UMBAUEN + RENOVIEREN 05/2016

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UMBAUEN

SEPTEMBER/OKTOBER WWW.UMBAUEN-UND-RENOVIEREN.CH CHF 8.50

+RENOVIEREN DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG

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VORHER/NACHHER Ein 1950er-Jahre-Haus

erhält eine neue Identität

GÄRTEN UND PARKS

Die Europäischen Tage des Denkmals

HANDWERK Thema: Farben und Materialien

Der Stuckateur und seine Arbeit

16 Seiten

Innenausbau NEUES AUS DER WELT DER BODENBELÄGE, TREPPEN, TÜREN UND MÖBEL

Vorher/Nachher: Neue Identität für ein 1950er-Jahre-Haus Spezial: Innenausbau

Für die Sinne Neue Materialien und Farben für ein ehemaliges Badehaus und eine historische Villa UR_05_16_A_Titel.indd 1

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UNSER PARKETT IST EIN ECHTER HINGUCKER.

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Als Spezialistin für Beläge aus Holz, Keramik und Naturstein finden Sie bei uns alles, was Ihr Zuhause noch schöner macht. Besuchen Sie eine unserer Ausstellungen, wo Sie alle Materialien vor Ort begutachten können und wo wir Sie sehr gerne auch beraten. Werfen Sie doch gleich mal einen Blick auf www.hgc.ch

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EDITORIAL

Herzliche Einladung nach Rottweil, in die älteste Stadt BadenWürttembergs. In der Holzmanufaktur in Rottweil sehen Sie in unseren Showrooms Fensterexponate, welche die KUNST zu BEWAHREN, widerspiegeln und Ihnen die Möglichkeiten der authentischen Erhaltung und sinnvollen Verbesserung aufzeigen. Gerne beraten wir Sie und arbeiten für Ihr Projekt individuelle Lösungen aus.

Berührungspunkte

Foto: Jürg Zimmermann

Der Tag, den der Fotograf Bruno Helbling und ich für unser Fotoshooting ausgewählt hatten, hätte strahlender nicht sein können. Schon am frühen Morgen schien die Sonne, und so luden uns die Bewohner, die das ehemalige Badehaus am Zürichsee mit Studio Sito in ihr neues Zuhause umgebaut haben, für eine erste Besprechung direkt auf die Terrasse ein. Die traumhafte Lage unmittelbar am Ufer und die vorbeifahrenden Segel- und Ruderboote liessen schnell Ferienstimmung aufkommen. Ein Gefühl, das vom mediterranen Flair der Innenräume noch verstärkt wird. Natürliche Materialien und helle Farben, die sich je nach Lichteinfall verändern, schaffen ein ruhiges, südländisches Raumgefühl. Die Optik ist bei der Entscheidung für ein Material oder eine Farbe ebenso wichtig wie die Haptik. Denn wie sich der Bodenbelag anfühlt, über den man läuft, oder auch die Wand, die man berührt, trägt entscheidend zum Wohlfühlfaktor eines Raumes bei. Die Lebendigkeit und die Nuancen der Oberflächen, Strukturen und Farben im Bild einzufangen, war eine echte Herausforderung für Bruno Helbling. Das Ergebnis des Fotoshootings und die Geschichte zum Umbau finden Sie ab Seite 38. Ganz anders als im Haus am See ist die Stimmung in den Räumen einer Villa in Winterthur, die im 19. Jahrhundert errichtet worden ist (ab Seite 26). Der Architekt und Baubiologe Thomas Krüsi und die Farbgestalterin Simone Vontobel haben sich bei der Auswahl von Farben, Materialien und Mustern von der Geschichte des Hauses inspirieren lassen. Wie wichtig und zugleich heikel der Umgang mit Materialien und Farben ist, weiss auch die Gestalterin und Innenarchitektin Carmen Gasser Derungs, die im Interview ab Seite 36 zu diesem Thema Rede und Antwort steht: «Es braucht sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, welches Material sich für welchen Einsatz eignet. Dazu gehört auch die Einschätzung, an welcher Stelle man etwas wagen kann.» Mit unserer Serie «Umbauen im Ausland» laden wir Sie in dieser Ausgabe nach Madrid ein. Hier haben die Tessiner Architekten Wespi de Meuron Romeo eine Dachwohnung durch ein raffiniertes Spiel mit Flächen und Ecken in eine Raumskulptur verwandelt (ab Seite 102). Und wer noch auf der Suche nach dem richtigen Bodenbelag oder der passenden Zimmertür ist, dem sei unser Spezialteil zum Thema «Innenausbau» empfohlen (ab Seite 51). Ich wünsche Ihnen gute Lektüre.

