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UMBAUEN
NOVEMBER/DEZEMBER WWW.UMBAUEN-UND-RENOVIEREN.CH CHF 8.50
+RENOVIEREN DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MODERNISIERUNG
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25 Seiten VORHER/NACHHER
GEWUSST WIE
Ein Haus im Toggenburg von 1934
Solares Kraftwerk auf dem Dach
Wärme & Energie SOLAR, PELLETS, LÜFTUNG, WÄRMEPUMPEN, DÄMMSYSTEME, CHEMINÉES UND ÖFEN
Umnutzung: Eine Kutschenremise und ein Stall
UMBAUEN IM AUSLAND
Ein Schweizer Architekt in Marrakesch
Vorher/Nachher: Ein Haus im Toggenburg Spezial: Wärme & Energie
Umnutzung Wohnen in einer Kutschenremise in Winterthur und im Stall eines Emmentaler Bauernhauses
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Mit dem Combi-Steam kocht man gerne. V-ZUG erleichtert Ihnen das Kochen mit einfachen und individuellen Lösungen. Der neue Combi-Steam MSLQ ist das weltweit erste Gerät, das konventionelle Beheizungsarten, Dampf und Mikrowelle in sich vereint. So macht schnelles und gesundes Kochen Freude: vzug.com
Schweizer Perfektion für zuhause
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EDITORIAL
Was haben Fenster mit Moral zu tun? Gute Fenster sind kein Zufallsprodukt. Sie entstehen, wenn wir uns mit Werten und richtigem Handeln befassen. Gute Fenster sind langlebig, dauerhaft und nachhaltig. Fenster sind gut, wenn sie den Test der Zeit überstehen und nur einen kleinen „ökologischen Fußabdruck“ hinterlassen.
Absolut einzigartig
Foto: Jürg Zimmermann
Wenn Fabriken, Ställe oder Kirchen zu Wohnraum umgenutzt werden, ist eines gewiss: Jedes Objekt ist ein Unikat. Eine Transformation in Wohnraum stellt Architekten, Handwerker und auch die potenziellen Bewohner jedoch nicht selten vor grosse Herausforderungen. Zudem liegen die Gebäude oft seit langer Zeit in einem Dornröschenschlaf und warten auf eine Wiederbelebung. «Es braucht vom Architekten und von der Bauherrschaft die Bereitschaft, wirklich auf den Altbau eingehen und ihm nicht ein vorgefertigtes oder gar immer gleiches Konzept überstülpen zu wollen», sagt Dieter Schnell, Professor für Theorie und Geschichte der Architektur und der Denkmalpflege an der Berner Fachhochschule im Interview, das Sie ab Seite 38 lesen können. Wir zeigen Ihnen in dieser Ausgabe zwei Umnutzungen, bei denen mutig und dennoch behutsam vorgegangen worden ist. Lauener Baer Architekten haben eine einstige Kutschenremise in Winterthur in ein komfortables Wohnhaus umgenutzt. Der historische Pferdestall in der Gebäudemitte, der in seinem Erhaltungszustand und seiner Vollständigkeit eine regionale Rarität darstellt, wurde dabei gekonnt in das Architekturkonzept integriert (ab Seite 26). Freiluft Architekten haben den Ökonomieteil eines Emmentaler Bauernhauses mit einem Kern und Geäst aus massivem Beton versehen und so zwei Wohnungen in den Stall einbauen können. Bäder und Küchen befinden sich entlang der zentralen Betonstruktur, während der Raum, der sich darum herum anordnet, frei bespielbar ist (ab Seite 40). Eine Transformation hat auch die ehemalige Kantine einer Grossbank in Zürich erfahren. Heute kann hier im «Balboa Bar & Gym» trainiert werden. Für den Umbau zeichnen Mirjam Niemeyer und Tommi Mäkynen vom Büro Helsinki Zürich verantwortlich (ab Seite 110). Im letzten Teil unserer Serie «Umbauen im Ausland» zeigen wir Ihnen ein Riad in Marrakesch vom Schweizer Architekten Yves Morin. «Viele Entscheidungen, die den Entwurf massgeblich beeinflusst haben, mussten vor Ort mithilfe einer Bemusterung erfolgen», sagt Yves Morin, der während der Bauarbeiten um die 15-mal nach Marrakesch reiste (ab Seite 102). Und wer noch auf der Suche nach dem passenden Heiz- oder Dämmsystem ist oder gerne noch ein Cheminée einbauen möchte, dem sei unser ausführlicher Spezialteil zum Thema Wärme und Energie empfohlen (ab Seite 51). Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Britta Limper, Chefredaktorin
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Die Holzmanufaktur Rottweil GmbH arbeitet in der Schweiz mit der holzmanufaktur SWISS AG zusammen.
