UMBAUEN + RENOVIEREN 5/2014

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SEPTEMBER + OKTOBER 2014 ▪ WWW.UMBAUEN-UND-RENOVIEREN.CH ▪ CHF 8.50

UMBAUEN+RENOVIEREN

UMBAUEN

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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

WAHRE GRÖSSE Raffinierte Einbauten für eine Einzimmerwohnung VOM KINO ZUM RESTAURANT Das Razzia in Zürich GEWUSST WIE Tipps für die Suche nach dem passenden Architekten VORHER/NACHHER Zeitgemäss wohnen in einem Haus von 1887

Spezial

Innenausbau Bodenbeläge, Treppen, Türen, Trockenbau und Möbel

Thema: Bauernhäuser Vorher/Nachher: Zeitgemäss wohnen in einem Haus von 1887 Spezial: Innenausbau

Bauernhäuser Zwei landwirtschaftliche Gebäude bei Zürich und Fribourg schaffen den Spagat zwischen Bewahren und Fortführen bestehender Qualitäten

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Editorial 5▪ 2014

Schlafende Schönheiten

Foto: Basile Bornand

Kennen Sie das? Man geht spazieren oder wandern oder man ist mit dem Velo unterwegs, und auf einmal steht es vor einem: ein verwunschenes, halb verfallenes Gebäude, das durch seine Ausstrahlung eine unerklärliche Anziehungskraft auf einen ausübt. Und wenn man die Augen schliesst, sieht man es als wunderschönes, stimmungsvolles Wohnhaus vor sich. Mir jedenfalls ist es schon oft so gegangen. Vielfach sind es bei mir Häuser auf dem Land, alte Bauernhäuser oder Scheunen, manchmal auch Arbeiterhäuser. Der Architekt Daniel Gerber und seine Frau hatten das Glück, eine solche schlafende Schönheit erwerben zu können. Sie kannten die alte, schon halb verfallene Scheune bereits aus ihrer Kindheit, waren doch beide in der Umgebung aufgewachsen. Dass sie einst darin wohnen würden, haben sie damals aber sicher noch nicht geahnt. Daniel Gerber ist es durch den Umbau gelungen, trotz der zeitgemässen Wohnnutzung und Materialisierung den Charakter des alten Ökonomiegebäudes zu bewahren (ab Seite 30). Auch das Bauernhaus von Le Mouret, das 1740 erbaut worden war, stand 20 Jahre lang leer, bevor es endlich neue Besitzer fand. LVPH Architekten aus Fribourg haben es für eine Familie umgebaut und in die Scheune zwei Einliegerwohnungen eingepasst (ab Seite 44). Zwei unterschiedliche Projekte, die auf exemplarische Weise den heutigen Umgang mit Bauernhäusern und Scheunen zeigen. Die auf der einen Seite die Möglichkeiten, auf der anderen Seite aber auch die Grenzen zeigen, die landwirtschaftliche Gebäude für einen Umbau mit sich bringen. Oder in den Worten von Dr. Dieter Schell: «Wer in einem Bauernhaus wohnen will, sollte von ‹Einfamilienhausansprüchen› absehen können und die anders gelagerten Qualitäten geniessen, die er gewinnt.» Meine Kollegin Katharina Schäfer hat mit dem Professor für Theorie und Geschichte der Architektur, der Denkmalpflege und des Städtebaus an der Berner Fachhochschule in Burgdorf über das Thema Wohnen in Bauernhäusern und Scheunen gesprochen (ab Seite 42). Ob auf dem Land oder in der Stadt: Wer umbaut, muss sich früher oder später auch mit dem Innenausbau auseinandersetzen. In unserem umfangreichen Spezialteil ab Seite 57 zeigen wir Ihnen die neusten Trends und Produkte. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Umbauen und Renovieren.

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Hauptstrasse 45 CH – 6260 Reiden Tel 062 749 50 00 Britta Limper, Chefredaktorin

www.kissling-reiden.ch

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Inhalt September + Oktober 2014

UMBAUEN

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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

Sieben Fragen an 9

Felix Fuchs. Der Wakkerpreis 2014 ging an Aarau. Wir sprachen mit dem Stadtbaumeister der Gewinnerstadt über Siedlungsentwicklung und Verdichtung.

