Das Ideale Heim 10/2022

Das Einfamilienhaus ist eine viel diskutierte Wohnform, die nach wie vor der «Liebling» von uns Menschen ist – egal, ob in Deutsch land, Österreich oder der Schweiz. Ich hatte auch dieses Jahr das Privileg, beim vom Callwey Verlag ausgelobten Architekturpreis «Häuser des Jahres 2022» in der Jury mitzuwirken und in unge mein vielschichtige und pfiffig schöne Projekte einzutauchen. Ich durfte Wohnarchitektur bewerten, die gemäss meiner Jurykolle gin und Buchautorin Katharina Matzig «rauschhaft glücklich macht, weil sie nicht nur angemessen auf Ort und Zeit reagiert, sondern den Vorstellungen ihrer Bewohner*innen massgeschnei dert entspricht und deren Anspruch und Haltung baulich und räumlich manifestiert. Auch wenn das nicht allen gefällt».

Der Favorit der Jury und somit der Sieger von «Häuser des Jahres 2022» ist das freigeistige Projekt von Peter Grundmann. Auf einem brachliegenden Grundstück mit einem kleinen Wald hat der Berliner Architekt ein Haus auf aussergewöhnliche Weise in die Natur gefügt. Ohne auch nur einen einzigen Baum zu fällen und um deren Wurzeln zu schonen, schwebt der gläserne Pavillon über dem Boden und rankt sich sozusagen um die Baumstämme (ab Sei te 60). Auch das Turmhaus im Südtirol von pedevilla architects aus Bruneck (IT) spricht eine keinesfalls gewöhnliche Sprache. Entde cken Sie ab Seite 66 ein Gebäude, in dem die Materialien zum Spie gel der Geschichte des Ortes werden und bei dem Tradition und moderne Architektur keinen Widerspruch bilden. Auch das Schwarzwaldhaus von AMUNT Nagel Theissen Architekten und Designer (ab Seite 76), der massgeschneiderte Umbau eines alten Landhauses zu einem modernen Holzhaus in Bern von Sollberger Bögli (ab Seite 72) oder der «abgehobene» Wohntraum in einem Überschwemmungsgebiet von LP Architektur (ab Seite 82) sind mehr als einen Besuch wert. Ich wünsche Ihnen eine überraschen de und inspirierende Lektüre!

ROLAND MERZ Stv. Chefredakteur roland.merz@archithema.ch

Entdecken Sie individuelle Architektenhäuser aus Holz und Glas! huf-haus.com/schweiz

Hochwertig Individuell Wohngesund Nachhaltig

Auf der Suche nach Wohnarchitektur, die rauschhaft glücklich macht ...

Häuser des Jahres 66

Häuser des Jahres 2022:

Ein Haus, das sicher und abgehoben über einem Über schwemmungsgebiet schwebt, überrascht im Innenraum als höchst eleganter Wohntraum.

(Titel: Albrecht Imanuel Schnabel)

Rückschau ANZIEHEND Seite 42

Entree

12 metermagazin –— Architekturikonen, Fliesen aus Schrott und vieles mehr.

16 Mein Ideales Heim –— Markus Ammann, Inneneinrichter.

18 Auslese –— Von edlen Möbelstücken und einer schwarzen Kapelle.

26 Agenda –— Termine im Oktober.

28 Event –— Architektur für alle – Open House Zürich Anfang Oktober.

30 Jubiläum –— 30 Jahre Archivolto Architektur und Inneneinrichtung.

34 Interview –— V-Zug steht ganz im Zeichen der Globalisierung.

36 Hotel –— Im Vallée de Joux steht ein Kleinod der Stararchitekten von BIG.

40 Architektur –— Ein Baumhaus von Studio Precht blickt in die Zukunft.

42 Farben –— Im Herbst verzaubern Rottöne unser Gemüt.

44 Zu Recht gefragt –— Streit am Bau.

46 Bücher –— Verschiedenes für gemütliche Lesestunden.

48 Rückschau –— 3 Days of Design.

54 Atelier –— Zu Besuch bei der dänischen Designerin Maria Bruun.

Häuser des Jahres

60 Einstieg –— Die pfiffig schönen Siegerprojekte auf einen Blick.

62 Sieger –— Peter Grundmann, Haus am Mellensee (DE).

66 Anerkennung I –— pedevilla architects, Haus in Gossensass (IT).

72 Anerkennung II –— Sollberger Bögli Architekten, Umbau in Bern.

76 Anerkennung III –— AMUNT Nagel Theissen, Schwarzwaldhaus (DE).

82 Projekt –— LP Architektur, Haus in Hohenkammer (DE).

Fotos: Gufram, Georg Jensen, Gustav Willeit

Das Ideale Heim im Oktober 2022 — Inhalt

HECTOR NIGHT— VINCENT VAN DUYSEN

Spezial «Schlafzimmer»