Messen 2016: denkmal Leipzig Bau + Energie Bern
www.homa-rw.de
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INHALT NOVEMBER/DEZEMBER 2016 Spektrum 9
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Unterwegs. Der Designer Jörg Boner über einen besonderen Besuch der Villa von Osvaldo Borsani bei Mailand. Inspiration. Ein Sammelsurium aus aktuellen Ereignissen und Produkten rund ums Wohnen, Bauen und Modernisieren. Agenda. Veranstaltungstipps. Aus Emils Bücherregal. Abwechslungsreiche Lektüre für spannende Lesestunden. Porträt. Einblick in die zurückhaltende Architektur von Bureau Brisson Architectes.
Thema Umnutzung 26
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Das bewegte Leben einer Remise. Eine einstige Remise in Winterthur ist mithilfe von Lauener Baer Architekten in besonderen und grosszügigen Wohnraum transformiert worden. Nachgefragt. Professor Dieter Schnell über die Gründe für Umnutzungen sowie deren Möglichkeiten und Grenzen. Alte Wurzeln, neue Triebe. Die Berner Freiluft Architekten haben in den ehemaligen Stall eines Emmentaler Bauernhauses zwei neue Wohnungen integriert.
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Spezial Wärme & Energie 52 54 56 64 66 72 74
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Inhalt
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Bücher. Rund um das Thema Energie. Wohlig, warm & clever. Wissenswertes für den energetisch optimalen Betrieb eines Bauwerks. Der Weg der Wärme. Neue Produkte im Bereich Dämmung, Fenster, Verteilung und Lüftung. Welche Wärme ist die beste? Vor- und Nachteile verschiedener Heiztechniken. Sonne, Holz und Erdwärme. Aktuelle Produkte aus der Welt der erneuerbaren Energien. Heizen mit Gas und Öl. Informationen zu fossilen Brennstoffen. Feuer und Flamme. Aktuelle Cheminées und Speicheröfen, die Haus und Herz wärmen.
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Vorher/Nachher 80
Haus «Sunnehöckli». Gabriele Demme und Franziska Plüss von deplus architekten haben im Toggenburg ein Haus von 1934 in ein gemütliches Ferienhaus für eine Familie umgebaut.
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Gewusst wie. Reto Westermann zu den wichtigsten Eigenschaften und Vorteilen von Solaranlagen. Swiss made. Steinel Solutions aus Einsiedeln fertigen die benutzerfreundlichen Leuchten «senses». In Holz baden. Der Fassbinder Reinhard Gugler über sein uraltes Handwerk und neue Technik. Baukasten. Flexibilität pur in der Küche dank dem intelligenten System «Frames by Franke». Umbauen im Ausland. Der Schweizer Architekt Yves Morin hat in der Altstadt von Marrakesch ein zerfallenes Riad umgebaut. Schlusspunkt. Die einstige Kantine einer Zürcher Grossbank ist heute ein Fitnessstudio mit Bar, das «Balboa Bar & Gym».
