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Vor 100 Jahren

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Unterhaltung

Unterhaltung

Vor hundert Jahren ... 1922

Zusammengestellt von Karl-Heinz Sparber

05.01.1922

Bahnunfall

Man berichtet dem „Tiroler“ aus Pflersch unterm 2. Jänner: In der letzten Nacht gab es außerhalb der Station Ast ein Bahnunglück. In Schelleberg entrann ihnen ein Tender und rollte talwärts. Von Gossensaß her kam eine Maschine. Beide stießen zusammen und wurden arg beschädigt. Verletzt wurde niemand. Allgemeiner Tiroler Anzeiger

07.01.1922

Jaufenpaß, Franzensfeste

Wie dem Verkehrsverbande Bozen aus dem Jaufenpaß-Hause vom 5. des Monats gemeldet wird, ist in diesem Gebiete am Vortage Schneefall eingetreten, sodaß der Jaufenpaß (2.130 Meter) eine Schneehöhe von 15 Zentimetern zeigt und der Auto- und Wagenverkehr eingestellt werden mußte. Infolge der abnormalen Witterungsverhältnisse konnte der Verkehr bisher ununterbrochen bewerkstelligt werden, was um diese Jahreszeit seit Menschengedenken nicht der Fall war. Noch am 2. Jänner passierten vier Automobile und mehrere Fuhrwerke den Jaufen. - Neuer Gemeindearzt in Franzensfeste. Mit 1. Jänner wurde die Gemeindearztstelle in Franzensfeste an Herrn Dr. Georg Gasser vergeben. Der neue Gemeindearzt promovierte im März 1921 und befindet sich derzeit zur praktischen Ausbildung auf der Frauenklinik in Innsbruck.

Innsbrucker Nachrichten

14.01.1922

Die Leiden Südtirols. Die Verwelschung der deutschen Ortsnamen. Einrücken

Einer der gehässigsten Feinde alles Deutschen ist der berüchtigte Ettore Tolomei, wohl allen Tirolern bekannt. Dieser Mann hat im Verein mit einigen gleichgerichteten Hetzern im Trentino und in Triest es zu erreichen gewußt, daß in Rom eine Kommission für die Erfindung italienischer Ortsnamen in den neuen Provinzen eingesetzt wurde. (…) Ueber Betreiben Tolomeis faßte die Kommission den Beschluß, daß alle Namen von Gemeinden, Fraktionen und Ortschaften Südtirols ins Italienische übersetzt und den deutschen Bezeichnungen vorangestellt werden. (…) In einer Zuschrift an den „Tiroler“ heißt es: „Man denke sich die Ungeheuerlichkeit, in so rein deutschen Gebieten, wie in Passeier, im Sarntal, im Vinschgau, im Eisak- und Pustertale, wie auch längs des Etschtales werden nun die Ortsaufschriften überall zuerst den neugebackenen, mühsam zusammengekünstelten italienischen Namen ausweisen, den kein Deutscher will und versteht und den auch kein Italiener (vorläufig wenigstens) kennt und gebraucht. (…) Glaubt dieser Herr Tolomei wirklich, daß unsere alten deutschen Ortsnamen auch nur so auf einem Marmorblock eingemeißelt sind, wie etwa jener Spruch auf dem Denkstein am Brenner von der Sprache der Mutter „Roma?“ Nein, nein! Da täuscht er sich. Diese alten heimatlichen Namen sind nicht nur in alten Karten und alten Reisehandbüchern der ganzen Welt, die sind auch unauslöschlich in unserem Gedächtnis und in unseren Herzen eingeprägt und Atzwang und Olang und Vintl und Sterzing heißen bei uns die Orte - und nicht „Campodazzo“ und „Valdaora“ und „Vandoies“ und „Vipiteno“ - und was Ihr sonst für „Heiligen“-Namen voransetzen wollt!“ Auch vernünftige Italiener finden die Tolomeischen Auswüchse des Chauvinismus lächerlich. So schreibt das Blatt der Republikaner, die „Voce reppublicana“: „Oesterreich ist vor dem Kriege, trotz alles moralischen Zwanges, den es auf die Italiener ausübte, nie in solche Verirrungen geraten... Wir sind auf dem besten Wege, mit solchen Lappalien uns lächerlich zu machen, da es einfach widersinnig ist, mit solch blöden Mitteln jene zu Italienern zu machen, die es nicht sind. Ueberdies ist es auch antisozial und antipatriotisch, anderen das Recht, sich in ihrer Sprache auszudrücken, zu verweigern.“ - Im Laufe der kommenden Wochen findet die Aushebung der Südtiroler Jugend für das italienische Militär statt. Die Gefühle der Bevölkerung, welche im vergangenen Sommer einen erbitterten politischen Kampf gegen die Einführung der Militärpflicht gekämpft hat, kann man begreifen. Arme Brüder! Allgemeiner Tiroler Anzeiger

19.01.1922

Ehrenbürgerernennung

Obmann des Elektrokomitees, seit drei Jahren geschäftsführender Bürgermeister, am 14. des

Uhrmacher, amtsführender Bürgermeister und Ehrenbürger von Sterzing Josef Vetter (1860 - 1940)

Monats in Anbetracht seiner vielen Verdienste zum Ehrenbürger ernannt. Allgemeiner Tiroler Anzeiger

20.01.1922

Anstatt zur Hochzeit - in den Tod

Am 7. Jänner fuhr der 25 Jahre alte Pächterssohn Hermann Obexer in Kollmann nach Sterzing, um seine dort befindliche Braut zu besuchen. Am Abend desselben Tages wollten die glücklichen Brautleute sich wegen des Eheaufgebotes in den Pfarrhof begeben. Obexer spürte aber auf einmal starke Schmerzen in der Bauchgegend: rasch wurde der Arzt geholt und dieser ordnete die schleunigste Ueberführung des Kranken in das Krankenhaus nach Brixen an. Dort angekommen, wurde der Kranke sogleich operiert und hiebei der Durchbruch eines bestandenen Magengeschwüres konstatiert. Dann gesellten sich noch Lungen- und Rippenfellentzündung dazu und ist Obexer am 10. Jänner seinen Leiden erlegen.

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