Spektrum 10 Auf einen Blick. Aktuelle Produkte und Ereignisse

rund ums Wohnen, Bauen und Renovieren. 18 Bookshop. Bücher für anregende Lesestunden, von der

Redaktion zusammengestellt. 20 Daheim in Berlin. Früher ein Wohnhaus für Offiziere,

heute ein Refugium für alle. Die Gorki Apartments. 24 Porträt. Giger Nett Architekten aus Zürich bauen für

die Zukunft, indem sie von Bestehendem lernen und alte Ideen nutzen und weiterentwickeln.

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Bauernhäuser 30 Wohnen in der Scheune. Daniel Gerber von 2Eck Ar-

chitekten baute die eine Hälfte einer alten Scheune in eine Wohneinheit mit ländlichem Charme um. 42 Nachgefragt. Dr. Dieter Schnell, Professor für Theorie

und Geschichte der Architektur, der Denkmalpflege und des Städtebaus, erläutert die erschwerenden Faktoren beim Umbau und der Umnutzung von Bauernhäusern und Ökonomiegebäuden. 44 Doppeldeutige Fassade. LVPH Architekten aus Fri-

bourg verwandelten ein Bauernhaus von 1740, das 20 Jahre lang leer gestanden hatte, in ein Wohnobjekt für eine Grossfamilie und hauchten ihm so neues Leben ein.

Vorher/Nachher 80 Zeitgemässe Vergangenheit. Den Wohnungen eines

Zürcher Stadthauses verpasste die Architektin Naomi Hajnos dank bewussten Eingriffen zeitgemässe Grundrisse und eine neue Wohnqualität.

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Spezial Innenausbau 58 Multi-Modul-Mix. Inspiration Möbel, Modulares und

Multifunktionales für Ihr Zuhause. 60 Für einen sicheren Auftritt. Innovative Neuheiten und

Altbewährtes für den Boden unter den Füssen. 68 Wie gross! Wie holt man aus einer Kleinstwohnung das

Maximum heraus? 3XA Architekten machen es vor. 74 Von Holz und Perlen. Von Treppen und Wänden – ak-

tuelle Produkte aus dem Innenausbaubereich. 78 Hereinspaziert! Neues von der Klinke bis zum Türblatt.

Service 90 Gewusst wie. Welchen Architekten wähle ich? 92 Swiss made. Der Erfolg des Möbelherstellers Wogg. 94 Seit 70 Jahren. Sibir feiert grosses Jubiläum. 96 Profis für zu Hause. «Grand Cuisine» mit Electrolux. 98 Gartenlaube. Der aussergewöhnliche Sitz der Raiffei-

senbank in Diessenhofen. 100 Messevorschau. Die Bauen & Modernisieren in Zürich 106 Filmreife Auferstehung. Das ehemalige Kino Seefeld

ist neu eine Bühne für kulinarische Highlights. 111 Agenda 112 Schlusspunkt. Die Badi Wollishofen generalüberholt.

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Impressum

88 Wettbewerb 110 Branchenverzeichnis 114 Vorschau

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Titelfoto: Markus Bertschi, Umbau 2Eck Architekten, S. 30 Fotos im Inhalt: Roger Frei (1), Fritz Hansen (1), Giger Nett Architekten (1), Jérôme Humbert (1), Marc Straumann (1), Tisca Tiara (1)

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SPEKTRUM Auf Holzbeinen Wie so viele Entwürfe des dänischen Architekten und Designers Arne Jacobsen ist auch der Stuhl «Grand Prix» von 1957 heute ein Klassiker. Die ursprünglichen Holzbeine wurden jedoch im Laufe der Jahre durch ein Metallgestell ersetzt. Seit kurzem ist der Stuhl wieder in der Originalversion mit Holzgestell erhältlich, zum Beispiel im ersten Republic of Fritz Hansen Store der Schweiz bei Wohnbedarf in Zürich. Informationen auf www.fritzhansen.com und www.wohnbedarf.ch

Aus- und Einblicke Für den frisch renovierten Hauptsitz der Banque Cantonale Vaudoise in Lausanne fertigte AS Aufzüge einen Panoramalift mit zwei nebeneinanderliegenden Kabinen. Nicht nur Aus-, sondern auch Einblicke werden geboten: Die getriebelosen Aufzüge benötigen keinen Maschinenraum, und durch den gläsernen Schacht kann man die Technik auf den Kabinendächern bewundern. Informationen auf www.lift.ch

