NR. 6 Juni 2020
Juni 2020 www.metermagazin.com CHF 10.–
INNENWELTEN: Geschichten, Tipps & Tricks RENNWEG: Wohnen hinter historischen Mauern FARBRAUSCH: Ein Apartment farblich zum Leben erweckt SPEZIAL: Boden, Wand & Decke
RENNWEG So wohnt es sich hinter historischen Mauern
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FARBRAUSCH Ein Apartment farblich zum Leben erweckt
ezial
p 16 Seiten S
N BODED WAN E DECK
INNEN WELTEN SICH WOHLFÜHLEN IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN: GESCHICHTEN, TIPPS & TRICKS
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ORIGINS COMPLETE
Cleo
Design by Hanne Willmann
schramm-werkstaetten.com
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E D I T O R I A L
MEZZA-LUNA-GRILL
Selbstreflexion Man sagt, dass die eigenen vier Wände gefühlt wie eine zweite Haut zum Menschen gehören. In den Tagen des erzwungenen Zuhausebleibens ist uns das womöglich so tief bewusst geworden wie nie zuvor. Wie bei der eigentlichen Haut ist es wichtig, auch der zweiten Haut Sorge zu tragen, denn sie beeinflusst das Wohlbefinden unseres Körpers und unserer Seele aufs Wesentliche. Um jedoch die richtigen Oberflächen, Farben, Formen und Materialien zu finden, die zu einem passen, ist es wichtig, sich zunächst über die eigenen Bedürfnisse klar zu werden. Selbstreflexion ist dabei das Gebot der Stunde. Kehren Sie Ihre Innenwelten nach aussen und gestalten Sie Ihr Wohnumfeld neu! Inspirationen, wie sie Boden, Wand und Decke in ihrem eigenen Zuhause gestalten könnten, zeigen wir Ihnen in unserem Spezialteil ab Seite 70. Auch in unseren Wohngeschichten sind Beispiele gelungener Innenausbauten zu sehen. In Lyon wurden Elemente der Renaissance, die in der Stadt zu finden sind, auch in eine Wohnung in der Altstadt implementiert (ab Seite 44). Am Rennweg in Zürich erstrahlen die Räume, die wir bereits in der Umbauphase begleitet haben, nun in neuem Glanz (ab Seite 52). Die Verantwortlichen von Roomdresser haben zudem im Umfeld von Zürich eine Wohnung der Jahrhundertwende neu eingekleidet (ab Seite 62). Neue Innenwelten eröffnen sich seit Mai auch unserem Verlag. Denn wir sind von der Rieterstrasse, an der wir seit den 1990erJahren zu Hause waren, nach Schlieren gezogen. Unsere neue Adresse lautet: Güterstrasse 2, 8952 Schlieren. Beim Gebäude handelt es sich um den alten Bahnhof, der bereits bei der Spanisch-BrötliBahn eine wichtige Rolle spielte. Er wurde nun nach allen Regeln der Denkmalpflege sanft saniert und für die Zukunft fit gemacht. Wir freuen uns, die oberste Etage dieses Bijous beziehen zu dürfen. Besuchen Sie uns doch, wenn das ganze Thema des Social Distancing endlich vorbei ist. Wir würden uns freuen!
