Das Ideale Heim 04/2014

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NR. 4 April 2014

April 2014 www.das-ideale-heim.ch CHF 9.50

BRASILIEN: Architektur- und Designgeschichten aus Südamerika

UMBAU Frischzellenkur für Jugendstilwohnung in Barcelona

ARCHITEKTURPREIS «Das beste Einfamilienhaus» unserer Leserinnen und Leser steht in St. Gallen

L SPEZIA «Neues arten» G n e d r ü f

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UMBAU: Jugendstilwohnung in Barcelona

BRASILIEN ÜBER 30 SEITEN ARCHITEKTUR- UND DESIGNGESCHICHTEN AUS DEM AUFSTREBENDEN LAND SÜDAMERIKAS

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E D I T O R I A L

Foto: Bruno Helbling, Stuhl von Arne Jacobsen by Republik of Fritz Hansen über www.holmsweetholm.ch

Aufbruchstimmung In Brasilien ist einiges los. Nicht nur, dass diesen Sommer die Fussballweltmeisterschaft dort stattfindet und in zwei Jahren dann die Olympischen Spiele folgen. Das südamerikanische Land boomt. Vor 200 Jahren lebten da kaum drei Millionen Menschen, heute sind es 200 Millionen. Das Leben pulsiert, und dies ist auch in der Architektur und im Design zu spüren. Was Gestaltung anbelangt, sind die Brasilianer wie im Fussball Weltklasse. Wir zeigen Ihnen in dieser Ausgabe zwei Wohn- und Architekturreports von Häusern in Brasilien (Seite 58 und Seite 68), wir geben Ihnen Tipps für Reise und Unterkunft (Seite 50) und auf weiteren sieben Seiten versuchen wir, Ihnen einen Überblick über die vorherrschende Design- und Architektursprache des aufstrebenden Landes zu geben (ab Seite 76). Brasilianische Architektur ist jedoch auch ein Exportschlager. So hat der Altmeister Oscar Niemeyer für die Interbau im Berlin der Nachkriegszeit unter anderem einen kräftigen Betonbau realisiert, der auf expressiven V-Stützen steht und eigentlich als Sozialwohnungsbau ausgelegt wurde. Klaus und Karen Romberg von a-base Architekten haben einer der Wohnungen neues Leben eingehaucht und aus der kleinteiligen 4,5-Zimmer-Wohnung ein grosszügiges, modernes Apartment realisiert. Dank der klugen Schottenbauweise Niemeyers war dies ohne Probleme möglich (ab Seite 84). Aufbruchstimmung herrscht auch hierzulande. Die Kickerfreunde freuen sich auf den bevorstehenden Fussballsommer mit Grill- und Gartenpartys. Aber auch jene, denen Namen wie Messi, Ronaldo, Shaquiri und so weiter nichts sagen, haben Frühlingsgefühle. Die Vorfreude auf einen hoffentlich warmen, blütenreichen Vorsommer ist gross. Damit Ihr Garten Ihnen in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter Freude bereitet, zeigen wir Ihnen die neusten Trends bezüglich Outdoormöbel, Pergolen, Wintergärten, Pools und vielem mehr (ab Seite 92).

Der Mittelpunkt des Universums könnte Ihre Küche sein.

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Gute Lektüre wünscht herzlichst

ANITA SIMEON LUTZ Chefredakteurin anita.simeon@archithema.ch Das Ideale Heim im April 2014 — Editorial

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I N H A LT

Auslese

April 2014

NEUHEITEN

Seite 40

Echt brasilianisch DESIGN & ARCHITEKTUR

Seite 76

Himmelshaus SÃO PAULO

Seite 58

20 Preisverleihung –— Architekturpreis ’14 22 Das beste Einfamilienhaus –— Entdecken Sie den Publikumssieger 2014 30 Wüest & Partner –— Wie viel ist mein Eigenheim wert? 39 Mein Ideales Heim –— Ewa Rotzler mag die besonderen Dinge. 40 Auslese –— Tipps der Redaktion. Brasilien: Der Architekt Thiago Bernardes baute ein Haus am Meer, das von Vegetation umgeben ist. (Titel: Ruy Teixeira/Living Inside)