Eröffnung Neues Kompetenzzentrum für Küchen, Bäder, Wand- und Bodenbeläge Sanitas Troesch hat gemeinsam mit HG Commerciale und Bienna Interfloor Sonceboz in Biel ein neues Kompetenzzentrum für Küchen, Bäder, Wand- und Bodenbeläge eröffnet. Auf 2200 Quadratmetern gibt es ideenreiche und praxisorientierte Einrichtungsbeispiele sowie eine grosse Auswahl an führenden Kollektionen zu entdecken. Fast die Hälfte der Ausstellungsfläche ist Küche und Bad gewidmet. Ein inspirierendes Ambiente sowie informative und überschaubare Produktpräsentationen prägen laut Ilario Ierardo, Geschäftsleiter der Sanitas-Troesch-Niederlassung Biel, das neue Ausstellungskonzept.

Leuchtendes Glas Die Leuchte «Meteorite» ist eine Liebeserklärung an das Muranoglas, mundgeblasen und handgeschliffen auf der für ihre Glaskunst bekannten Inselgruppe Murano in der Lagune von Venedig. Die kraterartige Oberfläche wird im Nachgang verschliffen; ein Verfahren, das bereits seit Jahrhunderten bei Vasen angewendet wird. Informationen auf www.artemide.ch

Foto: Pierre Boss für AS Aufzüge (1)

Drei Partner unter einem Dach

Sanitas Troesch, HG Commerciale und Bienna Interfloor Sonceboz Längfeldweg 116, 2504 Biel/Bienne www.sanitastroesch.ch, www.hgc.ch, www.bienna.com

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Technik trifft Tradition Ein Kachelofen an sich hat schon etwas Gemütliches, und ein loderndes Feuer darin erst recht. Ein Feuer entfachen und immer wieder Holz nachlegen ist eine Tätigkeit, an der so manch einer seine Freude hat. Wer sich jedoch gerne einfach nur zurücklehnen und die Flammen geniessen möchte, entscheidet sich vielleicht für einen praktischen Pelletofen. Diesen gibt es auch im klassischen Kachelgewand. Sergio Leoni hat zwei Pellet-Kachelöfen im Programm, «Marlene» (im Bild) und «Sissy». Beide gibt es als Modell mit natürlicher Konvektion (P/N) – ohne internes Gebläse und daher geräuscharmer als herkömmliche Pelletöfen – oder als wasserführende Variante (P/I). Letztere kann an Heizkörper oder die Fussbodenheizung angeschlossen werden und so ein ganzes Haus beheizen. Mit einem optionalen Kit mit Pufferspeicher können die Pelletöfen ausserdem dazu verwendet werden, Warmwasser zu erzeugen. Ohne grossen Aufwand und mit Blick ins Feuer und Kachelofen-Gemütlichkeit. Sergio Leoni Ceramiche d'Arte, MCZ Group, Via La Croce 8, IT-33074 Vigonovo di Fontanafredda (PN), T 0039 0434 599 599, www.sergioleoni.com

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SPEKTRUM Ohne Allüren Klassisch und gediegen und doch auch mondän wirken die Sessel «Diva» und «Dandy» mit ihren sanften Rundungen, den handgelegten Falten an den Armlehnen und den hohen Beinen. «Diva» kommt etwas zierlicher daher, während «Dandy» mit seiner hohen Rückenlehne auch den Kopf stützt. Die Füsse finden auf dem passenden Hocker bequem einen Platz. Informationen auf www.bielefelder-werkstaetten.de

Ein sauberer Handel Na, wenn sich das nicht gewaschen hat … Wer nämlich sein altes Dusch-WC bis zum 31. Dezember gegen ein neues Dusch-WC «AquaClean» von Geberit eintauscht, profitiert von bis zu 150 Franken Eintauschprämie. Egal, welches Modell welchen Herstellers oder welchen Alters man im Tauschhandel anbietet. Informationen auf www.geberit-aquaclean.ch

