfalt gefragt, gepflanzt werden vorwiegend jene, die gut mit dem Klima zurechtkommen, die an Schatten und Windverhältnisse gewöhnt sind und die ohne Dünger ihr Auslangen finden. Aber auch abgestorbene Teile von Bäumen wie Tot­ holz, die früher weggeräumt wurden, finden wieder Platz im Garten und stellen einen wichtigen Lebensraum für Insekten und anderes Getier dar. Bei den Pflanzen setzt man vermehrt auf heimische. Lutz macht einen gedanklichen

Pflanzenvielfalt, die staunen lässt: Der Landschaftsgarten des Ommertalhofes, gestaltet von Frank Schroeder und Nicole Frank.

Sprung über den großen Teich: „Man hat eingesehen, dass an bestimmten Orten Bewässerung einfach keinen Sinn hat. Wie beispielsweise in Kalifornien, wo sich eine Dürreperiode an die nächste reiht. Das Wassersparen ist in diesem Land staatlich angeordnet. Statt einem grünen, üppigen Rasen wuchert ein Kakteengarten. Kräuter wie Rosmarin, Lavendel, Basilikum oder Thymian, Paradeiser und Sukkulenten kommen mit den geringen Mengen an Wasser gut aus.“ Trend 2: Global Gardening Doch auch hierzulande werden Niederschläge unstet. So gab es 2018 – laut Zentral­anstalt für Meteorologie und Geo­ dynamik (ZAMG) – einen ungewöhnlich trockenen Sommer, der mit 20 bis 25 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Mittel in die Messgeschichte einging. Und kaum ein Sommer war so warm wie der im Vorjahr. Durch die überdurchschnittlichen Temperaturen von April bis August 2018 kam es zu kurzen Reifeperioden wie beispielsweise beim Schwarzen Holunder: Hier lagen zwischen dem Beginn der Blüte und dem Beginn der Reife nur 73 Tage. Das ist der kürzeste jemals beobachtete Zeitraum. (Anm.: In einem durchschnittlichen Jahr liegen zwischen Blüte und Reife 93 Tage.) Und auch bei der roten Johannisbeere und

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GARTEN

Die Terrasse „Riverscape“ über den Dächern von Wien mit Wasser, Schiefer und Pflanzen; Planung: Clemens Lutz

Trend 3: Smart Garden Um auf diese unterschiedlichsten Einflüsse und veränderten Rahmenbedingungen reagie­ren zu können, setzen die einen vermehrt auf die (selbst)heilende Kraft des Natur­gartens, die anderen auf technische Unterstützung. Unter dem Smart Garden wird die Automatisierung von Arbeitsprozessen in Gärten mit vernetzten und fernsteuerbaren Geräten und Systemen verstanden. Die einzelnen Geräte können dabei entweder manuell durch Fernbedienung oder mithilfe von Apps auf mobilen Endgeräten bedient werden. è

© Manfred Seidl

werden uns auch noch länger begleiten und zusätzlich in höher gelegene Täler vordringen.“ Die steigenden Temperaturen bedingen aber auch eine Zunahme von Schädlingen. Neue Insektenarten breiten sich aus, die teilweise durch den Containerverkehr eingeschleppt werden, aber auch gegen Arten wie Schwammspinner und Eichenprozessionsspinner muss effizient gehandelt werden. Das Ausbleiben der Winterfröste sorgt für frühen Blattlausbefall und sogar die Rückkehr der Reblaus ist ein Thema.

Bei „Riverscape“ wurde eine niedrige Bepflanzung gewählt, die vorwiegend in Trögen Platz findet.

© Manfred Seidl

Marille war die Situation ähnlich. Der Trend zu immer heißer werdenden Sommern setzt sich laut ZAMG fort. Werden unsere Gärten bald nur noch durch Pflanzen aus dem Mittelmeerraum geprägt? Werden Zypressen und Palmen Fichten und Heidekräuter verdrängen? Glaubt man Klimaexperten, so zählen Pflanzen, die mit langer Trockenheit und Hitze gut zurechtkommen, zu den Gewinnern, wie etwa Wein, Feigen oder Kiwis. Clemens Lutz beobachtet, dass immer mehr empfindliche Pflanzen heute schon das ganze Jahr draußen bleiben können, wie etwa die Magnolie oder Kamelie. Bei den heimischen Gehölzen empfehlen Experten Arten mit einer Toleranz gegenüber Trockenheit, Starkniederschlägen und hohen Temperaturen, wie etwa den Wacholder, die Felsenbirne, den wolligen Schneeball oder die Kornelkirsche. Thomas Amersberger, Autor des Buchs „Global Gardening“, pflanzt schon seit einigen Jahren Okra problemlos im Freien, was früher nicht möglich war. „Beim Obst werden sich von Ost nach West langsam Feige, Granatapfel und Kaki durchsetzen und dabei in trockenen Regionen den Apfel verdrängen. Marille, Mandel und die Chinesische Dattel (Jujube) sind jetzt schon mit Abstand die problemlosesten Gehölze im trockenen Seewinkel und werden es wohl auch bleiben. Walnuss, Kirsche und Birne