Die Freiheit auch zu Hause geniessen! Lustvolles Feuern und Grillieren mit dem freihandgeschnittenen edlen Design der Künstlerin Andrea Stahl
EMOTIONEN IN FEUER
Foto: Sabrina Rothe
Gute Lektüre wünscht herzlichst
ANITA SIMEON LUTZ Chefredakteurin anita.simeon@archithema.ch
Das Ideale Heim im Juni 2020 — Editorial
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s t a h l factory GmbH Andrea Stahl Köllikerstrasse 32 Alte Bürsti CH-5036 Oberentfelden
stahl-by-stahl.ch 12.05.20 13:12
I N H A LT Schmuckstück SANFT SANIERT
Auslese
LICHTGESTALT
Seite 62
Seite 16
Zürich
RENNWEG
Seite 52
10 metermagazin –— Digitale Inspiration für das Zuhausebleiben. 15 Mein Ideales Heim –— Rolf Zürcher verrät uns das Geheimnis eines gelungenen Innenausbaus. 16 Auslese –— Neuheiten, Fundstücke und Visionen aller Art. 24 Garten –— Die neuen OutdoorKollektionen von B&B Italia. Innenwelten: Die neu gestaltete Wohnung in der Altstadt von Lyon lädt zum Streifzug durch die Renaissance ein. (Titelbild: Gaelle le Boulicaut)
26 Architektur –— «KlotenMilano»: Ein Wohnhaus von Züst Gübeli Gambetti. 30 Swissmade –— Vom Drehschalter zur Haussteuerung: Die Feller AG. 32 Licht –— Lichtgestalter Christian Vogt zu Tageslicht und Raumqualität.
44 Lyon –— Historische Merkmale, gepaart mit modernen geometrischen Formen hauchen dieser Wohnung in einem der ältesten Viertel der Stadt neues Leben ein. 52 Zürich –— Am Rennweg sind die Umbau- und Einrichtungsarbeiten nun abgeschlossen. Die sechste und letzte Etappe in unserem Baureport. Wie wohnt es sich innnerhalb der historischen Mauern? 62 Am Stadtrand –— Roomdresser hat in der Region Zürich ein Haus aus der vorletzten Jahrhundertwende sanft saniert und mit zeitloser Eleganz und zurückhaltendem Luxus zu einem zeitgemässen Zuhause werden lassen.
36 Bücher –— Inspirierender Lesestoff. 38 Atelier –— Kueng Caputo gehören zu den wichtigen Stimmen im Schweizer Designdiskurs.
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Fotos: Bruno Helbling (1), Thomas Popinger (1), Felix Wey (1)
Entree
Fokus Innenwelten
Das Ideale Heim im Juni 2020 — Inhalt
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AD Beatrice Rossetti - Photo Federico Cedrone IH_06_20_AC_Inhalt.indd CH_DAS_IDEALE_HEIM_VULCANO_COMP_S.indd 7 1
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I N H A LT Farben
FEINGEFÜHL
Wand
Seite 92
INSPIRIERT
Seite 84
Decke
DRITTE EBENE
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70 Tipps & Tricks –— So schaffen Sie Wohlbefinden in Ihren vier Wänden. Interview mit Simone Aïda Baur. 76 Bauwerk Parkett –— Die deutsche Designerin Gesa Hansen kreierte die neue Edition «True Colours».
Farbrausch 92 Wohnreport –— Mit Mut zur Farbe und einer grossen Portion gestalterischen Feingefühls hat der Architekt Christoph Schuepp ein Apartment in Zürich farblich und räumlich zum Leben erweckt.
100 P rofis 106 Service: Neues auf einen Blick 108 Die Experten 111 Designhotels 112 Adressen
82 Interview Via –— Einzigartige Zementmosaikplatten, die auf historischen Originalen und auf zeitgemässen Kreationen beruhen.
88 Decke –— Wie Decke, Licht und Planung zusammenwirken, erklärt uns Christian Kälin im Interview.
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3 Editorial 12 Impressum 98 Prämien 105 Wettbewerb 114 Vorschau Juli/August
Serviceguide
78 Boden –— Faktoren, die bei der Auswahl des Bodenbelags eine wichtige Rolle spielen sollten.
84 Wand –— Manchmal braucht das Leben etwas Extrafarbe. Möglicherweise sieht die Welt damit schon viel besser aus.
Standards
Boden
KEEP IN TOUCH
Seite 78
Fotos: Christian Fischbacher (1), Élitis (1), Georg Bechter Licht (1), Peter Schälchli / Roland Schmidt (1)
Spezial Innenausbau
Das Ideale Heim im Juni 2020 — Inhalt
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Das I
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Neuheiten: Tischund Bodenleuchten «Stedar», aus der Feder von Jörg Boner.