Monografie

Peter Zumthors Werk Seine Bauten und Projekte von 1985 bis 2013 Der Schweizer Pritzker-Preisträger Peter Zumthor gehört zu den bedeutendsten Architekten der Gegenwart. Sein Schaffen wurde nun in einer Sammlung von fünf Bänden und auf 865 Seiten zusammengefasst. Über 750 Fotografien, Handskizzen, Pläne und von Peter Zumthor eigens verfasste Texte geben einen einmaligen Einblick in sein Lebenswerk. Die Dokumentation präsentiert 43 seiner weltbekannten Bauten und Projekte – darunter aber auch zahlreiche, die bisher noch nie gezeigt wurden. Die Monografie ist in deutscher, englischer oder französischer Sprache erhältlich und wurde mit dem Filaf d’argent 2014 (Festival International du Livre d’Art & du Film) ausgezeichnet. Mit Fotografien von Hélène Binet, Ralph Feiner und anderen. Verlag: www.scheidegger-spiess.ch

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Jetzt wirds bunt! Wer an Buntstifte denkt, denkt an Caran C d’Ache. Der traditions traditionsreiche Hersteller von Blei- und Buntstiften und anderen S Schreibwaren bekennt eerneut Farbe, indem er eine neue ne Kollektion Pastellfar Pastellfarben herausgibt. Die Stifte präs präsentieren sich in schrillem Orange, Grün, Gelb und Pink und erfreuen damit die Herze Herzen aller Neon- und 1980er-Ja 1980er-Jahre-Fans. Informationen auf www.carandache.com Informatione

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Spektrum Porträt

Chesa Crastatscha 1 Das 1731 von den von Salis errichtete und später mehrfach umgebaute Wirtschaftsgebäude mit Wohnteil bauten Giger Nett Architekten zum Zweifamilienhaus um. 2 Die freigelegte Holzbalkendecke erhielt einen weissen Anstrich und die Küche mit dem alten Schieferboden und den neuen Küchenmöbeln eine fast abstrakte Wirkung. 3 Im ehemaligen Heustall stützt neu ein Verbund aus Balken und Streben das hängende Giebelfeld.

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Die Suchenden Nachhaltig, komfortabel und räumlich konsequent sollen Gebäude heute sein. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, setzen Giger Nett Architekten nicht auf Hightech, sondern nutzen alte Ideen.

Christoph Giger (links) und Nicola Nett

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Die Architekten Christoph Giger und Nicola Nett sind auf der Suche. Nach bestehenden Bauweisen und alten Ideen, die sie weiterentwickeln können, um möglichst einfach und gleichzeitig den heutigen komplexen Anforderungen entsprechend bauen zu können. Inspiration finden sie nicht nur in Bauwerken, sondern auch auf anderen Gebieten wie dem Schiffsbau oder der Kunst. Auf der Suche nach einer Ordnung, die einen Bau strukturiert und aus der man mit Einbauten ausbrechen und auf diese Weise spannungsvolle Räume schaffen kann. Auch eine eigene Handschrift möchten die jungen Architekten finden, wobei das nicht bedeutet, dass ihre Projekte in ein vorgefertigtes Konzept passen müssen. Giger Nett möchten von alten Häusern lernen und für jedes Projekt die optimale Lösung entwickeln. Dabei gibt es durchaus Themen, die sie besonders interessieren, wie der Holzbau. Dieser prägt zwei Projekte, an denen Giger Nett gerade arbeiten: den Umbau einer Scheune zu

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Infos zum Büro Christoph Giger und Nicola Nett haben sich während ihrer Tätigkeit bei Boltshauser Architekten in Zürich kennengelernt. Zuvor hatten beide bereits in verschiedenen Schweizer und internationalen Architekturbüros Erfahrungen gesammelt. Studiert hat Christoph Giger an der HTW Chur und Nicola Nett an der ETH Zürich und der University of Tokyo. Nicola Nett wagte 2012 den Schritt in die Selbstständigkeit. Im Jahr darauf folgte Christoph Giger, und gemeinsam gründeten sie Giger Nett Architekten mit Sitz in Zürich.