Fokus 96 98 100 102
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Impressum Adressen Branchenverzeichnis Vorschau
66 22 Titelfoto: Bruno Helbling, Umbau Lauener Baer Architekten, S. 26 Fotos im Inhalt: David Aebi, Sophie Brasey, Design House Stockholm, Sibir, Maria Tsakiri, Jürg Zimmermann
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Inhalt
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I NS PI RAT ION Schränke, Arbeits- und Wartebereiche aus Naturkork schaffen ein angenehmes Raumklima und strahlen Wärme aus.
Korken knallen keine mehr im alten «Rebstock» in Zürich-Höngg. Heute geht es hier ruhig zu und her – schliesslich wurde die Quartierbeiz zu einer Herzpraxis umgebaut. Die Praxisinhaberin und Kardiologin Rubina Syed wünschte sich eine Umgebung, die Sorgfalt und Gelassenheit ausstrahlt. Den Architekten von Dost Architektur gelang es, die Räume zu öffnen und gleichzeitig zu strukturieren. Sorgfältig proportionierte Kuben gliedern den Raum und ermöglichen eine intuitive Wegleitung der Patienten. Überraschend ist die Wahl des Oberflächenmaterials: Wände, Schränke und Wartebereiche sind gänzlich aus Kork gefertigt. Zwar verfügt das Naturmaterial über eine Reihe positiver Eigenschaften; Kork wirkt schalldämmend, reguliert die Luftfeuchtigkeit und absorbiert Gerüche. Allerdings hatte Kork im Wohnbereich oft einen leisen Beigeschmack von naturgefärbten Wollschals und Hüttenfinken. Das scheint nun definitiv vorbei zu sein. Und, allem abgelegten Öko-Image zum Trotz, schafft Kork es immer, einem Raum eine behagliche Atmosphäre zu verleihen. Dost Architektur, www.dost.org Herzpraxis Höngg, www.herzpraxishoengg.ch
10 Spektrum Inspiration
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Fotos: Adrian Winteler, Bürobureau für Dost Innenarchitektur
Alles Kork Ein Naturbaustoff im Wandel
Die klare Gliederung schafft eine intuitive Wegleitung von Patienten und Praxispersonal.
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Kein Kratzer zu tief Ob Kerbe im Holztisch oder Delle im Parkett: Edding Holzreparaturstifte schaffen Abhilfe. Der Möbelmarker retuschiert Kratzer und versiegelt die Holzoberfläche. Tiefere Schäden lassen sich mit dem Möbel-Reparatur-Set ausbessern. Das Wachs ist in zehn Sets von Nussbaum bis Eiche erhältlich und unkompliziert in der Anwendung. Gegen Mängel in Parkett, Laminat oder Dielen hilft Holzbodenwachs in mehreren Farbtönen. www.edding-repairing.com
Schneegestöber Ein Weihnachtsgeschenk für Vögel und zugleich ein Schmuckstück für jeden Baum hat der finnische Designer Max Mylius entworfen. Der Birdfeeder «Lumi» ist so hübsch wie raffiniert: Die Menge des Vogelfutters bleibt konstant auf demselben Niveau, da die Körner durch einen in der Flocke versteckten Behälter automatisch nachgefüllt werden. «Lumi» ist übrigens das finnische Wort für Schnee. www.designhousestockholm.com
Arte pura Die neue Kollektion des italienischen Fliesenherstellers Ceramiche Refin bringt feine Textilstrukturen auf Feinsteinzeugfliesen. Die Designerin Daniela Dallavalle schuf ein abstraktes Geflecht gewebter oder bestickter Texturen, die dem Innenraum Leichtigkeit und Patina verleihen. Als Inspiration dienten traditionelle Materialien wie Spitzenborten, die Struktur von Leinenstoff oder die groben Oberflächen von Lehm und Ton. www.refin.it
Bauökonomie Mehr Natur geht nicht: Pensiun Laresch Das Hotel im Bündner Bergdorf Mathon gilt als bauökologisches Vorbildprojekt. Neben einer wirkungsvollen Aussendämmung, der nachhaltigen Energiegewinnung durch Erdsonden sowie einer Photovoltaikanlage tragen die Naturbaustoffe der Firma Haga massgeblich dazu bei. Verwendet wurden natürliche, vorwiegend regionale Materialien wie Holz, Stein, Kalk und Lehm. Im Innern sorgen Lärchenholz und Lehmputz für ein angenehmes Raumklima. Der Bau wurde von der Architektengemeinschaft 4 AG konzipiert und integriert sich dank seiner einfachen Kubatur gekonnt in die umliegende Bergwelt des Naturparks Beverin.
