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PRÄSENTIERT

Nachdem die Fachjury den Sieger – ein Ferienhaus in Lajoux JU – auserkoren hat, hat nun auch das Publikum seinen Favoriten gekürt, und dies mit grosser Mehrheit.

Das kleine Haus, entworfen von Armando Ruinelli, zeigt das feine Gespür für den Ort und den Mut für das Experiment des Architekten und steht am Ufer des Lago Maggiore – einem irgendwie magischen Sehnsuchtsort.

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E I N F A M I L I E N H A U S

Das Haus lehnt sich bezüglich Materialien und Erscheinung an den Vorgängerbau an; dennoch wirkt es zeitgenössisch.

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Das Ideale Heim im April 2022 — Das beste Einfamilienhaus

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Grundkräfte Ein kleines Haus am Lago Maggiore von Armando Ruinelli gewinnt den Publikumspreis von «Das beste Einfamilienhaus» – Tradition neu interpretiert.

Text: Susanna Koeberle, Fotos: Marcello Mariana

Im Erdgeschoss prägen die Materialien Beton, Stein und Kastanienholz die Atmosphäre.

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Die beiden gespiegelten Rechtecke – einmal Fenster, einmal Oberlicht – thematisieren den Bezug zwischen Innen- und Aussenraum.

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Die einzeilige Küche aus Naturblech ist bodenfrei befestigt und scheint über dem Boden zu schweben.

Das Bodenglas im mittleren Wohngeschoss bringt Licht in den Koch- und Essraum.

Auch ins Treppenhaus aus selbstverdichtetem Beton gelangt Licht.

Die Sensibilität für den Geist des Orts sowie der gleichzeitige Mut zum Experiment zeichnen das kleine Haus am Lago Maggiore aus.

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an könnte meinen, das Erfassen der ortspezifischen Atmosphäre gehöre nicht zu den Aufgaben eines Architekten.

Nicht so bei Armando Ruinelli. Bevor er baut, möchte er das Terrain verstehen, spüren, was richtig ist, wie er sagt. Die Arbeit des Bergeller Architekten hat viel mit Respekt vor den Eigenheiten des ­Lokalen zu tun.

Ruinelli baut viel im Tal, in dem er aufgewachsen und in das er nach der Ausbildung zurückgekehrt ist. Sein Blick auf die gebaute Umgebung und die Landschaft ist allerdings kein nostalgischer. Ihn interessiert vielmehr die Spannung zwischen Tradition und zeitgenössischem Ausdruck. Im Gespräch fallen die Begriffe Massstäblichkeit und Verantwortung. Der Architekt weiss, wie schnell ein Bau das Gleichgewicht im dörflichen Kontext verändern kann. Das hindert ihn nicht daran, moderne Architektur zu machen. Einfach das Bestehende nach-

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plappern möchte er dezidiert nicht. Doch was in den Bauten des in Soglio ansässigen Büros so selbstverständlich daherkommt, ist in Wahrheit mit viel Aufwand verbunden.

Reduzierte Komplexität Die Sensibilität für den Geist des Orts sowie der gleichzeitige Mut zum Experiment zeigen sich auch bei einem Projekt, das ­Ruinelli und Partner für eine Bauherrschaft im Tessin realisieren konnte. Der Ersatzneubau am Lago Maggiore fällt von weitem nicht sonderlich auf; erst auf den zweiten Blick zeigen sich die Besonderheiten des dreistöckigen Hauses, das zwischen zwei bestehenden Gebäuden eingefügt ist. Die steinernen Mauern sowie das Steindach orientieren sich zwar an bekannten Typologien der Gegend, und auch die verwendeten Materialien sind dem Ort nicht fremd. Dennoch zeichnen schon nur die klar gesetzten und formal ausdifferenzierten Öffnungen der Hauptfassade den Bau als zeitgenössisch aus. Der Zugang über die

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«Ich verwende gern grobe Materialien, die präzise verarbeitet sind.»

ARMANDO RUINELLI

Alle Elemente aus Holz bestehen aus ortstypischem Kastanienholz. Blick ins oberste Geschoss mit Schlafbereich.