Jörg Boner
GROSSER AUFTRITT
Jörg Boner inszeniert Schätti Leuchten Lichtvolle Markenpräsentation
1 Turnstunde Uuio ist ein junges Label aus Hamburg, das alles daransetzt, mit nachhaltigen und zeitlosen Produkten das Familienleben zu bereichern. Etwa mit «Level». Die vierteilige, faltbare Spielmatte aus Oeko-Tex zertifizierten Stoffen ist vielseitig einsetzbar, vom Kinderzimmer bis zum Familienwohnraum. Zum Toben, Spielen, Sitzen und Entspannen. https://shop.uuio.de
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Lichtblick «Salt & Pepper» heisst die handliche rote Tischleuchte, die nicht nur durch ihr Aussehen äusserst sympathisch ist. Für jeden Verkauf wird 10 % an den Covid-19 Solidarity Response Fund der WHO gespendet. Kabellos und ausgestattet mit e iner Dimmfunktion lässt sich die Leuchte, entworfen von Tobias Grau, überall einsetzen. www.tobiasgrau.com
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3 Auszeit Manchmal muss man sich einfach für ein paar Minuten zurückziehen. Ideal dafür ist das «Outline Highback Sofa» von Anderssen & Voll. Mit seiner extra hohen Rückenlehne schafft der Einsitzer die gewünschte Privatsphäre, sein weicher, tiefer Sitz sorgt derweil für den nötigen Komfort und die klaren Linien für einen modernen Ausdruck. www.muuto.com
Fotos: Felix Wey
Der Schweizer Leuchtenhersteller Schätti hat in den geschichtsträchtigen Therma Werkhallen im Kanton Glarus seinen neuen Showroom eröffnet. Das Raumkonzept stammt aus der Feder von Jörg Boner und vereint gekonnt Herstellung, Planung und Ausstellung der Schätti-Metallwaren auf beachtlichen 500 Quadratmetern. Nebst der bereits kompletten Schätti-Kollektion sind erstmals auch vier Leuchtenneuheiten des Designers zu sehen: Die neue Tisch- und Bodenleuchte «Stedar» mit langem, drehbarem Leuchtkörper und die um 360 Grad drehbare, filigrane Bodenleuchte «Vlar». Die «Circular»-Leuchtenfamilie wird um eine funktionale Pendelleuchte sowie eine Stehleuchte ergänzt. STS Showroom Schätti Leuchten, Therma Werkhallen, 8762 Schwanden, www.schaetti-leuchten.ch
Das Ideale Heim im Juni 2020 — Auslese
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DWK.CH
FUGENLOSE BÖDEN UND WÄNDE
MADE FOR DECADES SWISS PREMIUM QUALITÄT ECO-ZERTIFIZIERT NEU- UND MODERNISIERUNGSPROJEKTE WOHNGESUND L ANGLEBIG PFLEGELEICHT 10 0 % LICHTECHT PERSONALISIERTE FARBWAHL SEIDIGE HAPTIK ER L EB EN SIE D IE B ESO N D ER E AUS ST R A H LU N G VO N BO DA RTO IN D ER 40 0 M 2 G ROS S EN AUS ST EL LU N G IN R I CH T ER SWIL. +41 43 888 10 80 / BODARTO.CH
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Charakterstark: «Bold» steht für Wärme und Haptik, ergänzt durch die Varianten «Bold Block» und «Bold Melange».
Hella Jongerius Abgestimmt: Die Entwürfe «Duotone», «Bold», «Bold Melange» und «Bold Black» (v. l.) von Hella Jongerius.