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GARTEN

Anwendungen wie das automatische Mähen mit Rasenmährobotern, die bedarfsgerechte Bewässerung des Gartens mittels vollautomatisierter Lösungen oder intelligente Wetterstationen wie auch die Überwachung der Außenbereiche mit Bewegungsmeldern u. a. fallen unter das Smart Gardening. Doch die „intelligenten“ Systeme haben auch ihre Kehrseiten, wie Clemens Lutz erzählt. So führen beispielsweise Bewässerungsanlagen zu einer Versalzung des Bodens und damit langfristig zu einem Verlust der Fruchtbarkeit. Eine Alternative wäre es, das Regenwasser zu sammeln, am besten in Zisternen. „Doch leider kann man nicht genug Regenwasser zurückhalten, um ausreichend den Garten damit bewässern zu können.“

Trend 5: der kleine Garten Die hohen Grundstückspreise führen dazu, dass die durchschnittliche Gartengröße schrumpft. So wird die Fläche eines Ein­ familienhauses maximal genutzt. Übrig bleiben dann oft Ecken, die zu kleinen Gartenoasen gestaltet werden. Gerade diese Flächen brauchen vor der Bepflanzung eine gute Planung. Gibt es ausreichend Sonne oder ist es eher schattig? Welche Pflanzen sind für den Standort geeignet? Der Trend geht zur vertikalen Begrünung. Neben Kräuterregal und Gemüsehochbeet können mit Zaunelementen und Pergolen die vor-

handenen Flächen in der Vertikalen gut ausgenützt werden. Gerade in einem kleinen Garten sind klare Linien wichtig. Sie lassen den Grünraum groß wirken und geben den Pflanzen mehr Raum. Auch ein Blumenbeet mit einer einheitlichen Farbe verleiht dem Garten Größe. Doch auch bei noch so guter Planung und Pflege muss der Gartenbesitzer er­ kennen, dass jeder Wunsch nach Perfektion fehl am Platz ist. Der ehemalige Chef­ gärtner von Highgrove, David Howard, bringt es auf den Punkt: „I have always said to HRH that perfection is something only to be aimed for and rarely achieved. And if you do achieve it, it is momentary, because tomorrow it‘s gone. There is always some­ thing else that needs doing in a garden.“ (Perfektion ist nur etwas, das angestrebt und selten erreicht wird. Und wenn Sie es schaffen, ist es vorübergehend, denn morgen ist es vorbei. Es gibt immer etwas anderes, das in einem Garten gemacht werden muss.) • Über einen Weg aus Betonplatten gelangt man zum Sommerhaus, geplant von Architekt Christian Prasser.

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Trend 4: Naschgarten für alle Sinne Den technischen Lösungen sind kaum Grenzen gesetzt: „Es gibt Gartenbesitzer, die sich eine Rasenheizung einbauen“, beschreibt Lutz die Vorlieben, „andere tauschen jedes Jahr den Rasen aus.“ Das hängt eben ganz davon ab, was der Garten für den Einzelnen bedeutet. „Für die einen ist er ein Stück Natur, für die anderen ein

Wohnzimmer im Freien. Für die einen ist Gartenarbeit kontemplativ, für die anderen überflüssig.“ Für die meisten Menschen ist der Wohlfühlcharakter das Entscheidende: die Grünoase mit allen Sinnen genießen, das Vogelgezwitscher hören, beim Vorbeigehen an den Obststauden ein paar Beeren naschen, die zarten Bewegungen der Gräser vernehmen, das abkühlende Wasser spüren und das Umherschwirren der Libellen bei einem Gläschen auf der Terrasse betrachten – eben Gartenfeeling pur.

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Mit der Straßenbahn in die Sommer­ frische: Einen Kleingarten für Großstadtfreunde hat Clemens Lutz am Nussberg in Wien angelegt.

