Umbauen + Renovieren 5/2015

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SEPTEMBER + OKTOBER 2015 ▪ WWW.UMBAUEN-UND-RENOVIEREN.CH ▪ CHF 8.50

UMBAUEN+RENOVIEREN

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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

GEWUSST WIE Werterhaltung und Wertsteigerung von Immobilien VORHER/NACHHER Ein Umbau mit viel Eigenleistung KLEINE HÄUSER Ein Reihenhaus aus den 1940er-Jahren EINEN BESUCH WERT Stadtmuseum Aarau und Siedlung Neubühl

Innenausbau Bodenbeläge, Treppen, Türen, Trockenbau und Möbel

Winzerhäuser: Häuser am Bielersee und in Chablais Vorher/Nachher: Ein Umbau mit viel Eigenleistung Spezial: Innenausbau UR_05_15_A_Titel.indd 1

Spezial

Winzerhäuser Weinbaugebiete Chablais und Bielersee: zwei Häuser, zwei Familien, zwei Geschichten

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swiss made | seit 1896 | pr채miertes Design | frei w채hlbares Mass Ausstellungen in Hochdorf | Adliswil | Dietlikon | Pratteln | Bern

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Umbauen als Herzenssache Die Entscheidung zum Erwerb eines Altbaus wird nicht selten mit dem Herzen getroffen. Die alte Scheune, die 1960er-Jahre-Villa, das Industriegebäude oder das Jugendstilhaus machen uns neugierig und berühren uns – mit ihrer Architektur, ihrem Charakter, ihrer Geschichte und nicht zuletzt auch mit ihrer Imperfektion. Natürlich spielen auch und vor allem die rationalen Gründe wie Grösse, Lage und der Preis eine Rolle beim Kauf. Die emotionale Entscheidung wird jedoch sicher die Umbauzeit erleichtern. Denn nur wenn die neuen Besitzer aus vollem Herzen Ja zu ihrem Haus sagen, kann ein Umbau gelingen, der nicht nur ihnen, sondern auch dem Gebäude gerecht wird. Aus vollem Herzen Ja gesagt haben auch die Bauherrschaften, deren Häuser wir Ihnen in unseren vier Reports vorstellen. Ein junges Paar hat ein Weinbauernhaus in den Rebbergen von Ollon im Chablais umgebaut und dabei sowohl die Planung als auch die Ausführung in die eigenen Hände genommen (ab Seite 42). Einen Schatz konnte eine Familie mit einem Rebbauernhaus von 1605 in Ligerz erwerben (ab Seite 28). Gemeinsam mit Brigitte Münger von nullneun architektur haben sie das denkmalgeschützte Gebäude von jüngeren, unschönen Einbauten befreit und mit viel Gespür und Engagement in ihr ganz persönliches Wohlfühlzuhause verwandelt. Weitere Informationen zum Umbau dieses Winzerhauses und anderer Weinbauernhäuser sowie zu deren Charakteristika allgemein gibt Rolf Weber von der Denkmalpflege des Kantons Bern in einem Interview mit meiner Kollegin Katharina Köppen (ab Seite 40). Die Landschaftsgärtner Cony Steidinger und Beat Hobi haben ihr Herz an ein Haus auf dem Land verloren, das eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat und unter anderem als Stickerei sowie als Wohnsitz des Stationsvorstands des nahe gelegenen Bahnhofs gedient hatte (ab Seite 70). Mit Enthusiasmus und viel Eigenleistung haben sie sich ein Zuhause geschaffen, das ihre Handschrift trägt und ihre Persönlichkeit widerspiegelt. Dass auch der Garten ein wahres Kleinod ist, versteht sich bei dem Beruf der beiden wohl von selbst. Unsere Serie Kleine Häuser hat meine Kollegin Silvia Steidinger in eine Siedlung nach Zürich geführt, wo Aeberli Vega Zanghi Architekten ein Reihenendhaus aus den 1940er-Jahren umgebaut haben (ab Seite 104). Das Projekt beweist eindrücklich, dass Wohnqualität nicht unbedingt von der Wohnfläche abhängig ist. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen der aktuellen Ausgabe.