Fein, fein! Vor Kurzem bat Fermob Frédéric Sofia, die berühmten Stühle und Sessel des Jardin du Luxembourg neu zu interpretieren. So ist eine Serie mit klaren Linien entstanden, die die Leichtigkeit des Aluminiums mit komfortablen Sitzflächen aus gewölbten Latten vereint. Eine wundervolle Serie voller Finesse und Lebensfreude, perfekt für gesellige Stunden draussen. www.fermob.com
Hella Jongerius für Kvadrat Kontrastreiche Blickfänge
Komplementäre Gegensätze und zurückhaltende Unregelmässigkeiten definieren die neusten Teppichentwürfe der niederländischen Designerin Hella Jongerius für die aktuelle Kvadrat Teppich-Kollektion. In einer Kombination aus manuell und maschinell gesponnenen Garnen vereint das Design «Bold» mit verschiedenen Techniken Gegenwart und Vergangenheit. Gegensätzliche Farbtöne werden auch innerhalb des Teppichs «Duotone» in unterschiedlichen Garndichten kombiniert. Durch die Kombination von ruhigen Farb- und Strukturverläufen bietet das Design eine kraftvolle Aussage, die jedoch nie aufdringlich wirkt. Stukturelle Unebenheiten charakterisieren derweil den handgestrickten «Haven», der «jeder Inneneinrichtung eine warme Note hinzufügt», so Jongerius. STS www.kvadrat.dk
2 Sammelsurium
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Musterstück Mit den fantasievollen Tabletts aus der Kollektion «Périmètre» von Hermès zieht der Frühling ein. Das aus vier Teilen bestehende Set ist aus feinstem Porzellan gefertigt und macht sich mit seinen grafischen Mustern ebenso schmuck als Tableware wie auch als farbenfrohes Dekorationsobjekt. www.hermes.com Fotos: Sebastien Erome, Hermès, Kvadrat
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KOMPLEMENTÄR
Der monochrome Look ist auch diese Saison angesagt wie nie. Mit der vielseitigen «Exterior»-Kollektion in mattem Schwarz transportiert BoConcept den Trend nun auch nach draussen. Und zwar mit Blumentöpfen, Beistelltischen und einem Hocker aus Faserzement, die viel Gestaltungsfreiheit für Dekoideen bieten. www.boconcept.com
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Smartes Licht. Smarter Taster.
Smart Light Control for Philips Hue. Mit dem batterie- und kabellosen Funktaster steuern Sie Philips Hue Leuchten einfach und smart. Smart Light Control ist im EDIZIOdue Design in 12 unterschiedlichen Farben erhältlich und passt somit perfekt zu den bestehenden Schaltern und Tastern. Mehr Informationen: feller.ch/hue
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Teamwork: Sarah Kueng und Lovis Caputo lernten sich vor dem Studium kennen und grĂźndeten danach ihr gemeinsames Studio.
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Das Ideale Heim im Juni 2020 — Atelier
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Kueng Caputo
«Wir sind kritische und politisch denkende Menschen» Sarah Kueng und Lovis Caputo gehören zu den wichtigen Stimmen im Schweizer Designdiskurs – gestalterisch und inhaltlich. Interview: Susanna Koeberle, Fotos: Mirjam Kluka
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Referenzen: Bei ihrem Projekt für Fendi gingen Kueng Caputo von einem typischen römischen Palazzo aus.
as Atelier von Sarah Kueng und Lovis Caputo liegt in Zürich Altstetten. Der Industriebetrieb mitten im Wohngebiet wird auch von verschiedenen Kreativen genutzt. Es gibt genug Platz zum Werken und sogar einen Garten. Dort produzieren die beiden Designerinnen die meisten ihrer Stücke – zumindest die Prototypen, denn vieles entsteht auch in Zusammenarbeit mit Handwerkern. Handwerkliches Know-how stand auch bei einem Auftrag der Luxusmarke Fendi im Vordergrund. Kueng Caputo entwarfen für den Stand von Fendi an der Design Miami letzten Dezember verschiedene Möbelstücke sowie eine Tasche. Dabei verwendeten sie Backsteinziegel und kombinierten dieses Standardmaterial mit hochwertigem Leder des italienischen Lederwarenspezialisten. Während das gepresste Leder durch seine Wellenform an einfaches Wellblech erinnert, erscheinen die mehrfach
Kollaborationen: Die beiden Designerinnen haben grossen Respekt für das Können von Handwerkerinnen und Handwerkern.
