NR. 5
September/Oktober 2020
www.metermagazin.com, D, A € 8.80, SK € 12.–, übrige EU-Länder € 9.90
SPEZIAL KÜCHEN: 25 Seiten SMART HOME: Schlaue Systeme und Produkte AUFATMEN: Sommerhäuserin Deutschland, Italien, Spanien und Dänemark
SMART HOME Schlaue Systeme und Produkte für ein Gebäude, das mitdenkt
AUFATMEN!
zial
pe 25 Seiten S
N KÜCHteE n, die
Geschich öher h n e z r e h Koch ssen a l n e g a l h c s
LICHT, LUFT, SONNE UND WASSER: SOMMERHÄUSER IN DEUTSCHLAND, ITALIEN, SPANIEN UND DÄNEMARK
September/Oktober 2020
Magazin für Wohnkultur, Design und Architektur
AT_05_20_AA_Titel_4.5mm_Ruecken.indd 1
23.07.20 13:57
Spaghetti? Avanti. Volle Power.
IN DER KÃœCHE SCHNELL MAL AUFLADEN MIT DER JUNG USB-C-STECKDOSE MIT QUICK CHARGE
JUNG.DE/USB-STECKDOSE
JUNG_AZ_USB-Kitchen_KK_210x280mm_DE.indd 1 AT_05_20_AB_Editorial.indd 2
26.05.20 17.07.20 12:47 10:27
Foto: T. Eichkorn, Pool-Aesthetics
E D I T O R I A L
Es lebe der Sommer! Auch wenn das Virus noch nicht besiegt ist, stellt sich bei uns in Europa doch eine Art neue Normalität ein. Die Grenzen, zumindest zu unseren Nachbarländern, sind wieder geöffnet, und so sind Reisen ins nahe Ausland wieder möglich. Unser Stadtporträt soll Sie nach Bern locken: Mit seiner hohen urbanen Dichte und vielen Grünräumen ist die Schweizer Bundesmetropole nahe am Ideal einer nachhaltigen modernen Stadt. Die City an der Aare ist eine natürliche Schönheit, die im Sommer überraschende Seiten offenbart. Entdecken Sie mehr ab Seite 90. Unsere vier Wohngeschichten befassen sich mit Häusern, die in der warmen Jahreszeit ihre ganze Pracht ausgeprägt entfalten. Da ist die Titelgeschichte, die Masseria in Apulien, die Els und Thomas um einen tollen modernen Bau erweitert haben und die in den Sommermonaten zu mieten ist (ab Seite 32). Oder tauchen Sie ein in ein Haus, das mehr als nur Geschichte erzählt. Die Casa Gomis, die Antonio Bonet in den 1960er-Jahren entworfen hat, ist einer der Meilensteine der modernen Architektur und war vor den Toren von Barcelona eine Oase des künstlerischen Experimentierens. Heute erstrahlt die Ikone in neuem Glanz (ab Seite 42). Im Nordwesten von Dänemark hat der Architekt Søren Sarup zusammen mit zwei visionären Bauherren ein Holzhaus gebaut, das sich vollkommen in die atemberaubende Meereslandschaft des Thy Nationalparks fügt. Und auch dieses Werk kann gemietet werden – mehr dazu ab Seite 52. Und last, but not least eine elegante Villa in Saarbrücken: Das Architektenteam von Hummel + Weber hat einer vierköpfigen Familie ein Zuhause auf den Leib geschneidert, in dem Innen und Aussen verschmelzen und so der Wandel der vier Jahreszeiten hautnah zu erleben sind. Entdecken Sie ab Seite 56 ein Haus, das voll von Leben ist und doch mit vielen Ruheorten überrascht.
Der Königsweg zum
Wohlfühlwasser Maximale Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit Vollautomatisch perfekte Wasserqualität Mit Webserver und Schnittstellenfür die Gebäudetechnik Erleben Sie die Wohlfühlwelt von Ospa unter www.ospa.info
Foto: Sabrina Rothe
Ein inspirierende Lektüre wünscht herzlichst
ROLAND MERZ Chefredakteur roland.merz@archithema.com 73557 Mutlangen • Tel. +49 7171 7050
Atrium im September/Oktober 2020 — Editorial
12:47
AT_05_20_AB_Editorial.indd 3
17.07.20 10:27
I N H A LT Design
KULTURELL
Seite 20
Auslese
RADIKAL
Barcelona
Seite 8
IKONENHAFT
Seite 42
6 metermagazin –— Digitale Inspiration für zu Hause oder unterwegs.