Foto: Basile Bornand

Britta Limper, Chefredaktorin

P.S. Als Spätsommergeschenk offerieren wir Ihnen im August und September den Gratis-Download unserer Jahrespublikation «Garten». Wie dies genau geht, sehen Sie auf Seite 115.

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Inhalt September + Oktober 2015

UMBAUEN

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DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

Sieben Fragen an 9

Prof. Werner Baumhakl. Der Leiter des Instituts Industrial Design an der Hochschule für Gestaltung und Kunst der FHNW zum Thema OLED.

Spektrum 10 Auf einen Blick. Aktuelle Produkte und Ereignisse

rund ums Wohnen, Bauen und Renovieren. 16 Bon appétit mit Bordeaux. Ein Genussabend mit der

Weinjournalistin Britta Wiegelmann bei V-Zug. 20 Bookshop. Bücher für anregende Lesestunden, von der

Redaktion zusammengestellt. 22 Porträt. NW/A Niedermann Walti Architekten stellen

in ersten Umbauprojekten ihre kreative Herangehensweise unter Beweis. 24 Die Ausschreibung. Bereits zum sechsten Mal wird 2016

der Architekturpreis «Der beste Umbau» verliehen. Alle Informationen zur Teilnahme.

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Winzerhäuser 28 Respektvoll & zielgerichtet. Gemeinsam mit den Be-

sitzern hat Brigitte Münger von nullneun architektur ein Rebbauernhaus von 1605 in Ligerz zu einem wahren Schmuckstück umgebaut. 40 Nachgefragt. Rolf Weber von der Denkmalpflege des

Kantons Bern hat den Umbau des Rebbauernhauses in Ligerz begleitet und gibt Einblicke in seine Arbeit. 42 In den Reben. Ein junges Paar baute ein Weinbauern-

haus in den Rebbergen von Ollon im Chablais um. Sowohl die Planung als auch die Ausführung nahmen die Lehrerin und der Landwirt in die eigenen Hände.

Vorher/Nachher

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70 Anner’s Haus. Mit viel Eigenleistung haben sich zwei

Landschaftsgärtner in Neuthal bei Bäretswil ein paradiesisches Zuhause mit Garten geschaffen.

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Serie: Kleine Häuser 104 Weniger ist mehr. Ein kleines Reiheneinfamilienhaus in

Zürich ist von Aeberli Vega Zanghi Architekten für eine Familie in ein Wohlfühlzuhause verwandelt worden.

Spezial Innenausbau 54 Natürlich filigran. Eine kleine, aber feine Auswahl an

Möbeln für Ihr Zuhause. 56 Den Füssen schmeicheln. Holz, Naturstein oder Tep-

pich? Aktuelle Bodenbeläge im Überblick. 64 Räume gestalten. Treppen, Trockenbau & Co. 68 Sesam, öffne dich! Funktionalität und Design sind bei

Türen und Türgriffen perfekt miteinander kombiniert.

Service 84 Gewusst wie. Wie man den Wert des Eigenheims

erhalten und sogar steigern kann. 86 Swiss made. Ein Porträt der Loosli Badmöbel AG. 88 «Es steht und fällt mit dem Handwerk». Generatio-

nenwechsel bei Brunner Küchen. Ein Interview. 90 Energie sparen. Wie man mit dem Regelsystem

«Neurobat NiQ» Energie und Geld sparen kann. 92 Hereinspaziert! Am 12. und 13. September finden die

Europäischen Tage des Denkmals statt. Eine Vorschau. 94 Von A mit Holz bis Z. Die Arbeiten der Firma Strüby. 96 Schlössli und Palas. Das Stadtmuseum Aarau. 98 Bauen & Modernisieren. Eine Vorschau auf die Messe. 111 Agenda. Messen, Seminare, Events, Ausstellungen. 112 Schlusspunkt. Die neue Gästewohnung des SWBs in

der Siedlung Neubühl. 7

Impressum

97 Wettbewerb 110 Branchenverzeichnis 114 Vorschau

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Titelfoto: Jürg Zimmermann, Umbau nullneun architektur, S. 28 Fotos im Inhalt: Cosentino (1), Claudia Luperto (1), NW/A Niedermann Walti Architekten (1), Rolf Siegenthaler (1), Wicanders (1), Jürg Zimmermann (1)