46 Design –— Die Manufakturkollektion nach Entwürfen von Richard Neutra.

76 Echt brasilianisch –— Eine DNAUntersuchung der Architektur und des Designs des grössten Landes Südamerikas.

Wohnen

50 Reisen –— Auf nach Brasilien! Tipps zum Besichtigen und Geniessen.

84 Berlin –— Zwei Architekten haben einer Wohnung des brasilianischen Meisters Oscar Niemeyer neues Leben eingehaucht.

56 Let’s Play –— Philippe Stuebi mag es gleichmässig.

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68 Dschungelhaus –— Nahe Guarujá hat der Architekt Thiago Bernardes ein Haus mit überwältigendem Blick übers Meer sowie in den dichten Regenwald gebaut.

48 Architektur –— Die Raiffeisenbank in Dissenhofen im Garten einer Villa.

52 Bücher –— Junge Architektur und andere interessante Themen.

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58 Himmelshaus –— Das Haus der Interior-Designerin Maria di Pace in São Paulo strahlt brasilianische Lebensfreude aus.

110 Barcelona –— Eine Entdeckungsreise durch die neu umgebaute Jugendstilwohnung einer Familie.

Fotos: Daniel Ducci (1), Filippo Bamberghi (1)

Entree

Fokus Brasilien

Das Ideale Heim im April 2014 — Inhalt

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Design NEUTRA

Seite 46 Berlin FRISCHER WIND

Seite 84

Dschungelhaus WALD UND MEER

Seite 68

Spezial Garten

118 Wohnen –— Der Münchner Möbelhersteller Piure produziert Möbel ohne überflüssigen Schnickschnack.

92 Outdoormöbel –— Eine bunte Parade an Möbeln, die in Ihrem Garten zum Augenschmaus werden.

120 Küche –— Brunner Küchen bietet Lösungen für funktionale sowie für ästhetische Ansprüche.

100 Outdoormöbel –— Ein Gespräch mit der Tribù-Designerin Monica Armani.

124 Bad –— Das Bora Hot Spa Resort bietet Seebad, verschiedene Saunavarianten und ein japanisches Onsenbad. 128 Das Ideale Heim 1972 –— Das Ferienhaus am Hallwilersee von Peter Nigg und Egon Dachtler. Dazu Tipps unserer Vintage-Spezialisten.

Spezial

102 Rund ums Haus –— Wasser, Licht und Sonnenschutz inszenieren den Garten. Mit den richtigen Werkzeugen klappt auch die Pflege.

Standards 3 17 36 98 133 146

Editorial Impressum Köpfe Prämien Wettbewerb Vorschau Mai

Serviceguide 134 Service: Neues auf einen Blick 137 Die Experten 140 Designhotels 142 Profis 145 Adressen

Titelthemen sind farbig markiert

OUTDOORMÖBEL

Seite 92

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Fotos: Hanns Joosten (1), Ruy Teixeira/Living Inside (1)

Rundgang

Das Ideale Heim im April 2014 — Inhalt

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Alles, was wir tun, ist aus Leidenschaft. Und aus reinem Naturholz. Mehr Informationen dazu fi nden Sie auf www.team7.at

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AUSLESE KIRSCHBLÜTE UND ASKESE

Japanische Plakatkünstler Museum für Gestaltung

Eigener Umgang: Ausstellungsplakat von Kazumasa Nagai (links) und Werbeplakat von Katsuhiko Shibuya.