26 Atelier –— Zu Besuch bei Designer Marco Dessí in Wien.
8 Auslese –— Neuheiten, Fundstücke und ein Wassergarten.
32 Italien –— In Apulien hat ein Ehepaar ein wohnliches Paradies geschaffen, das, umgarnt von mächtigen Olivenbäumen, Alt und Neu verbindet.
12 Agenda –— Ausstellungen im August, September und Oktober. 14 Visite –— Die Klassiker der Firma Knoll International.
Zeitgemässes Refugium: Das Haus in Apulien, ganz im Süden von Italien, hat Charakter, weil es die Bewohner mit Objekten gefüllt haben. Diese erlesenen Sammlerstücke erzählen deren Lebensgeschichte. (Titel: Helenio Barbetta/ Living Inside)
4 AT_05_20_AC_Inhalt.indd 4
Sommergeschichten
18 Jubiläum –— 20 Jahre Occhio – von der deutschen Design-Ikone zur internationalen Lifestyle-Marke. 20 Design –— Die Schweiz ist an der Vienna Design Week Gastland – ein Interview mit Lilli Hollein. 22 Garten –— Die neuen OutdoorKollektionen von B&B Italia. 24 Bücher –— Inspirierender Lesestoff, der Sie nach draussen lockt.
42 Barcelona –— Die Casa Gomis ist einer der Meilensteine in der modernen Architektur. Heute erstrahlt die Ikone auch dank der zeitlosen Möbel von Molteni in neuem Glanz. 52 Dänemark –— Mitten in einem Nationalpark hat SØren Sarup ein Holzhaus mit Bedacht in die wild romantische Meereslandschaft gefügt.
56 Saarbrücken –— Die Architekten von Weber + Hummel haben einer Familie ein Haus auf den Leib geschnitten, das räumlich jeden Tag neue Überraschungen bereithält.
Fotos: Lorenz Cugini, DoorBird, Katharina Gossow, Kludi, Molteni, Out, Poliform, Vienna Design Week
Entree
Atrium im September/Oktober 2020 — Inhalt
23.07.20 13:59
Armaturen & Geräte STILVOLL
Seite 84
Küchenmöbel
EINLADEND
Bern
Seite 64
LEBENDIG
Seite 90
Spezial «Küchen» 64 Möbel –— Harmonische Töne und ausdrucksstarke Formen bestimmen das Bild der modernen Küche. 70 Reisen –— Drei grüne Refugien zum Ausatmen und Schlemmen. 76 Porträt –— Noodles Authentic Furniture steht für Heritage, Qualität, Nachhaltigkeit und innere Werte. 80 Interview –— next125 vereint Esstisch und Kochinsel auf elegante Weise. 84 Armaturen & Geräte –— Handlich in der Anwendung und stilvoll im Design erleichtern Armaturen und Geräte das Zubereiten in der Küche.
Stadtporträt 90 Bern –— Mit seinen Grünräumen trotz hoher urbaner Dichte ist die Schweizer Politmetropole nahe am Ideal einer nachhaltigen modernen Stadt – a Natural Beauty.
Smart Home 102 Projekt –— Ein Haus der Extraklasse von Alexander Brenner, inklusive der Schalter und des Automations systems von Jung. 106 Produkte –— Clevere Automationssys teme fördern Sicherheit und Komfort.
Bali – Teil 1 116 Von gestern bis heute –— Ein Mythos erfindet sich neu.
Standards 3 Editorial 7 Impressum 83 Wettbewerb 112 Service 114 Prämien 122 Vorschau November/Dezember
Smart Home
INTELLIGENT
Seite 106
AT_05_20_AC_Inhalt.indd 5
22.07.20 15:02
A U S L E S E Mystisches Licht in Le Corbusiers «Notre Dame du Haut» in Ronchamp.
Ein markantes Schattenspiel ziert den Innenhof des «Guerrero House» in Zahora, Spanien.