Bauten & Projekte

Fotos: Rasmus Norlander (3)

Umnutzung Schlossscheune in Wohnungen, Bodensee, 2014–2016; Neubau MFH, Appenzellerland, 2013–2016; Umbau Galerie Nicola von Senger, Zürich, 2013; Umbau Tgesa Medelina, Val Medel, 2011–2013; Umbau Chesa Crastatscha, Val Fex, 2010–2012

Wohnungen und den Neubau eines Mehrfamilienhauses in Vollholz-Elementbau. Die dicken Aussenwände ganz aus Holz wirken wärmedämmend, temperaturausgleichend und feuchteregulierend; ein selbstregulierendes Raumklima dank diffusionsoffener Bauweise. Das entspricht der «Zurück zu den Wurzeln»Philosophie von Giger Nett: energieeffiziente Gebäude mit einem guten Innenraumklima ohne aufwendige Technik zu schaffen. Auch der Scheunenumbau am Bodensee kommt den Vorlieben der beiden entgegen. Vier Wohnungen sollen entstehen. Diese sind jeweils auf zwei Geschossen organisiert, wobei sich die Schlafzimmer im Erd- und Eingangsgeschoss befinden, das massiv gebaut ist. Darauf baut eine imposante Holzkonstruktion auf. Trotz der Unterteilung wird die grosse Halle mit ihrer repetitiven, strengen und sehr ausdrucksstarken Struktur in den offenen Wohnund Essbereichen mit Galerieebene über der Küche spürbar und die Holzkonstruktion

sichtbar bleiben. Einen Eindruck der beiden sich in Planung befindlichen Projekte erhält man auf der Website der Architekten. Fertiggestellt ist der Umbau der Chesa Crastatscha im Val Fex. Die alten Wohnräume wurden saniert und der einstige Wirtschaftstrakt zu einer zweiten Wohnung ausgebaut. Hier gab es, anders als bei den Holzbauten, keine stringente Logik, der auch das Neue hätte folgen müssen. Wie im Engadin früher üblich, war durch stetes Verändern und Erweitern immer wieder ein neues Ganzes entstanden. Diesem Prinzip folgen auch die Eingriffe von Giger Nett Architekten. Christoph Giger und Nicola Nett arbeiten jeweils beide an den Projekten, sodass jeder seine Ideen einbringt. Momentan konzentrieren sie sich auf Entwurf und Planung, für die Bauleitung arbeiten sie mit Partnern vor Ort zusammen. So bleibt auch Zeit für Wettbewerbe, bei denen es wieder viel zu lernen und neue Ideen zu entwickeln gibt. kk

Kontaktadresse Giger Nett Architekten Dipl. Arch. ETH/SIA Manessestrasse 170 8045 Zürich T 043 344 98 30 www.gigernett.ch

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Thema Report

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Wohnen in der Scheune

Der Architekt Daniel Gerber, 2Eck Architekten, hat eine alte Scheune zu einem Wohnhaus umgenutzt. Wo früher das Heu gelagert wurde, befinden sich heute zeitgemässe Wohnräume. Auch nach dem Umbau ist der Charakter des Ökonomiegebäudes noch deutlich zu spüren. Text: Britta Limper, Fotos: Markus Bertschi

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1 Vom geschützten Balkon aus fällt der Blick auf den Weiler. Früher liessen sich die Wagendeichseln durch den heute verglasten, horizontalen Schlitz stossen. 2+3 Die Scheune war in einem schlechten Zustand. Trotz des Umbaus ist noch immer die ursprüngliche Funktion des Gebäudes ablesbar.

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Spezial Bodenbeläge

Für einen sicheren Auftritt

Optik, Haptik und Trittsicherheit sind wohl die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl des Bodenbelags. Von Naturstein über Holz und Teppich bis zu Kunststoff gibt es heute ein breites Angebot für einen sicheren und bequemen Auftritt. Redaktion: Britta Limper

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1 Kompakt, fest und doch elastisch. Ein neues Herstellungsverfahren ermöglicht, dass die Feinsteinzeugplatte «Van Gogh» all diese Eigenschaften in sich vereint. Die Platten sind äusserst robust gegen mechanische Belastungen und zudem frostsicher. HGC, Stauffacherquai 46, 8022 Zürich T 044 296 62 11, www.hgc.ch

2 Der fugenlose Bodenbelag «Bodarto» besteht hauptsächlich aus Natursteingranulaten und Steinmehl. Die Böden werden in Handarbeit in zehn Verarbeitungsschritten aufgetragen und erhalten so ihre einmalige Oberflächenstruktur.