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SPEKTRUM Ins rechte Licht gerückt Auf den ersten Blick wirkt «Zirko» wie eine gewöhnliche LED-Leuchte. Durch die vollständige Transparenz der optischen Scheiben wird aber die dahinterliegende Fläche wie in einem Bilderrahmen inszeniert. Beim Modell Pendelleuchte wird das Licht zu 80 Prozent nach unten gelenkt und erzeugt ein hervorragend entblendetes Licht. Informationen auf www.belux.com

A04 anstelle von 0815 Seit 2013 kuratieren die Innenarchitekten Simon Scheidegger und Daniel Truffer die Möbelplattform A04.ch, auf der es qualitativ und funktional hochstehende Möbel, Leuchten und Accessoires zu erstehen gibt. Die Einrichtungsgegenstände werden einerseits von A04 entwickelt und in Zusammenarbeit mit Möbelherstellern produziert, andererseits werden die Fabrikate von externen EntwerferInnen für A04 hergestellt. Die Produkte können aber auch direkt in der A04 Ausstellung in Basel gemustert und erworben werden. Informationen auf www.a04.ch

Firmennews

Velux Automatisiert gesteuerte Dachfenster für mehr Licht und frische Luft Dachfenster bringen mehr Licht, frische Luft und somit mehr Wohnqualität in Dachausbauten. Für ein noch besseres Raumklima sorgen die Automationsprodukte «Velux Integra», mit deren Hilfe das Raumklima automatisiert gesteuert werden kann. Über ein Smartpad können die Lüftungszeiten individuell programmiert werden, sodass die Räume immer gut durchlüftet sind. Zudem schliesst ein integrierter Regensensor im Fall von einsetzendem Regen die Fenster. Ideal für den Fensteraustausch sind die «Velux Integra»-Solarfenster, da sie völlig kabellos eingebaut werden. Ein Energiespeicher sorgt ausserdem auch bei längerer Dunkelheit für einen zuverlässigen Betrieb. (Bild: Dachstockausbau in Arlesheim) Velux Schweiz, Industriestrasse 7, 4632 Trimbach T 062 289 44 45, www.velux.ch

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Gerrits Sessel 1958 entwarf Gerrit Rietveld den Presseraum des Pariser Hauptsitzes der Unesco und entwickelte dafür den «Press Room Chair» als komfortable Sitzgelegenheit. Aus Kostengründen wurde der Entwurf nie umgesetzt – Rietveld musste auf Sessel zurückgreifen, die er bereits für die Weltausstellung in Brüssel entworfen hatte. Die Entwurfszeichnungen wurden jedoch aufbewahrt und nun erstmals von Spectrum und Rietveld Originals umgesetzt. Der formschöne Drehsessel ist in Stoff und Leder erhältlich. Informationen auf www. markanto.de www.rietveldoriginals.com

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Fotos: Tom Bisig (3)

Für den guten Geschmack Herbstzeit ist Weinzeit. Idealer Zeitpunkt also, um der Staatskellerei Zürich in Rheinau einen Besuch abzustatten. Deren Degustations- und Verkaufslokal wurde kürzlich vom Bureau Hindermann neu gestaltet und in einen grosszügigen Bereich mit geschmackvollem Ambiente umgewandelt. Seit über 150 Jahren produziert die Staatskellerei Zürich in Rheinau Wein, und die Produkte gewinnen regelmässig Auszeichnungen. Das Team von Bureau Hindermann gestaltete einen repräsentativen Ort, der der ausgezeichneten Qualität der Weine gerecht wird. Im Zentrum des offenen Raums steht ein langer Tisch aus massiver Eiche, an dem sich trifft, wer die hauseigenen Weine verkosten und diskutieren will. Der Clou des Tisches ist eine Schublade, die nach dem Streichholzschachtel-Prinzip funktioniert. Beleuchtet wird der Tisch von einem Kronleuchter, der aus explosionsartig angeordneten Magnumflaschen angefertigt ist und den Raum in elegantes Licht taucht. Staatskellerei Zürich, Klosterplatz, 8462 Rheinau, T 052 319 29 10, www.staatskellerei.ch Bureau Hindermann GmbH, Luisenstrasse 25, 8005 Zürich, T 044 422 53 20 www.hindermann.ch

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SPEKTRUM

Magischer Vorhang

Abwechslungsreiche Natursteinfassade Das Fassadensystem «Linea» besteht aus Einzelkomponenten, die eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten für kleingliedrige, hinterlüftete Natursteinfassaden erlauben. Auf eine unsichtbare Unterkonstruktion werden Natursteinplatten unterschiedlicher Formate, Farben und Oberflächen montiert. Dies ermöglicht sowohl eine abwechslungsreiche Fassadengestaltung als auch den einfachen Austausch der Platten.