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Hemm


Die Heilige vom Hemmaberg Cold Case einer Reliquie

Sabine Ladstätter und Michaela Binder rücken einen österreichischen Cold Case in den Fokus: Die Heilige vom Hemmaberg (Kärnten). Der Hemmaberg in Kärnten beherbergt den größten frühchristlichen Kirchenkomplex im Ostalapenraum, dessen Stil enge Beziehungen zum adriatischen Raum, insbesondere nach Aquileia und Grado, aufweist. 1990 wurden in der sogenannten vierten Kirche am Hemmaberg Reliquien gefunden, die ursprünglich unter dem Altar deponiert waren: In einem Schrein lagen neben einem Holzkästchen und einem Silberring auch menschliche Knochen. Im Jahr 2016 erfolgte die Wiederaufnahme der Forschungen an dem einzigartigen spätantiken Reliquienfund unter Einbeziehung aller aktuell möglichen Analyseverfahren – mit faszinierenden und spannenden Resultaten: Es handelt sich um die älteste Heilige Österreichs. Eckdaten Sabine LADSTÄTTER Michaela BINDER Die Heilige vom Hemmaberg Cold Case einer Reliquie 2. durchgesehene Auflage | 208 Seiten | 17 x 23,5 cm Softcover | EUR 19,90 ISBN: 978-3-903207-30-1 Wien, Verlag Holzhausen 2019

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I N F O R M AT I O N E N

Häuser des Jahres 2017 Die kreativsten, individuellsten und exklusivsten Einfamilienhäuser aus dem deutschsprachigen Raum versammelt das Buch „Häuser des Jahres 2017“ bereits zum 7. Mal. Zusammen mit dem Deutschen Architekturmuseum prämiert und präsentiert Callwey die 50 besten Projekte aus dem gleichnamigen Wettbewerb. Gezeigt wird die ganze Vielfalt der Einfamilienhaus-Architektur – jeweils dargestellt durch eine ausführliche Projektbeschreibung, professionelle Fotos, Grundrisse mit Legenden, Schnitte, Lagepläne, Gebäudedaten und ein Architektenporträt mit -zitat. Ein unverzichtbares Werk für alle, die ein besonderes Einfamilienhaus planen möchten und Spaß an (Innen)Architektur haben.

Einfamilienhäuser aus Beton Kein anderer Baustoff ist derart vielseitig und individuell anwendbar in Formgebung und Gestaltung bei gleichzeitig hervorragenden Materialeigenschaften. Kein Wunder also, dass Beton in den letzten Jahren auch mehr und mehr Anhänger in der Einfamilienhaus-Architektur gewonnen hat. Andreas K. Vetter, Professor für Kunst- und Kulturgeschichte an der HS OWL in Detmold, präsentiert eine aktuelle Auswahl der 30 besten Einfamilienhäuser aus Beton im deutschsprachigen Raum. Was die ausgewählten Projekte verbindet, sind Ästhetik und Funktionalität des Entwurfs, energetische Vorteile, eine nachhaltige Planung und der Einsatz innovativer Fertigungstechniken.

Peter Cachola Schmal/Katharina Matzig Häuser des Jahres 2017 2017. 288 Seiten € 59,95 ISBN: 978-3-7667-2278-2

Andreas K. Vetter Die besten Einfamilienhäuser aus Beton 2017. 160 Seiten € [A] 61,70 ISBN: 978-3-7667-2283-6

Messekalender Bauen und Energie Wien Haus & Garten Wr. Neustadt

21.–24.02.2019

Häuslbauermesse Klagenfurt

22.–24.02.2019

Häuslbauermesse Steyr

22.02.–24.02.2019

Energiesparmesse Wels

01.–03.03.19

com:bau – Messe für Architektur, Dornbirn Wohnen & Interieur Wien Pool & Garden Tulln Garten Salzburg, Messezentrum