Pensiun Laresch, Plàn da Crusch 163a, 7433 Mathon T 081 661 10 00, www.laresch.ch Haga AG Naturbaustoffe, www.haganatur.ch Architektengemeinschaft 4 AG, www.a4ag.ch
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I NS PI RAT ION Auch für Hightech-Unternehmen oder Startups ist der wandelbare Büroplatz ideal.
Vitra Ein Hack der Büroarbeitswelt
«Hack»-Arbeitsflächen sind höhenverstellbar und bieten individualisierbare Privatsphäre.
Mit dem Tischsystem «Hack» ergänzt Vitra die Bürowelt um eine neue, flexible Lösung. Bezeichnend ist die Materialwahl: Der Designer Konstantin Grcic entschied sich für das industrielle Rohprodukt Hack, das in seiner Rauheit eine Ästhetik des Unfertigen, Experimentellen zeigt. Damit reflektiert das System die Haltung von Unternehmen, die sich ebenfalls über konstante Veränderung definieren und ein Büro als wandelbare Einheit betrachten. «Hack» kann an veränderte Bedürfnisse angepasst werden und bietet maximale Flexibilität. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die Elemente zu einer flachen Kiste zusammenklappen und können weggestellt, umgezogen oder platzsparend gelagert werden. Vitra, Charles-Eames-Strasse 2, DE-79576 Weil am Rhein, T 0049 7621 702 36 40, www.vitra.com
Kochen mit G(en)uss Pudrige Farben und schlichte Formen zeichnen die Gusseisen-Kochgeschirre «Ron» aus. Dank der typischen Wärmeschutzeigenschaften von Gusseisen gelingen Suppen, Eintöpfe und herzhafte Fleischgerichte, die langsam und schonend garen sollen, besonders gut. Die Serie kann auf allen Arten von Kochfeldern und im Backofen verwendet werden. www.berghoffworldwide.com
Abgerundet Das matt lackierte Unterbaumöbel bildet mit dem Waschbecken eine sanfte Einheit. Bei Käppeli wählt der Kunde Waschtisch, Oberfläche, Farbe und Beschaffenheit für sein Badmöbel frei aus. In der Werkstatt fügen Fachspezialisten dies zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Mit Erfahrung und Gespür entstehen so Badezimmer für Individualisten. www.kaeppeli-kuechen.ch
Lang lebe der Wein Oft wird einem Weinliebhaber die Freude auf ein gutes Glas Wein durch den muffigen Geruch des «Zapfens» verdorben. Abhilfe können die ästhetischen Weinschränke von SubZero schaffen. Sie sind nicht nur zur Kühlung gedacht, sondern schützen den Wein vor seinen natürlichen Feinden Feuchtigkeit, Licht und Erschütterung. Die unabhängigen Lagerzonen sichern die Temperatur, zwei Verdunster halten die Luftfeuchtigkeit konstant und schützen Etikett und Korken. Eine Luxusaufbewahrung für Weinkenner mit Anspruch. www.subzero-wolf.com
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Puristisch Der reduzierte Teelichthalter von Philippi eignet sich rund ums Jahr, um stimmungsvolles Kerzenlicht zu verbreiten – und an Weihnachten noch ein bisschen mehr. Er hängt kerzengerade am Baum und lässt durch den schützenden Glasring keinen Wachs auslaufen. Und wenn die Bescherung vorbei ist, gehts wieder zurück an die knospenden Äste des Apfelbaums. www.philippi.com
Filz für Holz
Pizza einmal anders