Die Achte Das Bookzine «Inventario» brachte aktuell seine achte Ausgabe heraus. Die von Foscarini unterstützte Edition versammelt wieder aussergewöhnliche Design-Projekte unter dem Gesichtspunkt «Tutto è Progetto/Everything Is a Project». Essen vorbereiten, eine Reise planen sind ebenso wichtige Projekte wie Häuser bauen oder Objekte entwerfen. Inventario zeigt, wo sich Disziplinen überschneiden, und dechiffriert, was noch vor uns liegt. ISBN: 978-88-7570-427-8 www.inventario-bookzine.com

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Zum 150-Jahre-Jubiläum diplomatischer Beziehungen zwischen Japan und der Schweiz zeigt das Museum für Gestaltung 300 japanische Plakate aus seiner Sammlung. Eng an die Entwicklungen des Mediums in Europa anknüpfend, bildete sich in Japan dennoch eine eigene Tradition heraus. Dabei steht weniger das Produkt (und seine Bewerbung) im Vordergrund, als vielmehr die künstlerische Qualität der Darstellung an sich. Auch heute wird der visuellen Kommunikation grosse Bedeutung beigemessen. Selbst kommerzielle Unternehmen orientieren sich eher an der Emotionalität und Poesie eines Sujets, als an dessen offensichtlicher Botschaft. SK Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Mai zu sehen. www.museum-gestaltung.ch

1 Sound Boy

Ein Drink am Abend macht Lust auf Musik, und ein guter Song macht Lust auf einen Schluck. Der Servierwagen «Sound Boy» ist ein Hybrid aus Bar und Audioanlage und ist geschaffen für die dionysische Seite in uns. Damit der Wagen ins Rollen kommt und die Post so richtig abgeht, hat der «Rolling Gentleman» Bluetooth, Cinch und einen USB-Anschluss. www.schrank.ch, www.frieszumbuehl.ch

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Nachwuchs

Der japanische Designer Oki Sato (Nendo) ist einer der internationalen Designer, die für den schwedischen Leuchtenspezialisten Wästberg tätig sind. Die «w 132»-Leuchte, die letztes Jahr lanciert wurde, hat nun Familienzuwachs bekommen. Und zwar in Form graziöser Accessoires, die den modularen Charakter des Leuchten-Entwurfs betonen sollen. www.wastberg.com Das Ideale Heim im April 2014 — Auslese

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AUSLESE

ETH ZÜRICH

The Walk Naples – Karlsruhe – Zurich Haben Sie schon mal die Katakomben der ETH Hönggerberg von innen gesehen? Dazu bietet sich jetzt die Möglichkeit. Die Ausstellung «The Walk», die aus einer Exkursion der HfG Karlsruhe gemeinsam mit der ETH Zürich in Italien hervorging, reaktiviert den Untergrund des Hönggerbergs. Die Exkursionsgruppe erkundete zu Fuss die Randgebiete zwischen Neapel und Pompeji. Woraus eine fotografische Reflexion der sozialen Strukturen der Stadt des Fachbereichs Medienkunst/Fotografie an der HfG hervorging. «The Walk» an der ETH Zürich nimmt das Karlsruher Projekt als Ausgangspunkt für eine weiterführende Ausstellung. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle der Kunst und Architektur sowie zeitgenössischer Architekturfotografie, die mit archivalischen Mitteln auf den spezifischen Ausstellungsort auf dem Hönggerberg reagieren. FQ Bis 10. April 2014, Institut gta Departement Architektur, ETH Zürich, HIL C 75 Stefano-Franscini-Platz 5, 8093 Zürich, www.ausstellungen.gta.arch.ethz.ch

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Anglisiert

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Demo

Alessi präsentierte anlässlich der Megamesse «Ambiente» seine Frühjahr-Sommer-Kollektion 2014. Matali Crassets fünf- und sechseckige Tabletts aus lackiertem Stahl sind zwei der Neuheiten der italienischen Qualitätsmarke mit langer Design-Tradition. Das grosse sandfarbene «Territoire» und das kleinere terracottafarbene «Territoire intime» ergeben in gemeinsamer Verwendung eine lebhafte Kombination aus Linien und geometrischen Flächen. www.alessi.com