88 Betten –— Eine erlesene Möbelparade für einen gesunden Schlaf.

102 Swiss Made –— Dauny, die Spezialistin für individuelle Schlaflösungen.

104 Stauraum –— Schöne, pfiffige Ideen für eine perfekte Kleiderordnung.

Wohnen

112 Zürich –— Die atmosphärisch edle Wohnwelt von Réjane Rosenberger, Concept-Story-Inhaberin und gefragte Wohnexpertin.

City-Guide

118 València –— Die pulsierende World Design Capital 2022 ist als drittgrösste Stadt Spaniens ein kulturelles und wirtschaftliches Epizentrum.

Schlafen Seite 88

MAXI SCHIEBETÜRENANLAGE, ABGEHÄNGTES SIDEBOARD SELF BOLD. DESIGN GIUSEPPE BAVUSO

Einfühlsam: 70 Bäume stehen auf dem Grundstück und keiner sollte gefällt werden. Das Haus fügt sich in und zwischen das Grün.

Im grünen Bereich

Peter Grundmann Architekten

Jurybericht: Peter Cachola Schmal, Fotos: Peter Grundmann

Peter Grundmann hat es mal wieder geschafft. Ein ungewöhnlicher Ar chitekt aus Mecklen burg, der kurz nach der Wende angefangen hat zu studieren und die leicht chaotischen Frei heiten und Möglichkeiten dieser Zeit nutzte und mit freigeistigen und immer wieder an die anarchischen Konzepte von Lacaton & Vassal erinnernden Bauten überrascht. Sol che Architekturen haben es in Deutschland sehr schwer, tatsächlich verwirklicht zu wer den. Um genau so ein Bauwerk handelt es sich auch hier. Ein brachliegendes Grund stück in Klausdorf am Mellensee, etwa eine Stunde mit dem Auto südlich von Berlin ent fernt, war seit den 1960er-Jahren unbenutzt und inzwischen mit einem kleinen Wald aus Nadel- und Laubbäumen bewachsen. «Wir wollten für das Haus keinen einzigen Baum fällen», sagt Grundmann. Um die Wurzeln zu schonen und die Bodenversiegelung zu minimieren, wurde der eingeschossige Pavil lon mittels Stahlstützen um 1,20 Meter auf geständert. Komplett nur mit Glasscheiben als Fassaden umschlossen, manche aus er kennbaren Gründen transluzent, Boden- und Deckenplatten aus Holz, vieles selbstgebaut – das Ganze zu sehr geringen Kosten. Ent standen ist ein einfaches poetisches Gebilde, welches das Wohnen im Wald thematisiert. Ohne Sonnenschutz, denn das Haus stehe doch zwischen Bäumen. «… und im Winter, wenn das Laub fehlt, ist die Sonneneinstrah lung ja gewollt.» Einfacher geht es nicht. Schöner auch kaum. Diese Haltung ist sehr optimistisch und zukunftsfähig, was den Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen angeht. Daher war sich die Jury auch einstim mig einig, diesem Bauwerk den diesjährigen Jahres-Preis zu verleihen. Ganz nach dem Motto von Glenn Murcutt, dem PritzkerPreisträger und grossen australischen Pionier dieser aufgeständerten Bauweise: «Touching the earth lightly».

Reduziert: Alle Teile des Hauses wie Stützen, Diagonalstreben, Rahmen, Fassaden, der Betonfussboden und die Holzdecke sind unverkleidet.

Ungewöhnlich: Ein gestufter Betontisch trägt die Holzrahmenkonst ruktion. Der Dachüber stand schützt vor Schnee und Wasser, die Fassaden wurden mit heimischer Douglasie verschalt.

Das Schwarzwaldhaus

Mutig: Die Fensterrahmen greifen die Farbe des Ahorns vor dem Haus auf, Möbel und Vertäfelung erinnern an grünen Loden.

Auf Schotten schwebt der zweigeschossige Baukörper sicher über dem Grund im Hochwassergebiet.

Abgehoben

LP Architektur

Redaktion: Roland Merz, Fotos: Albrecht Imanuel Schnabel