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Bodarto, Muri+Partner Querstrasse 3, 8805 Richterswil T 043 888 10 80, www.bodarto.ch

3 Die «Panorama Touch»-Kollektion wirkt naturgetreu und authentisch. Die «Synchron»-Oberflächen sind optisch wie haptisch kaum von Echtholz zu unterscheiden. Die fünf verschiedenen Strukturen sind in 23 Farbzusammenstellungen erhältlich. Kronospan, Willisauerstrasse 37, 6122 Menznau T 041 494 94 94, www.kronospan.com

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4 Aus der Reihe «Designline Connect» kommt neu die Landhausdielen-Kollektion im extrabreiten und extralangen Format. Zwölf Dekore präsentieren sich in Eiche-, Vintage- und sägerauen Optiken sowie modernen Farbstellungen von hell bis dunkel. Bienna Interfloor Zone Industrielle de la Suze, 2605 Sonceboz T 032 488 21 00, www.bienna.com

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Zeitgemässe Vergangenheit

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Vorher/Nachher Report

NACHHER

VORHER

Zeitgenössisch wohnen in einem Zürcher Mietshaus von 1887. Ein Umbau der Architektin Naomi Hajnos macht diesen Traum möglich. Text: Silvia Steidinger, Fotos: Marc Straumann

E 1 Gestaltungselement Küche: Der Zementfliesenboden trennt die Ess- und Kochzone optisch vom restlichen Raum. Die Küche wirkt als eigenständiger Körper. Nachher: Markante Balkone und ein neues Farbkonzept machen auf das Gebäude aufmerksam. Vorher: Die in den 1950er-Jahren erneuerte Fassade hatte jegliche Spannung und Ästhetik verloren. Das Haus wirkte unscheinbar.

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ine Wohnung mitten in der Stadt Zürich, mit überdurchschnittlich hohen Räumen, Holztäferverkleidungen an den Wänden und Fischgrat-Parkettböden ... Was für viele Mieter wie ein unerfüllbarer Traum klingt, entspricht an der Freyastrasse im Zürcher Kreis 4 der Wirklichkeit. Hier sanierte die Architektin Naomi Hajnos im Auftrag einer Pensionskasse ein Mietshaus aus dem Jahre 1887, an dem seit Jahrzehnten, vermutlich seit den 1950erJahren, keine Erneuerungen mehr vorgenommen worden waren. «Möglichst wenig Interventionen» lautete das Credo der Architektin, mit dem sie schliesslich auch den eingeladenen Wettbewerb gewann. «Wir stimmten mit der Einstellung der Architektin überein, dass bauliche und gestalterische Elemente aus der Bauzeit wo möglich erhalten und hervorgehoben werden sollten», erklärt die Bauherrschaft ihren Entscheid. Was bei privaten Umbauprojekten möglicherweise nicht mehr als ganz taufrisches Konzept gelten mag, ist für ein städtisches Mietshaus keine selbstverständliche Vorgehens-

weise. Dies verdeutlichen vergleichbare Objekte, bei denen der Originalbestand durch vordergründig kostengünstige oder praktischere Lösungen «wegrenoviert» wurden. Und dies, obwohl immer mehr Mieter Wohnungen mit lesbarer Geschichte bevorzugen und sich eine entsprechende Berücksichtigung bei der Überholung eines Altbaus für Vermieter durchaus günstig auswirken kann. Alt wie Neu ▪ Das Mietshaus an der Freya-

strasse verfügt über eine gute Bausubstanz. Dank des dicken Mauerwerks musste keine zusätzliche Dämmung angebracht werden. Allerdings musste man das Dach isolieren, was im Zuge eines Ausbaus des ehemaligen Estrichs geschah. Dieser wurde neu als Galeriegeschoss in die Dachwohnung integriert. Heizungen, Elektro- und Wasserleitungen mussten erneuert und die Fenster ersetzt werden. Ein wertvoller Gewinn für das Haus und seine Bewohner sind die neuen Balkone, die zur Strassenseite hin und als Ergänzung zu den bereits vorhandenen, der Gebäuderückseite angegliederten Balkone angebracht werden ›

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