3 Gewachsen

Seit 1947 befindet sich das Hotel City Zürich an der Löwenstrasse. Nun hat es nach einer Komplettsanierung wieder die Tore geöffnet. Dyer-Smith Frey haben die Räume grosszügig und hell gestaltet und mit einem Hauch englischer Eleganz ausgestattet. Das Restaurant Löweneck hat mit viel Holz, rohen Betonwänden und offen liegenden Lüftungen einen industriellen Touch bekommen. www.dyersmith-frey.com, www.hotelcity.ch

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Klein, aber oho ist der Beistelltisch «treeO», den Jacob Strobel, Sebastian Desch und Stefan Radinger für Team 7 entworfen haben. Von der Natur inspiriert, tragen drei schlanke Holzbeine die Tischplatte aus Naturholz oder weissem Marmor. Das Tischchen wurde anlässlich der imm Köln von einer internationalen Jury mit einem der Interior Innovation Awards 2014 ausgezeichnet. www.team7.at

Fotos: Jakob Fink, Yael Liebetrau, Stephanie Mitchell, Ramona Orsingher, Vanessa Schmitz (1)

Labyrinth: Wie in einem Science-Fiction-Film wirken die Gänge der ETH-Katakomben auf dem Hönggerberg.

Das Ideale Heim im April 2014 — Auslese

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Weisses Haus: Die Reduziertheit der Architektur ist ein Pendant zur Quirligkeit der Stadt, der Pool ein Spiegel des Himmels.

Lighthouse: Der Wohnbereich besteht aus zwei Bereichen, die eine faltbare Wand voneinander abtrennen kann.

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Das Ideale Heim im April 2014 — Himmelshaus

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Keine Fata Morgana: Eine Komposition aus Keramikfliesen in kr辰ftigen Farben belebt die Wand.

Der Himmel hinterm Haus Die Interior-Designerin Maria di Pace stattete f端r sich und ihren Ehemann dieses Haus in S達o Paulo aus. Ein heisser Mix aus brasilianischen und kosmopolitischen Einfl端ssen. Text: Antje Herrmann, Fotos: Filippo Bamberghi

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Durchsicht: Dank grosser Glasschiebefronten und hinterseitigen Glasfenstern hat man auch von der Terrasse durch das Haus freien Blick in den dichten, umgebenden Dschungel.

Terrassendeck: Wie auf dem Vorderdeck eines Hochseeschiffs fühlt man sich auf der Terrasse mit Pool und rahmenlosen Glasgeländern.

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Das Ideale Heim im April 2014 — Dschungelhaus

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Baumkonstruktion: Die Stahlarme werden wie Äste vom Stamm ausgebreitet, um die Statik zu optimieren.

Dschungelhaus am Meer Den überwältigenden Blick übers Meer sowie in den dichten Regenwald machte der Architekt Thiago Bernardes zu entwurfsbestimmenden Elementen des Baumhauses für alle Generationen nahe Guarujá. Text: Romy Gutiérrez, Fotos: Ruy Teixeira/Living Inside

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Museu de Arte Moderna, Rio de Janeiro: Die Triangelstelzen sind das Hauptmerkmal des Gebäudes von Affonso Eduardo Reidy, zu dem Burle Marx den Aussenraum gestaltet hat.

Brasilien-DNA Das Resultat der Suche danach, was brasilianische Architektur und brasilianisches Design ausmacht, sind sechs charakteristische Merkmale, die oft nicht nur einzeln, sondern im (Teil)Verbund auftreten. Redaktion: Romy Gutiérrez

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Das Ideale Heim im April 2014 — Echt brasilianisch

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Miguel Rio Branco Gallery: Als Teil des Instituto Inhotim bauten Arquitetos Associados einen verzogenen Kubus. www.arquitetosassociados.arq.br

Wohnhaus im Regenwald: Das Haus von Marcos Acayaba baut auf sich ausbreitenden Triangeln auf. www.marcosacayaba.arq.br