Die neuste Kreation des Langenthaler Textilunternehmens beeindruckt mit einfallsreichem Design: Die aufspringenden Blütenrosetten von «Eflora»werden ohne einen einzigen Nadelstich, dafür mit viel Fingerfertigkeit von geistig, körperlich und psychisch beeinträchtigten Erwachsenen der Eingliederungswerkstatt Madiswil an den regional gefertigten Stoff angebracht. Informationen auf www.creationbaumann.com, www.wbm-madiswil.ch

Informationen auf www.gasserfassadentechnik.ch

Unterwegs *

Lorenz Widmer Dalmatische Küste, 30 Grad im Schatten und ein Meer blauer als im Urlaubskatalog. Wir entdecken in unmittelbarer Touristen- und Strandnähe eine im Dickicht kaum wahrnehmbare, verlasssene und von der Natur schon fast zurückeroberte Hotelanlage. Im sich über zahlreiche Seitenflügel ausdehnenden und damals wohl für einige hundert Gäste Platz bietenden Relikt aus sozialistischen Zeiten endet der Urlaub abrupt: Anstelle der gewohnten Urlaubsträgheit tritt Abenteuerlust. Fasziniert erkundet man die unbekannten Räume, fragt sich, wer auf diesen grosszügigen Balkons zu den Zimmern mit Meersicht einst seinen Bauch an die Sonne gestreckt haben könnte, und rätselt, was wohl zum Zerfall dieses irgendwie noch immer modern wirkenden Komplexes geführt haben könnte. Man beginnt, sich vage an Bilder der Jugoslawienkriege zu erinnern, so lange ist das ja auch noch nicht her, und schon bald stellt sich eine gewisse Melancholie ein. Der Strand scheint mittlerweile in kilometerweite Ferne gerückt, während man auf einmal über die nicht nur einem jeden Bauwerk innewohnende Vergänglichkeit und andere Tiefsinnigkeiten nachdenkt, bis sich später wieder alles um die Frage dreht: Habe ich mir heute einen Sonnenbrand geholt?

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Foto: Claudia Luperto (1)

* Architekten und Designer fotografieren und kommentieren gestalterische Besonderheiten, die ihnen unterwegs aufgefallen sind.

Hobby-Fotograf mit Flair für Architektur

Teegenuss mit Stil Exklusiv für das Teehaus in Winterthur entwarf das Architekturbüro Walser Zumbrunn Wäckerli diesen wunderschönen Teewagen aus massivem Eichenholz und gebürstetem Messing, der von der Schweizer Firma Tossa produziert wird und über das Teehaus bezogen werden kann. Informationen auf www.wzwarchitektur.ch, www.teehaus.ch

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Ein Königreich für ein Bett Wie man sich bettet, so schläft man. Das weiss das schwedische Familienunternehmen Hästens seit 1852 und produziert entsprechend massangefertigte Betten aus besten Naturmaterialien. Mitte dieses Jahres eröffnete der sechste und grösste Hästens Store in Basel seine Tore für alle, die guten Schlaf mit Lebensqualität gleichsetzen. Hästens Store Basel, Freie Strasse 88, 4051 Basel, www.hastens.com/de-ch/

Toolbox für alle Werkzeug ist etwas Schönes. Und Praktisches. Allerdings nur, solange man im entscheidenden Moment das Richtige findet. Damit man die Übersicht behält, bietet Stanley für alle Profihandwerker, DIY-Einsteiger, Hobbygärtner, Angler und Fahrradschrauber die passenden Aufbewahrungsboxen. Informationen auf www.stanleyworks.de

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Spektrum Porträt 1

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Gesamtkonzepte mit Stil Daniela Niedermann und Gabriel Walti lernten sich am ersten Tag

ihres Studium an der ETH Zürich kennen. 2012 starteten sie als NW/A Niedermann Walti Architekten in die Selbstständigkeit. Hier zwei Projekte, die sie ihren Auslandssemestern verdanken.