Im Winter geht nichts über ein knisterndes Feuer – Brennholz schleppen gehört allerdings auch dazu. Mit den handlichen Taschen und Körben von Fine Filz macht diese Arbeit gleich mehr Spass. Die dekorativen Filzprodukte aus Merinowolle werden in Westfalen von Hand gefertigt. Zur Auswahl stehen rund 20 Farben; alle Produkte können individuell bestickt werden. www.fine-filz.com
Nein, Margherita, Funghi e Prosciutto gibts nicht im Stripped Pizza im Zürcher Seefeld. Dafür vielversprechende Rezepte namens «Naked Devil» oder «Damn Ham». Ausserdem kann jeder seine eigene Pizza zusammenstellen. Zur Auswahl stehen neben Büffelmozzarella und Basilikum auch Ausgefallenes wie Randen-Ricotta-Sauce oder Granatapfel – und das alles in speziellem Ambiente. www.stripped-pizza.com
Tauchen Sie ein in Ihre
Schönheitsoase
Perlwasseranlagen AQA perla von BWT verwandeln hartes Wasser in seidenweiches Perlwasser. Das Schönheitsgeheimnis für zarte Haut und glänzendes Haar. Nähere Informationen auf www.bwt-aqua.ch.
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PORTR Ä T 1
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Auf allen Ebenen Bureau Brisson Architectes steht für eine zurückhaltende Architektur. Der Lausanner Germain Brisson sieht sich selbst als Dienstleister; sein Metier betrachtet er aus einer multidisziplinären Perspektive. Im Zentrum steht für ihn der Dialog als Voraussetzung für eine bereichernde Zusammenarbeit.
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eute wirkt es, als hätte das erste Projekt, das Germain Brisson als selbstständiger Architekt ausführte, die Weichen gestellt. Der Umbau eines kleinen Polstereibetriebes in eine Galerie mit integriertem Café schien ihm anfänglich von geringer Bedeutung. Doch aus Auftraggebern wurden Freunde, die Galerie zu seinem ersten Büro. Er verliebte sich in den Raum und das Quartier France Collonges Maupas, das an den Hängen Lausannes über dem Lac Léman liegt. Hier initiierte er mit Freunden die «Wunderkammer», organisierte Ausstellungen, Performances und Konzerte. Die Kultur-Plattform bietet ephemeren Spielraum für soziale und räumliche Experimente und wird ins Leben gerufen, sobald ein Umbauprojekt die Möglichkeit einer Zwischennutzung bietet. Brisson schätzt das Potenzial, das Umbauten und Renovationen innehaben. «In erster Linie geht es darum, den Bestand zu analysieren und das Gebäude in seinem historischen
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Umbau Wohnung, Prilly 1 Um die Grosszügigkeit des Raumes zu unterstreichen, sind die Küchenoberflächen in zurückhaltendem Weiss gehalten. Die Zementfliesen erfahren eine Neuinterpretation in Muster und Farbgebung und setzen Akzente. 2 Anstelle eines kleinen Simses an einer zurückversetzten Wand wurde eine geräumige Nische eingebaut. MDF-Platten in dunklem Smaragd bilden den Rahmen, die Rückwand hebt sich durch einen dekorativen Druck von ihrer Umgebung ab. 3 Germain Brisson mit Team: Mitarbeiter Alan Hasoo (rechts) und Praktikant Pascal Rodrigues (links).
Fotos: Sophie Brasey, Germain Brisson, Alan Hasoo
4 Schicht für Schicht wurden die Eingriffe vorgängiger Renovationen abgetragen und der Charakter der Wohnung wiederhergestellt. Fingerspitzengefühl verlangte besonders das beschädigte Buchenparkett im Wohnzimmer.