Galeria Adriana Varejão: Der Bau von Tacoa Arquitetos geht samt Form ins Wasser über. www.tacoa.com.br

Bancos: Die Hocker von Marcelo Alvarenga (Play Arquitetura) und Alécio Rossi können immer neu zu Bänken und Tischen zusammengefügt werden. www.playarquitetura.com

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Ipanema Chair: Die spitz zulaufenden Triangel von Jader Almeidas Stuhl für Sollos erinnern an aufwehende Segel. www.jaderalmeida.com

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enn in einem riesigen Einwandererland wie Brasilien verschiedene Gestaltungskulturen, Tradition und absolute Moderne aufeinandertreffen und sich vereinen, entsteht ein immens reichhaltiges Potpourri. Aus diesem wiederum können einzelne verbindende DNA-Merkmale extrahiert werden. Die brasilianische Gestaltungskultur wird aber nicht nur von diesen Merkmalen selbst, sondern ebenso sehr von deren immer neuen Kombinationsformen definiert. So wie ihre geschwungenen Linien einem unmittelbaren Gefühl entspringen, so ungezwungen und intuitiv spielen in Brasilien tätige Kreative auch mit den hier vorgestellten Merkmalen. Das Rio Project von Le Corbusier ist der Ursprung der ausgeprägten Vorliebe für moderne Architektur in Brasilien. Die lokalen

Exponenten von Le Corbusiers Projektteam, allen voran Oscar Niemeyer und Lucio Costa, sorgten dafür, dass aus der Initialzündung eine grosse Tradition wurde. Diese hat auch eine amerikanische Komponente. Richard Neutras Einfluss auf die moderne Architekturtradition, speziell auf die Architekten in São Paulo, war gross, und auch Elemente von Frank Lloyd Wright werden bis heute zitiert. Doch einfach moderne Architektur wäre zu austauschbar für Brasilien, wo die Menschen ihr Herz auf der Zunge tragen, wo das Leben immer etwas bunter erscheint als überall sonst. Bunte Architektur findet sich ausserhalb der Favelas allerdings selten. Wenn, dann wird wohldosiert und diszipliniert mit Farben umgegangen. Denn Farbe wird noch genug durch das Leben oder den in Brasilien vielleicht am natürlichsten und lebendigsten gelebten eklektischen Einrichtungsstil hinzugefügt. Was die Inneneinrichtung

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Niemeyer Reloaded Zwei Architekten haben einer Wohnung des grossen brasilianischen Baumeisters Oscar Niemeyer mit viel Feingefühl und Stilbewusstsein neues Leben eingehaucht. Designliebhaber und Berlinbesucher können das Kleinod im modernistischen Hansaviertel nun tage- und wochenweise mieten. Text: Mirko Beetschen, Fotos: Hanns Joosten (7), Klaus Romberg (6), Redaktion: Anita Simeon Lutz

Expressiv: Spezielle Betonstützen und geflieste Aussenwände verleihen dem Bau einen eigenen Charakter.

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s gibt in Berlin kaum eine zentraler gelegene Wohngegend als das Hansaviertel. Als einziges Quartier, das sich innerhalb des Tiergartens befindet, liegt es zwar in Gehdistanz und bloss wenigen U-Bahn-Minuten von den ehemaligen Stadtzentren West- und Ostberlins entfernt, geniesst dabei aber die Privilegien einer grünen und ruhigen Umgebung. Das Hansaviertel wurde während der Internationalen Bauausstellung (IBA) 1957 als Lehrstück moderner Stadtplanung gebaut und erlebt derzeit einen zweiten Frühling, denn eine neue Generation von Architekten und Designliebhabern hat die Schönheit der abwechslungsreichen Wohnbauten wiederentdeckt. Berühmte internationale Architekten trugen in den 1950er-Jahren zur Entstehung des neuen Stadtteils bei, der anstelle des im Krieg beinahe komplett zerstörten alten Han-