Galerie im Pumpenhaus

Atelier in der Heneshalle

Britta Limper, Chefredaktorin

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Die Holzmanufaktur Rottweil GmbH arbeitet in der Schweiz mit der holzmanufaktur SWISS AG zusammen.

www.homa-rw.de

Messen 2016: Bauen & Modernisieren Zürich denkmal Leipzig Bau + Energie Bern

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INHALT SEPTEMBER/OKTOBER 2016 Spektrum 9 10

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Unterwegs. Die Architektin Angela Deuber über einen Raum in der Altstadt von Tiflis. Inspiration. Ein Sammelsurium aus aktuellen Ereignissen und Produkten rund ums Wohnen, Bauen und Modernisieren. Agenda. Veranstaltungstipps. Aus Emils Bücherregal. Abwechslungsreiche Lektüre für spannende Lesestunden. Porträt. Die Architekten Herrigel und Schmidlin, ein Team aus zwei Generationen. Leserreise. Mit dem Segelschiff Architekturschätze an der mediterranen Küste entdecken.

Thema Oberflächen 26

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Farben wirken lassen. Die Qualitäten eines Winterthurer Vorstadthauses aus dem 19. Jahrhundert sind durch minimale bauliche Eingriffe und ein ausgewogenes Farbkonzept gestärkt worden. Nachgefragt. Die Gestalterin und Innenarchitektin Carmen Gasser Derungs über den Umgang mit Materialien und Farbe. Das Haus am See. Ein ehemaliges Badehaus am Zürichsee ist mit ausgewählten Materialien in ein ganz persönliches Zuhause verwandelt worden.

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Spezial Innenausbau 52 58 64 68 70

Unsere Nachbarn. Möbel aus Österreich, Italien, Deutschland und Frankreich. Für Fuss und Auge. Ob Teppich oder Naturstein, Parkett oder Keramik – die neusten Bodenbeläge. Das Innere des Hauses. Treppen, Einbaumöbel & Co. sind mehr als nur praktische Helfer. Schall und Licht. «Reflectacoustic», ein Vorhangstoff für das Büro der Zukunft. Hereinspaziert! Eine Auswahl an aktuellen Türen und Klinken.

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Inhalt

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Vorher/Nachher 72

Von der Jagdvilla nach Skandinavien. Die Architekten Niedermann Walti haben eine Villa aus den 1950er-Jahren zu einem Einfamilienhaus mit nordischem Flair umgebaut.

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Gewusst wie. Die Sanierung von Bodenbelägen. Swiss made. Küchen, Lavabos oder Badewannen aus Naturstein – ein Porträt der Max Frei AG. Der Stolz des Gipsers. Der Stuckateur Patrick Messerli und sein Handwerk. Hunderte Oasen in der ganzen Schweiz. Im September finden zum wiederholten Mal die Europäischen Tage des Denkmals statt: Gärten, Parks und Plätze im Fokus. Bauen & Modernisieren. Eine Vorschau auf die Schweizer Baumesse in Zürich. Umbauen im Ausland. Wespi De Meuron Romeo haben eine Dachwohnung in Madrid in eine Raumskulptur verwandelt. Schlusspunkt. Das Hotel Nomad in Basel.

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Impressum Wettbewerb Adressen Branchenverzeichnis Vorschau

Fokus 90 92

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26 20 Titelfoto: Bruno Helbling, Umbau Studio Sito, S. 38 Fotos im Inhalt: Création Baumann, Hi-Macs, Otto Kurmann, Thomas Stöckli, Stuckmanufaktur, Jürg Zimmermann

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Inhalt

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I NS PI RAT ION

Das Bouquet bunt-organischer Blattformen ist in zwei Stoffqualitäten erhältlich: Der luftige «Elsau» kann wie eine zweite Haut mit dem dichteren «Knonau» kombiniert werden.

«Kilchberg» ist in den drei Farben Silber, Kupfer und Messing erhältlich. Anstelle eines klassischen Saums schliesst der Vorhang mit der Motivform ab.