Gabriel Walti und Daniela Niedermann von NW/A, Niedermann Walti Architekten

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Daniela Niedermann und Gabriel Walti hegten bereits als Kinder den Wunsch, Architekten zu werden. Als es dann aber um die Wahl des Studienfachs ging, entschieden sich beide doch für etwas anderes. «Wir waren sozusagen familiär vorbelastet», scherzt Gabriel, der genau wie Daniela nicht einfach das Gleiche wie sein Vater werden wollte. Sein Interesse für Reisen, andere Kulturen und Entwicklungszusammenarbeit liess ihn das Geografiestudium beginnen. Bei Daniela war es Jus. «Das ist doch nichts für dich», sagte nach dem ersten Semester ein guter Freund zu ihr und nahm ihr an diesem späten Abend das Versprechen ab, sich für Architektur einzuschreiben. Bis auf die Auslandssemester – Daniela war in Stockholm und Gabriel in Barcelona – zogen die beiden ihr Architekturstudium an der ETH Zürich gemeinsam durch. «Wir lernten uns am ersten Tag kennen und merkten bald, dass wir gut zusammenarbeiten können», erinnert sich Daniela. «Im Studium wurde klar, das wir uns

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Umbau Ferienwohnung, Teneriffa 1 Einbauten zonieren und gliedern den offen fliessenden Raum der Ferienwohnung, die Gabriel Walti für einen Freund realisierte. 2 Die Leichtigkeit und Experimentierfreude der spanischen Arbeitsweise hat den jungen Schweizer Architekten geprägt und inspiriert.

Umbau Villa, St. Gallen 3 Bei diesem Umbau wurden nicht nur das Dach ausgebaut und das Erdgeschoss geöffnet – mit hellem Holz, viel Weiss und einigen dunklen Akzenten ist eine Schweizer Anlehnung an den gewünschten skandinavischen Stil gelungen. 4 Der Waschtisch mit Unterschränken erinnert an eine Küchenzeile und nutzt den Raum unter der Dachschräge optimal aus. Weisses Marmormosaik erzeugt eine sanfte und ruhige, fast wohnliche Stimmung im Bad.

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Infos zum Büro Daniela Niedermann und Gabriel Walti studierten von 2001 bis 2007 an der ETH Zürich Architektur. Bevor sie 2012 ihr eigenes Büro NW/A Niedermann Walti Architekten gründeten, sammelten sie zudem Erfahrungen praktischer und theoretischer Natur in der Schweiz, in Spanien und in Schweden. Ihr Leistungsspektrum umfasst Entwurf, Planung und Realisierung von kleinen bis grossen Neubauten, Umbauten und Sanierungen, Innenarchitektur, Potenzialanalysen, Volumen- und Bebauungsstudien sowie Bauherrenberatung.

Fotos: NW/A (2), Daniel Schäfer (2)

Bauten & Projekte irgendwann zusammen selbstständig machen.» Doch zuerst wollten beide noch Praxiserfahrungen sammeln. Gabriel ging zurück in das Büro nach Barcelona und dann weiter nach Teneriffa zu einem Architekten, den er zuvor auf einer Exkursion kennengelernt hatte. Daniela arbeitete nach dem Diplom für zwei Büros in Zürich, bevor sie als Projektleiterin bei Urs Niedermann unter anderem einen Neubau leitete, der den Publikumspreis beim Architekturpreis «Das beste Einfamilienhaus» der Zeitschrift Das Ideale Heim gewann. Dort hat sie auch gelernt, dass man auf der Baustelle oft «auf sein inneres Gespür» hören sollte, selbst wenn beispielsweise Handwerker behaupten, etwas wäre nicht möglich. Zu Beginn ihrer Selbstständigkeit waren beide noch mit Teilzeitpensen als Architekten angestellt. Die beiden Umbauprojekte, die sie für uns ausgewählt haben, gehören zu den ersten eigenen Aufträgen. Den Umbau einer Ferienwohnung auf Teneriffa konnte Gabriel für einen