saviertels entstand. Unter dem Projektnamen «Interbau» entwarfen moderne Baumeister wie Alvar Aalto, Arne Jacobsen, Egon Eiermann, Walter Gropius, Max Taut und Oscar Niemeyer mehr als 30 Gebäude, darunter Bungalows und Hochhäuser, Atriumbauten und Mehrfamilienblöcke. Kein Wunder, strebt die Stadt Berlin für dieses einzigartige Ensemble der Nachkriegsmoderne den Status als Unesco-Weltkulturerbe an. Aus einem Guss Karen und Klaus Romberg, die in Berlin zusammen das Büro a-base architekten führen, konnten vor einigen Jahren zwei Wohneinheiten im brasilianischen Beitrag erwerben, einem achtgeschossigen Gebäude von Oscar Niemeyer, das ursprünglich 78 gleichwertige Sozialwohnungen enthielt. Als einer der Mieter auszog, ergriff das Paar die Gelegenheit, um die Wohnung nach eigenen Vorstellungen Gesamtkunstwerk: Innen wie aussen widerspiegeln die spezielle Atmosphäre der Gestaltung aus den 50er-Jahren.

Naturdurchdrungen: Der von Bäumen und Büschen dicht umstandene, achtgeschossige Bau ruht auf V-förmigen Betonstützen.

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OUTDOORMÖBEL

Wohnen im Freien Frischen Wind in Gärten, auf Terrassen und Balkone bringen die farbenfrohen und funktionellen Gartenmöbel der Saison. Redaktion: Antje Herrmann und Franziska Quandt

Roda «Dandy» macht den Garten zum Wohnzimmer. Das Modularsystem bietet die Bequemlichkeit eines gepolsterten Indoorsofas, kombiniert mit Wetterbeständigkeit. Rodolfo Dordoni designte «Dandy» mit einer leichten Struktur und einem strengen Äusseren. Die Struktur aus Aluminium ist leicht, aber extrem robust und unter einer Polsterung in «total outdoor»-Technologie verborgen, die vollständig drainierend, atmungsaktiv und wetterfest ist. Für die Überzüge der «Dandy»-Sofas bietet Roda Exklusivstoffe mit natürlichen Nuancen und vielen neuen Farben. Das System bietet viele verschiedene Grössen von Sitzflächen und Armlehnen zum Kombinieren und ermöglicht ein gemütliches Ambiente genauso wie grosse, belebte Räumlichkeiten. www.rodaonline.com

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Das Ideale Heim im April 2014 — Outdoormöbel

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Living Divani Seit Anfang der 1970er produziert Living Divani Möbel mit harmonischen Proportionen und grossem Komfort. Kein Wunder also, dass alte Werte für neue Ideen genutzt werden. «Filo Outdoor» ist eine Neuauflage der Indoorkollektion Piero Lissonis von 2002. Die Linie besteht aus einem Sessel sowie zwei- und dreisitzigen Sofas. Ein pulverbeschichtetes, weisses Stahlrohrgestell stützt eine Sitzschale aus Irokoholz, auf die eine weiche und gemütliche Polsterung mit abnehmbaren Bezügen aus wetterfestem Stoff gelegt wird. Living Divani setzt bei all seinen Produkten auf hochwertige Materialien und ebensolche Verarbeitung, so werden die Gewebe einer besonderen Behandlung gegen Umwelteinflüsse unterzogen. www.livingdivani.it

Mazuvo An warmen Tagen möchte man das Wohnzimmer am liebsten nach draussen verlegen. Die neue Kollektion «Portofino» erlaubt das uneingeschränkt. Die Form ist leicht und elegant. Die Sitzfläche scheint auf den schlanken Beinen fast über dem Boden zu schweben. Wind und Wetter können diesen Kombielementen dank antibakterieller Füllung und schimmelresistenten Textilbezügen nichts anhaben. Mit über 50 Jahren Erfahrung in der Garten- und Gastromöbelbranche bietet Mazuvo einen guten Kundenservice und eine lange Ersatzteilliefergarantie. www.mazuvo.ch