Vorhang auf! Annette Douglas für Atelier Pfister

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Die Textildesignerin Annette Douglas gründete 1999 ihre eigene Firma und wurde mit diversen Designpreisen ausgezeichnet. Fotos: ©Pfister, pfister.ch

Die dritte Vorhangkollektion von Atelier Pfister widerspiegelt deutlich die Stärken von Annette Douglas, die erneut für die textilen Produkte verantwortlich zeichnet. Die vielfach ausgezeichnete Textildesignerin weiss neuartiges Design mit Funktionalität zu vereinen, wodurch sehr hochwertige Vorhänge für den Privat- und Objektbereich entstanden sind. Die Kollektion überrascht mit haptischen Strukturen und interessanten Material- und Farbmischungen, denen drei Farbwelten – Silber, Kupfer, Messing – zugrunde liegen und die von ausdrucksstarken Motiven bis zurückhaltenderen Basics reichen. Herzstück der Kollektion dürfte das avantgardistische Dessin «Kilchberg» sein. Das geometrische Design mit der dreidimensionalen Metallfolienapplikation wurde mit der Mitlödi Textildruckerei im Glarnerland entwickelt. Weitere Vorhänge der Kollektion sind «Kloten», ein ebenfalls grafisches Design, das in abstrakter Form Flugbahnen andeutet, «Knonau + Elsau» mit floralen Motiven, die auf zwei unterschiedlichen Stoffqualitäten erhältlich sind, «Erlenbach», der eine Bordüre mit kreidigem Farbverlauf zeigt, «Marthalen», der mit körniger Struktur überrascht, und die dezenteren Basicvorhänge «Flaach», «Rifferswil» und «Rümlang». Ab September erhältlich bei www.pfister.ch/atelierpfister

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Umgezogen Neue Räume hat V-Zug in St. Gallen mit dem Zugorama bezogen. Das Ausstellungs- und Beratungscenter, das neu in der Breitfeldstrasse 8 angesiedelt ist, verfügt über lichtdurchflutete Räume auf einer Fläche von über 700 Quadratmetern. Das ZugoramaTeam steht den Besucherinnen und Besuchern mit Rat und Tat zur Seite, wenn es darum geht, die 160 ausgestellten Geräte kennenzulernen. Auch Kochkurse und Kochvorführungen gehören zum Programm. www.vzug.com

Schnippelhilfe

Very British

Der Ärger über stumpfe Messer beim Kochen gehört mit dem «Colori Titanium» von Kuhn Rikon der Vergangenheit an. Die japanische EdelstahlKlinge wird bei über 1000 Grad erhitzt und dann im Eisbad bei minus 80 Grad gehärtet. Das Eishärten verändert die Gefügestruktur des Stahls, macht die Klingen besonders robust, verbessert die Schneidleistung und verstärkt die Korrosionsbeständigkeit. Die Titanbeschichtung verleiht der Klinge zusätzliche Festigkeit. www.kuhnrikon.com

Sie erinnert an Leuchten in Fabriken, Büros und Bahnhöfen in den 1940erJahren – und bringt heute Licht und Farbe in den Wohn- und Kochbereich. «Titan», die in der Original-BTC-eigenen Fabrik in England produziert wird, verbreitet ein angenehmes Raumgefühl. Die Pendelleuchtenkollektion ist neu um eine gelbe Aluminiumleuchte erweitert worden. Das Kabel ist geflochten. Optional kann die Leuchte mit einer Glasblende versehen werden für ein weicheres Licht. www.originalbtc.com

Sanitas Troesch Eine Griffleiste, die Funktion und Design verbindet Das geradlinige Design der neuen Linie «Alterna donna» von Sanitas Troesch wird durch die markante Breite der Fuge unterstrichen. Sie bietet genügend Raum, um die oberen und unteren Schubladen bequem zu öffnen. So verbindet sie Funktionalität und Ästhetik, ohne die Fläche mit einem aufgesetzten Griff zu stören. Das Möbel ist mit zwei Schubladen übereinander oder mit einer Schublade erhältlich, bei der die Bedienung von unten erfolgt. Dank des SoftClose-Einzugs schliessen die Schubladen besonders sanft und leise. Je nach Bedarf kann die Bauherrschaft aus verschiedenen, individuell kombinierbaren Schubladenelementen von 30 bis 105 cm auswählen, die sich mit 70 verschiedenen Einbau- oder Aufsatzwaschbecken zu kompletten Waschtischen zusammenstellen lassen. Als Ergänzung können offene Regale oder passende Hochschränke in diversen Formaten ausgewählt werden.