Freund aus Spanien realisieren. Zum Auftrag für den Umbau einer Villa in St. Gallen kamen sie durch die Empfehlung eines Innenausstatters. Eine Bauherrin wünschte sich für den Umbau ihres Elternhauses einen skandinavischen Stil und war von Danielas Stockholm-Einfluss und der Gleichaltrigkeit der Architekten angetan. «Wir möchten moderne und zeitgenössische Architektur machen. Wesentlich ist aber auch, was sich die Bauherren für einen Stil und eine Atmosphäre wünschen», erklärt Daniela. Um einen gemeinsamen Weg aufzuzeigen, erarbeiten sie kreative Lösungen. Auch Farben sind NW/A sehr wichtig. «Wir entwickeln ein stimmiges Farb- und Materialkonzept, das sich durchs ganze Haus zieht, um dem Objekt einen durchgehenden Charakter zu geben.» Für die Zukunft wünschen sie sich einen Mix aus Umbau- und Neubauprojekten mit einer grossen Diversität. Die Büroräumlichkeiten lassen ein Anwachsen auf das gewünschte ks bewusst kleine Team an Mitarbeitern zu.

Wettbewerb (WB) Kindergarten, Aarau-Rohr, 2015; Umbau Haus PB, Zürich, 2015; WB Kindergarten, Heerbrugg, 2014; Umbau Wohnung MK, Zürich, 2015; Erweiterung Haus EVMK, Zürich, 2014; Umbau Villa AMSK, St. Gallen, 2014; Wohnung DNNS, Zürich, 2013; WB Siedlung Quellengarten, Aarau, 2014; Umbau und Anbau Haus AHP, Zürich, 2014; WB Sporthalle Oberfeld, Langnau, 2012; Shopausbau Moho, St. Gallen, 2012; WB Schulhaus, Bonstetten, 2012; Ausbau Wohnung DR, Teneriffa, 2008

Kontaktadresse NW/A Niedermann Walti Architekten ETH/SIA Kanzleistrasse 126 8004 Zürich T 043 534 89 35 www.nw-a.ch

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Thema Report

Respektvoll & zielgerichtet Ein Rebbauernhaus von 1605 in Ligerz hat neue Besitzer. Zusammen mit Brigitte Münger von nullneun architektur aus Nidau haben sie das denkmalgeschützte Gebäude mit spätgotischer Fassade von unschönen Einbauten befreit und in ein Schmuckstück verwandelt. Text: Katharina Schäfer, Fotos: Jürg Zimmermann

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1 Die spätgotische Fassade zur Gasse hin wurde 1605 erbaut. Fächerrosetten und gekreuzte Rahmenstäbe verzieren die Fenster, die als Einer-, Vierer- und Zwillingsfenster auf einem durchgehenden Fensterbankgesims die Fassade gliedern. Die neue Glastür im rechten Bogen, dessen unterer Teil zuletzt vermauert war, bringt zusätzliches Licht in das Entrée. 2 Hier wurde früher Wein gepresst. Die interne Erschliessung mit einer Treppe zu den Wohngeschossen gab es ursprünglich nicht. Die oberen Geschosse waren nur von der Hangseite aus zugänglich.

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Spezial Bodenbeläge

Den Füssen schmeicheln Holz, Keramik, Naturstein, Teppich ... Die Auswahl an Materialien für den Fussboden ist gross. Vermehrt sind beim Bodenbelag auch wieder Farben und Muster gefragt. Erlaubt ist, was gefällt! Redaktion: Britta Limper

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1 Ein Spiel mit Farben und geometrischen Formen – so lässt sich «Pico» beschreiben. Der Bodenbelag aus hochwertigem Feinsteinzeug lädt zum Kombinieren und gestalten ein und ermöglicht eine Vielzahl von Effekten. «Pico» ist in verschiedenen Formaten und Formen erhältlich. HG Commerciale, Stauffacherquai 46 8022 Zürich, T 044 296 62 11, www.hgc.ch

2 Die Grundidee des Parketts «Formpark» basiert auf zwei Parkettelementen, die die gleiche Breite aufweisen, jedoch unterschiedlich lang sind. Dadurch ergeben sich die unterschiedlichsten Verlegemöglichkeiten.