Salone del Mobile + Euroluce, Mailand – Wohnmöbel und Beleuchtung

14.–17.02.19

CERSAIE Bologna – Fliesenmesse Vienna Design Week

08.–10.03.2019 09.–17.03.19 18.–31.03.2019 22.–24.03.2019

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Verlag Holzhausen GmbH, Leberstraße 122, 1110 Wien // Geschäftsführer: DDr.in Gabriele Ambros // Chefredaktion: Roland Kanfer +43-1-740 95-559,­ kanfer@wettbewerbe.cc // Redaktion: Mag. Claudia Süß +43-1-740 95-557, suess@wettbewerbe.cc // Lektorat: Mag. Dorrit Korger // Anzeigenleitung: Karin Kaan +43-1-740 95-476, kaan@wettbewerbe.cc // Anzeigen­assistenz: ­Silvija Stevanovic +43-1-740 95-117, ­office@wettbewerbe.cc // Abo-Hotline: +43-174095-466, abo@verlagholzhausen.at Preise: Einzelpreis/Jahresabonnement, Inland: €  19,–/€  90,00 (inkl. Mwst.), Ausland €  22,00/ €  105,00 (Preise laut den gesetzlichen Vorschriften, inkl. Porto). Das Abonnement ist spätestens 30 Tage vor Bezugsjahresende kündbar. Postanschrift: Leberstraße 122, A-1110 Wien, T: +43-1-740 95-0 F: +43-1-740 95-183 // www.wettbewerbe.cc // Autorinnen und Autoren dieser ­Ausgabe: DI Barbara Jahn, DI Barbara Kanzian, Dr. Susanne Karr, DI Peter Matzanetz MA, Mag. Rudolf Preyer, Mag. Richard Watzke // Layout: Bohmann Repro-Media und Online GmbH, Stefan Vagner // Repro: Bohmann ­Repro-Media und Online GmbH, A-1110 Wien, Leberstraße 122 // Produktionsleitung: Joachim Mittelstedt // Druck: Druckerei Berger, Wienerstraße 80, A-3580 Horn // Bank­ verbindung: UniCredit Bank Austria, IBAN AT701100008353253100 // Urheberrecht: Es wird keine

04.–09.04.19 23.–27.09.2019 28.09.–07.10.2019

Bau & Energie Wieselburg

18.–20.10.2019

Blickfang Wien, MAK Wien

25.–27.10.2019

Hausbaumesse Hollabrunn

08.–10.11.2019

Haus & Wohnen Messe Linz

15.–17.11.2019

Hausbaumesse Wien Marxhalle

15.–17.11.2019

Haus & Bau Messe Ried/Innkreis

08.–10.11.2019

Haftung für etwaige Beschädigungen oder Verluste der zur Verfügung gestellten Unterlagen übernommen. Die Retournierung der Unterlagen erfolgt nur auf ausdrückliche Anforderung. Die drucktechnische Wiedergabe ist von der Qualität der übermittelten Unterlagen abhängig. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bild­material erklären sich die Autoren einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift ­ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE publiziert werden. Ebenso stimmen sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline- oder ­Onlineproduktionen zu. Falls eine Vergütung vereinbart wurde, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: www.wettbewerbe.cc/impressum. Statement der Redaktion: Die in den Beiträgen vertretenen Meinungen der Autoren sind nicht unbedingt mit denen des Verlages identisch. Zum Zwecke einer leichteren Lesbarkeit der Texte verzichten wir auf geschlechterspezifische Schreibweise. ­Berufs­bezeichnungen sind als geschlechtsneutral zu betrachten und gelten für ­Frauen und Männer.

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HAUS UND WOHNEN Jänner 2019

ARCHITEKTURJOURNAL WETTBEWERBE – DAS MAGAZIN FÜR BAUKULTUR

Limited Edition

Die Bausparfinanzierung, die hält, was sie verspricht. Weitere Informationen unter: wohnen.raiffeisen.at

* Finanzierungstarif, grundbücherlich besichert: Sollzinssatz fix für 20 Jahre 2,3 % p. a. Nach Ablauf von insgesamt 20 Jahren orientiert sich der Sollzinssatz jährlich am  12-Monats-EURIBOR + 1,6 Prozentpunkte und beträgt bis 20 Jahre ab Zuteilung des Bauspardarlehens mindestens 1,9 % bzw. maximal 6 % p. a. Beispiel Gesamtkreditbetrag EUR 100.000,–: Kontoführungsentgelt EUR 31,25 p. a., Bereitstellungsentgelt EUR 2.000,–, Verwaltungskostenbeitrag EUR 850,–, Kosten für Grundbuchsabfrage  EUR  16,–,  Gerichtsgebühr  für  Pfandrechtseintragung  (wenn  Gebührenbefreiung  nicht  zutrifft)  EUR  1.404,–,  Gerichtsgebühr  für  Pfandrechtslöschung  EUR  62,–.  Bei  einer Gesamtlaufzeit von 25 Jahren, der Zuteilung nach angenommenen 1,5 Jahren und einem angenommenen Sollzinssatz von 2,3 % p. a. nach insgesamt 20 Jahren  ergeben sich ein effektiver Jahreszinssatz von 2,8 %, ein zu zahlender Gesamtbetrag von EUR 138.020,27 und 298 monatliche Raten von EUR 457,– sowie eine Restrate  von EUR 352,27. Raiffeisen Bausparkasse Gesellschaft m. b. H., FN 116309v, Stand: 28. 1. 2019 Medieninhaber: Raiffeisen Bausparkasse Gesellschaft m. b. H., Mooslackengasse 12, 1190 Wien, Verlagsort: Wien

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