Sanitas Troesch, Hardturmstrasse 101, 8031 Zürich T 044 446 10 10, www.sanitastroesch.ch

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I NS PI RAT ION

Foundation Award 2016 1. Platz geht an JOM Architekten Förderpreis für junge Architekturbüros Der Foundation Award, Förderpreis für Schweizer Jungarchitekten, geht dieses Jahr an das junge Architekturbüro JOM aus Zürich. Die drei Architekten Michael Metzger, Philippe Jorisch und Stefan Oeschger haben zwar einen unterschiedlichen Background, können aber gerade deshalb von den Synergien profitieren, die wiederum in ihren Projekten zum Vorschein kommen. Sie haben unter anderem den Umbau der «Villa Seeblick» eingereicht. Das von Anton C. Buzzi 1908 erbaute Jugendstilhaus mit Sicht über St. Gallen erfuhr mit dem Umbau eine Generalkur und erhielt eine mondäne Passerelle von der höher gelegenen Strasse als neuen Haupteingang. Der zweite Platz ging an Studio Lilitt Bollinger und der dritte Platz an Jaeger Koechlin Architekten. www.foundation-award.ch

Porträt: Michael Metzger, Philippe Jorisch und Stefan Oeschger bilden zusammen JOM Architekten aus Zürich.

Grossmutters Tipp

Neu in Luzern

Die originellen «Aromatic Tools» aus der Kollektion «Grandmother Tips» beleben die Tradition, mit Kräutern eine gute und saubere Atmosphäre ins Haus zu bringen. Zwischen zwei Besenhälften werden frische Kräuter geklemmt und los gehts! Minze wirkt gegen Mücken und schlechte Gerüche, Salbei wirkt fungizid und gegen Motten, Thymian antibakteriell und mit Lavendel und Rosmarin wird sowieso alles gut. www.grandmothertips.com

In der neu eröffneten Ausstellung der Alno Schweiz AG in Luzern/Ebikon können Besucherinnen und Besucher auf 280 Quadratmetern die Leidenschaft für schöne Küchen erleben. Alno-Küchen zeichnet eine Qualität aus, die auf stimmiges Design, die Verwendung von innovativen Materialien und die exakte Planung ergonomischer Arbeitsabläufe setzt. Die Ausstellung an der Zentralstrasse 15 ist montags bis freitags geöffnet. www.alno.ch

Jubiläumsfest Im Juni feierte Loosli sein 60-JahrJubiläum und lud zum Tag der offenen Tür ein. Unzählige Interessierte nahmen am Rundgang durch die Produktionsanlagen und die Ausstellung teil. Auch das üppige Festbuffet blieb nicht lange unberührt. Die Firma Loosli steht schweizweit für hochwertige und innovative Bad- und Küchenmöbel. www.loosli.swiss

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Warme Räume Zehnder «Terraline» zeichnet sich durch hohe Heizleistungen und einen lautlosen Betrieb aus. Der Unterflurkonvektor eignet sich als flexible, leistungseffiziente Heizungslösung besonders für schwer zu beheizende Flächen, insbesondere vor grossflächigen Glasfronten zur Kaltluftabschirmung. Die konsequente Nutzung der natürlichen Konvektion ermöglicht zudem, die Heizkosten beständig niedrig zu halten, indem Wärmeenergie genau dort eingesetzt wird, wo sie benötigt wird. www.zehnder-systems.ch

Ein halbes Jahrhundert Alpnach Norm darf in diesem Jahr ein wichtiges Firmenjubiläum feiern. Vor 50 Jahren von Theo Breisacher gegründet, wird das Familienunternehmen heute in der zweiten Generation von Tochter Brigitte Breisacher geführt. Als Pionier hat Theo Breisacher das erste Schrank-Anbau-System auf dem Schweizer Markt eingeführt. Heute ist Alpnach Norm ein bekannter Name, der für hohe Qualität und individuelle Produkte steht. www.alpnachnorm.ch

Ausgezeichnet Gleich drei bedeutende Design-Auszeichnungen bestätigen, dass der Schweizer Armaturenhersteller KWC mit seinen Produkten goldrichtig liegt. Die Badarmatur «KWC ZOE» erhält in diesem Jahr den Good Design Award, den German Design Award sowie den iF Design Award. «Das unverkennbar elegante Design rufe die Assoziation mit der natürlichen Form eines parabolischen Wasserstrahls hervor», so die Jury des German Design Awards. www.kwc.ch

AUSZEIT

Ganz entspannt zu Ihrem neuen Bad – dank unseren flexiblen Gesamtlösungen.