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farbig glasierten Ziegel in einem ganz neuen Licht. Diese Transformation von scheinbar Wertlosem in eine neue ästhetische Sphäre steht für die Erfindungsgabe und Fantasie der beiden Designkünstlerinnen. Wie habt ihr zusammengefunden? KUENG CAPUTO: Wir haben uns schon vor dem Studium kennengelernt. Beide wollten Industriedesign studieren und wir haben gemeinsam eine Reise unternommen, bei der wir verschiedene Hochschulen angeschaut haben. Wir haben die meisten Aufnahmeprüfungen bestanden. Sarah begann dann in Lausanne zu studieren, Lovis aus stipendientechnischen Gründen in Zürich. Während des Studiums haben wir ein erstes gemeinsames Projekt gemacht, «Hosting a Guest», das ziemlich erfolgreich war. Wir modifizierten das Projekt, um es in Mailand auf kleinstem Raum zu zeigen. Das war noch während der Schulzeit. Nach dem Abschluss gründeten wir 2008 unser gemeinsames Studio und das Leben nahm seinen Lauf. Eure Diplomarbeit «Copy» habt ihr gemeinsam an der ZHdK gemacht. Da ging es um das Thema der Kopie und der Hommage. Könnt ihr dazu etwas sagen? KC: Wir haben nach einem roten Faden in der Diplomausstellungssituation gesucht, da alle Studierenden einzeln für sich etwas machten. Uns interessierte ein Dialog. Unsere Arbeit bestand aus einer Kopie von Abschlussarbeiten unserer Mitstudierenden und einer Publikation, bei der wir uns mit Arbeiten auseinandersetzten, die wir kürzlich gesehen hatten. Im Design meinen immer alle, Tisch oder Stuhl selber erfunden zu haben. Aber irgendwoher kommt ja die Idee. Wir nennen einfach die Quelle.
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Streifzug durch die Renaissance Die Wohnung befindet sich in einem Gebäude aus dem 14. Jahrhundert, in den 3. Stock gelangt man über eine Wendeltreppe. Das Viertel ist als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Historische Merkmale, gepaart mit modernen geometrischen Formen hauchen dieser Wohnung in einem der ältesten Viertel von Lyon neues Leben ein. Text: Jeremy Callaghan, Fotos: Gaelle Le Boulicaut, Übersetzung: Carina Iten
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Das Ideale Heim im Juni 2020 — Lyon
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Im vorderen Teil der Wohnung befindet sich ein Lounge-Bereich mit Blick auf die Strasse, wo einst Nostradamus lebte. Die Decke ist original aus dem 15. Jahrhundert.
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GUTES ENTSTEHT IM DIALOG Die Umbauarbeiten von Property One am Rennweg 14/16 sind abgeschlossen. Entstanden sind vier Unikatwohnungen, die in neuem Glanz erstrahlen, aber auch einiges über die Geschichte der Liegenschaft mitten in der Altstadt von Zürich erzählen. Das herausragende Resultat war nur dank einer engmaschigen Zusammenarbeit möglich. Redaktion: Anita Simeon Lutz, Fotos: Bruno Helbling
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Das Ideale Heim im Juni 2020 — Zürich
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Grosszügig: Das weitläufige Penthouse Maisonette Apartement ist das Schmuckstück des umgebauten Altstadthauses. Der Bollinger Sandsteinboden vermittelt eine zeitlose Komponente im Innenausbau.