DAYLIGHT AWARD 2020
Juha Leiviskä, Russell Foster und Henry Plummer Kraft des natürlichen Lichts
Dreiergespann
Wegbegleiter
Für die «Y»-Leuchte haben drei Designer ihre Vorstellung von Licht in einem Projekt gebündelt. Ihr simpler Name hätte dabei nicht treffender ausfallen können, denn diesen verdankt die Leuchte, entworfen vom Designtrio Lennert, Testaguzza und Ugolini, ganz und gar ihrem klaren Design. Trotz ihres schlichten Aussehens ist «Y» vielseitig einsetzbar: im Eck, herausragend oder auf dem Kopf. www.karmanitalia.it
Als Pfostenleuchte für Wege und Terrassen sorgt «Sito palo» für das perfekte Entree schon vor der Haustür. Der um 45 Grad schwenkbare Kopf streut das LED-Licht bewusst und bietet eine optimale Lichtverteilung auf dem Weg. So entstehen sanfte Lichtinseln in der Natur. «Sito palo» lässt sich phasenabschnittdimmen oder optional per «Occhio air»-App oder Controller steuern. www.occhio.de
2
Ungeschönt
8 AT_05_20_BA_Auslese.indd 8
1
Auf der kokett taillierten Stütze von «Fiber» ruht eine praktische, runde Tischplatte. Und so kann der Bistrotisch entweder in der Küche als kleiner Esstisch dienen, im Flur als Ablage bereitstehen oder gar auf dem Balkon als Gartentisch erfreuen. Beton sorgt für den organischen Look, Fiberglas reduziert das Gewicht des Kleinmöbels. www.brostecopenhagen.com
3
Fotos: DROM Architects (2), Henry Plummer (2)
Alle zwei Jahre ehrt der «Daylight Award» die Tageslichtforschung und den Einsatz von Tageslicht in der Architektur. Dieses Jahr ging der Award an Architekt und Designer Juha Leiviskä, den Neurowissenschaftler Russell Foster und Architekt, Schriftsteller und Fotograf Henry Plummer (Foto links), der den Preis für sein Lebenswerk erhielt. Plummer hat zeit seines Lebens zahlreiche bemerkenswerte Bücher und Fotografien veröffentlicht, die die transformative Kraft des Tageslichts in der Architektur aufdecken und zu einer Inspiration für das Studium und die Praxis der Architektur weltweit geworden sind. STS Der Daylight Award wurde von den philanthropischen Stiftungen Villum Fonden, Velux Fonden und Velux Stiftung ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre verliehen. www.thedaylightaward.com
Atrium im September/Oktober 2020 — xxxxxxxxxx
17.07.20 10:35
4 Tafelfreuden Hochwertiger Edelstahl garantiert eine angenehme Handhabung des Bestecksets «Wilde», obendrein sorgt das angesagt mattschwarze Finish der Messer, Gabeln und Löffel für stilvolle Akzente und eine grosse Portion Eleganz am und auf dem Tisch. Damit wird der Hauptgang zur Nebensache. www.nvgallery.com
Raum für Meer Die Möbelmanufaktur Kettnaker hat ihre Farbpalette für Möbelsysteme um ein tiefes Ozeanblau ergänzt und reitet damit auf der zurzeit angesagten blauen Welle mit. Blau gilt als Farbe, die Harmonie und Geborgenheit vermittelt, aber auch Optimismus und Lebensfreude – und von alledem können wir momentan nicht genug bekommen! www.kettnaker.com
6 5
Plissee, please!
Mit dem Beistelltisch «Plisago» hat Fürstenberg bereits gezeigt, dass Porzellan mehr kann als edle Tischkultur. Jetzt präsentiert die Porzellanmanufaktur – erneut gemeinsam mit dem Studio Besau-Marguerre – dazu passende Wandboards in ebenso markanter wie gleichzeitig verspielter Plisseeoptik. www.fuerstenberg-porzellan.com
Die spiralförmige, orange Aussichtsplattform schwebt über dem neu gestalteten Platz.
ÖFFENTLICHER RAUM
Umgestaltung Azatlyk-Platz Bunte Lebendigkeit
Die in Rotterdam ansässigen DROM Architects entwarfen die Neugestaltung für den Azatlyk-Platz in der Stadt Naberezhnye Chelny (RU). Der ursprüngliche, von der Öffenrlichkeit abgeschottete Platz war um eine formale Mittelachse angelegt, die das Gemeindehaus mit dem nicht errichteten Lenin-Museum verbinden sollte. In einem ersten Schritt wurde daher die Hauptachse des Platzes an den Rand verlegt, um die nahe gelegenen Stadtviertel mit einer neuen Promenade zu verbinden. Der ehemalige Zentralbereich des Parks wurde in drei verschiedene Plätze unterteilt: Den «Event Square» für wöchentliche Märkte, den «Green Square» mit einem Amphitheater und den «Cultural Square» mit einem Springbrunnen und Wasserbecken. STS www.d-r-o-m.com
AT_05_20_BA_Auslese.indd 9
17.07.20 10:35
A U S L E S E
Sorgsam angeordnete Trittsteine führen um die 160 angelegten Teiche des «Water Garden» herum.