Kontext zu betrachten. Danach kann ich entscheiden, was erhaltenswert ist. Engen baulichen Zwängen versuche ich, mit maximaler Offenheit zu begegnen, um Automatismen zu vermeiden», erklärt der Architekt. «Ich bevorzuge zurückhaltende Interventionen, die sich in einen Raum integrieren, vielleicht kaum wahrnehmbar sind. Ich möchte einem Raum keinen Stempel aufdrücken, sondern ihm seine Schönheit zurückgeben.» Exemplarisch für Brissons zurückhaltenden, sensiblen Zugang zur Architektur ist der kürzlich ausgeführte Umbau einer Altbauwohnung in Prilly. Das Wohnhaus mit Baujahr 1905 war in den 60er-Jahren in Stockwerkwohnungen aufgeteilt worden. Durch einen zweiten Eingriff zwanzig Jahre später hatte das Gebäude viel von seinem ursprünglichen Charme verloren. Bureau Brisson Architectes gelang es, mit viel Sorgfalt die Spuren der vorangegangenen Renovationen abzutragen, Schäden am historischen Bestand zu restaurieren und den Räumen durch kleine, durchdachte Eingriffe ihre Qualität zurückzugeben. Brissons Denken widerspiegelt sich in Mood-Büchern, die er für jedes Projekt zusammenstellt. «Die Bücher sind Sammelsurien aller möglichen Inspirationsquellen. Bauten aus der italienischen Moderne, Werke der ‹alten Schweizer Garde›, zeitgenössische Arbeiten belgischer Architekten, Einflüsse aus der Kunst oder alltägliche Details – alles breit gestreut», so Brisson. «Ich möchte mich keiner Strömung zuordnen. Die junge Architekturszene in der Romandie funktioniert ziemlich undogmatisch. Der Markt hier ist durchlässiger geworden, es herrscht eine grosse Energie. Wir sind gut vernetzt und offen für andere Disziplinen. Wir versuchen einfach, etwas zu bewegen.» mr
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Infos zum Büro Germain Brisson absolvierte Grund- und Masterstudium an der EAVT in Frankreich und an der Lausanner EPFL. Während dreier Jahre arbeitete er bei al30 architects in Lausanne, parallel dazu trat er eine Assistenzstelle an der EPFL an. 2013 machte sich Brisson mit einer Studienkollegin selbstständig; seit einem Jahr leitet er Bureau Brisson Architectes und beschäftigt zwei Mitarbeiter. Das Büro konzentriert sich vorwiegend auf Umbau- und Renovationsprojekte. Oft werden diese an eine Zwischennutzung gekoppelt; die experimentelle Plattform «Wunderkammer» erwacht zum Leben. Brisson ist Mitglied mehrerer NPO’s und engagiert sich mit dem SIA Vaud regelmässig für Young Professionals.
Ausblick Bijou im alten Kleid Aktuelles Projekt ist der Umbau einer Quartierbeiz zur Kinderkrippe. Bureau Brisson Architectes entwickelte das Konzept mit Unterstützung der NPO «Kinderleader». Der Verein setzt sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Für Brisson, selbst aktives Mitglied, ist der Umbau ein Traumprojekt. Vor dem Baustart beherbergte das «Le Centenaire» während mehrerer Wochen die experimentelle Plattform «Wunderkammer».
Bauten & Projekte Renovation Altstadtapartments, Lausanne, 2016; Machbarkeitsstudie Umbau Restaurant zur Kinderkrippe, Lausanne, 2015; Teilsanierung Collège Annexe Ouest, Pully, 2015; Umbau Eingang Maison de la Communication, Lausanne, 2014; Umbau Café & Galerie, Lausanne 2014
Bureau Brisson Architectes Avenue de France 42 1004 Lausanne T 021 625 18 32 www.bureaubrisson.ch Spektrum Porträt 23
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1 Das wuchtige Emmentaler Bauernhaus erstrahlt heute wieder in seiner ursprünglichen architektonischen Stärke. Der Umbau des Ökonomieteils (links) fällt von der Strassenseite her kaum auf. Anhand des Daches wird aber sichtbar, bis wo Erneuerungen vorgenommen wurden.