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Schmuckstück Beim Haus für eine Familie ist es Martin Piffer und Kathrin Stähli von ROOMDRESSER Zürich gelungen, den typischen Charakter der Jahrhundertwende zu erhalten und gleichzeitig eine zeitgenössische und stilvolle Atmosphäre zu generieren. Text: Judith Raeber, Fotos: Thomas Popinger
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Das Ideale Heim im Juni 2020 — Am Stadtrand
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Im Wohnzimmer dominiert eine Sofakombination von Maxalto den grosszügigen Raum. Der Teppich «Henson» von Taiping wurde in Handarbeit hergestellt.
Der Blick vom Wohnzimmer auf die verglaste Veranda, die als zusätzliches Esszimmer genutzt werden kann.
Die Vorhangstangen aus gebürstetem Messing sind handgefertigt. Die edlen Vorhänge sind aus Seidenbouclé von Dedar. Aus dem Bestand stammt die Tiffany-Lampe auf dem Fenstersims.
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Ausgeglichen Die gekonnte Balance zwischen Harmonie und Kontrast schafft Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden. Ein Gespräch mit der Interior-Expertin Simone Aïda Baur. Redaktion: Stefanie Solèr
TIPP 1
Statement Farben sind zentral, um ein Statement zu setzen. Ob als Farbtupfer im Raum verteilt, gleich eine gesamte Wand gestrichen oder mit einer bildhaften Tapete ausgekleidet. Sollte sich eine Wand nicht anbieten, kann dies auch ein bestimmtes Gemälde, ein skulpturales Möbel, oder ein ausgefallenes Stoffmuster sein. Wichtig ist, sich für etwas zu entscheiden und die restliche Einrichtung anzupassen.
Die Pendelleuchte «Octo» (Secto) thront über dem Esstisch (Gansk) und den Stuhlklassikern von Eames.
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TIPP 2
Moodboard Das Moodboard ist ein beliebtes Mittel, um den eigenen Stil herauszukristallisieren und daher auch Teil des Interior Design Workshops. Gesammelte und aus Zeitschriften ausgeschnittene Inspirationen auf einem Papier ausgebreitet, machen schnell ersichtlich, was zusammenpasst – und was nicht. So müssen Sie sich gezwungenermassen für die eine oder andere Stilrichtung entscheiden. Zentral dabei sollte stets die Frage sein: Was soll der Raum für ein Gefühl vermitteln? Auch sogenannte «Keywords» können helfen, um zu definieren, was der Raum für eine Stimmung vermitteln soll.
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s gibt gewisse Räume, da fühlt man sich auf Anhieb wohl. Aus anderen hingegen zieht es uns geradewegs wieder hinaus. Zu grell, zu unpersönlich, zu kalt fühlt es sich an. Oder aber zu laut, ein zu bunter Mix an Stilen, Farben, Materialien, die sich gegenseitig zu übertrumpfen suchen. Dabei ist es gerade im eigenen Zuhause wichtig, dass wir uns wohlfühlen. Hier tanken wir Energie, kommen zur Ruhe, drücken uns aus und fühlen uns sicher. Insbesondere in Zeiten wie diesen wird uns die Relevanz der Raumgestaltung und den damit hervorgerufenen Gefühlen verstärkt bewusst, und das Zuhause als solches erhält eine komplett neue Bedeutung. Das weiss auch Simone Aïda Baur. Die Innenarchitektin und Gründerin von «Global Inspirations Design» hat in sieben Ländern und auf drei Kontinenten gelebt, ist schon ganze 25 Mal umgezogen und weiss daher um die Wichtigkeit des Wohlfühlens im eigenen Zuhause bestens Bescheid. «Stilvoll eingerichtete Räume bestechen immer durch harmonische und kontrastreiche Zusammenstellungen der Möbel und Wohnaccessoires», so Baur. Doch wie gelingt dieser vermeintliche Balanceakt? «Das