OBEL AWARD 2019
« Water Garden» von Junya Ishigami
Poetischer Landschaftsgarten
Das erste mit dem Obel Award – einem neuen internationalen Architekturpreis – ausgezeichnete Projekt ist der «Water Garden» des japanischen Architekten Junya Ishigami. Am Fuss der Nas-Berge im japanischen Tochigi gelegen, tritt der einfühlsam gestaltete Landschaftsgarten als traumhafter, wasserbefluteter Wald in Erscheinung. Der Garten erweitert dabei das bereits bestehende «Art Biotop Nasu», ein Zentrum für Künstler-Retreats. Die aussergewöhnliche Landschaft besteht aus 318 Bäumen, die aus einer angrenzenden Baustelle ausgegraben und am Projekt standort um 160 Teiche wieder eingepflanzt wurden. Ein Moosteppich umgibt letztere, und Trittsteine schaffen ein behutsam choreografiertes Wegsystem durch den überfluteten Waldraum. STS www.obelaward.org, www.aedes-arc.de
Extrovertiert
Vielfaltig
Mit den Tapeten von Instabilelab wird auch der Aussenraum zur individuellen Gestaltungsfläche. So sorgt etwa «Focused Point» für eine charakterstarke Garageneinfahrt in gepunkteter Beton-Optik. Grundlage dieser Wandbekleidung ist Fibratex, ein eng gewebtes Textil aus Fiberglas. Outdoor-tauglich wird dieses dank Tex Decor, einem opaken Spezialharz. www.instabilelab.com
Die Arbeit «Bouncing Patterns» von Juliette Berthonneau ist sowohl poetisch als auch höchst funktional: Ihre schwebend leichten Textilien basieren auf einer mehrschichtigen Hohlstruktur, die leicht, steif und flexibel zugleich ist. Dafür gewann die Pariser Jungdesignerin die höchste Auszeichnung des Nachwuchswettbewerbs «ein & zwanzig». www.ein-und-zwanzig.de
Formverschmelzend
Hergestellt aus mundgeblasenem Glas entspringt das Design von «Hug» einem speziellen Verfahren, bei dem zwei Glasbläser gleichzeitig in ihre eigene Gussform blasen. Das Ergebnis sind zwei Glaskörper, ungleich in ihrer Formgebung, die sich im Prozess zu einer einzigartigen Vase vereinen – ganz so, als würden sie einander innig umarmen. www.bolia.com
Fotos: Studio Colli Daniela Architetto
1
2 3
10 AT_05_20_BA_Auslese.indd 10
17.07.20 10:35
4
Tür auf für Ergonomie und Sicherheit.
Brutal radikal
FSB 1155 gewährleistet dank seiner Winkelform eine komfortable Betätigung mit dem Ellenbogen – und natürlich auch per Hand. FSB steht seit 1881 für Qualität „made in Germany“. www.fsb.de
Monumental kommt er daher, der «X-Chair». Dabei ist nicht nur das Design des Entwurfs von Hermann August Weizenegger für den Berliner Hersteller OUT radikal. Auch seine Herstellung ist kompromisslos: gänzlich aus recyceltem Material, fair produziert und lückenlos in den Produktionszyklus rückführbar. www.objekteunserertage.com
5 Wunder-Bar Mit Blick auf die Piazza Farnese, nur einen Steinwurf von der Ausgehmeile der italienischen Hauptstadt entfernt: Das «VyTA Farnese», entworfen vom Studio Colli Daniela Architetto, verbindet die Merkmale der traditionellen italienischen Bar mit zeitgenössischem, von der Renaissance inspiriertem Design, verspielten Texturen und spiegelnden Bogenelementen. www.vyta.it
AT_05_20_BA_Auslese.indd 11
17.07.20 10:35
A T E L I E R
Synergien: Marco DessĂ teilt sein Atelier mit einem ArchitekturbĂźro.
26 AT_05_20_CA_Atelier_Marco Dessi.indd 26
17.07.20 11:14
Marco Dessí
«Eine gute Idee wird nie alt» Wir haben den Produktdesigner Marco Dessí in Wien besucht. Er sprach über seine Projekte und darüber, was Design für ihn bedeutet. Interview: Susanna Koeberle, Fotos: Mirjam Kluka
Prozesse: Eine Idee nimmt Gestalt an.