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Alte Wurzeln, neue Triebe Durch einen mutigen Umbau stärken Freiluft Architekten die Wurzeln eines alten Emmentaler Bauernhauses und verleihen ihm gleichzeitig eine neue Identität – dank einem Kern und Geäst aus massivem Beton. Text: Silvia Steidinger, Fotos: David Aebi
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ENERGIEHAUSHALT
Der Weg der Wärme Um ein Haus umwelt- und ressourcenschonend zu beheizen, braucht es mehr als die entsprechende Heizungsanlage. Eine möglichst dichte Gebäudehülle sowie eine effiziente Verteilung der Wärme sind weitere entscheidende Faktoren. Redaktion: Britta Limper und Silvia Steidinger
Prolux Der Heizkörper «Calango» ist ohne sichtbare Schweissnähte verarbeitet. Seine grossen Lücken zwischen den Heizrohren ermöglichen das leichte Einlegen von Handtüchern und bieten wesentliche Vorteile bei der Reinigung. Um die Solitärwirkung des «Calango» nicht zu stören, ist die Anschlusssituation verdeckt ausgeführt. Mit dem «Calangoflex» steht ein Modell zum schnellen, einfachen Austausch gegen alte Radiatoren zur Verfügung – ganz ohne aufwendige Umbauarbeiten oder Änderung der Rohrleitungsanschlüsse. www.prolux-ag.ch
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Hoval Hoval bietet mit der neuen «TopTronic E» eine energiesparende und einfache Regelung und bringt mit der raffinierten Bedienung der Heizung auch das Verständnis für Komfort und Energie ins Haus. Die Regelung lässt sich via Handynetz oder Internet von überall jederzeit ansteuern. Ein weiteres Feature ist die Berücksichtigung der Wetterprognose bei der Wärmeversorgung des Gebäudes, was für weitere Energieersparnis sorgt. www.hoval.ch
Zehnder Chrom ist zeitlos, elegant und fügt sich in die unterschiedlichsten Badambientes ein. Zehnder verchromt seine Designheizkörper im eigenen Werk und verfügt über lang jährige Erfahrung im Bereich dieser hochwertigen Oberflächenveredelung. Das sorgfältige Verchromungsverfahren garantiert, dass die Heizkörper über Jahre hinweg perfekten Glanz bewahren. «Zehnder Yucca» besticht mit einer unkonventionellen Palmenform, die seitlich offene Anordnung der Rundrohre erlaubt das kinderleichte Aufhängen und Vorwärmen von Badtextilien. www.zehnder-systems.ch
Systec Therm Netzheizmatten bieten gerade bei Häuser-Modernisierungen Vorteile. Die Heizmatten sind nur 2,7 mm dünn und lassen sich dadurch meist ohne Bodenniveauerhöhung einbauen. Fussbodenheizungen sind g rossflächige Strahlungsheizungen, deren milde Wärmeabgabe als sehr angenehm empfunden wird. Dadurch kann die Raumtemperatur bei gleichbleibendem Komfort um 1 bis 2 Grad reduziert werden. Dies spart Energie und Heizkosten. www.systectherm.ch
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Runtal «Runtal Cosmopolitan» überzeugt durch seinen breiten Dreikantprofilrahmen, der dem attraktiven Heizkörper die charakteristische räumliche Wirkung verleiht. Praktische Accessoires und eine Vielzahl von vertikalen und horizontalen Modellen machen diesen Heizkörper besonders flexibel und erlauben eine optimale Anpassung an unterschiedlichste Raumbedürfnisse. Dabei ist er sowohl für den Anschluss an die Warmwasser-Zentralheizung als auch für den rein elektrischen oder gemischten Betrieb mit programmierbarem Steuergerät konzipiert. www.runtal.ch
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CHEMINÉES UND ÖFEN
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Feuer und Flamme Während der Wintermonate ist ein wärmendes Feuer im Wohnraum besonders wohltuend. Dass Heizen mit Holz auch ökologisch Sinn macht, zeigt unsere Auswahl moderner Speicheröfen und Cheminées. Redaktion: Mirjam Rombach
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1 Aus dem hohen Norden: Der Hybridofen der Modellreihe «Hiisi» verbrennt sowohl Pellets als auch Holzscheite ohne zusätzliches Zubehör und speichert die Wärme trotz seiner geringen Grösse effektiv. Die klare Formensprache des Ofens ist auf ein Minimum reduziert und lässt weder Zuluftöffnungen noch Aschenklappen erkennen.