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Bauwerk Parkett, Neudorfstrasse 49 9430 St. Margrethen, T 071 747 74 74 www.bauwerk-parkett.com www.formpark.bauwerk.com

3 Parkette mit einzigartigen Kolorationen sind gefragt. Auch das Eichenparkett der Kollektion «ProCasa 20 200» überrascht mit seiner aussergewöhnlichen Farbkombination. Die natürlichen Vertiefungen im Holz sind cremeweiss eingefärbt, die gebürsteten und mit Mattlack behandelten Oberflächen kontrastieren in den angesagten Farben Grau und Braun. Richner, BR Bauhandel, Riedmattstrasse 2 8153 Rümlang, T 043 211 21 21, www.richner.ch

4 Bodarto-Böden bestehen hauptsächlich aus Natursteingranulaten und Steinmehl. Die Böden werden in Handarbeit aufgetragen und erhalten dadurch ihre Oberflächenstruktur. Es gibt auch die Möglichkeit, den Bodarto-Belag an den Wänden hochzuziehen, etwa im Nassbereich. Bodarto, Muri+Partner AG Querstrasse 3, 8805 Richterswil, T 043 888 10 80 www.bodarto.ch

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1 Aus zahlreichen Strukturen und Farben kann in der Handweberei von Tisca Tiara der eigene Teppich zusammengestellt werden. Neuseeländische Schafschurwolle, massgeschneiderte Grössen, doppelseitige Verwendbarkeit sowie Strapazierfähigkeit sind weitere Pluspunkte. Tisca Tiara, Grüt 163, 9055 Bühler, T 071 791 01 11 www.tiscatiara.com

2 Die optisch auffälligsten Merkmale der neuen Dielenböden von Boen sind eine einzigartige Oberflächenstruktur des Holzes, ob strukturiert, tief gebürstet oder wellenförmig ausgearbeitet. Im Bild: Eiche «Shabby Cream». Guignard Parkett, Zürcherstr. 37, 8852 Altendorf T 055 451 85 85, www.guignard-parkett.ch www.boen.de

3 Der mineralische, fugenlos gespachtelte Designbelag «Rustico» von Texolit eignet sich für die Gestaltung von Boden- und Wandflächen. Texolit, Furtbachstrasse 5, 8107 Buchs T 044 844 50 44, www.texolit.ch

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Es gilt zu bedenken, dass nicht jeder Belag auf jeden Untergrund verlegt werden kann.

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4 Der Naturstein «Azul Imperiale» aus Brasilien zeigt in seinem Erscheinungsbild eine grünblaue gewellte Struktur. Der Quarzit eignet sich für Bodenbeläge, Küchenarbeitsplatten und Fassaden. Real Stein, Eschmattstrasse 7, 8498 Gibswil T 055 265 61 61, www.real-stein.ch

5 Die Kollektion «Grand Selection» gibt es nun als «Monumental» in 2780 × 244 × 12 Millimeter. Dank dem neuen Format und den präzisen Synchronporen sind die Dielen haptisch und optisch noch näher am Echtholzboden.

* Die Kosten für den Anschluss bis zur Parzellengrenze Ihrer Liegenschaft übernimmt Swisscom vollständig. Es entstehen keine Anschlussgebühren.

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Vorher/Nachher Report

Anner’s Haus In Neuthal bei Bäretswil herrscht Ferienstimmung: eine ländliche Umgebung, das gelegentliche Vorbeiziehen einer Dampflok, Wanderer und Museumsbesucher und ein schlechtes Mobilfunknetz. Mit viel Eigenleistung schufen sich zwei Landschaftsgärtner in dieser Idylle ihr neues Zuhause. Text: Silvia Steidinger, Fotos: Martin Guggisberg

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1 Winter 1914 in Neuthal. Im Vordergrund die Bahnhofstation der UeBB, im Hintergrund das Haus, das zu diesem Zeitpunkt der Stationsvorstand Anner bewohnte. 2 Anner’s Haus heute: mit frisch sanierter Fassade und prachtvollem Garten ist das mächtige Wohnhaus Blickfang der Umgebung.

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