M
Überprüfung: Ob der Entwurf funktioniert, zeigt sich erst am Modell.
AT_05_20_CA_Atelier_Marco Dessi.indd 27
arco Dessís Atelier liegt in einer kleinen Gasse des zweiten Bezirks in Wien. Der Produktdesigner teilt die Räumlichkeiten mit einem Architekturbüro. Das ist ein bewusster Entscheid. Nicht nur nutzt er die Kompetenzen seiner Büropartner (etwa beim Modellbau), sondern er ist dadurch auch finanziell unabhängiger. Und das gemeinsam genutzte Büro schaffe eine Atmosphäre wie an der «Angewandten», erzählt Dessí bei unserem Besuch. Dort hat der gebürtige Südtiroler nach Umwegen Produktdesign studiert. Im Keller befindet sich eine Werkstatt. Das Arbeiten vor Ort ist für Dessí wichtig, denn man sehe häufig erst beim Prototyp, ob der Entwurf wirklich funktioniert. Namhafte Hersteller wie Thonet oder traditionsreiche Manufakturen wie Lobmeyr gehören zu seinen Kunden, aber der Designer experimentiert auch gern auf eigene Faust. Einzelne Objekte, die er in Eigenregie entworfen hat, lässt er in Wien herstellen. Dessí zeichnet gern, er hält seine Ideen tagebuchartig fest. Auf diesen Fundus kann er zurückgreifen. Du hast einen etwas ungewöhnlichen Werdegang. Wie kamst du zum Design? MARCO DESSÍ: Ich habe zuerst den Beruf des Zahntechnikers erlernt, deswegen kam ich auch aus Südtirol nach Wien. Nach Abschluss dieser Lehre habe ich dann Architekturmodelle gebaut, wodurch ich mit der Universität für angewandte Kunst in Wien in Kontakt kam. Dort habe ich schliesslich
17.07.20 11:15
Im Paradies In Apulien, bekannt f체r seine weiss get체nchten H채user, hat ein Ehepaar ein Refugium der besonderen Art geschaffen. Entstanden ist ein Ort, der Neu und Alt verbindet und die Lebensgeschichte der Bewohner erz채hlt. Text: Roland Merz, auf Basis von Kurt G. Stapelfeldt, Fotos: Helenio Barbetta / Living Inside
32 AT_05_20_CB_Masseria_Battimuro.indd 32
17.07.20 11:19
Zieht man im Pool seine Runden, scheint man unmittelbar ins «Wohnzimmer» hineinzuschwimmen.
AT_05_20_CB_Masseria_Battimuro.indd 33
17.07.20 11:19
Unter mächtigen Pinien hat Bonet zwölf Baukörper zu einem vielfältigen Geflecht von offenen und geschlossenen Räumen gefügt.
42 AT_05_20_CD_Barcelona_Molteni.indd 42
17.07.20 13:15
Innen und aussen verschmelzen – ein Gitter aus Keramiksteinen und bunten Gläsern zaubert spannende Lichtstimmungen.
Licht und Schatten im Gleichgewicht Vor den Toren von Barcelona steht «La Ricarda» – ein Haus, das mehr als nur Geschichte ist. Die Casa Gomis, die Antonio Bonet in den 1960er-Jahren entworfen hat, ist einer der Meilensteine in der modernen Architektur und war eine Oase des künstlerischen Experimentierens. Heute erstrahlt die Ikone, auch dank der zeitlosen Möbel von Molteni, in neuem Glanz. Text: Roland Merz, Fotos: Molteni
AT_05_20_CD_Barcelona_Molteni.indd 43
17.07.20 13:16
56 AT_05_20_CF_Weber_Hummel.indd 56
Atrium im September/Oktober 2020 — Saarbrücken
17.07.20 13:22
Wohnen ohne Grenzen Auf einem Plateau oberhalb von Saarbrücken hat das Architekturbüro WEBER + HUMMEL ein Haus errichtet, das auf fliessende Übergänge setzt. Und das nicht nur im Inneren, sondern auch das Gebäude und seine parkähnliche Umgebung gehen nahtlos ineinander über. Text: Uta Abendroth, Fotos: Werner Huthmacher
Die Villa, ein Entwurf von Weber + Hummel, fügt sich mit ihren drei unterschiedlichen Etagen perfekt in die Landschaft.