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Farben wirken lassen 1

1 Die Wohnräume des Vorstadthauses aus dem 19. Jahrhundert erhielten einen direkten Ausgang zum weitläufigen Garten. 2 Ein neuer Wanddurchbruch verbindet die Küche mit dem Esszimmer und verleiht den Räumen neue Grosszügigkeit.

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Manchmal liegt der tatsächliche Wert eines Bauprojekts im Erkennen und Erhalten bereits vorhandener Qualitäten. Mit den jüngst erfolgten baulichen Massnahmen in diesem Winterthurer Vorstadthaus aus dem 19. Jahrhundert gelang es, mit minimalen Eingriffen und einem ausgewogenen Farbkonzept die hervorragenden Wohnqualitäten nicht zu verändern, sondern vielmehr zu stärken. Text: Raya Hauri, Fotos: Jürg Zimmermann, Redaktion: Britta Limper

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WOHNEN

Unsere Nachbarn Europa hat sich in den letzten Wochen, Jahren, – ja, Jahrzehnten, unentwegt verändert. Unsere Nachbarn sind glücklicherweise stets dieselben geblieben. Ein Blick auf ihre Macken, Eigenheiten, Charakteristika und Verrücktheiten durch den zugegeben klischéebehafteten und doch repräsentativen Vorhang des Möbeldesigns. Redaktion: Silvia Steidinger 1

1 Die Neue Wiener Werkstätte steht für Tradition, Handwerk und zeitloses Design. Dass ihnen dabei der Humor im Dschungel des Möbeldesigns nicht abhanden zu kommen scheint, zeigen einzelne Möbelentwürfe, wie etwa der Hocker «Mirabelle».

Neue Wiener Werkstätte, www.nww.at 2 Moya ist etwas wild, experimentierfreudig und produziert Möbel mit einem Augenzwinkern. So auch «Work», ein Schreibtisch, der farbenfrohe Verspieltheit, natürliche Materialien und schlichte Geometrie in sich vereint.

3 «Oyster» wurde zwar von einem Schweizer (Jörg Boner) designt, sprüht aber nur so von Wiener Schmäh. Denn hier wurden gleich zwei Genüsse in einem Möbel vereint: Austern schlürfen und sich gemütlich hinfläzen.

Wittmann, www.wittmann.at

AT Ach, die Österreicher. Unverkennbar, der Humor. Dann sind sie auch noch gesegnet mit dieser entschlossenen, behäbigen Gemütlichkeit. Nur net hudln! Was so viel heisst wie: nur nicht hasten!

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Fotos: © Neue Wiener Werkstätte; Milo Keller, Wittmann; Stéphane Rambaud und Delphine Chanet für Fermob

Moya, www.moyaline.com

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4 «Lamp Gras». DIE Leuchte schlechthin. Bewundert und geliebt von Le Corbusier und die erste Lampe mit beweglichen Gliedern in der Geschichte.

DCW Édition, www.lampegras.fr, www.dcwe.fr 5 Die Sofawelt «Mah Jong Composition Missoni Home» enthält so viele Komponenten, wie der Name lang ist. Sie ist bunt, exklusiv, mit einem Hauch Bourgeoisie und individuell. Denn natürlich kann sie nach persönlichem Gusto aus verschiedenen Materialien, Formen und Farben zusammengestellt werden.

Roche Bobois, www.roche-bobois.com

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1+3 Fermob produziert Outdoormöbel. Vielleicht ist das ja nicht gerade die spannendste Kategorie des Möbeldesigns, der französische Hersteller hat es jedoch geschafft, mit seinen Produkten völlig neue Welten für den Aussenraum zu kreieren. Sein Erfolgsrezept: schrill, bunt, fröhlich und für jeden Geschmack etwas. So ist «Luxembourg» bereits zum modernen Klassiker avanciert, während traditionellere Kollektionen wie «1900» die Romantikerin in uns wachküsst.