Tulikivi, www.speicherofen-schweiz.ch 2 Der grösste Ofen- und Cheminéefachmarkt der Schweiz präsentiert sein Sortiment auf 3200 m² Ausstellungsfläche an fünf Standorten. Auf Wunsch gibt es umweltschonende Cheminéeöfen und Cheminées mit Rundumbetreuung: Alpinofen begleitet von der Planung über die Lieferung bis zur Montage und berät, wenn nötig, sogar auf der Baustelle.
Alpinofen, www.alpinofen.ch
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3 Spartherm-Kaminöfen, Brennzellen und Cheminéeeinsätze in zurückhaltendem, beinahe puristischem Design lenken den Blick konsequent auf das Spiel der Flammen. Die fast unsichtbar wirkenden Scheiben können automatisch nach oben und unten geschoben und ganz leicht gereinigt werden.
Sparthem, www.spartherm.com 4 «Elements» ist ein modulares Kaminofensystem, das aus drei Bestandteilen zusammengesetzt wird. So kann der Ofen wie ein Möbelstück auf den Raum zugeschnitten und jederzeit verändert werden. Der neue «Elements Tunnel» inszeniert das Feuer aus zwei Perspektiven und fungiert auch als Raumteiler. Aus tiefschwarzem Stahl gefertigt, besticht der Ofen durch minimalistisches Design und maximale Gemütlichkeit.
Tiba, www.tiba.ch
6 Seitenwände aus gelochtem Metallgewebe kontrastieren mit der schwarzen Aluminiumfront und verleihen dem Ofen «LAM» eine technologische Wirkung. Gleichzeitig ermöglichen sie eine optimale Wärmeverteilung.
MCZ, www.mczgroup.com
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5 Im neuen Cheminée «Visio» sorgen hochwertige Vermeculite-Platten für hohe Brennraumtemperaturen, die eine umweltfreundliche, CO2-neutrale Verbrennung garantieren. Der Griff aus Eichenholz bleibt kühl und kann ohne Handschuhe bedient werden. Ein ständiger Luftstrom im Innern des Feuerraums verhindert das Festsetzen von Russpartikeln auf dem Keramikglas. «Visio» ist wahlweise ein-, zwei- oder dreiseitig verglast erhältlich.
Attika, www.attika.ch
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Haus «Sunnehöckli»
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Das Haus des ersten Lastwagenchauffeurs im Toggenburg ist von hauser.meier architektinnen und deplus architekten für dessen Nachkommen in ein gemütliches und zweckmässiges Feriendomizil verwandelt worden, das zu Zusammenkünften mit Familie und Freunden einlädt. Text: Britta Limper, Fotos: Jürg Zimmermann
Nachher
Vorher
Nachher Die Strassenfassade wurde sanft renoviert. Das Walmdach der Garage ist einer Dachterrasse gewichen, das Garagentor musste durch die Herabsetzung der Decke verkleinert werden. Vorher Das Haus des ersten Lastwagenchauffeurs des Toggenburgs wurde als Holzständerbau errichtet. Die Garage mit dem grossen Tor schliesst direkt an das Haus an.
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