AT_05_20_CF_Weber_Hummel.indd 57
17.07.20 13:23
K Ü C H E
Spielraum Küche Harmonische Töne, ausdrucksstarke Formen, wesentliche Linien und gemessene Proportionen bestimmen das Bild der modernen Küche. Redaktion: Stefanie Solèr
1 64 AT_05_20_DA1_Kuechen_Moebel.indd 64
Atrium im September/Oktober 2020 — Möbel
17.07.20 13:27
2
1 POLIFORM Klare Linien, edle Materialien und höchste Qualität – dafür steht die Küchenkollektion «Artex» der norditalienischen Marke Poliform. Eiche, Nuss und Stahl werden dank der breiten Oberflächen und nüchternen Volumen zu den Hauptprotagonisten. www.poliform.it 2 WARENDORF Mit dem neuen Küchendesign «Perfect Contrast» stellt Warendorf erneut seine Kompetenz in puncto Furnierverarbeitung unter Beweis. Arbeitsbereich und Fronten im Keramikdekor «Grigio anthrazit» bilden mit dem offenen Holzregal aus amerikanischem Nussbaum ein harmonisches Ganzes. www.warendorf.com 3 JAN CRAY Die elegante Kochinsel des Selfmade-Küchenbauers aus der Hansestadt entspringt dem Design der «6 Grad»-Serie und besteht aus einem Basismodul, das nach persönlichem Gusto mit Hängeschränken, Spülen und Armaturen bestückt werden kann. www.jancray.com
AT_05_20_DA1_Kuechen_Moebel.indd 65
3
17.07.20 13:27
1 GROHE Mit der «SmartControl»-Funktion der «Zedra»-Mischbatterie kann der Wasserfluss ganz einfach per Knopfdruck an- und abgestellt werden. Das geht zur Not auch mit dem Ellbogen oder Handrücken. Weiteres Plus ist die herausziehbare Spülbrause. www.grohe.de
2
2 BORA Während das Flächeninduktionssystem «Bora X Pure» selbst minimalistisch daherkommt, besitzt die kreisrunde Einströmdüse des Kochfeldabzugs ein markantes Design, das durch Verdrehen jeweils ein anderes optisches Erscheinungsbild annimmt. www.bora.com 3 V-ZUG Mit dem neuen Weinkühler «V6000» sind bis zu 83 Weinflaschen bei optimaler Temperatur jederzeit griffbereit. LED-Lichtquellen strahlen den Innenraum gleichmässig aus und können auf Wunsch auch bei geschlossenen Türen leuchten. www.vzug.com
1
Griffbereit Handlich in der Anwendung und stilvoll im Design erleichtern diese Geräte und Armaturen das Zubereiten in der Küche. Redaktion: Stefanie Solèr
84 AT_05_20_DA4_Geraete_Armaturen.indd 84
Atrium im September/Oktober 2020 — Armaturen & Geräte
17.07.20 13:50
6
4 SMEG Die Backöfen aus der Linie «Dolce Stil Novo» kommen neu mit extragrosser Bedienoberfläche daher. Auf dieser lassen sich die Geräte mittels Touchund Wischbewegung oder alternativ auch via der App bedienen. www.smeg.de
3 4
5 KLUDI Der Einhandmischer «Bingo Star XS» begeistert mit weichen Formüber gängen und schlanken Proportionen. Eine flächige, bewusst kurze Griff gestaltung bietet mehr Freiraum am Spültisch und setzt einen stilvollen Akzent zur hohen Armatur. www.kludi.de
5
AT_05_20_DA4_Geraete_Armaturen.indd 85
6 VOLA Das erste Mal wurde die Armatur «KV1» von Vola im Jahr 1968 produziert. Heute zählt der Eingriffmischer aus der Feder des dänischen Designers Arne Jacobsen zu den zeitlosen Klassikern für Küchen in aller Welt. www.vola.de
17.07.20 13:50
City Guide Bern Lorrainebad: In Berns Flussbad liegt man unter alten Kastanienbäumen im Gras oder auf den Holzpritschen, im Nacktbereich oder auf der grossen Wiese vor dem Bad. Das neue Restaurant Buvette bietet «baditaugliches» Essen und Trinken von hoher Qualität und schön angerichtet.