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Oh, là, là, les français! Ausgelassene Träumer, romantische Chaoten und überdrehte Verführer in einem. Vive la Nonchalance!

Fermob, www.fermob.com

3 2 So verheissungsvoll und elegant der Name klingt, so sind auch die Möbel und Accessoires des Unternehmens Roche Bobois, dessen Erfolgsgeschichte mit zwei Geschäften in der Rue de Lyon begann, im alten Theater Alexandre Dumas. Der Beistelltisch «Focus» widerspiegelt den aufregenden Charakter sowohl der Firma als auch der Franzosen.

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Roche Bobois, www.roche-bobois.com

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BODENBELÄGE

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Für Fuss und Auge Holz, Kork, Naturstein, Keramik, Teppich ... Als Bodenbelag stehen viele Materialien zur Auswahl. Entscheidend sind die optischen und haptischen Vorlieben sowie der Einsatzort. Redaktion: Britta Limper

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1 «Tisca Forte» bringt nicht nur Farbe, sondern auch Charakter in einen Raum. Der Teppichboden ist aussergewöhnlich strapazierfähig und lichtecht. Gewebt wird der Teppich im Appenzellerland.

Tisca Tiara, www.tiscatiara.com 2 Helle Hölzer und schlichte Farbtöne mit kräftigen Akzenten verkörpern die harmonische Wohlfühlatmosphäre im Bad und im Wohnbereich, die heute gefragter ist denn je. Bei den Wand- und Bodenbelägen zeigt sich dies durch ungewohnte Oberflächenstrukturen, natürliche Marmoreffekte, historische Musterspiele und gewagte Farbkombinationen.

HGC, www.hgc.ch 3 Ganz Baukeramik bietet neu Retroplättli in ihrer Plattenwelt an. Erinnerungen an die schwarz-weissen oder rosafarbenen, kleinformatigen Fliesen im Badezimmer der Grosseltern werden wach. Solche Muster und Farben werden heute modern und trendig interpretiert und im Vintage-Stil für verschiedenste Anwendungen angeboten.

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Ganz Baukeramik, www.ganz-baukeramik.ch 4 Die Parkettböden der «Flow Edition» präsentieren sich maximal einheitlich und sind in ihrer Wirkung einem Gussboden ähnlich. Die 11 mm starken Dielen im Format 1450 x 130 mm zeigen keine Fase, sodass sich ein sehr flächiges Gesamtbild ergibt.

Bauwerk Parkett, www.bauwerk-parkett.com

© Bauwerk Parkett AG

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5 Die neu aufgelegte Teppichkollektion «Fascination» begeistert mit ihrer Fülle an neuartigen Strukturen und Optiken und mit ihren aktuellen Farben bei höchster Qualität. In Zusammenarbeit mit international renommierten Gestaltern und Farbexperten entwickelt Vorwerk sie laufend weiter, spürt wandelnde Designbedürfnisse auf und setzt Impulse im Markt.

Vorwerk, www.vorwerk-flooring.com

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SCHLUSSPUNKT

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Ein Gebäudeensemble aus den 1950er-Jahren wird durch Buchner Bründler Architekten und Grego erfolgreich in die Gegenwart überführt: Das Hotel Nomad in Basel überzeugt dank stimmungsvoller Kontraste.

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Fotos: Mark Niedermann, Ruedi Walti

Roher Beton und weiche Teppiche

itten in Grossbasel, nahe des stark frequentierten Aeschenplatzes, liegt das ruhige Brunngässlein. Aus dem von Platanenbäumen und Geschäftshäusern der Nachkriegszeit geprägten Strassenbild sticht eine Fassade dank ihrer gelungenen Verknüpfung von Alt und Neu heraus. Es ist jene des Viersterne-«Design & Lifestyle Hotels Nomad», das die Unternehmensgruppe Krafft Anfang dieses Jahres eröffnet hatte. Buchner Bründler Architekten zeichnen für den Umbau des Apartmenthauses verantwortlich, das in den 1950er-Jahren von den Basler Architekten Bräuning, Leu, Dürig errichtet worden ist. Letztere zählten zum meistbeschäftigen Büro in Basel, das zahlreiche öffentliche Bauten, Geschäfts- und Gewerbehäuser sowie Industrieanlagen errichtete. Zum Gebäude, das im Inventar denkmalgeschützter Bauten aufgelistete ist, gehörte ein zweites, rückwärtig angesiedeltes Volumen. Während dieses aufgrund seines schlechten Zustandes einem Neubau wich, konnte das Vorderhaus durch den Rückbau einzelner Teile und geschickte bauliche Ergänzungen nicht nur erhalten, sondern auch in die Gegenwart über-