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­ öhenversetzte Strassenseite führt direkt ins h Dachgeschoss, wo sich das Schlafzimmer befindet. Hier zeigt sich erstmals die schöne Komposition der Materialien Beton, Stein, Kastanienholz und Metall. Dieser reduzierte Materialkanon prägt die Atmosphäre im Innern stark und ist auch für die Arbeit des Büros charakteristisch. Ruinelli verwendet gern grobe Materialien, die präzise verarbeitet sind; wenn möglich stammen diese aus der Gegend. Ein eingebautes Regal aus Kastanienholz dient als Raumtrenner und bildet mit dem Bett eine Einheit. Die gemauerten Steinwände sind in der Rasapietra-Technik ausgeführt. Das unregelmässige Bild der Steine hat fast etwas von einem Arte-Povera-Kunstwerk. Die giebelförmige Decke aus Beton ­betont den archaischen Charakter dieses Raums. Eine Treppe aus Beton führt in die unteren zwei Etagen, wo sich je ein Cheminée befindet, das grössere davon schafft in der Küche eine Verbindung zur Erde. Gleich­ zeitig kreiert Ruinelli über eine geschickte Lichtführung den Bezug zum Himmel.

Ein besonderes Detail ist etwa die im Holzboden eingelassene Glasplatte im mittleren Stock. Sie steht stellvertretend für Ruinellis Suche nach der richtigen Lösung für den Ort – im konkreten Fall war das

Das grosse, liegende Fenster im Schlafzimmer erlaubt einen direkten Blick auf den Lago Maggiore.

In den beiden Bädern kommt wasserdichter farbiger Mörtel zum Einsatz.

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Einlassen des massiven Glases in einen Metallrahmen im Kastanienholzboden eine Premiere. Solche baulichen und handwerklichen Experimente zeugen auch vom Vertrauen in die Expertise der ausführenden Hand­ werker*innen. Aus dem Austausch mit Fachkräften entsteht zuweilen Neues und Unerwartetes. Die Dimensionen dieses inneren Fensters nehmen die Grösse der Öffnung nach ­aus­sen auf; dadurch entsteht ein doppelter Dialog mit der Umgebung – gleichsam ein See im Haus, aber ganz ohne Poolallüren.

Schwimmen können die Bewohner im See, und sie tun das offenbar auch sehr gern.

Im Erdgeschoss ist die Küche. Da sich das Niveau unter demjenigen der seeseitigen Terrasse befindet und der See bis auf diese Höhe aufsteigen kann, wurde die Küchenzeile aus Naturblech bodenfrei befestigt. Das nimmt dem Element die Schwere. Der Boden besteht aus glattem Beton. Die Einfachheit der Eingriffe ist keine Erfindung per se, der Architekt verdichtet dadurch die Essenz des Vorgängerbaus auf wenige Elemente und interpretiert die Tradition neu. Genau darin liegt die Kraft dieses Bauwerks.

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Foto: Raymond Meier

Der dreistöckige Ersatzneubau wurde zwischen zwei bestehenden Gebäuden neu aufgebaut.

ARMANDO RUINELLI,

Architekt

1970 bis 1977 absolvierte Ruinelli in Zürich eine Lehre als Hochbauzeichner und arbei­ tete nach Abschluss weiter als Zeichner (Auto­didakt). 1982 gründete er sein eigenes Architekturbüro in Soglio GR. 2006 wurde er in den Bund Schweizer Architekten (BSA) aufgenommen. 2015 erhielt Armando ­Ruinelli den Kulturpreis des Kantons Grau­ bünden. Wichtige Werke: Turn- und Mehr­ zweckhalle in Bondo, Atelierhaus in Soglio, Wohnhaus mit Fotoatelier in Soglio, Umnut­ zung einer Scheune in Soglio, Interventionen im Hotel Waldhaus Sils, Atelierhaus in Mecklenburg-Vorpommern, Atelier und Kunstlager für Miriam Cahn und Studio für die Stiftung Garbald in Castasegna. In Bear­ beitung sind ein Parkhaus in Soglio, eine Wohnsiedlung auf der Insel Reichenau, ­Umbauten und Neubauten im Bergell, ein Wohnhaus in Griechenland, ein Masterplan im Veltlin sowie ein Neubau in Bozen.

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Obergeschoss

Dachgeschoss 1 2 3 4 5

Schlafen Terrasse Wohnen Bad/Toilette Koch- und Essbereich

www.ruinelli-associati.ch

Erdgeschoss

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ARCHITEKTUR: Ruinelli Associati Achitetti, Soglio GR Standort: Ersatzneubau in Gerra (Gambarogno TI) BAUBEGINN: 2017 FERTIGSTELLUNG: 2020 GRUNDSTÜCKSGRÖSSE: 105 m² WOHNFLÄCHE: 115 m² BAUWEISE: Massivbau mit Bruchsteinmauerwerk (Rasa Pietra); neuer Treppen-Kamin-Block aus selbstverdichtetem Beton; Decken, Fussboden und Türen aus Kastanienholz; Fenster und Aussentüren aus Stahl

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