Natural Beauty Mit seiner hohen urbanen Dichte und Grünräumen ist die Schweizer Metropole Bern nahe am Ideal einer nachhaltigen modernen City. Neben der Altstadt und den historisch gewachsenen Wohnvierteln sind auch die Quartiere der Nachkriegsmoderne bekannt und bieten viel Potenzial für Entwicklungen – zumal sich Bern gerade auf Expansionskurs befindet. Text: Mirko Beetschen, Fotos: Lorenz Cugini, Produktion: Bergdorf AG, Bern
90 AT_05_20_E_Staedteportraet_Bern.indd 90
Atrium im September/Oktober 2020 — Stadtporträt
17.07.20 13:58
W
äre Bern eine Person, würde man sie wohl als charmant, liebenswert und sehr freigeistig beschreiben, ziemlich entspannt und zufrieden, wobei sie das auch immer wieder Gefahr laufen lässt, etwas selbstzufrieden und faul zu werden. Sie mag zudem ein bisschen introvertiert, gar unsicher sein, wenn man sie aber erst einmal kennt, ist sie ein richtig guter und treuer Kumpel. Als ich 2015 nach zwölf Jahren Wohnen und Arbeiten in Zürich nach Bern zurückkehrte, bot sich mir die einmalige Gelegenheit, meine Heimatstadt neu kennenzulernen und mit einem differenzierteren Blick zu betrachten. Seit meinen Studienzeiten in der Bundesstadt hatte ich mich als Journalist intensiv mit Architektur, Design und Städte-
Kirchenfeld: Das Restaurant von 1885 ist heute unter dem Ehepaar Charlotte und Maurice Rota zu einer verlässlichen Adresse für schnörkellose, klassisch inspirierte Küche geworden.
Alte Feuerwehr Viktoria: Aus der ausgedienten Feuerwehrkaserne aus den 1930erJahren in Bern-Nord ist ein lebendiges Zentrum entstanden. Herzstück des Areals bildet das Restaurant Löscher.
Galerie Soon: 2010 in der Lorraine gegründet, zog SOON 2016 in die Münstergasse. Die Kunstgalerie legt den Schwerpunkt auf Urban und Street Art.
AT_05_20_E_Staedteportraet_Bern.indd 91
17.07.20 13:59
Massgeschneidert
Dreiseitig grossteils geschlossen wirkt das House PR39 burgenähnlich. Zur Talseite hin ist es dank grosszügiger Verglasungen geöffnet.
102 AT_05_20_DB1_Int_Haus_Jung.indd 102
17.07.20 13:53
In Stuttgart hat Alexander Brenner für sich selbst ein Haus der Extraklasse gebaut. Das passende Automationssystem und die Schaltertechnologie stammen von JUNG . Redaktion: Anita Simeon Lutz Fotos: Zooey Braun
D
er Architekt Alexander Brenner hat sich mit dem «Parler Research House PR39» in Stuttgart ein experimentelles Wohn- und Atelierhaus erschaffen, das ungewöhnlich bodenständig und konsequent wirkt. Ein Ort, an dem Innen und Aussen verschmelzen, Licht die Wohnräume durchflutet, hochwertigste und natürliche Materialien mit hoher Präsenz auf humoristische Elemente treffen – und zeitgenössisches Wohnen nicht nur neu interpretiert, sondern auch hinterfragt wird. In Hanglage, direkt neben dem Architekturbüro von Alexander Brenner, befindet sich sein über vier Etagen reichendes Wohnund Atelierhaus. Der geometrisch geformte Bau bietet bereits bei erster Betrachtung besondere Details. Rücksprünge und Ein-
Die KNX-Taster werden subtil in die Interior-Gestaltung eingebaut.
AT_05_20_DB1_Int_Haus_Jung.indd 103
schnitte sowie natürliche Oberflächen charakterisieren die Villa. Die Sichtbetonfassade ist dank lokal verwendetem Jurasplitt graubeige. Dahinter: 50 Zentimeter dicke Porenbetonsteine, um – wie im gesamten Objekt – auch bei der Dämmung auf künstliche Produkte zu verzichten. Gelochte Stahlblenden an den Fenstern lassen sich von Hand verstellen und dienen als Sonnenschutz. In den Stahltafeln hat Alexander Brenner ein Leopardenmuster integriert. Sein Markenzeichen, das sich spielerisch abgewandelt als Zitat in vielen seiner Objekte findet – und mit Augenzwinkern als Verweis auf das übliche Schwarz der Architektenzunft zu sehen ist. Ein grosses Eisenportal weist den Weg ins Innere. Wirken die Räume und ihre angrenzenden Terrassen von innen grosszügig und lichtdurchflutet, so ist das «House PR39» nach aussen eher
Die LS-Designserie gibt es in verschiedenen Metalloberflächen. Hier in Messing Classic.