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1 Das feine Relief der ursprünglichen Betonfassade wurde mit Wasserdampf von alter Farbe befreit und kontrastiert heute mit den neuen Fensterelementen. 2 Buchner Bründler gaben dem Apartmenthaus aus den 1950er-Jahren sein altes Gesicht zurück. Ein neuer Aufbau schafft die Verbindung zu heute. 3 Die Rezeption im Erdgeschoss. Von hier aus gelangen die Hotelgäste in das Vorder- und in das Hinterhaus. Hinter den dunklen Lamellen (links) liegen der Restaurant- und Loungebereich. 4 Die Zimmer im Neubau verfügen über loftähnliche Grundrisse. Textile Elemente und Holzmöbel bringen Wohnlichkeit in die Räume.

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2 4 führt werden. Die Originalfassade aus rohem Reliefbeton wurde denkmalpflegerisch saniert, die existierenden Fensteröffnungen belassen und mit scharfkantigen Aluminiumrahmen versehen. Grosszügige Verglasungen in der Aufstockung und im Erdgeschoss – Letztere lassen sich im Sommer komplett öffnen – schaffen hingegen neue Ein- und Ausblicke. Während die Kleinteiligkeit der Grundrisse im Vorderhaus – bis auf das Erd- und Attikageschoss – erhalten blieb, verfügt der Neubau über eine loftartige Raumeinteilung. Insgesamt 65 Hotelzimmer sind in den oberen Etagen des siebengeschossigen Vorder- und des fünfgeschossigen Hinterhauses angesiedelt. Ein offenes Erdgeschoss, in dem Restaurant, Bar und Reception untergebracht sind, fungiert als Verbindung. Die zu erhaltende Hofdurchfahrt bildet den neuen Hoteleingang. Buchner Bründler setzten erfolgreich auf die strukturelle wie auch die visuelle Kraft von rohem Sichtbeton. Dieser kraftvollen Architektur galt es, etwas Weiches und Wohnliches entgegenzusetzen. Die beiden Architektinnen von Grego, die für das Konzept des Interior Designs verantwortlich zeichnen, nahmen die techni-

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sche Vorgabe, im Vorderhaus Teppiche zu verwenden, zum Anlass, ein textiles Experiment zu wagen. Grego entwarf verschiedene KelimDessins, die sie sowohl als durchgängigen Bodenbelag als auch für Decken und Möbel einsetzten. Dadurch wird der Teppich in einen neuen Kontext gestellt, der seinen Ursprung zwar nicht leugnet, diesen aber neu liest. Das Prinzip der Relektüre bestehender Codes wurde auch für die umfangreiche Möbelkollektion angewendet, die in Zusammenarbeit mit dem Designer This Weber und der Firma Very Wood entstand. Überlegungen zu den Möbeltypologien eines Domizils auf Zeit haben projektspezifisch designte Stücke hervorgebracht, die – mit Griffen und Laschen ausgerüstet – beweglich sind und dem Gast die Möglichkeit geben, sich individuell einzurichten. So entstanden in den beiden Teilen des Hotels zwei Zimmertypen, die wiederum ganz individuell dekliniert werden. Jedes Zimmer ist ein Unikat und wird zum einmaligen Erlebnisraum für die Gäste. Moderne Stadtnomaden mit Stilbewusstsein dürften sich schwertun, nach dem Besuch des Nomads weiterzuziehen. ss/sk

Nomad Hotel Bar Eatery Brunngässlein 8, 4052 Basel T 061 690 91 60, www.nomad.ch Buchner Bründler Architekten AG Utengasse 19, 4058 Basel T 061 306 30 00, www.bbarc.ch GREGO Helenastrasse 3, 8008 Zürich T 043 499 88 85, www.grego.ch Fokus Schlusspunkt

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