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Wichtigste bei der Gestaltung der eigenen vier Wände ist es, von Beginn an eine klare Absicht zu haben und sich für einen Stil zu entscheiden», erklärt Baur. Dazu ist es insbesondere wichtig, sich über die eigene Lebensweise und Bedürfnisse klar zu werden und diese allenfalls auszuformulieren. Die Innenarchitektin etwa stellt ihren Kunden zu Beginn jedes Projekts konkrete Fragen zu deren Lebensstil, Raumnutzung und persönlichen Vorlieben. Vor allem aber will sie wissen: Was bringt die Augen zum Leuchten? Auf Spurensuche Beim Projekt «Magnolienpark», einer modernen Zweizimmerwohnung im Basler Gellertquartier, erwähnte der Kunde, der zuvor in New York gelebt hatte, einerseits seine Faszination für die Weltmetropole und deren atemberaubende Skyline, andererseits seine Verbundenheit zur Natur, insbesondere zu Wäldern und Bäumen. Diese beiden entgegengesetzten Vorlieben galt es dann für die Innenarchitektin in einen harmonischen Einklang zu bringen. Ein Arbeitsmittel, das Baur sowohl selbst als auch in ihren Workshops, in denen sie die Teilnehmenden in die Grundlagen der Innengestaltung einführt, gerne einsetzt, ist das
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Haptik, Optik, Umweltverträglichkeit und Pflegeleichtigkeit sind nur vier Faktoren, die bei der Auswahl des Bodenbelags eine wichtige Rolle spielen sollten. Redaktion: Britta Limper
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1 GANZ BAUKERAMIK Keramikplatten im Retro- oder Vintage-Design erobern unser Zuhause. Ganz Baukeramik begeistert mit einer kreativen Neuinterpretation der Platten aus natürlichen Rohstoffen. www.ganz-baukeramik.ch
3 TEXOLIT «Rustico», ein mineralischer, fugenlos gespachtelter Bodenbelag, ist die Antwort auf das Bedürfnis, Industrieböden auch in Wohn- und repräsentativen Arbeitsräumen einzusetzen. www.texolit.ch
2 TISCA Durch eine neue Technologie ist es Tisca gelungen, einen wirksamen Fleckenschutz in die Teppichfaser zu integrieren. Die Schutzwirkung bleibt während der gesamten Produktlebenszeit bestehen. www.tisca.com
4 HGC Wer den Industrielook liebt und dabei auf Keramik setzen möchte, dem sei die Keramikserie «Naples» empfohlen, die vom rauen Charme der Industrieböden inspiriert ist. www.hgc.ch/keramik
Das Ideale Heim im Juni 2020 — Boden
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5 CHRISTIAN FISCHBACHER Mit «Estival» hält die mexikanische Kunst und Kultur Einzug in unsere Wohnräume. Von Hand aquarellierte Blüten und Blätter tanzen über das gewebte Jacquard-Muster im Patina-Look. www.fischbacher.com
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6 ZOLLANVARI Die Teppiche von Zollanvari spiegeln die Seele des persischen Teppichdesigns und -knüpfens wider. Sämtliche Teppiche sind aus handgekämmter und handgesponnener Wolle hergestellt. Im Bild: «Shimmering Persian Pond» www.zollanvari.com 7 FILE UNDER POP Die Platten der Kollektion «Edo Art Deco», von Hand aus spanischem Ton gefertigt, wurden von der Designerin Josephine Akvama Hoffmeyer entworfen. www.fileunderpop.com
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An die Wand gespielt Manchmal braucht das Leben etwas Extrafarbe. Und Mut. Wenn man nämlich schon zum x-ten Mal vor der immer gleichen Wand steht, hilft es, wenn diese etwas Farbe und Muster trägt. Möglicherweise sieht die Welt damit schon viel besser aus. Redaktion + Text: Silvia Steidinger
1 ARTE Die Natur als nie versiegender Inspirationsquell hat mit ihrer Vielfalt für jeden Geschmack etwas zu bieten. «Abanico» aus der Selva-Kollektion bedient sich der Blätterpracht der tropischen Pandan-Pflanze, wobei die Tapete dank Reliefstruktur auch taktil zum Erlebnis wird. www.arte-international.com/de