17.07.20 13:53
Ein vielseitiges Nebeneinander: In Bali wurde in den vergange nen Jahren vieles erprobt und durch ein interna tionales Netzwerk in die Welt getragen.
Bildlich: Darstellungen von Geistern, Hexen und Ungeheuern finden sich in Tempeln, an Hauseingängen und in Hotelgärten.
116 AT_05_20_G_Bali_Teil_1.indd 116
Atrium im September/Oktober 2020 — Von gestern bis heute
17.07.20 14:07
BALI – TEIL 1
Ein Mythos erfindet sich neu «Nur hier in Bali hatte er das gefunden, was er immer hoffte, einmal zu finden: diese Kombination von grösster, tiefster Ruhe in Natur, Menschen und allem, und dabei diese ganz intensive, so komplizierte und doch so einfache Kultur, die höchste, innere Kultur, wie er sagt, die denkbar ist.» Walter Spies über den Besuch Charlie Chaplins auf Bali in einem Brief an seine Mutter, 1. Mai 1932.
E
s ist schon seltsam: Obgleich die balinesische Sprache keinen Begriff für «Paradies» kennt und die Bezeichnung «Bali» ein selten verwendetes Sanskrit-Wort für «Opfer» ist, macht der Mythos vom Inselparadies das kleine indonesische Eiland zu einem attraktiven Reiseziel. Auf engstem Raum sind üppig verzierte Tempelanlagen, viel Natur mit unterschiedlichen Vegetationszonen, gutes Essen und insbesondere eine spezielle Stimmung zu erleben, die Pauschaltouristen, Sinnsucher, Bohemiens und Künstler seit den 1920er-Jahren in ihren Bann ziehen. Seit einiger Zeit ist sogar für Architekturenthusiasten das indonesische Eiland zu einer spannenden Destination geworden. Vor allem Süd- und Zentralbali haben sich zu einer Region ent wickelt, in der die Welt zusammentrifft und für Architektur und Design neue Konzepte probiert. In Bezug auf Nachhaltigkeit sind manche der Projekte globale Impulsgeber.
AT_05_20_G_Bali_Teil_1.indd 117
Text und Fotos: Kerstin Bußmann
Bali-Style Der Bali-Style, wie die Tropenmoderne auf der Insel gern bezeichnet wird, hat ihren Ursprung in der Vergangenheit. Vorauszuschicken ist, dass schon die Architektur Indonesiens zur Zeit der holländischen Kolonialisierung nicht auf die Interaktion zweier Kulturen beschränkt blieb. Eine Reihe verschiedener Ethnien lebten, handelten, wohnten und bauten in den Städten und Dörfern des Archipels. Sie trugen einiges zum Erscheinungsbild dieser Siedlungen bei. Neben der westlichen und natürlich der indigenen Komponente kamen hier noch orientalische und vor allem auch chinesische Einflüsse hinzu. Die in Indonesien lange schon verbreite-
te Praxis, europäisches Bauen mit der Inselarchitektur zu verschmelzen, fand schon seit spätestens Ende des 18. Jahrhunderts aus klimabedingten Gründen statt. Bali wurde Anfang des 20. Jahrhunderts dem niederländischen Kolonialreich politisch angegliedert, als die Rajas von Denpasar und Pemecutan angesichts der nicht mehr aufzuhaltenden Invasoren 1906 kollektiven Selbstmord, «Puputan», begingen. Gerade als die Normen der Moderne von der westlichen Welt Besitz ergriffen, das Individuum in der Feier der Masse unterzugehen im Begriff war und eine Abwendung von Traditionen gefordert wurde, verbreitete der Bildband von Georg Krause in den frühen 1920er-Jahren faszinierende Bilder einer vermeintlichen Ganzheitlichkeit von Alltag, Kunst und Ritual. Dadurch machte er die kleine, tropische Insel für zivilisationsmüde Europäer und Amerikaner zu einem luxuriösen Reisetraum. 1928 wurde das erste Hotel (heute: Inna Bali Heritage Hotel) in der Hauptstadt Denpasar eröffnet. Es präsentierte sich den illustren Reisenden wie den niederländischen
17.07.20 14:07