B&B Italia In «Mirto» hat der Designer Antonio Citterio Stabilität und Eleganz vereint. Der kleine Klappsessel spricht die Formen- und Faltsprache eines klassischen Regiestuhls. Der stabile Aluminiumrahmen ist mit einem feinen Netzstoff bespannt. Er verfügt über zwei kleine Rollen, mit denen er schnell und einfach zu einem neuen Sitzort transportiert werden kann. «Mirto» ist auch als Chaiselongue, Stuhl, Sessel, Esstisch und Beistelltisch zu haben. www.bebitalia.com

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DAS IDEALE HEIM 1972

Bungalow-Style: Der eingeschossige Bau verbindet hervorragend den Innen- mit dem Aussenraum.

Verbunden mit der Landschaft Das Ferienhaus am Hallwilersee von Peter Nigg und Egon Dachtler mit einem Garten von Willi Neukom verbindet Architektur und Natur. Redaktion: Anita Simeon Lutz, Fotos: Pascal Graber/Matthias Suter (3), Cyrill Crétien/Philipp Mägerli (1)

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Das Ideale Heim im April 2014 — Das Ideale Heim 1972

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Gartengestaltung: Der Bericht in der Sommerausgabe von Das Ideale Heim 1972 befasste sich vor allem mit der Gartenanlage des Hauses.

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enn man sich eingehend mit der Architektur dieses Landes befasst, dann kommt man um das Institut der Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der ETH in Zürich nicht vorbei. Die meisten Architekten dieses Landes haben ihr Lebenswerk an Plänen, Zeichnungen und Aufzeichnungen dem Archiv des Instituts vermacht. Immer wieder erscheinen im Verlag aufgearbeitete Monografien oder unter einem Fokus zusammengenommene Werkschauen. So auch das Buch «Architektur der Sehnsucht», das unlängst vom Verlag herausgegeben wurde. Die Vorarbeit zum Buch lag dieses Mal jedoch nicht bei der ETH, sondern bei der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Der Architekt und ehemalige Dozent für Architektur und Konstruktion an dieser Schule, Reto Gadola, hat mit seinen Studenten eine breit angelegte Studie zum Thema Ferienhäuser in der Schweiz durchgeführt. Die ausgewählten Objekte wurden minutiös aufgenommen und dazu umfassende Baumono-

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grafien erstellt. Eine Auswahl von 20 Beispielen dieses Typus sind nun im oben genannten Buch vereint. Aber was hat das Ganze mit unserer Rubrik zu tun? Ferienhäuser waren in den 60erund 70er-Jahren in der Zeitschrift Das Ideale Heim ein permanentes Thema. Mindestens eine Ausgabe im Jahr, meistens sogar zwei, wurden dem Typus Ferienhaus gewidmet. Kein Wunder also, dass viele der im Buch vorgestellten Behausungen auf Zeit auch in unserer Zeitschrift veröffentlicht waren. Einige der Beispiele haben wir in unserer Retro-Rubrik bereits vorgestellt, wie etwa das Haus von Justus Dahinden auf der Rigi, oder das TrigonHaus von Heidi und Peter Wenger. In dieser Ausgabe wollen wir nun ein weiteres Ferienhausprojekt vorstellen: das schon fast bungalowartige Haus von Peter Nigg und Egon Dachtler am Hallwilersee. In der JuliAusgabe von Das Ideale Heim anno 1972 wurde nur der Garten aus der Feder von Willi Neukom vorgestellt, was weiter nicht verwunderlich ist, denn die Symbiose von Architektur und Natur ist bei dem Projekt massgeblich. Reto Gadola schreibt in seinem gedruckten

Objekte der Begierde: Mehrere Ausgaben aus diesen Jahren waren dem Thema Ferienhaus gewidmet.

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