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2 3 5 LITTLE GREENE Nach der Farbenkollektion mit 20 Originalfarben aus Gebäuden und Gärten des National Trust folgt (endlich!) die Tapetenkollektion. Die atemberaubenden Designs von National Trust Papers basieren auf Originalen aus dem frühen 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. www.littlegreene.de 6 OMEXO Alles andere als streng wirkt dieses geometrische Muster aus der Khatam-Kollektion, wobei nicht nur die metallischen Farben, sondern hauptsächlich das Material der Tapete – ultradünne, aneinandergefügte Korkblätter – die Wand als warm irisierende Fläche zeigen. www.omexo.com
2 ÉLITIS Der französische Tapetenhersteller Élitis beweist mit seinen Wandverkleidungen immer wieder aufs Neue: Um einen Raum in Szene zu setzen, braucht es nur die richtige Tapete. Pferdekopf-Panoramatapete «Montauk» bestätigt diese Theorie mit Nach- und Hufabdruck. www.elitis.fr/de 3 INKIOSTRO BIANCO «Estate» füllt den Raum mit der Energie, die der Name erhoffen lässt: Die farbenfrohen, grossformatigen Illustrationen des italienischen Kreativduos Nerodiseppia versprühen die Wärme und Freude eines klaren Sommertages. www.inkiostrobianco.com/en
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4 STORYTILES Dass es keine grossflächigen Formate braucht, um Stimmung und Atmosphäre zu kreieren, beweisen die kleinen Fliesenkunstwerke von StoryTiles. Auf gerade mal 10 × 10 Zentimetern entführen uns zauberhafte Motive, die von «Treasure hunting» und Inselhopping erzählen, in Welten fernab des tristen Alltags. www.storytiles.nl/en
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Farbensinfonie
Das Ultramarinblau Y3 stand am Anfang der Farbgestaltung und entfacht im Schatten seine ganze Leuchtkraft.
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Eine Fensterfront zieht sich über die ganze Breite des Apartments. Im Hintergrund die Veranda mit einer Decke in Zitronenblütengrün.
Mit Mut zur Farbe und einer grossen Portion gestalterischen Feingefühls hat der Architekt Christoph Schuepp ein Apartment in Zürich farblich und räumlich zum Leben erweckt. Redaktion: Roland Merz; Fotos: Peter Schälchli/Roland Schmidt
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arum muss immer alles weiss sein?», fragt sich Christoph Schuepp, «oder hemmt uns die Angst, etwas falsch zu machen?» Für den Architekten, der 1956 in Basel geboren ist, 1980 sein eigenes Studio gründete, zwischenzeitlich für fünf Jahre um die Welt segelte und heute wieder in Zürich seine gestalterischen Ideen auslebt, ist das «All White» schlicht langweilig: «In unserer heutigen Gesellschaft verkommt die Farbe in der Werbung oft zu Schund. Es gilt die offensichtliche Empfeh-
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lung, Farbe zu vermeiden, statt sich mit dem Problem auseinanderzusetzen.» Bereits Le Corbusier betrachtete Farben als ebenso wichtig wie Grundriss und Schnitt, nicht als Mittel der Verschönerung, sondern als festen Bestandteil der Architektur. «Farbe ist zu besonders, als dass sie untergeordnete Bedeutung erlangen oder zweitrangig werden sollte», führt Schuepp weiter aus. «Farbe und Raum werden meist völlig vernachlässigt und zugleich ist Raum nur im ständigen Wechsel mit Farbe vergleichbar. Form und Farbe sind untrennbar.» Stets mit diesem Gedankengut im Kopf
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